1. A dieu sünd, A dieu schand. – Gruter, III, 3; Lehmann, II, 32, 8; Simrock, 10030.
2. Alle Sünde büsst sich selbst. – Eiselein, 584.
3. Alle sünden geschehen freiwillig. – Franck, I, 72a; Simrock, 10015.
Lat.: Omne peccatum voluntarium. (Franck, I, 72b.)
4. Alle vergebenen (vergessenen) Sünden sind quitt. – Simrock, 11023; Körte, 5806; Braun, I, 4358.
Frz.: À tout péché misericorde.
5. Alte Sünde hat neue Schmach zum Kinde.
6. Alte Sünden machen neue Schande. – Simrock, 10020; Körte, 5803.
Mhd.: Sô ist das auch wol bekant, das alte sunde machent newe schant. (Vintler.) – Alte sund pringt newe scham, hoer ich die weysen sagen. – Zwâr alte sund pringt neues laid, des wird ich teglich innen. (Wolkenstein.) (Zingerle, 27 u. 144.)
Böhm.: Nebije ani tak řemen, jako starý hřich. – Starý hřich činí novou hanbu. (Čelakovsky, 26.)
Dän.: Gammel synd giør ny skam. (Prov. dan., 540.)
Holl.: Olde sonden maken niewe schanden. (Tunn., 21, 5; Harrebomée, II, 518b.)
It.: Peccato vecchio penitenza nuova. (Pazzaglia, 277, 1; Cahier, 3038.)
Lat.: Praeteritum crimen subito nova crimina tollant. (Tunn., 846.) – Scandale sepe nova peccata movent veterata. (Fallersleben, 582.)
Schwed.: Gammal synd gör ny skam. (Grubb, 240.)
[959] 8. Alte Sünden richten offt newe Schanden an. – Lehmann, II, 27, 34; Petri, II, 12.
9. An Sünden gewinnet man nichts. – Henisch, 1601, 58; Schottel, 1120a.
10. Ander Sünd kreucht zu Winckel, Hoffarth wil allzeit am Licht stohn. – Petri, II, 15.
11. Auf alte Sünde folgt neue Strafe.
Dän.: Af gammel synd ny poenitence. (Prov. dan., 541.)
12. Auf die Sünde folgt das Uebel wie die Thräne auf die Zwiebel.
Böhm.: Za hřichy muky, a za krádež býkovec. (Čelakovsky, 146.)
13. Auf grosse Sünde folgt grosse Strafe.
Lat.: Magna graves semper comitantur crimina poena. – Magnis delictis magna supplicia statuta sunt. (Seybold, 289 u. 291.)
14. Auf öffentliche Sünde gehört öffentliche Busse. – Eiselein, 560; Simrock, 7661; Graf, 313, 189.
15. Auf Sünde folgt Reue.
Holl.: Na zonde komt beraw. (Harrebomée, II, 588b.)
Lat.: Peccati fructus, diri post crimina luctus. (Chaos, 750.)
16. Auf Sünde folgt Schande.
»Wo Sünde sich nur blicken lässt, hat Schand' auch Positur gefasst.«
Lat.: Peccatum et infomia sunt inter se confinia. (Chaos, 751.)
17. Auf Sünde folgt Strafe. – Simrock, 10016.
Böhm.: Za hřichem pokuta v patách bĕži. (Čelakovsky, 26.)
Engl.: Where vice is, vengeance follows. ( Gaal, 1486.)
It.: Niun vizio senza supplizio. (Gaal, 1486.)
Lat.: Culpam poena premit comes. (Horaz.) (Binder II, 637.)
Ung.: A' bünt nyomban éri a' büntetés. (Gaal, 1486.)
18. Auf süsse Sünde folgt herbe Strafe.
Die Russen: Auf eine goldene Sünde folgt leicht eine bleierne Strafe. (Altmann, VI, 446.)
19. Auff grosse Sünd gehört grosse Gnad. – Lehmann, 943, 36.
20. Aus einer Sünde bei Nacht wird oft eine Schande bei Tage.
Die Russen fügen noch hinzu: bei Jungfrauen. (Altmann VI, 432.)
21. Aus kleinen Sünden werden grosse.
Holl.: Het kleinste misdrijf is een middel, om tot het grootere te komen. (Harrebomée, II, 88b.)
22. Bekannte Sünde ist halb verziehen.
It.: Peccato confessato è mezzo perdonato. (Bohn I, 119.)
23. Besser sein sünd erkennen, denn sich seiner guten Werke rühmen. – Henisch, 323, 26.
24. Besser seine Sünde bekennen als heucheln.
Dän.: Bedre at verden veed, du est en synder, end Gud at du est en hykler. (Prov. dan., 54.)
25. Das hat keiner Sünd' noch Schand, was der ander ist im Land; ob er hangen wird der ein', bleibt annoch der ander rein.
26. Das ist keine Sünde, denn man muss gelebt haben, sagte der Beichtiger, als ihm die Nonne beichtete, sie denke am Morgen immer zuerst ans Mittagessen. – Klosterspiegel, 79, 22.
27. De ijä Säinjden schlön înd äinjden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 642.
28. Der kann der Sünden wol müssig gehen, der Gott zum Wächter hat.
29. Der Sünde Ende ist der Reue Anfang.
30. Die heimlichen Sünden werden von Gott, die öffentlichen von der Obrigkeit bestraft. – Wirth, II, 408.
31. Die sünd büsst sich selbs. – Franck, I, 52b; II, 15a; Petri, II, 145; Henisch, 571, 9; Lehmann, II, 72, 68 u. 572, 129; Schottel, 1126a; Sailer, 239.
32. Die Sünd der gantzen gemein spricht keinen fromb allein. – Petri, II, 145.
33. Die Sünd lohnt den Menschen wie der Hencker seinen Knecht. – Petri, II, 145.
34. Die Sünd' macht die Leute blind.
»Sünde macht blinde Leute.« (Pauli, Postilla, I, 90b.)
35. Die sünd mit scham bekennen, hat die recht stat bey der frommkeyt. – Franck, I, 73a.
Lat.: Proximus innocentiae locus, verecunda peccati confessio. (Franck, I, 73a.)
[960] 36. Die sünd stosset dem fass den boden gar auss. – Henisch, 443, 27.
37. Die Sünde gebiert den Tod.
Holl.: De zonde genereert den dood. (Harrebomée, II, 508a.)
38. Die Sünde gebiert drei Töchter: das böse Gewissen aus Noth, einen bösen Tod und der Hölle Roth.
39. Die Sünde geht süss ein, aber bitter wieder aus. – Simrock, 1022.
Mhd.: Sünde ist süeziu arebeit, si gît doch nâch liebe leit. – Manc sünde kurze fröude hât, nâch der vil langiu riuwe gât. (Freidank.) (Zingerle, 144.)
Böhm.: Hřišne slasti vedou k propasti. (Čelakovsky, 26.)
40. Die Sünde ist der Leute Verderben.
It.: Il peccato genera la morte. (Pazzaglia, 272, 5.)
41. Die Sünde ist der Magnetstein, der das Elend zieht ins Land herein.
42. Die Sünde ist des Teufels Saatfeld.
Böhm.: Hřich d'ablu smich. (Čelakovsky, 24.)
43. Die Sünde ist ein Pfeil der leicht stecken bleibt, aber schwer wieder herauszuziehen ist.
It.: Il peccato è simile alla saetta, che aye, volmente si ficca, e malage volmente si trae.
44. Die Sünde ist eine Angel des Todes. – Winckler, V, 2.
45. Die Sünde ist schwärzer als der Teufel.
It.: Niuna cosa è più brutta del peccato. (Pazzaglia, 272, 6.)
Lat.: Efficas est peccatum quod ex Angelo facit daemonem. (Chaos, 749.)
46. Die Sünde ist süss, auf eine folgt die andere gewiss.
Böhm.: Hřich sladký, a človĕk padký. (Čelakovsky, 26.)
47. Die Sünde ist süss (leicht), wenn sie grüsst, und bitter (drückt), wenn man sie büsst.
Böhm.: Nic není nad hřich sladšího, a nic není nad nĕj hořčejšího. (Čelakovsky, 25.)
Dän.: Hvad man med synd faaer, det med sorg gaaer. – Hver er sin synd sød og sin anger led. (Bohn I, 375.)
Holl.: De zonde is zoet in 't volbrengen, maar het einde is zuur. (Harrebomée, II, 508a.)
48. Die Sünde kann das Licht nicht sehen.
Poln.: Grzech ciemnośc lubi. – Grzech skry ośći szuka. (Čelakovsky, 25.)
49. Die Sünde kehrt lachend ein und geht weinend aus.
50. Die Sünde scheidet nicht ohne Kampf.
Holl.: De zonde scheidt niet van het hart dan met hevigheid. – De zonde wordt zonder toorn niet uitgebluscht. (Harrebomée, II, 508a.)
51. Die Sünde scheut das Licht, verräth sich aber im Gesicht.
Engl.: O how sin comet up in once face.
52. Die Sünde schleicht gar lieblich ein, doch bringt zuletzt sie grosse Pein.
Lat.: Peccatum blande ingreditur, sed in fine mordet, ut coluber. (Chaos, 749.)
Poln.: Grzech zamiślany smakuje, a popełniony katuje. (Čelakovsky, 26.)
53. Die Sünde trägt ihre Ruthe auf dem eigenen Rücken.
Holl.: De zonde draagt hare eigene roede op den rug. (Harrebomée, II, 508a.)
54. Die Sünde verderbt Leib und Seele.
Holl.: De zonde schendt lighaam en ziel. (Harrebomée, II, 508a.)
55. Die Sünde verlässt den Menschen oft eher als der Mensch die Sünde.
Dän.: Synden forlader tiere menneskene, end menneskene forlade den. (Prov. dan., 541.)
56. Die Sünden der Fürsten müssen die Unterthanen büssen.
It.: I peccati de' principi fanno piangere i sudditi.
57. Drei Sünden zerstören drei Regiment: Gottlosigkeit das geistliche, Ungerechtigkeit das weltliche und Ueppigkeit das häusliche. – Einfälle, 374; Sailer, 349.
58. Drey grosse sünden seynd zu Rom: arm seyn, fromm seyn vnd forcht der sünden. – Zinkgref, IV, 249.
59. Drey sünden werden zu Rom nicht gestrafft: Tag vnd Nacht schwelgen, meineyt vnd vnzucht. – Zinkgref, IV, 228.
[961] 60. Ein Sünd bringt die ander. – Petri, II, 228.
Dän.: Synd avler anden. (Prov. dan., 540.)
61. Ein sünde gelon macht darumb nit fromm. – Lehmann, 739, 12.
62. Ein vnwüssende sünd ist nicht so böss, als die mit wüssen geschiht.
Lat.: Ignorans facinus pecco sciente minus. (Loci comm., 162.)
63. Eine kleine Sünde ist auch eine Sünde.
Lat.: Etiam capillas umbram habet. (Seybold, 156.)
64. Eine Sünde heckt (deckt und weckt) die andere. – Harms, 64.
Die Russen: Jede Sünde verlangt eine Gegensünde. (Altmann VI, 429.)
65. Eine Sünde kommt selten allein. – Parömiakon, 538.
66. Eine Sünde thut der andern die Thür auf. – Parömiakon, 537.
67. Es bleibt keine Sünde allein, hat sie nicht Gesellschaft, sie schafft (sucht) sich ein'.
Holl.: Geen sloffigheid gaat ooit alleen, vindt ze geen gezelschap, zij makt en een. (Harrebomée, II, 285b.)
68. Es gibt eine Sünd der andern die Schnallen in die Hand.
Holl.: De eene zonde treekt de andere. (Harrebomée, II, 508a.)
Lat.: Ex peccato peccatum nascitur. (Chaos, 749.)
69. Es hat jeder mehr Sünden als er bekennt.
70. Es ist doppelt Sünde, wenn der Reiche den Armen straft.
Dän.: Det er dobbelt synd, naar den rige straffer den fattige. (Prov. dan., 541.)
71. Es ist eine schwere Sünd', für die man keinen Glauben find.
Böhm.: Nejvĕtši hříchové jsou ti, o nichž dobří ani vĕřití nechtí. (Čelakovsky, 25.)
Poln.: Grzechy wielkie do wierzenia trudne. (Čelakovsky, 25.)
72. Es ist kein sünd dann arm sein. – Franck, II, 6b; Gruter, I, 35.
Holl.: Geene zonde dan arm te zijn. (Harrebomée, II, 508a.)
73. Es ist keine grössere Sünde in der Welt als arm sein (oder: kein Geld haben). – Simrock, 571; Sailer, 197; Sutor, 626; Gaal, 101.
»Kein grössere Sünde, denn kein gelt haben.« (Spangenberg, Katechismus, 270b.)
It.: Chi non hà, non sà. (Gaal, 101.)
Lat.: Barbaries grandis habere nihil. (Ovid.) (Binder I, 122; II, 318.)
74. Es ist keine Sünde, dass der Abt von Sanct- Hilarius bei der Königin schlafe. – Klosterspiegel, 61, 7.
Der König selbst war nämlich Abt.
75. Es ist keine Sünde, sie hat ihr Pflästerchen (ihren Anwalt, Advocaten).
76. Es ist keine Sünde so gross, sie kann vergeben werden.
Frz.: A tout péché miséricorde. (Lendroy, 1182; Cahier, 1103.)
77. Es ist keine Sünde so verborgen, dass sie nicht offenbar werde.
Frz.: Nul péché n'est si celé, qui ne soit enfin revelé. (Kritzinger, 520a.)
78. Es ist keine Sünde, wenn man einen Fluch nur halb heraussagt, sagte die Nonne. – Klosterspiegel, 54, 24.
79. Es ist keine Sünde, wer Böses kann, es ist nur eine Sünde, wer's gethan.
80. Es ist keiner ohne Sünde.
Engl.: Many without punishment, none without sin. (Bohn II, 13.)
Lat.: Nam vitiis nemo sine nascitur, optimus ille, qui minimis urgetur. (Seybold, 326.)
Ung.: Senki sinie a' ki valamivel adós ne lenne. (Gaal, 1483.)
81. Es ist keiner weit bei der Sünde, der nahe bei der Gefahr ist. – Parömiakon, 360.
82. Es ist keyn sünd, sie hat ein vormund. – Franck, I, 72b; Lehmann, II, 312, 24; Braun, I, 4353; Körte, 5803.
Lat.: Omne vitium suum habet patrimonium. (Franck, I, 72b.)
83. Es muss mancher die Sünde büssen, die ein anderer begangen hat.
It.: Una fa il peccato, e l'altro ne fa penitenza.
[962] 84. Es sind nur die kleinen Sünden, die man beichtet.
Die Russen: Hätte man nur die Sünden, die man bekennt, die Menschen wären allzumal Heilige. (Altmann VI, 447.)
85. Für fremde Sünden haben wir Luchsaugen, für die eigenen sehen wir wie Maulwürfe.
Böhm.: K cicím hřichům ostrovidové oči máme, ale na své jako krtkové pohlídáme. (Čelakovsky, 25.)
86. Gebeichte vnd versünte sünd ist keine sünd. – Henisch, 256, 14.
87. Gegen Sünd vnd Laster muss man defensive vnnd offensive streiten. – Lehmann, 741, 37.
88. Geheime Sünde ist halb verziehen.
Solche, die kein öffentliches Aergerniss gibt.
Frz.: Péché caché est à demi pardonné. (Lendroy, 1149.)
It.: Peccato celato, mezzo perdonato.
89. Gleiche Sünd, gleiche Straffe. – Henisch, 1645, 23; Lehmann, 742, 53; Simrock, 10019; Körte, 5799; Graf, 313, 196; Braun, I, 4351.
Gleichheit vor dem Gesetz.
Engl.: Like punishment and equal pain, both key and key-hole do maintain. (Gaal, 1485.)
90. Grosse Sünde bleibt nicht verborgen.
Dän.: Stor synd aaben bares omsider. (Prov. dan., 540.)
Frz.: Grand péché ne demeure point caché. (Kritzinger, 520a.)
It.: Grand peccato non puo star celato.
91. Grosse Sünde, schwere Strafe.
Schwed.: Grof synd groft straf. – Stor synd, stort straff. (Grubb, 277 u. 762.)
92. Heimliche Sünde soll man heimlich büssen. – Graf, 549, 100.
Sie wurden in der Beichte gerügt und mit geistlichen Bussen belegt.
Mhd.: Heymlich sünde die sol man heymlich büssen. (Senckenberg, 381, 3.)
93. In sünd vnd lastern erhält die flucht den sieg. – Lehmann, 739, 14.
94. In Sünde fallen ist menschlich, in Sünde verharren teuflisch.
Lat.: Peccare humanum, perseverare diabolicum. (Chaos, 749.)
95. Je grösser die Sünd ist, je begieriger Gott, den Bussfertigen zu helffen. – Henisch, 1073, 57; Petri, III, 18.
96. Je grösser Sünde, je grösser Busse.
Lat.: Crescentibus delictis, crescunt poenae. (Frisius, 326.)
97. Je mehr Sünde, je schärfer Strafe.
Lat.: Crescentibus delictis exasperandae sunt poenae. (Seybold, 95.)
98. Jede Sünde hat ihre Busse. – Eiselein, 584.
99. Jede Sünde hat ihren eigenen Stachel. – Sprichwörtergarten, 400.
»Kein Sünde jemals ward verbracht, ihr wird für Gottes gericht gedacht.«
Lat.: Ante Dei uultum, nihil unquam restat in ultum. (Loci comm., 40.)
100. Jede Sünde trägt ihre Strafe auf dem Rücken.
Engl.: Every sin brings its punishment along with it.
Lat.: Nemesis in does. (Seybold, 337.)
101. Jeder meint, er sei frei von Sünde, weil er nicht die seiner Nachbarn hat.
It.: Ognuno si crede senza vizio, perchè non ha gualli degli altri. (Bohn I, 117.)
102. Keine Sünde lässt sich gern blos sehen.
103. Keine Sünde ohne Strafe.
Lat.: Ubi culpa, ibi poena. (Seybold, 619.)
104. Keine Sünde sie hat ihren Vormund.
105. Kleine Sünden kaut man, grosse verschluckt man ganz. (S. ⇒ Mücke 144.)
Böhm.: Malé hřichy hryzeme, velké oblo polykáme. (Čelakovsky, 24.)
Poln.: Małe winy gryziemy, wielkie całkiem połykamy. (Čelakovsky, 25.)
106. Man fällt von einer Sünde in die andere.
Lat.: Abyssus abyssum invocat. (Chaos, 754.)
107. Man kann die Sünde, ohne sie zu nennen, oft an der Strafe schon erkennen.
Engl.: Many times we may read the sin in the punishment.
108. Man kann keinen von Sünden lösen, er gäbe denn zurück das gestohlene Wesen. – Parömiakon, 411.
Lat.: Non dimittitur peccatum, nisi restituatur ablatum. (Chaos, 312.)
[963] 109. Man kann sich von der Sünde trennen, aber die Erinnerung bleibt.
Aehnlich russisch Altmann VI, 429.
110. Man muss die Sünde im Ei tödten und nicht erst ausbrüten lassen.
Holl.: Het zonde-kieken moet in den dop gedood worden eer de schaal doorgepikt is. (Harrebomée, II, 508a.)
111. Man verlässt die Sünde nicht, aber die Sünde verlässt uns. – Lehmann, II, 739, 7.
112. Neue Sünde, neue Busse (Schande). – Eiselein, 584; Braun, I, 4354.
Holl.: Nieuwe zonde, nieuwe boete. (Harrebomée, II, 508b.)
Span.: A pecado nuevo, penitencia nueva. ( Don Quixote.)
113. Neue Sünde schärft die Strafe.
Schwed.: Ofta bryta (synda) ökar straffet. (Grubb, 607; Wensell, 61.)
114. Offenbar sünde, offenbar bann. – Wicelius, Dialog.
115. Offenbare Sünde, offenbare Busse. – Graf, 459, 99.
Wer öffentlich Aergerniss gab, wurde mit öffentlicher Kirchenstrafe belegt. In Hamburg: Apenbare sunde, apenbare bothe. (Lappenberg, 201, 14.)
Dän.: Offentlig forseelse bør ei hemmelig straf. (Prov. dan., 183.)
116. Ohne Sünde ist niemand.
Lat.: Nemo sine crimine vivit. (Seybold, 340.)
117. 'S ist einerlei Sünde', dem, der's nicht braucht gewähren, und dem, der's braucht, den Rücken kehren.
118. So man umb sünden traget leid, das ist ein gut traurigkeit.
Lat.: Peccatum uere, faciat te saepe tolere. (Loci comm., 170.)
119. Soll die Sünde scheiden, muss man Schmerzen leiden. – Parömiakon, 2032.
120. Sünd büsst sich selbs. – Franck, I, 72a; Simrock, 10017; Körte, 5801; Körte2, 7258; Braun, I, 4352.
121. Sünd für Sünd, Schand für Schand. – Henisch, 828, 59; Graf, 337, 314.
Gleiches für Gleiches. (S. ⇒ Haupt 20.)
122. Sünd gehen mit lachen ein vnd mit weinen wider auss. – Lehmann, 739, 6; Sailer, 239; Simrock, 10022; Körte, 5805; Körte2, 7263; Schuppius, Schr., I, 344.
Böhm.: Mile slêho počátky, leč konec žaloslný. (Čelakovsky, 25.)
123. Sünd ist jr selbs straff. – Franck, I, 72a.
Lat.: Nequitia ipsa poena sui est. (Franck, I, 72a.)
124. Sünd' meiden ist ein Schrein, Geduld in Leiden leg' darein, Gutes für Arges thu dazu, fröhlich in Armuth: nun schliess' zu.
125. Sünd', Nagel und Haar wachsen immerdar.
Mhd.: An mir wahset al daz jâr sünde, nagel unde hâr. (Freidank.) – Die sunde, nagel und das hár wachst an dem menschen jêrlich fuort. (Wolkenstein.) (Zingerle, 144.)
Böhm.: Hříchové po lidech jako dým po hlavni se vlekou a táhnou. (Čelakovsky, 24.)
126. Sünd' ohne Scham ist des Teufels Kram.
»Sünd âne scham ist langez leit, list list hedarf, ob sî sol sîn betrogen.« (H.v. Meissen, Leiche, 269, 5.)
127. Sünd und Schand' treibt manche (viele) aus dem Land. – Schmitz, 199, 227; Schulfreund, 89, 195.
128. Sünde aus Trunkenheit ist doppelt Sünde.
Dän.: Synd i drükkenskab, er dobbelt synd. (Prov. dan., 540.)
129. Sünde erwacht im Menschen so leicht, wie ein Hund vor der Thür.
130. Sünde gut, Schande gut.
131. Sünde hat kein Recht empfangen, weil sie von vielen wird begangen.
Lat.: Facit consuetudinem peccandi multitudo peccantium. (Seneca.) (Seybold, 169.)
132. Sünde ist dess gewissens gröste straff. – Lehmann, 739, 18.
Böhm.: Hřích více trápí duši než nemoc tĕlo. – Více muk na duši než na tĕlo. (Čelakovsky, 26.)
Poln.: Bole duszne większe, niż cielesne. – Grzech barziéj trapi duszę niż choroba ciało. (Čelakovsky, 26.)
133. Sünde ist die Mutter aller Uebel.
Lat.: Nullum malum, nisi peccatum. (Chaos, 750.)
134. Sünde kann man nicht besser meiden, als mit weit davon. – Lehmann, 739, 5.
D.i. »wenn man der gelegenheit ab den weg gehet«.
[964] 135. Sünde macht verzagt.
It.: Il peccatodis franca.
136. Sünde nährt die Pfründe.
137. Sünde ruht nur auf Galgenfrist.
138. Sünde und Noth lauern auf uns wie der Tod.
Böhm.: Hřích a bída na kohož nečihá? (Čelakovsky, 284.)
139. Sünde und Strafe sind an Eine Kette gebunden.
140. Sünde und Strafe sind mit Einer Mauer umgeben.
141. Sünde und Welt lohnen den Menschen wie der Henker seine Knechte.
142. Sünde vertheidigen heisst zweifach sündigen. – Simrock, 10020; Körte, 5798.
143. Sünden tragen die Strafen auf dem Rücken.
144. Sünden und Schulden hat man immer mehr als man glaubt.
Engl.: Men's sins and theirs debts are more, than they take, them to be.
It.: I peccati e i debìti son sempre più di quel che si crede. (Gaal, 1483.)
145. Sünden verlassen den Menschen eher, als der Mensch die Sünde.
146. Sünden verzeihet man darumb, dass man sie nit mehr thun soll. – Lehmann, 740, 29.
147. Sünden werden vergeben, aber die (natürliche) Strafe folgt nach. – Simrock, 10018.
»Ich muss es nur gestehen, dass ich den Artikel von der Vergebung der Sünden für einen der verderblichsten halte, den die Halbbildung der Vernunft zum angeblichen Troste der Schwachköpfe nur hat erfinden können.« (Seume, Sämmtliche Werke, Leipzig 1835, S. 156, 331 u. 334.)
148. Sünne sind Mettvöste (Mettwürste). (Wolfenbüttel.)
149. 'T is kin gröter Sünn up de Welt, as wer sick in Hofdênst in Swêt (Schweiss) arbeit. – Goldschmidt, 87.
Diese Sünde wird nun wol nicht oft begangen worden sein; es ist nur zu bedauern, dass diese Ansicht vom Hofdienst auch häufig genug auf die Geschäfte der Gemeinde- und Staatsdiener übertragen wird.
150. Teglich sünde, teglich busse. – Wicelius, Dialog.
151. Ungestrafte Sünden werden ihre Grenzen finden.
152. Unter zwei Sünden soll man keine wählen.
153. Verborgene Sünde wird bald verziehen.
Wo kein Aergerniss stattfindet, ist eine Sünde verzeihlicher.
Frz.: Péché caché est à demi pardonné. (Kritzinger, 520a.)
It.: Peccato accusato (celato) è mezzo perdonato. (Bohn I, 119; Pazzaglia, 272, 9.)
154. Verborgene Sünde wird offenbar.
Engl.: Who cover faults, at last shame them derides.
It.: Gran peccato non resta mai troppo celato. (Pazzaglia, 272, 4.)
155. Verborgene Sündt lass verborgen. – Lehmann, 741, 32.
156. Vergessene Sünde macht Gott quitt.
Bei Tunnicius (72): Alle vergetten sunden quyt god. (Dimittit neglecta Deus peccamina cunctis.)
Lat.: A me nescita peccamia sunt ea quita. (Loci comm., 55.)
157. Verhehlte Sünde ist Feuer im Busen.
158. Viel Sünde, viel Gnade. – Tendlau, 663.
159. Vor der Sünde fliehen, ist der rechte Sieg.
Dän.: At fly fra synd er seyervinding. (Prov. dan., 541.)
160. Wäre keine Sünde, so wäre keine Plage (Strafe).
Holl.: Waren er geen zonden, er waren ook geen wonden (plagen). (Harrebomée, II, 508b.)
161. Was die Sünde geschwärzt, wäscht kein Wasser weiss.
Böhm.: Jak se zhyzdíš jednou vadou, nesmiješ se žádnou vodou. (Čelakovsky, 25.)
162. Was keine Sünde ist, ist keine Schande. – Schottel, 1121b; Simrock, 10031; Körte, 5804; Günther, 9; Braun, I, 4355.
Frz.: Quand tous péchés sont vieux l'avarice est encore jeune. (Bohn I, 48.)
Holl.: Wat geene zonde is, dat is geene schande. (Harrebomée, II, 508b.)
163. Was Sünde ist, zu thun, ist auch Schande zu reden. – Simrock, 10028.
164. Wat Sünde is, is oekt Unrecht. (Neumark.) – Engelien, 221, 119.
Oft fügt man scherzhaft hinzu: Wat is aber Unrecht un kene Sünde? Wen ener deän rechten Helschuo (Holzschuh) uppet linke Bên antrekt.
[965] 165. Weit von der Sünde, weit von der Hölle.
Lat.: Procul a peccato, procul a fulmine. (Chaos, 751.)
166. Wenn alle Sünden alt werden, wird der Geiz (die Habsucht) jung. – Simrock, 3227; Sailer, 173.
Mhd.: Alle sünden werdent alt gîtekeit junget manigvalt. (Boner.) (Zingerle, 48.)
Engl.: Covetousness is the root of all e evil. (Eiselein, 217.)
Holl.: Als alle zonden veroud zijn, dan bljift de gierigheid nog jung. (Harrebomée, II, 508a.)
167. Wenn du der Sünde einen Finger reichst, so nimmt sie die ganze Hand.
168. Wenn's Sünde wär', ein jeder spricht, so thäten's ja die Pfaffen nicht. – Eiselein, 506; Braun, I, 3219.
Lat.: Multitudo errantium non parit errori patrocinium.
169. Wer der Sünde sich nicht schämt, der sündigt doppelt (zweimal).
Lat.: Geminat delictum, quem delicti non pudit. (Seybold, 1728.)
170. Wer die Sünde belacht, hat eine neue gemacht.
It.: La scusa del peccato fà crescer il peccato. (Pazzaglia, 272, 10.)
171. Wer die Sünde flieht, der (den) flieht das Unglück.
Aehnlich russisch Altmann VI, 428.
172. Wer die Sünde nicht verbietet, befiehlt sie.
Lat.: Invitat culpam, qui peccatum praeterit. (Philippi, I, 200.) – Peccatum dum defenditur geminatur. (Chaos, 751.)
Schwed.: Ostraffad skam lockar mer fram. (Grubb, 654; Wensell, 63.)
173. Wer die Sünde vor der Thür ruhen lässt, dem kommt sie leicht ins Haus.
174. Wer eine Sünde im Ei erdrücken kann, soll sie nicht erst auskriechen lan. – Sprichwörtergarten, 397.
Frz.: Il faut etouffer le monstre au berceau.
175. Wer in der Sünde steckt, trägt die Angst im Herzen.
176. Wer in Sünden lebt, wird im Elend sterben.
Engl.: He who swims in sin, will sink in sorrow.
177. Wer in Sünden stirbt, bald verdirbt.
178. Wer kleine Sünden meidet, der fellt nicht in grosse. – Lehmann, 428, 31; Simrock, 10034; Parömiakon, 3242; Körte, 5807.
179. Wer mit der Sünde spielt, mit dem spielt bald die Sünde. – Harms, 71.
180. Wer ohn Sünd ist, der heb den ersten stein auff. – Gruter, III, 109; Lehmann, II, 876, 221; Henisch, 931, 25.
Lat.: Omne vitium semper habet suum patrocinium.
181. Wer seine Sünd' erkennt und bereut, der hat bald sein Leben erneut.
Böhm.: Hřichu poznání, z nĕho povstání; hřichu vyznáni, jeho zahlazení. – Kdo se hříchu svého kaje za pokutu se mu klade. – Odvykati hříchu nejlepší pokání. (Čelakovsky, 27.)
Engl.: Confession of a fault makes helf amends for it.
Poln.: Grzechu poznanie, z niego powstanie; grzechu wyjawienie, jego zagładzénie. – Kto się grzechu swego kaje, za karanie mu to się staje. (Čelakovsky, 27.)
182. Wer sich der Sünde rühmt, sündigt doppelt. – Gaal, 1484; Simrock, 10021.
Die Russen: Wenn man von der Sünde spricht, so heiligt man sie. (Altmann VI, 404.)
Böhm.: Dvakrát hřeší, kdo se hříchem honosí. (Čelakovsky, 25.)
Dän.: Synden er ikke fuld kommen, før mand roser sig deraf. (Prov. dan., 541.)
It.: Chi sciocca mente pecca, sciocca mente si danna. (Pazzaglia, 272, 3.)
Lat.: Dupliciter peccat, qui se de crimine jactat. (Gaal, 1484; Seybold, 142.)
Poln.: Dwahroć grzeszy, kto się grzechu niewstydzi. (Čelakovsky, 25.)
Schwed.: Rosad synd (last) är dubbel synd. – Synden är intet fulbordad för än hon rosas. (Grubb, 692 u. 777.)
183. Wer sich für Sünden hüten will, der meng' sich nicht in alle Spiel'. – Sprenger II, 759.
184. Wer sich gern wenden wolt von sünden, der soll allzeit wol ergründen sein anfang, mittel vnd das end vnd Gott bitten, dass er gnad send.
Lat.: Quid sis, quod fueris, quod eris semper mediteris, sis minus atque minus peccatis subijcieris. (Loci comm., 114.)
[966] 185. Wer sich von der Sünde nicht will beherrschen lassen, muss ihr anfänglich widerstehen. – Wirth, II, 399.
186. Wer sünd vnd schand nicht mehr vben kan, der muss derselben müssig gan. – Lehmann, 739, 8.
187. Wer Sünd vnnd Laster Säet, der Ernd schant. – Lehmann, 741, 42.
It.: A chi mal fà, mal và.
Lat.: Quisquis iniqua facit, patiatur iniqua necesse est.
188. Wer Sünde thut, ist der Sünde Knecht. aus Joh. 8, 34 entlehnt.
Holl.: Die de zonde doet, is de zonde dienaar. (Harrebomée, II, 508a.)
189. Wer sünde zudeckt, der machet freundtschafft, wer aber die Sache äfert, macht Fürsten vnains. – Agricola II, 271; Henisch, 668, 52.
190. Wer Sünden folgt bis an den Tag, den lacht die Sünd', er lacht nicht sie.
191. Wer thut sein eigen sünd ermessen, der wirt seines nechsten wol vergessen. – Henisch, 831, 5.
192. Wer von Sünden feiern mag, das wär' ein rechter Feiertag.
193. Wer will der Sünde bald entgehn, der muss dem Anfang widerstehn.
194. Wer will die Sünde meiden, darf die Gelegenheit dazu nicht leiden.
Engl.: He that would avvid the sin, must avid the occasion of it.
195. Wie die Sünde, so die Strafe. – Pistor., X, 44; Graf, 313, 47.
Um diesem Grundsatze zu entsprechen, erhielten in den mittelalterlichen Rechtsbüchern die Strafen den Charakter des, nicht selten grausamen Humors, wobei indess die oft beigefügte Bestimmung der Ablösbarkeit derselben zeigt, dass die Strafandrohung nicht sehr ernst gemeint sei. Nach dem burgundischen Recht musste der Habichtdieb entweder sechs Unzen Fleisch sich auf die blosse Brust legen und dem Habicht dort wegfressen lassen, oder, wenn er dies nicht wollte, was er selbstverständlich gethan haben wird, sechs Schillinge bezahlen. Der Hundedieb musste nach demselben Recht vor allem Volk dem Hunde die Schattenseite küssen oder fünf Schillinge bezahlen. Nach westfälischen Weisthümern soll der Fuhrmann, der den Dieb einer Wagenlünse auf frischer That ergreift, statt des Nagels den Finger des Thäters in das Loch vor das Rad stecken und mit ihm fortfahren, bis er zu einem Schmiede kommt, der einen andern Nagel herstellt. Der Lügner muss sich beim gerichtlichen Widerruf der Schmähungen selbst auf das Maul schlagen, um die Strafe an dem Gliede zu vollziehen, das gesündigt hat. (S. ⇒ Sündigen 25.)
196. Wie die Sünde, so die Vergebung.
Frz.: De petit pechié petit pardon. (Leroux, I, 26.)
197. Wo der sünden nicht wird gewehrt vnd die Tugend nicht wird geehrt, da wird des Teufels Reich vermehrt. – Zinkgref, IV, 332.
198. Wo die Sünde der Gast ist, setzt die Strafe sich mit zu Tische.
199. Wo keine Sünde ist, da ist auch keine Schande.
Dän.: Hvor ingen synd er, der er ingen skam. (Prov. dan., 540.)
200. Wo man sünd für recht hat, da ist sünd nit sünd, sonder recht thon. – Franck, I, 67a.
201. Wo man Sünde säet, da wachsen Dornen und Disteln.
202. Wo Sünd ist, da ist auch straff. – Petri, I, 16.
203. Wo Sünd' ohne Scham, da ist des Teufels Kram.
Mhd.: Sünd âne scham ist langez leit. (Frauenlob.) – Mit vorgedanc wirt sünde erwant, hoer ich die wîsen sagen. (Zingerle, 144.)
204. Wo Sünde anfängt, da hört Gehorsam auf.
Dän.: Til synd skal mand hverken lijde ovrighed eller forældre. (Prov. dan., 541.)
205. Wo Sünde einkehrt, kann Tugend nicht wohnen.
Die Russen: Wo die Sünde nicht fruchtet, wird die Tugend frommen. (Altmann VI, 80.)
206. Wo Sünde ist ohne Rewe, dy ist alle Zit vor Gote newe. – Radowitz, 27.
207. Wo Sünden nicht gestrafft werden, do thut der Sünd, der nicht sündigt. – Lehmann, 740, 27.
208. Zu einer offentlichen sündt gehört ein offentlich straff. – Pauli, Schimpff, XIII, 8.
209. Zu solcher sünd gehöret solch buss. – Henisch, 572, 36; Petri, II, 827.
[967] 210. Zur Sünde eilt man, zur Tugend schleicht man. – Altmann VI, 510.
*211. Das ist eine Sünde wider den heiligen Geist.
D.i. eine grosse, schwere. In Warschau jüdisch- deutsch: Chojte be-Eigel sein. Wird meist ironisch gebraucht, in welchem Falle es in Beigel, eine beliebte Brezelart, zusammengezogen wird. Ueber Beigel (vgl. Wurzbach, II, 49 u. 109.)
*212. Das ist Sünd, Schande vnd Schaden. – Mathesy, 343b.
*213. De Sünd' vergivt die de Köster, dâr brukst den Paster nich to. (Pommern.)
Das hat nichts auf sich, darüber darfst du dir keine Bedenken (oder Vorwürfe) machen.
*214. Die ist schon einer Sünde werth. (Böhmen.)
Man will sagen: Das Mädchen oder die Frau ist so schön, dass die Sünde der Verführung durch den Genuss aufgewogen würde.
*215. Die Sünde auf dem Rücken, und den Balken in Augen tragen. – Luther, 100.
*216. Die Sünden mit Adam's schurtz bedecken. – Mathesy, 128b.
*217. Du pist der sunden ledig als der hunt der floch vmb sannt johannstag. – Hofmann, 38, 150.
*218. Ein Sünd mit der andern straffen. – Eyering, II, 185 u. 643.
*219. Eine Sünde mit der andern zudecken.
Lat.: Lutum luto purgare. (Hanzely, 171; Seybold, 286.)
*220. Er ist von Sünden frei wie der Hund von Flöhen.
»Er ward seiner Sünden ledig gar und rund, gleich wie seiner Flöh der Hund.« (H. Sachs, Schwänke, Kiel 1827, S. 215.)
*221. Es ist sünd vond schand. – Hätzlerin, II, 62, 58.
*222. Es ist Sünde und Jammer, dass solche Hände faulen müssen.
Holl.: Het is zonde en jammer, dat zulke handen rotten moeten. (Harrebomée, II, 508a.)
*223. In seinen Sünden umkommen (verbrennen u.s.w.). (Schles.)
D.i. plötzlich um's Leben kommen.
*224. Mit seinen Sünden Staat machen.
Lat.: Gloria peccati nulla petenda tui est. (Ovid.) (Philippi, I, 169.) – Noxiae par poena esto. – Poena unius est multorum metus. (Seybold, 315 u. 448.)
*225. 'S is ane Sinde und ane Schande. (Schles.) – Frommann, III, 414, 537.
*226. Sich der Sünde fürchten.
»Ich unglückselige (klagt eine Mutter über ihren ungerathenen Sohn); so muss es denn auch bei mir eintreffen, dass wenn ein Unglück komme, so kommt es mit Haufen. Aber fürchtestu dich der Sünde nicht?« (Keller, 146a.)
*227. 'T is man 'n Sünde, dê de Köster vergift. – Bueren, 1097; Hauskalender, II.
*228. Wieder in seine alten Sünden fallen.
Frz.: Retourner a son vovissement. (Lendroy, 1572.)
229. All Sünd' und Laster fleuch und meid, was recht ist, thu' zu aller zeit. – Spangenberg, 2.
Lat.: A uitiis abstine. Age quae justa sunt. (Spangenberg, 2.)
230. Die Sünde verwandelt den Honig in Gift, die Freude in Kummer, das Leben in Tod, den Himmel in die Hölle.
Lat.: Ne fel infundas in id mel, quod cupis esse quam dulcissimum. (Sailer, Sprüche, 158, 31.)
231. Eine Sünde kann der Pope (Pfaffe) abnehmen, aber eine Ohrfeige nicht. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
232. Hastu sünd vnd vnrecht gethan, so schrey zu Christo Gottes Sohn, dass er dir solchs wölle vergeben, vnd verleihen ein besser leben.
Lat.: Si male fecisti, tunc respice uulnera Christi, flecte genu plora, Christum sapientem adorna. (Loci comm., 170.)
[1755] 233. Unwissende Sünde ist halb vergeben.
234. Vier vnmässiger sünden: der Stat verwüstung, viehische vermischung, todschlags begehung, betrug des mitgesellens. – Rasch, 51.
235. Wer beharrt in Sünden, kann nirgend Ruhe finden. – Devisenbuch, 192.
236. Wer in Sünden schläfet ein, wird des ewigen Todes sein. – Weingärtner, 51.
237. Wer sich seiner Sünde schämt, findet Verzeihung. – Löwenheim, 119.
238. Wo Sünde, da ist Furcht vor Strafe.
Lat.: Nocens metuit poenam. (Sailer, Sprüche, 143, 148.)
239. Wo wenig Sünde, da wohnt viel Fried' und Glück.
Lat.: Felix is est, peccare qui minimum potest. (Sailer, Sprüche, 159.)
*240. Wer lebt ohne Sünde?
Bei Tunnicius (651): We levet sunder sunde? (Quis modo perfectus? vivit sine crimine nullus.)
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