Mühle

1. Alle (alte) Müelen un Fiskedujke maket keinen Biurn rujke. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 36.


2. An einer Mühle und einem jungen Weibe ist immer was zu flicken (stets was zu bessern am Leibe). (S. Frau 744.)

Dadurch gleichen sie einander. Das Unterscheidende zwischen beiden finden die Finnen darin, dass die Mühlen mit der Sonne, die Weiber sogar wider den Strom gehen. (Bertram, 60; Reinsberg I, 7.)

Engl.: Mills and wives are ever wanting. (Bohn II, 14.)

Frz.: A un moulin et à une jeune mariée, il y a toujours quelque chose à refaire. (Kritzinger, 470a.)

It.: Al molino et alla sposa sempre manca qualche cosa. (Cahier, 3121.)


3. Auch auf der Mühle kann man nur Mehl mahlen, wenn man Korn einschüttet.


4. Auf einer schlechten Mühle wird auch gutes Korn schlecht gemahlen.

Dän.: Det korn vorder ilde malet som bæres paa en ond quærn. (Bohn I, 262.)

5. Besser in die Mühle gehen als zum Arzt.


6. Bühlemer Mühle, du wildes Thier, hast schon gfressen drei oder vier, da fufta host im Racha, wuscht 'm 's au itt besser macha. Birlinger, 1010.


7. Das Beste in der Mühle ist, dass die Säcke nicht reden können.Einfälle, 209.


8. Der ein viertelstund in einer Mühlen ist, der wird so staubig nit, als der immer darinn ist.Lehmann, 770, 3.


9. Der erst' i der Mühli mahlt zuerst. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 41.

Lat.: Qui prior est tempore, potior est jure. (Philippi, II, 4185.)


10. Der erst' uf der Mühli schütt ûf.Sutermeister, 137; hochdeutsch bei Simrock, 7136a.


11. Der muss nicht in die Mühle gehen, der nicht mehlig werden will. (Blatt 26, Butter 47, Dorn 47, Gras 53, Kopf 430 und Laub 24.)


12. Die beste Mühle macht aus Gerstenkörnern kein Weizenmehl.Altmann VI, 399.


13. Die besten Mühlen sind zwischen Wasser und Wind.Eiselein, 474; Simrock, 7128.

[751] 14. Die Mühle der Alten mahlt immer.


15. Die Mühle dreht sich, aber woher das Wasser?Schlechta, 228.


16. Die Mühle dreht sich nicht vom gestrigen Winde.

Engl.: The mill cannot grind with the water that is past. (Bohn II, 14.)

Holl.: De molen gaat niet om met wind (water), die (dat) vorbij is. (Harrebomée, II, 94b.)

Port.: Com agoas passadas não moe o moinho. (Bohn I, 272.)

Span.: Con agua pasada no muele molino. (Bohn I, 209.)


17. Die Mühle geht nicht mehr, wenn Wind und Wasser vorüber.


18. Die Mühle gewinnt ihr Geld gehend und nicht stehend.

»Die Mühle, die da mählt, gewinnt ihr richtig Geld, doch im geringsten nicht mit stetem Stillestehen.« (Keller, 173b.)


19. Die Mühle gewinnt mit Mahlen und nicht mit Stillstehen.

Frz.: Le moulin gagne en allant et non pas en rien faisant. (Kritzinger, 469b.)

Span.: Andando gaña la hazaña, que no estándose queda. (Bohn I, 199.)


20. Die Mühle hat besseres Recht als andere Häuser.Graf, 497, 87.

Oeffentliche Plätze, wie das Haus des Richters (Schöffen), die Mühle und Schmiede standen unter Königsfrieden; ebenso musste der Pflug mit den Pferden, der Ackermann und Weingärtner wahrend der Verrichtung und auf dem Wege mit allem Geschirr in allen Fehden sicher sein. Für heilig und unverletzlich galten auch Stadtmauern, Dorfzäune und Mauern, die Heilige umschliessen. Königsfriede half jedem, der sich selbst nicht helfen konnte, weil es ihm an Kraft oder Waffen fehlte, er schützte also Kranke und Todte, Pilgrime, Priester und Juden, wenn sie ohne Waffen waren; denn »wer mit des Königs frieden begriffen ist, soll (Homeyer, III, 2) keine Waffen tragen«.

Mhd.: Diu müle hat bezzer reht danne ander hiuser. (Wackernagel, 205.)


21. Die Mühle kann heute nicht mit dem Wasser mahlen, das gestern vorbeigeflossen ist.

Frz.: Le moulin ne moult pas avec l'eau coulée en bas. (Bohn I, 33.)


22. Die Mühle kann mit Einem Stein nicht mahlen.

Ein türkisches Sprichwort gibt den Grund an: Die Mühle muss aus zwei Steinen bestehen, zur Freundschaft sind zwei Personen nöthig. (Weigel.)


23. Die Mühle klappert noch, es kann noch Kleien geben.


24. Die Mühle klappert wol, aber wo ist das Mehl?


25. Die Mühle mahlt nicht ohne Wasser (Wind).

It.: Il molino non macina senz' acqua. (Bohn I, 102.)


26. Die Mühle von Heimbugen kann im Sommer keinen Strohhut und im Winter keine Pelzkappe ertragen.

Birlinger (635) gibt darüber keine Erklärung.


27. Die Mühlen der Götter mahlen langsam, aber fein Mehl.Steiger, 212; Sprichwörterschatz, 222.

Die Strafen von Vergehungen bleiben nicht aus, wenn sie auch nicht bald kommen; sie treffen später oft desto schärfer.


28. Die Mühlen Gottes mahlen langsam, aber sie zermalmen.


29. Ein mühl, die nit vmbgeht, vnnd ein Bachofen, der nit heiss ist, sind vnwerd.Gruter, I, 3.


30. Ein Mühl ohn Korn und Säck, ein Bäcker ohn Wäck, ein Speicher ohn Getreid, ein Kirche ohn Leut, ein Gärber ohn Häut, ein Tanzhauss ohn Meuth, ein Obrigkeit ohn Leut und Leut ohn Obrigkeit, ein Wirthshauss ohn Trank, ein Glocke ohn Klang, ein Lager ohn Zelt, ein Tasche ohn Geld, ein Wasser ohn Fisch, ein blossen leeren Tisch, ein Wald ohn Wild und Holz, ein Köcher ohn Bolz, ein Gart ohn Blum und Grass, ein Keller ohn Fass, ein Hauss ohn Deck, ein Schwein ohn Speck, ein Student ohn Bücher, ein Bett ohn Kissen und Tücher, ein Kramer ohn Waar, ein Pflug ohn Schar, ein Sack der allzeit leer, ein Kriegsmann ohn Wehr, ein Reder ohn Maul, ein Reiter ohn Gaul, ein Stuben ohn Banck, ein Vogel ohn Gesang, [752] ein Schäfer ohn Schaf, ein Kuchen ohn Haf, ein Doktor ohn Kunst, ein Tochter ohn Gunst, ein Frau ohn Mann, ein Mann, der nichts kann, ein Schreiber ohn Feder, ein Schuster ohn Leder, ein Landsknecht ohn Schwert, seynd alle keinen Heller werth.Chaos, 396.


31. Ein Mühl ohne gang, ein schelle (Glocke) ohne klang, ein land ohne Knaben, da kan man nicht viel lust zu haben.Gruter, III, 28; Lehmann, II, 149, 55; Eiselein, 474.

Lat.: Stans mola, surda nola, sterilis vola, et schola sola, quatuor haec dominis non placuere suis. (Eiselein, 474.)


32. Eine Mühle, die immer klappert, macht nicht das meiste Mehl.


33. Eine Mühle, die nicht klappert (umgeht), macht kein Mehl.

Port.: Andando ganha a azenha, e não estando queda. (Bohn I, 266.)


34. Eine Mühle, die nicht umgeht, ein Backofen, der nicht heiss ist, und eine Mutter, die nicht gern daheim ist, sind unwerth.Simrock, 1487; Sailer, 95; Schottel, 1142a; Lohrengel, I, 204; Baumgarten, III, 40.

Die Basken sagen: Die Mühle ist gut, so lange der Stein sich dreht, doch nicht so bald er stille steht. (Reinsberg III, 133.)


35. Eine Mühle geht, so lange sie Wasser hat. Parömiakon, 2784.

Von unredlichen Advocaten, die den Process so lange führen, als etwas dabei zu gewinnen ist.


36. Eine Mühle ist selten ohne Kleien.Parömiakon, 1129.

Von Orten, wo man leicht Gefahr laufen kann, Schaden an seiner Seele zu nehmen.


37. Eine Mühle mahlt alle Arten Korn.

Dän.: Gierrig qvern maler allehande korn. (Bohn I, 370; Prov. dan., 462.)


38. Eine schlechte Mühle liefert kein gutes Mehl.

Dän.: Det korn vorder ilde malet, som bæres paa ond qvern. (Prov. dan., 355.)


39. Es hat nicht jeder seine Mühle.

Frz.: Chacun n'a pas son moulinet. (Kritzinger, 470a.)


40. Es ist noch nicht auf der Mühle, was zum Osterkuchen werden soll.Eiselein, 474; Simrock, 7130.


41. Es ist noch nicht uff der Mühlen, was vmb Ostern soll gemahlen werden.Lehmann, 32, 18 u. 449, 26; Sailer, 180.


42. Es ist schon auff der Mühl, was geschehen (gemahlen werden) soll.Lehmann, 19, 48.


43. Es mag leicht sein, es gehört in die Mühl oder für den Pfaffen.Henisch, 1440, 10.


44. Es wird auch einmal auf meine Mühle Wasser kommen.

Böhm.: Poteče kdys voda i na můj mlýn. (Čelakovsky, 189.)


45. Esi lang de Mil gêt, muole mor. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 979.


46. Geht die Mühle klipp de klapp, das beste Mehl in unsern Sack.Lohrengel, I, 299.


47. Hat die Mühle scharf gemacht, dann mahlt sie wieder besser.

Böhm.: Mlýny klepané lépe melí. (Čelakovsky, 409.)

Kroat.: Nabrušen nož rad réže. (Čelakovsky, 409.)


48. Hohe Mühlen fahen viel Wind.

Holl.: Hooge molen (masten, boomen) vangen veel wind. (Harrebomée, II, 95b.)


49. Ich will lieber die Mühle treiben, als im Teich faulen, sagte der Bach.

»Der Bach ist dem Müller befreundet, dem er nützt, und er stürzt gern über die Räder; was hilft es ihm, gleichgültig durch das Thal hinzuschleichen.« (von Loeper, Goethe's Sprüche, 49.)


50. In der Mühl' erspar' dir 's Geigenspiel.

Mhd.: Niht guot ist ze gîgen in der müln gedoeze. (Helbing.) (Zingerle, 64.)


51. In der Mühl seynd nit Esel allein, man findt ihr viel mit zwey Bein.

Lat.: Sunt asini multi, quorum bino pede fulti. (Sutor, 915.)


52. In der Mühle ist's am besten, dass die Säcke nicht reden können.Eiselein, 474; Mayer, I, 95; Simrock, 7127; Braun, I, 2779.

Im Plattdeutschen: In de Mill is't Best, dat de Säck ne rööden köännen. (Schlingmann, 1031.) »Einer sagte [753] zu einem Müller, in der Mülen waere diss das best, dass die Säck nicht könnten ruffen: o Dieb, o Dieb. Darauf antwort der Müller: die Säck hetten nicht vrsach dazu; er pflegte jhnen zu pfeiffen vnnd sie frölich zu machen; welcher Sack aber nicht seiner pfeiff wolt tantzen, der müste zur straf sich beser multeren lassen.« (Lehmann, 120, 26.)


53. In der Mühle sagt man's zweimal, das dritte mal halten sie den Sack auf.

Als Erwiderung, wenn jemand, etwas nicht verstanden hat.


54. In der Mühlen ist übel harfen. (S. Harfe 6.) – Simrock, 7132.

Mhd.: Ez ist boese harpfen in der mülen. (Morolf.) – Swaz ich ir gesinge, deist gehärpfet in der mül, sî verstêt es ninder wort. (Neidhart.) – Niht guot ist herphen in der mül. (Helbing.) – Mich dunket niht, daz ieman süle ze lange harpfen in der müle. (Freidank.) (Zingerle, 632.)


55. Ist in der einen Mühle kein Mehl, so geht man in eine andere.

Frz.: Moulin de çà, moulin de là; si l'un ne meult l'autre meuldra. (Leroux, II, 266.)


56. Je näher die Mühle, je stärker das Klappern.


57. Jede Mühle hat ihr Korn zu mahlen.

Es ist jeder beschäftigt, namentlich aber, um zu sagen, es hat jeder seine Portion zu essen. »Man war mit dem Austheilen des Fleisches beschäftigt, bis jede Mühle ihr Korn mahlen konnte.« (Westermann's Illustr. Monatsschrift, 1865, S. 619.)

58. Keine Mühle ohne Mehl, kein Freund ohne Fehl.

Port.: O amigo ha de se levar com a sua tacha. (Bohn I, 287.)


59. Man kann keine Mühle mit dem Blasebalg umtreiben.


60. Man muss die Mühle klappern lassen.


61. Man muss die Mühle nach dem Winde drehen, der Wind richtet sich nicht nach der Mühle.

Aehnlich russisch Altmann V.


62. Man muss seine Mühle nicht im Thale, sondern auf dem Berge anlegen.


63. Mancher dencket in die Mühle, der keinen Sack drinn hat.Petri, II, 449.


64. Mann muss die Mühl nach dem wind richten vnd frieden versprechen, biss auf bessere zeit.Lehmann, I, 215, 49.

»Immittels kan mann bey solchen frieden mehr schaden thun, alss bey öffentlichem Krieg


65. Mühl' ohne Gang, Glock' ohne Klang, Hand ohne Gaben, Spiel ohne Knaben will niemand haben.Simrock, 7131.


66. Mühle, Frau und Uhr bedürfen stets der Reparatur.

An einer Mühle und einer Frau fehlt immer etwas, sagt der Italiener.


67. Mühlen und Teichen müssen dem Bergbau weichen.Graf, 130, 368.

Drückt den Vorzug des Bergbaues im altdeutschen Recht vor andern Landesculturen aus und will wol sagen, dass wegen Beeinträchtigung der Mühlen durch Wasserentziehung der Bergbau rechtlich nicht gehindert werden könne, wenn auch den Mühlenbesitzern volle Entschädigung gewährt werden muss. (Vgl. Mittermaier, Deutsches Privatrecht, I, 625.)


68. Na de Mähle möt wî hen, na de Kark bruken wî man, wenn wî wält.Bueren, 923; Goldschmidt, 58; Hauskalender, III.


69. Nicht alle Mühlen klappern für einen.


70. Ohne Mühle gibt's kein Mehl.

Engl.: No mill, no meal. (Bohn II, 115.)

Lat.: Qui fugit molam, fugit farinam.


71. Stehende Mühle macht kein Mehl.

Holl.: Een stille molen maalt geen meel. (Harrebomée, II, 95a.)


72. Wä dererst in der Möhl es, krijt dererst gemal'n. (S. Kommen 191.) (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 10; für Köln: Firmenich, I, 473, 90; für Westfalen: Boebel, 142.


73. Wä et iez en de Müll kütt, kregg och et iez gemahlen. (Bedburg.)


74. Was hilft der Mühle das Klappern, wenn der Müller taub ist.

Engl.: In vain doth the mill clack, if the miller his hearing lack. (Bohn II, 2465.)


[754] 75. Was man auf die Mühle aufschüttet, das wird gemahlen.

Auch russisch Altmann VI, 401.

Böhm.: Jaké na mlýn sypeš, takové se mele. (Čelakovsky, 161.)

Kroat.: Melin melje, kaj mu naspeš. (Čelakovsky, 161.)

Wend.: Kajkež na młón sypaš, tajke so mele. – Štož sypaš, to meleš. (Čelakovsky, 161.)


76. Was man auf die Mühle schütt, das theilt sie auch dem Müller mit.Chaos, 639.

Lat.: Ante deum orantes, non sitis corde vagantes; si cor non orat, frustra tunc lingua laborat. (Chaos, 693.)


77. Weil die Mühle im Gange ist, muss man aufschütten.

Span.: Quando estaba picado el molino. (Don Quixote.)


78. Weit't este in de Mülln kümmet, de millt. (Waldeck.) – Curtze, 342, 361; Firmenich, I, 326, 56.

Im Sauerlande: ...de schüddet éirst op.


79. Wen man in der Mühle trifft, den hält man für den Müller.Altmann VI, 435.

Die Russen: Wer in der Mühle ist, wird Müller benamt. (Altmann VI, 467.)


80. Wenn die Mühle des Nachts stehen bleibt, wacht der Müller auf.Frischbier2, 2669.


81. Wenn die Mühle kein Wasser hat, hört sie auf zu mahlen.


82. Wenn die Mühle nicht klappert, so gibt's kein Mehl.

Lat.: Qui vitat molam, vitat farinam. (Tappius, 211a; Philippi, II, 141.)


83. Wenn die Mühle steht, tanzen die Esel.

It.: Quando il molino è chiuso gl' asini trescano. (Pazzaglia, 216, 5.)


84. Wer auf einer Mühle nicht gemahlen bekommt, geht in die andere.

Dän.: Hvo ei kand faae malet paa en mølle, gaaer til en anden. (Prov. dan., 419.)


85. Wer auf meine Mühle kommt, ist mein Freund.

Engl.: He is my friend that grindeth at my mill. (Bohn II, 95.)

It.: Colui è il mio zio che vuole il bene mio. (Bohn II, 95.)

Port.: Este hé meu amigo, que móe no meu moinho. (Bohn I, 273.)

Span.: Ese es mi amigo el que muele en mi molinillo. (Bohn I, 227.)


86. Wer das letzt auff der Mühl hat, der wandelt im schatten des Tods.Lehmann, 174, 41.

It.: Chi va al mulino, s' infarina. (Bohn I, 86.)


87. Wer die Mühle fleucht, der flieht auch das Mehl.Simrock, 7129a.


88. Wer die Mühle verlässt, kommt aus dem Mehlstaube.

Frz.: Qui fuit la moelle fuit la farine. (Leroux, II, 299.)


89. Wer eine Mühle an das Wasser baut, will damit mahlen.

Aehnlich russisch Altmann VI, 463.


90. Wer erst zu der müle kompt, der malet erst. (S. Kommen 191.) – Tappius, 212b; Körte, 4311; Lehmann, II, 840, 260; Simrock, 7136; Graf, 25, 283; Reinsberg III, 2; Braun, I, 2778.

Wer ee zu der mul kompt, der melt ee. (Hofmann, 34, 105.) Bei gleichen Rechten entscheidet der Vorzug der Zeit.

Mhd.: Die ok irst to der molen kumt, die sal erst molen. (Homeyer, II, 59, 4; Wackernagel, 284, 312; Rössler, I, 151.)

Dän.: Hvo først kommer til mølle, faaer først malet. (Prov. dan., 419; Bohn I, 378.)

Engl.: First come, first served.

Frz.: Le premier venu engrène. – Premier venu, premier moulu.

Holl.: Die ierst ter molen comt, sal ierst malen. (Tunn., 10, 4.)

It.: Chi è primo al mulino primo macina. In Wälschtirol: Chi è primo molim masna. (Hörmann, 26.)

Lat.: Ante molem primo veniens molet hic prius imo. (Fallersleben, 240.) – Primus veniens, primus molet. (Marin, 8.)

Schwed.: Den som först kommer till qwarnen, får först mala. (Marin, 8.)


91. Wer in der Mühle Flöte bläst, verschwendet seinen Athem.

Böhm.: Ve mlýnĕ nehud', a ožralce, když spí, nebud'. (Čelakovsky, 139.)


92. Wer in die Mühle gehet, der wird bestaubt. Lehmann, 859, 3; Sailer, 125.

Wer indess nur eine Stunde darin ist, wird bei weitem nicht so staubig, als wer sich stets darin befindet.

[755] Böhm.: Kdo často do mlýna chodí, zmouči se. (Čelakovsky, 40.)

Dän.: Hov som gaaer i mølen bliver støvet. (Prov. dan., 60.)

Holl.: Die in den molen komt, wordt ligt bestoven. – Die omtrent den molen woont, bestuift van het meel. (Harrebomée, II, 95a.)

Lat.: Non intret molam qui vult vitare farinam.


93. Wer in die Mühle geht, wird mehlig, wer in den Himmel kommt, wird selig; aber lieber mehlig als selig.


94. Wer zur Mühle will, geht dem Wasser nach.


95. Wie man die Mühle stellt, so geht sie.Altmann VI, 485.


96. Wi's uf de Mîle kimmt, su werd's abgemoalen. (Schles.) – Gomolcke, 1119; Frommann, III, 242, 11; hochdeutsch bei Simrock, 7135.

Auch die Kroaten sagen: Die Mühle mahlt, wie du aufschüttest. (Reinsberg III, 64.)


*97. Auf meine Mühle wird auch wol einmal Wasser kommen.

Auch mir wird es einmal tagen, sagt, der Zukunft vertrauend, der Serbe. Auch mir wird einst die Sonne scheinen, der Kroat. Auch auf unserer Strasse wird einmal Festtag sein, der Russe. Der Perser: Ein oder das andere mal wird das Wasser in meinen Kanal fliessen. (Reinsberg II, 137.)


*98. Dar is wat in'r Möl.Eichwald, 1323.


*99. Dat is noch in'r Möl.Eichwald, 1322.


*100. Die Mühle seiner (seines) Feinde(s) mit Wasser versorgen.

»Herr G. sollte doch aufhören, die Mühlen seiner Gegner mit Wasser zu versorgen.« (National-Zeitung, Berlin 1870, Nr. 307.)


*101. Er hat das letzte auf der Mühle.

Frz.: Il sent le sapin. (Lendroy, 1358.)


*102. Er hat eine Mühle ohne Wasser und Wind.

Es fehlen ihm die nothwendigen Mittel zur Betreibung seines Geschäfts.

Frz.: Peindre sans huyle.

Lat.: Absque oleo pingere. (Bovill, I, 176.)


*103. Er het em z' Müli trôschet.Sutermeister, 79.

Er hat ihn gedroschen, wie man das Getreide zur Mühle drischt. Für dergleichen fühlbare, handgreifliche Züchtigungen finden sich a.a.O. noch folgende schweizer Redensarten: Er hat em eis abg'hoberet, abgetöfflet, erlideret. Er hat em eis g'tängt. Er hat em's greiset. Er hat em g'ge (nämlich Prügel). Er het mit em kragab g'macht. Er hat en fläckli bim Krübis g'nu. Er het en Näggis erwütscht (s. Nacken). Er het e mit ere g'hämpflige Ruethe erhaue. Er hed en ûsg'wüscht.


*104. Er ist dur d' Mühli dure gange. (Luzern.)


*105. Er möchte ihre Mühle zwischen Wind und Wasser küssen.Eiselein, 474.


*106. Er weiss seine Mühle nicht im Gange zu erhalten.

Holl.: Hij weet den molen niet aan den gang te houden. (Harrebomée, II, 95b.)


*107. Er wird schon wieder einmal auf meine Mühle kommen.

Frz.: Laissez-le faire, il viendra moudre à notre moulin. (Lendroy, 1040.)


*108. Es ist (schon) auff der mühlen, wenn nur wind ist.Lehmann, 150, 12.

Um zu sagen, dass etwas bereit, fertig, im Gange u.s.w. ist, finden sich a.a.O. noch folgende verwandte Redensarten: Es ist angespannt. Man hat schon gesattelt. Die Axt ist albereit dem Baum angeschlagen. Er ist schon in der Esse. Es ist beim Feuer.


*109. Es ist eine Mühle, der es an Wasser fehlt.

Frz.: C'est une écoute s'il pleut. (Kritzinger, 259b.)


*110. Ich will auf keiner andern Mühle mahlen.

Engl.: I am loth to change my mill. (Bohn II, 169.)


*111. Seine Mühle hat das letzte aufgeschüttet.


*112. Seine Mühle klappert mit dem letzten Wasser.


*113. Sie mahlen auf Einer Mühle.Altmann VI, 513.


[Zusätze und Ergänzungen]

114. Auf der Mühle wird allerhand Korn gemahlen.


115. Früh in die Mühle und spät in die Kirche sichert die schnellste Heimkehr.Frischbier, 4300.

Poln.: Rano do młyna, a pozno do kościoła zabezpiecza powrrot najspieśncéjszy.


116. In der Mühl nützt kein Saitenspiel.Wenzig, 84.


117. In einer gehenden Mühle gibt es keine Spinnweben.

Holl.: Daer en wast geen rag aen een draegende meulekam. (Cats, 250.)


[1616] 118. Zur Mühle gehören zwei Steine, zur Liebe zwei Herzen.Merx, 108.


*119. Seine Mühle geht nach Wunsch.

Altfries.: Sin Mellen geid eed Wensk. (Hansen, 12.)

*120. Sie muss in die plibischker Mühle, wo die alten Gesichter jung gemacht werden. Frischbier, 2900.

Von einer heirathslustigen alten Jungfer. Ueber Plibischken s. Gewehr 7.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 3. Leipzig 1873.
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