1. Arbeite, als wolltest du ewig leben, und sei fromm, als solltest du diese Stunde sterben. – Egenolff, 76b; Agricola, 98.
Lat.: Serere ne dubites. (Tappius, 166a.) – Omnem crede diem tibi diluxisse supremum. (Horaz.) – Tanquam perpetuo victurus, adito laborem, et vitam, veluti cras moriturus, age.
2. Arbeite brav, das gibt guten Schlaf.
3. Arbeite, du Elender, für diesen faulen Schwelger. – Burckhardt, 109.
4. Arbeite fleissig und Gott wird es dir segnen. – Burckhardt, 531.
Ein Sprichwort, dessen sich die Aegypter oft im Handel bedienen und womit sie den Gedanken ausdrücken: Gott ist die Ursache, dass deine Güter (Waaren) verkauft sind, er ist die Ursache deines Gewinns.
5. Arbeite frisch, die gebratenen Tauben fliegen nicht auf den Tisch.
6. Arbeite früh, so hast du mittags Brüh'.
Lat.: Labor senectuti optimum obsonium.
7. Arbeite gern und sei nicht faul, gebratene Tauben fliegen keinem ins Maul.
8. Arbeite in der Jugend, damit du zu zehren hast im Alter.
Engl.: They must hunger in frost, that will not work in heat.
Lat.: Dum vires annique sinunt, tolerate labores; jam venit tacito curva senecta pede.
Ung.: A ki nyárban nem gyüjt, tèlben keveset fűt. – Ki ifjonta jól gyüjt, vénségére jól fűt.
9. Arbeite in der Jugend streng, lebst dann froh und in die Läng. – Schweiz.
10. Arbeite und begnüge dich mit dem Deinen.
Lat.: Sicyon arrodens uxor lacernam texe. (Athenaeus.)
11. Arbeite, und wär' es auch nur ein einziges Körnlein, und rechne auf den Vortheil des Müssiggängers. – Burckhardt, 55.
12. Arbeite, wenn du kannst, bekommst du auch nicht, was du verdienst.
13. Arbeiten bringt Brot, Faulenzen Hungersnoth. – Megerle.
14. Arbeiten gehört den Menschen, Wohlgerathen kommt Gott zu.
15. Arbeiten im Lande ist besser als in der Wüste beten.
16. Arbeiten ist der beste Brautschatz.
17. Arbeiten is forr dumme Lü (Leute) un Päre (Pferde). (Oldenburg.) – Weserzeitung, 4077.
18. Arbeiten ist keine Schande.
19. Arbeiten mögen wir nicht und Herr zu sein geht nicht. (Lit.)
20. Arbeiten ohne Beten ist ein Fass ohne Wein und Gold ohne Schein.
21. Arbeiten ohne Gewinn heisst Gethanes thun.
22. Arbeiten thut wehe, der Stuhl brennt manchen.
23. Arbeiten und Sparen macht (wird) zusehends reich.
24. Bar arbet, dass e' verdörbt, dan muss me schlôe, dass he störbt. (Henneberg.)
25. Der arbeitet, was unnütz ist, wer an Ketten will legen einen Fist. – Lehmann; Eiselein, 35.
26. Die weniger arbeiten als kauen, die ohne Geld bauen und die beim Ausleihen blind vertrauen, fallen in der Armuth Klauen.
[121] 27. Es ist bös', arbeiten und Wasser trinken. – Simrock, 438.
28. Ich will arbeiten, bei meiner Ehr', sagte Hans, wenn nur das Teufels Bücken nicht wär'.
29. Ma arbt sich nich bahl zu Tude. – Gomolcke, 722.
30. Man arbeitet allweg lieber in frischer Waare.
31. Man kann arbeiten wie ein Ackergaul, für Zuschauer ist man immer zu faul.
32. Mann soll arbeyten, als wolt mann ewig leben, vnnd fromm sein als wolt mann alle stund sterben. – Egenolff, 76b.
Lat.: Omnem crede diem tibi diluxisse supremum.
33. Ungedingt gearbeitet, ohne Lohn davongegangen. – Pistor., II, 33 und IV, 74; Siebenkees, 137.
34. Wann soll ich arbeiten? sagte der Faule; im Frühjahr ist viel Wasser, im Herbst viel Schmuz, im Sommer ist's heiss und im Winter kalt. – Bertram.
35. Wenn arbeiten so lustig und leicht wäre, so thät's der Bürgermeister selbst. – Auerbach.
36. Wenn ich soll arbeiten für dich, so arbeite für mich.
37. Wer arbeiten will, findet immer Brot.
38. Wer arbeitet, dem fliegt (pflügt) die Sonne.
It.: Ter chi è avvezzo al travaglio riesce l'ozio di travaglio.
Lat.: Ipse labor quasi callum quoddam obducit dolori. (Cicero.) – Nullus agenti dies longus. (Sen.)
39. Wer arbeitet, dem vergehen die Hundsgedanken.
Lat.: Otia si tollas periere Cupidinis arcus. (Ovid.)
40. Wer arbeitet, frisst Stroh, wer nichts thut, bekommt Heu, hier und anderswo.
Was ganz in der Ordnung ist, denn dem letztern würde das Stroh nicht schmecken; und man muss jeden sättigen mit Wohlgefallen.
41. Wer arbeitet fürs gemein, der arbeitet für kein'n.
42. Wer arbeitet, hat Hausrath.
43. Wer arbeitet ohne zu beten, hat einen Tisch ohne Fisch.
44. Wer arbeitet und niemals fei'rt, Lust und Kräfte (oder: Kraft und Leben) bald verlei'rt. – Lehmann.
45. Wer arbeitet weiss nicht, wem's zugute kommen wird.
Aber wer schläft und isst, weiss, wem zugute es geschieht.
46. Wer fleissig arbeitet, betet zweimal. – Venedey, 141.
47. Wer gern arbeitet, dem fehlt's nicht an zu thun.
Dem gibt man Arbeit.
48. Wer gern arbeitet, dem ist der Müssiggang eine Qual.
49. Wer nicht arbeiten kann, muss zur Armuth in die Schule gehen.
50. Wer nicht arbeiten will, der lass das Brot auch liegen still. – Pistor., II, 35; Simrock, 414.
51. Wer nicht arbeiten will, findet immer eine Ausrede.
It.: Ogni minima cosa disturba il cattivo lavoratore.
52. Wer nicht arbeiten will, hat bald Feierabend gemacht. – Simrock, 430.
53. Wer nicht arbeitet früh und spat, von Gott nichts zu erwarten hat.
54. Wer nicht arbeitet, muss betteln gehen.
Lat.: Mendicat propere manus sine opere.
55. Wer nicht arbeitet (arbeiten will), soll auch nicht essen. – 2 Thess. 3, 10; Schulze, 276; Tappius, 360; Mayer, I, 34; Eiselein, 34; Körte, 232; Simrock, 413; Venedey, 74; Weisheit, 4.
Nicht eigentlich zu verstehen, sonst wäre es um das Leben von tausend reichen Müssiggängern und Müssiggängerinnen geschehen.
Engl.: No mill, no meal.
Frz.: Pour manger il faut travailler.
It.: Chi non lavora non mangia.
Lat.: Nisi purges et molas, non comedes. – Si quis non vult operari, non manducet.
Ung.: A dolgot kerülö nem sok kalácsot eszik.
56. Wer nicht arbeitet, stirbt eher vor Hunger als vor Ueberfluss.
Engl.: A close mouth catches no flies. – He that gapes until he be fed, well may gape until he be dead.
Frz.: Jamais le paresseux n'eut grande écuellée.
Ung.: A dolgot kerülő hamar koldulásra jutt.
[122] 57. Wer nit gern arbeitet, der hat bald eyn Fiertag gemacht. – Tappius, 190a; Kirchhofer, 137.
58. Wer sich zu Tode arbeitet bei Hof, wird nicht begraben auf den Kirchhof. – Pistor., II, 34.
59. Wer sich zu Tode arbeitet, wird unter dem Galgen begraben. – Sprichwörterschatz, 4.
60. Wer treulich arbeitet, betet zweifältig. – Luther, 342; Steiger, 222; Venedey, 75.
Sowie die nur einfältig beten, welche ausser dem Händefalten, Kopfhängen und Lippenplärren nicht arbeiten.
61. Wer untreu arbeitet, flucht zwiefältig. – Körte, 231.
62. Wie einer arbeitet, so wird ihm gelohnt.
Frz.: Si vous me conduisez bien je vous donnerai bien pour boire.
63. Wie man arbeitet, so isst man.
Frz.: Hardi gagneur, hardi mangeur.
64. Willst du nicht arbeiten, so hilft dir kein Beten.
65. Wir sollen arbeiten, als solten wir ewig leben, vnd sorgen, als solten wir morgen sterben. – Tappius, 166b.
Lat.: Serere ne dubites. (Columella.)
66. Wo man arbeitet, hat Frau Venus keinen Platz.
*67. Arbeiten, dass das Blut unter den Nägeln hervorspritzt.
*68. Arbeiten für nichts und wieder nichts. (Schles.)
Der Franzose hat dafür die Redensart: Travailler pour le roi de Prusse (Für den König von Preussen arbeiten), was soviel bedeutet, als umsonst arbeiten, seine Mühe nutzlos verschwenden. Der Ursprung dieser Redensart wird in die Zeit Voltaire's verlegt, der, von Friedrich dem Grossen in Ungnade entlassen, dieselbe in dem angegebenen Sinne gebraucht haben soll. Nach andern soll sie daher rühren, dass die preussische Regierung die sogenannten Baugefangenen umsonst an königlichen Gebäuden arbeiten liess. Ein paar sehr treffende Anwendungen fand die Redensart in neuerer Zeit. Als die Angelegenheit des Manuscriptenfälschers Simonides in Leipzig und Berlin spielte, erzählte auch Ludwig Lalanie, der Redacteur des Athénacum français, von seiner Kenntniss um dieselbe, und machte in Bezug auf den gelehrten und geschickten Betrüger die Bemerkung, der arme Simonides habe, trotz aller aufgebotenen Kunst, in dem berliner Gefängniss schliesslich doch zu der Einsicht kommen müssen, »qu'il avait travaillé pour le roi de Prusse«. – Als sich England anfangs mit dem in Paris (1856) geschlossenen Frieden unzufrieden zeigte, entstand während der Congressverhandlungen folgendes Bonmot: Le roi de Prusse a travaillé, toujours pour la paix, les Anglais ont travaillé contre la paix, mais pourtant ils ont travaillé pour le roi de Prusse.
*69. Arbeiten ist ihr Vorland (Cap). – Sprenger I.
Aus dem See- oder Küstenleben entlehnt. »Vorland« ist die ins Meer ragende Landspitze, worauf ein Fahrzeug anhält. Arbeiten legt den Grund zu einem sichern Bestehen.
*70. Arbeiten, wenn die Leute zur Kirche gehen.
*71. Arbeiten wie ein Lastthier.
Frz.: Il est chargé comme un mulet. – Il travaille comme un mulet.
*72. Arbeiten wie eine Fee.
In Schottland waren die Feen, wie der Volksglaube behauptete, sehr gewandte Meisterinnen in allen Künsten, daher man noch heutzutage von denen, die etwas Ausgezeichnetes leisten, diese sprichwörtliche Redensart gebraucht.
*73. De ahrbeid ass de Schinna. (Ukermark.)
Arbeiten wie der Schinder (Scharfrichter), d.h. sehr schnell.
*74. Er arbeitet am Tisch, wo man die Schuhe unter das Bett stellt. – Fischart.
Liegt im Bett.
*75. Er arbeitet mit an dem Schiff.
Ist an der Sache betheiligt.
*76. Er arbeitet wie ein Ruderknecht.
D.h. schwer wie ein Galerensklave oder Mühlenpferd.
*77. Er arbeitet wie eine (Fisch-) Otter.
Es kostet den Ottern viel Anstrengung und List, um an den Ufern der Flüsse, an denen sie sich ihre Wohnungen graben, ihr Futter zu gewinnen.
*78. Hä arbed as en Péärd. (Grafschaft Mark.)
*79. He will wol arbeiden, man he mag sîn êgen Swêt nich rûken (riechen). (Ostfries.) – Frommann, VI, 281.
zu1.
Dän.: Man skal arbeyde, som man skulle awig leve, og väre from som man skulle döe hoer stund. (Prov. dan., 33.)
Slov.: Deluj, kakor bi imel adno živeti; moli kakor bi imel iutri umreti.
zu4.
Lat.: Esto laborator Deus est tunc anxiliator. (Egeria, 62.)
zu8.
Dän.: Arbeyd mens du er frisk og ung, det gasner naar du or gammel og tung. (Prov. dan., 33.)
zu10.
Dän.: Man skal arbeyde og tage for goet hvad gud giver. (Prov. dan., 34.)
zu13.
Holl.: Nog beter is het, verloren arbeid gedaan, dan in ledigheid zich te verliezen. (Bohn I, 335.)
zu15.
Das Lieblingssprichwort der Neger in Centralamerika (Panama) dagegen lautet: Nur Narren und Pferde arbeiten; es charakterisirt ihre beispiellose Faulheit.
zu27.
Dän.: Man arbeyder ikke straengt med vand spanden. (Prov. dan., 33.)
zu37.
Dän.: Hvo flittig arbeyder, efter mae ey leder. (Prov. dan., 33.)
Engl.: He that labours and thrives, spins gold. (Bohn II, 12.)
Span.: Quien ara, y cria, oro hila. (Bohn II, 12.)
zu39.
Dän.: Arbeyde hindreir laster. (Prov. dan., 34.)
zu42.
Böhm.: Kdo dčlá, vydčla. – Kdo procuje, toho bůh nezkracuje. (Čelakovský, 124.)
Poln.: Kto robi, ten się dorobi. (Čelakovský, 124.)
zu44.
Die Römer sagten, um auszudrücken, dass der Mensch weder dazu bestimmt sei, stets zu arbeiten oder immerdar in einem Strudel von Vergnügungen zu leben, dass sich derselbe vielmehr nur dann glücklich fühle, wenn Arbeits- und Ruhetage entsprechend abwechseln: Laeta nisi austeris mutentur festa profestis. (Faselius, 128.)
zu46.
Frz.: Qui travaille, prie. (Cahier, 1723.)
zu52.
Lat.: Otia qui sequitur, veniet huic semper egestas. (Binder II, 2456.)
zu53.
Die Armenier: Wer soll arbeiten? Ich und Du. Wer soll essen? Ich und Du. (Ausland 1871, S. 404.)
zu55.
Böhm.: Bez práce ani koláče. (Čelakovský, 124.) – Kdo nebyl při díle, nebud' také při jídle. (Čelakovský, 136.)[797] – Kdo nepracuje, at' nejí. (Čelakovský, 20.) – Není jídla bez díla. – Žaden bez práce nejí koláče. (Čelakovský, 124.)
Dän.: Hvo ey arbeyder, skal ikke aede. (Prov. dan., 35.)
Engl.: No sweet without some sweat.
Frz.: Nul pain sans peine.
It.: Non c' è pane senza pena.
Kroat.: Kojega ní pri dĕlu, naj gá ne bude nit pri jelu. (Čelakovský, 136.)
Lat.: Qui vitat molam, vitat farinam.
Masur.: Kto nie chce robić, nie ma i ceść. (Frischbier, II, 3031.)
Poln.: Bez prace niebędą kołacze. (Čelakovský, 124.)
Schwed.: Ingen föda utan möda. (Marin, 17.)
zu56.
Hvo ey arbeyder, efter maden leder. (Prov. dan., 32.)
zu58.
Engl.: He that kills himself with working, must be buried under the gallows. (Bohn II, 144.)
zu68.
Büchmann (10. Aufl., S. 127) sucht die Entstehung dieser Redensart in einem Spottliede, das nach der Schlacht von Rossbach von den Parisern gesungen wurde und dessen Refrain lautete: Il a travaillé, il a travaillé pour le roi de Pru sse. – Das 1863 erschienene Husarenbuch des Grafen zur Lippe deutet die Redensart auf die vergeblichen, nur den höhern Ruhm des Preussenkönigs fördernden Anstrengungen seiner kleinen fürstlichen und reichsstädtischen deutschen Gegner.
Engl.: To work for a dead horse, or goose. (Bohn II, 156.)
zu73.
Holl.: Hij werkt als een molcnpuard. (Harrebomée, II, 95b.)
zu74.
Frz.: Y aller de tête et de cul comme une corneille qui abat des noix. (Leroux, I, 139.)
zu76.
Engl.: He toils like a dog in a wheel, who roasts for other people's eating. (Bohn II, 63.)
80. Als einer arbeyt, also lonet man ym. – Hauer, Miij.
81. Arbeit fleissig vnd thu' das dein, wilt du für geilheit sicher sein. – Henisch, 671, 20.
82. Arbeit nicht darumb in dieser welt, dass du sammlest viel gut vnd gelt, sonder betracht den letzten tag, an dem es dich nichts helffen mag. – Loci comm., 114.
Lat.: Quaere necessaria, sed non cumulare labora, sed cumulla ubi suprema statueris in hora. (Loci comm., 114.)
83. Arbeite, bis du schwitzest und iss, bis du satt bist.
Böhm.: Jez do syta a dĕlej do potu. (Čelakovský, 132.)
84. Arbeite deiner Wegen, Gott gibt dir sein Segen.
Dän.: Arbeyd, og lad sud sörge. (Prov. dan., 34.)
85. Arbeiten, Beten und Singen gehören zum Hausrecht vor allen Dingen.
86. Arbeiten hat seine Zeit, und Feiern hat seine Zeit.
Böhm.: Čas práci, a zábavám svá doba. (Čelakovský, 133.)
Slov.: Dnĕska rob, zajtra hop. (Čelakovský, 133.)
87. Arbeiten ist kein Zuckerlecken.
Böhm.: Roboty – Kłopoty. (Čelakovský, 127.)
88. Arbeiten ist leichter als faulenzen.
89. Arbeiten ist umsunst, wenn das Glück nicht gibt sein Gunst.
Dän.: Arbeyde hielper ikke, naar lykken ey vil. (Prov. dan., 34.)
90. Arbeiten malet man einem nicht in den Schild. – Henisch, 101, 32; Petri, II, 18.
91. Arbeiten mit leerem Magen, ist nicht lang zu tragen.
92. Arbeiten ohne Gewinn vnnd vil haben ohne brauch, ist eines Menschen plag. – Lehmann, 38, 44.
93. Arbeiten thut mein Herr gar nix, sagte das Mädchen, als sie gefragt wurde, was er thue; er setzt sich in der Früh zu seinem Tisch, lieset und schreibt bis in die Nacht.
94. Arbeiten wollen, fördert das Werk nicht. – Altmann VI, 393.
95. Arbeit'st du mich nicht, so arbeit' ich dich, sagte der Acker zum Bauer. (Oberösterr.)
96. Arwêden do ne, doa starwen Pier' van. – Schlingmann, 40.
97. Besser arbeiten und sich selbst ernehren, als umbsonst essen und fürwurff leiden. – Wirth, II, 2.
98. Dat Einen van 't Arweden rîk ward, leit ne drin; wier 't de Fall, mist de Öäsel rîker as de Möller sin. – Schlingmann, 41.
99. Dem, der arbeit, gehört ein Brot, dem feyrer zwey. – Lehmann, 38, 38.
[798] 100. Den arbecht, de biet. – Dicks, I, 5.
101. Der arbeit in dess Teuffels werckstadt, der sich von der Leut krieg vnd zanck ernehrt. – Lehmann, 916, 26.
102. Der eine arbeitet, der ander hat den Vortheil. – Petri, II, 85.
103. Der hat gefährlich zu arbeiten, der mit zweifelern hat zu streiten. – Henisch, 101, 46.
Lat.: Vna salus victis nullam sperare salutem. (Henisch, 101, 48.)
104. De mat arbecht, ka' mat iessen. – Dicks, I, 5.
105. Durch Arbeiten wird niemand reich.
»Ich hab nie keynen gesehen, spricht man, mit arbeyten reich werden.« (Frank, Paradoxa, 26a.)
106. Die am wenigsten arbeiten, erhalten oft das meiste Lohn.
Holl.: Die minst arbeiden, hebben dan meesten loon. (Harrebomée, II, 36.)
107. Es arbeitet alles gern am Menschen, was forn zum Ermel herausshengt. – Petri, II, 242.
108. Es arbeitet mancher für den Tag, den er nie sehen mag.
Dän.: Mangen goider for den dag, han ikke bider. (Bohn I, 387.)
109. Es arbeitet niemand gern umsonst.
Lat.: Est labor ingratus, quem debita praemia fallunt. (Binder II, 980.)
110. Gleich als du arbeitest, also hastu. – Hauer, Liij.
111. Gut arbeiten und Feuer anmachen erfordert Geschick.
Engl.: Well to work and make a fire doth both care and skill require. (Bohn II, 22.)
112. Ich kann wol arbeiten, sagte Faulenz, aber es muss nicht lange dauern.
113. Je rascher man arbeitet, je mehr Musse gewinnt man. – Altmann VI, 443.
114. Man soll arbeiten in der Jugend, damit man zu zehren hat im Alter. – Gaal, 90.
115. Man soll arbeiten vnd vor gut haben, was Gott gibt. – Lehmann, 59, 54.
116. Mancher arbeitet viel und hat doch nur wenig. (Lausitz.) – Mayer, 30, 251.
117. Niemand arbeit mehr als Bossler vnd Taglöner vnd wird doch keiner davon feist noch reich. – Lehmann, 38, 32.
118. O wie hab' ich gearbeit vnnd geritten nach eim Leilach vnd vier brittern (Bretern), sagte der reiche man, als er sterben sollt. – Lehmann, 684, 54.
119. Selber arbeiten macht reich.
So wie auch nur das Selberessen fett macht.
120. Vom Arbeiten wird keiner reich.
»Es ist ein altes Sprichwort, dass vom Arbeiten Keiner reich wird.« (Arbeit und Bildung von M. Müller, 5. Monatsheft, Pforzheim, Juni 1863, S. 10.)
121. Vom vêle Arbeide krepêre de Pêrd'. (Dönhoffstädt.) – Frischbier, II, 111.
122. Wä sich dûd arbeit, dem dries der Hunk (Hund) op et Grav. (Köln.) – Weyden, IV, 16.
123. Wenn man arbeitet, dann muss man arbeiten.
Frz.: On ne peut faire qu'en faisant. (Bohn I, 42.)
124. Wer arbegget, dat heu früsst1 un frett, dat he schweitet, dem helpet2 et. (Lippe.)
1) Friert.
2) Dem gedeiht es, den stärkt die Kost.
125. Wer arbeit' hat a Brod, wer feiert hat a Bradl (hat Braten). (Oberösterr.) – Baumgarten, Ms.
126. Wer arbeit vnd schwere Geschäfft meid, der wird feist vnd stark. – Lehmann, 38, 34.
127. Wer arbeiten will, braucht nicht zu stehlen.
Dän.: Han er ey behov at stiele, han kand faae nok at tage. (Prov. dan., 63.)
128. Wer arbeitet, dem ist der Schlaf süsse, er hab' vil oder wenig gessen. – Henisch, 1569, 38; Petri, II, 682.
129. Wer arbeitet, der hat wol zu essen.
Bei Tunnicius (851): De arbeidet de blift wol eten. (Ipse labor victum praestat cum vestibus omni.)
130. Wer arbeitet, hat keine Langeweile.
Lat.: Nullus agenti dies longus est. (Seneca.) (Binder II, 2304.)
[799] 131. Wer arbeitet mit Mühe, dem gedeihen im Stalle die Kühe.
Frz.: Travaillez, prenez de la peine, c'est le fond qui manque le moins. (Cahier, 1722.)
132. Wer arbeitet ohne zu nützen, thäte besser, müssig zu sitzen.
Dän.: Skal diu fortaering styrke dit arbeide maae den ey vaere diu gieming. (Prov. dan., 187.)
133. Wer arbeitet über die Kraft, der hat bald ausgeschafft.
Böhm.: Kdo se příliš namáhá, brzo nemáhá. – Příliš chvátáš, brzo ustaneš. (Čelakovský, 259.)
Poln.: Kto się bordzo sili, prędko ustać musi (się wysili). (Čelakovský, 259.)
Wend.: Bólje khevataš, menje móžeš. (Čelakovský, 259.)
134. Wer gern arbeit, dem gibt man arbeit. – Lehmann, 39, 57.
135. Wer gern arbeitet, dem wird es nicht fehlen; er verdient sein Brot und braucht nicht zu stehlen.
Böhm.: Kdo se svou praeí živí, o kíadezi nic nevi. (Čelakovský, 132.)
136. Wer hat gearbeitet, wer hat gekämmt, und wem hat das Compagniegeschäft genützt? – Merx, 122.
D.h. einer hat durch die Mühen des andern gewonnen, ohne zu arbeiten.
137. Wer nicht arbeit, weil er noch jungk, der hat im alter nicht ein trunck. – Eyering, III, 94.
138. Wer nicht arbeiten kann, der schau den Himmel an.
Lat.: Si labor terret, merces invitet. (Schreger, Zeitvertreiber, 83, 6.)
139. Wer nicht arbeiten will, darf sich nur verlieben.
140. Wer nicht arbeiten will, dem schneidet kein Beil (den reibt der Stiel an jeder Axt).
Böhm.: Kdo dolati nechce, toho i mouka kole v nice. (Čelakovský, 134.)
Poln.: Tego co robić niechce, mąka w ręce kole. (Čelakovský, 134.)
141. Wer nicht arbeiten will, kann alle Tage einen Festtag haben. – Altmann VI, 405.
142. Wer nicht arbeitet, soll nichts haben. – Graf, 266, 344.
In Lübeck: De nicht gearbeidet, de schall nicht hebben.
143. Wer nit gern arbeyt, findt immerzu ein aussred. – Franck, II, 118b; Henisch, 101, 11.
144. Wer nun gut arbeitet, der soll morgen mitgehen.
Bei Tunnicius (408): De nun wol arbeidet, de sal morgen mede gân. (Ibit nobiscum cras cui modo pustula turget.) Nach Hoffmann a.a.O. hat Tunnicius an schwere Haus- und Feldarbeiten gedacht. Die Prov. comm. (249) beziehen sich auf das Seemannsleben.
Lat.: Si bene nunc remigas, tunc pergis cum reliquis cras.
145. Wer rüstig arbeitet, braucht keine Appetitpillen.
Böhm.: Pracujíce jezte vice. (Čelakovský, 295.)
146. Wer sich müde arbeitet, der kann sanft schlafen. – Petri, II, 761.
147. Wer schnell arbeitet, isst auch schnell.
148. Wer viel arbeitet, dem ist die Arbeit keine Last, sondern eine Lust.
Lat.: Ipse labor quasi callum quoddam obducit dolori. (Cicero.) (Philippi, I, 210.)
149. Wer viel arbeitet, hat ein Recht, viel zu essen. (Finn.) – Norddeutsche Volkszeitung, Hamburg 1862, S. 41.
150. Wie einer arbeit, also stehets vmb sein hofreit. – Gruter, I, 85; Petri, II, 789.
151. Wie einer arbeitet, also gedeyet es jhm auch. – Petri, II, 789.
152. Zwischen arbeiten, hungern und stehlen muss der Mensch wählen.
Dän.: Arbeyd ełler stiäl. (Prov. dan., 33.)
*153. Arbeide, dat ênem de Krêmels ût em Nârsch flêge. (Wehlau.) – Frischbier, II, 109.
*154. Arbeide, dat ênem de Pûst vergeit. – Frischbier, II, 110.
*155. Arbeiten, dass die Haut rauchet. – Herberger, I, 612.
*156. Arbeiten, dass der Rock wackelt.
[800] *157. Arbeiten, dass die Schwarte krachen möchte. – Grimmelshausen, Vogelnest, I.
*158. Arbeiten, dat die Förske oppen Rügge schwammer könnt. (Soest.)
*159. Arbeiten müssen, dass die Zunge zum Maule 'raushängt.
*160. Arbeiten, so lang ain Tag an Himmel steht. (Oberösterr.)
D.h. bis zum völligen Anbruch der Nacht.
*161. Arbeiten wie auf Verdungs. (Memel.) – Frischbier, II, 106.
*162. Arbeiten wie ein Bär (oder: ein Vieh).
*163. Arbeiten wie ein Hund (Pferd). – Frischbier, II, 107.
*164. Arbeiten wie ein Mülleresel. – Kirchhofer, 274.
*165. Arbeiten wie ein Ross in der Tretmühle. – Gotthelf, Uli der Pächter, 109.
*166. Es arbeitet alles gern an jhm, ohne was vorne zum Ermeln herausgehet. – Mathesy, 136a.
Spott auf jemand, der nicht gern etwas thut.
*167. Er arbeitet als sollte er morgen sterben.
Dän.: Han samler ey anderledes, end han skulde döe i morgen. (Prov. dan., 487.)
*168. Er arbeitet, dass er unter der Zunge schwitzt.
Ironisch von einem, der wenig oder gar nichts thut.
*169. Er arbeitet mit seinem Löffel wie ein Schöpfrad. (Niederlausitz.)
*170. Er arbeitet wie ein angebundener Ochse. – Frischbier, I, 104.
*171. Er arbeitet wie ein Maulthier.
Holl.: Hij werkt als een muilezel. ( Harrebomée, II, 108a.) – Hij werkt als een ploegpaard. (Harrebomée, II, 165a.)
*172. Er arbet än de Gass. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 32, 28.
Ist arm, lebt von harter Arbeit, aus der Hand in den Mund.
*173. Hai arbett den ganssen Dach omme dowen Water. (Iserlohn.) – Woeste, 83, 42.
*174. He kann arbeiden as 'n Perd. – Kern, 799.
*175. Sich ambarschtig arbeiten. (Korkehmen.) – Frischbier, II, 108.
Ambarstig = am Bersten. Bis zum Bersten essen, doch auch arbeiten.
Buchempfehlung
Ein lange zurückliegender Jagdunfall, zwei Brüder und eine verheiratete Frau irgendwo an der skandinavischen Nordseeküste. Aus diesen Zutaten entwirft Adolf Müllner einen Enthüllungsprozess, der ein Verbrechen aufklärt und am selben Tag sühnt. "Die Schuld", 1813 am Wiener Burgtheater uraufgeführt, war der große Durchbruch des Autors und verhalf schließlich dem ganzen Genre der Schicksalstragödie zu ungeheurer Popularität.
98 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro