1. Am Meinen und Glauben bindet man kein Pferd fest. – Eiselein, 458; Simrock, 6940; Körte, 4196; Graf, 374, 489; Braun, I, 2655.
Holl.: Aen meinen en bint nieman peerde vast. (Harrebomée, II, 160b; Prov. comm., 5; Tunn., 4, 11.) (Ancipiti posti committit nemo caballum.)
2. Das gute Meinen macht manchen weinen. – Petri, II, 63; Mayer, I, 1; Pistor., VII, 7; Körte, 4197; Braun, II, 556.
3. Der meynt, er leb alweg, der lebt vbel. – Franck, I, 71a.
Lat.: Male vivit qui semper vivit. (Franck, I, 71a.)
4. Die sich mânen1, wörfen sich mit Stânen. (Trier.) – Laven, 178, 27; für Eifel: Schmitz, 184, 29.
1) Eigentlich: meinen, glauben; hier, von zweien, sich wohlwollend gesinnt sein, sich lieben, und wird in dieser Verbindung nur von einem liebenden Paare gebraucht. – Die sich meinen, werfen sich (bei den Leuten) mit Steinen.
5. Do mênst ôk wol, Kohschîte is Botter, sää' de Wenzeln. – Schlingmann, 1435; für Hildesheim: Hoefer, 1109.
6. Durch meinen vnd beduncken ist manche gute sach ertruncken. – Lehmann, 357, 13; Hertz, 65.
Lat.: Promissa sunt vocabula artis: vincula stramina. (Lehmann, 357, 13.)
7. Ein ieder meynt, was er im sinn hab, das schlagen all glocken. – Franck, I, 161b; Lehmann, 357, 14; Simrock, 3710; Körte, 2204; Braun, I, 846.
8. Ein jeder meint, das seine sei das best. – Petri, II, 201.
9. Es liegt nicht am Meinen, sondern am Sein.
10. Es maint mannicher, er wölle zutreffen, es ligt aber alles am gerathen. – Henisch, 1506, 28.
11. Es maints wol offt einer gut, aber es gereth selten allwege. – Henisch, 1506, 26.
12. Es meinet ein jeder, wem der Schuh glatt anliege, dem mangle nichts. – Henisch, 1629, 1; Petri, II, 287.
13. Es meint einer oft, er wolle das Nadelöhr treffen und sticht nebenaus.
14. Es meint jede Frau, ihr Kind sei ein Pfau.
Lat.: Firmiter ad dubium scit nemo ligare caballum. (Fallersleben, 68.)
15. Es meint mancher, er hab zwen Salomon im Kopff; wanns zum treffen kompt, so läst die Katz das Liecht fallen vnd laufft der Mauss nach. (S. ⇒ Mäuslein 13.) – Lehmann, 25, 14.
16. Es meint mancher, er könn gross Bäum aussreissen, einen berg vmbwerffen, einen berg ersteigen, da er kaum über einen Maulworffs Hauffen schreiten kan. – Lehmann, 26, 40.
[568] 17. Es meint mancher, er sey ein Adler und ist nur eine Mücke. – Der lustige Cavalier, 1845.
18. Gut gemeint wird oft beweint. – Simrock, 6943; Körte, 2450.
19. Gut meinen bringt oft weinen. – Simrock, 6942.
In Schwaben: 'S guete Meina bringt oft Weina. (Birlinger, 372.)
20. Gut meinen macht offt die Leute weinen. – Lehmann, 599, 82.
21. Gut meinen und gut machen sind ganz verschiedene Sachen.
22. Ich hab's nicht böse gemeint, bessert daran, was böse scheint.
23. Ich hätt's nicht gemeint, non putorum, ist der Welt Spruch. – Eiselein, 225; Simrock, 3392.
24. Ich hätt's nit g'meint, sagte der Beichtiger, als die Nonne zwei Kinder bekam. – Klosterspiegel, 29, 12.
25. Ich mên's oh (auch) su, spricht der jüngste Gerichtsmann. (Oberlausitz.)
26. Ich meinte, es wären lauter Eichen, was die Leute sprechen, nun sind es kaum Linden. – Sailer, 117.
27. Ick meint, ick sêt up'n Buck, söä' de Kutscher, derwîl lig ick bî't Möäken. – Schlingmann, 919.
28. Ik mên, dat de Voss en Hase was, un was ik to segg, was 't en Fo'r Hau. – Plattd. Volkskalender, II; für Mecklenburg: Günther, III; Globus, VIII; Schlingmann, 1405.
29. Ik mên, ik sattr babe up, un ligge bi der Mähren dal. – Eichwald, 1260.
30. Jeder meint, er habe das grösste Kreuz. – Simrock, 5940.
31. Jeder meint, sein Kukuk sei eine Nachtigall. – Lohrengel, I, 403.
32. Jidder ene mênt, sene Uel wör en Düvchen. (Bedburg.)
Affenliebe der Aeltern.
33. Mancher meinet, er müsse allen mist aussführen. – Lehmann, 85, 31.
34. Mancher meinet, er müsse nur ander Leut liechter butzen vnd sihet den grossen butz an seinem nicht. – Lehmann, 85, 30.
35. Mancher meinet, es könnte wol der Himmel fallen, aber seine Gedanken könnten nicht fehlen. – Lehmann, 515, 72.
36. Mancher meinet, Gott hab ihn berathen, so hat jhn der Teuffel beschissen. – Lehmann, 830, 14.
37. Mancher meinet, man könne die Lerchen vnterm Hut fangen. – Lehmann, 515, 72.
38. Mancher meint, andere seien nur seinetwillen da.
39. Mancher meint, der Himmel hang voller Geigen, so seynds kaum Nussschalen. – Lehmann, 163, 11.
40. Mancher meint, er fische, und er krebst nur. – Simrock, 2435.
41. Mancher meint, er habe einen Hasen gefangen, und es ist keine Maus.
42. Mancher meint, er kenne mich, der noch nie erkannte sich. – Körte, 3341.
43. Mancher meint, er sei (im Reden) eine Nachtigall und kann doch nur für einen Kukuk passiren.
44. Mancher meint, er trag die Weltkugel, vnd weiss nicht, dass er mit Füssen drauff stehet. – Lehmann, 24, 8.
45. Mancher meint, es gibt Schinken, wo nicht einmal Rauchspiesse sind.
Span.: Muchos piensan que hay tocinos, y no hay estacas. (Don Quixote.)
46. Mancher meint, es muss iederman nach seiner Pfeiffen tantzen. – Lehmann, 238, 11.
Dän.: De meene, at andre ere ikkuns til for deres skyld. (Prov. dan., 6.)
47. Mancher meint, in ander Leut Garten sey auch gut Grasen. – Lehmann, 401, 64.
[569] 48. Mancher meint nit, dass ihm sein Unglück so nahe sei.
Lat.: Non stat securus, qui protinus est moriturus. (Sutor, 665.)
49. Mancher meint, sein Rauch sey so hell als eines andern Fewer. – Lehmann, 25, 18.
50. Mancher meint, was einem bequem ist, das sey einem andern auch bequem. – Lehmann, 581, 10.
51. Mancher meynt, er sey ein Strauss, ein Eisenfresser, eh er zu einem Ay gelegt worden.
Lat.: Dux leo tyrones etiam facit esse leones. (Chaos, 567.)
52. Mancher meynt, wenn er werffen möchte, er wolte alle Kugeln treffen, und fehlt doch ganz. – Schottel, 1117b.
53. Meinen ist nicht wissen; wers nicht merckt, der würd beschissen. – Lehmann, 516, 78; Simrock, 6941; Körte, 4198; Grubb, 524; Braun, I, 2656.
In der Schweiz: Mena'n oud näd wessa hed scha Menga b'schessa. (Sutermeister, 129.)
54. Meinen ist Zweifel. – Graf, 374, 486.
Auf blosses Meinen hin soll man keinen Eid leisten. Die Ueberzeugung davon, was man beschwören will, muss feststehen. Schon das Schwanken zwischen zwei Möglichkeiten, das blosse Meinen oder die persönliche Anschauung ohne thatsächliche Grundlage kann der Reinheit des Eides Eintrag thun. (S. 71.)
55. Meinen liegt nicht weit von lügen.
Sinn: Ungegründetes Meinen und Voraussetzen haben keinen Bestand und gewähren auch eingebildeten kurzen Reichthum. Nach Harrebomée (I, 441a) sind Meenen und Kortrijk zwei westvlämische Städte a.d. Leije.
56. Meinen steht auf ungewissem, wissen auf gewissem Grunde.
57. Meinen und Hoffen hat's selten getroffen.
»Meinen und Hoffen tröstet wol, gereth es doch selten, wie es sol.« (Froschm., Aaav.)
58. Meinen und Wissen liegen auf zwei Kissen.
Sie sind nicht dasselbe, sondern ganz verschiedene Dinge.
Schwed.: Mening är icke altijd sanning. (Grubb, 524.)
59. Mên un glöw'n (glauben) trügt, awer wenn man in dat Bett schäden (geschissen) hett, dat is gewiss. (Rendsburg.)
60. Mênen liegt in Flandern. – Bueren, 885; Eichwald, 1292.
Wortspiel als Erwiderung, wenn jemand sagt: Ich meinte! Die Holländer sagen auch: Meinen liegt drei Stunden hinter Brabant. (Harrebomée, I, 441a.)
Holl.: Meenen ligt digt bij Kortrijk. – Meenen ligt in Vlandern. (Harrebomée, II, 71a.)
61. Meynen ist ein Buttermilch.
Lat.: Putare est errare. (Chaos, 162.)
62. Offt ist einem etwas gemeint vnd einem andern beschert. – Lehmann, 88, 9.
63. Vom Meinen kommt man zum Weinen.
64. Wammer mând, mer wär aus der Nûd, da kimmd der Dûd. (Trier.) – Laven, 195, 128.
65. Wammer mând, mer wär gans allân, do kimmd de ganns Gemân. (Trier.) – Laven, 195, 129; Firmenich, III, 548, 70.
66. Wann me meint, me wör mit em im Käule, dann is me mit em in de Strünke. (Sauerland.)
67. Was du meinst zu bekommen, hat schon ein anderer.
68. Wenn man meint, ein Fuchs sey todt, so beist er zum hertesten. – Lehmann, 225, 18.
69. Wenn man meint, es klingt, so klappts kaum. – Petri, II, 668.
70. Wenn man's am wenigsten meint, so liegt ein Fisch im Korb (in den Reusen). – Simrock, 2484.
71. Wennst' moast1 übe(r) dî(ch) sagt Neamb2 nix, moagst kroat d' Oah'n3 ei's Land schick'n. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 36, 47.
1) Wenn du meinst.
2) Niemand.
3) Gerade nur die Ohren.
72. Wer da meinet, der weiss nicht fürwahr. – Graf, 374, 487.
Mhd.: Wer do menet, der weis nicht vor war. (Daniels, Weichbildglosse, 14.)
73. Wer meint, behilft sich lieber mit Lügen als mit Wahrheit.
74. Wer meint, dass er weise sei, dem wohnt ein Esel bei. – Braun, I, 5049.
[570] 75. Wer meint, er sei nichts, der ist ichts; wer meint, er sei viel, der ist nichts. – Petri, II, 734; Simrock, 7538; Körte, 6740.
76. Wer meint, er sey weiss, der hat von Thorheit den Preiss. – Petri, II, 734.
77. Wer meint, es soll nach seinem Kopffe gehen, der muss es am seil haben. – Lehmann, 600, 97.
78. Wer mênt, öss e Narr, de Narr mênt ôk. (Elbing.) – Frischbier2, 2589.
79. Wer wol meinet, der ist wol. – Lehmann, 357, 6.
»Meinet er nicht, dass jhm wol sey, so läst ers sich nicht bereden; alles hängt am wahn vnd wie mans acht.«
80. Wie gut es einer meint, so schlagt es doch bisweilen böss auss.
Lat.: Saepe etiam optime cogitata pessime cadunt. (Chaos, 564.)
*81. Die meint auch, sie hab' Milch im Hafen und scheint nur der Mon (Mond) hinein. (Rottenburg.) – Birlinger, 378.
Von Selbsttäuschung.
*82. Du mênst ok, dat kann'n so ut'n Aarm schüddeln. (Strelitz.) – Firmenich, III, 74, 124.
*83. Er hat gemeint, er hab Schmalz im Hafen und hat ihm der Mond drein gescheint. (Rottenburg.)
*84. Er hat gemeint, er wolt' fischen und hat krebset. (Rottenburg.)
*85. Er maint, er höre das grass wachsen vnd die flöe husten. – Gruter, I, 29; Henisch, 1726, 41; Mathesy, 119a.
*86. Er meinet es gut, es wils aber niemand gut verstehn. – Henisch, 1795, 32; Lehmann, II, 134, 34.
*87. Er meint, das Pflaster müsse vor ihm aufstehen. – Körte, 5748.
*88. Er meint, der gross' Hund sei sein Pathe und 's is nicht amol der klein'. (Rott-Thal.)
Holl.: Hij meent, dat 's keizers kat zijne nicht is. (Harrebomée, I, 387a.)
*89. Er meint, der Himmel fall' ein. (Nürtingen.)
*90. Er meint, der Tag gehe ihm am Hintern auf.
Der Eingebildete.
*91. Er meint, er dürfe die Schuhe an einem abputzen. (Nürtingen.)
*92. Er meint, er dürfe nur die Hand ausstrecken, dann hinge an jedem Finger eine.
*93. Er meint, er habe allen Witz allein gefressen. (Rottenburg.)
*94. Er meint, er habe den Witz allein.
*95. Er meint, er habe die Gescheitigkeit (oder: den Verstand) mit Löffeln gefressen. (Nürtingen.)
*96. Er meint, er habe die Goldtinctur erfunden.
*97. Er meint, er habe die Kunst alle gefressen. – Moscherosch, 325.
*98. Er meint, er habe ein Kind in ein Kloster gethan. (Schweiz.)
Eiselein (383) fügt dieser Redensart zum Verständniss folgende Stelle aus Geiler, ohne nähere Angabe der Schrift, aus der sie entlehnt ist, bei: »Etliche machen aus ihrem Kind Pfaffen und Münche, darum dass sie gross Pfrunden überkummen oder Aebte werden, dass sie das ganze Geschlecht aus dem Mist erheben und sie rîch machen. Darum laufen sie zu ihm und sprechen: ›Der Pfaff hat es wol‹, und liegen an ihm stets on' Unterlass ze sugen, ze lullen wie die jungen Hunde an der Bräkin; und wenn er ihnen etwas verseit und keine Milch me geben will, so bissen sie ihn durch Nahred und Ehrabschneiden. Und wenn einer also zu den Ehren kummt, so wird er ein Gasthalter siner Freund. Wenn einer hinweg gat, so kumt ein anderer und schreien alle: ›Der Pfaff hat es wol.‹«
*99. Er meint, er habe einen Löwen überwunden.
Der Hochmüthige.
*100. Er meint, er habe unsern Herrgott bei den Zehen und hat den Teufel beim Schwanz.
Holl.: Hij meent, dat hij onzen Heer bij het been heeft, en hij heeft den duivel bij den staart. (Harrebomée, I, 293.)
*101. Er meint, er heig alle Witz allei g'fresse. (Luzern.)
*102. Er meint, er heig d'Chatz beim Schwanz. (Luzern.)
*103. Er meint, er heig Vögeli g'fange. (Solothurn.) – Schild, 96, 431; Sutermeister, 89.
Er glaubt, einen grossen Vortheil erlangt zu haben, ist aber im Nachtheil.
[571] *104. Er meint, er ist es selbst. – Frischbier2, 2597.
Der Hochmüthige.
*105. Er meint, er könne allein alles, vnnd kan nicht ein Kraut versaltzen. – Mathesy, 138b.
*106. Er meint, er könne einen Berg umwerfen.
*107. Er meint, er könne grosse Bäume ausreissen.
Berge ersteigen, umwerfen, da er kaum über einen Maulwurfshaufen schreiten kann.
*108. Er meint, er müsse auf dem festen Lande ertrinken.
Der unnöthig Besorgte.
*109. Er meint, er müsse sich zu Tode plaudern. – Mayer, II, 106.
*110. Er meint, er sei de Vogt vo Dorrebire. – Sutermeister, 68.
*111. Er meint, er sei der Chöli und der Sterze. – Sutermeister, 68.
*112. Er meint, er sei der Klügste im Dorfe.
*113. Er meint, er sei des grossen Hunds Götti (Pathe). – Simrock, 12338.
*114. Er meint, er sei Hans oben. (Rottenburg.)
*115. Er meint, er sei 's grosse Hunds (Dorfmagnat) Götti1 und ist nüd emol vom chlîni 's Schwänzli. – Sutermeister, 68.
1) Gotte = die Pathe, welche das Kind aus der Taufe hebt sowol, als auch der Täufling weiblichen Geschlechts, wofür man im letztern Sinne das Verkleinerungswort Gotteli anwendet; der Götti = Pathe in der doppelten Bedeutung. In der katholischen Schweiz wird unter Gotte und Götti ausserdem auch noch der Zeuge bei der Firmelung sowol als die gefirmelte Person verstanden. In vielen Dörfern wird auch der Pfarrer, der die Kinder getauft hat, Herr Götti, auch wol jeder Pfarrer so genannt. (Stalder, I, 466.)
*116. Er meint, er sei unsers Hergotts sein Vetter.
Von einem stolzen, hochmüthigen Manne.
*117. Er meint, er sei's. – Sutermeister, 68.
*118. Er meint, er setzi e Kind in e Kloster. – Sutermeister, 89.
Glaubt eine Wohlthat zu erweisen.
*119. Er meint, er wär' der Fürst von Babel (jüdisch: der Nose von Babel). – Tendlau, 267.
So hoffärtig, so hochmüthig benimmt er sich. Der Nasi oder vielmehr Resch-Gelutha, Exilfürst, hiess das Oberhaupt der babylonischen Judenschaft.
*120. Er meint, es g'hör em no vil use. – Sutermeister, 70.
*121. Er meint, es habe ihn ein Affe gelaust.
Es sei ihm etwas besonders Gutes widerfahren.
*122. Er meint, es könne wol der Himmel fallen, aber seine Gedanken könnten nicht fehlen.
*123. Er meint, es müsse alles nach seiner Lyra (Pfeife) tanzen.
*124. Er meint, es müsten alle Menschen finsterling schlaffen gehen, wenn sein Licht vergienge. – Mathesy, 138a.
*125. Er meint, es sei alle Lüte g'no und ihm g'gê. – Sutermeister, 99.
*126. Er meint, es sei uf alle Bäume Kilbi (Kirmes). – Sutermeister, 68.
*127. Er meint gleich, dem Himmel sei der Boden 'naus. (Rottenburg.)
*128. Er meint gleich, es sei Matthäi am letzten. (Rottenburg.)
*129. Er meint, ich steck' in seiner Haut.
Lat.: Autumat in hoc me quod novit perfidus in se. (Sutor, 99.)
*130. Er meint, ihm sei keine Welle zu hoch (kein Meer zu aufgewühlt).
*131. Er meint, Kuhdreck sei Bachschmalz.
*132. Er meint, man köndte nicht eine Saw (keinen Esel) satteln, wenn er nicht dabey were. – Mathesy, 138a.
*133. Er meint, Mausdreck sei Kümmig und Kuhdreck sei Bachschmalz. (Nürtingen.)
*134. Er meint, sein Hals sei zu kurz zum Köpfen.
*135. Er meint, seine Eier haben zwei Dotter. (Rottenburg.)
*136. Er meint, versprechen sei ehrlich, halten aber beschwerlich.
[572] *137. Er meint, was er im Sinn habe, das schlagen alle Glocken. – Körte, 5748.
*138. Er meinte, der Hase habe ihn geleckt.
Holl.: Hij meende, dat hij daar een' haas gevangen had. (Harrebomée, I, 271.)
*139. Er meynt, dreck sei sein vetter. (S. ⇒ Dreck 118 und ⇒ Kerl 90.) – Franck, I, 21b.
*140. Er muss nit meynen, dass andere Leute Katzen sind, wenn sie rauhe Köpff haben. – Schuppius, Tract.
*141. Es ist so ernst gemeint wie ein Mutterfluch. – Schwarzwälder Dorfgeschichten (Stuttgart 1861), III, 280.
Der eben nicht ernst gemeint ist.
*142. Es kommt darauf an, wie er's meint. – Mayer, I, 1.
*143. Es würd' eine meine, er sei der rîche Oeri. – Sutermeister, 69.
Von einem, der entweder auf sein Geld pocht oder viel desselben braucht. Oeri war ein sehr reicher, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts lebender Bürger in Zürich.
*144. Hast gemeint, Entendreck sei Bachschmalz? (Nürtingen.)
*145. He mên, dat Voss Hâs wêr, und as he toseh, wêr 't en Foder Heu. – Diermissen, 119; Eichwald, 1997; Dähnert, 304a.
Spottweis zu einem, der sich damit entschuldigen will, dass er dies oder jenes gemeint habe.
*146. He mênt, et scholl em in de Hände fuln. – Eichwald, 719.
*147. He mênt, he steit al in'n Kohl un steit êrst in de Strunken. – Eichwald, 1039.
*148. He mênt, sin Dreck is Muskaten. – Eichwald, 363; Schlingmann, 330.
Der sich selbst Schmeichelnde.
Holl.: Hij denkt dat zijn achterste eene kardinaals-muts is. (Harrebomée, I, 383a.)
*149. He mênt, üm (ihm) kann kên See to hoch lôpen. (Oldenburg.) – Bueren, 616; Frommann, VI, 281; Hauskalender, III.
*150. He mênt, use Herre Gott hêt Herm (Hermann). (Osnabrück.) (S. ⇒ Herrgott 64 und ⇒ Hermann 1.)
Sei nachgiebig, milde, lauter Güte.
*151. Hei meint auk, hei wör et. (Büren.)
*152. Hei meint, do gengen de Goise gebroen und hären dat Mess op de Fittke. (Sauerland.)
*153. Hei meint, me könn met Stieweln un Spoeren in den Hiemel. (Westf.)
*154. Hest g'ment, du chönnest gad (nur) säga Täller, so heiest 'n Wurst?
Frz.: Il semble qu'il n'y ait qu'à se baisser et prendre. (Lendroy, 99.)
*155. I hab' g'meint, 's komm Wunder weiss wer. (Ulm.)
*156. I hett g'meint, de Herget liessne das nid zue. – Sutermeister, 95.
*157. Ich hab' gemeint, der Schlag treffe mich. (Rottenburg.)
Vor plötzlichem Schreck.
*158. Ich meine, du sygest auch bei den gelben Webern g'syn.
In der Schweiz zu gelb und blass aussehenden Menschen. Im Dienste Karl's VIII. waren 1495 die Eidgenossen in Navarra eingeschlossen und litten alle Uebel, die mit einer harten Belagerung verbunden sind. Vierhundert starben theils aus Hunger, theils an vergifteter Nahrung. Der Rest der Mannschaft sah beim Abzug so elend aus, dass wol kaum je elendere Menschen gesehen worden sind. Man nannte sie, als sie heimkamen, nur die gelben Wêber. (Kirchhofer, 160.)
*159. Ik maine, ik sate met iäm im Kol, dann sitte'k met iäm in den Strünken. (Iserlohn.) – Woeste, 86, 112.
Bei Tappius (220b): Wann se meynen, se sthain in dem kole, so sthain se noch allererst kum in den strüncken.
Lat.: Ne inter apia quidem sunt. (Erasm., 8; Tappius, 220b.)
*160. Ma moint, er sei der Grossmogul. (Ulm.)
*161. Man meint, er hab' Pfeffer im Arsch. (Nürtingen.)
*162. Man meint, er sei schellig worden. – Simrock, 3924.
*163. Man würd meine, sie hätte en Alrun. – Sutermeister, 99.
Die ungewöhnlich viel Glück haben.
[573] *164. Me het g'meint g'ha, me chient si hinder de Ma hindere verberge. – Sutermeister, 108.
*165. Me moint, dear fress er äll Pfingst emaul. (Ulm.)
*166. Mênst, Lipke, mênst? (Ostpreuss.)
Neckwort bei ungereimten Behauptungen, oder auch um jemand zu verblüffen.
*167. Mer maant, er steht im Jom – Kippur – Schinun' – es re.
D.i. im Achtzehn-Sprüchegebet des Versöhnungstags. So ernst und feierlich ist seine Haltung und Miene.
*168. Mer maant, er will den Seder geb'n. – Tendlau, 492.
So breit und bequem setzt er sich hin. Seder heisst die Festfeier am Pesachabend, wo für den Familienvater oder den, der ihn gibt, ein verzierter Sitz bereitet ist, damit er sich an dem Abende der Befreiung auch als Freier fühlen solle.
*169. 'S wür' eine meine, er chient uf em Täller tanze. – Sutermeister, 69.
*170. 'S würd' eine meine, er wär' der rîch Mötteli. – Sutermeister, 69.
*171. Se mênt, dat hir de Höner brade gâd. – Richey, 97; Schütze, II, 155.
Sie meint, dass hier die Hühner gebraten gehen, d.i. dass es hier nichts koste.
*172. Se mênt, dat't up Westphalen Pinxter is. – Bueren, 1000.
*173. Se mênt, de Sû öss ehre Tante. – Frischbier2, 2598.
*174. Sie maane, sie hätte sich selbst geschoffen. – Tendlau, 686.
So wenig denken sie an Gott.
*175. Sie meinten, der adler wer ein katz, die sein gern, wa man sie kratz. – Nas, 162b.
*176. Wenn er meint, er habe Milch im Napfe, so scheint ihm der Mond hinein. – Braun, I, 2709.
Im Plattdeutschen: Wenn 'r mênt, hä hät Melk in'n Pott, schînt em blot de Moand rin. (Schlingmann, 1003.)
*177. Wenne meint, me wör met eame im Kaule (Kohle), dann is hei in de Rauwen (Rüben). (Westf.)
Ich meine, du meinest, er (sie, es) meint, ist eine Redensart, die der Deutsche in allen Zeit-, Zahl- und Geschlechtsformen abwandelt. Jedes Volk hat Redensarten, die für dasselbe charakteristisch sind. Das Lieblingswort der Nordamerikaner ist: Go ahead (gehe vorwärts, drauflos). Die Redensart rührt angeblich vom Oberst Crocket, Mitglied des Congresses, her. Als ihm der Sohn eines seiner Nachbarn geschrieben und ihn um Einwilligung zu seiner Verheirathung mit dessen Tochter gebeten hatte, antwortete er einfach: »Go ahead.« (Vgl. M. Chevalier's Briefe über Nordamerika, Leipzig 1837, III, 168.) Der Nordamerikaner sagt ferner nicht: »Ich glaube, meine«, sondern: »I calculate« (ich rechne), wodurch er sich gewissermassen selbst zwingt, seine Gründe abzuwägen. In demselben Sinne setzt er seinen Ansprüchen gern hinzu: »It is a fact« (das ist Thatsache), womit er sich in die Nothwendigkeit versetzt, sie thatsächlich zu beweisen. Alle drei Redensarten charakterisiren das rastlos rührige, strebende Volk. – Der Türke sagt zu allem: »Jok, jok« (das ist mir gleichgültig). Wer den Boden des türkischen Reichs betritt, sieht sofort, dass den Bewohnern alles gleichgültig ist. Brücken, Wege, Städte u.s.w. verfallen, das Reich verödet, aber alles – gleichgültig. Aehnlich sagt der Neugrieche: »Dembirasi«, d.i. es wird wol noch gehen, früher oder später, auf diese oder auf jene Weise, wenn nicht heute, so doch morgen u.s.w. Diese Redensart hemmt in Griechenland den Fortschritt in Unternehmungen, die Verbesserung in den mannichfachsten Angelegenheiten. – Der Russe hat das Wort: »Nitschewo« = thut nichts. Mit Nitschewo stürmt der Russe auf feindliche Batterien los, lässt sich haufenweise niedermähen, bataillonsweise im Schnee begraben (Krimkrieg), im Winter über ungangbare Alpen setzen (Suworow) u. dgl. Aber schwerlich taugt die Redensart, um grosse Dinge für die Dauer zu gründen. – Der Spanier hat zwei Redensarten: »Quien sube?« = wer weiss es; und »Mas or menos« = mehr oder weniger. Beide Redensarten deuten auf Denkträgheit. Wer sich nicht zu denken scheut, der weiss manches, und er weiss auch, wie viel oder wie wenig. Dass Denkfaulheit und Autoritätsglaube der Hemmschuh der spanischen Entwickelung sind, hat Buckle (Geschichte der Civilisation) gezeigt. (Vgl. den Artikel: Redensarten der Völker in der Deutschen Romanzeitung, 1867, Nr. 1, S. 71.)
178. As män meint, genarrt män sich. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wird man zum Narren, täuscht sich. – Antwort auf die Redensart: »ich meinte«.
179. Es ist nit, wie man's meint, es ist, wie's kommt. – Wurth, 46.
180. Gmoant und gloant is umgfåln. (Oesterreichisch.)
D.h. wer nur beispielsweise meint, dass er sich anlehnen könne, also keine Lehne da ist, der fällt natürlich um. Dieses Sprichwort wird angewendet, wenn einer durch eine irrige Meinung, die er theilte, einen Schaden erlitten hat.
181. Wer meynt, er kan es gar, der bleibet ein Narr jmmerdar. – Theatr. Diabolorum, 376a.
182. Wol gemeynet, vbel gerathen.
Lat.: Optima cogitata pessime cadunt. (Herberger, Ib 251.)
*183. A mênt, als wenn a »gleise Gott« es ne besser verstanden hätte. (Hirschberg.)
*184. Er meint, er habe die Weisheit gepachtet.
Holl.: Hij denkt, dat hij de wijsheid in pacht heeft. (Harrebomée, II, 167a.)
*185. Er meint, er hot eingenömmen Otschakew1. (Podolien.)
1) Otschakow oder Oczakow, eine starke Festung am Schwarzen Meere. Ironisch, wenn jemand sich einbildet eine grosse Heldenthat vollbracht zu haben.
*186. Er meint nit die Drusche nor die Bakusche.
Er meint nicht die Predigt, nur die Bitte. – Es ist dem Prediger nicht um die Predigt zu thun, sondern um den Lohn, den er dafür erhält.
[1598] *187. Er meint nit die Hagude1, er meint die Kneidlech2.
1) Hagada ist das Buch, welches an den Osterabenden hergesagt und worin der Auszug aus Aegypten erzählt wird.
2) Eine Art Klösse.
*188. Merr meint, der gross Aff lust 'n mit de guldige Finger. (Münsterthal.) – Alsatia, 1851, 9.
Er fühlt sich ausserordentlich glücklich und prahlt damit.
*189. Merr meint, der Kinni (König) isch sinen Strohschnieder. (Münsterthal.) – Alsatia, 1851, 10.
Er thut sehr stolz gegen jedermann.
Buchempfehlung
Der junge Naturforscher Heinrich stößt beim Sammeln von Steinen und Pflanzen auf eine verlassene Burg, die in der Gegend als Narrenburg bekannt ist, weil das zuletzt dort ansässige Geschlecht derer von Scharnast sich im Zank getrennt und die Burg aufgegeben hat. Heinrich verliebt sich in Anna, die Tochter seines Wirtes und findet Gefallen an der Gegend.
82 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro