1. Das saltz geht hin, daher es kompt. – Franck, I, 53b.
Lat.: Sal unde venerat rediit. (Franck, I, 53b.)
2. Das Saltz ist armer Leut Pfeffer. – Herberger, II, 31.
3. Das Salz kommt aus dem Meer, vom Weibe alles Uebel her.
4. Das Salz muss sich nicht selber loben.
5. Ein Pfund Salz gibt ein Pfund Schmalz. (Schweiz.)
Dies Sprichwort gilt selbst bei vielen gebildeten Landwirthen noch immer all ein Evangelium, wiewol der unvernünftige Gebrauch des Salzes zum Viehfutter in den meisten Fällen schon unberechenbaren Schaden angestiftet hat, ohne dass die Betheiligten auch nur eine Ahnung davon hatten. Die Thiere werden eher siech, als dass sie Schmalz ansetzen. Das Hauptmittel gegen Kochsalzsiechthum der Thiere besteht darin, ihnen einige Tropfen Spiritus nitri dulcis ins Getränk zu geben. (Vgl. über das obige Sprichwort einen lehrreichen Aufsatz von Dr. Rauch in dessen Fundgrube, Erlangen 1858, Nr. 5.)
6. Erst muss das Salz auf dem Tische stehen, ehe man kann zum Essen gehen.
Holl.: Het zout moet eerst op tafel staan, aleer men mag aan tafel gaan. (Harrebomée, II, 512a.)
7. Gutes Salz schütte nicht auf die Strasse.
8. Im Salze liegt die Klage, so lang der Kläger taugt. – Graf, 230, 66.
Das Schuldverhältniss hört nicht auf, es stirbt und verdirbt nicht; die Klage ist gut eingesalzen, bis zum Erfüllungstage des Vertrags.
9. Kein Salz in der Flasche, kein Geld in der Tasche, kein Tanz in der Scheuer, kein Hafen beim Feuer, kein Brot im Haus, mit Sack und Pack ist alles hinaus.
Lat.: Permaneas melius, Caecillane domi. (Chaos, 744.)
10. Läck Sälz, so watt dich dorschte, sagte die Mutter, als der Junge rief: mich heng'rt. – Peter, 448.
11. Man kann nicht alles Salz aus dem Meere ziehen. – Altmann V, 86.
12. Man muss erst einen Scheffel Salz mit einem essen, ehe man ihn zum Freunde wählt. – Hermann, III, 8; Lohrengel, I, 498.
»Wenn du wilt einen freundt erwelen, so mustu gar genawe zelen, seine zusag nicht zu hoch vermessen, habst denn viel saltz erst mit jm gessen.« (Waldis, III, 19, 13.) »Eh du den Scheffel Salz mit den neuen Bekannten verzehret, darfst du nicht leichtlich ihm trauen.« (Goethe, Hermann und Dorothea, VI, 163.)
Dän.: Man skal æde en skieppe salt med en, før man giør venskab med ham. (Prov. dan., 8.)
Holl.: Al eer dat gij een vriend betrouwt, zoo eet met hem een mudde zout. (Bohn I, 296.) – Men kan niemand regt kennen, zoo lang men geen zak zout met hem gegeten heeft. (Harrebomée, II, 490 u. 512b.)
13. Man muss nicht mehr saltz ans Fleisch thun als sich gebiert, sonst wirds versaltzen. – Lehmann, 85, 26.
14. Man muss nicht Salz in des Nachbars Wunde streuen.
Aehnlich russisch Altmann VI, 482.
15. Man muss offt einen mit groben scharpffen Saltz reiben. – Lehmann, 727, 20.
[1849] 16. Man muss sich erst mit Salz und Brot versehen, ehe man die Eier zerschlägt.
Holl.: Wees van zout en brood voorzien, eer gij uwe eijeren en stukken slaat. (Harrebomée, II, 512.)
17. Man nimmt Salz zu Brot, aber nicht Brot zu Salz.
Empfiehlt Mass zu halten im Scherz und Witz.
Böhm.: Sůl na chléb, a ne chléb na sůl se dává. (Čelakovský, 83.)
18. Man sol des Saltzes nicht vergessen im Predigen. – Petri, II, 467.
19. Mancher hat mehr Saltz in der Frembd gessen, dann daheim, vnd ist doch vngesaltzen wider kommen. – Lehmann, 689, 27; Sailer, 167; Simrock, 8687; Körte, 4062; Braun, I, 2520.
20. Mit Salz und Spass muss man's nicht übertreiben.
21. Nicht Salz und Handel hoben ihn hinan, vielmehr nur das, was ihm hat weh gethan.
Dies Sprichwort bewahrt die Erinnerung an den polnischen Helden Stephan Czarnecki (gestorben 1665), der es vom einfachen Edelmann durch seine Tapferkeit bis zur Würde des Hetmans, die ihm Johann Kasimir verlieh, brachte. Als ihm einmal seine Erhebung vorgeworfen wurde, sagte er ruhig die obigen Worte von sich: »Nicht Salz, nicht Handel hoben mich hinan, vielmehr nur das, was mir hat weh gethan.« In jenen Zeiten war der Salzhandel eins der einträglichsten Geschäfte. Wer nun sagen will, dass er durch rastlosen Eifer, durch angestrengte Arbeit, nicht durch Ränke und Schmuggel, und dadurch, dass er Würdigern vorgezogen wurde, hinaufgekommen ist, bedient sich dieses Sprichworts.
Poln.: Powstał nie z roli, ani z soli, ale tego co go boli. (Wurzbach I, 77, 22.)
22. Ohn saltzen vnd Creutz schmeckt Gottes wort nicht. – Henisch, 623, 23.
Nach dem Talmud auch das Fleisch nicht. »Ohne Salz kann Fleisch nicht munden, besser ist's, man wirft's den Hunden.« (Ehrmann, 77.)
23. Ohne Salz im Hause fehlt das beste Gewürz. – Körte, 5170.
Die Osmanen sagen: Salz braucht man nicht nur im Hause, sondern überall. (Schlechta, 102.)
Holl.: Het is eene gedekte tafel zonder zout. (Harrebomée, II, 512a.)
24. Ohne Salz und Brot ist die Gesellschaft todt. – Kiesewetter, 37.
Böhm.: Bez soli není sladko, bez chleba není syto. (Čelakovský, 297.)
25. Salt is det halwe Fett. (Westf.)
26. Saltz dient nur zu saltzen. – Lehmann, 97, 7.
»Ein böser Mensch, wenn er böses thut, so thut er was er kan, vnd was sein weise ist.«
27. Saltz ist die beste wurtz. – Agricola I, 302; Petri, II, 516; Lehmann, II, 565, 11; Coler, 813b; Blum, 149; Oec. rur., 324; Schottel, 1134a; Bücking, 101; Gaal, 1138; Simrock, 8633.
»Das Salz ist die eigentliche Würze der Welt. In allen Organismen ist Salz; unser Blut, unsere Thränen sind gesalzen, und eben darum, weil wir so viel Salz in uns tragen, verlangen wir auch ausser uns nach Salz, auch nach geistigem, das die Würze der Rede und Schrift ist, wofür uns der griechische Geist die Bezeichnung ›attisches Salz‹ hinterlassen hat. Es hat zu allen Zeiten zu den qualvollsten Strafen gehört, Ungesalzenes essen zu müssen; man hat dadurch Sklaven und Gefangene langsam zum Tode geführt. Einem Gaste Speise ohne Salz vorsetzen, heisst so viel, wie ihn verhöhnen und verspotten. Ein rabbinisches Sprichwort lautet daher: Wenn du das Salz fortnimmst, so wirf das Fleisch den Hunden hin; und wie wir sagen: jemandes Brot essen, sagen die Hebräer: feines Salz mit jemand essen; sodass wir sagen könnten: Wessen Salz ich esse, nach dessen Pfeife ich tanze, wie denn auch in Indien von Leuten, die einem andern dienen, gesagt wird: Sie essen sein Salz, und die Holländer in demselben Sinne, wenn sie jemandes Unterhalt gesichert wissen, sich der Redensart bedienen: Er verdankt mir sein Salz.« Die alten Völker glaubten, dass das Salz eine directe Gabe der Götter und diesen ganz besonders angenehm sei, sie liessen es daher bei keinem Opfer fehlen. Zu allen Opfern sollst du Salz nehmen, lautet die biblische Vorschrift. Die alten Aegypter füllten bei dem Feste zu Ehren der Erde, der Mutter alles Lebendigen, die Lampen in ihren Tempeln mit Oel und Salz; und die Chinesen feiern noch bis heute ein alljährliches Fest zu Ehren dessen, der das Salz zuerst in den Gebrauch einführte. Die alten Hebräer pflegten die neugeborenen Kinder mit Salz abzureiben, um sie gegen die Unbill des Lebens zu stärken. In ähnlichem Sinne wird den christlichen Täuflingen Salz gegeben, als Symbol des Glaubens, der alles durchdringt und [1850] belebt. Christus sagte zu seinen Jüngern: »Ihr seid das Salz der Erde.« Die fein scherzenden, scharfsinnigen Reden, wie die Attiker sie liebten, wurden im Alterthum »attisches Salz« genannt. Etwas »cum grano salis« (d.i. mit einem Körnchen Salz) verstehen, heisst noch heute soviel als die Pointe einer Sache herausfinden. Mit Rücksicht auf die Eigenschaft des Salzes, den Dingen, die es berührt, Kraft und Dauer zu verleihen, wurden seiner Zeit verschiedene Gesetze Leges saliae (Salzgesetze) genannt; und in der Bibel werden die Gesetze, welche eine ewige Dauer haben sollen, als Pacta salis, Salzverträge, bezeichnet. Bei den weissen Völkern pflegt man dem Fremden bei seiner Ankunft Brot und Salz als Zeichen der Gastfreundschaft zu reichen; und auf keiner Tafel, so reich oder arm sie auch sei, darf das Salzfass fehlen. – Da das Salz, wo es in zu grosser Menge vorhanden ist, den Boden unfruchtbar macht, so finden wir es auch als Symbol des Fluchs und des Schreckens. Im Alten Testament lesen wir, dass der Prophet Jeremias Judäa fluchte, indem er es verdammte, die verdorrte Stätte der Wildniss zu bewohnen, in einer unbevölkerten und unfruchtbaren Salzsteppe. Wie Abimelech, als er die Stadt Sichem erobert hatte, die Erde, wo sie gestanden hatte, mit Salz zu bedecken befahl, damit sie wüst bleibe lange Zeit, so liess Kaiser Barbarossa der rebellischen Stadt Mailand geschehen. Wie in Gebräuchen und Sitten, so ist das Salz auch als bedeutungsvolles Symbol in die Sprache übertragen worden, wie dies eine Menge Ausdrücke und Redensarten beweisen. Der Lohn wurde im Alterthum nach dem Worte sal Salarium genannt, und noch heute bezeichnet man ein Jahrgehalt als Salaire. Die Römer sagten denn auch: er verdient sich sein Salz, wie wir sagen: er verdient sich sein Brot, und er verdient sich (dabei verdiene ich mir) das Salz in die Suppe nicht. Wenn wir den grössten Mangel bezeichnen wollen, so sagen wir: nicht Salz zu Brot, oder: ohne Salz und Schmalz; dagegen heisst es: Salz und Brot macht Wangen roth. (Vgl. den Artikel Salz in der Allgem. Familienzeitung, Stuttgart 1872, Nr. 10.) Das hier Angedeutete wird durch eine Anzahl anderer Sprichwörter und Redensarten dieses Artikels weiter ausgeführt. In Abyssinien ist Salz das gewöhnliche Tauschmittel. Wenn die Araber den Speisebund mit jemand schliessen, so vereinigen sie das Brot mit dem Salze. Die Römer stellten neben das Salzfass auf den von Göttinnen geheiligten Tisch eine Schale mit Früchten, denn das Salz musste sich bei ihnen im Bilde symbolisch vereinigen. Bei keinem Opfer durfte das Salz fehlen, wenn es auch nur wenige Körnlein waren, da es ja den Reiz der Nahrung ausmacht, die Opfer, die man den Göttern brachte, Speisopfer waren und man von einer schlecht schmeckenden Speise den Olympiern nicht darbieten konnte. Fast keine Pflanze entbehrt der Salztheile, und die Thiere wissen diese nach ihrem Bedürfniss wol herauszufinden, wie die fein schmeckende Ziege den Sauerampfer. Bei den Russen und andern nordischen Völkerschaften ist es eine alte Sitte, die bis auf die Gegenwart beobachtet wird, am Hochzeitstage dem jungen Ehepaare Salz und Brot ins Haus zu bringen. Ausser der nahrhaften war es die reinigende Kraft, die man dem Salz zuschrieb, und welche die Völker bestimmte, es dem Opfer beizumischen; da das Salz aber nur in Verbindung mit dem Wasser reinigt, gab man es erst hinzu, nachdem man sich vorher im Wasser gereinigt hatte. Schon die Griechen entsühnten sich in den Salzfluten, wie sie das Meer nannten, in das sie ihre Befleckung warfen. Heute reist man in Seebäder, nach dem Spruche des Euripides »alle Sünden wegzuspülen«. Durch das Salz also leben wir, denn Ungesalzenes vermögen wir nicht zu geniessen. Ohne Salz und Schmalz gilt als Bezeichnung alles dessen, was wir zurückweisen. Er hat nicht das Salz aufs Brot, sagt man, wenn das Nothwendigste fehlt, Salz heisst die Losung. In der Schweiz findet sogar bei der Geburt eines Kindes eine Salzprobe statt; denn das Kind stirbt nach einem Aberglauben bald wieder, dessen Stirn beim Kassen nicht salzig schmeckt. Das Salz darf nicht fehlen, wo der Kreislauf des Blutes das Leben erhalten soll. (Vgl. Das Salz des Lebens von Marie von Gayette-Georgens, in Fr. Duncker's Sonntagsblatt, Berlin 1871, Nr. 20; ferner Das Salz als Symbol, in Das neue Blatt, Leipzig 1871, S. 128.) Die Russen: Salz ist der gesündeste Zucker. (Altmann VI, 494.)
Dän.: Saltet er best kryderie paa mad. (Prov. dan., 487.)
It.: Sopra il sal non è sapore, sopra Dio non è signore. (Gaal, 1338.)
Schwed.: Saltet är det bästa krydet. (Törning, 131.)
28. Saltz kan nichts denn saltzen. – Lehmann, 543, 108; Simrock, 8688.
29. Saltz, Korn vnd Wein schetzt man jetzt ein. – Petri. II, 516.
»Die arme Gemein muss alles bezahlen.«
30. Saltz vnd Bergwerck sind gute Gaben Gottes. – Petri, II, 516; Henisch, 291, 57.
31. Salz ins Fass, Bier ins Glas.
32. Salz ist gut. – Luc. 14, 34; Schulze, 231; Zehner, 494.
Dän.: Saltet er godt. (Prov. dan., 487.)
[1851] 33. Salz ist halbes Futter.
Die Araber sagen, am den Werth des Salzes bei der Thierfütterung auszusprechen: Süss Futter ist den Kamelen Brot, gesalzenes ist ihnen Delicatesse.
34. Sâlz uch Brît dit de Käinjdern nît. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 299.
35. Salz und Brot ist auch gut vor Hunger.
»Wenn eim der Mag für Hunger billt, ein Brot mit Salz ihn auch wol stillt.«
Lat.: Latrantem stomachum bene lenit cum sale panis. (Horaz.) (Seybold, 273.)
36. Salz und Brot macht den Leuten viel Noth.
Böhm.: Čapkou, chlebem a solí lidé lidi znevolí. (Čelakovský, 86.)
Poln.: Czapką, chlebem i solą ludzie ludzi niewolą. – Czapką, papką szkapką, solą, wolą i rolą ludzie ludzi niewolą. (Čelakovský, 86.)
37. Salz und Brot macht die Wangen roth. – Simrock, 8682; Körte, 5169; Braun, I, 3701.
Jüdisch-deutsch in Warschau: Vün Borschtsch (Barszcz = Suppe aus rothen Rüben) mit Brot weren die Backen roth. Zum Lobe einer gesunden Hausmannskost.
38. Salz und Brot macht Wangen roth, aber gar kein Brot, das ist Noth. – Klix, 84.
39. Salz und Brot schützt vor Hungersnoth.
Lat.: Cum sale panis latrantem stomachum bene leniet. (Horaz.) (Binder II, 656.)
40. Salz und Rath soll man nur dem geben, der darum bittet.
It.: Nè sale nè consiglio non dar mai se non pregato. (Cahier, 2866.)
41. Salz und Sonnenschein sind der Armen Fleisch und Bein.
Das Salz gibt der Wassersuppe Geschmack und Sonnenschein stärkt die Gesundheit. Die Italiener sagten: Ein Tisch ohne Salz ist ein Mund ohne Speichel.
42. Salz würzt das Schmalz.
43. Schlecht Salz und faule Butter gehören zusammen.
Holl.: Het is vuil zout en vuile boter. (Harrebomée, II, 512a.)
44. Schlechtes Salz verdirbt die beste Suppe.
45. Solt un Brod makt de Backen roth. – Diermissen, 68.
46. Solt un Sûr verdarvt de Natur. (Holst.) – Schütze, IV, 156; Eichwald, 1787; Deecke, 12; Kern, 997.
Sagt, dass zu viel Salziges und Saueres der Gesundheit schade.
Holl.: Zout en zuur krenkt de natuur. (Harrebomée, II, 512b.)
47. Verstreutes Salz wird nie vollständig wieder aufgelesen.
Port.: Sal vertido, nunca bem colhido. (Bohn I, 293.)
Span.: Sal vertida, nunca bien cogida. (Bohn I, 255.)
48. Vom Salz kommt der Geschmack.
49. Von Salz und Witz ist zu wenig und zu viel nichts nütz.
50. Wammer et Salz om Desch üvverhauf stüss, dat en, säd mer, bedück (bedeutet) Strick. (Köln.) – Firmenich, I, 477, 262.
51. Was im Salz liegt, verdirbt (säuert), nicht.
Er hat's noch gut, die Sache ist noch unvergessen.
Holl.: Wat in het zout ligt, zuurt niet. (Harrebomée, II, 512b.)
52. Wass nicht saltz hat, das wird faul vnd stinckend. – Lehmann, 341, 12.
53. Wenn das Saltz thum wird, so ists zu nichts nutze, denn dass mans hinauss schütte vnd lass es die Leute zertreten. – Petri, II, 631.
54. Wenn das Salz dumm wird, womit soll man würzen. – Matth. 5, 13; Schulze, 184; Simrock, 8685; Zehner, 413.
Dän.: Naar saltet har mistet sin kraft, duer det til intet. (Prov. dan., 487.)
55. Wenn man mehr Salz ans Fleisch thut, als sich gebührt, wird es versalzen.
Man soll bei Verbesserungen und Reformen nicht zu weit gehen.
56. Wer das Saltz zu Rath heget, der wird reich. – Petri, II, 689.
57. Wer gern Salt mag, hett en verlewtes Hart (verliebtes Herz). (Rendsburg.)
[1852] 58. Wer saltz seet und schisling mäet, und drest in den bach vnd vischet an der prach und auss leerem becher trinket, und in dem sack kaufet und sich mit dem kalen raufet, und auf dem eis bawet, und bösen huoren trawet und das fewr mit swebel löschet, und den ars mit häffen wischet, und in der müle leiert, und auf der huoren feiert, und einen toten seheissen treit, das sint all verloren arbeit.
»Das sint des Sultzer's sprüch.« (Vgl. Münchener Handschriften, Cod. germ., 270, Bl. 203b; Germania, II, 147.)
59. Wer Salz isst, bekommt Durst.
In Habesch heisst es: Salz hilft nicht wider den Durst. (Altmann II.)
60. Wer wird sein Salz verkaufen und Asche essen. (Surinam.)
Wer wird so thöricht sein, das Gute für etwas Schlechtes hinzugeben.
61. Wie das Salz, so die Suppe.
62. Wo kein Saltz (im Hause) ist, da mangelte am besten gewürtz. – Lehmann, 183, 11; Sailer, 187; Simrock, 8684.
»Also ist erfarung.«
63. Wo viel Salz ist, da ist die Suppe leicht versalzen. – Parömiakon, 33.
64. Zu viel Salz verdirbt die Suppe.
Dar Witz ist das Salz der gesellschaftlichen Unterhaltung. Zu wenig macht sie unschmackhaft und zu viel ungeniessbar.
*65. Aem aus 'm Sâlze lâsa. – Peter, 445.
Eine derbe Zurechtweisung ertheilen. (S. ⇒ Heimleuchten 2.)
*66. Da ist Salz und Schmalz verloren. – Theatrum Diabolorum, 39a.
*67. Dabei ist nicht das Salz zu verdienen. – Frischbier2, 3198.
*68. Dar wird hie (oder durt) o kenn Scheffel Sâlz frassen. (Oberlausitz.)
Wird nicht lange dort sein.
Holl.: Hij verdient het zout in de pap niet. (Harrebomée, II, 512a.)
Poln.: Ani na słoną wodę nie zarobił. (Lompa, 5.)
*69. Darin ist weder Salz noch Schmalz. – Schuppius, Schriften, III, 193.
Frz.: Il n'y a ni sel ni sauce.
*70. Das gäb nid genueg für Salz uf d' Suppe. (S. ⇒ Maul 473.) – Sutermeister, 97.
*71. Das hat weder Salz noch Schmalz.
*72. Das ist Salz in ein krankes Auge.
Holl.: Het is zout in het zeere oog. (Harrebomée, II, 512a.)
*73. Das Saltz zehlen. – Eyering, I, 412.
*74. Das Salz bringen, wenn die Eier gegessen sind.
Holl.: Toen men met zout kwam, waren de eijeren al op. (Harrebomée, II, 512b.)
*75. Dat (de) lett sik wol ut Solt un Water eten. (Holst.) – Schütze, IV, 156.
Von guten Speisen, frischem Fleisch und Fisch, Gemüse; auch von Frauen, die, wie jene ungewürzt und ungepfeffert, auch ungeputzt gefallen.
*76. Doa verdent mer 's Salz in di Schnitz1. (Franken.) – Frommann, VI, 322, 323.
1) Geschnittene Aepfel. Bedürfen die aber Salz?
*77. Du musst ihm Salz auf den Zagel streuen. – Frischbier2, 3199.
Zu Kindern, wenn sie einem Vogel nachstellen.
*78. Du musst vorher noch einen Scheffel Salz oder viel Butterschnitte essen.
Ehe du so klug, stark, witzig u.s.w. bist.
*79. Einen ins Saltz hawen. – Herberger, Hertzpostille, I, 28; Fischer, Psalter, 366d u. 534b; Mathesy, 25a, 75a u. 186a; Eiselein, 539.
Verleumden. »Jm seine ehr vnnd leutmund abschneiden vnd jm verleimgruben.« (Mathesius, Postilla, CXCVIIIa; Sarepta, CXXXIb.)
*80. Er hat das meiste Salz verbraucht.
Frz.: Plus de la moitié de ses dépens sont payés. (Lendroy, 588.)
*81. Er hat das saltz gar verschütt. – Mathesius, Sarepta, CXXXIIb.
*82. Er hat mit ihm das Salz geleckt. – Nas, 298b.
D.i. Freundschaft gemacht.
[1853] *83. Er hat nicht das Salz dabei.
*84. Er hat Salz auf die Stadt gesäet.
*85. Er hat sie aus dem Salze bekommen. – Frischbier2, 3201.
Eine gründliche Lection, Tracht Prügel.
*86. Er hat zu viel Salz in den Brei gethan.
»Du hast zu vieles Salz zum Brei genommen.« »Thut nichts, wir haben's ja geschenkt bekommen.« (Witzfunken, Vb, 44.)
*87. Er hat's bei mir noch im Salze.
*88. Er isst kein Hample Salz meh. – Sutermeister, 106.
Um einen hohen Krankheitsgrad und nahe bevorstehendes Ableben auszudrucken, wofür a.a.O. sich noch folgende schweizer Redensarten aufgeführt finden: Er nimmt ab, wie der Tag um Martini. Er schwiint us em G'wand. Er fallt us de Kleidere. Es schwiint em. Es ist em i Bode schlächt. Es ist em bode(erde-) schlächt. Es abet mit em. Es gaht hinten abe mit em. Er macht's (triibt's) nümme lang. Er überhaut's nümme. Er hât bösch über de Berg. Er ist am An(Für-)haupt (d.i. am Ende des Ackers.) Me schetzt em nümme-n ûf. Er cha kein Krouch me thue. (S. ⇒ Nehmen 114.)
*89. Er ist mit Salz und Brot zufrieden.
Lat.: Salem et caseum edit. (Plinius.) (Binder II, 3007; Faselius, 227; Wiegand, 103.)
*90. Er muss noch einen Scheffel Salz essen.
Noch kräftiger, verständiger n.s.w. werden, ehe er dazu fähig ist.
*91. Er schütt ihm Salz auf die Wünde. (Jüd.-deutsch. Brody.)
*92. Er verdient nicht das Salz in die Suppe (zum Brote).
In Würzburg: 'R verdient 's Salz in d'r Suppa nit. (Sartorius, 179.)
*93. Er will das Salz mit Mauleselmilch besprengen, um es vor Fäulniss zu schützen. (S. ⇒ Milbe 1.) – Pisansky, 178.
*94. Es ist kaum Salz aufs Ei.
Es kommt dabei wenig heraus, der Ertrag ist klein. »Damit soll er bessere Geschäfte machen, es ist aber immer nur Salz aufs Ei.«
*95. Es ist kein Körnlein Salz in ihm. – Sailer, 307.
*96. Es ist mit etwas Salz zu verstehen.
Holl.: Men moet dat met een greintje zout opnemen. (Harrebomée, II, 512.)
Lat.: Cum grano salis.
*97. Es kommt ihm schon Salz und Pfeffer untereinander. (Rott-Thal.)
Er bekommt schon graues Haar.
*98. Es müsste noch etwas Salz dazukommen.
Holl.: Daar mag wel wat zout bij gedaan worden. (Harrebomée, II, 512a.)
*99. Es regnet Salz und Wurst.
»Braucht man von einem grossen Ueberfluss.« (Gryphius.)
*100. Etwas ganz aus dem Salze machen. – Frischbier2, 3200.
Nach Bock (Idiot. Pruss., 54) und Hennig (219) »ganz aus (ausser) der Weise«, auch »unleidlich werden«.
*101. He verdênt 't Solt up't Brod nett. – Kern, 998.
*102. Iss erst einen Scheffel Salz darüber.
Die Sache hat keine Eile; überlege ruhig.
*103. Leck e Solz, oft wiasd duaschti. (Steiermark.) – Firmenich, II, 764, 3.
Lecke Salz, so wirst du durstig, sagt man zu Kindern, die ohne Noth zu essen verlangen.
*104. Leck Salz, west du sein dorstig. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Wird angewandt, wenn jemand über Hunger klagt und man ihm nichts zum Essen darreichen kann oder will. Die Redensart kommt auch in Ostpreussen vor. (Vgl. Frischbier, 1766.)
*105. Man hat ihr Salz und Pfeffer ins Werch geworfen. – Geiler.
Von Mädchen, die nicht spinnen mögen, weil ihnen irgendjemand Liebesgedanken in den Kopf gesetzt hat.
*106. Man verdient dabei nicht das Salz in die Suppe.
Frz.: Il n'y a pas de l'eau à boire. (Lendroy, 635.)
*107. Me chönnt mit em Salz füere. – Sutermeister, 88.
Er ist ein einfältiger Mensch. A.a.O. finden sich noch folgende sinnverwandte Redensarten: Me chönnt en au schicke de Schaubschêr ge hole. Er isch i de Ebberi g'schickt worde. Me chon e zum Bist-es-Eseli ha. Me muess em's mit dem Holzschlegel dîte und mit der Wanne winke. Me muess em's mit Schlegel und Wegge iibläue. Er lôt si âmache wie Salat. Er wird überthôrlet (überhötzlet).
[1854] *108. Mit Salz den Durst stillen wollen. – Altmann VI, 518.
Holl.: Geen smake boven zout, geen waarde boven goud. (Harrebomée, II, 512a.)
*110. Salz ins Meer tragen.
Die Russen: Du brauchst kein Salz in den Eltonsee zu tragen. (Altmann VI, 471.)
*111. Salz lecken. (Altgriech.)
Sehr spärlich leben. Als Diogenes zu dem reichen Craterus eingeladen ward, sein Gast zu sein und Gebrauch von seinen Gütern zu machen, sagte er: »Ich will lieber zu Athen Salz lecken, als bei ihm Leckerbissen essen.«
*112. Salz und Käse essen. (Altröm.)
Sehr einfach leben.
*113. Salz und Schmalz haben. – Herberger, Ib, 747.
»Saltz vnd schmaltz.« (Sarcerius, CCCXLVI.)
*114. Schütten Salz auf die Wünden. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Wenn man Wunden durch bittere Vorwürfe, beissenden Spott u.s.w. schmerzlicher macht oder vernarbende wieder aufreisst.
*115. Schütten Salz auf'm Schwanz. (Jüd.-deutsch. Warschau.)
Scherzhaft, wenn man einen Gast zurückhalten will. Nach einer Anekdote, wie ein Knabe einen Vogel im Zimmer dadurch zurückzuhalten suchte, dass er demselben Salz auf den Schwanz streute.
*116. Se ist im Salz glea. – Nefflen, 465; Michel, 276.
Sie war im Wochenbett.
*117. Sie haben etlich metzen Salz mit einander geleckt. – Nas, 415b.
*118. Sie hat schon Salz geleckt.
Dies und das gekostet, ist nicht mehr ganz unschuldig.
Holl.: Lek wat zouts. (Harrebomée, II, 512.)
*119. Sie werden keinen Scheffel Salz zusammen essen.
Sie werden gar bald uneinig werden und sich wieder trennen. Jüdisch-deutsch in Warschau: Insbesondere von einem Ehepaar, dessen Zusammenleben keine Dauer verspricht: »Dus Pûr-Volk (Paar-Volk = Ehepaar) wett auch kein Scheffel Salz nit aufessen.«
Frz.: Ils ne mangeront pas un minot de sel ensemble. (Lendroy, 1366.)
*120. Von Salz und Essig leben. (Altröm.)
Von ärmlichen und dürftigen Mahlzeiten, weil die Armen nur damit würzen können.
*121. Weder Salz noch Schmalz haben. – Lohrengel, II, 505.
*122. Wenn es Salz regnet! (S. ⇒ Nimmerstag.)
*123. Wir haben noch keinen Scheffel Salz miteinander gegessen. – Faselius, 85; Frischbier2, 3202.
Allzu grosse Vertraulichkeit zurückweisend; auch um zu sagen unsere Bekanntschaft ist noch neu, wir kennen einander noch nicht genau.
Lat.: Multi modii salis simul edendi, ut amicitiae munus expletum sit. (Philippi, I, 262.)
*124. Zuvor einen Scheffel Saltz mit Einem essen. – Mathesy, 28a.
125. Er streut Salz und Pfeffer auf seine Wunden. – Merx, 250.
126. Spar dein Salz und deinen Rath, wenn man vorher nicht darum bat.
It.: Nè sale nè consiglio, non dar mai se non pregato. (Giani, 1497.)
127. Wer auch viel Salz hat, muss deshalb die Suppe nicht versalzen.
Wer auch reich ist, darf deshalb nicht verschwenden.
128. Wer Salz und Brot hat, wird nicht verhungern.
Poln.: Kto ma sol z chlebém nieumrze głodém. (Frischbier, 4306.)
*129. Einem Salz in die Augen streuen. – Mathesius, Sarepta, CXXXIb.
Adelung-1793: Urin-Salz, das · Salz-Krystalle, die · Salz, das
Brockhaus-1809: Das Sauerklee-Salz · Das Salz
Brockhaus-1911: Saidschitzer Salz · Mohrsches Salz, · Schlippesches Salz · Salz · Karlsbader Salz · Englisches Salz · Bullrichsches Salz · Gmelinsches Salz · Flüchtiges Salz
Lueger-1904: Salz [2] · Schlippes Salz · Epsomer Salz, Epsomit · Salz [1]
Meyers-1905: Salz · Salz der Wissenschaft · Mohrsches Salz · Saidschitzer Salz · Sedlitzer Salz · Wothlisches Salz · Salz, englisches · Schlippesches Salz · Englisch Salz · Epsomer Salz · Bullrichsches Salz · Derosnesches Salz · Gmelinsches Salz · Karlsbader Salz · Fischers Salz · Flüchtiges Salz
Pierer-1857: Schlippesches Salz · Salz der Weisheit · Salz der Helden · Desrosne's Salz · Bullrichs Salz · Berliner Salz · Salz · Englisches Salz · Badener Salz · Attisches Salz · Mikrokosmisches Salz · Karlsbader Salz · Gebratenes Salz
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