1. Bei Messer und Scheiden muss man viel leiden. – Parömiakon, 2127.
Klage des Messerschmieds.
2. Besser ein stumpfes Messer als gar keins.
Dän.: Bedre er en ureen kniv med giemme, end reen med glemme. (Prov. dan., 351.)
3. Das beste Messer bekommt Scharten, wenn man Steine schneidet.
4. Das Messer darf wol den Bart nehmen, aber nicht das Kinn.
5. Das Messer, das dein Brot schneidet, kann dir auch den Hals abschneiden. (Surinam.)
Etwas kann zum Guten und Schlimmen ausschlagen; es kommt alles auf Zeit und Umstände an. Der beste Freund kann der gefährlichste Feind werden.
6. Das Messer macht den Koch nicht. – Körte, 4243a.
7. Das Messer nach der Schneide, das Schiff nach dem Wasser.
Holl.: Neem't mes naar de scheê, en't schip naar de zee. (Harrebomée, II, 84b.)
8. Das Messer zerstört die Scheide.
Frz.: La lame use le fourreau. (Bohn I, 29.)
9. Dei mott en scharp Mess hewwen, wei Wind sniyen will. (Büren.)
10. Der sieht nicht gern ein Messer tragen, der gewohnt ist, andere umzubringen. (Surinam.)
Wer selber krumme Wege geht, trifft andere nicht gern darauf. Ein Schurke traut dem andern nicht.
11. Die greifen am liebsten nach dem Messer, denen es verboten ist. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.
12. Die Messer bringen mehr ums Leben als die Säbel.
Lat.: Strangulet in mensis os plures, quam ensis. (Chaos, 101.)
13. E jêd Mêsser fäinjt séinj Schtîl. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 354.
14. Ei, Messer, wann wird's besser, klagte der Messerschmied. – Parömiakon, 2126.
15. Ein dünnes Messer ist bald geschliffen, ein kurzes Liedlein schnell gepfiffen.
Dän.: En tynd kniv er snart slibet, en stakket viise er snart pibet. (Prov. dan., 350.)
16. Ein gebrauchtes Messer rostet nicht.
Böhm.: Nůž, kterým so pořád krájí, nerzaví. (Čelakovsky, 132.)
Holl.: Het mes, dat gedurig geslepen wordt, roest niet. (Harrebomée, II, 84a.)
17. Ein gewetztes Messer schneidet besser als ein stumpfes.
Böhm.: Broušený nůž lépe řeže. (Čelakovsky, 409.)
18. Ein gutes Messer findet überall einen Schleifstein. – Sprichwörtergarten, 102.
Es fehlt nirgends an Gelegenheit, vorhandene Anlagen auszubilden.
19. Ein hölzern Messer kann man lange wetzen, ehe es schneidet.
Die Russen: Ein hölzern Messer kann man wol wetzen, wie ein eisernes, aber nicht also schärfen. (Altmann VI, 440.)
20. Ein langes Messer lässt sich gern Säbel nennen.
Aehnlich russisch Altmann V.
21. Ein Messer, das umsonst schiert, rauft.
22. Ein Messer hält das andere in der Scheide.
»Zwei messer, gleichs scharpff all beid, halt eins das ander in der scheid.« (Waldis, II, 48, 19.)
Holl.: Het eene mes houdt het andere in de scheede. (Harrebomée, II, 83b.)
It.: Un coltello aguzza l'altro nella guaina. (Bohn I, 130.)
23. Ein Messer in des Kindes Hand ist toller noch als Unverstand. (Anhalt.)
[640] 24. Ein Messer ist ein dieblich Mord. – Graf, 350, 380.
Wer im offenen Kampfe mit dem Schwerte einen Feind, mit dem er in Fehde lebte, tödtete, oder seinen Gegner in der Nothwehr erschlug, galt nicht als Mörder. Aber die Tödtung mit dem Messer, weil heimlich, oder wie die Rechtsquellen sagen, »diebisch« ausgeführt, wurde als Mord betrachtet. »Wer den andern mit einem Messer tödtet oder verwundet, ist des Schmachverbrechens schuldig, das man Mord nennt.« (Pertz, IV, 237, 10.)
Mhd.: Das messere ist ein duplich mort. (Daniels, Weichbildsglossen, 401, 4.)
25. Ein Messer schneidet besser als das andere. – Luther's Tischr., 120a u. 250a.
26. Ein Messer wetzet das andere vnd ein Mann den andern. – Petri, II, 215.
27. Ein Messer wetzt das andere. – Eiselein, 461; Zehner, 204; Winckler, XVII, 93; Simrock, 7003; Parömiakon, 338; Schulze, 99; Braun, I, 2698; Reinsberg II, 52.
Dän.: Den eene kniv skerper den anden. (Prov. dan., 351.)
Frz.: L'ung cousteau aguyse l'aultre. (Leroux, II, 256.)
It.: Un coltello aguzza l'altro. (Bohn I, 130.)
Lat.: Ferrum ferro aucuitur. (Binder I, 542; II, 1125; Chaos, 928.)
Schwed.: Ett järn skiärper det andra. (Grubb, 197.)
28. Ein scharpff Messer vnd ein filzhut gehören zusammen. – Henisch, 1095, 25; Petri, II, 223.
29. Ein schlechtes Messer fährt leichter in die Hand als ins Brot.
Port.: Cutelo mão corta o dedo, e não corta o pão. (Bohn I, 273.)
30. Ein stumpf Messer ist keiner Scheide von Sammt werth. – Eiselein, 461; Simrock, 7004.
31. Einem bleiernen Messer nützt kein silberner Griff.
Die Russen: An ein stumpfes Messer braucht man keine goldene Klinge zu setzen. – Soll am Messer eins von Blei sein, dann lieber der Griff als die Schneide. (Altmann VI, 449 u. 468.)
32. Einer mit Messern (und Büchsen) kann leicht einen Nackten erstechen.
Bei Tunnicius (471): Ein mit messen unde bussen heft den nakeden gut to vor slân. (Hoplomachus facile nudum devincere possit.)
33. Er duldet kein Messer in der Scheide.
Er ist herausfordernd, zwingt die Leute, mit denen er in Berührung kommt, zur Vertheidigung.
Dän.: Der kand ingen faae kniv i skeede med ham. (Prov. dan., 351.)
34. Es ist ein böses Messer, das die Finger schneidet und das Holz stehen lässt.
Frz.: Le mauvais couteau coupe les doigts, et laisse le bois. (Kritzinger, 185b.)
35. Es ist kein messer, das harter schirt, dann wann ein narr zum Doctor wirt. – Nas, 257b.
36. Es ist kein Messer, das schärfer schiert, als wenn ein Bauer ein Edelmann wird. – Pistor., II, 63; Gaal, 165; Eiselein, 384; Meisner, 74; Körte, 4244; Schottel, 1114b; Simrock, 804; Graf, 34, 101; Braun, I, 103.
In der Schweiz: 'S isch keis Mässer, das scherpfer schirt, als wenn e Bättler zum Herrn wird. (Sutermeister, 119.) Die Basken: Wer ist der härteste von allen Herren? Der aus nichts ein Herr ward. Schon die Römer: Schärfer ist nichts, als ein Niedriger, wenn er in die Höhe steigt. (Reinsberg II, 120.) Die Russen: Herrenzupfen macht leicht kahl, Bauernzupfen lässt Glatzen nach. (Altmann VI, 491.)
Mhd.: Nieman alzô nahe schirt, sô dâ ein bûre ein herre wirt. (Freidank.) (Zingerle, 131.)
Mnd.: Wor ein kerleman wirt ein here, dar geit it over de armen sere. (Lübben, Reineke de Voss, 5357.)
Kroat.: Gospon od pluga ostra je kuga. (Čelakovsky, 100.)
Lat.: Asperius nihil est misero dum surgit in altum. (Chaos, 954.) – Asperius nil est humili, cum surgit in altum. – Fiunt Nerones miseri facti locupletes. (Masson, 36.) – Novacula in cote est servus in dominio. (Gaal, 165.)
37. Es ist oft ein bleiern Messer in einer goldenen Scheide. – Winckler, XI, 63.
38. Es schneidet kein Messer ärger, als wenn ein Bettler zu Ehren kompt. – Chaos, 954.
39. Et is kenn Mess ärger, osse wann de Bûre en Eddelmann wêrd. (Waldeck.) – Curtze, 321, 88.
40. Kaufe dir kein Messer, aber nimm dir eine Frau. (Estn.)
41. Kein Messer, das scharffer schiert, denn wenn ein Knecht (oder: der Arm) zum Herren wird. – Sailer, 72; Eyering, III, 140; Lohrengel, II, 436.
[641] 42. Kein Messer, dz scherffer schiert, dann wann ein schlechter edel wird. – Eyering, I, 73.
43. Kein Messer schärpfer schiert, dann wann ein Bawer des andern Herr wirt. – Nas, 361b; Braun, I, 2699.
44. Kein Messer schneidet in die eigene Scheide. – Schlechta, 135.
45. Man muss das Messer nicht eher wetzen, bis man den Widder hat, den man schlachten will.
Ruth.: Ne ostry noża, doky ne złowisz barana. (Wurzbach I, 202.)
46. Man muss das Messer schleifen, weil der Stein umläuft.
47. Man muss über Nacht kein Messer auf dem Tische liegen lassen, sonst kann man nicht schlafen. – Simrock, 7004b.
48. Man steckt oft ein goldenes (silbernes) Messer in eine zerbrochene Scheide.
49. Messer, Gabel, Fingerhut; stirbt der Bauer, ist's nicht gut. – Klix, 40.
50. Messer kost't e Sesser1. – Frischbier2, 2627.
1) Sechser = 2 Silbergroschen oder 6 Vierpfenniger.
Als Antwort auf die Bitte um ein Messer.
51. Messer und Gabel, Port und Fabel, Zech und Bruder, Schiff und Ruder, Weiber und Flammen sind meist beisammen. – Parömiakon, 1962.
52. Messer und Säbel sind Verwandte.
53. Mit einem Messer von Wachs kann man keine glühenden Kohlen schneiden. – Altmann VI, 458.
54. Mit stumpfen Messern schneidet man sich am ersten (leichtesten).
55. Neu messer haben scharpffe schneiden. – Waldis, VI, 52, 38.
In Pommern: Nije Metzen sniden scharp. (Dähnert, 305b.) Wird gesagt, wenn Beamte und Dienstleute anfänglich viel Fleiss, Thätigkeit, Strenge u.s.w. beweisen.
Holl.: Nieuwe messer snijden scherp. (Harrebomée, II, 84a.)
56. Neue Messer schneiden scharff (wohl). – Petri, II, 493.
In Pommern: Nije Metzer sniden scharp. (Dähnert, 305b.)
Lat.: Scopat scopa bene nova singula cunctaque plene.
57. Neue Messer sind scharf, neue Mägde laufen hart (schnell). (Osnabrück.)
58. Nicht ein jedes Messer schneidet. – Chaos, 829.
59. 'S isch keis Messer, das scherpfer schirt, as wenn en Bettler zum Herrn wird. (Solothurn.) – Schild, 66, 116.
60. Scharfes Messer, scharfer Mann. (Lit.)
61. So lange das Messer nicht aus der Scheide ist, so lange ist kein Buss verfallen. – Graf, 320, 237.
Mit Bezug auf die Angriffe auf Leib und Leben. War auch die blosse Bedrohung schon busswürdig, so musste der Drohende nach altdeutschem Rechte dem Angriff schon nahe gekommen sein, wenn er bussfällig werden sollte, was erst geschah, wenn das Messer aus der Scheide gezogen, oder allgemein, wenn der Entschluss bis zur unmittelbarsten Ausführung gediehen war.
Mhd.: Die will das messer nitt gar uss der scheid kumpt, ist keyn buss veruallen. (Grimm, I, 117.)
62. Wann't Mess noch scharp is, is't Tîd tom snîden, wann't Isen noch hêt is, is't Tîd tom smîden. (Büren.)
63. Was man nicht mit eigenem Messer zerschneidet, schmeckt nicht. – Kiesewetter, 26.
64. Wenn du ein gut Messer haben willst, musst du nicht damit in die Steine hacken. – Petri, II, 647.
65. Wenn ein Messer auf dem Rücken liegt, so müssen die armen Seelen darauf reiten. (Oberösterreich.)
66. Wenn man das Messer auf den Rücken legt, schneiden sich die Engelein.
Alter Volksglaube, dem der Gedanke zu Grunde liegt: Vorsicht mit Schneidewerkzeugen aller Art, damit kein Schade geschehe.
67. Wenn man zwei stumpfe Messer aneinander reibt (wetzt), so werden beide scharf. – Altmann VI, 432.
[642] 68. Wenn ümmes sind Mest ut der Hand daüt, dann kann sik en anner dermet sniden. (Westf.)
69. Wer das Messer am ersten zuckt, muss es zuerst wieder einstecken. – Luther's Tischr., 396b; Petri, II, 689; Simrock, 7005; Körte, 4243.
70. Wer das Messer bei der Klinge nimmt, dem schneidet es auch Mandeltorte nicht. – Sprichwörtergarten, 39.
»Wer eine Sache verkehrt anfängt, wundere sich nicht, wenn sie ihm nicht gelingt.«
71. Wer das Messer führt, wird nicht das kleinste Stück abschneiden.
72. Wer das Messer für andere schleift (wetzt), schneidet sich meist selbst in die Finger.
Die englischen Neger: »Wer einen Hauer (Negersäbel) schleift, um andere zu tödten, schleift ihn für seinen eigenen Hals. – Wenn du das Messer wetzest, um einen andern zu tödten, so wird es dir selbst auf den Hals kommen. Die Russen: Es schleift mancher den Dolch für sich selber. Die Hebräer: Der Pfeilschmied wird oft von seinem eigenen Pfeil getödtet, von seiner Hände Werk wird er bezahlt. – Durch denselben Löffel, den der Künstler verfertigte, verbrennt er sich den Mund mit Senf. Die Italiener: Wer mit dem Messer tödtet, kommt durch das Messer um.« (Reinsberg II, 33 u. 56.)
Frz.: Qui frappe du couteau, mourra de la gaîne. (Cahier, 776.)
73. Wer das Messer nimmt an der Spitz', der hat nicht viel Witz.
Frz.: Qui par la pointe rend le couteau montre bien qu'il est un grand veau. (Kritzinger, 186a.)
74. Wer das Messer verloren und keine Zähne hat, der nährt sich übel.
Dän.: Fattig haver tabt sin tælle-kniv, som han brugte at æde sig fœd med. (Prov. dan., 164.)
75. Wer das Messer wetzt, um einem andern den Hals abzuschneiden, dem wird's in den eigenen Hals fahren.
76. Wer das Messer will, darf der Schneide nicht gram sein.
77. Wer kein Messer hat, muss mit den Zähnen schneiden.
Böhm.: Kdyz břitvy není, i šídlo holí. – Nedostatky okazují, jak málo lidé potřebují. (Čelakovsky, 177.)
Holl.: Die geen mes heeft, moet met de tanden kluiven. (Harrebomée, II, 83b.)
Poln.: Niedostatek pokazuje, jak mało człek potrzebuje. (Čelakovsky, 177.)
78. Wer kein Messer und Gabel hat, der muss mit den Fingern essen. – Masson, 266; Reinsberg IV, 89.
In dem Sinne: Man muss aus der Noth eine Tugend machen.
79. Wer leckt sein Messer, gibt wenig seinem Knecht. – Gruter, III, 108; Petri, II, 754; Lehmann, II, 874, 204.
80. Wer Messer und Brot in der Hand hat, schneidet sich die Schnitte, wie er will.
Die Italiener: Wer den Rührlöffel in der Hand hat, macht die Suppe, wie er Lust hat. Wer's anordnet, macht's, wie's ihm gefällt. (Reinsberg II, 128.)
81. Wer mit dem Messer sticht, wird durchs Messer gericht't.
Span.: El que á cuchillo mata, á cuchillo muere. (Cahier, 3348.)
82. Wer ohne Messer zu Tisch geht, verliert manchen Bissen.
Holl.: Die zonder mes ter tafel gaat, verliest menigen beet. (Harrebomée, II, 83b.)
83. Wer sein Messer für andere schleift, schneidet sich selbst damit in die Finger.
84. Wer weiss, wo das Messer aufhört und der Säbel anfängt.
Daher sagen die Russen: Wenn das Messer nur ein wenig lang ist, zählt es sich gleich zu den Säbeln. (Altmann V, 110.)
85. Wie das Messer, so ist die Scheide. – Lehmann, 330, 79; Winckler, XX, 22; Eiselein, 461.
Frz.: A tel coustel, tel gaine. (Kritzinger, 185b.) – Tel couteau, tel morceau. (Leroux, II, 166.)
Holl.: Gelijk het mes, zoo is de scheede. (Harrebomée, II, 83b.)
86. Willst du das Messer, so musst du auch die Schneide wollen.
87. Wo die Messer scharf sind, da ist der Mann auf dem Zeuge.
[643] 88. Wo man die langen Messer zeuchet, bin ich der erst, der vnter die banck kreuchet. – Ms. aus dem 17. Jahrhundert in der königl. Bibliothek zu Königsberg.
89. Zu einem grossen Messer gehört eine grosse Gabel.
Dieses Sprichwort soll folgenden Ursprung haben. Im Fuldaischen zeigte sich ein bei einem armen Bauer einquartierter österreichischer Soldat sehr brutal, forderte hundert unmögliche Dinge, und fuhr mit dem Säbel umher, dass Frau und Kinder die Flucht ergriffen. Bei Tische warf er heftig den Säbel neben sich. Der Bauer entfernte sich, kam aber bald mit der Mistgabel zurück, die er ebenfalls neben sich auf den Tisch legte. Auf die Frage des Soldaten, was das bedeuten solle, gab der Bauer die obige Antwort, worauf der Kriegsheld plötzlich still wurde. (Wochenblatt der deutschen Schnellpost, Neuyork vom 9. April 1851.) Wenn dem Wächter am Erie (Cleveland, Ohio, 24. Oct. 1867) aus Baden mitgetheilt wird, dass ein dortiger Bauer das Wort zur Zurechtweisung eines preussischen Offiziers gebraucht habe, so könnte er es höchstens angewandt, aber nicht erfunden haben, da sich in meinem Manuscript die Erklärung oder Anwendung in Fulda schon vorher befand.
90. Zu scharfes Messer wird leicht schartig.
Holl.: Een mes, dat al te scherp is, ligt schielijk om. (Harrebomée, II, 83b.)
*91. A îs m'r amôl ais Mass'r kumma. (Oesterreich.-Schles.) – Peter, 450.
Es hat sich eine Gelegenheit geboten, ihn zu fassen, ihm meine Meinung derb zu sagen, ihm eine verdiente Lection zu geben. (S. ⇒ Rocken.)
*92. A mag ims1 Masser immer wetzen. – Gomolcke, 187.
1) Ihm = sich das. »Ihr meigt wol re kummen, de Staube ward ich nich uf a hols follen; ber warn ich auch nich mite assen, Ihr meigt ich's masser immer salber wetzen.« (Keller, 167a.)
*93. Auf dem Messer könnte man bis Rom reiten. – Simrock, 7007; Reinsberg VI, 33.
So stumpf ist es.
Engl.: A good knife, it was made five miles beyond Cutwell. (Bohn II, 168.)
*94. Da steckt das Messer. (Franken.)
Hat den Sinn wie: Da liegt der Hund begraben.
*95. Das grosse Messer gebrauchen. – Parömiakon, 2807.
Aufschneiden, unverschämt lügen.
*96. Das (er) ist ein zweischneidig Messer. – Sonntag.
Holl.: Het is een tweesnijdend mes. (Harrebomée, II, 84b.)
*97. Das Mässer is starch, es schnîdt's kalt Wasser bis uf de Grund. – Sutermeister, 91; hochdeutsch bei Simrock, 7004.
Ironisch von einem sehr stumpfen Messer.
Engl.: 'T is a good knive, it will cut butter when 't is melted. (Bohn II, 188.)
*98. Das Messer beim Heft haben.
*99. Das Messer im Ferkel stecken lassen.
Eine Arbeit unvollendet lassen.
*100. Das Messer is so scharf, ma könnte druffe uf Rom reiten. – Gomolcke, 319.
Dän.: Det er en kniv, som ei kand bide paa en pung. (Prov. dan., 351.)
*101. Das Messer ist bis auf den Knochen gegangen. – Burckhardt, 709.
Die Wunde ist bedeutend tief.
*102. Das Messer ist so scharf, dass man darauf bis Paris reiten könnt und thät kein Wolf kriege. (Ulm.)
*103. Das Messer kommt nicht aus der Scheide.
Frz.: Ce cousteau ne vient pas de ceste gaine. (Leroux, II, 138.)
*104. Das Messer neben die Scheide stecken.
*105. Das Messer noch tiefer in die Buttermilch stecken.
»Ich will jhm zu verdriess vnd zu leid (spricht mancher verlorene Sohn) ein Bankett halten vnd das Messer noch tiefer in die Buttermilch stecken.« (Mathesy, 156a.)
*106. Das Messer sammt der Scheide.
Holl.: Daar is het mes met de scheede. (Harrebomée, II, 83b.)
*107. Das Messer sitzt (steht) ihm an der Kehle (Gurgel). – Frischbier2, 2625; Braun, I, 2703.
Ist in grosser Gefahr. In dem Sinne: Er ist auf den Hund gekommen. Es geht mit ihm auf die Neige. Er pfeift auf dem letzten Loche. Es ist mit ihm Matthäi am letzten.
Frz.: Il a les pieds sur la braise. – Il danse sur la corde. – Il est aux abois, au bout de ses flûtes, près de ses pièces. – Il est bas percé. – Il ne bat plus que d'une [644] aile. – Il ne sait plus sur quel pied (corde) danser, de quel bois faire flèche, où donner de la tête. – On lui a mis le couteau sur la gorge. (Masson, 345.)
Lat.: Ensis haeret jugulo. (Ovid.) (Binder I, 412; II, 953.) – Sita est res in cuspide ferri. (Binder I, 1662; II, 2170; Philippi, II, 191; Seybold, 570.)
*108. Das Messer, so er gewetzt, hat ihm selbst die Gurgel abgeschnitten. – Parömiakon, 1382.
*109. Das Messer, was sie gewetzt, ist in ihre eigene Kehle gegangen.
*110. Dat Mess(er) snid as en däud (todt) Ruie bit. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 161, 117; Woeste, 87, 141.
*111. Dat Mess(er) snid, me kön derop na Köllen rêi'en. – Frommann, V, 161, 117.
*112. Dat Mess snitt ässe kald Water brennt. (Büren.)
*113. Dat Messer öss so scharp, dat du kanst drop frîe rîde. – Frischbier2, 2627.
*114. Dat Messer schnött ön drê Dag mehr als ön ênem. – Frischbier2, 2627.
*115. Dat Messer schnött Poggehaar. – Frischbier2, 2627.
*116. Dat Mest is so stump, dar kann wol 'n Hexe up na Köln rîden. – Kern, 55.
*117. Dat Mest ist so stump as 'n Ssaaks1. – Kern, 1120.
1) Der ältere Name für Messer, der aber im allgemeinen ausser Brauch gekommen ist und nur noch für schlechtes Messer gebraucht wird.
*118. Dat Mest snitt as 'n Flêt (?). – Eichwald, 1301; Kern, 1119.
Das Fragezeichen findet sich schon in der Quellenschrift.
*119. Ein Messer ohne Klinge, an dem der Griff fehlt.
Um zu sagen, dass an einer Sache gerade das fehlt, was zum Wesen derselben gehört. Die Redensart ist einem satirischen Artikel Lichtenberg's entlehnt, der sich im Göttingischen Taschenkalender von 1798 unter dem Titel befindet: Verzeichniss einer Sammlung von Geräthschaften, welche in dem Hause des Sir H.S. künftige Woche öffentlich verauctionirt werden sollen. Lichtenberg will dies Verzeichniss in einer Privatbibliothek Englands auf den hintern weissen Blättern eines Bandes von Swift gefunden haben. Es soll, wie der Besitzer der Bibliothek versichert habe, einem öffentlichen Blatte entnommen und eine Satire auf einen damals gerade gestorbenen reichen, aber unwissenden Naturalien- und Raritätensammler sein, der mit grossem Aufwande eine Menge des unnützesten Plunders in seinem Cabinet aufgespeichert habe. (Lichtenberg's Verm. Schriften, Göttingen 1845, VI, 164.)
*120. Einem das Messer in die Faust geben. – Luther's Tischr., 475b.
*121. Einem das Messer in die Kaldaunen stossen. (Insel Felsenburg.)
*122. Einem ein (das) Messer an die Kehle setzen.
Frz.: Faire quelque chose à quelqu'un le poignard sur la gorge. (Kritzinger, 300b; Starschedel, 429.) – Presser quelqu'un l'épée dans les reins. (Kritzinger, 282a.)
Holl.: Hij zet hem het mes op de keel. (Harrebomée, II, 84a.)
*123. Einem ins Messer fallen.
Seiner Gewalt, seiner Ausbeutung preisgegeben werden.
*124. Einen vor das Messer nehmen. – Braun, I, 2701.
*125. En Brûn schält Metz. (Mecklenburg.)
Ein Messer mit brauner Schale = Dreckhaufen, Excremente. Aehnlich Hûkdalsnest.
*126. Er blieb mit dem Messer im Bauche sitzen.
Ist in sehr peinlicher Lage.
*127. Er hat das grosse (lange) Messer.
Thut dick, schneidet auf. »Wol gebruken kan dat grote Messer.« (Lauremberg, IV, 81.)
Mhd.: Daz langer mezzer tragen. (Mittelhochdeutsches Wörterbuch, II, 163a.)
*128. Er hat das grosse Messer immer in der Tasche.
Der Aufschneider.
*129. Er ist gewaltig aufs Messer. – Frischbier2, 2626.
*130. Er ist scharf aufs Messer. (Deutz.)
Ein praktischer Verehrer des schönen Geschlechts.
*131. Er neahmt's grauss Messer. – Nefflen, 458.
Er schneidet auf, lügt.
*132. Er schneidet mit dem grossen Messer auf. – Körte, 4244a; Braun Braun, I, 2700.
Der Grosssprecher, Lügner, Prahlhans.
*133. Er steckt das Messer in die eigene Scheide. – Eiselein, 461.
*134. Er steckt das Messer in die unrechte Scheide. – Eiselein, 461.
[645] *135. Er steckt das Messer neben die Scheide. – Eiselein, 461; Simrock, 7006.
*136. Er trägt das grünschalige Messer in der Tasche. (Flotow.) – Frischbier2, 2477.
*137. Er weiss mit dem grossen Messer umzugehen.
*138. Er wetzt schon das Messer zu dem Braten. – Braun, I, 2702.
*139. Er wetzt sein Messer vergeblich.
Holl.: Hij slijpt zijn mes. (Harrebomée, II, 84a.)
*140. Es (er) ist ein Messer, das nicht schneidet. – Parömiakon, 1515.
*141. Ich stech em noch emal 's Masser in Bauch, dos em der Dräck zur Wunde 'rausfährt. (Schles.) – Palm, 52, 26.
*142. Is doch a Masser, ma mechte druffe uf Rum reiten. (Schles.) – Frommann, III, 412, 476.
*143. Jemand das Messer aus den Händen reissen. – Parömiakon, 1068.
Ihm das Werkzeug, sich zu vertheidigen oder zu schaden, wegnehmen.
*144. Man darf ihm das Messer nicht in die Hand geben.
Holl.: Men durft hem het mes niet in de hand geven. (Harrebomée, II, 83a.)
*145. Man hat ihm ein Messer gegeben, womit er sich die Kehle abschneiden wird.
Holl.: Gij hebt hem een mes gegeven, waarmede hij zich zelven de keel afsnijdt. (Harrebomée, II, 83b.)
*146. Man schneidet ihm mit seinem eigenen Messer den Hals ab.
Holl.: Gij steekt hem met zijn eigen mes den hals of. (Harrebomée, II, 83b.)
*147. Mit dem langen Messer aufschneiden.
*148. Mit Messern stich beileibe nicht.
Lat.: Gladium acutum avertas. (Philippi, I, 168.)
*149. Sein Messer in fremde Scheiden stecken. – Waldis, IV, 16, 47.
*150. Sein Messer schneidet auf beiden Seiten. (S. ⇒ Mantel 65.)
*151. Sein Messer wetzen.
Holl.: Zij scherpen hunne messen. (Harrebomée, II, 84a.)
*152. Sich das Messer an die Kehle setzen.
Das Aeusserste wagen.
*153. Sie trägt das lange Messer. – Eiselein, 323.
»Ob es morgen also käme, dass ich einen Mann nähme, der möcht' mir immer versagen; ich wollt das läng're Messer tragen«; d.h. die Oberhand im Hause erlangen.
*154. Sîn Metz upsteken.
An die Wand stecken, nicht mehr essen = sterben, in demselben Sinne wie Löffel 89.
*155. Uf dem Masser könd me biss uf Rum (Rom) reithen. – Robinson, 566.
So stumpf ist es. In Thüringen reitet man blos bis Halle.
*156. Up dat Metz kann ên nao Rom rîden un krigt kên Wulf. (Altmark.) – Danneil, 137.
*157. Welch ein Messer, es schneidet Haferbrei.
*158. Wi willen d'r gên Messten umtrecken. – Stürenburg, 149a; Kern, 1121.
Wir wollen uns nicht darum streiten, kein Blut darum vergiessen.
159. Ein schlechtes (stumpfes) Messer in der Tasche ist besser als ein gutes (scharfes) daheim.
160. Es ist ein schlechtes Messer, das keinen Beutel abschneiden kann.
161. Ich lege das Messer wie ein Jäger, ihr legt's wie ein Spitzbube.
Nach dem Volksglauben legen Jäger beim Essen die Spitze des Messers gegen sich gekehrt, die Räuber umgekehrt von sich. (Vgl. Grimm, Kindermärchen, III, 105; Rochholz, Deutscher Glaube, I, 50.)
162. Mit eigenem Messer ist gut in fremdes Fleisch schneiden.
Holl.: Een anders ham een eygen mes. (Cats, 193.)
163. Mit Messern und Gabeln ist nicht zu scherzen.
Engl.: No jesting with edge tools, or with bell-ropes. (Bohn II, 107.)
It.: Tresca non i fanti e lascia star i santi. (Bohn II, 107.)
164. Ohne Messer muss man nicht ausgehen.
165. Sein Messer an Seegras wetzen, kann nicht viel nützen.
Altfries.: Wäät din kniff ek üp en Tungklatt. (Hansen, 4.)
166. Wenn man ein Messer lange genug wetzt (schleift), so nutzt es sich ab.
Adelung-1793: Messer (2), das · Radier-Messer, das · Faschinen-Messer, das · Messer (1), der
Eisler-1912: Messer, Max · Messer, August
Lueger-1904: Messer [2] · Winkelmaß, -messer · Kurvenlineal, -messer, -rädchen · Messer [1]
Pierer-1857: Tatarische Messer · Zweischneidiges Messer · Messer [1] · Messer [2]
Buchempfehlung
Das bahnbrechende Stück für das naturalistische Drama soll den Zuschauer »in ein Stück Leben wie durch ein Fenster« blicken lassen. Arno Holz, der »die Familie Selicke« 1889 gemeinsam mit seinem Freund Johannes Schlaf geschrieben hat, beschreibt konsequent naturalistisch, durchgehend im Dialekt der Nordberliner Arbeiterviertel, der Holz aus eigener Erfahrung sehr vertraut ist, einen Weihnachtsabend der 1890er Jahre im kleinbürgerlich-proletarischen Milieu.
58 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1804 und 1815 ist Heidelberg das intellektuelle Zentrum einer Bewegung, die sich von dort aus in der Welt verbreitet. Individuelles Erleben von Idylle und Harmonie, die Innerlichkeit der Seele sind die zentralen Themen der Hochromantik als Gegenbewegung zur von der Antike inspirierten Klassik und der vernunftgetriebenen Aufklärung. Acht der ganz großen Erzählungen der Hochromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe zusammengestellt.
390 Seiten, 19.80 Euro