Artikel in der Wikipedia: Potsdam
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1428. Potsdam.
1428. Potsdam.
Deutsches Reich. I. (Karten)
Deutsches Reich. I. (Karten)

[444⇒] Potsdam, Hauptstadt [Karte: Deutsches Reich I, 3] der preuß. Prov. Brandenburg und des Reg.-Bez. P. (20.638 qkm, 1900: 1.929.304, 1905: 2.327.810 E., 5 Stadt-, 14 Landkreise) und Stadtkreis, an der Havel, auf dem Potsdamer Werder, einer von der Havel und von Havelseen gebildeten Insel, zweite königl. Residenzstadt, (1900) 59.796 (1905: 61.373) E., Garnison, Oberpräsidium, Rechnungshof des Deutschen Reichs, preuß. Oberrechnungskammer, Land-, Amtsgericht, Oberpostdirektion, Handelskammer, Gebäude: Garnisonkirche (18. Jahrh.; Gruft Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs d. Gr.; Glockenspiel), Nikolaikirche (1830-37), Heilige-Geist-Kirche, Friedenskirche (1845-50, Basilika; Gruft Friedrich Wilhelms IV.; daneben Mausoleum Kaiser Friedrichs III.), Erlöserkirche (1898); Stadtschloß (17. u. 18. Jahrh.). Plätze: Wilhelmsplatz (Denkmal Friedrich Wilhelms III.), Bassinplatz, Lustgarten mit Paradeplatz und Denkmal Friedrich Wilhelms I., Gymnasium, Realgymnasium, Lehreninnenseminar, Kriegs-, Unteroffizierschule, Kadetten-, Militärwaisenhaus. Umgebung: Pfaueninsel mit Landhaus, russ. Kolonie Alexandrowka, königl. Schlösser Sanssouci, Babelsberg, Charlottenhof, Neues Palais, Marmorpalais; auf dem Telegraphenberge das astrophysik. und meteorolog. Observatorium und das Geodätische Institut. – Vgl. »Geschichte der Residenzstadt P.« (1883). [⇐444]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 444.
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[236⇒] Potsdam (hierzu Karte der »Umgebung von Potsdam«), Hauptstadt der preuß. Provinz Brandenburg sowie des gleichnamigen Regierungsbezirks, Stadtkreis und zweite königliche Residenz, liegt rechts an der Havel, in die hier die Nuthe einmündet, auf dem Potsdamer Werder, einer Insel, die durch die Havel, einen Kanal und verschiedene Seen gebildet wird, 34 m ü. M. P. ist sehr regelmäßig gebaut und besteht aus der Alt- und Neustadt, zu der auch der Kiez, die Friedrichsstadt und das Holländische Revier gehören, und fünf Vorstädten, der Berliner, Nauener, Brandenburger, Jäger- und Teltower Vorstadt, welch letztere, auf dem linken Havelufer gelegen, mit der übrigen Stadt durch die 196 m lange Lange Brücke verbunden ist, auf der das Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I. aufgestellt ist.

Wappen von Potsdam.
Wappen von Potsdam.

Hauptplätze sind: der Wilhelmsplatz mit dem von Kiß entworfenen Denkmal Friedrich Wilhelms III., der Bassinplatz mit der katholischen und französischen Kirche, die Plantage mit dem Denkmal König Friedrichs II., der Alte Markt mit einem 24 m hohen Obelisk von Marmor und der Luisenplatz vor dem Brandenburger Tor mit dem Denkmal Kaiser Friedrichs III. Der Lustgarten, aus Paradeplatz und Park bestehend, ist mit 14 Büsten berühmter preußischer Feldherren aus dem Befreiungskrieg, 12 Marmorstatuen und 8 Kanonen aus verschiedenen Zeitaltern geziert. An gottesdienstlichen Gebäuden hat die Stadt 6 evangelische, eine römisch- und eine griechisch-kath. Kirche sowie eine Synagoge. Darunter sind besonders bemerkenswert: die Garnisonkirche (1730–36 erbaut) mit 88 m hohem Turm und der Gruft Friedrich Wilhelms I. und Friedrichs II.; die von Schinkel und Persius 1830–37 erbaute Nikolaikirche mit einer Kuppel; die Heiligegeistkirche (1728 erbaut) mit 90 m hohem Turm; die französisch-reformierte Kirche, nach dem Muster des Pantheons in Rom erbaut; die Friedenskirche (1845–50 im Stil einer altchristlichen Basilika erbaut) mit der Grabstätte König Friedrich Wilhelms IV., daneben das Mausoleum Kaiser Friedrichs III. und seiner Gemahlin (1890 von Raschdorff erbaut); endlich die römisch-kath. Kirche. An sonstigen Bauwerken sind hervorzuheben: das königliche Schloß (1667–1701 erbaut) mit Park, worin sich die Standbilder König Friedrich Wilhelms I., des Kaisers Alexander I. von Rußland, der Generale Blücher, Gneisenau, Kleist und Tauentzien befinden; das Rathaus (1753 nach dem Muster des Amsterdamer erbaut); das Exerzierhaus mit schönem Portal; das Militärwaisenhaus, ein kolossales Gebäude mit 130 m langer Front und 48 m hohem Turm mit Kuppel; das 1770 nach dem Muster des Trajanschen Triumphbogens in Rom erbaute Brandenburger Tor; das Kasinogebäude, von Schinkel in altgriechischem Stil ausgeführt; das Schauspielhaus, die Hauptwache etc. Die Zahl der Einwohner belief sich 1905 mit der Garnison (1. Garderegiment zu Fuß, das Gardejägerbataillon, das Lehrinfanteriebataillon, das Regiment Gardedukorps, das Leibgardehusarenregiment, zwei Gardeulanenregimenter, Nr. 1 und 3, zwei Gardefeldartillerieregimenter, Nr. 2 und 4, eine Gardemaschinengewehrabteilung Nr. 1 und die Leibgendarmerie) auf 61,414 Seelen, davon 55,235 Evangelische, 5427 Katholiken und 407 Juden. Die industrielle Tätigkeit ist nicht von Belang. P. hat Bronzewaren-, Möbel-, Konserven- und Motorfahrzeugfabrikation, 2 Dachpappenfabriken, eine Wachstuch- und eine Salmiakgeistfabrik, ferner Fabrikation von Seidenzeugen, Chemikalien, optischen Instrumenten, Zinkgußgegenständen, Sätteln und Geschirren, Dampfmahl- und -Sägemühlen, Spritfabriken, Bierbrauerei etc. Auch werden Schiffahrt und Fischerei sowie Gärtnerei und Blumenzucht in ausgedehnter Weise betrieben. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle und andre Geldinstitute, ist nur von Belang in Zucker, Mehl, Getreide, Holz etc., auch ist P. Sitz der Deutschen Lebens-, Pensions- und Rentenversicherungsanstalt auf Gegenseitigkeit. Dem Verkehr in der Stadt dient eine Straßenbahn. Dem Eisenbahnverkehr dienen die Staatsbahnlinien Berlin-P. (Wannseebahn) und Berlin-Magdeburg. An Bildungsanstalten und ähnlichen Instituten hat P. ein Gymnasium, ein Realgymnasium, eine Realschule, eine Kriegsschule, eine Unteroffizierschule, ein Kadettenhaus, eine Haushaltungs-, Handels- und Gewerbeschule, eine Handelslehranstalt, ein Technikum, eine Präparandenanstalt, ein Militär- und ein Zivilwaisenhaus, eine Idiotenanstalt, eine Heilanstalt für Epileptische etc. Die Stadt ist Sitz des Oberpräsidiums der Provinz Brandenburg, einer königlichen Regierung, der preußischen Oberrechnungskammer, des Rechnungshofs für das Deutsche Reich, einer Oberpostdirektion, eines Hauptsteueramts, eines Landgerichts, einer königlichen Polizeidirektion, einer Oberförsterei etc., ferner einer [⇐236] [237⇒] Kommandantur, des Kommandos der 1. Gardeinfanterie-, der 2. und 4. Gardekavallerie- und der 2. Gardefeldartilleriebrigade. Die städtischen Behörden zählen 18 Magistratsmitglieder und 60 Stadtverordnete. P. ist Geburtsort Wilhelm v. Humboldts. – Zum Landgerichtsbezirk P. gehören die elf Amtsgerichte in Baruth, Beelitz, Belzig, Brandenburg a. H., Dahme, Jüterbog, Luckenwalde, P., Rathenow, Treuenbrietzen und Werder.

Die Umgebung von P. (vgl. beifolgende Karte) gehört zu den lieblichsten Gegenden der Norddeutschen Tiefebene. 4 km nordöstlich liegt in der Havel, die sich daselbst seeartig erweitert und verzweigt, die gegen 2000 Schritt lange und 500 Schritt breite Pfaueninsel (sonst Kaninchenwerder) mit einem königlichen Lustschloß nebst Gartenanlagen. Näher bei P. liegt das Lustschloß Sanssouci (s. d.) und unweit davon das 1763–69 ausgeführte Neue Palais, Sommerresidenz Kaiser Wilhelms II. Das 215 m lange Hauptgebäude hat einen mit einem Fronton gezierten Vorsprung, worüber sich eine antike Kuppel mit drei kolossalen, eine Krone emporhaltenden Grazien erhebt, ist mit korinthischen Pilastern, Statuen und Gruppen geziert und enthält an 200 Zimmer (darunter ein 33 m langer, 20 m breiter und 13 m hoher Marmorsaal). Hinter dem Schloß liegt ein 15 km im Umfang haltender Wildpark, vor demselben der sogen. Antikentempel, ein Gebäude mit dem zweiten Exemplar der Rauchschen Statue der Königin Luise; 1 km von beiden entfernt liegt, durch parkähnliche Anlagen mit dem Garten von Sanssouci und dem vom Neuen Palais verbunden, das Schloß Charlottenhof, das Friedrich Wilhelm IV. sich 1826 als Kronprinz einrichtete, mit einer Villa in römischem Stil nach Modellen aus Pompeji. Aus dem Nauener Tor Potsdams gelangt man zum Marmorpalais im Neuen Garten, am Heiligen See, mit schönem Park und Orangerie, maurischem Tempel, Eremitage, Grotten etc. Der Pfaueninsel gegenüber liegt das Dorf Sakrow, mit einer von dem König Friedrich Wilhelm IV. erbauten schönen Kirche. In der Teltower Vorstadt bei P. liegt der Brauhausberg und weiter südlich der Telegraphenberg mit dem astrophysikalischen und dem meteorologisch-magnetischen Observatorium (s. Tafel »Sternwarten III«) und dem geodätischen Institut, Spaziergängen und einer Burg; 4 km von P. bei Kleinglienicke Schloß Babelsberg (s. d.); in Kleinglienicke selbst das Lustschloß (ehemals Sommersitz des verstorbenen Prinzen Karl) und das Schloß des Prinzen Friedrich Leopold von Preußen und dabei die prächtige Havelbrücke. Vor der Nauener Vorstadt liegt der Pfingstberg mit zwei Aussichtstürmen und Aufenthaltsräumen für die Mitglieder des königlichen Hauses und die 1826 angelegte russische Kolonie Alexandrowka, die eine griechische Kapelle und 13 auf russische Art erbaute Wohnhäuser enthält, und in der Jägervorstadt der Ruinenberg mit Aussichtsturm und dem Wasserbassin zur Speisung der großen Fontäne in Sanssouci. – P., ursprünglich Poztupimi (»Bergabhang«), eine alte slawische Niederlassung, wird zuerst 993 bei der Überlassung an das Stift Quedlinburg urkundlich erwähnt. Unter den Askaniern entstand auf einer Havelinsel eine Burg; P. erhielt im 14. Jahrh. Stadtrecht, blieb jedoch bis zur Zeit des Großen Kurfürsten unbedeutend. Um die Verschönerung der Stadt machten sich die Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich II. verdient. Durch das Potsdamer Edikt vom 8. Nov. 1685 lud der Große Kurfürst die aus Frankreich vertriebenen Hugenotten zur Ansiedelung in seinen Staaten ein. Hier wurde 3. Nov. 1805 der geheime Allianzvertrag zwischen Rußland und Preußen geschlossen, den die Schlacht von Austerlitz vereitelte. Vgl. Schmidt, Geschichte und Topographie der Residenzstadt P. (Potsd. 1825); Kopisch, Die königlichen Schlösser und Gärten zu P. (Berl. 1854); »Geschichte der königlichen Residenzstadt P.« (hrsg. von A. R., Potsd. 1883); Sello, P. und Sanssouci (Bresl. 1888); Bethge, Die Hohenzollernanlagen Potsdams (Berl. 1889); Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg, 3. Teil (8. Aufl., Stuttg. 1906); Rau, Ein deutscher Fürstensitz (30 in Kupfer geätzte Naturstudien, Berl. 1892); »Alt-Potsdam« (16 Blätter in Lichtdruck, Potsd. 1904).

Der Regierungsbezirk Potsdam (s. Karte »Brandenburg«) umfaßt 20,639 qkm (374,85 QM.), zählt (1905) 2,329,885 Einw. (93 auf 1 qkm), darunter 2,103,866 Evangelische, 171,825 Katholiken und 36,107 Juden, und besteht aus den 21 Kreisen:

Tabelle

Über die zehn Reichstagswahlkreise des Regierungsbezirks die Karte »Reichstagswahlen«. [⇐237]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 236-237.
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Potsdamer Garde, s. Garde.

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[439⇒] Potsdam, 1) Regierungsbezirk der preußischen Provinz Brandenburg, gebildet aus der Priegnitz, der Mittelmark (ohne. den Kreis Lebus u. die Herrschaft Beeskow), der Uckermark u. den vor 1815 sächsischen Ämtern Jüterbock u. Dahme, dem Fürstenthum Querfurt, der Herrschaft Baruth, dem Amte Belzig u. noch einigen Theilen des Wittenberger Kreises; grenzt an Mecklenburg, die Regierungsbezirke Stettin, Frankfurt u. Merseburg, Anhalt u. Hannover; 382,5 QM., 1,310,000 (fast durchaus evangelische) Einw. (beides ohne die neu hinzugekommene Herrschaft Beeskow); Ebene, nur von geringen Höhen unterbrochen, mit sandigem, leichtem Boden u. einzelnen, sehr fruchtbaren Strichen, bes. in den Thälern; Flüsse: Oder, Elbe, Havel, Spree, viele Landseen u. mehre Kanäle (Finowkanal); Producte: Getreide, Vieh, Holz, wenige Mineralien; Industrie u. Handel meist in den Städten, vorzüglich in Berlin u. Potsdam. Der Regierungsbezirk begreift 14 Kreise: Angermünde, Belzig, Berlin, Jüterbock, Niederbarnim, Oberbarnim, Osthavelland, Ostpriegnitz, Prenzlau, Ruppin, Teltow, Templin, Westhavelland u. Westpriegnitz. 2) Hauptstadt darin, im Kreise Osthavelland, zweite königliche Residenz, Sitz der Regierung u. der Oberrechnungskammer, des Oberpräsidenten der Provinz, rechts der Havel, in welche die Ruthe fällt, u. an der Berlin-Magdeburger Eisenbahn, auf einer 4 Meilen Umfang habenden Insel (Potsdamer Werder) regelmäßig gebaut. Sie besteht aus der Alt- u. Neustadt (durch einen aus der Havel kommenden Kanal, über welchen 7 Brücken gehen, geschieden) u. aus 4 Vorstädten (Berliner, Nauener, Brandenburger u. Teltower Vorstadt). Aus der Altstadt führt über die Havel die 600 Fuß lange, 1822–25 erbaute eiserne Teltower Brücke. Plätze: Wilhelmsplatz, der alte Markt mit Obelisk, der Lustgarten (Paradeplatz), die Plantage, das Bassin (worauf das Tabakscollegium Friedrich Wilhelms I.); das sogenannte Holländische Viertel, von Friedrich Wilhelm I. angelegt. Kirchen hat P. fünf, darunter die Garnisonkirche, mit Begräbniß Friedrich Wilhelms I. u. Friedrichs II. u. Tropäen aus dem Kriege von 1813–15; die nach dem Pantheon in Rom erbaute Französische Kirche, die neue Nicolaikirche etc. Merkwürdige andere Gebäude: das königliche Schloß mit Lustgarten, das 660 Fuß lange u. 72 Fuß breite Reit- u. Exercierhaus; mehre Kasernen, namentlich die Gardeuhlanen- u. Gardehusarenkaserne. Wissenschaftliche Gesellschaft: Ökonomisch-märkische Gesellschaft mit Bibliothek u. Modellsammlung. Unterrichtsanstalten: Gymnasium, Landschullehrerseminar, Garnisoa- u. Industrieschule, höhere Bürgerschule, Provinzialgewerbschule, Cadettenhaus, Gärtnerlehranstalt mit Landesbaumschule. Wohlthätigkeitsanstalten: Stiftung (Luisendenkmal) zur Ausstattung tugendhafter Mädchen, Militärwaisenhaus mit mehr als 600 Zöglingen, Civilwaisenhaus, Armenhaus, Friedensgesellschaft zur Unterstützung talentvoller Jünglinge, Evangelisches Prediger- u. Schullehrerwittwenhaus. Industrie: Fabriken in Seiden-, Wollen u. Baumwollenwaaren, Leder, lackirten Stöcken, Fayence, Nähnadeln, Bleistiften, Knöpfen, Tapeten, Saiten, Zucker, Kutschen, musikalischen Instrumenten, chemischen Farben, Chocolade, Pottasche. Essig, Tabak etc., bedeutende Bierbrauereien u. Branntweinbrennereien. Vergnügungen: das Theater, wo das königliche Hoftheater in Berlin zuweilen Vorstellungen gibt u. im Winter die Martorelsche Truppe spielt; das Offiziercasino. Freimaurerlogen: Teutonia zur Weisheit u. Minerva zur Standhaftigkeit. Mit Militär 46,000 (ohne dasselbe 32,900) Ew. Vor dem Brandenburger Thore der Schloßgarten; hier Palais der Fürstin von Liegnitz; das Lustschloß Sanssouci, von Friedrich d. Gr. nach 1740, auf einem 60 F. hohen, terrassirten Hügel gegründet u. Lieblingsaufenthalt desselben so wie Friedrich Wilhelms IV.; jetzt ist es Wittwensitz der Königin Elise. Besondere Gebäude sind die Bildergallerie, das Cavalierhaus u. die neuen Kammern (Wohnungen für die Hofdamen). Vor der breiten Treppe der Terrasse springt eine mächtige Fontaine, welche durch eine Dampfmaschine, welche das Wasser auf dem nahen Ruinenberg in ein Bassin treibt, gespeist wird. Hinter Sanssouci steht noch die Windmühle, welche Friedrich in seinen Bauplänen sehr hinderte, welche er aber dem den Verkauf weigernden Besitzer nicht abzwang, u. die Allee, welche des Häuschens einer Wittwe halber, die sich gleichfalls weigerte es zu verkaufen, noch jetzt einen Winkel macht. Friedrich Wilhelm IV. kaufte beide an sich, um sie als Reliquie des Gerechtigkeitssinns Friedrichs II. zu erhalten. Marly Garten mit Friedenskirche, der Grabstätte Friedrich Wilhelms IV. [⇐439][440⇒] Die neuen Orangeriehäuser mit dem Rafaelsaal, ein Prachtbau Friedrich Wilhelms IV. (unvollendet), bestehend aus einem gewölbten Mittelbau mit zwei Thürmen u. Gallerien, an welchen sich links u. rechts lange Treibhäuser, wo im Winter die Orangerie untergebracht wird, anschließen. Am Ende dieser Treibhäuser springen Flügel vor, zu Cavalierwohnungen bestimmt. In dem Rafaelsaale befinden sich Copien der Rafaelschen Gemälde in Marmorsculpturen. Die den Bau umgebenden Gartenanlagen stehen mit Sanssouci in Verbindung. Ein Park verbindet Sanssouci mit dem Neuen Palais, von Friedrich II. zu Ende des Siebenjährigen Krieges 1763 begonnen u. 1769 vollendet. Gegenüber der Hauptfaçade stehen die sogenannten Communs (j. Kaserne des Lehrbataillons), zwei durch eine Colonnade mit einander verbundene Gebäude. Hinter dem Neuen Palais an der Brandenburger Chaussee liegt der 2 Meilen im Umfang haltende Wildpark. Neben dem Neuen Palais ein Gebäude mit dem zweiten Exemplar der Rauchschen Statue der Königin Luise. 1/4 Stunde von beiden entfernt, durch parkähnliche Anlagen mit dem Garten von Sanssouci u. des Neuen Palais verbunden, liegt Charlottenhof, welches Friedrich Wilhelm IV. als Kronprinz für sich einrichtete, mit Villa im römischen Styl nach Modellen aus Pompeji; in der Nähe von Charlottenhof die Fasanerie. Auf der entgegengesetzten Seite P-s befindet sich am Ufer des Heiligen Sees das Marmorpalais, von Friedrich Wilhelm II. im Neuen Garten angelegt, vor dem Schloß steht ein Obelisk; außerdem sind in dem Garten der gothische Thurm mit Bibliothek, das Orangeriehaus, die ägyptische Pyramide, das maurerische Haus, die Meierei, das Grüne Haus. 1/2 Meile von P., nach Berlin zu, liegt die Pfaueninsel (sonst Kaninchenwerder) in der Havel, 2000 Schritte lang u. 500 breit; 1794–1797 in eine Gartenanlage mit Landhaus in Form einer verfallenen Villa (momentaner Sommeraufenthalt Friedrich Wilhelms III.) verwandelt; auf ihr liegen noch das Cavalierhaus, eine Meierei, bis 1849 Zwinger für ausländische Thiere, das Danziger Haus (von Danzig wegen seiner merkwürdigen Bauart hierher gebracht) etc.; der Insel gegenüber liegt das russische Blockhaus Nikolskoe, mit Peter-Paulkirche u. Schulhause, u. diesem gegenüber, jenseit der Havel, das Dorf Sacrow. In der Teltower Vorstadt bei P. liegt der Brauhausberg, mit Spaziergängen u. einer Burg in wendisch-gothischem Geschmack; der Stern, ein königliches Jagd- u. Lustschloß; 1/2 Meile von P., bei Klein-Glienicke, das 1834 in alt-deutschem Styl erbaute Schloß des Königs Wilhelm I. Im Dorfe Klein-Glienicke das Palais des Prinzen Karl von Preußen, mit Parkanlagen, dabei die Havelbrücke. Dort ist auch der Bahnhof der Berlin-Potsdamer Eisenbahn, welche nach Brandenburg u. Magdeburg verlängert ist. Vor der Nauener Vorstadt liegt noch die 1826 erbaute russische Colonie Alexandrewna, welche eine griechische Kapelle u. 13 auf russische Art angelegte Wohnhäuser enthält u. von Militärsängern bewohnt wird. – P. ist eine alte slavische Anlage u. kommt schon unter den sächsischen Kaisern als Potzdubini vor; nach dem Aussterben der askanischen Fürsten in Brandenburg 1320 kam P. an das Stift zu Brandenburg, hernach an die Herren von Rochau, deren Einer es 1416 an Kurfürst Friedrich I. abtrat. 1660 legte Kurfürst Friedrich Wilhelm d. Gr. das Schloß u. den königlichen Garten an, u. er u. seine Nachfolger lebten viel in P. u. vergrößerten u. verschönerten Schloß u. Garten. Hier am 3. November 1805 geheimer Allianzvertrag zwischen Rußland u. Preußen, welcher jedoch durch die Schlacht von Austerlitz vereitelt wurde. Vgl. Schmidt, Geschichte u. Topographie von P., Potsd. 1825; Wegweiser in P. u. dessen Umgebungen, Berl. 1857. 3) Postort in der Grafschaft St. Lawrence im Staate New York (Nordamerika), am Racket River, an der P.-Watertown Eisenbahn u. an der New York Nordbahn; Akademie, Bank, Maschinenwerkstätten, Eisenwerke; 6000 Ew. [⇐440]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 13. Altenburg 1861, S. 439-440.
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[596⇒] Potsdam, Hauptstadt des gleichnamigen Reg.-Bez. in der preuß. Provinz Brandenburg, auf einer von der Havel und den Havelseen gebildeten Insel (Werder), hat außer dem Militär 32800 E., ist wohlgebaut, mit breiten Straßen und schönen Plätzen, königl. Gewehrfabrik; Zuckersiederei, Fabriken von Chocolade, Tabak, Seiden-, Wollen- und Baumwollentuch, Leder, Wachsleinwand, Bleistiften, Fayence etc. In der Nähe die königl. Luftschlösser Sanssouci, Charlottenhof; Prinzenvillen, die Pfaueninsel. [⇐596]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 596.
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[550⇒] Potsdam, die Hauptstadt des danach benannten Regierungsbezirks der preuß. Provinz Brandenburg und zweite königl. Residenz, liegt am Einflusse der Nuthe in die Havel, vier M. südl. von Berlin, mit dem es seit 1838 durch eine mit Dampfkraft befahrene Eisenbahn verbunden ist, und hat 24,000 Einw. P. wurde von Friedrich Wilhelm, dem großen Kurfürsten, gegründet, nachher besonders von Friedrich II. mit großen Kosten angebaut und gilt nach Berlin für die schönste Stadt im preuß. Staate. Ein mit Bäumen bepflanzter Kanal mit steinernen Ufermauern und eisernem Geländer durchschneidet die Stadt, deren prächtige Straßen und Plätze aber der verhältnißmäßig geringen Bevölkerung wegen noch immer ein etwas ödes Ansehen haben, obgleich sie durch den hierher verlegten Sitz mehrer höherer Behörden gegen früher an Lebhaftigkeit gewonnen hat. P. besteht aus den Stadttheilen Alt- und Neustadt, zu welcher der Kiez, Friedrichstadt und das holländ. Revier gehören, und vier Vorstädten; die schönsten Straßen sind: die Waisen-, Linden-, Burg-, Brandenburg-, Pflug- und breite Straße, die vorzüglichsten von den öffentlichsten Plätzen der alte Markt am Schlosse mit einem 74 F. hohen Obelisk von weiß und rothem Marmor; der mit Pappeln und Linden bepflanzte und mit einer Hecke eingefaßte Wilhelmsplatz und der Paradeplatz. Zu den bemerkenswerthen Gebäuden gehören: das königl. Schloß an der Havel, welches der große Kurfürst zu bauen anfing, und König Friedrich II. vollendete und in dessen Nähe die von 1822–25 erbaute, 600 F. lange, 30 F. breite von acht, aus 23,000 Ctr. Eisen bestehenden Bogen getragene lange Brücke über die Havel führt; das 1754 nach dem Muster des amsterdamer aufgeführte Rathhaus, auf dessen Kuppel ein Atlas mit der Weltkugel steht; die 1735 von Friedrich Wilhelm I. erbaute Hof- und Garnisonkirche mit einem schönen Glockenspiel, guten Gemälden von Begasse und Schadow und der Gruft, wo ihr Erbauer und Friedrich II. in einfachen Marmorsärgen beigesetzt sind; die h. Geistkirche mit einem 280 F. hohen und schönen Thurme; das große Militairwaisenhaus; das Theater; mehre Casernen und die königl. Gewehrfabrik, wo die in Spandau verfertigten Läufe geschäftet und überhaupt völlig in Stand gesetzt werden. Eine Regierung, die Oberrechnenkammer, Staatsbuchhalterei und Provinzialerziehungscommission, sowie mehre andere wichtige Behörden haben ihren Sitz in P., wo sich außer andern Bildungsanstalten auch eine Gärtnerlehranstalt mit einer Landesbaumschule von mehren 100 Morgen für Forstbaumzucht und 44 Morgen für Obst- und Zierbäume und Sträucher befindet. Zu den zahlreichen Wohlthätigkeitsanstalten gehört auch unter dem Namen Luisens Denkmal eine Stiftung zur Ausstattung tugendhafter Mädchen. Buschige Höhen, Weinberge, Wald und Seen machen die Umgebung von P. sehr anmuthig, an das zunächst gegen Nordwest ein großer königl. Garten mit zwei von Friedrich II. erbauten Schlössern, dem prächtigen neuen Palais und dem auf einer terrassirten, mit Reben bepflanzten Anhöhe liegenden Sanssouci grenzt. Dieser Lieblingsaufenthalt Friedrich's des Großen, von dem er den Namen des Weisen von Sanssouci erhielt, hat nur ein Stockwerk und keinen großen Umfang, ist aber im Innern höchst geschmackvoll verziert und gewährt eine malerische Aussicht über Stadt und Umgegend. Gegen Nordost liegt im neuen Garten auf einem Hügel am heiligen See das von Friedrich Wilhelm II. erbaute Marmorpalais, wozu die Säulen einer Colonnade von Sanssouci mit verwendet wurden. Westl. von P. liegt noch das königl. Landhaus Paretz, südl. auf den Brauhausbergen ein in Form einer Warte aufgeführtes königl. Lusthaus und ein kleines königl. Lustschloß mit einem Park auf dem ehemaligen Kaninchenwerder, der jetzigen Pfaueninsel in der Havel, wo der regierende König gern verweilt. [⇐550]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 550.
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[275⇒] Potsdam, diese schöne, regelmäßig gebaute, aber wenig belebte Stadt liegt am Zusammenfluß der Havel und Nuthe. In etwa 1700 steinernen Häusern von zwei bis vier Geschossen enthält sie an 32,000 Ew. Sie besteht aus der Alt- und Neustadt, zu welcher auch der Kietz, die Friedrichstadt und das holländische Revier gehört, und hat außerdem 5 Vorstädte. In der Altstadt erhebt sich das königl. Schloß, ein längliches Viereck, in welchem die Gemächer, welche einst Friedrich der Große bewohnte, noch unverändert geblieben sind. Außerdem gehören zu den sehenswerthen Gebäuden in der Altstadt die heilige Geistkirche, das Prediger- und Schulhaus, das Rathhaus, mit dem kolossalen Atlas auf der Kuppel, der 74 Fuß hohe Obelisk von weißem und rothem Marmor, [⇐275][276⇒] mit den Brustbildern der drei ersten Könige und des Kurfürsten Friedrich Wilhelm; das Reit- und Exercirhaus, mit seiner hängenden Decke, die Garnisonkirche, mit dem schwarzen Marmorsarkophage Friedrich Wilhelm's I. unter der Kanzel, mit dem zinnernen Sarge Friedrich's des Großen, und dem schönen Glockenspiel. In der Neustadt sind bemerkenswerth das große Militair-Waisenhaus, das neue Casino, die französische Kirche, das Schauspielhaus Und der Wilhelmsplatz. Für das Gedeihen von Kunst und Wissenschaften sorgen ein treffliches Gymnasium, ein Landschullehrerseminar, eine Gärtnerlehranstalt, die kurmärkische ökonomische Gesellschaft, die Luisenstiftung zur Ausstattung tugendhafter Mädchen, die Friedensgesellschaft zur Unterstützung talentvoller Jünglinge, die philharmonische Gesellschaft, der große Gesangverein, die Operngesellschaft und mehrere kleine Gesangvereine. In den Umgebungen von Potsdam dürfte Schloß und Garten von Sanssouci, der Lieblingsaufenthalt Friedrich's II., der anziehendste und interessanteste Punkt sein; inzwischen sind die Anlagen in altfranzösischem Geschmack mehr nett und abgecirkelt, oft spielend, als großartig. Neben dem Schlosse befindet sich die königl. Bildergalerie, gegenüber das Cavalierhaus. Das Schloß selbst erhebt sich auf einem 60 Fuß hohen, terrassirten Hügel. Zu den Sehenswürdigkeiten des Gartens gehören die Rotunde mit acht Marmorstatuen, das japanische Haus, der runde, mit Marmor ausgelegte Antikentempel, der offene Freundschaftstempel, der chinesische Thurm etc. – In der teltower Vorstadt steht auf dem mit angenehmen Spaziergängen umgebenen Brauhausberge eine Burg im alten wendisch-gothischen Geschmack. Man genießt von dort einer trefflichen Aussicht. Die russische Kolonie, Alexandrewna, mit Häusern im russischen Geschmack, von Nationalrussen bewohnt, ist vollendet, so wie auch das neue Palais des Prinzen Karl, die Glienikerbrücke und die neue Kirche. Potsdams Handel und Gewerbe sind wegen der nahen Hauptstadt nicht bedeutend; dagegen bringen der Hof, die Garnison [⇐276][277⇒] und der Sitz der Regierung eines Regierungsbezirks Wohlstand, Leben und Bildung in den innern Verkehr.

B....i. [⇐277]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 275-277.
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[481⇒] Potsdam. Diese ansehnliche, schöne und berühmte Stadt liegt in der Mittelmark Brandenburg, an der Havel, vier Meilen von Berlin. Friedrich Wilhelm, welcher den größten Theil des Jahrs hier residirte, vorzüglich aber sein großer Sohn Friedrich II. haben außerordentlich viel zur Erweiterung und Verschönerung derselben beigetragen. Man rechnet auf 1800 Häuser in Potsdam; und im J. 1785 zählte man 28,293 Seelen daselbst, worunter sich 8,866 vom Militair, und 5,376 im Waisenhause befanden.

Die vorzüglichsten Merkwürdigkeiten daselbst sind: 1) das königliche Schloß, das seine jetzige Gestalt Friedrich II. verdunkt; 2) der 75 Schuh hohe marmorne Obelisk; 3) die katholische Kirche, sonderlich die Gemählde von Pesne; 4) das berühmte königliche Lustschloß Sans Souci (vor dem Brandenburger Thore), welchem wir einen eignen Artikel widmen werden; 5) das neue Schloß, von Friedrich II. nach dem Hubertsburger Frieden erbaut und meublirt; 6) das Denkmahl des berühmten Flötenspielers Quanz, auf dem Kirchhofe in der Naumschen Vorstadt, ebenfalls von dem großen König.

Uebrigens hat Herr Friedrich Nicolai mit seiner Beschreibung von Berlin eine eben so nützliche und brauchbare von Potsdam verbunden. [⇐481]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 481.
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