Müller [3]

[515] Müller, 1) Johann, s. Regiomontanus. 2) Heinrich, geb. 18. Oct. 1631 in Lübeck, studirte seit 1645 in Rostock u. Greifswald, wurde 1651 Archidiakonus in Rostock u. akademischer Lehrer, 1659 Professor der Griechischen Sprache u. 1662 der Theologie, wie auch Pastor, 1671 Superintendent daselbst u. st. 13. Sept. 1675; er schr.: Geistliche Erquickstunden, Rost. 1664–66 u.ö.; Himmlischer Liebeskuß, 1664 u.ö.; Kreuz-, Buß- u. Betschule, 1666 u.ö.; Geistliche Seelenmusik (1659); Apostolische Schlußkette u. v. a. 3) Karl Wilhelm, geb. 1728 in Knauthayn bei Leipzig; wurde Advocat, 1759 Mitglied des Raths zu Leipzig u. im Siebenjährigen Kriege von. den Preußen als Geißel in die Pleißenburg gesetzt; 1771 Bürgermeister u. Beisitzer des Schöppenstuhls, später Kriegsrath u. st. 1801. Er machte sich verdient durch Errichtung der Freischule, den Bau einer neuen Bürgerschule, die Wiederherstellung der Nicolaikirche, durch die Anlagen um Leipzig u. erhielt deshalb im Park 1819 ein Denkmal; er schr. (anonym) Gedichte, Lpz. 1785; übersetzte Huichisons Sittenlehre der Vernunft, Lpz. 1756, gab Hoffmanns Modus procedendi, 4. Ausg., Lpz. 1764, heraus, unternahm mit einigen anderen Gelehrten die Herausgabe der Britischen Bibliothek, Lpz. 1756–67, 26 Bde.; u. übersetzte die Eugenie des Beaumarchais, Lpz. 1768, u. Grays Gedichte, ebd. 1776. 4) Otto Friedrich, geb. 1730 in Kopenhagen; begleitete einen jungen Grafen auf seiner Reise, wurde 1769 Kanzleirath in Kopenhagen, 1771 Archivar der norwegischen Kammer, später Etatsrath u. st. als Conferenzrath 1784. Er bereicherte die Kenntniß der Insecten, Würmer u. Pflanzenthiere mit 400 neuen Arten, die Wasserinsecten (Schalinsecten) allein mit 63 Arten, lehrte auch in ihrer Lebensart u. in ihrer inneren Ökonomie Vieles erst kennen u. schr.: Zoologia danica, 4 Bde., Kopenh. 1. u. 2. Thl. 1777 u. 80, in 2 Aufl. 1788–1808, gr. Fol. (der 3. Thl. von Abildgaardt, der 4. Thl. von Rathke herausgegeben); Entomostraca s. Insecta testacea, Lpz. 1791; Vermium terrestrium et fluviatilium etc. historia, Kopenh. 1773–74, deutsch ebd. 1800; Hydrachnis in aquis Daniae palustribus descr., Lpz. 1781, u. m.; besorgte auch den 5. u. 6. Band der Flora danica von Öder. 5) Johann August, geb. 1731 in Nossen; war Rector an der Fürstenschule zu Meißen u. st. 1805. Er schr.: Geschichte der Fürstenschule zu Meißen, Lpz. 1786–89; gab heraus: Homers Ilias, mit Auszug aus Eustathios, Meiß. (2. Ausg.) 1809–14 neu herausgeg. von A. [515] Weichert, ebd. 1818.–19. 6) Wilhelmine geb. Maisch, geb. 1740 in Pforzheim; heirathete den Buchhändler M. in Karlsruhe u. st. 1807; sie schr.: Gedichte u. Taschenbuch für edle Weiber u. Mädchen auf das Jahr 1802 u. 1806. 7) Ludwig Christian, geb. 1744 in der Priegnitz; diente erst als Soldat u. Unteroffizier in der preußischen Armee, wurde im Siebenjährigen Kriege Offizier, 1786 Capitän beim Ingenieurcorps u. Lehrer bei den militärischen Wintervorbereitungen für die Offiziere der märkischen Generalinspection in Berlin, 1797 Major u. st. 12. Juni 1804. Er schr.: Über die Verschanzungskunst auf Winterpostirungen, Potsd. 1784; Vorschriften zum militärischen Plan- u. Kartenzeichnen, ebd. 1778; Beschreibung der drei Schlesischen Kriege, ebd. 1785, 5. Aufl. (Abriß u. Beschreibung der Kriege Friedrichs des Großen etc.), ebd. 1822 (französisch ebd. 1785, u. Aufl. ebd. 1822); Nachgelassene militärische Schriften, Berl. 1807, 2 Bde., darin enthält der 2. Bd. eine Terrainlehre, in der zuerst eine Manier (s. Müllersche Bergzeichnungsmanier), die Dossirung des Terrains durch schwächere u. stärkere Striche zu unterscheiden, angegeben ist. 8) Johann Gottwerth, genannt der Itzehoer M.; geb. 17. Mai 1744 in Hamburg, wurde Buchhändler zu Itzehoe in Holstein, legte 1772 dies Geschäft nieder, privatisirte dort u. st. 23. Juni 1828; er schr. den Roman: Siegfried von Lindenberg, Hamb. 1779, 4 Thle., 6. Ausg. Lpz. 1802, neu herausgegeben u. glossirt von Müllners Schatten, ebd. 1830, 3 Thle; Komische Romane aus den Papieren des braunen Mannes, Gött. 1784–91, 8 Thle.; Friedrich Brack, Berl. 1793–95, 4 Bde.; Sara Reinert, ebd. 1796, n.A. 1806; Wilhelm Leevend, ebd. 1798, u.a. Seine Biographie gab H. Schröder, Hamb. 1843, heraus. 9) Christian Gottfried, geb. 1746 in Zöblitz bei Marienberg, wurde 1773 Rector in Weida, 1780 in Schleiz, 1786 an der Stadtschule zu Naumburg u. 1788 des Stiftsgymnasiums zu Zeitz u. st. 1819; er gab heraus: Is.u. Joh. Tzetzes Scholien zum Lykophron, Lpz. 1811, 3 Bde.; Epistolae P. Mosellani, Casp. Borneri etc. ad Jul. Pflugium, Lpz. 1802; Formula sacrorum emendandorum in Comitiis Augustanis a 1548 a Jul. Pflugio composita, ebd. 1803; Formula confutationis Augustanae confessionis, ebd. 1808; u. schr.: Reformationsgeschichte der Stadt Zeitz, ebd. 1819. 10) Johann Gotthard von M., geb. 1747 zu Bernhausen im Württembergischen, widmete sich seit 1764 zu Ludwigslust der Kupferstecherkunst u. bildete sich seit 1770 in Paris unter Wille aus; 1776 wurde er Professor an der Kunstschule zu Stuttgart, erhielt 1818 mit dem Orden der Württembergischen Krone den persönlichen Adel u. st. 14. März 1830; Zartheit u. Reinheit des Grabstichels zeichnen seine Werke vorzüglich aus. Für seine besten Stiche gelten: die Schlacht bei Bunkershill nach Trumbull, u. die Modonna della Sedia nach Rafael, für das Musée de France (1804); seine berühmtesten Porträts sind die Ludwigs XVI., des Malers Graff, Dalbergs u. des Königs Hieronymus von Westfalen. 11) Friedrich, geb. 1750 in Kreuznach, als Maler genannt Teufels-M., als Dichter Maler-M., kam 1770 als Malergeselle aus dem Zweibrückischen in Dienste des Herzogs Christian von Pfalz-Zweibrücken nach Manheim u. schrieb in romantisch-poetischer Stimmung der Zeit einen Faust u. Adams Erwachen. 1778 reiste er nach Rom, wo er sich mehr der Kunst zuwandte, obschon ohne glücklichen Erfolg. Dort erhielt er wegen seines Hanges zu Spott u. Satyre, u. weil er in seinen Bildern überall den Teufel anbrachte, den obigen Spitznamen. Er st. 23. April 1825 in Rom. Seine dichterischen Schriften, zu denen die Dramen Niobe (1778), Faust (1778) u. Genofeva u. die Idyllen: Bacchidon u. Milon (1774), die Schafschur (1771), der Satyr Mopsus (1775), Adams erstes Erwachen (1778), das Nußkernen u. andere gehören, erschienen unter dem Titel: Maler M-s Werke, Heidelb. 1811, 3 Bde, n.A. 1825; außerdem: Adonis, Die klagende Venus u. Venus Urania, eine Triologie, Lpz. 1825; 12) Johannes von M., Edler von Sylvelden, geb. 3. Jan. 1752 zu Schafhausen in der Schweiz, studirte seit 1769 in Göttingen Theologie, kehrte 1771 nach Schaffhausen zurück, wurde daselbst Professor der Griechischen Sprache, legte 1774, um einen freieren Wirkungskreis zu gewinnen, seine Stelle nieder, wurde Hauslehrer bei dem Staatsrath Tronchin in Genf u. zog dann, mit dem jungen Amerikaner Francis Kinloch auf das am Genfersee gelegene Landhaus Chambisi. Als Kinloch, dessen Studien er dort geleitet hatte, nach Südamerika zurückging, lebte M. abwechselnd bei Bonnet u. Bonstetten u. hielt in Genf historische Vorlesungen. Durch Friedrichs II. Ruhm nach Berlin gelockt, hatte M. 1781 eine Unterredung mit dem König, wurde aber, da sich ihm in Berlin keine Aussicht zeigte, Professor der Geschichte am Karolinum in Kassel, wo er 1782 Unterbibliothekar wurde. Aber bereits 1783 kehrte er nach der Schweiz zurück, ging 1786 als Hofrath u. Bibliothekar nach Mainz u. wurde 1788 Geheimer Legations- u. Conferenzrath. Neben seinen wissenschaftlichen Arbeiten wirkte er noch viel für das Wohl des Landes u. für das Interesse seines Fürsten, wurde 1791 Geheimer Staatsrath u. Staatsreferent u. vom Kaiser geadelt. Als Mainz 1792 in französische Hände fiel, ging M. nach Wien u. trat bei der dortigen Hof- u. Staatskanzlei in Dienste. Im Herbst 1800 wurde er erster Aufseher der kaiserlichen Bibliothek. Er verließ jedoch 1804 Wien u. trat wieder als Geheimer Kriegsrath u. Historiograph in preußische Dienste. Tief schmerzte ihn der Umsturz der deutschen Reichsverfassung u. der Fall des preußischen Staates, u. er gerieth hierbei unverdient in den Verdacht der Achselträgerei u. der Vorliebe für Napoleon, welcher mit ihm in Berlin eine lange Unterredung gehabt hatte. Er nahm 1807 einen Ruf als Professor nach Tübingen an, unterwegs aber erreichte ihn ein Ruf zum königlich westfälischen Ministerstaatssecretär; er wurde 1808 Staatsrath u. Generaldirector des öffentlichen Unterrichts u. st. 29. Mai 1809 in Kassel. 1851 wurde ihm in Schaffhausen u. 1852 (von König Ludwig von Baiern) in Kassel Denkmäler errichtet. Er schr.: Bellum cimbricum, 1772 (deutsch von Dippold 1810); Briefe eines jungen Gelehrten an seinen Freund, Tübing. 1802; Vier u. zwanzig Bücher allgemeiner Geschichten, edd. 1810, 3 Bde., 4. A. Stuttg. 1828; Geschichte der schweizerischen Eidgenossenschaft, 1. Bd. 1780, u. Aufl. Lpz. 1806, 5 Bde. M-s sämmtliche Werke, Stuttg. 1810, 27 Bde., n.A. ebd. 1831–35, 40 Bde. Selbstbiographie, Berl. 1806; Heeren, I. v. M. der Historiker, Lpz. 1809; Roth, Lobschrift auf M., Sulzb. 1811; Wachler, I. v. M., Marb. 1809; Woltmann.[516] Über I. v. M., Berl. 1819; M-s Leben von Heinrich Döring, Zeitz 1835. 13) Johann Georg, Bruder des Vor., geb. 3. Sept. 1759 in Schaffhausen, studirte in Zürich u. Göttingen Theologie, lebte dann ein halbes Jahr bei Herder in Weimar u. wurde nach seiner Rückkehr in seine Vaterstadt erst Katechet u. 1794 Professor der Griechischen u. Hebräischen Sprache u. später der Encyklopädie u. Methodologie am dortigen Collegium humanitatis; zur Zeit der Revolution wurde er erst Volksrepräsentant, dann Mitglied der Verwaltungskammer, hierauf Unterstatthalter u. während der Mediation 1803–1809 Mitglied des Kleinen Rathes, wo er als Oberschulherr viel für die Hebung des Unterrichtswesens that; darauf trat er aus. dem Rathe u. wirkte als Oberschulherr u. Professor bis an seinen Tod, 20. Sept. 1819. Er schr.: Philosophische Aufsätze, Bresl. 1789; Unterhaltungen mit Serena (moralische Aufsätze für seine Braut), Winterth. 1793–1803, 2 Thle., 3. A. 1835; 3. Thl. herausgegeben von Kirchhofer, 1835; Bekenntnisse merkwürdiger Männer von sich selbst, 1791–95, 3 Bde; Briefe über das Studium der Wissenschaften, 1798, 2. A. 1817; Theophil (Unterhaltungen über die christliche Religion mit Jünglingen), 1801; Reliquien alter Zeiten, Sitten u. Meinungen, 1803–1806, 4 Bde.; Heinrich Boßhards Lebensgeschichte, 1804; Von der Summe des Evangelium, 1814; Vom Glauben des Christen (Fortsetzung des Theophil), 1816, 2. A. 1823; Blicke in die Bibel, herausgeg. von Kirchhofer, 1830, 2 Bde., u. m. a.; übersetzte Dalrymple's Geschichte von Großbritannien u. Irland, 1792–94, 4 Bde., u. gab seines Bruders sämmtliche Werke heraus. 14) Wilhelm Christian, geb. 1752 in Wasungen, wurde 1778 Vorsteher eines Erziehungsinstituts in Bremen u. 1784 Musikdirector am Dom u. Lehrer der Hauptschule daselbst u. st. 1831; er setzte Mehres für die Kirche, wobei die Grablegung Jesu, viele Festmusiken, auch fürs Clavier u. Lieder; erfand das Harmonikon u. zur Harmonika eine Tastatur. 15) Johann Valentin, geb. 1756 in Frankfurt a. M., Arzt daselbst; st. 1822 u. schr.: Neues praktisches Handbuch für Frauenzimmerkrankheiten, Frankf. 1788–1795, 4 Thle.; Handbuch der medicinischen Galanteriekrankheiten, Marb. 1788, 2. Aufl. 1802; Anleitung, alle Arten von venerischen Krankheiten zu erkennen, Brem. 1796, 2 Bde.; Entwurf der gerichtlichen Arzneikunde, Frankf. 1796–1817, 4 Bde; mit G. F. Hoffmann eine medicinischpopuläre Zeitschrift u. mehre Einzelschriften, mit I. C. Ehrmann, Rhapsodien in Bezug auf Heilkunde etc., Frankf. 1805, u. m. 16) Ernst M., geb. 1766 in Altenburg, studirte in Leipzig die Rechte, wo er 1826 starb; er schr. zum Theil unter dem Namen Felidor: Gemälde der Vorwelt, Lpz. 1789–1790; Kleine Romane für Freunde vaterländischer Sitten, ebd. 1792, n.A. 1802; Die Familie Lahland, Jena 1803–1805, 3 Bde.; Der Verbannte, Frankf. 1812, 3 Thle.; Honorinens Abenteuer, Lpz. 1814, 2 Bde., u.a.m., gab auch ein Taschenbuch für Freunde der deutschen Vorzeit heraus, Zürich 1805–12, 5 Jahrg., u. war eine Zeit lang Redacteur des Leipziger Tageblatts. 17) Wenzel, geb. 1767 zu Türnau in Mähren, wurde 1785 Kapellmeister in Prag u. 1790 am Leopoldstädtischen Theater in Wien u. st. 1835 in Baden bei Wien. Von ihm mehre Instrumentalstücke, Messen, ein Schlachtgemälde, Tänze u. gegen 200 Bühnenwerke, worunter: Das verfehlte Rendezvous (1783), Das neue Sonntagskind, Die Schwestern von Prag, Die Teufelsmühle am Wiener Berg, Das Sonnenfest der Braminen, Die travestirte Zauberflöte, Der Alpenkönig u. Menschenfeind, Asmodi (1834) etc. 18) Friedrich August, geb. 1767 in Wien von protestantischen Eltern; privatisirte theils in Erlangen, theils in Wien u. st. in Wien 1807; er schr. die Epopöen: Richard Löwenherz, Berl. 1790; Alphonso, Gött. 1790; Adalbert der Wilde, Lpz. 1793, 2 Bde. 19) August Eberhard, geb. 1769 in Nordheim, wurde 1790 Organist in Magdeburg, 1794 desgleichen in Leipzig, 1801 Musikdirector u. 1810 Kapellmeister in Weimar u. st. 1817; er schr.: Elementarbuch für Flötenspieler, Lpz. 1815, u. besorgte die 6. u. 7. Aufl. von Löhleins Clavierschule, ebd. 1814 u. 1819. 20) Methusalem, geb. 1771 in Skeuditz, herzoglich hildburghausenscher Hofrath, lebte in Leipzig, redigirte 1826–1832 die Elegante Zeitung u. st. 1837 in Leipzig. Er schr.: Unterhaltungen für das Nachdenken u. die Empfindung, Lpz. 1795; Winterblumen, ebd. 1795, 2. Aufl. 1797; Rhapsodien aus den Papieren eines einsamen Denkers, ebd. 1797; Sommermorgen, ebd. 1798, 2. Aufl. 1810; Der Hausvater, ebd. 1798; Nettchens funfzig Franken, ebd. 1799; Gust. Salden, Berl. 1802, 2 Bde.; Iconodora, Taschenbuch, Lpz. 1806; Historisches Gemälde aller Land- u. Seekriege, ebd. 1812, 3 Bde.; Über Ehre u. Freiheit, ebd. 1819, u.a.m.; übersetzte auch viele Romane u. dgl. aus dem Englischen u. 21) Cölestin, geb. 1772 in Schmerikon am Zürichsee, trat in das Benedictinerstift Einsiedeln, stand dem von ihm gegründeten Klostergymnasium daselbst einige Jahre als Präfect vor, wurde dann Pfarrer der Waldstadt Einsiedeln u. 1825 Fürstabt des Benedictinerstifts daselbst, stiftete 1831 den Katholischen Verein in Luzern u. wirkte der liberalen Partei in den Urcantonen entgegen; er st. 1846 u. schr. anonym: Züge aus der Reformationsgeschichte der Schweiz, 1819, u. gab die ascetischen Schriften Konrad Tanrads, Augsb. 1834, heraus. 22) Karl, geb. 1775 in Klebitz bei Wittemberg, studirte Theologie, wurde Führer der jungen Grafen Bose auf der Universitäi Leipzig, wo er sich bes. der Kriegsgeschichte u. Kriegskunst widmete u. mit mehrern deutsch gesinnten Männern Verbindungen anknüpfte, trat dem Tugendbunde bei u. ging 1800 nach Berlin, wo er sofort wichtige Aufträge erhielt, er entwarf strategische Pläne u. kriegerische Anordnungen, welche jedoch durch Napoleons Siege über Österreich vereitelt wurden, trat 1810 in Verbindung mit dem Minister Hardenberg u. übernahm die schwierigsten Aufgaben u. Missionen zum Verderben der Franzosen; 1812 ging er nach Schlesien, trat mit den Russen in geheime Verbindung u. verfaßte den Aufruf Kutusows von Kalisch aus an die Deutschen. Als die russisch-preußischen Truppen in Sachsen vorrückten, folgte er dem Minister Stein nach Dresden, um bei der Verwaltung des Landes mitzuwirken, weilte nach der Schlacht bei Bautzen einige Zeit in Polen, um Freischaaren für die Lützower u. andere zu werben, wurde nach Ablauf des Waffenstillstandes als Gouvernementscommissär für die Niederlausitz eingesetzt, wirkte dann (Jan. 1814) in Dresden für die deutsche Sache, begleitete den Minister Hardenberg auf den Congreß nach Wien u. verfocht in Zeitschriften u. Tagesblüttern die Sache Preußens,[517] war nach der vom Congreß ausgesprochenen Theilung Sachsens bei der Grenzregulirung thätig, ging mit Hardenberg nach Paris, leitete, nach Berlin zurückgekehrt, unter Stägmanns Namen eine Zeit lang die Herausgabe der Preußischen Staatszeitung u. wurde 1817 Hofrath, später Geheimer Hofrath im statistischen Amte u. st. den 31. Jan. 1847 als Geheimerath in Berlin. Er schr.: Ansicht von der Völkerschlacht bei Leipzig, 1813; Verdeutschungswörterbuch der Kriegssprache, 1814; Über Dijon nach Paris, 1814; Graf Reisach in Verhaft, 1814 u.a. 23) Gottfried Sam., geb. 1776 in Jever, war Advocat daselbst, dann Appellationsrath im Haag, Rath bei dem kaiserlichen Gerichtshofe u. 1812 erster Generaladvocat in Hamburg, 1816 Oberappellationsrath in Oldenburg u. 1820 in Lübeck; er schr.: Handbuch des französischen Civilprocesses, ebd. 1811 f., 2 Thle.; Formularbuch des französischen Civilprocesses, ebd. 1811; Handbuch des französischen Criminalprocesses, ebd. 1812. 24) Peter Erasmus, geb. 1776 in Kopenhagen, wurde 1801 Professor der Theologie daselbst u. 1830 Bischof von Seeland; er st. 1834 u. schr. dänisch: Christliches Moralsystem, Kopenh. 1808; Christliche Apologetik, ebd. 1810; Die Symbole der Christlichen Kirche, 1817; System der christl. Dogmatik, 1826; ferner: Antiquarische Untersuchung über das bei Gallehuus gefundene Goldhorn, 1806; Über die Wichtigkeit der Dänischen Sprache, 1813; Über die Echtheit der Asalehre, Kopenh. 1811; Sagabibliothek, ebd. 1817–19 (I. Bd. deutsch von Lachmann, Berl. 1816); Kritische Untersuchung über den Werth der historischen Quellen des Saxo Grammaticus, u. Snorre Sturleson 1823; Dänische Synonymik, 1829, 2. A. umgearbeitet von Dahl 1853; seit 1815 Herausgeber der Kiobenhavnske larde Efterretninger, die seit 1821 unter dem Titel: Dansk Literatur Tidende erscheint. 25) Johann Christian Gottlieb, geb. 1776 in Merseburg, wurde 1799 Accessist u. 1804 Kammersecretär daselbst, 1808 Justizamtmann in Lützen, kam 1815 bei der Theilung in preußische Dienste, trat aber 1816 als Amtshauptmann des dritten Leipziger Kreises in den sächsischen zurück, wurde 1818 Hof- u. Justizrath bei der Landesregierung in Dresden, 1830 Mitglied der Commission zur Wiederherstellung der öffentlichen Ruhe u. Ordnung, 1831 Staatsminister des Cultus u. öffentlichen Unterrichts u. st. 1836. 26) Adam Heinrich M. v. Nitersdorf, geb. 30. Juni 1779 in Berlin, studirte Theologie, Jurisprudenz u. Staatswissenschaft; wurde Referendar in Berlin, reiste nach Schweden u. Dänemark, hielt sich zwei Jahre in Polen auf, ging dann nach Wien u. trat dort 1805 zur Katholischen Kirche über. In Dresden, seit 1809 in Berlin u. seit 1811 in Wien hielt er Vorlesungen über verschiedene Gegenstände u. suchte in illiberalen u. reactionärem Sinne zu wirken u. Proselyten für die Katholische Kirche zu machen; er wurde 1813 Landescommissär u. Landwehrmajor in Tyrol, 1814 Regierungsrath u. erster Referent über die Organisation, folgte 1815 dem kaiserlichen Hoflager nach Paris u. wurde dann österreichischer Generalconsul für Sachsen in Leipzig u. Geschäftsträger an den anhaltischen u. schwarzburgischen Höfen. 1819 wohnte er den Ministerialconferenzen in Karlsbad u. Wien bei, wurde 1827 aus Leipzig nach Wien zurückberufen, als M. von Nitersdors geadelt u. st. 17. Jan. 1829. Er schr.: Die Lehre vom Gegensatz, Berl. 1804; Vorlesungen über die deutsche Wissenschaft u. Literatur, Dresd. 1806 f.; Von der Idee des Staates, 1809; Die Elemente der Staatskunst, Berl. 1809, 3 Bde.; Über König Friedrich II., ebd. 1810; Die Theorie der Staatshaushaltung, Wien 1812, 2 Bde.; Vermischte Schriften über Staat, Philosophie u. Kunst, ebd. 1812; Deutsche Staatsanzeigen, Lpz. 1816–18, 3 Bde.; Versuch einer neuen Theorie des Geldes, Lpz. 1816; Reden über die Beredtsamkeit, ebd. 1817; Von der Nothwendigkeit einer theologischen Grundlage der Staatswissenschaft u. Staatswirthschaft, Lpz. 1819, u. m. a. Vgl. Briefwechsel zwischen Friedrich Gentz u.a. H. M., Stuttg. 1857. 27) Friedrich v. M., geb. den 13. April 1779 auf dem Stammgute Kunreuth in Franken, studirte in Göttingen, ging 1801 nach Weimar u. trat in den dortigen Staatsdienst, wurde 1804 Regierungsrath u. wirkte in den Kriegsjahren 1806–13 bei Napoleon für Land u. Fürst, wurde 1807 geadelt u. Geheimer Regierungsrath u. 1815 Kanzler u. Vorstand des Landesjustizwesens, in welcher Stellung er bes. für die Trennung der Rechtspflege von der Verwaltung wirkte; später trat er auch in die Ständeversammlung, welche ihn seit 1841 öfter zu ihrem Vorstand wählte, u. st. am 21. Oct. 1849. Er schr.: Erinnerungen aus den Kriegszeiten von 1806–13, herausgegeben von A. Schöll, Braunschw. 1851. 28) Bernhard, geb. 1781 in Offenbach, Schwärmer u. Prophet, nannte sich Proli u. Graf Leon; er wanderte 1831 nach Nordamerika aus, wo er mit einem Theile der Harmonisten eine neue chiliastische Secte (Mülleriten) bildete, s.u. Rapp 2). Von 1833–43 prophezeihete er jährlich den Untergang der Welt, zuletzt auf die Nacht des 23. Oct. 1844; da aber seine Prophezeihungen nicht eintrafen, so minderte sich sein Anhang immer mehr. Von Wenigen umgeben wollte er den Untergang der Welt überleben u. dann für die Verdammten beim Weltgericht die Gnade Gottes erflehen, aber er st. den 20. Dec. 1849 in Hampton (in Nordamerika) in großem Elende. 29) Christ. (Joh.) Friedrich Wilhelm, Kupferstecher, Sohn Müllers 10), geb. 1782 in Stuttgart. Nach vollendeter Gymnasialbildung wurde er von seinem Vater u. von Scheffauer im Zeichnen unterrichtet, ging 1802 nach Paris, wo er durch den Johannes nach Domenichino Ruf erlangte; 1814 wurde er Professor der Kupferstecherkunst in Dresden u. hier vollendete er nach der Zeichnung von Seydelmann den Stich der Sixtinischen Madonna von Rafael, ein Blatt, welches er 1800 begann u. das zu den ruhmwürdigsten Werken deutscher Kunst gerechnet wird. Er verfiel nach vollendeter Arbeit in Schwermuth u. Wahnsinn, erlebte nicht einmal mehr einen Abdruck seines Werkes u. st. 3. Mai 1816 auf dem Sonnenstein bei Pirna. Unmittelbar nach seinem Tode kam der erste Abdruck der Sixtinischen Madonna von Paris an. Die Rittnersche Kunsthandlung in Dresden ließ die Platte 1827 für 23,000 Francswieder aufstechen. 30) Alexander, geb. 1786 auf der Probstei Zell im Fuldaischen, wurde 1804 Referendar bei dem Revisionsdepartement der Regierung in Fulda, 1806 Secretär bei dem Justizdepartement, später Mitglied des Justiztribunals daselbst, unter der Regierung des Großherzogs von Frankfurt 1810 Justizbeamter u. Districtsmaire im Bezirk Geis, 1816 Mitglied bei der Regierung in Weimar, privatisirte später abwechselnd in Leipzig, Mainz u. [518] Weimar u. st. 27. Dec. 1844 in Weimar. Er schr.: Kirchenrechtliche Erörterungen mit besonderer Beziehung auf Weimar u. die neuesten Verhältnisse der Landesherren gegen die Römische Curie, Weim. 1823; Preußen u. Baiern im Concordat mit Rom, Neust. a. d. O. 1824; Das Institut der Staatsanwaltschaft, Lpz. 1825; Beiträge zum künftigen Deutsch-katholischen Kirchenrechte, Neust. 1825; Der Koran u. die Osmanen im Jahre 1826, Lpz. 1827; Ansichten über das deutsche Repräsentativsystem, Ilmen. 1828; Encyklopädisches Handbuch des gesammten, in Deutschland geltenden Katholischen u. Protestantischen Kirchenrechts, Erf. 1829–32 (2 Bde., A bis Ehe nebst Nachtrag); Über'die Nothwendigkeit der Reorganisirung des Corpus Evangelicorum auf dem Bundestage der Deutschen, Lpz. 1830; Staatswissenschaftliche Studien für Gesetzgebung, geistige Entwickelung, staatsbürgerliche Wohlfahrt u. persönliche Freiheit, Stuttg. 1836; Der neue Febronius, Karlsr. 1838; Über die Aristokratie des Geldes, den Ultra-Industrialismus u. den Pauperismus, Heilbr. 1839; Die Fortbildung der Gesetzgebung im Geiste der Zeit, Lpz. 1841; auch gab er die Zeitschriften: Der kanonische Wächter, eine antijesuitische Zeitschrift für Staat u. Kirche u. für alle christlichen Confessionen, Halle, Mainz u. Offenb. 1830–34, 4 Jahrg., u. das Neueste Archiv für Gesetzgebung aller deutschen Staaten, Mainz, Offenb., Frankf. u. Stuttg. 1832–1839, 9 Bde., heraus. 31) Friedrich, geb. 1786 in Orlamünde, Clarinettist, seit 1835 Hofkapellmeister in Rudolstadt, componirte bes. Vieles für Oboe u. Clarinette u. gab 1840 ein Choralbuch heraus. 32) Iwan, geb. 1786 in der Nähe von Reval, Clarinettist, seit 1826 Lehrer der Clarinette am Conservatorium in Paris, kehrte 1840 nach Deutschland zurück u. st. 1854 in Bückeburg. Er erfand die Clarinette mit 13 Klappen u. verbesserte diese durch Ansetzung von Ballen u.a.; componirte Mehres für sein Instrument. 33) Karl Friedrich, geb. 1788 in Nymwegen, Pianist in Berlin, Titularkapellmeister u. Componist des Kaisers von Brasilien, widmete sich seit 1814, wo er den Arm brach, dem Lehrfache u. componirte über 100 Werke, wobei die Opern: Die Maskerade, Das Schloß Morano; die Tongemälde: Les victoires de Navarin, d'Alger et de Lisbonne, ein preußischer Volksgesang u. Militär- u. Claviercompositionen; auch erfand er den Tonoblast, ein Glasinstrument zum Gesangunterricht für kleinere Kinder, eine Schulgesangstafel u. eine Paukenstimmmaschine. 34) Christ., geb. 1790 in Eisenach, wurde Regierungssecretär, gab diese Stelle auf, begleitete seine Mutter nach Petersburg, ging 1811 nach Paris, privatisirte einige Jahre hindurch in München, wurde 1817 Cabinetssecretär des Prinzen Eugen von Leuchtenberg, ging 1820 nach Italien, Griechenland u. den Ionischen Inseln u. lebte später in Kaufbeuern; er schr.: St. Petersburg, ein Beitrag zur Geschichte unserer Zeit, Mainz 1813 (franz. ebd. 1814); Wanderungen von St. Petersburg nach Paris, Lpz. u. Mainz 1814 f., 2 Bdchn.; München unter König Maximilian Joseph I., ebd. 1816, 2 Bde.; Reise durch Griechenland u. die Ionischen Inseln, Lpz. 1822; Roms Campagne, ebd. 1824. 35) Wilhelm, geb. 7. October 1794 in Dessau, studirte seit 1812 in Berlin Philologie u. Geschichte, machte den Befreiungskrieg 1813–14 als Freiwilliger bei den Gardefußjägern mit u. setzte, 1814 nach Berlin zurückgekehrt, seine Studien fort; 1817 begleitete er den Baron von Sack nach Italien u. kehrte 1819 nach Berlin zurück, wurde bald darauf Lehrer der Lateinischen u. Griechischen Sprache an der Gelehrtenschule in Dessau u. später zugleich Bibliothekar des Herzogs; er st. 1. Oct. 1827 u. schr.: Rom, Römer u. Römerinnen, Berl. 1820, 2 Bde.; Gedichte aus den hinterlassenen Papieren eines reisenden Waldhornisten, Dessau 1821–24, 2. Bd., 2. A. 1826; Lieder der Griechen, Dessau u. Lpz. 1820–21, 5 Hefte, n.A. Lpz. 1844; Übersetzung der neugriechischen Volkslieder in der Faurielschen Sammlung, 1825; Lyrische Spatziergänge, Lpz. 1827; Homerische Vorschule, ebd. 1824, 2. A. 1836; Bibliothek deutscher Dichter des 17. Jahrh., ebd. 1822–27, 10 Bde., fortgesetzt von Förster, ebd. 1830–38, 11.–15. Bd.; Vermischte Schriften, von Gust. Schwab herausgeg., ebd. 1830, 5 Bde.; Gedichte, ebd. 1837, 2 Bde., n.A. von Gust. Schwab herausgeg. 1850. 36) Karl Otfried, geb. 28. Aug. 1797 zu Brieg in Schlesien, studirte seit 1814 in Breslau u. Berlin Philologie, wurde 1827 Lehrer an dem Magdalenum in Breslau, 1819 Professor der Archäologie in Göttingen, reiste 1839–40 durch Griechenland u. st. 1. Aug. 1840 in Athen; er schr.: Aeginetica, Berl. 1817; Geschichte hellenischer Stämme u. Städte, 1. Bd. Orchomenos u. die Minyer, Bresl. 1820, 2. u. 3. Bd. die Dorier, ebd. 1824 (englisch Oxf. 1830), 2. A. herausgeg. von Schneidewin, Bresl. 1844, 3 Bde.; Prolegomena zu einer wissenschaftlichen Mythologie, Gött. 1825; Über die ältere Geschichte des macedonischen Volkes, Berl. 1825; Die Etrusker, Bresl. 1828, 2 Bde. (Preisschrift); Handbuch der Archäologie der Kunst, ebd. 1830, 3. A. herausgeg. von Welcker, 1846; Denkmäler der alten Kunst, Götting. 1832; Geschichte der Griechischen Literatur bis auf das Zeitalter Alexanders, herausgeg. von seinem Bruder Eduard Müller, Bresl. 1841, 2 Bde., welcher auch K. O. M-s Kleine deutsche Schriften (Bresl. 1847 f., 3 Bde.) herausgab. 37) Julius, Bruder des Vorigen, geb. 10. April 1801 zu Brieg, studirte anfänglich Jurisprudenz, dann Theologie, wurde 1825 Pfarrer zu Schönbrunn in Schlesien, 1831 Universitätsprediger in Göttingen, 1834 Professor der Theologie daselbst, 1835 in Marburg, 1839 in Halle u. 1840 Consistorialrath daselbst; 1846 war er Mitglied der evangelischen Landessynode in Berlin, wo er die evangelische Union vertrat. Er schr.: Zur Beurtheilung der Schrift: Die Katholische Kirche Schlesiens, Brieg 1836; Das christliche Leben, Bresl. 1834, 3. A. 1847; Das Heil in Christo, ebd. 1831; Vom Wesen u. Grunde der Sünde, ebd. 1839, 3. A. 1849; De miraculorum Christi natura et necessitate, Marb. 1839; Die erste Generalsynode der evangelischen Landeskirche Preußens, 1847; gibt seit 1850 mit Neander u. Nitsch heraus: Deutsche Zeitschrift für christliche Wissenschaft u. christliches Leben. 38) Eduard, Bruder des Vorigen, geb. 12. Nov. 1804 in Brieg, war erst Prorector in Ratibor u. 1841 in Liegnitz u. wurde 1853 Director des Gymnasiums in Liegnitz; er schr.: Geschichte der Theorie der Kunst bei den Alten, Berl. 1834–37, 2 Bde.; Simson u. Delilah (Tragödie), 1853; u. gab mehre Schriften seines Bruders Otfried heraus. 39) Karl Friedrich, geb. 1797 in Braunschweig, Violinvirtuos u. Concertmeister, kam 14 Jahre alt in die Kapelle nach [519] Berlin, später nach Braunschweig; bereiste mehre norddeutsche Städte. 40) Gustav, Bruder des Vor., geb. 1800 ebendaselbst, Bratschist u. Symphoniendirector in Braunschweig; st. daselbst 7, Sept. 1855. 41) August Theodor, Bruder der Vor., geb. 1803 ebendaselbst, Cellist. 42) Georg, Bruder der Vor., geb. 1804, zweiter Violinist u. Hofkapellmeister; st. 22. Mai 1855. Diese vier Brüder waren in der Hofkapelle ihrer Vaterstadt angestellt; der Befehl des Herzogs Karl, daß die Mitglieder seiner Kapelle nirgends als in seinem Hoforchester spielen sollten, veranlaßte sie, Braunschweig zu verlassen, u. sie erhielten 1830 den geforderten Abschied, wurden aber nach den Septemberereignissen von Neuem engagirt, gingen 1831 nach Hannover, Bremen u. Hamburg u. 1832 nach Berlin, kehrten nochmals dahin zurück u. machten dann größere Kunstreisen durch Europa. Sämmtliche Brüder waren Tonsetzer, der vierte auch Liedercomponist. 43) Christ. Gottlieb, geb. 1801 in Nieder-Oderwitz bei Zittau, war Anfangs als Violinist beim Theater- u. Concertorchester. in Leipzig angestellt, wurde 1829 Director der Euterpe daselbst u. 1838 Musikdirector in Altenburg u. Dirigent der Hofkapelle; er componirte Tänze, Lieder, Sinfonien, Quartette u.a. Instrumentalsachen, setzte Klopstocks Ode dem Unendlichen für Männerstimmen mit Orgel- u. Blasinstrumentenbegleitung u. Mehres für die Kirche, auch die Opern Rübezahl u. Oleandro, sowie das Oratorium Christus am Kreuz; ein melodramatisches Oratorium: Ein Sommertag od. das Gewitter; Die Nachtfeier, ein Hymnus etc. 44) Johannes, geb. 14. Juli 1801 in Coblenz, studirte 1819–23 in Bonn Medicin, wurde 1824 Privatdocent u. 1826 Professor der Medicin daselbst, 1833 Professor der Physiologie an der Universität u. an der Militärakademie in Berlin, wo er 27.728. April 1858 starb. Er schr.: De phoronomia animalium, Lpz. 1822; De respiratione foetus, ebd. 1823 (Preisschrift); Zur vergleichenden Physiologie des Gesichtssinnes des Menschen u. der Thiere, ebd. 1826: Über die phantastischen Gesichtserscheinungen, Cobl. 1826; De glandularum secernentium structura, Lpz. 1830; Bildungsgeschichte der Genitalien, Düsseld. 1830: Handbuch der Physiologie der Menschen, Cobl. 1833, 3. Aufl. 1832–39, 2 Bde,: Anatomie der Myxinoiden, Berl. 1835; Über die organischen Nerven der erectilen männlichen Geschlechtsorgane, ebd. 1837; Über den feineren Bau u. die Formen der krankhaften Geschwülste, ebd. 1838; mit Henle: Beschreibung der Plagiostomen, ebd. 1841; Über die Compensation der physischen Kräfte am menschlichen Stimmorgane, ebd. 1839; mit Troschel: System der Osteriden, Braunschw. 1642: seit 1834 Herausgeber des Archivs für Anatomie, Physiologie u. wissenschaftliche Medicin. 45) Adolf, geb. 1802 zu Tolna in Ungarn, wurde für die Bühne erzogen, 1823 in Wien engagirt, widmete sich bes. der Musik, wurde 1828 Kapellmeister am Theater an der Wien u. 1836 bei der Königsstädter Bühne in Berlin; er componirte Lieder u. Claviersachen, 70 Singspiele, Localpossen u. Parodien; setzte die Operetten: Wer Andern eine Grube gräbt etc., Die schwarze Frau, Die erste Zusammenkunst; die Opern Seraphine u. Asträa, auch m. für die Kirche. 46) Sophie, geb. 1803 in Manheim, Tochter des 1837 gest. Schauspielers Karl M., empfing ihre erste Bildung als Schauspielerin in ihrer Vaterstadt, folgte, nachdem sie auf einer Kunstreife an mehren Orten Deutschlands, bes. in Berlin, großen Beifall erworben hatte u. seit 1821 in München engagirt gewesen war, später einem Rufe nach Wien u. st. in Hietzing bei Wien 20. Juni 1830. Sie stand in Wien in hoher Achtung u. war auch Vorleserin der Kaiserin; Lebensbeschreibung vom Grafen Mailath, Wien 1832. 47) Moritz, geb. 1807 in Dresden, Maler, Feuer-M. genannt, wegen seiner Virtuosität in Darstellung von Licht- u. Feuerscenen, z.B. eine Heimkehr von der Hochzeit auf dem Lande, wo ein Bauernbursch den Brautleuten u. der ganzen Gesellschaft mit der Holzsackel vorleuchtet; eine nächtliche Überfahrt über einen See: der nächtliche Überfall des Andreas Hofer etc. M. lebt seit 1834 in München. 48) Donat, geb. 1809 in Viburg bei Augsburg, wurde 1826 Organist an der Pfarrkirche St. Maximilian daselbst u. später Musikdirector an St. Ulrich; er setzte Vieles für die Kirche, Einiges fürs Theater u. redigirte seit 1841 die musikalische Zeitschrift Der Postillon. 49) Georg, aus (Grindelwald, Glasmaler, trat 1821 mit seinem Bruder Jakob als Wiederhersteller der Glasmalerei auf, für welche er 1823 in Bern ein eignes Atelier errichtete. 50) Wolfgang M. von Königswinter, geb. 5. März 1816 in Königswinter am Rhein, studirte seit 1835 in Bonn Medicin, prakticirte als Arzt seit 1842 in Düsseldorf, woher er als Mjtglied in das Parlament nach Frankfurt gesendet wurde, u. lebt seit 1854 in Köln. Er schr.: Junge Lieder, Düsseld. 1841; Bglladen u. Romanzen, ebd. 1842; Der Rhein, Fraulf. 1847; Gedichte, 1847, 4. A. 1851; Germania (satyrisches Märchen), 1848; Lorelei (Rheinsagen), Düsseld. 1851: Die Maikönigin (poetische Dorfgeschichte), Stuttg 1852; Prinz Minnewin (ein Mittesommerabendmärchen), Köln 1854, 2. A. 1856; Das Rheinbuch, Brüssel 1855; Der Rattenfänger von St. Goar, Köln 1856; Erzählungen eines rheinischen Chronisten, Lpz 1860. 51) Otto, geb. 1. Juni 1818 zu Schotten am Vogelsberg in Oberhessen, erhielt 1830 eine Anstellung bei der Darmstädter Hofbibliothek, wurde später zugleich Privatbibliothekar des Prinzen Karl von Hessen, ging 1843 nach Frankfurt, wo er die Redaction des Frankfurter Conversationsblattes übernahm, 1848 nach Manheim zur Redaction des Manheimer Journals, siedelte 1852 nach Bremen über, kehrte 1854 nach Frankfurt zurück, um sich bei der Herausgabe u. Leitung der Deutschen Bibliothek (einer Sammlung deutscher Originalromane) zu betheiligen, u. lebt seit 1856 in Stuttgart. Er schr.: Frühlingspark (Novellensammlung), Frankf. 1837, 2 Bde.: Bürger, Ein deutsches Dichterleben, ebd. 1845, 2. A. 1848; Petrus von Vinea (Novelle), 1845, u. die Romane: Die Mediatisirten, Frankf. 1848: Georg Volker, Bremen 1851; Der Tannenschutz, ebd. 1851: Charlotte Ackermann, Frankf. 1854 (ins Französische übersetzt von Porchat, Par. 1854); Der Stadtschultheiß von Frankfurt, Stuttg. 1856, 2. A. ebd. 1859; Andrea del Castagno, Frkf. 1867; Der Klosterhof, ebd. 1859. 52) Johann Georg, geb. den 15. Septbr. 1822 zu Mosnang im Schweizercanton St. Gallen, widmete sich dem Bausache, welches er bis 1839 in St. Gallen, dann in München studirte, ging 1841 in seine Heimath zurück, besuchte 1842–44 Italien, lebte dann, mehrfach in der Schweiz u. im Auslande beschäftigt, in seiner Heimath, wurde Anfangs 1849 Professor an der kaiserlichen Ingenieurakademie, starb aber schon am 1.,2. Mai dieses Jahres. M. war auch [520] Dichter. Vgl. E. Förster, Müller ein Dichter- u. Künstlerleben, St. Gallen 1851. 53) Max, Sohn des Dichters Wilhelm M. 35), geb. 6. Dec. 1823 in Dessau, studirte seit 1841 in Leipzig, Berlin u. Paris Philologie, bes. Sanskrit, ging 1846 nach England u. lebte seit 1848 in Oxford, wo er 1850 Professor wurde; er gab heraus: Rig-Veda, Oxf. 1849–53, 2 Bde., mit Übersetzung u. Commentar, Lpz. 1853 ff.; übersetzte den Hitopadesa, Lpz. 1844; Kalidasas Megha-duta, Königsb. 1847; u. schr.: Suggestions for the assistance of officers in learning the languages of the seat of war in the East, Lond. 1854, 2. Aufl. 1855. 54) Friedrich Konrad (M. von der Werra), geb. den 14. Novbr. 1823 zu Emmerstadt im Herzogthum Hildburghausen, studirte in Heidelberg, betheiligte sich an der 1848er Bewegung, kam in die Schweiz u. studirte dann in Zürich u. Bern Medicin; lebte abwechselnd in Genf, Zürich, Bern, St. Gallen, Kamburg a. d. Saale, Weimar, Nürnberg, Koburg u. gegenwärtig in Gotha. Er hat sich bes. als Liederdichter bekannt gemacht u. mehre namhafte deutsche Tondichter haben Volkslieder von ihm componirt. Er schr.: Die Reime, Zürich 1849; Der Freiheit Wunderhorn, Kiel 1850; Der Liederhort, St. Gallen 1855; Emaranthos, Lpz. 1856; Ein Lorbeerkranz, Magdeb. 1857; Ein deutscher Eichenkranz (mit Musik von Lindpaintner), Lpz. 1858; Flambryant, Demarcalion eines weltpolitischen Carnevals (Zeitgedichte), ebd. 1859; Thüringer Volkskalender, ebd. 1859 f.; Schwert u. Schild (Vaterlands- u. Kriegsbilder), ebd. 1859; Hymne für Männerchor (componirt von Ernst Herzog von Sachsen-Gotha), ebd. 1860; Für Haus u. Herd (deutsches Volksbuch), ebd. 1860; Neuester Fremdenführer durch Thüringen, Lpz. 1860.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 515-521.
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