Alpen [2]

[361] Alpen (hierzu drei Karten: »Höhenschichten der Alpen« mit Registerblatt, »Einteilung der Alpen« und »Geologische Karte« mit Textbeilage), höchstes und mächtigstes Gebirge Europas, nimmt, zwischen 43 und 48° nördl. Br., also ungefähr in der Mitte zwischen dem Äquator und dem Nordpol, und zwischen 5 und 17° östl. L. gelegen, eine Zentralstellung in diesem Erdteil ein. Dem allgemeinen Umriß nach bilden die A. einen anfangs gegen N., dann gegen NO. verlaufenden, nach O. breiter werdenden Bogen vom Ligurischen Meer bis zur mittlern Donau und dem Karst; nach ihrem Aufbau und ihrer geologischen Zusammensetzung jedoch zerfallen sie in zwei einander ähnliche, mehr oder weniger gegen NW. gerichtete Bogen, die sich zwischen dem Comer- und dem Bodensee schräg aneinanderlegen. Beide Bogen enthalten je in ihrer Mitte die größten Massenerhebungen, die Gebirgsstöcke des Montblanc und Monte Rosa im W. und die Ötztaler A. im O. Der Inhalt des nachstehenden Artikels ist wie folgt angeordnet:

Tabelle

Grenzen. Ringsum sind die A. von Ebenen umgeben, und nur an drei Punkten stehen sie mit andern Gebirgen in Zusammenhang, mit den Apenninen im SW., dem Schweizer Jura im NW., den Kalkplateaus der Balkanhalbinsel im SO. Im SW. reichen sie mit ihrer charakteristischen Natur bis zum Col d'Altare, wo sie mit dem italienischen Gebirge in unmittelbarer Verbindung stehen, und sind hier bis zur Mündung der Rhône durch das Küstenland des Mittelmeeres begrenzt; die Westgrenze bildet das Rhônetal bis zum Genfer See, wo am Rhôneknie unterhalb der Stadt Genf der Schweizer Jura mit den A. in Verbindung tritt; die Nordgrenze bilden die Ebenen des Aaregebiets in der Schweiz und des Donaugebietes in Deutschland und Österreich bis nach Wien, die Ostgrenze das westungarische Hügelland. Im S. des Tals der Drau stehen dagegen die A. in den Julischen A. mit dem Karst in unmittelbarer Verbindung; an der Südseite bildet bis zum Col di Tenda die lombardische Tiefebene die Grenze des Hochgebirges. Dasselbe hat vom Ligurischen Meer bei Savona bis zum Donautal bei Wien eine Länge von ca. 1100 km bei einer zwischen 150 und 300 km wechselnden Breite u. umfaßt ohne die vorgelagerten Hochebenen u. Hügellandschaften einen Flächenraum von 175,000 qkm.

Das Gebirgssystem der A. erscheint als eine auf einen gemeinsamen Sockel aufgesetzte Tafelmasse, deren Mittelhöhe ca. 1400 m beträgt. Im S., W. und O. steigen die A. aus Tieflandschaften (100–300 m ü. M.) empor, an der Nordseite ist ihnen eine Hochebene (300–600 m ü. M.) vorgelagert. In Bezug auf die Höhe unterscheidet man die Region der Vor- oder Niederalpen, bis zur Grenze des Baumwuchses, d.h. bis 1800 m reichend, die Region der Mittelalpen, bis zur Linie der ewigen Schneegrenze, d.h. bis 2700 m, und die Region der Hochalpen, meist mit Schneefeldern und Gletschern bedeckt. Die höchsten Alpengipfel, darunter der Montblanc (4810 m) und Monte Rosa (4638 m), finden sich in den Westalpen. Die Ostalpen enthalten einen einzigen Gipfel über 4000 m (Bernina 4052 m). Die mittlere Kammhöhe steigt von der Riviera bis zum Genfer See von 2000 auf 3000 m, ist in der Monte Rosagruppe mit 3300 m am höchsten und nimmt von da nach O. ab.

Man teilt die Alpentäler nach dem Verhältnis zu den Gebirgszügen, in denen sie liegen, in Längen- und Quertäler. Die Längentäler zeichnen sich bei meist geringerm Gefälle durch eine bedeutende Längenausdehnung aus. Das Gewässer, gewöhnlich ein größerer Fluß, durchschreitet in mancherlei Windungen bei oft mäßigem Gefälle die Talsohle. Die Quertäler dagegen sind meist kurz und steil. Das Wasser eilt rauschend bergab, oft über mächtige Stufen in Fällen herabstürzend oder in tiefen Schluchten sogen. Klausen oder Klammen durchfließend, und häuft dort, wo es in das Haupttal austritt, mächtige Berge von Schutt und Gerölle an, die den Zugang zum Quertal sehr erschweren. Charakteristische Längentäler der A. sind die Täler der Rhône, des Vorderrheins. der Salzach, des Inn, der Drau und der Enns; ausgesprochene Quertäler sind die der Reuß, des Tessin, das Ötz- und Zillertal. Oft liegen zwei oder mehrere Längentäler in ein und derselben geraden Linie und sind in der Regel durch tiefe Sättel verbunden, so das Rhône-, Urseren- und Rheintal von Martigny bis Chur, das Gerlos-, Salzach- und Ennstal, das Drau- und das Rienztal.

Die Quellen der Alpenflüsse kommen teils aus dem Schoße der Erde hervor, teils nehmen sie aus Schneefeldern oder Gletschern ihren Ursprung. Hieraus erklärt es sich, weshalb die Alpenströme gerade im Sommer bei der größten Hitze am wasserreichsten sind, im Gegensatze zu den bloß von Quellen ernährten Flüssen. In den Kalkalpen sind dagegen die Höhen nicht selten arm an Wasser, das durch Spalten und Risse in höhlenartige Räume im Innern der Berge eindringt, um später in starken Quellen am Fuß der Höhen wieder hervorzubrechen. Charakteristisch für das Flußsystem der A. ist die strahlenförmige Ausbreitung der Wasserläufe. So kommen vom St. Gotthard außer der Reuß drei Flüsse, der Rhein, die Rhône und der Tessin, herab, die ihre Wasser bez. der Nordsee, dem Mittelmeer und dem Adriatischen Meer zuführen. Den Flußgebieten des Rheins, der Rhône, der Donau und des Po und damit der Nordsee, dem Mittelmeer, dem Schwarzen und dem Adriatischen Meer gehören fast alle Alpenflüsse an. Sehr zahlreich sind die Wasserfälle, die im Verein mit den Schnee- und Eisfeldern und den Seen den Hauptschmuck des Gebirges bilden. Hinsichtlich der Stelle, die sie im Tal einnehmen, unterscheidet man Mündungs- und Talfälle. Den höchsten Wassersturz in den A. bilden die Krimmler Fälle im Pinzgau, deren vier Kaskaden zusammen 350 m hoch sind. Von Seen befinden sich im Innern des Hochgebirges nur unbedeutende; von desto größerer Wichtigkeit sind die am südlichen wie am nördlichen Abhang an den Ausgängen der großen Täler liegenden, sehr tiefen Seebecken (Lago Maggiore, Comer- und Gardasee, Genfer, Züricher und Bodensee, Chiem-, Traun-, Attersee etc.), die den sie durchfließenden Gebirgsströmen als Läuterungsbecken dienen, in denen diese allen Schutt absetzen. Weiteres über die Alpenseen s. See.

In den Pässen, welche die Anfänge der an entgegengesetzten Teilen einer Kette entstehenden Täler[361] verbinden, zeigen sich die Vorzüge des Baues der A. ganz besonders. Bei keinem andern Hochgebirge ist der Unterschied zwischen der Durchschnittshöhe der Kämme und der Gipfel so bedeutend wie bei ihnen; die Folge davon ist die leichte Passage der über die Höhen führenden Straßen, die in großer Zahl im 19. Jahrh. entstanden sind. In neuester Zeit sind auch Eisenbahnen gebaut, die teils über den Kamm fortführen (Brenner), teils die höchsten Teile desselben in Tunnels durchbrechen (Mont Cenis, St. Gotthard, Semmering, Arlberg). Vgl. den Art. »Alpenstraßen und Alpenbahnen«.

Geographische Einteilung der Alpen.

(Vgl. hierzu die Karte »Einteilung der Alpen«.)

Man hat von jeher das Bedürfnis nach einer Gruppierung oder Einteilung der A. gefühlt. So unterschieden schon die Römer einzelne Teile der A., die sie nach den Provinzen oder Völkerschaften, deren Gebiet das große Gebirge erfüllte, benannten. Seit der Mitte des 19. Jahrh. mehrten sich die Versuche einer systematischen Einteilung der A., die meist auf hydrographischer Grundlage beruhten. Erst in neuester Zeit, insbes. seit den Arbeiten von Böhm und Diener (s. unten, S. 369: Literatur über die geologischen Verhältnisse), gelangte eine naturgemäße Einteilung der A., gegründet auf die Physiognomie des Gebirges, auf seinen oroplastischen und geologischen Bau, zu allgemeiner Annahme. Hiernach zerfallen die A. zunächst in die Bereiche der beiden oben (S. 361) erwähnten Bogen, die als West- und Ostalpen bezeichnet und durch eine vom Bodensee durch das Rheintal über den Greinapaß zum Lago Maggiore gezogene Linie gegeneinander begrenzt sind. Sowohl die West-als die Ostalpen bestehen aus einer kristallinischen Zentralzone, die nach außen hin, also erstere im W. und N., letztere im N., von einer sedimentären Kalkzone begleitet ist. Während aber die Ostalpen auch an ihrer innern Seite, im S., eine sedimentäre Zone aufweisen, fehlt eine solche an der Innenseite der Westalpen gänzlich.

[Westalpen.] Durch die Linie Genfer See, Oberlauf der Rhône, Großer St. Bernhard, Dora Baltea zerfallen die Westalpen in die französischen (westlich und südlich) und die Schweizer Westalpen (östlich). Die französischen Westalpen werden durch die Linie Nizza, Var, Col de Séoune, Col de Labouret, Ubaye, Drac, Isère, Arly, Sixt, Viège, Monthey in die kristallinischen Gneisalpen (östlich) und die französischen Kalkalpen (westlich) geteilt, während in den Schweizer Westalpen eine orographische Unterscheidung zwischen Kalk- und Gneisalpen nicht vorhanden ist. Dagegen ist die kristallinische Gneisalpenzone in den Westalpen durch eine von Albenga zum Tanaro, über den Col di Tenda, die Stura, Col de Larche, Ubaye, Col de Vars, Durance, Guisane, Moutiers, Isère, Kleiner und Großer St. Bernhard, Rhône und Rhein verlaufende Linie in eine innere (östliche) und eine äußere (westliche) Gneisalpenzone geteilt. Man hat sonach in den Westalpen drei Gebirgszüge zu unterscheiden: den innern und den äußern Gneisalpenzug und den Zug der französischen Kalkalpen. Der innere Gneisalpenzug umfaßt:

1) Die Ligurischen A. vom Col d'Altare (östlich) bis zum Col di Tenda (westlich) und von der innern Alpengrenze (nördlich) bis zur Linie Tanaro-Albenga (südlich), mit den höchsten Erhebungen der Cima Marguareis (2649 m) und des Monte Gioje (2631 m).

2) Kottische A. (so benannt nach dem König Cottius, s. d.), von der piemontesischen Ebene (O.) bis zur Durance (W.) und vom Col de Larche (S.) bis zur Dora Riparia (N.). Durch den Lauf des Guil und Pellice zerfallen die Koltischen A. in die Monte Visogruppe im S. mit dem Monte Viso (3843 m) und der Aiguille de Chambeyron (3400 m), dann in die Rochebrunegruppe im N. mit dem Pic de Rochebrune (3324 m) und dem Bric Froid (3310 m). Gletscher finden sich nur in geringer Entwickelung an den höchsten Gipfeln.

3) Grajische A., von der Dora Riparia und dem Paß des Mont Genèvre (S.) bis zur Dora Baltea und dem Kleinen St. Bernhard (N.) und von der Piemontesischen Tiefebene (O.) bis zur Grenzlinie Guisane-Moutiers der äußern Gneisalpenzone (W.). Die Grajischen A. bestehen aus vier im Quellgebiete der Isère, des Arc und Orco sich fast rechtwinkelig kreuzenden Gebirgszügen. Vom Col de la Galise nach N. verläuft die Sassieregruppe (Grande Sassière 3756 m), nach S. die Levannagruppe (benannt nach dem Nordpfeiler Mont Levanna, 3640 m) mit der Ciamarella (3676 m), der Roccia Melone (3537 m) und dem westlich vom Hauptzuge gelegenen Kulminationspunkt Pointe de Charbonel (3760 m). Diese Kette setzt sich jenseit des Mont Cenis in der Frejusgruppe mit der Aiguille de Scolette (3505 m) bis zur Westgrenze der Gneiszone fort. Den östlichen Gebirgszug bildet die von der Sassièregruppe beim Col de Nivolet abzweigende Paradisogruppe mit dem Grau Paradiso (4061 m) und der Grivola (3969 m), und westlich vom Col (Mont) Iseran endlich verzweigt sich von der Levannagruppe aus halbkreisförmig zwischen den Tälern des Arc und der Isère die Vanoisegruppe mit der Grande Casse (oder Pointe des Grands Couloirs, 3861 m), dem Mont Pourri (oder Thuria, 3788 m) und der Dent Parrachée (3712 m). Die Vergletscherung ist in den Grajischen A. bereits ziemlich bedeutend.

4) Penninische A. (im Schweizer Kanton Wallis-daher auch Walliser A. genannt- und in Piemont gelegen) ziehen, 90 km lang, vom Großen St. Bernhard in westöstlicher Richtung bis zum Simplonpaß als eine ununterbrochene Schneemauer, deren Kamm nicht unter 2600 m sinkt, während 21 Hörner über 4000 m emporsteigen. Ihre steilsten Gehänge kehren sie nach S. Gegen N. senden sie mächtige Querrippen aus, zwischen denen parallele Quertäler in das Gebirge führen. Die hervorragendsten Gipfel sind: im Hauptzug nordöstlich vom Großen St. Bernhard der Grand Combin (4317 m), weiter östlich das Matterhorn (4482 m) und in dem von diesem nördlich streichenden Höhenzug das Weißhorn (4512 m), dann in dem gletscherreichen, zum Hauptkamm gehörigen Massiv des Monte Rosa die Dufourspitze (4638 m), in der vom Monte Rosa-Stock nördlich abzweigenden Kette die Mischabelhörner (Dom 4554 m), endlich in dem nach N. gewendeten letzten Teile des Hauptkammes das Weißmies (4031 m).

5) Lepontinische A., von der Einsenkung des Simplon (W.) bis zum Paß Greina, dem Val Blenio und dem Tessin (O.) und vom Tal der obern Rhône, dem Furkapaß und dem Vorderrheintal (N.) bis zum Lago Maggiore (S.). Die Täler des Tore und des Tessin sondern aus dieser Masse Gebirgsgruppen aus, die man unter dem Namen Tessiner A. zusammen faßt; sie erreichen die Schneegrenze nur in ihren nördlichsten Teilen (Basodine 3276 m). Zwei Alpenketten umkränzen diese Gruppe im N. und stoßen im Nufenenpaß zusammen: eine westliche, die Simplongruppe, mit dem Monte Leone (3565 m) als höchstem[362] Gipfel, und eine östliche, die Gotthardgruppe, mit dem Piz Medel (3203 m) und dem berühmten Paß des St. Gotthard.

Zur äußern Gneisalpenzone gehören:

6) Seealpen (Meeralpen), von der Küste zwischen Albenga und Nizza (SO.), dem Col di Tenda und der Stura (N.), dem Var, Col de Séoune und Col de Labouret (SW.) und der Durance (NW.) begrenzt, umfassen die zwischen malerischen Tälern bis gegen 2000 m aufsteigende Küstengruppe, die kristallinische, einzelne Gletscherbildungen zeigende Zentralmasse der Argenteragruppe (Punta dell' Argentera 3313 m und Cima dei Gelas 3153 m) und die westliche Gruppe des Mont Pelat (3053 m).

7) Dauphiné-Alpen, von der Durance (S.) bis zur Isère (N.). Den südlichen Teil derselben bildet die kristallinische Zentralmasse der Pelvouxgruppe, eine der wildesten und großartigsten Hochalpengruppen, mit ausgedehnten Gletschern u. schroffen Gipfeln, darunter Les Ecrins (4103 m), Meije (3987 m) und Pelvoux (3954 m). Jenseit des Tales der Romanche ziehen sich die nordwärts gerichteten Parallelketten der teilweise vergletscherten Grandes Rousses (3473 m), der Aiguilles d'Arves (3514 m) im O. und der Belledonne (2981 m) im W. auch über das Durchbruchstal des Arc bis zur Isère fort (Cheval Noir 2834 m).

8) Savoyer A., durch die Isère (S.), den Kleinen und Großen St. Bernhard (O.), das Rhônetal (N.) und die Flüßchen Arly, Arve und Viège (W.) begrenzt, mit dem gletscherreichen, kristallinischen Massiv des Montblanc (4810 m), der höchsten Erhebung der gesamten A., dem nordwestlich die Gruppe der Dent du Midi (3285 m) und südöstlich die der Grande Rossère (3323 m) vorgelagert ist.

9) Freiburger A., vom Rhônetal und dem Genfer See bis zum Paß Gemmi und dem Kandertal, meist aus sedimentären Gebilden bestehend, mit der hochalpinen Wildhorngruppe (Wildhorn 3268 m) im SW. und der Simmengruppe (Albristhorn 2767 m) im NO.

10) Berner A., vom Gemmipaß bis zur Reuß, deren großartigster Teil die südwestliche, mit mächtigen Gletschern bedeckte Finsteraarhorngruppe ist, aus der sich eine Reihe von Gipfeln von mehr als 4000 m, darunter Finsteraarhorn (4275 m), Aletschhorn (4198 m), Jungfrau (4167 m), Mönch (4105 m), erheben. Östlich von der Einsenkung des Haslitales und der Grimsel liegt die gleichfalls stark vergletscherte Dammagrüppel (Dammastock 3633 m, Rhônestock 3603 m, Galenstock 3598 m), zu der auch der nördlich gelegene Aussichtsberg Titlis (3239 m) gehört. Nördlich vom Thuner und Brienzer bis zum Vierwaldstättersee liegen die Emmentaler A. (Brienzer Rothorn 2351 m, Pilatus), über welche der fahrbare, von einer Bergbahn überschrittene Paß des Brünig führt.

11) Glarner A., zwischen Reuß und Rhein, mit der stark vergletscherten Tödigruppe (Tödi 3623 m, Bifertenstock 3426 m, Oberalpstock 3330 m), der östlich von dieser gelegenen Sardonagruppe (Ringelspitz 3249 m, Hausstock 3156 m), der nördlich zwischen Vierwaldstättersee und Linthtal gelegenen Sihlgruppe (Glärnisch 2916 m), deren westlicher Teil, mit dem berühmten Aussichtsberg Rigi (1800 m), auch Schwyzer A. genannt wird, endlich der nordöstlichen, zwischen Walensee und Bodensee gelegenen Säntisgruppe, auch Appenzeller oder St. Galler A. (Säntis 2504 m).

Die französischen Kalkalpen zerfallen in:

12) Provence-Alpen, von der Meeresküste (SO.) bis zur Durance (NW.), durch das Tal der Bléone in die südliche, aus mehreren von O. nach W. streichenden Parallelzügen bestehende Castellanegruppe (Montagne de Cordoeil 2117 m) und in die nördliche, stockförmig gegliederte Sassegruppe (Blayun 2131 m) geteilt.

13) Drôme-Alpen, von der Durance bis zur Drôme und dem Col de Menée, im südlichen Teil aus mehreren von O. nach W. streichenden Zügen (Mont Ventoux 1912 m, Montagne de Lure 1827 m u.a.) bestehend, im nördlichsten Teil die stockförmige Devoluygruppe (Obiou 2793 m, Mont Aurouze 2712 m) umfassend.

14) Jura-Alpen, im N. bis zur Arve reichend. Sie weisen bereits die plastischen Verhältnisse des Juragebirges, Hochtäler zwischen südnördlichen, wiederholt von Flüssen durchbrochenen Parallelketten, auf und zerfallen in die von S. nach N. aufeinander folgenden Abschnitte des Veymont (Grand Veymont 2346 m, Grande Moucherolle 2289 m), der Chartreusegruppe (Pic de Chamechaude 2087 m), der Beaugesgruppe (Pointe d'Arcalin 2223 m) und der Reposoirgruppe (Pointe Percée 2752 m).

15) Chablais-Alpen, zwischen Arve, Genfer See und Rhône, mit konzentrischen Bergketten und dazwischen liegenden Hochflächen (Tete à l'Ane 2793 m).

[Ostalpen.] Zwischen den Gneis- und nördlichen Kalkalpen tritt in den Ostalpen eine schmale Zone paläozoischer Schiefergesteine auf, die in Graubünden, Salzburg und Steiermark orographische Selbständigkeit erlangen. Es sind demnach in den Ostalpen vier Züge zu unterscheiden: Gneisalpen, Schieferalpen, nördliche und südliche Kalkalpen.

Die Gneisalpen umfassen:

1) Adula-Alpen, zwischen Vorderrhein (N.) und Lago Maggiore, Luganer und Comersee (S.) vom Greinapaß (W.) bis zum Splügenpaß (O.) reichend. Sie bilden ein von N. nach S. quer gegen die allgemeine Streichrichtung der A. gerichtetes Gebirge und umfassen die nordwestliche Gruppe des Rheinwaldhorns (3398 m) und die südöstliche Tambogruppe (Tambohorn 3376 m). Die Vergletscherung ist gering.

2) Rätische A., vom Splügen (W.) bis zum Brenner und der Judicarienlinie (O.) und vom Veltlin und dem Idrosee (S.) bis zum Arlberg und Inn (N.), zerfallen geologisch und orographisch in drei Züge von Gebirgsgruppen, die eine ausgezeichnet stockförmige Gliederung erkennen lassen. Der nördliche Zug wird durch den Albulapaß in die Oberhalbsteiner oder Albula-Alpen (SW.) und die Silvretta-Alpen (NO.) geteilt. Die erstern erreichen im Pizzo Stella (3406 m), Piz de Calderas (3393 m) und Piz d'Err (3381 m) ihre höchsten Erhebungen. Die Silvretta-Alpen bilden eine zusammenhängende, kristallinische Zentralmasse und zerfallen in vier Gruppen: die Scalettagruppe, durch tiefe Talzüge in isolierte Gebirgsstöcke und Ketten geteilt, mit vier über 3000 m hohen Gipfeln (Piz Kesch 3422 m), die Fermuntgruppe, stockförmig gegliedert und stark vergletschert, mit vier Gipfeln über 3300 m (Piz Linard 3414 m, Fluchthorn 3408 m), die Samnaungruppe, eine zwischen Paznaun- und Inntal verlaufende Kette (Muttler 3298 m) und die Fervallgruppe, nördlich vom Paznauntal bis zum Arlberg (Kuchenspitze 3170 m). Der mittlere Zug der Rätischen A. umfaßt die durch den Berninapaß und das Reschenscheideck voneinander getrennten Bernina-, [363] Spöl- und Ötztaler A. Die Bernina-Alpen zerfallen in drei selbständige Gebirgsstöcke, den Disgraziastock im W. (Monte della Disgrazia 3677 m), den Berninastock im O., beide stark vergletschert, letzterer mit sechs Spitzen über 3900 m, die zugleich die höchsten Gipfel der Ostalpen sind (Piz Bernina 4052 m), und den Scalinostock im SO. (Pizzo Scalino 3328 m). Die Spölalpen charakterisieren sich durch ihre Zerstückung in einzelne Bergstöcke, weshalb sie auch zahlreiche Übergänge besitzen, darunter den Ofenpaß (2155 m), nach dem sie auch als Ofenpaßgruppe bezeichnet werden; sie bestehen aus den kristallinischen Livigno-Alpen im W., die wieder in mehrere kleinere Bergstöcke, insbes. die der Cima di Piazzi (3439 m), der Punta di Campo (3305 m), der Cima Saosco (3277 m) und des Piz Languard (3260 m), gesondert sind, und aus den von einer muldenartig eingelagerten Kalkscholle gebildeten Münstertaler A. im O. (Piz Seesvenua 3221 m) und zeigen unbedeutende Gletscherentwickelung. Die Ötztaler A. zerfallen durch den Einschnitt des Ötztals, des Timblerjochs und des Passeier Tals in die eigentlichen Ötztaler oder Venter A. im W., ein stockförmig gegliedertes Gebirge mit beträchtlicher mittlerer Kammhöhe, starker Gletscherentwickelung und 15 mehr als 3500 m hohen Spitzen (Wildspitze 3774 m, Weißkugel 3746 m), und in die ähnlich gegliederten, gleichfalls stark vergletscherten Stubaier A. im O. (Zuckerhütl 3511 m). Der südliche Zug der Rätischen A. besteht aus den drei Zentralmassen der Adamello-, der Ortler u. der Penser A., die insgesamt eine Längsrichtung von SW. nach NO. erkennen lassen. Die von der Linie Breno-Bagolino bis zum Val di Sole reichenden Adamello-Alpen bilden ein von gewaltigen Firn- und Eismassen überlagertes, durchfurchtes Gewölbe mit den stockförmigen Massivs des Adamello (3554 m) und der Presanella (3564 m). Hierauf folgt bis zum Etschtal der mächtige, weit in die Schneeregion reichende, gletscherbedeckte Hochgebirgsstock der Ortler A. mit den höchsten Gipfeln der Österreichischen und Deutschen A. (Ortler 3902 m, Königsspitze 3857 m). Das Penser Gebirge, nördlich vom Etschtal zwischen Jaufen- und Naifpaß, reicht nicht mehr in die Schneeregion und besteht hauptsächlich aus Tonschiefer und Glimmerschiefer; die höchste Erhebung bildet der Hirzer (2785 m).

3) Die östlich vom Brenner beginnenden Tauern zerfallen in die beiden großen Hauptabschnitte der Hohen und Niedern Tauern, die durch eine vom Murwinkel über das Murtörl in das Tal der Großarl führende Linie geschieden sind. Die Hohen Tauern besitzen einen im allgemeinen gegen O. streichenden zentralen Hauptkamm, von dem sich fiederförmig nach N. und S. Nebenkämme abzweigen. Sie bestehen der Hauptmasse nach aus Gneis. Der Hauptzug umfaßt folgende Abteilungen: Die Zillertaler A., bis zur Birnlücke, mit zwei durch das Pfitscher- und Zemmtal voneinander geschiedenen Gebirgszügen, den eigentlichen Zillertaler A. (Hochfeiler 3523 m) und den ihnen nördlich parallel vorgelagerten Tuxer A. (Olperer 3480 m), beide mit tief eingeschnittenen Tälern, daher relativ hohem Kamm und starker Vergletscherung; die Venedigergruppe, bis zum Velber Tauern, eine stockförmige, geschlossene Gruppe mit dem größten Gletscherkomplex der Hohen Tauern und acht Spitzen über 3400 m (Großvenediger 3660 m); die Glocknergruppe, bis zum Hochtor, mit mächtig entwickelten Seitenkämmen, denen auch die vier höchsten Gipfel angehören, der größten absoluten und relativen Gipfelhöhe der Hohen Tauern, neun Spitzen über 3400 m (Großglockner 3798 m) und ausgedehnter Vergletscherung; die Goldberggruppe, bis zum Mallnitzer Tauern, in der bereits eine beträchtliche Höhenabnahme und eine Verringerung der Gletscherentwickelung eintritt (Hochnarr 3258 m); endlich das östlichste Glied der Kette, die Ankogelgruppe, bis zum Murtörl, in welcher die Achse der Massenerhebung senkrecht zur Hohen Tauernkette gerichtet ist, mit starker Vergletscherung (Hochalmspitze 3355 m, Ankogel 3263 m). Südliche Vorlagen der Kette bilden: das Pfunderser Gebirge, im S. der Zillertaler A., zwischen Eisack und Tauferstal (Wilde Kreuzspitze 3135 m), die Rieserfernergruppe, zwischen Reintal und Antholzer Tal, mit beträchtlicher Vergletscherung und sieben Gipfeln über 3200 m (Hochgall 3440 m), das Villgratter oder Deffereggengebirge, bis zum Iseltal, unter der Schneegrenze bleibend (Weiße Spitze 2962 m), die Röthgruppe, nördlich der vorigen, zwischen Virgen- und Deffereggental, mit der vergletscherten Röthspitze (3496 m), die Schobergruppe, südlich der Glocknergruppe zwischen Isel- und Mölltal, stockförmig gegliedert, im zentralen Teil etwas vergletschert (Roter Knopf 3296 m), endlich die Sadnig-Kreuzeckgruppe, südlich von der Goldberggruppe bis zum Drautal, tief unter der Schneegrenze bleibend (Polinik 2780 m). Die Niedern Tauern erstrecken sich vom Murtörl (W.) zwischen Enns (N.) und Mur (S.) bis zu den Tälern der Liesing und Pallen (O.) und bilden die bedeutend niedrigere, nirgends in die Gletscherregion reichende Fortsetzung der Hohen Tauern. Sie bestehen meist aus Glimmerschiefer, aus dem einzelne Gneisinseln zu Tage treten, und zerfallen in vier Abteilungen: die Radstädter Tauern (Weißeck 2709 m), die Schladminger A. (Hochgolling 2863 m), Wölzer A. (Röthelkirchspitze 2474 m), Rottenmanner Tauern (Bösenstein 2449 m). Als südliche Vorlage der Niedern Tauernkette erscheint der Tamsweg-Seckauer Höhenzug (Gstoderberg 2141 m).

4) Die Norischen A. erstrecken sich südlich vom Murtörl vom Katschbergpaß (W.) bis zum Hirschegger Gatterl (O.) und bilden ein zumeist aus Gneis und Glimmerschiefer bestehendes flaches Gewölbe. Durch den Sattel von Neumarkt werden sie in zwei Abschnitte geteilt: die Gurktaler A. mit den Gruppen der Stangalpe (Eisenhut 2441 m), der Metnitzalpen (Pranker Höhe 2169 m) und der südlich vorgelagerten Gruppe der Afritzer und Wimitzer Berge (Wöllaner Nock 2139 m); dann die Lavanttaler A. mit den Seetaler A. (Zirbitzkogel 2397 m), der Saualpe (2081 m), der Packalpe (Ameringkogel 2184 m) und der Koralpe (2141 m). Letzterer Gruppe schließen sich im SO. das Bacher- und Posruckgebirge an (Schwarzkogel 1548 m).

5) Die Cetischen A. reihen sich als letzter Teil der Gneisalpen am Hirschegger Gatterl östlich an die Norischen A. an, bestehen gleichfalls aus Gneis und Glimmerschiefer und erreichen nur noch Höhen bis zu 2000 m. Durch einen Teil des Murtals, durch das untere Mürz- und das Fröschnitztal werden sie in zwei Züge geteilt: den nördlichen Floningzug (Floning 1584 m) und den durch das Durchbruchstal der Mur in die Gleinalpen (Lenzmairkogel 1997 m) und die Fischbacher A. (Stuhleck 1783 m) zerfallenden südlichen Zug. Beide Züge stehen am Semmering miteinander in Verbindung und verflachen im NO. bis zum Rosaliengebirge (746 m) bei Wiener-Neustadt.[364] Im Winkel zwischen dem Koralpenzug und dem südlichen Zug der Cetischen A. liegt die von devonischen Ablagerungen erfüllte, von der Mur durchflossene Grazer Bucht (Hochlantsch 1722 m) mit der Gneisinsel des Schöckel (1446 m).

Die Schieferalpen treten an drei Stellen als Übergangsgebirge zwischen die Gneisalpen und die nördlichen Kalkalpen:

6) Plessur-Alpen, zwischen Rheintal, Prätigau, Davos und Albula, mit den Ketten des Hochwang im N. (Mattlishorn 2664 m), des Stätzerhorns (2579 m) im SW. und dem von einer mächtigen mesozoischen Kalkdecke überspannten Arosagebirge (Aroser Rothorn 2985 m) im SO.

7) Salzburger Schieferalpen, vom Wipptal (W.) bis zum Paß von Mandling (O.), zerfallen durch die Quereinschnitte des Zillertals, des Zellersees und des Salzachtals in vier Abschnitte: das Tuxer Tonschiefergebirge, mit stockförmiger Gliederung, 600 m niedriger als die angrenzenden Zillertaler A. (Reckner 2891 m), die Kitzbühler A. (Katzenkopf 2532 m), die Dientener Berge, durchaus reine Wald- und Wiesenberge (Hundstein 2116 m), und die Gründecker Berge (Hochgründeck 1827 m).

8) Eisenerzer A., zwischen Liesing- und Paltental und Eisenerz, bestehen aus Grauwackenschiefer und Grauwackenkalk und erheben sich im mittlern Teil über 2000 m (Gößeck 2215 m).

Die nördlichen Kalkalpen umfassen alles Gebirge im N. der Gneis- und Schieferalpen bis zum schwäbischen Hügellande, der bayrischen Hochebene und dem österreichischen Hügelland. Sie zerfallen in vier große Abteilungen:

9) Algäuer A., vom Prätigau und Rhein bis zum Fernpaß, charakterisiert durch die große Entwickelung der Liasformation, mit den Gruppen des Rätikon, einer zwischen Prätigau und Montavon nordwestlich streichenden Kette mit geringer Vergletscherung zweier Gipfel (Scesaplana 2967 m), der Lechtaler A., die wieder die Rotwandgruppe (Wildgrubenspitze 2756 m), die Parseierkette, östlich von der vorigen und südlich vom Lech (Parseierspitze 3038 m), und die Hochvogelgruppe, nördlich vom Lech (Hohes Licht 2687 m), umfassen, endlich des Bregenzer Waldes im NW. (Hoch-Iser 2232 m).

10) Nordtiroler Kalkalpen, vom Fernpaß bis zur Saalach, zerfallen in den südlichen, durch die großartigen Gebirgsformen des Wettersteinkalks charakterisierten Hochgebirgszug und den nördlichen, an Höhenentwickelung weit hinter dem erstern zurückbleibenden Voralpenzug, in welchem Hauptdolomit und jüngere Glieder herrschen. Der Hochgebirgszug umfaßt die Wettersteingruppe, zwischen Fernpaß und Scharnitz, mit den drei von S. nach N. aufeinander folgenden Zügen des Tschirgant (2372 m), der Mieminger Kette (Hohe Griesspitze 2759 m) und des Wettersteingebirges (Zugspitze 2964 m), welch letzteres zwei kleine Gletscher aufweist; die Karwendelgruppe, zwischen Scharnitz und Achensee, mit vier wilden und schroffen Parallelketten, der Solsteinkette (Kleiner Solstein 2641 m), der Bettelwurfkette (Bettelwurfspitze 2725 m), der Birkkarkette (Birkkarspitze 2756 m) und der Karwendelkette (östliche Karwendelspitze 2539 m); die Brandenberger A., zwischen Achensee u. Jun, die nicht mehr eine so regelmäßige Parallelkettenbildung und eine bedeutende Höhenabnahme zeigen (Hoch-Iß 2299 m); das Kaisergebirge, zwischen Inn und Großache, mit der schroffen südlichen Kette des Wilden Kaiser (Elmauer Haltspitze 2344 m) und dem niedrigern, plateauartigen Hintern Kaiser (Pyramidenspitze 1999 m). Der Voralpenzug wird durch die Einschnitte des Lech und der Loisach in drei Gruppen geteilt: das Vilser Gebirge (Köllespitze 2240 m), die Ammergauer A. (Upsberg 2328 m) und die Altbayrischen A., die wieder in mehrere Abschnitte zerfallen, wie das Wallgauer Gebirge, zwischen Loisach und Isar (Krottenkopf 2086 m), das Risser Gebirge, zwischen Isar u. Achental (Mondscheinspitze 2105 m), das Kreuther Gebirge, nördlich von den Brandenberger A. (Hinteres Sonnwendjoch 1988 m), das Zeller Gebirge, östlich des vorigen bis zum Inn (Traithen 1853 m, Wendelstein 1838 m), und das Chiemseegebirge, nördlich vom Kaisergebirge zwischen Inn und Saalach (Sonntagshorn 1962 m).

11) Die Salzburger Kalkalpen, von den Tälern der Großache und Saalach im W. bis zum Paß Pyhrn im O., durch mächtiges Auftreten von Dachsteinkalk, klotzige Gebirgsstöcke und ausgedehnte Hochebenen charakterisiert, lassen gleichfalls einen Hochgebirgs- und einen nördlich davon gelegenen Voralpenzug unterscheiden. Der Hochgebirgszug umfaßt die Waidringer A., zwischen Großache und Saalach, mit den Leoganger Steinbergen (Birnhorn 2634 m), den Loferer Steinbergen (Ochsenhorn 2513 m), dem westlich gelegenen Kirchbergstock (Hochscharte 1679 m) und dem nördlich vorgelagerten Kammerkargebirge (Kammerkar 1869 m); die östlich von der Saalach, nördlich von den vorigen gelegenen Berchtesgadener A., die wieder durch die Talungen von Ramsau und Berchtesgaden in die Reichenhaller Gruppe mit der Reiteralpe (Stadelhorn 2288 m), dem Lattengebirge (Karkopf 1737 m) und dem Untersberg (Berchtesgadener Hochthron 1975 m), dann in die Königsseegruppe, eine mächtige, im allgemeinen flach gegen N. abfallende, entlang dem Berchtesgadener Haupttal durch eine gewaltige Störungslinie abgeschnittene Kalkplatte mit den Gebirgsstöcken des Steinernen Meeres (Selbhorn 2655 m), der Wimbachgruppe (Watzmann 2714 m), der Übergossenen Alm (Hochkönig 2938 m), des Hagengebirges (Raucheck 2391 m) und der Göllkette (Hoher Göll 2519 m), geteilt sind; deren östliche, durch den Salzachdurchbruch losgerissene Fortsetzung bildet das Tennengebirge (Raucheck 2428 m); die Ausseer A., durch eine westöstliche Tiefenlinie in die der Hauptmasse nach aus einem Hochplateau bestehende Dachsteingruppe (Hoher Dachstein 2996 m) mit den Ausläufern des Gosauer Steins (Bischofsmütze 2454 m) nach W. und der Grimmingkette (Grimming 2351 m) nach O., dann in die Prielgruppe geteilt, welch letztere aus den drei scharf geschiedenen Komplexen des Sandlingstocks (Sandling 1716 m), des Toten Gebirges (Großer Priel 2514 m) und des Warscheneckstocks (Warscheneck 2386 m) besteht. Der Voralpenzug der Salzburger Kalkalpen umfaßt die drei Abschnitte der Wolfganger A. mit den Gruppen des Osterhorns (Hochzinken 1762 m) im SW., des Gamsfeld (202410) im SO., des Schafbergs (1780 m) im NW. und des Höllengebirges (Höllenkogel 1862 m) im NO.; der Grünauer A., östlich von der Traun bis zur Steyr und Krems, mit den Gruppen des Traunstein (169 im) im W. und des Kaßbergs (1743 m) im O.; endlich der Oberösterreichischen Seehügel, nördlich von den Wolfganger A. zwischen Salzach und Traun; dies sind aus Wiener Sandstein gebildete, westöstlich streichende Hügelreihen (Hollerberg 1134 m).

12) Die Österreichischen A. nehmen den übrigen Raum des nördlichen Kalkalpengebiets östlich vom Paß Pyhrn ein und zerfallen gleichfalls in einen Hochgebirgs-[365] und einen nördlich vorgelagerten Voralpenzug. Die nördliche Zone des Hochgebirgszugs, der steil gegen das vorliegende Mittelgebirge abfällt, ist aus Dachsteinkalk, die südliche Zone aus Riffkalken gebildet. Die Plateaus des Hochgebirges besitzen nicht mehr jenen wilden, steinigen Charakter wie die Hochflächen der Salzburger Kalkalpen; in bedeutend tieferm Niveau gelegen, sind sie häufig noch mit Vegetation bedeckt und geben einer spärlichen Alpenwirtschaft Raum. Im Voralpenzug herrscht Dolomit und am Nordsaum Wiener Sandstein. Der Hochalpenzug umfaßt vier Gruppen: Ennstaler A., vom Paß Pyhrn bis zur Enns, mit den Bergstöcken der Haller Mauern (Hoher Pyrgas 2244 m), des Buchstein (2224 m), des Reichenstein (2247 m) und des Hochtor (2372 m), die beiden letztern südlich der Enns; Hochschwabgruppe, östlich von der Enns bis zum Seebergpaß (Hochschwab 2278 m); Schneeberggruppe, östlich vom Seebergpaß bis zum Sierningtal, mit einer Folge von hohen Plateaustöcken, wie Veitschalpe (Hochveitsch 1982 m), Schneealpe (Windberg 1904 m), Raxalpe (Heukuppe 2009 m), Schneeberg (Klosterwappen 2075 m), Tonion (1700 m) und Göller (1761 m); Lassing-Alpen, nördlich von der Hochschwabgruppe von der Enns bis zur Erlauf (Hochstadel 1920 m, Ötscher 1892 m). Der Voralpenzug setzt sich aus folgenden Gruppen zusammen: Mollner A., von der Krems und Steyr bis zur Enns, mit mehreren meist westöstlich streichenden Zügen, darunter dem Sengsengebirge (Hoher Nock 1961 m); die Hollensteiner A., östlich der Enns und nördlich von den Lassing-Alpen, mit mehreren parallelen Höhenzügen (Voralpe 1762 m); die Hohenberger A., ein einförmiges Dolomitgebiet, östlich der vorigen (Sulzberg 1399 m); die Thermengruppe, östlich von einer durch das Auftreten zahlreicher Thermen gekennzeichneten Bruchlinie begrenzt, im S. bis 1200 m hoch (Dürre Wand 1222 m); endlich der Wiener Wald, von der Traisen und Triesting bis zur Donau, aus den flachen, nordöstlich streichenden Weltenzügen des Wiener Sandsteins bestehend (Schöpfel 893 m).

Die südlichen Kalkalpen umfassen sechs große Abschnitte und zwar:

13) Lombardische A., vom Ostufer des Lago Maggiore bis zum Iseosee und der Val Camonica, mit den Luganer A. im W. (Monte Generoso 1695 m) und den Bergamasker A. im O. (Pizzo di Coca 3052 m).

14) Etschbuchtgebirge oder Trienter A., von der Val Camonica östlich bis zum Becken von Belluno, nördlich längs der merkwürdigen Durchbruchlinie von Judicarien weit in das Innere der Gneisalpen bis Meran eindringend, zerfällt in folgende Gruppen: Brescianer A. im SW. (Monte Cadria 2254 m); Brentagruppe, ein großes, vom Rendenatal und Judicarien nordnordöstlich bis zum Nocetal streichendes Gewölbe mit hochaufragender Kette wilder Gipfelzacken (Cima Tosa 3176 m); Monte Baldo (2218 m) östlich vom Gardasee; Sarcagruppe, nördlich der vorigen, mit den Parallelzügen des Orto Abramo (Bondone Cornicello 2180 m) und des Monte Gazza (Paganella 2124 m); Nonsberger A., zwischen Etsch-, Noce- und Ultental (Große Laugenspitze 2438 m); Vicentinische A., östlich von der Etsch und südlich von der Val Sugana (Cima Dodici 2338 m).

15) Südtirolisches Hochland, im N. an die Gneisalpen stoßend, im W., S. und SO. von ausgezeichneten Senkungsgebieten begrenzt und im O. am Kreuzberg endigend, woselbst sich der paläozoische Keil der Karnischen A. zwischen das mesozoische und das Urgebirge einzwängt, zerfällt in vier Teile: die Cima d'Astagruppe, zwischen Val Sugana und Avisio mit der Granitinsel der Cima d'Asta (2848 m), der Porphyrkette der Lagorei (Cima di Laste 2711 m) und dem nordöstlichen Gewölbe der Borche (2748 m); das Porphyrplateau von Bozen, zwischen Etsch, Avisio und östlich bis zum Reiterjoch, mit den dazu gehörigen Sarntaler Bergen, erhebt sich nur in den Höhenpunkten des nördlichen und südlichen Randes bis 2500 m (Villandersberg 2511 m, Zangenberg 2493 m); die nördlich zum Pustertal abfallende Plose (Gabler 2561 m); endlich die ausgedehnte Gebirgsgruppe der Südtiroler Dolomiten, umfassend die drei Abschnitte der Fassaner Dolomiten im SW. mit den Berggruppen des Latemar (2846 m), der Marmolata (3360 m) und der Pala (Cima di Vezzana 3191 m), des Badiotenhochlandes oder der Grödener Dolomiten, die sich in flachem Bogen um die vorige Abteilung herumlegen, mit den Stöcken des Rosengarten (3002 m), Schlern (2565 m), Langkofel (3178 m), der Sellagruppe (3152 m), der Geißlerspitzen (3027 m), des Peitlerkofels (2877 m), des Nuvolau (2578 m), des Pelmo (3169 m) und der Civetta (3220 m); endlich der Ampezzaner Dolomiten, welche den übrigen Raum im NO. einnehmen und aus einer dichtgedrängten Schar isolierter Stöcke aus Dachsteinkalk bestehen (Antelao 3264 m).

16) Venezianer A., von der Val Sugana östlich bis zum Quertal des Tagliamento, im nördlichen Teil als Fortsetzung der Südtiroler Dolomiten zu betrachten, im südlichen Teil ein regelmäßiger, von engen, tief eingerissenen Tälern durchbrochener Gebirgswall, zerfallen in folgende Abschnitte: Belluneser Hochalpen zwischen Brenta und Piave (Monte Schiara 2566 m), die Belluneser Hügel, ein niederer Kreiderücken (Col Virentin 1764 m), welcher das Becken von Belluno von der oberitalienischen Ebene trennt; die Pramaggioregruppe, zwischen Piave und Tagliamento, im nördlichen Teil aus Dachsteinkalk, im südlichen aus Jura und Kreide bestehend (Cima dei Preti 2703 m); die Sappadagruppe, nördlich von der vorigen (Terza grande 259 im).

17) Karnische A., zerfallend in drei langgezogene Ketten, die sich in der Richtung nach OSO. von dem Hauptstamm der A. entfernen, und zwar: Gailtaler A., zwischen Drau und Gail, mit den Gruppen des Kreuzkofel, auch Lienzer Dolomiten genannt (Sandspitze 2863 m), des Reißkofel (2369 m), des Latschur (2238 m) und des Dobratsch (2167 m); die karnische Hauptkette, in gerader Richtung vom Sextental über 100 km bis zur Gailitz streichend, gegen S. ungemein steil abfallend (Monte Coglians 2782 m); die Karawanken, die östliche Fortsetzung der vorigen, im östlichen Teil in einzelne Stöcke aufgelöst, von mehreren tiefen Pässen überschritten (Hochstuhl 2239 m).

18) Julische A., den Winkel zwischen den Venezianer und den Karnischen A. erfüllend, zerfallen in drei Abschnitte: Raibler A., vom Tagliamento bis zur Save, südlich bis zum Isonzo und der Idria, mit der Moggiogruppe im W. (Cinco del Boor 2197 m), der Raccolanagruppe, zwischen Fella und Predilpaß (Bramkofel 2762 m) und der Trentagruppe im O. (Triglav 2864 m); Steiner A., durch das Feistritz- und Sanntal von den Karawanken geschieden (Grintouc 2569 m); endlich die kleine Maggioregruppe, südlich von den Raibler A. (Monte Lavora 1997 m).[366] Zwischen den Norischen und Karnischen A. befindet sich im Innern der A. das weite Becken von Klagenfurt, das von tertiären, diluvialen und alluvialen Ablagerungen erfüllt ist und von Hügelgruppen durchzogen wird, die sich durchschnittlich zu 800–1050 m Höhe erheben. Es wird von der Drau durchflossen und enthält im westlichen Teil mehrere Seen.

Über den geologischen Bau der A. vgl. die Textbeilage zur beifolgenden »Geologischen Karte der A«.

Klima, Pflanzen- und Tierwelt.

Durch die Kette der A. wird das mitteleuropäische Klimagebiet gegen das Mittelmeergebiet scharf abgegrenzt. Die hohen Alpenkämme beschränken den Einfluß des Atlantischen Ozeans nach S. und O. hin. Der Übergang zum Mittelmeerklima erfolgt im W. der A. rasch und sprungweise, langsamer dagegen im O., wo die Alpenkämme niedriger werden und nach NO. streichen, so daß die Südseiten gegen die kalten Ost- und Nordostwinde ungeschützt sind. Die Wärmeverhältnisse bieten örtlich große Verschiedenheiten, und zwar sowohl in horizontaler als vertikaler Richtung. Unter den bewohnten Alpentälern hat die größte Winterkälte der Salzburgische Lungau (»österreichisches Sibirien«), wo Kältegrade von -30° gerade nicht selten sind und das Wintermittel -7° beträgt, ferner der Engadin und das Kärtnerische Becken, warm dagegen sind das obere Ill- und Rheintal sowie das untere Reußtal, wo der warme, trockne Föhn von den Gebirgskämmen in die Täler herabstürzt, im Frühjahr die Schneeschmelze fördert und den Anbau des Bodens in den höhern Lagen der Gebirgstäler begünstigt. Mittlere Jahresextreme sind: Zürich 30°, -14°, Bern 29°, -15°, Genf 32°, -11°, Basel 31°, -14°, Lugano 32°, -7°, Castasegua 28°, -8°, St. Bernhard 17°, -22°, Wien 34°, -15°, Klagenfurt 32°, -22°, Bozen 33°, -8°. Mit der Seehöhe nimmt die Temperatur für je 100 m Erhebung um durchschnittlich 0,58° ab (Winter 0,45°, Sommer 0,75°), doch herrscht im Winter, besonders bei klarem, windstillem Wetter, häufig Temperaturumkehr. An beiden Seiten sind die A. regenreich. In den Österreichischen A. herrschen Sommerregen, nur in Südtirol und Krain fällt der meiste Regen im Mai und Oktober. Auch die Schweiz hat meistens Sommerregen, außer im W. und S., wo Herbstregen vorherrschen. Die Südseite der A. vereinigt Regenreichtum (Krainer Schneeberg jährlich 317 cm) mit geringer Bewölkung, indem die Regen meistens als Platzregen fallen. Vgl. auch die »Klimakarte von Deutschland«.

Über die Vegetation der A. s. die Artikel »Alpenpflanzen« (mit Tafel) und »Schweiz«.

Die Tierwelt der untern Regionen der A. umfaßt in der Mehrzahl mitteleuropäische Formen, denen sich in den nach S. sich öffnenden Tälern der A. einige spezifisch italienische Tiere zugesellen. Man unterscheidet rein alpine (genuine) Alpentiere, die dem Hochgebirge eigentümlich sind, z. T. nordische Formen und als Rest der mitteleuropäischen Tierwelt zur Eiszeit zu betrachten; ferner alpiphile Tiere, Bewohner des Tales und der Montanregion, die in der wärmern Jahreszeit in das Hochgebirge hinaufsteigen und beim Sinken der Temperatur wieder zurückkehren, und alpivage Tiere, die nur beim Zug oder durch Verschleppung ins Gebirge kommen. Nach der vertikalen Verbreitung unterscheidet man vier Zonen: das Flachland bis zu 790 m Höhe, die Bergregion 790–1270 m, die Alpenregion 1270 bis 2220 m und die Schneeregion 2220–4430 m. Von den Süngetieren sind speziell alpine Tiere: Gemse, Steinbock, Murmeltier, Alpenhase, Schneemaus; die erstern beiden gehen bis zur Schneeregion; während die Gemse (besonders in den Bayrischen und Steirischen A.) noch häufig ist, findet sich der Steinbock jetzt nur noch in den Gebirgszügen zwischen Piemont und Savoyen, namentlich im Cognetal; das Murmeltier lebt stets dicht an der Schneegrenze und zieht mit dieser aufwärts; der Alpenhase, eine nördliche, bis ins arktische Gebiet gehende Form, findet sich in den A. von 2600–3700 m, die Schneemaus zwischen 1000 und 3000, aber bis 4000 m gehend. In der Berg- und Waldregion finden sich von alpiphilen Tieren Maulwurf, Spitzmaus, Dachs, Gartenschläfer, Buch, Fuchs und in vereinzelten Individuen noch Bär, Wolf und Luchs, ferner Stein- und Schneehuhn, Schneefink, Alpendohle, Flüevogel, Lämmergeier. Das Schneehuhn (Lagopus albus) lebt außer in den A. noch im hohen Norden der Alten und Neuen Welt; das Steinhuhn, der Schneefink und der Flüevogel oder die Alpenbraunelle gehen bis zu 2500 m, die Alpendohle, ein allgemein verbreiteter und charakteristischer Hochgebirgsvogel, bis zu 3600 m. Der Lämmer- oder Bartgeier (Gypactos barbatus), früher sehr verbreitet, wurde allmählich aus den Vorbergen ins Hochgebirge zurückgedrängt und scheint jetzt in der Schweiz und den Bayrischen A. ausgerottet zu sein. Weiter sind zu nennen. Steinadler, Alpensegler, Nachtschwalbe, Wiedehopf, der bei 3500 m vorkommende Alpenläufer, Alpensumpfmöwe, Goldhähnchen, Blaukehlchen, Auerwild u.a. Reptilien kommen als genuine Alpentiere nicht vor, doch geht die Bergeidechse bis zu 3000 m, und die Kreuzotter wird bis 2200 m gefunden. Der schwarze Erdsalamander (Salamandra atra) geht nicht unter 1000 m herab und findet sich bis 2300 m aufwärts. Unter den Insekten der A. sind von den Käfern etwa die Hälfte alpine oder arktische Formen; in den höhern Regionen überwiegen die ungeflügelten; die Karni- und Omnivoren übertreffen die Pflanzenfresser an Zahl. Unter den Schmetterlingen findet sich eine Reihe alpiner Formen; bemerkenswert ist eine Neigung zur Annahme dunklerer Färbung; mehrere Arten gehen bis in die Schneeregion; die häufig durch Luftströmungen aufwärts geführten Formen sterben hier bald ab. Als ständiger Bewohner der A. findet sich auf dem Schnee und Eis der Gletscher bis 4000 m der kleine, ungeflügelte Gletscherfloh (Desoria glacialis). Unter den Mollusken ist als alpine Form die Schnecke Vitrina diaphana oder glacialis hervorzuheben. In den Alpengewässern leben z. T. Tierformen, die auch in der Ebene vorkommen und fähig sind, das Leben in den hochgelegenen Seen an der Schneegrenze zu fristen; so zeigt die Wasserfauna im Gegensatze zur Landsauna und -flora einen mehr kosmopolitischen Charakter, man findet also Protozoen, Rädertiere, Fadenwürmer, Strudelwürmer, Wasserflöhe, Muschelkrebse, Spaltfüßer, Wassermilben, Insekten, Mollusken und Fische, speziell Forellen. Trotzdem bewohnen die Hochalpenseen neben den Kosmopoliten auch zahlreiche Tierformen, die den Niederungen fehlen und nur in glazialen Temperaturen gedeihen. Wir haben auch hier Reste aus der Eiszeit vor uns, die sich in den arktischen Gewässern ebenfalls vorfinden (vgl. Zschocke, Die Tierwelt der Schweiz in ihren Beziehungen zur Eiszeit, Bas. 1901). Dies Tierleben der Alpenseen setzt sich auch im Winter unter der Eisdecke fort. Über Tiere der Alpen höhlen s. Höhlenfauna.[367]

Bevölkerung. Verkehr.

Was die Bevölkerung der A. betrifft, so finden wir in der ältesten historischen Zeit die wahrscheinlich mit den Etruskern verwandten Rätier sowie Völker keltischer Abkunft in ihnen verbreitet. Durch die Römer unterworfen und romanisiert, wurden diese ursprünglichen Bewohner der A. später meist von den Deutschen verdrängt; doch dürften die Rätoromanen, Kurwelschen und Ladiner, die im Engadin und Münstertal der Schweiz sowie im Grödener, Abteital und Enneberg Tirols wohnen, romanisierte Rätier sein. Sonst sind die Bewohner der südlichen Täler zum großen Teil Italiener; die westlichen A. werden von Franzosen, die übrigen Teile von Deutschen bewohnt, nur in den südöstlichen Teilen der A. haben sich slawische Stämme niedergelassen. Man schätzt die Zahl der Deutschen und der Romanen in den A. auf je 31/2, die der Slawen auf 1 Mill.

Unter den Erwerbsquellen der Alpenbewohner nimmt der Ackerbau teils aus klimatischen Ursachen, teils infolge unzureichender Güte des Bodens in vielen Gegenden nur eine untergeordnete Stellung ein. Weinbau wird namentlich in Steiermark, Niederösterreich, Südtirol, Veltlin, Waadt, Wallis, Piemont und Südfrankreich betrieben und liefert hier und da vorzügliche Produkte. Obstbau wird in geschützten Tälern sowie im Hügelland gepflegt, Südfrüchte findet man aber nur an den südlichen Abhängen. Hier gedeiht auch der Maulbeerbaum, mit dessen Kultur ausgebreitete Seidenraupenzucht im Zusammenhang steht. Weit bedeutender aber als die Bodenkultur ist die Viehzucht; namentlich die Rindviehzucht, die auf den trefflichen Alpenweiden (Almen) mit vielem Erfolg betrieben wird, bildet eine wichtige Erwerbsquelle (s. Alpenwirtschaft). Von Bedeutung ist ferner, namentlich in den Ostalpen, die Holzgewinnung, dann die Jagd. Mit Mineralschätzen ist zwar der ganze Gebirgszug bedacht, die Gewinnung aber nur in den Ostalpen von Belang. Namentlich in Steiermark, aber auch in Kärnten und Krain wird die Förderung und Verarbeitung von Eisenerzen betrieben; dort finden sich auch ergiebige Kohlenlager, deren Fehlen in der Schweiz die Ausbeutung zahlreich vorhandener Erzadern verhindert. Während Steiermark das beste Eisen liefert, kommt von Kärnten Blei, von Krain Zink und Quecksilber. Salz wird aus den Salinen Tirols, Oberbayerns und des Salzkammerguts gewonnen. Der Betrieb von Steinbrüchen ist fast überall lohnend; an einzelnen Stellen wird er im großen ausgeübt (Marmor vom Untersberg und Laas, Granit vom Lago Maggiore, Zement im Unterinntal etc.). Au Mineralquellen verschiedenster Art sind die A. besonders reich; am berühmtesten und besuchtesten sind die Solquellen von Ischl und Reichenhall, der Natronsäuerling von Schuls-Tarasp und der Eisensäuerling von St. Moriz, die Schwefelthermen von Leukerbad, Aix-les-Bains und Baden, die Arsenquellen von Levico und Roncegno, die Thermen von Gastein, Bormio und Ragaz-Pfäfers. Die Industrie einiger Gegenden ist hoch entwickelt, so daß ihre Erzeugnisse sich über die ganze Welt verbreiten. Außer der besonders in Steiermark, dann in Ober- und Niederösterreich entwickelten Eisenindustrie treten namentlich leistungsfähig auf die Textilindustrie, insbes. die Baumwollindustrie nebst der Stickerei in der Schweiz und in Vorarlberg, die Seidenindustrie in Frankreich, Italien, der Schweiz und Südtirol, die Papierindustrie nebst der Holzschleiferei und Zellulosefabrikation namentlich in den österreichischen A., die Holzschnitzerei im Berner Oberland, im Berchtesgadener Land, Ammergau und in Tirol (Grödener Tal). In den vom Touristenverkehr vornehmlich berührten Gegenden hat sich ein in seiner Weise einzig dastehendes Wirtshaus- und Führerwesen herausgebildet. In der Schweiz (s. d.) steht die Wirtshausindustrie jeder andern an wirtschaftlicher Bedeutung voran. Trotzdem zwingt die Armut der Alpenländer eine große Zahl ihrer Bewohner zum Wandern. Aus dem armen Savoyen gehen jährlich Tausende in die Fremde, suchen schon als Knaben ihren Unterhalt mit Murmeltieren oder Affen, als Stiefelputzer oder Schornsteinfeger; mit Teppichen, Handschuhen und Lederwaren ziehen hausierende Tiroler umher, aber die Liebe zur alten, an Glücksgütern armen, doch an Naturschönheiten so reichen Heimat führt die meisten wieder zurück.

Durch ihre Schönheiten sind die A. auch das Reiseziel aller zivilisierten Nationen geworden und werden es durch die Verbesserung und Vermehrung der Verkehrsmittel immer mehr. Die Eisenbahnen, die jetzt an Stelle mühsamer Saumpfade bis zum Fuß der höchsten Berge, ja, wie beim Semmering, Brenner, Mont Cenis, Gotthard und Arlberg, durch oder über die Berge selbst hinwegführen (s. Alpenstraßen etc.), die Dampfer, welche die Seen befahren, prächtige Landstraßen machen das Reisen ebenso bequem wie an ziehend. Der Touristenverkehr richtet sich namentlich nach dem Chamonixtal, dem Berner Oberland mit Interlaken, den Ufern des Vierwaldstättersees mit Luzern und dem Rigi, dem Nikolaital mit Zermatt, dem Engadin, den italienischen Seen, dem Ziller-, Puster- und Ampezzotal, den oberbayrischen Seen, dem Berchtesgadener Lande, dem Salzkammergut und den Kärntner Seen. Eine große Zahl der Touristen verweilt alljährlich in den zahlreichen Sommerfrischen oder in den klimatischen Luftkurorten, wie Montreux, Davos und Meran. Aber eine von Jahr zu Jahr wachsende Zahl unternehmungslustiger Bergsteiger wagt sich an die ehedem gefürchteten Hoch alpen. Wenn im vorigen Jahrhundert Männer wie der Naturforscher Scheuchzer, der vielseitige Gelehrte und Dichter Albrecht v. Haller (in seinem beschreibenden Lehrgedicht »Die A.«), der erste Ersteiger des Montblanc, Saussure, durch ihre Forschungen eine nicht ganz fruchtlose Anregung gaben, so haben sich doch erst seit dem 19. Jahrh. die Wissenschaft und Kunst, mit ihnen auch abenteuernder Unternehmungssinn diesem Gebiet zugewendet. Viele der höchsten Spitzen sind erst in neuester Zeit erklommen worden, der Montblanc schon 1786, die Jungfrau 1811, das Finsteraarhorn 1812, die Dufourspitze (höchster Punkt des Monte Rosa) 1855, das Matterhorn 1865. Für Hochgebirgstouren werden vornehmlich aufgesucht die Gruppe des Montblanc, die Penninischen und Berner A., die Berninagruppe, die Ötztaler und Ortler A., die Hohen Tauern, die Südtiroler Dolomiten, das Wettersteingebirge und die Salzburger A. Nach dem Vorgang des Alpine Club in England haben sich auch in der Schweiz, in Österreich, Deutschland, Frankreich und Italien Vereine zur Erforschung der Alpenwelt gebildet (s. Alpenvereine).

[Literatur.] Allgemeines: Saussure, Voyage dans les Alpes (Genf 1779–96, 4 Bde.; deutsch von Wyttenbach, Leipz. 1781); Berlepsch, Die A. in Natur- und Lebensbildern (5. Aufl., Jena 1885); Rambert, Les Alpes suisses (Genf 1866–74, 5 Bde.); Frey, Die A. im Lichte verschiedener Zeitalter (Berl. 1877); Schaubach, Die Deutschen A. (2. Aufl., Jena 1865–71, 5 Bde.); Noë, Deutsches Alpenbuch (Glog.[368] 1875–88, 4 Bde.); Umlauft, Die A. (Wien 1887); Sieger, Die A. (in der Sammlung Göschen, Leipz. 1900); Studer, Über Eis und Schnee. Die höchsten Gipfel der Schweiz und die Geschichte ihrer Besteigung (2. Aufl. von Wäber und Dübi, Bern 1896–99, 3 Bde.); Schriften von A. Ruthner, Tuckett, Tyndall, Whymper, Güßfeldt (s. diese Artikel), v. Lendenfeld (»Aus den A«., Wien 1896, 2 Bde.), Norman-NerudaBergfahrten«, Münch. 1901), Purtscheller (»Über Fels und Firn«, das. 1901) u.a.; Monographien von Payer und Sonklar in den Ergänzungsheften zu »Petermanns Mitteilungen«; die vom Deutschen und Österreichischen Alpenverein herausgegebenen Werke: »Die Erschließung der Ostalpen« (redigiert von E. Richter, Wien 1892–94, 3 Bde.) und »Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Alpenreisen« (Münch. 1879–81, 5 Tle.); Meurer, Handbuch des alpinen Sports (Wien 1882); Grögr u. Rabl, Die Entwickelung der Hochtouristik in den österreichischen A. (das. 1890); Zsigmondy, Die Gefahren der A. (2. Aufl., Leipz. 1887); Derselbe, Im Hochgebirge (das. 1889); Dent, Hochtouren, Handbuch für Bergsteiger (aus dem Englischen von W. Schultze, das. 1893); Purtschellern. Heß, Der Hochtourist in den Ostalpen (2. Aufl., das. 1899, 3 Bde., in »Meyers Reisebüchern«); die Schriften der verschiedenen Alpenvereine (s. d.); die Zeitschrift »Der Alpenfreund« (Gera 1870–79, 11 Bde.).

Mit den geologischen Verhältnissen der A. haben sich zahlreiche Geologen beschäftigt (Saussure, Agassiz, L. v. Buch, Desor, Beyrich, Gümbel, v. Hauer und die unten genannten Autoren). Besonders wichtig und z. T. reich an Literaturangaben sind folgende Werke: Studer, Geologie der Schweiz (Bern 1851 bis 1853, 2 Bde.); Derselbe, Index der Petrographie und Stratigraphie der Schweiz (das. 1872); Heer, Die Urwelt der Schweiz (2. Aufl., Zür. 1879); Sueß, Die Entstehung der A. (Wien 1875); Heim, Untersuchungen über den Mechanismus der Gebirgsbildung (Basel 1878, 2 Bde.); Baltzer. Der Glärnisch (Zür. 1873); Derselbe, Der mechanische Kontakt von Gneis u. Kalk im Berner Oberland (Bern 1880); E. Fraas, Szenerie der A. (Leipz. 1892); Penck u. Brückner, Die A. im Eiszeitalter (das. 1902); Böhm, Einteilung der Ostalpen (Wien 1887); Diener, Der Gebirgsbau der Westalpen (Prag 1891). Wichtige Arbeiten finden sich in den Veröffentlichungen der geologischen Reichsanstalt in Wien und in den von der geologischen Kommission der Schweizer Naturforschenden Gesellschaft herausgegebenen »Beiträgen zur geologischen Karte der Schweiz« (s. unten); populär gehalten sind Rothpletz, Geologischer Führer durch die A. (Berl. 1902), Tornquist. Das Gebirge der oberitalienischen Seen (das. 1902). Vgl. auch Gletscher; geologische Karten s. unten. – Über die physikalischen Verhältnisse der A. schrieben H. und A. v. SchlagintweitUntersuchungen über die physikalische Geographie der A.«, Leipz. 1850 u. 1854). Studer (»Geschichte der physischen Geographie der Schweiz«, Zür. 1863), Pfaff (»Die Naturkräfte in den A.«, Münch. 1877), Hann (»Temperaturverhältnisse der österreichischen Alpenländer«, Wien 1885); über die Tierwelt: v. Tschudi (»Das Tierleben der Alpenwelt«, 11. Aufl., Leipz. 1890) und Rütimeyer; über die Flora s. Alpenpflanzen. Reisehandbücher über die verschiedenen Alpengebiete von Bädeker, Meyer, Tschudi, Joanne, den Engländern Murray, Ball, Conway, Coolidge u.a. Spezial führer für die deutschen A. von Wallenberger, Trautwein, Heß, Meurer, Frischauf u.a.

[Karten.] Über das Gesamtgebiet: v. Haardt, Wandkarte der A. (Hölzel, Wien, in 1: 600,000, mit Text). Eine gute Karte in größerm Maßstab fehlt. Für die Westalpen: französischer Teil: die betreffenden Blätter der »Carte de la France«, 1: 80,000, vom Service géographique de l'armée; »Carte de la France dressée par le service vicinal«, 1: 100,000 (Hachette, Paris); »Carte de France«, 1: 200,000, neu, greift über die Grenze, vom Service géographique de l'armée. Italienischer Teil: »Carta topografica del Regno d'Italia«, 1: 100,000 (Istituto geografico militare, Flor.). Schweizer A.: General Dufours »Topographischer Atlas« (25 Blatt in 1: 100,000), »Topographischer (Siegfried-) Atlas im Maßstab der Originalaufnahmen« (546 Bl. in 1: 50,000, bez. 25,000), die gleichfalls vom topographischen Bureau in Bern bearbeitete »Generalkarte« (4 Bl. in 1: 250,000), Ravensteins »Karte der Schweizer Alpen« (2 Bl. in 1: 250,000, mit Höhenschichten, Frankf. a. M.); die Deutschen A.: die betreffenden Sektionen der »Österreichischen Spezialkarte« (1: 75,000), »Generalkarte von Mitteleuropa« (1: 200,000) für die Ostalpen (Militärgeographisches Institut, Wien), Ravensteins vorzügliche »Karte der Ostalpen« (Frankf., 9 Bl. in 1: 250,000, mit Höhenschichten) und »Übersichtskarte der Ostalpen« (2 Bl., 1: 500,000, Reduktion der vorigen), zahlreiche Spezialkarten in der »Zeitschrift des D. u. Ö. Alpenvereins«. Reliefkarten der Deutschen A. von Pauliny (Wien), Keil (Salzburg); der Schweiz von Leuzinger (Winterth. 1884), Bürgi (Basel), E. Beck (Bern), Imfeld (Sarnen), Schöll (St. Gallen); weiteres s. Reliefkarten.

Geologische Karten von Studer und Escher von der LinthCarte géologique de la Suisse«, 2. Aufl., Winterth. 1867), v. Hauer (»Geologische Übersichtskarte der österreichisch-ungarischen Monarchie«, Wien 1867–73, 12 Bl., 1: 576,000, und »Geologische Karte« in 1 Bl., 1: 2,016,000, 4. Aufl. 1884), Gümbel (»Geognostische Beschreibung des bayrischen Alpengebirges«, Gotha 1861), Jacquot und Michel LévyCarte géologique de la France«, 1: 1,000,000,1888), vom Comitato geologico d'ItaliaCarta geologica d'Italia«, 1: 1,000,000, 2. Aufl., Rom 1889), sowie die von der Schweizer Naturforschenden Gesellschaft von 1862–88 herausgegebene geologische Karte der Schweiz (25 Bl. in 1: 100,000) und die geologische Übersichtskarte von Heim und Schmidt (1: 500,000, Bern 1894) stellen Teile der A. dar; die einzige größere vollständige geologische Übersichtskarte der A. ist die von Fr. Noé (1: 1,000,000, Wien 1890); auch die »Internationale geologische Karte von Europa«, Blatt C5 (1: 1,500,000) gibt eine vorzügliche geologische Darstellung der A.-Weitere Literatur s. bei den betr. Ländern: Schweiz, Tirol etc.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 361-369.
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