1. Al lücht de munt, dat herte endoet des nicht. – Tunn., 25.
Lügt auch der ⇒ Mund (s.d.), das Herz thut's nicht. (Cor non mentitur, licet os falsissima narret.)
2. Allein lügen am besten. – Lehmann, II, 26, 12; Simrock, 6645.
3. Bai lüget, dai drüget. (Iserlohn.) – Woeste, 73, 188.
4. Bai lüget, dai stielt; bai hort, dai snort. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 180.
5. Böske lêge ziert de Red. (Pillkallen.) – Frischbier2, 2480.
6. Das Liegen ist ein Haupt Sprach, die kan man aller Orthen. – Sutor, 475.
[264] 7. De lücht, de stelt ôk.
Lat.: Surripuisse solet crebro mendacia narrans. (Tunnicius, 632.)
8. De wil leigen, de kan wat nijes seggen.
Lat.: Mentiri cupiens nova quit narrare popello. (Tunnicius, 291.)
9. Der hat gut lügen, der weit her ist.
10. Einer lügt und der andere sagt nicht wahr (redet die Unwahrheit).
Böhm.: Lež osáhla tvého otce syny, a nás s nimi. – Lidé lež pravili, a my nepravdu. (Čelakovský, 67.)
11. Erst lügen, dann betrügen und stehlen.
Dän.: Ondt at lyve, og end værre at stiele. (Prov. dan., 406.)
12. Es hat nie keiner gelogen, er hat sich selbs betrogen. – Franck, II, 94b.
13. Es ist nirgends besser lügen als weit her. (Wurmlingen.) – Birlinger, 356.
14. Hülfe Lügen, so würde keiner gehangen. – Eiselein, 437; Simrock, 6662; Braun, I, 2420.
Im Plattdeutschen: Hülp't Lö'n, wür' keinen gehang'n. (Schlingmann, 947.)
15. Leug nicht, arm Mann, es stehet grossen Herren (oder: den Reichen) an. – Mathesy, I, 155a.
Bei Petri (II, 437) lautet es: Lüge nicht, armer Mann, es gehört den grossen Hansen an. »Die alten Teutschen haben jhr Sprichwort nicht aus dem kleinen Finger gesogen: Leuch nicht, armer Mann, es steht grossen Herrn an.« »Ein armer Handwercksman vnnd der sonst nicht zu halten kan, dem muss man einen noth- oder Ehrschuss zu gute halten; aber wenn eine reiche Saw ohne noth vnnd ohne vrsach vnter die Tauben scheust, entweder auf gewohnheit, oder auss Bossheit, denen bin ich feinder als einem Hunde vnd einer Schlangen.«
Lat.: Regia crede mihi res est promittere multum, at servare fidem, rusticitatis opus. (Herberger, II, 207.)
16. Leug' nicht, du geringer Mann, die Herren haben damit zu than; den Herren ist Lügen kein Schimpf, den Geringen ist's Schand' und Unglimpf.
17. Leugt man doch wol vbers ander Hauss. – Petri, II, 438.
18. Liegen ist dem Menschen ein schendlich Ding. – Petri, II, 440.
Lat.: Mentiri in bonum virum non cadit. (Seybold, 304.)
Schwed.: Liuga är liten heder. (Grubb, 464.)
19. Liegen ist der Leber gesund. – Petri, III, 9; Nas, 181a; Eiselein, 437; Simrock, 6668; Braun, I, 2423.
Mhd.: Lyegin ist der leber gesund. (Morszheim.) (Zingerle, 96.)
20. Liegen steht jm wol an, aber er muss's offt entgelten. – Franck, II, 94b.
21. Liegen vnd nicht schamroth werden, ist auch eine Kunst. – Petri, II, 440.
22. Liegen vnd triegen ist bei vielen nur ein Spiel. – Petri, II, 440.
23. Liegen vnd triegen ist ein Bot zu allen Herrn ohn zu Gott. – Petri, II, 440; Chaos, 555; Eiselein, 437.
24. Liegen vnd triegen sind sehr werth, zu allem Kauff man jhr begert. – Petri, II, 440.
Im Chaos (461) findet sich der Spruch: »Vom Lügen, Trügen ich mich nähr, Recht und Fug nicht kümmert sehr; bös Waar geb ich vor recht und gut aufs theurist und nach meinem Muth; ich schwer, es sey kein Mangel dran, ich seh dabei den Himmel an.«
25. Liegen vnd triegen stallen gemeinlich beyeinander. – Fischer, Psalter, 371.
26. Liegen vnd triegen, stelen, morden, gehören all in einen Orden. – Petri, II, 440.
27. Liegen vnd triegen stets gath sampt finantzerey an Fürstenrath. – Petri, II, 440.
28. Ligen, bulen, stelen hangen an einander. – Pauli, Schimpff, LXVIb; Simrock, 6659.
29. Lüge, so wirst du die Wahrheit inne.
30. Lügen, Betrügen und Zanken bringen starke Knochen zum Wanken.
Frz.: Mentir, tromper, embler et question acheminent souvent l'homme à perdition. (Kritzinger, 451a.)
31. Lügen darff viel Plaudern, Wahrheit ist bald gesagt. – Petri, II, 442.
32. Lügen fordert viel Wort. – Petri, II, 442.
[265] 33. Lügen guckt allezeit oben mit dem Kopf hinauss. – Lehmann, 493, 31.
34. Lugen hat keinen bestand, sie muss allzeit wider sich selbst reden. – Henisch, 330, 61.
35. Lügen henckt aneinander wie ein Kett von Kuhmist. – Lehmann, 494, 49.
36. Lugen hincket allzeit auff einem bein. – Henisch, 261, 53; Petri, II, 442.
37. Lugen ist allzeit siech vnd darff vil flickens vnd glossierens. – Henisch, 1145, 11.
38. Lügen ist des Teuffels Hoffart. – Pauli, Postilla, II, 381b.
39. Lügen ist die erste Staffel zum Galgen. – Körte, 3970; Reinsberg III, 129.
40. Lügen ist die erste Staffel zum Galgen, wenn einer vorher nicht ein Jesuit wird. – Klosterspiegel, 10, 2.
41. Lügen ist durchsichtig. – Petri, II, 442.
42. Lügen ist ein vnerfindliche warheit. – Lehmann, 942, 23.
43. Lügen ist eine Hauptsprach, denn sie geht durch alle Land. – Eiselein, 437; Chaos, 554.
44. Lügen ist fein sicherlich, treibt man es nur meisterlich. – Eiselein, 437.
45. Lügen ist keine halsbrechende Arbeit.
Böhm.: Lhání mĕkké dílo, jazyk se vrtí, a svĕdkův není. (Čelakovský, 68.)
Span.: El mentir no tiene alcabolu. (Bohn II, 219.)
»Es ist gar keine Kunst, eine Unwahrheit zu erfinden, jeder Flachkopf kann es. Die eigentliche Kunst besteht darin, durch arglistige Zusammenstellung zwei wahrer Sätze einen dritten herauszubringen, der eine Lüge ist.« (Jachmann, Reliquien, I, 135.)
47. Lügen ist wie ein Oelfleck an einem Kleide, der sich schwerlich lest aussreiben. – Petri, II, 442.
48. Lugen ist Teuffels Dochter. – Lehmann, 492, 14.
49. Lügen kan man nicht zu Hauff bringen. – Petri, II, 442.
50. Lügen lernt man ohne Buch.
Schwed.: Ljuga läres utan book. – Ljuga och löfva är hwars mans konst. (Grubb, 466.)
51. Lügen lest sich nicht zusammen leymen. – Lehmann, 495, 69.
52. Lügen mag das Liecht nicht leiden. – Petri, II, 442.
53. Lügen muss endlich zu schanden werden. – Petri, II, 442.
54. Lügen sitzt den Schulden auf der Schulter. – Frischbier2, 2476.
55. Lügen thut mir nicht, Warheit schew ich nicht, spricht ein gut Gewissen. – Petri, II, 442.
56. Lügen und Brotessen sind gemeine Dinge. – Parömiakon, 2743.
57. Lügen und Leugnen sind seit Adam Brüder gewesen.
58. Lügen und List, Falschheit und Trug ist der Welt Wag' und des Teufels Pflug. – Chaos, 556.
59. Lügen und Schwatzen haben schärfere Krallen als Katzen.
Schwed.: Lögn och drafvel föder elack afvel. (Grubb, 493; Wensell, 51.)
60. Lügen und Schweigen zu rechter Zeit ist das Kunststück vieler Leut'.
Schwed.: Ljuga och swika i rätten tid är ingen ringa konst. (Grubb, 465.)
61. Lügen und Stehlen gehen miteinander. – Simrock, 6657; Körte, 3972; Masson, 238; Reinsberg III, 129.
Frz.: Qui dit menteur, dit larron. (Masson, 238.)
Schwed.: Liuga och stiäla föllias giärna åt. (Grubb, 463.) – Lögn är ej langt ifrån tjufnad. (Wensell, 51.)
Span.: El mentir y el compadrar ambos andan á la par. (Bohn II, 219.)
62. Lügen und Stehlen sind verwandt wie Jakob und Esau. – Parömiakon, 539.
Schwed.: Lögn och tjufvery fölgias gjärna åt. (Törning, 104.)
63. Lügen und Trügen bricht herfür bis zu Papstes und Kaisers Thür. – Eiselein, 437; Chaos, 555.
[266] 64. Lügen und Trügen seind so werth, dass man ihrer zu allen Käufen1 begehrt. – Eiselein, 437; Riehl, Novellen, 394.
1) Im Chaos (555) steht dafür: in allen Künsten.
65. Lügen und Trügen stets gaht für Courtisei im Fürstenrath. – Eiselein, 437.
66. Lügen vnnd trug ist der Leuth Wagen vnnd Pflug. – Lehmann, 492, 25.
67. Lugenn bey vielen vorhassenn mich, zu ueranttwortten vngehort bleibe ich. Das muss ich gott vonn himel klagen, auf ihr gewiszen alle gesagen. – Latendorf, Jahrb., 268.
68. Lügst du gern, so stielst auch gern, ei so musst du gehenket wern. – Chaos, 552.
69. Lügst nid? het 's Büebli de Schulmeister g'frogt. – Sutermeister, 42.
70. Man darff keiner Lügen dazu, dass man das Gebot halte. – Petri, I, 71.
71. Man leugt von einem hauss in das ander, wie dann erst so ferr. – Pauli, Schimpff, LXXVIa.
72. Man lügt jetzt auch cum Privilegio. – Opel, 382.
Ob sich das auf officiöse Telegramme und Zeitungen bezieht?
Frz.: On ment tant c'on ne set que croire. (Leroux, II, 273.)
73. Mancher leugt als were jhm das Maul geschmiert. – Lehmann, 499, 57.
74. Mancher Leugt eins auff, das ander ab, vnnd hat ein gesunde Leber dabey. – Lehmann, 495, 68.
75. Mancher lög' einen ganzen Tag und ständ' auf einem Bein dazu. – Simrock, 6673.
76. Mancher versteigt sich mit lügen, das er ohne Leiter nicht kann wieder herab kommen. – Lehmann, 492, 22.
77. Mancher wölt nicht gern lügen, wenn er die Wahrheit könnte treffen. – Lehmann, 494, 56.
78. Me muess no au lüage, dass me's glaube ka. (Ulm.)
79. Mehrmals gelogen, hat manchen bedrogen. – Curtze, 365, 619.
80. Mit gewalt liegen Landtfarer, alt Lütt vnd die Herren; so ist erlaubt ze liegen den Wachtern, Waidlüten vnd den Bulern; so ist notdurft ze liegen den Arzten, Kauflüten vnd den Gaugglern. – Haltaus, LXVII, 1, 1.
81. Mit Lügen und Trügen erlangt man mehr als mit Wahrheit und Recht.
82. Mit Lügen vnnd listen spickt (füllt) man Säck (Kästen) vnnd Kisten. – Lehmann, 493, 27; Eiselein, 437; Chaos, 556.
83. Nach lügen kömpt stehlen, nach stehlen kömpt der Strick an die Kehlen. – Schrader, 55.
84. Obwol zuweilen leugt der Mund, so leugt doch nicht des Hertzens Grund. – Petri, II, 502.
85. 'S hêsst, wârde (wer) loigt, der stîld ôch. (Schles.) – Frommann, III, 242, 29.
86. 'S Lüge, 's Hure-n und 's Stähle sy Gschwister-ching. (Solothurn.) – Schild, 65, 108.
87. So man lügen zum grundfest legt, kan man nichts den Lügen darauff bauwen. – Franck, Zeytbuch, Vorr.
88. Von ferne ist gut lügen.
Dän.: Hvo vil lyve langt fra. (Prov. dan., 406.)
Frz.: A beau mentir qui vient de loin. (Cahier, 957; Kritzinger, 64a.)
Lat.: Longinquitas redargui non potest. (Buchler, 211; Binder II, 1688.)
89. Wann liegen londisch Tuch were, so were es nicht ein Wunder, dass du hübsche Kleider hettest. (Schweiz.) – Joc., III, 38; Simrock, 6676a.
90. Wann liegen Welsch were, so gebstu einen guten Dollmetscher. (Schweiz.) – Joc., III, 38; Eiselein, 437; Simrock, 6676b; Reinsberg V, 51.
91. Wär anfenget mit leigen, höärt up med bedreigen. – Schambach, 161.
Wer mit Lügen anfängt, hört mit Betrügen auf.
[267] 92. Wär d's Lüga si schwär wîa Stei traga, 's würd no mänga d' Warheit saga. (Bern.) – Zyro, 47; hochdeutsch bei Eiselein, 437, Simrock, 6665; Braun, I, 2419.
Im Niederdeutschen: Wier't Lö'n so schwöär ass Stêne drâ'n, wür' mäncher lewer de Woahrheit sa'n. (Schlingmann, 946.)
93. Wär' Lügen eine Kunst, das ganze Land wär' voller Künstler.
Dän.: Der som at lyve var en kunst, var verden fuld af kunstnere. (Prov. dan., 406.)
94. Wär lügt, dei drügt. – Schambach, II, 547.
95. War salber leugt, der globt ne olles. (Oberlausitz.)
96. Wäre Lügen so schwer wie Stein (oder Holz) tragen, so würde jeder die Wahrheit sagen. – Körte, 1973; Chaos, 555.
»Wenn ligen als wee thate als arbeyten ader steyn tragen, so würd mancher seyn mawl zcu haben.« (Werdea, Eij.)
97. Wei lüget, de stiehlt. (Waldeck.) – Curtze, 347, 813; hochdeutsch bei Gaal, 1120; Braun, I, 2418.
Slow.: Kdor laže, tudi kmali krade.
98. Weil Lügen und Trügen den Juden zugelassen, tragen die Christen der Juden Ring an Fingern.
99. Wenn man ein Lügen nachgibt, folgen vil hernach. – Franck, Zeytbuch, III.
100. Wenn man lüggt, so mot man sik in sinen Geldbüdel leigen, seggt de Bûer. (Göttingen.)
101. Wenn man mit Lügen könnte vom Galgen kommen, würde niemand gehängt. (S. ⇒ Leugnen 1.) Sutor, 479; Hillebrand, 236.
Das Sprichwort sagt, dass das Geständniss des Verbrechers keineswegs erforderlich sei, um denselben zum Tode zu verurtheilen.
Lat.: Si decus est morum, ne cures verba malorum. (Sutor, 479.)
102. Wenn man umbsonst so vil liegt, wie würd man liegen, wenn man die Lügen bezahlete. – Sutor, 483.
Lat.: Mendaciosus mihi exosus, ut inferni porta. (Sutor, 485.)
103. Wer am höflichsten ligen kan, der ist fast der beste Mann. – Herberger, I, 2, 805.
104. Wer beginnt mit Lügen, endet mit Betrügen. – Simrock, 6655.
105. Wer das Lügen leidet, lehrt das Stehlen.
106. Wer einmal gelogen hat, dem glaubt man nicht mehr. – Müller, 35, 2.
Die Chinesen sagen: Wer dreimal lügt, dem wird nicht einmal geglaubt. (Cahier, 2136.)
Böhm.: Kdo včera lhal, tomu i zítra se nevĕří. (Čelakovský, 66.)
Frz.: Cil qui ment volontiers ne fait point acroire. (Leroux, II, 203.)
It.: Credesi il falso al verace, e negasi il vero al mendace. (Gaal, 1122.)
Poln.: Kto jeden raz skłamał, temu rzadko wierzą chociażby przysięgał. (Lompa, 87.) – Kto raz skłamał, traci wiarę nazawsze. (Masson, 238.) – Kto się raz przeniewierzy, tema już nikt niewierzy. (Lompa, 87.)
107. Wer einmal gelogen hat, ist immer ein Lügner. – Altmann VI, 422.
108. Wer einmal leugt, dem glaubt man nicht wieder. – Petri, II, 704.
109. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht. – Simrock, 6624.
Dän.: Den som pleyer at lyve, staaer og ei til troendes, naaer han siger sanden. (Prov. dan., 406.)
Engl.: A liar is not believed when he speaks the truth.
Frz.: On ne croit point un menteur lors même qu'il dit la vérité.
It.: Al bugiardo non è creduto il vero.
Lat.: Mendaci homini nec verum quidem dicenti credere solemus. – Quicunque turpi fraude semel innotuit, etiam si verum dicit, amittit fidem. (Phaedrus.) (Masson, 238; Philippi, II, 128; Binder II, 2826.)
Schwed.: Den som en gång haar lugit, troor man näppligen sedan fast ån han sager sanningen. (Törning, 20.)
110. Wer gern leugt, der muss auch liegen, wenn er die Wahrheit sagt. – Petri, II, 712.
111. Wer gern leugt, der stilt auch gern. – Franck, I, 75b; Egenolff, 31b; Eyering, II, 335a; Petri, II, 712; Gruter, I, 80; Latendorf II, 28; Pauli, Schimpff, LXVIb; [268] Schottel, 1127a; Mayer, II, 44; Eiselein, 438; Körte, 3971; Chaos, 552; Simrock, 6654.
»Wer do pflegt gerne zcu liegen, pflegt auch stelen vnnd bedrigen.« (Werdea, E, iiij.)
Engl.: Shew me a liar and I'll shew you a thief. (Eiselein, 438.)
Frz.: Montre-moi un menteur et je te montrerari un larron. (Eiselein, 438.)
Lat.: Mendax est fur. (Philippi, I, 246; Seybold, 303; Egeria, 335a; Binder, I, 974; II, 1834.) – Mendax idem et furax. (Eiselein, 438.)
Poln.: Kto kłamie, ten kradnie. – Złodziéj a kłamca dwaj bracia. (Masson, 239.)
Ung.: Ki örömest hazud, örömest lop. (Gaal, 1120.)
112. Wer gern lügt, kann viel Neues sagen. – Simrock, 6652; Theatrum Diabolorum, 237a; Braun, I, 2417.
113. Wer gern lügt, macht gern Wunder. – Körte, 3974.
114. Wer gern lügt und Lästerung spricht, zieht sich selber vors Gericht. (Lübeck.)
115. Wer heid lieget, den kan mer morgen nit glöwen. – Curtze, 364, 610.
116. Wer immer lügt, wird nicht mehr roth.
It.: Chi sempre mente, vergogna non sente. (Pazzaglia, 219, 2.)
117. Wer jetzt nit kan liegen und betriegen, der wird gehalten für ein Kind der Wiegen. – Sutor, 364.
Lat.: Qui veteratorum veteratum fallere nescit plurimus hoc aevo creditur esse puer. (Sutor, 364.)
118. Wer jetzt wol liege vnd triege kan, der wird sein Schragen zu setzen verstan. – Theatrum Diabolorum, 446b.
119. Wer leugt, der trägt dess Teuffels Kleid. – Lehmann, 497, 77.
Die Schotten: Wer lügt, tödtet die Seele. (Reinsberg III, 139.)
120. Wer leugt, naschet auch. – Mathesy, I, 124b.
121. Wer liegen wil, sol von verren landen liegen, so kann man jm nicht nachfragen. – Franck, III, 131a; Petri, II, 732; Lehmann, II, 874, 205; Gruter, III, 108; Simrock, 6647.
Mhd.: Sô fremdiu maere ie verrer fliegen, sô diu liute ie mere geliegen. (Renner.) (Zingerle, 96.)
Böhm.: Netřeba lháti, kde pĕšky dojdeš, anebo na koni dojedeš. (Čelakovsky, 66.)
Lat.: Ne Mercurio quidem credere. (Philippi, II, 773.)
Poln.: Nietrzeba tam łgac gdzie człowiek pieszo dojdzie, albo na koňiu dojedzie. (Čelakovsky, 66.)
122. Wer liegen wil, der sols nicht so krumm drehen, damit ers auch fiddern könne. – Luther's Werke, 363a; Petri, II, 733; Simrock, 6653.
In dem Sinne: Der Lügner muss ein gut Gedächtniss haben, fügt Luther hinzu: Mendacem oportet esse memorem.
123. Wer liegen will, der lüge auss der fern, sonst fragen die Bauren nach. – Lange, 848; Chaos, 557.
124. Wer liegen will, kann sagen wunder viel. – Loci comm., 114; Sutor, 479; Simrock, 6651.
Holl.: Die lieghen wil, mach wonder segghen. (Tunn., 8, 10.)
Lat.: Qui vult nugari, miranda potest nova fari. (Sutor, 479.)
125. Wer liegen will, muss dess anfangs nicht vergessen, biss er zu end kompt. – Lehmann, 497, 78; Eiselein, 437; Simrock, 6634.
Böhm.: Lháti, žváti; jenom na konečky pamatovati. (Čelakovsky, 67.)
126. Wer lügen und betrügen kann, der ist noch oft der beste Mann. – Eiselein, 437; Chaos, 554.
127. Wer lügen will, dem fehlt's an schönen Worten nicht.
Böhm.: Na smyšlenky slova lacino se koupí. (Čelakovsky, 68.)
128. Wer lügen will, der lüge in die Ferne, so kann es Hans von Legitten nicht merken. (Ostpreuss.) – Frischbier, 479; Frischbier2, 2479; Hennig, 97; Pisanski, 22.
Dass dies Sprichwort, welches in Linemann's Deliciis calendariographicis beim Jahr 1646 vorkommt, ursprünglich preussisch ist, zeigt das Wort Legitten, der Name eines Kirchdorfs im Hauptamte Labiau. Es sagt dasselbe, als was man durch das lateinische Sprichwort ausdrückt: Removeat testes qui mentire vult.
129. Wer lügen will, kann viel Neuigkeiten erzählen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 392.
130. Wer lügen will, muss ein gut Gedächtniss haben. – Simrock, 6681.
[269] 131. Wer lügt, den flieht das Glück, wie ein Fischchen den lauernden Hecht.
132. Wer lügt, der betrügt.
»Wer sich behelffen kan mit liegen, weiss nichts, denn nur die leut betriegen, der hat gross lust vnd gfallen dran, drumb soll sich ein fürsichtig Man für solchen Füchssen wissen z hüten dass sie nit Füchsisch in sie wüten.« (Waldis, III, 90.)
133. Wer lügt, der stiehlt, wer stiehlt, der hängt.
Böhm.: Byli jednou tři bratří, jeden lhal, druhý kradl a třetí visel. (Čelakovsky, 67.)
Kroat.: Tko jedan put slaže, drugi pnt nue ze nevĕrnje, ako i istinu kaže. (Hauy.)
Poln.: Złodziéj a kłamca dwa bracia. (Čelakovsky, 67.)
134. Wer lügt, der stiehlt, wer stiehlt, der lügt. – Venedey, 137.
Böhm.: Kdo lže, ten krade. (Čelakovsky, 67.)
Poln.: Kto śmie zełgać, śmie i ukraść. (Čelakovsky, 67.)
135. Wer lügt, kommt nach Damm1.
1) Stadt eine Meile von Stettin. – Dies Sprichwort, das noch heute im Brauch ist, verdankt angeblich einem stettiner Barbier seine Entstehung, welcher bei den Kunden das Zuspätkommen dadurch zu entschuldigen pflegte, dass er schon des Morgens in Damm seinem Geschäfte bei dortigen Kunden nachgegangen sei. Um ihm diese Entschuldigung zu verleiden, wurde derselbe eines Abends trunken gemacht, nach Damm gefahren und dort mit seinem Scherbeutel in dem Bette eines Gasthofs untergebracht. Als er am folgenden Morgen aufwachte und nach Stettin rannte, kam er zu spät; und diejenigen Kunden, welche die Scene aufgeführt hatten, empfingen ihn mit den Worten: »Wer lügt, kommt nach Damm.« Es geht hieraus hervor, dass die Einwohner Damms keine Veranlassung zu dem Sprichwort gegeben haben. Die Sache soll erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts stattgefunden haben. (Vgl. Schmidt, Jubelschrift, 9.)
136. Wer mit Lügen ein Warhaffter Mann sein kan, der darff sein wort nicht halten.
137. Wer nicht liegen vnd triegen kan, der ist ein verdorben Mann.
138. Wer selber nicht lügt, meint, die ganze Welt rede die Wahrheit.
It.: Chi non è uso a mentire pensa chi ogn'uno dica il vero. (Pazzaglia, 219, 1.)
139. Wer sich lügen will zum grossen Mann, der führe nicht die Freunde an.
Mhd.: Swer wil umb êre liegen, dern sol niht friunt betriegen. (Freidank.) (Zingerle, 96.)
140. Wer sich will liegen vnterstahn, der muss ein frisch gedechtnuss han. – Henisch, 1245, 70.
141. Wer viel leugt, der ist niemands freund. – Petri, II, 773; Henisch, 1236, 45.
142. Wer viel leugt, (dem) glaubt man desto weniger. – Franck, I, 56b; Egenolff, 325; Petri, II, 773.
143. Wer viel lügt, gewinnt nichts dran.
144. Wer zwanzig Jahre gelogen hat, muss Notar werden, dann muss man ihm glauben. – Opel, 378.
145. Wiêr lêgt, bedrecht; wiér bedrecht, diér schtelt; wiér schtelt, kit un de Galgen. – Schuster, 650.
146. Wiltu jemanden mit Lügen beklecken, so thu es nur keck; es bleibt was kleben vnd geht nicht weg. – Pauli, Postilla, II, 97a.
147. Wo man lügen muss, darf man lügen.
Man nennt es denn auch nicht lügen, es heisst dann diplomatisch: wissentlich die Unwahrheit sagen.
148. Wol lügen und trügen ist keine schlechte Kunst. – Grubb, 465.
*149. A laight, doass a schworz wird. – Peter, I, 444.
*150. A laight, doass sich olle Bäme bîgha. (Oesterr.-Schles.) – Peter, I, 444.
*151. A loigt ärger ass a leefft. – Robinson, 561; Gomolcke, 162.
*152. A loigt sirrer (sehrer, mehr) as a lêft. (Schles.) – Frommann, III, 416, 601.
Gomolcke (162) hat statt des Comparativs sirrer, von sehr, den Comparativ arger.
*153. A loigt, wenn as Maul ufthut. – Robinson, 551; Gomolcke, 161.
Ein breslauer Kräuterweib sagt zu einem Zimmermann: »Do hat ers troffen, woos haut ihr ich im unser âns zu bekimmern, macht og dass me Haus fertig wird und der nauch schoart ich hei, wu ihr harkummen sed, denn ich seh wul, ihr liegt, wenn er's moal ufthut.« (Keller, 169a.)
[270] Frz.: Avaleur de charrettes ferrées. – C'est un grand abatteur de bois, de quilles. – Il en abat beaucoup. – Il courbe les poutres en mentant. – Il n'en rage pas pour mentir. – Il ne prend point d'argent pour mentir. – Menteur comme une oraison funèbre. – Menteur comme un arracheur de dents. (Masson, 239.)
Holl.: Hij liegt, zoodra hij de mond open doet. (Harrebomée, II, 98b.)
Poln.: Lże, aż ściany schna. – Lże, jak kalendarz. (Masson, 234.)
*154. Ar lüagt, ass (dass) en di Ag'n (Augen) tropf'n. (Franken.) – Frommann, VI, 320, 263.
*155. Das heisst g'loge, 's Pfeister uf. – Schweiz, I, 216, 135.
*156. Dat lügst du as 'n Snîder. (Ostfries.) – Bueren, 280; Eichwald, 1771; Frommann, III, 428, 226; Hauskalender, III; Kern, 366.
Schneider, besonders weit gereiste, sollen gern lügen.
*157. Dat lügt he as en Schelm. – Schütze, IV, 35.
*158. De kann mehr lêge als nöge Pêrd renne können. – Frischbier2, 2481.
*159. De kann mehr lêge, als tin Joch Osse pflêge. (Samland.)
Bei Egenolff (322a) sind folgende Redensarten, um einen Lügner zu schildern, zusammengestellt: Er sagt keine warheyt, sie entrinn jhm dann. Er sol zu keim Zigeunerin, kan nicht warsagen. Du gebest einn guten pfaffen, aber einn bösen Propheten. Er gibts jm selbs ein. Er hats von jhm selbs gehört. Er sagt von Herr Dollmann, der ward mit einem polster durch bede arssbacken geschossen. Ferner in Bezug auf Lüge und Lügen: Den Wind verkauffen. Breyte glatte wort schleiffen. Den athem feyl tragen. Er ist mit eim dreck versigelt vnnd mit einer wächsin fallen verrigelt. Ein güldiner Traum. Faul, lam zotten. Lose Gramanzen. Es hat weder trumm noch anfang. Es sind hundert gülden in eim wetzstein vernähet. Es ist Loröl. Alter weiber theding.
*160. Der muss lügen, der ihn loben will.
*161. Du leugst wie ein Kalendermacher. – Gryphius, I, 723.
*162. Du lügsch i dii Krassa1. – Sutermeister, 74.
1) In Bern = Hals, Gurgel. (Vgl. Stalder, II, 135.)
*163. Das lügest du in deinen Halss. – Schuppius, Tract.
Böhm.: Hledĕ vůči lže. – V hrdlo lháti. – V svou hlavu lháti. (Čelakovsky, 537.)
*164. Du lügst wie ein Bote. – Graf, 420.
Die altdeutschen Gerichtsboten können damit nicht gemeint sein, dann deren Zeugniss wog so viel als das von zwei oder sieben andern Zeugen. (S. ⇒ Frone.) – »Der Rector Calendorpius fragte einmal einen Boten, der auss den Niederlanden kam, was er Neues mitbrächte. Der Bot' antwortet: Nichts. Diesem gab er den Rath: Ist schon nichts Neues in der That, so mustu doch gleichwohl was erdänken, umb den Neues-gierigen zu erzehlen; du kriegst zum wenigsten noch ein trunk Bier. Kurtz darnach kam der Bot wieder an und war eingedenk der Lehr Calendorpii, sagte derohalben zu ihm, er solte wissen, dass die Königin Elisabeth etliche tausend englische Docken liesse abrichten auff Kriegs Sachen, und sonderlich auf die Spanier anzufallen, die würde man herauss senden und sie zu Feld gegen die Spanier, gleichwie sie dieselbige zuvoren gegen die Indianer gethan hatten, gebrauchen. Calendorpius meynt, es wäre ein Ding, das wol könte geschehen, schrieb das an etlich gute Leute, die ihn darüber verlachten. Der Bot, dem er es verwies, sagte: Herr, ich hab nach euer Lehr gethan.« (Zinkgref, III, 193.) Vielleicht ist es erlaubt, bei dem Boten an Kriegscorrespondenten und Feldpostbriefe zu denken.
Frz.: Il ment comme un laquis. (Leroux, II, 68.)
*165. Du lügst wie ein Fresser, und ein Fresser mag viel.
*166. E lécht (lügt) dat sich de Ierd (Erde) bîgt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 326, 285.
Lügt sehr stark.
*167. E lêgt wä gedreckt. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 124.
Er lügt wie gedruckt.
*168. Ea luigg in sainen Paiddl. (Steiermark.) – Firmenich, II, 767, 90.
*169. Ea luigg, sou ouft a's Maul aufmocht. (Steiermark.) – Firmenich, II, 770, 155.
Holl.: Hij liegt zooveel, als hij groot is. (Harrebomée, I, 262.)
*170. Ek lüg nit, of (oder) ek sek (sag) et. (Meurs.) – Firmenich, I, 404, 245.
*171. Er cha lüga n'ond schwätza wie en Landama1. – Tobler, 291.
1) Landammann, einer der zwei ersten Staatsbeamten in einem schweizer Canton. Tobler bemerkt: »Wenn [271] diese Redensart nicht ein Scherz ist, so will man damit wol weniger unerlaubte Reden andeuten als vielmehr einen hohen Grad von Geläufigkeit und Gewandtheit im Reden, wie sie Lügner und Schwätzer besitzen.«
*172. Er kan lügen ohne Anstossen. – Chaos, 561.
*173. Er leuget, dass es stinckt. – Theatrum Diabolorum, 38b.
*174. Er leuget in seinen eigen Beutel. – Agricola II, 148; Franck, II, 946.
*175. Er leuget Plätze, dass man Friesische Gäule darauff bereiten möchte. – Mathesy, I, 244b.
*176. Er leugt als were jm das maul geschmiert. – Agricola II, 147; Fischer, Psalter, 366, 4.
*177. Er leugt Bäum auss der Erden. – Chaos, 553.
Lat.: Immensa spirant cavi mendacia folles. (Chaos, 553.)
*178. Er leugt, das mans greiffen kan. – Agricola II, 142; Franck, II, 94b.
*179. Er leugt, das sich die Balcken biegen. – Agricola II, 141; Eyering, II, 57 u. 396; Schottel, 1114b; Nas, 387a; Mayer, II, 41; Simrock, 6627; Braun, I, 2475; Chaos, 553; Parömiakon, 1304; Frischbier, 478; Frischbier2, 2477.
Höchst unverschämt. »Ich log dick (oft) dass die Balken stoben vnd reket auss, was krum gebogen.« (Joh. Val. Andreae, Das gute Leben eines rechtschaffenen Dieners Gottes, herausgegeben von Laurent in Vilmar's Pastoral- theolog. Bl., 1864, 4. Hft., V, 191.) »Vnd liegend, dass die Balken krachen.« (Murner, Nb., in Kloster, IV, 674.)
Jüd.-deutsch: Der sagt Schenker, dass sich die Balke biege. (Tendlau, 316.)
Dän.: Han lyver saa bielkerne maa revne under loftet. (Prov. dan., 406.)
*180. Er leugt, dass einn erbarmet.
*181. Er leugt, dass sich der Boden beugt. – Eiselein, 438.
*182. Er leugt ein Hemkette entzwey. – Eyering, II, 57.
Wie hier die Stärke der Lüge dadurch veranschaulicht wird, dass sie eine Hemmkette zersprengt, so sagt man in Warschau jüdisch- deutsch von Lügnern und Ränkeschmiedern, dass sie Wände zusammenlügen: »Er kann zu naufführen zwei Wänd.«
*183. Er leugt jm selbs. – Franck, II, 94b.
»Der jm kein wort lasst das hertz abstossen, sonnder, was jm einfelt fur ein histori sagt.« Diese bezeichnet Franck a.a.O. durch folgende Redensarten: »Er leugt, dass mans greiffen möcht. Er reisst prillen. Er wil vmb ein kleinoth liegen. Er meynt, liegen sei ein kunst. Vmb ein barchot liegen. Er leugt dass ein erbarmet.«
*184. Er leugt Plätze, man möchte Pferde darauff bereiten. – Herberger, I, 272 u. 672.
*185. Er leugt vnd nimpt kein blat fürs maul. – Franck, II, 180a; Egenolff, 238b.
*186. Er leugt, wenn er das maul auffthut. – Agricola I, 697; Braun, I, 2405.
*187. Er leugt wie Leupold, der hofieret in die Hell vnd saget: es stinckt vbel in der Stuben. – Latendorf II, 12.
*188. Er liägt, dass ers selber glaubt. – Idiot. Austr., 61.
Böhm.: Lžeš-li, tedy tak lži, aby sám myslil, že pravda jest. (Čelakovsky, 68.)
*189. Er liegt vnd triegt, dass sich der Balcken biegt. – Mathesy, 172a.
*190. Er log, dass sich die balcken beugeten. – Melauder, 41; Sailer, 267; für Hildesheim: Firmenich, I, 186, 26; für Franken: Frommann, VI, 320, 265.
»Wen ik schon horen schold, dat jemand würde legen, dat sik de balken, ja dat ganze Hus mocht bögen.« (Lappenberg, I, 379; Simplic., I, 31.)
*191. Er lüge eim einn gantzen tag vnnd stünd auff einem fuss darzu. – Franck, II, 180a; Sailer, 297.
*192. Er lügt als ob er lutherische Psalmen sänge.
Die Holländer sagen: Hij liegt als of hij Luthersche psalmen zong. (Harrebomée kann zur Erklärung der Redensart nur die Vermuthung anführen, dass man dadurch vielleicht die nicht ganz treue Uebersetzung der Psalmen tadeln will.)
*193. Er lügt als offt der han kräet. – Geiler, Schiff der penitentz, 1549.
*194. Er lügt, als wenn's gedruckt wär', und stiehlt, als wenn's erlaubt wär'. – Körte, 3974b.
»Ich fürchte fast, es sei nicht wahr, denn es ist gedruckt.« (H. Heine über Börne, Hamburg 1840, S. 122.)
Frz.: Ils sont menteurs comme une épître dedicatoire; – comme une oraison funèbre. – Ils sont menteurs comme un Panégyrique. (Kritzinger, 450.)
[272] *195. Er lügt anständig.
Frz.: Il brode comme il faut. (Kritzinger, 95a.)
*196. Er lügt das Blaue vom Himmel herunter. (Köthen.)
Die Russen: Er lügt das Laub von den Bäumen herunter. (Altmann VI, 523.)
*197. Er lügt, das niemand nicht hinein trag. – Franck, II, 20b.
Steht bei Franck für: Lydas ostium claudit.
*198. Er lügt, dass alles blau wird.
*199. Er lügt, dass d' Schwarte chrache. (Luzern.)
*200. Er lügt, dass er ersticken möchte.
*201. Er lügt, dass ihm der Dampf zum Maul herausgeht. – Mayer, II, 41; Körte, 3974a; Braun, I, 2414.
Böhm.: Kouří se za ním. – Lže, až se mu z hnby kouří. – Lže, až tma, až se za ním práší. – Práší, až se kouří. (Čelakovsky, 537.)
Engl.: He lies as fast as a horse can trot.
Frz.: Il ment cent pieds dans sa gorge.
It.: Egli è più bugiardo che un gallo.
Lat.: Parthis mendacior.
Schwed.: Han ljuger som en borstbindare. (Marin, 14.)
*202. Er lügt, dass ihm der Hals geschwillt. – Chaos, 553.
*203. Er lügt, dass ihm der Kopf raucht.
Poln.: Lże, aż mu się z głowy kurzy. (Lompa, 20.)
*204. Er lügt, dass ihm die Läuse auf dem Kopfe platzen.
Holl.: Hij liegt zoo, dat de luizen hem op den kop barsten. (Harrebomée, II, 41.)
*205. Er lügt, dass ihm die Nase schief steht. – Frischbier, 478; Frischbier2, 2477.
*206. Er lügt, dass man schwarz und blau wird.
*207. Er lügt, dass 's stübt. – Sutermeister, 73.
*208. Er lügt, dass sich der Rücken biegen möchte.
*209. Er lügt, dat hinger em rôkt. (Elbing.) – Frischbier2, 2477.
*210. Er lügt, de Teifel könnt Souhamme debi süde. – Sutermeister, 73.
*211. Er lügt dem Teufel ein Bein entzwei.
*212. Er lügt dem Teufel ein Ohr ab.
In Pommern: De lüggt den Düwel ên Ohr af. (Dähnert, 282a.)
*213. Er lügt den Teufel neunmal in die Hölle und wieder 'raus.
Böhm.: Vylže se i čertům z pekla. (Čelakovsky, 538.)
*214. Er lügt den Todten nach und lästert die Lebendigen ins Gesicht.
*215. Er lügt durch ein Brett. – Murner, Nb., 55.
»Vnd handgelogen durch ein brett, das vierundvierzig elen het.«
*216. Er lügt einen an, dass man möchte blau werden. – Mayer, II, 41.
*217. Er lügt Gott und die Welt an. – Eiselein, 258.
*218. Er lügt in seinen Sack. – Eiselein, 438; Braun, I, 2424.
*219. Er lügt kleine Steine aus der Erde. – Frischbier2, 2477.
*220. Er lügt, man könnt's auf keinen Heuwagen laden. (Nürtingen.)
*221. Er lügt, me chönt samme dabi süde. (Luzern.)
*222. Er lügt, me chönt Wegesse schmiede. (Luzern.)
*223. Er lügt mehr als er betet. (Nürtingen.)
*224. Er lügt nach der Tabulatur. – Chaos, 560.
*225. Er lügt nicht, wenn er die Wahrheit sagt. – Eiselein, 438; Braun, I, 2425.
*226. Er lügt nur in der Woche sieben Tage.
Böhm.: Mluví pravdu, když se mu lži nedostává. – Mluví pravdu vždycky na štedrý den. – Ten nelže, jen když se mu pravdy ne dostává. (Čelakovsky, 538.)
*227. Er lügt, 's könnt's kein Hund verrennen. (Rottenburg.)
*228. Er lügt, so oft er 's Maul aufthut. (Nürtingen.)
*230. Er lügt toller als zehn Pferde laufen.
*231. Er lügt ungeheissen.
*232. Er lügt, wenn er den Mund aufthut.
Böhm.: Nelže, pokud huby neotrevře. (Čelakovsky, 538.) – Více lže, nežli dyše. (Čelakovsky, 537.)
Frz.: Cet homme n'enrage pas pour mentir. (Leroux, II, 196.)
Kroat.: Laže kad vusta odpre. – Laže, kad zine. (Čelakovsky, 538.)
[273] *233. Er lügt wie das Bulletin der grossen Armee. – Nationalzeitung, Berlin 1870, Nr. 348.
Es ist das Heer Napoleon's I. gemeint, mit dem er Russland überschwemmte.
*234. Er lügt wie der Hund läuft. – Frischbier2, 2478.
Engl.: He lies as fast as a dog can lick a dish. (Bohn II, 169.) – He lies as fast as a dog can trot. (Bohn II, 64.)
*235. Er lügt wie e Lîchered. – Sutermeister, 73.
Wie eine Leichenrede, die das Gute, was sie von dem Todten verkündet, auch selbst erfunden hat.
Frz.: Il est menteur comme une épitaphe. (Lendroy, 684.)
*236. Er lügt wie ein Armeebulletin.
*237. Er lügt wie ein Buch.
In einer zusammenhängenden, wohlbegründeten, glaubenswürdig scheinenden Darstellung.
*238. Er lügt wie ein Buchdrucker. – Körte, 762; Sutermeister, 73.
Buchdrucker steht wol hier für Zeitung, die man früher mehr als jetzt vom Volke als ihr Werk zu betrachten pflegte. Die unbegründeten Mittheilungen der Zeitungen betrachtete man als Erfindungen der Buchdrucker. Jetzt sagt man vielleicht zutreffender: Er lügt wie der Telegraph. In Holland macht man einem ganzen Volksstamm den Vorwurf, indem man sagt: Hij heeft een Bourgondisch geloof. (Harrebomée, I, 85.) Die Russen: Er lügt wie ein Dichter. (Altmann VI, 529.)
*239. Er lügt wie ein Jude. – Joh. 8; Reinsberg VI, 53.
Dän.: En jøde-løgn. (Prov. dan., 328.)
*240. Er lügt wie ein Jütländer. – Reinsberg VI, 53.
»Wenn jemand gar zu arg aufschneidet, so fragt man ihn gewöhnlich ironisch, ob er lange in Jütland gewesen ist.«
*241. Er lügt wie ein Kalender. – Wurzbach II, 219.
Ein Weib, das von einem andern Lügnerin gescholten ward, sagte: »Ich liege bissweilen, du aber leugst das ganze Jahr durch, gleich wie der Almanach oder Calender.« (Zinkgref, III, 360.)
*242. Er lügt wie ein Landvogt. (Schweiz.)
Die Landvögte haben in der Schweiz keinen guten Geruch hinterlassen.
*243. Er lügt wie ein Lobredner. – Sprichwort d'Alembert's; Einfälle, 2.
*244. Er lügt wie ein Missionär (Missionsbericht).
*245. Er lügt wie ein Pferd laufen kann. – Lohrengel, II, 256.
*246. Er lügt wie ein Quacksalber.
Murner (Nb.) schildert nicht nur die Quacksalber, die verstellten Bettler, die Buhler u.s.w. als Meister im Lügen, er sagt auch: »Handtwercker künnend auch wol liegen vmb jre narung mich betriegen; wann sie tausentmal versprechen, dannocht muss ich darneben stechen.« (Kloster, IV, 782.)
Holl.: Hij liegt als een kwakzalver. (Harrebomée, I, 462a.)
*247. Er lügt wie ein rother Hund. (Niederösterreich.)
Die Vergleichung ist mir unverständlich.
*248. Er lügt wie ein Zahnbrecher.
Wol daher, weil die Zahnärzte gewöhnlich vor der Operation versichern, dass diese sehr leicht und mit wenig Schmerzen verbunden sein werde, wovon in der Regel das Gegentheil wahr ist.
Frz.: Il ment comme un arracheur de dents. (Lendroy, 581; Bohn II, 23.) – Mentir comme un arracheur de dents. (Leroux, I, 139.)
*249. Er lügt wie eine Zeitung.
Die irren sehr, welche meinen, dass das Lügen ers seit dem Bestehen der Zeitungen in die Welt gekommen sei; schon Agesilaus machte falsche Bulletins und noch viel früher erlaubte man sich im Paradiese derartige freiwillige Ungenauigkeiten. (Welt und Zeit, IV, 147, 26.)
Frz..: Il ment comme un Bulletin, comme le Moniteur.
*250. Er lügt wie en Briefträger. – Sutermeister, 73.
*251. Er lügt wie en Häftlimacher. – Sutermeister, 73.
*252. Er lügt wie en Rohrspatz. – Sutermeister, 73.
*253. Er lügt wie en Wachtelhund. – Sutermeister, 73.
*254. Er lügt wie gedrechselt. – Frischbier2, 2477.
*255. Er liegt wie gedruckt. – Körte, 3974a; Eiselein, 407; Frischbier, 478; Frischbier2, 2477.
In Ostfriesland: He luggt es wenn 't druckt is. (Eichwald, 1197.) Der preussische Ministerpräsident Graf von Bismarck sagte in der 14. Sitzung des Herrenhauses, 13. Febr. 1869, am die lügenhaften Telegramme zu schildern: »Wenn bis zum Jahre 1848 das Sprichwort: Er lügt wie gedruckt, galt, so kann man jetzt sagen: Er lügt wie telegraphirt.«
Böhm.: Lže, az stĕny se rozs tupují. – Lže, jakby ořechy louskal. (Čelakovsky, 537.)
Lat.: Parthis mendacior. (Horaz.) (Binder I, 1324; II, 2478.)
*256. Er lügt wie Lot.
[274] *257. Er lügt wie Münchhausen. – Lohrengel, II, 257.
Die Araber sagen: Er ist ein grösserer Lügner als Moseilama. (Burckhardt, 98.) Bezieht sich auf einen alten, als falschen Propheten berüchtigten Araber.
Holl.: Hij liegt als een Griek. (Harrebomée, I, 259.)
*258. Er lügt wie 's Amtsblatt. – Breslauer Zeitung, 1865, Nr. 244, S. 440.
In Bezug auf die officiösen Artikel gegen das Abgeordnetenhaus.
*259. Er lügt wie wenn's gedruckt wär', und stiehlt als wenn's erlaubt wär'. – Simrock, 6659a.
*260. Es leugt niemand sehrer, als die, so reden können. – Petri, II, 285.
*261. Hä kô gelüg, dass sich die Balke biege. (Henneberg.)
*262. Hä luiged as wan't gedruckt wär. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 161, 111.
In Pommern: He lüggt, as wenn't drückt is. (Dähnert, 282a.)
*263. Hä lüg, wat hä bäht. (Köln.) – Weyden, IV, 16.
*264. Hê kann lêg'n as 'n Pärd löpt. (Altmark.) – Danneil, 276.
*265. He lüggt, dat de Damp darvon tüht.
Er lügt, dass der Dampf davonzieht.
*266. He lügt as wenn't druckt is. (Ostfries.) – Eichwald, 1197; Schütze, III, 20; Hauskalender, IV.
*267. He lugt, dat man 't mit'n Fôt (Fuss) fêlen kann. (Stadland.) – Firmenich, III, 25, 29.
*268. He lügt dem Düwel en Ôr (auch: Bên) af. – Schütze, II, 278.
Die Engländer haben, um einen Lügner zu bezeichnen, die Redensarten: He deserves the whetstone. He'll not let any body lie by him. He shall have the king's horse. He's a long-bow man. (Bohn II, 64.)
*269. He lügt Land un Lüde tosamen. (Holst.) – Schütze, III, 8.
Der Erzklatscher und Verleumder.
*270. He lügt wie ennen Börgermeister. (Meurs.) – Firmenich, I, 406, 359.
*271. Hei ies van der eisten Lügge ni buesten. (Marsberg.)
*272. Hi kân lêg üüs wan 't drückt as (skrewwen stênt). (Amrum.) – Haupt, VIII, 363, 209; Kern, 1513.
Er kann lügen, als wenn es gedruckt wäre oder geschrieben stände.
*273. Hinein lügen wie herauss. – Lehmann, II, 267, 72.
*274. Lägen und Drägen. – Eichwald, 1196; Kern, 1488; hochdeutsch bei Mathesy, I, 20a.
*275. Lêg du on de Diewel, denn lêge ehre twei. – Frischbier2, 2483.
*276. Leug, das dirs maul gswel. – Nas, 15b, 378b u. 484b.
*277. Leug dich nicht zu tod. – Agricola II, 259.
*278. Liegen, das das erdreich möcht erzytern. – Pauli, Schimpff, XXIIIb.
Böhm.: Lže, jakby tiskl. (Čelakovsky, 538.)
Kroat.: Laže, kak dabi orehe tukel. (Čelakovsky, 537.)
Poln.: Łže, az ściany schną. (Čelakovsky, 537.)
*279. Liegen, dass der Dunder schlag. – Murner, Nb., 55.
»Ich weiss, das ich die warheit sag, sie liegen, das der Dunder schlag.« (Kloster, IV, 782.)
*280. Liegen durch ein stähelin berg. – Murner, Nb., 65.
»Blutswillen, das sind newe mer, wo sind vns die gest kummen her, die liegen künnen durch ein berg, wann schon sechs legen vberzwerg.« (Kloster, IV, 779.)
*281. Liegen vnd triegen, schinden vnd schaben. – Theatrum Diabolorum, 335a.
*282. Lüg', aber mit Mass, sagen die Ottomanen. – Schlechta, 488.
*283. Lüg, dat du barstest. – Eichwald, 1224.
*284. Lüg' dem Tüfl en Ohr ab. – Sutermeister, 73; hochdeutsch bei Riehl, Novellen, 41.
Ausser den an ihrem Orte unter dies Stichwort fallenden Sprichwörtern und Redensarten, welche es offen oder verdeckt aussprechen, dass jemand nicht die Wahrheit redet, finden sich noch folgende, die unter andere Stichwörter fallen: Er berichtet Züg, me könnt Räbe derbi süde. Er seits, wenn er lügt. Es ist erheit und erloge. O Aetti, wie lügst. Mach mer nid Mösch. Mach mer keni Breiamle. Schwätz mer keis Loch in Kopf. Schwätz mer keini Müs, i ha-n e Katz im Ermel. Oha Koli! Hott ume! Mach mer de Koli (de Schimel) nid schüch. Wer's glaubt, meint, es sei wahr. 'S Feister ûf! Still, es wott e Milch dicke. Du erzehlst [275] Stückli wie halb Öpfel. Er längt nume hinders Ohr und het wieder eini (Lüge). Er ka Schwalbe schiesse. Er wer im Stand und wer unserm Herrget 's Unservater abläugne. Er hed nid übel Mehl a der Kelle. Er macht en Stil dra. Er macht en Schwanz as X. Er ka mit dem grosse Mässer umgeh. Was er seit, ist luter Luft und Duft. Er het wider es Zungeschlepli überko (hat sich im Lügen verwickelt). – Um weitere Lügen abzuschneiden, sagt man: Und do bist gange! Jo jo, do musst meh Loh ha! Derno hets achti gschlage und d' Kind sind i d' Schuel gange. (Sutermeister, 73.)
*285. Lüg' in deinen Kragen hinein. – Eiselein, 438.
Frz.: Il a menti cent pieds dans sa gorge. (Eiselein, 438; Körte, 3973.)
*286. Lüg, Teufel lüg! (Breslau.)
Bei Aufschneidereien und Münchhausiaden.
*287. Lüge, dass dir das Brot im Halse stecken bleibt.
*288. Lüge, dass du erstickst.
Diese sprichwörtlichen Redensarten und Verwünschungen haben ihren Ursprung im Broturtheil, einer Art der ehemaligen Ordalien. Dem Beklagten wurde ein Stück Brot oder Käse gereicht, das vorher beschworen und eingesegnet war. Man glaubte, dass es dem wirklich Schuldigen im Halse stecken bleiben müsse. (Gräter's Bragur, Bd. 6, Abth. 2; Moltke, Deutscher Sprachwart, 287.)
*289. Lüge nicht, du bekommst eine Blatter auf der Zunge.
Zu jemand, der handgreiflich die Unwahrheit sagt.
*290. Lügen, das Himmel und Erden dafür erschrecken mag. – Pauli, Postilla, 439b.
*291. Lügen, dass die Esse schief steht.
*292. Lügen, dass einer möcht bei dem Tag die Sterne sehen. – Gansler, II.
*293. Lügen, dass sich der Thurm zu Köln möchte biegen. – Parömiakon, 572.
*294. Lügen, dass sich die Balken biegen. – Eiselein, 484; Nas, 154b; Körte, 3975.
»Sie liegen, das die balcken krachen.« (Froschm., Kii.) »Das sind starck lügen vnd gross sachen, wann man leugt das die balken krachen.« (Kloster, IV, 779.)
*295. Lügen und lästern balcken entzwei. – Nas, 429b.
*296. Lügen wiera Bumal (gstutzte Hund, reota Hund). (Oberösterreich.) – Baumgarten, 80.
*297. Lüg'n wie's Wassa. (Oberösterreich.)
D.i. sehr gewandt lügen, ohne Stocken wie das Wasser fliesst.
*298. Mit Lügen ersticken in der Wiegen. – Sutor, 480.
Lat.: Mendacium nullum senescit. (Sutor, 480.)
*299. O loig, Schelme, loig! – Gomolcke, 833.
*300. O loig, doass de a Hoals behältst. – Gomolcke, 834.
*301. Se loigt ärger as se leift.
Ein breslauer Kräuterweib sagt in Bezug auf eine böse Nachbarin: »Darzu koan se seich bey a Loiten recht o schmeren, und monge sen su eifellig, dass se gläuben, do se doch ärger loigt as se leift.« (Keller, 166b.)
*302. Wat de lêgst, öss Sindag nîch wahr. – Frischbier2, 2485.
*303. Wat du lêgst, öss gewöss nich wahr. – Frischbier2, 2485.
Frz.: Il ment comme un laquais. (Leroux, II, 68.)
Holl.: Hij liegt tegen de klippen aan. (Harrebomée, I, 415.)
It.: Egli ha bel dir bugie, chi viene da lontano. (Gaal, 1121.)
304. Lüge, das deyn magdt, dein fraw vnd dein knecht nicht dein Herr werden. – Wachter.
305. Lügen hofieret jr selbst in jr näst. – Weltbuch, CXIIIb.
306. Lügen ist eine Krankheit, vnd die Warheit Gesundheit. – Pers. Rosenthal, 354.
307. Lügen ist Vatermord. – Goldbaum.
308. Lügen ist wie Vatermord. (Rumänisch.) – Franzos, Vom Don zur Donau.
309. Lügen und Leben sind einander zur Ehe gegeben. – Harssdörffer, 1310.
310. Wer gern leugt, der huret gern.
»Haben die alten Teutschen gesagt, und das fehlet nicht bald.« (Dietrich, 99.)
311. Wer gern leugt, der stilt auch gern; buhlen, liegen und stehlen hangen aneinander. – Pauli, Schimpff, 121.
*312. Er leugt nicht ehe, denn wenn er das Maul auffthut. – Mathesy, Syrach, 115a.
*313. Er lügt das als ein Schelm.
Holl.: Hij liegt het als een schelm. (Harrebomée, II, 245b.)
*314. Er lügt, man könnte nasse Säcke dabei trocknen.
Holl.: Hij liegt, dat men er zakken bij droogen zou. (Harrebomée, II, 489b.)
*315. Er lügt ohne roth zu werden.
Holl.: Hij liegt, zonder rood te worden. (Harrebomée, II, 228b.)
*316. Er lügt sich vom Galgen herunter.
Jüd.-deutsch: Der Chuchem (Kluge) s'eichelt (klügelt) sich vün der Tlüje (Galgen) herub. (Warschau.)
*317. Er lügt von der (wie die) grossen Bassgeige.
Vielleicht mit Bezug auf die »Kurzweilige Beschreibung einer unerhört grossen Bassgeige,« eine Jahrmarkts-Flugschrift, die in Schaltjahr, III, 668 fg. abgedruckt ist.
*318. Er lügt wie aus der (wie die) bresslauer Bassgeige.
Eine weit verbreitete Redensart, nur ist nicht immer Breslau der Geburtsort der Bassgeige; es gibt ebenso eine bamberger, bremer, nürnberger, eine strassburger Bassgeige. Lügen wie aus der Bassgeige heisst offenbar grob, unverschämt lügen.
*319. Er lügt wie ein Telegramm.
Holl.: Hij liegt als een telegram. (Harrebomée, II, 328.) – Harrebomée bemerkt: Ob dies bereits ein europäisches Sprichwort ist, kann ich nicht versichern; aber wol, dass man in allen Ländern Europas von den Lügen der Telegramme überzeugt ist.
*320. Er lügt (auch: ist verschlagen) wie Schuwalow.
Frz.: Rusé comme un Schuwalow. (Neue Freie Presse, 5156.)
*321. Er wird zu lügen aufhören, wenn die Atzel aufhört zu hüpfen.
»Ins Lügen hast du dich gewohnt, gleich wie die Atzel in das Hüpfen.« (Walther, Predik., 31.)
*322. Je leug das dich der grosse Hund rühr. – Monatsblätter, VII, 16.
*323. Lügen, dass die Fenster anlaufen. – Gerstäcker, Regulatoren.
*324. Lügen, dass die Scheunthore zerspalten möchten. – Willkomm, Der deutsche Bauer, 22.
[1569] *325. Lügen, dass man es greiffen möcht. – Lauterbeck, XLIb.
*326. Lügen wie ein Jud. – Spindler, Bastard, II, 33.
*327. Lügen wie ein Procurator. – Der lustige und possirliche Historienschreiber im Jahrmarktsbuch (Reutlingen).
*328. Lügen wie ein Teufel. – Luther.
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