Friede

1. Alter Friede wird leicht erneut.Körte, 1595.

Holl.: Oude vrede wordt ligtelijk vernieuwd. (Harrebomée, II, 409.)

Lat.: Lites praeterite facile fiunt renovate. (Fallersleben, 581.)


2. Am Frieden ist mehr gelegen, dann am Recht, denn die Recht sind vmb Fridenswillen gemacht.Lehmann, 215, 56.


[1205] 3. Begerstu fried vnd gute Tag, so sihe vnd hör, schweig vnd ertrag.Petri, II, 32.


4. Bei Reinickens Friede vnd anstand keren die Hüner die Bein vber sich.Lehmann, 212, 18.

»Domitian und Nero haben auch den Frieden gewollt, aber es war der Friede der Gräber.« (Westdeutsche Zeitung, Köln 1849, Nr. 84.)


5. Besser beschwerlicher (oder gekauffter) frid als gerechter Krieg.Henisch, 1241; Petri, II, 34.


6. Besser ein Bewrischer frid, denn Burgerischer Krieg.Henisch, 1241; Lehmann, II, 47, 27; Simrock, 2785; Sailer, 111; Sutor, 60.

Dän.: Fattig fred er bedre en rig krig. (Prov. dan., 196.)


7. Besser frid bey kleinem Gut, denn Reichthumb der schaden thut.Henisch, 1241; Petri, II, 36.

Holl.: Beter vrede houden, dan vrede maken. (Harrebomée, II, 408.)


8. Besser Friede bei Brot und Salz, denn Streit bei Braten und Schmalz.

Frz.: Mieux vaut pain sec et la paix, que bonne chère et querelle. (Cahier, 1499.)


9. Besser Friede im Hause als ausser dem Hause.Reche, I, 19.


10. Besser Friede machen, wenn man will, als Friede bitten, wenn der Feind will. (S. 54.)


11. Besser gewisser frid, denn verhoffter (ungewisser) Sig.Henisch, 1241; Petri, II, 37; Simrock, 2787; Körte, 1593.

Frz.: Une paix certaine est bien meilleure qu'une victoire espérée. (Gaal, 534.)

It.: È molto meglio una certa pace, che una sperata vittoria. (Gaal, 534; Pazzaglia, 256, 8.)

Lat.: Melior est tuta pax, quam sperata victoria. (Gaal, 534.)

12. Besser kein Friede als ein halber.

Als dem Herzog Otto von Sachsen von Kaiser Heinrich IV. ein verdächtiger Friede angeboten wurde, antwortete er: »Wir begehren entweder einen ganzen Frieden oder gar keinen.« (Zinkgref, I, 113.)


13. Besser kein Friede, als ein halber, sagte die Ratte zur Katze, und setzte sich zur Wehr.

Holl.: De vredeliieendheid is uit de wereld, zei Filippijn, en hij zag eene kat met eene rat vechten. (Harrebomée, I, 191.)


14. Bey Fried wonet Gott, wo Vneinigkeit ist, da regieret der Teuffel.Petri, II, 42; Henisch, 839, 45.


15. Da ist guter frid, da gute hute ist.Henisch, 1241.

Lat.: Ibi pax, ubi custodia. – Incustoditum captat ovile lupus. (Henisch, 1241.)


16. Das ist ein schlechter Friede, den man den Gliedern gibt und unterdess dem Haupt zusetzt.

Ein Ausspruch des Herzogs Otto von Sachsen. (Zinkgref, I, 113.)


17. Der beste Friede ist unter gleichen Feinden.


18. Der bricht den Frieden zuerst, der am ersten heimliche Kriegspraktiken macht.Opel, 389.


19. Der ewige Friede ist auf dem Kirchhofe. Simrock, 2792; Eiselein, 189.


20. Der frid Christi vberschwebt alle sinn. Franck, I, 54a.

Lat.: Pax Christi exsuperat omnem sensum.


21. Der frid im Hauss muss von der frawen herkommen.Henisch, 1197; Petri, II, 88.


22. Der Fried' ist gut, aber wer die Prügel bekommen, muss sie behalten.

Dän.: Freden er ei saa god, at hvo skade faar, han jo beholder den. (Prov. dan., 196.)


23. Der friede Gottes ist höher denn alle Vernunfft.Petri, II, 14. beruht auf Philippi, 4, 7.


24. Der Friede hat stets an den Galgen gebracht die Schelme, die der Krieg gemacht.

Frz.: La paix pend les voleurs, et la guerre les met en honneur. (Cahier, 1853.)

It.: La guerra fa i ladri e la pace gl' impicca.


25. Der Friede ist das beste Kleinod.

Dän.: Fred er en faver stang; brydes hun, der vil sølv til at lodde hende med igien. (Prov. dan., 195.)

Lat.: Melior tutiorque certa pax quam sperata victoria. (Philippi, I, 24.)


26. Der Friede ist ein edler Schatz und hat doch unter den Menschen so wenig Platz.


27. Der Friede wird nicht mit Feder und Tinte (oder: mit dem A-b-c), sondern mit dem Schwert erhalten.Opel, 388.

Lat.: Quies gentium sine armis haberi nequit.


[1206] 28. Der Frieden frisst mehr Soldaten als der Krieg.


29. Der hat stets Friede, der sich in nichts mischt.


30. Der vnrichtigste frid ist besser denn der gerechteste Krieg.Henisch, 1241.


31. Des lieben Friedens halben lässt man sich viel gefallen.Simrock, 2788.


32. Die Fried und Freiheit mit dem Verlust ihrer Länder erhalten wollen, verlieren Friede, Freiheit, Land und Leute miteinander. Opel, 382.

Bezieht sich auf Zustände des Dreissigjährigen Kriegs.


33. Durch betrüglichen Frieden kann eines Volks Freiheit, durch Krieg gewunnen, wieder verloren werden.Opel, 392.


34. Ein Friden ist besser als zehn Victorien. Sutor, 60.


35. Ein Friede ist besser als zehn Siege.

Vorausgesetzt, dass er einem Volke nicht zur Schmach gereicht.


36. Ein schändlicher Friede schadet mehr als zehn verlorene Schlachten.


37. Ein unbilliger Friede ist besser, als ein rechtmässiger Krieg.

»Den Frieden auf Kosten der Freiheit wollen, ist feig.« (Westdeutsche Zeitung, Köln 1849, Nr. 84.)

Lat.: Est pax villana melior, quam pugna Trojana. (Gaal, 535; Sutor, 60.)


38. Es ist besser frid im Land, denn Römische felde (?).Henisch, 1062.

Holl.: Beter vrede met het dorp dan strijd met Rome. (Harrebomée, II, 408.)


39. Es ist besser vnrechter Fried, denn gerechter Krieg.Lehmann, 214, 1.


40. Es ist kein Fried im Schloss, sagt Hans Weser, traf ihn ein Schloss', als er den Kopf zum Fenster ausstosst.Fischart; Hoefer, 1120.


41. Es ist kein Fried, so einer mit dem Frieden macht, der einen gern zu seim Schlauen (Sklaven) vnnd Esel wolt machen.Lehmann, 214, 43.


42. Es kan keiner lenger friede haben, denn sein nachpawr wil.Agricola I, 241; Petri, II, 280; Henisch, 1242; Gruter, I, 53; Lehmann, 526, 15; Latendorf II, 10 u. 20; Lehmann, II, 127, 130; Schottel, 1135a; Siebenkees, 167; Opel, 312; Graf, 529, 334; Simrock, 2789; Eiselein, 188; Körte, 1597; Körte2, 1979; Kirchhofer, 205; Ramann, I. Pred., I, 201; Pistor., X, 24; Ramann, Samml., IV, 1; Hollenberg, III, 5.

»Frieden nur so lange währt, als dein Nachbar ihn begehrt.« – »Ich halte mich still, so lang der böse Nachbar will.« (Spruchreden, 395.)

Dän.: Den gode har ei længer fred end den onde lyster. – Man har ei længre fred, end sin naboe vil. (Prov. dan., 196.)

Holl.: Niemand kan langer vrede hebben, dan zijn nabuur wil. (Harrebomée, II, 409.)

It.: Nessuno può star piu tempo in pace di quello che vogliono gli suoi vicini. (Gaal, 536.)

Lat.: Inter finitimos vetus atque antiqua simultas. (Juvenal.) (Binder I, 786; II, 1532; Philippi, I, 206; Seybold, 253.)

Ung.: Senki tovább nem lehet békeségben, hanem csakaddig még a szomszédja akarja. (Gaal, 536.)


43. Es wird Friede sein, wenn alle Uhren im Lande werden eins schlagen.

Nämlich gleichzeitig.


44. Es würd' ein ewiger Friede sein, gäb's keine Händel um Mein und Dein.

It.: Gran pace sarebb' in terra se non vi fosse nè mio, nè tuo. (Pazzaglia, 256, 10.)


45. Es würde Fried' auf Erden sein, wären nicht die Wörter Mein und Dein.


46. Frêd' niäred, Ünfrees fortiäred. (Sylt.) – Haupt, VIII, 367, 268.


47. Frees nêret, Üünfrees têret. (Amrum.)


48. Frid bringt Reichtumb, Reichtumb macht vbermuth, vbermuth bringt Krieg, Krieg macht Armuth, Armuth macht Demuth, demuth macht fried.Lehmann, 215, 52.

Frz.: Paix engendre prospérité, de prospérité vient richesse, de richesse orgueil et volupté, d'orgueil contention sans cesse, contention la guerre adresse, la guerre engendre pauvreté, pauvreté humilité, d'humilité revient la paix, ainsi retournent les humains. (Leroux II, 277.)

It.: Di prudenza, pace; di pace, abondanza. (Cahier, 3072.)


49. Frid erhelt gute zeit im Lande.Henisch, 124.


[1207] 50. Frid hab mit iederman, krieg solt mit lastern ho'n.Franck, I, 72b; Lehmann, 173, 28; Steiger, 474; Körte, 1590; Sailer, 317.

Wahlspruch Kaiser Otto's II.

Dän.: Hold fred med hvermand, og krig med synd og last. (Prov. dan., 193.)


51. Frid ist besser dann Krieg, weil vngewiss ist der Sig.Henisch, 1242.

Aus diesem Grunde haben die Freunde des Friedens um jeden Preis schon lange an der Herstellung eines allgemeinen Weltfriedens gearbeitet und für diesen Zweck Friedenscongresse im Jahre 1848 zu Brüssel, 1849 zu Paris, 1850 zu Frankfurt a.M. abgehalten. Eins der thätigsten Mitglieder dieser Friedensgesellschaft, Elihu Burrit, hat als Mittel die Einsetzung eines Völkergerichtshofs vorgeschlagen. (Deutsche Schnellpost vom 23. Aug. 1850.) In neuester Zeit Napoleon III. einen europäischen Congress.

Lat.: Nulla salus bello, pacem te poscimus omnes. (Virgil.) (Philippi, II, 52.)


52. Frid ist ein edler Schatz vnd hat dess wenig platz.Henisch, 1242.


53. Fried bringet alles gut, vnd ist besser als krieg.Henisch, 322.


54. Fried bringt gute jahr.Franck, I, 162b; Lehmann, II, 173, 27; Winckler, XVI, 43.

It.: Dalla prudenza viene la pace, e dalla pace l'abbondanza. (Pazzaglia, 256, 4.)

Span.: Hayamos paz, y moriremos viejos. (Cahier, 3624.)


55. Fried düngt den acker wol,Franck, I, 162b; Simrock, 2779; Sailer, 187; Körte, 1592; Graf, 525, 325; Braun, I, 555.

Lat.: Pax Cererem nutrit, pacis alumna Ceres. (Gaal, 539.)


56. Fried ernehret, vnfried verzehrt.Petri, II, 316; Henisch, 1242; Lehmann, 176, 39; Gruter, III, 39; Hermann, III, 2; Bücking, 226; Proverbs, 483; Hollenberg, I, 35; Beyer, I, 265; Bremser, 21; Müller, 20, 1; Kirchhofer, 150; Körte, 1588; Sailer, 80; Simrock, 2780; Braun, I, 554; Gaal, 538; Eiselein, 188; Mayer, I, 123; II, 224; Ramann, Samml., IV, 5; für Waldeck: Curtze, 348, 421.

Dän.: Bedre at giemme end giøre fred. (Prov. dan., 56.) – Fred forhverver, krig fordærver. – Fred formeerer, ufred adspreder. – Freden føder, krigen øder. – Freden nærer, krigen tærer. (Prov. dan., 196.)

Engl.: By wisdom peace, by peace plenty. (Bohn II, 143.)

Frz.: La concorde fait tout prospérer, la désunion est la source de tous les maux. – La paix amasse, la guerre dissipe. – Paix engendre prospérité, guerre engendre pauvreté.

Holl.: Vrede gedijt, oorlog verslijt. (Harrebomée, II, 409.)

It.: È meglio conservar la pace che farla. (Pazzaglia, 256, 6.)

Lat.: Ira odium generat, concordia nutrit amorem. (Cato.) (Binder II, 1568.)


57. Fried helt mann so lang als nutz vnnd gut ist, vnd man den borer bey der Handt hatt. Lehmann, 214, 35.


58. Fried im Haus, Glück im Stall, Mist im Feld – wer damit nicht kann hausen, passt nicht in die Welt.


59. Fried ist der hertzen freud.Lehmann, 213, 26.

Dän.: Fred er fryd. (Prov. dan., 194.)

Frz.: Peu de paix est don de Dieu. (Leroux, II, 282.)


60. Fried ist gut für Sieger und (Unter-)Lieger.

Dän.: Fred er nyttig for seyervinderen, og fornøden for den som taber. (Prov. dan., 194.)


61. Fried ist gut Wildpret, man muss aber lang darnach jagen.Petri, II, 316; Henisch, 1242.


62. Fried ist gut zu machen, wenn die mitler den Friedbrecher wollen vor jhren feind halten.Lehmann, 212, 15.


63. Fried ist offt nur Garn, damit mann die leut beruckt.Lehmann, 213, 24.


64. Fried ist offt voll misstrawen.Lehmann, 215, 51.


65. Fried ist zu machen per oblivionem rerum praeteritarum.Lehmann, 212, 17.


66. Fried muss mann offt mit gewalt machen, nicht mit worten.Lehmann, 214, 40.


67. Fried ohn Warheit ist nur Gifft.Petri, II, 316; Henisch, 1242.


68. Fried vmb Gelt mit maltern gemessen, ist wolfeil.Lehmann, 213, 29.

Dän.: Fred skal man dyrt kiøbe. (Prov. dan., 195.)


69. Fried vnd ein newgebawet Hauss sind nimmer zu thewr.Gruter, III, 39; Lehmann, II, 176, 40; Simrock, 2784.

[1208] Dän.: Fred og vel bygt huus, kiøbes ei for dyrt. (Prov. dan., 196.)

Frz.: Acheptez paix et maison faicte, et vous gardez de vieille debte, ainsi de tomber en un puis et d'un trou où il n'y a point d'huys. (Leroux, II, 124.)


70. Fried vnd Einigkeit hat alle Stette gebawet. Petri, II, 316; Simrock, 2781; Graf, 525, 326; Braun, I, 558; Körte, 1589.


71. Fried vnd einigkeit macht alle müh vnd arbeit süss.Henisch, 839, 1.


72. Friede den Lebenden, Ruhe den Todten!

Dän.: Den levende fred, den døde ro. (Prov. dan., 194.)


73. Friede der Gewalt wird nicht alt.

It.: La pace disarmata è debole, la sforzata non è durabile. (Pazzaglia, 256, 11.)


74. Friede erfüllt das Gesetz.

It.: La pace è il compimento della legge. (Pazzaglia, 256, 15.)


75. Friede erhalten ist besser als Friede machen.

Dän.: Bedre at giemme end giøre fred. (Prov. dan., 56.)

Holl.: Beter vrede houden dan vrede maken. (Bohn I, 301.)


76. Friede ernährt, Unfriede verzehrt, sagte der Frosch zum Storch.

Holl.: Vrede best, zei de kikker tegen den ooijevaar. (Harrebomée, II, 409.)


77. Friede im Dorfe ist besser als Krieg in der Stadt.


78. Friede ist bald müde.


79. Friede ist mehr als Recht.


80. Friede macht das Land lustig.

Aber zuweilen auch faul. (S. Gesindel.)


81. Friede öffnet alle Schleusen.


82. Friede und Einigkeit sind die besten Vormauern einer Stadt.

It.: Viver in pace et equità è vera muraglia d'una città. (Pazzaglia, 414, 18.)


83. Friede und Wergeld steht auf des Armen Hals.Graf, 323, 287.

Nach Erstarkung des öffentlichen Rechtszustandes fand auch der Arme, der bisher so gut wie schutzlos gewesen war, Schutz gegen verbrecherische Angriffe auf Leib und Leben. Auch wer ihn beschädigte, musste Wergeld zahlen.


84. Friede, wie bist du so ein edler Schatz und hast bei den Leuten so wenig Platz.Hertz, 13.


85. Frieden, Mass und Freud', mehr'n die Lebenszeit.


86. Frieden und wenig ist besser als Streit und ein König.

Besser ein kleines Vermögen mit Ruhe, als Ueberfluss mit Streit und Unruhe.

Frz.: Paix et peu.


87. Friedens halber lass dir was gefallen, sagte der Storch zum Frosch, als er ihn frass.


88. Gefärbter fried hält nicht farb.Lehmann, 212, 13.

Dän.: Falsk fred giør ny krig. (Prov. dan., 194.)


89. Grossen frid trennet ein klein Säcklein mit Gold.Petri, II, 360; Henisch, 1241; Simrock, 3838; Sailer, 114.


90. Guten fried vnd recht gericht, Ein eben mass vnd gewicht.Henisch, 818.


91. Hast du es auf Frieden stehn, so lass dich geharnischt sehn.Gaal, 537.


92. Ich will Frieden haben mit meinem Volke.

Dies herrliche Fürstenwort gehört dem im März 1864 verstorbenen Könige Maximilian II. von Baiern an und ist in wenigen Jahren sprichwörtlich geworden. Als im Jahre 1859 das Ministerium v.d. Pfordten entlassen worden war, wollten die Gemeindebevollmächtigten der Stadt Würzburg den liberalen Appellationsgerichtsrath Dr. Weiss, der als Abgeordneter der Opposition gegen die Regierung angehörte, zu ihrem Bürgermeister wählen. Da seine Tüchtigkeit nicht zu bemängeln war, so kam blos die Bestätigung in Frage. Der König entschied nun dahin: »Den politischen Kampf gegen Dr. Weiss in irgendwelcher Form fortzuführen, halte ich für durchaus nicht mehr geeignet; ich will Frieden haben mit meinem Volke und den Kammern; deshalb habe ich das Ministerium gewechselt; die Weiss'sche Frage ist deshalb von meiner Seite in das Stadium des Vergessens eingetreten, und ich werde den Dr. Weiss, wenn er zum Bürgermeister in Würzburg gewählt wird, in dieser Eigenschaft bestätigen.« (Neue Münchener Zeitung, 1859, Nr. 137; Büchmann, 199.)


93. Im allerbesten Frieden darf es der allerbesten Hut.Geiler.


94. Im fride leben ist der beste Schatz auff Erden.Henisch, 1242; Petri, II, 399.


[1209] 95. Im Frieden baut man keine Schanzen. (S. 131 u. 133.)


96. Je tiefer Fried, so besser Hut.


97. Jedermann soll Friede stärken.Graf, 5, 85.


98. Kauffe frieden, so ist das Hauss gebawet. Gruter, III, 57; Lehmann, II, 316, 5.


99. Lass mich in Frieden, sagte die Maus zur Katze.


100. Man muss Friede machen, wenn man noch kämpfen kann. (S. 10.)

Lat.: Dextra gerat gladium, pacem manus altera monstret. (Binder I, 311; II, 753; Philippi, I, 117; Seybold, 122.)


101. Man schätzt den Frieden erst, wenn man den Krieg gekostet hat.

It.: La pace non si stima, se provata non s' ha la guerra prima. (Pazzaglia, 256, 12.)


102. Man soll mit jedermann Fried' halten, sofern man Gottes Fried' nicht darüber verliert. Opel, 396.


103. Mancher hat nicht fried, mann schlage jhm dann die Haut voll.Lehmann, 214, 42.


104. Mancher hielt gern fried, wenn er könte für andern.Petri, II, 450.


105. So man frid haben kan, soll man keines Krieges begeren.Henisch, 1243; Petri, II, 536.

Dän.: Saa længe een maa være med fred, skal man ei søge ufred. (Prov. dan., 194.)


106. Soll der Friede Dauer ha'n, so muss er auf Recht bestahn.

Dän.: Hvor fred skal være vaanhaftig, maa justiz ei være landflygtig. (Prov. dan., 195.)


107. Um des lieben Frieden lass dir was1 gefallen! (S. 111.)Eiselein, 189.

1) Aber dies Was muss eine vernünftige Grenze haben.

Lat.: Ut habeas quietum tempus, perde aliquid. (Eiselein, 189.)


108. Um Friede im Hause zu haben, muss der Mann taub und die Frau blind sein.Gaal, 540.

Engl.: The husband must not see, and the wife must be blind. (Gaal, 540.)


109. Verstellter Friede schadet mehr als offener Krieg.

It.: Noce più la pace simulata che la guerr' aperta. (Pazzaglia, 256, 13; Cahier, 3016.)


110. Ungerechter (unbilliger) Friede ist besser als ein gerechter (rechtmässiger) Krieg. Braun, I, 557; Simrock, 2786; Körte, 1594; Graf, 423, 161 u. 529, 336.

Andere sind anderer Meinung, sie sagen: Zehn verlorene Schlachten schaden weit weniger als ein schändlicher Friede. Die Türken sagen: Keinen Frieden, wenn er nicht vortheilhaft ist.

Dän.: Bedre uret fred end retfærdig krig. (Prov. dan., 194.)


111. Von frids wegen muss man etwas thun vnnd nachgeben. (S. 107.)Franck, I, 145a.

Dän.: Hvo som tragter efter forlig, tragter efter fred. (Prov. dan., 179.)

Lat.: Ut quietem habeas, perde aliquid. (Philippi, II, 238.)


112. Während einer um Frieden betet, schlagen sich zwei andere Beulen.


113. Wem der fried wol thut, der helt sein Zung in hut.Petri, II, 622.


114. Wenn der Fried sich läst drehen, so ist er leicht zu uerdrehen.Lehmann, 212, 14.


115. Wenn der Friede schliesst das Thor, so schieb er auch die Riegel vor. (S. 119.)


116. Wenn du im Frieden bist, so denke an den Streit, und wenn du im Streit bist, erinnere dich, dass du Frieden schliessen kannst.


117. Wenn du willst im Frieden walten, so musst du leiden und still halten.

Engl.: He that would live in peace and rest, must hear and see and say the best.

Frz.: Qui veut conserver la paix, patiente et se taise.

It.: Supporta e tace, chi conservar vuol pace.


118. Wenn Friede ist, fehlt es nicht an tapfern Soldaten.


119. Wenn man frieden beschleust, so thuts offt von nöten, das mann noch ein Rigel darzu vor die Thür machet. (S. 115.)Lehmann, 213, 30.


120. Wer den Frieden binnen den gebundenen Tagen bricht, den schirmen die gebundenen Tage nicht.Graf, 382, 523; Homeyer, Sachsensp., II, 10, 4.

Strafbare Handlungen waren zu gewissen Zeiten, z.B. in der Nacht oder in kirchlichen Festzeiten, besonders [1210] strafbar. Die letztern hiessen die Tage des Allmannsfriedens oder die gebundene Zeit. Wer diese Zeit durch eine strafbare Handlung störte, der wurde als Friedensbrecher aus der Gemeinschaft der Menschen ausgeschlossen und ausser dem Schutz der Gesetze erklärt.


121. Wer den Frieden fordern kann, braucht nicht darum zu bitten.

It.: Chieder la pace armato è un tristo giorno. (Pazzaglia, 256, 2.)


122. Wer den Frieden hütet, bewahrt einen theuern Schatz.

Dän.: Han giemmer dyrt, sin fred giemmer. (Prov. dan., 196.)


123. Wer den Frieden kennen will, muss auch den Krieg kennen.


124. Wer den Frieden liebt, dient Gott.

It.: Chi ama la pace, mostra amar Dio autor della pace. (Pazzaglia, 256, 1.)


125. Wer den Frieden nicht ertragen kann, dem wird bald Krieg beschert.

Dän.: Hvo ei har lyst til fred, finder vel aarsag til krig. (Prov. dan., 193.)

It.: A chi non vuol la pace, Dio gli dia la guerra. (Pazzaglia, 256, 14.)

126. Wer fried wil haben, thut kein meldung vom Krieg.Zeytbuch, CXXIIIa.


127. Wer Friede bringt, ist Gottes Bote.

Ein türkisches Sprichwort sagt: Wenn sie sich zum Frieden neigen, so neig' auch du dich ihm zu. Die türkische Sittenlehre gestattet nur im Nothfall, mit den Ungläubigen Frieden zu schliessen und nur ihn so lange zu halten, als die Nothwendigkeit es unumgänglich fordert.

Holl.: Hij heet Godes kind, die den vrede mint. (Harrebomée, I, 244.)


128. Wer Friede haben kann (will), thut übel, wenn er Streit fängt an.Simrock, 2794.

Dän.: Hvo fred vil beholde, maae ei selv fred bryde. (Prov. dan., 194.)


129. Wer Friede haben will im Haus, lass seiner Frau das Oberhaus (Oberwasser, Oberherrschaft). (S. 144.)

Holl.: Die in vrede wil leven, late zijne vrouw het opperhoofd. (Harrebomée, II, 408.)


130. Wer Friede haben will, muss stillhalten, sagte die Katze zur Maus.


131. Wer Friede haben will, muss zum Kriege rüsten.Simrock, 2790.

Dän.: Hvo som vil have fred, maae være færdig til krig. (Prov. dan., 194.)

Holl.: Die den vrede wil, moet zich ten oorlog toerusten. (Harrebomée, II, 408.)

It.: Chi fa buona guerra, ha buona pace. (Cahier, 2949.)


132. Wer frieden will machen mit eim geharnischten, der muss ein Musquet in Händen haben.Lehmann, 213, 32.

Dän.: Best at giøre fred med dragen sverd. – Værge byder (land) fred. (Prov. dan., 194.)


133. Wer im frid sich nicht zum Streit schicket, der findt im Streit wenig hülff. (S. 95.)Henisch, 1243.


134. Wer im friden will walten, der muss leiden vnnd still halten.Lehmann, 212, 11; Körte, 1600.

Ueber die Friedensliebe im allgemeinen, namentlich über die Lehre vom »Leiden und Stillhalten« sind die Ansichten nicht gleich; sie sind sogar bei einer und derselben Person nicht zu allen Zeiten dieselben. Im Jahre 1813 sang E.M. Arndt: »Was blasen die Trompeten? Husaren heraus!« Und 1855 liess derselbe Arndt in Berlin Lieder drucken, in denen es heisst: »Gib Frieden, Herr, gib Frieden; die Welt will Krieg und Streit.« So hat Kant zuerst die Idee des ewigen Friedens ausgesprochen, und derselbe Kant war es auch, der freudig die Französische Revolution begrüsste.


135. Wer in Friede lebt, schläft in Ruhe.

It.: Chi vive in pace, dorme in riposo. (Pazzaglia, 256, 3.)


136. Wer in Frieden leben will, halte hübsch zum Fressen1 still, sagte der Wolf zum Schaf.

1) D.h. zum Gefressenwerden.


137. Wer in Frieden leben will, sehe, hör' und schweige – still.

Die Türken behaupten gar, man müsse taub, blind und stumm sein. (Cahier, 2694)

Frz.: Si tu veux vivre en paix, vois, écoutes et te tais. (Cahier, 1229; Leroux, II, 277.)

Holl.: Die van alles zwijgt, heeft van alles vrede. – Hoor, zie en wil zwijgen, zoo zult gij vrede krijgen. (Harrebomée, II, 408.)


[1211] 138. Wer in Frieden sein Brot will essen, hüte sich vor Weibern und Processen.

Frz.: Se garde de femme espouser, qui veut en paix se reposer. (Leroux, I, 151.)

It.: Chi è stanco d'haver pace pigli moglie. (Pazzaglia, 229, 10.)


139. Wer nicht Friede will ihm selber geben, der hat auf Erden ein übel Leben.


140. Wer nicht lust zum leidlichen frieden hat, der hat auch kein glück.Lehmann, 216, 59.


141. Wer will frid haben, der schweige.Henisch, 1243; Petri, II, 779.

Frz.: Qui ne se mêle de rien, a paix de tout. (Cahier, 1068.)

Lat.: Audi, cerne, tace, si vivere vis cum pace. – Si cupias pacem, linguam compesce loquacem. (Gaal, 533.)

Ung.: A csendes békesgégert sokat el kell hallgatnunk. – Ha a béket szereted, allene ne mondj senkinek. (Gaal, 533.)


142. Willst auf Frieden du bestehn, so lass dich nur geharnischt sehn.Körte, 1599.

Lat.: Dextra gerat gladium, pacem manus altera monstret.


143. Willst du Fried' und gute Tag', so sieh und hör', schweig' und vertrag'.

Span.: Cuanto sabes no dirás, cuanto ves no juzgarás, si quieres vivir en paz. (Cahier, 3383.)


144. Willst du Frieden haben viel, so thue wie dein Weib haben will. (S. 129.)


145. Willst du Frieden, so gib Frieden.


146. Willst du Frieden, such' ihn nicht hienieden.

Frz.: Qui n'a la paix temporelle, à peine a la spirituelle. (Cahier, 1230.)


147. Willst du haben Fried' und Ruh', so bleib daheim bei deiner Kuh.

Glück der Häuslichkeit.


148. Wo frid, da ist Gott.Henisch, 1243.

Mhd.: Wô nicht frid ist in dem haus, dâ hât man got vertriben aus. (Ring.) (Zingerle, 194.)

Frz.: Où paix est, Dieu est. (Kritzinger, 502.)

Holl.: Bij den vreê is God meê. (Harrebomée, II, 408.)


149. Wo frid ist, da ist kein frid.Henisch, 1243.


150. Wo Fried' un Einigkeit regiert, do is das ganze Hous geziert.Curtze, 362, 570.


151. Wo Friede ist, da ist Segen.

Holl.: Waar vreede woont, daar gaat het wel. (Harrebomée, II, 409.)


152. Wo kein Friede ist, da ist kein Glück.

Dän.: Hvo ei har lyst til lidelig fred, har ei heller lykke. (Prov. dan., 194.)


153. Wo man Friede sucht, sind die Körbe voller Frucht.

Lat.: Ubi pax, ibi corbis abundat. (Sutor, 56.)


154. Wo nicht Fried' ist in dem Haus, da hat man Gott vertrieben aus.Hertz, 13.


155. Zwischen Fried' und Waffenruhe ist nicht gut treibjagen.

Frz.: Entre paix et trève, qui ahasse ne lève. (Leroux, II, 221.)


*156. Er sihet gern frid, er macht aber kein. Franck, II, 131b.

It.: Pace in fronte, e guerra in mente. (Cahier, 3015.)


*157. Es ist ein ewiger Friede von heut bis morgen.

Dän.: All fred giøres evig, dog den tit varer stakket. (Prov. dan., 195.)


*158. Ich wünsch' dir den Frieden von Sempach.Kirchhofer, 114; Eiselein, 567.

Das ist ein böser Wunsch, denn es wird wol darunter der sogenannte böse Friede verstanden, den die Reichsstädte vom Jahre 1387-88 vermittelten. Während dieser Zeit war niemand sicher, da die österreichischen Reisigen die Eidgenossen angriffen, wo sie konnten. Man kann auch wol den ewigen Frieden auf der Walstatt darunter verstehen. Demnach ist die obige Redensart schwerlich, wie Reinsberg (V, 107) meint, ein freundschaftlicher Segensspruch, weil der »Name Sempach an das lateinische semper erinnere «.


*159. Lass mich in Frieden.

Holl.: Laat mij met vrede. (Harrebomée, II, 408.)


[Zusätze und Ergänzungen]

160. Da ist der Fried aus in allen Landen, da ist der Rhein gar entbrannt.Fischer, Psalter, 9d, V, 280, 2.


161. Dat gewt Frêd in 'n Lann', söä de Bû'r, doa lêt 'r sînen Bier1 schnîden.Schlingmann, 194.

1) Beier = männliches Schwein.


162. Ein rechter Fried, der wohl gemacht, ist besser als viel Sieg geacht't.Gerlach, 86.


163. Frid ward ny so gut, Barmung1 war noch besser.Hoffmann, 33, 80.

1) Warnung = Vorsicht, um den Krieg zu verhindern.


164. Fried erhalten kostet eben so viel Mühe als Fried stiften.Petri, II, 284.


165. Fried ist besser als Geld.Gottfried, 479b.


166. Fried ist ein Edler Schaz, behelt billig den Plaz.Friedeberg, III, 111.


167. Fried und Einigkeit sind die besten Vormünder einer Stadt.


168. Friede im Haus ist ein gut Kissen.Spindler, Jude, II, 145.


169. Friede ist das edelste Kleinod.Froschmeuseler.


170. Friede mit Gott entwaffnet den Spott.


171. Im Frieden soll man sich zum Krieg rüsten.


172. Jetzt haben wir bald Frieden, sagte der Landwehrmann, mein Lieutenant hat mich gestern seit einem halben Jahre zum erstenmal einen Esel, heut ein Rhinoceros, und meinen Nachbar ein Milliardenkamel geheissen.

173. Langer fried macht geyle Christen.Aventin, CCXLa.


174. Man kann nich länger Frê hol'n, as de Naber will.Eichwald, 1372.


175. Man sol Friede mit Geld kauffen.

»Haben vnsere alten deutschen gesaget.« (Fischer, Psalter, 403.)


176. Mit dem, der Friede will, soll man nicht Zank erregen.


177. So wollen wir denn einmal in Frieden unser Abendbrot verzehren, sagte der Vater, als der Knabe rief: Mamma fehlt noch, sie sei zum Nachbar gegangen.


178. Welche einen langwierigen frid haben wöllen, die müssen in Kriegssachen wol geübt seyn.


[1281] 179. Wenn 't Frêde is, soll de arme Mann sine Kô in Acht nemen.

Er kann, zumal wenn er sorglos ist, sein Hab und Gut durch Processe und Ränke beinahe noch leichter verlieren als durch feindliche Plünderung.


180. Wer andern nicht wil frieden lassen, kompt stets zum Schlagen wol zu massen.Petri, II, 681.


181. Wer Friede auff Erden haben will, muss zuerst Friede mit Gott haben.Zinkgref, IV, 111.


182. Wer Frieden sucht, der findet Frieden.

»Dem Friedlichen gewährt man gern den Frieden


183. Wo Friede ist, da ist die Obrigkeit nur halb Meister.


*184. Dem frieden feind sein, als ein Lantzknecht.Nigrinus, Vorrede.


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 1. Leipzig 1867.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Holz, Arno

Phantasus / Dafnis

Phantasus / Dafnis

Der lyrische Zyklus um den Sohn des Schlafes und seine Verwandlungskünste, die dem Menschen die Träume geben, ist eine Allegorie auf das Schaffen des Dichters.

178 Seiten, 9.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon