1. Besser geschwiegen als das Maul verbrannt.
Holl.: Beter gezwegen, dan den mond verbrand. (Harrebomée, II, 96b.)
2. Besser schweigen als zu viel reden. – Schlechta, 1.
»Es ist besser schweigen, als seine Gedanken offenbaren und hernach bitten: sag' es niemand.« (Wirth, II, 390.)
[434] 3. Besser schweigen, denn vil schwetzen. – Petri, II, 39.
Die Chinesen: Schweigt nur still, so werdet ihr bald sehen, wie lächerlich ein Schwätzer ist; haltet eure Thüren verschlossen, so werdet ihr alle Unruhen und Unbequemlichkeiten der vielen Besuche einsehen. (Hlawatsch, 99.)
Lat.: Praestat tacere, quam loqui male. (Bovill, II, 36.)
4. Besser schweigen vnd gut dencken, denn mit reden einander krencken. – Henisch, 678, 29; Petri, II, 39.
»Besser schweigen ist fürwar, den vbel antwort geben zwar. Multum melius est tacere, quam male respondere.« (Pauli, Schimpff, XXa.)
Böhm.: Dobré mlčení lepší než špatné mluvení. (Čelakovsky, 77.)
Span.: Mas vale callar que mal hablar.
5. Besser schweigen wie ein Farr', als reden wie ein Narr.
Dän.: Bedre som et ufornuftig dyr at tie end som en duare at tale. (Prov. dan., 548.)
6. Besser zu viel schweigen als zu viel reden.
Es wird schwer auszumitteln sein, was besser ist; gut ist sicher keins von beiden.
7. Beter geswegen, dan ovel gesproken. – Tunn., 309.
Lat.: Est melius tacuisse diu quam turpia fari.
8. Dann ist gut schweigen, wenn das Reden Schaden bringt.
Und reden ist gut, wenn's nützt.
9. Das Schweigen der Völker ist die Lehre der Könige. – Zarncke, Centralblatt, S. 1105.
»Das dumpfe Stillschweigen des Volks ist eine stille, aber schauerliche Sprache für den Tyrannen.« (Witzfunken, IIIa, 195.) Als unter Ludwig XV. der achtzigjährige Bischof Soanen seiner Würde beraubt und verwiesen wurde, rief er die Worte aus: »Le silence de peuple est la leçon des rois«, s. Büchmann, 8. Aufl., S. 244; 11, Das Schweigen ist der Gott der Glücklichen, sagt Elisabeth in Schiller's Maria Stuart, Act. 2, Scene 5.
Frz.: Le silence du peuple est la leçon des rois. (Witzfunken, IIb, 95.)
10. Das Schweigen hat einen Engel zum Vormund.
11. Das Schweigen ist der Gott der Glücklichen.
In einer wiener Zeitung las ich: »Das Schweigen ist ja, wie sentimental das Sprichwort sagt, der Gott der Glücklichen.«
12. Das Schweigen ist des Narren Decke. – Gryphius, 39.
13. De kann swîgen, de hêt êten kann. (Holst.) – Schütze, IV, 236.
Man meint, wer heiss z.B. Suppe essen könne, habe die Gabe zu schweigen.
14. Dem stat schweygen wol an, der nicht wol reden kan. – Werdea, Biiij.
15. Der hat gut schweigen, der an der Sache keinen Schaden hat.
16. Der schweigen kann, gilt auch ein Mann.
Lat.: Eximia est virtus, praestare silentia rebus, at contra gravis est culpa, tacenda loqui. (Chaos, 918.)
17. Der schmeigen kann, kann genug.
Lat.: Aut dic aliquid melius silentio, aut sile, expers periculi est praemium silentii. (Chaos, 919.)
18. Durch Schweigen erreicht man oft mehr als durch Sprechen.
Engl.: He who said nothing, had the better of it, and had what he desired.
It.: Chi sa tacere all' occasione, guadagna più che col parlare. (Biber.)
19. Durch Schweigen hat eine Frau noch nie eine Sache verdorben.
20. Durch Schweigen ist Amyklä gefallen. – Eiselein, 563.
Lat.: Amyclas perdidit silentium. (Philippi, I, 29.)
21. Durch schweigen lernt man reden.
Nur insofern richtig, als man, bevor man reden kann, Gedanken haben muss, die man auf dem Wege des Zuhörens, ruhigen Nachdenkens und Studirens, aber nicht durch Schwatzen gewinnt. Sonst lernt man reden nur durch reden, wie schwimmen u.s.w. nur durch schwimmen.
22. Durch Schweigen schadet man niemand.
Jedesmal sich oder andern dann, wenn man schweigt, wo für Wahrnehmung eines Rechts zu sprechen Pflicht war.
Böhm.: Mlčanka nikoho nepokouše. (Čelakovsky, 77.)
23. Durch schweigen verdirbt viel freundschafft. – Gruter, I, 23; Simrock, 9381; Körte, 5474; Braun, I, 4038.
24. Ein gutes schweigen ist verloren, so man böses redt als die thoren.
Lat.: Perdo silere bonum, dum loquor ipse malum. (Loci comm., 183; Fallersleben, 229.)
[435] 25. Es ist besser geschwigen, dann vbel geredt. – Franck, II, 169b; Gruter, I, 32; Petri, II, 27; Henisch, 1549, 30.
Dän.: Det er bedre tie end tale ilde. (Prov. dan., 58.)
Engl.: Better say nothing, than nothing to the purpose.
Frz.: Mieux vaut se taire que de parler.
Holl.: Die quaet sprict, verliest een goet swighen. (Tunn., 9, 6.)
It.: E meglio tacere che mal parlare. ( Pazzaglia, 368, 5.)
Lat.: Nulli tacuisse nocet, nocet esse locutum. (Cato.) (Philippi, II, 52; Binder I, 1234.)
Port.: Mais val callar, que mal fallar. (Bohn I, 281.)
Schwed.: Bättre tiga, än illa tala. (Marin, 6; Rhodin, 11; Wensell, 12.)
26. Es ist nicht über schweigen. – Franck, I, 49a; Lehmann, II, 135, 37.
Nichts als vernünftig reden.
27. Es schweigen mehr kluge als dumme Leute.
Frz.: On se tait plus par jugement que par bêtise. (Cahier, 1679.)
28. Geschwiegen vnd bedacht, hat niemand kein schaden bracht. – Lehmann, 712, 22; Simrock, 11807.
29. Hetstu geschwigen, so hette ich dich für weyse gehalten (so hett man dich für witzig geacht). – Agricola II, 11; Petri, III, 18; Henisch, 1403, 35.
30. Ich schweig wol, bin aber des schalcks vol. – Franck, II, 36a.
31. Ich schweige, der Wolf ist mir nicht fern.
Lat.: Lupi me videre priores. – Lupus in fabula.
32. Ist schweigen für trawren gut, so hab ich auch ein guten Muth. – Petri, II, 408.
33. Kluges Schweigen ist besser als dummes Reden.
So sagen auch die Russen Cahier, 2007.
Span.: Mas vale bien callar que mal hablar. (Cahier, 3267.)
34. Lerne schweigen, so kanst du am besten reden. – Franck, I, 49a; Gruter, I, 55; Petri, II, 436; Henisch, 328, 48; Schottel, 1145b; Simrock, 9365; Körte, 5476; Körte2, 6842.
35. Man schweigt nicht bald ein schwäbisch Kind, man zeyg jhm dann ein Löffel oder Küchlein. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 201.
36. Manches Schweigen ist eine beredte Antwort. – Simrock, 9362.
Lavater behauptet sogar von Frau Schulthess: »Ihr Schweigen ist belehrende Kritik.« (Herder's Nachlass, II, 147.)
It.: Il silenzio è la risposta de' savi. (Gaal, 1392.)
37. Mit Schweigen beleidigt man keinen.
It.: Tacende non s' offendo mai. (Pazzaglia, 368, 9.)
38. Mit schweigen kan man viel verantworten. – Lehmann, 181, 17 u. 710, 4; Petri, II, 480; Körte, 5432; Tappius, 119b; Loci comm., 183; Eiselein, 562; Siebenkees, 36; Braun, I, 4040.
Die Araber behaupten: Schweigen sei die beste Antwort für Narren. (Cahier, 2358.)
Böhm.: Mlčením človĕk mnoho řečí odbude. – S mlčenou nejdál dojdeš. (Čelakovsky, 77.)
Frz.: C'est souvent éloquence de savoir garder silence. (Gaal, 1392.)
Holl.: Zwijgen antwoordt veel. (Bohn I, 345.)
Lat.: Saepe carent multa responsis uerbula stulta. (Loci comm., 183.) – Saepe tacens vocem verbaque vultus habet. (Ovid.) (Binder II, 3002; Kruse, 990; Philippi, II, 163.)
39. Mit Schweigen niemand fehlen kann.
Holl.: Van het zwijgen kan men geen' hinder krijgen. (Harrebomée, II, 308b.)
Span.: En bocca serrada no entra mosca.
Lat.: Silendo nemo peccat, loquendo persaepe.
40. Mit schweigen sündigt man nicht, aber oft mit reden.
Die Araber: Man bereut nie das Schweigen, aber oft, dass man gesprochen hat. (Cahier, 2403.)
Dän.: Ingen synder med tavshed, men mange med talen. – Man angrer sjelden sin taushed, men ofte sin hastige tale. (Prov. dan., 546.)
41. Mit schweigen verantwort man sich nit. – Franck, I, 112a.
42. Mit schweigen verantwort man vil. – Franck, I, 49a; II, 88a; Gruter, I, 59; Seybold, 254.
Lat.: Plerisque responsi loco silentium est. (Seybold, 444.)
43. Mit Schweigen verred(e)t sich niemand. – Petri, II, 480; Egenolff, 319b; Chaos, 920; Mathesy, 24b; Simrock, 9351; Körte, 5481; Schmitz, 202, 263; Siebenkees, 29; Braun, I, 4036.
»Mit schweigen verredt man sich nicht.« (H. Sachs, Schwänk, Nasser, S. 151.) Nichts sieht einem vernünftigen [436] Menschen ähnlicher, als ein Thor, der das Maul hält.
Böhm.: Mlčením nebrzy zkazíš. (Čelakovsky, 77.)
Frz.: On ne perd rien à se taire. – On ne se répent guère de s'être tû.
Lat.: Tacendo non incurritur periculum. (Publ. Syr.) – Tuta silentio merces. (Horaz.) (Binder II, 3374.) – Tutum silentii praemium. (Binder I, 1779; Sutor, 904; Seybold, 617.)
Poln.: Milcząc nie wiele zgrzeszysz. (Čelakovsky, 77.)
Schwed.: Med stillåtigande kan mycket förswaras. (Wensell, 54; Grubb, 521.)
44. Mit schweigen verreth man sich nit. – Franck, I, 49a; II, 99b u. 181a; Gruter, I, 59a; Petri, II, 480; Egenolff, 319b; Lehmann, 711, 8; Eiselein, 562; Latendorf II, 21; Siebenkees, 87; Sailer, 87; Körte, 5481; Masson, 284.
Ueber dies Sprichwort vgl. M.W. Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1788, II, 287 fg.). Die Araber sagen: Schweige und du wirst Gefahren vermeiden, höre und du wirst lernen. (Cahier, 2347.) Die Russen dagegen: Man kann sich auch durch Schweigen verrathen. (Altmann VI, 487.) Man kann sich aber mit Schweigen ebenso verreden, wie verrathen. Während der Restauration wurden mehrere Personen in Paris wegen »aufrührerischen Stillschweigens« vor Gericht gestellt; sie hatten nicht eingestimmt in den Jubelruf: »Es lebe der Herzog von Berry!«
Lat.: Digito compesce labellum. – Si cupias pacem, linguam compesce loquacem. (Binder II, 3108; Schreger, 47.) – Silendo nemo peccat. (Binder I, 1637; II, 3149; Seybold, 561; Masson, 285.)
45. Mit schweigen verschweigt man die freundt. – Gruter, I, 59; Petri, II, 480; Egenolff, 297b; Schottel, 1121b; Simrock, 9383; Körte, 5473.
Mhd.: Swîgen tuot vil dicke schaden. (Krone.) (Zingerle, 135.)
Lat.: Multas amicitias silentium dirimit. (Egenolff, 297b.)
46. Mit Schwige verschnepft (unvorsichtig herausreden) si einer nit. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 50.
47. Nemand swîgen schat, reden schaffet vnradt. – Ebstorf, 32.
48. Schtille schweigen is ôch anne Antwurt. (Schles.) – Frommann, III, 416, 606.
49. Schweig, das du wilt, das andere schweigen. – Franck, I, 72b; Petri, II, 534; Egenolff, 333a; Lehmann, II, 567, 51; Simrock, 9372.
50. Schweig' du mir, so schweig' ich dir. – Gruter, III, 79; Lehmann, II, 575, 53; Petri, II, 533; Eiselein, 562.
»Schwig du mir heut, so schwig ich dir morn.« (Alsatia, 1862-67, 509.)
51. Schweig', Herz, und rede Maul. – Simrock, 9384.
52. Schweig', leid', meid' und vertrag', dein Unglück niemand klag'. – Pistor., VII, 100; Einfälle, 281; Simrock, 9355.
53. Schweig, leid, meid vnd vertrag, biss dein Sach besser werden mag. – Petri, II, 534; Körte, 5491.
Lat.: Ut mala uitentur, aliquando uerba tacentur. (Loci comm., 154; Sutor, 903.)
54. Schweig, leid, meid vnd vertrag, dein Sach Gott allzeit klag. – Petri, II, 534.
55. Schweig', leid', merk' und meid', denn all Ding hat seine Zeit. – Mone, Anzeiger, 1835, 206.
56. Schweig', leid' und lach', Geduld überwind all Sach'.
57. Schweig', leid und vertrag', biss d' Sach' besser werden mag.
58. Schweig, leyd vnnd vertrag, dein Leyd niemand klag, Glück kompt all Tag. – Lehmann, II, 575, 54.
59. Schweig', man lauert, die Kundschaft ist gut. – Körte, 3619; Gruter, III, 79.
60. Schweig', mein Kundel, schweig'; ich kauf' dir bald ein Miederzeug, sagte jener gute Mann zu seiner Frau.
Spott auf Zänker, besonders zänkische Frauen. Abraham a Sancta Clara (Judas der Erzschelm, II) erzählt zur Erläuterung: Ein Mann hatte eine äusserst zänkische Frau, die stets das letzte Wort haben wollte und bei der alle sanften Erinnerungen erfolglos waren. Als sie eines Tags wieder ein neues Gezänk begann, sagte ihr nicht aus der Ruhe zu bringender Mann zu ihr: »Ich sehe schon, du bist in deiner Jugend nicht genug gewiegt worden, daher kannst du nicht schweigen.« Er hatte ein paar starke Männer bestellt, welche ihr Hände und Füsse banden, sie in eine Wiege legten [437] und mit einem Wiegenbande wohl verwahrten. Der Mann nahm das Wiegenband selber in die Hand und wiegte trotz des Schreiens der Frau ganz sanft und sang stets dazu: »Schweig, mein Kundel, schweig, ich kauf' dir auch ein Miederzeug.« Nach drei und einem halben Tage Wiegenarrest, in dem sie wie ein Kind gepflegt wurde, gelobte sie in den zärtlichsten Ausdrücken ernste Besserung. (Parömiakon, 849.)
61. Schweig, merck vnnd leyd, all Ding hat sein Zeit. – Lehmann, II, 575, 55; Zinkgref, II, 370; Hertz, 66.
Engl.: Keep your mouth shut and your eyes open.
62. Schweig', oder ich kotze, sagte jener Schweizer, als ihm seine Mutter die Dutten wies, so er gesogen. – Eiselein, 391; Hoefer, 977.
63. Schweig, oder red etwas, das besser ist als schweigen. – Franck, I, 49c; Lehmann, 711, 11; Eisenhart, 344; Simrock, 9367.
It.: O taci, ò dì cose migliori del silenzio. (Pazzaglia, 368, 12.)
Lat.: Aut silere oportet, aut silentio meliora loqui. – Vel dic silentio meliora, vel tace. (Seybold, 50 u. 621; Sutor, 908.)
64. Schweig' und hoff, das ist der Sieg.
It.: E sempre securo il premio del tacere. (Pazzaglia, 368, 11.)
65. Schweig' und leid, böss Gesellschaft meid, halt's mit den Frommen, wirst Ehr und Gunst bekommen.
Lat.: Quam primum rapienda tibi est occasio prima, ne rursus quaeras, quae jam neglexeris ante. (Chaos, 929.)
66. Schweig und leid, es kompt die Zeit, dass diss dein Leid wird werden Freud. – Phil. von Sittewald (Strassburg 1644), II, 40.
67. Schweig' und leid, es macht nicht krank und stillet manchen Zank.
Schwed.: Tiga och lida stillar mycken qvida. (Grubb, 801.)
68. Schweig' und verbirg' dein Ungemach, damit der Feind dich nicht verlach'.
69. Schweig vnd lass vbergahn, das Gewitter wil seinen Willen han. – Petri, II, 534.
70. Schweig vnd leid, böss gesellschafft meid. – Henisch, 816, 56; Petri, II, 534.
71. Schweig vnnd sag nit, was du schweigen solt. – Lehmann, II, 567, 53.
72. Schweig, was du wilt thun, so kompt dir niemant dazwischen. – Frank, I, 158b; Lehmann, II, 567, 52; Körte, 5487.
Engl.: He who said nothing gain'd his point. (Gaal, 1298.)
73. Schweige, leide, meid, vertrag, deine Noth auch (dein Unglück) niemand klag, an Gottes Gnade nicht verzag, sein Hilff kommt alle Tag. – Gerlach, 38.
Lat.: Infortunium tuum celato, ne voluptate afficias inimicos tuos. (Seybold, 240; Sutor, 1009.)
74. Schweige, leide, meide und vertrage! Dein noth allein gott klage! An got ja nicht verzage! Dein glück kompt alle tage. – Töppen, 78, 28.
75. Schweige, leide und meide! Gott gibt die zeit, der dich verfrewt. Folge der lehr, solchs dir nicht gerewt. – Töppen, 92, 113.
Töppen, verweist bei diesem Spruch auf Hoffmann von Fallersleben, Findlinge, Bd. 1, S. 450, Nr. 126-127 u. 131-132.
76. Schweige nit, wo es nit vonnöthen ist. – Lehmann, II, 568, 63.
77. Schweige selber, so werden andere auch schweigen.
Lat.: Nil tacuisse nocet, sed nocet esse locutum. – Quod alios silere vis, sileas ipse oportet.
Schwed.: Tijg sjelf, så tijga andra med. (Törning, 17.)
78. Schweigen bis zur rechten Zeit übertrifft Beredsamkeit.
79. Schweigen bringet niemand Schad', reden oft getadelt hat.
Lat.: Nam nulli tacuisse nocet, nocet esse locutum. (Seybold, 325.)
80. Schweigen bringt Ehre und Schande.
81. Schweigen bringt Freundschaft. – Steiger, 65.
82. Schweigen bringt oft mehr ein als reden.
Böhm.: Mlčel, a vymlčel. (Čelakovsky, 78.)
Span.: Quien calla piedras apaña. (Bohn I, 247.)
[438] 83. Schweigen erwürget viel freundt. – Gruter, I, 65; Petri, II, 533.
84. Schweigen hat auch Lohn.
Engl.: In silence there is many a good morsel.
85. Schweigen hat einn gewissen lon. – Franck, I, 49a; Gruter, I, 65; Körte, 5484.
86. Schweigen hat seine Zeit und Reden hat seine Zeit. – Pred. Sal. 3, 7; Eiselein, 563.
Engl.: There is time to speak, as well as to be silent.
Holl.: Er is een tijd van beginnen en van eindigen; er is en tijd van komen en van gaan, er is een tijd van zwijgen en een tijd van spreken. (Harrebomée, II, 331b.) – Tis een tijt van swighen ende een tijt van spreken. (Tunn., 23, 4.)
Lat.: Nunc est silendum, nunc est ratione loquendum. (Fallersleben, 684.)
87. Schweigen hat selten gereut.
Engl.: One has seldom repentance of having kept silence.
88. Schweigen hat viel Freund erwürgt, durch Freimuth sei der Freund verbürgt. – Körte, 5472.
89. Schweigen ist auch eine Antwort.
90. Schweigen ist besser als sich verantworten. – Müller, 51, 5.
»Schweigen ist viel besser fürwahr, denn übel antwort geben zwar.«
Lat.: Multo melius est tacere, quam male respondere.
91. Schweigen ist besser als zur Vnzeit reden. – Lehmann, II, 568, 62.
Auf Sylt: Fuultid es dit Swüggin beeter üs dit Snackin. (Hansen, 10.)
92. Schweigen ist das best. – Lehmann, II, 568, 88; Simrock, 9347.
Bei Tunnicius (1148): Swygen is dat beste. (Quid melius clausisse suo quam tempore labra.)
Lat.: Eximia est virtus, praestare silentia rebus. (Ovid.) – Virtutem primam esse compescere linguam. (Cato.) (Binder I, 1862; II, 3570.)
Schwed.: Bäst att tiga och stoppa i tålamodspåsen. (Wensell, 11.)
93. Schweigen ist das beste Heilkraut.
Holl.: Swighen best. (Tunn., 27, 10.)
Lat.: Nil melius vere quam cum ratione tacere. (Fallersleben, 800.)
94. Schweigen ist den Weibern härter als Säugen. – Eiselein, 563.
Schwed.: Tiga är quinneplåge. (Grubb, 801.)
95. Schweigen ist der beste Witz. – Eiselein, 562.
96. Schweigen ist der Deckel auf den Hafen. – Eiselein, 563; Simrock, 9348.
97. Schweigen ist der Frauen schönstes Kleid.
Lat.: Non omni socio cordis secreta revela. (Sutor, 904.)
98. Schweigen ist der Freundschaft Grab.
Schwed.: Tiga skillier wänner at. (Grubb, 801.)
99. Schweigen ist die beste Antwort für Thoren. – Burckhardt, 180.
100. Schweigen ist die beste Spezerei. – Daheim, 1868, S. 596.
101. Schweigen ist ein kunst, klaffen (oder: viel waschen) ist vngunst. – Franck, II, 88a; Tappius, 119a; Petri, II, 534; Zinkgref, IV, 340; Lehmann, 710, 5; II, 568, 67 u. 575, 56; Simrock, 9353; Ramann, I. Pred., IV, 3; Körte, 5478; Körte2, 6844; Schweiz, I, 24; II, 243, 51.
Dän.: At tie er og kunst. (Prov. dan., 548.)
Engl.: If I speak; discord ensues; if I am silent, I feel pain.
Holl.: Zwijgen is kunst, klappen maakt ongunst. (Harrebomée, II, 137b.)
Lat.: Est puer ingratus, mala qui garrire paratus. – Locutum fuisse multos poenituit neminem tacuisse. – Nocet esse locutum. (Philippi, II, 29.) – Si cupias pacem, linguam composce loquacem, non domus est pacis, ubi regnat lingua loquacis.
102. Schweigen ist ein tugendt. – Lehmann, 710, 1.
Schon Salomo sagt: Schweigen ist die Spitze der Weisheit; aber nur das Schweigen nach Mass und Zweck. Eine Sängerin hat tausend Thaler Pension bekommen, damit sie schwiege. (Gubitz, Gesellschafter, 1825, S. 419.) Wie viele würden unter dieser Bedingung nicht auch schweigen. Man muss aber das rechte Mass treffen, denn zu wenig und zu viel verdirbt alles Spiel.
Dän.: Tavshed er en dyd. (Prov. dan., 246.)
Frz.: Le plus sage se tait. (Venedey, 44.)
It.: Un bel tacer non fù mai scritto. (Pazzaglia, 368, 10.)
Lat.: Silentii tutum praemium. (Erasm., 887; Philippi, II, 185; Tappius, 119a; Lehmann, 710, 1.)
Poln.: Jest to onta na onatami, język za zębami. (Schles. Provinzialbl., 1862, 569.)
[439] 103. Schweigen ist ein Gitter vor manches Ungewitter.
Schwed.: Tiga taar mycken olycka bort. (Grubb, 801.)
104. Schweigen ist ein guter Rathgeber.
Engl.: Teeth placed before the tongue, gives good advice.
105. Schweigen ist ein Schmuck der Frauen.
Die Russen: Gebären ist ein schwierig Ding, aber gegen Schweigen ist's ein Kinderspiel. (Altmann VI, 418.) Die Chinesen: Schweigen und Erröthen ist die Beredsamkeit der Frauen und Scham ihr Muth.
Engl.: Silence is the best ornament of a woman. (Bohn II, 18.)
106. Schweigen ist ein Zaun um die Weisheit. – Tendlau, 825.
107. Schweigen ist eine beredte Antwort. – Dove, 581.
Unter Umständen die einzige.
108. Schweigen ist eine grosse tugend, baid an alter vnd an iugend. – Hätzlerin, II, 70, 79.
It.: Virtù di silenzio è gran scienza. (Bohn I, 132.)
109. Schweigen ist eine grössere Kunst als reden. – Parömiakon, 2885.
Frz.: Plus a appris qui se taist, que qui par le hault brait.
Lat.: Plura didicit qui tacere, quam qui loqui. (Bovill, I, 213.)
110. Schweigen ist eine schwere, aber nützliche Kunst. – Sonntag.
111. Schweigen ist eine Zierde der Jugend.
Böhm.: Mlčení mladému ozdoba. (Čelakovsky, 78.)
Poln.: Milczenie młodego ozdoba. (Čelakovsky, 78.)
112. Schweigen ist für vil vnglück gut. – Franck, I, 49a u. 78b; Petri, II, 533; Lehmann, 710, 3; Lehmann, II, 568, 56; Schottel, 1125b; Körte, 5483; Simrock, 9354.
Ein rabbinischer Spruch sagt: Schweigen ist die allerbeste Arznei, gilt ein Wort ein Sela, schweigen gilt zwei. (Ehrmann, 126.)
Engl.: A man may hold his tongue in an ill time. (Gaal, 1393.)
Lat.: Silendo raro peccat. (Sutor, 903.) – Silentii praemium periculo vacat. (Gaal, 1161.) – Tacendo in periculum non incurritur. (Seybold, 593.)
113. Schweigen ist gut, besser reden der jm recht thut. – Franck, I, 144a; Petri, II, 534.
114. Schweigen ist gut, besser reden, wer's kann. – Simrock, 9379.
115. Schweigen ist gut, wenn dass reden schaden bringt; vnd reden ist gut, wenn es nutzt. – Lehmann, 712, 30.
Dän.: At tie undertiden er tegn til viisdom, altid til daarskab. (Prov. dan., 548.)
Engl.: Silence is wisdom when speaking is folly. (Mair, 64.)
116. Schweigen ist Kunst und bringt Gunst. – Müller, 51, 4; Ramann, I. Pred., IV, 3.
It.: Tutt' i Filosofi insegnarono il parlar, un solo Harpocrate insegnò il silenzio. (Pazzaglia, 353, 2.)
117. Schweigen ist leicht, wenn niemand fragt.
Schwed.: Bäst att tiga, när ingen frägar. (Wensell, 11.)
118. Schweigen ist lohnbar. – Schottel, 1125a.
119. Schweigen ist nicht jedermanns Ding. – Schuppius, Tract.
120. Schweigen ist nit allweg gut. – Franck, I, 49b; Egenolff, 320a; Petri, II, 534; Schottel, 1125b; Eiselein, 563; Körte2, 5486; Graf, 105, 240.
Engl.: A man may hold his tongue in an ill time. – Dumb folks get no land. (Gaal, 1393.)
Ung.: A' néma gyermeknek maga' annya se érti szavat. – Nem mindenkor hasznos a' halgatás. (Gaal, 1393.)
121. Schweigen ist offtmals grosse kunst, viel klaffens aber bringt Vngunst. – Gruter, III, 80; Eyering, I, 232 u. 340; Petri, II, 533; Pauli, Postilla, II, 107a; Latendorf II, 25.
122. Schweigen ist oft besser als sich verantworten. – Simrock, 9364.
Frz.: C'est souvent éloquence de savoir garder silence. (Lendroy, 236.)
123. Schweigen ist schwer zu verbessern.
Holl.: Het is een goed spreker, die een' goed' zwijger verbetert. – Zwijgen kan niet verbeterd worden. (Harrebomée, II, 516b.)
124. Schweigen ist so viel wie eingestehen.
Lat.: Qui tacet, consentire videtur.
125. Schweigen ist Silber, Reden Gold. – Eiselein, 522.
Unter Umständen hat das Reden mehr Werth als das Schweigen.
[440] 126. Schweigen kommt den Weibern saurer an als gebären. – Gaal, 1425.
It.: E più facil trocar dolce l'assenzio ch' in mezzo a poche donne gran silenzio. (Pazzaglia, 353, 1.)
127. Schweigen lässt gut – einer gedörrten Rindszunge und einem Mädchen, das nicht feil ist. – Eiselein, 563.
128. Schweigen, leiden vnd nicht klagen seynd drey ding, so nicht (mir) behagen. – Gruter, III, 80; Lehmann, II, 575, 57; Zinkgref, IV, 373.
129. Schweigen sagt oft mehr als lange Rede.
Engl.: Silence is sometimes more eloquent than words.
130. Schweigen schadet chainem mann, viel claffen wol geschaden kann. – Hätzlerin, II, 70, 83.
131. Schweigen schadet selten. – Simrock, 9350; Siebenkees, 88; Körte, 5471; Braun, I, 4035.
Schadet oft recht sehr, wenn sich z.B. die Zeugen vor Gericht durch dasselbe aus der Sache zu ziehen suchen, indem sie, um einer der Parteien keinen Nachtheil zu verursachen, sagen, sie wüssten von der Sache nichts. Bei Tunnicius (1250): Swygen hindert selden. (Tantalus usque sitit, linguam cohibere venustum.)
Engl.: Silence seldom does harm. (Bohn II, 18; Gaal, 1163; Mair, 64.)
It.: Nessuno si penti mai d' aver taciuto. (Bohn I, 111.)
Lat.: Non nulli tacuisse nocet; nocet esse locutum. (Gaal, 1163.)
132. Schweigen, sehen und harren verhütet manchen Krieg.
133. Schweigen stehet den Weibern wol an. – Lehmann, II, 568, 60; Simrock, 9375.
Lat.: Mulierem ornat silentium. (Philippi, II, 258; Seybold, 314.) – Silentium mulieribus decus offert. (Seybold, 561.)
134. Schweigen stehet denen wol an, die damit die lang ohren Grobianus vnnd Fabian verbergen. – Lehmann, 714, 43.
135. Schweigen steht am besten an dem, der nichts Kluges reden kann.
Nach Tacitus ist es die »Ehre der Sklaven«.
Lat.: Tacere utilius est quam loqui temere. (Seybold, 593.)
136. Schweigen steht einer Maid schöner als das schönste Kleid.
137. Schweigen thut nicht allzeit gut. – Körte, 5486; Simrock, 9380; Braun, I, 4041.
138. Schweigen thut wee, wann man gern reden wöll. – Franck, I, 70b.
139. Schweigen und Erröthen sind die Waffen des Weibes.
Die Chinesen nennen sie die Beredsamkeit des weiblichen Geschlechts. (Cibot, 148.)
140. Schweigen und den Rücken kehren, kann man keinem Hündlein wehren.
141. Schweigen und Dulden macht kein Verschulden.
Holl.: Silentië en patiëntië is het beste geneesmiddel, sei Cornisicia, en zij zette haren man een' tulband op, daar twee bijzondere pluimen uit groeiden. (Harrebomée, II, 266a.)
142. Schweigen und Reden ist beides vonnöthen.
Lat.: Alia committenda, alia celanda. (Philippi, I, 17.)
143. Schweigen und sein bedacht, hat niemand schaden gebracht. – Parömiakon, 2813.
Frz.: Il est bon de parler et meilleur de se taire. – Trop gratter cuit, trop parler nuit.
It.: Rase volte nocque il tacere, spesso il parla re. – Testa savia rende la bocca stretta. (Masson, 285.)
Lat.: Lingua mentem ne praecurrat.
Poln.: Milcząc nie wiele zgrzesysz. – Milczenie głupiego uda za ma drego.
Span.: Mas vale callar que mal hablar.
144. Schweigen verantwortet viel. – Sailer, 88.
145. Schweigen verdirbt viel Freundschaft. – Eiselein, 562.
Lat.: Multas amicitias silentium diremit. (Philippi, I, 261; Egeria, 138; Eiselein, 563.)
146. Schweigen verliert sein Freundt. – Lehmann, 713, 34.
147. Schweigen verreht sich nicht. – Schottel, 1113b.
148. Schweigen vnd dencken kan (soll) niemand krencken. – Franck, II, 88a; Tappius, 119a; Henisch, 1201, 36; Gruter, III, 80; Petri, II, 543; Lehmann, 568, 60; Latendorf II, 25; Zinkgref, IV, 373; Chaos, 916; Schottel, 1120b; Siebenkees, 28; Körte, 5480; Ramann, Unterr., V, 13; Simrock, 9349; Graf, 292, 66; Braun, [441] II, 572; Hertz, 66; für Waldeck: Curtze, 347, 409; ostfriesisch bei Bueren, 1057; Kern, 1477; Hauskalender, I.
»Ich mus schweigen, aber was ich gedenke, da schlegt mich niemand vmb.« (Wicelii Dialog.) Ein talmudischer Spruch sagt: Schweigen ist die feinste Spezerei. Das Kostbarste der Rede ist Schweigen. (Wahl, I, 150, 6.) Ferner Ps. 54, 2: Das Schweigen ist dein grösstes Lob.
Engl.: Silence and circumspection will interfere with no one's action.
Frz.: Le silence vaut une réponse. – Qui de tout se tait, de tout a paix. – Ta chemise ne sache ta guise.
Holl.: Zwijgen en denken maakt genne onrust. (Harrebomée, II, 139a.)
It.: Chi ode, vede e tace, quegli vuol vivere in pace.
Lat.: Occultae musices nullus respectus. ( Sutor, 906.) – Silendo nemo peccat. – Silentii praemium periculo vacat. – Silentii tuta praemia. (Seybold, 561.) – Silentium est bene loquendi principium. (Chaos, 914.)
Schwed.: Tijga och tänkja kan ingen kränkja. – Tijga stämmer ingen för ting. (Törning, 159.)
149. Schweigen vnd dencken vnd schlaffen auff harten bencken, ist das für trawren gut, so trag ich auch ein frischen Muth. – Petri, II, 535.
150. Schweigen vnd gedacht hat niemand schaden gebracht. – Henisch, 1403, 37.
Lat.: Fideli tuta silentio merces. (Henisch, 1403, 38.)
151. Schweigen vnd horen ist die schwerste Arbeit. – Petri, II, 534.
152. Schweigen vnnd reden hat jedes seine Zeit. – Lehmann, 710, 1.
153. Schweigen wird für Weissheit geacht. – Eyering, III, 297.
Ein rabbinisches Sprichwort sagt: S'jag le- Chochme Schtike (Aboth, 3; Mischra, 17), d.i.: Ein Zaun für die Weisheit ist Schweigen. Es ist hier nicht sowol das absolute Nichtreden, wozu gar keine Weisheit gehört, als vielmehr das Vermeiden des unnützen und überflüssigen Redens gemeint. In demselben Sinne sagen die Rabbiner auch: Schweigen ziert den Weisen, geschweige den Thoren. (Dukes, 324.)
154. Schweigen ziert das Weib. – Eiselein, 563.
Lat.: Decus addit usque foeminis silentium. (Eiselein, 563.)
155. Schweigen zu rechter Zeit übertrifft Beredsamkeit. – Körte2, 6841; Lohrengel, I, 600.
Mhd.: Rechtez swîgen kumt ze staten. (Eraclius.) (Zingerle, 136.)
Böhm.: Umĕti v čas mlčeti není leda umĕní. (Čelakovsky, 76.)
Dän.: Det er vanskeligere at tie en tale. (Prov. dan., 548.)
It.: Un bel tacer talvolta ogni dotto parlar vince d'assai. (Biber.)
Port.: Bom saber he calar, até ser tempo de fallar. (Bohn I, 270.)
Schwed.: Tiga i tijd hålls för konst. (Grubb, 800.)
156. Schweigst du stille, so ist's dein Wille (S. ⇒ Antwort 9.) – Agricola II, 59; Eiselein, 563; Körte, 5489; Pistor., II, 30; Eisenhart, 344; Hillebrand, 96; Simrock, 9358; Graf, 105, 239.
Dies Sprichwort will sagen, dass es, wenn jemand auf eine an ihn geschehene Anfrage nicht antwortet, so anzusehen sei, als ob er einwillige. Indess ist doch nicht unbedingt jedes Schweigen für eine Einwilligung anzunehmen, weil es oft nur dadurch entstehen kann, dass der Befragte Bedenkzeit braucht. In wichtigen Angelegenheiten wenigstens, wo die Gesetze die ausdrückliche Einwilligung verlangen, findet es nie Anwendung. Es wird aber angenommen, dass jemand sein Recht aufgebe, der es in einem gegebenen Falle nicht vertheidigt.
157. Schweigt vnnd vertragt, so weis niemand, was euch plagt. – Zinkgref, IV, 394.
158. Schweygen ist (ein) kunst. – Agricola I, 192; Franck, I, 112a; II, 167a; Egenolff, 239b; Petri, II, 533; Gruter, I, 65; Dove, 735; Glandorp, S. 46 u. 118.
Bei Franck u.a. mit dem Zusatz: wer's kann. Herr Dr. Suringar hat in einer soeben (Leyden 1874) unter dem Titel: Distichorum Proverbialium Sententiarum elegantissimus liber Auctore Joan Glandorpio monasteriensi collatis germanicis Agricolae Proverbialis erschienenen Schrift nachgewiesen, dass die Sprichwörter Agricola's nicht blos aus dem Hochdeutschen in germanische Sprachstämme, sondern auch ins Lateinische übertragen worden sind. Er hat in der genannten Schrift nahe 300 Glandorpische lateinische Distichen zusammengestellt, die Uebersetzungen deutscher Sprichwörter aus der Sammlung des Agricola sind. Mit Glandorp werde ich später auf diese neue verdienstliche Arbeit Dr. Suringar's verweisen. – Als man den griechischen Weisen Chilo fragte, was schwer sei, antwortete er: Schweigen. (Einfälle, 80.) Geh' zum Pythagoras, sagten die Griechen, dessen Schüler fünf Jahre lang keine Frage thun durften. Papst Clemens XIV. zeigte als Silentio I. die drei vordern Finger der rechten Hand als seinen Secretär. Wilhelm von Oranien lebt in der Geschichte unter dem Namen [442] des Schweigenden. Vom Grafen Moltke, dem derzeitigen Chef des preussischen Generalstabs, sagt man, er könne in sieben Sprachen schweigen. Dagegen sagt H. Heine (Verm. Schriften, Hamburg 1854, II, 4) von dem französischen Staatsmann Thiers: »Seine Rede rieselt unaufhörlich wie ein Fass, dessen Hahn ohne Zapfen. Nur während er sich rasirt, ist man im Stande bei ihm ruhiges Gehör zu finden, nur so lange ihm das Messer an der Kehle sitzt, schweigt er.«
Frz.: A Pythagoras doibt aller, qui ne sçait sa langue arrester.
Lat.: Ars est posse suis adhibere silentia rebus: parturit invidiam garrulitatis amor. (Buchler, Gnomol., 317.) – I ad Pythagoram. (Bovill, II, 35.)
159. Schwigen ist der Deckel uff den hafen. – Alsatia, 1862-67, 410.
160. Schwijen äs uch en Antfert. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 907.
161. So lange schweiget der Mann, weiss niemand, was er kann.
Frz.: Qui ne sait rien, est un habile homme, quand il sait se taire. (Cahier, 1678.)
162. Soll ich denn ewig schweigen, sagte die Frau, als man von ihr verlangte, sie solle erst denken und dann reden.
»Melamp soll denken, eh' er spricht? Die Forderung muss ihn beugen. Das arme Männchen kann doch nicht zeitlebens – schweigen.« (Witzfunken, Va, 65.)
163. Swyghen und dencken, anschouwen sunder wenken, mercken sunder klaffen kann velle deyde und fredes geschaffen.
Auf dem Umschlage eines Registers der Curien auf dem Domhof zu Münster, aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts (vgl. B. Hölscher in der Zeitschrift für vaterl. Gesch. und Alterthumskunde, 1857, VIII, 310.) (S. ⇒ Messe und ⇒ Beichte.)
164. Verständiges Schweigen ist besser als dummes Reden.
Dän.: Bedre er tiente ord end tarles tale. (Bohn I, 350.)
165. Viel schweigen wie die Hund, damit sie desto grössern schaden thun. – Lehmann, 712, 27.
166. Vom Schweigen bekommt die Zunge keine Blasen.
Aehnlich russisch Kiesewetter, 34.
167. Vom Schweigen thut dir der Mund (die Zunge) nicht weh. – Simrock, 9352; Körte, 5486; Braun, I, 4037.
Böhm.: Od mlčení hlava (jazyk) nebolívá. (Čelakovsky, 77.)
Holl.: Van zwijgen doet u de tong niet zeer. (Harrebomée, II, 339a.)
168. Wä stell schwig, dä iss met. (Düren.)
169. Wenn mancher schwiege, wüsste man nicht, wer er wäre. – Körte, 4856; Pisanski, 6.
Lat.: Stultus si tacuerit, pro sapiente reputabitur. (Seybold, 583.)
170. Wer da schweyget, der williget. – Agricola II, 59.
Engl.: Silence is consent. (Bohn II, 132.)
Frz.: Assez consent qui ne mot dit.
Holl.: Die zwijgt bewilligt. (Bohn I, 311.)
It.: Chi tace confessa.
171. Wer nicht schweigen kann, der wird wenig Ruhe han.
Engl.: He who cannot hold his peace, will never lie at ease.
172. Wer nicht schweigen kann, ist ein geschlagener Mann.
It.: Chi non sa tacere, non sa godere. (Pazzaglia, 358, 4.)
173. Wer nicht schweigen kann, ist vbel dran. – Petri, II, 743.
174. Wer nicht schweigen kann, muss zur Elster in die Lehre gahn.
175. Wer nit kan schweigen, der kan nit reden. – Franck, I, 74a; Egenolff, 333a; Schottel, 1127a; Petri, II, 741.
Auch in Köpfen sollen sich Einnahme und Ausgabe wenigstens das Gleichgewicht halten. Wer viel spricht und wenig hört, ist ein Verschwender; wer mehr hört als er spricht, ein guter Wirth.
Böhm.: Kdo nezná mlčeti, nezná i mluviti. (Čelakovsky, 78.)
Frz.: Qui ne sait se taire, ne sait dire. (Cahier, 1680.)
It.: Mal sa parlar chi tacer non sa. (Cahier, 3027.) – Non sa parlar, chi non sa tacere.
Lat.: Homo tacere qui nescit, nescit loqui. (Philippi, I, 181; II, 209; Franck, I, 74a; Seybold, 593.)
Schwed.: Den icke wet tiga, wet ej heller tala. (Wensell, 15.)
176. Wer recht zu schweigen weiss, der weiss auch zu reden.
Böhm.: Kdo moudře mlčívá, moudře mluvívá. (Čelakovsky, 78.)
[443] 177. Wer schweigen kan, der ist der beste Mann. – Henisch, 327, 31; Petri, II, 767.
Bei Tunnicius (1166): De swygen kan, det is de beste man. (Qui tacuisse potest, Pompeium vincit honore.)
Mhd.: Wer sweigen und vertragen kan, den heisz ich wol ain weisen man. (Germania, II, 141b.)
178. Wer schweigen kann, darf fremden Mund nicht fürchten.
Dän.: Hvo som ved at tie, tør ei frygte for andres mund. (Prov. dan., 548.)
179. Wer schweigen kann, der kann genug. – Winckler, XIX, 11.
180. Wer schweigen kann, ist auch ein Mann.
181. Wer schweigen kann, ist ein kluger Mann.
It.: Assai sà, chi non sà, se tacer sà. (Biber.)
182. Wer schweigen kann, ist ein siegend Mann.
It.: Col silenzio guardato si ha spesso guadagnato.
183. Wer schweigen lernt, lernt am besten reden. – Körte, 5476.
184. Wer schweigen vor witz helt, wo reden noth thut, dem ist der verstandt zu kurtz balbirt. – Lehmann, 711, 13.
185. Wer schweiget, das man yhm vertrawet, thut bass, denn der ein Acker bawet. – Agricola I, 305; Egenolff, 176a; Guttenstein, II, 159, 46; Körte, 5488.
Lat.: Et in loco tacere, et loco loqui. (Sutor, 905.)
186. Wer schweiget fein, sagt weder Ja noch Nein.
Böhm.: Kdož mlči, jakož nepraví, tak i neodpírá. (Rybicka, 1649.)
187. Wer schweiget und nicht spricht, wie weiss man dann, was ihm gebricht? – Eiselein, 563.
Lat.: Verecundia inutilis viro egenti. (Hauer, Mi; Philippi, II, 245a; Tappius, 39a.)
188. Wer schweiget, verredet sich nicht. – Agricola II, 55.
Die englischen Neger Surinams: Der Papagai, der hinter dem Gebüsch sitzt, verräth sich, wenn er spricht. (Wullschlägel.)
Schwed.: Den som tiger, förtalar sig ej. (Wensell, 19; Grubb, 124.)
Lat.: Posse tacere ars est, ars posse loqui. (Chaos, 1053.)
189. Wer schweigt, bejaht (sagt Ja). (S. ⇒ Antwort 9.) – Hillebrand, 97, 130; Simrock, 9359; Körte, 5457; Graf, 444, 382; Braun, I, 4039.
Vgl. über dies Sprichwort: Götz, Beiträge zur populären Rechtsgelehrsamkeit (Nürnberg 1788, II, 287 fg.). »Wer schweigt, der wirt angesehen, als hab' er zugleich mit verjehen.« (Loci comm., 183.)
Frz.: Assez consent, qui mot ne dit.
It.: Chi tace, acconsente. (Bohn I, 86.)
Lat.: Non contra dicens, dicitur esse loquens. (Sutor, 477.) Qui tacet, consentire videtur. (Schamelius, 139, 1.)
Span.: Quien calla, otorga. (Bohn I, 247.)
190. Wer schweigt, bekennt seine Schuld.
It.: Chi tace, confessa.
191. Wer schweigt, dem ist es behaglich, und mit Schweigen stimmt er bei. – Graf, 444, 382.
Wer sein Recht nicht vertheidigt, wo ihm Gelegenheit geboten ist, von dem muss man annehmen, dass er mit dem Verfahren gegen ihn zufrieden ist.
Altfries.: Hwaso swiget, dam is 't behaeglyck, ende mit da swigha consenteert hij.
192. Wer schweigt, dem kan man nichts nachsagen. – Lehmann, 712, 18; Wirth, II, 423.
Ein sehr zweideutiges Verdienst, das man auch den Haubenköpfen lassen kann.
193. Wer schweigt, der bleibt. – Petri, II, 767.
194. Wer schweigt, der folgt. – Simrock, 9360; Klingen, 62, 1; Graf, 444, 381.
Bei Tunnicius (448): De swicht, de volget. (Assentire solet nulli responsa ministrans.)
Holl.: Die swijchte die volcht. (Tunn., 12, 15.)
195. Wer schweigt, der genehmigt. – Graf, 105, 238.
Mhd.: Wer do swiget der volbort. (Daniels, Weichbildglosse.)
Böhm.: Kdo mlčí, přiznává se. – Kdo mlčí, svoluje. – Mlčící zdá se povolovati a zvlášt před soudem začatým. (Rybicka, 1648.)
Dän.: Hvo som tier hand samtykker. (Prov. dan., 550.)
Engl.: Silence gives consent. (Mair, 64.)
Frz.: Assez octroie qui mot ne dit. – Le silence est pris pour un aveu. (Cahier, 1635.) – Le silence vaut une réponse. – (Masson, 21.) – Qui ne dit mot, consent. (Lendroy, 489; Bohn I, 50.)
Lat.: Non contra dicens dicetur esse sequens. (Loci comm., 183.) – Proximus ille Deo est, qui scit ratione tacere. (Gaal, 1297.) – Qui tacet, consentire videtur. (Frob., 551; Philippi, II, 140.) – Saepe tacens vocem verbaque vultus habet.
[444] Poln.: Kto milczy, ze zwala. (Masson, 21.)
Schwed.: Den som tiger, samtyker. (Marin, 9; Wensell, 19; Grubb, 124; Rhodin, 23.)
196. Wer schweigt, der ist vberzeugt. – Petri, II, 767.
197. Wer schweigt, gibt sich schuldig.
Frz.: Qui se tait veut consentir.
Lat.: Qui tacet hic facto, iam consentire videtur. (Bovill, II, 84.)
198. Wer schweigt, irrt nicht.
Frz.: Qui ne parle, n'erre. (Bohn I, 50.)
199. Wer schweigt, ist des Geheimnisses Herr; wer spricht, sein Knecht.
Dän.: Saa længe jeg tier er det hemmelige en fange, naar jeg har udsagt det er jeg en fange. (Prov. dan., 550.)
200. Wer schweigt, ist klug; wer schwatzt, hat Aerger genug.
Böhm.: Mlčení více přilehá k chytrosti, nežli k dobrosrdečnosti. (Čelakovsky, 78.)
Poln.: Mil czenie bližsze chytroścí niž dobroci. (Čelakovsky, 78.)
201. Wer schweigt, lehrt (redet).
Böhm.: Kdo mlčí, dva učí. (Čelakovsky, 78.)
Kroat.: Koi muči, dva vuči. (Čelakovsky, 78.)
202. Wer schweigt, lügt nicht.
It.: Mai mente chi non dice niente. (Pazzaglia, 219, 5.)
203. Wer schweigt, sagt auch etwas.
Böhm.: Hneš mlčenou kam chceš; mluvení nese pykání. Mlčením obrátí človĕk, kam chce. (Čelakovsky, 77.)
Poln.: Milczaną obrócisz kędy chcesz. (Čelakovsky, 77.)
204. Wer schweigt, sammelt Steine.
Wer zu einer Beleidigung schweigt, wartet die Gelegenheit ab, sich zu rächen.
Engl.: He who holds his peace, gathers stones.
205. Wer schweigt, schläft.
206. Wer schweigt, stimmt heimlich mit. – Chaos, 920.
207. Wer schweigt vnd leidt, ist sicher alzeit. – Ottow's Ms.
208. Wer schweigt vnd roth wird, gibt sich schuldig. – Petri, II, 767.
Bei Tunnicius (368): De swicht unde wert rôt, de gift sik schuldich. (Conscius est sceleris qui conticet atque rubescit.)
209. Wer schweigt, widerspricht nicht (stimmt zu, willigt ein).
Lat.: Qui tacet, consentire videtur. (Faselius, 216; Binder I, 1500; II, 2816; Fischer, 193, 75; Wiegand, 624; Seybold, 502; Frob., 551.)
210. Wer schweigt, wird Friede haben.
211. Wer schweigt, wird gerettet. (Türk.)
212. Wer schweigt's, der leid's. – Lehmann, 712, 32.
213. Wer stille schwigt, de verkürt1 sick nich. (Lippe.)
1) Verspricht.
214. Wer tückisch schweigt, für dess Sprung hüt man sich. – Petri, II, 697.
215. Wer wol schweigen kan, da wirt ehr drauss. – Henisch, 817, 39; Petri, II, 732.
Holl.: Zwijgen en regt handelen baart rust en geeft eer. (Harrebomée, II, 234b.)
216. Wer wol schweigen kann, der ist ein vnverdorben Mann. – Petri, II, 782; Mathesy, 114a.
217. Wer zu schweigen weiss, der weiss genug, wie wenig er weiss.
It.: Assai sà chi sà, mà più sà chi tacer sà. (Pazzaglia 368, 1; Gaal, 1801.)
218. Wer zu schweigen weiss, erhält den Preis.
Die Finnen: Der Schweigende gewinnt alles. (Bertram, 69.)
219. Wie kan der schweigen, der vor jm selbs nicht kan verschweigen. – Franck, II, 197b; Lehmann, II, 555, 405.
220. Wie soll der ander heissen schweigen, der selbst nicht schweigen kann. – Egenolff, 333b.
221. Wol schweigen ist eine grössere kunst, dann wol reden. – Franck, I, 144a; Lehmann, II, 858, 467; Simrock, 9378; Körte, 5477; Parömiakon, 2885.
Es gibt zwei Arten des Stummseins, die eine verräth Albernheit, die andere Geist. Tröpfe können nur die erstere und halten sich für ebenso gut als kluge Leute, welche die letztere üben.
Mhd.: Swîgen ist ein grôzin tugend beide an alter und an jugent. (Cato.) (Zingerle, 136.)
222. Wun em schwecht, verriet em sich nit. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 917.
[445] 223. Zu viel schweigen schadet auch.
Mhd.: Ze vil verswîgen sûmet, ein übersprechen sich vergâhen wil. (Reim. Zw.) (Zingerle, 136.)
224. Zwei können wol schweigen, so man einen davon thut. – Eiselein, 563; Simrock, 9371.
*225. Bômstill swîgen. – Eichwald, 151.
*226. Davon schweigt des Sängers Höflichkeit.
Diese sprichwörtlich gewordene Stelle aus einem Gedicht, dessen Verfasser mit Bestimmtheit noch nicht ermittelt ist, wird häufig angewandt, um zu sagen, dass über irgendeinen (meist delicaten, bedenklichen) Punkt jede Mittheilung aus Klugheit, Schonung u.s.w. vermieden worden sei. Das Berliner Fremden- und Anzeigeblatt vom 14. Juli 1872 theilt ein Lied mit, das anfangs der vierziger Jahre von Studenten gesungen worden ist und dessen Strophen alle mit dem Verse schliessen: »Dies verschweigt des Sängers Höflichkeit.« Dies Lied, welches beginnt: »Als der liebe Gott die Welt erschaffen, schuf er Fische, Vögel, Löwen, Affen«, ist aber nicht die Quelle der obigen Redensart, die ich, wie ich mich erinnere, schon in den zwanziger Jahren gehört habe. Auch ist das Lied schon früher im Verlage von F.S. Lischke (jetzige Paez'sche Musikalienhandlung) als Notenblatt erschienen. Lischke hatte die Handlung von 1812-1842 inne. Aber schon in Langbein's Neuern Gedichten (Tübingen 1812, S. 137) befindet sich eine Erzählung: Die Weissagung, welche beginnt: »In einem Städtlein, dessen Name des Dichters Höflichkeit verschweigt.« (Vgl. auch Büchmann, 8. Aufl., S. 83.)
*227. Er hat sie geschweiget wie Fägel seine Gäste.
»In Schneeberg (Sachsen) hat einmal ein Fleischer, Namens Fägel, zweien seiner Gäste, die zu Unfrieden gekommen, Friede geboten und deswegen auch nach dem Richter geschickt. Weil aber dieser etwas verzogen und die Gäste sich nicht steuern lassen wollten, hat er sie alle beide erstochen, darauf die Flucht ergriffen und dem Richter Hans Kämpffe, der ihn begegnet, auf sein Befragen geantwortet: ›Es ist unnöthig, dass ihr euch bemüht und heruntergeht, ich habe sie alle beide gestillt, sie haben sich wol müssen bedeuten lassen.‹« (Meltzer, Schneeberger Chronik, S. 1009; Grässe, Sagenschatz, S. 309.)
Lat.: Reddidit Harpocratem. (Philippi, II, 152.)
*228. Er kan schweigen, es wirt ehre auss jm werden. – Agricola II, 40.
*229. Er kann schweigen wie ein abgeschlachtet Huhn.
Holl.: Hij kan zwijgen als en hoen, dat de keel is afgestoken. – Hij zwijgt als een mof. (Harrebomée, I, 390a; II, 94a.)
*230. Er kann schweigen wie ein Spiegel, an dem das Glas fehlt.
Holl.: Hij weet te zwijgen als een spiegel, waaraan het glas ontbrekt. (Harrebomée, II, 288.)
It.: Assai sà, chi non sà, se tacer sà. (Gaal, 1801.)
*231. Er schweigt wie der Karschin ihre Lerche, als sie sich satt Weizen gefressen hatte. – Justus Möser.
*232. Er schweigt wie ein Stein, den man ins Wasser geworfen hat.
Lat.: Pythagoreis taciturnior. – Pythagorico more. (Seybold, 465.)
Poln.: Milczy, jak kamień do wody wrzucony. (Lompa, 20.)
*233. Schweig', trauriger Trompeter. (Köthen.)
*234. Schweigen wie die Frösche, wenn ein Licht an den Teich gestellt wird.
*235. Schweigen wie eine Maus.
»Schweigen als ein Maus.« (Hätzlerin, II, 8, 387.)
*236. Schwîg, on denk, Michelke. – Frischbier2, 3437.
*237. Wenn diese schweigen, werden die Steine schreien. aus Lucas 19, 40.
Lat.: Servi ut taceant: jumenta loquuntur et canis et postes et marmora. (Juvenal.) (Philippi, II, 180.)
*238. Wenn er geschwiegen, er wäre Philosoph geblieben. – Lohrengel, I, 762.
Man hätte ihn für klug gehalten. Die Neger in Surinam drücken denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Wenn die Schlange sich verborgen hält, so wird eine Aboma (Abgottsschlange) daraus. (Wullschlägel.)
Lat.: Quin contines vocem, indicem stultitiae tuae? (Seybold, 492.)
239. Es schweigt sich übel, wenn man gern reden wollte.
Lat.: Miserum est tacere cogi, quod cupias loqui. (Publ. Syr.) (Philippi, I, 252.)
240. Schweigen ist nicht einwilligen. – Nieritz, Volkskalender, 1848, S. 18.
241. Schweigen lehrt denken. – Gutzkow, III, 406.
242. Schweigen steht dem Weisen gut an, um wie viel mehr dem Thoren. – Löwenheim, 37, 159.
243. Schweigen macht ein bekandnus. – Ayrer, V, 3297, 24.
244. Wer schweigt, hat Frieden.
It.: Chi tace, ha pace. (Giani, 1602.)
245. Wer schweigt, hat wenig zu sagen, der Mensch bleibt unter der Zunge verborgen. – Weingärtner, 44.
*246. Das räthselhafte Schweigen brechen.
Endlich über einen bestimmten Gegenstand seine Meinung äussern. Die Redensart ist aus Schiller's Don Carlos, I, 1 entlehnt.
*247. Sie schweigt gleich als ein kint, das in das bet gesissen hat. – Schade, Satiren, I, 14, 52.
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