1. Alten Dreck soll man nicht aufrühren. – Eiselein, 126; Grimm, II, 1356.
Gewöhnlich in Bezug auf Streitigkeiten, welche die Zeit in Vergessenheit gebracht hat, auch wol von veralteten Gebräuchen, welche man wieder einzuführen sucht.
Jüd.-deutsch: Alten Dreck soll mer nit ufrühre'. (Tendlau, 845.)
Lat.: Crudelem nasorum interfice pestem. (Eiselein, 126.) – Lites mortuae non sunt suscitandae. (Binder II, 1680; Lehmann, 781, 11.) – Litis praeteritae noli maledicta referre. (Cato.) (Binder I, 884; II, 1682; Seybold, 280; Philippi, I, 227.) – Malum bene conditum ne moveris. (Binder II, 1777; Philippi, I, 239.) – Sopitos suscitat ignes. – Stercus quo plus commovetur tanto plus foetit. (Eiselein, 126.)
2. Alten Dreck soll man nicht rühren, sagt Eulenspiegel, da ist frischer (neuer).
3. Beim Dreck ist Rauchwerk übel angebracht. – Eiselein, 127.
Lat.: Apud fimum odorum vaporem spargis. (Eiselein, 127.)
4. Da haben wir den Dreck, sagte der Pastor und liess das Kind fallen. – Hoefer, 821.
5. Da liegt der Dreck, was gilt (wie theuer ist) die Butter?
Wenn z.B. ein Topf zu Boden fällt und zerbricht. In Schlesien auch als Spott auf schlechte Waare.
6. Das is 's ganze Bissel Dreck, sagte der Bub zum Pfaffen, als er mit der Beichte fertig war und noch mehr sagen sollte.
7. De Dreck is min, unn ick will'n beholen. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 147.
Lässt man die Kinder sagen, die sich nicht waschen wollen.
8. De Dreck wart Schit, wenn he natt wart. (Mecklenburg.) – Mussäus, 121, 18.
Wer ihn angreift, besudelt sich.
9. De eine Dreck wöschet den andern. – Schambach, 76.
10. Den Dreck soll niemand rittelen, er stincket sonst nur desto mehr. – Henisch, 745; Franck, I, 28b; Schottel, 1124a.
11. Der Dreck hängt sich überall an die Räder. – Eiselein, 127.
12. Der Dreck liegt ihm (oder: kleinen Leuten) nahend bei dem Herzen. – Franck, II, 72; Henisch, 745.
Die unangenehmen, widerwärtigen Dinge berühren ihn sehr nahe.
Lat.: Parvi homines cito irascuntur.
13. Der Dreck mag noch so tief unter dem Schnee liegen, die Sonne deckt ihn auf.
14. Der Dreck muss den Misthaufen mehren. – Henisch, 745; Petri, III, 3; Simrock, 1691; Eiselein, 126.
D.i. Gleich gesellt sich zu Gleichem, ein Unflat zum andern.
15. Der Dreck muss den Misthaufen mehren, sagte der Kerl, da nahm er die Vettel beim Arm.
[684] 16. Der Dreck will jmmerdar mit am rad hangen. – Henisch, 745; Petri, III, 84.
17. Der grösste Dreck gehört allzeit der faulsten Sau.
18. Der hat seinen Dreck nicht weggethan, der ihn unter sein Fenster fegt. – Simrock, 1695.
19. Do liggt de Dreck, seggt de Pop, onn lätt dat Kind fallen. (Königsberg.)
Holl.: Daar ligt de drek, zei malle Jan, en hij smeet zijn wijf van het bed. (Harrebomée, I, 152.)
20. Dreck gibt keine Steuer (Accise).
21. Dreck gibt keine Steuer, sagte der Krämer zum Einnehmer, als er mit Butter ans Thor kam.
Zunächst von schlechter, verfälschter Butter, dann überhaupt von werthloser Waare.
22. Dreck ist mein Brot, sagte der Strassenfeger.
23. Dreck kan man nicht vergülten. – Lehmann, 350, 8.
24. Dreck lescht auch Fewer. – Lehmann, II, 86, 186; Gruter, III, 22.
Wird auch von denen gebraucht, die behufs der Löschung ihres Feuers nicht wählerisch sind.
25. Dreck smit man weg, un Schiit kricht man wedder. (Süderdithmarschen.)
26. Dreck stinkt auf der Bank wie unter der Bank.
27. Dreck und Besen sind keine Freunde.
28. Eigen Dreck stinkt nicht. – Frischbier, 135.
Holl.: Eigen drek stinkt niet. (Harrebomée, I, 153.)
29. Ein dreck weschet den andern ab. – Henisch, 746; Petri, III, 5.
30. Einen alten Dreck soll man nicht aufrühren, sonst stinkt er.
31. Friess Dreck und scheiss Gold, so werden dir die Mägdlein hold. – Lehmann, II, 176, 41; Gruter, III, 39; Silvula, 152.
Frz.: En moissons dames chambrières sont.
32. Friss Dreck und sauf kein Wein, so behältst du das Dein.
33. Gebackner Dreck ist kein Fladen, sagte der Bauer zum Bäcker.
34. Je mehr man den Dreck rürt (rüttelt vnd regt), je mehr stinket er. – Henisch, 745; Lehmann, II, 276, 10; Simrock, 1692; Schottel, 1128a; Eyering, III, 88; Fastnachtspiel, 527, 17; Grimm, II, 1356.
Frz.: Plus on remue la merde (l'ordure) et plus elle pût. (Kritzinger, 452.)
Holl.: So men den drec meer ruurt, so hi meer stinct. (Fallersleben, 799.)
Lat.: Cloaca plus commota plus foetida est. (Binder II, 513; Novarin, 471.) – Res satis est nota, foetent plus stercora mota.
35. Je meir man den Dreck trampt1, desto düner wercht he. (Waldeck.)
1) Trampen = mit den Füssen durcharbeiten, auch derb und rasch auf etwas herumtreten.
36. Je widder (weiter) me den Dreck, je widder dat 'e flügt. (Westf.)
37. Jo duller man in'n Dreck gaut, jo duller sprüt he. (Süderdithmarschen.)
Je stärker man in den Koth tritt, desto stärker spritzt er.
38. Man môt nich to dêp innen Dreck träen (treten), sonst fluggt he um de Ohren. – Goldschmidt, 162.
39. Man muss sieben Pfund Dreck zum Jahr fressen, man mag's anfangen wie man will. – Kirchhofer, 253; Grimm, II, 1357.
40. Man sall den dreck nicht rören, he stincket anders. – Tappius, 166a.
41. Man soll den Dreck vngerurt lassen. – Henisch, 745.
D.h. die nicht erzürnen, die schaden mögen. (Grimm, II, 1356.)
42. Man soll den Dreck vngerüttelt lassen, er stincket sonst (oder: so stincket er nit). – Tappius, 166a; Lehmann, II, 404, 53.
43. Mer sein alle eens Drecks, sagte der Bauer zum Junker. (Schles.)
44. Mit Dreck siegeln ist ebenso viel als nicht siegeln.
45. Mit Dreck versiegeln ist ebenso viel als vnversiegelt. – Lehmann, II, 413, 85; Gruter, III, 70.
46. Mit Dreck versiegeln ist gemein. – Murner, Nb.
[685] 47. Mit Dreck vnnd mit Arsschwischen wird erfüllet das Scheisshauss. – Gruter, III, 69; Lehmann, II, 412, 70.
48. Nachdem der Dreck liegt, trägt die Sau den Rüssel.
49. Niem eine Hand voll Dreck un wünske di wat in de annere, dann sü tau, wo du dat Besste inne heast. (Westf.)
50. Schniets in den Dreck, so geht man drüber weg.
51. Sechs Treck in der Reuss, friss du die Fisch. – Gruter, III, 80.
52. Smit de drek an de wand, klift he, so klift he. – Lübben.
Versuche dein Heil, vielleicht gelingt's.
53. 'S wird bald Dreck regnen, d' Aschkrotten (Winde) schreien schon. (Rottenburg.)
54. Treck in dein Milch, so hastu auch Brocken darinn. – Lehmann, II, 628, 14; Gruter, III, 85.
Holl.: Mogt hij drek eten, hij kocht geen brood. (Harrebomée, I, 97.)
55. Treck ist kein Rötelstein. – Lehmann, II, 628, 15; Gruter, III, 85.
56. Verrochnen Dreck soll man nicht rütteln. – Simrock, 1694.
57. Want ye mehr man den Dreck röret, ye mehr he stincket. – Tappius, 166a.
58. Was soll ein Dreck, wann er nicht stincket. – Lehmann, 329, 67; Simrock, 1692a; Eiselein, 126.
Lat.: Sciant alieno naso quam exhibeant molestiam. (Eiselein, 126.)
59. Wei den Dreck röert, dei mot ne ruken. (Westf.) – Hochdeutsch bei Simrock, 1693.
60. Wei sik mit Dreck awgiwt, maket sik aosig. (Westf.)
61. Wem der Dreck nicht gefällt, der lass ihn liegen, sagt Eulenspiegel.
Holl.: Dient je de drek niet, zoo laat ze staan, zei Uilespiegel. (Harrebomée, II, 352.)
62. Wem Dreck wolgefelt, der ist nicht ehren werth. – Henisch, 746.
63. Wen man aus dem Dreck gezogen, der hofirt einem zum Dank aufs Maul. – Luther.
64. Wenn der Dreck auf die Bank steigt, richt er stanck oder schaden an. – Lehmann, 379, 4.
65. Wenn der Dreck Mist1 wird, will er gefahren sein. (Eifel.) – Kirchhofer, 159; Simrock, 1697; für Westfalen: Boebel, 143; für Aachen: Firmenich, I, 493, 32; für Düren: Firmenich, I, 484, 121.
1) Im Westhavellande sagt man dafür Dünger. – Wer aus Armuth und Niedrigkeit zu Ehren kommt, wird leicht hochmüthig.
Holl.: Als drek mest wordt, laat hij zich kruijen. (Harrebomée, I, 152.)
66. Wenn der Dreck zum Pfeffer wird, beisst er immer am stärksten. – Kirchhofer, 159.
67. Wenn man (alten) Dreck aufrührt, so stinkt er (von neuem). – Eiselein, 126.
Engl.: A stink is still worse for the stirring. (Eiselein, 126.)
Lat.: Res satis est nota: plus foetent stercora mota. (Binder II, 2959; Gartner, 70.)
68. Wer auf den Dreck will zeigen vor des Nachbars Thür, der kehr' erst vor der seinen herfür.
69. Wer den Dreck verbirgt, dem wächst er je länger, je grösser. – Lehmann, II, 871, 160; Gruter, III, 105.
70. Wer den Dreck will rühren, der muss jhn auch riechen. – Lehmann, 74, 45; Simrock, 1693.
71. Wer Dreck ausssendet, dem kompt Koht wider. – Petri, III, 14.
72. Wer Dreck schicket, de kriegt Dreck wêer. – Schambach, 297.
Wer sich eines schlechten Boten bedient, muss auf schlechte Besorgung gefasst sein.
73. Wer kann auch an allen Dreck denken, sagte die Frau zu ihrem Manne, als sie das Mittagessen vergessen hatte.
74. Wer mit Dreck ficht, der bleibt (von ihm) nicht unbeschissen. – Hans Sachs: Grimm, II, 1356.
Frz.: Il n'y a honneur ni gain qui se prend à un vilain. (Kritzinger, 715.)
[686] 75 Wer mit Dreck kämpft, wird schmuzig, er mag oben oder unten liegen.
76. Wer mit einem Dreck rammelt, er gewinne oder verliere, so geht er beschissen davon. – Chyträus, Hundert Fabeln, 33; Henisch, 746; Grimm, II, 1356, 8.
77. Wer mit einem Dreck ringet, er gewinne oder verliere, so bekompt er doch beschissen Hend. – Henisch, 647; Lehmann, II, 842, 290.
Luther (an den Bock zu Leipzig, womit Emser gemeint wird) sagt: »Ich weiss wol, dass mit einem unverschämten Lästerer und Lügner nicht gut ist zu handeln, nach dem Sprichwort: Hoc scio pro certo, quod si cum stercore certo vinco vel vincor, semper ego maculor.«
78. Wer rüttelt diesen Dreck, laufe bald hinweg. – Murner, Nb.
79. Wer sich mit Dreck will wäschen rein, legt zwölf grossen Dreck auf ein. – Murner, Nb., 56.
»Wer vber die ohrn im kot steckt, vnd reinigt sich mit anderm Dreck, vnd kot mit kot will dannen treiben, der muss von noth dreckig bleiben.«
80. Wer sick in den Dreck legt, ward schiti (schmuzig). (Rendsburg.)
81. Wie mih m'r 'ne Dräck mänk, wie mih dat hä stenk. (Düren.) – Firmenich, I, 482, 29.
82. Wir sind alle eines Drecks. – Grimm, II, 1336, 8; Henisch, 745.
Lat.: Ab uno omnes principio sumus et idcirco ne efferamur. (Henisch, 745.)
83. Wo Dreck ist, da gibt's Korn.
84. Wo ihm der Dreck in den Schuh dringt, weiss jeder am besten.
*85. A hott a dicksta Dreck an a Bênen. (Hirschberg.)
Vom Fleissigen.
*86. Ar ît'n Drak unter die Föss. (Franken.) – Frommann, VI, 166.
Er ist ihm Gegenstand der Verachtung, den er mit Fusstritten behandelt.
*87. Da fällt der Dreck zu einem Krüppel. (Nürtingen.)
Zunächst von sehr hoch angebrachten Abtritten.
*88. Da haben wir den Dreck.
Da haben wir's, nämlich das Unangenehme, die widerwärtige Bescherung.
*89. Dar Dreck posst uff die Schaufel. (Hirschberg.)
Der Ton liegt auf dar und die.
*90. Das geht dich einen Dreck an.
*91. Das hat einen Dreck zu bedeuten.
Holl.: Het heeft een' drek te beduiden. – Het zal op een' drek uitkomen. (Harrebomée, I, 153.)
*92. Das heisst, dem Dreck eine Ohrfeige geben. – Simrock, 1696.
Lat.: Verberare lapidem. (Plautus.) (Eiselein, 126; Binder II, 3507; Faselius, 130; Wiegand, 449.)
*93. Das ist der helle Dreck. (Rottenburg.)
Taugt gar nichts.
*94. Den Dreck auspatschen.
»Für den Herre han i bei der Wahl de Dreck auspatscht.« (Der wiederauferstandene Eulenspiegel, Stuttgart 1863, S. 10.)
*95. Den Dreck in't Hûs fegen. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 5.
Sich selbst schaden.
*96. Den Dreck mit Dreck versiegeln.
Uebel ärger machen.
*97. Den Dreck rütteln, dass er stinkt. – Murner, Schelm., 15; Nb., 67.
Alte unangenehme Dinge aufrühren.
*98. Der hat heut' seinen letzten Dreck geschissen. (Troppau.)
*99. Der ist recht in den Dreck hineingesessen. (Nürtingen.)
Ist in üble Verhältnisse hineingerathen, hat z.B. ins Elend hineingeheirathet.
*100. Dreck auf dem Präsentirteller bringen.
Eine schlechte Sache herausstreichen, vertheidigen; einen Taugenichts als Tugendspiegel hinstellen.
Lat.: Arcem ex cloaca facere. (Cicero.) (Faselius, 21; Philippi, I, 39; Binder II, 225; Wiegand, 850.)
*101. Dreck bohren.
*102. Dreck fressen. – Henisch, 745.
*103. Dreck mit Dreck abwaschen. – Eiselein, 126.
Holl.: Men kan geen' drek met modder afwaschen. (Harrebomée, I, 153.)
Lat.: Lutum luto purgare. (Binder I, 909; II, 1721; Erasm., 592; Novarin, 149; Philippi, I, 231; Seybold, 286.)
[687] *104 Dreck schiab'n. (Tirol.)
Am Johannis-Sonnwendfeste, dem Dinzeltage (vgl. Frommann, IV, 343) der Hirten, als der letzte auf die Weide treiben und sich dadurch als den Säumigsten und Trägsten blossstellen. (Frommann, V, 373.)
*105. Du verstehst den Dreck, du gäbest einen guten Hafner. (Rottenburg.)
Um zu sagen: Du verstehst nichts. In Luzern: Er verstohd den Dreck, er hätt selln Hafner werden.
*106. Du verstehst den Dreck, du musst ihn dem Hafner bringen. – Kirchhofer, 237.
*107. Ein Dreck ist deine Sache. – Eiselein, 126.
*108. Einen alten Dreck wieder aufrühren.
Lat.: Coenum agitare. (Seybold, 80.)
*109. Einen aus dem Dreck helfen.
Holl.: Hij heeft hem uit den drek geholpen. (Harrebomée, I, 153.)
*110. Einen aus dem Dreck ziehen. – Mathesy, I, 74a.
Frz.: Tirer quelqu'un d'un abîme de fange et de bouë. (Kritzinger, 303.)
*111. Einen Dreck auf einem Kissen herumtragen.
*112. Einen Dreck finden. – Murner, Schelm., 11.
Von Leuten, die überall das Gute übersehen und das Gemeine herausfinden und sich daran halten. »Es ist ein art der wüsten Schwein, wenn sie im Garten laufen ein, so finden sie wol an ein Dreck, dann schöne Blümlein an dem Weg.«
*113. Einen Dreck wird er (noch) kriegen.
Holl.: Daar volgt een drek na. (Harrebomée, I, 152.)
*114. Einen Dreck zum Lohn haben. – Frischbier, 134.
*115. Einen im Dreck stecken lassen. – Frommann, IV, 345.
Ihn im Stich lassen.
*116. Einen mit Dreck beschütten. – Murner, Schelm., 2, 13.
*117. Eines andern Dreck nachtreten. – Pauli, Postilla, 162.
*118. Er denkt nicht, dass Dreck sein Vetter ist. – Simrock, 1698; Grimm, II, 1357.
*119. Er findet den Dreck beim Mondenschein. – Sandvoss, 217.
*120. Er frisst dreck vnd kot, eh es recht gesotten. – Franck, II, 81b.
*121. Er hält sich bei jedem Dreck auf. (Rottenburg.)
Bei jeder Kleinigkeit.
*122. Er hat dem Dreck ein Schmätzerlein gegeben. (Nürnberg.)
Wenn jemand in den Koth fällt.
*123. Er hat dem Dreck eine rechte Ohrfeige (Maulschelle) gegeben. – Kirchhofer, 237.
In Schaffhausen: Em Dreck en Ohrfyge geh. (Schweiz, 168, 21.) Auch in Franken: Ar geit'n Drak an Ahrfeigen. (Frommann, VI, 166.) – Wenn jemand etwas unternimmt, das er nicht durchführen kann oder bei einem Unternehmen das Ziel nicht erreicht, sich wol gar dabei lächerlich macht, gleichsam hinfällt. Man sagt auch wol scherzhaft statt Maulschelle an Eiala (Schmätzchen), wie man kleine Kinder durch Anschmiegen liebkost. (Frommann, III, 358; Grimm, II, 1357.) – In Schwaben sagt man auch: Du gibst dem Dreck eine Ohrfeige; um ironisch auszudrücken: Du hast es nicht getroffen.
*124. Er hat Dreck am Stecken (auf der Schaufel). (Riedlingen.) – Eiselein, 126.
Etwas Schweres und Widerwärtiges auszufechten, Vorwürfe oder Strafe zu gewärtigen, eine Schuld abzubüssen. (S. ⇒ Schaufel, Werch.)
*125. Er hat Dreck im Maul. (Nürtingen.)
Spricht sehr undeutlich.
*126. Er hat einen Dreck davon. (Rottenburg.)
*127. Er hat wol funden einen Dreck hinterm Zaun, nicht ob den Weg. – Murner.
*128. Er ist aus dem Dreck heraufgekommen.
Von sehr niederer Herkunft.
Frz.: Il est né dans la fange. (Kritzinger, 303.)
*129. Er ist aus dem (ärgsten) Dreck heraus.
Frz.: Il s'est tiré d'un grand bourbier. (Kritzinger, 85.)
*130. Er (es) ist halb Dreck, halb Butter.
*131. Er ist mit Dreck rein gewaschen.
Vor Gericht unüberführt entlassen.
*132. Er liess jn nit neben seim dreck sitzen. – Franck, I, 36a.
Ausdruck der höchsten Abneigung. Andere Redensarten drücken schwächere Grade derselben aus: »Er liess jn nit neben jm am weg gehn. Sie ziehen nit in gleichem joch. Sie stehen nit in einem stal.« (Franck, a.a.O.)
[688] *133. Er meint, sein Dreck ist Dukaten.
Der sich selbst Ueberschätzende.
*134. Er meynt, dreck sei sein vetter. – Franck, I, 40b.
*135. Er muss alle Dreck austreten. – Mathesy, 241b.
*136. Er riecht einen Dreck durch neun Zäune.
*137. Er riecht einen frischen Dreck hinter vier Mauern, wie eine Eckernsau.
*138. Er rüttelt einen bösen Dreck.
*139. Er steckt im Dreck bis über die Ohren.
Holl.: Hij steekt al zoo diep in den drek, als ik doe. (Harrebomée, I, 153.)
*140. Er stehet also tieff im dreck als ich. – Henisch, 745.
*141. Er steht im Dreck bis über die Ohren und will andere waschen. – Murner, Schelm., 4.
*142. Er versteht den Dreck, er kann ein Töpfer werden. (Leipzig.)
*143. Er weiss einen Dreck davon. (Rottenburg.)
*144. Er will den dreck mit dreck versiglen. – Henisch, 745.
*145. Es ist keinen Dreck werth.
Holl.: Het is geen scheet waard. (Harrebomée, II, 245.)
*146. Es ist mit Drecke verriegelt und faulem Wachse besiegelt. – Fischart; Murner, Schelm., 3; Eiselein, 127.
*147. Es ist mit eim dreck versigelt, vnd mit einer wechsin fallen verrigelt. – Franck, I, 52b.
*148. Friss'n Dreck, da wird dir 's Maul nicht federig.
*149. He meent, sin Dreck is Muskaten. – Eichwald, 363.
*150. Host uch en Dreck in ünse Puttermilch zu scheissen. (Oberlausitz.)
Du hast dich gar nicht um uns zu bekümmern.
*151. Ick mag den Dreck nich wieder treeden. (Holst.)
Ich mag die schmuzige oder widrige Sache nicht weiter verfolgen, ich schweige davon.
*152. In dem Dreck liegen spat und früh. – Limburger Chronik, 37.
*153. In demselben Drecke stecken. – Eiselein, 126.
Lat.: In eodem luto haesitare. (Terenz.) (Binder I, 733; II, 1426.)
*154. In den alten Dreck hineinsitzen. – Eiselein, 127.
*155. Inn Dreck steken bet öwer de Ohren. – Eichwald, 364.
*156. Macht Dreck, Koppelches Zwóe! Lasst mich in allem sitze! (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 1027.
Lässt mir die ganze Arbeit, Last u.s.w. über dem Halse und geht fort. Ein armer Teufel, Namens Dreck Koppel (Jakobel), verliess seine Frau heimlich und ein Testament (Zwóa, von zawweh, befehlen, der Letzte Wille, 2 Sam. 17, 23), »dass er seine Frau in allem sitzen lasse«.
*157. Man muss ihm immer wieder aus dem Drecke helfen. – Eiselein, 126.
Lat.: Extra lutum pedes habes. (Apostol., VIII; Binder I, 485; II, 1048.)
*158. Mit Dreck rein waschen. – Murner, Nb., 56.
*159. Mit Dreck und Speck. (Tirol.) – Frommann, IV, 345.
D.h. ganz und gar, mit Haut und Haar.
*160. Mit Dreck versiegeln. – Murner, Nb., 88.
*161. 'S ies doch mit ennem Dreck versiegelt. – Robinson, 197; hochdeutsch bei Schottel, 1115a.
*162. 'S ist gar zu süsser Dreck, sie sind Freunde wie Luther und Eck.
*163. 'S kon kee Dreck fürem (vor ihm) unberochen bleiben. – Robinson, 387.
*164. Se lett den besten Dreck liggen.
Sagt die Hausfrau von der Magd, welche nicht von Grund aus fegt und reinigt.
*165. Sich mit Dreck (rein) waschen. – Henisch, 745.
Wenn die Vertheidigung schlimmer ist, als das Vergehen selbst.
Frz.: Se couvrir d'un sac mouillé.
*166. Sich vmb einen Dreck zancken. – Pauli, Postilla, 198b.
Holl.: Om een' scheét gekijf maken. (Harrebomée, II, 405.)
*167. Sie lässt alles (die Kinder) im Dreck verfaulen. (Rottenburg.)
*168. Wie Dreck am Wagen hangen. – Hans Sachs; Grimm, II, 1356, 8.
169. Allerlei Dreck anknet (buttert) si nit. (Solothurn.) – Schild, 58, 23.
Mannichfaltiges, Widersprechendes lässt sich nicht vereinen.
170. Bamme in den Dreck schtûrt, so schtänkte arscht racht. – Frommann, II, 409, 44.
171. Da liegt der Dreck, sagte der Küster, als er in die Kirche geschissen.
Holl.: Daar ligt de stront, zei de Koster, en hij sch ... in de kerk. (Harrebomée, I, 393a.)
172. Der Dreck ist bald auff dem Misthauffen. – Hans Sachs, IV, XV, 2.
173. Der Dreck muss aus den Gassen weggeschafft werden oder die Polizei wird sich hineinlegen, sagte der Stadtvogt.
[1188] 174. Dreck gehört auf den Mist.
»Dreg ont koet gehört auf den Mist, ein ytzlich dingk gemein seiner steht ist.« (Werdea, Aiiij.)
175. Dreck hält warm. (Köthen.)
176. Dreck macht feist (fett), so einer es nicht weiss.
177. Dreck nährt. (Köthen.)
178. Durch Dreck zum Speck, sagte die Ratte, und frass sich in die Falle hinein. – Ad. Zeising, Hausse und Baisse, 1864, III, 277.
Lat.: Per aspera ad astra.
179. Eigen Dreck riecht Jedermann wohl. – Frischbier, I, 607.
180. En jacet in drecko, qui modo reuter erat. – Allotria, 64.
181. Frischer Dreck ziert, alter Dreck entehrt. (Braunschweig.)
Der Soldat darf einerseits weder Weg noch Wetter scheuen, aber er darf ebenso wenig alten Schmuz an Kleidern und Sachen dulden.
182. Kein Dreck schadet dem Lande mehr, als den die Kuh ins Wasser fallen lässt. – Haupt, III, 29.
183. Lieber Dreck, wie dünkest; was wärest du, wenn du nicht stinkest. – Theatr. Diabol., 373a.
184. Lieber Dreck stinkt nicht. – Moscherosch, 295.
185. Mit Dreck wäscht man sich nicht rein. – Klix, 16.
186. Vergoldeter Dreck ist auch Dreck.
187. Wem Dreck auf die Nase fallen soll, dem fällt er nicht auf die Füsse. – Gotthelf, Jakob, 217.
188. Wen man mit Dreck wirft, der wirft mit Koth wieder.
Holl.: Werpt men iemand met slijk, hij werpt mit drek weder. (Harrebomée, II, 274b.)
189. Wenn der Dreck in die Hand nimmt, so wird Gold daraus.
Von einem Glückskinde.
190. Wenn man den Dreck auch vergoldet, er stinkt doch.
191. Wer mit Dreck umgeht, wird mit Dreck beschissen. (Solothurn.) – Schild, 58, 26.
192. Wer sich mit einem drecke reist, geh, wie es will, er wirdt beschmeist.
Lat.: Hoc scis pro certo, quando cum stercore certo, vinco uel uincor, semper ego maculor. (Loci comm., 31.)
193. Wer sich zu Dreck macht, den wirft man auf den Mist.
Holl.: Maakt gij u tot vuilnis, een ander smijt u al gaauw op den mesthop. (Harrebomée, I, 333.)
194. Wie der Dreck gedörrt ist, so bleibt er.
195. Wirf nur mit Dreck, es bleibt was kleben. (S. ⇒ Verleumder 2.) – Nigrinus, Inquis.
196. Wo Dreck, da Speck.
Wo fruchtbares Land, da gedeiht auch die Viehzucht.
197. Wo Dreck ist, da ist auch Geld (Glück, Segen). – Frischbier, I, 611.
198. Zurückgehaltener Dreck sucht sich endlich seinen Weg.
Mhd.: Je fester man den Dreck verspert, je vester er herfür bejert. (Fastnachtspiele, 526, 24.)
*199. Ainem seinen dreck in dz antlitz werffen. – Granatapffel, 110a, 2.
*200. Da heisst's auch: Dreck, fedre (beeile) dich und geh raus, oder bleib drin.
Zur Charakterisirung lässiger, flüchtiger Wäscherinnen.
*201. Dem ess Dreck onge der Lehm gemangt worde. (Bedburg.)
*202. Den Dreck zum Lohn haben. – Frischbier, 134.
*203. Der Dreck ligt ihm nahe beim herzen. – Henisch, 745, 7.
»Der Dreck muss euch wohl so nahe am Herzen liegen, da ihr so bald wollt aus der Haut fahren.« (von Birken, Sylvian, 54.)
*204. Der Dreck passt auf die Schaufel. – Klix, 16.
*205. Der hat sich gut in den Dreck gesetzt.
In eine unangenehme Lage, in eine Verlegenheit gebracht.
[1189] *206. Der ist nen Drack sei Drack. (Franken.)
Von den Niedrigen (Gemeinen) der Niedrigste (Gemeinste).
*207. Der kennt den Dreck beim Mondschein, braucht keine Laterne. (Rott-Thal.)
Spott auf Ueberkluge.
*208. Der mengt Dreck unter Lehm. – Brennecke.
*209. Der muss von jedem Dreck ein Muster haben. (Rott-Thal.)
Er steckt in alles seine Nase.
*210. Dreck für Silber bekommen. – Theatrum Diabolorum, 88b.
*211. Dreck für Speck, pro thesauro carbones ergriffen haben. – Herberger, Ib, 641.
*212. Dreck in Knochen haben.
Wenn Jemand unvorsichtiger Weise Geschirr fallen lässt.
*213. Dreck ôk. – Schütze, I, 252.
Warum nicht gar!
*214. Er geht durch Dreck und Speck. (Köthen.)
*215. Er hat Dreck in den Händen. – Frischbier, I, 608.
Von Jemand, der etwas, das er in den Händen hat, unvorsichtig oder leichtfertig fallen lässt.
*216. Er meint, sein Dreck stinke nicht.
Holl.: Hem dunkt, dat zijn stront niet stinkt. (Harrebomée, II, 314b.)
*217. Er möchte seinen eignen Dreck fressen. (Köthen.)
*218. Er will jeden Dreck in Gold verwandeln.
*219. Es stôht Dreck im Kalender. – Michel, 268.
Die Sache steht schlimm.
*220. Friss Dreck, wird dirs Maul nicht wässrig.
Zu Kindern, die Leckereien haben wollen.
*221. Hä let (ligt) em Dreck. (Bedburg.)
*222. He is ut den Dreck herut wussen. – Schütze, I, 252.
Er weiss, er versteht nichts davon.
*223. He kann (wöll) ut Dreck Dwarg1 backe. – Frischbier, I, 612.
Quarg – kleine Käse.
*224. I muss net von allem Dräck han. (Ulm.)
*225. Ja, Dreck.
Grobe Abweisung.
*226. 'N Dreck mit 'n Lock un 'n rod' Bändken in.
In Pommern auf die Frage: Wat krêg' ick? (z.B. zu Weihnachten); auch Neugierigen auf die Frage: Wat hast du kregen? zur Abweisung; manchmal auch im Aerger, wenn man Grosses erwartet und Kleines bekommen hat.
*227. O du armseliger Dreck, wer heft di geschäte. – Frischbier, I, 613.
Ausdruck tiefster Verachtung.
*228. Öck mot den Dreck tom Lohn nehme on Done et sölwst. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 555.
*229. Scheiss Dreck und schieb's in den Ofen.
Sprichwörtliche Antwort auf die Frage: Was essen wir heute? In den russischen Ostseeprovinzen.
*230. Schmît 'n Dreck an de Wand, klöäwt 'r, denn klöäwt 'r. – Schlingmann, 332.
*231. So hôt Dreck am Ermel. – Michel, 275.
Ihre Ehre ist befleckt, ihre Tugend wird in Zweifel gezogen.
*232. Seinen eigenen Dreck fressen. – Frischbier, I, 610.
Vom Geizigen.
*233. So muss me de Dreck net schone, es geit ja g'nug. (Bietigheim.)
*234. Um die Wette Dreck fressen. (Nordamerika.)
Wenn sich zwei an gemeiner, niederträchtiger Kriecherei überbieten. »Die politische Partei und die kirchlichen Sekten wetteiferten untereinander, welche es der übrigen an kriechender Unterwürfigkeit gegen die (südlichen) Negerbarone zuvorthun konnten. Sie frassen miteinander um die Wette Dreck, wie man es genannt hat.« (Vgl. Ad. Douai, Land und Leute in der Union, Berlin 1864, S. 276.)
*235. Um einen Dreck fechten. – Franck, II, 115.
*236. Wenn eim e Dreck uf d' Nase g'hört, so chund er e über, und wär er z' Rom gschisse worde. (Luzern.)
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