Ferdinand

[418] Ferdinand (span. Fernando, Hernando, althochd. Herinand, der »Heerkühne«), Name zahlreicher Fürsten und fürstlicher Personen.


Übersicht nach den Ländern.

Deutsche Kaiser 1–3.

Anhalt 4.

(Aragonien, s. Spanien 30.31.)

Bayern 5.

(Böhmen, s. Österreich 16.)

Braunschweig 6,7.

Bulgarien 8.

Hessen 9.

(Kastilien, s. Spanien 26, 28, 29.)

Köln 10.

Neapel und Sizilien 11–15.

Österreich 16–19.

Portugal 20–22.

Preußen 23.

Rumänien 24.

Sachsen-Koburg 25.

(Sizilien, s. Neapel 14, 15.)

Spanien 26–34.

(Tirol, s. Österreich 16.)

Toskana 35–38.

(Ungarn, s. Österreich 16.)

Württemberg 39.


[Deutsche Kaiser.] 1) F. I., geb. 10. März 1503 zu Alcala de Henares in Neukastilien, gest. 25. Juli 1564 in Wien, Sohn Philipps des Schönen von Österreich und Johannas, der Tochter Ferdinands des Katholischen, jüngerer Bruder Kaiser Karls V., ward nach dem Tode seines Vaters (1506) in Spanien erzogen. Sein mütterlicher Großvater, Ferdinand der Katholische von Spanien, hatte die Absicht gehabt, die große spanisch-habsburgische Erbschaft zwischen den Brüdern Karl und F. zu teilen. Der Ehrgeiz Karls vereitelte diesen Plan; vielmehr ward F. bei Karls Anwesenheit in Spanien 1517 nach den Niederlanden geschickt und erhielt im Teilungsvertrag zu Worms 28. April 1521 nur die österreichischen Lande (das Erzherzogtum Österreich, Steiermark, Kärnten, Krain und Tirol) sowie im Auftrag seines Bruders die Leitung der deutschen Angelegenheiten während dessen Abwesenheit. 1521 vermählte er sich mit Anna (gest. 1547), der Tochter des Königs Wladislaw von Ungarn und Böhmen, und ward nach dem Tode seines Schwagers, des Königs Ludwig II., durch Wahl der Stände König dieser Länder. In Ungarn erhob sich Johann Zápolya als Gegenkönig, dessen Verbündeter, Sultan Soliman, 1529 Wien bedrängte, ward aber im Vertrag zu Großwardein 1538 mit dem Titel eines Königs von Ungarn nebst einem Teil des Landes abgefunden. Nach Zápolyas Tode 1540 erhob seine Witwe Isabella, unterstützt von der Pforte, für ihren unmündigen Sohn Johann Siegmund Ansprüche auf das ganze väterliche Erbe, und bis zum Friedensschluß mit den Türken 1562 kam F. nicht zum ungestörten Besitz Ungarns. In Böhmen erhoben sich gegen F. die zahlreichen Anhänger der Reformation, die F. jedoch nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) unterdrückte. 1530 erwarb F. das Herzogtum Württemberg, das der Schwäbische Bund 1519 dem Herzog Ulrich entrissen und an Österreich verkauft hatte; als 1534 Ulrich sein Land wiedereroberte, behielt F. im Vertrag von Kaaden Württemberg als Reichslehen, während Ulrich es als österreichisches, also als Afterlehen zurückerhielt. Ulrichs Teilnahme am Schmalkaldischen Kriege machte ihn des Afterlehens verlustig, und der darüber entstehende Streit wurde erst 1552 unter Herzog Christoph zu dessen gunsten beigelegt. F. hatte 5. Jan. 1531 zu Aachen die deutsche Königskrone erhalten, leitete seitdem als Stellvertreter seines Bruders die meisten Reichstage und schloß 1552 den Passauer Vertrag und 1555 den Augsburger Religionsfrieden ab. Nach Karls V. Abdankung 1558 zum römischen Kaiser gewählt, behauptete er sich auch gegen den Einspruch des Papstes Paul IV. F. war persönlich eifriger Katholik, hatte jedoch früh die Unmöglichkeit erkannt, den Protestantismus zu unterdrücken, war aus politischen Rücksichten für Duldung der Protestanten und verfolgte als Stellvertreter Karls V. wie als Kaiser eine Politik der Kompromisse. Da er namentlich die Einschränkung des päpstlichen Absolutismus und einige Reformen in der katholischen Kirche für notwendig hielt, befriedigten ihn die Beschlüsse des Trienter Konzils durchaus nicht. Nachdem er 1562 die Wahl seines Sohnes Maximilian II. zum römischen König zustande gebracht hatte, teilte er bei seinem Tode seine Länder unter seine drei überlebenden Söhne Maximilian, Ferdinand und Karl; außerdem überlebten ihn von seinen 15 Kindern 9 Töchter. Vgl. Bucholtz, Geschichte der Regierung Ferdinands I. (Wien 1831–38, 9 Bde.); Oberleitner, Österreichs Finanzen und Heerwesen unter F. I. (das. 1859); Rosenthal, Die Behördenorganisation Kaiser Ferdinands I. Das Vorbild der Verwaltungsorganisation in den deutschen Territorien (das. 1887).[418]

2) F. II., geb. 9. Juli 1578 in Graz, gest. 15. Febr. 1637 in Wien, Enkel des vorigen, Sohn des Erzherzogs Karl von Kärnten und Steiermark und Marias von Bayern. Nach dem Tode seines Vaters (1590) von den Jesuiten in Ingolstadt, die ihm einen unversöhnlichen Haß gegen den Protestantismus einflößten, erzogen, rottete er in seinen Erblanden, Steiermark, Kärnten und Krain, den Protestantismus aus, versuchte gleiches auch in Österreich und Böhmen, da er noch bei Lebzeiten des kinderlosen Kaisers Matthias 1617 zum König von Böhmen und 1618 von Ungarn erwählt worden war, und veranlaßte hierdurch den Ausbruch des Dreißigjährigen Kriegs (s.d.). Nach Matthias' Tode (20. März 1619) 26. Aug. 1619 zu Frankfurt zum Kaiser gewählt, hatte er inzwischen Böhmen verloren und begann, nach der Schlacht am Weißen Berge 8. Nov. 1620 wieder im Besitz des Landes, eine furchtbare katholische Gegenreformation in allen seinen Ländern mit Ausnahme Ungarns und eines Teiles von Schlesien. Dem Herzog Maximilian von Bayern gab F. für die ihm geleistete Hilfe die Kurfürstenwürde nebst der Oberpfalz, nachdem er Friedrich im Widerspruch mit der Reichsverfassung seiner Würde und Lande verlustig erklärt und geächtet hatte. Zur Vollstreckung der Acht rückten spanische und ligistische Truppen in die Rheinpfalz ein und unterdrückten in den besetzten Gebieten den Protestantismus. Die rücksichtslose Durchführung des »geistlichen Vorbehalts« (s.d.) und die Wiederherstellung der katholischen Stifter durch Tilly rief den niedersächsisch-dänischen Krieg hervor, für den F. ein eignes kaiserliches Heer unter Wallenstein aufstellte. Die Herzoge von Mecklenburg, die den König Christian IV. von Dänemark gegen Tilly und Wallenstein unterstützten, entsetzte er ihrer Länder und belehnte damit Wallenstein. Zwar scheiterte sein Plan, sich der Seeherrschaft auf der Ostsee zu bemächtigen, an dem heldenmütigen Widerstand Stralsunds, aber in Deutschland war er Herr der Lage, so daß er zur Vernichtung des Protestantismus 6. März 1629 das Restitutionsedikt (s.d.) erließ. Erst bei dem Versuch, eine Militärmonarchie mit Wallensteins Hilfe auszurichten, erhoben sich die in ihrer Unabhängigkeit gefährdeten Fürsten der Liga gegen F., erzwangen 1630 in Regensburg Wallensteins Entlassung u. Verminderung der kaiserlichen Truppen. Die gleichzeitige Landung Gustav Adolfs brachte neue Gefahren, selbst für seine Erblande, und schließlich kam es unter Zugeständnissen an die evangelischen Fürsten 1635 zum Prager Frieden. Vor seinem Tod erreichte F. noch die Wahl seines Sohnes zum König. F. war von kleiner, gedrungener Gestalt, heiter und freundlich gegen seine Umgebung. Seine Gutmütigkeit artete oft in Schwäche, namentlich gegenüber gewissenlosen Beamten, aus; durch seine maßloße Freigebigkeit zerrüttete er trotz einfacher Lebensweise seine Finanzen. Er war fleißig und gewissenhaft in der Erfüllung seiner Regentenpflichten, aber in seinen Meinungen ganz abhängig von seinen Räten und Beichtvätern. Vgl. Khevenhüller, Annalen Ferdinands II. (2. Aufl., Leipz. 1716–26, 12 Bde.); Hurter, Geschichte Ferdinands II. (Schaffh. 1850–64, 11 Bde.), und die Literatur unter »Dreißigjähriger Krieg«.

3) F. III., geb. 13. Juli 1608 in Graz, gest. 2. April 1657, Sohn und Nachfolger des vorigen, erhielt, 1625 zum König von Ungarn, 1627 zum König von Böhmen gekrönt, nach Wallensteins Ermordung (1634) das Oberkommando über die kaiserlichen Heere unter dem Beirat der Generale Gallas und Piccolomini, eroberte Donauwörth und Regensburg, siegte im September 1634 bei Nördlingen und vertrieb die Schweden aus Süddeutschland. 1636 noch bei Lebzeiten seines Vaters zu dessen Nachfolger erwählt, folgte er ihm 1637, ohne Widerstand zu finden. Seitdem arbeitete er ununterbrochen auf Friedensunterhandlungen hin, die, 1644 eröffnet, erst 1648 zum Abschluß kamen (s. Westfälischer Friede). Die entschiedene Weigerung Ferdinands, in seinen Erblanden die Religionsfreiheit zu gewähren und die geflohenen Rebellen wieder aufzunehmen, trug wesentlich zur Verzögerung des Friedens bei. F. bewirkte noch auf dem Reichstag zu Regensburg (1653) die römische Königswahl seines Sohnes Ferdinand IV., der indes 1654 vor dem Vater starb. F. war eine große, stattliche Persönlichkeit, ebenfalls fromm, aber weniger fanatisch als sein Vater und gut deutsch gesinnt, dabei ein Förderer der Künste und Wissenschaften, sehr musikalisch und selbst Komponist. Von seinen Tonsätzen ließ Wolfgang Ebner eine Arie mit 36 Variationen in Prag 1648 drucken; einen vierstimmigen Gesang mit beziffertem Baß, »Melothesia Caesarea«, gab Kircher im 1. Teil seiner »Musurgie«, und einen einfachen, vierstimmigen Chorgesang über den Psalm Miserere findet man im 28. Jahrgang der Leipziger »Allgemeinen musikalischen Zeitung« (1826). Eine Gesamtausgabe seiner musikalischen Werke mit denen der Kaiser Leopold I. und Joseph I. besorgte G. Adler (Bd. 1 u. 2, Wien 1892 u. 1893). Vgl. Koch, Geschichte des Deutschen Reiches unter der Regierung Ferdinands III. (Wien 1865, 2 Bde.).

[Anhalt.] 4) F. Friedrich, Fürst von Anhalt-Köthen, geb. 25. Juni 1769 in Pleß, gest. 23. Aug. 1830, ältester Sohn des Fürsten Friedrich Erdmann von Anhalt-Pleß und der Gräfin Luise Ferdinande von Stolberg-Wernigerode, trat 1786 in das preußische Heer, wurde Generalmajor und beteiligte sich an den Feldzügen am Rhein von 1792–94. Nach seines Vaters Tod (1797) zu Pleß und auf Reisen lebend, trat F. 1806 wieder in die Armee, schlug sich nach der Schlacht bei Jena an der Spitze seines Regiments bei Zehdenick durch die feindlichen Linien, wurde aber in Böhmen von den Österreichern entwaffnet. Bald darauf nahm er seinen Abschied, ward aber 1813 Befehlshaber des schlesischen Landsturms. Seine erste Ehe mit Luise, Prinzessin von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Beck, ward 1803 nach kurzer Dauer durch den Tod gelöst. 1816 mit mit der Gräfin Julie von Brandenburg (gest. 1848), der Tochter Friedrich Wilhelms II. und der Gräfin von Dönhoff, vermählt, gelangte er 1818 nach dem Tode seines unmündigen Vetters, Herzogs Ludwig, zum Besitz des Herzogtums Anhalt-Köthen, worauf er seinem Bruder Heinrich die Standesherrschaft Pleß überließ. Die mit Preußen wegen des neuen Grenzzoll- und Verbrauchssteuersystems schwebenden Streitigkeiten brachte er 1821 vor die Bundesversammlung, dieselben wurden aber erst 1828 durch eine Übereinkunft zwischen Preußen, Köthen und Dessau geschlichtet. Auf einer Reise nach Paris trat F. daselbst 1825 mit seiner Gemahlin zur katholischen Kirche über und suchte seitdem auch der evangelischen Kirche seines Landes einen hierarchischen Charakter zu geben. Er starb kinderlos; ihm folgte sein Bruder Heinrich.

[Bayern.] 5) F. Maria, Kurfürst von Bayern, geb. 31. Okt. 1636, gest. 26. Mai 1679 in Schleißheim, Sohn Maximilians I., folgte seinem Vater 1651 erst unter Vormundschaft seiner Mutter, Maria Anna von Österreich, seit 1654 selbständig, stand aber immer[419] unter dem Einfluß andrer, bald seiner Mutter, bald seiner Gemahlin, einer savoyischen Prinzessin, bald seiner Räte. Er regierte im Innern im Geiste seines Vaters als Freund der Kirche, beobachtete in den damaligen Kriegen mit Ludwig XIV. eine Frankreich freundliche Neutralität, erhielt dadurch seinem Lande den Frieden und ließ die Wunden des Dreißigjährigen Krieges heilen. Vgl. Lipowsky, Des F. M., in Bayern Herzogs und Kurfürstens, Lebens- und Regierungsgeschichte (Münch. 1831); Döberl, Bayern und Frankreich, vornehmlich unter Kurfürst F. M. (das. 1900).

[Braunschweig.] 6) F. Albrecht II., Herzog von Braunschweig, geb. 29. Mai 1680, gest. 3. Sept. 1735 in Salzdahlum, Sohn Ferdinand Albrechts I. (1636–87), des ersten Herzogs von Braunschweig-Bevern und der Landgräfin Christine von Hessen-Eschwege, folgte seinem Vater 1687 in Bevern, focht im Spanischen Erbfolgekrieg mit der kaiserlichen Armee in Schwaben und Bayern, wurde vor Landau schwer verwundet, 1707 Generalmajor und 1711 Feldmarschalleutnant. Unter dem Prinzen Eugen kämpfte er gegen die Türken, erhielt den Oberbefehl in der Festung Komorn und zeichnete sich bei Peterwardein, bei der Belagerung von Temesvar und bei Belgrad aus. 1723 kaiserlicher Feldmarschall, 1727 Reichsgeneralfeldzeugmeister und 1733 Reichsgeneralfeldmarschall geworden, zog F. 1734 die kaiserlichen Kriegsvölker bei Pilsen zusammen, ging mit ihnen an den Rhein und führte bis zu Eugens Ankunft den Oberbefehl im Heer. Der Tod seines Schwiegervaters, des Herzogs Ludwig Rudolf von Braunschweig-Wolfenbüttel, rief ihn 1. März 1735 auf den erledigten Herzogsstuhl; doch starb er wenige Monate darauf. Er war mit Antoniette Amalie von Braunschweig (1696–1762) vermählt. Ihm folgte sein ältester Sohn, Karl. Der zweite Sohn, Anton Ulrich, Vater des Zaren Iwan III., endete elend in Rußland; Albert fiel als preußischer General 1745 bei Soor, Friedrich Franz 1758 bei Hochkirch. Von den Töchtern heiratete die älteste, Elisabeth Christine, Friedrich d. Gr.

7) Prinz (Herzog) von Braunschweig, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 12. Jan. 1721 in Wolfenbüttel, gest. 3. Juli 1792 in Braunschweig, vierter Sohn des vorigen, trat 1740 als Oberst in preußische Dienste, nahm am ersten Schlesischen Krieg in des Königs Gefolge teil, blieb dessen Gesellschafter und ward Generalmajor der Infanterie. Beim Ausbruch des zweiten Schlesischen Krieges ging er mit seinem Regiment unter dem Alten Dessauer nach Böhmen, ward nach seiner Rückkehr Chef der Fußgarde und begleitete 1745 den König zum Heer nach Schlesien. Bei Hohenfriedberg (4. Juni) und bei Soor (30. Sept.) hervorragend am Sieg beteiligt, genoß F. die besondere Gunst des Königs, der ihn nach Potsdam in Garnison legte und ihn auf seinen Inspektionsreisen mitnahm. 1750 Generalleutnant, 1752 Gouverneur der Festung Peitz in der Lausitz, 1755 nach Magdeburg versetzt, führte er beim Ausbruch des Siebenjährigen Kieges (August 1756) eins der drei in Sachsen einrückenden Heere, besetzte Leipzig und brach 13. Sept. nach Böhmen auf, wo er bei Lobositz (1. Okt.) den rechten Flügel befehligte. Bei dem Einrücken in Böhmen im April 1757 führte er die Vorhut und trug viel zum Siege bei Prag (6. Mai) bei, leitete auch später an der Stelle des Fürsten Moritz von Dessau die Belagerung dieser Stadt. Bei Roßbach befehligte er den rechten Flügel, erhielt im November nach Aufhebung der Konvention von Kloster-Zeven den Oberbefehl über das verbündete Heer in Hannover, drängte im Dezember den Marschall v. Richelieu nach Celle zurück, trieb dessen Nachfolger Grafen Clermont im Frühjahr 1758 auf das linke Rheinufer zurück und schlug ihn bei Krefeld 23. Juni; 13. April 1759 wurde er bei Bergen geschlagen, brachte aber 1. Aug. dem französischen Feldherrn Contades bei Minden eine entscheidende Niederlage bei. Zwar konnte er nicht verhindern, daß die Franzosen 1760 Hessen wieder einnahmen; doch hielt er sie im folgenden Jahr durch die ihnen beigebrachte Niederlage bei Vellinghausen (16. Juli) im Schach. Den Feldzug von 1762 eröffnete er mit dem Überfall bei Wilhelmsthal (24. Juni). Nach dem Friedensschluß ward er als Feldmarschall wieder Gouverneur von Magdeburg und Chef eines Fußregiments. Wegen einer Spannung mit dem reizbaren König nahm er 1766 seine Entlassung, lebte seitdem in Braun schweig oder auf seinem Lustschloß Vechelde und war Künstlern und Gelehrten ein großmütiger Gönner. In der letzten Zeit seines Lebens ließ er sich durch seine freimaurerischen Bestrebungen und durch Günstlinge und Betrüger, die sich infolge derselben an ihn drängten, zu manchen Mißgriffen verleiten. 1889 erhielt das 8. westfälische Infanterieregiment Nr. 57 seinen Namen. Seine 16 Bände Tagebücher (1751 bis 1766) kamen in den Besitz seines frühern Generaladjutanten Burggrafen Friedrich Alexander von Dohna (s. Dohna 13); von ihm verfaßte »Reflexions et anecdotes vraies, mais hardies sur la campagne de 1756« erschienen im 4. Hefte der »Urkundlichen Beiträge und Forschungen zur Geschichte des preußischen Heeres« (Berl. 1902). Sein Günstling Mauvillon errichtete ihm ein Denkmal in seiner »Geschichte Ferdinands« (Leipz. 1794, 2 Bde.). Vgl. Schaper, Vie militaire du maréchal prince F. (Magdeb. 1796, 2 Bde.); von dem Knesebeck, F., Herzog von Braunschweig und Lüneburg, während des Siebenjährigen Krieges (Hannov. 1857, 2 Bde.); Westphalen, Geschichte der Feldzüge Herzog Ferdinands von Braunschweig-Lüneburg (Berl. 1859–73, 6 Bde.).

[Bulgarien.] 8) F. I., Fürst von Bulgarien, geb. 26. Febr. 1861 in Wien als Prinz F. Maximilian Karl Leopold Maria zu Sachsen-Koburg, jüngster Sohn des Prinzen August (gest. 26. Juli 1881) von der katholischen, in Ungarn begüterten Linie Koburg-Koháry und der Prinzessin Klementine von Orléans, Tochter des Königs Ludwig Philipp, trat früh in ein österreichisches Husarenregiment ein und ging 1886 zur ungarischen Honvédarmee über. Am 7. Juli 1887 vom Sobranje zum Fürsten von Bulgarien gewählt, leistete er 14. Aug. in Trnowo den Eid auf die Verfassung und hielt 28. Aug. in Sofia seinen Einzug. Obwohl er infolge von Rußlands Einspruch von den Mächten anfangs nicht als Fürst anerkannt wurde, behauptete er sich doch in der Herrschaft und wurde als Fürst mit dem Prädikat Königliche Hoheit 2. März 1896 auch von der Pforte bestätigt. Am 20. April 1893 vermählte er sich mit der Prinzessin Marie Luise von Parma (gest 31. Jan. 1899), die ihm 30. Jan. 1894 einen Sohn Boris (14. Febr. 1896 griechisch-orthodox getauft) und 1895,1898 und 1899 drei weitere Kinder gebar.

[Hessen.] 9) F. Heinrich Friedrich, Landgraf von Hessen-Homburg, geb. 26. April 1783, gest. 24. März 1866, jüngster Sohn des 1820 verstorbenen Landgrafen Friedrich Ludwig, österreichischer General der Kavallerie, gelangte nach dem Tode[420] seines Bruders, des Landgrafen Gustav, 8. Sept. 1848 zur Regierung, berief auf das Verlangen des Landes im April 1849 einen konstituierenden Landtag und publizierte im Januar 1850 eine mit diesem vereinbarte Verfassung, die aber 1852 wieder beseitigt wurde. Mit ihm erlosch die homburgische Linie, worauf Hessen-Homburg an Hessen-Darmstadt, nach dem Kriege von 1866 aber an Preußen fiel.

[Köln.] 10) Herzog von Bayern, Kurfürst von Köln, geb. 7. Okt. 1577, gest. 13. Sept. 1650 in Arnsberg, Sohn des Herzogs Wilhelm V. und jüngern Bruder des spätern Kurfürsten Maximilian, auf der Universität Ingolstadt von Jesuiten erzogen, 1595 von seinem Oheim, dem Kurfürsten Ernst von Köln, zu seinem Koadjutor ernannt, ward 1612 nach Ernsts Tode Erzbischof und Kurfürst von Köln, zugleich Bischof von Lüttich, Münster und Hildesheim, 1618 auch von Paderborn. Mit Eifer vertilgte F. die Ketzerei in seinen Stiftern und beförderte die Missi onen der Jesuiten. Nach Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges 1618 schloß sich F. der Liga an, sicherte aber mit Hilfe Spaniens längere Zeit sein Stift vor Kriegsgefahr, seit Ankunft der Schweden in Deutschland ward es bis zum Ende des Krieges der Tummelplatz schwedischer, französischer, kaiserlicher und spanischer Kriegshaufen.

[Neapel und Sizilien.] 11) F. I. (Ferrante), König von Neapel, natürlicher Sohn Alfons' V. von Aragonien und Neapel, gest. 25. Jan. 1494, wurde 1443 zum Herzog von Kalabrien und Thronfolger in Neapel erklärt und vom Papst bestätigt. Er folgte 1458 seinem Vater in der Regierung, hatte aber bis 1465 gegen den Herzog Johann von Kalabrien, Sohn Renés von Anjou, um die Krone zu kämpfen. Er befestigte sich in der Herrschaft, indem er seine natürliche Tochter mit dem Neffen des Papstes Sixtus IV., Leonhard de la Rovere, und seinen Sohn Alfons mit der Tochter des Herzogs Franz Sforza von Mailand vermählte. F. war ein staatskluger und energischer Fürst, der die Königsmacht durch Schwächung des Adels stärkte und auch dem Papst Innozenz VIII. gegenüber seine Stellung behauptete. Auch für die materiellen Interessen (namentlich die Seidenraupenzucht) sorgte er eifrig, ebenso für die Wissenschaften, besonders die Rechtswissenschaft. Kurz vor seinem Tode verband sich Herzog Lodovico Moro von Mailand mit Karl VIII. von Frankreich zur Geltendmachung der Rechte des Hauses Anjou auf den neapolitanischen Thron.

12) F. II., König von Neapel, geb. 26. Juli 1469, gest. 7. Okt. 1496, älterer Sohn Alfons' II. und Enkel des vorigen, ein begabter und energischer Fürst, folgte 24. Jan. 1495 seinem Vater, der, von Karl VIII. von Frankreich bedroht, die Krone niedergelegt hatte. Karl VIII. setzte sich zwar 1495 mit Hilfe des neapolitanischen Adels in den Besitz des Reiches und wurde 12. Mai in Neapel gekrönt, während F. nach Sizilien flüchtete; aber nach dem Abzug Karls kehrte F. schon Ende Mai zurück. Er wurde zwar von den Franzosen geschlagen und noch einmal vertrieben, erschien aber bald wieder und zwang, namentlich mit Hilfe des »großen Kapitäns« Gonsalvo de Cordova, den Vizekönig, Grafen von Montpensier, 20. Juli 1496 zur Kapitulation von Atella, die das Reich wieder in seine Gewalt brachte.

13) F. III., s. Ferdinand 31).

14) F. I., König beider Sizilien, geb. 12. Jan. 1751, gest. 4. Jan. 1825, dritter Sohn Karls III., Königs von Spanien, folgte seinem Vater, als dieser 17.19 den spanischen Thron bestieg, in Neapel als König F. IV. unter Leitung eines Regentschaftsrats, in dem der Marchese Tanucci den Vorsitz führte. Dieser behielt auch, nachdem der mangelhaft erzogene und wenig gebildete F. volljährig geworden war (12. Jan. 1767), einen entscheidenden Einfluß und regierte im Geiste der Aufklärung. Nach Tanuccis Rücktritt 1777 führte Ferdinands willenskräftige Gemahlin Karoline Marie, Tochter der Kaiserin Maria Theresia, die Regierung, berief Acton (s.d.) zum ersten Minister, errichtete aus Haß gegen die französische Revolution ein strenges Polizeiregiment, verfolgte alle Liberalen und trat 1793 der Koalition gegen Frankreich bei. Durch das Vordringen der republikanischen Armee in Italien genötigt, 1796 mit Frankreich Frieden zu schließen, setzte F. dennoch seine Rüstungen fort, verbündete sich 1798 mit Österreich, Rußland und England und ließ sein Heer bis Rom vorrücken. Die Folge war der Einmarsch eines französischen Heers unter Championnet in Neapel und, nachdem der König 22. Dez. 1798 nach Palermo geflohen war, die Proklamation der Parthenopeïschen Republik 23. Jan. 1799. Indessen erhoben sich die neapolitanischen Provinzen für F., und die Hauptstadt fiel im Juni 1799 wieder in die Gewalt der Royalisten unter Kardinal Ruffo, worauf im Januar 1800 der Hof nach Neapel zurückkehrte und alle Abtrünnigen blutig bestrafte. Nach der Niederlage der zweiten Koalition mußte F. im Frieden von Florenz mit Frankreich vom 18. März 1801 den Stato degli Presidi abtreten und französische Truppen in seine Staaten aufnehmen, auch in dem Neutralitätsvertrag von 1805 versprechen, den Truppen der gegen Frankreich kriegführenden Mächte die Landung zu verweigern. Als dennoch im November 1805 ein englisch-russisches Heer in Neapel landete, verfügte Napoleon 27. Dez. 1805 die Absetzung der Bourbonen, und F. mußte im Januar 1806 abermals nach Sizilien flüchten. Während darauf Joseph Bonaparte zum König beider Sizilien erhoben ward, behauptete sich F. mit englischer Hilfe in Sizilien, übergab jedoch, als zwischen der Königin und dem englischen Kabinett Mißhelligkeiten eingetreten waren, 1812 seinem Sohn Franz die Regierung. Durch den Wiener Kongreß wieder eingesetzt, hob er die 1812 gegebene sizilische Verfassung auf, zog nach Murats Flucht im Juni 1815 wieder in Neapel ein, vereinigte 8. Dez. 1816 seine Staaten diesseit und jenseit der Meerenge zu einem Königreich Beider Sizilien und nannte sich von nun an F. I. Er schloß 16. Febr. 1818 ein Konkordat mit dem römischen Stuhl. Infolge der Revolution von 1820 mußte er die spanische Konstitution von 1812 beschwören, begab sich jedoch 1821 nach Laibach und unterwarf sich gern den Beschlüssen des Kongresses, infolge deren die Verfassung durch österreichische Bajonette wiederum beseitigt wurde, worauf eine grauenhafte Schreckensherrschaft in Neapel errichtet ward. Seine Gemahlin war 8. Sept. 1814 gestorben; noch in dem selben Jahr hatte er sich morganatisch mit der verwitweten Prinzessin von Partana vermählt, die er 1815 zur Herzogin von Floridia erhob. Vgl. Rinieri, Della rovina di una monarchia. Relazioni storiche fra Pio VI. e la corte di Napoli 1776–1799 (Turin 1901).

15) F. II. Karl, König beider Sizilien, geb. 121 an. 1810, gest. 22. Mai 1859, Enkel des vorigen, Sohn Königs Franz I. aus seiner zweiten Ehe mit der Infantin Isabella Maria von Spanien, überkam 8. Nov. 1830 von seinem Vater ein durch Adelsund[421] Priesterherrschaft, Verschwendung des Hofes und Aufstandsversuche zerrüttetes Reich. Er begann seine Regierung mit einer Amnestie sowie mit einer Regelung des Finanzwesens, beseitigte mißliebige Beamte, hob drückende Jagdprivilegien auf, gab die Getreideausfuhr frei, verbesserte das Heerwesen und wandte den öffentlichen Bauten besondere Aufmerksamkeit zu. Dagegen wurden alle liberalen Bestrebungen mit der größten Härte niedergehalten, und F. organisierte eine kostspielige Militärmacht. Nichtsdestoweniger kam es zu einer Reihe von Verschwörungen, in deren Folge ein raffiniertes Spionier- und Polizeisystem eingerichtet wurde. Als sich Anfang Januar 1848 Sizilien erhob, sah sich F. 29. Jan. zur Erteilung einer konstitutionellen Verfassung für beide Teile des Reiches, bald darauf sogar zur Teilnahme am Kampfe gegen Österreich in Oberitalien genötigt. Die Sizilianer mißtrauten indessen dem König und erklärten ihn und seine Dynastie 13. April 1848 des sizilischen Thrones verlustig. In der Tat war es dem König trotz feierlicher Beschwörung der Verfassung nicht Ernst damit. Die Anfang 1848 zusammenberufenen Kammern löste er alsbald wieder auf. Nach der im Mai 1849 beendeten Unterwerfung Siziliens, bei der sich F. durch das grausame Bombardement von Messina im September 1848 den Namen Re Bomba erwarb, beeilte er sich, die neue Verfassung gänzlich zu beseitigen, während alle, die zur Reform des Staates ihre Hand geboten hatten, den härtesten Verfolgungen unterlagen. 22,000 Menschen wurden wegen politischer Vergehen bestraft; seine frühern Minister ließ F. vor seinen Augen Zwangsarbeit als Galeerensklaven verrichten. Als 1856 Frankreich und England infolge der Vorstellungen Sardiniens dem König eine Änderung seiner Politik empfahlen, verbat er sich jede Einmischung in seine Regierung so entschieden, daß jene den diplomatischen Verkehr mit Neapel abbrachen. Das gegen F. 8. Dez. 1856 gerichtete Attentat des Agesilao Milano sowie verschiedene Aufstände bestärkten ihn nur in der eingeschlagenen Richtung. Er zog sich zuletzt nach Caserta zurück und ließ Neapel in Belagerungszustand erklären. F. hatte sich 20. Nov. 1832 mit Christine Marie von Sardinien, die ihm 16. Jan. 1836 den Kronprinzen Franz Maria Leopold gebar, und nach deren Tode 9. Jan. 1837 mit Therese, Tochter des Erzherzogs Karl von Österreich, vermählt, die ihm neun Söhne und vier Töchter gebar. Von erstern leben noch: Alfons, Graf von Caserta, geb. 28. März 1841, und Pascal Maria, Graf von Bari, geb. 15. Sept. 1852; s. die Stammtafel beim Artikel »Bourbon« (S. IV). Vgl. Nisco, Ferdinando II. ed il suo regno (Neapel 1884); De Cesare, La fine di un regno, Bd. 1: Regno di Ferdinando II. (Città di Castello 1900).

[Österreich.] 16) F. I. (als König von Böhmen und Ungarn F. V.) Karl Leopold Joseph Franz Marcellin, Kaiser von Österreich, ältester Sohn des Kaisers Franz I. und der Maria Theresia, Prinzessin beider Sizilien, wurde 19. April 1793 in Wien geboren, starb 29. Juni 1875 in Prag. Von früher Jugend an von sehr schwächlicher Konstitution, erhielt er eine seiner künftigen Bestimmung wenig entsprechende Erziehung, zeichnete sich aber durch Menschenfreundlichkeit und Herzensgüte aus. Seine Lieblingsstudien waren heraldische und technologische, außerdem zog ihn die Landwirtschaft an. Erst seit 1829 wohnte er den Sitzungen des Staatsrats bei und wurde vom Kaiser mit der Unterschrift und mit der Erledigung bestimmter Geschäfte beauftragt. Am 28. Sept. 1830 wurde er (als F. V.) zu Preßburg zum König von Ungarn gekrönt. Am 12. Febr. 1831 vermählte er sich mit Maria Anna Carolina Pia (geb. 19. Sept. 1803, gest. 4. Mai 1884), einer Tochter König Viktor Emanuels von Sardinien. Am 9. Aug. 1832 entging er glücklich einem Attentat durch den pensionierten Hauptmann Franz Reindl, verfiel aber in lange Krankheit. Am 2. März 1835 folgte er seinem Vater auf dem Kaiserthron. Die Leiter der Regierung (»Staatskonferenz«) waren sein Oheim Erzherzog Ludwig, sein Bruder Erzherzog Franz Karl, Fürst Metternich und Graf Kolowrat. Am 7. Sept. 1836 empfing er in Prag die Krone von Böhmen, und 6. Sept. 1838 wurde er zum König der Lombardei gekrönt. Bei dieser Gelegenheit erteilte er eine allgemeine Amnestie für alle bisher stattgehabten politischen Vergehen seiner Untertanen in den italienischen Provinzen. Bei Ausbruch der Unruhen im Frühjahr 1848 begab sich F. mit seinem Hof zuerst nach Innsbruck, kehrte Mitte August 1848 nach Wien zurück, um dann beim Ausbruch des Oktoberaufstandes nach Olmütz zu gehen, und hier legte er, da seine Ehe kinderlos war, 2. Dez. 1848 zugunsten seines Neffen Franz Joseph die Regierung nieder. Seitdem lebte er in völliger Zurückgezogenheit meist in Prag. Vgl. Schimmer, F. I. (Wien 1849).

17) Erzherzog von Österreich, geb. 14. Juni 1529 in Linz, gest. 24. Jan. 1595, zweiter Sohn des Kaisers Ferdinand I., Bruder des deutschen Kaisers Maximilian II., ward 1547 von seinem Vater an die Spitze der Verwaltung Böhmens gestellt und leitete 1556 den Feldzug gegen die Türken in Ungarn. Seit 1557 war er heimlich mit Philippine Welser, der Tochter eines Patriziers aus Augsburg, vermählt. Die Ehe wurde von Kaiser Ferdinand I. 1559 unter der Bedingung der Verschwiegenheit genehmigt und den Kindern eine Versorgung in Aussicht gestellt. Nach dem Tode seines Vaters (1564) erhielt F. die Regierung von Tirol, wo er die katholische Gegenreformation eifrig betrieb. Hier legte er den Grund zu der berühmten Ambraser Sammlung. Nach Philippinens Tode (1580) vermählte er sich 1582 mit Anna Katharina, einer Tochter des Herzogs Wilhelm von Mantua, die ihm nur Töchter gebar. Vgl. Hirn, Erzherzog F. von Tirol (Innsbr. 1885–87, 2 Bde.).

18) F. Karl Joseph von Este, österreich. Feldmarschall und Generalgouverneur von Galizien und Siebenbürgen, geb. 25. April 1781 in Mailand, gest. 5. Nov. 1850 auf Schloß Ebenzweier bei Gmunden, zweiter Sohn des Erzherzogs Ferdinand Karl Anton Joseph (gest. 1806) und Bruder des Herzogs Franz IV. von Modena (gest. 1846), trat 1799 in die Armee, erhielt im Kriege gegen Frankreich 1805 den Oberbefehl des 3. österreichischen Armeekorps, das sich in Schwaben aufstellte, wurde 9. Okt. vom Marschall Ney bei Günzburg geschlagen, entkam jedoch, während der ihm mit ausgedehnten Vollmachten beigegebene Feldmarschalleutnant Mack eingeschlossen wurde und sich ergeben mußte, mit 2 Bataillonen und 11 Eskadrons nach Böhmen, während andre Infanterie und schweres Geschütz der verfolgenden Reiterei Murats an der Altmühl in die Hände fielen. Hierauf erhielt er den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen in Böhmen, organisierte den Landsturm und deckte den rechten Flügel der großen verbündeten Armee bis zur Schlacht bei Austerlitz. 1809 rückte er als Oberbefehlshaber des 7. Armeekorps mit 36,000 Mann ins Herzogtum Warschau ein, suchte umsonst die Polen zum Aufstand gegen Napoleon I. und den Großherzog[422] von Warschau zu bewegen und wurde schließlich durch den Übergang Dombrowskis über die Bzura genötigt, 2. Juni Warschau zu räumen und auch einen Teil von Galizien mit Krakau dem nachrückenden Poniatowski zu überlassen. 1815 übernahm F. den Oberbefehl über die österreichische Reserve und ging mit zwei Abteilungen derselben über den Rhein. 1816 erhielt er das Generalkommando in Ungarn, 1830 das General- und Zivilgouvernement in Galizien und vorübergehend das Amt eines Kommissars in Galizien und Siebenbürgen. In seiner schwierigen Stellung in Lemberg, wo er, von dem galizischen Adel getäuscht und in Sorglosigkeit gewiegt, von dem Ausbruch der Revolution des Jahres 1846 überrascht wurde, verzichtete er bald auf seinen Posten und lebte seitdem meist in Italien.

19) F. Maximilian Joseph, Erzherzog von Österreich, als Kaiser von Mexiko Maximilian I., s. Maximilian.

[Portugal.] 20) F. I., der Artige, König von Portugal, geb. 31. Okt. 1345, gest. 22. Okt. 1385, Sohn Peters I., des Grausamen, gelangte im Januar 1367 zur Regierung. Gleich nach seiner Thronbesteigung begann er im Bunde mit Aragonien und England einen Krieg gegen König Heinrich II. von Kastilien, dem er die kastilische Krone streitig machte; der Krieg endigte aber 1371 durch den Frieden von Alcoutim ohne Gewinn für F. Auch ein zweiter Krieg, den er nach König Heinrichs Tode 1381 in gleicher Absicht unternahm, führte nur die Vernichtung der portugiesischen Seemacht in der Schlacht von Saltes 17. Juli 1381 herbei und mußte 1383 ohne Erfolg beendigt werden. Die Folge dieser Kriege war innere Zerrüttung und völlige finanzielle Erschöpfung Portugals, und die Unzufriedenheit wurde noch gesteigert durch die Intrigen der beim Volk verhaßten Leonore Tellez de Menezes, mit der sich F. vermählt hatte. Auch die Unbeständigkeit, mit der F. verschiedene Heiratsprojekte zwischen seiner Tochter Beatrix und mehreren fremden Prinzen einging und wieder auflöste, brachte ihn in Verwickelungen. Mit ihm endete der echte burgundische Mannesstamm; um den Gemahl seiner Tochter Beatrix, Johann von Kastilien, vom Thron fern zu halten, wurde nach fast zweijährigem Zwischenreich Ferdinands Halbbruder Johann zum zum König erhoben.

21) F. II., August Franz Anton, König von Portugal, ältester Sohn des Herzogs Ferdinand von Sachsen-Koburg (s. Ferdinand 25), geb. 29. Okt. 1816 in Wien, gest. 15. Dez. 1885. Er ward 9. April 1836 mit Maria II. da Gloria, Königin von Portugal, Witwe des Herzogs August von Leuchtenberg, vermählt, erhielt als Gemahl der Königin den Titel »Herzog von Braganza, königliche Hoheit«, nach der Geburt seines ältesten Sohnes, des Infanten Dom Pedro de Alcantara (September 1837), konstitutionsmäßig den Königstitel und ward 15. Nov. 1853 nach dem Tode seiner Gemahlin Regent des Landes bis zur Großjährigkeit des Kronprinzen, die am 16. Sept. 1855 eintrat. Am 10. Juni 1869 vermählte er sich zum zweitenmal und zwar mit Elise Hensler, die zur Gräfin von Edla erhoben wurde. Er wußte durch ein kluges Verhalten die anfängliche Unpopularität, an der seine deutsche Abstammung schuld war, in das Gegenteil zu verwandeln. Die 1869 ihm zugedachte spanische Krone lehnte er ab.

22) F. der Heilige, der standhafte Prinz, Infant von Portugal, sechster Sohn Johanns I. von Portugal, geb. 29. Sept. 1402, gest. 5. Juni 1443, zeigte schon als Knabe eine seltene Willenskraft. Ass Großmeister des Avisordens ging er 1437 mit seinem Bruder Heinrich nach Afrika, um den Mauren Tanger zu entreißen; der Angriff wurde jedoch zurückgeschlagen, die Portugiesen erlagen der feindlichen Übermacht und mußten versprechen, Ceuta abzutreten. F. blieb mit zwölf Gefährten als Geisel zurück, während Heinrich nach Portugal zurückkehrte. Da indes die Cortes den Vertrag verwarfen, wurde F. dem Sultan von Fes ausgeliefert, der ihn als Sklaven behandelte. F. ertrug sein Los mit der größten Geduld, bis er den Mißhandlungen erlag. Er ward 1470 heilig gesprochen und sein Leichnam 1471 nach Portugal gebracht und in Batalha beigesetzt. Sein Leben beschrieb der Chronist Joam Alvares (deutsch Berl. u. Stettin 1827); sein Martyrium wird von Calderon verherrlicht in dem Drama »Der standhafte Prinz«.

[Preußen.] 23) August F., Prinz von Preußen, jüngster Sohn König Friedrich Wilhelms I. von Preußen und der Königin Sophia Dorothea, geb. 23. Mai 1730, gest. 2. Mai 1813 in Berlin, seit 27. Sept. 1755 mit der Prinzessin Anna Elisabeth Luise von Brandenburg-Schwedt vermählt, begleitete im Oktober 1756 den König nach Sachsen und Böhmen, nahm 1757 am Feldzug in Böhmen und Schlesien teil, schied aber 1758 wegen zunehmender Kränklichkeit aus dem Heere. Vom 12. Sept. 1763 bis zu deren Auflösung 1811 Heermeister der Ballei Brandenburg des Johanniterordens, ward er, als Friedrich Wilhelm III. 23. Mai 1812 den preußischen Johanniterorden stiftete, dessen Großmeister.

[Rumänien.] 24) Prinz und Thronfolger von Rumänien, eigentlich F. Viktor Albert Meinrad, Prinz von Hohenzollern, geb. 24. Aug. 1865 in Sigmaringen, zweiter Sohn des damaligen Erbprinzen Leopold und der Erbprinzessin Antonia, Infantin von Portugal, trat in das 1. Garderegiment in Potsdam, studierte in Tübingen und Leipzig und ward durch die Thronfolgeordnung von 1880 durch König Karl zum Thronerben von Rumänien proklamiert und durch die rumänischen Kammern anerkannt. 1889 siedelte F. nach Rumänien über, hielt 1. Mai seinen feierlichen Einzug in Bukarest, trat in das rumänische Heer und 21. Mai in den Senat ein und vermählte sich 10. Jan. 1893 mit der Prinzessin Marie von Edinburg, die ihm 15. Okt. 1893 einen Sohn, Karl, und 1894 und 1900 zwei Töchter gebar.

[Sachsen.] 25) F. Georg August, Herzog zu Sachsen-Koburg-Saalfeld-Koháry, geb. 28. März 1785 in Koburg, gest. 27. Aug. 1851 in Wien, zweiter Sohn des Herzogs Franz von Sachsen-Koburg, focht als Feldmarschalleutnant und Inhaber eines Husarenregiments in den Schlachten von 1809 und 1812–13 besonders bei Kulm, erhielt, seit 1817 mit der reichen ungarischen Prinzessin Marie Antonie Gabriele von Koháry (geb. 2. Juli 1797), Tochter des letzten Fürsten dieses Namens, vermählt, 1827 das ungarische Indigenat. Sein ältester Sohn (seine Kinder waren katholisch), Ferdinand August Franz Anton (s. Ferdinand 21), ward König von Portugal, sein zweiter, August (geb. 1818, gest. 1881), war der Nater Ferdinands, des Fürsten von Bulgarien.

[Spanien.] 26) F. I., der Große, König von Kastilien, zweiter Sohn des Königs Sancho III. von Navarra, erhielt bei dessen Tode 1035 die Grafschaft Kastilien. Von seinem Schwager, Bermudo von Leon, angegriffen, schlug er diesen am Carrion 1037, eroberte Leon, Asturien und Galicien und gründete aus allen diesen Provinzen das Königreich [423] Kastilien. Er tat viel zur Ordnung der Zustände, besonders durch Sammlung der alten Rechte und durch Hebung der Wehrkraft. Seinen Bruder Garcia IV. von Navarra, der mit maurischen Hilfsvölkern 1054 in Kastilien einbrach, schlug er unweit Burgos in einer Schlacht, die Garcia das Leben kostete, und verleibte den rechts vom Ebro liegenden Teil Navarras seinem Reich ein. Seit 1058 unternahm er eine Reihe glücklicher Feldzüge gegen die Mauren. Vor seinem Tode teilte er seine Staaten unter seine drei Söhne so, daß Sancho Kastilien, Alfons Leon und Asturien, Garcia Galicien und Portugal erhalten sollte. Nach einem abermaligen Zuge gegen die Mauren starb er 27. Dez. 1065 in Leon.

27) F. II., König von Leon, jüngerer Sohn des Königs Alfons VII. von Kastilien, folgte seinem Vater 1157 in den Königreichen Leon, Asturien und Galicien, während sein älterer Bruder, Sancho III., Kastilien erhielt. Er erwehrte sich mit Erfolg der Angriffe der Mauren und besiegte 1168 den König Alfons I. von Portugal und den König von Marokko, Abu Jakub, der 1173 Ciudad Rodrigo eingeschlossen hatte. Ein mit den Königen von Kastilien und Portugal gegen die Marokkaner unternommener Feldzug endete mit der Auflösung des marokkanischen Heeres (1184). F. starb 28. Jan. 1188.

28) F. III., der Heilige, König von Kastilien, geb. 1199, gest. 31. Mai 1252, Sohn des Königs Alfons IX. von Leon, wurde nach dem Tode seines Oheims Heinrich I. 1217 König von Kastilien und nach dem Tode seines Vaters 1230 auch von Leon, das nun mit Kastilien zu einem einigen, unteilbaren Königreich vereinigt ward, wodurch der Grund zu der Größe Kastiliens gelegt und die Vernichtung der maurischen Macht in Spanien entschieden wurde. F. schlug die Mauren bei Jeres am Guadalete 1231, eroberte Cordoba 1236, Jaen 1246, Sevilla 1248, Cadiz 1250 und andre Städte, so daß die kastilische Herrschaft bis an das südliche Meer reichte. Nur das Königreich Granada blieb den Mauren, aber unter kastilischer Oberherrlichkeit. Die Folge war eine massenhafte Auswanderung der Mauren; die Zurückbleibenden wurden auf harte Weise bedrückt. Im Innern stiftete F. mehrere Bistümer, gründete den Dom von Toledo sowie die Universität Salamanca, erwarb sich um die Zivilgesetzgebung großes Verdienst durch den von seinem Sohn vollendeten Codex de las Partidas und die romanische Übersetzung des für die Mauren von Cordoba geltenden Gesetzbuches und wurde für seine Verdienste um den katholischen Glauben 1671 von Papst Clemens X. kanonisiert. Sein Leben beschrieb sein Minister, der Erzbischof Rodrigo Jimenes von Toledo, in der »Cronica del santo rey Don Fernando III

29) F. IV., König von Kastilien, geb. 6. Dez. 1285, gest. 17. Sept. 1312, ältester Sohn Sanchos IV., wurde 1295 König von Kastilien und Leon, stand anfangs unter der Vormundschaft seiner Mutter Maria de Molina, die den Ansprüchen andrer Infanten mit Erfolg entgegentrat, regierte nach seiner Volljährigkeit ohne Glück und Ruhm und unternahm einen erfolglosen Feldzug gegen Granada. Er hinterließ das Reich im Zustand großer Verwirrung, da sein Sohn und Nachfolger Alfons XI. erst 2 Jahre alt war. Vgl. Benavides, »Memorias de Don Fernando IV. de Castilia« (Madr. 1860, 2 Bde.).

30) F. I., der Gerechte, König von Aragonien, geb. 27. Nov. 1380, gest. 2. April 1416, zweiter Sohn Johanns I. von Kastilien, empfing 1386 von seinem Vater die Grafschaft Mallorca, übernahm nach seines Bruders Heinrich III. Tode (1406) mit der Königin-Witwe Katharina die Vormundschaft über seinen Neffen Johann II. In dieser Stellung erhielt er die Ruhe im Innern, kämpfte glücklich gegen die Mauren, denen er 1410 die Festung Antequera abnahm, und brachte Kastilien zu großem Ansehen. Nach des Königs Martin von Aragonien Tode nach zweijährigem Interregnum 1412 durch Rechtserkenntnis einer von den Cortes aufgestellten Kommission auf den Thron erhoben, schlug er den Prätendenten Grafen von Urgel, den ein englisches Heer unterstützte (1413), und ließ sich 15. Jan. 1414 in Saragossa krönen. Durch Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Klugheit war er einer der trefflichsten Fürsten Aragoniens. Vgl. Valla, Historiarum Ferdinandi regis Aragoniae libri III (Par. 1521).

31) F. II., der Katholische, König von Aragonien, als König der vereinigten spanischen Monarchie F. V., geb. 10. März 1452 in Soz, gest. 23. Jan. 1516 in Madrigalejo, Sohn Johanns II. von Aragonien, ward bereits 1466 zum Mitregenten von Aragonien und 1468 zum König von Sizilien ernannt und vermählte sich 1469 mit der Infantin Isabella von Kastilien. Nach dem Tode Heinrichs IV. von Kastilien (1474) übernahmen F. und Isabella die Regierung, die sie durch die Schlacht von Toro 1476 gegen die Erbansprüche des Königs von Portugal verteidigten. Als Ferdinands Vater Johann 1479 starb, ward Aragonien mit Kastilien zu dem spanischen Reich vereinigt, das F. und Isabella gemeinsam regierten. F. war ein echter Fürst der Renaissancezeit: selbstherrisch, treulos, nur den eignen Vorteil im Auge, gewandt, reich an Hilfsmitteln. Der Kirche zeigte er sich ergeben, um sich ihrer zu seinen Zwecken zu bedienen. In Anerkennung dessen erhielten die spanischen Herrscher 1495 von Alexander VI. den Titel der »Katholischen«. In den innern Angelegenheiten war das Hauptstreben Ferdinands und Isabellas auf Verstärkung der königlichen Gewalt gegenüber dem Adel und der Geistlichkeit und auf Wiedererwerbung der in die Hände der großen Vasallen gekommenen Kronbesitzungen gerichtet; im übrigen ward strenge Justiz gehandhabt und die Polizei namentlich durch Einführung der »heiligen Hermandad« verbessert. Großen Zuwachs an Revenuen und Einfluß gewährte die Vereinigung der Großmeistertümer der drei geistlichen Ritterorden mit der Krone. F. und Isabella erwirkten sich vom Papste das Recht, die Inhaber aller spanischen Bistümer und Abteien zu ernennen, wodurch der Klerus gänzlich in die Gewalt der Krone geriet. Sie erneuerten ferner das Institut der Inquisition, und auch hier erhielten sie von Sixtus IV. die Befugnis, sämtliche Stellen zu besetzen; nur der Großinquisitor mußte vom Papst bestätigt werden. Dadurch wurde das Tribunal von der Krone abhängig und diente gleichzeitig kirchlichen wie politischen Zwecken. Seinem Einfluß ist das Edikt von 1492 zuzuschreiben, das alle Juden aus Spanien verbannte. Die langen Kriege mit den Mauren wurden damals glücklich zu Ende geführt. Granada fiel 1492 den katholischen Königen in die Hände. Seit Kolumbus die Neue Welt für Spanien entdeckt hatte, übte dies die Herrschaft zu Lande und zur See an den östlichen und westlichen Küsten des Atlantischen Ozeans aus. Durch Teilnahme an der allgemeinen Politik von Europa, in der er sich als meisterhafter Diplomat bewährte, errang F. für Spanien die größten Erfolge und machte dieses Reich zum überlegenen Nebenbuhler Frankreichs.[424] 1493 kam er in den Besitz der Grafschaften Roussillon und Cerdagne, 1495 bildete er die große antifranzösische Liga; durch geschickte Verhandlungen bewog er Frankreich zu einer Teilung des Königreichs Neapel, das die beiden Mächte 1501 gemeinsam besetzten, schon 1503 aber bemächtigte sich F. des ganzen Reiches (als König von Neapel F. III.); 1512 endlich eroberte er auch das lange schon umworbene Navarra. So war auf der Pyrenäischen Halbinsel eine Staatseinheit geschaffen und nach allen Seiten abgerundet, zugleich aber auch der Süden Italiens dem Reiche hinzugefügt. F. und Isabella hatten einen Sohn und vier Töchter; der Sohn starb jung, die älteste Tochter war mit dem portugiesischen Thronfolger verheiratet und nach seinem Tode mit dem portugiesischen König Emanuel. Die gehoffte Vereinigung Spaniens und Portugals aber schlug fehl, weil sowohl die Prinzessin als ihr einziges Kind bald starben. Nun war die zweite Tochter, Johanna, die Erbin Spaniens; sie war vermählt mit dem habsburgischen Erzherzog Philipp. Nachdem die Königin Isabella 1504 gestorben, vermählte sich F. zum zweitenmal mit der Gräfin Germaine de Foix, einer Schwestertochter des Königs Ludwig XII. von Frankreich. Da Philipp, der 1504 die Regierung von Kastilien angetreten hatte, schon 1506 starb und Johanna unzurechnungsfähig war, kam die Regierung über Kastilien noch einmal an F. Ihm folgte in Spanien Karl I., als deutscher Kaiser Karl V. Vgl. Zurita, Hist. del rey Don Fernando el Católico (Saragossa 1580 n. ö.); Prescott, Geschichte der Regierung Ferdinands und Isabellas von Spanien (deutsch, Leipz. 1842, 2 Bde.).

32) F. VI., König von Spanien, geb. 23. Sept. 1712, gest. kinderlos 10. Aug. 1759, dritter Sohn Philipps V., folgte seinem Vater 10. Aug. 1746. Wohlwollend, aber schwach, überließ er die Regierung dem aufgeklärten und geistvollen, aber leichtfertigen Marquis von Ensenada und dem herben, konservativ-reformatorischen Carvajal, die den spanischen Ackerbau von seinen schweren Lasten befreiten, Finanzen, Heer und Marine wesentlich verbesserten, die Wissenschaft begünstigten und die Inquisition im Zaume hielten. 1754 wurde Ensenada gestürzt und durch den unfähigen Iren Wall ersetzt. Nach dem Tode seiner Gemahlin Maria Barbara von Portugal (1758) zog sich F. nach Villa Viciosa zurück und gab sich einer t rüben Melancholie hin, die nur durch den italienischen Sänger Farinelli etwas aufgeheitert wurde und endlich in Blödsinn ausartete.

33) F. VII., König von Spanien, geb. 14. Okt. 1784, gest. 29. Sept. 1833, verlebte an dem vollkommen von Godoy (s.d.) beherrschten Hofe seines Vaters Karl IV. eine traurige Jugend. Er erhielt durch den Kanonikus Escoiquiz eine durchaus unzulängliche Erziehung, und die skandalösen Verhältnisse des Hofes taten das übrige, seinen Charakter zu verderben. Von Natur gutmütig, aber haltlos, wurde er durch die Zurücksetzungen und Kränkungen, die er von seinen Eltern und deren Günstling erdulden mußte, feig und unaufrichtig. Von allen Staatsangelegenheiten wurde er geflissentlich fern gehalten, trat aber dafür durch Escoiquiz insgeheim in Verbindung mit den Gegnern Godoys. Auf deren Rat erbat er sich nach dem Tode seiner ersten Gattin, Antonia Therese, Toch ter Ferdinands I. von Sizilien, von Napoleon die Hand einer französischen Prinzessin. Diese Korrespondenz wurde aber verraten, und Godoy vermochte Karl IV. die Angelegenheit zu einem Kapitalverbrechen aufzubauschen, durch das F. vollends diskreditiert werden sollte. Anfänglich zu Hast von unbestimmter Dauer verurteilt, wurde er erst auf seine demütige Abbitte begnadigt. Allein, als bald darauf das Eindringen der Franzosen in Spanien den Hof zur Flucht nach dem Süden nötigte und das ganze Volk in fieberhafte Unruhe versetzte, brach in Aranjuez ein Aufstand gegen Godoy aus, in dessen Verfolg Karl IV. auf die Krone zugunsten Ferdinands verzichtete. Im Vertrauen auf Napoleons Freundschaft zog F. in das von Franzosen besetzte Madrid ein und folgte sogar einer Einladung des Kaisers nach Bayonne, wohin ihm seine Eltern mit Godoy wenige Tage später folgten. Dort erzwang Napoleon zuerst von F. den Verzicht auf die Krone zugunsten seines Vaters, der sie dann seinerseits an Napoleon abtrat. F. wanderte nach Schloß Valençay, wo er bis Ende 1813 festgehalten wurde. Erst dann schloß Napoleon einen Vertrag mit ihm, worin er ihm die Freiheit und den spanischen Thron zurückgab. Inzwischen hatten die Kriege und das liberale Verfassungswerk von 1812 die Verhältnisse derartig verwirrt, daß alle Regierungsgewalt aufgehört hatte. F. führte deshalb die Dinge einfach auf den Standpunkt zurück, auf dem er sie 1808 verlassen hatte. Allein auch so wurden die Verhältnisse bald unhaltbar. Die freisinnige Minorität begann auf dem Wege der Verschwörungen die Staatsgewalt zu untergraben, und Riegos (s.d.) Militäraufstand gab ihr die erwünschte Gelegenheit, noch einmal die Verfassung von 1812 aufleben zu lassen. F. war anfangs bereit, sich den Liberalen ehrlich anzuschließen. Allein deren Unfähigkeit, eine lebensfähige Regierung zu schaffen, und die Kränkungen, die sie dem Könige zufügten, ließen ihn bald die Unmöglichkeit eines ersprießlichen Zusammenwirkens erkennen. Seitdem bemühte sich F., die Intervention der heiligen Allianz zu beschleunigen, und stand, als das französische Heer in Spanien eingerückt war, mit diesem in geheimem Einverständnis. Trotzdem mußte er der revolutionären Regierung nach Sevilla und Cadiz folgen; erst dort erlangte er seine Freiheit zurück, durch die er abermals in die Hände der absolutistisch-ultramontanen Reaktion verfiel. F. war noch dreimal verheiratet; seine zweite Gattin, Maria Isabella Franziska, Tochter Johanns VI. von Portugal, starb 1818, seine dritte, Josepha, Tochter des Prinzen Maximilian von Sachsen, 1829 (vgl. deren Biographie von Häbler, Dresd. 1892); zum viertenmal vermählte er sich mit Marie Christine, Tochter des Königs beider Sizilien, Franz' I., die ihm zwei Töchter schenkte, Isabella II., geb. 10. Okt. 1830, und Luise, später Herzogin von Montpensier, geb. 1832. Durch den Einfluß seiner vierten Gemahlin bestimmt, verwirklichte er die von den Cortes 1822 beantragte Aufhebung des salischen Gesetzes 29. März 1830 durch eine sogen. pragmatische Sanktion, welche die alte kastilische kognatische Erbfolge wiederherstellte. Schwer erkrankt, übertrug der König im Oktober 1832 seiner Gemahlin die Leitung der Staatsgeschäfte, worauf sich ein freisinnigeres Regierungssystem geltend machte. Vgl. Baumgarten, Geschichte Spaniens vom Ausbruch der französischen Revolution (Leipz. 1865–71, 3 Bde.); G. Hubbard, Histoire contemporaine de l'Espagne, 1. série: Règne de F. VII (Par. 1869, 2 Bde.).

34) Kardinalinfant, geb. 16. Mai 1609, gest. 9. Nov. 1641, dritter Sohn des Königs Philipp III. von Spanien, erhielt 1619 die beständige Administration des Erzbistums Toledo und bald darauf den Kardinalshut und kam 1634 dem Kaiser in Deutschland[425] mit einem Heer zu Hilfe. Er vereinigte sich im September 1634 mit der Armee des Königs von Ungarn und wohnte der Schlacht bei Nördlingen bei, worauf er sich im April 1635 nach den Niederlanden wandte. Hier wußte er durch kleinen Krieg die Fortschritte der übermächtigen französisch-holländischen Armee aufzuhalten. 1637 suchte er vergeblich, das von dem Prinzen von Oranien belagerte Breda zu entsetzen; dagegen erfocht er 22. Juni 1638 den glänzenden Sieg bei Kalloo über den Grafen Wilhelm von Nassau und erzwang die Aufhebung der Belagerung von Geldern. In den folgenden Feldzügen von 1639 und 1640 mußte sich F. auf die Defensive beschränken. Den Feldzug von 1641 eröffnete er mit der Wegnahme von Lens, starb aber am Fieber in Brüssel.

[Toskana.] 35) F. I., Großherzog von Toskana, geb. 1549, gest. 6. Febr. 1609, vierter Sohn Cosimos I. von Medici, wurde 1563 Kardinal und erlangte am päpstlichen Hof bedeutenden Einfluß. Nach dem Tode seines Bruders Franz (1587) übernahm er die Regierung des Großherzogtums; er belebte den Handel, durch den er selbst große Reichtümer erwarb, betrieb die Arbeiten zur Trockenlegung des Chianatals und der Maremmen und führte die von Cosimo I. begonnenen Hafenbauten von Livorno weiter. Gegen Spanien zurückhaltend, lehnte er sich im Anfang seiner Regierung an Heinrich IV. von Frankreich an; erst seit 1604 besserten sich seine Beziehungen zum Madrider Hofe. Nachdem er seiner geistlichen Würde entsagt, vermählte er sich 1589 mit Christine von Lothringen, die ihm einen Sohn, Cosimo II., gebar.

36) F. II., Großherzog von Toskana, geb. 1610, gest. 24. Mai 1670, Sohn Cosimos II., folgte 1621 seinem Vater unter Vormundschaft seiner Mutter, der Erzherzogin Magdalene, und seiner Großmutter und ergriff erst 1628 die Zügel der Regierung, geriet aber bald in Abhängigkeit von der spanischen Politik. 1643–44 führte er mit Venedig, Parma und Modena einen Krieg gegen den Kirchenstaat, der dem Lande schwere Opfer auferlegte. Er kaufte 1633 die Grafschaft Santa Fiora von einer Linie der Sforza und 1650 Pontremoli von Spanien.

37) F. III., Joseph Johann Baptist, Großherzog von Toskana, geb. 6. Mai 1769, gest. 17. Juni 1824, zweiter Sohn des Großherzogs Leopold, erhielt unter der Leitung des Marchese Manfredini eine ausgezeichnete Erziehung und ward, als nach dem Tode Josephs II. sein Vater Kaiser wurde, 21. Juli 1790 Großherzog. Die französische Republik erkannte er 1792 an und suchte sich in den Koalitionskriegen neutral zu halten, wurde zwar 1793 durch englische Drohungen gezwungen, der Koalition gegen Frankreich beizutreten, schloß jedoch nach den Niederlagen der Verbündeten schon 9. Febr. 1795 mit Frankreich Frieden. Doch war die Neutralität auf die Dauer nicht aufrecht zu erhalten; 1796 besetzten die Franzosen Livorno, die Engländer Elba, und beide wurden erst 1797 wieder geräumt; 1799 rückte eine französische Division in Toskana ein und zwang den Großherzog zur Flucht nach Wien. F. mußte im Lüneviller Frieden (1801) auf Toskana verzichten und erhielt dafür durch den Vertrag von Paris 26. Dez. 1802 das neugeschaffene Kurfürstentum Salzburg, das er im Preßburger Frieden von 1805 mit Würzburg vertauschen mußte, das zum Kurfürstentum und 1806 zum Großherzogtum erhoben wurde. Nach Napoleons Sturz erhielt er 1814 Toskana mit einigen Vergrößerungen wieder, mußte noch einmal seine Residenz verlassen, als Murat im April 1815 in Toskana einfiel, kehrte jedoch schon nach wenigen Wochen dahin zurück. F. war in erster Ehe vermählt mit Luise, Tochter des Königs Ferdinand von Neapel, in zweiter, seit 1821, mit Marie, Tochter des Prinzen Maximilian von Sachsen. Vgl. Emmer, Erzherzog F. III., Großherzog von Toskana, als Kurfürst von Salzburg etc. (Salzb. 1878).

38) F. IV., Großherzog von Toskana, geb. 10. Juni 1835, ältester Sohn des Großherzogs Leopold II. von Toskana und der Prinzessin Marie Antonie von Neapel, ward nach liberalen Grundsätzen erzogen und vermählte sich 24. Nov. 1856 mit der Prinzessin Anna von Sachsen, die aber, nachdem sie ihm eine Tochter, Marie Antonia, geboren, schon 10. Febr. 1859 starb. Nach dem Ausbruch der Revolution in Florenz 27. April 1859 floh F. mit der ganzen großherzoglichen Familie nach Bologna und von da nach Österreich. Nach der Abdankung seines Vaters, 21. Juli 1859, nahm er den Titel eines Großherzogs an und protestierte gegen die Einverleibung Toskanas in die Monarchie König Viktor Emanuels. Er lebt, seit 1868 mit der Erzherzogin Alice, Tochter des Herzogs Karl III. von Parma, vermählt, gewöhnlich auf einer Villa am Bodensee in der Nähe von Lindau oder in Salzburg.

[Württemberg.] 39) F. Wilhelm, Herzog von Württemberg-Neuenstadt, geb. 12. Sept. 1659, gest. 7. Juni 1701 in Sluys, Sohn des Herzogs Friedrich von Württemberg-Neuenstadt, trat, in der Mathematik und Kriegskunst gründlich geschult, früh in dänische Kriegsdienste, focht 1683–87 in kaiserlichen Diensten gegen Türken und Franzosen und wurde bei Neuhäusel 1865 schwer verwundet. 1690 befehligte F. die dänischen Hilfstruppen für Wilhelm III. in Irland, zog 1692 mit denselben Truppen nach den Niederlanden gegen die Franzosen, zeichnete sich besonders bei Steenkerken (3. Aug. 1692) und Neerwinden (29. Juli 1693) aus und wurde General der holländischen Infanterie und Oberst in der königlichen Leibgarde, nach dem Frieden Gouverneur von Sluys und des ganzen holländischen Flandern. 1698 führte er im Dienste König Augusts II. von Polen als Generalfeldmarschall die polnisch-sächsischen Truppen in der Ukraine gegen die Türken und erzwang die Abtretung eines Stücks von Podolien; 1700 befehligte er in Holstein gegen die Schweden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 418-426.
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