Mailand

[730] Mailand, 1) bis 1859 Gouvernement im österreichischen Lombardisch-Venetianischen Königreiche, zwischen Venedig, Tyrol, der Schweiz, Sardinien, Parma u. Modena; umfaßte 392,15 geogr. QM. mit (1857) 3,009,500 Ew., an Sardinien, aber mit Abzug des Gebiets östlich vom Mincio abgetreten, 369 geogr. QM. mit (1857) 2,710,400 Ew. Über die natürliche Beschaffenheit des Landes, s.u. Lombardei. Bisherige Eintheilung: in die 9 Delegationen: Mailand, Pavia, Lodi, Cremona, Como, Sondrio, Bergamo, Brescia (u. früher Mantua); 2) Provinz darin, an Sardinien, Novara, Como, Lodi, Bergamo u. Pavia grenzend; 35,24 geogr. QM. mit 604,500 Ew., meist Katholiken. Das Land ist eben u. fruchtbar; bewässert vom Ticino, der Adda, Olona, Sevese, dem Lambro u.a. Flüssen, von dem Naviglio grande u. Naviglio Martesana u. vielen andern Kanälen durchzogen; bringt reichlich Getreide, Gartenfrüchte, Obst, Wein, Seide, ist fast überall aufs Beste angebaut hat einige Viehzucht (mit Gewinn von Käse, Stracchinokäse, s.d.), hat aber Mangel an Holz, Salz u. Mineralien. Die Industrie beschäftigt sich vorzüglich mit Anbau u. Verarbeitung der Seide; 3) (ital. Milano, lat. Mediolanum), Hauptstadt der Delegation, des Gouvernements u. der ganzen Lombardei; liegt an der Olona, welche durch die Kanäle Naviglio grande u. Martesana mit dem Ticino u. der Adda verbunden ist (ein dritter Kanal, seit 1819 vollendet, führt nach Pavia) u. an der Eisenbahn zwischen Turin u. Venedig, welche sich hier nach Como abzweigt. M. hat einen bastionirten, jetzt nicht mehr vertheidigungsfähigen u. in Promenaden u. Alleen verwandelten Wall, die sogenannten Boulevards, ebenso ist die sonstige Citadelle demolirt u. in einen großen freien Platz, Piazza d'armi, zum Exercieren der Truppen, verwandelt worden. Das Castell, einst Residenz der Visconti u. Sforza, ist Citadelle von M., u. vor ihm, nach der Stadtseite zu, der länglich viereckige Platz Foro di Castello (sonst di Napoleone) angelegt worden. M. hat 13 Thore, darunter ist der 1804 von Napoleon als Schluß der Simplonstraße aufgeführte, vom Kaiser Franz I. mit veränderter Bestimmung ausgebaute u. 1838 vollendete Triumphbogen des Friedens (Arco della pace, Arco del semplone), an der Piazza d'armi, ein mit drei Durchgängen versehenes, aus Marmorquadern erbautes u. mit zahlreichen Reliefs u. Standbildern ausgeschmücktes Thor, auf dessen Gipfel sich eine 30 Fuß hohe Friedensgöttin, auf einem mit 6 bronzenen Rossen bespannten Triumphwagen erhebt. Außer den erwähnten Plätzen sind die meisten der übrigen weder regelmäßig noch groß. Die Straßen sind mit Marmor- u. Granitstücken für die Wagen gepflastert, mit Trottoirs (Marciapedi) für die Fußgänger versehen, aber die meisten eng u. krumm, nur die Hauptstraßen etwas breiter u. gerader, bes. der Corso grande von der Porta orientale an; sie enthalten meist schöne u. große Gebäude; glänzende Kaufläden u. Kaffees befinden sich bes. auf dem Domplatz. In M. sind 80 (die neueste die 1847 eingeweihte S. Carlo Borromeo) Kirchen, darunter der Dom, nach der Peterskirche in Rom u. Paulskirche in London die größte u. schönste der Welt, ganz mit weißem Mamor bekleidet, 454 Fuß lang, 270 Fuß breit, bis an die Kuppel 232, mit dem Thurm (auf dessen Spitze eine vergoldete Madonna steht) 335 Fuß hoch, mit 4500 marmornen Bildsäulen besetzt, bes. auf dem Dach u. Thurm, auf welche man auf 494 Stufen gelangt u. von welchen man eine prachtvolle Aussicht west- u. nordwärts auf den Monte Rosa u. die Alpen, u. südwärts nach Pavia u. die Apenninen genießt; der Plan dazu ist von dem deutschen Baukünstler Heinrich Arler aus Gmünd (daher Gamodia) entworfen, der Bau 1386 begonnen u. seit ungefähr 1448 von [730] Brunelleschi fotgesetzt. Das Gebäude wurde erst im Gothischen Styl aufgeführt, im 16. Jahrh. aber von Pellegrino Tibaldo mit einem Portal in mehr antikem Geschmack versehn, 1646 im alten Styl weiter gebaut, worauf 1790 die pellegrinische Schöpfung mit Ausnahme der Fenster u. Thüren verworfen wurde; von Napoleon seit 1805 der Vollendung im ursprünglichen Baustyl nahe gebracht u. seit 1819 vom Kaiser Franz I. von Österreich fortgesetzt u. vollendet, doch wird noch ununterbrochen daran gearbeitet u. ausgebessert. Das Innere enthält 5 Schiffe u. 52 mit Statuen geschmückte Pfeiler; vor dem Chor befindet sich die unterirdische Kapelle des St. Borromäus, welche erst 1817 durch Pestagalli in ihre jetzige Form gebracht ist; der antike Taufstein war einst Sarkophag des St. Dionysius; das Grabmal des Giacomo dei Medici, Statue der heiligen Jungfrau, Standbild des St. Bartholomäus, Denkmal des Cardinals Marino Caraccioli (st. 1538), die von Bertini (st. 1849) mit 350 alten Gemälden nachgebildeten Darstellungen versehenen Chorfenster etc. Andere merkwürdige Kirchen sind: S. Lorenzo, die älteste Kirche M-s, eine achteckige Rotunde mit einer abgesondert stehenden Porticus von 16 korinthischen Säulen, welche wahrscheinlich den Thermen des Maximian angehörten; S. Eustorgio, S. Mauritio, Sta. Maria della Grazie (eine Klosterkirche aus dem 15 Jahrh. mit Kuppel u. Chor von Bramante, Gemälden von Luini u. A., in dem ehemaligen Resectorium befindet sich das mit Öl auf Kalk gemalte aber sehr schadhaft gewordene Abendmahl von Lenardo da Vinci), S. Vittore, S. Nazaro u. Celso, eine der größten u. schönsten, S. Ambrogio (sonst Tempel des Bacchus, auf dessen Trümmern Ambrosius die Kirche gründete, das jetzige Gebäude stammt aus dem 9. Jahrh.; hier fand die Krönung der Könige von Italien mit der Eisernen Krone Statt), S. Bernadino della Offe, u. m. a. Paläste u. andere Gebäude: das Rathhaus (mit Bildsäule Philipps II. von Spanien vor demselben), der erzbischöfliche Palast (mit Gemäldegallerie), der Gouvernementpalast, der Justizpalast, die Münze (Zecca), die Kaserne, mehrere Privatpaläste (Casa Borromeo, Casa Visconti, Casa Clevia, Palast Durini u. m. a.) Wissenschaftliche Anstalten, Kunstsammlungen u. Bibliotheken: im Palazzo di Brera (Palazzo di Scienze e Arti), dem ehemaligen Jesuitencollegium, befindet sich die Akademie der Wissenschaften u. Künste, eine Gemäldesammlung der berühmtesten Meister, eine Sammlung Gypsabgüsse antiker Bildwerke, ein Münzcabinet, Musikconservatorium, Observatorium u. eine Bibliothek reich an Manuscripten u. ersten Drucken (gegen 1000 Handschriften), im Hofe stehen die Staudbilder des Nationalökonomen Grafen Pietro Varri, des Architekten Cagnola (st. 1833), des Mathematikers Fra Bonaventura Cavalieri (st. 1647) u. des Carlo Ottavio Castiglione, außerdem am Treppenaufgange das des Rechtsgelehrten Beccaria (st. 1794). In der Ambrosiana, zu der Kirche u. dem S. Ambrosischen Collegium gehörig, ist eine reiche Sammlung von Gemälden, bes. Miniaturen u. Handzeichnungen der berühmtesten Maler, vorzüglich aber die Ambrosianische Bibliothek, welche wenigstens 15,000 Handschriften enthält. Sie wurde 1609 von dem Cardinal u. Erzbischof Federico Borromeo gegründet u., nach dem St. Ambrosius, dem Schutzpatron M-s, benannt. Die Bücher dazu wurden im Auftrage Borromeos von Gelehrten in ganz Europa u. selbst Asien aufgekauft; durch die Erwerbung der Pinellischen Handschriften erhob sie sich zu großer Berühmtheit. Außerdem finden sich dort viele von Angelo Mai, Castiglione u. Mazzucchelli herausgegebene Palimpseften, ein Virgil mit Randbemerkungen von Petrarca, der Codice atlantico, Originalzeichnung u. Handschriften von Leonardo da Vinci etc. Die Bibliothek steht unter der Aufsicht der zwei Doctores bibliothecae Ambrosianae. Außerdem die Gemäldesammlungen des Herzogs von Litta, des Marchese Triulzi, im Hause Silvia etc., Bibliotheken der Grafen Archinti u. Melzi etc.; die Kirche Fidele enthält Archive u. das Archiv dei notarie 100,000 Urkunden. Auch besteht ein Naturwissenschaftliches Cabinet u. ein Botanischer Garten. M. hat an Erziehungsanstalten: 2 Lyceen, 5 Gymnasien, ein königliches Institut der Wissenschaften u. Künste, eine Akademie der Künste, Seminar, eine Normalhauptschule, Schulen für griechische Sprache, Jurisprudenz, Gesetzgebung, für Medicin, Thierarzneikunde, Chirurgie, Chemie, Musik etc., mehre Elementarschulen u. Erziehungshäuser, ein geographisch-militärisches Institut, welches seit 1801 unter der Aufsicht des Generalstabs stand, ein Taubstummeninstitut, eine Hebammen- u. Töchterschule etc, Wohlthätigkeits- u. öffentliche Anstalten: M. besitzt gegen 30 Hospitäler, darunter das große von Franz. Sforza u. seiner Gemahlin gegründete, 9 Höfe umfassende, welches über 2000 Kranke faßt u. womit das Gebär- u. Findelhaus Sta. Catarina alla Ruota für 4000 Kinder u. m. a. in Verbindung stehen, das Irrenhaus alla Senavra, mehre Waisen- u. Arbeitshäuser, das Versorgungshaus Trivulzi, die Stiftung des Grafen Croce, alle unter der Aufsicht der Congregazione di Charita. Das Lazaretto, vor der Porta orientale, 1849 von Ludw. Moro gegründet mit 296 Gemächern; ferner ist eine Leihbank (Monte Theresa, sonst Napoleon) in M. Industrie: M. hat viele Fabriken in Seiden- u. Kattunwaaren, in Bändern, Spitzen, Schleier, in Sammt, Papier, künstlichen Blumen, in Tabak, Schwefel, Tnchtapeten, Chocolade, Conditoreiwaaren, Maccaronis, Bronce, Mathematischen Instrumenten, Spiegeln, Gold- u. Silberwaaren, Kutschen, Spielkarten, Kämme, Bleiweise, Gerberei etc.; man baut viel Gemüße, treibt bedeutenden Handel, bes. mit Seide u. Spedition, auch das Bankiergeschäft ist beträchtlich, u. selbst der Buchhandel der erste Italiens; der Handel wird durch mehre Chausseen u. die Eisenbahn unterstützt. Vergnügungen: die Theater sind das Hauptvergnügen der Mailänder. Das Theater della Scala, nach dem von S. Carlo in Neapel, das größte u. schönste der Welt, 1778 von Piermarini gebaut, 1833 renovirt, hat 400 Logen in 6 Reihen, faßt 5000 (7000) Menschen, vorzüglich für Opern u. Ballete, in den großen Nebensälen werden Hazardspiele gespielt. Das Theater alla Canobbiana ist für Komische Opern, das Teatro Carcano, das Teatro Ré, das Teatro Fiando (Gerolimo), das Lentasio, die Stradera, das Teatro filodramatico (ein Liebhabertheater, aber leicht zugänglich), das Tagtheater Giardini publici u. das Teatro San Martino, ein kleiner Circus. Die Arena bei der Piazza d'armi, nach römischem Muster gebaut, mit 10 amphitheatralisch aufsteigenden Sitzreihen, faßt 30,000 Zuschauer u. dient zu [731] Pferderennen, für Kunstreiter, Seiltänzer, auch zu Naumachien, da der innere Raum unter Wasser gesetzt werden kann. Gesellschaften gibt es in M. das Casino dei Nobile u. das C. dei mercanti, beide für Fremde zugänglich; öffentliche Festlichkeiten im Giardino publico, außerdem bestehen mehrere Privatgärten. Spaziergänge auf dem Corso, auf dem Wall u. auf der Piazza d'armi. Einwohner: 200,000. In der Umgegend von M. sind bemerkenswerth die Casa Simonetta, ein Landhaus mit 20–30fachem Echo, die Villa belgiojosa (sonst Villa Buonaparte), mit englischen Anlagen, das Kloster Certosa von Pavia, Monza (s. ch.). Vgl. Amoretti, Viaggio di Milano, Mail. 1814, 4. Aufl.; L. Bossi, Guide des étrangers à Milan et dans les environs, ebd. 1817; Il Cicerone Milanese, ebd. 1819; Puricelli, Mem. antic. della città di Milano, ebd. 1819; Amati, Les antiquités de la ville de M., ebd. 1821; S. Pirovano, M. nuovamente descritta, ebd. 1822, französisch ebd. 1824; G. Franchetti, Storia e descrizione de duomo de M., ebd. 1821; Rupp u. Bramati, Il duomo di M., ebd. 1823, französisch ebd. 1824; Cantu, Milano e il suo territorio, ebd. 1844, 2 Bde.

Mailand, bei den Römern Mediolanum, wurde von den unter Bellovesus in Italien einfallenden Celten 584 v. Chr. gegründet, war Residenz celtischer Häuptlinge u. Sitz ihres Druidendienstes. Der letzte hier herrschende Häptling war Viridomarus bis 222 v. Chr., worauf M. von den Römern in dem Insubrischen Kriege mit dem ganzen Lande erobert, stark besesligt u. Municipalstadt (nach And. Colonie) wurde, mit dem Beinamen Aelia Augusta u. C. Augusta Felix. Als Mittelpunkt mehrer Hauptstraßen wurde M. bald ein blühender Ort u. auch Sitz der Wissenschaften u. Künste, daher viele Römer hierher kamen, um zu studiren, u. die Stadt den Namen Novae Athenae (Neu-Athen) erhielt; wegen ihrer Größe u. Schönheit galt sie für die zweite Stadt des Römischen Reichs u. war auch oft Residenz der späteren Kaiser (so des Maximianus, Maxentius, Constantius, Constantins des Großen), daher Roma secunda genannt. Im I. 253 n. Chr. schlug Kaiser Gallienus bei M. die Alemannen, wurde aber 268, als er den Aureolus in der Stadt einschloß, hier ermordet, u. Claudius eroberte M. 313 wurde hier von Constantin der christliche Cultus erlaubt, u. die Kirche zu M. galt schon früh als die Metropole von ganz Oberitalien u. der Prälat war ein Erzbischof. Von den zahlreichen Concilien (Concilia Mediolanensia) sind bes. zu bemerken das vom Jahr 344 gegen die Logoslehre der Samosatener (s.d.); das von 348, wo die abendländischen Bischöfe zur Verdammung des Athanasius gezwungen wurden, u. das von 451, wo die Lehre von der Menschwerdung des Logos bestätigt wurde. Nach dem Untergange des Weströmischen Kaiserthums wurde M. 452 von den Hunnen erobert u. geplündert; dann kam es unter die Herrschaft der Germanen, zunächst an Odoacer, welcher hier regierte; dann 489 durch den Verrath Tufa' s, eines Feldherrn Odoacers, an die Ostgothen; da es nachmals von den Gothen abgefallen war u. byzantinische Truppen unter Belisar eingenommen hatte, wurde es nach langem Widerstande 539 von Vitiges wieder genommen, wobei 300,000 Menschen durch Hunger u. Schwert umgekommen sein sollen; 570 besetzten es die Longobarden, u. unter diesen wurde es die Hauptprovinz, bis Karl der Große ganz Oberitalien mit dem Fränkischen Reiche vereinigte (774) u. an seine Nachfolger vererbte, die sich als Könige von Italien in M. od. in Pavia mit der Eisernen Krone krönen ließen. Nachdem Otto I. durch seine Krönung zu M. (961) Italien wieder den Deutschen unterworfen u. die innern Unruhen beigelegt hatte, wurde M., wie die anderen lombardischen Städte, durch kaiserliche Statthalter od. Präfecten regiert u. die öffentliche Ruhe einigermaßen erhalten.1037 wurde M. vom Kaiser Konrad II., weil der Erzbischof Heribert von ihm abgefallen war, belagert. Im 12. Jahrh. machten die Mailänder ernstlich Miene, sich frei zu machen, u. zu den sechs Zügen des Kaisers Friedrich I. nach Italien (1154–84) veranlaßte ihn, außer den Streitigkeiten mit dem Papste, bes. M. Denn diese wohlhabendste u. bevölkertste Stadt in der Lombardei war nicht nur das Haupt der kaiserlichen Gegenpartei, sondern auch die erste, welche sich über ihre Nachbarn, bes. über Como u. Lodi, eine Herrschaft anmaßte u. in beständige Händel mit Pavia verwickelt war. Man schätzte ihre Macht, womit sie sich in ihren Ringmauern vertheidigen konnte, auf 60,000 Mann, als Friedrich die Stadt belagerte (6. Aug. bis 3. Sept. 1158) u. sie durch Hunger zur Übergabe zwang. Demüthigend war die Unterwersung. denn der Erzbischof, die Rathsherren u. die Vornehmsten der Stadt mußten barfuß u. Jeder mit einem blosen Schwert am Halse fußfällig um Gnade bitten, alle Einwohner von 14–80 Jahren den Eid der Treue schwören, dem Kaiser mußten 9000 Mark Silber erlegt u. 300 Geiseln gestellt werden. Als Friedrich I. hierauf die Regalien u. Kroneinkünfte auf einer allgemeinen Ständeversammlung wieder auf den alten Fuß gesetzt hatte, weigerten sich die Mailänder, den Beschlüssen Folge zu leisten, doch nach einer langen Belagerung (vom 29. Mai 1161 bis 4. März 1162) mußte die Stadt sich ergeben, wurde ausgeplündert u. bis auf einige Kirchen zerstört. M. ward seit 1167 wieder aufgebaut u. wurde nach dem Sieg der Conföderirten bei Legnano 1178 eine freie Stadt. Die Kaiser sollten nach dem Kostnitzer Vertrag 1183 die obersten Lehnsherrn bleiben, aber ihre Einkünfte aus den Domänen gingen auf immer verloren. Auf seinem sechsten Römerzuge (1184) ließ Friedrich I. noch zu M. seinen Sohn u. Thronfolger, Heinrich VI., zum König von Italien krönen. M. hatte seine eigene Municipalverfassung immer gehabt, aber der Versuch, sie jetzt besser zu organisiren, da sie der Mittelpunkt einer kleinen Republik geworden war, scheiterte stets an der Eifersucht der beiden Staatsparteien, der Guelfen u. Ghibellinen, die sich einander die Oberherrschaft streitig machten; die Familie della Torre war das Haupt der ersteren; an der Spitze der anderen stand das Haus Visconti, dem Volke angenehm.

Pagano della Torre, Herr von Valsasina, hatte 1237 nach der verlornen Schlacht bei Corte nuova die mailändischen Verbündeten unterstützt, das Heer gesammelt u. dasselbe nach M. zurückgeführt, deshalb wurde er, der erste aus dem Hause Torre, von der guelfischen Partei zum Podesta von M. gewählt. Ihm folgte sein Neffe Martino als Podesta, nachdem seine Partei den Erzbischof Leon Porego u. den ganzen Adel aus der Stadt vertrieben hatte. Sie kehrten 1258 in Folge des Ambrosischen [732] Friedens am 4. April zurück, wurden aber schon im Juni wieder vertrieben. Martino verband sich nun mit Ferrara, Mantua u. Padua gegen die Räubereien Ezzelino's, des vertriebenen Podesta von Padua, nahm Lodi, wohin sich die Verbannten geflüchtet hatten, u. vereitelte 1260 einen Versuch derselben, sich M-s zu bemächtigen. Auch hatte er, um dadurch die Macht seines Hauses zu stützen, 1259 die Mailänder dahin gebracht, daß sie dem Marquis Obert auf 5 Jahre das Podestat gaben. Als 1263 sein Todfeind Otto Visconti Erzbischof von M wurde, entspann sich ein blutiger Krieg zwischen Beiden, vor dessen Beendigung er nach wenigen Monaten in Lodi starb. Philipp, sein Bruder, folgte ihm als Podesta, befestigte das Ansehen seines Hauses u. dehnte dessen Herrschaft über Como, Bercelli u. Bergamo aus. Sein Neffe Napoleon, welcher ihm 1265 folgte, unterstützte Karl von Anjou gegen Neapel u. nahm selbst französische Besatzung in M. auf, Brescia unterwarf sich ihm, dagegen ging Vercelli wieder an die Ghibellinen verloren. Wegen seines Streits mit dem Erzbischof wurde M. unter Interdict gehalten, obschon der Papst auf der guelfischen Partei war. Napoleon mußte sich daher mit dem Erzbischof 1268 aussöhnen, kaum war aber Clemens IV. gestorben, als er die Güter des Erzbischofs von Neuem sequestrirte. Lodi u. Como hatten sich gegen ihn empört, er unterwarf ersteres, mußte aber letzteres freigeben. Kaiser Rudolf von Habsburg ernannte ihn 1273 zum Reichsvicar in M. 1277 nahm ihn der Erzbischof bei Desio gefangen, u. M. öffnete nun dem Erzbischof die Thore. Den letzten Torre, Gaston, warf der Erzbischof Otto 1278 mit Hülfe Wilhelms VII., Grafen von Montserrat, nieder u. vertrieb auch dessen Hülfstruppen 1282, worauf er seinem Neffen, Matteo Visconti, welchen 1294 auch Adolf von Nassau als Reichsvicar anerkannte, die Regierung gab. Otto's Tod, 1295, hatte die Feinde der Visconti aufgeregt, sie nahmen in wenigen Jahren Bergamo, Novara, Vercelli, u. die Heirath seines Sohnes Galeazzo Visconti mit Beatrix von Este, der reichen Wittwe von Mino di Gallura, vermehrte 1300 die Zahl seiner Gegner. Alberto Scotto, Herr von Piacenza, lockte ihn nach Lodi u. erregte 1302 einen Aufstand in M., durch welchen er vertrieben u. genöthigt wurde, sich zu unterwerfen, unter der Bedingung, daß er auf dem Schloß St. Colomban ruhig leben dürfe. Guido della Torre, Sohn des 1283 im Kerker gestorbenen Napoleon, wurde zurückgerufen u. 1308 wurde sein Bruder, Gaston della Torre, Erzbischof. Das Haus Torre schien nun auf immer seine Macht begründet zu haben, allein bald bemächtigte sich Scotto Piacenzas wieder; mit dem Erzbischof Gaston gerieth Guido in Streit u. ließ ihn 1309 verhaften, u. als Kaiser Heinrich VII. 1310 in Italien erschien u. in M. einzog, erhoben sich viele Stimmen gegen ihn. Hierüber eifersüchtig, wollte Guido einen Aufstand gegen den Kaiser machen, dies wurde aber im Febr. 1311 entdeckt u. Guido mußte nach Cremona fliehen, wo er 1312 starb.

So endigte die Macht der Torre u. die Gewalt kam an die Visconti. Matteo I. war der erste kaiserliche Vicar aus diesem Hause. Die anderen Städte der Lombardei: Piacenza, Pavia, Alessandria, Tortona, Parma, Verona u. Mantua öffneten kam Matteo in den nächsten Jahren die Thore od. verbanden sich mit ihm. Vorsichtig geworden durch sein froheres Schicksal, regierte er nun mild. Galeazzo I., sein Sohn, folgte ihm 1322. Da ihn seine Brüder in mehrern Unruhen, wo die Guelfen M. belagerten, unterstützt hatten, so machten sie auf größere Ehre Anspruch; da Galeazzo ihnen diese aber nicht bewilligen konnte, begaben sie sich 1327 zu Ludwig dem Baier, der eben seinen Römerzug machte, u. erregten dessen Mißtrauen gegen Galeazzo, so daß der Kaiser denselben verhaften ließ u. erst 1328 auf Bitten der Ghibellinen wieder frei gab. Als er bald darauf stari, wurde sein Sohn Azzo Reichsvicar zu M. Kaum aber hatte er die Herrschaft in seinen Händen, so wendete er sich den Guelfen zu, ließ seinen Oheim Marco u. andere Anhänger des Kaisers ermorden u. weigerte sich dem Kaiser die Thore zu öffnen, weshalb er vom Papst sammt der Stadt M. 1330 vom dann losgesprochen wurde. Er bemächtigte sich bis 1337 nach u. nach, der ganzen Lombardei, nur Cremona schlug einen Überfall ab. Da er 1339 kinderlos starb, so folgte ihm sein Oheim Luchino, Sohn des Matteo Visconti. Da dieser wegen der bösen Nachschlage, die er seinen Vorgängern gegeben hatte, wegen seines Stolzes u. seiner Ausschweifungen den Mailändern verhaßt war, so wurden bald Verschwörungen gemacht, so von den beiden Aldobrandini, die jedoch entdeckt wurden. 1340 kaufte er von Obizzo von Este die Stadt Parma; Asti, Tortona, Alessandria unterwarfen sich ihm selbst. Er selbst st. 1340, vergiftet von seiner zweiten Gemahlin, Isabella Fieschi. Diese hatte drei Söhne u. eine Tochter geboren; diese folgten jedoch nicht auf Luchino, weil Isabella bekannt hatte, daß Luchino nicht ihr Vater sei, sondern daß sie sämmtliche Kinder im Ehebruch mit Galeazzo, seinem messen, erzeugt habe, daher erhielt Giovanni, Luchinos Bruder u. Anfangs dessen Gehülfe in der Regierung u. seit 1340 Erzbischof, nun auch die Regierung. Er rief seinen Neffen u. alle politische Verbrecher zurück, lauste Bologna von den Brüdern Pepoli, wurde 1353 von Genua zum Dogen gewählt u. st. 1354. Seine drei Neffen, Söhne Stefano's Visconti, Matteo, Galeazzo u. Bernabo, theilten seine Staaten: Matteo II., der älteste, erhielt Bologna, Lodi, Piacenza, Parma u. einiges Andere, u. st. 1355; Galeazzo II., der Buhle der Isabella Fieschi, empfing die Hälfte von M. nebst Como, Novara, Vercelli, Asti, Tortona u. Alessandria u. theilte nach Matteo's II. Tode dessen Besitzungen mit seinem Bruder. Seine Prachtliebe nöthigte ihn, seine Unterthanen mit Steuern aller Art zu belasten, u. dies rief Verschwörungen hervor, deren Theilnehmer er immer hart bestrafte. Zuletzt fürchtete er die Nachstellungen seines Bruders u. residirte daher die letzten Jahre in Pavia. das er 1356 erobert hatte, u. 1378 starb. Bernabo empfing von der Erbschaft seines Oheims die andere Hälfte von M., Cremona, Crema, Brescia u. von dem Besitz seines Bruders Matteo noch Lodi u. Parma. In Bologna hatte sich Giovanni Visconti d'Oleggio, einer der Söhne der Isabellfestgesetzt; mit diesem zog Bernabo 1856 gegen das empörte Genua. Darauf kam er mit dem Papst, an welchen Giovanni Bologna verkauft hatte, u. mit Kaiser Karl IV. in Streitigkeiten, welche mit Unterbrechnung von 1360–79 dauerten, u. in denen er sich stets gegen alle seine Feinde, wiewohl ohne entscheidende Resultate, hielt. Er war hart in der Beitreibung der schweren Steuern u. grausam in Bestrafung der Jagdfrevel. 1387 lockte ihn sein Neffe [733] Giovanni Galeazzo, Sohn Galeazzos II., aus M, ließ ihn mit seinen zwei Söhnen verhaften u. in einem der mailänder Schlösser 1385 vergiften. Von seinen natürlichen Söhnen stammen die Visconti, welche noch jetzt bestehen, ab.

Dadurch daß Giovanni Galeazzo die Ermordung aller Steuereinnehmer seines Oheims u. die Plünderung von dessen Schätzen u. Schlössern gestattete, gewann er das Volk, welches sich ihm unterwarf; 1387 vertrieb er Antonio della Scala aus Verona u. Vicenza, dann Francesco Carrara aus der Mark Treviso u. aus Padua. Aber vom Herzog von Baiern u. dem Grafen von Armagnac unterstützt, erschien Francesco wieder, bemächtigte sich Paduas u. zwang 1392 Giovanni Galeazzo zum nachtheiligen Frieden. Während dieses Friedens erkaufte Giovanni Galeazzo 1395 vom Kaiser Wenzel den Titel Herzog von M. u. Graf von Pavia. Sein Versuch auf das Herzogthum Mantua scheiterte zwar an der Festigkeit der Florentiner, doch ergaben sich ihm Pisa, Perugia u. Assisi während dieses Kampfes. Er betrachtete sich hierbei als das Haupt der Ghibellinen in Italien, schlug den Angriff des Kaisers Ruprecht auf sich 1401 glücklich ab, eroberte 1492 sogar Bologna u. st. im Sept. 1402 in Marignano; sein ältester Sohn Giovanni Maria war erst 13 Jahr alt, als er 1402 zur Regierung gelangte, seine Mutter, Katharina Visconti, war Vormünderin. Die Guelfen erhoben sogleich ihr Haupt, u. die Herzogin Mutter begünstigte sie sogar insgeheim. Allenthalben kehrten die politischen Flüchtlinge zurück, sechs Städte rissen sich los u. bildeten eigene Fürstenthümer, in M. selbst brach der Kampf aus, die Ghibellinen bekriegten die Herzogin Mutter im Namen ihres Sohnes, belagerten sie in Monza, nahmen sie 1404 gefangen u. vergifteten sie. Der schwache Giovanni Maria schwankte nun zwischen den Parteien hin u. her u. bald war er auf die Stadt M. allein beschränkt, u. selbst hier blieb ihm nur das Recht, Todesstrafen zu verhängen. Seiner Grausaumkeit wegen (zum Tode Verurtheilte ließ er von Hunden zerreißen) wurde er 1412 auf dem Wege zur Kirche erdolcht. Nun bemächtigte sich sein Bruder Filippo Maria, Herr von Pavia, der Herrschaft, indem er Beatrix, die Wittwe des Facino Cave, des Alles vermögenden Feldherrn Giovanni Maria's, heirathete u. mit ihr Geld u. Armee gewann. Er eroberte durch Franz Carmagnola die ganze Lombardei, ließ aber seine Gemahlin Beatrix, wegen einer falschen Anklage wegen Ehebruchs, 1418 hinrichten u. verbannte. 1425 Carmagnola, welchernun sein bitterster Feindwurde. Als er mit Genua gegen Aragon verbündet war, schlugen die Genuesen die aragonische Flotte 1435 bei Puria u. nahmen den König Alfons gefangen, den sie an Filippo Maria auslieferten. In seiner Gefangenschaft wußte Alfons den Filippo von dem Bunde mit Frankreich u. dem Hause Anjou abzuziehen u. für sich zu gewinnen. Da Filippo keine rechtmäßigen Nachkommen hatte, so vertheilte er sein Land unter seine Generale u. verheirathete seine natürliche Tochter Blanca Maria 1441 an den Condottierre Franz Sforza u. gab ihr Cremona u. Pontremoli zur Mitgabe. Er st. 1447, u. mit ihm endete die Herrschaft des Hauses Visconti. Der Kaiser Friedrich III. hätte nun M. als ein erledigtes Reichslehen einziehen können, war aber für sich zu unentschlossen u. von den Reichsständen war keine Hülfe zu erwarten. Drei Prätendenten machten sofort Ansprüche: der Herzog Karl von Orleans, Enkel Filippo Maria's durch seine Mutter Valentine, welche den Herzog Ludwig von Orleans geheirathet hatte; König Alfons V. von Aragonien, wegen eines Testaments, u. Franz Sforza, als Schwiegersohn Filippo Mariass durch seine Gemahlin Blanca Maria.

Der Letztere, Franz I. Sforza, bemächtigte sich des Herzogthums mit der Hauptstadt (1450) u. mit ihm kam das Haus Sforza zur Regierung in M. Er wurde von den Mailändern als Herzog anerkannt, wiewohl ihm der Kaiser Friedrich III. die Bestätigung versagte. Durch einen Vertrag erhielt er vom Herzog von Ferrara Cunio, Barbiano u. Budrio im Ferrarischen, führte 1452–54 mit Venedig Krieg, verglich sich 1454 mit König Alfons von Neapel, gegen welchen er bisher für das Haus Anjou gestanden hatte, wurde 1464 Herr von Genua, welches ihm König Ludwig XI. von Frankreich überlassen hatte, erhielt 1465 das Herzogthum Bari u. st. 1466 mit dem Ruhm eines trefflichen Regenten. Ihm folgte sein Sohn Galeazzo Maria, dieser machte sich aber durch Grausamkeit u. Verschwendung verhaßt u. wurde 1476 am Weihnachtsfeste in der Kirche ermordet Sein Sohn Giovanni Galeazzo Maria folgte ihm, kaum 7 Jahr alt. Seiner Mutter, Bona von Savoyen, entriß sein Oheim Lodovico Sforza Moro die vormundschaftliche Regierung u. behielt dieselbe auch als Giovanni schon mündig geworden war; als die Herzogin Isabella ihren Gemahl von der schimpflichen Unterwürfigkeit befreien wollte, vergiftete ihn 1494 Lodovico Sforza Moro u. riß das Herzogthum an sich. Dieser, der Urheber aller nachherigen Bewegungen in Italien, hatte den König Karl VIII. von Frankreich zu einem Zug nach Neapel verleitet, um durch ihn den Schwiegervater des Herzogs Giovanni, den König Alfons II. von Neapel, zu beschäftigen u. sich so in der usurpirten Herrschaft zu behaupten, wurde jedoch bald darauf der Stifter eines großen Bündnisses zwischen dem Papst Alexander VI., Kaiser Maximilian I., Ferdinand V. von Spanien u. mehrern italienischen Fürsten gegen Karl VIII. Er wurde aber von dessen Nachfolger, Ludwig XII., wegen der Ansprüche des Hauses Orleans 1499 vertrieben. Wegen der schlechten Aufführung der Franzosen in M. wurde es dem vertriebenen Herzog leicht, sich M-s wieder zu bemächtigen. Aber bei der Rückkehr eines starken französischen Heeres, 1500, verließen ihn seine schweizerischen Söldner, er wurde gefangen u. nach Frankreich geschafft.

M. selbst wurde in mehrern Tractaten vom Kaiser Maximilian I. an Frankreich versprochen u. 1505 auch diese Krone damit belehnt. Als aber die Eifersucht der andern verbündeten Mächte über Frankreichs Fortschritte in Italien erwachte u. sie gegen dasselbe die Heilige Ligue schlossen, eroberte Maximilian Sforza, Lodovicoss Sohn, mit Hütfe der Schweizer M. 1512 wieder u. trat an Letztere dafür Chiavenna, Bormio u. das Veltlin ab. Seine Herrschaft war jedoch von kurzer Dauer; denn König Franz I. von Frankreich kündigte sich sogleich nach seiner Thronbesteigung als Herzog von M. an, erneuerte den Krieg u. war nach der Schlacht bei Marignano wieder Herr des ganzen Herzogthums (1515), das ihm der gefangene Maximilian Sforza abtreten mußte. Dessen Bruder Francisco II. Maria gelangte im Madrider Frieden 1521 wieder[734] zum wirklichen Besitz, nahm aber französische Partei gegen Kaiser Karl V. u. wurde darüber aus M. vertrieben, 1529 jedoch im Frieden von Cambray restituirt. Mit ihm st. 1535 der Sforza'sche Mannsstamm aus, u. Kaiser Karl V. zog M. für sein Haus als eröffnetes Reichslehen ein, wogegen Franz II., König von Frankreich, Widerspruch erhob u. es für einen seiner Prinzen begehrte. Der Papst Paul III. vermittelte 1538 noch einen Waffenstillstand, u. im Frieden zu Crespy sollte der Herzog von Orleans M. mit der Hand einer kaiserlichen Prinzessin erhalten, aber nach dessen baldigem Tode 1545 übertrug es Karl aufs Neue seinem Sohne Philipp II., u. M. (wozu aber Parma u. Piacenza nicht mehr gehörten) kam so an die Krone Spanien u. wurde von dieser Zeitan durch spanische Statthalter regiert. Im Spanischen Erbfolgekrieg besetzten es die Franzosen 1701 wieder, räumten es aber vermöge einer geschlossenen Generalcapitulation mit den andern Plätzen der Lombardei 1707; bis Österreich durch den Frieden zu Baden 1714 im Besitz von M. blieb. 1745 wurde M. von Don Philipp mit den Spaniern u. Franzosen erobert (s. Österreichischer Erbfolgekrieg); 1746 von den Österreichern wieder genommen u. diesen in dem Aachner Frieden 1748 bestätigt, doch mit Ausnahme derjenigen Stücke, welche sowohl der König Leopold, als Karl VI. u. Maria Theresia an Sardinien (s.d.) abgetreten u. dem Deutschen Reiche ebenfalls vorbehalten hatten (1703, 1736, 1748). Im Französischen Revolutionskriege wurde M., in Folge der Siege Bonapartes den 15. Mai 1796 von den Franzosen besetzt (s. Französischer Revolutionskrieg III. B); den 29. Juni bekamen sie auch die Citadelle, u. M. wurde nun die Hauptstadt der Cisalpinischen Republik, s. Italien (Gesch.) VI.; 16. Mai 1797 wurde hier Vertrag zwischen den Franzosen u. Venedig geschlossen. Die Citadelle wurde den 24. Mai 1799 von den Österreichern unter Hohenzollern wieder erobert (s. Französischer Revolutionskrieg III. F); 2. Juni 1800 von den Franzosen wieder genommen; auch wurde den 16., nach der Convention von Alessandria, die Citadelle übergeben.1801 wurde M. die Hauptstadt der Italienischen Republik u. 1805 des Königreichs Italien, u. am 26. Mai 1805 setzte sich im Dome Napoleon die lombardische Königskrone auf. 28. April 1814 besetzten die Österreicher wieder M; es wurde die Hauptstadt des Lombardisch-Venetianischen Königreichs, mit einer Verfassung nach dem alten System, u. Sitz des Vicekönigs; 6. Sept. 1839 fand hier die Krönung des Kaisers Ferdinand I. als König der Lombarden u. Venetianer Statt. Anfang 1848 gab es hier mehre blutige Raufereien zwischen Militär u. Civil, worauf am 22. Febr. das Standrecht publicirt wurde; vom 18. März 1848 an Aufstand, nachdem am 17. der Vicekönig abgereist war; am 29. Mai wurde ein vergeblicher Versuch einer Gegenrevolution zu Gunsten Österreichs gemacht; in der Nacht vom 21. zum 22. erfolgte der Abzug der österreichischen Truppen unter Radetzky, worauf Piemontesen M. besetzten; diese verließen am 4. Aug. die Stadt, am 5. Aug. capitulirte dieselbe u. am 6. Aug. zogen die Österreicher wieder in M. ein (s.u. Lombardisch-Venetianisches Königreich). Hier wurde am 6. Aug. 1849 der Friede zwischen Sardinien u. Österreich geschlossen.1850 wurde an der östlichen Seite der Stadt ein verschanztes Lager mit hohen Wällen errichtet; den 6. Febr. 1853 fand ein Aufstandsversuch statt, u. die Stadt wurde in Belagerungszustand erklärt. Nach der Schlacht bei Magenta wurde M. den 5. Juni 1859 von den österreichischen Truppen geräumt u. den 8. Juni von Franzosen u. Piemontesen besetzt; durch den Frieden von Villafranca (Zürich) fiel es wie die ganze übrige Lombardei an Piemont, s. Lombardisch-Venetianisches Königreich. Vgl. Ph. Argelatt, Bibliotheca scriptorum Mediolanensium, Mail. 1745, 2 Bde., Fol.; G. de Giulini, Memorie spettanti alla storia e al governo di Milano, ebd. 1760–70, 10 Bde.; P. Verri, Storia di M., ebd. 1783, 2 Bde., u. Aufl. ebd. 1830, 4 Bde., fortges. von P. Custodi, Capolago 1837, 4 Bde.; C. Rosmini, Istoria di M., ebd. 1820, 4 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 730-735.
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