Artikel in der Wikipedia: Diamant
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[735⇒] Diamant (Demant), reiner Kohlenstoff C, ohne anorganische Beimengungen. [⇐735]

[736⇒] Kristallisiert regulär, und zwar meist als Oktaeder, besonders mit krummen Flächen; selten sind Aggregate von Kristallen und derbe Steine. Die einzelnen Kristalle sind meist Zwillinge. Spaltbar nach dem Oktaeder. Farblos und wasserhell (Steine vom reinsten Wasser), eigenartig und stark glänzend = demantglänzend (kleiner Winkel der Totalreflexion), durchsichtig, selten trüb; mitunter gelblich und dann weniger geschätzt. Selten und sehr hoch im Preis sind dunkle, rote, grüne, blaue und schwarze Farben. Die Lichtbrechung und Farbenzerstreuung (Dispersion) ist sehr stark, daher im geschliffenen Zustand prächtiges Farbenspiel. Durch starke Bestrahlung wird Diamant phosphoreszierend und durch Reibung positiv elektrisch; das Leitungsvermögen für Elektrizität ist sehr gering. Seine Härte ist die größte unter den Mineralien, nämlich zehn in der Härteskala (australische Steine sind härter als andre); dabei ist er spröde und läßt sich leicht zertrümmern und spalten. Das spezifische Gewicht schwankt zwischen 3,50 und 3,53. Vor dem Lötrohr ist Diamant unschmelzbar, dagegen verbrennt er in der Rotglut und im Sauerstoffstrom unter Bildung ätzfigurenartiger Vertiefungen zu Kohlensäure, auch nach Entfernung der Wärmequelle; an der Luft geglüht, verbrennt er nur so lange, als die Glühflamme wirkt. Nach Despretz verwandelt sich der Diamant beim Glühen an der Luft vor dem Verbrennen in Graphit. In größeren Stücken erträgt der Diamant bei Abschluß von Sauerstoff Temperaturen bis zum Schmelzpunkt des Eisens. In Säuren ist Diamant selbst bei hoher Temperatur durchaus unlöslich; auch alkalische Basen greifen ihn nicht an. Dagegen wird er von einem Gemenge von chromsaurem Kali und Schwefelsäure bei 200° C. gelöst, indem er sich oxydiert.

Die meisten Diamanten werden auf sekundärer Lagerstätte, also da, wo sie nicht gebildet, wohl aber mit anderm Material abgelagert wurden, gefunden in Sanden, Kies, Breccien (Indien, Brasilien), Tonen (Westgriqualand), Gelenksandstein oder Itakolumit (Brasilien, Ural), in sogenannten Goldseifen (Australien). Das eigentliche Muttergestein ist nur in den wenigsten Fällen bekannt geworden, in Indien soll es nach Chaper ein pegmatitisches Gestein, ein Gneis, in Minas Geraes (Brasilien) ein granitisches oder syenitisches Gestein sein. Ueber die Entstehung des Diamants sind befriedigende Erklärungen nicht vorhanden. Es wird vermutet, daß er im Granit unter hohem Druck und Temperatur aus sehr lösungskräftigen Dämpfen sich gebildet habe; andre nehmen eine Kristallisation aus geschmolzenem Eisen bei sehr hohem Druck an (nach dem Vorkommen in Meteoriten). In den letzten Jahren fehlte es nicht an Versuchen, Diamant im Laboratorium zu erzeugen, doch haben dieselben einen von keiner Seite angezweifelten Erfolg nicht gehabt; erst Moissan stellte Diamant durch Auskrystallisation aus einer Lösung von Kohlenstoff in flüssigem Eisen unter Druck dar. Als Nachahmungen von Diamant, nicht bloß des geschliffenen, sondern auch des rohen, werden Bergkristall und farblose Abarten des Korunds gebraucht und künstlich falsche Diamanten durch ein Bleiglas erzeugt. Die besonders geschätzte blaue Farbe mancher Diamanten wird durch Eintauchen von minderwertigen gelben in blaue Lösungen künstlich nachgeahmt. Die älteste und hervorragendste Verwendung des Diamants ist diejenige als Schmuckstein, und hier wird beinahe ausschließlich eine Schleifform gewählt, die des Brillantschliffes. Man nennt daher Diamanten von dieser Schlifform kurzweg Brillanten. Die Form besteht aus zwei an ihrer Grundfläche (Fassungsrand) vereinigten Pyramiden, deren obere durch eine der Grundfläche parallele Fläche abgestumpft ist und etwa 1/3 der Gesamthöhe des Steines einnehmen soll (vgl. Edelsteinschleiferei). In den Fällen, wo der Rohstein nicht die Oktaederform bereits besitzt, wird diese durch Spalten desselben hergestellt. Alsdann werden zwei auf Stäbchen aufgekittete Steine aneinander gerieben, bis sie die ungefähre Form der Brillanten haben (Grauen der Steine). Hierauf werden die Fassetten geschliffen, indem die aufgekitteten Steine auf eine sehr rasch rotierende eiserne Scheibe gedrückt werden, auf die Diamantstaub oder -pulver mit Olivenöl als Schleifmittel gebracht wurde. Für jede Fassette muß der Stein auf dem Griffel natürlich umgekittet werden. Der Wert der rohen Diamanten wechselt nach der Reinheit und bewegt sich zwischen 20 und 50 ℳ. pro Karat für größere Partien. Beim Brillanten galt früher die Regel, den Wert im Quadrat des Gewichtes an Karat zu bemessen, also z.B. einem Stein von 4 Karat den 16fachen Wert von 1 Karat beizumessen. Durch die Häufigkeit der Diamanten in Südafrika wurden jedoch die Preise gedrückt. Man rechnet etwa einen Stein von 1 Karat (= ~ 0,2 gramme) je nach Qualität auf 120–220 Franks Wert, von 2 Karat auf 400–700 Franks, von 3 Karat auf 660–1250 Franks, von 5 Karat auf 1250–2750 Franks, von 10 Karat auf 3050–10300 Franks u.s.w. In den letzten zwei Jahren erhöhten sich die Preise, 1 Karat geschliffen ca. 300 ℳ. Für große Steine sowie für solche mit sehr seltenen Färbungen werden selbstverständlich nur Liebhaberpreise bezahlt.

Zum Glasschneiden können nur kleine Steine (Salzkörner) oder Bruchstücke mit natürlichen Kanten benutzt werden; Spaltungsstücke schneiden nicht, sondern ritzen nur (Preis 30–50 ℳ. pro Karat). Als Schleifmittel (s. Schleifen) für den Diamanten selbst und ähnlich harte Edelsteine wird der sogenannte Diamantbort oder kurzweg Bort (Boort) verwendet, der aus Abfällen größerer Steine und solchen trüben oder unregelmäßig verwachsenen besteht, die sich zu Brillanten nicht eignen (Preis pro Karat 20–30 ℳ.). Eine große Verwendung finden solche Diamanten oder deren Bruchstücke zum Bohren und Drehen sehr harter Materialien, zum Abrichten von Schleif- und Schmirgelsteinen, zum Abdrehen von Hartguß-, Stahl- und Hartgummiwalzen u.s.w. Ausgedehnt ist die Benutzung zur Herstellung von Bohrkronen für harte Gesteine (Preis 30–90 ℳ. je nach Größe). Beim Gravieren von Metall (Siegel- und Kupferstecherei) und Stein (Lithographie) werden Werkzeuge mit Diamantspitze verwendet. Untergeordnet ist die Benutzung sehr klarer Steine zu optischen Linsen. – Als ein derbes, kristallines Aggregat von Diamantoktaedern wird der schwarze, zuweilen poröse Karbonat (Carbonado) angesehen, der oft das Aussehen von Koks besitzt und häufig in größeren Klumpen vorkommt (Brasilien). Er enthält bis zu 2% fremde Beimengungen, hat ein niedriges spezifisches Gewicht (3,15–3,30), ist aber ebenso hart als der eigentliche Diamant (nach Aussage der Steinschleifer sogar noch härter). Er dient wie der Bort zum Schleifen von Brillanten, Abdrehen und Abschleifen harter Materialien, Bohrkronen. [⇐736]


[737⇒] Literatur: [1] Bauer, Lehrbuch der Mineralogie, 2. Aufl., Berlin 1904. – [2] Groth, Grundriß der Edelsteinkunde, Leipzig 1887, 138. – [3] Dölter, Edelsteinkunde, Leipzig 1893, 54. – [4] Bauer, Edelsteinkunde, Leipzig 1895, 127.

Leppla. [⇐737]

Quelle: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 2 Stuttgart, Leipzig 1905., S. 735-737.
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Edelsteine. II. (Kristall- und Schlifformen)
Edelsteine. II. (Kristall- und Schlifformen)

[429⇒] Diamánt (Demant), härtester und wertvollster Edelstein, regulär [Tafel: Edelsteine II, 1-5], und zwar meist in krummflächigen Gestalten [3-5] kristallisierend, rein farblos und wasserhell, doch oft gefärbt, grau, braun, gelb, schwarz (Karbonat, s. Karbon) etc., Härte 10, spez. Gewicht 3,521, spaltbar, spröde, lebhaft glänzend, sehr stark lichtbrechend und farbenzerstreuend, besteht aus Kohlenstoff; findet sich im aufgeschwemmten Land und in Flußsanden [Taf. I, 1-3]; Ostindien, Brasilien, Borneo, Australien, Südafrika (größter D. »Cullinan«, 3025 Karat = 622 g schwer, hier in der Premier Mine bei Johannesburg Jan. 1905 gefunden). Zur Benutzung als Edelstein wird er zu Spitz- und Dicksteinen, Rosetten und Brillanten verschliffen [Taf. I, 4; Taf. II, 6-16], deren Wert sich nach Reinheit und Durchsichtigkeit, nach Färbung, Größe, Gewicht (nach Karat), Schnitt richtet; anderweitige Benutzung zum Glasschneiden, zum Gravieren, zu Zapfenlagern der Uhrräder, pulverisiert als Schleifpulver (Diamantbort). – Große bekannte D.: der Orlow (geschliffen 1943/4 Karat), Florentiner oder Toskaner 1391/2), Kohinoor (106), Pitt oder Regent (136 Karat, 12-15 Mill. Frs. Wert) etc. [Taf. I, 5-10]. Wert des geschliffenen D. von 1-15 Karat gegenwärtig ca. 300 M. das Karat (= 205 mg). Künstliche D. erzeugte Moissan durch Auskristallisierenlassen von in flüssigem Eisen gelöstem Kohlenstoff unter hohem Druck. Imitationen durch Topas, Bergkristall, Zirkon, Phenakit etc. sowie durch Glasflüsse (Simili-D.) – Vgl. Jacobs und Chatrian (franz., 1800), Luzi (1893), Lewis (engl., 1897), de Launay (franz., 1897) und die Literatur zu Edelsteine. [⇐429]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 429.
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Verweise:

Stolberger Diamanten, Bergkristalle vom Auerberg im Unterharz.

Zabeltitzer Diamanten, s. Bergkristall.

Marmaroscher Diamanten, s. Bergkristall.

Mutzschener Diamanten, s. Bergkristall.

Matūradiamant, Handelsname des Hyazinths (s.d.).

Diamantspat, s. Korund.

Diamantstein, Baustein mit facettierter Frontfläche.

Bordiamanten, s. Bor.

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[864⇒] Diamánt (Demant, griech. u. lat. adamas; hierzu Tafel »Diamanten«), Mineral, kristallisiert tesseral, meist in Oktaedern, Rhombendodekaedern und Achtundvierzigflächnern, in diese oft krummflächig und dadurch kugelförmig, lose oder einzeln eingewachsen, selten derb in faserigen oder feinkörnigen, porösen, durch Graphit meist dunkelgefärbten Aggregaten (Karbonat, Carbonado, Bort). Er ist sehr spröde, auf dem Bruch muschelig, nach den Flächen des Oktaeders ausgezeichnet spaltbar, vom spez. Gew. 3,5 und in seiner großen Härte (10) nur dem kristallisierten Bor vergleichbar. Der D. ist farblos und wasserhell, häufig auch grau, bräunlich und gelb, selten schwarz, rot, grün und blau. Das Licht bricht der D. sehr stark, auch hat er ein großes Farbenzerstreuungsvermögen, und diesen Eigenschaften verdankt er sein »Feuer« und Farbenspiel, das bei passendem Schliff zu voller Geltung gelangt. D. besteht aus Kohlenstoff (wie Graphit und Holzkohle), ist in den gewöhnlichen Lösungsmitteln unlöslich und sehr widerstandsfähig gegen chemische Agenzien; er erträgt in sauerstofffreien Gasen sehr hohe Temperatur, wandelt sich aber schließlich in Graphit um; bei Zutritt der Luft erhitzt, verbrennt er zu Kohlensäure. Viele Diamanten enthalten Einschlüsse wie Graphit, Rutil, Titaneisen, Eisenglanz und andre Eisenerze etc.

Der D. findet sich, zuweilen zusammen mit Korund, Epidot, Eisenerzen, häufig mit Quarz und Chalcedon, vorzugsweise auf sekundärer Lagerstätte, in Schichten, die sich aus Trümmern von primären diamantführenden Gesteinen gebildet haben, und teils lockere Sande, teils durch ein Bindemittel verkittete Sandsteine und Konglomerate darstellen. In Indien liegen die Fundorte hauptsächlich am Ostabfall des Dekhangebirges. Die großen historischen Diamanten stammen von Golkonda am untern Lauf des Kistnah, wo auch heute noch bei Kollur etc. D. gefunden wird; hier sowohl als bei Cuddapah am Panar, bei Banaganpilly, bei Wairaghar am Wajnganga, einem Nebenfluß des Godavery, bei Sambalpur am Mahanady und besonders bei Panna im Bandelkhand findet sich der D. in alten, vielleicht silurischen Sandsteinen und Konglomeraten und in den Ablagerungen der Flüsse. Weit ärmer ist das Vorkommen auf Borneo. In Brasilien findet sich D. besonders in dem Staate Minas Geraes und zwar sowohl in dem sandsteinähnlichen Itakolumit als in den wesentlich aus diesen hervorgegangenen Konglomeraten (Cascalho, Tapanhoacanga), Geröllen, Sanden und tonigen Massen. Begleiter des Diamanten sind Gerölle und Geschiebe von braunen eisen- und titanhaltigen Mineralien (sogen. Favas, braune Bohnen, Erbsen), Quarz, Jaspis, Turmalin, Chrysoberyll, Rutil, Zirkon, Magnetit, Pyrit, Topas und viele andre Silikate, Gold, Lazulith, Psilomelan, Monazit, Ytterspat. Auch in den Staaten Bahia, São Paulo, Goyaz und Matogrosso findet sich D., besonders in Seifenablagerungen, im Sand und Kies der Flüsse. Die in der Technik mit den Namen Karbon, Carbonado oder kurzweg schwarzer D. bezeichnete Diamantvarietät, die durch eine grauschwarze, zuweilen ins Rötliche gehende Farbe, fettartigen Glanz, durch ihre feinkörnige bis dichte Struktur und daher durch Zurücktreten oder scheinbares Fehlen der Spaltbarkeit sowie durch eine hierdurch bedingte größere Härte ausgezeichnet ist und deshalb zum Besatz von Kronen der Tiefbohrmeißel und zum Abdrehen von Schmirgelscheiben sich besonders gut eignet, ist in ihrem Vorkommen wesentlich auf die Provinz Bahia beschränkt.

Fig. 1. Geologisches Profil der Kimberley-Mine.
Fig. 1. Geologisches Profil der Kimberley-Mine.

Sie findet sich hier in kleinen, etwa 2–500 mg schweren Körnchen, seltener auch in größern, ganz ausnahmsweise Taubeneigröße erreichenden Geröllen in dem Flußbette des Paraguassu und San José und im Cascalho, an den Gehängen der Sierra da Cincora, zusammen mit Rutil, Brookit, Hämatit, Ilmenit, Magnetit, Cyanit, Turmalin, Zirkon und Topas. Hier kommt auch kugelförmiger kristallinischer D. mit rauher Oberfläche, sogen. Bort, vor. In Südafrika kommt D. außer in Flußsanden im Bereich der Karrooformation in schlot- oder kraterähnlichen Vertiefungen vor, die an die Maare der Eifel erinnern (Fig. 1). Sie sind erfüllt von einer an der Oberfläche gelbbraunen, in der Tiefe blaugrauen Erde. Diese besteht vorwiegend aus Bruchstücken eines blaugrauen serpentinartigen, aus einem Olivinfels (Kimberlit) durch Zersetzung hervorgegangenen Eruptivgesteins, verkittet durch ein Bindemittel von ähnlicher Zusammensetzung und enthält viele eckige Bruchstücke der die Karrooformation zusammensetzenden Gesteine (s. Tafel »Edelsteine«, Fig. 7.). Man sieht jetzt allgemein den blauen Grund als ein mit Fragmenten des durchbrochenen Nebengesteins erfülltes, stark zersetztes Eruptivgestein (Kimberlit) an Ob der D. ein in diesem Gestein bei seiner Festwerdung entstandener Gemengteil ist oder aus andern in der Tiefe anstehenden, von jenem Gestein durchbrochenen diamantführenden [⇐864] [865⇒] Gesteinen (Eklogit etc.) herrührt oder endlich durch Einwirkung des Kimberlitmagmas auf eingeschlossene Bruchstücke von kohlenhaltigen Schiefern der Karrooformation sich gebildet hat, ist noch nicht entschieden. Die meist horizontal gelagerten Schichten, die durch die vulkanische, jetzt mit blauem Grund erfüllte Röhre durchbrochen werden, sind von unten nach oben schwarzer, kohlereicher Schiefer (Blackshale), Quarzit, in denen Gänge diabasartigen Gesteins eindringen: Diabasmandelstein, schwarzer Schiefer, Diabas, Alluvium. Der D. ist ziemlich unregelmäßig durch den ganzen Grund verbreitet; er beträgt in den noch bauwürdigen Teilen etwa ein Zweimillionstel bis ein Vierzigmillionstel des Ganzen. Begleitet wird er von Titaneisen, Magneteisen, Chromeisen, Granat (Kaprubin), Chromdiophid, Enstatit, Olivin, Zirkon, Saphir, Cyanit, Topas, Schwefelkies, Biotit; der sonst so häufige Quarz fehlt. Die Kapdiamanten sind im Durchschnitt viel größer als die brasilischen und indischen und zeigen meist einen kaum merklichen Stich ins Bräunliche, doch kommen auch ganz weiße und bläuliche, seltener schwarze vor. Die letztern, sogen. Jappers, zeigen meistens, wie der sogen. Bort, eine sein- bis grobkristallinische Struktur bei mehr oder weniger stark zurücktretender Spaltbarkeit. Man gewinnt sie jetzt durch regelrechten Bergbau mit allen maschinellen Mitteln und sehr vollkommenen Waschvorrichtungen besonders bei Kimberley in Westgriqualand und bei Jagersfontein und an andern Orten im ehemaligen Oranje-Freistaat. Am Ural hat man als große Seltenheit D. in Goldseifen gefunden; auch das Vorkommen in Nordamerika (Georgia, Nord- und Südcarolina, Kalifornien etc.) ist ohne besondere Bedeutung. Etwas reichlicher findet sich D. in Neusüdwales. Ein sehr auffallendes Vorkommen von D. ist das in Meteoriten. Zuerst wurde D. in einem 1886 bei Nowo Urei im russischen Gouvernement Pensa gefallenen Stein nachgewiesen, der neben Olivin, Augit, Nickeleisen und dunkler kohliger Substanz D. in sehr kleinen hellgrauen Körnern, etwa 1 Proz. der ganzen Masse, enthält; später hat man ihn dann vorzugsweise in Meteoreisen (von Cañon Diablo in Arizona, von Toluca in Mexiko, von Carcote in Chile, etc.) gefunden und erkannt, daß kleine wesentlich aus Graphit bestehende Würfel in dem Meteoreisen von Arva (Ungarn), die G. Rose 1846 für eine besondere Modifikation des Kohlenstoffs gehalten und Cliftonit genannt hatte, Pseudomorphosen von Graphit nach D. darstellen. Das Vorkommen von D. in Meteoreisen hat zu einer künstlichen Darstellung von D. geführt, die früher oft vergeblich versucht worden war. Während sich der Kohlenstoff aus dem bei 2–3000° mit Kohlenstoff gesättigten Eisen beim Erkalten z. T. als Graphit ausscheidet, kristallisiert er nach Moissan als D. aus, wenn man das Eisen unter sehr hohem Druck rasch erkalten läßt. Aus dem erkalteten Eisen erhielt Moissan bei Auflösung bis 1/2 mm große Diamantkristalle. Ferner hat Luzi beobachtet, daß auch eine Silikatschmelze von der Zusammensetzung des Kimberlits Kohlenstoff (auch in Form von D.) auflöst, der sich aber beim Erkalten nicht als D., sondern als Graphit wieder ausscheidet; bei Anwendung einer Olivinschmelze, in der Kohle aufgelöst wurde, hat Friedländer jedoch kleine Kristalle (von 1–10 Tausendstel Millimeter Durchmesser) von D. dargestellt. Übrigens enthalten nach Franck auch viele Stahlsorten D., und zwar bildet sich im Stahl um so reichlicher D., bei je höherer Temperatur er erzeugt wird.

Die Aufsuchung der Diamanten (Diamantwäscherei) ist sehr kostspielig. Die Kleinheit der allermeisten Diamanten macht in Verbindung mit ihrer Seltenheit das Auswaschen und sorgfältige Durchsuchen einer Menge Erde notwendig. In Indien wäscht man die diamantführende Erde, um Sand und Ton wegzuspülen, bringt den Rückstand, auf eine festgestampfte Tenne, läßt ihn trocknen und schließlich die darin befindlichen Diamanten durch nackte Arbeiter aussuchen.

Lange Zeit begnügte man sich, die natürlichen Flächen der Diamanten zu polieren (Spitzsteine); seitdem aber Ludwig van Berguen 1456 die Kunst entdeckte, den Steinen künstliche Flächen zu geben und sie auf rotierenden Scheiben mit ihrem eignen Pulver (Diamantbort, Bort) zu schleifen, kamen ihre optischen Eigenschaften erst zu voller Geltung. Man schleift Diamanten hauptsächlich zu Brillanten und Rosetten (s. Edelsteine) und benutzt die größern für sich als Schmucksteine, die kleinsten zum Karmesieren, Einfassen andrer Edelsteine. Die Figur 2 gibt das Gewicht der Steine von dargestellter Größe bei regelmäßigem Brillantschliff.

Tabelle

Der Wert der Diamanten richtet sich nach Farbe, Reinheit, Schnitt und Gewicht. Am höchsten im Preis stehen die farblosen, niedriger die roten, gelben, grünen, blauen (Phantasiesteine), am niedrigsten die schwärzlichen, bräunlichen, stahlfarbigen und unrein bläulichen. Südafrika liefert gegenwärtig die größten Diamanten, die Mehrzahl derselben ist gelblich, doch kommen auch farblose mit einem Stich ins Gelbliche (kapweiße) sowie völlig farblose Steine vor, die selbst das viel gerühmte Blauweiß der indischen und brasilischen Diamanten besitzen. Diamanten vom ersten Wasser sind die vollkommen wasserhellen, ohne allen Fehler, vom zweiten Wasser die zwar wasserhellen, jedoch hier und da trübe Stellen, Wolken oder Federn darbietenden, vom dritten Wasser (kouleurte) die grauen, braunen, gelben, grünen, blauen oder schwärzlichen oder die zwar wasserhellen, aber sonst beträchtlich fehlerhaften Stücke. Steine von bedeutender Größe heißen Parangons oder Nonpareils, auch Solitäre, die kleinen Salzkörner. Nach der Regel von Linscotius multipliziert man zur Ermittelung des Wertes eines Steines die Anzahl seiner Karate mit sich selbst und das Produkt mit dem Preis eines Karats. Diese für Steine bis zu 20 Karat anwendbare Regel hat heute alle Gültigkeit verloren. 1550 wurde das Karat auf 350 Mk., 1762 auf 180 Mk. und 1772 auf 300 Mk. geschätzt. 1865 zahlte man 450 Mk. für das Karat, seit der Entdeckung der Kapdiamanten (1867) ist aber der Preis noch stärker gesunken als bei der Entdeckung der brasilischen Diamanten 1727. Brasilien lieferte 1850–70 jährlich gegen 170,000 Karat im Werte von 7 Mill. Mk. In neuester Zeit ist die Produktion sehr bedeutend zurückgegangen. In Südafrika wurde Anfang der 1870er Jahre die Diamantwäscherei ungemein lebhaft betrieben, in Kimberley waren 1876 außer den eingebornen Arbeitern 20,000 Gräber und 4000 Händler angesiedelt. Seitdem man aber in größere Tiefen dringen mußte und der Preis des Diamanten stark gesunken [⇐865][866⇒] ist, ging die Produktion herab und wurde durch den südafrikanischen Krieg völlig lahm gelegt. Es scheint, als ob mit der Tiefe der Minen die Zahl der Diamanten und ihre Größe wächst. Die Diamantschleiferei wird hauptsächlich in Amsterdam und Antwerpen ausgeführt, seit 1875 auch in Hanau. Betrügereien im Diamantenhandel sind verhältnismäßig leicht zu entdecken. Es werden Dubletten und andre farblose Edelsteine untergeschoben, die aber sämtlich dem Diamanten an Härte, Glanz und Farbenspiel weit nachstehen. Sehr häufig geht Quarz und Bergkristall als D. (böhmischer, Schaumburger, rheinischer, okzidentalischer, Marmaroser D., Paphos-D., Arkansas-D., braun: Alençon-D.), viel seltener Hyazinth (Matura-D.), Zirkon, Phenakit, weißer Saphir, Topas, Aquamarin. Sehr schöne Effekte erreicht man mit künstlichen Diamanten (Similibrillanten etc.), dem bleireichen Glas (s. Edelsteine), das wenigstens bei künstlicher Beleuchtung an Glanz und Farbenspiel dem Diamanten nahekommt, aber sehr weich ist und bei häufigem Gebrauch bald von seiner Schönheit verliert.

Die technische Benutzung des Diamanten wird immer ausgedehnter. Der Glaser schneidet mit den beilförmig gebogenen Kristallkanten des Diamanten das Glas; in der Lithographie graviert man seine englische Schrift auf Visiten- und Adreßkarten, auf Wechseln, Rechnungen etc. mit einem scharfen, spitzen Diamanten. Kupfer- und Stahlstecher ziehen mit Diamanten seine Luftlinien auf der Platte. Die seinen Teilungen auf Silber- und Messingrädern und auf Glas zu den Messungen bei mikroskopischen Untersuchungen werden ebenfalls mit spitzen Diamanten gemacht. In der Glaskunstindustrie dient der D. zum Gravieren. In Achat und andre harte Steine, auch in Porzellan bohrt man Löcher mit Diamantstücken. Festes Gestein bohrt man mit einem Röhrenbohrer, der vorn mit Diamanten besetzt ist. Ferner dient D. zum Nachdrehen harter Stahlzapfen an Instrumenten, zum Abdrehen von Schmirgelscheiben. Für letztere Zwecke wird der sogen. schwarze D. (s. oben) benutzt.

Die Kenntnis des Diamanten reicht hoch in das Altertum hinaus. Schon in der Bibel wird er unter dem Namen Schamir bei Jeremias als Graviergriffel, bei Hesekiel und Zacharias als Bild der israelitischen Hartnäckigkeit angeführt. Adamas (der Unbezwingliche) hieß der D. bei Griechen und Römern. Plinius führt ihn als das Wertvollste unter allen menschlichen Gütern auf. Der D. zeige vor allem die Erscheinung der Antipathie und Sympathie. Der unbezwingliche D., der zwei der heftigsten Dinge in der Natur, Eisen und Feuer, nicht achte, werde durch Bocksblut gesprengt. In frischem warmen Blut maceriert, lasse er sich auf dem Amboß zu Teilchen zersprengen, mit denen der Steinschneider in jede Materie, so hart sie auch sei, graviere. Mit dem Magnet liege er in solchem Streit, daß er ihm selbst das Eisen entreiße. Er entkräfte das Gift, vertreibe den Wahnsinn etc. Größere Verbreitung nach dem Westen haben die Diamanten erst seit den Einfällen der Ghasnawiden nach Indien gefunden, und bis 1728 kamen sämtliche Diamanten von dort. Die Verbrennlichkeit des Diamanten, obwohl schon früher bekannt, wurde 1694 von Averami und Taglioni mit-Hilfe von Brenngläsern erwiesen, und 1773 zeigte Lavoisier, daß der D. zu Kohlensäure verbrennt. Viele der durch Schönheit oder Größe ausgezeichneten Diamanten haben ihre Geschichte. Der größte D. (Exzelsior) von 971,75 Karat ist bläulichweiß und wurde 1893 zu Jagersfontein, Mine in Südafrika, gefunden. Der Rajah von Matane auf Borneo besitzt einen noch ungeschliffenen D. von 367 Karat, der 1740 bei Landak auf Borneo gefunden wurde. Der Nizam von 340 Karat, in Golkonda gefunden, gehört dem dortigen Rajah. Der Großmogul (Tafel, Fig. 1) von 280 Karat, im 16. Jahrh. ebendaselbst gefunden, soll roh 780 Karat gewogen haben. Er befindet sich jetzt im Besitz des Schah von Persien. Der berühmteste ist der Kohinur, d. h. Lichtberg. Die Sage der Inder läßt ihn schon vor 5000 Jahren von dem Helden Karna, den das Epos »Mahâbhârata« besingt, im Kriege getragen werden. Der Herrscher von Malwa, Alaed din Khilji, erbeutete ihn zu Anfang des 14. Jahrh. auf seinen Raubzügen nach Nordkarnatik und nahm ihn nach Dehli mit. Er soll 672, nach andern 793 Karat gewogen haben. 1665 wog er, durch das Ungeschick eines venezianischen Steinschleifers zerteilt, nur noch 280 Karat (Tafel, Fig. 8). Den Kohinur entführte Nadir Schah 1739 bei der Plünderung Dehlis nach Afghanistan, von wo er in den Besitz des Maharadscha Rundschit Singh und nach dem Untergang des Reiches der Sikh in den der Ostindischen Kompagnie kam, die ihn 1850 dem englischen Kronschatz übergab. Er wog damals 186 Karat und hatte eine ähnliche Form wie der Orlow. Durch Schleifen in Brillantform hat sich sein Gewicht bis 1061/16 Karat verringert (Tafel, Fig. 10). Der Orlow an der Spitze des russischen Kaiserzepters (Textfig. 3), von 193 Karat, ist von unvorteilhaftem Schliff, aber von ausgezeichnetstem Wasser. Sein größter Durchmesser beträgt 3,678 cm, seine Höhe 2,18 cm.

Fig. 3. Diamant Orlow, links Seitenansicht, rechts von oben.
Fig. 3. Diamant Orlow, links Seitenansicht, rechts von oben.

Er stammt aus dem Thronsessel Nadir Schahs und wurde nach dessen Ermordung durch einen armenischen Kaufmann angekauft, von dem er 1772 für 450,000 Silberrubel und einen russischen Adelsbrief in den Besitz der Kaiserin Katharina II. überging. Zu den schönsten Diamanten gehören noch der »Florentiner« oder »Großherzog von Toskana« (Tafel, Fig. 3 u. 5) von 139,5 Karat, etwas gelblicher Farbe und als reich facettierter Briolett geschliffen. Er gilt für den größten Diamanten Karls des Kühnen, wurde von diesem 1476 in der Schlacht bei Granson verloren, gelangte aus Privathänden in den mailändischen Schatz, dann an Papst Julius II. und findet sich jetzt im Schatz des Kaisers von Österreich. Der Schah der russischen Krone bildet ein unregelmäßiges Prisma von 86 Karat. Auch der Sancy (Tafel, Fig. 6) von nur 53 Karat, aber erstem Wasser stammt von Karl dem Kühnen, der ihn 1477 in der Schlacht bei Nancy verlor. Durch viele Hände gelangte der Stein an den hugenottischen Edelmann Sancy. Als dieser nach Solothurn als Gesandter ging, erhielt er von Heinrich III. den Befehl, ihm als Pfand jenen Diamanten zu schicken. Der Diener, der ihn überbringen sollte, wurde unterwegs ermordet, nachdem er den Diamanten verschluckt hatte. Sancy ließ den Leichnam öffnen und fand den Edelstein im [⇐866] [867⇒] Magen. Jakob II. besaß ihn, als er 1688 nach Frankreich kam. Später war er im Besitz Ludwigs XIV. und Ludwigs XV., der ihn bei seiner Krönung trug. 1835 wurde er um 500,000 Rubel für den russischen Kaiser angekauft. Er befindet sich jetzt im Besitz eines indischen Fürsten. Le Jubilee aus den Minen von Jagersfontein wiegt 239 Karat. Der Stern von Südafrika, 1869 am Vaalfluß gefunden, wog 83,5 Karat, wiegt geschliffen 46,5 Karat und gehört der Herzogin von Dudley. Steine von 100 Karat sind in Südafrika nicht selten. Für den vollkommensten und schönsten Brillanten gilt allgemein der Regent oder Pitt (Tafel, Fig. 2 u. 11) von 136,75 Karat, reinstem Wasser und vollendetstem Brillantschliff. Er wurde bei Golkonda gefunden, wog ursprünglich 410 Karat, wurde von einem Matrosen an den Gouverneur des Forts St. George, namens Pitt, verkauft und gelangte von diesem an den Herzog von Orléans. Zur Zeit der französischen Revolution war er in Berlin beim Kaufmann Treskow verpfändet. Später zierte er den Degenknopf Napoleons I., und noch jetzt befindet er sich im französischen Staatsschatz. Der größte in Brasilien gefundene D. (1853), ein Brillant von reinstem Wasser, wog 254,5 Karat, wiegt aber nach dem Schnitt nur noch 125,5 Karat und ist als »Stern des Südens« bekannt. Er befindet sich im Besitz eines indischen Rajah (Tafel, Fig. 4 u. 12). Einen schönen blauen Diamanten von 411/2 Karat besitzt der Bankier Hope in Amsterdam (Tafel, Fig. 9). Ein blauer D. von 67 Karat befand sich unter Ludwig XIV. im französischen Kronschatz, wurde 1792 gestohlen und ist seitdem verschwunden. Es wird behauptet, daß aus diesem Stein der Hopediamant und ein im Besitz des Herzogs von Braunschweig befindlicher D. geschliffen sei. Ein blaßblauer D. von 40 Karat befindet sich in der bayrischen Schatzkammer, einen grünen Diamanten von 40 Karat (Tafel, Fig. 7) besitzt das Grüne Gewölbe in Dresden, wo auch gelbe und rote Diamanten zu finden sind. Vgl. Rose, Über die Kristallisation des Diamanten (Berl. 1877); Jacobs und Chatrian, Monographie du diamant (Par. 1880); Dieselben, Le D. (das. 1883); Jannetaz und Fontenay, D. et pierres précieuses (das. 1880); Streeter, The great diamonds of the world (Lond. 1882); Boutan, Le D. (Par. 1886); Luzi, Über den D. (Berl. 1893); Reunert, Diamonds and gold in South Africa (Lond. 1893); Williams, The diamond mines in South Africa (das. 1902). [⇐867]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 4. Leipzig 1906, S. 864-867.
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Verweise:

Maturadiamant, soviel wie weißer oder geglühter Hyazinth (Zirkon) von Matura auf Ceylon.

Glasdiamanten, in Diamantenform geschliffener Straß, besonders die Similibrillanten aus sehr stark lichtbrechendem Glas.

Diamantbohrer, Diamantbohrkrone, s. Tiefbohren und Gesteinsbohren.

Schaumburger Diamanten, s. Quarz, S. 498.

Diamantspat, soviel wie spätiger Korund (s.d.).

Diamantmühle, s. Exzelsiormühle.

Stahldiamanten, s. Stahlbrillanten.

Diamantbort, s. Diamant, S. 865.

Bordiamanten, s. Bor.

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[105⇒] Diamant (Adamas), Mineral, krystallisirt im tesseralen System, hat zur Grundform ein regelmäßiges Oktaëder, erscheint oft in Rhombendodekaedern mit häufiger Zwillingsbildung, gewöhnlich mit stark gekrümmten Flächen, daher sich der Kugelform nähernd, selten in Oktaedern u. höchst selten in Würfeln u. Tetraëdern; vollkommen spaltbar nach der Fläche des Oktaeders, Bruch muschelig, an Härte übertrifft er alle bekannten Stoffe; er ist farblos u. wasserhell, oft gefärbt, grau, braungelb, rosa, blau, grün u. schwarz; sein specifisches Gewicht beträgt 3,5–3,6, hat starken Glanz u. bricht das Licht stark; manche D-en phosphoresciren im Finstern; er besteht aus reinem Kohlenstoff u. verbrennt daher im Sauerstoffgas zu Kohlensäure. Der D. findet sich vorzugsweise in Ostindien (hier die alte berühmte Diamantmine von Golkonda u. die Mallavillygruben bei Ellora), wo er nebst Gold von eignen Arbeitern für den dortigen Radscha durch Auswaschen des Sandes gewonnen wird, in Brasilien (Provinz Minas Geraes im District von Serro do Frio), auf Borneo u. Malacca, am Ural, angeblich im nördlichen Afrika (Provinz Constantine in Algerien), Nordcarolina u. Mexico (in der Sierra Madre), an allen diesen Orten in diluvialen Bildungen, bes. im Sande der Ebenen u. Flüsse. Wegen seines ausgezeichneten Farbenspiels wird der D. als Schmuckstein benutzt, wegen seiner Härte zum Glasschneiden, zum Bearbeiten anderer Edelsteine u. zu Zapfenlagern für Chronometer, auch hat man Linsen für Mikroskope aus D. gefertigt, welche eine beiweitem stärkere Vergrößerung geben als Glaslinsen. Zum Glasschneiden nimmt man stets rohe krummflächige Krystalle, welche das Glas nicht nur ritzen, sondern auch spalten. Seit mehreren Jahren gewinnt man in der Provinz Bahia in Brasilien eine Art Schwarzer D., Carbonati genannt; das Mineral dient, zu Pulver gestoßen, zum Schleifen harter Edelsteine u. des D. selbst; die eckigen Stücke braucht man beim Bearbeiten für Zierrathen bestimmter Granite, Porphyre etc. Die dichten Musterstücke, gewöhnlich von der Größe einer Haselnuß, haben im Allgemeinen stumpfe Ecken, harzglänzende Oberfläche, [⇐105][106⇒] matten Bruch, bräunlich schwarze u. grünlich od. aschgraue Farbe; diese D. werden im Sand gefunden, manche enthalten Goldtheilchen.– Soll der D. als Schmuckstein dienen, so gibt man ihm verschiedene Formen: a) Brillant, besteht aus 2 mit ihren Grundflächen vereinigten grad abgestumpften Kegeln, deren Seiten ringsum mit Faretten versehen sind; der obere Theil ist mehr abgestumpft als der untere. Der nach der Fassung obere sichtbare Theil heißt Pavillon (Obertheil, Oberkörper), der untere Culasse (Untertheil, Unterkörper); die Rundiste (Rand), die größte Durchschnittsfläche, trennt den Pavillon von der Culasse, u. an ihr wird der Stein beim Fassen befestigt. Die Facette des Pavillon, welche alle Facetten nach oben begrenzt, heißt die Tafel, die Facette der Culasse dagegen die Calette; Tafel u. Calette laufen der Rundiste parallel; die mit ihrer größeren Seite an der Tafel liegenden Facetten heißen Sternfacetten, die mit einer Seite an die Rundiste stoßenden, Querfacetten. Zweifache Brillanten (Zweifaches Gut) haben am Pavillon außer der Tafel 24 3seitige Facetten in 2 Reihen; an der Culasse außer der Calette 8–12 theils 3seitige Quer-, theils 5seitige Facetten. Dreifache Brillanten (Dreifaches Gut) haben am Pavillon außer der Tafel 32 Facetten in 3 Reihen, theils 3seitige Stern- u. Querfacetten, theils 4seitige zwischen jenen inne liegende; an der Culasse außer der Calette 24 Facetten u. zwar 16 3seitige Quer- u. 8 an der Calette grenzende, theils 4-, theils 5seitige Facetten. Brillanten ohnen Culasse heißen Brillanetten (Halbbrillanten); den ersten Brillant ließ der Cardinal Mazarin 1650 schleifen; b) Rosetten (Rosen), haben zwar Facetten, gehen aber ohne Tafel in Eine Spitze aus; c) Tafelsteine, dünne D-en, unten u. oben flach geschliffene, an den Seiten mit nur, 1 Reihe Facetten; d) Dicksteine, an der Spitze mit einem ungleichen Abstande von der Grundfläche abgeschliffen, haben nur 8 Facetten, ähneln den Brillanten, sind aber die schlechteste Art D. In Frankreich wendet man noch den sogenannten Sancyschnitt, bes. für falsche Steine an; der D. erhält die Form einer abgeplatteten fast runden Birne, oben facettirt u. mit einer kleinen Fläche, unten nur facettirt. Das Formen des D-s besteht aus 3 Operationen: a) das Spalten (Klosen) geschieht nur bei Krystallen von sehr ungünstiger Form u. bei solchen mit größeren fremden Einschlüssen; es erfolgt so, daß man mit Rücksicht auf die natürlichen Spaltungsflächen des D. an der betreffenden Stelle mittelst eines andern D. einen Riß einschleift, in diesen einen Stahlmeisel einsetzt u. durch einen leichten Schlag mit einem hölzernen Hammer die Spaltung bewerkstelligt. Statt dieses Spaltens wendet man auch das Sägen mittelst eines seinen Stahldrahtes u. D-staub an; b) das Schneiden (Beschneiden), man faßt den Stein in eine Hülse (Doppe) mit Blei- od. Zinnloth (Soldir) u. reibt an der betreffenden Stelle mit einem D. so lange, bis die gewünschte Fläche entstanden ist; für jede zu schneidende Fläche wird der D. umgefaßt. Zur Hervorbringung des Glanzes dient c) das Schleifen; der D. wird wie beim Schneiden gefaßt u. gegen eine sehr schnell rotirende horizontale Stahlscheibe gehalten, welche mit dem durch das Schneiden gewonnenen D-staub (Diamantbord) u. Öl bestrichen ist. Die berühmtesten D-schleifereien sind in Amsterdam. Man gibt den D-en je nach ihrem Schliff u. ihrer Reinheit verschiedene Fassung, für die fleckigen ist bes. schwarzer Grund (Tinte, Diamanttinctur, Diamantglanzblättchen, Diamantfolie) vortheilhaft, den man aus gebranntem Elfenbein u. Mastix herstellt. – Die ausgezeichnetsten D-en sind: a) der Braganza in Portugal, wurde 1741 in Brasilien gefunden, wiegt 1680 Karat, soll die Größe eines Straußeneies haben u. 389 Mill. Thlr. werth sein; er ist ungeschliffen, u. ein Stückchen ist abgebrochen, weil der Finder ihn auf dem Ambos mit dem Hammer versuchen wollte; b) 2 im Besitz der russischen Krone: aa) der eine, der Orlow, von der Größe eines Taubeneies, angeblich von 779 Karat u. 34 Mill. Thlr. am Werth, ein französischer Grenadier stahl denselben aus dem Auge der Statue des Brama im Tempel zu Tscheringan, er wurde 1775 für Katharina II. in Holland gekauft; bb) der andere, im Scepter, 1943/4 Karat, stammt aus Ostindien u. befand sich früher mit im Thronsessel des Schah Nadir, durch Diebstahl kam er in die Hände eines Armeniers, von welchem ihn Katharina II. um 450,000 Rubel kaufte; c) der 1820 dem Kaiser Nicolaus vom persischen Prinzen Khosroës geschenkte, nur zum Theil geschliffen, ist 86 Karat schwer u. von größter Reinheit u. Klarheit; d) der des Radscha von Multan auf der Insel Borneo, 367 Karat, eiförmig, etwas hohl; e) der des Großmoguls, in der Gestalt eines durchschnittenen Eies, 279 Karat, 3,907,759 Rthlr. werth; f) der Koh-i-noor (d.i. Berg des Lichtes), 162 Karat schwer, wurde in Ostindien 1550 gefunden u. war nach u. nach in den Besitz verschiedener Indier, bis er endlich in Rundschit-Singhs Hände u. dadurch in den Schatz von Lahore kam. Als die Engländer 1849 das Pendschab eroberten u. die Schatzkammer des Maharadscha erbeuteten, kam dieser D. in den Besitz der Engländer, wurde im Juni 1850 nach London gebracht u. 1852 auf Befehl der Königin durch Garrard von einem Fehlerbefreit, wodurch seine früher zuweilen bezweifelte Echtheit erwiesen ist, er wird über 14 Mill. Thlr. geschätzt; g) der im Besitz des Hauses Österreich, gelblich strahlend, 139 Karat, 800,000 Rthlr.; h) der Regent (Pitt), so genannt, weil ihn ein Engländer Pitt, Statthalter von Madras, dem Regenten Herzog von Orleans verkaufte, 136 Karat; der rohe Stein wog 410 Karat. Er war sonst im Besitz der Bourbons, dann Napoleons, u. ist jetzt, seit der Schlacht von Belle Alliance, wo er von den Preußen erobert wurde, im preußischen Kronschatz; Pitt kaufte ihn für 140,000 Thlr., der Herzog von Orleans für 875,000 Thlr.; i) der Sancy-D.; dieser D. kam aus Ostindien nach Europa, wo ihn Herzog Karl der Kühne von Burgund besaß; als derselbe in der Schlacht bei Nancy 1477 fiel, erbeutete ein schweizer Soldat den D. u. verkaufte ihn, ohne seinen Werth zu kennen, um 1 Gulden an einen Geistlichen. Er kam nachher an den König Anton von Portugal, der ihn nach Frankreich um 25,000 Thlr. verkaufte. Hier kam er an Sancy, der, als ihn König Heinrich III. nach der Schweiz als Gesandten schickte, den D. seinem königlichen Herrn überließ. Der Diener Sancys, welcher ihn überbrachte, wurde von Räubern angefallen u. ermordet, doch hatte er vorher den D. verschluckt, u. Sancy fand ihn in des Dieners Magen. 1688 besaß ihn König Jakob II. von England, dann Ludwig XIV. u. XV.; seit 1835 ist er [⇐106][107⇒] in Besitz des russischen Kaisers, welcher 150,000 Thlr. dafür zahlte. Er ist birnförmig, als doppelte Rosette geschliffen, wiegt 534 (nach And. 106) Karat u. ist vom reinsten Wasser; k) der D. des Großherzogs von Toscana ist auf allen Seiten in Facetten geschliffen, spielt ins Citronengelbe, 2,608,335 Fr. werth; l) 2 D-en des türkischen Schatzes, 84 u. 147 Karat schwer, letzteren fand unter Muhammed II. ein Kind beim Spielen; m) der Südstern, im Besitze des Herrn Halphen, wurde 1853 in Brasilien gefunden u. war roh 2551/2 Karat schwer, geschliffen wiegt er nur 1251/4 Karat; n) der blaue D. des Engländers Hope, ist sapphirblau u. wiegt 441/2 Karat; o) der rosenrothe D. des Marquis de Dree; p) ein großer gelber D. im grünen Gewölbe zu Dresden. Man wiegt die D-en nach Karat (à 4 Grän od. 1/72 Loth kölnisch od. 2051/2 Milligramm), u. berechnet den Preis, wenn der D. über ein Karat wiegt, so, daß man das Quadrat des Gewichts mit dem Preis eines Karats multiplicirt, z.B. ein Karat kostet 50 Thlr., so kostet ein D. von 10 Karat 5000 Thlr.– Das Schleifen der D-en war den Alten nicht bekannt, erst 1385 werden D-schleifer in Nürnberg erwähnt; die Kunst des Schleifens mit D-staub lehrte zuerst Ludw. von Bergue aus Brügge 1456; die Kunst, in ihm zu stechen, wahrscheinlich Clemens Birago aus Mailand 1556, um welche Zeit man auch Glas damit schnitt; die Kunst, ihn zu durchboren, erfand A. Bevelmann. Zuerst wurde ein D. im Focus eines großen Brennspiegels verbrannt durch Averani u. Targioni, 1694, auf Befehl des Großherzogs von Toscana Cosmo III. Daß der D. verbrennlich sei, vermuthete schon Newton, u. bald wurde auch von Lavoisière u. H. Davy gezeigt, daß er bei der Verbrennung nur Kohlensäure liefere, also reiner Kohlenstoff sei; aber hinsichtlich seiner Bildungsweise in der Natur, namentlich ob er vegetabilischen Ursprungs sei, darüber herrschen noch die mannichfachsten Ansichten; das Auftreten von zellenartigen Einschlüssen, moosförmigen Zeichnungen von dunkler Farbe, dunkelbraunen Netzwerk mit 6seitigen Maschen, genau wie das Pflanzenparenchym, sprechen allerdings für die vegetabilische Abkunft des D-s. Jameson ging in seinen Vermuthungen sogar so weit, daß er annahm, der D. sei eine vegetabilische Secretion von einem vorweltlichen Baum. Bis jetzt ist es noch nicht, od. nur theilweis gelungen, D-en aus Kohlenstoff künstlich herzustellen; die Amerikaner Silliman u. Hare versuchten vergeblich, ihn durch Schmelzen von Kohle, u. Gannal durch Einwirkung von Phosphor auf Schwefelkohlenstoff zu erhalten. Despretz erhielt 1853 durch Verflüchtigung von Kohle im Inductionsstrom einer sehr starken galvanischen Batterie kleine oktaëdrische Krystalle von der Härte u. dem Glanz des D-en; auf nassem Wege erhielt er nur ein schwarzes amorphes Pulver, welches aber dieselbe Härte hatte u. den D. selbst zu schleifen vermochte. So interessant für die Wissenschaft diese Erfindung auch ist, so hat sie doch keinen technischen Werth, weil D-en in größeren Dimensionen herzustellen noch unmöglich ist. Falsche D-en werden verschiedentlich gefertigt, man gibt gewöhnlich Straß, bes. aber Bergkrystalle, weiße Sapphire u. weiße Topase (Wassertropfen) für D-en aus. Am schwersten ist der weiße Topas, weil er gleiches Gewicht mit dem D. hat, zu erkennen; das beste Mittel ist, daß man einen Punkt od. seinen Strich durch denselben betrachtet, durch D. sieht man dieselben einfach, durch Topas u. Sapphir erscheinen sie doppelt. Die am häufigsten als falsche D-en in den Handel kommenden Bergkrystalle werden aus Alençon, Bourbon u. l'Archambault in Frankreich, sowie aus Böhmen (böhmische D-en) bezogen. 2) (Gold- u. Silberdrahtzieher), 3kantige Spitzen von Stahl, womit an dem Zieheisen die scharfen Kanten der Löcher abgerieben werden; 3) (Fortis.), ein etwa 12 Fuß breiter Graben, dessen Böschungen unten zusammenlaufen, um Eingänge zu verschließen, od. die Annäherung an Gebäude, Mauern etc. zu hindern; 4) Schriftgattung, die kleinste Art der Buchdruckerschrift, s.u. Schrift. [⇐107]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 5. Altenburg 1858, S. 105-107.
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Rheindiamant, im Rheine gefundener schöner durchsichtiger Kiesel.

Occidentalische Diamanten, so v.w. Unechte Diamanten, s.d.

Schweizerdiamant, ist Bergkrystall, bes. schön im Veltlin.

Diamantspath, so v.w. Gemeiner Corund.

Sancydiamant, sehr schöner, großer, dem russischen Kaiser gehöriger Diamant, s.d. i).

Siebenbürgische Diamanten, s.u. Siebenbürgen S. 27.

Diamantfolie (Diamantglanzblättchen), s.u. Diamant.

Diamantport (Diamantpulver), so v.w. Diamantbord.

Diamanttinctur, s.u. Diamant.

Diamantbord, s.u. Diamant.

Trauerdiamant, s. Zirkon.

Diamantgewicht, so v.w. Juwelengewicht.

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[373⇒] Diamant, Demant, der werthvollste Edelstein. Er ist der härteste und glänzendste Körper; sein spec. Gewicht ist 3,4 bis 3,6; er ist farblos und wasserhell, doch auch sehr oft grau, gelb, braun, schwarz, roth, grün u. blau gefärbt; besitzt ein außerordentliches Lichtbrechungs- u. Farbenzerstreuungsvermögen u. zeigt deßhalb geschliffen ein ausgezeichnetes Farbenspiel; leitet die Electricität nicht; besteht aus reinem Kohlenstoff, ist aber nur im Brennpunkt eines großen Brennspiegels, oder in der Flamme des Knallgases verbrennlich. Man hat bisher den D. noch nicht auf seiner ursprünglichen Lagerstätte gefunden, sondern nur lose in Krystallen und Körnern, oder eingewachsen in Trümmergestein; so in Ostindien, Brasilien, im Gouvernement Minas Geraes nur im Trümmergestein, welches dort von den Einwohnern Cascalhao genannt wird. Auch auf Malacca und Borneo u. in neuester Zeit auf der Westseite des Urals und in Nordafrika hat man D.en gefunden. Zum Schleifen geeignete rohe D.e werden das Karat (= 2/3 Loth), mit 22 fl. bezahlt. Der Preis schwererer Steine wird im allgemeinen auf die Art bestimmt, daß man das Quadrat ihres Gewichtes mit der Summe multiplicirt, die ein Karat kleiner roher Steine kostet. Geschliffene Steine haben einen bedeutend höheren Preis. Die Kunst, sie mittelst ihres eigenen Pulvers zu schleifen, wurde erst im Jahre 1456 erfunden. – D., die kleinste Art der Buchdruckerschriften. [⇐373]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 2, S. 373.
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Bristoler Diamant, farbiger Spath, bei Bristol gefunden, zu unächtem Schmucke verarbeitet.

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Diamant
Diamant
Diamant

[562⇒] Diamant oder Demant (der) ist der vornehmste aller Edelsteine und zugleich der härteste Körper, kann nur mit seinem eignen Pulver geritzt, in keiner Flüssigkeit aufgelöst, in keiner Hitze geschmolzen werden, denn das heftigste künstliche Feuer verwandelt ihn endlich vollständig in eine farblose Luft, welche dieselbe ist, die der Most beim Übergange in Wein entwickelt.

Er zeichnet sich ferner in der reinsten Gestalt vor allen andern Edelsteinen durch die vollendetste, einem hellen Thautropfen gleiche Klarheit, daher auch seine Durchsichtigkeit sein Wasser genannt wird, und durch sein von wenig Körpern übertroffenes Vermögen aus, Licht zurückzustrahlen und zu brechen, was ihm sein herrliches Farbenspiel oder sogenanntes Feuer verleiht, und wenn er lange in der Sonne gelegen hat, leuchtet er hinterher einige Zeit im Dunkeln. Da den chemischen Untersuchungen zufolge der Diamant aus krystallisirtem Kohlenstoffe, d.h. aus der reinsten Kohle in krystallischem Zustande besteht, so stammt er aus dem organischen Reiche der Natur her. Die Form seiner Krystalle bietet mehrentheils acht gleiche dreiseitige Flächen dar, doch kommt er auch in rundlicher Gestalt vor, ist meist mit einem bräunlichen, glanzlosen Überzuge versehen und findet sich gewöhnlich lose in aufgeschwemmtem Lande, in Schluchten, im Sande der Ebenen und Flüsse und zuweilen unter der Dammerde in eisenhaltigem Thon. Die wasserhellen sind die werthvollsten, nach ihnen werden weiße, graue, rothe, gelbe, grüne und blaue am meisten geschätzt, auf sie folgen die bräunlichen, schwärzlichen, unrein bläulichen. Vor dem 18. Jahrh. kamen alle Diamanten aus Ostindien, wo überhaupt die schönsten gefunden werden, seit 1727 liefert aber die meisten Brasilien, wo man sie durch Aussuchen und Waschen des Sandes der Bäche und des Cascalho genannten Trümmergesteins gewinnt, was in den Regenmonaten unter Bedachungen von Negern besorgt wird. Jeder derselben befindet sich in einer Art großem Troge, durch welchen Wasser geleitet ist und klatscht in die Hände, sobald er einen Diamant gefunden hat, welchen er sofort einem der auf hohen Stühlen die Arbeiter beobachtenden Aufseher übergeben muß; wer einen über 70 Gran schweren Stein findet, erhält dafür seine Freiheit. Neuerdings hat man auch an der Westseite des Ural in Sibirien Diamanten gefunden. Seinen Namen hat der Diamant von Adamas, d.h. unbezwinglich, und wurde im Alterthume zuerst von Syrien aus, allein blos ungeschliffen, in den Handel gebracht, da erst 1475 Ludwig Berquem aus Brügge die Kunst erfand, ihn mittels Diamantpulvers zu schleifen. Je nach der durchs Schleifen oder das zu Anfang des 19. Jahrh. von dem Holländer Delbeek erfundene Schneiden erhaltenen Gestalt werden sie Brillanten, Rosetten, Tafelsteine und Dicksteine (s. Edelsteine) genannt, und Farbe, Reinheit, Größe und Vollendung des Schnitts bestimmen den Werth derselben. Die geeigneten verwendet man zum kostbarsten Schmuck, zur Einfassung anderer Edelsteine u.s.w., die unreinen zum Glasschneiden, Graviren, Ausfüttern der Zapfenlöcher seiner Uhrwerke, geringere zu Pulver, Diamantbrot genannt, was zum Schleifen der Diamanten und anderer Edelsteine dient. Eine wichtige Verwendung des Diamant ist auch die zu Linsen für Vergrößerungsgläser, deren Wirkung um mehr als das Doppelte die der Glaslinsen übertrifft. Die Härte bleibt immer das entscheidende Kennzeichen für die Ächtheit der Diamanten, von denen als die größten bekannt sind: der 1741 in Brasilien gefundene im portug. Schatze, der 1680 Karat schwer sein soll; der eiförmige des Radschah Mattan auf der ostind. Insel Borneo von 367 Karat; der des Großmoguls von 279 Karat; der im kais. russ. Scepter von 193 Karat (a); der im östr. Schatze von 1391/2 Karat (b); der sogenannte Regent oder Pitt (c) von 136 Karat, welchen ein Engländer, Thomas Pitt, 1702 in Indien für ungefähr 150,000 Thlr. erwarb und nachdem er in England geschliffen worden, 1717 an den Herzog von Orleans, Regenten von Frankreich, für etwa 300,000 Thlr. verkaufte. Diamanten künstlich durch Verdichtung des gemeinen Kohlenstoffes darzustellen, ist zwar bis jetzt noch nicht gelungen, indessen läßt sich die Möglichkeit nicht bestreiten, noch dahin zu gelangen. [⇐562]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1837., S. 562.
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[164⇒] Diamanten. Diese glänzenden Zierden reicher Frauen sind nicht nur die kostbarsten, härtesten und feurigsten im funkelnden Reiche der edlen Gesteine, sondern auch die wunderbarsten, ihres so viel bestrittenen, eigentlichen Wesens halber. Aeltere Mineralogen zählen sie zu den Quarzen und nannten sie die reinsten unter den Kieseln, bis wiederholte Versuche bewiesen, daß der Diamant, dem weder Stahl noch die ätzendsten Säuren etwas anhaben können, sich im Schmelztiegel verflüchtigt und demnach, der Flamme unterworfen, unter die verbrennlichen Stoffe gehört. Neuere Chemiker halten ihn für verdichteten Kohlenstoff, und das ist es, was den wunderbaren Erzählungen von alchymistischen Versuchen, aus Kohlen Diamanten zu bereiten, zum Grunde liegt. Im rohen Zustande umgibt diese sehr verschiedenartig gestalteten Juwelen eine erdartige Rinde, und nur durch das Schleifen mit ihrem eigenen Staube, der von den geringsten unter ihnen genommen wird, erhalten sie den feenhaften Schimmer, welcher ihnen nebst der Härte jenen hohen Werth gegeben hat. Der Diamant vom reinsten Wasser, d. h. der durchsichtigste, ist stets der kostbarste; die in's Gelbe, Rothe, Blaue und Grüne spielenden, werden am wenigsten [⇐164][165⇒] geschätzt. Am meisten gesucht sind die orientalischen oder asiatischen Diamanten, die sich in den reichen Minen von Golconda, Visapur und Drian, und auf Borneo und im Sande der Flüsse finden. Die brasilianischen haben weit geringern Werth, und ziemlich unbedeutend sind die sächsischen und böhmischen. Ist es nun auch namentlich Härte, Form und Farblosigkeit, was den Werth des Diamants bestimmt, so kommt doch auch sehr Viel auf das Schleifen desselben an. Die geschliffenen Steine aber tragen die Namen: Tafelsteine, Dicksteine, Rosetten und Brillanten. Letztere sind die theuersten, weil sie unten und oben erhaben und mit Facetten, seinen sternartig zusammenlaufenden Flächen geschliffen werden. Die Rosette ist unten platt und oben wie der Brillant; der Tafelstein oben und unten abgeplattet, hat nur an den Seiten Facetten; der Dickstein ebenfalls, nur ist er, wie schon sein Name besagt, dicker. Meistens mit Folie unterlegt, um seinen natürlichen Glanz noch zu erhöhen, sieht man den Diamant selten à jour gefaßt, außer bei jenem unübertrefflichen Halsschmucke, der nur eine einzige Reihe großer Steine zeigt, und den man in Frankreich, wo er gegenwärtig zum vollendetsten Putze einer Dame von Stande unentbehrlich ist, une rivière nennt. Der Kronschatz desselben Landes besitzt den berühmten Diamant, welchen der Herzog von Orleans, Regent während der Minderjährigkeit Ludwig's XV., käuflich an sich brachte, nachdem er zuvor die romanhaftesten Wanderungen gemacht hatte. Man nannte ihn, seinem Besitzer zu Ehren, den Regenten, und er wird 12 Millionen Livres an Werth und 136 Karat schwer, nur von dem des Großmoguls, der 279 Karat wiegt, übertroffen. Die Kaiserin Katharina II. von Rußland erkaufte mit 2,250,000 Livres und 100,000 Livres Leibrenten den dritten der Art, von der Größe eines Taubeneies. In Sachsen soll außer den Krondiamanten des grünen Gewölbes in Dresden, die Prinzessin Louise, Gemahlin des Prinzen Maximilian, den schönsten Diamantenschmuck besitzen. [⇐165] [⇐166]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 3. [o.O.] 1835, S. 164-166.
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[345⇒] Der Diamant, der kostbarste unter allen Edelsteinen, ist seiner Natur nach von allen andern Edelsteinen wesentlich unterschieden. Diese lassen sich von Salzen auflösen, der Diamant aber nicht. Er hat noch überdieß die ganz besondere Eigenschaft, daß er im Feuer gänzlich verfliegt So wie er gewöhnlich gefunden wird, ist er unansehnlich und braun. [⇐345]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 345.
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[1474⇒] Der Diamánt, des -es, plur. die -en, der schwereste, festeste und durchsichtigste Edelstein, welcher daher auch für den kostbarsten unter allen gehalten wird, gemeiniglich ohne alle Farbe, wie helles Wasser ist, zuweilen aber doch in alle übrige Farben spielet. Der Böhmische, unechte oder occidentalische Diamant, im Gegensatze des echten oder orientalischen, ist nichts anders als ein harter, wasserheller, durchsichtiger Quarz oder Kiesel. Nach der verschiedenen Art ihn zu schleifen, bekommt er verschiedene besondere Nahmen. S. Brillant, Dickstein, Tafelstein, Rautenstein und Rosenstein.

Anm. dieses Wort ist aus dem Griech.αδαμας, aus welchem die Deutschen, Franzosen, Holländer, Pohlen, Ungarn und Böhmen, mit Wegwerfung des α, Diamant gemacht haben. Vor Alters sagte man im Deutschen auch Ademant, wovon noch Demant hin und wieder üblich ist. In einigen Mundarten lautet der Plural auch die Diamante, oder die Demante. [⇐1474]

Quelle: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 1474-1475.
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