1. A junge Haut schreit überlaut. (Schwäb.)
2. Alt heut bedörffen vil gerbens. – Franck, II, 36b; Eyering, I, 48; Egenolff, 47b; Petri, II, 10; Henisch, 1507, 43; Gruter, I, 4; Schottel, 1113; Gaal, 926; Körte, 2691.
Lat.: Senem erigere durum. (Binder II, 3074; Steinmeyer, 49; Egeria, 47b; Philippi, II, 176.)
3. Alt heut sind zehe. – Petri, II, 10.
4. Alte Haut, kalte Braut. – Gottsched, Versuch einer kritischen Dichtkunst.
5. Alte Häute sind zäh und bedürfen viel Gerbens, das sie aber nicht leiden. – Simrock, 4467.
[437] 6. Auch kleine Häute decken Leute. – Blum, 440.
Lat.: Saepe sub exiguo magna latere solent. (Gaal, 870.)
7. Auf die Haut des unerlegten Bären muss man nicht trinken und zehren. (S. ⇒ Bärenhaut 1.)
8. Auff gesunder (ganzer, guter, heiler) Haut ist gut schlaffen. – Petri, II, 25; Lehmann, II, 31, 49; Mathesy, 289a; Eiselein, 291; Körte, 2694; Simrock, 4461; Braun, I, 1300.
Engl.: Good to sleep in a whole skin. (Gaal, 1369.)
Lat.: Bonum et dulce est dormire in cute integra. (Eiselein, 291.) – Cum cutis est plana, erit dormitio sana. (Gaal, 1369.) – Dormiet illaesus melius quam verbere caesus. (Seybold, 136; Eiselein, 291.) – Est requies grata sub cute non lacerata. (Binder II, 993; Neander, 279.)
Ung.: Egésséges testtel jó alunni. (Gaal, 1369.)
9. Aus eines andern Haut ist gut breit riemen schneiden. – Eyering, I, 148; Schottel, 1113b).
10. Aus fremden Häuten ist gut Riemen schneiden. (S. ⇒ Leder.) – Gaal, 871; Bücking, 55; Siebenkees, 283; Egenolff, 342a; Sutor, 76; Simrock, 4462; Braun, I, 1203; schlesisch bei Gomolcke, 817; für Waldeck: Curtze 355, 514.
»Auss frembder haut breit Riemen schneid.« (Waldis, IV, 35.) Auf anderer Unkosten ist leicht freigebig sein.
Dän.: Godt at skære bred rem ad andens hud. (Prov. dan., 501.)
Engl.: There is good cutting large thongs of an other man's leather. (Gaal, 871.)
Frz.: De cuir daultruy large courroye. (Bovill, II, 135.)
Holl.: Uut vremder huut snijt men brede rimen. (Tunn., 25, 4; Harrebomée, I, 338.)
It.: Del cuojo d'altri larghe stringhe. (Gaal, 871.)
Lat.: Alieno e corio dilatare cingulum. (Bovill, II, 135.) – Ex alieno corio longa corrigia. (Gaal, 871.) – Scindo corrigias ex pelle tua mihi latas. (Fallersleben, 776; Sutor, 76.)
Poln.: Dobrze z cudzego rzemienia pasy krajać. (Lompa, 10.)
Ung.: Könnyü más bőöreből széles szijat vágni. (Gaal, 871.)
11. Aus menschlicher Haut manche Bestie schaut.
Frz.: Soubz la peaul de l'homme plusieurs bestes ont ombre. (Bovill, II, 159.)
Lat.: Humana sub cute plurimae latent ferae. (Bovill, II, 159.)
12. Bleib in deiner haut. – Franck, II, 99b; Petri, II, 47.
13. Dass man in eine andere Haut schlüpft, hilft nicht in Himmel. – Eiselein, 290; Simrock, 4463.
14. Der bleibt vff seiner faulen haut, der allen dingen misstraut. – Lehmann, 581, 18.
15. Der hat eine zarte seidene Haut, da böse Karten durchdringen. – Lehmann, 700, 27.
16. Dicke Häute wollen scharfe Lauge.
17. Die Haut ist keyn narr, wann sie alt würt, so rümpffet sie sich. – Franck, I, 65a; II, 18b u. 55b; Petri, III, 4; Gruter, I, 20; Latendorf II, 7; Sailer, 156; Eiselein, 291; Körte, 2695; Simrock, 4466.
Aus Unwillen über das Alter runzelt sich gleichsam die Stirn.
18. Die Haut ist noch näher als das Hemde.
Frz.: La peau est plus proche que la chemise. (Bohn I, 30.)
19. Die Haut ritzt man auf durch Kratzen, das Herz durch Schwatzen. (Ruth.)
20. Die Haut weiss wohl, wenn sie sich rümpffen sol. – Petri, II, 130.
21. Die Haut wird für den Löwen geschlagen. – Bücking, 333.
22. Die neunte Haut gehört auch noch zur Zwiebel.
23. Die stinkigen Häute geben die beste Beute. – Eisenhart, II, 2, 12.
Das Roth- und Weissgerberhandwerk nährt gut, lässt nicht verderben.
24. Du müst dîn Hût sülvst to Marcht draog'n, un so dür verkop'n, as 't gaon will. (Altmark.) – Danneil, 275.
25. Eigene Haut ist 's beste Leichentuch.
Die Aegypter haben das Sprichwort: AIs man die Kühe fragte, ob man sie bei ihrem Tode in ein Leichentuch wickele, antworteten sie: Wollte Gott, man liesse uns unsere Haut. (Burckhardt, 240.)
26. Ein harte haut fühlet der Mücken vnd Flöhstich nicht. – Lehmann, 700, 24.
27. Eine Haut kommt früher, eine andere später zum Grabe.
Aehnlich die Perser Reinsberg II, 153.
28. Eine zarte (weiche) Haut frist nicht gern muss vnd Kraut. – Petri, II, 238.
[438] 29. En jeder mot sine eigene Hûd to marke drâgen. – Schambach, 145.
Jeder muss die Folgen seiner Handlungsweise selbst tragen.
30. Endlich müssen wir es doch alle mit der Haut bezahlen. – Lehmann, II, 152, 88.
31. Es ist besser, die Haut lassen als das Kalb.
Frz.: Mieulx vault laisser la peau que le veau. (Leroux, I, 135; Kritzinger, 457a u. 519b.)
32. Es ist gut in seiner Haut schlaffen. – Petri, II, 263.
33. Es ist gut schlaffen auff gantzer hewt. – Werden, Aiiij; Egenolff, 340b.
34. Es ist in eines andern Haut schneiden wie in einen Filzhut. – Sailer, 178.
»Leicht schneidet man in fremde Haut als in ein Pelz und grünes Kraut.« (Seybold, 169.) – Die Russen: Mein schlimmer Finger schmerzt mich mehr als deine kranke Hand. Es thut mir weher, wenn ich mir den Finger verbrenne, als wenn du dir die Hand versengst. Die Letten: Wenn man sich selber in den Finger sticht, fliesst warmes Blut; wenn ein anderer sich die Hand abschneidet, rinnt rothes Wasser. Die Finnen: Unter eigner Haut, da fliesset Blut, doch unter fremder Wasser. (Reinsberg IV, 103.)
35. Es ist weder heut noch haar (mehr) gut an vns. – Petri, I, 36.
Lat.: Mala mens, malus animus. (Seybold, 293.)
36. Far nit auss deiner haut. – Franck, II, 99b; Henisch, 976, 30; Eiselein, 290.
37. Fremde Haut ist leicht schinden.
38. Gleiche Häute, gleiche Bräute.
Eine Haut legt sich zur andern, sagen die Russen, in dem Sinne: Gleich und gleich gesellt sich gern. (Reinsberg II, 66.)
39. Grindige Haut blutet bald. – Petri, II, 357.
Dän.: Man faaer ei gierne blod af heelt skind. (Prov. dan., 75.)
40. Halte dich in deiner Haut!
41. Harte Haut blutet von keinem Mückenstich.
42. Harte Haut hat keinen Kitzel.
43. Hat man die Haut abgestreift, so ist die grösste Arbeit am Schwanze. – Eiselein, 327.
44. Haut für (um) Haut. – Petri, II, 405; Eiselein, 290.
45. Haut gehet für Gut, Gesundheit für Reichthumb. – Petri, II, 405.
46. Ich kauffe die Haut nicht, ehe der Bär gestochen ist. – Henisch, 172, 32.
47. Ich lache mir die Haut nicht voll, sagte der Tod, denn ich habe keine. – Parömiakon, 1808.
48. Ich stecke in keiner ganzen Haut, sagte der Soldat, als man ihn zerschossen (zerhauen) ins Lazareth brachte.
49. In der Haut, darin ein Mensch allhier steckt, kann er nicht in den Himmel kommen.
50. In der schönsten Haut steckt die gefährlichste Schlange.
Dän.: Tit findes de skiønneste skind paa de farligste slanger. (Prov. dan., 166.)
51. In gantzer (guter, heiler) Haut ist gut schlaffen gehen. – Gruter, I, 27.
Holl.: Tis goet mit heler huut slapen gaen. (Tunn., 231; Harrebomée, I, 337; Bohn I, 323.)
Lat.: Dormiet illesus melius quam verberiosus. (Fallersleben, 681.) – Integra pelle dormire jucundum. (Binder I, 780; II, 1528; Seybold, 251; Froberg, 390.)
52. In kleiner Haut steckt oft viel Laut. – Eiselein, 291.
53. In kleiner heut stecken gross leut. – Franck, I, 151b; Egenolff, 381; Petri, II, 405; Gruter, I, 51; Schottel, 1144a; Mayer, I, 205; Sutor, 34; Seybold, 91; Simrock, 12322; Körte, 2696.
In den nördlichen Staaten der nordamerikanischen Union vernahm man in der letzten Zeit das Wort; In schwarzer Häut stecken auch Leut.
It.: In una pelle piccola vi stanzia alle volte un huomo grande. (Paszaglia, 274, 4.)
Lat.: Corporis exigui vires contemnere noli, ingenio pollet, cui vim fortuna negavit. (Binder I, 235; II, 587; Philippi, I, 94; Seybold, 91.) – Ingenio pugnax, corpore parvus erat. (Binder I, 742; II, 1503; Buchler, 37; Philippi, I, 196; Seybold, 241; Sutor, 34 u. 743.) – Magna sub exiguo regnabat corpore virtus. (Seybold, 290.)
[439] 54. In schöner haut ligt (steckt oft) ein grosser vnflat. – Lehmann, 705, 6.
Die Russen: Die Haut ist wol rein, aber das Fleisch nicht. (Altmann VI, 494.)
55. In seiner (in der eigenen) Haut ist gut schlafen. – Gruter, I, 28.
56. Je mehr man die Haut in der Jugend ausdehnt, desto grösser sind die Runzeln im Alter.
57. Je reiner Haut, je weher es thut. – Petri, II, 335.
58. Jeder halte (suche) sich in seiner Haut. – Körte, 2693.
59. Jeder kann seine Haut gerben lassen, wo er will. – Graf, 93, 153; Simrock, 12323.
Vom Nutzungsrecht. (S. ⇒ Gewere 10, ⇒ Grundruhr und Gut ⇒ 198 u. ⇒ 226.)
60. Jeder muss in seiner Haut bleiben. (S. ⇒ Hirnschale.)
Nicht blos im physiologischen, sondern auch, da Anschauungen nicht mittheilbar sind, in philosophischem Sinne wahr. (Vgl. Schopenhauer, Welt als Wille, II, 79.)
61. Jeder muss seine (eigene) Haut (selber) zu Markte tragen. – Mayer, I, 145; Siebenkees, 170; Körte, 2698; Simrock, 4468; Graf, 496, 63; Braun, I, 1211; Lohrengel, I, 404.
»Niemand wage es«, fügt Auerbach (Schwarzwälder Dorfgeschichten, Stuttgart 1861, III, 239) hinzu, »sie ihm freventlich vorauszugerben.« – Wenn die höchsten Güter eines Volks in Gefahr sind, dann greift jeder zum Schwert, sie zu vertheidigen.
Engl.: Each person for his own skin. – Every herring must hang by his own gill. (Gaal, 869.)
It.: Ognun va con suo sacco al mulino. (Gaal, 869.)
Lat.: Sibi quisque peccat. (Egeria, 278; Philippi, II, 182.)
Ung.: Kiki a' maga zsákját hordja a' malomba. (Gaal, 869.)
62. Jeder muss sich seiner Haut wehren. – Mayer, I, 145.
Frz.: Il n'a droit en sa peau qui ne la défend. (Leroux, II, 233.)
63. Jeder sorgt seiner Haut.
64. Jeder steckt in seiner eigenen Haut.
»Jeder steckt in seinem Bewusstsein, wie in seiner Haut und lebt unmittelbar nur in demselben; daher ist ihm von aussen nicht sehr zu helfen.« (Schopenhauer, Parerga, 301.)
65. Juckt dich die Haut, beisst dich die Laus, so wirft dich der Bauer zum Thor hinaus. (Nassau.)
66. Juckt dich die Haut, so fahe mit den Bawern ein Zanck an. – Gruter, III, 55; Lehmann, II, 285, 63.
67. Junge (ledige) Haut schreit überlaut. – Simrock, 4465; Körte, 2688.
Uebertreibt gern aus Leidenschaftlichkeit, Empfindlichkeit oder aus Mangel an Erfahrung.
68. Keiner kann aus seiner Haut heraus.
»Das Grundwesentliche, das Entschiedene, im Moralischen wie im Intellectuellen und wie im Physischen, ist das Angeborene; die Kunst kann nur nachhelfen. Jeder ist, was er ist, gleichsam von Gottes Gnaden. Du bist am Ende, was du bist, setz dir Perrüken auf von Millionen Locken, setz deinen Fuss auf ellenhohe Socken, du bleibst doch immer was du bist.« (Schopenhauer, Ethik, 1860, S. 255.)
69. Kleine Haut', hitzige Leut'.
Ung.: Kis bőrben is ember loppang. (Gaal, 870.)
70. Kleine Häute bergen oft grosse Leute. – Philippi, I, 4.
71. Ledige Haut schreit überlaut. – Reinsberg I, 78; Braun, I, 1204.
72. Lieber mit nackter Haut wandeln, als mit nackter Seele. – Altmann V.
73. Man kan keinem durch die Haut, zu geschweigen ins Hertz sehen. – Lehmann, 68, 16.
74. Man muss die alte Haut nicht abschälen, wenn die junge noch nicht reif ist.
75. Man muss seine Haut so theuer als möglich verkaufen. – Simrock, 4469.
76. Man muss sich seiner Haut wehren.
Frz.: Il faut sauver le moule du pourpoint. (Kritzinger, 469b.)
77. Man sol die Haut nicht verkauffen (feilbieten), ehe man den Bären gefangen (oder gestochen) hat. (S. ⇒ Bärenhaut 1.) – Petri, II, 466; Parömiakon, 1334; Simrock, 4470; Henisch, 172, 28.
Man erzählt von einem, der von einem andern Geld leihen wollte, wofür er diesem die Haut des ersten Bären [440] versprach, den er erlegen werde, und ihn zur Jagd einlud. Der schuldende Schütze schoss und fehlte. Der Bär wurde wüthend und rannte auf den Schützen los, der sich schnell wie todt auf die Erde warf, während sich der beiwohnende Gläubiger auf einen Baum rettete. Von da herab sah er, wie der Bär den todtscheinenden Jäger beroch, aber denselben endlich, ihn für todt haltend, verliess. Spöttisch fragte der Begleiter den Jäger, was ihm denn der Bär ins Ohr gesagt habe. »Man soll«, erwiderte er, »die Haut des Bären nicht versprechen, bis man den Bären hat.« – »Die haut soll man zu marckt nit tragen, mau hab denn erst den Beren geschlagen.« (Waldis, IV, 88, 45.)
Frz.: Il ne faut pas vendre la peau de l'ours avant qu'il soit pris. (Lendroy, 1119; Bohn I, 24.)
Holl.: Men moet de huid niet willen verdeelen, voor dat de beer dood (gevangen) is. – Men moet niet over de huid beschikken, voor men ze in zijne magt heeft. (Harrebomée, I, 338.) – Verkoop den huid niet, voor gij den beer heebt gevangen. (Bohn I, 341.)
It.: Pigliamo prima l'orso, e poi venderemo la pelle. (Pazzaglia, 274, 1.)
78. Mann kan niemandt auss der Haudt Haar rupffen. – Lehmann, 306, 32.
79. Mit der Haut bezahlt man alles. (S. ⇒ Hals 22.) – Pistor., 519; Graf, 341, 342.
80. Nicht mehr denn haut vnd bein. – Henisch, 260, 13.
81. Nimm's, die Haut ist dankenswerth!
Achte kein Geschenk für zu gering.
82. Nirgents besser, als in der Haut. – Ayrer, I, 341, 30.
83. 'S ist zum aus der Haut fahren, sagte der Bauer, als er sterben wollte, und schickte nach dem Pastor.
Holl.: Ik deug niet in de huid, zei de boer, toen hij op sterven lag, en hij sprak de waarheid. (Harrebomée, I, 338.)
84. Stinkende Häute machen reiche Leute.
85. Viel Häute, wenig Kern.
Wie bei Zwiebeln.
86. Wans Hewt regnet, so würden die Schue wolfeyl. – Gruter, III, 97.
87. Was man mit der Haut bezahlt, ist theuer.
Holl.: Het is duur, wat men met de huid betaalt. (Harrebomée, I, 337.)
88. Wass in der Haut ist, kann man nicht abstreiffen, wie ein par Hosen. – Lehmann, 175, 11 u. 543, 104.
89. Weil man nicht durch die Haut sehen kann, so muss man wol auf die Larve schauen. – Eiselein, 410.
90. Wem die Haut juckt, der gibt einen schlechten Ablader (Bierschröter) ab. – Parömiakon, 2101.
Wo Empfindsamkeit und Zärtlichthuerei nicht an ihrem Platze sind.
91. Wem man die Haut über die Ohren streift, der gibt mehr als man begehrt.
92. Wenn die Haut ist heil und rund, dann ist auch der Schlaf gesund.
93. Wenn Haut und Haar bös ist, hilft kein Flicken.
94. Wer die Haut in der Jugend hörnt, den ritzt im Alter kein Dorn wund.
95. Wer die Haut von der Katze hat, der hat ein gut Pfand von ihr.
Frz.: Celui a bon gage du chat qui en tient la peau. (Bohn I, 9.)
96. Wer eine harte Haut hat, der fulet die flöhstich nicht. – Lehmann, 79, 3.
97. Wer in seiner Haut steckt, der steckt fest.
Aber nicht immer gut.
98. Wie die Haut, so die Braut.
In den Vereinigten Staaten Nordamerikas durften vor dem Bürgerkrieg nur Gleichfarbige eine Ehe eingehen.
99. Wo Haut und Haar böse ist, gibt's keinen guten Pelz. – Luther, 120; Luther's Tischr., 318a; Eiselein, 290; Körte, 2689; Simrock, 4460; Phüippi, II, 6; Braun, I, 1205; Reinsberg IV, 42.
100. Wo Haut vnd Haar nicht gut ist, da wird kein guter Beltz darauss. – Petri, II, 805; Lehmann, 100, 46 u. 509, 9; Mathesy, 131b; Fischer, Psalter, 39c u. 313 a.
Dän.: Naar hud og haar duer intet, bliver ingen god pelts der af. (Prov. dan., 451.)
[441] 101. Wozu die Haut abziehen, wenn man sie nicht verkaufen will.
It.: Pelle che non si vende, non si scortica. (Pazzaglia, 395, 7.)
*102. A Haut habe wiera eichene Schinde. (Oberösterreich.)
Eine sehr dicke Haut haben, wirklich und bildlich wie Eichenrinde.
*103. A koan nich uf gerûijer Haut schloafen. (Schles.) – Frommann, III, 414, 536.
*104. A wert wul nich aus der Haut foaren. (Schles.) – Frommann, III, 247, 215; Gomolcke, 241.
*105. An jhm ist weder Haut noch Haar gut. – Herberger, I, 344; Mathesy, Postilla, III, LXXXVIIa.
*106. Auf der faulen Haut liegen.
*107. Auf der Haut herscheren. – Schottel, 1116b.
*108. Auff gantzer Haut schlaffen. – Mathesy, 211b.
*109. Aus anderer Häute (fremden Häuten) Riemen schneiden. – Schottel, 1125b; Parömiakon, 1747.
It.: Del cuojo d'altri si fan larghe stringhe. (Bohn I, 91.)
Lat.: Liberalis de alieno. (Seneca.) (Binder I, 871; II, 1663.)
*110. Aus der Haut fahren (springen) wollen. – Mathesy, 170b; Eiselein, 290; Fischer, Psalter, 675d; Campe, 584a; Lohrengel, II, 40; Braun, I, 1209.
Aus Freude, Zorn, Aergerniss u.s.w. in. einem hohen Grade unruhig sein. – »Nu fohrt og nicht balde aus der haut, ihr ward schun mit mer zufrieden, seyn kinnen.« (Keller, 169b.) »Sie werden fahren auss der heüt vor grossem vnerhörten wunder.« (Ayrer, I, 519, 15.)
Frz.: J'enrage dans ma peau. (Kritzinger, 274b.)
*111. Aus der Haut hupfen. – Schöpf, 251.
Nämlich vor Zorn, Aerger u.s.w. ausser Fassung sein.
*112. Dä daug vun Huck (Haut) un Hôr nit. (Köln.)
*113. Da ist nit mehr dann haut vnd beyn. – Tappius, 55a.
Lat.: Viri senis astaphis calvaria. (Erasm., 567; Tappius, 55a.)
*114. Das geht bis auf die Haut. – Campe, 584b.
Ist fühlbar, sehr empfindlich.
*115. Das geht ihm bei Haut und Haar nichts an. (Nürtingen.)
*116. Der Haut fürchten. – Theatrum Diabolorum, 414a.
*117. Der is in Haut und Haar verdorben. – Tendlau, 402.
*118. Der ziacht (zieht) en die Haut über die Oahren. (Franken.) – Frommann, VI, 316, 167.
*119. Die Haut grübelt mir. (Nassau.)
Es ärgert mich.
*120. Die Haut ist ihm so weich wie mir.
Holl.: De huid is hem zoo week als een ander. (Harrebomée, I, 337.)
*121. Die Haut ist ihm zu kurz worden. (Rottenburg.)
Es ist ihm einer ausgekommen.
*122. Die Haut juckt ihm, man muss sie ihm gerben. – Körte, 2699h.
Er hat Neigung etwas zu thun, worauf Prügel folgen.
Holl.: De huid jeukt u, geloof ik. ( Harrebomée, I, 337.)
Lat.: Dorsum prurit. (Plautus.) (Binder II, 849.)
*123. Die Haut juckt mir nicht danach.
Ich will nichts davon; ich bin nicht dabei.
Frz.: Pour être bien battue la peau n'en sera jamais vendue. (Leroux, I, 124.)
*124. Die Haut mit einer Striegel reiben.
Frz.: C'est contre costume aller que du poulie ss peaul gratter. (Bovill, III, 159.)
Lat.: Pollice prurientum scabere cutem. (Bovill, III, 159.)
*125. Die Haut redt auf ihm. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er ist sehr red elig.
*126. Die Haut verkaufen, ehe man die Kuh hat. – Körte, 2692.
*127. Die Haut verkauffen. – Schottel, 1112a.
*128. Die Haut verkauften, ehe der Beer gestochen (gefangen). – Schottel, 1121a; Sutor, 421.
Zur Bezeichnung der Vorwitzigkeit in den verschiedensten Formen und Verhältnissen hat man auch die verwandten Redensarten: Juchhei schreien ehe man über den Graben ist. Die Zeche ohne den Wirth machen. Das Korn essen ehe es gesäet (geschnitten) ist. Unterm Schnee schneiden. Das Erbe theilen vorm Tode. Zum Kalbskopf einladen ehe die Kuh kälbert. Die Finnen: Jene Milch nur kannst du melken, die im Euter ist des Renthiers. Und in Afrika sagt man: Niemand kauft eines Rindes Fussstapfen. (Reinsherg IV, 24.)
*129. Du hängst blos zwischen Haut und Knochen.
Lat.: Per medium annulum traharis oportet. (Philippi, II, 92.)
*130. Du wirst es noch mit der haut bezalen. – Tappius, 44a; Henisch, 1726, 46.
[442] *131. Ea hod ins d'Haud iba d' Oawaschln ozougn. (Steiermark.) – Firmenich, III, 767, 79.
Er hat uns die Haut über die Ohren gezogen, hat Ungerechtigkeiten und Gewaltthätigkeiten an ihm verübt.
*132. Ea steckt in kuan guiddn Haud. (Steiermark.) – Firmenich, II, 768, 102.
*133. Einander auf die Haut greifen.
Sich zu Leibe gehen.
*134. Einem auf die Haut greifen.
Frz.: Ils le tiennent au cû et aux chausses. (Kritzinger, 194b.) -Je lui rognerai les ongles de prés. (Kritzinger, 619b.)
*135. Einem die Haut abschaben.
Sehr hart mit jemand verfahren.
*136. Einem die Haut abstreifen. – Frischbier2, 1530.
Ihnen das Letzte noch nehmen.
*137. Einem die Haut lebendig abziehen. – Eiselein, 290.
Lat.: Prius quam jugulata sunt, excorias. (Eiselein, 290.)
*138. Einem die haut proben. – Pauli, Schimpff, LXXXVIb.
*139. Einem die Haut vber die oren ziehen. – Pauli, Schimpff, LIIa; Luther's Tischr., 272b; Mathesy, 118b; Ayrer, III, 1646, 9; Mathesy, Postilla, CCLXb; Braun, I, 1208; Körte, 2699.
Markgraf Albrecht von Brandenburg sagt: »Die Leut geben nichts mit Lieb, man streiff ihn dann die Haut über die Ohren ab.« (Zinkgref, III, 55.)
Holl.: Hij trekt hem de huid over de ooren. (Harrebomée, I, 337.)
*140. Einem die Haut voll lügen. – Campe, 384a.
*141. Einem die Haut voll schelten. – Mathesy, 252a; Herberger, I, 126.
Holl.: Iemand de huid vol schelden (Harrebomée, I, 338a.)
*142. Einem die Haut voll schlagen. – Mathesy, 538a; Campe, 584b.
*143. Einem die Haut voll zechen.
»Zecht jm sein haut voll.« (Rollwagenbüchlein, XLI.)
*144. Einem die Haut vom Leibe fragen.
*145. Einem recht auf die Haut greifen. – Campe, 584b.
Ihm ernstlich zusetzen, ihn hart angehen, ernstlich in ihn dringen.
*146. Einen aus der Haut jagen (treiben). – Campe, 584b.
Ihn ängstigen, ihn bis aufs Aeusserste zur Ungeduld und Verzweiflung bringen.
*147. Einen mit Haut und Haaren auffressen. – Frischbier2, 1531.
*148. Eines Haut mit Pengelbiren abreiben. – Ayrer, V, 3087, 28.
*149. Eins Haut mit Fünffinger Kraut vnd vngebrander Aschen abreiben. – Ayrer, v, 3087, 31.
*150. Er esst (isst) von sich herab die lebendige Haut. (Jüd.-deutsch. Brody.)
Er verzehrt den letzten Kreuzer.
*151. Er geht mir auf die Haut.
»Er setzt mir hart zu.« (Lessing.)
*152. Er hat eine dicke Haut.
Ist unempfindlich, gefühllos gegen Beleidigungen oder Mahnungen.
*153. Er hat eine gute Haut.
Er ist dickfellig, verträgt einen Puff, sein Ehrgefühl ist abgestumpft.
*154. Er hat eine Haut, wer von solchem Leder Winterstiefeln hätte, der könnte Austern fischen.
*155. Er hat eine zehe Haut, die Seel ist in jhm verwickelt. – Schottel, 1124a; Egenolff, 312a; Eyering, II, 285; Körte, 2699e; Braun, I, 1210.
Von sehr alten Leuten.
*156. Er hat Haut und Leben dagelassen.
Frz.: Il y a laissé sa peau. (Kritzinger, 519b.)
*157. Er hat mit der haut bezalt. – Agricola I, 468; Eyering, II, 302; Herberger, I, 488; Fischer, Psalter, 470d; Aventin, CXXXIIa; Mathesy, Sarepta, XXVb; Mayer, II, 136.
Für ein Vergehen am Leibe oder mit dem Leben büssen.-»Mit der haüt zahlen.« (Ayrer, IV, 2212, 19.) »Mit der haut bezalen ist sterben. Vnd wir Deutschen haben der figuren vil, damit wir sterben nennen, als: Er ist zum Fuchse worden. Er hat sich verkrochen. Er ist auff dem rucken zu kirchen gangen u.s.w.« (S. ⇒ Empfehlen.) »Wir mugen diss worts auch brauchen zu einen Drawwortte als: Nu soll er mir's mit der haut bezalen, d.i. ich will yhn drumb an seinem leib, an seiner haut straffen.« »Die übrigen bezahlten mit der Haut.« (Gottfr., Chronik, 804a.)
[443] *158. Er hat nur Haut vnd Knochen. – Herberger, II, 20.
Der Abgezehrte.
Frz.: C'est une peau étendue sur des os. – Elle n'a que la peau et les os. – Les os lui percent la peau. (Kritzinger, 494a u. 494b.)
*159. Er hat seine Haut theuer verkauft.
Ist nur nach grossem Widerstande und nachdem er seinem Feind oder Angreifer selbst erheblichen Schaden zugefügt, unterlegen.
Dän.: Som har soldt huden. (Prov. dan., 309.)
Holl.: Hij heeft zijne huid duur genoeg verkocht. (Harrebomée, I, 337.)
*160. Er ist eine gute und ehrliche Haut, aber das Schiesspulver hat er nicht erfunden.
Lat.: Probus quis nobiscum vivit, multum demissus homo, illi tardo ac cognomen pingui damus. (Eiselein, 290.)
*161. Er ist (steckt) in der Haut bis über die Ohren.
Ausweichende oder scherzhafte Antwort auf die Frage: Wo ist er? Wo steckt er?
*162. Er ist ihm wie aus der Haut geschnitten.
Lat.: Quam apes apum similes. (Philippi, II, 121.)
*163. Er ist mit Haut und Haar um einen bösen Groschen zu theuer.
Holl.: Het is een kerel die met huid en haar voor een vijfje nog te duur is. (Harrebomée, I, 337.)
*164. Er ist mit heiler Haut davongekommen. – Eiselein, 290; Braun, I, 1197.
Unbeschädigt, unverwundet.
Frz.: Echaper la vie sauve. (Kritzinger, 255a.) – Il a raporté sa peau. (Kritzinger, 519b.) – S'il rapporte ses oreilles.
Holl.: Hij is er heelhuids afgekomen. (Harrebomée, I, 337.)
*165. Er ist nur noch Haut und Bein.
*166. Er kann nicht auf heiler Haut sitzen. – Bücking, 68.
Ein breslauer Kräuterweib: »A betrübt suste kei Wosser, nei, nei, a felt ober gor ne, besunders wenn a sich mit a poor Lotten die Nose begussen haut; do koan a nich lechte mit gaantzer Hoot schlauffen.« (Keller, 167b.) – Von denen, die sich durch ihr unruhiges Temperament immer Verdriesslichkeiten zuziehen.
*167. Er kriegt seine Haut voll.
Holl.: Hij krijgt de huid vol slagen. (Harrebomée, I, 338.)
*168. Er lässt sich die Haut über die Ohren ziehen.
Der Allesdulder.
Frz.: Il se laisse manger la laine sur le dos.
*169. Er legt sich auf die faule Haut.
*170. Er muess sy eigeni Hut i d' Gerbi träge. (Solothurn.) – Schild, 86, 328.
*171. Er muss es mit der eigenen Haut büssen. – Körte, 2699a; Eiselein, 290; Braun, I, 1198.
Frz.: Il païera de son sang et de sa vie. (Kritzinger, 713a.)
Holl.: Hij moet het met de huid boeton. (Harrebomée, I, 338.)
*172. Er sagt die Haut, ehe er den Bären gestochen hat. – Cyr. Spangenberg, Jagdteuffel (Eisleben 1560), im Theatrum Diabolorum, 262b.
*173. Er schlüpft wieder in die alte Haut. – Campe, 584a.
Verfällt wieder in seine alte Gewohnheit, in seine frühern Fehler; oder er fängt wieder da an, wo er es gelassen hat.
*174. Er sieht durch die Haut hindurch.
Geht auf den Grund.
*175. Er steckt in der Haut und zwischen den Ohren, und wenn er nicht dort ist, so ist er verloren.
Wenn man die Schweizer fragte: Wo ist er?
*176. Er, steckt in keiner guten (gesunden) Haut. – Schottel, 1118a; Parömiakon, 906; Körte, 2699c; Mayer, I, 181; Lohrengel, II, 344; Braun, I, 1206.
Hat keinen kerngesunden Körper, kränkelt häufig. (Campe, II, 584a.)
Frz.: Être tout mal fait. – N'avoir point de santé. (Kritzinger, 301b u. 634a.)
Holl.: Hij steekt in geene gezonde huid. (Harrebomée, I, 338.)
*177. Er thäte einem die Haut herabziehen. (Nürtingen.)
So habgierig ist er.
*178. Er trägt seine Haut selber zu Markte.
Unternimmt etwas auf seine eigene Gefahr.
*179. Er wagt seine Haut.
Holl.: Hij waagt er zijne huid aan. (Harrebomée, I, 338a.)
*180. Er will aus seiner Haut heraus.
Holl.: Hij is zoo blijde, dat hij in zijne huid niet blijven kan. (Harrebomée, I, 338a.)
[444] *181. Er wird in seiner Haut sterben.
Wird nicht anders, bessert sich nicht.
Frz.: Il mourra dans sa peau. (Lendroy, 1042.)
*182. Er würde es aus der Haut schneiden, wenn er könnte (wenn er's hätte).
Poln.: Choćby za skórą miał, toby dał. ( Lompa, 8.)
*183. Es geht ihm an Haut und Haar.
*184. Es geht um seine eigene Haut. (Nürtingen.)
*185. Es gilt die Haut. –Der Teufel selber von Jod. Hocker (Ursel 1568), im Theatrum Diabolorum, 37a.
Lat.: Res in meo foro vertitur. (Plautus.) (Philippi, II, 156.)
*186. Ea ist eine fidele Haut.
Einfältiger, argloser Mensch.
*187. Es ist eine gute ehrliche Haut. – Braun, I, 1195; Lohrengel, II, 179.
Frz.: C'est bonne lame. (Kritzinger, 409b.) – C'est un homme qui va son train (oder: son grand chemin). – C'est une bonne pâte d'homme. (Kritzinger, 18b u. 517a.)
*188. Es ist ihm in die Haut hinein bezahlt. (Nürtingen.)
Sehr theuer, besonders vom Schlachtvieh.
*189. Es ist ihm um seine Haut.
Holl.: Hij is bang voor zijne huid. (Harrebomée, I, 337.)
*190. Es ist jm in der haut; weres inn kleydern, so möchte mans herab waschen. – Franck, II, 36b; Tappius, 38a; Gruter, I, 34 u. 238a; Sutor, 541; Eiselein, 290; Sailer, 301; Körte, 2697; Simrock, 4459; Braun, I, 1212.
Die Osmanen sagen ähnlich: Der Charakter steckt unter der Seele, so lange man diese nicht aushaucht, gibt man jenen nicht auf. (Schlechta, 221.)
Lat.: Sepem erigere durum est. (Binder II, 3080; Seybold, 551; Erasm., 838; Tappius, 39a.) – Naturam mutare difficile est. (Philippi, II, 6.)
*191. Es ist mir von Haut und Haar zuwider. – Eiselein, 291.
Haut und Haar sträuben sich bei mir dagegen, die Haut schaudert davor und die Haare bersten sich dawider.
Holl.: Hij bestaat mij niet van huid of haar. (Harrebomée, I, 337b.)
*192. Es ist nit mehr dann haut vnd beyn an jm. – Franck, II, 55a; Egenolff, 56b; Eyering, II, 557.
Frz.: Elle n'a que la carcasse. – Elle n'a que la peau et les os. (Kritzinger, 108a.)
*193. Es ist um aus der Haut zu fahren.
*194. Es ist weder Haut noch Haar an ihm was nutz. – Anna, Kurfürstin von Sachsen, bei K. von Weber, S. 203.
Lat.: Ne micam bonae mentis habet. (Seybold, 337.)
*195. Es streckt sich eine faule Haut und bricht nicht. (Nürtingen.)
Zuruf an einen, der sich dehnt und streckt.
*196. Es wird (ist) mir in der weiten Haut zu enge. (Rottenburg.)
Es ist ihm unbehaglich. Vor Unmuth.
*197. Et en de Hût hebben. (Meurs.) – Firmenich, I, 400, 6.
*198. Et ging emme (ihm) scharp än der Hiûit her. (Lippe.)
*199. Etwas mit Haut und Haar fressen. – Luther's Tischr., 287b.
Böhm.: Kůže pila, kůže drž. (Čelakovsky, 141.)
Holl.: Hij eet het met huid en haar op. (Harrebomée, I, 337.)
*200. Ham as 't Hidj uftânj. (Amrum.) – Haupt, VIII, 360.
Ihm ist die Haut abgezogen.
*201. Haut und Haar daran setzen.
» ... Die jhr haut vnd haar vmb gelts willen setzen in fahr.« (Waldis, II, 38, 32.)
*202. Haut vnd har lassen. – Aventin, XLIIIIb.
*203. He kann kum in de Hut hangen. – Eichwald, 828.
*204. He kann nig in hêler Hût leven. (Holst.) – Schütze, II, 177; Eichwald, 827.
Von einem, der immer Händel sucht.
*205. He kann up hêler Hût nig slapen. (Holst.) – Schütze, II, 121; Richey, 91.
Er ringt nach Schlägen.
*206. Hiermit grepen se einander up de Hût. – Lauremberg, IV, 686.
[445] *207. Hut un Hâr.
Whd.: Sint dem male dat he hut unde har gheloset hef. (Hannöversches Stadtrecht im 14. Jahrhundert, im Vaterländischen Archiv des historischen Vereins für Niedersachsen, Jahrg. 1844, S. 376.)
*208. I hau'n g'moant, i mües aus der Haut fahra. – Nefflen, 161.
Fast wäre ich dem Zorn, dem Unwillen unterlegen, ich hätte fast meine Fassung verloren.
*209. Ich mag's von Haut und Haar nicht. – Eiselein, 291.
*210. Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. – Campe, 584a.
Nicht in seiner Lage, an seiner Stelle sein.
Frz.: Je ne voudrais pas être en. (Kritzinger, 519b.)
*211. Ich werde meine Haut selber zu Markte tragen.
Holl.: Zijne huid 'zelf ter markt brengen. (Harrebomée, I, 338.)
*212. Ich will dir's ab (an) der Haut (wieder) herabschinden. – Sutor, 375.
Lat.: De corio tuo mihi satisfaciam. (Seybold, 115; Froberg, 125; Philippi, I, 112.)
*213. Ich will Haut und Haar dransetzen.
Frz.: Je mangerai plutôt mon bras jusqu'au coude. (Kritzinger, 436b.)
*214. Ich will ihm die Haut ausklopfen.
Frz.: Faire de la peau d'un bon homme un tambour. (Leroux, I, 80.)
*215. Ick kenn em von Hût un Hoar nich. – Frommann, II, 37.
Er ist mir ganz fremd. »Lüd' oder Gäst', de mi mit Hût un Hoar nicks angoan.« Die Redensart: »Etwas mit Haut und Haar verzehren«, ist dem Plattdeutschen wie dem Hochdeutschen eigen. (Latendorf a.a.O.)
Holl.: Ik ken hem van huid en haar. (Harrebomée, I, 338.)
*216. Ik kann 't nit iut der Hiud sniyen. (Westf.)
Nämlich das, was ich schaffen soll; ich weiss es nicht zu schaffen.
*217. In den seiner Haut möget' i nit stack'n. (Franken.) – Frommann, V, 516, 168.
*218. In einer andern Haut stecken. – Schottel, 1116b.
*219. In 'ner slechten Hiud steaken. (Westf.)
Sich keiner guten Gesundheit erfreuen.
*220. Iss is ken a sener Haut oas ar. – Gomolcke, 671.
*221. Man möchte aus der Haut fahren. – Eiselein, 290; Körte, 2699.
Lat.: Intra tuam pelliculam te contine. (Eiselein, 90.) – Suspendio deligenda arbor. (Philippi, II, 208.) – Tuam pelliculam cura. (Eiselein, 290.)
*222. Mit der Haut das Gelenk bezahlen. – Herberger, II, 416.
*223. Mit gantzer haut aussgehen, aber mit halber haut widerumb heim kommen. – Geiler, Nsch., 51. in Kloster, I, 506.
*224. Mit Haut und Haar. – Eiselein, 266; Draun, I, 1196.
Lat.: Vel cum pulvisculo. (Eiselein, 290.)
*225. Mit haut vnd har, mit grund vnd wurtzel aussreuten. – Aventin, CLXXXVIIa.
*226. 'S is ke bessrer a senner Haut as âr (er). – Frommann, III, 409.
*227. Seine Haut am Stecken heimtragen. – Eiselein, 291; Braun, I, 1199.
Folgen liederlichen Lebens. »Lebe nur so fort, so kannst du deine Haut am Stecken heimtragen.«
*228. Seine Haut darstrecken.
*229. Seine Haut gleicht dem Zebrafell.
Von einem gewaltig Geprügelten.
*230. Seine Haut so theuer als möglich verkaufen. – Eiselein, 291; Braun, I, 1202.
Sich bis aufs Aeusserste vertheidigen, sich bis aufs Blut wehren.
*231. Seine Haut wohlfeil zu Markte tragen.
Sich unbedachtsam in Lebensgefahr begeben, sein Leben nicht achten, es muthwillig in die Schanze schlagen.
Frz.: Faire bon marché de sa peau. (Kritzinger, 440a.)
*232. Seiner Haut kann sich jeder wehren.
Lat.: Repellere fraudem, armaque in armatos sumere jura sinant. (Philippi, I, 154.)
*233. Seng Heokt fîl drôn. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 325, 256.
Seine Haut feil tragen.
*234. Sich aus fremder Haut Riemen schneiden.
Lat.: Scindit corrigias ex pelle tua sibi latas. (Binder II, 3041; Eiselein, 529.)
[446] *235. Sich der haut förchten. – Mathesy, Postilla, I, CXIIIIa.
Frz.: Il a peur de sa peau. (Kritzinger, 519b.)
*236. Sich die Haut voll lachen. – Parömiakon, 1808.
*237. Sich in die Haut eini' schämen. – Schöpf, 251.
D.i. sehr.
*238. Sich seiner Haut wehren. – Körte, 2699g; Braun, I, 1207.
Sich vertheidigen, sich nicht Gewalt anthun lassen. (Campe, 514a.)
*239. Sich über eine fremde Haut lustig machen.
Andere verspotten.
*240. Sie hängen blos in Haut und Knochen. – Philippi, I, 254.
Frz.: Il a la peau colée sur les os. (Kritzinger, 519b.) – Il est tout decharné. (Kritzinger, 203b.)
Lat.: Monogrammi. (Philippi, I, 254.)
*241. Sie ist aus einer bösen (zähen) Haut geschnitten.
»Das sie fürwar geschnitten sey aus einer zähen bösen haut.« (Waldis, IV, 64.)
*242. Sie ist eine böse Haut. – Milichius, Geitzteuffel, im Theatrum Diabolorum, 328b.
*243. Sie ist in ihrer Haut die Schönste. (Breslau.)
Ironisch von einer Hässlichen.
*244. Sie sind aus Einer Haut geschnitten.
Einander sehr ähnlich.
*245. Um die Haut zanken, ehe der Bär gestochen. – Schottel, 1118a.
*246. Ut der Hut bearsten. (Büren.)
Wohl genährt sein.
*247. Von Haut und Haar bekannt.
Lat.: Intus et in cute notus. (Binder II, 1547.)
*248. Weder Häute noch Leute sehen.
*249. Zwischen Haut und Fleisch lachen.
250. Auf gantzer haut ist gut schlaffen, hüt dich vor zanck, hader vnd waffen.
Lat.: Dum cutis est plana, fiet dormitio sana. (Loci comm., 27.)
251. In seiner Haut lebt sich's am besten.
[1417] 252. Ist mottenfrässig Haut vnd Haar, gibt es zu Beltzen böse Wahr. – Wendvnmut, VI, 76.
253. Schorfige Haut blutet bald.
Bei Tunnicius (1156): Schorvede hût blöt bolde. (Ocius emanat scabioso corpore sanguis.)
254. Verknöcherte Haut fürchtet das Schermesser nicht.
Frz.: Les talons et paulmes des mains ne craignent le raiseur.
Lat.: Tali et calli novaculam non timent, nec ea egent. (Bovill, II, 104.)
255. Wenn es Häute regnet, wird das Leder billig. – Larisch, 34.
256. Wer die Haut will behalten ganz, der stör' den Bauer nicht bei Spiel und Tanz.
257. Wer nicht auf der ganzen Haut liegen kann, muss auf der halben liegen. (Annaberg.)
258. Wer sich seiner Haut nicht wehret, dem wird sie abgezogen. – Scheffel, Ekkehard, III, 5.
*259. Das geht ihm durch die Haut. – Gotthelf, Wanderungen, 112.
Erzürnt ihn.
*260. Das ist eine alte gute Haut. – Klix.
*261. Deam ist seine Haut über d' Kopf nausg'wachse. (Ulm.)
Dem Kahlköpfigen.
*262. Dear thät oim's Häutel ra ziehn. (Ulm.)
*263. Der eygenen Haut fürchten. – Sterbende Kunst, XXXVIII, 2a.
*264. Der lässt einem nichts in der Haut. (Niederösterreich.)
*265. Die Haut schauert ihm.
Er fürchtet.
Dän.: Der er frost i skind-kortelen. (Prov. dan., 203.)
*266. Einen in die Haut hinein vexiren. – Schaltjahr, 529.
*267. Er hat eine so dicke Haut, dass er sich immer erst nach Dreikönige kratzt, wenn ihn im Juli eine Mücke gejuckt hat. – Wächter am Erie vom 27. Februar 1868.
*268. Er steckt in einer gefährlichen (schlimmen) Haut.
In einer ungesunden Haut, auch: schlimmer Lage.
*269. Er zieht mir noch die Haut vom Kopfe.
*270. Haut oder Naut. (Rheinpfalz.)
In dem Sinne: Entweder – oder, Aut – aut.
*271. He is nicks as Hut un Knaken. – Kiel, 16.
Er ist sehr hager.
*272. 'T sitt em in de Hût; sêt 't em in 'n Rock, künn' Einen 't utkloppen. – Schlingmann, 692.
*273. In der Haut bis über d' Ohre(n). (Ulm.)
Scherzhafte Antwort auf die Frage: Wo steckst du?
*274. In seiner Haut steckt kein Grösserer als er. – Holtei, Eselsfresser, I, 228.
*275. Nix in der Haut lassen. (Niederösterreich.)
Brockhaus-1911: Haut-de-chausse · Haut-Rhin · Haut · Haut [2]
DamenConvLex-1834: Haut-goùt · Haut
Meyers-1905: Hinfällige Haut · Haut-Rhin · Haut-mal · Wundsein der Haut · Tire-haut · Reißnersche Haut · Haut-dessus · Haut [1] · Englische Haut · Aufspringen der Haut · Haut-de-chausse · Haut-Brion · Haut [2]
Pierer-1857: Huntersche Haut · Nervige Haut · Haut-Bretagne · Haut-pays · Pays d'en haut Romand · Terre d'en haut · Weiße Haut · Schleimnetz der Haut · Schneidersche Haut · Descemetische Haut · Englische Haut · Achsenstränge der Haut · Angewachsene Haut des Auges · Gericht über Hals u. Hand u. G. zu Haut u. Haar · Haut [1] · Haut [2] · Haut d'Honec · Haut Medoc
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