1. An Glauben ein Kind, an Vernunft ein Rind, macht für Erd' und Himmel blind.
2. Blinder Glaube führet irre.
Was wird aber dann aus dem Glauben, wenn er eine Vernunftehe eingeht?
3. D' alt'n Glâb'n und d' alt'n Zäu(ne) fallen ei'. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 67; Peters, 15.
4. Das ist der ärgeste Glaube, der nicht glaubet, als was jhm behagt. – Schottel, 1122b; Simrock, 3670.
5. De den Globen hett, kann so dra uppen Abnd (Ofen) backen as derin. – Eichwald, 14.
6. Dein glaub sei tawb. – Franck, I, 104b; Petri, II, 72; Körte, 2176.
Nur nicht für vernünftige Erörterungen.
7. Der beste Glaube ist baar Geld.
Holl.: Het beste geloof is gereed geld (of: een gelders geloof). (Harrebomée, I, 225.)
8. Der gewisseste Glaube ist, eine Kuh scheisst mehr als ein Zeislein. – Fischart, Gesch.
9. Der glaub ans wort bricht alles entzwey. – Henisch, 1633, 8; Petri, I, 15.
10. Der glaub empfahet, die liebe gibt. – Henisch, 1633, 9; Petri, I, 15; Simrock, 3671; Körte, 2178; Körte2, 2680; Braun, I, 830.
11. Der Glaub fehet an, die Hoffnung daurt. – Petri, I, 15.
12. Der glaub gibt Gott allein die Ehr, die lieb dem nechsten sein gebühr. – Petri, I, 15.
13. Der glaub hebt alle Sünd auff, der vnglaub behelt sie all. – Henisch, 1633, 15; Petri, I, 15.
14. Der glaub heyligt alle ding inn vns. – Henisch, 1633, 17; Petri, I, 15.
15. Der glaub ist bey der Welt nur ein Maulrhum geworden. – Henisch, 1633, 18.
16. Der Glaub' ist der Liebe Born, Spiegel und Sporn. – Harms, 90.
17. Der Glaub' ist der Thäter, die Liebe die That. – Petri, I, 15.
18. Der glaub ist die arme hand, welliche den edlen Schawgroschen, der für Gott gilt, ergreifft. – Henisch, 1633, 20.
[1696] 19. Der Glaub' ist gar ein neuer Sinn, weit über die fünf Sinne hin.
In der Missionspredigt, die der Pastor Appuhn (Althausen bei Magdeburg) am 2. Juni 1847 in der Parochialkirche zu Berlin gehalten hat, ist sogar (S. 4) von »aufgethanen Glaubensaugen« die Rede, mit denen die Mission »dem Herrn entgegenfliegt«. Auch R. Wagner sagt: »Der Glaube ist ein Geschenk; in und mit demselben empfängt man ein neues Organ des Geistes, einen neuen Erkenntnissweg neben der denkenden natürlichen Vernunft.« K. Vogt bemerkt dagegen: »Wenn die Seele überhaupt sich nur durch das materielle Substrat des Gehirns zu manifestiren fähig ist; wenn ohne Mithülfe von Ganglienzellen und grauer Substanz keine Seelenthätigkeit irgendeiner Art ausgeübt werden kann; so muss doch auch für einen neuen Erkenntnissweg, für ein neues Organ des Geistes ein neues Organ des Gehirns entstehen. Wo liegt dieser besondere Gehirntheil, der den Gläubigen geschenkt wird? Wie sieht er aus? Welches ist seine Zusammensetzung? Auf welche Weise und zu welcher Zeit kommt es in den Schädel hinein? Wodurch unterscheidet sich das gläubige Gehirn vom ungläubigen?« (K. Vogt, Köhlerglaube und Wissenschaft, Giessen 1855, S. 86-88.)
20. Der glaub ist Herr über die Lieb. – Henisch, 1633, 24; Petri, I, 15.
Daher zeigte A.H. Franke eine schamlose Freude über die von ihm bewirkte Verbannung des Philosophen Wolff aus Halle und trieb dessen schwangere Frau mitten im Winter aus der Stadt. (Mystagogos, Hamburg 1858, S. 314.)
21. Der glaub ist mass vnd gewicht, darnach Gott alle Werck misset vnd wiget. – Petri, I, 15.
22. Der Glaub' ist nicht ein Maulwitz, Schulwort oder eine Bücherlection. – Opel, 396.
23. Der glaub kompt auss dem wort, auss glauben fleusst die Liebe fort. – Henisch, 1633, 25; Petri, I, 15.
24. Der glaub kompt auss der predigt, das predigen aber durch das wort. – Henisch, 1633, 27.
25. Der glaub macht alles vbels loss. – Henisch, 1633, 27; Petri, I, 16.
26. Der glaub mit Gott ringt inn der noth. – Henisch, 1633, 30.
27. Der Glaub trifft Gott, die Lieb den Nehesten. – Petri, I, 16.
28. Der Glaub vermag alles. – Petri, I, 16.
Gleim sagte einst zu Lavater, als der letztere ihn besuchte: »Dich, Glaubensriesen, dich bitt' ich, der Glaubenszwerg: versetze diesen Hoppelberg, es macht dir ja so wenig Müh', heute noch nach Sanssouci.« (Miniatur-Bibliothek, XXXI, 59.)
29. Der glaub vnd die Lieb müessen aller gesetz Maisterinn seyn. – Henisch, 1633, 33; Petri, I, 16.
30. Der glaub zieret das gebet für Gott. – Henisch, 1633, 35.
31. Der Glaube b'haltet d' Lüt. (Solothurn.) – Schild, 61, 59.
32. Der Glaube, der sunst im Herzen sass, sitzt jetzund im Tintenfass.
33. Der Glaube führt uns hinein zu Gott, die Liebe heraus zum Nächsten. – Luther, Kirchenpostille.
34. Der Glaube ist die Ruhebank des Geistes.
35. Der Glaube ist geschlagen todt, die Gerechtigkeit liegt in der Noth, die Frömmigkeit hat kein Platz und Ort, Patientia muss reisen fort, die Hoffart die ist auserkoren, die Demuth hat das Feld verloren, die Wahrheit, die ist weggezogen, die Treu' ist über das Meer geflogen, der Neid wird aber dick und gross, Barmherzigkeit stirbt nackt und bloss, die Tugend ist vom Hof vertrieben, die Laster sind darin geblieben. – Parömiakon, 3199.
Böhm.: Víra za moře zaletĕla. (Čelakovský, 251.)
36. Der Glaube lässt sich nicht zwingen.
»Der Glaube ist ein Regale der Gottheit«, schrieb Schleiermacher's Vater an seinen Sohn. Dieser antwortete: »Dann bitten Sie Gott, dass er mir ihn schenke, denn für mich ist er verloren.« (Gutzkow, Unterhaltungen, 1856, S. 406.)
Holl.: 'T geloof komt door geen' dwang, maar God heeft daarvan dank. (Harrebomée, I, 225.)
37. Der Glaube machet Gottes Kinder.
38. Der Glaube macht selig. – Simrock, 3633; Braun, I, 829.
Stützt sich auf Marc. 16, 16. Selig, die da glauben, sagen die Franzosen. (Reinsberg II, 2.)
[1697] 39. Der Glaube macht selig, der Tod störrig. – Eiselein, 240; Körte, 2177; Körte2, 2676; Simrock, 3664; Kirchhofer, 155.
Frz.: Bien heureux ceux qui croient. (Gaal, 731.)
40. Der Glaube macht selig und der Glaube macht reich. – Auerbach, Dorfgeschichten, IV, 8.
41. Der Glaube muss von Gott kommen. – Graf, 548, 79.
Er kann durch äussere Gewaltmassregeln weder von der Kirche, noch der in ihren Dienst gerufenen Polizei erzwungen werden. Gewissensfreiheit gehört zu den unveräusserlichen Rechten der Menschheit.
42. Der Glaube ohne Werke ist todt. – Jac. 2, 17; Schulze, 286.
43. Der Glaube sagt: immer ruhig, die Liebe: nimmer ruhig.
44. Der Glaube stehet wie ein Peltz auff seinen Ermeln, wenn er auff den Werken sollt stehen. – Luther's Tischreden, 153a.
45. Der Glaube treibt die Liebe, die Liebe mehrt den Glauben. – Luther, Kirchenpostille.
46. Der glauben geht auff steltzen. – Murner, Nb., 19, in Kloster, IV, 685.
»Es gath yetzund so wunderseltzen, des Christen glauben gath vff steltzen, biss er den hals einmal abstürtzt.« (Kloster, IV, 685.)
47. Der Glaube-n-îsch g'lösch'n und d' Tugend geit goh bättle. (Solothurn.) – Schild, 61, 60.
48. Der römische Glaube macht nicht allein selig, sondern auch reich. – Opel, 390.
Eine Ansicht der, oder ein satirischer Ausspruch gegen die Jesuiten.
49. Der wahre Glaub' an Jesum Christ die höchste Zierd' und Tugend ist. – Petri, I, 22.
Es ist mit dem guten, rechten, wahren u.s.w. Glauben nur eine eigene Sache; wer unterscheidet ihn vom falschen u.s.w., durch den man betrogen wird. Fr. Gentz schrieb unter dem 12. Mai 1817 an Adam Müller: »Gegen den falschen Glauben bin ich gerüstet genug; es fehlt mir aber durchaus an einem für mich gültigen Merkmal, den wahren vom falschen zu unterscheiden; jenseit der Grenze der Vernunft scheint mir alles gleich unsicher und schwankend.« (Briefwechsel zwischen Fr. Gentz und Ad. Müller, Stuttgart 1856.)
50. Dess Glaubens gewalt nichts auffenthalt. – Henisch, 1633, 40; Petri, I, 22.
51. Durch den glauben empfahen wir Erbgut. – Henisch, 1633, 53; Petri, I, 28.
52. Durch den Glauben nehmen wir Erbgut, durch die Liebe geben wir Zinsgut. – Luther's Tischreden.
53. Durch den glauben wirt mancher betrogen. – Tappius, 144a; Henisch, 1636, 13.
Lat.: Fiducia plerique mortales falluntur. (Henisch, 1636, 14.)
54. Ein Glaube ohne That ist ein Feld ohne Saat.
»Kann man nicht den Christen merken in allen seinen Thun und Werken, so ist sein Glaub' ein lumpig Ding und gilt mir keinen Pfifferling,« (G. Kühne, Schwank von der Glocke, Jena 1846, S. 24.)
55. Ein Glaube ohne Werke ist ein Weinstock ohne Reben, ein Mensch ohne Leben. – Parömiakon, 3147.
56. Ein Glaube ohne Werke ist eine Hacke ohne Stiel. – Parömiakon, 1323.
57. Ein Glaube ohne Werke ist eine Haube ohne Stärke.
58. Ein Glaube ohne Werke ist eine Lampe ohne Oel, ein Brunn ohne Quell, ein Baum ohne Frucht, ein Kind ohne Zucht. – Parömiakon, 1324 u. 3146.
59. Ein guter Glaube und ein Korkpfropf halten sich immer oben.
Holl.: Een goed geloof en eene kurkenziel, dan drijft men de zee over. (Harrebomée, I, 225.)
60. Ein lebendiger Glaub feyret nicht. – Henisch, 1633, 52.
61. Es gehört vil glaubens darzu, wo man einem gemalen Gold vnd vngemessen Ertz vnd Silberkuchen vertrawen soll. – Henisch, 1636, 19; Petri, II, 247.
62. Es ist kein feinerer Glaub' für junge Kinder und alte Weiber als der römische. – Opel, 376.
[1698] 63. Für den, der den Glauben singt, hat der Tag dreissig Stunden. – Sprichwörtergarten, 251.
Um zu sagen, dass uns die Zeit, welche wir der Verehrung Gottes und der Bildung unseres Geistes widmen, bei der Besorgung unserer Berufsgeschäfte nicht fehle.
64. Gib nicht Glauben allen Geisten, an Gottes Wort halt dich am meisten.
65. Glaub', Aug' und Gewissen können kein Sandkörnlein vertragen.
66. Glaub', Aug' und Jungfrauschaft vertragen keinen Scherz.
»So ist das alte Sprichwort mehr als genugsam wahr, dass der Glaub, das Aug und die Jungfrauschafft den geringsten Schertz ohne Schaden nicht vertragen können.« (Simplic., III, 389.)
67. Glaub beschleust alle ding. – Gruter, III, 44; Lehmann, II, 237, 57; Teller, 850.
68. Glaub gebieret lieb. – Henisch, 1634, 8.
69. Glaub ist besser dann Silber vnd Gold. – Eyering, II, 667.
70. Glaub ist besser, denn bar gelt. – Agricola I, 12; Franck, I, 66a; Henisch, 1466, 13; Lehmann, 321, 12; Petri, II, 339; Gruter, I, 44; Latendorf II, 15; Körte, 2180; Simrock, 3677; Eiselein, 239.
Unter Glaube ist hier Credit zu verstehen. Wer stets pünktlich zahlt, bekommt auch ohne baares Geld auf blossen Glauben, was er bedarf. Dieser Glaube ist die Seele des Handels.
Engl.: He that has lost his credit, is dead to the world. (Bohn I, 5.)
Frz.: Avec la bonne foi on va le plus loin.
Lat.: Bona opinio homini tutior pecunia est. (Franck, I, 66a.) – Bona opinio tutior est pecunia. (Henisch, 1466, 13.) – Fama pluris quam opes. (Henisch, 1466, 14.) – Fides praevalet divitiis. (Binder I, 554; II, 1148; Fischer, 93, 43.)
71. Glaub ist der Christen Reichthumb. – Henisch, 1634, 10.
72. Glaub' ist von Dingen, so man nicht sieht. – Hebr. 11, 1; Schulze, 283; Simrock, 3668; Eiselein, 239.
Lat.: Fides est, quod non vides. (Fischer, 93, 42; Eiselein, 239; Philippi, I, 156.)
73. Glaub' ohne Werke ist eine Lampe ohne Oel. – Parömiakon, 1324.
Dän.: Gierning-løs troe er krafteløs troe (en død troe). (Prov. dan., 230.)
74. Glaub' und Auge wollen nicht viel gerührt sein.
75. Glaub' und Unglaub' vertragen sich nicht in Einem Haus.
Schleiermacher hat den Versuch gemacht, diese beiden zu versöhnen. Er sagt: »Wollen wir den wissenschaftlichen Standpunkt behaupten, so dürfen wir die Untersuchung nicht scheuen; wollen wir aber Theologen bleiben, so muss die wissenschaftliche Richtung und der christliche Glaube sich vertragen.« Und an Jakobi schrieb er: »Meine Philosophie und meine Dogmatik sind fest entschlossen, sich nicht zu widersprechen.« (Vgl. Fr. Schleiermacher, Das Leben Jesu. Herausgegeben von K.A. Rutenik, Berlin 1864.) Die Philosophie parirt nur nicht immer in der Schleiermacher'schen Weise, und »der Glaube wird stets mit der Geistesstärke und intellectuellen Cultur im umgekehrten Verhältniss stehen«. (Vgl. Unsere Zeit, Leipzig 1863, I, 1, 8.)
Dän.: Den tro og den utro kunde ilde tilsammen boe. (Prov. dan., 556.)
76. Glaub vnd gebett ist der Frommen schutz. – Henisch, 1634, 13.
77. Glaub vnd trew ist klein, liegen vnd triegen ist gemein. – Petri, II, 339.
78. Glaube, Auge, Glimpf (Ehre) leiden keinen Schimpf. – Günther, 67; Kirchhofer, 155; Körte, 2174; Simrock, 3662; Braun, I, 827.
Frz.: La foy, l'oeil et la renommée ne veut gueres être touchée. (Kritzinger, 321.)
Lat.: Non patitur ludum fama, fides, oculus. (Binder I, 1190; II, 2206; Philippi, II, 41; Seybold, 376.)
79. Glaube findt nicht weiter statt, als ein jeder Pfennig hat.
80. Glaube, Hoffnung vnd gedult thun bei den christen das best. – Henisch, 603.
81. Glaube ist nicht Wissenschaft.
Eilers behauptet dagegen, Glaube sei etwas Würdigeres als Wissen. (Vgl. Eilers, Meine Wanderung durchs Leben, Leipzig 1856, I, 408.)
82. Glaube leidet keinen Zweifel.
[1699] 83. Glaube, lieb, trew vnd ehr, die schlaffen leider alle vier. – Henisch, 1636, 46; Petri, II, 339.
84. Glaube, Liebe, Treu', schlafen alle drei. – Lohrengel, I, 320.
85. Glaube nährt (stärkt) Glauben.
Wem man Glauben schenkt, dessen öffentlicher Credit steigt.
Böhm.: Viera vieře pomáhá. – Víra daná často napravuje víra. (Čelakovský, 251.)
Poln.: Wiara dana wiarę często naprawuje. (Čelakovský, 251.)
86. Glaube und Geldbeutel sind die nächsten Blutsverwandten.
87. Glaube und Grillenfang leidet keinen Zwang.
88. Glauben halten ernehrt manchen Mann, nicht halten, verderbt alle Händel. – Henisch, 1630, 59; Petri, II, 339.
89. Glauben soll man halten denen, so etwas auf glauben auffgeben. – Henisch, 1636.
90. Glauben üben, den Nächsten lieben. – Hertz, 72.
91. Guter glaub ist besser dann bar gelt. – Henisch, 1632, 9; Lehmann, II, 233, 205; Moscherosch, 324.
92. Halt glauben, hab ein rein gewissen, so wirst vom Teuffel nicht beschissen. – Gruter, III, 48; Lehmann, II, 263, 9.
Lat.: Cui fides est, fidem servat.
93. Hetten wir alle einen glawben, Gott vnd den gemeynen nutz vor augen, guten friede vnd recht gerichte, eine elle, mass vnd gewichte, eine muntze vnd gut gelt, so stunde es wol ynn aller welt. – Agricola I, 272; Henisch, 1636, 56; Gruter, I, 48; Petri, II, 379; Pistor., V, 80; Nieter, 188; Parömiakon, 2832; Kirchhofer, 155; Simrock, 3667; für Holstein: Diermissen, 286; Schütze, II, 41.
Lat.: Etenim cuncta haec non foedere certo naturae sed lege valent hominumque repertis. – Si par generatim his pondus inesset; servarent eadem diversae pondera gentes; nunc variant. – Vna fides toto si nobis esset in orbe, si Deus et cordi publica cuique salus, vnica mensura, una ulna, una libra, una moneta, quilibet in mundo non miser esse queat. (Henisch, 1636, 60.)
94. Historischer Glaub' hat den Schaum auf der Zungen, den Ton in Ohren, den Traum im Gedächtnisse. – Luther, Kirchenpostille.
95. Ich halte es mit dem alten Glauben, der frisst keine Stiefel, er sei denn geschmiert. – Fischart.
96. Je geringer glaub, je stärcker fleisch vnd blut. – Henisch, 1634, 30.
97. Je kleiner glaube, je weniger frewd. – Henisch, 1637, 4.
98. Mancher helt glauben in einem kleinen, auff dass er desto leichter betriege inn einem grossen. – Henisch, 1637, 13; Petri, II, 450.
99. Mit Glaub' und Treu' ist's ganz vorbei. – Binder II, 2326.
100. Mit 'n Globen kann man wol in 'n Himmel komen, man nich vör'n Amte bestahn. (Bremen.) – Köster, 253.
101. Ohne Glauben Gott gefallen, ist vnmöglich. – Petri, I, 77.
102. Ohne Glauben ist vns Gott selbs kein nutz. – Petri, I, 77.
»(Denn) das ist klar wie Sonnenlicht, wenn's einem ein bischen an Glauben gebricht, deswegen holt ihn der Teufel noch nicht.« (G. Kühne, Schwank von der Glocke, Jena 1346, S. 21.)
Holl.: Geen geloof, ook geen geluk. (Harrebomée, I, 225.)
104. Stiller glaub ist ein seltzam Pfand. – Henisch, 1632, 12; Petri, II, 540.
105. Twee Gloven1 up Enen Pähl is ên to väl. (Rastede.) – Firmenich, III, 26, 16; Bueren, 1087; Hauskalender, I.
1) Glaubensbekenntnisse oder Confessionen. – Gegen gemischte Ehen.
106. Twei Glowen up Einen Küssen, da liet (liegt) de Düwel midden twüschen. (Eimbeck.) – Firmenich, III, 142, 4; für Iserlohn: Woeste, 68, 85; Hauskalender, II.
Holl.: Twee gelooven in een huis, dat is een groot kruis. – Twee gelooven op één kussen, daar is de drommel tusschen. (Harrebomée, I, 225.)
Frz.: La foy, l'oeil, la renommée ne doyvent être jamais touchée. (Leroux, II, 244; Cahier, 731.)
[1700] 107. Wahrer Glaub ist so wenig ohn gute Werck als die Sonne ohne Licht vnd fewer ohne Hitze. – Petri, I, 88.
Die Schwierigkeit besteht blos darin, festzustellen, welcher Glaube der wahre ist, da jeder den seinigen als den wahren und rechten bezeichnet. Die Perser folgen den Lehren des Propheten Ali und nennen die Osmanen Ketzer; diese geben jenen diesen Titel zurück. An vielen Orten Persiens pflegte man jährlich dem Volke die Wahrheit der Lehren des Ali zu veranschaulichen. Man erwählte zwei Ochsen, einen grossen starken, der den Namen Ali erhielt, und einen kleinen und schwachen, den man Osman hiess. Diese mussten miteinander kämpfen, und sobald der Ali, was jedesmal geschah, den Osman überwunden, erhob das Volk ein Freudengeschrei: »Ali besiegt den Osman, seine Lehre ist die wahre.«
108. Was der glaub thut, das kan die vernunfft nicht. – Lehmann, 799, 25.
109. Was der Glaube getrennt, soll die Liebe vereinigen.
110. Was der Glaube verwundet, muss die Liebe heilen.
111. Was glauben vnd zusag hellt, dem helt gott wider. – Henisch, 1710, 19.
112. Was im Glauben geschicht, das ist alles gut. – Petri, I, 90.
113. Was im Glauben geschieht, ist gut, sagte der Küster, und trank den sauern Kirchenwein.
114. Was nicht aus dem glauben gehet, das ist sünd. – Henisch, 1635, 1; Petri, I, 91.
115. Weil man glauben helt, so stehets vnd gehets recht inn der Welt. – Henisch, 1435, 8.
116. Wenn der Glaube in die Hand kommt, gefällt der Rath.
117. Wenn man durch den Glauben den Karren geschmieret hat, so geht das Fuhrwerk fort. – Luther's Werke, Isl. 356a.
118. Wer den Glauben hat, der badet sobald ausser der Badstuben als drinnen. – Petri, II, 691.
119. Wer den Glauben verleugnet, ist ärger als ein Heide.
Vgl. die Schriften: Isis von Radenhausen (Hamburg 1864) und H. Techow, Die moderne Bildung und die christliche Kirche (Hamburg 1865). – Die Perser sagen von einem solchen: er ist der Hölle würdig. (Reinsberg II, 2.)
120. Wer den Glauben1 verloren hat, der hat nichts weiter zu verlieren.
1) Hier in dem Sinne von Credit, öffentlichem Vertrauen, Ehre, gutem Namen.
Frz.: Celui qui a perdu la foi, n'a, plus que perdre. (Kritzinger, 321a.)
It.: Chi perde la fede, non hà piu altro da perdere. (Pazzaglia, 272, 1.)
Lat.: Fidem qui perdit, perdere ultra nil potest. (Publ. Syr.) (Binder II, 1145; Fischer, 93, 38; Seybold, 182.)
121. Wer Glauben hat an Gott, der kommt in keine Noth.
Es kommt doch auch sehr viel darauf an, wie dieser Glaube ist. Der Schuhmacher Lakington sprang zum Fenster hinaus, weil er fest überzeugt war, die lieben Engelein würden ihn sanft zur Erde tragen. Als er aber ein Bein brach, rief er entrüstet aus: »Der Herr hat nicht wohl an mir gethan, ich werde nicht mehr so viel auf ihn trauen.« (Mystagogos, S. 315.)
It.: A chi crede Dio provede. (Pazzaglia, 74, 3.)
122. Wer Glauben hat, kann so gut auf dem Ofen backen wie drin. – Reinsberg II, 2.
123. Wer keinen Glauben hat, kann keinen Glauben predigen.
Aehnlicher Ansicht sind die Sardinier. (Reinsberg II, 2.)
124. Wer nicht glauben hellt, wird auch widerumb betrogen. – Henisch, 1638, 1; Petri, II, 740.
Lat.: Qui violare fidem solet, et violetur eidem. (Binder II, 2823; Gartner, 80.)
125. Wer seinen Glauben nicht will verlieren, der hüte sich vorm Disputiren.
126. Wer sich mit dem Glauben an Gottes Wort hängt, der bleibt ewig. – Petri, I, 109.
127. Wie der glaub ist, also ist auch der Gott. – Henisch, 1635, 47; Petri, II, 787.
Die Vorstellung von Gott entspricht stets der Bildungsstufe des betreffenden Volks oder Menschen.
128. Wie der glaub vnd das hertz also die Werck. – Henisch, 1635, 48; Petri, II, 788.
[1701] 129. Wie der Glaube des Menschen, so ist sein Gott. – Eiselein, 240.
130. Wie der Glaube, so das Opfer.
131. Wilt du den glauben haben recht, so bleib bey Gottes Worte schlecht. – Henisch, 1635, 50.
132. Wo der glaub die hertzen trennet, da kan die Ehelieb nicht wol gantz bleiben. – Henisch, 1638, 18.
133. Wo der Glaub nicht recht ist, da ist auch kein gut Werck. – Henisch, 1634, 62.
134. Wo der Glaube nicht ist, da ist den Wercken der Kopff ab. – Henisch, 1635, 56; Petri, II, 114.
135. Wo der Glaube recht ist, da folget auch die That. – Luther, Kirchenpostille.
136. Wo du deinen (jemand seinen) Glauben gelassen hast, da musst du (muss er) ihn wieder suchen. – Hillebrand, 74, 101; Eisenhart, 849; Reyscher, V, 199; Hertius, 1, 18; Steiger, 473; Pistor., V, 70; Runde, 199; Simrock, 3676; Graf, 110, 272; Körte, 2175; Braun, I, 828.
Derjenige, welcher jemand mit gutem Willen etwas geliehen hat, kann es nur von diesem wiederfordern und nicht von einem dritten, in dessen Gewalt es gekommen ist. Die Vindicationsbefugnisse des römischen Rechts waren weit ausgedehnter. Bei den Römern konnte der erste Eigenthümer sein Eigenthum, wo und wann er es fand, von jedem Besitzer zurückfordern, ohne Rücksicht darauf, ob er rechtmässig dazu gelangt war, sobald ihm das Eigenthum ohne seinen Willen entwendet worden. (S. ⇒ Hand.)
137. Wo Glaub ist, mus auch lachen sein. – Luther's Tischreden, 159b.
Unter den Widerwärtigkeiten soll die Heiterkeit des Gemüths nicht erliegen.
138. Wo Glaube (Credit) fehlt und Geld, da geht's (steht's) traurig in der Welt.
139. Wo Glôbe un Tautruen henfällt, da fällt alles hen. (Hannover.)
140. Wo weder Glauben an Himmel und Hölle, da zieht der Teufel alle Gefälle. – Simrock, 3669; Körte, 2179; Reinsberg II, 2; Braun, I, 834.
141. Zween Glauben vertragen sich nicht wohl in einem Bette. – Petri, II, 829; Henisch, 342.
Das Bedenkliche gemischter Ehen.
Holl.: Twee gelooven op één peul, is een te veel. (Harrebomée, I, 225.)
142. Zum Glauben müssen die Werke kommen, wenn's soll frommen.
*143. Dazu gehört ein starker Glaube.
*144. Den Glauben in der Hand haben. – Frischbier2, 1288.
*145. Den Glauben in die Hand nehmen (geben, kriegen). – Schottel, 1117a.
*146. Den langen Glauben mit einem beten (treiben). – Eiselein, 240; Braun, I, 508; Wurzbach II, 142.
So sagt man im südwestlichen Deutschland von einem Gespräch oder einer Unterhaltung u.s.w., wenn die Sache nicht von der Stelle rücken will. Der lange Glaube lautet aber: Wann ist der Pempemperleinstag? Wenn die Eulen bocken. – Wann bocken die Eulen? Am Pempemperleinstag. Dies wird einigemal nach Belieben wiederholt. Nach andern ist unter dem langen Glauben der Glaube gemeint, über den keine Rechenschaft gegeben wird, der vom Köhler dem Teufel vorgebetete (Köhler-)Glaube. Der Teufel fragte den Köhler, was er glaube. »Was die Kirche glaubt«, erwiderte er. Und als der Teufel neugierig weiter fragte, was die Kirche glaube, antwortete der Köhler: »Was ich glaube.« Gegen diesen geistreichen Glaubenscirkel vermag weder der Teufel, noch – die Philosophie etwas.
*147. Der Glaube wird ihm wol in die Hände kommen. – Körte, 2184; Braun, I, 831.
*148. Einen bei seinem Glauben lassen.
Einen seinen eigenen Ansichten überlassen.
*149. Er bringt keinen neuen Glauben auf. – Mayer, I, 84.
*150. Er hat einen guten Glauben. – Kirchhofer, 155.
*151. Er hat mir den Glauben in die Hand gethan.
Er hat mich thatsächlich überzeugt.
*152. Er ist aus dem Glauben ins Vaterunser gekommen.
Er besass Vertrauen, jetzt denkt man seiner in der siebenten Bitte.
[1702] *153. Er lässt sich des Glaubens wegen nicht rösten.
Holl.: Hij laat zich om het geloof niet branden. (Harrebomée, I, 225.)
*154. Es ist dir vff glauben gethan (vertrawt). – Tappius, 55b; Eyering, III, 64.
Die Mittheilung soll bei dir begraben sein.
*155. He mut daran glöven. (Holst.) – Schütze, II, 40.
Er muss an dieser Krankheit sterben.
*156. Im guten Glauben handeln.
Frz.: L'en doit user de bonne foi. (Leroux, II, 253.)
*157. Man muss ihm den Glauben in die Hände geben. – Kirchhofer, 155; Eiselein, 240.
Von denen, die auf vernünftige Vorstellungen nicht achten, Lehren und Warnungen nicht hören.
*158. Ôlen Globen un ôlt Bêr. (Holst.) – Schütze, III, 175.
Nach der Versicherung des Verfassers von Niedersachsen (II, 203) soll »alter Glaube« und »alt Bier« das Symbol der grossen Menge in Lübeck und Bremen sein.
*159. 'S wird'n nu d'r Gläb'n in die Hend genna (gehen). (Franken.)
Er wird auf unangenehme Weise erfahren, was er nicht glauben wollte.
*160. Um 't Glowens halben, dat de Pâpe nich dull waren schall. (Holst.) – Schütze, II, 40; Goldschmidt, 62; Bueren, 1173; für die Grafschaft Mark: Frommann, III, 489, 6.
Antwort auf irgendein lästiges Warum.
161. Den Glauben zeugt ein Haberfeld, den Helden macht der Hopfen, den Herrn das Geld. – Wenzig, 84.
162. Der Glaube bringt Glück. – Spindler, Bastard, IV, 177.
163. Ein kleiner Glaube ist besser als kein Glaube. – Herberger, Ib, 429.
164. Glaub' und Geld ist immer weniger als man glaubt in der Welt.
165. Glaube, Liebe, Treu und Recht, diese Vier haben sich schlafen gelegt; wenn sie wieder auferstehn, wird's in der Welt wol besser gehn. – Volksblatt für Stadt und Land, Wien 1876, Nr. 24, Beilage.
Hausinschrift.
[1351] 166. Glaube vnd ein bös Gewissen stallen nicht beysammen. – Fischer, Psalter, 285, 2.
167. Ich habe immer den Glauben der Familie, in der ich diene, sagte die Köchin, als die Frau nach ihrer Religion fragte.
168. Kannst du den Glauben, so kann ich das Vaterunser.
Dän.: Kandstu troen, saa kand jeg fader vor. (Prov. dan., 332.)
169. Kein glauben gib eines feindes mund, er redet guts zu keiner stund.
Lat.: Os hostis raro loquitur bona non sibi charo. (Loci comm., 94.)
170. Mit Glauben und Geld kann man alles ausrichten in der Welt.
171. Vier seind fürnemere vnterschidne glauben oder religionen in der Welt: christlich, jüdisch, türckisch, haidnisch. – Rasch, 24.
172. Wä'n Glowen hät', kann öäwen so guod up as in 'n Awen backen. – Schlingmann, 45.
173. Wär keinen Glâben hat, dei bewîsst ak keinen. – Schambach, II, 544.
Aus dem Leben und dem Handeln des Menschen erkennt man seinen Glauben.
174. Wer keinen glauben halten wil, wird vntrew auch erfahren vil. – Loci comm., 67.
Lat.: Qui uiolare fidem solet et uioletur eidem.
175. Wo der Glaube Engel malt, da sieht der Aberglaube Teufel. – Devisenbuch, 60.
176. Zu Glaube und Taufe soll niemand gezwungen werden.
Böhm.: K víře a ke křtu žadný nemá nucen býti. (Rybička, 47.)
*177. Den Glauben fressen wie der Zigeuner seine Kirche. – Schuller, 33.
*178. Den Glauben gibt der Pastor. – Simrock, 7720a.
*179. Der Glaub macht oft vil. (Ulm.)
*180. Sein Glaub' hat Augen.
Er glaubt, was er sieht.
*181. Sein Glaub ist, dass die kron mehr gelten, denn die batzen. – Nigrinus, Inquisition, 737.
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