1. Achternaë êten sî Käse, sagen die Westfalen.
Auch die Ostfriesen. (Kern, 963; Hauskalender, III.)
Holl.: Achterna eten zij kaas. (Harrebomée, I, 371b.)
2. Alli Jahr a Chäs isch nid glî (gleich, bald) vil Chäs, aber alli Jahr 's Chind isch glî vil Chind. (Bern.) – Zyro, 1; für Solothurn: Schild, 63, 86.
3. Alter Käs' und Jungfernloch, riechst du nicht, so stinkst du doch. (Niederlausitz.)
4. Alter Käse ist gesünder als neuer. – Parömiakon, 1537.
5. Am Morge ist der Chäs wie Gold, z' Mittag wie Silber und z' Nacht wie Blei. (Oberaargau.) – Schweiz, I, 72, 22.
6. Aus faulem Käse kommen nur Maden.
» ... wie Maden auss den faulen Käsen.« (Kloster, VIII, 10.)
7. Aus fremdem Käse ist's leicht dicke Streifen schneiden.
Holl.: Van eens anders kaas is het ligt groote hompen snijden. (Harrebomée, I, 372b.)
8. Bei Käs' und Brot hat man nicht Noth. – Gaal, 982; Sutor, 659.
Der Italier, um auszudrücken, das der Käse allgemein, von hoch und niedrig, gegessen werde, sagt: Formagio, pero e pan, pasto da vilan; formagio, pan e pero, pasto da cavaliero. (Magazin, 1863, 570; Gaal, 982.)
Holl.: Met kaas en brood is het goed te lijden. (Harrebomée, I, 372a.)
[1155] Lat.: Caseus et panis jucunda valentibus esca. – Panis, vina, caro mihi sint et caetera linquam. (Gaal, 982.) – Si caseum haberem non desiderarem obsonium. (Philippi, II, 182; Sutor, 659; Seybold, 557.)
9. Bei Käs' und Brot leiden die Zähne Noth. (Schles.)
Scherzwort im hirschberger Kreise, das sich auf zwei grosse, an der Strasse zwischen Hirschberg und Schmiedeberg (etwa zehn Minuten von Neu-Schwarzbach), in der Richtung der letztern Stadt liegende Granitblöcke bezieht, welche ihrer Form wegen den Namen »Käse und Brot« führen.
10. Besser den Käse schaben als schinden.
Dän.: Bedre qvemmer at skrabe osten end at skrelde en. (Prov. dan., 57.)
11. Bey käss vnd brot stirbt man nicht hungers. – Henisch, 524, 44; Erklärung 2.
Ausspruch derer, die mit dem, was den Hunger stillt, zur Erhaltung ihres Leibes zufrieden sind; obgleich Käse und Brot als die natürlichste Speise, essen überhaupt, ein einfaches Mahl bezeichnet. (Vgl. Grimm, V, 249.) »Für Hungersnoth Käs und Brot.« (Uhland, Volkslieder, 399.)
12. Blind Käse vnd sehend brot ist gut. – Henisch, 419, 49; Petri, II, 48.
13. Da liegt der Käse, was gilt die Butter? – Simrock, 11351a.
14. Dass man den alten Käse achtet vngesund, hat bei gesunden keinen Grund. – Petri, II, 68.
15. Dat is stinkrigen Kêse un smêrige Botter, segt Kreipke. – Hoefer, 645.
16. De' Kâs is z' Morgest Stachel (Stahl), z' Mittoag Eis'n, z' Nachts Blei. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 33, 3.
17. Den besten Käse benagen (fressen) die Mäuse zuerst.
Dän.: Beste ost bliver snarest muus ædet. (Prov. dan., 67.)
18. Den Käse muss eine karge (geizige) Hand schneiden.
Holl.: Om te snijden in de kaas dient een wijze en een dwaas. (Harrebomée, I, 372b.)
19. Der Käs ist ein brotfresser. – Simplic. (1713), III, 140.
Um zu sagen: Er reizt zum Essen.
20. Der Käse darf nicht zu früh kommen, wenn man ihn gern sehen soll.
Bezieht sich darauf, dass er die Mahlzeit schliesst, dass also die Gäste, wenn er erscheint, an den Schluss des Mahls gemahnt werden. In diesem Sinne sagten die Römer von ihm, er sei (wegen seiner Schwerverdaulichkeit) nicht blos ein ungesundes, sondern auch ein unangenehmes Gericht.
Frz.: Le formaige est trop pres du pain et graces trop pres de la benediction de la table. (Bovill, I, 224.) – Le formaige nest point moins desplaisant que dommaigeable a table. (Bovill, I, 222.)
Lat.: Caseus allatus conuiuis est male gratus, nam sua natura non signat ferula plura. (Loci comm., 24.) – Caseus non minus iniocundum quam insalubre ferculum mensae. – Nimium vicinus pani caseus et benedictioni gratiae. (Bovill, I, 222 u. 224.)
21. Der Käse ist nicht der Maden wegen da.
Vielleicht sind die Maden der Meinung, sie seien zum Glanze und zur Dauer des Käses wesentliche Factoren; aber der Käse kann sehr wohl ohne diesen Madenhofstaat bestehen.
22. Der Käse kommt zuletzt, sagte das Butterweib zur Käsehökerin, als sie vorangehen wollte.
23. Der Käse verräth die Milch. (Lappland.) – Reinsberg VI, 62; Altmann V, 114.
24. Der käss erfrewet nicht yedermann, denn er der malzeit end zeigt an. – Loci comm., 14.
25. Der Kess ist gut genant, den gibt eine karge Hand. – Petri, II, 97.
26. Der mag bey kess vnd brot wol leben, wem Gott gesundtheit hat gegeben.
Lat.: Caseus et panis sunt optima fercula ganis; si non sunt sani, tunc hunc non iungito pani. (Loci comm., 25.)
27. Die beste Käss nagen die Meuss. – Gruter, III, 21; Lehmann, II, 84, 149; Eiselein, 363; Simrock, 5452; Reinsberg II, 62.
Geiler von Kaisersbeng gebraucht es von der Verführung frommer Weiber.
28. Die ganzen und besten Käse werden gemeiniglich von den Mäusen angebissen. – Sailer, 331.
29. Ein fauler Käse kann nur stinken.
[1156] 30. Einen Kas statt der Fisch, wird dir 's Maul nicht gratig. (Rott-Thal.)
31. Einen lacht der Käs an, der andere fällt davor in Ohnmacht. – Froschm., Eiiii.
32. Erchst ött Käs' onn dann drinkt Wîn, dann ward ju schmecke de Wîn önn Wollin wie önn Stettin. – Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 443.
33. Es ist zu spät Käse gerufen, wenn ihn die Katze gefressen hat. – Lehmann, II, 136, 64.
Holl.: Tis te laet kis gheseit, als die kese gheten is. (Tunn., 26, 3; Harrebomée, I, 372a.)
Lat.: Cato de caseo tarde depellitur eso. (Fallersleben, 723.)
34. Guter Käse ist besser als ein magerer Gänseflügel.
Dän.: Bedre er god ost end en gaasen vinge. (Prov. dan., 443.)
35. Ich wollte eher Käs' und Brot essen als Hungers sterben, sagte die gnädige Frau. – Klosterspiegel, 66, 24.
36. In einem limburger Käse hat kein Lindwurm Platz.
Niemand wird ihn auch da suchen, sowenig als grosse Charaktere in einer engherzigen Staatsverfassung.
37. In käse vnd brot steckt vil ehr. – Henisch, 524, 47; Petri, II, 405.
38. Iss Kehs und Brot, so werden die Wangen roht. – Coler, 262a; Heyl, 149.
»Bey uns heisst's: Caseum et panis sunt optima fercula sanis. Iss Kehs und Brot, so werden die Wangen roht.«
39. Je weniger Kess gessen, je besser. – Petri, II, 396.
40. Käs' iss zu Lodi, bessern findest du nie. – Hesekiel, 34.
41. Käs' ist am Morgen Gold, zu Mittag Silber und am Abend Blei. – Simrock, 5450; Körte, 3248; Braun, I, 1713.
»Kess essen ist nicht wohl zu tragen, er macht den Stein und Lenden schmertzen.« (Froschm., Aaiiii.) – Den massigen Genuss des Käses empfehlen auch noch andere Sprichwörter und nicht nur deutsche, sondern auch Aussprüche anderer Völker. Dasselbe sagen die Italiener vom Käse, die Engländer und Polen von der Butter, die vlämischen Belgier von den Rettichen. Und in Sardinien sagt man Aehnliches.
Dän.: Oost er om morgenen som guld, middagen som sølv og om aftenen som blye. (Prov. dan., 440.)
42. Käs' ist den Gesunden gesund.
»D'ass man Kess acht ungesund, hat bei gesunden keinen grund, weil bei der Milch, bei Kess und quark die hirten bleiben gesund und stark, dürfen weder Pillen noch Bibernellen, die sonst die Bratenfresser quelen.« (Froschm., FVIIb.)
43. Käs' ist ein Schalk, er verdaut alles, nur nicht den eigenen Balg.
Engl.: Cheese it is a peevish elf, it digests all things but itself. (Bohn II, 29.)
It.: S'aranzu su manzanu est oro, sa mesu die meighina, su nocte est velenu. (Magazin, 1863, 570.)
Lat.: Caseus est nequam, quia digerit omnia, sequam. (Zeiller, 101; Magazin, 1863, 570.)
44. Käs' ist ein wunderlich Gericht; er verdaut alles, nur sich selber nicht.
45. Käs' ist gesund, aber nur dem Sparmund.
Wenn er wegen seiner Schwerverdaulichkeit sehr mässig genossen wird.
Frz.: Tout fromage est sain s'il vient de chiche main. (Magazin, 1863, 570; Cahier, 781; Kritzinger, 336.)
Holl.: Niemand is het goed, veel kaas te eten. (Harrebomée, I, 372b.)
46. Käs' ist gut als Sommerhut.
D.h. dünn auftragen, nicht wenn man ihn pfundweise geniesst, wie der römische Kaiser Antoninus Pius, der nach einer Mahlzeit dessen 6 Pfund verzehrte und nach drei Stunden todt war. Peter der Grosse ass nichts so gern als limburger Käse. Er war aber ein so guter Wirth, dass er genau mass, wie viel noch vorhanden war, ehe er abgetragen wurde. (S. 114.)
47. Käs' ist gut, wenn karge Hand ihn reichen thut. – Körte, 3248.
Wenig und spärlich genossen. Die Franzosen verlangen zwei dazu, um Käse zu schneiden, einen Narren und einen Weisen: Il faut un fol et un sage pour trancher un fromage. (Leroux, I, 183.)
Dän.: Man skal heller æde oost fra en karrig end rum haand. (Prov. dan., 440.)
Frz.: Il est bien sage, qui ne mange point fromage. (Zeiller, 101.)
Holl.: Kaas moet gesneden worden met eene gierige hand. (Harrebomée, I, 372a.)
Lat.: Caseus est bonus, quem dat avara manus.
49. Käs' und Brot ist den Gesunden eine Arznei.
50. Käs' und Brot macht so gut satt wie Braten.
Böhm.: Může se hoditi ten sýr k tomu chlebu. (Čelakovsky, 38.)
51. Käs' und Brot macht Wangen roth. (S. ⇒ Salz.) – Bremser, 31; Bücking, 18; Simrock, 5444; Körte, 3249; Braun, I, 1714.
Nur mit grosser Einschränkung zu verstehen. Weil der Bauer, der den Pflug und den Dreschflegel führt, Käse und Brot, Erbsen und Linsen, Speck und Klösse gut verträgt und dabei gesund aussieht und rothe Backen hat, so folgt daraus nicht unbedingt, dass es für alle Personen gesunde Speisen sind. Die Kost, welche der Bauermagd rothe Backen macht, kann dem Fräulein mit der Nähnadel oder am Stickrahmen die Bleichsucht zuziehen. Der Käse gehört gerade zu den schwerverdaulichsten Nahrungsmitteln. (S. 43-45 u.m.a.) Wie der Hanf, den der Kutscher dem Pferde in Peitschenform auflegt, demselben keine Kräfte gibt, sondern sie nur anspornt, so reizt der Käse die Verdauungsdrüse nur zu grösserer Thätigkeit. (Ueber den Käse als Nahrungsmittel vgl. Moleschott, Lehre der Nahrungsmittel, Erlangen 1850, S. 168.)
Lat.: Caseus et panis sunt optima fercula sanis. (Binder I, 174; II, 450; Philippi, I, 74; Seybold, 68; Zeiller, 101; Sutor, 145.)
52. Käs' und Brot sind besser als der bittre Tod. – Simrock, 5445; Körte, 3245.
53. Käs' und Melonen nimmt man nach dem Gewicht.
54. Käs' und Wein macht Stein.
Die Aerzte geben dem Käse, wenn viel junger Rheinwein, wie in Holland, dazu getrunken wird, die Entstehung des in diesem Lande besonders häufigen Blasensteins schuld.
55. Käse, Birnen und Brot sind der Filzigen Mahl.
Die Franzosen meinen, dass Käse, Birn und Brot ein Bauernessen sei: Frommage, poire et pain, repas de vilain. (Cahier, 780; Kritzinger, 336a; Leroux, II, 82.)
56. Käse, Brot und Salz daneben, ist guter Freunde gastlich Leben.
57. Käse, der weint; Brot, das singt; Wein, der springt und Suppe mit Augen, sind vier Dinge, die taugen.
Ueber die Eigenschaften des Käses sagt der Italiener: Cinque g vuol aver il buon formaggio: grande, grosso, grasso, greve, gratis dato. (Magazin, XXXII, 570.)
58. Käse knapp, die Butter ist theuer.
Holl.: Cnape eet kese, die botter is duur. (Tunn., 16, 18; Harrebomée, I, 372a.)
Lat.: Caseus est carum comedendus namque butirum. (Fallersleben, 448.)
59. Käse nach dem Gewicht, Brot nach'm Licht.
Jenen nach der Dichtigkeit, dieses nach der Leichtigkeit, Porosität, die gleichsam das Licht durchlässt.
Span.: El queso pesado, y el pan liviano. (Zeiller, 101.)
60. Käse und Brot geht (nährt, isst man) auch zur Noth.
Dän.: Ost og brød i nød. (Prov. dan., 443.)
It.: Fromaggio e pan è medicina al san.
61. Käse und Fisch macht kalten Tisch.
Um zu sagen die Verbindung dieser beiden Speisen sei so ungesund, dass man sich den Tod daran esse.
It.: Chi mangia cacio e pesce, la vita gli raneresce. (Magazin, 1863, 570.)
62. Käse verdaut alles, nur sich selber nicht. – Körte, 3248.
63. Käse verdirbt den Geschmack nicht.
64. Käss vnd brot ist gesunden leuten ein gut essen. – Henisch, 524, 43; Petri, II, 419.
65. Käss vnd Zippeln thu nicht verachten, man braucht sie nicht zu wenig trachten.
Lat.: Caseus et cepae, ueniunt ad prandia saepe. (Loci comm., 25.)
66. Käss zu essen halt rechte moss, wiltu dir sein vor vnglück gross.
Lat.: Caseus est nequam, quia digerit omnia, sequam. (Loci comm., 24.)
67. Keess vnd brod ist die beste Artzney zum Hunger. – Lehmann, II, 311, 8.
68. Keess, der schwer vnd leichtes Brod seynd zu loben. – Lehmann, II, 311, 9.
[1158] 69. Keess her, wir seind des fleysches sat. – Tappius, 34a; Lehmann, II, 311, 7; Körte, 3274; Simrock, 5447.
Nach den Fleischgerichten kommt der Käse und macht den Beschluss des Mahles.
Lat.: Ficus post piaces. (Erasm., 847; Tappius, 34a; Binder II, 1140.)
70. Keise un Braut maket mänchen Schelmen graut. (Waldeck.)
Käs und Brot macht manchen Schelmen gross. So sagt die Hausmutter z.B. zu ihren Kindern, wenn sie ihnen dergleichen reicht und sie auch noch Butter, Fleisch oder Wurst verlangen.
71. Kese un Brod sleit Allmann dot. – Eichwald, 23.
72. Kês oder Târelt, 't äs ales înt. – Schuster, 1127.
73. Kess essen so schwer als ein Goldgulden ist genug. – Petri, II, 419.
74. Kess her, wir seind des brots sat. – Franck, II, 33b; Eyering, III, 115.
»Brauchs, wann du wilt sagen, iede zeit hab jhr recht.«
75. Kös' onn Brot, dat schmeckt gôt, onn e Buddel Bêr datau, dat schmeckt gôt. – Neue Preuss. Provinzialbl., 1851, XI, 443.
76. Man schabt den Käse, weil man ihn nicht rupfen kann. – Eiselein, 363; Simrock, 5453; Braun, I, 1717.
Dän.: Det qvemmer bedre at skrabe osten end skrælde den. (Bohn I, 363.)
77. Nicht so viel Käss als Brods. – Lehmann, II, 432, 50.
Holl.: Daar is niet zooveel kaas als brood. (Harrebomée, I, 371b.)
78. Ollen Käse un schimmlig Bräud, dat is gut in Hungersnäuth. (Sauerland.)
79. Schmieriger Käse und stinkende Butter gehören zusammen.
80. Schweizer Käs' ist gut, aber schweizer Freiheit besser.
81. Schwerer Käs' und leichtes Brot sind zu loben.
82. Spar' den Kês; de Botter is düer. (Holst.) – Hochdeutsch bei Simrock, 5448; Körte, 3246.
83. Was soll ein fauler Kess, der nicht stinckt. – Lehmann, 543, 107.
84. Weinender Käse, äugiges Brot und springender Wein sollen vortrefflich sein.
Span.: Queso de ovejas, leche de cabras, manteca de vacas. (Bohn I, 245.)
85. Weisser Käse1 von der Hord2 geht sacht und stete fort; aber der Speck3 ist im Fluge weg. (Leipzig.)
1) Bezeichnet im Munde der Knechte und Mägde überhaupt geringe, unbeliebte, auch wol ungeniessbare Speise.
2) Käsehord, Käsekorb.
3) Hier in dem Sinne: bessere Gerichte.
Engl.: Toasted cheese hath no master. (Bohn II, 60.)
86. Wem Käs' und Brot nicht schmeckt, der ist nicht hungrig. – Bücking, 20.
Lat.: Jejunus stomachus raro vulgaria spernit. (Sutor, 152.)
87. Wenn der Käse kommt, hören die Tractamente auf.
Engl.: After cheese comes nothing. (Bohn II, 27.)
Lat.: Caseus et caepe veniunt ad prandia saepe. (Sutor, 145.)
88. Wenn ich Käse hätte, wollt' ich mich nach Zubiss nicht umsehen.
89. Wenn man weiche käse druckt vnd die frommen ausdreugt vnd buben einschiebt, da gehet das regiment vnter. – Henisch, 855, 47; Petri, II, 669.
90. Wer den Käse schält, verliert die Schale.
Frz.: Nul ne pèle son frommage qu'il n'y ait perte ou dommage. (Leroux, II, 270.)
91. Wer den Käse zu dick schneidet, dem klopft man auf die Finger.
92. Wer erst Käse hat, findet auch wol Brot dazu. – Schlechta, 176.
93. Wer Käse isst, findet keine Knochen.
Wer dem Glück im Schose sitzt, hat keine Ursache zu klagen.
94. Wer von Käse oder Aal gegessen, soll drauf das Trinken nicht vergessen.
Lat.: Caseus, anguilla, mortis cibus ille uel illa, ni bibas et rebibas et rebibendo bibas. (Loci comm., 24.)
[1159] 95. Wer wil sein Kess han frisch und gut, halt sie vor Meusen wol in hut. – Petri, II, 781.
Die Engländer geben noch in Bezug auf die Bereitung des Käses folgende Anweisung: If you would have a good cheese and have'n old, you must turn'n seven times before he is cold. (Bohn II, 29.)
96. Wiér verschämelt Kîs ässt, fäinjt Krezer. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 292.
97. Zuletzt gibt man den Käss. – Lehmann, 311, 3.
98. Zum Kess ein trunck bier oder wein. – Henisch, 374, 58; Petri, II, 825.
*99. A word wî a Kâse am Gesichte. (Schles.) – Frommann, III, 412, 464.
*100. An Kâs! (oder: An blow'n Kâs!) – Schöpf, 304.
Schnöde Abfertigung.
*101. Auss Kässen wollen Kälber brüten. (S. ⇒ Igelshaut.) – Lehmann, 32, 8.
*102. Das ist schon alter Käse.
Holl.: Dat is al oude kaas. (Harrebomée, I, 371b.)
*103. Das ist ungesalzener Käse. – Reinsberg IV, 149.
Ein unerfahrener, einfältiger, geistloser Mensch.
*104. Dat is mer as kês up'n frêdag. – Lübben.
*105. Den häsenen Käse holen. (Schweiz.)
Wenn von unmöglichen Dingen die Rede ist. Geschieht das, sagt man, so will ich dir einen häsenen (Hasen-)Käse geben. Scherzweise versprach Zwingli auf dem ersten Religionsgespräch zu Zürich dem bischöflichen Vicar als Preis des Siegs einen häsenen Käse, wenn er die Falschheit der vorgelegten Sätze darthue, welchen Preis er aber nicht erringen wollte. Daher bezeichnete man seit der Zeit eine Prahlerei, bei der nichts herauskam, mit der obigen. Redensart. »Ja, wan alle rechten das gedencken, ein hessin kess wil ich dir schencken.« (Murner, Vom luth. Narren., in Kloster, X, 94 u. 165.)
*106. Den Käse ohne Brot essen.
*107. Den letzten Kêss geb'n. (Rendsburg.)
*108. Der Käss ist dir nicht vorgesetzt. – Schuppius, Tract.
*109. Drê Kês hoch. (Holst.) – Schütze, II, 245.
»Ein Jung, drê Kês hoch.« Noch klein. Sehr allgemein, auch in Schlesien üblich. Von einem, der sehr klein ist, sagt man: Er ist nicht drei Käse hoch. Der Volkswitz hat hier den Käse als Mass genommen. Im Brem. Wb. (II, 762) wird die Höhe gar nur durch zwei Käse bestimmt: En junge, twe Kese hoch.
*110. Do wêr de Kes klar. (Holst.) – Schütze, II, 245.
Damit war die Sache abgemacht.
*111. Dos is fauler Kas un schtinkrige Butter. – Lohrengel, II, 160.
*112. Er hat davon keinen Käse gegessen.
Weiss von der Angelegenheit nichts, ist in die Sache nicht eingeweiht.
Holl.: Hij heeft er geene kaas van gegeten. (Harrebomée, I, 372a.)
*113. Er hat den Käse zu dick geschnitten.
Hat verschwendet, ist mit seinem Vermögen fertig.
Holl.: Hij heeft de boter en kaas te dik gesneden. (Harrebomée, I, 372a.)
*114. Er hat limburger Käse genascht.
Prügel bekommen. Peter der Grosse ass zum Nachtisch täglich Butter und Käse. Sein Koch Velten setzte ihm meist einen köstlichen Käse vor. Am Schluss der Mahlzeit nahm der Kaiser sein mathematisches Besteck heraus, mass den Rest des Limburger und notirte sich die Grösse genau in die Schreibtafel, rief dann den Koch und gab ihm denselben mit den Worten zum Aufheben: »Dieser Käse ist der beste, den ich in meinem Leben gegessen habe; schliess' ihn ein und gib keinem davon; ich will ihn für mich behalten.« Am folgenden Tage ward er wieder vorgesetzt, der Kaiser mass. Es fehlte die Hälfte. Der Koch ward gerufen. »Wer hat davon gegessen?« – »Niemand«, erwiderte der Koch. Peter führte den Beweis aus der Schreibtafel, nahm den Koch beim Kragen und gab ihm Stockschläge. Seit jener Zeit sagt man für: »Prügel bekommen«, er hat limburger Käse genascht. – In England sagt man von jemand, der betrunken ist, er habe etwas huller Käse gegessen, weil Hull berühmt ist wegen seines starken Biers: You have eaten some Hull cheese. (Bohn II, 224.)
*115. Er hat mir all meinen Käs abgerathen. – Geiler, Postilla, II, 71; Eiselein, 363; Wurzbach II, 215.
Er merkt, wo ich hinaus will. Er hat mich geistig geschlagen, überflügelt, besiegt. In einem etwas andern Sinne kommt die Redensart noch im Buch der Liebe (193b) vor, wo es heisst: »Es dunkte mich zeit, dass ich im die käs abrathen soll, denn ich wusste, wo es ihm lage«; etwa in dem Sinne: Einem an den Puls, auf die Nähte fühlen. (Vgl. Grimm, V, 249.) – Nach andern beruht dies Sprichwort auf einer Anekdote, nach der ein Wanderer dem andern gesagt habe: »Erräthst du, wie viel Käschen in meinem Schnappsack [1160] sind, so gehören sie dir alle sieben«, worauf dieser sofort die richtige Zahl genannt und die Käse erhalten hat.
Mhd.: Öhem ich sagen uch niet me, ir rietent eym sin kese alle abe. (Diocletians Leben.)
*116. Er hat seinen Käse abgesetzt.
*117. Er holt (isst) den Käse aus der Falle.
Thut etwas, oder erlaubt sich Genüsse, worauf die Strafe, wie bei der Maus, die vom Käse in der Falle nascht, unmittelbar folgen muss.
Engl.: To eat the cheese in the trap. (Bohn II, 153.)
It.: Mangiar il cacio nella trappola. (Bohn II, 153.)
*118. Er ist seinen Käse los geworden.
Hat seine Waare verkauft.
*119. Er isst eher Käs' und Brot, ehe er Hungers stirbt, wie jene Edelfrau.
*120. Er kann keinen Käse sehen, ohne dass ihm der Mund wässert.
Engl.: You can't see green cheese, but your teeth must water. (Bohn II, 182.)
*121. Er nimmt mit Käs' und Brot fürlieb.
Mit einfacher Bewirthung.
Lat.: Caseum habet, non eget obsonio. (Seybold, 68.)
*122. Er wird seinen Käse kriegen.
Holl.: Hij zal zijne kaas wel krijgen. (Harrebomé, I, 372a.)
*123. Er wird sich sein Käs' und Brot nicht nehmen lassen.
Von dem Aufstande der Nordholländer, welche damals Kennemers und Westfriesen hiessen und unter der Bezeichnung »Käs- und Brotvolk« Maximilian Widerstand boten. (Sprenger van Eijk.)
Holl.: Hij zal zich zijne kaas en zijn brood niet laten onthalen. (Harrebomée, I, 372a.)
*124. Es ist ein feiner Käse, wenn nur nicht hundert Maden darin wären.
*125. Es ist kein alter Käse mit ihm.
*126. Es sind hölzerne Käse. – Tendlau, 303.
Von hölzernen Käsen vor Verkaufsläden entlehnt, um jeden falschen Schein, jede Verstellung zu bezeichnen.
*127. He makt Kês. (Husum.) – Schütze, II, 425.
Er spricht drolliges oder dummes Zeug.
*128. Ich lasse mir den Käse nicht vom Brote nehmen.
Holl.: Ik moet zien, dat men mij de kaas niet van het brood afholl. (Harrebomée, I, 372a.)
*129. Kas, kas, de Kêse is gefrêten.
D.i. zieht mit Spott und Schande ab, ihr kommt zu spät. (Grimm, V, 279.)
*130. Kês un Brôd schmêten. – Stürenburg, 24a.
Das Spiel der Kinder, das sonst auch ⇒ Fröschchen (s.d.) machen und ⇒ Butterschnitten (s.d.) schmieren heisst.
*131. Muss man Käse und Brot auch anbeten? – Meisner, 108.
Sagte man früher, wenn man sich das Tischgebet ersparen wollte, wo es sich blos um Butterbrot und Käse handelte.
*132. Nicht so viel Kess als brodts. – Gruter, III, 72.
*133. Nu is de Käse geaten. (Westf.)
Die Sache ist abgemacht.
*134. Sich einen Kâs geben. (Tirol.) – Schöpf, 304.
Stolz, hochmüthig sein, sich einen Anstrich zu geben wissen.
*135. Sie sind Käse und Brot. (Ital.)
Ein Herz und eine Seele. Es gibt wenig Völker, die so gern Käse essen, als die Italiener.
*136. So viel Käs' als Brot.
Holl.: Juist zooveel kaas als brood. (Harrebomée, I, 372a.)
*137. Weiche Käse drücken.
»Denn wenn diss im schwang gehet, das man weiche Käse drücket vnd die frommen aus dem Regiment vnd Kirchen zwinget vnd dringet, da gehet es alles zu boden.« (Mathesy, 60b.)
*138. Zum Käse kommen.
Zu spät; weil der Käse erst am Schluss der Mahlzeit gegeben wird.
139. Besser den Käse zu schaben, als wegzuwerfen.
Nur das Verdorbene beseitigen.
140. Ein guter Käse zahlt eine schlechte Mahlzeit.
Bei gutem Käse kann man schon eine schlechte Mahlzeit aushalten.
It.: A cattivo pranzo ed a peggior cena, il formaggio paga la pena. (Giani, 695.)
141. Der Käs steckt in dem Brot.
Gelegentlich der Speisung des Volks mit Brot und Fischen sagt Geiler von Kaisersberg: »sie liessen sich begnügen mit brot und fischen. Wa (wo) was der wein? Er stack in dem brot, als (wie gerade) ein muoter spricht, wenn das kind brot heischet, so gibt sie im brot; wil es kess auch hon, so spricht sie: der kess steckt in dem brot, wann es ist weiss.«
142. Käse schärft die Zähne und macht Appetit.
143. 'S ist sehr recht, wenn man Käs frisst, no net umb sechsunddreissig Gulden.
Ein Student schickte seinem Vater eine Käserechnung von sechsunddreissig Gulden, worauf dieser wie oben zurückschreibt.
*144. Du wirst schon in die Käse fliegen. – Klix, 31.
*145. Ein guter Käse in einer Hundshaut. – Schuller, 38.
*146. Wie Käse auf die Maccaroni fallen.
D.h. zur gelegenen Zeit, wie gerufen kommen.
It.: Cascar come il cacio sui maccharoni. (Giani, 1816.)
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