1. A Kloak as föör a Dommen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 369, 314.
Die Glocke (Uhr) ist für die Dummen.
2. Alle Glocken läuten's, was einer hat im Sinn.
3. Auch eine goldene Glocke taugt nichts, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Lett.)
4. Besser der Glocke folgen als der Trompete.
Lat.: Malle ad campanam, quam ad tubae surgere clangorem. (Bovill, III, 71.)
5. De Klock geit, as de Köster de Kopp steit. (Ostfries.)
6. De Klock lüd ik sülwen, säd' de Bûr, dôr störr he den Köster von sîn Fru. – Hoefer, 130.
7. Der die Glocke goss, dachte nicht, dass sie ihm zu Grabe läuten würde. – Altmann V, 90.
8. Der Glocken klang verjagt kein Dolen. – Lehmann, 708, 13.
It.: Suon di campana non caccia cornacchia. (Gaal, 127.)
9. Die Glocke ist gegossen, aber der Klöppel fehlt noch.
Holl.: De klok is gegoten. (Harrebomée, I, 416.)
10. Die Glocke muss die Leute in die Kirche hineinrufen; heraus gehen sie ungerufen.
Poln.: Do koscioła trzeba kłusem, a z kościoła jeno chodzą. (Wurzbach I, 220.)
11. Die Glocke ruft (oft) zum Essen und der Koch weiss nichts davon.
Holl.: Zij zeggen, wat de klok inheeft, zonder den kok gesproken te hebben. (Harrebomée, I, 416.)
12. Die Glocke steht auf dem Kopfe, sagte Töffel, als er den ersten Mörser sah.
Holl.: Dat is eene omgekeerde klok, zei Michel oom, en hij zag een' stamper in den vijzel staan. (Harrebomée, I, 416.)
[1724] 13. Die Glocke tönt, wie man sie zeucht. – Eiselein, 242; Braun, I, 851.
14. Die Glocke umhüllt den Klöppel und wird doch von ihm geschlagen. – Parömiakon, 207.
Für die, welche für ihre Gutthaten mit Undank belohnt werden.
15. Die Glocken erkennt man am Klange, den Vogel am Gesange. – Parömiakon, 1913.
Dän.: Man kiender klokken af sin klang, horen af sin gang og sang, urten af sin lugt, træd af sin frugt, men skalken af sine ord og utugt. (Prov. dan., 336.)
It.: Gl' huomini si conoscono al parlare, e le campane al sonare. (Pazzaglia, 252, 20.)
16. Die Glocken haben kein Hirn, stehen doch zu öberst vnd regieren weise Leut. – Lehmann, 659, 79; Eiselein, 242.
17. Die Glocken klingen ganz anders, wenn einem ein Freund gestorben. – Steiger, 404; Eiselein, 242; Sailer, 162; Simrock, 3705; Einfälle, 270.
18. Die Glocken klingen nicht, wenn man sie nicht läutet.
Die Russen: Auch die Glocke des Iwanwjelikij läutet nicht von selbst. (Altmann VI, 396.)
19. Die Glocken klingen (nicht), wenn sie (nicht) geschwungen (oder: bezahlt) werden.
»Ja, wenn die Glocken manchmal wüssten, für welchen Lump sie läuten müssten, sie rissen und fielen wie Zunder von ihren Stühlen herunter.« (G. Kühne, Schwank von der Glocke, Jena 1846, S. 23.)
20. Die Glocken klingen übel, die man sich selber läutet.
Eigenlob hat keinen guten Klang.
Böhm.: Hlasný zvonek, zlá chvála. (Čelakovský, 101.)
Poln.: Głośny dzwonek, zła sława. (Čelakovský, 101.)
21. Die Glocken klingen, wie sie geläutet werden.
22. Die Glocken läuten alle, 's ist Kirchweih.
Frz.: Il est feste en sa paroisse, on carillonne en son clocher. (Leroux, I, 6.)
23. Die Glocken sind des Todes Trompete. – Winckler, XIII, 20.
24. Die Glocken stimmen nicht immer, die zusammen läuten.
Die Russen: Wenn sieben Glocken zusammen läuten, beurtheilt der Narr den Klang einer jeden. (Altmann VI, 445.)
25. Die grosse Glocke bezahlt alles.
Trost der Schuldner; mit dem Tode hören die Mahnbriefe und Executionen auf.
Frz.: La mort borne tout. (Kritzinger, 79b.)
26. Dieselbe Glocke läutet zu Gewitter und Hochzeit. – Eiselein, 242; Simrock, 3704.
Auch zu Begräbnissen; und wenn man ihren Klang von fern hört, weiss man nicht, was er bedeutet. Die Franzosen sagen von einer Rede, die man deuten kann, wie man will: Il est comme le son des cloches. (Heute spricht er so, morgen anders.) (Kritzinger, 148a; Starschedel, 109.) (S. 66.)
27. Ein Glock, die rufft andern zur Kirch, sie bleibt selbsten drauss. (S. ⇒ Bäcker 19 u. ⇒ Bildstock 2.) – Lehmann, 750, 19; Eiselein, 242; Parömiakon, 736 u. 1934; Sailer, 165.
Von Tugendpredigern, welche die Tugend selbst nicht üben. Vollbauch hält gern Fastenpredigten, sagen die Russen. Die Spanier: Thue das Gute, das ich rede, nicht aber das Böse, das ich thue. – Mach es, wie's der Mönch sagt, nicht wie er's macht. Die Italiener: Der Frater predigte, man solle nicht stehlen, und hatte eine Gans im Aermel. Die Neugriechen: Siehe nicht auf das, was ich thue, aber höre auf das, was ich sage. Die Letten: Andere gurrt er auf und er selber schläft. (Reinsberg III, 69.)
Böhm.: Zvon do kostela lidi přizývá, a sám v kostele nikdy nebývá. (Čelakovský, 334.)
Frz.: Les cloches appellent à l'église, mais n'y entrent pas. (Bohn I, 34.)
Holl.: Hij slacht de klokken die het volk ter kerke luiden, en er buiten blijven. (Harrebomée, I, 416.) – Hij slacht den bakker, die het brood in den oven steekt en er zelf buiten blijft. (Harrebomée, I, 28.)
It.: Non entra a messa la campana, e pur ognuno ci chiama. (Bohn I, 112.)
Poln.: Dzwon do kościoła ludzi zwoływa, a sam w kościele nigdy niebywa. (Čelakovský, 334.)
Span.: No entra en misa la campana, y á todos llama. (Bohn I, 235.)
28. Ein Glock dienet anderen vnd höret vnd verstehet selber nichts. – Henisch, 1653, 43; Petri, II, 191.
29. Eine bleierne Glocke gibt einen schlechten Ton.
[1725] 30. Eine Glocke ohne Klöppel gibt keinen Ton, ob drin ein Fuchsschwanz hanget schon. – Brandt, Nsch., 41.
31. Eine Glocke ohne Klöppel klingt nicht.
Mhd.: Diu glocke muoz den klüpfel hân, sol sie grôzen dôn begân. (Freidank.) (Zingerle, 56.)
Lat.: Non campana sonat, quae malleolo atque bacilla est expers, sit vulpis insita cauda licet.
32. Eine lederne Glocke bedarf keines eisernen Klöppels. – Körte, 2201.
Die Russen: Machst du die Glocke von Gold, dann mache den Klöppel nicht von Leder. (Altmann VI, 488.)
33. Eine zersprungene Glocke läutet auch zur Kirche.
34. Eine zersprungene Glocke wird nicht wieder ganz.
Span.: Campana cascada, nunca sana. (Bohn I, 207.)
35. Em mesz ned ales un de grîsz klôk hên. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 916.
Man muss nicht alles an die grosse Glocke hängen
36. Es darf nicht jeder die Glocke ziehen.
Span.: Quien lleva las obladas que taña las campanas. (Bohn I, 250.)
37. Es hat nicht jede Glocke Silberklang.
Die Russen: Es ist nicht jede Glocke aus Waldai. (Altmann V, 90.) (Die auf dem Plateau des waldaischen Gebirges liegende Stadt Waldai hat eine bedeutende Glockengiesserei.)
38. Es ist besser mit der Glocke aufstehen, als mit der Trommel.
Frz.: Mieulx vault à cloche se lever que à la trompette. (Leroux, I, 5.)
39. Gespalten Glocke hat bösen Dohn. – Agricola II, 446; Sailer, 88; Eiselein, 241.
Von Spaltungen in Familie, Staat und Kirche.
Mhd.: Gespalten glocke hât boesen dôn. (Renner.) (Zingerle, 56.)
Holl.: Gescheurde klokken luiden niet klaár. (Harrebomée, I, 416.)
40. Geust man ein Glock, so muss man ein Klüpffel drein hencken. – Lehmann, 584, 45.
41. Gleiche Glocken, gleicher Strick. – Parömiakon, 1887.
42. Glocken hangen auch hoch vnnd regieren, haben doch kein hirn. – Lehmann, 823, 52.
Lat.: Magnates non semper sunt prudentes.
43. Glocken sind der Pfaffen Büttel vnd Stattknecht, die den Leuten zu Opffer gebieten. – Gruter, III, 44; Lehmann, 237, 63.
»Inn einem Pfarrthurn hengen gemeinlich drey glocken; die erste vnd kleinest angezogen vnd geleit, spricht: Gem Wein, gem Wein, gem Wein. Gröber, so man die Nonnglock nennet, spricht: Wer zahlts? Wer zahlts? Wer zahlts? Zuletzt leitt man die gross Sturmglock, die brumbt: Bawren, Bawren, Bawren.« (Henisch, 1653, 51.) (S. ⇒ Bauer 123.)
44. Glocken vnd Thoren (Narren) leitten gantz gern. – Henisch, 1653, 49; Petri, II, 341; Sailer, 54; Körte, 2197; Simrock, 3711.
45. Ihr Glocke läutet immer: Wir fischen gern im Trüben. – Fischart.
46. Je grösser die Glocke, je tiefer ihr Ton; je rarer die Arbeit, je niedrer der Lohn.
47. Je höher ein Glock hangt, je heller sie klingt. – Henisch, 1653, 50; Petri, II, 392; Sailer, 55; Simrock, 3703; Körte, 2198; Braun, I, 844.
48. Je mehr Glocken, je mehr Geklingel.
49. Jede Glocke hat ihren Klöppel.
Die Russen fügen hinzu: Aber nicht jede hat ihren Thurm. (Altmann VI, 462.)
50. Kleine Glocken klingen am hellsten. – Winckler, VI, 89.
Frz.: A petite cloche grand son. (Leroux, II, 17.)
51. Kleine Glocken klingen auch.
Dän.: Smaa klocker have og liud. (Prov. dan., 513.)
52. Kleine Glocken neiden die grossen nicht, wenn sie dieselb hören leuten. – Lehmann, 546, 39.
53. Klock öss Klock, Mutter göfft Eete. (Elbing.) – Frischbier2, 1305.
54. Mach' es wie die Glocke; wenn sie geschlagen wird, gibt sie einen schönen Klang.
55. Man kann nicht zugleich die Glocken läuten und in Procession gehen.
Man kann nicht zwei verschiedene Sachen zugleich verrichten.
[1726] Frz.: On ne peut pas sonner les cloches, et aller à la procession. (Lendroy, 1248.)
Span.: No se puede repicar, y andar á la procesion. (Cahier, 3680.)
56. Man muss eine Glocke neben der andern hören, um über das Geläute zu urtheilen.
57. Mit der grossen Glocke läutet man nicht alle Tage in die Kirche.
58. Soll die Glocke klingen, muss man den Klöppel schwingen.
59. Solt eine tolle Glock weise Leuth regieren? – Henisch, 1653, 37; Petri, III, 11.
60. Vornehme Glocken klingen nicht alle Tage.
Die Glocke im Palast der Senatoren in Rom z.B. darf nur dann erschallen, wenn der Carneval beginnt oder wenn – der Papst gestorben ist. (Altes und neues Rom, National-Zeitung, Berlin 1856, Nr. 267.)
61. Was die Glocke geschlagen hat, sieht man am Zeiger.
62. Was nützt eine silberne Glocke, wenn sie einen Fuchsschwanz zum Klöppel hat.
Auch die goldene Glocke gilt für misrathen, an der ein hölzerner Klöppel hängt. (Altmann V, 90.)
63. Wenn die Glock an einem Ort barstet, so klingt sie nicht mehr, und ist gantz vntuchtig. – Henisch, 1653, 59; Luther, 55; Petri, II, 643; Sailer, 54; Körte, 2199; Simrock, 3709.
Von gutem Ruf und gutem Namen gilt ein Gleiches.
64. Wenn die Glocke fertig, darf man den Klöppel nicht vergessen.
65. Wenn die Glocke lauten soll, muss der Glöckner am Strange ziehen, auch wenn der König gestorben ist.
Die Russen: Soll die Glocke tönen, will sie gezogen sein. (Altmann III, 410.)
66. Wenn die Glocke läutet, so versteht jeder, was er will.
Wenn man von fern den Klang der Glocken hört und die Veranlassung nicht kennt, kann man das Läuten auslegen wie man will. Die Franzosen haben dafür folgende Redensart: C'est le son des cloches, auxquelles on fait dire tout ce que l'on veut. (Bohn I, 41; Lendroy, 446.) Die Entstehung derselben soll folgende sein. M. de Faucheur, ein berühmter Kanzelredner des 17. Jahrhunderts, predigte einst in der reformirten Kirche zu Charenton sehr lebhaft gegen das Duell, und so überzeugend, dass der tapfere Marschall Laforce am Schluss der Predigt zum Herzog von Montmorence, der mit mehreren Offizieren ebenfalls derselben beigewohnt hatte, sagte, er habe genug Proben seines Muthes gegeben, er sei aber so lebhaft von der Wahrheit dessen, was Faucheur gesagt habe, überzeugt, dass er fürder jede Forderung ablehnen werde, worauf der Herzog erwiderte: »Die Sprache der Prediger (Priester, Geistlichen) ist wie der Klang der Glocken, die man sagen lässt, was man darin finden will.« Es scheint jedoch, als sei hier nur ein bereits vorhandenes Sprichwort angewandt worden.
67. Wenn die Glocke nicht schwingt, hört man kein Geläut.
Holl.: Als de klok stil staat, hoort men geen geluid. (Harrebomée, I, 415.)
68. Wenn die grossen Glocken brummen (klingen), hört man die kleinen nicht. – Winckler, VII, 59.
Dän.: Naar de store klokker lyder, kand de smaae ikke høres. (Prov. dan., 350; Bohn I, 391.)
It.: Non si udono le campane picciole, quando le grandi suonano. (Gaal, 740.)
69. Wenn schon die grosse Glock gegossen ist, so fehlts doch allezeit noch am Klöpel. – Henisch, 1424, 23; Lehmann, 268, 51; Petri, II, 674; Sailer, 55.
70. Wer eine silberne Glocke giesst, soll keinen bleiernen Klöppel dazu nehmen. – Altmann V, 90.
71. Wer nur ein Glocke hört, hört numme ein' Ton. – Schweiz, I, 144, 59.
Wer nur immer dieselbe Ansicht vernimmt, wird einseitig in seinem Urtheil.
Frz.: Qui n'entend qu'une cloche n'entend qu'un son. (Leroux, I, 5; Bohn I, 50; Cahier, 390.)
72. Wer weiss, was die Glocke geschlagen hat!
73. Wer weiss, wem morgen die Glocke läutet!
Böhm.: Zvon volá: kdo za kým! kdo za kým! (Čelakovský, 310.)
Ill.: Zvono kuca: ko za kim! ko za kim! (Čelakovský, 310.)
74. Wie die Glocke gegossen ist, so klingt sie.
Die Russen: Die Glocke ändert ihren Klang nicht, sie berste denn. (Altmann VI, 464.)
[1727] 75. Wie die Glocke geläutet wird, so klingt sie.
Die Glocke kann nicht hell klingen, wenn sie dumpf geläutet wird. (Altmann V, 86.)
76. Wie die Glocke, so der Klöppel, wie der Topf, so der Löffel.
Holl.: Zoo de klok is, zoo de klepel, zoo de pot is, zoo de lepel. (Harrebomée, I, 416.)
77. Wie die Glocke, so der Klang. – Winckler, VI, 93.
Auch russisch Altmann VI, 463. – Abraham a Sancta Clara hat im Judas der Erzschelm folgende Zusammenstellung, eine Ergänzung zu Garn 21 bildend: Wie die Glocke, so der Klang, wie der Sänger, so der Sang; wie der Vogel, so das Ei, wie der Koch, also der Brei; wie der Schuster, so der Schuch, wie der Schreiber, so das Buch; wie der Arzt, also die Salb', wie die Kuh, also das Kalb; wie der Acker, so das Treid, wie die Wiesen, so die Weid'; wie der Tänzer, so der Tanz, wie die Braut, also der Kranz; wie der Baum, also die Birne, wie die Frau, also die Dirne; wie der Herr, so der Knecht, wie der Soldat, so das Gefecht; wie der Hirt, so die Rinder, wie die Aeltern, so die Kinder. (Parömiakon, 39.)
78. Wie man die Glocke anschlägt (giesst), so klingt sie. – Altmann V, 95.
79. Wie viel die Glocke geschlagen hat, weiss man erst, wenn sie aufgehört.
80. Wo die Glocke von Leder ist vnd der Klöppel ein Fuchsschwantz, da hört man den Klang nicht ferr. – Henisch, 1653, 61; Petri, II, 801; Simrock, 3712; Sailer, 105; Körte, 2200; für Holstein: Schütze, II, 301.
Von alles vertuschenden und nichts verbessernden Leisetretern und Schmeichlern.
Mhd.: Ein glock on klüpfel gibt nit thon, ob daz jm hangt ein fuchsschwantz schon. (Narrenschiff.) (Zingerle, 56.)
81. Wo die grossen Glocken läuten (dröhnen), hört man die kleinen nicht (tönen).
Böhm.: Kde veliké zvony zvoní, tam se malé neslyší. (Čelakovský, 173.)
82. Wo grosse Glocken fehlen, muss man die kleinen läuten.
Aehnlich russisch Altmann VI, 435.
83. Wo keine Klocke is, doa is ok kein Gelüd. (Büren.)
*84. All's an de grôte Klock slaon. (Altmark.) – Danneil, 105.
*85. Aest un de grîs Klôek hên. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 173, 120.
Etwas an die grosse Glocke hängen, d.i. ausposaunen.
*86. Beide Glocken hören.
Beide Parteien vernehmen.
*87. Bi di hêt dat: Klock sla, Dag gah, Mahltît kumm bald. (Mecklenburg.) – Günther II, 199, 33; Schiller, I, 7a.
Von einem Faulenzer. Bei dir heisst es: Glocke schlage, Tag geh', Mahlzeit komm.
*88. De hülfen Klocken1 goaht. (Büren.)
1) Die Dreschflegel.
*89. De Klocke is koppern, wenn man wat itt, so is 't Mahltid.
*90. Der Glocke mangelt noch der Klöppel.
*91. Die glock ist gegossen. – Zeytbuch, CCXXXVa; Luther's Ms., S. 10.
*92. Die Glocke ist sein bester Freund.
D.h. die, welche zum Essen ladet und den Feierabend verkündet, nicht die, so zur Arbeit ruft.
Holl.: Mijn beste vriend is de klok. (Harrebomée, I, 416.)
*93. Die Glocke läuten, ohne dass sie klingt.
Frz.: Qui bale (vanne) sans son, ressemble Babion. (Leroux, II, 27.)
Die Erklärung dieses französischen Sprichworts findet sich in Early Mysteries, and other latin poems of the twelfth and thirtheenth centuries etc. by Thomas Wright (London 1338).
*94. Die Glocken tönen noch.
Die Sache ist noch nicht aus.
*95. Die grosse Glocke läuten.
Sich mit einer Sache unmittelbar an den wenden, der am meisten dabei zu sagen hat. Diese Redensart hat ihren Ursprung darin, dass in allen Domkirchen, Abteien und Klöstern an den feierlichen Festtagen, an denen der Bischof, Abt oder Prior zu amtiren verpflichtet war, die Einläutung zum Gottesdienste mittels der grössten Glocke erfolgte.
Frz.: Faire sonner la grosse cloche. (Lendroy, 744.) – S'adresser directement à Dieu plutôt qu'à ses saints. (Starschedel, 401.)
[1728] *96. Die grosse Glocke stürmen.
Gross Geschrei von etwas machen.
Frz.: Sonner la grosse cloche. (Kritzinger, 148a.)
*97. Eine Glocke über einen giessen. – Pauli, Schimpf, LXVIIIa.
*98. Er hat es an die grosse Glocke geschrieben (geschlagen).
Hat es austrompetet, öffentlich bekannt gemacht.
Holl.: Hij hangt het aan de groote klok. (Harrebomée, I, 416.)
*99. Er hat nie eine andere Glocke als die seines Dorfes gehört.
Ist nie von der Mutter Ofen (Schürze) weggekommen.
*100. Er hört keine Glocke lieber als die Tischglocke.
Holl.: Hij hoort geene klok lieber dan de brijklok. (Harrebomée, I, 416.)
*101. Er kann mit der grossen Glocke läuten. – Körte, 2205.
*102. Er merkt (weiss), was die Glocke geschlagen hat. – Eiselein, 242.
*103. Er wollte, dass alle Glocken Federn wären und die Schwengel Fuchsschwänze. – Fischart.
Die Gegner des Geklingels.
*104. Es ist eine Glocke, die nicht klingt. – Parömiakon, 1514.
Von Beamten, Vorstehern, die nicht gewissenhaft sind.
*105. Es ist eine grosse Glocke; wenn nur der Schwengel nicht so leicht herunterfiele. – Sailer, 249.
*106. Es sind Glocken, die andere zur Kirche rufen, aber selber nicht hineinkommen. – Parömiakon, 107 u. 173.
Von solchen, die andern predigen, aber selbst nicht danach thun.
*107. Etwas an de grôte Klock hangen (schlagen). (Holst.) – Richey, 123; Schütze, II, 279; hochdeutsch bei Frischbier, 1304; Körte, 2205; Braun, I, 847.
Etwas ausposaunen, es in aller Leute Mäuler bringen.
*108. He het de Klock lüd'n hört, wêt äöwer nich, wu se hangt. – Danneil, 105.
*109. He is in de Klok verbistert. (Holst.) – Schütze, II, 280.
Er weis nicht, was für Zeit es ist.
*110. He lüdet kêne gôde Klocke. – Richey, 123; Schütze, II, 279; Körte, 2205.
Von jemand, der bedenklich hustet.
*111. Heimlich die Glocke über einen giessen. – Eiselein, 242.
Uebel von ihm reden, dass ihm die Ohren klingen.
*112. Hi hä tha Klaak stauen hiard, man witz egh hoar's hinget. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Er hat die Glocke schlagen hören, weiss aber nicht, wo sie hängt.
Holl.: Hij heeft de klok hooren luiden, maar hij weet niet, waar het kapelletje staat (oder: waar de klepel hangt). (Harrebomée, I, 416.)
*113. Ich weiss nicht, wer die Glocke läutet.
*114. Ihre Glocken klingen gleich.
Holl.: Onze klokken slaan gelijk. ( Harrebomée, I, 416.)
*115. Klocken un Schôlen un ên Tunn Bêr achterup. – Schütze, IV, 289.
Damit bezeichnet man in Schleswig ein anständiges Begräbniss: Glockengeläute, Begleitung der Schule und für die Begleitenden nachher eine Tonne Bier.
*116. Man hat noch nicht mit allen Glocken geläutet.
Es hat noch Zeit, wir kommen noch früh genug, es ist keine Eile nöthig.
Frz.: La foire n'est pas sur le pont. (Lendroy, 766.)
*117. Man sollte eine Glocke über ihn giessen lassen, dass ihn kein rauhes Lüftlein anwehte. – Sailer, 310.
Vom Zärtling.
*118. Mit der grossen Glocke zahlen. – Mathesy, 191b.
»Mancher leihet gern weg, die Leute entlauffen jhm oder zahlen mit der grossen glocken vnnd geben für das letzte nichts.«
*119. Na koust1 ou d'r grass'n Glock'n läut'n. (Franken.) – Frommann, IV, 168, 120.
1) Dann kannst du. – Ironisch: Dann hilft dir alles nichts.
*120. Nun schlägt die Glocke dreizehn!
Holl.: Zuinig, zei besje, di klok slaat twintig. (Harrebomée, I, 416.)
[1729] *121. Sie läuten nicht dieselbe Glocke.
Sie bleiben nicht auf einerlei Rede, sagen bald so, bald anders.
*122. Sie ziehen alle an Einer Glocke.
123. De Klock mag gahn as se will, 'n wîse Mann wêt sîn Tîd. – Kern, 242.
Ein ordentlicher Mann weiss, wenn es Zeit ist, aus dem Wirthshause heimzugehen.
124. Die Glocke läutet nicht, wenn man nicht den Schwengel zieht.
»Ich sehe wohl, die Glocke will nicht läuten, ich ziehe denn den Schwengel.« (Köhler, 22, 1.)
125. Die Glocken auf dem Thurme machen die Kirche nicht.
Böhm.: Kostel nedĕlají prkna (zdi), ale prsa. (Čelakovský, 9.)
126. Die Glocken sind die Artillerie der Geistlichkeit.
Angeblich ein Wort Joseph's II.
127. Die Glocken von Laucha haben das schönste Geläut. – Deutsche Romanzeitung, III, 43, 551.
128. Ein Glock tont nach dem als der züg ist. – Geiler, Postilla, 73a.
[1354] 129. Je höher die Glocken, je schöner das G'läut. (Steiermark.)
130. Na de Klock de Knepel, un na de Pott de Lepel. – Kern, 1114.
Eins nach dem andern.
131. Viel Glocken, viel Geläute. (Breslau.)
Um zu sagen, man solle nicht mehr Personen, als durchaus nöthig sind, ins Vertrauen ziehen.
132. Wenn die Glocke einen Sprung hat, kennt man sie am Klange. – Kornmann, VIII, 86.
133. Wo die Glocken den besten Klang haben, da wächst auch der beste Wein.
Simrock: »Stets wechselt Ton mit Ton um, Bonum vinum, vinum bonum.« Nach dem Weinbau wird im Rheingau alles bemessen. Und so läuten denn auch die Glocken des Kirchleins Wein. »Bonum vinum weiss und freudig, wenn er gut, vinum malum, wenn der Glockenton kurz und gellend und der Wein nicht sonderlich«. Kleine Glöckchen verkünden schlechten Wein, denn sie rufen: »Bängelwein, Bängelwein.« Daher das obige alte Sprichwort. (Vgl. Magna Charta des Rheins, von F. Hey'l, in Salon, Leipzig 1870, VI, 718.)
*134. Auf jemand die Glocken giessen. – Henneberger, 354.
Soviel als es auf einen münzen.
*135. Die Glocke war gegossen. – Hans Sachs, IV, LXXXII, 1.
Der Plan verabredet.
136. Die Glocken schlagen zusammen.
*137. Die Glocke ist lange gegossen. – Herberger, II, 417.
*138. Die Glocken zusammen stimmen. – Stumpff, Historia, XXXIIb.
Rath halten.
*139. Die grosse Glocke wird's bezahlen.
Von jemand, der mit seinen Gläubigern durch den Tod abrechnet.
*140. Für den möchten sie auch 's Glöckel läuten. (Böhmen.)
Er ist dem Tode nahe.
*141. Jetzt hangen die Glocken anders. – Spindler, Bastard, III, 37.
*142. Was die Glocken gossen, es muss gehen. – Aventin, Chronik, CCCCLXXXVIIIb.
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1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.
396 Seiten, 19.80 Euro