1. Auch die Fliege überwindet den Ochsen, wenn der Wolf ihn fängt. (Lit.)
2. Auch die Fliegen haben ihre Galle.
Auch kleine Leute zürnen.
Dän.: Fluen haver og galde. (Prov. dan., 313.)
It.: Anche la mosca ha la sua colera. (Pazzaglia, 57, 1; Bohn I, 71.)
Lat.: Habet et musca splenem. (Philippi, I, 313.)
Poln.: I mucha ma zólc w sobie. (Wurzbach I, 119.)
3. Auch kluge Fliegen sind vor der Spinne nicht sicher. – Scheidemünze, I, 3064.
4. Beisster een Fleg gefange, älss mössig gegange.(Aachen.) – Firmenich, I, 492, 19.
5. Besser Fliegen fangen, als müssig gegangen. – Simrock, 7204a.
Holl.: Beter spirinc ghevanghen dan stil gheseten. (Tunn., 6, 17.)
Lat.: Pisciculos capere plus approbo quam residere. (Fallersleben, 131.)
6. Die Flieg setzt sich immer uf a mager Pfard. – Gomolcke, 301; Frommann, III, 249, 275; hochdeutsch bei Simrock, 2539.
7. Die Fliege bleibt nicht vom Honigtopf, bis sie (dort) verloren den Kopf.
It.: Tanto va la mosca al miele, che vi lascia il capo. (Pazzaglia, 234, 4.)
8. Die Fliege flattert so lange ums Licht, bis sie sich die Flügel verbrennt.
Holl.: De vlieg zwerft zoo lang om de kaars tot dat zij er den laatste invalt (of: hare vleugelen zengt). (Harrebomée, II, 391.)
9. Die Fliege hat viel Augen und fällt doch ins Netz der Spinne. – Scheidemünze, II, 132.
10. Die Fliege ist ein kleines Thier, aber wenn sie in der Suppe, so wird mir schlimm vor ihr.
Engl.: Although the fly be small amongst insects, yet it has power to turn the stomach of man.
11. Die Fliege kennt das Gesicht der Milchverkäufer. – Burckhardt, 66.
Wird besonders von Tänzerinnen gebraucht, welche dem Mitgliede einer Gesellschaft die meiste Aufmerksamkeit schenken, an dem sie die grösste Neigung für ihre Person entdeckt zu haben glauben.
12. Die Fliege kostet so oft von der Milch, bis sie nicht mehr herauskann.
Frz.: La mouche va si souvent au laict qu'elle y demeure. (Leroux, I, 120.)
13. Die Fliege nascht (fliegt) so lange, bis sie gefangen (oder: von einem Vogel weggeschnappt) wird.
Holl.: Zoo lang vliegt de vlieg, tot zij gevangen is. (Harrebomée, II, 392.)
14. Die Fliege nascht von keinem siedenden Topf.
Frz.: A marmite qui bout mouche ne s'attaque. (Bohn I, 3.)
It.: Alla pignatta che bolle non s'accostano le mosche. (Bohn I, 3.)
15. Die Fliege sticht das Loch, wenn sie keins findet.
Dän.: Hvor fluen ikke finder hul, der stikker den selv hul. (Prov. dan., 170.)
16. Die Fliege sticht ein Pferd und es ist ein gross Thier.
Holl.: De vliegen steken wel een paard en dat is zulk een groot beest. (Harrebomée, II, 391.)
17. Die Fliegen setzen sich am meisten (stechen nur) auf die magern Pferde. – Winckler, IV, 5; Sprichwörterschatz, 198.
Frz.: A cheval maigre vont les mouches. (Cahier, 347.)
It.: A caval magro vanno le mosche. Bohn I, 67; Kritzinger, 135.
18. Die kleinsten Fliegen haben den giftigsten Stachel.
19. Die kleinsten Fliegen haben ihren Stachel.
[1064] 20. Ein fliege kommet zu gast vngeladen. – Henisch, 1146.
Lat.: Musca coenat non vocata.
21. Ein handvol fliegen ist nicht so gut als ein einig Bienlein. – Henisch, 1146, 56.
22. Eine einzige Fliege verderbt ein Glas guten Wein.
Dän.: Et glas god viin fordærves af en flue som falder deri. (Prov. dan., 465.)
23. Eine Fliege, die satt ist, muss man nicht wegjagen.
Weil hungrige dann ihre Stelle einnehmen.
Lat.: Ne saturam sanguine abige muscam. (Bovill, III, 93.)
24. Eine Fliege fängt sich leichter als eine Mücke.
25. Eine Fliege hat auch ihren Schatten.
Port.: Cada mosca faz sua sombra. (Bohn I, 271.)
26. Eine Fliege in der Milch ist leicht erkannt.
Frz.: Connaître mouche en lait. (Leroux, I, 120.)
27. Eine Fliege ist ein kleines Ding und macht grossen Verdruss.
Die unbedeutendste Person kann uns sehr widerwärtig und lästig werden. Aehnlich ägyptisch: Verachte kleine Fliegen nicht. (Burckhardt, 286.)
28. Eine Fliege ist leicht verschluckt.
Frz.: Mange bien des mouches, qui n'y voit pas. (Cahier, 1844.)
29. Eine Fliege kann viel beschmuzen (verderben).
Dän.: En flue kand fordærve en heel hob godt. (Prov. dan., 169.)
30. Eine Fliege setzt sich (summt auch) dem König auf (um) die Nase.
Holl.: De zwarte vliegen zitten overal in (Harrebomée, II, 361.) (Harrebomée bemerkt zu diesem Sprichwort, dass es von der Herrschsucht der Geistlichen gelte.)
31. Eine Fliege trunken machen ist keine Kunst.
32. Eine Fliege verderbt den ganzen Brei.
Dän.: Onde fluer fordærve god salve. (Prov. dan., 170.)
33. Eine Fliege, welche die Schildkröte sticht, verliert den Stachel.
It.: La mosca che punge la tartaruga si rompe il becco. (Bohn I, 106.)
34. Eine kluge Fliege fliegt beim Gewebe vorbei. – Scheidemünze, I, 3004.
35. Eine stolze Fliege hält jede Pfütze fürs Meer.
36. Einer (hineingefallenen) Fliege wegen schüttet man eine gute Suppe nicht weg. (Wend. Lausitz.)
37. Es fliegt keine Fliege in den Honig hinein, sie verliert einen Flügel oder ein Bein.
»Die Lust der Welt ist Honigseim, um den wir wie die Fliegen schweben; noch keine hat daraus genippt, ihr blieb ein Stückchen Flügel kleben.« (W. Mütter, 10.)
38. Es gibt mehr Fliegen als Frösche.
39. Es hat auch ein fliege seinen miltzen oder zorn. – Henisch, 1146, 40.
40. Es hindert vns kein fliege jenseit dem Rein. – Henisch, 1146.
41. Feiste Fliegen stechen minder. – Wurzbach II, 110; Simrock, 2538; Eiselein, 175.
Damit widerstand Kaiser Tiberius dem häufigen Beamtenwechsel; er meinte, es wäre besser, die bisherigen Beamten zu belassen, die sich schon bereichert, sozusagen am Frasse gesättigt hätten.
42. Fliege will auch Vogel sein.
43. Fliegen fängt das Rothkehlchen, Rothkehlchen der Habicht, den Habicht der Jäger. (Russ.) Altmann I.
44. Fliegen, flöh vnd neyd bemühen die Menschen allzeit. – Henisch, 1146; Bacmeister, 98.
Mhd.: Fliegen, floehe, des tiuvels nît, die müent die liute zaller zît. (Freidank.) (Zingerle, 34.)
45. Fliegen, flöhe vnd fledermäuse, Huren, Buben vnd Filzläuse, wo die nemen vberhand, verderben sie ein gantz Landt. – Henisch, 1146.
47. Fliegen kann man nicht mit Essig fangen. – Körte, 1439.
48. Fliegen können keine Elefanten wegtragen. – Winckler, X, 83.
49. Fliegen, Schmarotzer und Hunde finden sich bei Tische zur Stunde.
»In Teufels Namen«, sagte der durch Schiller bekannte Herzog Karl von Würtemberg zu der Wirthin, wo er eingekehrt war, als ihn die Fliegen beim Essen belästigten, »so decke Sie doch den Fliegen besonders!« Ohne ein Wort zu erwidern deckte die Frau einen besondern [1065] Tisch, trat dann vor den Herzog hin und sagte in ruhigem Tone: »Gedeckt ist, befehlen nun Ew. Durchlaucht, dass die Fliegen sich hinsetzen!« Der Herzog lachte und liess den ihm unerreichbaren Geschmeiss seinen Willen.
Dän.: Fluen er ei hof-mand, for hun æder af fyrstens fad; eller muusen munk og nonne, for hun æder klosterbrød. (Prov. dan., 295.)
50. Fliegen schmecken nicht wie Spinat, und wer sie isst, scheisst keinen Muskat.
51. Fliegen setzen sich gern auf Beulen und Geschwüre. – Winckler, IV, 50.
Die Fliege soll aber nach Blumenbach das Vermögen besitzen, in ihrem Magen alles Ekle und Schädliche umzuwandeln und, aufgeschnitten, nie nach diesen Tractamenten zu riechen. (Vgl. Ule, Natur, VIII, 37.)
52. Fliegen sind keine Rosinen, sagte der Junge, als er Buttermilch mit schwarzen Punkten bekam.
53. Fliegen sind vnverschämbte Leuth, die vngeladen zu Gaste gehn. – Henisch, 1146, 43.
54. Fliegen und Freunde gibt es, wenn die Sonne scheint.
55. Fliegen und Verleumder gehen nicht ohne Wunden.
Frz.: Le méchant est comme les mouches, qui ne s'arrêtent qu'aux plaies. (Cahier, 1059.)
56. Fliegen vnd Freund kommen im sommer. – Franck, I, 8a; Simrock, 2536; Körte, 1436.
Klagen wol die Landleute, wenn auswärtiger Besuch wiederholt bei der Arbeit stört; dann auch von solchen, die nur kommen, wenn die Sonne des Glücks scheint.
Holl.: Vliegen en vrienden komen in den zomer. – Vliegen en vrienden komen in zoeten tijd, en als het saizoen hard een zuur wordt gaan ze weg. (Harrebomée, II, 392.)
57. Fliegen, welche jeden Zucker lecken, haben Schmerz zum Nachtisch.
58. Fliegen wollen den Adler bekriegen. – Winckler, XVI, 39.
Wenn ein Schwacher mit einem Mächtigen einen Streit beginnt.
59. Grosse Fliegen durchbrechen das Netz der Spinne, die kleinen werden gefangen.
Holl.: Groote vliegen breken door het spinrag, daar de kleine in verward blijven. (Harrebomée, II, 391.)
It.: I mosconi rompon le tele de' ragni. (Bohn I, 104.)
60. Hungerig fliegen beissen vbel (scharpff). – Franck, II, 75a; Tappius, 93b; Gesner, I, 16; Sailer, 78; Körte, 1438; Simrock, 2537.
Dän.: Sulten flue bider værst. (Prov. dan., 170.)
Frz.: De maigre poil âpre morsure. (Bohn I, 15.)
Holl.: Hongherighe vlieghe biten sere. (Tunn., 14, 2; u. 28, 3.)
Lat.: Multum mordentes muscae sunt esurientes. (Fallersleben, 396.)
61. Hungrige fliegen stechen hefftiger als die satten. – Henisch, 1146, 28.
62. Hungrige Fliegen und magere Läuse stechen ärger als gemästete Mäuse.
Lat.: Macilenti pediculi acrius mordent. – Non missura cutem, nisi plena cruoris, hirudo. (Horaz.) (Kruse, 695; Philippi, II, 39.)
63. Hungrige fliegen vnd mager leuse stechen vbel. – Henisch, 1146; Gruter, I, 49; Sutor, 142.
64. Ich will wol die Fliegen aus der Stube vertreiben, sagte der Bauer, da zündete er das Haus mit einem Strohwisch an.
Ein ähnliches Wort findet sich bei Henisch, 212.
65. Jagt man eine Fliege zehnmal fort, so kommt sie elfmal wieder.
Dän.: Fluer og fanden ere onde at blive af med. (Prov. dan., 135.)
Holl.: Knip eene vlieg tien maal van de hand, zij komt er weêr naar toe. (Harrebomée, II, 391.)
66. Jan Fleeg mâget nian Sommer. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 228.
Eine Fliege macht keinen Sommer.
67. Jede Fliege hat ihre Galle (Grillen, Zorn).
Frz.: Il n'est la mouche qui n'ayt ratte. (Leroux, I, 120.)
68. Kleine Fliegen stechen grosse Leute.
Wenn eine grosse Idee zur Welt kommt, so fallen die Kleingeister über sie her, wie Fliegen über den Zucker. »Ich habe drei Königreiche, kannst du darin keinen andern Platz finden?« sagte König Jakob I. zu einer Fliege, die sich wiederholt auf seine Nase oder sein Gesicht setzte.
Mhd.: Die fliege ist, wird der sumcr heiz, der küenste vogel, den ich weisz. (Freidank.) (Zingerle, 34.)
[1066] 69. Magere (hungrige, durstige) Fliegen stechen scharf (übel). – Eiselein, 175.
Engl.: Hungry flies bite sore.
Holl.: Magere vliegen bijten scherp. (Harrebomée, II, 391.)
Lat.: Muscae sitientes importunissimae. (Gaal, 945.)
70. Man fängt mehr Fliegen mit einem Tropfen Honig, als mit einer Kanne Essig.
Frz.: On prend plus de mouches avec du miel qu'avec du vinaigre. (Bohn I, 43; Cahier, 1096; Lendroy, 1013; Leroux, I, 120.)
Holl.: Men vangt meer vliegen met een lepel siroop, dan met een vat azijn. (Harrebomée, II, 362.)
71. Man muss auch eine Fliege nicht verachten.
Die Araber sagen: Man muss auch den Hass kleiner Feinde nicht verachten, es sind schon grosse Leute an einer Fliege erstickt. (Cahier, 2437.)
72. Mancher kann keine Fliege an der Wand leiden und hat den Kopf voll Mucken (Bremsen),
Dän.: Mangen kand ei lide fluer i stuen, og har hovedet fuld af dem. (Prov. dan., 170.)
73. Mancher zielt auf eine Fliege und trifft zwei. – Scheidemünze, I, 1892.
74. Satte Fliegen stechen nicht.
75. Schädliche Fliegen verderben gute Salben. – Henisch, 1146, 22; Petri, II, 527.
76. Von Fliegen wird kein Adler gross. – Scheidemünze, I, 4511.
77. Was Fliegen lockt, das lockt auch Freunde her. – Körte, 1437; Körte2, 1782; Simrock, 2535.
78. Wenn die Fliege am sichersten ist, fliegt sie ins Netz. – Scheidemünze, I, 2964.
79. Wenn die Fliege dem Lichte zu nahe kommt, verbrennt sie sich.
Dän.: Naar fluen vil for nær til lyset, afsvier den sine vinger. (Prov. dan., 169.)
Frz.: La mouche se brusle à la chandelle. (Leroux., I, 120.)
80. Wenn die Fliege den Schwär nicht sticht1, wo soll sie Nahrung finden. – Wullschlägel.
1) Eigentlich ihm nachhilft, durch Stechen seine Entwickelung befördert. – Sinn: Des eigenen Vortheils wegen ein vorhandenes Uebel ärger machen.
81. Wenn die Fliege eine Schildkröte stechen will, so kommt sie um ihren Stachel.
It.: La mosca, che punge la tartaruga si rompe il becco. (Pazzaglia, 235, 3.)
82. Wenn die Fliege in den Honig tritt, bleibt sie darin stecken.
83. Wenn die Fliege nisten will, sucht sie viel Löcher. – Simrock, 2543; Körte, 1435.
84. Wenn die Fliege ruht, sie gern den Steiss nach oben thut.
»Im Staat Jan Hagel seinen oben hat.«
85. Wenn die Fliegen spielen im Januar, kommt noch Kält' im Februar. – Boebel, 73.
86. Wenn du die Fliege verschluckt, du wirst sie nicht mehr ausspucken. (Lit.)
87. Wenn erst eine Fliege auf dem Fleisch (Zucker) sitzt, dann folgt die ganze Schar.
88. Wenn man die Fliege auch mit Gewalt vom Zucker jagt, sie kommt doch wieder.
89. Wenn man eine Fliege vom Fleisch wegjagt, so kommen zehn wieder.
Holl.: Jaag de vliegen van het vleesch, zij zullen zich des te dikker en digter daarop zetten. (Harrebomée, II, 389.)
90. Wer immer nur die rechte Fliege trifft, kann jeden Fisch an die Angel bekommen.
91. Wo eine Fliege sitzt, hat kein Adler Platz. – Scheidemünze, I, 3958.
*92. Auf eine Fliege zielt er und zwei trifft er.
*93. Aus der Fliege einen Elefanten machen.
Kleinigkeiten ungebührlich vergrössern.
Dän.: At giøre en elefant af en flue. (Prov. dan., 141.)
Holl.: Hij maakt van eene vlieg (mug, muis) een' olifant. (Harrebomée, II, 391.)
*94. Das sind zwei Fliegen mit einem Schlage. – Simrock, 2541.
*95. Diär waad' tau flüggen me jen Klaps sleinen. (Sylt.) – Haupt, VIII, 366, 259.
Lat.: Ne move festucam. (Philippi, II, 17.)
*96. Die erste Fliege, die ihn stechen wird, wird eine Wespe sein.
[1067] Der geringste widrige Zufall, der ihm begegnet, wird ihn vollends zu Grunde richten.
Frz.: La première mouche qui le piquera, sera un taon. (Lendroy/, 1396.)
*97. Die Fliege an der Wand ärgert ihn. – Für Altmark: Danneil, 277a.
Die Juden in Frankfurt sagen dafür: Was ist der so krittlich? (Tendlau, 411.) – Ueber alles sich leicht erzürnen, über eine Kleinigkeit auffahren.
Frz.: Cet homme est tendre aux mouches. – Prendre la mouche. (Lendroy, 1034-35.)
*98. Die Fliegen mit Quassia füttern.
*99. Diese Fliege kenn' ich schon lange.
Die Sache ist mir nicht neu.
*100. Eine Fliege mit dem Pfauenschwanz.
Von einem unwissenden, modischen Gecken. Der Pole bezeichnet namentlich damit die armen Edelleute, welche oft ein ganzes Jahr von Kartoffeln und Kraut leben, um in öffentlichen Versammlungen nach pariser Modeblättern zu erscheinen.
Poln.: Przystoic, jak musze z pawim ogonem. (Wurzbach I, 118.)
*101. Eine fliege seigen vnd ein Camel verschlingen. – Henisch, 1147.
*102. Einem die Fliegen verjagen. (Nordamerika.)
Scherzhaft für: ihn durchhauen. Man erzählt nämlich, der Richter Lynch in Virginien habe einen Angeklagten, der nicht gestehen wollte, an einen Baum binden, ihn auskleiden und ihm etwa zwanzig Hiebe auf den blossen Rücken geben lassen, welchen Voract er blos als ein Fliegenvertreiben betrachtet habe, weil es dann – besser komme. (S. ⇒ Lynchen.)
*103. En dütsche Flêge. – Schütze, III, 43.
So nennt man in Holstein ein aus Sauerteig und Meerrettich bereitetes Zugmittel im Gegensatz zur Spanischen Fliege.
*104. Er hat ihm eine Fliege weggefangen.
Ihn um einen Vortheil gebracht.
*105. Er hört die Fliegen husten (niesen). (Nürtingen.) – Für Altmark: Danneil, 278b.
Hält sich für ungewöhnlich gescheit.
*106. Er kann die Fliege an der Wand nicht leiden.
*107. Er kann sich keine Fliege mehr vom Gesicht jagen.
Ist sehr schwach oder todt. Einen Abend vor seinem Tode sagte Trajan: »Ich befahl Königen und konnte sie von ihren Thronen jagen, und morgen kann ich mir keine Fliege mehr vom Gesicht jagen.« Es war bei den Römern Sitte, dass sechs Knaben aus den vornehmsten Familien die Fliegen verscheuchen mussten, wenn die Leiche des Kaisers auf dem Paradebett ausgestellt war.
*108. Er kommt wie die Fliege aus der Buttermilch.
Langsam und schwerfällig dahergehen, auch unkenntlich, entstellt, gedemüthigt.
*109. Er lässt sich eine Fliege an der Wand irren.
Frz.: Il se fâche pour une mouche qui lui passe devant les yeux. (Kritzinger, 468.)
*110. Er muss jm der fliegen weren. – Franck, II, 15b; Henisch, 1146, 31.
»Wann wir spötlich wöllen sagen, es hab einer bei dem vnd diesem kein ampt.« Fliegen jagen für geschäftigen Müssiggang. Franck führt dafür die sinnverwandten Redensarten an: Er muss dem brot helffen, dass nit schimlich werde; die hund ausstossen; er treibt die hund auss vnd geht selbst mit.
Lat.: Muscas depellere. (Erasm., 410.)
*111. Er versteht alle Fliegen.
Frz.: Il entend bien chat sans qu'on dise minon.
*112. Es hat ihn noch nicht die letzte Fliege gestochen.
Frz.: La dernière mouche qui vous piquera sera un taon. (Leroux, I, 120.)
*113. Es ist eine wüste Fliege.
Ein unruhiger Kopf, ein Mensch, der gern herumschwärmt u.s.w.
Frz.: C'est un cheval échappé. (Kritzinger, 134.) – Un homme sans arrêt. (Kritzinger, 37.)
*114. Es war eine böse Fliege, die ihn gestochen.
*115. Fliegen fangen (todtschlagen). – Wurzbach II, 110.
Nutzloses Zeug treiben, die Zeit vertändeln, tödten. Man leitet diese Redensart von dem Kaiser Domitian ab, der ein Vergnügen darin fand, Fliegen zu fangen und mit einer langen Nadel aufzuspiessen.
Frz.: Béer aux mouches. (Leroux, I, 120) – Il ne fait que gober des mouches. (Lendroy, 843.) – Voler le papillon. (Lendroy, 1465.)
*116. He tüth as de Flêg in de Bottermelk. (Mecklenburg.)
*117. Hi slugh taau Fleegen unnar ian Klap. (Amrum.) – Haupt, VIII, 366, 259.
Er schlug zwei Fliegen unter einer Klappe.
[1068] *118. Ich bin nicht hier um Fliegen zu fangen.
Ich habe Wichtigeres zu thun.
Holl.: Ik ben hier niet om vliegen te vangen. (Bohn I, 329.)
*119. Man weiss nicht, welche Fliege ihn gestochen hat.
*120. Zwei Fliegen mit Einer Klappe (einem Streich todt-)schlagen. – Bücking, 157; Blum, 213; Simrock, 9056; Körte, 1440; Kirchhofer, 275; für Siegen: Firmenich, I, 520, 22; für Hildesheim: Firmenich, I, 185, 13.
Einen doppelten Zweck durch Ein Mittel, Eine Bemühung erreichen.
Engl.: To kill two birds with one stone.
Frz.: Faire d'une pierre deux coups. (Lendroy, 518.)
Holl.: Dat is twee vliegen in één' klap. (Harrebomée, II, 391; Bohn I, 339.)
Lat.: Duos parietes de eadem fidelia dealbare. (Philippi, I, 129.) – Unica filia duos parare generos. (Philippi, II, 238.)
Port.: Matar dous passaros com huma pedra. (Bohn I, 282.)
121. Einer Fliege wegen, die ihn sticht, schlägt sich der Dummkopf ins Gesicht. – Neue Freie Presse, 4592.
122. Fliegen fangen ist immer noch besser als Grillen fangen. – Kotzebue, Ged., 62.
123. Was ist eine Fliege, und doch dreht sie des Menschen Magen um. – Merx, 80.
124. Er wirft jede Fliege eine halbe Stunde in den Händen herum, um den an ihren Füssen hangenden Zucker zu gewinnen. – Philadelphia, Sonntags-Journal vom 25. August 1878.
Von einem Geizkragen.
Buchempfehlung
Albert Brachvogel zeichnet in seinem Trauerspiel den Weg des schönen Sohnes des Flussgottes nach, der von beiden Geschlechtern umworben und begehrt wird, doch in seiner Selbstliebe allein seinem Spiegelbild verfällt.
68 Seiten, 8.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro