Bein

1. An Beinern ist gut Fleisch nagen.Kirchhofer, 253.


2. An einem Bein nagen muss man nicht mehr. Kirchhofer, 169.


3. Auf Einem Beine geht (steht) man nicht.

So sagt der Deutsche, wenn er seinen Gast zum Genuss eines zweiten Glases nöthigt. Der Franzose dagegen sagt: Il faut deux jambes pour courir. Der Deutsche begnügt sich mit dem Stehen, der bewegliche Franzose will dagegen laufen. In Schlesien sagt man: Du bist ja nicht auf Einem Beine gekommen.


4. Auf Einem Beine steht man schlecht.

Lat.: Omni pede staudum. (Quintil., 12.)


5. Beine, die ermatten, fallen über den eigenen Schatten.


6. Beine gibt man nicht vom Hofe wie Futter und Mehl.Eyering, I, 200; Henisch, 262; Eiselein, 64; Körte, 481; Simrock, 898.

Ein Wort des Erzbischofs Albert zu Mainz, das er häufig brauchte, wenn er seine Diener lange stehen sah. »Setze dich nieder«, sprach er, »Beine« u.s.w. Henisch bemerkt: »Hofediener müssen stehen und aufwarten, dass ihnen die Beine schmerzen und gibt man ihnen dazu kein Bein zu Hülfe


7. Beyne gibt man nicht von hofe.Agricola, 278; Lehmann, II, 49, 1.


8. Besser ein Bein brechen als den Hals.

Holl.: Beter een been gebroken dan de hals. (Harrebomée, I, 39.)


9. Besser ein böss bein, denn gar kein.Henisch, 262.

Holl.: Beter een kwaad (gebroken) been dan geen. (Harrebomée, I, 39.)


10. Bösen Beinen und frommen Weibern dient am besten zu Hause zu bleiben.Winckler, II, 25.


11. Das Bein thut (muss gehen) wie das Knie will.Winckler, III, 88.

Holl.: Het been moet doen, wat de knie wil, en de knie, wat de nood gebiedt. (Harrebomée, I, 39.)


12. Das böse Bein muss im Bette sein.

Frz.: Le lit est l'écharpe de la jambe. (Lendroy, 642.)

13. Die Beine sind leicht, wenn der Wille gut ist.


14. Dünne Beine macht hehle Schuhe.Kirchhofer, 241.


[299] 15. Eigene Beine sind die besten.

Holl.: Eigen beenen zijn de beste steun. (Harrebomée, I, 39.)


16. Ein krankes Bein ist besser als kein Bein.

Wenn man die Hoffnung hat, dass es wieder gesund werden kann.


17. Es ist kein Bein, es hat Mark, ist es nicht Dreck.Lehmann, II, 155, 137.


18. Es ist so gut mit beiden Beinen im Stock als mit einem.


19. Es ist übel, mit kranken Beinen nach Rom laufen.Winckler, V, 25.


20. Es kann je einer dem andern ein bein bucken vnd jhm hinüber helffen.Henisch, 260.


21. Es kostet auch bein, wenn man auff stecken (ein Steckenpferd) reittet.Henisch, 260; Tunn., 23, 10; Simrock, 895; Fallersleben, 694; Franck, I, 81; Lehmann, II, 137, 74; Sailer, 51.

Holl.: Het kost al been, dat ter stokke rijdt. (Harrebomée, I, 39.)


22. Es mussen starcke beyne seyn, die gute tage konnen ertragen.Agricola, I, 80; Henisch, 262; Günther, 32; Egenolff, 38b, 135b; Luther, 12, 123, 156; Guttenstein, I, 12; Pistor., IV, 85; Sailer, 156; Siebenkees, 214; Hollenberg, II, 64; Körte, 5820; Bücking, 27; Ramann, I, Pred., I, 259; Simrock, 893; Eiselein, 64; Franck, I, 19; II, 123; Kirchhofer, 156.

Um zu tragen gute Tage brauchst du festen Fuss und Rücken, schlechte Tage kommen weiter auch auf Höckern und mit Krücken.

Holl.: 'T zijn sterke beenen, die de weelde kunnen dragen. (Sprenger II, 14; Harrebomée, I, 40.)

It.: Ogni cosa si sopporta, eccetto il buon tempo. (Bohn, I, 116.)

Lat.: Magnam fortunam magnus docet animus. – Magni pectoris est inter secunda moderatio. – Non facile est, aequa commoda mente pati.


23. Es müssen starke Beine sein, die die Welt ertragen können.Winckler, I, 47.


24. Ganze Beine sind besser als ein gemästeter Bauch.


25. Gerade Beine tragen nicht allezeit gerade.


26. Gesunde Beine bedürfen keiner Krücke.


27. Gute Beine haben oft schlechte Stiefeln.Simrock, 897; Körte, 483.

Das ist aber noch eher zu ertragen, als wenn in guten Stiefeln schlechte Beine sind; denn dieser Fall kommt auch vor.


28. Hier sind meine Beine, sagte der Rosskäfer, als man die Pferde des Pascha beschlagen wollte.Burckhardt, 183.

Von lächerlichen Anmassungen.


29. Je näher dem Bein, je süsser Fleisch.Lehmann, II, 276, 12; Henisch, 262; Simrock, 2507.

Holl.: Hoe nader het been, hoe zoeter vleesch. (Harrebomée, I, 38.) – Tusschen de beenen zit het lekkerste vleesch. (Harrebomée, I, 39.)

Lat.: Dulcior est caro, quae magis ossibus haeret ubique.


30. Jedes Bein hat Mark in sich.

Aber immer eins mehr als das andere.


31. Jo neger bi't Been, jo söter dat Fleesch. (Süderdithmarschen.)

32. Kranke Bein' und brave Frauen findet man daheim.

Holl.: Gebroken beenen en eerbare vrouwen moeten stoel en kamer houën. (Harrebomée, I, 39.) – Is uwe vrouw goed en uw been kwaad, houd ze beide van de straat. (Harrebomée, I, 40.)


33. Kurtze bein vnd enger schritt reimen sich zu hohen bergen nit.Henisch, 261.


34. Kurze Beine machen den Weg lang.

Holl.: Korte beenen maken den weg lang. (Harrebomée, I, 40.)


35. Man kann auch mit müden Beinen noch weit gehen.

Frz.: On va bien loin depuis qu'on est las. (Venedey, 71.)


36. Man muss die Beine nach der Länge der Kleider strecken.Burckhardt.


37. Man muss mit beiden Beinen darauftreten.

Etwas mit der grössten Kraft und Anstrengung betreiben.

Lat.: Omni pede standum. (Erasm., 149.)


38. Mit beiden Beinen im Stock oder mit einem ist gleichviel.Simrock, 896; Fallersleben, 97; Körte, 482.

Holl.: Het is al zoo goed, met beide beenen in den stok te zitten als met een. (Harrebomée, I, 39.)


[300] 39. Mit den Beinen läuft man nicht in den Himmel.Simrock, 4744.


40. Mit geschwollenen Beinen ist böse tanzen.


41. Mit kranken Beinen ist böss gehn.Henisch, 261; Simrock, 894; Tunn., 26, 4; Körte, 485.

Holl.: Met kranke beenen is het kwalijk tot Rome te loopen. (Harrebomée, I, 40.)


42. Müden Beinen ist schwer pfeifen.


43. Up ên Bên kann man nich stahn. (Rastede.) – Firmenich, III, 27, 42.


44. Wann de Beine nach wârme sind, dann get de Bückse gut ane.Curtze, 343, 263.


45. Was den Beinen recht, macht die Schuhe schlecht.

Holl.: Wat den beenen goed is, is den laarzen kwaad. (Harrebomée, I, 40.)


46. Was ins Bein gewachsen ist, kann man nicht aus dem Fleische schneiden.

Holl.: Wat in het been gegroeid is, kan men moeijelijk uit het vleesch snijden. (Harrebomée, I, 39.)


47. Wehe dem bein, da vil hund an nagen.Henisch, 263.


48. Weisse bein vnnd rote Wangen seind nicht allzeit die frömbsten.Henisch, 262.


49. Wenn das Bein gebrochen ist, haut man den Baumstumpf um.


50. Wenn das Bein geheilt ist, so tanzt der Esel wieder.


51. Wer gerade Beine hat, kann gut über krumme lachen.

Lat.: Loripedem rectus derideat. (Wiegand, 486.)


52. Wer gesunde Beine hat, braucht keine Krücken.

Holl.: Als wij gezonde beenen hebben, waarom zouden wij dan op krukken loopen. (Harrebomée, I, 39.)


53. Wer gläserne Beine hat, muss nicht aufs Eis gehen.


54. Wer jm wolt alles zu beine binden, den wirt man selten fröhlich finden.Henisch, 262.

55. Wer keine Beine zum Gehen hat, der springt nicht über die Mauer.


56. Wer mit jungen Beinen den Berg nicht erreicht hat, wird ihn schwerlich mit den alten ersteigen.Sailer, 351.


57. Wer nur auf Einem Bein stehet, den stösst man leicht um.


58. Wer nur Ein Bein hat, bekommt keine kalten Füsse.

Holl.: Ik krijg nooit koude voeten, zei de soldaat, en hij had maar een been. (Harrebomée, I, 40.)


59. Wer über die eigenen Beine fällt, schreit nicht.

Engl.: He that falls himself, never cries.


60. Wie man zwei Beine übers Pferd hängt, lernt sich von selber.Eiselein, 65.


61. Wôr' Bên, see(de) Pagelûn1 un ging in 'n Päerstall.Schütze; Hagen, 100, 42.

1) Pfau, auch wol Truthahn. – Der Pfau warnte nur sich selbst und seine Beine. – Zeichnung der Selbstsüchtelei.


62. Zerbrochenes Bein bleibt zu Hause.


63. Zwey bein vbers Ross hengen, ist nicht grosse kunst.Henisch, 262.


*64. Aff zwee Beenen wie die Gänse. (Hirschberg.)

Sehr gebräuchlich als Antwort auf die Frage, wie jemand hergekommen sei.


*65. Alles zu beine binden.Henisch, 262.

Sich jede Kleinigkeit zu Herzen nehmen.


*66. Ar hat'n a Bên1 ei's Maul gab'n. (Franken.) – Frommann, VI, 164, 34.

1) Bein, Knochen. – Er hat ihn durch leere Versprechungen beschwichtigt.


*67. Auf die Beine kommen.

Gesund werden oder wieder in bessere Vermögensumstände kommen. Oft heisst es in letzterer Beziehung auch, er ist so weit gekommen, dass er sich schämt, seine Beine zu gebrauchen und vielmehr danach strebt, sich anderer Beine zu bedienen.


*68. Auf seinen eigenen Beinen stehen.

Holl.: Hij gaat op zijne eigene beenen. (Harrebomée, I, 40.)


*69. Buten Beens lopen.Eichwald, 109.

Ehebruch treiben.


*70. Das wird ihm die Beine nicht besser machen.

Wird ihm nicht viel nützen.


[301] *71. Dat hett he an sin seer1 Been.Eichwald, 108.

1) Kranken, schmerzhaften.


*72. Die Beine auf den Nacken (Rücken) nehmen.


*73. Die Beine auf den Teller legen wie die Braut von Speyer.Brandt, Nsch., 110.

Die Mutter hatte von ihr verlangt, die Knochen beim Fleischessen nicht unter den Tisch zu werfen, sie legte aber die eigenen Beine auf den Teller.


*74. Die Beine unter die Arme nehmen.

Springen, fliehen.


*75. Die Beine unter fremden Tisch stecken.

Sich von andern Leuten füttern lassen. In den »Gefangenen« des Plautus sagt der Schmarotzer Ergasilas: »Wir ernähren uns beständig von fremder Kost wie die Mäuse. Wer aber nicht Ohrfeigen leiden und sich Schüsseln auf dem Kopfe zerschlagen lassen kann, der muss betteln gehen.«

Holl.: Het zal afvallen, wanneer gij de beenen onder eens anders tafel steekt. (Harrebomée, I, 40.)

*76. Dös muss i' ou's Bê schmier'n (streichen). (Franken.) – Frommann, VI, 164, 34; Grimm, I, 1384, 11.

Das muss ich ans Bein schmieren, d.h. ich muss den Schaden geduldig tragen, verschmerzen, die Sache einbüssen.


*77. Du hast dem Kind die Beine noch nicht gesehen.


*78. Einem auf die Beine helfen.

Das Wort wird einmal angewendet, wenn ein wirklich Bedürftiger unterstützt, wenn er aus einer Verlegenheit gerettet und – gleichsam ein Liegender – aufgerichtet und zum Stehen gebracht wird. Dann wendet man es auch ironisch an, wenn jemand um all das Seine gebracht worden ist.

Der Krieg ist zwar – so wie ich meine –

Zum Wohlthun nicht bestimmt;

Doch bringt er manchen auf die Beine,

Dem Kutsch' und Pferd er nimmt.


*79. Einem Beine machen.

Ihn zum Laufen, in Gang bringen.

Frz.: On le hâtera bien d'aller.

Lat.: Alas addere. – Testudineum istum ego tibi grandibo gradum. (Plautus.)


*80. Einem ein Bein stellen (unterschlagen). Frommann, VI, 169, 33; Grimm, I, 314, 9.

In Franken: Ar hat'n die Bê(ne) ô'g'schlôg'n. (Frommann, VI, 164, 31.) Ihn durch List zu stürzen, ihm hinterlistig zu schaden, ihn in Miscredit zu bringen gesucht.

Frz.: Il était bien auprès du prince, mais un tel lui a donné le croc-en-jambe.


*81. Einem etwas ans Bein streichen.


*82. Einen (etwas) mit zwei Beinen ziehen.

Etwas nach Lust und Belieben treiben. Das Bild ist entweder vom Homerischen Vulkan, den der stärkere Jupiter bei den Beinen nahm und aus dem Himmel warf, oder von Hektor entlehnt, der den Achill besiegt hatte und ihn vom Wagen herabhängend schleifen liess.


*83. Er fällt über seine eigenen Beine.


*84. Er findet kein Bein darin.

Kein Bedenken, kein Hinderniss.


*85. Er geht nur mit einem Bein dazu.

Von denen, die eine Sache schläfrig und nicht mit dem gehörigen Ernste anfangen.


*86. Er hat die Beine zu weit durch die Hosen gesteckt.

87. Er hat ein Bein im Fuss.Kirchhofer, 241.


*88. Er hat ein faules Bein im Rücken.Sailer, 306.

Will sich nicht zur Arbeit bücken.

Holl.: Hij is zoo lui, dat men hem wel uit de beenen zou schudden. (Harrebomée, I, 38.)


*89. Er hat ihn beim linken Bein bekommen.


*90. Er hat noch junge Beine.

Noch frisch, munter, beweglich wie ein Jüngling sein.

Frz.: Il a encore ses jambes de quinze ans.


91. Er hat sich die Beine bald (halb) abgelaufen.

Hat sich sehr viel Mühe gegeben.


*92. Er hat's am heiligen Bein.Eiselein, 65.


*93. Er hat zu schwache Beine dazu.

Er ist zu alt und schwach zu diesem Geschäft.

Lat.: Navis annosa haud quoquam navigabit per mare. (Diogenion.)


*94. Er hebt ein Bein auf und sieht über sich. Geiler.


*95. Er (Sie) ist mit dem linken (unrechten) Bein zuerst aus dem Bette gekommen (gestiegen).

Es mislingt ihm alles; er ist am Tage mürrisch, verdriesslich.

Frz.: Il s'est levé le cû devant. (Kritzinger, 194.)

Holl.: Hij is met het verkeerde been uit bed gestapt. (Harrebomée, I, 34.)

Lat.: Hodie nihil succedit. (Plautus.)


*96. Er kann nicht auf seinen eigenen Beinen stehen.

Holl.: Hij kan nog niet op zijne eigenen beenen staan. (Harrebomée, I, 40.)


[302] *97. Er kommt immer wieder auf die Beine.

Frz.: Cet homme ne saurait tomber que debout. (Lendroy, 567.)


*98. Er läuft sich die Beine aus dem Leibe. Tendlau, 517.


*99. Er nimmt die Beine unter die Arme.

Läuft, als wenn ihm der Kopf brennt.

Lat.: Ocyor accipitre. – Quantum pedibus potes. (Plato.)


*100. Er steht auf schwachen Beinen.Kirchhofer, 355.


*101. Er steht mit einem Bein im Grabe.

Holl.: Hij gaat met het eene been in 't graf. (Harrebomée, I, 40.)


*102. Er wird an diesem Beine lange zu klauben haben.

Holl.: Hij heeft hem een been in den mond gegeven om te kluiven; daar zal hij genoeg aan te doen hebben. (Harrebomée, I, 38.)


*103. Et schall wol in de Beene sacken.Eichwald, 110.


*104. Etwas an das Bein binden. (Ostpreuss.) – Eiselein, 65.

Sagt man, wenn man eine gewisse Summe Geldes wozu verwenden muss, die uns aufzubringen schwer wird; auch etwas leihen mit der Aussicht, es zu verlieren. (Hennig.) Jetzt nur noch von einer Summe Geldes, die möglicherweise schlecht rentiren kann.

Holl.: Dat kunt gij aan uw been binden. (Harrebomée, I, 39.)


*105. Hä, muss sing Bein unger ander Lück's1 Desch sätze. (Köln.) – Firmenich, I, 482, 52.

1) Leute.


*106. Hettestu an eim beine das ich dir gewundscht habe, du wurdest nyrgent hyngehen.Agricola, 487; Campen, 65; Latendorf, 101; Henisch, 262.

Holl.: Hadt gij het aan uw been, wat ik u toegewenscht heb, gij zoudt nergens heengaan. (Harrebomée, I, 39.)

Lat.: Primi motus non sunt in nostra potestate.


*107. Ich bin nicht auf Einem Beine hergekommen.

Mit Einem Glase, Einer Tasse ist's nicht genug.

Holl.: Men kan op een been niet loopen. (Harrebomée, I, 40.)


*108. Ich habe am rechten Bein keine linke Wade.


*109. Ich wil oich balde Beene machen.Gomolcke, 592; Robinson, 896.


*110. Mit ausgestreckten Beinen schlafen.

Mit der grössten Ruhe und Sorglosigkeit.

Lat.: Porrectis pedibus dormire. (Plautus.) (Erasm., 829.)


*111. Mit beiden Beinen davonlaufen.

it aller Anstrengung und Hast fliehen. Daher Aristophanes: »Wir flogen mit beiden Füssen aus dem Vaterlande

Lat.: Duobus pedibus fugere. (Aristoph.) (Erasm., 299.)


*112. Mit fremden Beinen laufen.


*113. Mit seinen Beinen will ich noch Birnen herunterwerfen.

Holl.: Ik zal met uwe schonken nog noten (peren) afknuppelen (van den boom werpen). (Harrebomée, I, 175.)


*114. Seine Beine dürsten nach gutem Weine.

Vom Schwachen, Abgematteten, Kraftlosen.


*115. Sich auf die Beine machen.

Abgehen, den Weg, die Reise antreten.


*116. Sich etwas in die Beine ziehen.


*117. Sich ins Bein hauen.


*118. Sie klauben an Einem Bein.

Holl.: Zee hebben tezamen aan een been gekloven, zonder het te weten. ( Harrebomée, I, 39.)


*119. So weit die Beine tragen. (It.)

Lat.: Quantum pedibus potes. (Plato.) (Erasm., 304.)


*120. Wat ant Beïn binnen. (Westf.)

Einen Schaden tragen.


[303]

zu4.

Holl.: De kapucijnem gaan altijd getweôn. – De Minnebroeders gaan niet alleen. – En goed monnik gaat niet alleen. (Harrebomée, I, 382b.)


zu17.

Dän.: Det koster been at ride paa stof. (Prov. dan., 58.)


zu21.

Holl.: Teast al been dat men te stoo rijt. (Tunn., 23, 10.)

Lat.: Cui nedis est soni pes, lassus erit sibi pes. (Reuterdahl, 159.) – Si baculus fit equus, tunc semlis undique vecrus. (Fallersleben, 694.)

Schwed.: Thz kostar been at ridha aa staff. (Reuterdahl, 159.)


zu22.

»Nichts ist dem Menschen so schwer zu tragen als eine Last von guten Tagen.« (W. Müller, Epigramme, 1. Hundert, Nr. 50.) – »Vorwar de bene sint stark unde gesunt, de gode Dage dregen kunt.« (Verlorener Sohn, 360.)

Dän.: Der höre staerke been til at baere gode dage. (Prov. dan., 307.)

Engl.: It is no easy matter to bear prosperity decently. (Marin, 10.)

Schwed.: Det fordras en stark rygg, för att bära goda dagar. (Marin, 10.)


zu29.

Bei Tunnicius (1149): Wo neger dem beine, wo söter vleisch. (Est alia longe caro dulcior ossibus haerens.)


zu38.

Lat.: Nil refert bino fore cippe vel pede solo. (Fallersleben, 97.)


zu39.

Plattdeutsch: Met de Bên löpt Ein 'n ne in 'n Himmel. (Schlingmann, 614.)


zu45.

Lat.: Quo crus, salvus erit, oerea sepe perit. (Fallersleben, 309.)


zu63.

Der Kurfürst Johann von Sachsen sagt einmal zu Luther: »Mein Sohn Ernst hat mir eine lateinische Epistel geschrieben. Es gefelt mir sehr wol, bittet vmb ein Hirsch, den hab ich jhm selber geschossen vnd geschickt, vnd will, dass er studiere; er kan leichtlich lernen zwey beine vber ein Hengst hinabhengen.« (Zinkgref, IV, 9.)


zu74.

Lat.: Quantum pedibus potes. (Platon.) (Erasm., 304; Philippi, II, 122.)


zu79.

Im 17. Jahrhundert: »Ich mach' dir füss.« (Wackernagel, Lesebuch, III, 1, 569.)


zu101.

Ostfr.: He steit mit ên Bên in 't Graft. (Kern, 437.)


zu107.

In Schlesien: Uf emm Beene bîn ich nicb heregekommen. – Drei Beene hot der Schusterschemmel. – Vier Rader hàln a Wân.


zu117.

Si' nei's Bê haun. (Franken.) D.i. sich selber Schaden zufügen.


121. An Beinen ist niedlich fleisch zu nagen, als man gemeiniglich thut sagen.

Lat.: Dulcior est caro, quae magis ossibus haeret ubique. (Loci comm., 25.)


122. Auf einem Beine ist nicht gut stehen.Lessing.


123. Besser Ein Bein als gar keins.


124. Besser gesunde Beine als vergoldete Krücken.

Die Russen denken anders: An einer goldenen Krücke geht der Lahme schneller als der Arme auf zwei gesunden Beinen. (Altmann V, 78.)


125. Das Bein hat wol von weh zu klagen, daran zugleich viel hunde nagen.

Lat.: Dum canis os rodit, socium quem diligit odit. – Vae sibi, quando canes veneunt os rodere plures. (Loci comm., 4.)


126. Das Bein muss gehen, wie das Knie will.

It.: La gamba fa quel che vuol il ginocchio. (Cahier, 2937.)


127. Das kranke Bein gehört ins Bett, der kranke Arm in die Binde.

Span.: La pierna en el lecho, yel brazo en el pecho. (Cahier, 3651.)


128. Dat öss rein tom Bên utdrêge (ausdrehen), seggt de Bross. (Ragnit.) – Frischbier, I, 301.

Bross – ein Tischler in der Gegend von Szillen.


129. De êrst mit ên Bên in d' Slôt (Graben) sitt, kummt der licht mit beiden in.Kern, 438.

Ein Unglücksfall zieht den andern, ein Vergehen das andere nach sich.


130. Ein Bein, das einem gehört, trägt einem kein Hund davon.


[947] 131. Idt möten starke Bêne syn, de gude Dage dregen fyn.Gryse, 12.


132. In lahmen Beinen juckt es am meisten, wenn zum Tanz gespielt wird.

Die Russen: Die Lahmen sind immer bereit zu tanzen. (Altmann VI, 445.)


133. Man sieht wol am Bein, wo die Strümpfe ein Loch haben, und wo die Hosen zerrissen sind.Harrebomée, I, 40b.


134. Mein Bein geht nach Wein, sagt Taubmann.

»Taubmann pflegte in guten Tagen des Poeten Alti Symbolum im Munde zu führen: Ossa meram sitiunt.« (Taubmannia, 112.)


135. Mit schwachen Beinen ist schlecht nach Rom laufen.Petri, II, 478.

Bei Tunnicius (1106): Mit kranken beinen is quât to Rome lopen. (Nemo potest Romam sine plantis currere sanis.)

136. Ohne Beine ist schlecht tanzen.

Bei Tunnicius (884): Sunder beine is quât dansen. (Nemo carens pedibus potuit duxisse choream.)


137. Schwache Beine gehen nicht gern.

Holl.: Een meeps lyf wil geen beweginge lijden. (Cats, 288.)


138. Sêre (wunde) Bênen un gode Wîfen, denen wol (nöthigen) in Hus to blîfen.Kern, 433.


139. Starke Beine sind der beste Segen im Unglück.

Lat.: Cum prope fraus cedit felix cui crux benedicit. (Reuterdahl, 169.)

Schwed.: Opta aer wodhin noer soel aer thaen waelsignad per aer. (Reuterdahl, 169.)


140. Wer nicht an die Beine frieren will, muss sich nicht weiter strecken, als die Decke reicht.

Dän.: Reck foden saa at skind-taekkenet kand over gaae. (Prov. dan., 468.)

Holl.: Dei geene koude wil bijden, moet zijne beenen niet verder uitsteken, dan de deken lang is. (Harrebomée, I, 443b.)


141. Wer seine Beine anspannt, braucht die Pferde nicht anzuspannen.

Span.: Mirate a los pies, y desharas la rueda. (Cahier, 3653.)


142. Wer seinen Beinen nicht traut, muss sich auf einen guten Stock stützen.

Lat.: In baculo vegeto qui nutas membra tineto (teneto). (Reuterdahl, 420.)

Schwed.: Staffraude man skal stydhia sik mz kaep. (Reuterdahl, 420.)


143. Woahrt de Bên', säd' de Pagelun to de Pier, as he in 'n Pierstall kamm.

Nehmt die Beine in Acht, sagte der Pfau (Truthahn) zu den Pferden, als er in den Pferdestall kam.


*144. A hôt Bên' wie a Sâjehbügl. (Lusdorf bei Böhmisch-Friedland.)

Seine Beine sind so krumm wie ein Sägebügel ist.


*145. Ar hat 'n die Bê ôrg'schlôg'n. (Franken.) – Frommann, VI, 164, 31.

Er hat ihn in Miscredit gebracht.


*146. Auf jungen Beinen stehen.

Dän.: Som staaer aldrig paa yngre been. (Prov. dan., 58.)

*147. Auf zwei Beinen wie eine Gans, nur nicht (man nich) ganz so (oder: und auch, un uch) wacklich.

Als Antwort auf die Frage: Wie geht's? wofür man auch die Antwort hat: Passable, misserable.


*148. Damit hat's noch lange Beine.

Hat es noch Zeit. »Mit dem Regen und Donnerwetter hat es noch lange Beine.« (Schmidt-Weissenfels in Breslauer Zeitung, 1863, Nr. 391, S. 2048.)


*149. Das stehet auff bösen Beinen.Mathesius, Postilla, I, XIIIa.


*150. Der setzt die Beine wie der Hahn, wenn er auf den Mist steigt.Klix, 162.


*151. Drei Bêne hot der Schusterschemmel.

Sagt der Trinker, der schon zwei Gläser geleert hat. Nach dem ersten heisst es: Uf em Bêne bîn ich nich hergekummen. (Die Sammellwuhe von Dr. Rössler im Boten aus dem Riesengebirge, Hirschberg 1876, Nr. 273.)


*152. Einen vber ein Bein fallen lassen.Henisch, 982, 23.


*153. Enen bi 't Bin krîgen.Stürenburg, 12.

Ihn beklagen.


*154. Er hat Beine wie Wasserkannen. (Schles.)

Von Kranken, die geschwollen sind, namentlich Wassersüchtige.


[948] *155. Er hed's Bei g'streckt. (Luzern.)

Ist gestorben.


*156. Er ist wie ins Bein gehauen.Frischbier, I, 297.

Behindert, unwohl.


*157. Er machte lange Beine. (Berlin.) – Schottmüller, Ms.

Er sah, dass er wegkam.


*158. Er setzt de Bêne auswärts, als wenn ihm 'ne Kanone zwischen durchfahren sollte. (Berlin.)


*159. Es gohd nüd uf eim Bei. (Luzern.)

Scherzhaft beim Trinken, es nicht bei einem Glas bewenden zu lassen.


*160. Hä kümt widder op de Bên. (Brandenburg.)


*161. He het sîn beste Bên versitted.Lyra, 55.

Ist in heiterer Stimmung.


*162. He kriggt hum bi 't Bên as derto.Kern, 436.

Bringt ihn zum Fallen, führt ihn an.


*163. He kriggt 't all up sîn sêr (wundes) Bên. Kern, 409.

Das Mass seines Unglückes wird immer voller.


*164. He lett 't in de Benen ssacken.Kern, 440.

Er lässt den Muth sinken; das Herz sinkt ihn in die Schuhe.


*165. Hei heft Bêne wî e gemaster Sparling. Frischbier, II, 319.


*166. Hei heft so dicke Bêne wie Kuhnke Hahn. (Samland.) – Frischbier, I, 302.


*167. Hi mut altidj me 't bâst Bian värtu. (Amrum.) – Johansen, 150; Haupt, VIII, 361, 176.


*168. I hab e Boi (Bein) im Bauch. (Ulm.)

D.i. ich kann mich nicht bücken.


*169. Ich fühle meine Beine nicht.Frischbier, II, 317.

Zur Bezeichnung grosser Müdigkeit.


*170. Ich kann mir's nicht aus dem Bein schneiden.Frischbier, I, 300.

*171. Ick hoff se to Bên krêgen.Schütze, IV, 265.

Ich habe sie auf die Beine gebracht.


*172. Ihrethalben ein Bein entzwey.

»Saget man im Sprichwort, weil junge Freyers Leute jren eigen leib für jre Vertrauweten in gefahr, vnd auch wol gar in todt setzen.« (Theatrum Diabol., 298a.)


*173. Mank de Bêne öss Honnig.Frischbier, I, 303.

Wortspiel. Mank – unter und zwischen. BêneBienen und Beine. Auch mit dem Zusatz: on vor 'm Narsch – öss Drost (= Wachs).


*174. Mit den Beinen auseinander stehen, wie eine magere Sau im Froste.

Dän.: At staa ud til Beens, som en mager so ö frost. (Prov. dan., 528.)


*175. Seine Bêne wackeln hin und her, wie die kyritzer Wegweiser.


*176. 'T beste Bên för.Stürenburg, 12a; Bueren, 69; Hauskalender, II.

Immer munter und rüstig vorwärts.


*177. Zwei Bein über ein Hengst hängen.Luther's Tischr., 4576.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Musset, Alfred de

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

Gamiani oder zwei tolle Nächte / Rolla

»Fanni war noch jung und unschuldigen Herzens. Ich glaubte daher, sie würde an Gamiani nur mit Entsetzen und Abscheu zurückdenken. Ich überhäufte sie mit Liebe und Zärtlichkeit und erwies ihr verschwenderisch die süßesten und berauschendsten Liebkosungen. Zuweilen tötete ich sie fast in wollüstigen Entzückungen, in der Hoffnung, sie würde fortan von keiner anderen Leidenschaft mehr wissen wollen, als von jener natürlichen, die die beiden Geschlechter in den Wonnen der Sinne und der Seele vereint. Aber ach! ich täuschte mich. Fannis Phantasie war geweckt worden – und zur Höhe dieser Phantasie vermochten alle unsere Liebesfreuden sich nicht zu erheben. Nichts kam in Fannis Augen den Verzückungen ihrer Freundin gleich. Unsere glorreichsten Liebestaten schienen ihr kalte Liebkosungen im Vergleich mit den wilden Rasereien, die sie in jener verhängnisvollen Nacht kennen gelernt hatte.«

72 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantische Geschichten II. Zehn Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.

428 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon