1. Ae gut Gewissen schläft ruhig ufen Kissen. (Waldeck.) – Curtze, 363, 585.
2. An Gewêten üs an Schlaghterhünj. (Nordfries.) – Firmenich, III, 6, 91.
3. Bei gutem Gewissen und trocknem Brot leidet man nicht Noth.
4. Besser in einem unverletzten Gewissen schlafen als in heiler Haut.
Dän.: Bedre med god samvittighed at sove paa bare straae, end med en ond i en silke-seng. (Prov. dan., 489.)
Frz.: On dort bien avec une conscience nette.
5. Besser mit gutem gewissen inn fahr vnd vngnad, dann mit bösem gewissen in frid vnd gnad leben. – Henisch, 1065, 48; Petri, II, 39.
Dän.: En tynde fuld af vente er ei saa god som en skee fuld af visse.
6. Besser zehn Gewissen als Ein Kind auf dem Kissen.
Spricht den empörenden Gedanken aus, es sei für unehelich Geschwängerte jedes Mittel der peinlichen [1665] Lage vorzuziehen, mit einem Kinde vor die Welt treten zu müssen. Wie das Wort zur Kindesmörderin gemacht, vgl. Dr. Fr. Nöllner, Criminal-psychologische Denkwürdigkeiten (Stuttgart 1858), S. 135.
7. Bös Gewissen ist eine Glocke, die von selber Sturm läutet.
8. Bös Gewissen ist wie ein Stäublein im Auge.
9. Bös Gewissen spricht: Nur nicht!
10. Böses Gewissen und böse Augen können das Licht nicht leiden.
11. Böses Gewissen verrathen die Augen. – Simrock, 3630; Körte, 2152; Parömiakon, 1015.
12. Böses Gewissen versieht sich immer des Aergsten.
13. Böss gewissen ist ein böser Gast, der Mensch hat davor kein ruhe noch rast. – Lehmann, 312, 25; Sailer, 236.
14. Böss gewissen klagt sich selber an. – Henisch, 1605, 5.
Dän.: Ond samvittighed rister ud af øyne. (Prov. dan., 488.)
15. Böss gewissen macht das Creutz schwerer. – Henisch, 622, 2.
16. Das böse Gewissen ist ein Has', es fürchtet bald dies und bald das. – Parömiakon, 2392.
17. Das böse Gewissen ist eine Schelle, welche die Erde (das Leben) macht zur Hölle.
18. Das böse Gewissen macht aus der Mücke einen Elefanten. – Parömiakon, 1014.
19. Das Gewissen doch verräth, was kein Aug' erspäht.
20. Das Gewissen duldet keine Gewalt.
21. Das Gewissen eines Irrlichts verträgt keinen Sonnenschein.
22. Das gewissen erwacht zuletzt allzeit. – Henisch, 1606, 19; Petri, II, 10.
23. Das gewissen ist der tugend schawplatz. – Egenolff, 328a; Körte, 2151.
Lat.: Nullum theatrum virtuti conscientia majus. (Gaal, 715.)
24. Das Gewissen ist des Menschen Gott. – Simrock, 3620; Sailer, 235.
Lat.: Conscientia hominibus Deus est. (Lehmann, 311, 1.)
25. Das gewissen ist des Menschen Schuldbuch, darinn er sein schuld vnd Sünden schreibt. – Lehmann, 313, 19; Körte, 2151; Simrock, 3621; Braun, I, 805; Sailer, 235.
Dän.: Samvittighed er menneskens synde-register. (Prov. dan., 488.)
26. Das Gewissen ist des Verstandes treuester Rathgeber.
»Das Gewissen, von der Wahrheit untrennbar, ist der Anfang der Wissenschaft, die Wissenschaft die Vollendung des Gewissens. Die Freiheit des Gewissens kann nie die Freiheit von der Wahrheit und Wissenschaft sein. Das Gewissen hat eine Geschichte in einem jeden Menschen wie im Menschengeschlecht. Die Geschichte des Gewissens ist die eigentliche Geschichte der Menschheit.« (Oginski, Ueber Hobbe's Lehre vom Gewissen, vgl. Breslauer Zeitung, 1858, Nr. 129.)
27. Das gewissen ist ein Bestien, macht dz der mensch muss wider sich selbs stehen. – Henisch, 1606, 20.
28. Das gewissen ist ein guter Hausshundt, der wacker die Dieb, Sünd vnnd Laster anbelt, schreckt vnnd verscheucht. – Lehmann, 312, 23; Sailer, 235.
Von dem warnenden Gewissen.
29. Das Gewissen ist ein scharf Ding, sagte der Pfaff, und hing es an den Nagel.
30. Das gewissen ist ein tausend Zeug. – Henisch, 1606, 22; Tappius, 24a; Lehmann, II, 70, 29.
Lat.: Conscientia mille testes. (Tappius, 23b; Eiselein, 236; Binder II, 552; Fischer, 45, 49; Gaal, 716; Philippi, I, 90; Seybold, 84; Schonheim, C, 13.)
31. Das Gewissen ist im Menschen. – Lehmann, 311, 2.
32. Das gewissen ist in allen menschen gott. – Franck, I, 76a.
33. Das Gewissen lässt sich nicht zwingen.
34. Das gewissen lehret ein jeden wol, was er hoffen vnd fürchten soll. – Henisch, 1606, 23.
Lat.: Conscia mens, ut cuique sua est, ita concipit intra pectora pro meritis spemque metumque suis. (Gaal, 714; Philippi, I, 89; Kruse, 125.)
[1666] 35. Das gewissen leidet kein schertz. – Henisch, 1606, 25.
36. Das Gewissen lügt nicht. – Mayer, I, 190.
37. Das Gewissen rein ist besser als Gold und Edelstein.
Dän.: God samvittighed og reen, er bedre en guld og ædelsteen. (Prov. dan., 488.)
38. Das gewissen sagt eim yden wol, was er hassen oder fürchten (oder: was er thun vnd meiden) sol. – Gruter, III, 13; Lehmann, II, 75, 10; Simrock, 3623.
39. Das Gewissen sagt einem wol, was man reden soll. – Graf, 374, 480.
Altfries.: Dyo consciencie seyt een man wol der reden is. (Hettema, LV, 2.)
40. Das gewissen vberzeugt den Mann (Menschen). – Eyering, I, 305, 317 u. 451.
41. Das Gewissen verführet (belügt, betrügt) niemand, der im wissen1 den warhafften grund hatt. – Lehmann, 311, 10; Schottel, 1127a; Simrock, 3626.
1) Nämlich das auf gesunder Erkenntniss, auf einer aufgeklärten Vernunft ruhende Gewissen. (S. 26.)
42. Das gewissen verfürt niemandt. – Franck, I, 76; Gruter, I, 11; Lehmann, II, 70, 28; Henisch, 1606, 26; Latendorf II, 7; Braun, I, 801; Körte, 2149; Graf, 374, 381.
Tausend Beispiele aus der Geschichte und dem Leben beweisen leider, dass das Gewissen, wenn es nicht von einer gebildeten Vernunft erleuchtet ist, allerdings ein sehr trüglicher Wegweiser sein kann. Der Bauer, welcher ein Bündel Holz zum Scheiterhaufen für Huss herbeitrug, legte sich abends mit einem sehr guten Gewissen schlafen. Und dennoch war er von blindem Glauben verführt.
43. Das Gewissen verräth, wenn man's auch im geheimen thät.
44. Das Gewissen weiss am besten, was man heimlich verübt.
45. Das Gewissen wohnt bei vielen auf der breiten Gasse. – Winckler, XII, 10.
46. Das gute Gewissen ist ein Garten, worin nichts wächst als Augentrost. – Parömiakon, 1021.
47. Das gute Gewissen ist ein Kalender, worin nichts steht als gutes Wetter. – Parömiakon, 1022.
48. Das gute Gewissen ist eine Hochzeit, worauf das Herz vor Freude tanzt. – Parömiakon, 1024.
49. Dem bösen Gewissen scheinen Fliegen Kürassiere zu sein.
50. Dem Gewissen kan man kein affen drehen. – Lehmann, 311, 11; Sailer, 235; Simrock, 3624.
Es lässt sich nicht betrügen. (S. 43.)
51. Dem Gewissen kann man keinen Bart machen (oder: keine Nase drehen).
Auch russisch Altmann VI, 420.
52. Dem Gewissen kann niemand entfliehen.
Lat.: Nocte dieque tuum gestas in pectore testem. (Gaal, 714.) – Post equitem sedet atra cura. (Horaz.) (Binder II, 2615; Philippi, II, 102.)
Ung.: Mindenütt magával hordozza az ember a kisbírót. (Gaal, 714.)
53. Die band dess Gewissens seynd schlächte Fäden, die den Ochsen nicht halten. – Lehmann, 311, 3.
54. Eigen gewissen ist mehr denn tausend Zeugen. – Henisch, 1606, 30; Petri, II, 161; Eiselein, 236; Simrock, 3622; Eisenhart, 537; Pistor., I, 32; Latendorf II, 11; Schlechta, 350; Braun, I, 812.
Von der hohen Kraft des Gewissens. Tausend Zeugen vermögen nicht soviel für oder gegen etwas zu thun, als sein Zeugniss vermag, das freilich, wo es auf die rechtliche Ausführung einer Thatsache ankommt, sein Gewicht beinahe verliert.
Dän.: Samvittighed er tusind vidne, kund derfor ei lyve.
Lat.: Cicatrix conscientiae pro vulnere est. – Conscientia est domesticum tribunal. (Fischer, 45, 49.) – Conscientia verberat animum. (Eiselein, 236.)
Ung.: A jó lelki-esméret nem fél száz prókátortol. – Ezer tanú a lelki-esméret. (Gaal, 717.)
55. Ein betrübt gewissen auffrichten, ist mehr denn zehen Königreiche haben. – Henisch, 1604, 52.
56. Ein blöd gewissen ist eine grosse kranckheit. – Henisch, 1604, 54.
57. Ein bös Gewissen denkt, der Himmel falle ein.
58. Ein bös Gewissen denkt, es stehen ihm alle Sünden an der Stirn geschrieben.
[1667] 59. Ein bös Gewissen denkt stets der Wolf sei hinterm Ofen.
»Ein böse Gewissen fürchtet sich für seinem eigenen Augenstern und denket immer, der Wolf sey hinder dem Ofen.« (Luther, I, 526b.)
60. Ein bös Gewissen fürchtet sich vor seinem eigenen Augenstern.
61. Ein bös Gewissen ist der schlimmste Scherge.
Dän.: Ingen haardere dom eller straf end en ond samvittighed. (Prov. dan., 488.)
62. Ein bös Gewissen ist der Vorschmack der Hölle. – Luther, I, 17a.
63. Ein bös Gewissen ist eine schwere Krankheit.
Dän.: Saaret samvittighed er en ubodelig syge. (Prov. dan., 488.)
64. Ein bös Gewissen meint, Gott sei mit der Keule hinder ihm. – Luther, IV, 259a.'
65. Ein bös Gewissen sieht überall Verderben, auch wenn's ihm wohl geht.
66. Ein bös Gewissen versiehet sich immer des ärgsten. – Körte, 2154.
67. Ein böses Gewissen denkt, alle Glocken läuten seine Sünde (Schande) aus. – Winckler, XII, 89.
It.: Chi è in difetto, è in sospetto. (Pazzaglia, 338, 1.)
68. Ein böses Gewissen flieht vor Kiefern ohne Zähne.
69. Ein böses gewissen hat Wolfszän, es frist sich selbst (oder: es frisst alle Freude des Menschen). – Lehmann, 312, 17; Simrock, 3627.
Darum sagen die Italiener: Man wird nicht schärfer gebissen, als vom Gewissen. (Reinsberg II, 46.)
Lat.: Conscientia est mala bestia, facit hominem stare contra se ipsum. (Lehmann, 312, 18.)
Ung.: Nappali rettegés és ejjeli rémüles a rosz lelkiesméret. (Gaal, 720.)
70. Ein böses Gewissen ist Ankläger, Richter, Zeuge und Henker.
Dän.: Samvittighed er baade anklager, vidne og dommer. (Prov. dan., 488.)
Holl.: Het geweten van een' schuldig man is een beul. (Harrebomée, I, 235.)
It.: Grave più d'ogni pena è rea coscienza. – Oh deplorabile stato, quando la coscienza ha fatto l' callo. (Pazzaglia, 72, 3 u. 4.)
71. Ein böses Gewissen ist ein Geier, der an Leib und Seele nagt.
Die Russen sagen: Ein bös Gewissen führt eine Geisel, schärfer als die Knute des Richters. (Altmann VI, 423.)
72. Ein böses Gewissen ist ein Hund, der allezeit bellt. – Parömiakon, 2041.
Abraham a Sancta Clara: »Es mag auch kaltes Wetter sein, das böse Gewissen brennt den Sünder; er mag Honig schlecken, so empfindet er doch Bitterkeit im Gewissen; er mag auf Flaumfedern liegen, so drückt ihn doch das harte Gewissen; es mag der schönste Tag sein, so donnert doch das böse Gewissen; er mag ganz mäuselstill sein, so schreit doch das böse Gewissen. Das bös Gewissen ist ein Hund, der allzeit bellt; ein Hahn, der allzeit kräht; ein Fluss, der allzeit rauscht; eine Orgel, die allzeit pfeift; eine Küche, die allzeit raucht; ein Wagen, der allzeit gurretzt (knurrt, knarrt); ein Spiegel, der alles zeigt; ein Prediger, der kein Blatt vors Maul nimmt, und ein weit besserer Wahrsager als ein Zigeuner.« (Heinmar., I, 218-219.)
Dän.: Ond samvittighe der et oprørt hav. ( Prov. dan., 488.)
73. Ein böses Gewissen ist ein Kranksein ohne Cur, unruhig immerdar, voll Schrecken, Angst und Furcht, der Hölle Vorschmack gar.
Nichts kann die Freude uns ersetzen, die Gewissensbisse uns geraubt haben. (Cahier, 2193.)
74. Ein böses Gewissen ist ein Wurm, der allezeit nagt. – Parömiakon, 1019.
Dän.: Ond samvitteghed har aldrig roe; han forskrækkes af et rystende blad og en krybende muus. (Prov. dan., 488.)
75. Ein böss gewissen bald erschrickt, wenn man jhm nur ins Auge blickt. – Petri, II, 170.
76. Ein böss gewissen darff weder hinder sich noch für sich gehen. – Henisch, 1605. 8; Petri, II, 171.
77. Ein böss gewissen, ein böser gast, dem Hertzen lasst kein ruh noch rast. – Henisch, 1605, 10; Petri, II, 170; Braun, I, 807; Körte, 2153; Simrock, 3629; Reinsberg II, 46.
Dän.: Ond samvittighed er onder gast, som lader hverken roe eller rast. (Prov. dan., 489.)
Lat.: Conscientia mala facinora flagellantur. (Seneca.) (Binder II, 551.) – Gravis malae conscientiae lux est. (Seneca.) (Binder II, 1258.)
[1668] 78. Ein böss gewissen erschrickt auch für einem rauschenden Blad. – Petri, II, 170.
79. Ein böss gewissen fleucht für allen Creaturen. – Henisch, 1605, 16; Petri, II, 170.
80. Ein böss gewissen fleucht für dem Lichte, wie der Teuffel für dem Creutz. – Petri, II, 170.
81. Ein böss gewissen flohe wol durch einen eiseren Berg, wo es müglich were. – Henisch, 1605, 14; Petri, II, 170; Sailer, 236.
82. Ein böss gewissen ist der Hölle angst. – Henisch, 1605, 17; Petri, II, 170.
83. Ein böss gewissen ist dess Hertzen ruthe. – Lehmann, 311, 6.
It.: Non v' ha più acuto morso di quello del rimorso. (Gaal, 720.)
84. Ein böss gewissen ist die gröste marter, qual vnnd straff. – Henisch, 1605, 17; Petri, II, 170.
85. Ein böss gewissen ist die Hölle selbst. – Luther, VI, 10b; Henisch, 1605, 17; Müller, 28, 1 u. 4; Simrock, 3628.
Dän.: Ond samvittighed er helvede, ligesom en god himmerig. (Prov. dan., 489.)
Lat.: Animo conscio nihil miserius. (Gaal, 720.)
Ung.: Hóhéra embernek a roszsz lelki-esméret. (Gaal, 720.)
86. Ein böss gewissen ist ein trawrigkeit über alle trawrigkeit. – Henisch, 1605, 23; Petri, II, 170.
87. Ein böss gewissen ist forchtsam vnd flüchtig. – Henisch, 1605, 21; Petri, II, 171.
88. Ein böss gewissen ist nimmer eins. – Henisch, 1605, 22; Petri, II, 171.
89. Ein böss Gewissen macht das Creutz schwerer. – Petri, I, 29.
90. Ein böss gewissen verrhät sich selber. – Henisch, 1605, 27; Petri, II, 171.
91. Ein böss gewissen vnd reicher Herd alles vnglücks ist allzeit gewerth. – Petri, II, 171.
92. Ein erschrocken gewissen versihet sich immer dess argesten. – Petri, II, 181.
93. Ein Gewissen pur und rein ist über Gold und Edelgestein.
Ung.: Nincsen dragabb kincs, a csendes jó lelki-esméretnél. (Gaal, 718.)
94. Ein Gewissen will ich mir nicht daraus machen, sondern ein Paar Hosen, sagte der Schneider, als man ihm vorwarf, ein paar Ellen Zeug behalten zu haben.
95. Ein gut gewissen bleibt ohn pein. – Henisch, 1605, 55; Petri, II, 194.
96. Ein gut gewissen darf keines sorgens noch argwohns. – Henisch, 1605, 57; Petri, II, 194.
97. Ein gut gewissen dienet vnseren Hertzen, ein guter Nam vnseren nechsten. – Henisch, 1605, 58; Petri, II, 194.
98. Ein gut Gewissen, ein sanftes Ruhekissen. – Parömiakon, 1029, 1031 u. 2545; Hermann, III, 16; Braun, I, 800; Simrock, 3615; Steiger, 178; Hoffmann, 118; Ramann, Unterr., III, 13; Kirchhofer, 154; Körte, 2143; Eiselein, 236.
»Dies alte Sprichwort«, bemerkt der Eremit, »fällt einem unwillkürlich ein, wenn man die Angst und Sorge sieht, mit welcher in manchen Ländern Wort, Schrift, Blick, Schritt und Gedanke bewacht werden.«
Dän.: En god samvittighed legger sig rolig til søvens. (Prov. dan., 489.)
Engl.: Get a good name, and go to sleep. ( Gaal, 717.)
Frz.: Une bonne conscience est le meilleur des oreillers. – Une conscience pure est un bon oreiller. (Bohn I, 61.)
Holl.: Een goed geweten is het zachtste kussen. (Harrebomée, I, 235.)
It.: Una buona coscienza è un buon guanciale. (Gaal, 717.)
Lat.: Conscia mens recti famae mendacia ridet. (Kruse, 124.) – Conscia mens recti scandit bene stramina lecti. (Binder II, 549; Seybold, 113.) – Hic murus aheneus esto: nil conscire sibi, nulla pallescere culpa. (Fischer, 45, 48.) – Magnum est praesidium innocentia. (Seneca.) (Binder II, 1746.) – Qui sibi nil conscit, secura mente quiescit. (Binder II, 2807; Gartner, 43.)
99. Ein gut Gewissen fürchtet hundert Advocaten nicht.
»Ein gutes Gewissen fürchtet keinen Ekelnamen«, sagt von Gerlach in seinem Rundschauer, Juli 1848.
Holl.: Een goed geweten vreest geene aanklagt. (Harrebomée, I, 235.)
It.: Buona coscienza non teme la morte. (Pazzaglia, 72, 1.)
[1669] 100. Ein gut Gewissen hat eine kühne Sprache.
101. Ein gut Gewissen in der Dachspelunke ist besser als Galgenangst in der Beletage.
102. Ein gut (rein) gewissen ist an aller Frewd der best bissen. – Lehmann, 312, 28; Sailer, 236.
Frz.: Il n'y a rien do tel qu'une bonne conscience.
103. Ein gut Gewissen ist besser als gute Bissen.
104. Ein gut Gewissen ist besser als hundert Zeugen. – Sailer, 235; Körte, 2147.
It.: La coscienza vale per mille testimonj. (Bohn I, 105.)
105. Ein gut Gewissen ist das beste Wissen.
Frz.: Mieux vaut écouter la voix de la conscience, que le bruit de la renommée. (Cahier, 425.)
Span.: Poca ciencia, y mucha conciencia. (Cahier, 3326.)
106. Ein gut gewissen ist das Himmelreich. – Lehmann, 312, 16.
»Ein gut Gewissen ist das Paradies und das Himmelreich.« (Luther, VI, 10b.)
107. Ein gut Gewissen ist dem Haupt ein sanftes Kissen.
108. Ein gut Gewissen ist der beste Schmuck.
109. Ein gut Gewissen ist der Himmel, ein böses die Hölle. – Sailer, 236.
110. Ein gut Gewissen ist des Hauses bester Gast.
Dän.: Den beste giest i gaarden er en god samvittighed. (Prov. dan., 23.)
111. Ein gut Gewissen ist ein Brunnen in der Wüste.
112. Ein gut gewissen ist ein edler Schatz inn grossen leiden. – Henisch, 1605, 60.
113. Ein gut Gewissen ist ein guter Bissen. – Parömiakon, 2097.
Dän.: Ingen vellyst kand lignes ved en god samvittighed. (Prov. dan., 538.)
114. Ein gut Gewissen ist ein guter (warmer) Brustfleck. – Simrock, 3615; Mayer, I, 190.
115. Ein gut (frölich) gewissen ist ein halb Paradiss vnd Himmelreich. – Henisch, 1605, 62.
116. Ein gut gewissen ist ein lebendiger Zeug im Hertzen. – Henisch, 1605, 64; Petri II, 195; Sailer, 235.
Abraham a Sancta Clara sagt: »Ein gutes Gewissen ist ein Tempel Salomonis, ein gebenedeieter Acker, ein Garten der Wollüsten, eine Freude der Engel, eine Arche des Bundes, ein Schatz aller Reichthümer, ein Tabernakel des heiligen Geistes.«
Dän.: Den gode samvittighed undskylder, den onde beskylder os. (Prov. dan., 488.)
Holl.: Een goed geweten is beter dan duizend getuigen. (Harrebomée, I, 235.)
117. Ein gut Gewissen ist ein Schirm in der Sonne.
118. Ein gut gewissen ist ein stahlen Maur. – Henisch, 1605, 65; Petri, II, 195.
119. Ein gut Gewissen ist ein stetes (täglich) Wohlleben. – Parömiakon, 1026; Schottel, 1120a; Braun, I, 802; Körte, 2146; Simrock, 3617; Henisch, 1605, 66; Petri, II, 195.
Dän.: God samvittighed har spillemanden i barmen. (Prov. dan., 489.)
Lat.: Tuta conscientia juge convivium. (Gaal, 718.)
120. Ein gut Gewissen ist ein Zeughaus voller Tugendwaffen. – Winckler, VIII, 51.
121. Ein gut Gewissen ist eine eherne Ringmauer.
Dän.: En god samvittighed er en fast muur. (Prov. dan., 489.)
Lat.: Hic murus aheneus esto, nil conscire sibi, nulla pallescere culpa. (Horaz.) (Binder I, 657; II, 1301; Gaal, 719; Kruse, 385; Philippi, I, 176; Seybold, 215; Schonheim, H, 3.)
122. Ein gut Gewissen ist eine gute Mauer wider Klappermäuler. – Geiler, Nsch., 41.
123. Ein gut Gewissen ist Frewd vber alle Frewd. – Henisch, 1216, 58; Petri, II, 195.
124. Ein gut Gewissen ist im Alter ein guter Bissen. – Hertz, 69.
125. Ein gut Gewissen ist ohn sorgen. – Lehmann, 311, 7.
Dän.: En god samvittighed frygter for ingen ulykke. (Prov. dan., 489.)
126. Ein gut Gewissen ist stärker als von Erz eine feste Mauer. – Frischbier, 4342.
Eine sprichwörtliche Deckeninschrift an der frühern königsberger Kaufmannsbörse.
127. Ein gut Gewissen kann so ruhig schlafen, wie des Schmieds Hund unter dem Amboss. Winckler, VIII, 79.
Frz.: On dort bien avec une conscience nette. (Starschedel, 400.)
[1670] 128. Ein gut Gewissen kennt keine Furcht.
Lat.: Nihil est quod timeas, si innocens es. (Egeria, 159.)
129. Ein gut gewissen lest sich durch verleumbden nicht verwunden. – Lehmann, 312, 26.
Dän.: God samvittighed agter intet rygtet. (Prov. dan., 488.)
Lat.: Conscia mens recti famae mendacia ridet. (Gaal, 717.)
130. Ein gut Gewissen macht ein fröhlich Gesicht. – Simrock, 3616; Günther, 66; Körte, 2145; Braun, I, 806.
131. Ein gut gewissen schewet nichts. – Henisch, 1605, 67; Petri, II, 195.
132. Ein gut gewissen verachtet falsche zungen. – Henisch, 1605, 54; Petri, II, 195.
133. Ein gut gewissen vertregt vil verwandte Red. – Henisch, 1605, 68; Petri, II, 195.
134. Ein gut gewissen vnd armer Herd ist Golds vnd aller ehren werth. – Henisch, 1605, 69; Petri, II, 195; Schottel, 1144b; Simrock, 3619; Braun, I, 804; Körte, 2144.
135. Ein gut gewissen vnd ehrliches leben wirdt noch zuletst inn ehren schweben. – Henisch, 1606, l.
136. Ein gut Gewissen würzt den Bissen. – Sprichwörtergarten, 231.
137. Ein gutes Gewissen ist das beste Wohlleben. – Kirchhofer, 340.
138. Ein gutes Gewissen ist eine Schildwache, die nicht anders ruft als: Gut Freund! – Parömiakon, 1023.
139. Ein verloren Gewissen ist für den Teufel ein gesuchter Bissen.
140. Ein wackliches Gewissen hebt man mit Kupfergeld aus dem Sattel.
141. Ein Wurmstichig gewissen gibt kein gut Alter. – Lehmann, 313, 36.
142. En Gewîeten as 'ne1 lange Wiske2 un 'n Gewîeten as en Eckern Döpeken3 de düget4 alle beide nit. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 8; Frommann, VI, 425, 28.
1) Wie eine.
2) Wiese.
3) Der Becher, in dem die Eichel steckt.
4) Taugen.
143. Erschrocken gewissen versihet sich jmmer dess ärgsten. – Henisch, 1604, 64.
144. Es gibt zwei Gewissen: ein Lebens- und ein Sterbensgewissen.
145. Es hat mancher ein so raum gewissen, man möcht mit einem Fuder Hew hindurch fahren. – Henisch, 1604, 68; Petri, II, 250; Sailer, 105; Kirchhofer, 154; Körte, 2154; Braun, I, 808.
146. Es kan einer seines guten gewissens von der Welt geniessen. – Henisch, 1606, 5.
147. Es ist besser in eim ganzen unverletzten Gewissen, dann in einer ganzen Haut schlafen. – Opel, 378.
148. Es ist nicht über ein gut gewissen. – Franck, I, 54a; Lehmann, II, 135, 36.
Frz.: Il n'y a rien de tel qu'une bonne conscience. (Starschedel, 400.)
Lat.: Murus aheneus sana conscientia. (Franck, I, 54a.)
149. Gewissen ohne Wissen ist besser als Wissen ohne Gewissen. – Winckler, XIV, 43.
150. Gut Gewissen macht ein fröhlich Herz.
151. Gutes Gewissen ist der beste Bissen (Trost). – Kirchhofer, 154.
152. In einem gewissen ist die Sünd zu schwer, in zweyen gerecht. – Henisch, 1606, 43.
153. In einem guten Gewissen schläft man sanfter, als in einer ganzen Haut.
Lat.: Vacare culpa magnum est solatium. (Gaal, 717.)
154. Lass jeglichen sein Gewissen frey. – Lehmann, II, 372.
155. Mancher hat ein Gewissen wie ein Bockshaut, die sich selbst dehnt. – Lehmann, 313, 37.
156. Mancher hat ein weites Gewissen wie ein Franciscanerärmel. – Simrock, 3632; Sailer, 235.
157. Mit gutem Gewissen arm sein ist besser, als mit bösem Gewissen reich.
[1671] 158. Mit gutem Gewissen sitzt man weich auf harter Bank.
159. Ohn ein gut gewissen ist alles leer vnd eitel. – Henisch, 1606, 3.
160. 'T Geweten is 'n scharp Ding. (Ostfries.) – Hauskalender, I.
161. Ueber ein gut Gewissen geht nichts als die Haut. (Rottenburg.)
162. Was Gewissen, Gewissen, davon wird man nicht reich. – Petri, III, 12.
163. Wenig Gewissen und grosser Fleiss machen goldenen Beutel. – Winckler, XI, 12.
Frz.: Petite conscience et grande diligence font l'homme riche à Vallance. (Leroux, I, 200.)
164. Wenn auch das Gewissen schläft, wachen doch die Hunde.
165. Wenn das Gewissen erwacht, kommt der Teufel es einzuwiegen. (Wend. Lausitz.)
166. Wenn das Gewissen Scharten bekommt, so wetzen sie sich böse aus.
167. Wenn das Gewissen schläft, wird dem Teufel die Beute leicht.
Frz.: Cui conscience ne reprent plustot au mal qu'au bien entend. (Leroux, II, 207.)
168. Wenn man an ein böss gewissen gleich ein Stübichen Wein gäusst, so findts sich doch wider. – Henisch, 1605, 42; Petri, II, 662.
169. Wenn 's oukommt (ankommt) ufs G'wissen, ît 's g'schissen. (Troppau.) – Peter.
170. Wer bey sich ein gut gewissen hat, der fürcht kein vnglück. – Henisch, 1606, 14.
171. Wer bey sich gut gewissen tregt, zu nacht sich frölich schlaffen legt. – Henisch, 1606, 12.
172. Wer das Gewissen dem Ehrgeize opfert, verbrennt ein Bild, um dessen Asche zu gewinnen. (Chin.)
173. Wer ein böses Gewissen hat, den verrathen die Augen. – Parömiakon, 1015; Gaal, 128.
Lat.: Animus habitat in oculis. (Gaal, 128.)
174. Wer ein böses Gewissen hat, fällt zusammen wie kaltes Eierschmalz. – Parömiakon, 1011.
175. Wer ein böses Gewissen hat, meint, es rede jedermann von ihm. – Kirchhofer, 154.
It.: Chi è colpevole di qualche misfatto crede ch' ogn' uno parli del suo fatto. (Pazzaglia, 56, 3.)
Lat.: Conscius ipse sibi de se putat omnia dici. (Cato.) (Binder I, 215; II, 553; Philippi, I, 90; Seybold, 85.) – Degeneres animos timor arguit. (Virgil.) (Binder I, 292; II, 727; Philippi, I, 113; Seybold, 116.)
176. Wer ein böses Gewissen hat, was soll dem der Ofen.
177. Wer ein böses Gewissen hat, zittert stets wie ein Espenlaub, auch wenn er nur eine Maus hört rauschen. – Parömiakon, 1010.
178. Wer ein böss gewissen hat, der fürcht sich auch fürm rauschenden Blat. – Henisch, 1605, 40.
179. Wer ein gut Gewissen hat, achtet nicht auf das, was man von ihm sagt.
180. Wer ein gut gewissen hat, der fürcht kein vnglück. – Henisch, 1668, 46; Schottel, 1125b; Petri, II, 854.
181. Wer ein gut Gewissen hat, findet wol sein täglich Brot.
182. Wer ein gut Gewissen hat, fürchtet den Tod nicht und wünscht ihn nicht.
Lat.: Nec timeat mortem bene conscia vita, nec optet. (Binder II, 2023.)
183. Wer ein gutes Gewissen hat, der hat einen Kalender, der nur gutes Wetter setzt.
184. Wer kei rouigs G'wisse hat, schlaft nüt im besste Federbett. – Schweiz, I, 144, 78.
It.: Chi è in difetto è in sospetto. (Pazzaglia, 86, 2.)
185. Wer kein gut Gewissen hat, ist immer in Furcht.
186. Wer wider sein gewissen darff schweren, der schewt sich keiner vnthat, hütt dich vor dessen Gesellschafft. – Lehmann, 312, 27.
[1672] 187. Wer wider sein gewissen redt, schwert vnd thut, der fürcht vnd schewet kein Menschen noch Gott. – Lehmann, 313, 40.
Dän.: Hvo som taler eller giør mod samvittighed skiøtter hverken Gud eller mennesken. (Prov. dan., 489.)
188. Wie einer ein Gewissen hat, so ist ihm zu Muthe. – von Böcklin's Paragraphen (München 1809), S. 158.
Lat.: Nocte dieque tuum gestas in pectore testem.
189. Wir dürffen eines guten gewissens vnser selbs halben vnd eins guten Gerüchts vmb ander Leut willen. – Henisch, 1606, 16; Petri, II, 797.
190. Wo das Gewissen leidet noth, da fürchtet und wünscht man keinen Tod.
191. Wo ein gut Gewissen ist, da ist auch grosser Muth vnd ein keckes Hertz. – Petri, II, 803.
192. Wo kein Gewissen, da ist auch keine Schande. – Winckler, XIX, 45.
Frz.: Qui n'a conscience n'a honte ne science. (Leroux, II, 307.)
It.: Chi non hà coscienza non hà vergogna, nè scienza. (Pazzaglia, 72, 2.)
193. Wol dem, der kein böss gewissen hat. – Henisch, 1605, 44.
*194. A hot a Gewissen wie a Pimp-Steen1. – Robinson, 207 u. 748; Gomolcke, 1132.
1) Bimsstein; sehr porös, lässt viel durch.
*195. A hot gor a biese Gewissen. – Robinson, 206.
*196. An Giwêten üs an Slaghterhünj. (Nordfries.) – Lappenkorb.
Ein Gewissen wie ein Schlächterhund.
*197. Dä hät e Gewessen we en Münchsmau1. (Köln.) – Weyden, III, 12.
1) Mönchsärmel.
*198. Dai héad en Gewîeten as en Mallersack. (Grafschaft Mark.) – Frommann, V, 59, 67; für Iserlohn: Woeste, 85, 84.
*199. E Gwössa hâ wie en Laubsack. – Tobler, 294.
Ein nachgebendes, elastisches, dehnbares, weites Gewissen haben. Statt des Strohsacks legt man in der Schweiz einen mit Buchenlaub gefüllten Sack unter die Betten.
*200. Ein böses Gewissen haben.
Frz.: Avoir l'ame corrompuë (mal tournée). (Kritzinger, 24a.)
*201. Er hat das Gewissen an den Nagel gehängt. – Kirchhofer, 157.
Die Redensart wandte ein Bauer auf den Pastor seines Orts an, worauf ein anderer aus seiner Gemeinde bemerkte: »Das kann nicht sein, er würde es sonst manchmal hängen sehen.«
Holl.: Het geweten is voor lang opgehangen. (Harrebomée, I, 235.) – Hij heeft zijne conscientie laaten doorslaan, om eene ruime maag te hebben. (Harrebomée, I, 109.)
*202. Er hat das Gewissen an die Oberthür gehängt.
*203. Er hat ein Gewissen, dass ein schlesischer Fuhrmann darin umkehren könnte. – Parömiakon, 1150.
Woher kommt es, dass die schlesischen Fuhrleute zum Sprichwort geworden sind? Die Ungeschicklichkeit derselben kann wol nicht dazu Veranlassung gegeben haben; wenigstens stehen die des Gebirges in dem Rufe, auf den schwierigsten Punkten sicher und gewandt zu fahren.
Holl.: Hij heeft een geweten zoo wijd als eene hooischuur. (Harrebomée, I, 235.)
*204. Er hat ein Gewissen, es könnt' ein Frachtwagen darin umwenden.
Dän.: En rum samvittighed hvorudi man kand kiøre og vende med heste og vogn. (Prov. dan., 489.)
*205. Er hat ein Gewissen, man kündte junge Hunde dadurchbeuteln. – Mathesy, 347a; Körte, 2154.
*206. Er hat ein Gewissen weit wie Franciscanerärmel. – Körte, 2154; Braun, I, 810.
Frz.: Il a la conscience large comme la manche d'un cordelier. (Starschedel, 370; Leroux, I, 6; Lendroy, 692.)
Holl.: Zijn geweten is zoo eng als eene monniks mouw. (Harrebomée, I, 235.) – Zijne conscientie is vier vingeren breed, zei de trouwe schildknaap van don Quichot. (Harrebomée, I, 109.)
*207. Er hat ein Gewissen wie ein Fleischerhund.
*208. Er hat ein Gewissen wie ein Haiduck. (S.d.)
Kein enges, peinliches. Die Haiducken waren die ersten Fusssoldaten des polnischen Heeres und schon anfänglich keiner besondern strengen Moral zugethan; [1673] zur Zeit des Zwischenreichs überschritten aber ihre Gewaltthätigkeiten und Freibeutereien alles Mass. (Wurzbach I, 16.)
Holl.: Hij heeft eene conscientie als een paardenkoper. (Harrebomée, I, 109.)
*209. Er hat ein Gewissen wie ein Rohrstuhl. – Binder II, 1732.
*210. Er hat ein Gewissen wie ein Schergenhaus, kann viel unterbringen.
*211. Er hat ein Gewissen wie ein Scheunenthor. – Sandvoss, 359.
*212. Er hat ein Gewissen wie ein Wolfsgarn (eine Ritere). – Kirchhofer, 340.
*213. Er hat ein raum (grosses, weites) Gewissen.
Macht sich wenig aus seinen Pflichten, aus dem, was Recht und Unrecht ist.
*214. Er hat ein weites Gewissen, lässt sich wol was unterbringen. – Mayer, I, 190.
Frz.: Avoir la conscience large. (Kritzinger, 166b; Starschedel, 116.)
*215. Er hat kein gutes Gewissen.
Frz.: Sentir son cas vereux. (Lendroy, 1531.)
*216. Er hed e guts Gewisse, er nutzt's nid ab. (Luzern.)
*217. Er macht sich kein Gewissen daraus. – Mayer, I, 190; Sandvoss, 358.
Dän.: Han lader ikke brænde sig for samvittigheds skyld. (Prov. dan., 488.)
Lat.: Nulla mihi religio est. (Horaz.) (Binder I, 1228; II, 2284.)
*218. Er mag sein eigenes Gewissen fragen.
Lat.: In te descende. (Persius.) (Binder I, 779; II, 1473.)
*219. Etwas auf seinem Gewissen behalten.
*220. He hett en Geweten asn Schlachterhund, wat he nich upfritt, nimmt he mit. (Oldenburg.) –Hochdeutsch bei Reinsberg II, 46.
*221. He hett 'n Gewêten dar'n mit'n Fôer (Fuder) Heu in umwennen kann. (Ostfries.) – Bueren, 589; Frommann, V, 429, 527; Hauskalender, III; Eichwald, 637; hochdeutsch bei Reinsberg II, 46.
Holl.: Door zijn geweten kan wel eene koets met vier paarden rond rijden. (Harrebomée, I, 235.)
*222. He hett'n Geweten as'n fêlske1 Hase, 't kann engen un wîden. – Stürenburg, 52a.
1) Fêlsk oder fâlsk = westfälisch; fêlske Hasen = westfälische Strümpfe. – Manche Gewissen, sagen die Bergamasken, sind wie Strümpfe, bald weit, bald eng.
*223. He lät sîn Gewieten vör der Dühr liggen, wenn he utgeiht. (Lippe.)
Holl.: Weg conscientie als het geld kost. (Harrebomée, I, 109.)
*224. Ich geb dir's auf dein Gewissen. – Mayer, I, 190.
*225. Mit gutem Gewissen, wie die Katze vom Taubenschlage. – Körte, 2154; Braun, I, 809.
*226. Sein Gewissen dehnt sich wie eine Bockshaut. – Körte, 2154; Braun, I, 811.
Holl.: Zijn geweten is een zeemlederen lap, het geeft en het neemt. (Harrebomée, I, 235.)
*227. Sein Gewissen fährt davon wie abgetragene Schuhsohlen.
»Ist nicht der Unterschied zwischen Recht und Unrecht in der Seele festgewurzelt, so fährt das Gewissen davon wie ein Paar abgetragene Halbsohlen.« (Marie Sophie Schwartz, Die Kinder der Arbeit in der Romanzeitung, Berlin 1865, Nr. 1, S. 50.)
*228. Sein Gewissen hat den Hals gebrochen. – Winckler, XX, 26.
*229. Sein Gewissen ist wie Jakob's Lämmer, als sie vom Brunnen kamen.
Diese hatten schwarze Flecke bekommen.
Holl.: Steek de hand in je conscientie, en zie, of ze er niet pik zwart weder uitkomt. (Harrebomée, I, 109.)
*230. Sein Gewissen ist zerrissen. – Mayer, I, 190.
*231. Sein Gewissen muss tanzen wie er pfeift.
»Sein untergebenes (gehorsames) Gewissen darf ihm nur in der stillsten Zurückgezogenheit vertraulich nahen.« (L. Börne, Gesammelte Schriften, II, 178.)
Holl.: Hij betaalt zijn geweten, opdat het zwijge. (Harrebomée, I, 235.)
*232. Sein Gewissen spielt in allerhand Farben.
»Um seine (Heckscher) Lippen spielte jenes geheimräthliche Lächeln, jene diplomatische Selbstgefälligkeit, wie sie nur in deutschen Haupt- und Residenzstädten emporblühen, wo sie in der Regel in einem Gewissen [1674] emporsprosst, das in allerhand Farben hinüberspielt und bald in rothe, bald in blaue u.s.w. Falten gelegt werden kann.« (Seb. Seiler, Das Complot vom 13. Juni 1849, Hamburg 1850, S. 35.)
*233. Sein Gewissen wohnt auf der breiten Strasse.
*234. Sich ein Gewissen aus etwas machen.
Frz.: C'est conscience que de faire cela. (Kritzinger, 166b.)
*235. Wenn sein Gewissen ein Jahrmarkt wär', er wäre nicht von Dieben leer. – Parömiakon, 1308.
*236. Wenn sein Gewissen ein Kasten wär', man würde in jedem Schubladen ein Schelmstück finden. – Parömiakon, 1305.
*237. Wider sein Gewissen handeln.
Frz.: Blesser sa conscience. (Kritzinger, 73b.)
238. Auf gewissen handeln hat grosse fahr. – Petri, II, 25.
239. Das Gewissen ist der fürchterlichste Zeuge. – Kornmann, V, 210.
Ein Wort Cato's.
240. Ein bös Gewissen ist eine lose Bestia. – Herberger, II, 204.
241. Ein bös Gewissen ist ein rechter Henker. – Markolf, 47.
242. Ein bös Gewissen trägt die Schuld an der Stirn.
Lat.: Detegere vultus multa turbatus solet. (Philippi, I, 116.)
243. Ein böss gewissen will vnrecht mit Adams Feigenblättern zudecken. – Mathesius, Historia Jesu, II, XXIIIb.
244. Ein böss gewüssen, arges hertz, ist stäts voll forcht, angst, sorg vnd schmertz.
Lat.: Degeneres trepidant animi, pectoraque uersant. (Loci comm., 29.)
245. Ein gut Gewissen hab' vor Gott; ein guter Nahm auff Erdt ist noth. – Zinkgref, IV, 330.
246. Ein gutes Gewissen ist des Menschen beste Brustwehr.
Lat.: Murus aheneus – sana conscientia. (Sailer, Sprüche, 103, 41.)
247. Ein gut Gewissen ist stärker als von Erz eine Mauer. – Frischbier, 4342; Stelzer, 22.
248. Ein gut Gewissen kann der Tod weder fürchten noch missen.
Lat.: Nec timeat mortem bene conscia vita, nec optet. (Philippi, II, 12.)
249. Ein gutes Gewissen ist Gottes Auge. – Heimat, 618.
250. Itziger Zeit Gewissen siehet auf geniessen. – Wirth, I, 259.
251. So du ein böses g'wüssen hast, last es dir weder ruh noch rast; darumb so du wilt ruwig sein, soltu dein g'wüssen b'halten rein.
Lat.: Heu miserum, quid agam? porto sub pectore plagam; tanquam si portem sub eodem pectore mortem. (Loci comm., 29.)
252. Vor des Gewissens Blicken kann kein Unrecht sich entrücken.
Lat.: Latere conscientiam nequit scelus. ( Sailer, Spr. 19.)
253. Wer ein gut Gewissen hat, schläft selbst auf einem Dornenbett.
Lat.: Ne spina quidem vulnerabit bonos. (Philippi, II, 20.)
254. Wer ein gut gwüssen bey sich tregt, zunacht sich frölich schlaffen legt.
Lat.: Qui sibi nil conscit, secura mente quiescit. (Loci comm., 29.)
255. Wen sein Gewissen selbst verklagt, glaubt, alles sei von ihm gesagt.
Lat.: Conscius ipse sibi de se putat omnia dici. (Froberg, 93; Philippi, I, 90.)
256. Wer kein Gewissen hat, kann leicht schwören.
257. Wer sich bewahrt ein ruhiges Gewissen, wird niemals zittern müssen. – Feldbausch, 219.
*258. Das ist ihm aufs Gewissen gefallen.
*259. Das Gewissen in einen hohlen Baum stecken, oder ins Gras spinnen. – Fischer, Psalter, 607, 1.
*260. De hett 'n Geweten, dar kann wol 'n Kutse mit sess Perde in umdrehen. – Kern, 804.
*261. Den nagt sein gewissen. – Hauer, Liij.
*262. Einem etwas aufs Gewissen binden.
»Sie haben mir's vor Schlafengehen aufs Gewissen gebunden.« (Eselsfresser, I, 160.)
*263. Einem etwas ins gewissen schieben. – Herberger, Ib, 199.
*264. Er geht mit dem Gewissen um, wie der Wolf mit dem Schaf.
[1348] *265. Er hat ein Gewissen wie ein Hund, wenn er eine Wurst gestohlen hat. – Klix, 23.
*266. I nimms auf mein G'wisse, wie d' Katz d' Bratwurst. (Schwaben.)
*267. Sein Gewissen ist abgenutzt wie eine Accisklinke. – Nieritz, Sächs. Volkskalender, 1845.
*268. Sein gut Gewissen im Munde führen (haben).
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