1. Auf des andern Seel' und Beutel kann keiner votiren. – Graf, 300, 115.
Mit Bezug auf solche Fälle, in denen persönliche Haftung gilt und kein Bürge zulässig ist.
Lat.: Nemo voto suo alterius animae aut marsupio praejudicare potest. (Pistor., IX, 89.)
2. Auswendig fromme Seelen, aber inwendig böse Gesellen.
3. Das ist eine glückselige Seele, die alle Abend mit Gott Abrechnung hält. – Wirth, II, 70, 404.
[490] 4. Dein seel solt du nit befelhen denen, die dich, sondern die jr seel lieb haben. – Wachter.
5. Den Seelen, im Fegfewer ist mit den Feyertagen to viel geholffen, als einem mit einer faust ins Aug. – Zinkgref, IV, 73.
6. Der Seelen Macht ist dess Leibes Krafft. – Petri, II, 105; Lehmann, II, 66, 169; Sutor, 683.
Frz.: Sur le corps l'âme doit être dame.
7. Die Seele eines Kindes ist ein reiner Spiegel.
Slow.: Duša dictáta je najcistšie zrkadlo človĕčenstva. (Konfessionálná skola.)
8. Die Seele eines Verliebten ist nie zu Hause.
Schon Cato pflegte zu sagen, sie lebe stets in fremden Körpern.
9. Die Seele ist des Leibes Licht, die Vernunft der Seelen, die Religion der Vernunft, der Glaube der Religion und Christus des Glaubens. – Opel, 375.
10. Die Seele kann nicht sterben, mag auch der Leib verderben.
Lat.: Morte carent animae. (Ovid.) (Philippi, I, 257.)
11. Die Seele kommt ins Fegefeuer, und die Beine haben getanzt.
Im entgegengesetzten Sinne sagen die Böhmen: Duše shřešila, a nohu vinu nesou. (Čelakovsky, 354.)
12. Die Seele will aufwärts und der Teufel hält (zieht) sie (herab).
Böhm.: Ráda by duše do nebe, by jen hříchy daly. (Čelakovsky, 15.)
Poln.: Rada by dusza do nieba, by jako przed grzechami. (Čelakovsky, 15.)
13. Die Seelen fliegen schnippschnapp in den Himmel, wie die Katz ins Mäuseloch. – Eiselein, 401.
14. Die Seelen im Fegefeuer haben alle Sonntage einen blauen Montag. – Fischart.
Die Höllenqualen sollen den Sabbat über nicht stattfinden. Meinung im Mittelalter. (Vgl. Grimm, Myth.)
15. Durst'ge Seelen haben den Sinn, sie lassen nichts im Glase (Fasse, Kruge) drin.
Frz.: Quiconque mange a les chedoit vaisseaul lauer on ne luy doit.
Lat.: Post heluones, mundanda non sunt vasa. (Bovill, II, 215.)
16. Ein hubsche seele wil auch einen hubschen leib haben. – Agricola I, 28; Franck, I, 141b; Eyering, II, 107; Gruter, I, 25; Petri, II, 189; Egenolff, 28a; Lehmann, 705, 5; Richard, 378; Simrock, 4960.
Böhm.: Pĕkná duše, pĕkné tĕlo. (Čelakovsky, 24.)
Lat.: Ex forma relucet animus. – Formosi plerumque boni. – Formosum formosa cupit mens incola tectum: Integra distortam non amat illa domum. – Mens formosa tegi formosa corpore gaudet: nec non in turpi cor ore latet. (Glandorp, 71, 91, 117 u. 193.)
17. Ein nüchtern Seel hat viel zu schaffen, dass sie den engen weg zum Himmel treffen kan; wie wolt jhn ein volle finden, sie taumel denn darauff. – Lehmann, 759, 49.
18. Ein volle Seel tritt mit füssen auff Honigseim. – Petri, II, 234.
19. Eine fromme Seele hat keinen gottlosen Spiessgesellen.
20. Eine junge Seele zum Guten erregen, heisst ein grosses Kapital anlegen.
Wird Vossische Zeitung vom 29. Jan. 1868, 2. Beil., als ein altes Sprichwort angeführt.
21. Eine satte Seele zertritt auch Honigseim.
22. Eine Seele, die im Trockenen sitzt, hat Witz.
Fischart (Gesch., in Kloster, VIII, 145) widerspricht: »Im Trocknen wohnet nimmer kein Seel.«
Lat.: Anima sicca sapientissima.
23. Eine Seele kann sowol vom Galgen als vom Kirchhof in den Himmel kommen.
Es kommt auf den Zustand der Seele selbst an, nicht auf den Ort.
Dän.: Der kommer saa vel en siel til himmel fra galgen, som fra kirkegaarden. (Prov. dan., 416.)
24. Einer hungrigen seel ist alles bittersüss. – Henisch, 402, 57; Petri, II, 180.
25. Frâe dich sîr, mai Sîl, loss den Teiwel brumen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 1131.
26. Gesunde Seele will gesunden Körper haben.
Lat.: Orandum est, ut sit mens sana in corpore sano. (Schulblatt, 468.)
[491] 27. Gilt es die Seel' und das Gut, so gilt es auch das Leben und das Blut.
28. Gleiche (schöne) Seelen finden sich.
29. Grosse Seelen wollen, kleine werden gewollt.
Die Chinesen: Grosse Seelen haben einen Willen, die andern Anwandlungen. (Cibot, 161.)
30. Ich will lieber Eine Seele selig als hundert gelehrt machen.
Wahlspruch des Theologen Lütkemann. Das letztere ist auch wol mit grössern Schwierigkeiten verbunden.
31. In einer vollen Seele bleibt der heilige Geist nicht. – Petri, II, 403.
32. In eines andern Seele ist schwer zu lesen.
Böhm.: Duše cizí ve tmĕ sedí. (Čelakovsky, 352.)
33. Je mehr Seelen, je mehr Freude. – Simrock, 9441.
34. Liebe Seel verzage nicht, sei nicht ungeduldig; wenn du nicht bezahlen kannst, bleib' den Leuten schuldig. – Lohrengel, I, 473.
35. Man achtet nicht der Seele, sondern des Säckels.
36. Man kann die Seele nicht mit der Elle messen.
Holl.: De ziel wordt met de el niet uitgemeten. (Harrebomeé, II, 500b.)
37. Man muss die Seele auf die Oberthür setzen oder unter die Wage hängen, damit sie überschlage, vom blossen Handwerk man nicht leben kann. – Eiselein, 565.
Ansicht vieler Geschäftsleute, die es mit der Rechtlichkeit nicht sehr streng nehmen.
Holl.: Eerst de ziel over het rak gehangen, dan naar deugd omgezien. (Harrebomée, II, 501a.)
38. Neun Seel können sitzen auf einer Nadelspitzen. – Petri, II, 493.
39. Nichts besser dann eine gesunde Seel in einem gesunden Leibe. – Eyering, II, 107.
40. Schöne Seele will reine Höhle. – Eiselein, 565; Simrock, 9438.
Dän.: En smuk siel vil have et smuk legem. (Prov. dan., 497.)
41. Schöne Seelen finden sich. – Simrock, 9439; Braun, I, 4064.
Frz.: Les beaux-esprits se rencontrent.
42. Schwarze Seele in schönem Körper ist doppelte Gefahr. – Simrock, 9440.
43. Seel' und Leib sind oft uneins.
Frz.: L'ame et le corps souveut sont discords. (Kritzinger, 24a.)
44. So lang die Seel im Kranken, pflegt seine Hoffnung nicht zu wanken. – Seybold, 13.
45. Sündig seel gebirt offt dem leib grosse krankheyt. (Wachter.)
46. Verwandte Seelen verstehen sich. – Eiselein, 565.
47. Von Seelen, Engeln vnd fischen ist nicht gut predigen. – Henisch, 896, 9; Petri, III, 12; Mathesy, 294a.
48. Was einem an die Seele gebacken ist, das kann man mit keinem Scheidewasser losbringen. – Chaos, 148; Winckler, II, 87.
49. Wenn eine schwarze Seele in einem schönen Körper wohnt, so ist die Gefahr doppelt gross.
50. Wer der Seele übel will, gönnt auch dem Leibe nichts Gutes. – Opel, 375.
51. Wer die Seele verspielt, hat falsch gezielt.
52. Wer einen auff die Seel nimpt, der darff jhrer mehr darauff nehmen. – Petri, II, 70.
53. Wer sein Seel dem Gelt vnd Gut anhenckt, der wird auch dahin fahren, wo dasselb hinkompt. – Lehmann, 258, 57.
»Der Teuffel sagts zum Herrn Christ, das ist alles mein.«
54. Wer seine Seele rettet, der hat sich wohl gebettet.
It.: La maggior cosa che si hà da fare, è salvar l'anima. (Pazzaglia, 16.)
55. Wer sich der Seel erwagen will, dem ist keine Unthat zu viel.
56. Wo es der Seele behagt, da gedeiht der Leib. (Lit.)
Poln.: Milej duszy, gdy jedna drugiej ruszy. (Lompa, 20.)
[492] *58. As em sine Sêle un Êre lêv is. – Dähnert, 419b.
So lieb ihm Leben und Ehre ist.
*59. Bi miner armen Seel. – Dähnert, 419b.
Betheuerungsformel.
*60. Das hat er mir aus der Seele gesprochen.
*61. Dat gêt mi in de Seel na. – Dähnert, 419b.
Berührt meine Seele schmerzlich, geht mir herzlich nahe.
*62. Die Seel' an Zaun henken. – Limb. Chronik.
In dem Sinne: Das Gewissen an den Nagel hängen.
*63. Die Seel ist in jhm beklieben. – Schottel, 1114b.
Lat.: Ultra fatalem diem vivit. (Schottel, 1114b.)
*64. Die seel ist inn jhm verwurzelt. – Tappius, 45a; Körte, 5514b.
Von einem sehr Alten, der scheinbar alles überlebt. Die Alten sagten von einem solchen, er überlebe das Schicksal, eigentlich den Rocken, d.i. die Parze, die am Rocken spinnt.
Holl.: De ziel is er in verrost. (Harrebomée, II, 500b.) – Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomée, II, 122a.)
*65. Die Seel sitzet jhm auff den Lippen. – Pauli, Postilla, 135b.
Frz.: Avoir l'ame sur le bord des levres. (Kritzinger, 23b.)
*66. Die Seel sol jhm schwitzen (vor Angst), sagte jener Bauer. – Schuppius, Tract.
*67. Die seel vnder den zeenen haben. – Franck, II, 152b.
Im Sterben liegen oder dem Tode sehr nahe sein.
*68. Die Seele am (im) Arme tragen.
*69. Die Seele an den Fingerspitzen haben.
*70. Die Seele fällt ihm vor die Füsse.
*71. Die Seele hat sich in jhm verirrt, sie weiss nicht, wo sie heraus soll. – Eyering, I, 722; Körte, 5518a.
Von einem sehr Alten.
Frz.: Cet homme a l'âme cramponnée dans le corps. (Lendroy, 540.)
Holl.: Het leven is in hem verot. – Hij heeft een stuk van een oud net gegeten, waardoor hem de ziel in het lijf verward is. (Harrebomée, II, 19 u. 31.)
*72. Die Seele ist ihm angewachsen.
Von jemand, der ungewöhnlich alt wird.
Lat.: Ultra pensum, ultra fusum, ultra diem, ultra catalogum, ultra linum vivit. (Seybold, 646; Erasm., 566; Philippi, II, 231.)
*73. Die Seele ist ihm um einen Batzen feil. – Braun, I, 4062.
*74. Die Seele schwebt ihm auf den Lippen.
*75. Die Seele sitzt ihm schon auf der Zunge.
»Eben vmb die Zeit, da man pfleget nach dem Kaplan zu schicken.« (Mathesy, 284a.)
*76. Die Seele über den Knochen vergessen.
*77. Die Seele will ihm ausfahren.
Frz.: Elle est reduite aux abbois. – Son ame est prête à s'envoler. (Kritzinger, 2b u. 280a.)
*78. Die Seele zurückbringen. – Frischbier2, 3461.
Nach dem Volksglauben kehrt die Seele des Verstorbenen, zum wenigsten am Begräbnisstage, wieder in das Sterbehaus zurück und findet nicht eher Ruhe, als bis sie auf den Kirchhof zurückgebracht ist. Dies thut ein Beherzter in der Nacht, mit Stock und Laterne ausgerüstet und die bannenden Worte sprechend.
*79. Eine arme Seele.
»Es war ein alter Glaube und noch hängt das Volk theilweise daran, dass die armen Seelen auf Erden herumwandern müssen über Berg und Thal, in Wind und Wetter, in Regen und Schnee. Von der Teufelsjagd verfolgt, suchen und finden sie auf gefällten Baumstämmen, in welche drei Kreuze eingehauen sind, eine Ruhestätte. Die Gestorbenen, welche weder im Himmel noch in der Hölle sind, werden arme Seelen genannt. Der Volksglaube weiss von ihnen sehr viel zu erzählen. Holzhauer versichern, dass sie nachts in ihren Holzschlägen Bäume fällen und überhaupt allerlei Holzarbeit verrichten gehört hätten, und meinen, die armen Seelen müssten dies zu ihrer Reinigung thun. Unter jedem Gatter, behaupten alte Leute, sitze eine arme Seele; man soll daher die Gattern nicht heftig zuschlagen, sonst thue man den armen Seelen wehe. Namentlich soll man den Gatter recht sacht schliessen, wenn man des Nachts zwölf Uhr hindurchgehe, weil sie darunter rasten.« (Vgl. darüber und des Weitern die reiche Zusammenstellung des Volksglaubens bei Baumgarten, III, 125 fg.)
*80. Eine unverstandene Seele in der Gesellschaft sein.
*81. Einem etwas auf die Seele binden.
*82. Er hat die Seel auff der Zunge sitzen. – Luther's Tischr., 7b.
[493] *83. Er hat die Seele nicht mehr.
Von einem, der so arm ist, dass ihm das Leben, die Seele beinahe ausgeht.
Jüd.-deutsch: Hot die Neschóme nit mehr. (Tendlau, 207.)
*84. Er hat etwas auf der Seele. – Braun, I, 4063.
Von einem Menschen, der unruhig, ängstlich, heimlich, verschlossen sich herumtreibt.
*85. Er hat sein Seel an Zaun gehenckt. – Mathesy, 298b.
*86. Er ist auch seine Seele schuldig. – Körte, 5514d.
*87. Er setzt seine Seele auf die Ueberthür. – Geiler, Nsch., 48.
Von Kaufleuten, welche durch Kunstgriffe beim Abwägen täuschen und zu wenig Gewicht geben.
*88. Er tregt die Seel am arm. – Eyering, II, 448; Körte, 5514c.
*89. Er würde seine Seele dem Teufel für einen Rothfuchs verschreiben.
Holl.: Hij zou zijne ziel aan den duivel verkoopen. (Harrebomée, II, 501b.)
*90. Es brennt ihm auf der Seele.
Wem es schwer fällt, ein Geheimniss zu verschweigen.
*91. Es geht mir durch die Seele. – Braun, I, 4011.
Holl.: Dat gaat mij door de ziel. (Harrebomée, II, 500b.)
*92. Es ist eine durstige Seele.
Lat.: Ranarum more vivit. (Philippi, II, 150.)
*93. Es ist eine fromme Seele.
Frz.: C'est une bonne ame. (Kritzinger, 24a.)
*94. Es ist eine gemeine Seele.
Ein Mensch von niederträchtiger Gesinnung.
Frz.: C'est une ame basse. (Kritzinger, 24.)
*95. Es ist eine schwarze Seele.
Ein lasterhaftes, boshaftes Gemüth.
Frz.: C'est une ame noire. (Kritzinger, 24a.)
*96. Es schmerzt mich in der Seele.
*97. Es thut mir in der Seele wehe.
Frz.: Cela me perce l'ame de douleur. – Cela me perce le coeur. (Kritzinger, 23b u. 152a.)
*98. Et is 'n Seele. – Eichwald, 1705.
*99. Hä git sänner Seäl en Stûss. (Meiningen.)
Er lässt sich erweichen und gibt was heraus.
*100. Ich gib dirs auf dein seel oder gewissen. – Franck, II, 18b.
*101. Jetzt hôt de arm Seel Ruah. – Michel, 271; Nefflen, 462.
Der Vorrath ist zu Ende, es ist alles verzehrt, verbraucht.
*102. Ju, menner Seele. – Gomolcke, 481.
Betheuerungsformel.
*103. Meiner Seele. (S. ⇒ Sechs 3.)
Gehört zu den von A. Stöber (vgl. Frommann, III, 506; IV, 462) zusammengestellten Verwunderungsausrufen, Betheuerungsformen u.s.w., kommt meist und in verschiedenen Verkleidungen vor. Im Elsass hört man: Min See (für Seele)! Min Secht! Min Sex! Min Six! Min Sixel! Uff min armi (ergänzend: Seele)! In Baiern heisst es: Sachs'n! Tausend Sachs'n! Sachs'n di' hol eine a! Gott hol's Sachs. Meiner Sechs! Bei meiner Sechs! (Schmeller, III, 193-194; Frommann, I, 298, 2 u. 5.)
*104. Nun hat die arme (liebe) Seele Ruhe. – Klix, 84.
In Bedburg: Jetz hät de ärm Siel Rauh. Die Sache ist aus. Wenn alles aufgezehrt ist. Scherzend gebraucht die Redensart z.B. die Mutter zu einem ihrer Kinder, dem sie einen Wunsch erfüllt, den dies sehr lebhaft gehegt hat. Das Kind weiss, dass es noch ein Stückchen Kuchen gibt und bittet wiederholentlich darum. Hier, sagt die Mutter, ist es, dass die arme Seele Ruhe hat. – Nach dem Volksglauben irren die armen ⇒ Seelen (s.d. 79) ruhelos umher, bis sie erlöst werden. Sie suchen sich selbst zu erlösen durch nächtliche Wallfahrten in Kirchen u.s.w., sie können aber auch durch andere erlöst werden; und sie sind erlösungsfähig, mögen sie noch so schwarz sein, wenn sie nur noch einen weissen Punkt haben. (Vgl. darüber Baumgarten, III, 129.) beruht auf Luc. 12, 19, vgl. Büchmann, 8. Aufl., S. 216.
*105. Seine Seele hat das Herzgespann (s.d.).
Von jemand, der viel zu leiden und auszuhalten hat, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Sein Neschume (Seele) is wie a Ackervägele.
*106. Seine Seele im Tintenfass ertränken. – Geiler, Nsch., 79.
» ... Vnd setzt sein Seel ins Dintenfass.« (Kloster, I, 685.)
*107. Seine Seele in Koth und Mist graben. – Eiselein, 565.
*108. Seine Seele ins Tintenfass setzen. – Brandt, Nsch., 79.
»Die siebendt Schell der Schreib Narren ist, zu weit vber die schnur hawen in den soldt, vnd doppel mehr [494] gelt heischen, weder er an dem schreiben verdienet hot. Es sein etlich, die nemmen offt so unbillig vil von einem geringen zedel zu schreiben, das er mit dem gelt wol solchen brieff drey verdecken möcht. Diese sündigen höchlich .... vnd werden sie gewisslich jr Seel inn dem Dintenfass ertrencken.« (Geiler in Kloster, I, 662.)
*109. Sie achten nicht der Seele, sondern des Säckels. – Simrock, 9444.
*110. Sie hend e Seel us em Fägfür errettet. – Sutermeister, 33.
Wenn zwei gleichzeitig dasselbe sagen.
*111. Sie jagen einander die Seele auf dem Pflaster aus.
Prügeln, mishandeln einander. »Herauss, bist Manns werth, da wöllen wir einander die Seel auff dem Pflaster vmbjagen.« (Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 164.)
*112. Sine Seele to'm Düvel swere. – Dähnert, 419b.
Einen falschen Eid schwören.
*113. Wat ick bi de Seele hebb. – Dähnert, 419b.
Das Letzte und Beste, was ich noch aufgehoben habe.
*114. Zwei Seelen und ein Gedanke.
Sprichwörtlich aus Halm's Sohn der Wildniss, um völlige Uebereinstimmung in den Anschauungen auszudrücken. Die Gegensätze in einer Brust legt Goethe dem Faust mit den Worten in den Mund: »Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust.« (Büchmann, 47.)
115. Die Seele Gott, den Leib der Erd', das Erbe dem, dem es gehört.
It.: L' anima a Dio, il corpo alla terra, e la roba a chi s' appartiene. (Giani, 1465.)
116. Die Seele hat kein Geschlecht.
Ein Wort der Königin Christine von Schweden. (Kornmann, VII, 7.)
117. Eine hässliche Seele in einem schönen Leibe entweihet das Haus.
Lat.: In hospitio pulcro hospes deformis. (Sailer, Sprüche, 153, 18.)
118. Grosse Seelen, grosse Thaten; grosse Leiber, grosse Gräber.
Lat.: Res maximae non viribus nervorum, sed ingenii geruntur. (Sailer, Sprüche, 153, 19.)
119. Jede Seele ist getröstet, sobald der Körper gesättigt ist. (Genua.)
120. Kranke Seele kann den kranken Leib nicht heilen.
Wenn sich der Kranke der Ungeduld, dem Kummer überlässt, so ist es, als wollte er die Gebrechen des Leibes mit Gebrechen der Seele heilen.
Lat.: Morbos corporis ne morbis animi curaveris. (Sailer, Sprüche, 157, 29.)
[1726] 121. Liebe Seele hab' Geduld, ihr habt alle beide Schuld. – Lithographia, 1877, Nr. 30.
122. Was schiert mich eurer Seelen Noth, sagte der Pfaff, ich sorge (bete, predige) für mein gutes Brot.
Lat.: Non propter Jesum, sed propter esum.
123. Welche Seele Gott hat, die hat alles. – Wirth II, 174.
*124. Der Seele den Tisch decken. – Frischbier, 4220.
Eine litauische Redensart, die in dem Erläuterten Preussen (Königsberg 1724, I, 140) so erklärt wird: »Wenn vier Wochen umb seyn, nachdem einer verstorben, so kommen die nächsten Freunde zusammen, haben Bier gebrauet und Essen zugerichtet, setzen sich, wenn das Essen all aufgetragen ist, zu Tische, sitzen bei einer halben Stunde ganz still und reden kein Wort, dann knien sie all nieder und beten, Gott wolle die Seele ruhen lassen, hernach setzen sie sich wieder zu Tisch, fangen an zu essen und zu trinken; von allem aber, es sei Fleisch, Brot, Fisch, werffen sie zuerst unterm Tisch der Seele, giessen auch die erste Kausch (Kanne) Bier unterm Tisch der Seele. Das nennen sie, der Seele den Tisch decken.«
*125. Die Seel ins Gras spannen. – Fischer, Psalter, 96, 2.
Fünf gerade sein lassen.
*126. Eine arme Seele erlösen. – Auerbach, Barfüssele, 133.
Spricht man, wenn zwei in demselben Augenblick dasselbe denken und sagen.
*127. Eine gesunde Seele in einem gesunden Leibe.
Ist ein Wahlspruch der Turner geworden.
Lat.: Mens sana in corpore sano. (Juvenal.) – Sanus intus et exterius. (Sailer, Sprüche, 102.)
*128. Es gehet durch seel vnd leben. – Mathesius, Postilla, CCVIIIb.
*129. Seine Seele in einen Baum blasen. – Mathesius, Postilla, III, CCXXIIIb.
Adelung-1793: Seele (2), die · Seele (1), die
Brockhaus-1911: Seele · Schöne Seele
DamenConvLex-1834: Seele · Fortdauer der Seele
Eisler-1904: Seele · Seele · Schöne Seele
Kirchner-Michaelis-1907: Sitz der Seele · Wechselwirkung von Leib und Seele · schöne Seele · Seele
Mauthner-1923: Unsterblichkeit der Seele
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