1. A guats Ross wird nie a Mähre.
2. A Ros und a Has is an u'gliksalögs As. (Oberösterreich.) – Baumgarten, I, 78.
3. Alte Rosse und junge Weiber kommen am meisten unter den Leuten herum. – Eiselein, 533; Simrock, 8545.
4. An kurzen Rossen und langen Stieren ist nichts zu verlieren. – Eiselein, 533; Simrock, 8540.
5. An Ross und an Man stehts Scheisse1 schön an. (Oberösterreich.) – Baumgarten.
1) Vernehmbare Winde.
6. Auch das Ross des Kaisers hebt den Schwanz.
7. Auf Ein Ross gehören nicht zwei Sättel. – Simrock, 8714.
8. Blinde Ross stolpern gern. – Chaos, 1080.
9. Chlyni Ross blybe lang Füli. (Solothurn.) – Schild, 99, 10.
Kleine Pferde haben lange ein jugendliches Ansehen, gilt auch von kleinen Menschen.
10. Churzi Ross und längi Rind, e rychi Frau und weni Chind, das hilft huse. (Solothurn.) – Schild, 98, 3.
11. D' Ross frässet e Ma, wo nid mit umgoh ka. – Sutermeister, 124.
12. D' Ross schlönd enand nu bim leere Bahre. – Sutermeister, 137.
13. D' Ross stalled gern, wo's vorher nass ist. – Sutermeister, 135.
14. Das ist ein nichtswerthiges Ross, wann mans mit Sporen sticht, das hinter sich läufft, nicht vor sich. – Lehmann, 537, 13.
15. Das ist wol ein faules Ross, das sein eigenes Futter nicht tragen mag.
Lat.: Otium sine literis mors est, et vivi hominis sepultura. (Chaos, 708.)
[1732] 16. Das Ross des Königs wird auch nicht mit Rosinen gefüttert.
17. Das Ross gehört an den Wagen, der Ochs an den Pflug. – Sailer, 247.
Aemtervertheilung.
18. Das Ross hasset den Zaum. – Franck, Weltbuch, XLIIIIb.
19. Das Ross ist nicht nach seiner Schabracke und seinem Stirnschmuck zu schätzen. – Burckhardt, 587.
20. Das Ross lenkt (oft, hier) den Reiter.
Es ist verkehrte Ordnung.
21. Das Ross muss gestriegelt werden.
»Böser Pöfi braucht viel Ruthen vnd Hirten; der wild Vogl muss gerupfft, und der Frosch aufs Maul geschlagen werden, dass er alle viere von sich streckt, das Ross muss gestrieglet und das Tuch geklopfft werden, sonst kommen die Schaben drein.« (Sutor, 897.)
22. Das Ross sagt: Auf der Ebne schon mi nett und auf Berg treib' mi nett, und im Stall vergiss mi nett. – Birlinger, 639.
23. Das Ross schätzet man nit aussm Sattel vnd den man nit auss kleidern. – Lehmann, 423, 11.
24. Das Ross, so nicht mehr ziehen kann, gehört dem Schinder. – Petri, II, 69; Sailer, 107.
25. Das Ross soll man nicht beym Ars auffzäumen. – Gruter, III, 14; Lehmann, II, 76, 30.
26. Das Ross wird nicht nach dem Sattel beurtheilt. – Simrock, 8538; Eiselein, 533.
27. Dem Ross eine Geissel, dem Esel einen Zaum, dem Narren ein Ruthen auf den Rucken. – Henisch, 942, 32; Petri, II, 75; Eiselein, 216.
28. Dem Ross ein Zaum, dem Esel ein Prügel, dem Narren ein Ruthe. – Chaos, 953.
29. Dem Ruoss sâl em uch af der Schtuf net trân, hat der Agnîtler gesôcht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 181.
Bezieht sich auf eine bekannte Anekdote. Ein Agnethler, ein Mann aus Agnethlen, wo viel Pferde geschunden werden und mit dem Häuten Handel getrieben wird, erzürnt über sein Pferd, das ihm beim Striegeln einen Schlag versetzt hatte, erschlug dasselbe, zog ihm die Haut ab, und hing sie zum Trocknen auf den Dachboden. Als er eines Tags Geschäfte dort hatte, stiess er mit dem Kopfe an die hart getrocknete Haut, sodass er eine Beule davontrug und ärgerlich in die Worte ausbrach: Einem Pferde soll man nicht einmal auf dem Ueberboden trauen.
30. Dem Ruoss sâl em uch af em Hemels net trân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 183.
31. Det Ruos, det Gewier uch de Frä sâl em nimest lân. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 393.
32. Die besten Rosse sucht man im Stall und nicht auf dem Rossmarkt.
33. Die blinden ross stelt man hinden an. – Nas, 238b.
34. Die Rosse fressen den Hafer, die ihn nicht verdienen. – Eiselein, 533; Simrock, 8543.
Frz.: Celui, qui travaille, mange la paille, celui, qui en fait rien, mange le foin. (Eiselein, 533.)
35. Die Rosse, so den Hafer bauen, fressen am wenigsten davon. – Sailer, 203; Sutor, 275.
36. Drey rosse in meinem stall, eine schöne music mit schall, eine schöne jungfraw in meinem bette, das sind drey dinge, die ich gern hette. – Töppen, Volksth. Dichtungen, 87, 80.
37. E gât Ruoss wiert ned af de Peitsch. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 178.
38. Ein fromm Ross, das gern betet. – Eiselein, 533; Simrock, 8544.
Das Pferd steht der Achtung des Menschen so hoch, dass dieser sogar sein Gemüthsleben auf dasselbe überträgt. (S. ⇒ Pferd 72.)
39. Ein gut Ross kennt man am draben vnd stallen. – Lehmann, 916, 3; Eiselein, 533.
40. Ein gut Ross lässt sich von einem Buben nicht meistern.
Port.: A' besta que muito anda, nunca falta quem tanja. (Bohn I, 263.)
41. Ein gut Ross sol haben zwo Tugenden des Hasen, als nemlich behendigkeit und hurtigkeit; zwo vom Fuchse, gute Augen und einen [1733] dicken Schwantz, der viel Haar hat; vom Wolff zwey, einen linden trit und fressigkeit; zwo vom Esel, starck Hüfften und harte Haar, oder (wie etliche wollen) gute Hüfe; zwo vom Weibe, als Hoffart und vnterthanigkeit oder gehorsam. (S. ⇒ Pferd 200.) – Coler, 327a.
42. Ein gutes Ross braucht keinen Stachel.
Die Russen sagen: Der Büffel bedarf wol des Stachels, das Ross aber nur des Zaums.
43. Ein ieder halt sein ross beim Zaum. – Lehmann, 719, 23.
44. Ein räudig Ross duldet die Striegel nicht (lange).
»Ein rüdig Ross nicht lidet lang, dass man mit Striegeln um es gang.« (Eiselein, 533.)
45. Ein reudig Ross leidets nicht lang, dass mans hart strelet. – Petri, II, 220.
46. Ein Ross bleibt selten gut, wenn mans vbertreibt. – Petri, II, 221.
47. Ein Ross, das sich nicht reiten lässt, wird vor den Pflug (Wagen) gespannt.
Aehnlich russisch Altmann VI, 464.
48. Ein Ross, das wol vom Bereitter abgericht ist vnd im Stall stehen bleibt, vergist, was es auff der Reitschul gelernt. – Lehmann, 770, 7.
49. Ein ross gehört inn wagen, ein ochs inn pflug. – Franck, II, 111a.
50. Ein Ross im Grab der schön schabab. – Petri, II, 221; Henisch, 1720, 12.
51. Ein Ross ist gut zum Trab, ein anderes zum Schritt.
52. Ein Ross ist gut zum Zug, das ander zu reiten. – Lehmann, 129, 13.
53. Ein Ross ist kein geistlich Ding. – Graf, 436, 294.
Die Geistlichen hatten wie Edelleute (s. ⇒ Edelmann 12) und Lehrer an Hochschulen (s. ⇒ Schüler), ihren eigenen Gerichtstand (s. ⇒ Weisen), der jedoch durch Ausscheidung aller nicht zum Wesen der Religion und Kirche gehörenden Gegenstände beschränkt wurde, was durch das obige Sprichwort ausgedrückt werden soll. Was weltlich ist, können die Geistlichen nicht richten.
Mhd.: Ein ros ist nicht ein geistlich dinek. (Rössler, II, 402.)
54. Ein Ross ohn ein zaum vnd ein Junger ohn ein rut, theten nie kein gut. – Gruter, I, 27; Petri, II, 221.
55. Ein Ross sei so fromb vnd gut als es sein soll, so muss man es doch stetigs im Zaum reiten (halten). – Lehmann, 874, 74.
56. Ein Ross wohlgefüttert mag desto bass ziehen. – Eiselein, 533.
57. Ein Ross zu reiten ungezäumt, ist ein bös Ding.
58. Ein schellig Ross soll man nicht iagen, sonder auffahen. – Gruter, I, 27; Petri, II, 223; Sutor, 49; Eiselein, 535; Simrock, 8537; Körte, 5102.
59. Ein wild frey Ross ist nicht zu reiten. – Lehmann, 202, 20.
60. Ein wildes (ungezähmtes) Ross muss leiden manchen harten Stoss.
Lat.: Asper equus duris contunditur ora lupatis. (Ovid.) (Philippi, I, 44; Seybold, 41.)
61. Ein willig Ross muss man nicht übertreiben. – Heuseler, 265; Sailer, 277; Simrock, 11638.
Engl.: As mounted my horse they loaded him besides.
62. Ein wundes Ross erschrickt vor jedem Sattel.
Die Neugriechen: Sieht ein wundes Ross den Sattel, so beginnt es zu zittern. (Sanders, 227, 72.)
63. Ein zornig Ross muss man nit jagen, sondern fahen. – Lehmann, 924, 15.
64. Einem das Ross entreiten machen.
Eine Dirne abspenstig machen. »Das jm das Ross entreiten machten.« (Waldis, IV, 39.)
65. Einem hohen Ross passt (ziemt) keine niedere Krippe.
Schwed.: Det är alt för hög häst för så lågh krubba. (Törning, 26.)
66. Einem Ross werd' noch so viel Ehre, es wird doch einst zur Mähre.
Das Alter schwächt den stärksten, entstellt den schönsten Körper.
Dän.: Hof-mands hest kommer og til harve. (Prov. dan., 287.)
Frz.: Il n'est si bon cheval qui ne devienne rosse.
[1734] 67. Einem vngezehmten Ross ist besser zu trawen als einer bösen Zungen. – Henisch, 323, 23; Petri, II, 178.
68. Einem vnwilligen Rosse muss man die Sporen geben. – Lehmann, 23, 32; Eiselein, 533.
69. Einem widerstrebenden Rosse muss man die Zügel locker lassen.
Damit wird die Politik Rehabeam's gemisbilligt, der das Volk mit Skorpionen züchtigen wollte, weil es sich gegen die Ruthe des Vaters erklärte.
70. Em kränke Ross mes em vil zarieden. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 177.
71. Em mess dât Ruoss schlôn, dât zä kän. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 556.
72. En âlt Ruoss gid em dem Käinjer. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 994.
73. Entlehent ross macht kurtz meil. – Franck, I, 85a; Gruter, I, 28; Petri, II, 240; Schottel, 1127b; Eiselein, 533; Sailer, 168.
74. Es ist ein faules Ross, das sein eigen Futter nicht tragen mag.
75. Es ist ein gut Ross, das niemals strauchelt, und ein gut Weib, das niemals zankt.
76. Es ist ein schlechtes Ross, das hinter sich läuft, wenn man ihm die Sporen gibt.
77. Es ist kein ross on einn duck vnd kein weib on einn teuffel. – Franck, II, 115b.
78. Es was ein gut ross, da wirs hetten. – Franck, II, 192b; Gruter, I, 39; Blum, 409; Gaal, 263.
Entweder von denen, die eine Sache lobten, als sie dieselbe besassen, um sie vortheilhaft zu verkaufen, oder allgemein den Gedanken ausdrückend, dass es besser ist, etwas zu besitzen, als besessen zu haben; und dass man den Werth eines Gutes erst erkennt, wenn man es nicht mehr hat.
Lat.: Infelicissimum infortunii genus est fuisse felicem. (Seybold, 238.)
79. Es zeucht ein jeder sein Ross nach seinem (närrischen) Kopf. – Oec. rur., 10, 334.
80. Es zeucht sich vbel, wenn die Ross am Wagen einander beissen. – Petri, II, 307.
»Es darff mühe vnd Arbeit, wenn sie gleich gar einig sind.«
81. Feurige Rosse sind nie von schlechter Rasse. – Duncker's Sonntagsblatt (Berlin 1870), S. 87.
82. Gât Ruoss fäincht em äm Schtal. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 186.
Meist mit Bezug auf erwachsene Mädchen, gebraucht, in dem Sinne: Ehrsame Mädchen laufen nicht auf der Gasse herum; oder liebenswürdige Mädchen werden auch zu Hause ihre Freier finden.
83. Gemiethet Ross und eigene Sporen machen kurze Meilen. – Simrock, 8535; Körte, 5701; Masson, 43.
»Ein gemietes Ross man weidlich reit.« (Waldis, IV, 35.) Aehnlich die Russen: Ein Miethsross macht Meilen wie Klaftern. (Altmann VI, 386.)
84. Geschenkt ross schau nicht im maül (die haut ist danckswerdt). – Hauer, Miij; Franck, I, 75a, 88a, 148a u. 184a; Gruter, I, 43; Eyering, II, 656; Henisch, 1532, 24; Latendorf II, 14; Chaos, 231; Eiselein, 210.
Lat.: Nihil recusandum quod donatur. (Hauer, Miij.) – Non licet equi dentes inspicere donati. (Chaos, 231.)
85. Hab ich das Ross verloren, mag der Sattel auch zum Teufel gehen.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 424.
86. Hut er nit me Ruoss gesän? sôt gener und sâss äm Sädel. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 697.
87. Je edler Ross, je ärger Laune.
88. Jedes Ross hat seine Tücke.
89. Junge Rosse kann der Bereiter nach Lust abrichten.
90. Kliini Ross bliibe lang Füli. – Sutermeister, 140.
91. Man sei eim Ross auch noch so hold, man beschlägt seine Hufe nicht mit Gold.
Aehnlich die Russen Altmann VI, 425.
92. Man sol willige ross nit vbertreyben. – Hauer, Miiij2; Birlinger, 433.
93. Man soll das Ross nicht so weit jagen, dass man es nicht wieder einfangen kann.
Wie die Rossen sagen, auch nicht das Ross seiner Wünsche. (Altmann VI, 426.)
[1735] 94. Man zäumet die Ross vnd nicht die Reuter. – Lehmann, 843, 25; Sailer, 245.
95. Manch Ross fiel zu Boden nieder, hielt's des Reiters Zaum nicht wider. – Eiselein, 533.
96. Mit guten willigen rossen kan der Fuhrmann woll fahren. – Lehmann, 843, 18; Sailer, 160.
97. Mit unwilligen Rossen ist nicht gut zu Acker fahren. – Simrock, 8547a.
98. Muthigem Rosse gehört starker Zaum. – Simrock, 8548; Körte, 5103; Lohrengel, I, 528.
99. Neben dem Ross ist gut gehen. – Petri, II, 491; Henisch, 1436, 32.
100. Ross, die nimmer ziehen, schindt man. – Franck, II, 98a; Gruter, I, 63.
101. Ross ohne Zaum, Jungen ohne Ruth' thaten nie gut. – Eiselein, 533; Körte, 5100.
Poln.: Kochaj jak dusze, a trzęś jak grusze. (Masson, 97.)
102. Ross und Mähre haben nicht gleiche Ehre.
103. Ross und Wagen, Ehestand und Plagen, Acker und Pflug, Wasser und Krug, durstige Brüder, Zecher und Lieder, Kirchen und Pfaffen sind zusammen erschaffen. – Parömiakon, 2682.
104. Ross und Wagen, Hals und Kragen, Acker und Pflüge, Wasser und Krüge, Weiber und Flammen sind gemeiniglich beisammen. – Parömiakon, 1961.
105. Ross vnd Reiter haben nicht den gleichen Sinn. – Lehmann, 189, 11.
106. Ross werden zum streittage beraytet, aber der syg kumbt vom Herrn. – Agricola II, 251.
107. Rosse, die stets auff der Strawe stehen, verlechen. – Petri, II, 514.
108. Rossen vnd Meulern muss man Gebiss ins Maul legen, wenn sie nicht zu dir wollen. – Petri, II, 514.
109. Tapfer Ross achtet nicht der Hunde Bellen. – Eiselein, 533; Simrock, 8549.
Um die Verachtung feindlichen Geschwätzes auszudrücken.
110. Unwilligem Rosse gehören scharfe Sporen (oder: muss man die Sporen geben). – Simrock, 8547.
111. Vngezempt rosg gieng nie wol. – Franck, I, 125a.
112. Von fremdem Ross sitz' ab sogleich, wär's mitten in des Meeres Reich. – Wenzig, 82.
113. Vor hungrigen Rossen muss man keinen Hafer wannen. – Eiselein, 533; Simrock, 8541.
114. Wann einer ein ross bereit, erkent er sein art. – Franck, II, 71a.
115. Was nützen Ross und Lanze, wenn der Streiter nichts taugt.
116. Wem d' Ross gut stohnd, d' Weiber gut gohnd, dem isch alles glich, er wird doch rich. (Schwarzwald.)
117. Wenn das Ross des Sporns bedarf, bedarf es auch des Zügels.
118. Wenn das Ross fällt, hat der Reiter den Schaden.
Auch russisch Altmann VI, 474.
119. Wenn das Ross schön vnd gut ist, was fragt man darnach, wess Geschlechts es ist.
Lat.: Nam pueri regum parte enascuntur eadem que mendicorum. (Lehmann, 137, 25.)
120. Wenn die Ross sehr beissen die Mucken, und der Rauch nit will auss der Kuchen, bedeut es Regen von freien Stucken. – Chaos, 1009.
121. Wenn die Ross stutzig werden vnnd nicht ziehen, so kan der Fuhrmann nicht fahren, wie er will. – Lehmann, 843, 17 u. 894, 10.
122. Wenn du auf einem muthigen Rosse reitest, so vergiss den Esel nicht, der im Sumpf steckt.
123. Wenn man's Ross nicht schlagen darf, schlägt man auf den Sattel. – Simrock, 8539; Körte, 5105.
124. Wenn Ross und Mann zusammen fährt, zahlt der Reiter, nicht das Pferd.
Nach deutschem Rechte war unter anderm der Herr nur dann für den Schaden, den eines seiner Thiere anrichtete, verantwortlich, wenn er dabei war.
[1736] 125. Wenn Ross und Reiter (in der Furt) ertrunken sind, schlägt man eine Brücke über den Fluss.
Auch russisch Altmann V, 26.
126. Wer aufs Ross kommt, zeucht den Zaum an sich.
127. Wer dass Ross nicht schmeissen kan, der schlag den Sattel. – Lehmann, 590, 20.
128. Wer ein Ross reitet, erkennt seine Art. – Simrock, 8550; Körte, 5104.
129. Wer kan Gelbgeharnischten vnd weissen Rossen widerstehen! – Gruter, III, 107; Lehmann, II, 874, 198.
130. Wer kein Ross hat, der muss zu Fuss gehen. – Simrock, 8534; Gryphius, 105.
131. Wer mehr hinder die Ross (Last) als vor sie (Futter) legt, der kan nicht lang fahren. – Lehmann, 367, 42; Oec. rur., 103; Sailer, 266; Simrock, 8542.
Schonung und gute Pflege der Lastthiere.
132. Wer Ross hütet beym Haberacker, Kühe bey Wiesen, Gänss beym Wasser, Geiss beym Krautgarten, ein Weib beym Buhlen, bey dem ist Sorg vnd Hut verloren. – Lehmann, 70, 13.
133. Wer sein Ross vmb ein Sackpfeiff geit, der muss offt gehn, so er gern reit't. – Brandt, Nsch., 89, in Kloster, I, 701.
134. Wer von den Rossen sagt, dass sie bellen, hat Recht, wenn er von den Hunden behauptet, dass sie wiehern. (Türk.)
135. Wie die Rosse ziehen, so geht der Wagen.
»Ich darf es warlich nit laut sagen: Wie die ros ziehen also gat der wagen.« (Schade, I, 30, 125.)
136. Wie Ross, so Tross.
137. Wier af de Ruoss säzt, kân nit äinchde so, wuor de Rîss gît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 187.
138. Will das Ross nicht mehr ziehen, so fällt es dem Schinder anheim. – Simrock, 8546; Eiselein, 533.
139. Wo weder Rosse wiehern, noch Hunde bellen, da ist schlechte Wohnung.
140. Wun em det Ruoss un de Kräp did, esi frässt et. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 184.
Bezieht sich wahrscheinlich auf ein von Schuster (II, 76) mitgetheiltes Spottlied.
141. Wun em niche Ruoss huod, rekt em af dem Gisebak. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 188.
*142. Auff eim hänffen Ross herreiten. – H. Sachs, III, CCCLI, 1.
Gehängt sein. (S. ⇒ Seilerstochter.)
*143. Das Ross an einen Hag binden. (Schweiz.)
*144. Das Ross beim hindern auffzeumen. – Lehmann, 817, 12.
*145. Das Ross beim Schwanze aufzäumen. – Blum, 705; Chaos, 951.
Etwas durchaus verkehrt anfangen.
*146. Das Ross Gottes. (Oberösterreich.) – Schöpf, 564.
So nennt man umschreibend den Esel. Scheltwort für einen Ungeschickten. (Vgl. Frommann, III, 189, 51; V, 40, 37.)
*147. Den bringt man nicht mit sechs Rossen fort. (Nürtingen.)
*148. Die ross hinder den wagen spannen. – Tappius, 47b; Gesner, I, 618; Herberger, Hertzpostille, I, 720.
*149. Ein Ross vmb ein Pfeiffen geben. – Franck, Zeytbuch, CXXXVIIIb; Pauli, Schimpff, VIIa; Chaos, 947; Hauer, kiij; Eiselein, 533; Parömiakon, 2984.
Törichterweise Werthvolles für Werthloses geben, wie der Hahn bei Aesop, eine Perle um ein Weizenkorn. Abraham a Sancta-Clara (Lauberhütt.): »Ein Ross um ein Pfeifen geben, das ist kindisch, aber um einen Apfel den Himmel, die Gloria der Ewigkeit vertändeln, das ist gar spöttlich, einer Schlange mehr glauben als Gott, das ist sträflich u.s.w.« In Aegypten sagt man ähnlich: Um einen Feddan (Morgen) gibt man gern eine Kassaba (Ruthe). (Burckhardt, 471.) Die Russen: Der Narr verschenkt die Wolga, um die Twatka zu bekommen. Die Esten: Wer ein Narr ist, der gibt auch wol Tarto für Jamamois, d.i. Dorpat für Jama, ein kleines in der Nähe Dorpats liegendes Gehöft. (Altmann V, 93.)
Lat.: Aesopicus gallus. (Seybold, 14.) – Diomedis et Glauci permutatio. (Binder I, 337;II, 797; Erasm., 415; Seybold, 128; Philippi, I, 121; Eiselein, 533.) – Et pro stultisona non bene tibia commutat vel equum. (Eiselein, 533.)
[1737] *150. Er hat ein Ross, das gern betet. – Eiselein, 533.
*151. Er ist en rechtes Ross Gottes. (Luzern.)
Euphemistisch für Esel.
*152. Er ist zwischen Ross und Wand.
*153. Er legt mehr hinder die Ross, denn für sie. – Coler, 221a.
*154. Er macht sich zum Ross, um Hafer zu sparen.
*155. Er reitet auf dem Ross und sucht es. – Mayer, II, 156.
*156. Er setzt sich aufs hohe Ross. (Rottenburg.)
*157. Er sucht das Ross und reitet darauf.
Lat.: In medio mari quaerit undas. (Chaos, 393.)
*158. Er spannt das Ross hinter den Wagen.
*159. Es ist ein Vngarisch Ross, fornen dürr vnd hinden mager. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 245.
*160. Es soll einer ross vnd wagen von jrntwegen verthun, verfarn oder verreiten. – Franck, II, 97a.
*161. Es wär' ein gutes Ross, wenn ich's hätte.
*162. Et äs e Ross Gottes. (S. 156.) (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 36, 87.
*163. Gank, Rôss, oder de hâst Farr sele würden. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, IV, 175, 165.
Geh, Ross, oder du hättest Pfarrer sollen werden.
*164. Hast du dein Ross auch schon in die Tränke geritten? – Eiselein, 602.
*165. Ich liesse mich eher von vier Rossen zerreissen. – Eiselein, 533.
*166. Man hat das Ross vbergürtet. – Lehmann, 934, 12.
*167. 'S Ross es Pfifli tusche. (Luzern.)
*168. Vum Rôss af de Kea (Kuh), vun der Kea af't Schweng (Schwein), vum Schweng af den Heangd kun (Hund kommen). (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 324, 236.
*169. Wäde' wô det Ruoss de Lîter afe schtecht. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 182.
Bezieht sich nach Schuster wahrscheinlich auf folgende Sage: Eine scheintodt begrabene Frau erwacht in der Gruft, kehrt um Mitternacht nach Hause, klopft ans Thor und ruft ihren Mann beim Namen. Dieser erkennt ihre Stimme, glaubt aber, es sei ihr Geist da und will nicht öffnen. Als sie ihm wiederholt versichert, sie sei seine wirklich lebende Frau, sagte er ungläubig: »Eher will ich glauben, dass mein Pferd aus dem Stalle geht und die Treppe heraufsteigt, als dass meine Frau lebendig aus dem Grabe wiederkehrt.« Augenblicklich hört er das Getrappel des Pferdes auf der Treppe.
*170. Zehn Rosse zögen mich nicht dazu. – Eiselein, 533.
*171. Zwischen Ross vnd Wand kommen. – Wurstisen, DX.
*172. Zwüsche Ross und Wage stohn. – Sutermeister, 92.
173. A habernes Ross und an g'schmalzenen Mann, die zwoa reisst koa Teufl zam. (Oberbaiern.)
Hafer macht das Pferd, Schmalzkost den Mann arbeitsfähig und stark.
174. Das Ross, das sich satteln läst, das reit man. – Wurth, 162.
175. Der versteht sich genau auf jene Rösser, denen man beim Reiten ins Maul sehen kann.
176. Ein edles Ross lässt sich nicht mishandeln.
Lat.: Animus generosus est impatiens contumeliae. (Philippi, I, 88.)
177. Ein muthiges Ross mehrt sein Futter selbst. – Merx, 266.
178. Ein Ross, das seinen Reiter abgeworfen hat, ist gefährlich zu besteigen.
Engl.: 'Tis dangerous marrying a widow, because she hath cast her rider. (Bohn II, 43.)
179. Ein wildes Ross muss man im Zaume halten.
Lat.: Vaga mens hominis freno eget. (Petron.) (Philippi, II, 240.)
180. Fremdes Ross und eigne Sporen haben oft den Wind verloren. – Jähns, I, 178.
181. Jedes Ross hätte seinen Haber, wär' nicht das Aber. – Birlinger, 4.
182. Mit Ross, Latein und Geld kommt man durch alle Welt.
It.: Col latino, con un ronzino e con un fiorino si gira il mondo. (Giani, 1101.)
183. Wan ein ross rühelet1, so hörest du wol, das es kein esel ist. – Geiler, Postille, 64b.
1) Vgl. Wackernagel, Voces, 61, 65 fg.
184. Wenn das alte Ross die Trompete hört, so reckt es wenigstens die Ohren.
185. Wer da will uff ein ross steigen, der muss den stigenreiff1 nit verachten. – Geiler, Postille, 107b.
1) Mhd. stegereif, ahd. stegareif.
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Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
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