1. Als Kalb geht er aus, als Ochs kehrt er nach Haus.
2. Als so vêle Kalver komen up den Markt, als oler Köen. – Körte, 3266 u. 4070.
Der Tod nimmt alt und jung.
Frz.: Aussi tôt meurt veau, que vache. (Körte, 3266.)
3. Am Kalbe erkennt man den Ochsen.
Man sieht am Kalbe schon, was für ein Ochs es werden wird. (Reinsberg II, 61; VII, 37.)
4. Am Kalbe schon sieht man, was für ein Ochs es werden will.
It.: Da vitello si conosce il bue, che ha da venire. (Gaal, 844.)
5. An einem vertrunckenen Kalb ist viel zu wagen. – Petri, II, 16.
6. As 't Kalf versopen is, meckt (macht) men de Pött (Brunnen) tu. (Kleve.) – Firmenich, I, 382, 45.
7. Aus dem Kalbe wird ein Rind, aus dem Buben ein Laffe geschwind.
Mhd.: Aus kelbern werdent stärkiu rinder. (Ring.) – Einer küeje kint tuot als ein rint. (Colm.) (Zingerle, 86.)
Frz.: D'un veau on espère un boeuf et d'une poule un oeuf. (Leroux, I, 134; Kritzinger, 703b.)
Lat.: Ante fnit vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Pliilippi, I, 33.) – Omnis erat vitulus, qui nunc fert cornua taurus. (Philippi, I, 72; Seybold, 415.) – Quem taurum metuis vitulum mulcere solebas, sub qua nunc recubas arbore virga fuit. (Seybold, 478.)
Poln.: Za byśka (cielca) będzie ciołyśka (krowa albo jałowica). (Lompa, 35.)
8. Aus einem goldenen Kalbe wird leicht ein goldener Ochs.
9. Aus einem hinkenden Kalbe wird eine hinkende Kuh (ein lahmer Ochs). – Altmann VI, 400.
Die Russen: Wer das Hinken des Kalbes litt, mag das Hinken des Ochsen dulden. (Altmann VI, 476.)
10. Aus einem sanften Kalbe kann ein wüthender Stier werden.
Holl.: Dat een zoet kalfje is geweest, wordt wel een stier, van elk gevreest. (Harrebomée, I, 375a.)
11. Aus Kälbern Jagdhunde machen wollen, ist lächerlich.
12. Bekomestu nicht das Kalb, so nim die Haut davon. – Lehmann, 548, 28.
13. Besser ein kalb als ein kind. – Henisch, 322, 35.
Das Kalb bringt, das Kind kostet Geld.
14. Besser heut ein Kalb als morgen ein Ochs.
15. Bös Kalb wird selten eine gute Kuh.
It.: Male in vacche, e peggio in buoi. (Bohn I, 109.)
16. Das Kalb auf der Wiese, das Schwein in der Scheuer werden fett (stark) und theuer.
17. Das Kalb findet seine Mutter wohl.
Holl.: Het kalf zal zijne moêr wel vinden, al zou het zich te bersten loopen. ( Harrebomée, I, 375b.)
18. Das Kalb folgt der Kuh. – Henisch, 1171, 29; Simrock, 5370; Körte, 3259; Graf, 59, 251; Braun, I, 1725.
Je nachdem die Mutter frei oder (leib)eigen war, waren es in bestimmten deutschen Gauen auch die Kinder. (S. ⇒ Mutter.)
Holl.: Dat calf volcht der coe. (Tunn., 23, 12; Harrebomée, I, 375b.)
Lat.: Quod vaccam vitulus comitetur, res iubet et ius. (Fallersleben, 696.) – Vitulus sequitur vaccum, filia matrem.
19. Das Kalb führt die Kuh.
[1100] 20. Das Kalb ist nicht eh' denn die Kühe. – Henisch, 794, 55.
21. Das Kalb ist wie die Kuh.
In Hindostan: Das Kalb ist gleich der Kuh und das Füllen wie sein Vater, wenn nicht ganz, so sicherlich in einem Grade.
22. Das Kalb lässt das Blöken nicht. – Parömiakon, 522.
Wenigstens nicht eher, bis es zur Kuh wird, dann fängt es an zu brüllen.
23. Das Kalb lernet von der Kuh. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 15; Simrock, 5371; Reinsberg VII, 87.
24. Das Kalb muss der Kuh entgelten. – Petri, II, 66.
25. Das Kalb muss der Kuh folgen. – Petri, II, 66; Sutor, 231.
Lat.: Ut vaccam vitulus comitetur, res jubet, et jus. (Sutor, 231.)
26. Das Kalb muss oft mit der Kuh gehen. – Eiselein, 400; Körte, 3260; Seybold, 65.
Der Unschuldige mit dem Schuldigen leiden.
27. Das Kalb muss statt der Kuh herhalten. – Petri, II, 66.
28. Das Kalb pflegt nach der Kuh zu gerathen. – Fischer, Psalter, 320, 3.
29. Das Kalb saugt nur an Einer Kuh.
30. Das kalb sol folgen seiner ku, sol es anderst recht gehen zu.
Lat.: Vt uaccam uitulus comitetur, res iubet et ius. (Loci comm., 152.)
31. Das Kalb wird seine Mutter finden und sollte es sich todt laufen.
Von der Ausdauer, mit der man einen Zweck verfolgt.
32. Das Kalb würde doch seine Haut lieber behalten, wenn man ihm auch verspräche, Saffian daraus zu machen. – Altmann V, 114.
33. Dass die Kälber sterben, daran sind die Hunde nicht schuld.
Holl.: Het komt bij het huilen der honden niet toe, dat de kalveren afsterven. (Harrebomée, I, 375b.)
34. Der ein kalb stilt, stilt auch wol ein kuw. – Franck, II, 82b; Egenolff, 88b; Eyering, I, 409; Petri, II, 704; Gruter, I, 14; Lehmann, 120, 9; Gaal, 1458; Eiselein, 358; Simrock, 5372; Körte, 3261; Braun, I, 1726.
Wer in der Jugend kleine Vergehungen sich zu Schulden kommen lässt, wird sich auch grösserer schuldig machen, sobald er herangewachsen ist. – Auch deshalb, weil aus dem Kalbe eine Kuh geworden wäre.
Dän.: Hvo som stieler kalven, stieler vel og kocn. (Prov. dan., 532.)
Frz.: Qui ose prendre le veau, osera prendre vache et troupeau. (Leroux, I, 135.)
Lat.: Taurum tollet, qui vitulum tulit. (Sutor, 372.)
Ung.: Ki a singet el lopta, a röföt is nála keresik. (Gaal, 1458.)
35. Die Kälber verlernen das Blöken nicht.
36. Die Kälwer spälen, ett gewt god Wedder. (S. ⇒ Kälberchen.)
37. Ein gestochenes Kalb wird nicht zum Stier.
38. Ein hungriges (mageres) Kalb saugt an jeder Kuh. – Winckler, VI, 35.
Die Russen: Ein dürres Kalb sieht jede säugende Kuh für seine Mutter an. (Altmann VI, 445.)
Port.: Bezerrinha mansa todas as vaccas mamma. (Bohn I, 269.)
39. Ein junges Kalb muss man lassen gumpen. – Parömiakon, 3031.
Die Jugend muss Freiheit haben, ihre Kräfte zu entwickeln.
40. Ein Kalb ist ein Kalb.
Doch behaupten die Russen: Das Kalb der Herrschaft ist verständiger als das Kind des Bauern. (Reinsberg I, 177.)
41. Ein Kalb ist keine Kuh.
42. Ein Kalb leckt das andere.
»Gleich wie im stall die jungen Kelber, das eins das ander juckt vnd leckt.« (Waldis, IV, 57.)
43. Ein Kalb stirbt so geschwind wie eine Kuh.
Frz.: Aussitôt meurt le veau que la vache. (Kritzinger, 703b.)
Holl.: Het kalf sterft al zoo haast als de koe. (Harrebomée, I, 375b.)
44. Ein schmeichelndes Kalb saugt zwei Mütter aus. – Simrock, 9113; Kiesewetter, 28.
Böhm.: Pokornému (útulnému) telátku ssáti dvojí matku. (Čelakovsky, 96.)
Poln.: Pokorne cielę dwie matki ssie. (Čelakovsky, 96.)
Span.: Becerreta mansa, todas las vacas mama. (Cahier, 3531.)
[1101] 45. Ein todtes Kalb kann man schlenkern (schleudern) wie man will.
Holl.: Met een dood kalf is goed sollen. (Harrebomée, I, 376a.)
46. Ein verbuttet Kalb wird zur Kuh nur halb. (Frankenwald.)
47. Ein verhungert Kalb macht keine grossen Sprünge.
Dän.: Mager kalv glemmer at springe. (Bohn I, 386.)
48. Ein zwanzigjähriges Kalb gibt keine gescheite Kuh mehr. – Simrock, 12350.
In der Schweiz: »Was zwenzig Johr e Chälbli ist, get ke chua meh.« (Tobler, 92b.)
49. Erdruncken Kalb ist gut zu wagen. – Gruter, III, 30; Lehmann, II, 152, 92.
50. Erst Kalb, dann Ochs; man muss der Kälberzeit ihr Recht lassen, sagte der Abt, als sich der Novizenmeister über das Treiben der Novizen beschwerte. – Klosterspiegel, 49, 17.
51. Es gefallet vns vnser Kalb wol. – Franck, Weltb., CXXXVIIa.
52. Es gibt mehr Kälber in den Fleischbänken als Ochsen. – Reinsberg II, 155.
Das Kalb stirbt so schnell wie die Kuh, sagen die Franzosen, und die Italiener: Das Lamm hat nicht mehr Gewissheit (zu leben) als das Schaf. – Das Zicklein stirbt so schnell wie die Ziege. (Reinsberg II, 155.)
53. Es ist nicht gut Kälber kauffen, ehe die Kuh gekälbert. – Lehmann, 827, 9.
54. Es kommen so viel Kälber als Kühe zu Markte. – Reinsberg II, 154.
Die Hebräer: Es gibt der alten Kamele viele, die mit der Haut der jungen beladen sind. – Viele Füllen sind gestorben und ihre Haut hat ihren Müttern als Decke gedient. Die Schotten: Ebenso gut kommt das Lammfell auf den Markt, wie das des alten Schafes. (Reinsberg II, 154.)
Böhm.: Více telat v jatkách bývá, než starých volův. (Čelakossky, 312.)
Holl.: Daar komen zoo wel kalven als koejen aan de markt. (Harrebomée, I, 375a.)
55. Es muss erst ein Kalb sein, ehe es ein Ochs (eine Kuh) werden kann.
»Sol etwas werden zu einem ochsen, dass muss auss einem kalbe wachsen.«
Lat.: Ante fuit uitulus qui (nunc) fert cornua taurus. (Loci comm., 180; Philippi, I, 33.)
56. Es werden so viel Kälber als Ochsen und Rinder in die Metzig (zum Fleischer) geführt.
Frz.: Aussitôt meurt veau comme vache. (Gaal, 1531; Cahier, 1134; Leroux, I, 134.)
It.: Così tosto muore il capretto come capra. (Gaal, 1531.)
57. Et Kalv welt zicklich (gewöhnlich) klöger sin als de Koh. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 153.
58. Fremde Kälber lecken einander auch. – Eiselein, 358; Simrock, 5382.
Dän.: Fremmede kalve slikke og hinanden. (Prov. dan., 332.)
Holl.: Oncundighe calver onderleken hem ook. (Tunn., 20, 16.)
Lat.: Dum se non noscunt vituli, se lambere poscunt. (Fallersleben, 570.)
59. Früher ein Kalb, später ein Ochs. – Klosterspiegel, 9, 11; Körte, 3257.
60. Für das Kalb und für die Kuh han wir einen Heiland nu.
Um ideale Gewinne für materielle Opfer anzudeuten. Soll seinen Ursprung in einem böhmischen Dorfe haben, dessen Bauern das vor dem Dorfe stehende Cruciflx neu malen liessen, aber vom Maler verlangten, dass er darauf bemerke, von ihnen, wie er gefordert, dafür mit einer Kuh und einem Kalbe belohnt worden zu sein. Er that dies durch obiges Sprichwort.
61. Gereth das Kalb nach der Kuh, so sind der Huren zwu. – Lehmann, 543, 105; Petri, II, 33; Kloster, VIII, 41; Birlinger, 274; Henisch, 1506, 31; Lehmann, II, 228, 99; Eiselein, 358.
Lat.: Filia moechatur, quae moecha matre creatur. (Sutor, 460; Binder II, 1150; Gartner, 122.)
62. Guldin Kälber, die zu Göttern gemacht seyn, betet man an. – Lehmann, 575, 103.
63. Guldin Kälber werden offt wie Götter geehrt. – Lehmann, 154, 25; Eiselein, 358.
64. Hungrige Kälber spielen nicht.
Dän.: Mager kalve glemme at springe. (Prov. dan., 408.)
[1102] 65. Ich werde schon das Kalb austreiben, sagte der betrunkene Bauer.
Holl.: Als men braakt, zei de hoer, drijft men een kalf zonder voeten naar de wei. (Harrebomée, I, 68b.)
66. Ik maut nen (muss, bedarf kein) Kalf, sied de Jûde. (Kierspe in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 257, 65.
So sagt der Käufer, wenn er die Forderung zu hoch findet, um auszudrücken, es dränge ihn nicht zu kaufen.
67. Jeder hat sein goldenes Kalb.
68. Kalb, spare dein Heu, der Winter ist noch lang.
69. Kälber, die zu Göttern gemacht worden sind, betet man an.
70. Kälber folgen den Kühen. – Henisch, 1171, 30; Petri, II, 419.
71. Kälber lauffen nicht, man dröhe jhnen denn den Schwantz. – Gruter, III, 57; Lehmann, II, 316, 1.
72. Kälbern von Gold ist jedermann hold.
73. Kalwer binnet me an Stricke, de Lü an Schriften. (Iserlohn.) – Woeste, 72, 166.
74. Lieber das Kalb im Schuh als in der Kuh. (Ostpreuss.) – Frischbier, 366; Frischbier2, 1858.
75. Lieber ein Kalb allein als eine Kuh (Ochsen) in Gemein(schaft). – Schlechta, 84.
Gegen ⇒ Compagnieschaft (s.d.).
76. Mag sich doch das Kalb einmal austummeln.
Um auszudrücken, dass man sich schon zu zeiten einmal, wo die Gelegenheit es mit sich bringt, dem Vergnügen hingeben, einmal von der strengen gewöhnlichen Lebensordnung abweichen und über den Strang schlagen dürfe, sagten die Römer: Dulce est, desipere in loco. (Faselius, 68.)
77. Man kann kein Kalb loben, eh' es ein Jahr alt ist. (Eifel.) – Reinsberg II, 86.
78. Man kann schon am Kalbe sehen, was für ein Ochse es werden wird. – Winckler, VIII, 78; Körte, 3258.
79. Man tregt so vil kälber zur Fleischbanck als alte kühe. – Petri, II, 469; Henisch, 1134, 12.
80. Me soll het Kalf nit kennen als me de Kuh nit kant, wovon et gejongt es. (Deutz.)
Wenn sich ein Kind über den Stand seiner Aeltern erhebt.
81. Mein Kalb ist mir lieber als des Nachbars Kuh (Stier).
Die Russen: Mein Kalb aus Klin ist mir lieber als dein podolischer Stier. Klin ist eine kleine, 11 deutsche Meilen von Moskau entfernte, neben einiger Eisenindustrie meist auf Landbau und Viehzucht hingewiesene Landstadt.
82. Mer soll ke Kalv loven, ih et e Johr alt ess. (Bedburg.)
Die neue Magd, der neue Knecht, Beamte u.s.w. zeigt anfänglich häufig seine bessern Seiten, während die schlimmem erst später hervortreten.
83. Mit fremdem Kalbe ist wohlfeil pflügen. – Schulze, 12; Simrock, 5878; Reinsberg IV, 99.
84. 'N verdrunken Kalf is sagd to wagen. (Ostfries.) Hauskalender, II.
85. 'S werde meh Chelber i d' School g'füert as Chüe. (Solothurn.) – Schild, 63, 90.
86. Schick dat Kalf na Paris, kummt 'et wêer to Huus, so segt 'et Ha-mû. (Ostfries.) – Bueren, 1038; Hauskalender, II; Kern, 76.
87. Smît d' olde Katt in Dêp, ik hebb der'n junk van. – Bueren, 1049.
88. 'T Kalf hört de Hund half. – Bueren, 1168; Hauskalender, IV; Kern, 685.
Wegen der vielen Knochen und der übrigen Abfälle, die der ⇒ Hund (s.d. 91) bekommt.
89. Uut en Kalw ward enn Koh. (Rendsburg.)
90. Vandag (heute) en Kalf, morgen en Kuh, öwermorgen en Perd, dann es et als övermorgen nit Kalles (Sprechens) werth. (Meurs.) – Firmenich, I, 401, 88.
91. Vnbekandte Kälber lecken sich auch wol vntereinander. – Petri, II, 556; Lehmann, 104, 2; Lehmann, II, 791, 90; Körte, 3263; Simrock, 10629.
Frz.: Il va plus au marché peaux d'agneaux que de vieilles brebis.
Holl.: Onkundige kalvers lekken zich ook. (Harrebomée, I, 378a.)
[1103] 92. Von einem Kalbe kann man nicht mehr erwarten als ein Möklein (Bröcklein) Kalbfleisch.
93. Was kann das Kalb dafür, dass man aus seiner Haut eine Knute macht?
Die Russen: Ein gutes Kalb wandelt sich zur Knute nur für den Dieb. (Altmann V, 81.)
94. Was kann das Kalb davor, dass die Kuhe ein Huhr ist. – Gruter, III, 99; Lehmann, II, 865, 76.
95. Was nutzt dem Kalbe ein grosses Euter ohne Milch!
Die Russen: Dem Kinde frommt die grosse Brust mehr als die grosse Warze. (Altmann VI, 501.)
96. Was versteht ein Kalb von einem Jahre, besonders wenn's ein Ochs ist.
Geben in Schlesien gewöhnlich diejenigen zur Autwort, deren Handlungsweise oder Antwort als unpassend getadelt oder gemisbilligt wird.
97. Was zum Kalbe geboren ist, wird nie ein Rennpferd.
98. Wem das Kalb gehört, dem gehört (bleibt) der Strick.
Böhm.: Čí jalovice, toho i provaz. – Kdo konĕ koupil, bere i uzdu. (Čelakovski, 344.)
99. Wenn das Kalb die Kuh zu hart saugt vnd mehr will als das Fass geben kann, so schlägts die Kuh mit einem Fuss zu boden. – Lehmann, 909, 29.
Dän.: Suger kalven koen for hart, saa, støder hun ham med foden bort. (Prov. dan., 332.)
100. Wenn das Kalb ertrinken soll, muss Wasser in der Grube sein.
Holl.: Daar moet water zijn, zou het kalf verdrinken. (Harrebomée, I, 375a.)
101. Wenn das Kalb ertrunken ist, deckt man den Brunnen zu.
Holl.: Men dempt den put als het kalf verdronken is. (Bohn I, 332.)
102. Wenn das Kalb gesogen, stösst es die Mutterkuh. – Parömiakon, 206.
Von undankbaren Kindern.
103. Wenn das Kalb in der Grube liegt, ist der nächste Nachbar der nächste Blutsfreund. (Fries.)
104. Wenn dem Kalbe zu wohl ist, geht's aufs Eis und bricht ein Bein. – Reinsberg IV, 122.
105. Wenn die Kelber zu nacht ausskommen, so sperren sie die Wechter ein. – Petri, II, 644.
106. Wenn ein Kalb ertrinken soll, findet sich schon ein Pfuhl (Graben, Tümpel).
Holl.: Waar het kalf verdrinken zal, vindt het zijne sloot gegraven. (Harrebomée, I, 376b.)
107. Wenn ich das Kalb beim Schwanze halte, dann sehe ich, wo es hinläuft.
Holl.: Als je me nu nog ontloopt, zei de boer, dan doe je het knap, en hij hield het kalf bij den staart en holde ermede voort. (Harrebomée, I, 68a.)
108. Wenn man das Kalb sticht, wird kein Ochs daraus. – Eiselein, 358; Simrock, 5376.
Lat.: E cocto pullus nunquam producitur ovo. (Binder I, 462; II, 893; Sutor, 545.)
109. Wenn man dir ein Kalb schenkt, so greife zu.
Span.: Quando te dieren la vaquilla, acude con la soguilla. (Bohn I, 244.)
110. Wenn man ein Kalb fortschickt, kommt ein Ochs wieder.
111. Wenn man vom Kalbe redet, so gedenkt der Riemer an Juchten.
112. Wenn 's Kalb ersoffen ist, deckt der Narr (Bauer) den Brunnen zu. – Steiger, 116; Körte, 3262; Reinsberg IV, 27.
»Aber da hiess es, wann das Kalb ertruncken ist, so macht man den Brunnen zu.« (Gottfr., 663b.)
Frz.: Conin (Capin, gibier) eschappé, conseil trouvé. (Leroux, I, 110.)
Holl.: Als het kalf verdronken is, wil men den put dempen. (Harrebomée, I, 374b.)
113. Wenn 's Kalb gestohlen ist, bessert der Bauer (Narr) den Stall. – Körte, 3262; Simrock, 5360; Braun, I, 1728; Reinsberg IV, 28.
114. Wer als Kalb geblökt, wird als Ochse nicht brüllen.
115. Wer als Kalb geht, kommt als Rind zurück.
Frz. Schweiz: Chi que modé quemin vi ey révint quemin mod zon. (Schweiz, II, 120, 20.)
[1104] 116. Wer das Kalb getragen, wird bald auch einen Ochsen tragen. – Eiselein, 358.
Dies Sprichwort hat seinen Ursprung von dem Krotonienser Milo, der dadurch zu der Kraft gelangt war, einen ausgewachsenen Stier zu tragen, dass er ein Kalb von dessen Geburt an täglich ein paar Stunden getragen hatte.
Lat.: Taurum tollet, qui vitulum sustulerit. (Philippi, II, 212; Seybold, 596; Faselius, 252; Schulblatt, 479; Binder II, 3288; Lang, 149.)
117. Wer das Kalb nicht geben will, dem kostet's oft die Kuh.
»Vergesst des Kalbs, sonst kost's die Kuh.« (Weller, Lieder des Dreissigjährigen Kriegs, 7.)
118. Wer das Kalb schlachtet, dem wird kein Stier daraus. – Altmann VI, 509.
Frz.: Qui ne nourrit le petit n'aura pas le grand. (Leroux, II, 304.)
119. Wer das Kalb trägt, dem wird man bald die Kuh aufladen.
It.: Se ti lasci metter in spalla il vitello, quindi a poco ti metteranno la vacca. (Bohn I, 126.)
120. Wer das Kalb verkauft, bringt sich um eine Kuh. – Altmann VI, 406.
121. Wer ein Kalb gewent zu tragen, der kans auch noch halten, wenns zum Stier wird. – Lehmann, 319, 74.
122. Wer mit einem Kalbe ausgeht, kommt mit einem Ochsen wieder. – Reinsberg IV, 40.
Böhm.: Vyjel teletem, volem se vrátil. (Čelakovsky, 209.)
Poln.: Pojechal cielęciem, wołem się wrócił. (Čelakovsky, 209.)
123. Wer 's Kalb verkauft von der Kuh, gibt's a Paar Schuh, wer's aufzieht, gibt's 'n Ochs oder Kuh. (Oberes Kinzigthal in Kurhessen.)
Lat.: Qui vitulum tollit, taurum subduxerit idem. (Gaal, 1458.)
124. Wer seine Kälber bratet, dem hüpfen sie nicht auf dem Felde herum.
125. Wo das Kalb ertrank, da war Wasser. – Petri, II, 799.
126. Wo man die Kälber schlachtet, hüpfen keine auf dem Felde (im Hofe) herum.
127. Zuvor ein Kalb, jetzt ein Ochs. – Lehmann, II, 903, 32; Simrock, 5377.
*128. A hot's Kolb goar ees Oge geschlon. – Robinson, 591.
*129. Als die Kälber auf dem Eiss tantzen. – Henisch, 816, 19.
*130. Aus Kälbern wollen Jagdhunde machen.
»Es ist lächerlich, wenn man auss Kelbern Hund zum jagen will machen.« (Lehmann, 24, 2.)
*131. Da wird wol ein gemästet Kalb geschlachtet werden.
D.h. grosse Freude sein. (Vgl. Luc. 15, 23.)
Holl.: Dan wordt het gemeste kalf geslagt. (Harrebomée, I, 375a.)
*132. Das fette Kalb schlachten.
Eine Gasterei anstellen.
Frz.: Tuer le veau gras. (Starschedel, 366.)
*133. Das goldene Kalb anbeten.
Frz.: Plier (fléchir) les genoux devant le veau d'or. (Lendroy, 1222.)
*134. Das Kalb auslassen (austreiben). – Willkomm, Der deutsche Bauer, S. 59.
Ausgelassen lustig sein; weil die Kälber mancherlei lustige Sprünge machen. Also entweder sich selbst auf die Weide treiben oder wol zutreffender das Kalb als Narr oder Teufel, im Menschen steckend gedacht. (Grimm, V, 52d.) In der Verkehrten Welt von dem unerwarteten Entstehen eines grossen Unglücks aus einem kleinen: »Sag an, Sechskreuzer, wer bist du, geht dir das Kalb auch (trächtig) mit der Kuh?« »Es wer dir besser kunste, wir theten bald darzue, eh's kalb ging mit der Kueh.« (Mone, Anzeiger, VIII, 149 u. 192.) »Sie hatten das kalb ausgetrieben, dass ihr ist keiner nüchtern blieben.« (Grobianus, 107a.)
Frz.: Faire le fou ou folâtrer, se livrer à la oie. (Starschedel, 381.) – Il a joué tous ses jeux. (Kritzinger, 401a.) – S'abandonner, se livrer à la joie. (Starschedel, 413.)
*135. Das Kalb gereht nach der Kuh. – Mathesy, 92a.
Lat.: Sequitur matrem sua proles. (Seybold, 552.)
136. Das Kalb in der Kuh ist nicht sicher.
Von Schiller in der Kapuzinerpredigt (Wallenstein's Lager.) angewandt.
[1105] *137. Das Kalb in die Augen schlagen. – Grimmelshausen, Vogelnest, I; Mathesy, 80 u. 381b; Eiselein, 358; Braun, I, 1722.
In Westfalen: Dat Kalw int Auge sloaen. Jemand dadurch erzürnen, dass man ihm etwas Unangenehmes geradezu ins Gesicht sagt, ihn auf die empfindlichste Weise beleidigt oder auch Streit anfängt. In Pommern: Ick hebb dat Kalw in't Oge slagen. (Dähnert, 215a.) Um die Frage zu beantworten: Wer hat den Streit begonnen? wer ist der Störenfried? erschien im Jahre 1629 eine Streitschrift unter dem Titel: »Wer hat das Kalb ins Aug' geschlagen d.i. ob die Augsburgischen Confessionsverwandten Prediger oder die Jesuiten den Religionsfrieden vmbstürzen.«
Frz.: L'attaquer par son faible, par l'endroit le plus sensible. – Offenser quelqu'un sensiblement (vivement). (Starschedel, 413.)
*138. Das Kalb ist bis auf ein Ohr abgezogen.
Die Sache ist nahezu beendigt.
*139. Das Kalb ist ertrunken, der Spiess in der Asche.
Es ist alles verloren und an keine Rettung zu denken.
*140. Das Kalb lehrt die Kuh kalben. – Petri, II, 66; Simrock, 12349a.
*141. Das Kalb mit der Kuh ausschlagen.
»Vnd felt jm zu ein widermut, den jm ein narr auff reden thut, so henckt er sich dann selbs darzu vnd schlecht das kalb auss mit der ku.« (Murner Nb., 80, in Kloster, IV, 840.)
*142. Das Kalb mit der Kuh strafen.
»Damit man reizt Gotts Rach herzu zu strafen das Kalb mit der Kuh.« (Fischart, Kinderzucht.)
*143. Das Kalb steckt noch in ihr.
*144. Das Kalb verkaufen (verzehren), ehe es geboren ist.
Engl.: To eat the calf in the cow's belly. (Bohn II, 157.)
It.: Come la gallina di montecuccoli. – Mangiar la ricolta in erba. (Bohn II, 157.)
*145. Das kann ein Kalb mit Einem Auge sehen.
Holl.: Een kalf met één oog kan dat gemakkelijk zien. (Harrebomée, I, 375a.)
*146. Das kann ein Kalb von drei Tagen merken (begreifen).
Holl.: Dat kan een kalf wel merken. (Harrebomée, I, 375a.)
*147. Das könnte ein einäugig Kalb merken.
»Das es ein falscher Brief und so tölpisch und plump nach gemacht sey, das es ein einäugig Kalb merken sollt.« (Fischart, Bk., 138b.)
*148. Dat Kalw in 't Og steken (oder slân). (Mecklenburg.) – Schiller, II, 5.
*149. Die Kälber laufen weg. – Frischbier2, 1860.
Wenn jemand den Hosenlatz zuzuknöpfen vergessen hat.
*150. Die Kälber sind losgelassen.
Holl.: De kalveren zijn uitgelaten. (Harrebomée, I, 375a.)
*151. Du Kalb Mosis.
So viel wie Kalb oder dummes Kalb. Ich habe aber nirgend etwas darüber finden können, wie Moses zu einem Kalbe kommt; wahrscheinlich ist das goldene seines Bruders Aaron gemeint, das Moses zerschlug. Denn von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag machen die Hohenpriester Kälber, die das dumme Volk so lange anbeten muss, bis irgendein Moses kommt und sie zertritt. In Pommern: Kalf Mose, soviel wie quaklich, kindisch.
*152. Du sollst ein halb Kalb halb bekommen, weniger ein Viertel.
Scherzhaft für nichts.
*153. Ehe dann das kalb sein auge leckt. – Franck, II, 54a; Tappius, 53b.
Von dem, was sehr rasch geschieht.
Lat.: Citius quam asparagi coquuntur. (Erasm., 298; Philippi, I, 83; Tappius, 53b.)
*154. Ein Kalb machen.
»Wir machen aus unsern geistigen Schätzen immer eher das goldene Kalb als die Bundeslade.« (W. Menzel, Streckverse, S. 66.)
*155. Einem ein Kalb aufbinden.
Einem einfältigen Menschen etwas glauben machen.
Lat.: Frena vitulis. (Bovill, I, 8.)
*156. En Kalw anbinnen. (Holst.) – Schütze. II, 216.
Sich erbrechen.
*157. Er betet das goldene Kalb an.
Holl.: Het gouden kalf is het eenig voorwerp zijner godsdienst. (Harrebomée, I, 375a.)
*158. Er hat das Kalb eher als die Kuh. – Altmann V, 119; Reinsberg IV, 24.
Das Kind eher als die Frau. Die Tataren: Das Ei ist da, aber die Henne fehlt noch. (Reinsberg VII, 22.)
[1106] *159. Er hat ein Kalb angebunden.
Hat sich übergeben (vomere). Wahrscheinlich ist diese Redensart von der Aehnlichkeit des damit verbundenen Lautes mit dem Blöken eines Kalbes entlehnt. (S. ⇒ Kälbern.)
Frz.: Dégobiller. (Starschedel, 413.) – Faire restitution. (Kritzinger, 610b.)
*160. Er hat mit einem fremden Kalbe gepflügt. – Richter 14, 18; Schulze, 12; Zehner, 600; Eiselein, 358; Braun, I, 1723; Reinsberg IV, 99; Hollenberg, III, 25; Lohrengel, I, 394.
Ist von mir oder den Meinen heimlich mit Rath und That unterstützt worden. Ein näheres Verstündniss gewährt die Lesung der Geschichte Simson's (Richter 14, 18), obgleich mir nicht völlig klar ist, wie man mit einem Kalbe pflügen kann, was nirgends geschieht.
Frz.: Labourer avec la genisse d'autrui. (Starschedel, 413.)
Holl.: Hij ploegt met eens anders kalf. (Harrebomée, I, 376a.)
*161. Er ist auch ein Kalb gewesen.
*162. Er ist das Kalb noch nicht los.
*163. Er ist das Kalb, womit die Schälke pflügen.
Lat.: Stulti sapiens imitator. (Horaz.) ( Eiselein, 358.)
*164. Er ist ein goldenes Kalb.
Ein reicher Mann ohne Verstand.
Frz.: C'est un veau d'or. (Kritzinger, 703b.)
*165. Er ist (noch) ein (rechtes) Kalb.
Von einem Menschen, der noch grün ist, der noch viel kindischen Uebermuth kundgibt, besonders in plumper Weise. (Grimm, V, 52b.) »Die Fastnacht macht manch toret kalb.« (Fastnachtspiel.) »(Er) ist ein jungs unbesunnens kalb vnd hat fürwar sein Witz nit halb.« (Ayrer, I b.)
*166. Er ist von einem Kalbe genesen.
Hat seinen Rausch ausgeschlafen.
*167. Er macht (streift) Kälber. – Frischbier2, 1861.
Er bricht sich. (Hennig, 113.)
*168. Er verkauft das Kalb, ehe er die Kuh hat.
*169. Es ist ein bahnsches Kalb.
In der Nähe der pommerschen Stadt Bahn bezeichnet man damit einen ungeschlachten Menschen. (Schmidt, Jubelschrift, 3.)
*170. Es ist ein (wahres) Kalb Mosis. (Breslau.)
Ein Dummkopf.
Holl.: Het i s een kalf Mozes. (Harrebomée, I, 375a.) – Het is een oud hokkeling, hij weet zich niet te behelpen. (Harrebomée, I, 314.)
*171. Es ist noch ein (blosses, rechtes) Kalb. – Dähnert, 215a.
»S thet wie ein neugeporen Kalb, hat sein sinn weder gar noch halb.« (H. Sachs, IV, CII, 1.) Ein junger, kindisch muthwilliger, unerfahrener, tölpischer Mensch.
Holl.: Het is een jong kalf. – Het is nog een regt kalf.
*172. Es ist wieder ein Kalb auf dem Schragen.
*173. He het dat Kalw in die Ôgen slan.
Wenn jemand eine Gefälligkeit, eine hülfreiche Hand auf plumpe Weise zurückstösst.
*174. Ich möchte ihm keine Kälber zu erziehen geben, geschweige Menschen.
Angeblich soll dies Wort zuerst Herder in Bezug auf Basedow gesagt haben.
*175. Kalb und Kuh miteinander an den Mann bringen. – Grimmelshausen, Vogelnest, II.
*176. Kälwer anbinnen oder maken. – Schiller, II, 5b; Dähnert, 215a.
Sich erbrechen.
*177. Oldes Kalw. – Boll, 176.
Wenig schmeichelhafte Titulirung eines jungen Mädchens, da das Kalb Sinnbild der Albernheit ist; aber auch, wie Bolla.a.O. fortfährt, der albernen, ausgelassenen Lustigkeit. Und wenn einer solchen die Zügel schiessen, heisst es: »Der Sticken vör de Kälverstall iss weg«, infolge dessen nämlich die Kälber mit ausgelassenen Sprüngen zum Stalle herauskommen; ferner des Unverstandes, daher: Kälvermât u.s.w. Kälber, wenn sie Nutzen bringen sollen, müssen vorsorglich behandelt werden; stösst daher jemand eine hülfreiche Haud auf plumpe Weise zurück, so heisst es von ihm: He het dat Kalv in die Ogen slan. Wer so betrunken ist, dass er von seinen Sinnen nicht mehr weiss, der kann nicht mehr »Kô und Kalv« unterscheiden.
*178. Sein Kalb austreiben. – Frischbier, 367; Frischbier2, 1859; Hennig, 113.
Sich mit allerhand Kurzweil belustigen, weil die Kälber, sobald sie ins freie kommen, sich in den lustigsten Sprüngen ergehen.
*179. Sobald lernet das Kalb von der Kuh. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 384.
*180. Uem dat Kâlf de Kâ. (S. ⇒ Sattel und ⇒ Wurst.) – Schuster, 1007.
[1107] *181. Wenn ihr nicht hättet mit meinem Kalbe gepflügt, ihr hattet das Räthsel nicht troffen. – Richter 14, 18; Schulze, 12.
Lat.: Si non arassetis in vitula mea, non invenissetis propositionem meam. (Schulze, 12.)
*182. Wer hat das Kalb ins Aug geschlagen? – Ayrer, V, 3237, 10.
*183. Wie ein gestochenes kalb (aussehen). – Franck, II, 20b.
*184. Wie ein schwarzes Kalb leuchten. – Campe, Wb., II, 866b.
Von einer Sache, die schlecht in die Augen fällt.
*185. Wie kommt dies Kalb zu seinem Gefährten.
186. Es ist besser, wenn das Kalb an der Kuh, als wenn die Kuh am Kalbe saugt. (Eifel.)
187. Kälber am Charfreitage geworfen gedeihen nicht (kommen nicht fort). (Hessen.) – Illustrirte Zeitung, 255b.
188. Nur die grössten Kälber wählen ihre Metzger selber.
Mit diesem Spruche schloss der Pfarrer Ritter am 1. October 1876 eine in Ober-Altwasser abgehaltene Wahlversammlung, welche gegen die Wahl freisinniger Abgeordneter gerichtet war.
189. Wenn das Kalb (die Beute) verzehrt ist, frisst ein Wolf den andern.
190. Wenn sie keine Kälber finden, müssen die Wölfe einander schinden.
*191. Als Kalb nach Rom gehen und als Ochse zurückkommen.
It.: Andare vitello e tornar bue. (Giani, 1802.)
*192. Das Kalb in seiner Mutter Milch kochen.
»Es ist empörend, wenn Kinder vor der Polizei dazu gebraucht werden, um Zeugniss gegen ihre Aeltern abzulegen. Aber das ist nichts Neues. Die französische Jurisprudenz hat seit undenklichen Zeiten nicht davor zurückgeschreckt, das Kalb in seiner Mutter Milch zu kochen.« (Breslauer Zeitung, 16. Juni 1871, nach einem Bericht der Daily News.)
*193. Ein gemästetes Kalb schlachten.
Zu einem Freudenfeste; nach Luk. 15, 23.
*194. Er meint (will), sein Kalb soll den Wolf beim Schwanz fassen.
Böhm.: Dej bože našemu teleti vlka za chvost udržeti. (Čelakovský, 103.)
*195. Mit Kälbern um die Wette laufen. – Bertram, 51.
Buchempfehlung
Pan Tadeusz erzählt die Geschichte des Dorfes Soplicowo im 1811 zwischen Russland, Preußen und Österreich geteilten Polen. Im Streit um ein Schloß verfeinden sich zwei Adelsgeschlechter und Pan Tadeusz verliebt sich in Zosia. Das Nationalepos von Pan Tadeusz ist Pflichtlektüre in Polens Schulen und gilt nach der Bibel noch heute als meistgelesenes Buch.
266 Seiten, 14.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro