Bibel

[721] Bibel (vom griech. Βιβλία, d.h. die Bücher), durch u. seit Chrysostomos üblich gewordene Bezeichnung der heiligen Schriften der Juden u. Christen, die sonst auch Schrift, Heilige Schrift, Wort Gottes genannt werden. I. Eintheilung der Bibel. Man theilt die B. in das Alte u. Neue Testament (Schriften des Alten u. Neuen Bundes, ἡ παλαιὰ καὶ καινὴ διαϑὴκη, Testamentum s. Foedus vetus et novum) ein. A) Das Alte Testament besteht aus den Kanonischen Büchern, welche die Religionsurkunden der Juden enthalten u. auch den Christen als heilig gelten, u. aus den Apokryphen, die weder bei den Juden, noch bei den älteren Christen, noch in der Griechischen u. Protestantischen Kirche, wohl aber bei den Katholiken, nach Beschluß des Tridentischen Concils, göttliches Ansehen haben. a) Die Kanonischen Bücher werden eingetheilt: aa) in das Gesetz (die 5 Bücher Mosis); bb) die Propheten, wozu auch die Historischen Bücher, Josua, Richter, Samuelis u. der Könige gehören, u. cc) in Hagiographa: Hiob, Sprüche Salomonis u. die Psalmen, Hohes Lied, Prediger Salomonis, Ruth, Klagelieder, Esther, Esra u. Nehemia, Bücher der Chronik u. Daniel, s.u. Bibelkanon. b) Die Apokryphischen Schriften des A.T., s.u. Apokryphen 2) a). Die Bücher des A. T. sind in hebräischer, einige Stücke im Buche Esra u. Daniel aber in chaldäischer Sprache geschrieben. Die Apokryphen sind nur griechisch vorhanden, einige aber waren ursprünglich hebräisch od. chaldäisch geschrieben u. sind ins Griechische übersetzt worden. B) Das Neue Testament enthält die den Christen heiligen Schriften der Apostel u. Evangelisten; die einzelnen Bücher werden verschieden eingetheilt, gewöhnlich nach dem Inhalt in a) die Historischen Schriften (Evangelien u. Apostelgeschichte); b) die Briefe, u. zwar die Paulinischen u. die Katholischen Briefe; u. c) Prophetische Schriften, deren es nur eine gibt, nämlich die Apokalypse, s.u. Bibelkanon. Über die Schriften des Neuen Testamentes, sofern sie als echt allgemein anerkannt (Homologumena) od. zweifelhafter Echtheit sind (Antilegomena), s.u. Bibelkanon. Die Bücher des N. T. sind griechisch geschrieben, nur Matthäus soll hebräisch geschrieben gewesen sein. Die Protestanten halten die Ursprache für die einzig zuverlässige Quelle ihres Inhalts; die Katholiken aber, nach einem Beschlusse des Tridenter Concils, auch den Text der lateinischen Übersetzung (Vulgata) für authentisch u. für zuverlässig in Betreff der Reinheit der Glaubens- u. Sittenlehren u. ausreichend zum öffentlichen Kirchengebrauch, s.u. VIII.

II. Der Text der biblischen Bücher. Zum Text gehört nur das, was der Schriftsteller selbst geschrieben hat, u. man muß vom wesentlichen Bestand desselben unterscheiden, was im Verlauf der Zeit hinzugekommen ist u. die äußere Gestalt desselben ausmacht. Zu letzeren gehören: a) im hebräischen Text die Vocale, im hebräischen u. griechischen Text die Accente u. diakritischen Zeichen, die erst später erfunden sind. Die biblischen Schrifsteller schrieben ohne diese Zeichen, die hebräischen blos die Consonanten. b) Die Versabtheilung, wenigstens die vollständig durchgeführte, ist auch erst später bestimmt worden, so wie die Interpunction. Im N. T. hat sich die Interpunction aus der stichischen Abtheilung, welche Euthalihs von Alexandria im 5. Jahrh. einführte, entwickelt. Dieser theilte den Text in so viele Absätze, als beim Vorlesen durch die Stimme unterschieden wurden (Stichometrie). Diese Absätze rückte man in den Handschriften wirklich ab; später unterschied man sie durch Punkte, diese Interpunction bestimmte man dann logisch, u. so entstand die jetzige Interpunction. Die Abtheilung in Verse ist im Hebräischen erst mit der Accentuation eingeführt u. meist dem Sinne nach richtig; im N. T. aber von Robert Stephanus, der sie in seiner Ausgabe 1551 anbrachte, erfunden u. oft dem Sinn nicht entsprechend. c) Die Abtheilung in Capitel rührt von dem Cardinal Hugo St. Caro her, der sie behufs seiner lateinischen Bibelconcordanz erfand; Daniel Bomberg nahm sie in seine Ausgabe des A. T. von 1525 auf u. die Herausgeber der Complutensis u. Erasmus führten sie auch ins N. T. ein. Ehedem war eine andere Capitelabtheilung üblich. Die Evangelien sind nämlich in den Handschriften in Κεηάλαια (Capitula) u. Τίτλοι (Breviaria), welche letztere größer als jene sind, abgetheilt. Die Eusebianischen Kanones sind 10 Tabellen, in welchen kurz die Harmonie der Evangelien u. was jeder Evangelist Eigenthümliches hat, aufgestellt ist. Eusebios selbst theilte mit Ammonios die Evangelien in kleinere Abschnitte (Matthäus 355, Marcus 233, Lukas 342 u. Johannes 232) u. größere Abschnitte, Τίτλοι (Matth. 68, Lukas 83, Johannes 18), daher Ammonianisch-Eusebianische Abschnitte. Die Apostelgeschichte u. die Briefe sind blos in Κεφάλαια abgetheilt, für deren Urheber man den Euthalios hält, der sie in seine stichische Ausgabe des N. T. aufnahm. d) Die Perikopen od. Leseabschnitte des N. T. sind ebenfalls spätern Ursprungs, u. die neutestamentlichen Bücher waren ehedem durchweg in solche Perikopenabgetheilt, die Evangelien in 57 (nach der Zahl der Sonn- u. Festtage des Jahres) u. die Apostelgeschichte u. die Briefe in eben so viele. Nachher hob man die Lesestücke blos aus u. schrieb sie in sogenannte Lectionaria zusammen. Diese Leseabschnitte sind von den heutigen verschieden, welche erst im Mittelalter üblich geworden sind. Bei den Juden ist der Pentateuch in 669 Abschnitte (Paraschen) zum Behuf des öffentlichen Vorlesens, u. in 54 Leseabschnitte (große Paraschen od. Sabbathsperikopen) getheilt, welche in den Synagogen an den Sabbathen vorgelesen wurden. Die Lesestücke der Propheten, welche aber nicht durchgehen, sondern blos ausgehoben sind, heißen Haphtharen, mit ihnen wurde die Versammlung beendigt. e) Auch die Über-u. Unterschriften der neutestamentlichen Bücher rühren nicht von den Verfassern, sondern von späteren Lesern her. Diese waren erst blos Wiederholungen von jenen, denen man aus Überlieferung u. Vermuthung noch historische Nachrichten beifügte. Euthalios[721] trug sie in seine stichometrische Ausgabe ein u. so pflanzten sie sich in den Ausgaben fort.

III. Handschriften der Bibel. A) Das Alte Testament. a) Jüdische u. zwar aa) Synagogenrollen od. heilige Handschriften, welche die Bücher Mosis zum Gebrauch der Synagogen enthalten u. weder Vocale noch Accente haben. Sie sind mit der größten Genauigkeit auf Pergament geschrieben, die ältesten (wiewohl nicht über 700 Jahr) u. wichtigsten; u. bb) gemeine od. Privathandschriften, welche theils in Quadratschrift, mit Vocalen u. Accenten, theils in rabbinischer Cursivschrift geschrieben sind. b) Samaritanische; sie enthalten die Bücher Mosis nach dem, bei den Samaritanern üblichen Text, in samaritanischer Schrift, sind aber noch jünger als die jüdischen. Kennicot veranstaltete eine Vergleichung der hebräischen Handschriften, deren Ergebnisse er in seiner Ausgabe des A. T., Oxf. 1776, 1780, Fol., niederlegte, nach ihm gab de Rossi Variae lectiones Vet. Test. etc., Parma 1784–88,4 Thle., heraus. Die Lesarten der jüdischen Handschriften sind selten sehr abweichend vom gewöhnlichen Text, die der samaritanischen mehr u. sind wichtiger, aber auch der Corruption verdächtig, vgl. Gesenius, De pentateuchi samarit. origine etc., Halle 1815. Als Bruchstücke alter Handschriften gelten die Anführungen alttestamentlicher Stellen im Talmud u. in den Schriften der Rabbinen, wenn sie nicht, wie häufig der Fall ist, ungenau u. nach späteren Handschriften geändert sind. Besonders aber sind die kritischen Anmerkungen der Masora (s.d.), welche sich zum Theil in allen Ausgaben des A. T., vollständig aber in den rabbinischen Bibeln finden, u. unter denen die Keris (Randlesarten) am wichtigsten sind, zu beachten. B) Das Neue Testament. Die Handschriften, deren Anzahl an 480 ist, steigen bis zum 4. Jahrh. hinauf, enthalten auch mehr Abweichungen als die des A. T-s. Man theilt sie ein in Handschriften mit Unicalschrift u. solche mit Cursivschrift, letztere sind die jüngeren. Die berühmtesten von jenen sind folgende: Codex Alexandrinus, bezeichnet mit Cod. A, s. Alexandrinischer Codex; Cod. Vaticanus (Cod. B), in der Vaticanischen Bibliothek zu Rom, aus der 1. Hälfte des 5., nach Anderen des 4. Jahrh., von Karyophilos mit nach Europa gebracht; die Abschnitte in ihm sind ganz eigenthümlich, vgl. Hug, De antiquitate cod. Vat., 1810; Cod. Regius od. Cod. Ephraemi (Cod. C) zu Paris, enthält eigentlich die griechische Übersetzung des Ephraem Syrus, darunter aber als ursprüngliche Schrift Fragmente der Bibel; die Handschrift ist uralt u. in Ägypten geschrieben; Cod. Cantab rigiensis (Cod. Stephani, C. Bezae, cod. D) zu Cambridge, enthält die Evangelien u. die Apostelgeschichte griechisch mit lateinischer Übersetzung, herausgegeben von Kipling, Cambr. 1793, Fol.; Cod. Claromontanus (Cod. D) zu Paris, aus dem 7. od. 8., nach Einigen sogar aus dem 6. Jahrh., die Briefe des Paulus, griechisch u. lateinisch enthaltend, herausgegeben von Tischendorf, Leipz. 1852; Cod. Basileensis (Cod. E) aus dem 9. Jahrh., die Evangelien enthaltend, vgl. Schmelzer, De antiq. cod. Basil., Gött. 1750; Cod. Laudianus (Cod. F) in der Bodlejanischen Bibliothek zu Oxford, enthält die Apostelgeschichte griechisch mit lateinischer Übersetzung; er ist geschrieben im 6. od. 7. Jahrh. zu Alexandrien; im Facsimile herausgegeben von Hearne, Oxf. 1715; Cod. Boernerianus (Cod. G), die Paulinischen Briefe, griechisch mit lateinischer Interlinearübersetzung enthaltend, kam aus Börners Privatbesitz in die Königliche Bibliothek in Dresden, herausgegeben von Matthäi, Meißen 1791; Cod. Coislinianus (Cod. H), Fragmente der Paulinischen Briefe enthaltend, im 7. Jahrh. geschrieben; Cod. Cyprius (Cod K), in Paris, die 4 Evangelien enthaltend, nach Einigen aus dem 8., nach Andern aus dem 10. Jahrh. stammend; Cod. Dublinensis (Cod. Z), ein Palimpsest, welcher das Evangelium des Matthäus enthält, aus dem 6. Jahrh. od. noch älter, jetzt auf der Bibliothek des Trinitätscollegium zu Dublin, im Facsimile herausgegeben von Barrett, Dublin 1801; u. v. a. Alle diese Codices sind nicht Rollen, wie die des A. T., sondern Hefte (Quaterniones, Quinterniones, Sexterniones, d.h., aus 4,5,6 Blättern bestehend) in verschiedenem Format, von verschiedenem Material, je nach dem Alter der Handschriften. Die Citate neutestamentlicher Stellen bei Kirchenvätern sind wichtiger als die des A. T.

IV. Ausgaben der Bibel. A) Des Alten Testaments. Die ältesten Ausgaben sind nach Handschriften gemacht u. vertreten die Stelle derselben. 3 derselben sind die Grundlage der übrigen geworden, nämlich die, welche 1488 zu Soncino erschien u. welcher die von Brescia 1494 folgt (der letzteren bediente sich Luther); ferner der hebräische Text der Complutensischen Polyglottenbibel 1514–17 u. die 2. rabbinische Bibel, welche bei Bomberg in Venedig 1525 f., Fol., unter der Aufsicht des Rabbi Jacob den Chajim erschien u. welcher die meisten andern folgen, bes. die von Athias, Amsterd. 1661, van der Hooght, ebd. 1705, Jablonsky, Berl. 1699, Opitz, Kiel 1709; u. die mit Varianten ausgestatteten, außer der Ausgabe von Kennicot, die von Döderlein u. Meisner, Lpz. 1793, u. Jahn, Wien 1807, Handausgaben von Clodius, Frankf. 1677; Reineccius, Lpz. (1725) 1756; Simonis, Halle (1752, 1767, 1822), 1828; Hahn, Lpz. 1831. B) Die ersten Ausgaben des N. T., die in der Complutensischen Polyglotte 1514 u. die von Erasmus 1516–35, haben wenig Werth, weil sie aus meist jungen Handschriften geflossen u. ohne kritische Sorgfalt veranstaltet sind. Der Text dieser beiden Grundausgaben ward lange theils rein, theils verändert, theils mit einander vermischt fortgepflanzt, unter andern auch in den Stephanischen Ausgaben, bis Theodor Beza in seinen ebenfalls in der Stephanischen Officin erschienenen Ausgaben, 1565, 1582, 1589, 1598 den Stephanischen Text in einer neuen Bearbeitung nach Handschriften lieferte, welchen die Elzevirsche Officin durch ihre gefälligen Ausgaben, Leyden 1624, 1633, 1641, 1656, 1662, allgemein verbreitete u. zum gemeinen Text stempelte. Aus der Vergleichung der verschiedenen Handschriften u. Citate bei Kirchenschriftstellern, wozu noch die alten Übersetzungen (f u. V.) kommen, ist eine große Menge verschiedener Lesarten erwachsen, welche in den kritischen Ausgaben vorliegen, von Mill, Oxf. 1707, Fol., neu herausgegeben von Küster, Amst. 1710; Bengel, Tüb. 1734; Wetstein, Amst. 1751 f., Fol.; Griesbach, Halle 1774 f. (neue Bearbeitung 1796 u. 1806 u. der 1. Bd. von Dav. Schulz, Berl.[722] 1827), darnach eine Prachtausgabe (Lpz. 1803–7, kl. Fol.) u. eine Handausgabe (Lpz. 1805, 2. Aufl. 1811); Matthäi, Riga 1782–88, 12 Thle., kleine Ausgabe, Wittenb. 1803, 3 Bde.; Alter, Wien 1786 f.; Birch, Kopenh. 1788, Fol. (blos die Evangelien, wozu Varia lectt. ad textum act. App. epp. cath. et Pauli, 1798, u. Varia lectt. ad textum Apoc., 1800, gehören); Scholz, Lpz. 1830 f.; Schotts Ausgabe mit lateinischer Übersetzung (Lpz. 1805, 3. Aufl. 1825) folgt der Griesbachschen; Knapp in seiner Ausgabe (Halle 1797, 4. Aufl. 1829), gibt einen eigenen Text; ebenso Rink in seiner kritischen Ausgabe (Lpz. 1830–36, 2 Bde.); Lachmann (Berl. 1831, dazu der kritische Apparat von Buttmann 1841 u. 1850), mit besonderem Anschluß an die morgenländische Recension, u. Tischendorf (Lpz. 1841 u. 1850). Handausgaben noch von Tittmann (Lpz. 1820), Vater (Halle 1824), Nähe (Lpz. 1831), Göschen (Lpz. 1832), Theile u. A. Griesbach hat ein eigenes System der neutestamentlichen Kritik aufgestellt, welchem Hug, mit Abänderungen, beigetreten ist. Beide Kritiker unterschieden, nach Sichtung u. Anordnung aller kritischen Materialien, verschiedene, in den verschiedenen Denkmälern erscheinende Gestaltungen u. Bearbeitungen od. Recensionen des Textes: a) eine Occidentalische Recension in den griechisch-lateinischen Handschriften, der lateinischen Übersetzung u. den lateinischen Kirchenvätern; b) eine Alexandrinische (nach Hug von Hesychios veranstaltete) Recension, in den Anführungen der alexandrinischen Kirchenväter, der memphitischen, philoxeníanisch-syrischen Übersetzung u. den ältesten griechischen Handschriften (Cod. Alex., Vat. u.a.); c) eine Constantinopolitanische, wahrscheinlich von Lukianos veranstaltete Recension in den Schriften der Kirchenlehrer von Syrien, Kleinasien u. den Gegenden des constantinopolitanischen Patriarchats, in der slavischen u. gothischen Übersetzung, in den jüngeren griechischen Handschriften, bes. auch denen, die mit kleiner Schrift geschrieben sind.

V. Übersetzungen der Bibel. A) Die berühmteste Übersetzung des A. T. ist die griechische der Siebzig (Septuaginta, s.d.), ferner des Aquila, Theodotion u. Symmachos; die syrische Übersetzung (Peschito, s.d.), die chaldäische Targums od. Paraphrasen des Onkelos u. Jonathan, deren mehrere mit dem Texte in die Bibelpolyglotten (s.u. Polyglotte) zusammengestellt sind; ferner arabisch im 10. Jahrh. von R. Saadia (Pentateuch, Leyd. 1622, Jes., Jena 1790) u. B. Josua; persisch im 9. Jahrh. von Jacob B. Joseph Tawus; spanisch (Ferrara 1553, Fol., Amst. 1762, Fol., Jes.u. Jer., Salonichi 1569, Fol.); jüdisch-deutsch von Jekutiel B. Isaak (Amst. 1679, Fol.), von Jos. B. Alex. (Amst. 1687, Fol., Prag 1765); deutsch einzelne Bücher von M. Mendelssohn, Friedländer u. Heinemann. Die Samaritaner übersetzten die 5 Bücher Moses im 2. Jahrh. in ihren Dialekt u. ins Griechische, im 12. Jahrh. ins Arabische. B) Übersetzungen des N. T. u. der ganzen B. seit dem 2. Jahrh.: a) Lateinisch das A. T. nach der Septuaginta die sogenannte Itala (s.d.), die des Hieronymus u.a. alte lateinische in Bibl. sacr. vers. antiq., herausgegeben von Sabatier, Rheims 1739–49, 3 Bde. Fol., Evangeliarium quadrupl. lat., herausg. von Bianchini, Rom 1749, 2 Bde. Fol., Evangelium palatinum, von Hieronymus übersetzt, herausgegeben von Tischendorf, Lpz. 1847; aus dem 3. Jahrh. ober- u. niederägyptisch od. koptisch (s.u. Koptische Sprache); aus dem 4. Jahrh. äthlopisch (vom A. T. nur Fragmente gedruckt, N. T., Rom 1548, 4.), u. gothisch (s.u. Gothische Sprache); aus dem 5. Jahrh. armenisch (im A. T. nach der Septuaginta, Amsterd. 1666, Constant. 1715, Vened. 1733, Fol., Lond. 1817); aus dem 6. Jahrh. ist die Philoxenianischsyrische Übersetzung des N. T.; die georgische (Mosk. 1751); aus dem 10. Jahrh. die angelsächsische (4 Evang., Dortr. 1665, Pentateuch u. Jos., Oxf. 1698, Psalm, Lond. 1640); die arabische aus dem 8.–10. Jahrh. (Pentateuch u. N. T., herausgegeben von Aurivillius, Upsala 1803, Rom 1671, 3 Bde. Fol.); die persische aus dem Syrischen (4 Evang., herausgegeben von Wheloc, Lond. 1657); aus dem 9. Jahrh. die slavische, von Methodius u. Cyrillus (Ostrow 1581, Mosk. 1663, verb. Mosk. 1751, Kirchen-B. der Russen, Serbier u. Illyrier, auch Kiew 1788, 5 Bde., Ofen 1804, 5 Bde.); die walachische (von Gretschan, Bukarest 1688, Balassalva 1804); die moldauische, Petersburg 1819; das N. T. für griechische Christen illyrisch, Wien 1795, Fol.; die türkische Übersetzung von Seamann, Oxf. 1666; die neugriechische von Kalliopolita, Leyd. 1638, von Mich. Macedo, Halle 1710; die neurussische von der Bibelgesellschaft in Petersburg 1821 (vgl. Polyglotten). Aus der von Hieronymus besorgten Umarbeitung der Itala. entstand seit dem 5. Jahrh. die Vulgata (s.d.). b) Übersetzungen aus der Vulgata sind: die romanische der Waldenser im 12. Jahrh., die französische vom Jahre 1294 (A. T. von I. Macho u. Ferget, Lyon um 1477), von le Fevre d'Etaples (Paris u. Antw. 1523–28, 7 Bde., revidirt von den Löwenschen Theologen, Antw. 1578), von Jos. le Maitre de Sacy (Par. 1672, 32 Bde., u.ö. noch Par. 1789 bis 1804, 12 Bde.); die Monser Übersetzung (des Neuen Testaments) von den Jansenisten Anton Maitre, Isaak Ludwig, le Maitre de Sacy, Anton Arnauld, Peter Nicole u.a. (erschien, nachdem ein Buchhändler zu Mons die Erlaubniß dazu erhalten hatte 1667 zu Amsterdam unter der Aufschrift Mons, wurde aber dann von den Päpsten Clemens IX. u. Innocenz XI. verdammt), von Quesnel (Par. 1687), von Rich. Simon (Trevoux 1702, 4 Bde.), von Bouhours (Paris 1704), von Calmet (Par. 172.4, 8 Bde. Fol.); die englische von Wicliffe 1380, Douay, 1609 f., 2 Bde.; die italienische von Malermi (Ven. 1471, 2 Bde.), von Martini (Turin 1776, 23 Bde., Vened. 1781–86, 36 Bde.); das N. T., Lond. 1818; auch von Marmochino, Ven. 1538; die deutschen seit dem ersten Abdruck, Straßb. 1466, N. T. von Emser, Dresd. 1527; A. T. von Dietenberger, Mainz 1534, A. u. N. T. von Eck, Ingolst. 1537; von Ulemberg, Köln 1630; von Braun, Augsb. 1786, 1803, 3 Bde.; von Widemann, Regsb. 1819; die niedersächsische von Joh. Hoddersten, herausgegeben von Bugenhagen, Lübeck 1534; die holländische, Delft 1477 (nur das A. T. ohne Psalter); die der Jansenisten N. T. von van der Schnuren, Utrecht 1698, A. u. N. T. von van der Schnuren u. v. Rhon, ebd. 1732, 2 Bde.; die spanische von Scio de San Miguel (Madr. 1794–99, 19 Bde., 1807, 6 Bde.);[723] die portugiesische von A. Pereira de Figueiredo (Lissab. 1780 ff., 23 Bde.); die ungarische von G. Kaldi (Wien 1626, Ofen 1782), N. T. von Erdösi (Wien 1574); die polnische von Leopolita (Krakau 1561). u. Wuyek (ebd. 1599, Fol.); die russische von Skorina (A. T., Prag 1519). c) Nicht an die Vulgata banden sich folgende Übersetzungen aa) von u. für Katholiken: Lateinisch, N. T. von Erasmus (Basel 1516), A. u. N. T. von Sant. Pagnini (Lyon 1527, 1542, Fol.); italienisch von Bruccioli (Bened. 1532, Fol., 1542–47, 7 Bde. Fol.); französisch von R. Benoist nach der Genfer (Par. 1566, Fol.), nach dem Grundtexte von le Gros (Köln 1739) u. in neuerer Zeit oft, z.B. von, Montauban, Par. 1819, Bde.; englisch nach dem Grundtexte von Alex. Geddes (Lond. 1792–97, 2 Bde.); deutsch nach dem Grundtexte von Brentano u. Dereser (Frkf. a. M., 1796–1810, 7 Bde.), N. T. von Mutschelle (München 1789 f., 2 Bde.), von Fischer (Prag 1794), von van Eß (Braunschw. 1807, Stereot. Sulzb, 1820, A. T., bb) Protestantische Übersetzungen sind: Lateinisch voll den Reformirten Seb. Münster (A. T., Zürich 1534), Leo Judä u. Bibliander (A. u. N. T., ebd. 1543, Fol.), Castalio (A. u. N. T., Basel 1551, Fol. Lpz. 1738), Beza (N. T., Genf 1556), Tremellius u. Junius (A. T., Frkf. 1579, Fol., A. u. N. T. Hannov. 1624, 2 Bde. Fol.); von den Lutherischen: Geb. Schmidt (Straßb. 1696), Dathe (A. T., Halle 1784–94, 6 Bde.), Reichard (N. T. Lpz. 1799, 2 Bde.), Schott (ebd. 1805 u.ö.), Schott ü. Winzer (A. T., Altona, 1816, 1 Bd.); deutsch von Luther, Wittenb. 1522–32, 5 Bde. Fol., revid. 1541, Fol.; mehrere hundert Ausgaben bis jetzt, in denen nur Rechtschreibung, Wort- u. Druckform dem üblichen angepaßt ward; sie behielt in der Lutherischen Kirche die Oberhand, während die Versuche der Wiedertäufer (Propheten von Hetzer u. Denk, Worms 1527, Fol.), Unitarier (N. T. von Crell u. Stegmann, Rakow 1630; von Felbinger, Amsterd. 1660; von Triller, ebd. 1703, von Reiz, Offenb. 1703); Coccejaner (mystische u. prophetische B. von Horch, Warb. 1712); Zinzendorf (N. T., Büding. 1727, 2 Bde.), der ihm verwandten Mystiker (A. u. N. T., Berleb. 1730 bis 1742, 8 Bde. Fol., bekannt als Berleburger B., u.a. vorzüglich von I. F. Haug bearbeitet, die wegen ihres Mysticismus zu vielen Untersuchungen u. Streitigkeiten, selbst auf dem Reichstag zu Regensburg Veranlassung gab); des abgeschmackten Junkherrot (N. T., Offenb. 1732), des Böhmisten Kayser (N. T., o. O. 1735), des frivolen Schmidt (5 B. Mos., Werth., 1735) u. Bahrdt (N. T., Riga 1773, 1774, 2 Bde.), nur literarische Curiositäten sind. Die deutschen Übersetzungen der Reformirten sind von Leo Judä, Zürich 1527–29, 5 Bde., 1531 Fol., Worms 1529, Fol.; Neue Züricher H., 1665 bis 1667, Fol., 2 Bde., in der Schweiz kirchlich gebraucht, von Piscator aus dem Lateinischen des Tremellius u. Junius, Herborn 1602–1604, 3 Bde., von Tossanus nach Luther, Heidelb. 1617. Fol. Die Fortschritte der biblischen Kritik u. Exegese beurkunden die neuen Verdeutschungen von Seiler (N. T., Erl. 1781, 1805), Stolz (N. T., Zürich 1781, 1894, Hannov. 1820), Michaelis (A. T., Gött., 1789, 2 Bde.), N. T. 1790, 2 Bde. Thieß, (N. T. Lpz. 1790–1800, 4 Bde.), Bolte (N. T. Altona 1795–1806, 8 Bde.), Hezel (N. T., Lpz., 1809), Preiß (N. T., ebd. 1811, 2 Bde.), Örtel (A. T. Ansb. 1817), Kelle (A. T. Freiburg 1815 bis 1819, 3 Bde.), sämmtlich nur zu sehr modernisirt; treu von Augusti u. de Wette (A. u. N. T., Heidelb. 1809–14, 6 Bde., u. von de Wette allein, Heidelb. 1863 3. Aufl.); von Meyer, Frankf. 1819, 3 Bde. (3. Ausg. 1855), s. unten VI. cc) Außerdeutsche neuere Bibelübersetzungen: Holländische Übersetzung des A. u. N. T., Antw. 1526. Fol., Emd. 1562, Fol., kirchlich gebraucht; an ihre Stelle trat die sogenannte Staaten-B. aus dem Grundtexte von den orthodoxen Theologen der Dortrechter Synode, Leyden 1637, Fol., neue Übersetzung, Antw. 1657, Fol., von van der Vloten, Leyd. 1789 bis 1796, 13 Bde., von van der Palm, ebd. 1817 ff.; das N. T., Lond. 1817; Englische Übersetzung von Coverdale nach den lateinischen u. holländischen mit Tindals N. T. London 1535, Fol., nach dem Grundtexte 1539, Fol., von Puritanern, Genf 1561, Hol., von Parker u. A., Lond. 1568, Fol., die kirchliche gebrauchte Bischofs-B., unter Jacob I. neu übersetzt als Königs-B., ebd. 1611, Fol., ist seitdem in der bischöflichen Kirche allein gebraucht, Neu nach dem Grundtexte, Cambridge 1763, Fol., mit Anmerkungen, Lond. 1811, 3 Bde. u. oft in neueres Zeit, so Oxf. 1804, Lond. 1817, 1821, Oxf. 1821, Lond. 1822; das N. T., ebd. 1817, 1824, Oxf. 1824; Wälisch, Lond. 1654, 1760, Caer Grawet, 1813; Galisch, Lond. 1807, ebd. 1821.; das A. T. Edinb. 1807; in der Manksprache (auf der Insel Man), Lond. 1815, 1819; Irländisch, Lond. 1681, ebd. 1817; Niederbretagnisch, das N. T., Par. 1827. Baskisch (s.d.), das N. T., Bayonne 1828. Französische Übersetzungen von Olivetan, Neufchatel 1535. Fol., Genf 1540, Fol., revidirt von Beza u. Bertram, ebd. 1588, Hol, 1805, Fol. 3 Bde., Kirchen-B., von Castalio, Basel 1555, Fol., von Martin, Amst. 1707, Fol., von Roques, Basel 1744, von Osterwald, Amst. 1724, Fol., kirchlich gebraucht, zuletzt Paris 1830, von le Cene, Amst. 1741, Fol., N. T. von le Clerc, ebd. 1713. 2 Bde.; socianisch, am besten von Beausobre Lenfant, ebd. 1718. Italienische Übersetzungen von Rustici nach der reformirten lateinischen u. dem Grundtexte, Genf 1562, Fol., von Diodati nach dem Grundtexte, ebd. 1607, 1641, Fol., Lpz. 1744, R. T. von Berlando della Lega u. Ravizza, Erl. 1721 f., 2 Bde.; Maltesisch, die geschichtlichen Bücher des N. T., Lond. 1639; Rhätische (Graubündtische, Romanitische: obergraubündtisch, Chur 1718, Fol., untergraubündtisch, Scuol 1743. Fol.; Cuera 1818 N. T. 1820); Spanische Übersetzungen von Cassiod de Reyna nach der reformirten lateinischen, Bas. 1569, verbessert von Valera, Amst. 1602, Fol., N. T. von Enzinas, Antw. 1543; das R. T, Lond. 1817; Portugiesische Übersetzungen von Ferreira d'Almeida, N. T., Tranquebar 1719–38, 5 Bde., Lond. 1819, N. T., Amst. 1712, Batav. 1748–53, 2 Bde. 1773. Dänische Übersetzungen nach der Lutherischen, Kopenh. 1550, Fol. (kirchlich gebraucht), ebd. 1699, nach dem Grundtexte von Resenius, ebd. 1607, verbessert von Suaning, ebd. 1647, 2 Bde., neu verbessert 1742; neu ebd. 1819, das N. T., Lond. 1814, Kopenh. 1825; Faröisch[724] u. dänisch, das Evangelium Matthäi, Randers 1823; Isländische nach der. Lutherischen u. der dänischen, Holum 1584, Fol., verbessert 1644, Fol., Kopenh. 1747, 1813; Schwedische, N. T. nach dem Grundtexte von Andrea, Upsala 1526, A. u. N. T. nach der Lutherischen von Olof u. Lorenz Petri, ebd. 1541, Fol., revid., Stockh. 1618, Fol., neu revid., ebd. 1703, Fol., 1801, 2 Bde., neu übersetzt von Gezelius mit Anmerkungen, N. T., Åbo 1711–13, 2 Bde. Fol., A. T., Stockh. 1724 bis 1728, 4 Bde. Fol.; von einer Commission schwedischer Gelehrter wurde die B. 1834 ff. neu übersetzt. Finnisch, Stockh. 1642, Fol., Åbo 1685, 2 Bde., 1776, Petersb. 1817; Esthnisch, N. T. Riga 1727: nach der Lutherischen, Reval 1729; die ganze B. nach dem Grundtext, ebd. 1739, 1773, Petersb. 1822, das N. T. ebd. 1816; Lettisch, nach der Lutherischen, Riga 1689, 4 Bde., nach dem Grundtext, ebd. 1739, 3, Bde. ebd. 1794, das N. T., Mitau 1816; Lithauisch, das, N. T., Königsb. 1727, nach der Lutherischen, ebd., 1735, 1755, 2 Bde.; ebd. 1816, 2 Bde.; Polnisch von Unitariern, Brzesc 1563, Fol., von Budny Czaslau 1572, von Czechowitzky, Rakow 1577, von Smalcius 1606; von Reformirten, Danzig 1632, Amst. 1660, Halle 1726, von Schultz, Königsb. 1738, auch von Lutherischen gebraucht, Berlin 1810; N. T., Mosk. 1819, 1822, das N. T., Lpz. 1831; Böhmische, von den Böhmischen Brüdern nach dem Grundtexte, Kralitz 1579–93, 6 Bde., ebd. 1596, 1613, Fol., Presb. 1787, 1808, Königsb. 1816, neu übersetzt, Prag 1769–71, 3 Bde. Fol., Berl. 1813; Slavonisch u. russisch, Petersb. 1820, 1822; Russisch, das N. T, Lpz. 1830, die Psalmen, Petersb. 1822; Wendisch, nach der Lutherischen, Budiss. 1724, 1742, 1797, auf Kosten der Sächsischen Bibelgesellschaft, ebd. 1820 u. 23; Ungarisch nach der Lutherischen von Heltei, Clausenb. 1551–84, 5, Bde., nach der reformirten lateinischen von Karolyi, Visoly 1590, 3 Bde. Fol., von Reformirten u. Lutheranern kirchlich gebraucht, verbessert von Molnár, Hanau 1608, neue Ausg., Utrecht 1794, Pesth 1805, 5 Bde. Fol., von Csipkes, Leyd. 1717 (auf kaiserlichen. Befehl confiscirt); N. T. von den Luther. Trokosch, Wittenb. 1736, von Bárány, Lauban 1754; Neugriechisch, das N. T., Lond. 1815; Albanesisch Corfu 1827. Für außereuropäische Länder veranstaltete die Englische Bibelgesellschaft besondere Übersetzungen in die meisten asiatischen, in einige afrikanische, amerikanische, u. australische, die russische Bibelgesellschaft in die nordasiatischen Sprachen, meist nur das N. T., od. Meine Evangelien enthaltend, s.d. unter den einzelnen Nationalliteraturen.

VI. Erklärung der Bibel. Für die Auslegung des Urtextes (Exegese) ist seit den ältesten Zeiten bis auf unsere Tage in Commentaren u. Übersetzungen (s. oben) viel gearbeitet worden. a) Die wichtigsten Paraphrasen od. erläuternden Umschreibungen. vom N. T. sind die von Erasmus (neu herausgegeben Berl. 1777–80, 3 Bde.), von Hammond (lateinisch von Clericus, Frankf. 1714, 2 Bde., Fol.), von Semler (in mehreren Abtheilungen 1771–92), von Zachariä (in mehreren Abtheilungen 1769–76). b) Commentare. Von den Kirchenvätern haben sich um die Bibelauslegung am meisten verdient gemacht, unter den griechischen: Origenes (Commentationes, herausgegeben von Huet, Rouen 1668, 2 Bde., Fol.), Johann Chrysostomos (in seinen Homilien), Theodoretos (Comment. über die Paulinischen Briefe), Theophylaktos, Ökumenios (welche meist den Chrysostomos ausschrieben); unter den lateinischen: Hieronymus (Comment., über das. A. ü. NT.) u. Augustinus (in mehreren exegetischen Schritten). Im Mittelalter zeichneten sich als Ausleger aus: Walafrid Strabo (glossirte Bibel), Beda Venerabilis (Comment. über das A. u. N. T.), Nicol. de Lyra (Postilla perpetua in universa biblia). Der Reformation arbeiteten vor od. unterstützten sie durch Schrifterklärung: Laurentius Valla (Annotationes in N. T.) Erasmus (Commentationes in Evangelia et epistolas can.); Luther, Melanchthon, Zwingli u. Calvin haben Mehreres für die Auslegung der B. gearbeitet; außer ihnen waren zur Zeit der Reformation: Joachim Camerarius (Comment. in N. F.), Striegel (Hypomnemata in N.T.), Öcolampadius, Brenz, Bucer, Pellicanus, Bullinger, Musculus, welche fast die ganze B. commentirten; Fr. Vatablus, Seb. Münster, Joh. Mercerus haben, sich um das A. T. verdient gemacht; später Theod. Beza (Annotationes in N. T.), Jo. Drusius (Anottat. über fast alle biblischen Bücher), Hugo Grotius (Annotatt. in V. T., 3 Thle., Fol., Paris 1644; von Vogel u. Döderlein, Halle 1775 f., 3 Thle., Annatott. in N. T., herausgegeben von Windheim, Erl. 1755–57), Abr. Calovius (Biblia ilustrata, 1672–76, 4 Thle. Fol.), Lud. de Dieu (Critica sacra, 1693), I. Clericus (Commentar über das ganze A. T Bearbeitung von Hammonds Paraphrase). Die Erklärungen mehrerer dieser Ausleger, des Grotius u. A. sind gesammelt in den Criticis sacris, Lond. 1660, 9 Bde. Fol.; Amst. 1698, 9 Bde., Fol., Frankf. 1696, 7 Bde. Fol., 2 Suppl. 1700. s. Kurze Excerpte aus allen bessern Auslegern enthält Matth. Pali, Synopsis crit. alior. scripturae sacrae interpretum, Lond. 1669, 5. Bde. Fol., Frkf. 1694, 1712; eine exegetische Sammlung ist das englische Bibelwerk, herausgeg. von Romanus Teller, Baumgarten u. A., Lpz. 1749–70, 19 Bde. Die besten neueren Commentare sind über A. T.: Rosenmüller, Scholia in V. T. (s. Rosenmüller), Schol. in V. T. von Schulz u. Bauer, 1783–98, 10 Thle.; Maurer, Comment. in V. T. Lpz. 1832 ff. u. Exegetisches Handbuch zum A. T. von Hirzel, Hitzig, u. A., Leipzig, 1838, f. Über das N. T.: Wolf, Curae philol. et. crit. in N. T., 1739–41. 4 Thle.; I. G. Rosenmüller, Schol. in N. T. (5. Ausg.) 1801–7, 5 Thle.; Koppe, N. T. perpetua annotatione illustratum, fortgesetzt von Heinrichs u. Pott, 1778 u. ff. (mehrere Bde. neu aufgelegt); Schmidt, Philologische Clavis über das N. T. fortgesetzt von Welker, 1796–1805; Kuinöl, Comment. in libros N. T. hist., 1807–18, 4 Thle.; Olshausen, Ebrard u. Wiesinge, Biblischer Commentar, Königsberg 1830–53, 7 Bde. (die einzelnen Bände in mehreren Ausgaben); de Wette, Exegetisches Handbuch zum N. T., Lpz., 1839–49, 11 Theile (einzelne Theile in mehreren Ausgaben); Meyer, Kritisch-exegetischer Commentar zum N. T., Götting., 1832, ff. Die Commentare zu den einzelnen Biblischen, Büchern, s.u. denselben. Außerordentliche Fortschritte aber hat die biblische Erklärung sammt der Hermeneutik seit der Mitte des 18. Jahrh. Gemacht, durch[725] freies Eingehen u. Forschen nach dem wahren Sinn der heiligen Schriften, durch die Erweiterung der dazu nöthigen Kenntnisse, durch Fortschreiten der grammatischen Kenntnisse auf historischem u. philosophischem Wege, durch tiefere Einsicht in das Wesen der Interpretationsmittel u. ihren Gebrauch, verbunden mit verfeinertem Geschmack u. wahrer Pietät gegen die Schriftsteller. In der alttestamentlichen Exegese haben sich bes. Gesenius, Ewald, de Wette, Umbreit, Maurer, Hengstenberg, Hitzig, Hävernick, in der neutestamentlichen als Lexikographen Winer, Bretschneider u. Wahl, als Grammatiker Winer, als Verfasser von Commentaren Bengel, Flatt, Storr, Paulus, Kuinöl, Tittmann, Schulz, Fritzsche, Lücke, Tholuck, Olshausen, Harleß, Rückert u. v. A. ausgezeichnet. Den Bibelausgaben mit fortlaufenden Erklärungen liegt die Lutherische Übersetzung zu Grunde, so die Weimarische od. Nürnberger B., nach ihrem Begründer, Herzog Ernst dem Frommen, auch Ernestinische B. genannt u. von Gerhard, Glassius, Joh. Major u. A. bearbeitet, Nürnb. 1641, n.A. 1768 f.; das Pfaffsche Bibelwerk, Tübing. 1729, Fol., 4 Thle.; die Liebich-Burgsche B., Bresl. 1756–64, 3 Bde.; die Braunsche B., Erf. 1764–69, 2 Thle.; Körnersche B., Lpz. 1770.– 73, 3 Thle.; Hetzelfsche B., Lemgo, 1786–91, 10 Thle.; die Altonaer B. von Funk, Altona 1815; die von Meyersche, Frkf. 1818,3. A. 1855 f., 3 Thle.; das N, T., erklärt von Lisco, Berl., 3. Aufl. 1839; von v. Gerlach, Das N. T., Berl., 5. A. 1854, u. Das A. T., 3. A. 1854, von Rud. Stier, Bielef. 1856 ff.; die Schullehrerbibeln von G. F. Seiler, N. T., Erl. 1790 f., 3 Bde., 5. A. 1821, A. T. 1796, 3 Bde., 2. A. 1819, Dinter, Neust. 1824–28,9 Thle., u. von Brandt, Sulzb. 1829–31,3 Thle.; die Predigerbibel von Fischer u. Wohlfahrt, Neust. 1836 ff.; I. P. Lange (Theologisch-homiletisches Bibelwerk), Bielef. 1857 ff.

VII. Die Einleitung inv das A. u. N. T. ist die Wissenschaft, welche die kritischen Untersuchungen über die Geschichte der Entstehung, Erhaltung u. Sammlung der biblischen Bücher, über ihre Grundsprachen, Übersetzungen u. Erklärungsmittel in systematischer Ordnung darlegt. Die allgemeine Einleitung, welche die B. im Ganzen betrifft, hat die Geschichte u. Charakteristik der Geistesbildung u. Literatur der Hebräer, der von ihnen gebrauchten Sprachen u. Schriftzeichen, der Sammlung, Anordnung u. kirchlichen Geltung des Kanons (s. Bibelkanon), des Originaltextes der B., seiner Schicksale u. Veränderungen, mit Beschreibung der Handschriften, u. eine Musterung der sprachlichen (alte Übersetzungen u. Erklärungen, Gebrauch anderer orientalischer Sprachen u. der griechischen) u. sachlichen (Angabe der exegetischen Hülfswissenschaften im Allgemeinen) Hülfsmittel zur Auslegung der B. zu lehren. Die besondere Einleitung geht auf Untersuchungen über Verfasser, Entstehungszeit, Authenticität u. Integrität, Zweck, Inhalt u. Schreibart, auch eigenthümliche Schicksale einzelner biblischer Bücher ein. Nachdem durch Cassiodorus (De institut. div. script.), Pagninus (Isagoge ad sacras literas), Sixtus von Siena (Biblioth. sancta) u. Walther (Officina biblica) alte Materialien überliefert, durch Hottinger (Clavis script. s.) u. Leusden (Philologus hebraeus; Phil. hebr. mixtus) Untersuchungen angebahnt u. durch Brian Walton (Prolegg. zu seiner Polyglotte, auch einzeln als Apparatus biblicus), Simon (Histoire critique du V. T., Par. 1678; Hist. crit. du texte du N. T., Rott. 1689; Hist. crit. des versions du N. T., Nouvelles observations sur le texte et les versions du N. T. T., Par. 1695; Hist. crit. des commentateurs du N. T.,. 1693), lichtvolle Resultate dargelegt worden waren, u. Carpzov (Introductio ad libros canonicos V. T.: Critica sacra V. T.), die erste Einleitung in das A. T. in Deutschland in streng lutherischem Geiste geschrieben hatte: schritt Semler (Appartus ad liberalem N. T. interpretationem; App. ad liberalem V. T. interpr.) auf Simons Wege fort, lehrten der Engländer Lowth (De sacra poësi hebr., Gött. 1758) u. Herder (Vom Geist der hebr. Poesie; Briefe über das Studium der Theologie; Älteste Urkunde des Menschengeschlechts) den Geist der biblischen Schriftsteller würdigen, u. stellte zuerst Eichhorn (Einleitung in das A. T., Lpz. 1780._– 83, 3 Bde., 4. A. 1823 f., Einleitung in die Apokryphischen Schriften des A. T., Lpz. 1795; Einleitung in das N. T., ebd. 1804) den Ertrag der Wissenschaft mit seinen eigenen Untersuchungen zusammen. Gefördert wurde sie in der neuesten Zeit durch gründliche Forschungen über einzelne Theile der Einleitung in das A. T., von Hasse, Rosenmüller d. J., Vater, Bertholdt, de Wette, Gesenius G. L. Bauer, I. Jahn, Augusti, Ackermann, Hengstenberg, Beiträge zur Einleitung in das A. T. Berl. 1831–39, 3 Bde.; Hävernick, Handbuch der historisch-kritischen Einleitung in das A. T., Erlang 1836–39, 2 Bde.; Herbst, Historisch-kritische Einleitung in die heiligen Schriften des A. T., Tüb. 1840.– 42, 2 Bde.). Die wichtigsten Einleitungen ins N. T. sind von Michaelis, Hänlein, Eichhorn, Schmidt, Hug, Einleitung in die Schriften des N. T., Tüb. 1808, 2 Bde., 3. A. 1826; Credner, Einleitung in das N. T., Halle 1836,1. Bd.; Beiträge zur Einleitung in die biblischen Schriften, ebd. 1832–38, 2 Bde.; u. Das N. T. nach Zweck, Ursprung u. Inhalt für denkende Leser der Bibel, Gießen 1841–43, 2 Bde.; Reuß, Geschichte der heiligen Schriften des N. T., Halle 1842; über einzelne Bücher der B. stellten Untersuchungen an: Schleiermacher, Gieseler, Bretschneider, Schneckenburger, Guerike, Blank, Strauß, Baur, Br. Bauer u. A. In einem Werke verband Berchthold die Einleitung in das A. u. N. T., Erl. 1812–19, 6 Bde.; de Wette, Lehrbuch der historisch-kritischen Einleitung in die B., A. u. N. T., 2 Bde., 6. A. des 1. Bds.u. 5. A. des 2. Bds. 1848.

VIII. Dogmatische Bestimmung über die Bibel. A) Inder Katholischen Kirche. Die Katholische Kirche verehrt die Bücher des A. u. N. T. als eine Hauptquelle zur Erkenntniß der göttlichen Offenbarung, als unter dem unmittelbaren Einfluß des Heiligen Geistes geschrieben (inspirirt) u. folglich über jeden historischen u. doctrinellen Irrthum erhaben. Allein die B. ist ihr wohl eine, aber nicht die einzige, ausschließende Erkenntnißquelle der Offenbarung; sie nimmt neben ihr auch eine mündlich fortgepflanzte Tradition (s.d.) an u. gibt derselben, als der ursprünglichen Erkenntnißquelle, gleiches Ansehen mit der B., da keineswegs erwiesen werden kannt, daß Alles,[726] was Jesus gelehrt, in der B. verzeichnet ist, u. es im Katholicismus ein lebendiges Lehramt der unfehlbaren Kirche gibt. Die Katholische Kirche glaubt, daß es, da bisher alle Irrlehrer den Buchstaben der Schrift zu ihren Gunsten angeführt haben, jeder sein System daraus beweisen will u. folglich nicht jedem Einzelnen die eigne Auslegung der B. überlassen werden kann, ein sicheres Mittel geben müsse, um den wahren Sinn des geschriebenen Wortes zu bestimmen u. dasselbe nicht der Willkühr u. launenhaften Deutungssucht des menschlichen Witzes auszusetzen. Sie nimmt daher eine untrügliche Auslegerin der B. an, die Kirche, u. hält dafür, daß ohne eine authentische Auslegung der B. eine völlige Anarchie in der Interpretation unvermeidlich sei, weil Niemand berechtigt ist, seinem Mitleser seine eigene Erklärung als sicher u. zuverlässig vorzuschreiben. Dem von Christus gestifteten Lehramte gebührt das Recht dieser Schrifterklärung; so hat das Concil zu Trient in der 4. Session entschieden. In derselben hat das Concil auch die Bücher des A. u. N. T. verzeichnet, welche die Katholische Kirche für kanonisch hält (s. Bibelkanon u. Apokryphen). Das Concil von Trient hat auch die als Vulgata bekannte lateinische Bibelübersetzung für authentisch, d.i. zuverlässig in Betreff der Reinheit der Glaubens- u. Sittenlehren u. zum öffentlichen Kirchengebrauche bestimmt, erklärt. B) In der Protestantischen Kirche. Die Protestantische Kirche bezeichnet in ihren Bekenntnißschriften die Heilige Schrift als den allein glaubwürdigen Codex aller göttlichen Offenbarung (Auctoritas s. Fides script urae sacrae) u. erkennt demgemäß in ihr die Regel u. Richtschnur des Glaubens u. Lebens der Christen, nach welcher man Alles zu beurtheilen habe, was als göttliche Lehre od. Anordnung gelten soll. Hierbei wird für die Auctoritas humana, das menschliche Ansehen, der Heiligen Schrift dreierlei vorausgesetzt: die Authentie (Echtheit), die Axiopistie (Glaubwürdigkeit) u. die Integrität (Unverfälschtheit) der einzelnen Bücher. Die Auctoritas divina, das göttliche Ansehen, der Schrift aber gründet sich auf die Inspiration, wonach die Schriften von dem Geist Gottes eingegeben worden sind. Bereits zur Zeit Jesu sah man das Alte Testament für inspirirt an, jedoch wurde in der ersten christlichen Kirche die Inspirationstheorie nicht weiter ausgebildet u. nicht sowohl als Dogma, sondern als Sache des frommen Gefühls behandelt. Je mehr man aber anfing, der Kirche dieselbe Autorität zuzuschreiben, wie der Heiligen Schrift, desto schärfer betonte man die Inspiration, u. die späteren Dogmatiker nach der Reformation, bes. seit Gerhard u. Calovius, bildeten die Inspirationstheorie aus, um damit die Lehrsätze der Socinianer u. Arminianer zu bekämpfen, während man der Katholischen Kirche gegenüber die auf Inspiration gegründete Auctorität der Schrift festhielt, um damit die Lehren von der Tradition u. von dem Ansehen der Concilien wie der Päpste zurückzuweisen. Man faßte hierbei die Inspiration, als das Werk des Heiligen Geistes, in einer doppelten Beziehung auf, indem man seine Wirksamkeit theils auf den Antrieb zu schreiben, theils auf den ganzen Inhalt der Schrift, selbst auf die hebräischen Punkte, so wie auf die Geschichte u. jedes Wort der Heiligen Schrift ausdehnte. Obschon die neueren Theologen die Lehre von der Inspiration verschieden auffaßten u. darstellten, so hielt man doch in der Protestantischen Kirche bis auf die neueste Zeit an der Auctorität der Heiligen Schrift fest, sucht das formale Princip der Kirche wissenschaftlich immer mehr zu begründen u. hält es nicht blos der Katholischen Kirche entgegen, sondern in der Kirche selbst den Anhängern des Naturalismus u. Rationalismus, die an die Stelle der Schrift die Auctorität der Vernunft setzen (vergl. Wislicenus, Ob Geist ob Schrift, Lpz. 1845), eben so wie den Mystikern, die sich einer unmittelbaren Einwirkung des Heiligen Geistes rühmen. Was die Auslegung der Schrift anlangt, so hat die Protestantische Kirche, im Gegensatz zu der Katholischen Kirche, die auch hier das Ansehen der Kirche festhält, immer mehr der grammatisch-historischen Interpretation, bes. seit Ernesti u. Semmler, sich zugeneigt, wonach jede Stelle nach dem Sprachgebrauch u. nach dem Verhältniß ihrer Zeit ausgelegt u. zunächst ein bestimmter Wortsinn gesucht wird, wobei aber immer die Harmonie aller dogmatischen Schriftstellen unter einander berücksichtigt werden muß. Die Lehre von dem Schriftprincip ist in neuester Zeit bes. von Hundeshagen, Julius Müller, Hofmann u. And. wissenschaftlich behandelt worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 721-727.
Lizenz:
Faksimiles:
721 | 722 | 723 | 724 | 725 | 726 | 727
Kategorien:

Buchempfehlung

Stifter, Adalbert

Der Waldbrunnen / Der Kuß von Sentze

Der Waldbrunnen / Der Kuß von Sentze

Der Waldbrunnen »Ich habe zu zwei verschiedenen Malen ein Menschenbild gesehen, von dem ich jedes Mal glaubte, es sei das schönste, was es auf Erden gibt«, beginnt der Erzähler. Das erste Male war es seine Frau, beim zweiten Mal ein hübsches 17-jähriges Romamädchen auf einer Reise. Dann kommt aber alles ganz anders. Der Kuß von Sentze Rupert empfindet die ihm von seinem Vater als Frau vorgeschlagene Hiltiburg als kalt und hochmütig und verweigert die Eheschließung. Am Vorabend seines darauffolgenden Abschieds in den Krieg küsst ihn in der Dunkelheit eine Unbekannte, die er nicht vergessen kann. Wer ist die Schöne? Wird er sie wiedersehen?

58 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Sturm und Drang II. Sechs weitere Erzählungen

Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Für den zweiten Band hat Michael Holzinger sechs weitere bewegende Erzählungen des Sturm und Drang ausgewählt.

424 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon