Artikel in der Wikipedia: Heidelberg
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Renaissance. I. 1. Palast Vendramin zu Venedig (Ende des 15. Jahrh.). 2. Säulenhof des Palastes Sauli bei Genua (16. Jahrh.). 3. Ehemalige Markusbibliothek zu Venedig (1536 begonnen). 4. Markuskloster in Leon (16. Jahrh.). 5. Uhrpavillon des Louvre zu Paris (1624 begonnen). 6. Treppe am Schlosse zu Blois (16. Jahrh.). 7. Friedrichsbau des Schlosses zu Heidelberg (1556-59). 8. Portal des Piastenschlosses zu Brieg (16. Jahrh.). 9. Treppe des Rathauses zu Görlitz (1537). 10. Rathaus zu Bremen (1602-12 umgebaut). 11. Vorhalle des Rathauses zu Köln (1569-71).
Renaissance. I. 1. Palast Vendramin zu Venedig (Ende des 15. Jahrh.). 2. Säulenhof des Palastes Sauli bei Genua (16. Jahrh.). 3. Ehemalige Markusbibliothek zu ...

[777⇒] Heidelberg, Kreisstadt in Baden, am Fuße des Königstuhls, am Neckar, (1900) 40.121 (1905: 49.425) E., Garnison, Land-, Amtsgericht, Handelskammer, Universität, die älteste im Deutschen Reiche, 1386 von Ruprecht I. von der Pfalz gegründet, 1803 als Ruperto-Carola von Karl Friedrich von Baden wiederhergestellt, berühmte Universitätsbibliothek (Palatina), Institut für Krebsforschung, Gymnasium, Oberreal-, Gewerbe-, höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar. Über der Stadt, auf dem Vorhügel (Geisberg) des Königstuhls, die großartige Ruine des Heidelberger Schlosses, seit dem 13. Jahrh. Residenz der Pfalzgrafen am Rhein, um 1400 von Ruprecht III., Kurfürsten von der Pfalz, neu begonnen, und bis 1605 ausgebaut (Otto Heinrichs-Bau, 1559; Friedrichs-Bau, 1607 [Tafel: Renaissance I, 7]; Ruprechts-Bau, 1439), 1689 von den Franzosen unter Mélac gesprengt, dann zum Teil wiederhergestellt, 1764 durch Brand bis auf die Kirche zerstört; im Keller desselben das Heidelberger Faß (212.422 l fassend). – Vgl, Rosenberg (1882), A. von Oechelhäuser (2. Aufl. 1902), Pfaff (2. Aufl. 1902), »Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses« (1885 fg.). [⇐777]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 777.
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[60⇒] Heidelberg, 1) Stadt im gleichnamigen bad. Kreis und Amtsbezirk, 116 m ü. M., in reizender Gegend des Neckartals, da, wo der Fluß aus dem Gebirge in die Ebene tritt, am Fuß des 566 m hohen Königsstuhls, erstreckt sich am linken Neckarufer zwischen Fluß und Gebirge (s. den Lageplan auf Tafel »Landkartendarstellung«, Fig. 1) in einer einzigen Hauptstraße, 3 km lang, von O. nach W. Über den Neckar führen nach dem am rechten Neckarufer liegenden, seit 1891 mit H. vereinigten Ort Neuenheim und dem 1903 einverleibten Handschuchsheim zwei Brücken; die obere ist 210 m lang, 9 m breit und geschmückt mit den Statuen der Minerva und des Kurfürsten Karl Theodor, die untere, am westlichen Ende der Stadt, ist 243 m lang und 10 m breit. Unter den zahlreichen Plätzen sind bemerkenswert: der Ludwigsplatz mit dem Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. (modelliert von Donndorf), der Bismarckplatz mit dem Denkmal Bismarcks (ebenfalls von Donndorf), der Jubiläumsplatz mit der großartigen Stadthalle, der Wredeplatz, mit einem Denkmal des bayrischen Feldmarschalls Wrede (von Halbig). An öffentlichen Denkmälern besitzt die Stadt noch ein Denkmal des Pfälzer Dichters Nadler (von Volz). Unter den zu gottesdienstlichen Zwecken bestimmten Gebäuden (6 evangelische und 4 kath. Kirchen und eine Synagoge) verdienen Erwähnung. die Heilige Geist-Kirche, um 1400 erbaut, eins der imposantesten Denkmäler des spätgotischen Stils, mit dem Grabdenkmal ihres Stifters, Kaiser Ruprechts, und dessen Gemahlin (s. Tafel »Grabmäler«, Figur 9), ferner die restaurierte gotische Peterskirche, mit Grabmälern aus dem 16. und 17. Jahrh., darunter das der gelehrten Olympia Fulvia Morata, die restaurierte Providenzkirche und die geschmackvoll restaurierte Jesuitenkirche (kath. Pfarrkirche); ferner die neue evang. Christuskirche und die kath. Bonifatiuskirche.

Wappen von Heidelberg.
Wappen von Heidelberg.

Unter den Profanbauten sind bemerkenswert: das 1886 restaurierte Universitätsgebäude, das Rathaus mit schönem Saal, das Krematorium (zur fakultativen Feuerbestattung), das aus dem Jahre 1592 herrührende Gasthaus Zum Ritter, das neue Bibliothekgebäude u. a.

Die größte Sehenswürdigkeit Heidelbergs ist das Schloß, auf einem Vorhügel des Königsstuhls, unmittelbar über der Stadt und 101 m über dem Spiegel des Neckar, eine »deutsche Alhambra« (vgl. den Plan, S. 61). Zu Anfang des 13. Jahrh. begonnen, wurde der Bau besonders unter dem Kurfürsten Ruprecht, dem deutschen König, weiter fortgeführt und später noch durch den prachtvollen Otto Heinrich-Bau (seit 1556–59, s. Tafel »Architektur XI«, Fig. 1), ein Musterwerk edler Frührenaissance mit reichem plastischen Schmuck, und den im reichsten Spätrenaissancestil 1601–07 ausgeführten Friedrichsbau mit 16 Porträtstatuen erweitert. Diese Hauptgebäude bilden ein Viereck mit runden Ecktürmen: nach SW. stehen der Ruprechtsbau (1400–10 erbaut), der sogen. Alte Bau und das »Bandhaus«, der älteste Teil des Schlosses, nach der Nordwestseite der 1897 bis 1903 wiederhergestellte Friedrichsbau (mit den Standbildern pfälzischer Fürsten geschmückt), auf der Nordost- und Südostseite der Otto Heinrich-Bau (dessen Wiederherstellung ebenfalls in Aussicht steht), nebst dem sogen. Neuen Hof, aus Gotik und Renaissance gemischt, und der Ludwigsbau; auf der Westseite fügt sich noch als jüngster Bau der Elisabethenbau (1618) an. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloß erst durch die Franzosen 1689 und 1693 zum großen Teil zerstört, dann 1764 durch einen Blitzstrahl noch weiter verwüstet. Vorzüglich sehenswert sind: das Elisabethentor, die vier schönen Granitsäulen am Schloßbrunnen, die aus Karls d. Gr. Palast zu Ingelheim hierher gebracht sind, der Schloßgarten mit einer großen Terrasse, auf der das Erzstandbild Viktors v. Scheffel (modelliert von Heer) aufgestellt ist und von der man eine entzückende Aussicht auf das untere Neckartal und in die Rheinebene hat, [⇐60][61⇒] der gesprengte Turm, der schöne achteckige Turm, der vormalige Schloßgarten, die noch erhaltene Schloßkirche im Friedrichsbau, wo sich auch die für die Geschichte des Schlosses, der Pfalz und der Stadt interessante städtische Sammlung befindet. Endlich zeigt man in einem besondern Kellergewölbe das bekannte, 1751 gebaute große Faß, das beinahe 7 m im Durchmesser und über 10 m in der Länge hat und 236,000 Flaschen faßt. Gegen die geplante Wiederherstellung des Schlosses macht sich neuerdings eine lebhafte Agitation geltend.

Die Bevölkerung Heidelbergs beträgt (1900) mit der Garnison (ein Bataillon Grenadiere Nr. 110) 43,998 Seelen, davon 26,893 Evangelische, 15,246 Katholiken und 887 Juden. Die wesentlichsten Erwerbsquellen der Bewohner bilden die Universität und der bedeutende Fremdenbesuch. In industrieller Hinsicht sind Fabriken für Zigarren, Leder, Feuerspritzen, chirurgische Instrumente, Sanitätsapparate, Eisenbahnwagen, Zement und Mühlenprodukte sowie bedeutende Bierbrauereien zu nennen. Der Handel, besonders lebhaft in Büchern, Wein, Tabak und Hopfen, wird durch eine Handelskammer und neben mehreren öffentlichen Bankanstalten durch eine Reichsbanknebenstelle unterstützt. Für den Eisenbahnverkehr ist H. Knotenpunkt der badischen Staatsbahnlinien Mannheim-Konstanz, H.-Würzburg und H.-Speyer, der preußisch-hessischen Staatsbahnlinie Frankfurt a. M.-H. und andrer Linien; den Verkehr in der Stadt vermittelt eine elektrische Bahn. Eine Bergbahn führt nach dem Schloß u. der Molkenkur. Von den Bildungsanstalten steht obenan die Universität. Die Zahl der Studierenden belief sich im Sommersemester 1904 auf 1655, die Zahl der Dozenten auf 148. Die Bibliothek wurde nach dem Verlust der alten Bibliotheca Palatina (s. unten) 1703 durch Ankauf der Gräviusschen Sammlungen gegründet. Sie zählt 1/2 Mill. Bände, 2000 Handschriften, 2000 Pergamenturkunden etc. Mit der Universität sind außerdem verbunden: ein Hospital, Kinderkrankenhaus (Luisen-Heilanstalt), Entbindungsanstalt, eine Augen- und eine Irrenklinik, ein hygienisches und ein physiologisches Institut, chemisches Laboratorium, zoologisches und mineralogisches Museum, botanischer Garten, Sternwarte (auf dem Königsstuhl) etc. An sonstigen Bildungs- und andern Anstalten besitzt H. ein Gymnasium, Oberrealschule, Gewerbeschule, Theater, Vereine für Kunst und Wissenschaft, Altertumssammlung, Glasmalereianstalt, einen naturhistorisch-medizinischen Verein etc. H. ist Sitz einer Kreisverwaltung und eines Bezirksamts, Landgerichts, Hauptsteueramts und eines Forstamts. Die städtischen Behörden zählen 20 Magistratsmitglieder und 96 Stadtverordnete.

Grundriß des Heidelberger Schlosses.
Grundriß des Heidelberger Schlosses.

Die Umgebung Heidelbergs gehört zu den reizendsten Gegenden Deutschlands. Die ganze Landschaft mit ihren schön bewaldeten Bergen, malerischen Felsen und dem Neckar hat einen außerordentlich anmutigen Charakter. Zu den beliebtesten Aussichtspunkten nächst denen des Schloßgartens gehören die sogen. Molkenkur, über dem Schloß gelegen, wo einst die Burg Konrads von Hohenstaufen stand, und weiter hinauf der Königstuhl (s. d.). Auf der rechten Neckarseite liegt der aussichtsreiche Heiligenberg (445 m) mit Bismarckturm. Das Klima Heidelbergs gehört im Durchschnitt wie in den Extremen zu den mildesten Südwestdeutschlands. Zum Landgerichtsbezirk H. gehören die vier Amtsgerichte zu. Epp ingen, H., Sinsheim und Wiesloch.

Geschichte. Wahrscheinlich hatten schon die Römer an der Stelle des heutigen H. eine Niederlassung. Das Dorf H., mit einer an der Stelle der heutigen Molkenkur stehenden Burg, wurde 1225 vom Bischof von Worms dem Pfalzgrafen Ludwig I. zu Lehen gegeben und bald darauf zur Stadt erhoben. Die obere Burg wurde im 14. Jahrh. aufgegeben und die untere erbaut. H. wurde Residenz der Pfalzgrafen. 1384 fand hier die Heidelberger Einung statt, durch die der Nürnberger Landfriede von 1383 auch von den Städtebünden und diese dagegen von König Wenzel anerkannt wurden. Nach Einführung der Reformation daselbst (1556) und dem Erscheinen des Heidelberger Katechismus (1563) war H. ein Mittelpunkt des calvinischen Glaubensbekenntnisses. Im Dreißigjährigen Kriege ward H. 1622 von Tilly nach langer Belagerung erobert und geplündert, 1633 von den Schweden genommen und 1635 von den Kaiserlichen unter Gallas besetzt. Im Westfälischen Frieden [⇐61][62⇒] kam es wieder an Karl Ludwig, Friedrichs V. Sohn, welcher Schloß und Schloßgarten wieder prächtig einrichtete und auch die im Krieg aufgehobene Universität wieder herstellte. 1688 wurde es nach längerer Belagerung von den Franzosen genommen und 2. März 1689 von Melac zerstört, das Schloß zum Teil in die Luft gesprengt. Noch ärgere Verwüstungen erlitten Stadt und Schloß 1693 infolge der abermaligen Eroberung durch die Franzosen. Nachdem schon 1720 die Residenz von H. nach Mannheim verlegt worden war, kam H. 1803 an Baden. Hier fand 5. März 1848 die Heidelberger Versammlung statt, in der die Berufung eines deutschen Parlaments angebahnt wurde.

Die Universität zu H. wurde 1386 vom Kurfürsten Ruprecht 1. eröffnet, nachdem Papst Urban VI. durch die Bulle vom 23. Okt. 1385 dazu seine Zustimmung gegeben hatte. Ihr erster Rektor war Marsilius von Inghen. Sie war nach dem Vorbild der Pariser Akademie errichtet und besaß schon damals vier Fakultäten. Große Verdienste erwarb sich um die Anstalt Philipp der Aufrichtige, indem er ausgezeichnete Gelehrte, wie Reuchlin, Joh. Wessel, Wimpfeling u. a., berief. Otto Heinrich gründete die Bibliothek. Unter Kurfürst Friedrich III. lehrten hier Friedrich Sylburg, Xylander, Melissus und die beiden Theologen Ursinus und Olevianus, die den Heidelberger Katechismus (s. d.) entwarfen. Nachdem die Universität unter Friedrich V. während des Dreißigjährigen Krieges schon harte Schläge zu erleiden gehabt, kam sie seit 1685 unter den Einfluß der Jesuiten und verlor durch den Lüneviller Frieden noch ihre wichtigsten (nämlich die überrheinischen) Besitzungen, so daß sie 1802 ihrer Auflösung nahe war. Nachdem H. 1803 an Baden gekommen, hob sie sich indes bald zu neuem Glanz unter dem Großherzog Karl Friedrich, der ihr die jetzige Einrichtung und den Namen Ruperto-Carola gab. Im August 1886 hat sie ihr 500jähriges Bestehen festlich begangen. Die alte berühmte Bibliothek, die im Chor der Heilige Geist-Kirche aufbewahrt wurde und über 3500 Handschriften enthielt, wurde von Tilly nach Eroberung der Stadt 1623 nach Rom gesandt und daselbst im Vatikan als Bibliotheca Palatina aufgestellt. Von den Handschriften kamen 1815 infolge des Pariser Friedens 38 der besten, welche die Franzosen nach Paris geschleppt hatten, 1888 auch die Manessische Handschrift nach H. zurück; außerdem gab der Papst sämtliche altdeutsche Manuskripte (852 an der Zahl) heraus. Vgl. Oncken, Stadt, Schloß und Hochschule H.; Bilder aus ihrer Vergangenheit (3. Aufl., Heidelb. 1885); Pfaff, H. und Umgebung (2. Aufl., das. 1902); Lorentzen, H. und Umgebung (Stuttg. 1902); Durm, Das Heidelberger Schloß, eine Studie (Berl. 1884); Koch und Seitz, Das Heidelberger Schloß (Darmst. 1887–91, 60 Tafeln mit Text); Öchelhäuser, Das Heidelberger Schloß, bau- und kunstgeschichtlicher Führer (3. Aufl., Heidelb. 1902); Rosenberg, Quellen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses (das. 1882); »Mitteilungen zur Geschichte des Heidelberger Schlosses« (hrsg. vom Heidelberger Schloßverein, das. 1885 ff.); Hautz, Geschichte der Universität H. (das. 1863–64, 2 Bde.); Thorbecke, Geschichte der Universität H. (1. Abt., bis 1449, Stuttg 1886);»Urkundenbuch der Universität H.« (hrsg. von Winkelmann, Heidelb. 1886, 2 Bde.); Wilken, Geschichte der Bildung, Beraubung und Vernichtung der alten Heidelberger Büchersammlungen (das. 1817); Bähr, Die Entführung der Heidelberger Bibliothek nach Rom (Leipz. 1845); Salzer, Zur Geschichte Heidelbergs in den Jahren 1688 und 1689 (Heidelb. 1878); G. Weber, Heidelberger Erinnerungen (Stuttg. 1886); »Heidelberger Professoren aus dem 19. Jahrhundert« (Festschrift, Heidelb. 1903); »Neues Archiv für die Geschichte der Stadt H. etc.« (das. 1890 ff.); »Chronik der Stadt H.« (das. 1895 ff., jährlich).

2) Dorf in der sachs. Kreish. Dresden, Amtsh. Freiberg, im Erzgebirge, nahe der böhmischen Grenze, 833 m ü. M., hat Holz- und Holzspielwarenfabrikation und (1900) 1798 Einw.

3) Ort in der Kapkolonie, Bezirk Swellendam, östlich vom Hauptort Swellendam, mit ca. 900 Einw., darunter 500 Europäer. – 4) Ort in der ehemaligen Südafrikanischen Republik, südöstlich von Johannesburg, am rechten Ufer des Rand River und an der Bahnlinie Durban-Ladysmith-Pretoria. [⇐62]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 60-62.
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[164⇒] Heidelberg, 1) Oberamt im badenschen Unterrheinkreise; 37,000 Ew.; 2) Stadt hier, am Neckar, mit 702 Fuß langer, mit der Bildsäule des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz verzierter Brücke über denselben; in einer reizenden Gegend; Sitz des Oberamts (der Oberamtmann ist zugleich Stadtdirector), einer Bezirks-, einer Wasser- u. Straßenbauinspection etc. Südöstlich von der Stadt erheben sich der Große u. Kleine Geisberg u. der 1800 Fuß hohe Königsstuhl, wo 1832 der Grundstein zu dem 90 Fuß hohen Thurme gelegt wurde von welchem man eine schöne Aussicht in die Umgegend genießt; nördlich auf dem rechten Neckarufer der Heiligenberg mit Klosterruine. Dicht bei der Stadt, auf dem Schloßberge (Jettenbühl), am Fuße des Königsstuhls, prächtige Schloßruinen, unter denen sich bes. der gesprengte u. der dicke Thurm, mit 16 bis 22 Fuß dicken Mauern, der Otto-Heinrichbau, der Friedrichsbau mit der Schloßkapelle auszeichnen. Im Keller des Schlosses liegt das Heidelberger Faß, welches 250 Fuder (283,000 Flaschen) faßt. Das erste große Faß wurde vom Pfalzgrafen Johann Casimir 1589 bei einem guten Weinjahr erbaut; als dieses durch Krieg u. andere Unbilden verdarb, erbaute Kurfürst Karl Ludwig 1664 ein zweites größeres; das jetzt noch vorhandene große Faß erbaute Karl Theodor 1751. An dem Schloßberg liegt die Bergstadt. H. hat 6 Thore u. 8 öffentliche Plätze, von denen der Ludwigs- (Parade-) platz der schönste ist. Die zur Stadt gehörige Thalgemeinde Schlierbach, zieht sich 1/2 Meile den Neckar hinaus. H. hat 8 Kirchen (darunter die protestantische Petrikirche, eine katholische Pfarrkirche u. die Heiligengeistskirche, protestantische u. katholische Simultankirche, zwei katholische Kapellen); Rathhaus, Theater, Marstall, Museum (seit 1826), Oberamthaus, Landschreiberei (Absteigequartier des Großherzogs). Öffentliche Unterrichtsanstalten: [⇐164] [165⇒] Lyceum u. Universität. Letztere wurde 1346 von Ruprecht I. als Ruperta gestiftet (die älteste deutsche Universität) u. 1386 vom Papst Urban bestätigt; von den ersten Kurfürsten freigebig dotirt, mit Gütern u. Wohnhäusern der Juden, später zur Reformationszeit mit den Besitzungen des Augustiner- u. Franziscanerklosters u. vier anderen in der Umgegend bereichert. 1784 wurde die Staatswirthschaftsschule mit der Universität verbunden, doch war sie, ihrer wichtigsten Besitzungen durch den Frieden von Lüneville beraubt, 1802 der Auflösung nahe u. sie hob sich erst wieder zu seltnem Glanz, als H. 1803 an Baden kam u. der Kurfürst Karl Friedrich sie ausstattete, ihr ihre jetzige Gestalt u. den Namen Ruperto-Carolina gab. Ihre Einkünfte betragen 180,000 Fl. (61,714 Thlr.), sie ist in vier Facultäten (die theologische mit 6, die juristische mit 7, die medicinische mit 8, die philosophische mit 20 Professoren) getheilt. Rector ist der Großherzog; Prorector, welcher die Verwaltung besorgt, ein Professor, der jährlich durch die ordentlichen Professoren gewählt u. vom Großherzog bestätigt wird u. nach den Facultäten wechselt. Auch ist, wie bei allen deutschen Universitäten, ein Curator gestellt. Die Rechtspflege besorgt ein Universitätsamtmann. Studenten zählt H. jetzt 650 (1831 über 900), Professoren u. Lehrer 66. Die Universitätsbibliothek (Palatina) entstand vorzüglich aus dem ihr vermachten Büchervorrath des Stifters Ruprecht I. u. aus dem des ersten Rectors Marsilius von Inghen u. des ersten Kanzlers Konrads von Geylenhausen, der Kurfürsten Ludwigs III. u. Otto Heinrichs, des Janus Gruterus, vieler Klosterbibliotheken, die mit ihr vereint wurden, so wie aus vielen Schenkungen, u.a. von Ulrich v. Fugger. Zuerst befand sie sich in dem Chor der Heiligengeistskirche. Sie enthielt damals bes. Handschriften, deren man ohne die französischen 3522 zählte. Nach der Eroberung H-s durch Tilly, 1622, schenkte Kurfürst Maximilian von Baiern sie als Kriegsbeute dem Papst Gregor XV., der sie durch Leo Allatius 1624 auf mehr als 100 Maulthieren nach Rom bringen u. im Vatican als Bibliotheca Palatina aufstellen ließ. 1815 erhielt die Bibliothek nicht nur 38 der besten Handschriften, die von den Franzosen nach Paris geschafft worden waren, vom Papst abgetreten, sondern dieser gab auch auf Österreichs u. Preußens Verwendung zu, daß die sämmtlichen altdeutschen Handschriften (847) u. der Codex palatinus des Mönchs Otfried 1816 nach H. zurückgeschafft wurden. (Vgl. Bähr, Die Entführung der Heidelberger Bibliothek, Lpz. 1845; Ruland, Zur Geschichte der alten nach Rom entführten Bibliothek zu H., Lpz. 1856). Die Bibliothek wurde 1803 durch einen eignen Fond wieder gegründet u. mehrte sich durch die angekauften Büchersammlungen von I. G. Grävius, Bökler, Bett u. der Klosterbibliothek von Salmannshausen etc. Sie kam 1828 in ein neues Bibliothekgebäude u. zählt gegenwärtig 200,000 Bände, gegen 2000 Manuscripte u. außerdem eine Sammlung von alten Münzen u. eine Anzahl von Gypsabdrücken der vorzüglichsten Antiken. In dem Universitätsgebäude (Domus Wilhelmiana), 1712 gebaut, befinden sich die Auditorien u. mehrere Anstalten, Sammlung mathematischer u. physikalischer Instrumente u. Modelle, Naturaliensammlung, ferner gehören dazu Anatomisches Theater, Botanischer, Forstbotanischer u. Ökonomisch-botanischer Garten, Klinik u. Poliklinik, Entbindungsanstalt, akademisches Hospital. Mit der theologischen Facultät ist ein Theologisches, mit der philosophischen ein Philologisches Seminar verbunden. Wissenschaftliche Gesellschaften: Großherzogliche Gesellschaft für Naturwissenschaft u. Heilkunde u. Forst- u. Landbauinstitut. H. hat bedeutenden Handel, der durch die sich hier kreuzenden Chausseen (die Bergstraße, von Frankfurt u. Darmstadt nach H. führend u. von da als Straße nach der Schweiz u. nach Manheim gehend, u. die Straße von dem linken Rheinufer nach Sachsen u. Schwaben), durch eine Messe, durch einen Freihafen (seit 1832) im schiffbaren Neckar (worauf seit 1842 Dampfschifffahrt nach Heilbron) u. durch die Eisenbahnverbindung mit Manheim, Karlsruhe, Kehl, Freiburg etc. (Badische Eisenbahn) u. mit Darmstadt u. Frankfurt (Main-Neckarbahn) begünstigt wird; eine Odenwälderbahn (bis Würzburg) ist in Angriff genommen). Der Handel beschäftigt sich bes. mit rohem Tabak, Ölsamen u. Öl. Von Gewerben blüht bes. eine Wachslichter- u. Krappfabrik, Tabaksfabriken, Ultramarinfabrik u. eine Fabrik hydropathischer u. mechanischer Heilgeräthschaften u. eine Feuerspritzenfabrik, Bierbrauereien etc. In H. bestehen 6 Buchhandlungen u. 4 Buchdruckereien. Vergnügungsorte: das Museum, für Vergnügen edler Art eingerichtet. Einw. 15,000, worunter etwa 8500 Evangelische, 6200 Katholiken, 300 Juden. Vgl. Leger, Führer durch das heidelberger Schloß, Heidelb. 1815; Schreiber, H. u. seine Umgebungen, Heidelb. 1811; Helm. v. Chezy, Gemälde von H. etc., ebd. 1821; Löwis, Die Gegend von H., Berl. 1816, u. Ausg. v. Dittmar; Engelmann, H. u. seine Umgebung, ebd. 1824; Leonhard, Fremdenbuch, Heidelb. 1834; Wanderung durch die Ruinen des Heidelberger Schlosses u. seine Umgebungen, 1858.

Ob H. Anfangs ein Römercastell od. eine deutsche Schanze gegen die Römer gewesen, ist ungewiß; das Schloß ließ Friedrichs I. Bruder, Konrad, im 12. Jahrh. ausbauen. An der Stelle des alten Schlosses steht jetzt die Wegnersche Molkencur. Das jetzige Schloß auf dem Jettenbühl wurde am Ende des 13. Jahrh. vom Kurfürsten Rudolf I. dem Pfalzer angefangen u. wird zuerst in dem Vertrag von Pavia 1329 genannt. H. war damals ein Lehn der Bischöfe von Worms, u. diese belehnten 1225 den Pfalzgrafen Ludwig mit H. Unter Pfalzgraf Ruprecht I. wurde das eingeäscherte H. wieder aufgebaut u. erweitert. Er nahm dort seine Residenz u. stiftete 1346 hier eine Universität (s. oben). 1384 wurde hier die Heidelberger Einung gestiftet, s. Deutschland (Gesch. X.). 1502 begann die Reformation in H. 1584 u. 1585 wurde hier ein Religionsgespräch gehalten, durch das der Pfalzgraf Kasimir die Lutherischen u. Reformirten zu vereinigen suchte. 1603 wurde hier die Heidelberger Union von den protestantischen Fürsten geschlossen, s.u. Deutschland (Gesch. XI.). Im Dreißigjährigen Kriege mußte H., als Residenz des Kurfürsten von der Pfalz, viel leiden. Tilly belagerte u. eroberte es 1622 u. Kurfürst Maximilian von Baiern schenkte die Bibliothek dem Papst Gregor XV. (s. oben). 1634 wurde das Schloß durch die Kaiserlichen unter Gronsfeld belagert, durch den Herzog Bernhard von Weimar [⇐165][166⇒] aber entsetzt. Nach dem Westfälischen Frieden erhielt Friedrichs V. Sohn, Herzog Karl Ludwig, H. wieder u. richtete Schloß u. Schloßgarten auf das Glänzendste ein. Die im Kriege aufgehobene Universität wurde auch wieder hergestellt. 1688 wurde H. von dem Dauphin belagert, auch das Schloß nach der Einnahme durch den General Melac zum Theil in die Luft gesprengt, die Stadt geplündert u. demolirt. 1693 wurde sie in dem über die Succession nach Aussterben der protestantischen Linie entstandnen Kriege wieder erobert, die kurfürstlichen Gräber spoliirt u. das Schloß zerstört, welche Zerstörung 1764 der Blitz vollendete. 1720 wurde die Residenz von H. nach Manheim verlegt. 1803 wurde H. von Pfalz-Baiern an Baden abgetreten, u. Karl Friedrich, Kurfürst von Baden, wurde der zweite Stifter der Universität. Hier am 5. März 1848 Versammlung von 51 Männern aus den verschiedenen deutschen Staaten, aus welcher das Vorparlament in Frankfurt hervorging, s. Deutschland Gesch. XIII. C) b). H. wurde 23. Juni 1849 von den Preußen besetzt.

4) Dorf im Gerichtsamt Sayda des königlich sächsischen Kreisdirectionsbezirks Dresden, mit dem Flecken Seifen (s.d.) zusammenhängend, Holz-, bes. Spielwaarenfabrikation; Schwefelbad mit Badehaus (das sogenannte Einsiedlerbad); 1730 Ew.; 5) Berge: im Böhmerwalde, 4333 Fuß; in den Sudeten bei Hohenelbe 3042 Fuß; im Reichensteiner Gebirge in Schlesien, 2780 Fuß; im Hainich, 1300 Fuß hoch; 6) Städtischer Bezirk (Township) in der Grafschaft Lebanon des Staates Pennsylvanien (Nordamerika), 1600 Ew.; 7) Städtischer Bezirk in der Grafschaft Lehigh des Staates Pennsylvanien; 1400 Ew. [⇐166]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 164-166.
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[255⇒] Heidelberg, die altberühmte Universitätsstadt und ehemalige Hauptstadt der Pfalzgrafen bei Rhein, bis ins 18. Jahrh. der Kurfürsten von der Pfalz, jetzt Amtssitz im bad. Unterrheinkreise, liegt 4 St. oberhalb Mannheim, mit dem es durch die bad. Staatseisenbahn verbunden ist, am linken Neckarufer, längs dem Fuße des Riesensteines und Königsstuhles in reizender Gegend, ist unregelmäßig gebaut, zeigt jedoch außer der großartigen Schloßruine merkwürdige und mitunter schöne Gebäude, namentlich die zwischen den Katholiken u. Protestanten getheilte Peterskirche, die Heiliggeistkirche, das alterthümliche Haus zum Hirschen, das Karlsthor, die Universität sammt Bibliothek, das Museum, den Marstall u.a., den Bahnhof und die großen Gasthöfe sammt der 700' langen steinernen Neckarbrücke nicht zu vergessen. Die Einwohnerzahl beträgt nahezu 15000, worunter die Protestanten neben Katholiken und Juden die Mehrzahl ausmachen u. die ihr Einkommen zumeist von der Universität haben, außerdem Handel und Gewerbe, namentl. Bierbrauerei, Fabriken in Tabak, Leder, Krapp, Potasche u.s.f., Wein-, Obstbau u. Landwirthschaft betreiben. H. ist uralt und durch seine Hochschule, welche 1386 als die 3. des deutschen Reiches gestiftet wurde u. schon im Stiftungsjahr 525 Studenten zählte, emporgekommen. In der Reformationszeit lehrten u. lebten hier Bucer, Brenz, Gerlacher, Pelican, Fagius u.a., die Opposition gegen die Kirche wurde schon 1502 lebhaft, 1518 hielt Luther im Augustinerkloster seine berühmte Disputation, doch erst zwischen 1546–59 drang die helvetische Confession durch u. 1562 kamen der bekannte H.er Katechismus, in Folge des Grundsatzes cujus regio ejus et religio Ungemach und Religionswechsel im Ueberfluß. Im 30jährigen Krieg hatte H. viel zu leiden, die Abführung eines großen Theiles der H.er Bibliothek 1622 war wohl das Mindeste davon, zumal 1815 viel zurückkam und Großherzog Ludwig die Klosterbibliothek von Salmansweiler der Universität verkaufte. [⇐255][256⇒] Unbeschreibliches Elend brachte das Zeitalter Ludwigs XIV. durch die Mordbrenner Türenne, Melac u.a., namentlich 1674, 1688, wo auch das Schloß großentheils zerstört wurde, und 1693–97. Im 18. Jahrh. litt die Universität, zumal von 1705–73, auch erwählte der Kurfürst Mannheim zur Residenz. Karl Theodor that übrigens seit 1743 vieles für H., wollte selbst das Schloß wieder aufbauen und baute das sog. große Faß, das 283200 Flaschen hält, aber seit 1769 leer ist. Im J. 1803 wurde H. badisch, die Sorgfalt der Regierung und die Friedensjahre brachten die Universität in neuen Flor. Dieselbe zählte 1846 und 47 über 80 Lehrer u. beinahe 1000 Studenten, 1852 nur 732, gegenwärtig wieder einige mehr. Zu ihr gehört die Bibliothek mit 130000 B., etwa 50000 Dissertationen, 1300 Handschriften und 1000 Urkunden, eine neue Anatomie, eine Sternwarte, Entbindungsanstalt, vielerlei Sammlungen u.s.f. Das Gymnasium wurde 1846 zum Lyceum. In H. lehrten einst Reuchlin, Wessel, Seb. Münster, Gruterus und Godofred, Freher, Pufendorf, in neuerer Zeit Gatterer, Voß, Paulus, Hegel, Daub, Neander, Thibaut, Zachariä, Creuzer, Nägele u. viele a. Berühmtheiten; gegenwärtig: Schlosser u. Häußer, Kortüm, Schweins, Bähr, Roßhirt, Mittermaier, Vangerow, Chelius, K. Zell u.s.f. Nahe bei H. weilt im Stifte Neuburg die Wittwe des in der kathol. Welt gefeierten und 1851 gest. J. F. H. Schlosser. [⇐256]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 255-256.
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Heidelberg

[356⇒] Heidelberg, eine im Unterrheinkreise des Großherzogthums Baden am linken Ufer des Neckars liegende Stadt mit etwa 12,000 Einw.

Die Umgegend von H. ist überaus reizend. Die Stadt zieht sich zwischen dem Fluß und den hinter ihr liegenden Bergen hin und bildet eine fast eine halbe Stunde lange Straße mit wenigen Nebengassen. Die Berge in Mitternacht und Morgen schützen die Stadt vor den rauhen Nord- und Ostwinden, und daher tritt die schöne Jahrszeit in H. zeitiger ein, als in andern Orten von gleicher geographischer Lage. Die Berge sind oberwärts mit herrlichen Laubwaldungen bedeckt und unterwärts mit Wein bepflanzt. Auf einem dicht hinter der Stadt sich erhebenden Berge liegt das prachtvolle heidelberger Schloß, welches die nachstehende Abbildung darstellt. Dasselbe wurde 1689 von den Franzosen verwüstet und ist unbewohnbar geworden, als es 1764 vom Blitz getroffen wurde. Die ausgebreiteten Ruinen, welche noch übrig geblieben, zeugen von der ehemaligen Ausdehnung und Pracht dieses herrlichen Fürstensitzes. Besonders zeichnet sich der dicke Thurm aus, welcher von 16 F. dickem Mauerwerk umschlossen ist und einen großen Rittersaal mit den Bildnissen der alten Kurfürsten und Pfalzgrafen am Rhein enthält. Man hat in neuerer Zeit diese schönen Ruinen vom Schutt gereinigt und in Anlagen umgewandelt. Im Keller des Schlosses liegt das bekannte große heidelberger Faß (s.d.). Südlich von der Stadt liegt der Königs- oder (seit ihn 1815 Kaiser Franz bestiegen hat) Kaiserstuhl, welcher eine herrliche Aussicht darbietet und jetzt mit einem hohen Thurme ausgestattet ist. Der auf dem rechten Ufer des Neckar liegende Heiligenberg trägt die Ruinen eines Klosters. Über den Neckar führt eine 702 F. lange Brücke. Am bedeutendsten ist H. durch seine Universität, nach Prag die älteste in Deutschland. Sie wurde vom Kurfürsten Ruprecht II. 1386 gestiftet und zeichnete sich durch berühmte Lehrer, sowie durch eine seltene Bibliothek auf das vortheilhafteste aus. Im dreißigjährigen Kriege (1622) plünderte Tilly die Stadt und die berühmte Bibliothek wurde vom Herzog Maximilian von Baiern dem Papste geschenkt und bildete nun in Rom eine Abtheilung der vaticanischen Bibliothek unter dem Namen der Bibliotheca palatina (pfälzische Bibliothek). Eine neue Bibliothek wurde 1703 zu H. gegründet und 1815 gab der Papst aus der Bibliotheca palatina alle für deutsche Literatur und Geschichte wichtigen sehr zahlreichen Handschriften zurück. Gegenwärtig zählt die heidelberger Bibliothek wieder 120,000 Bände und ist in einem eignen Gebäude zweckmäßig aufgestellt. Die Anzahl der Studirenden zu H. beträgt gegenwärtig 5–600. Andere Lehranstalten sind ein Gymnasium und verschiedene Privatunterrichtsanstalten. Eine ausgezeichnete Einrichtung ist ein zur geselligen Unterhaltung 1827 errichtetes Gebäude, welches mit einem Lesecabinet verbunden ist, in dem über 200 Zeitschriften gehaltenwerden. Alle gebildeten Einwohner können an diesem Institut gegen einen [⇐356][357⇒] mäßigen Beitrag Theil nehmen. Der Handel, namentlich mit Öl, Ölsamen und Taback ist nicht unbedeutend und wird durch die Lage der Stadt begünstigt. Die Gewerbthätigkeit der Stadt ist nicht eben ausgezeichnet. H. soll seinen Ursprung von einem röm. Castell ableiten. Im Mittelalter wurde es die Residenz der Kurfürsten und Pfalz, grasen am Rhein, bis 1720 die Residenz nach Manheim verlegt wurde. H. wurde 1802 von Pfalzbaiern an Baden abgetreten. [⇐357]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 356-357.
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[209⇒] Heidelberg, Universität-, Handel- und Fabrikstadt des Großherzogthums Baden mit 11,000 Ew. Wie eine junge Braut mit Weinlaub und Reben bekränzt, liegt sie in einer reizenden Gegend voll lachender Gärten, sanften Bergabhängen, durchströmt von dem Neckar, über welchen eine 700 F. lange und 30 F. breite Brücke führt. In der Nähe der Stadt, nach Mitternacht, erhebt sich der Heiligenberg mit Burg und Klosterruinen; südöstlich der majestätische Geisberg, dessen Gipfel – der hohe Königsstuhl – mit einem Wald von Kastanien bedeckt ist, und vor ihm, auf dem über der Stadt emporragenden steilen Felsenhügel am Eingang in's Neckarthal das weltbekannte Heidelberger Schloß, ehemals die Residenz der Pfalzgrafen, eine ehrwürdige Ruine. Der östliche Theil des Schloßgartens, unmittelbar über dem Neckar, wird von massiven Bogengängen getragen, welche, vom Ufer gesehen, den überraschenden Anblick von schwebenden Gärten gewährt. Noch enthält der Schloßkeller das vielbesungene Heidelberger Faß, das ehemals mit 520 Fuder des besten Weines gefüllt war. Nächst dem bedeutenden Weinhandel verbreitet die prächtige Bergstraße zwischen Frankfurt und Basel, wie zwischen Mannheim und Schwaben, Franken und Sachsen, ein bewegtes Leben. Unter den Gebäuden zeichnet sich die heilige Geistskirche mit ihren alterthümlichen Gräbern mehrerer Pfalzgrafen aus. Auf dem Königsstuhle wurde 1831 der 90 F. hohe Jacobithurm erbaut, von dessen Zinnen man eine der herrlichsten Aussichten Deutschlands genießt, und vor dem Mannheimer Thore befindet sich jetzt ein sehr sehenswerther botanischer Garten.

K. [⇐209]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 209.
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[184⇒] Heidelberg, eine schön gelegene Stadt am Neckar, im Oberamt Heidelberg in der untern Pfalz, welche mit der Garnison ungefähr 12,000 Einwohner hat. Sie war ehedem die Residenz der Churfürsten von der Pfalz, die aber 1719 nach Mannheim verlegt wurde. Die Heidelberger Universität, welche 1386 gestiftet wurde, ist nach Prag die erste und älteste in Deutschland; sie war überaus besucht, verlor aber [⇐184][185⇒] durch den dreißigjährigen Krieg, welcher hier heftig wüthete. Sie ist sowohl mit reformirten als römischkatholischen Lehrern besetzt. Die ehemahlige Heidelberger Bibliothek, welche der berühmte Scaliger der Vaticanischen vorzog, wurde, nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly 1622, vom Herzog Maximilianv. Bayern dem Papst Gregor XV. geschenkt, welcher sie im folgenden Jahr nach Rom abhohlen ließ, wo Urban VIII. ein eignes großes Zimmer für dieselbe in der Vaticanischen Bibliothek zurecht machen ließ. Es wurde jedoch eine neue Bibliothek in Heidelberg angelegt, von welcher die des herühmten Philologen Grävius die Grundlage ausmacht. Im J. 1784 wurde die so genannte Cameral hohe Schule von Lautern nebst der churfürstlichen ökonomischen Gesellschaft hierher verlegt, und erstere gewisser Maßen mit der Universität vereinigt. Das berühmte Heidelberger Faß hält seit 1751, da es neu gebaut worden, 230 Fuder und 3 Eimer Wein; es ist aber schon wieder schadhaft. [⇐185]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 184-185.
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[439⇒] * Heidelberg, (welche Universität hauptsächlich das juristische Studium sehr befördert, indem unter 500 Studirenden gewiß 300 sich befinden, welche Jurisprudenz studiren) gehört seit 1802 dem Großherzog von Baden, und zwar zur Badenschen Pfalzgrafschaft: und auch unter dieser neuen Regierung sind ihr beträchtliche Vermehrungen zugesichert und zu Theil geworden. [⇐439]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 7. Amsterdam 1809, S. 439.
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