1. Alle wie aus Einem Ofen.
2. Alte Oefen feget man schwerlich. – Henisch, 1037, 46; Petri, II, 10.
Böhm.: V staré peci d'ábel topí. (Čelakovský, 309.)
Poln.: W starém piecu diabeł pali. (Čelakovský, 309.)
3. An grossen öfen ist sich gut zu wärmen, sie bedörffen aber vil holtz. – Franck, II, 206a; Petri, II, 43; Gruter, I, 7; Eyering, I, 179; Blum, 756; Bücking, 186; Simrock, 7651; Sutor, 655; Braun, I, 3135; Reinsberg III, 123.
Es ist nicht sicher, ihnen gar zu nahe zu kommen.
Dän.: Godt er at varme sig ved store ovne, men de ville have meget brænde. (Prov. dan., 444.)
It.: Chi sta appresso il fuoco, è forza che si scaldi. (Gaal, 1233.)
4. Auf einem heissen Ofen wächst kein Gras. – Winckler, II, 92.
»Der Herr erzürne sich nicht, er möchte zu geschwinde krank werden, und sey vielmehr versichert, dass auf einem heissen Ofen kein Grass wachsen kann.« (Keller, 143b.)
Frz.: En un four ne croist point d'herbes. (Leroux, I, 50.)
Holl.: Op eenen heeten oven kan geen gras wassen. (Harrebomée, II, 157b.)
5. Auf einem kalten Ofen ist es bös Essen wärmen.
6. Dem Ofen entgeht schwer, wer einmal auf die Schaufel gekommen ist.
Der Verschwender, der Wagehals, wir könnten jetzt sagen der Gründer entgeht nicht leicht seinem Verderben.
It.: Chi non è nel forno, e in sulla pala.
7. Den Ofen heizt man nur, dass er wieder wärme. – Simrock, 7650; Körte, 4651; Braun, I, 3138.
8. Den sin Aben warm is, dei meint, dat's allewegs Sommer. (Mecklenburg.) – Raabe, 23.
9. Der muss einen grossen Ofen haben, der fürs ganze Dorf kochen will.
Die Russen sagen: ...der für die ganze Welt heizen will. In Kleinrussland heisst es: Der muss eine grosse Mühle haben, der für alle Welt mahlen will. In Estland: Es muss einen grossen Backofen besitzen, wer für alle Brot backen will. (Altmann VI, 450.)
10. Der muss sich hinter den Ofen legen, der jeden Unfall will erwägen.
11. Der Nächste am Ofen wärmt sich. – Eiselein, 499; Masson, 16.
12. Der Ob'n verweist der Kalefok. – Schuster, 928.
13. Der Ofen allein thut's nicht, man muss auch Holz hineinlegen.
14. Der Ofen des Nachbars wärmt auch.
15. Der ofen ist aller becker meister. – Henisch, 227, 60; Petri, II, 103.
16. Der Ofen ist im Sommer Lehm und im Winter ein Diadem.
17. Der Ofen verweist dem Schornstein, dass er schwarz ist. – Winckler, V, 61.
18. Die am Ofen sitzen, klagen am meisten über Frost.
19. Eät säuket nümmes1 biäne2 ächtern Oawen, wenn hai selwer noch nit derächter seäten hiät. (Arnsberg.)
1) Es sucht niemand.
2) Wen, jemand.
20. Ein alter Ofen heizt sich leichter (wird eher warm) als ein neuer.
Frz.: Un vieux four est plus aisé à chauffer qu'un neuf. (Bohn I, 63.)
21. Ein heisser Ofen verbrennt den besten Teig.
22. Ein kalter Ofen macht keine Fliege lebendig. – Sprichwörtergarten, 314.
Feuer erzeugt Feuer, doch nicht ausschliesslich. Wenn das kalte Platin mit kaltem Wasserstoffgas zusammentrifft, so wird es glühend und das Wasserstoffgas brennend, was die Einrichtung der bekannten chemischen Feuerzeuge veranlasst hat. (Vgl. Runge's Chemie.)
23. Ein kalter Ofen macht keine Stube warm.
Die Russen: Der Ofen allein thut es nicht, man muss Glut hineinbringen. (Altmann V, 103.)
[1115] 24. Ein kleiner Ofen braucht wenig Holz. – Winckler, XI, 65.
Gryphius: »Ein kleiner Offen nimbt mit wenig Holz vorlieb.« Dagegen sagen die Russen: Ein kleiner Ofen will oft geheizt sein. (Altmann VI, 468.)
Dän.: Til en liden oon hører lidt brænde. ( Prov. dan., 444.)
25. Einen kalten Ofen herzt (umarmt) niemand. – Eiselein, 499.
Dän.: Ingen omfavner en kold oven, men den warme. (Prov. dan., 434.)
26. Einer führt den andern hinter den Ofen. – Eiselein, 499.
27. Es geschieht nicht des Ofens wegen, dass man ihn wärmt.
Daher sagen die Russen: Der Ofen braucht nicht zu danken, dass man ihn wärmt. (Altmann VI, 485.)
28. Es ist besser, der Ofen fällt vor dem Backen ein, als während desselben.
29. Es ist leichter zwei Oefen zu bauen, als einen zu heizen. – Frischbier2, 2834.
30. Es können nicht alle in Einem Ofen kochen.
31. Es mag einer gegen einen heissen Ofen blasen. – Schulfreund, 87, 117.
Gegen Uebermacht vermag man nichts.
32. Es sucht keiner einen hinterm Ofen, er sei denn vorher dahinter gesessen, darum trauen die Mönche jedem einen Schelmen zu. – Klosterspiegel, 1, 3.
In Schwaben: 'S sucht konner da andra hinderm Offa, ausser'r sei seal dahinna gsein. (Birlinger, 952.)
33. Es sucht keiner kein hinterm Ofen, er sey denn zuuor selbst dahinden gesessen. – Petri, II, 300 u. 469; Franck, II, 8a.
In Schwaben: Es suacht koaner da and'ra hinter'm Ofa, er sei selber hinter'm gwer. (Nefflen, 460.)
Holl.: Niemand zoekt een ander in den oven, of hij is er zelf in geweest. (Harrebomée, II, 157b.)
Lat.: Autumat hoc in te, quod novit pervidus in se. (Seybold, 50.) – Qui fuit in furno, socium sibi quaerit in illo. (Seybold, 490; Chaos, 162 u. 925.)
34. Et hört väl derto, ênen kôlen Aben warm maken. (Bremen.) – Köster, 252.
35. Gegen den Ofen ist bös gapen. (S. ⇒ Backofen 5.)
Holl.: Het is te vergeefs, tegen den oven te gapen. (Harrebomée, II, 157a.)
36. Hengern Owen äs es wârm, wär kenn Geld hott, der äs ârm. – Curtze, 363, 586.
37. Hinter dem ofen ist gut leben. – Franck, I, 49b; Lehmann, II, 267, 74.
Böhm.: Při peci dobré vĕci. (Čelakovský, 225.)
Lat.: Pax est in cella, foris sunt plurima bella. (Chaos, 802.)
38. Hinter dem Ofen wachsen keine Lorbern.
In Warschau heisst es jüdisch-deutsch: Wer es liegt uf'n Piekelick (Ofen), kriegt kein Beigel (eine Art Brezel).
39. Hinter dem Ofen wird man kein Kaufmann.
Lat.: Impiger extremos currit mercator ad Indos. (Horaz.) (Binder I, 710; II, 1391.)
40. Hinterm Ofen ist auch in der Stube.
Als Antwort, wenn jemand gesagt wird, es sei sehr enge, alles besetzt. Man muss eben das Plätzchen nehmen, was man bekommen kann. Auch hinter dem Ofen ist's gut.
Jüd.-deutsch: Hinter dem Auwe is aach Stub. (Tendlau, 896.)
41. Hinterm Ofen ist leicht kriegen. (S. ⇒ Kriegsmann 12.) – Simrock, 7658; Reinsberg IV, 97.
In Luzern: gut briegen? (Schweiz, II, 244, 77.)
Böhm.: Rád jako odĕnec jezdí, a zmužilost jeho za plotem leží. (Čelakovský, 103.)
Frz.: Après la bataille bien des braves.
Lat.: Extra periculum ferox. – In pace leones, in proelio cervi.
Poln.: I baba śmielsza za marem. (Masson, 270.)
42. Im alten Ofen brennt der Teufel.
Wenn alte Jungfern oder Frauen sich verlieben oder Greise noch einmal in den Ehestand treten. Seine Entstehung hat es in einer polnischen Sage, nach welcher sich, wenn ein Haus einstürzt oder abbrennt, der Teufel oder der böse Geist, der im ganzen Hause wirthschaftete, in den Ofen zurückzieht, weil er den Ort, der ihm durch langen Aufenthalt und manchen gelungenen Streich lieb geworden, nicht gern verlassen will. Diesen Ort nun, den sich der Teufel selbst zu einem Asyl gewählt hat, wagt niemand anzugreifen, weil man schreckliches Unglück aus solchem Frevel fürchtet. (Wurzbach I, 184, 70.)
[1116] 43. Im eigenen Ofen ist gut Brot backen.
Dän.: Hvo der gaaer i bye at bage, mister baade kull og kage. (Prov. dan., 44.)
44. Im kalten Ofen bäckt man kein Brot. – Eiselein, 499; Simrock, 7655.
Dän.: Gammel ovn bager og brød. (Prov. dan., 444.)
45. In den kalten Ofen ist übel blasen. – Simrock, 7654; Reinsberg IV, 3.
46. In einem kleinen Ofen braucht man kein gross Feuer.
Holl.: Tot een' kleinen oven heeft men weinig vuur noodig. (Harrebomée, II, 157b.)
47. In 'm kaulen Oben es schlecht Braut backen. (Waldeck.)
Es ist schlecht Brot backen im kalten Ofen.
48. Je heisser der Ofen, je härter das Brot.
49. Je näher beim Ofen, desto wärmer.
Lat.: Fervidior locus est, cui propior focus est. (Binder II, 1130; Neander, 281.)
50. Jeder Ofen ist ein gut Gespann, im Sommer kühl, im Winter warm. – Aarg. Taschenbuch.
Ofenspruch.
51. Kalten Ofen herzt niemand.
52. Kalter Ofen bäckt kein Brot.
53. Kiegen 'n heten Uoaven is nich gud gapen. (S. ⇒ Backofen 7.) (Rheine in Münsterland.) – Firmenich, I, 285, 5.
Lat.: Cornutam bestiam petis. (Faselius, 51.)
54. Kleine Oefen brauchen wenig Holz.
55. Kleine Oefen fangen zuerst Hitze. – Winckler, IX, 69.
56. Let din Aun ek olte wacker warm nud. (Altfries.) – Hansen, 14.
Lass deinen Ofen nicht allzu schnell warm werden; gerathe nicht gleich in Hitze.
57. Man heitzt den Ofen, der einen wermt. – Petri, II, 447; Lehmann, 143, 50; Eiselein, 497.
58. Man hitzt den Ofen, dass er einen wieder wermet. – Lehmann, 910, 38; Sailer, 178.
59. Man kann nicht vor dem Ofen und in der Mühle zugleich sein. – Winckler, IX, 68.
Holl.: Men kan niet te zamen ter oven en ter molen zijn. (Harrebomée, II, 157b.)
60. Man soggt nüms achtern Abnd, o'r man hett sülfs darachter setn. – Eichwald, 13; Schütze, I, 52; für Franken: Frommann, VI, 321, 301; für Waldeck: Curtze, 349, 435; für Hannover: Schambach, I, 70; für Oldenburg: Firmenich, III, 28, 81; für Niederösterreich: Frommann, III, 391, 49; für Iserlohn: Woeste, 77, 606; für Altmark: Danneil, 206; für Baiern: Zaupser, 91; hochdeutsch bei Petri, II, 469; Körte, 4653; Simrock, 7643; Lohrengel, I, 565; Braun, I, 3133.
Die Finnen: Der sucht den andern im Ofen, der selbst im Ofen wohnt. (Bertram, 65.)
Böhm.: Kdo sám rád v pec lazí, ten do druhého to také mní. – Kdo v té peci bývá, jiného tom hledá (mnívá). – Kdo v peci bývá, rád tam jiného ožehem hledá (štárá). (Čelakovský, 372.)
Lat.: Autumat hoc in te, quod novit perfidus in se. (Philippi, I, 53.) – Optimus quisque minus est suspicax. (Binder II, 2438; Lehmann, 40, 6.) – Qui fuit in furno, socium sibi quaerit in illo. (Gartner, 42; Binder II, 2775; Eiselein, 499; Gaal, 1232.)
Poln.: Sam w piecu lega, a drugiego ožogiem sięga (maca). (Čelakovský, 372.)
61. Mit dem Ofen ist schwer um die Wette gähnen. – Simrock, 7656.
Mhd.: Ez dunket mich ein tumber sin, swer waent den oven übergin. (Freidank.) (Zingerle, 111.)
62. 'Ne wârmen Oven ess bässer als 'ne kâle (kalter) Fründ. (Köln.) – Firmenich, I, 473, 69.
63. Nicht alle können sich an Einem Ofen wärmen.
Holl.: Die aan den eenen oven niet mag, gaat tot den anderen. (Harrebomée, II, 157a.)
64. Niemandts suecht einen hinder dem ofen, er sei denn zuvor selbst darhinden gesteckt. – Nas, 102b.
Schwed.: Ingen söker den andra back ugnen, utan han har sjelf vant derför. (Grubb, 394.)
65. Ofen, Bett und Kanne sind gut dem alten Manne. – Pistor., II, 22; Simrock, 7648; Körte, 4650; Braun, I, 3137.
Auch mit dem Zusatz: doch hüt' er sich vor einer jungen Hanne.
[1117] 66. Oefen im Sommer und Soldaten im Frieden sind wenig geschätzt.
Dän.: Ovnen om sommeren og soldaten i fred agtes intet. (Prov. dan., 444.)
67. Ofen ist nicht weit von Pest. – Parömiakon, 3125.
»Es weiss ein jeder, dass zwei Städte in Ungarn nebeneinander, eine heisst Pest, die andere Ofen. So oft eine Pest im Lande grassirt, so oft ist Pest und Ofen beisammen, denn niemals ist man inbrünstiger in der Andacht als zur Pestzeit.« (Abrahamisches Lauberhütt, II.)
68. Ofen und Frau sollen daheim bleiben. – Eiselein, 499; Simrock, 7660.
69. 'S isch nid grad en Ofe g'sch. und Bänk drum ume. – Sutermeister, 139.
70. So muss me kon Ofe fuira, dass 's Fuir an d' Stubendecke schlät. (Oberschwaben.)
71. Was der Ofen bietet, bekommt der Tisch.
Böhm.: Co má pec, to na stůl mec. (Čelakovský, 414.)
72. Wenn der Ofen anfängt, kalt zu werden, hört die Liebe auf, warm zu sein.
73. Wenn der Ofen bittert, so muss man jhn schmieren mit Glimpff vnd Gedult. – Petri, II, 637.
74. Wenn der Ofen heiss ist, merkt man es wol.
Holl.: Als de oven heet is, de mond heeft er gevoel van. (Harrebomée, II, 156b.)
75. Wenn der Ofen zu heiss ist, verbrennt das Brot (der Kuchen).
Holl.: Een oven, te heet gestookt, helpt de heele bakkerij in brand. (Harrebomée, II, 157a.)
76. Wenn der Ofen zu viel bittert vnd kein schmieren hilfft, so muss man jhn gar einbrechen. – Petri, II, 637.
77. Wenn der Ofen zum Teige kommt, ist's Zeit, ihn zu heizen.
Es ist Zeit Hochzeit zu machen, wenn das Mädchen den Mann sucht.
Engl.: 'T is time to set when the oven comes to the dough. (Bohn II, 122.)
78. Wenn einer nah bim Ofe syz, su gang er nem hekte nig 'wärmt danne. – Gotthelf, Geldstag, 195.
79. Wenn man alles hinter dem Ofen lernen könnte, brauchte man nicht auf Universitäten und in fremde Länder zu gehen. – Chaos, 735.
Lat.: Scilicet haud una capitur sapientia sede, sed variis terris quaeritur atque locis. (Binder I, 1592; II, 3038; Philippi, II, 169; Seybold, 541.)
80. Wenn man einen alten Ofen gleich viel schmieret, so raucht er doch. – Petri, II, 665.
81. Wer allzeit hinderm Ofen sitzt vnd Grillen vnd Höltzlin spitzt, vnd fremde Landt nicht beschawt, der ist ein Aff in seiner Haut. – Henisch, 1210, 22; Petri, II, 680; Gerlach, 236; Keil, 26.
82. Wer andere hinterm Ofen sucht, brennt sich grob. – Parömiakon, 2473.
Er klagt sich selbst an und offenbart seine eigene Schalkheit.
83. Wer andere in den Ofen schieben will, muss selbst hinein. – Sutor, 304.
84. Wer den Ofen zu stark heizt, verbrennt das Brot.
Holl.: Wer in der haast den oven stockt, bakt gehorende brooden. (Harrebomée, II, 157b.)
85. Wer einen hinterm Ofen sucht, muss selber dahinter gesteckt haben. – Eiselein, 499; Reinsberg IV, 50.
86. Wer einen warmen Ofen will han, muss selber nach dem Feuer gahn.
Frz.: Feu ne sera jà bien couvert là où il y a autruy sergent. (Leroux, I, 45.)
87. Wer im Ofen gewesen ist, der sucht den andern darin.
Bei Tunnicius (120): De in dem oven is gewest, de socht den anderen dârinne. (In furno quaerit alium nutritus in illo.)
88. Wer neben dem Ofen steht, kann leicht warm werden.
89. Wer nicht in den Offen wil, der legt sich in die quere.
»Sagt man im gemeinen Sprichwort.« (Mathesy Sarepta, 94.)
[1118] 90. Wer nicht selbst hinter dem Ofen gesessen hat, sucht auch keinen andern dort.
91. Wer selber in den Ofen schlafen kriecht, muss nach dem andern nicht mit der Ofengabel stechen. (Ruth.)
92. Wer selbst im Ofen gesteckt, sucht sich einen Gesellen darin.
93. Wer übel in den Ofen schiebt, wie soll der recht Brot herauskriegen.
Frz.: A mal enfourner on fait les pains cornus. (Gaal, 68.)
Holl.: Die altijd met den laatsten oven bakken, het is zelden, dat zij goed brood t'huis krijgen. (Harrebomée, II, 157a.)
94. Wer wider einen grossen Ofen blasen wil, der muss ein gross Maul haben. – Schottel, 1116a.
95. Wessen Ofen geheizt ist, der meint, es sei überall Sommer. – Simrock, 7633; Körte, 4554.
96. Wider einen Ofen ist schlimm gapen.
Dän.: Det er ondt at gabe mod en ovns mund. (Bohn I, 361.)
Engl.: No gaping against an oven. (Bohn II, 97.)
Frz.: C'est folie de béer contre un four. (Bohn I, 11.)
97. Wie man den Ofen heizt, so wärmt er.
Auch russisch Altmann V, 97.
98. Wier um Îwe sässt um nächsten, kâ sich äinjde wärmen am bêssten. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 426.
99. Wird der Ofen kalt, gehn die Freunde bald.
It.: Tanto dura l'amicizia quanto dura il danaro. (Pazzaglia, 10, 19.)
100. Zum kleinen Offen darff man wenig Holtz. – Lehmann, 427, 4.
*101. Alle wie aus Einem Ofen. – Braun, I, 3139.
*102. Bei ihm friert der Ofen.
Lat.: Friget caminus, vel camino alget plus nihil. (Bovill, 165.)
*103. Da könnt' der Ofen einfallen.
So sonderbar, merkwürdig ist das. Jüdisch- deutsch in Warschau gebraucht man beim Eintreten eines seltenen Besuchs die Redensart: Warft heraus dem Ojwen, als wollte man durch irgendein Ereigniss, wie das Einschlagen des Ofens, es verewigen.
*104. Da soll ma ja gleich n' Ofen einschlagn. (Oberösterreich.)
Ausruf wenn etwas Seltenes geschieht.
*105. De Av mênt et gôd. – Schütze, I, 52.
Der Ofen meint es gut, er ist geheizt.
*106. De könnt Awens utschmere. – Frischbier2, 2835.
Der Bettler.
*107. De Oewe is katolsk. (Westf.)
Scherzweis, wenn er heiss ist; ob wegen der Lautähnlichkeit aus calidus zusammengezogen?
*108. Den Ofen hüten. – Braun, I, 3134.
Sich gern in der Nähe des warmen Ofens aufhalten, auch zu Hause sitzen.
Frz.: Faire couvade. (Kritzinger, 186b.)
*109. Der Ofen ist nicht für ihn geheizt.
Es geschieht nicht seinetwegen, ihm wird davon nichts aufstossen.
Frz.: Ce n'est pas pour vous que le four chauffe. (Kritzinger, 329a.)
*110. Der Ofen schilt den Schornstein: schwarzer Gesell.
Holl.: De oven verwijt den schoorsteen, dat hij zwart is. (Harrebomée, II, 156b.)
*111. Der Ofen wird bei ihr bald einfallen. – Eiselein, 499.
Von einer ihre baldige Entbindung erwartenden Frau.
*112. Der Ofen würde eingefallen sein, wenn er gebacken hätte.
Von jemand, der bei allen seinen Unternehmungen Unglück hat.
Frz.: Si ieusse voulu cuire, le font fust cheut. (Bovill, I, 226b.)
*113. Der Of'n ist y g'falle. (Schaffhausen.) – Schweiz, II, 168, 8.
Die Frau ist niedergekommen. In den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens hat man, um zu sagen: Wann kommt die Frau nieder? die Redensart: Wann gibt's Erbsen? (Quando fareno li ceci?) oder man sagt, wenn die Niederkunft einer Frau bald erwartet wird: Wollen wir nicht die Erbsen werfen? (Vogliamo far li ceci?) Es herrscht nämlich dort die Sitte, dass wenn das Kind nach der Taufe wieder nach Hause kommt, eine Frau, in der Regel die Hebamme, an der Thür erscheint und geröstete Erbsen auf die Strasse wirft, [1119] auf welcher sich dann andere Kinder versammeln, die, während sie jene Frau beim Namen rufen, sich gegenseitig drängen, stossen und schlagen, indem jedes soviel als möglich von den Erbsen zu erhaschen bemüht ist. Bei wohlhabenden Leuten wurden wol auch Süssigkeiten ausgeworfen, zur Zeit beschränkt sich der ganze Gebrauch aber nur auf die Aermern und auf Erbsen. Daher die obige Redensart. (Vgl. Gebräuche in den griechisch-albanesischen Colonien Siciliens in Frenzel, Unterhaltungen am häusl. Herd, II, 954.) Die neugeborenen Kinder werden aus dem Bach oder Fluss, aus dem Walde oder aus der Grube geholt. In Oesterreich reisen die Wöchnerinnen nach Rom, um sie zu holen. (Baumgarten, III, 7.) An andern Orten wachsen die Kinder auf Bäumen oder Sträuchern, oder der Storch bringt sie wie in Schlesien, der Rabe wie in Böhmen. – In der Mark heisst es, um die Niederkunft zu bezeichnen: Die Heiden sind eingebrochen. Die Wenden der Oberlausitz sagen: Der Ofen ist uns eingestürzt. In Holland sagt man, wenn eine sehr junge Frau entbunden worden ist: Das Lamm hat gelämmert; wie man in Frankreich und Italien Kindern das Dickwerden der Schwängern mit den Worten erklärt, sie sei von einer Schlange gebissen worden. Zur Bezeichnung der Niederkunft einer Frau haben die Franzosen auch die Redensart: Kleine Pasteten ausschneiden, und die untern Volksklassen sagen: Pisser des os. (Reinsberg VII, 17.)
*114. Doa söllet' mer 'n Ouf'n (Ofen) ei'warfen. (Franken.) – Frommann, VI, 321, 302.
Ausruf der Verwunderung, z.B. bei einem unerwarteten Besuch.
*115. Du bläsest in einen kalten Ofen.
Lat.: Littori loqueris. (Binder I, 885; II, 1683; Philippi, I, 227; Erasm., 389.)
*116. Einen hinter den Ofen führen. – Eiselein, 499.
*117. Er hat aus mehr als einem Ofen Brot gegessen.
Der Vielerfahrene.
*118. Er hat erst aus Einem Ofen Brot gegessen.
Er ist noch nicht aus dem Vaterhause weggekommen.
*119. Er hat (ist) hinter demselben Ofen gesessen. – Eiselein, 499; Braun, I, 3140.
*120. Er ist in einem heissen Ofen gebacken.
Holl.: Hij is in een' heeten oven gebakken. (Harrebomée, II, 157a.)
*121. Er ist nicht hinter dem Ofen der Mutter weggekommen.
Die Isländer sagen von einem solchen Menschen: Nichts ist unbeholfener als ein lahmer Bär, ein leckes Schiff und ein Bursche, der nie hinter dem Ofen weggekommen ist. (Reinsberg VII, 73.) In Böhmen sagt man: Hinter dem Ofen wird ein Kalb erzogen. Doma se vychová tele. (Čelakovský, 287.)
Frz.: Cet homme n'a rien vu que par le trou d'une bouteille. (Lendroy, 220.) – Il n'a jamais bougé du coin de son feu. (Leroux, I, 46.)
*122. Er ist nicht hinter dem Ofen hervorgekommen. – Frischbier2, 2833.
Holl.: Hij is achter den oven opgevoed. (Harrebomée, II, 157a.)
*123. Er könnte hinterm Ofen der Brüthenne das Nest hüten.
Spott auf feige Soldaten oder verweichlichte Menschen überhaupt.
*124. Er liegt hinterm Ofen und wärmt sich die Zähne.
Versuch, die Preisaufgabe des Nichtsthuns zu lösen.
*125. Er will sich an jedem Ofen wärmen, aber keinen bauen.
*126. Es ist eben als wann einer in einn kalten ofen blässt. – Franck, II, 20a; Eiselein, 499.
Von erfolgloser Arbeit, unnützem Treiben.
Lat.: Littori loqueris. (Seybold, 281.)
*127. Es ist ein hübscher Ofen im Haus. – Eiselein, 499.
Ofen steht wie Geige sehr oft für Frau, und so auch hier.
*128. Es ist ein Ofen hier.
Wird gesagt, wenn jemand zugegen ist, der das, was man bespricht, nicht hören soll. (S. ⇒ Schindeln.)
*129. Gegen einen heissen Ofen blasen.
Vergeblicher Kampf mit der Uebermacht.
*130. Geht zum Ofen und wärmt euch. – Schöpf, 480.
*131. Hinter dem Ofen sitzen und die Kacheln ausblasen.
D.i. faulenzen.
*132. Hinterm Ofen bleiben wie der Essigkrug.
»Sie ist heusslich, vnnd bleibet bey jhrem Manne vnd jhrem Hause hinterm Ofen, wie der Essigkrug.« (Mathesy, 164b.)
[1120] *133. Hinterm Ofen sitzen und halbe Batzen schwitzen. – Mayer, II, 140; Braun, I, 3136.
Von Trägen.
*134. Ich habe auch hinter diesem Ofen gesessen. – Grubb, 395.
*135. Ich will ihm den Ofen warm machen.
Holl.: Het is voor u, dat de oven geheet wordt. (Harrebomée, II, 157a.)
*136. Immer hinter dem Ofen sitzen.
Müssig zu Hause bleiben. Um das Daheimbleiben verhüllend zu bezeichnen, sagt man in Warschau jüdisch-deutsch: Er wett fuhren drei Meil hinter'n Ojwen. Auch der Pole sagt: Pojedzie trzy mile za piec.
Frz.: Il ne bouge du coin de feu.
*137. In einen kalten Ofen blasen. – Chaos, 393.
Sich vergeblich bemühen. » ...Was jm der vatter rieht, das was alles, als so einer in ein kalten ofen bliess.« (Pauli, Schimpff, LXI.)
Frz.: Travailler en vain. (Kritzinger, 690b.)
Lat.: Parieti loqueris. (Philippi, II, 82; Seybold, 426.)
*138. In einen kalten Ofen Brot schieben. – Eiselein, 499.
Lat.: In frigidum formum panes inmittere. (Binder I, 738; II, 1434; Erasm., 399; Philippi, I, 196; Seybold, 240.)
*139. Iss doch, oas wenn man a Ufen lauste. – Gomolcke, 652.
*140. Jetzt (nun, noch) ist der Ofen heiss.
Jetzt (noch), ist die Gelegenheit günstig, das Eisen glüht (noch), schmiede. Die Perser: Du kannst so lange backen, als der Ofen heiss ist. Die Hebräer: Während dein Feuer brennt, schneide den Kürbis und brate ihn. (Reinsberg III, 8).
*141. Kannst hingre Awe gahne Kên (Kien) spôle. – Frischbier2, 2836.
*142. Me chönt e hinderem Ofe verkaufe. – Sutermeister, 88.
Von einem gedankenlosen, schwachköpfigen u.s.w. Menschen, der das Schiesspulver nicht erfunden hat, wofür sich a.a.O. auch folgende Redensarten finden: Er het no Fülizäh. Er hett de Kopf au scho verlore, wenn er em nid agewachse wer. Er het d' Hoar de lätz (vgl. Stalder, II, 167) wäg gestrêlt. Er ist hundsjung und chalbernärsch. Er het en Mählsack uf der Zunge. Me muess em en Knopf a d' Nase mache.
*143. 'S isch g'rad' wie me thät in-n-e chalte-n Ofe-n-ynn blose. (Solothurn.) – Schild, 73, 192; Sutermeister, 92.
Von fruchtloser Mühe.
*144. Schlag' den Ofen ein! – Tendlau, 458.
Ausruf bei einem seltenen, daher überraschenden, jedoch willkommenen Besuch. Sinn wahrscheinlich um Platz für einen seltenen Besuch zu erhalten.
*145. Sie sind in Einem Ofen gebacken.
In Einem Neste ausgebrütet worden, von Einem Schlage.
*146. Sin Auen es sa bald hadt. (Sylt.)
Sein Ofen ist so bald heiss.
*147. Wenn der Ofen (grün) ausschlagen wird.
148. Am kalten Ofen verbrennt man sich nicht.
149. Am warmen Ofen verfriert man nicht. (Rheinpfalz.)
150. Ein deutscher Ofen wärmt besser als ein französischer Kamin.
»Dass man hier das Feuer lodern sieht, ist angenehmer, aber Frost im Rücken – deutscher Ofen, wie wärmst du treu und scheinlos.«
151. Ein warmer Ofen braucht wenig Holz. (Rumänisch.) – Neue Freie Presse, 4592.
152. Hinterm Ofen fängt man keinen Hasen. – Comotovia, 1876, S. 64.
153. In Richters Ofen liegen junge Palmen.
Ein bekannter Spruch zur Bezeichnung der Sonntage vor Ostern: Invocavit, Reminiscere, Oculi, Lätare, Judica, Palmarum.
154. Ja, hinter dem Ofen stehen die Holzschuh. – Pauli, Schimpff, 393.
155. Je näher dem Ofen, je näher der Hitze.
Dies Sprichwort, welches eine Erfahrung ausspricht, die jeder täglich bei einem geheizten Ofen machen kann, ist geschichtlichen Ursprungs. Es verdankt denselben dem Feldzuge der Deutschen gegen die Türken im Jahre 1684. Ein Reichsheer von 90000 Mann unter dem Herzog von Lothringen stand vor Ofen, das von 14000 Janitscharen vertheidigt wurde. Dazu sandte der Kurfürst von Brandenburg ein Hülfsheer von 8000 Mann, eine von dem brandenburgischen Feldmarschall Hans Ad. von Schöning befehligte Kerntruppe. Diese Brandenburger standen überall in erster Linie und empfanden die Wahrheit des damals aufgekommenen Sprichworts: »Je näher dem Ofen, je näher der Hitze.« (Vgl. Daheim, Leipzig 1875, Nr. 18, S. 281.)
156. Wer sich selbst gern hinter dem Ofen dehnt, gar leicht auch den andern dahinter wähnt. – Wenzig, 80.
157. Zu schnell aus dem Ofen, gibt teigig Brot. – Herberger, Herzpostille, II, 53.
Adelung-1793: Probier-Ofen, der · Temper-Ofen, der · Pasteten-Ofen, der · Cement-Ofen, der · Ofen, der
Brockhaus-1837: Ofen [2] · Ofen [1]
Brockhaus-1911: Ofen · Öfen · Elektrischer Ofen · Berliner Ofen · Drei Männer im feurigen Ofen
DamenConvLex-1834: Pesth und Ofen · Ofen (Haushalt) · Ofen (die Stadt)
Herder-1854: Ofen [2] · Ofen [1]
Lueger-1904: Mansfelder Ofen · Puddeln, Puddeleisen, -maschine, -ofen, -prozeß, -schlacke, -stahl · Rachette-Ofen · Herreshoff-Ofen · Lockfeuer, -kamin, -öfen · Malétra-Schaffner-Ofen
Meyers-1905: Ofen [2] · Ofen [1] · Kindlerscher Ofen · Schaumburger Ofen · Openhearth-Ofen · Ofen [3] · Kasseler Ofen · Berliner Ofen · Appoltsche Ofen · Alt-Ofen · Elektrische Öfen · Devillescher Ofen · Claytonscher Ofen
Pierer-1857: Hoher Ofen · Halbhoher Ofen · Öfen · Ofen [2] · Ofen [1] · Gebet der drei Männer im feurigen Ofen · Berliner Öfen · Alt-Ofen · Buschische Öfen · Eierausbrüten in Öfen · Chemischer Ofen
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