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Schweden, Norwegen und Dänemark I. (Karten)
Schweden, Norwegen und Dänemark I. (Karten)

[875⇒] Island (d.i. Eisland), dän. Insel [Karte: Schweden etc. I, 6, bei Skandinavien], 103.000 qkm, nur 42.068 bewohnbar, (1901) 78.489 E.; meist vulkanisches Gebirgsland mit Sand- und Lavafeldern (Odáda-Hraun 3500 qkm), schneebedeckten Hochgebirgen, großen Gletschern (Jökulls; Öräfajökull, im Hvannadalsschnúkur 2119 m) und zahlreichen Vulkanen (Snäfell 1822 m, Hekla 1557 [1466] m), durchfurcht von tiefen Spalten, Flußtälern (Jökullsá) und Seebecken (Thingvallasee); zerschnittene Küsten; zahlreiche lauwarme Quellen (Laugar, d.i. Bäder), heiße Springquellen (Hverar), unter ihnen der Große Geysir, Schwefelquellen (Namar) etc.; Klima feucht und neblig; Getreide bleibt unreif, nur wenig niedrige Bäume. Die Bewohner, altnord. Abkunft und evang.-luth. Konfession, reden die altnord. Sprache, leben meist von Fischfang und Schafzucht. I. wird verwaltet von einem eigenen Minister (seit 1904), zerfällt in drei Ämter (Südamt, Westamt, Nord- und Ostamt) und bildet ein luth. Bistum. Hauptstadt Reykjavík; Handelsplätze Akreyri und Isafjord.

Die Insel, um 795 von irischen Mönchen entdeckt, von dem Norweger Floke, der sie um 870 besuchte, wegen des Treibeises I. benannt, wurde seit 874 von unzufriedenen Norwegern besiedelt, die einen Staat mit aristokratisch-republikan. Verfassung bildeten, welcher, nachdem 1000 das Christentum eingeführt worden war, in polit. und wissenschaftlicher Hinsicht Anfang des 13. Jahrh. seinen Höhepunkt erreichte. Innere Zwistigkeiten ermöglichten 1262 dem norweg. König Håkan V. die Vereinigung I.s mit Norwegen, die 1264 von Magnus VI. vollendet wurde; mit Norwegen kam I. 1380 an Dänemark. 1551 Einführung der Reformation, 1843 Reorganisation des 9 Jahrhunderte bestehenden Althing; nach heftigen Verfassungskämpfen mit Dänemark (seit 1848) Verfassungsgesetz vom 5. Jan. 1874 (Volksvertretung im Althing 36 Mitglieder), an dessen Stelle 1. Febr. 1904 eine neue Verfassung trat, die I. einen eigenen, in Reykjavík wohnenden, dem Althing verantwortlichen Minister gab. – Vgl. Maurer (1874, 1880), Poestion (1885), Schweitzer (1885), Baumgartner (3. Aufl. 1902), Thoroddsen (1892, deutsch 1897-98, und 1905 fg.), Kahle (1900), Jaeger (1905). [⇐875]

Quelle: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 875.
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[51⇒] Island, eine zu Dänemark gehörige Insel im nördlichen Atlantischen Ozean, liegt zwischen 63°23'–66°32' nördl. Br. und 13°31'–24°29' westl. L., ist 965 km von Norwegen und 360 km von Grönland entfernt. Ihre Ausdehnung beträgt von N. nach S 356 km, von W. nach O. 490 km, mit einem Flächeninhalt von 104,785 qkm (1903 QM.). Vgl. die Karte auf S. 52.

[Physische Verhältnisse.] Die Küsten sind sehr unregelmäßig und enthalten zahlreiche, z. T. tief einschneidende Buchten, namentlich an der West- und Nordseite, unter denen gegen W. Faxasjördur und Breidifjördur, gegen N. Skagafjördur und Eyjafjördur hervorzuheben sind. Die zahlreichen Fjorde an der Ostküste sind kleiner; an der Südküste finden sich beinahe keine Fjorde. Das Innere von I. ist zu 3/4 Gebirgsland, zu 1/4 Flachland. Die Küste ist an vielen Stellen 4–7 km weit flach, und einzelne schmale Zungen des Flachlandes erstrecken sich 70–110 km tief in das Innere. Nur im SW. (bei Skálholt) ist das Flachland einigermaßen groß. Sonst sind die Küsten auch klippig und steigen bis 650 m auf. Die Hauptmasse der Insel kann man als ein Hochplateau ansehen, das fast durchgängig eine Mittelhöhe von 650–980 m behauptet. Auf diesem Plateau erheben sich, teils inselartig, teils in längern Zügen, höhere Berge (die sogen. Jöklar, Einzahl Jökull, »Gletscherberge«), die mit ewigem Schnee bedeckt, von Gletschern umgeben sind und sich gewöhnlich in allmählichem Abfall gegen ihre Basis senken. Die jetzigen Gletscher Islands übertreffen an Ausdehnung die der Schweiz bei weitem. Besonders die Mitte bedecken ungeheure Gletscher; der größte derselben, der Vatnajökull, nimmt allein 8810 qkm (160 QM.) ein. Das Innere dieser Eiswüste ist noch fast ganz unbekannt. Nach Winkler sind vier Hauptgebirgszüge zu unterscheiden, die mehr oder weniger alle vulkanischer Natur sind. Der südliche beginnt im W. mit dem Hekla und schließt mit der schon genannten Gletscherwüste des Vatnajökull; an seinem Südende erhebt sich der Öräfajökull, der höchste Punkt der Insel, zu 1959 m. Dieses südliche Gebirge ist ganz vulkanisch; es enthält sechs tätige Vulkane, darunter den 1557 m hohen Hekla (s. d.); ferner den Eyjafjallajökull (1705 m hoch) und die Vulkane im Tal Varmárdalur, südwestlich vom Skaptárjökull (der westlichste Teil des Vatnajökulls). Der westliche Gebirgszug erhebt sich westlich von Reykjavík und zieht nach ONO. weiter, in der mittlern Region vulkanisch. Der nördliche Gebirgszug erreicht nur in einigen Gipfeln den ewigen Schnee und zeigt nur geringe vulkanische Tätigkeit. Die östliche Vulkangruppe liegt im NO., in der Nähe des Sees Mývatn, wo sich mehrere Krater befinden, darunter der Leirhnúkur. Außer den genannten vier Gebirgszügen gibt es noch kleinere isolierte Gruppen; so erhebt sich am äußersten Ende der südwestlichen Halbinsel Snäfellsnes der Snäfellsjökull zu 1437 m. Man zählt im ganzen 29 Vulkane auf I., von denen jedoch nur 7 regelmäßige Eruptionen gezeigt haben.

I. ist wesentlich aus vulkanischen Gesteinen und zwar hauptsächlich aus Basalt und basaltischen Tuffen und Konglomeraten miocänen Alters, untergeordnet auch aus Trachyt (Liparit) sowie jüngern Laven und Aschen aufgebaut. Der Basalt und die Laven bedecken in fast horizontal sich ausbreitenden Strömen und Decken im Innern von I. oft völlig nackte Felder (Hraun) von ungeheuren Dimensionen und einem über alle Beschreibung öden Charakter. Mit den Lavafeldern wechseln sogen. H eidar (Einz. Heidi), d. h. Hochebenen mit sanften Wellenhügeln, die eine dünne Rasendecke tragen, und die diesen verwandten »Hälse« (Hálsar, Einz. Háls), weniger hoch gelegene, aus Steinbänken, Schuttflächen und Sumpfstellen bestehende Ebenen. Den vulkanischen Gesteinen sind an einzelnen Stellen miocäne Sedimente und Braunkohlen eingebettet. Eine Beziehung zu den vulkanischen Kräften der Insel zeigen die warmen, stehenden Gewässer (Laugar) und die heißen, sprudelnden [⇐51] [52⇒] Quellen (Hverar), die sich auf I. in so großer Menge finden wie in wenigen Gegenden der Erde. Die heißen Springquellen werfen Wasserstrahlen aus unter Erschütterung des Bodens, teils beständig, teils zeitweilig aussetzend. Fast alle setzen an ihrer Mündung Massen von Kieselsinter oder-Tuff an und bauen so die allmählich sich erhöhenden, flach kegelförmigen Hügel, aus deren Mittelpunkt sie hervorbrechen, selbst auf. Die berühmtesten dieser zahlreichen, über die ganze Insel verbreiteten Quellen sind die beiden Geiser (s. d.). Schwefelquellen kommen besonders häufig an der Nordküste vor, Schlammvulkane in Menge um den Mývatn.

Die in großer Menge von den Bergen strömenden Bäche und Flüsse sind meist kurz, haben aber eine gewaltige Wassermasse und bilden herrliche Wasserfälle. Die meisten dieser Gebirgsflüsse führen ein kristallhelles Wasser; die von Gletschern kommenden haben ein milchweißes, mitunter auch braungelbes Aussehen. Der bedeutendste Fluß der Insel ist die Thjórsá, die am Arnarfellsjökull entspringt und, westlich am Hekla vorbeifließend, nach 200 km langem Lauf an der Südwestküste mündet. Sonst sind bemerkenswert in der Südhälfte: Hvítá, in seinem untern Lauf Ölfusá genannt, Markarfljót, die berüchtigten Gletscherflüsse Skeidará und die beiden Jökulsá; im nordöstlichen I. Lagarfljôt; an der Nordseite Jökulsá u. a. Unter den Seen Islands (Vatn, Mehrz. Vötn) sind die größten der Thingvallavatn, Thórisvatn und Hvítárvatn im S. und der Mývatn (»Mückensee«) im N.

Karte von Island.
Karte von Island.

Das Klima Islands hat entschieden ozeanisches Gepräge: kühle Sommer und milde Winter. Reykjavík hat eine jährliche Mitteltemperatur von 3,8° (Februar -3,1°, Juli 11,8°), Berufjord (Ostküste) von 2,7° (März -2,0°, Juli 8,3°). Das Maximum im Sommer ist 26°, das Minimum im Winter -30°. Auf den Bergen herrscht Polarklima. Angetriebene Eismassen kühlen die Luft stark ab; so hatte Stykkisholm 1866 ein Februarmittel von -10,7° (normal -2,6°). In der Ebene ist weniger die Kälte unbequem als Feuchtigkeit, Nebel und heftige Stürme. In den mit vulkanischem Sand bedeckten Ebenen rast der Mistur, ein Wirbelwind, der Nebel und Staub bringt und nicht selten das Leben der Reisenden gefährdet. In Reykjavik sind die herrschenden Winde die aus N. und O.;der Niederschlag fällt meist im Herbst und Winter und beträgt an der Südküste über 100 cm, an der Nordküste 40 cm. Schneefall tritt zu allen Jahreszeiten auf. Gewitter kommen meist nur im Winter vor und sind auch dann selten. Der längste Tag währt 20–21 Stunden, der kürzeste 4; vom Mai bis September gibt es fast gar keine Nacht, besonders auf der Nordseite.

Von Mineralien findet sich auf I. am Eskifjördur an der Ostküste wasserheller Doppelspat zusammen mit Zeolithen in einem Basaltmandelstein. Außerdem liefert I. Chalcedone, Schwefel und den sogen. Surturbrand, eine Art Braunkohle, eingelagert in basaltischem Tuff.

In seiner Vegetation gehört I. zum arktischen Gebiet, nur der südliche Teil ist entschieden subarktisch. In den niedern Küstenstrichen besteht die Gesamtzahl an Gefäßpflanzen fast zu drei Viertel aus Arten der nord- und mitteleuropäischen Ebenen, das Hochland und die Nordküste dagegen zeigen mindestens zwei Drittel arktische Arten, von denen nur wenige in Skandinavien fehlen. Wald ist durch schlechte Wirtschaft sehr zurückgegangen und jetzt nur noch spärlich vorhanden; er besteht fast lediglich aus Birken (Betula pubescens var. carpatica), die meist strauchig bleiben. [⇐52][53⇒] Der Hauptreichtum besteht in den Wiesenflächen. Von den 344 isländischen Gefäßpflanzenarten fehlen 123 in Grönland, wogegen nur 5 in dem weiter entfernten Skandinavien vermißt werden. Diese Übereinstimmung weist auf eine vormalige Landverbindung von I. über die Färöerinseln mit Skandinavien hin.

Die Tierwelt ist arm an Arten. Man zählt nur wenige Säugetiere, darunter den Polarfuchs und eine nur in I. vorkommende Maus. Renntiere, die 1770 eingeführt wurden, haben sich stark vermehrt und ziehen in großen Herden, unangetastet und ungenutzt, durch die Ebenen des Innern. Seehunde sind an den Küsten zahlreich. Eidergänse halten sich an vielen Orten in großen Scharen auf; Schneehühner, Brachvögel, Schneeeulen, Bachstelzen, Schneeammern und Zaunschlüpfer, Schnepfen und schön gefiederte Enten sind nicht selten. Reptilien finden sich nicht auf I. Von Wichtigkeit ist der Fischfang, der 27 Proz. der Bevölkerung ernährt, aber hier auch von Holländern, Franzosen und Engländern betrieben wird. Von Seefischen werden Dorsche, Schellfische und Hellbutten überall gefangen, und an der Ostküste besteht eine nicht unbedeutende Heringsfischerei; selbst eine Art Haifische (Hákarl, Mehrz. Hákarlar) kommt nicht selten vor, an einigen Küsten auch Walfische. Im süßen Wasser findet man nur Lachse und Forellen. Der größte Teil der Bevölkerung lebt von der Viehzucht. Das wichtigste Haustier ist das Schaf, das ein vortreffliches Fleisch und gute Wolle liefert; 1896 schätzte man die Zahl der Schafe auf 842,000. Weniger zahlreich ist das Rindvieh (etwa 24,000 Stück). Dagegen ist die Pferdezucht bedeutend (1896: 43,000). Die isländischen Pferde gehören zu einer kleinen, aber flüchtigen, sicher gehenden und sehr anspruchslosen Bergrasse und sind, da es nur Reitwege gibt, für die Bewohner unentbehrlich. Schweine trifft man nur ausnahmsweise, dagegen viele Hunde. Nationalspeise der Isländer ist Skyr, d. h. ausgepreßte dicke Milch. Außerdem besteht das Essen auf I. gewöhnlich aus Schaffleisch, Fischen, aus Vögeln, Eiern, zu flachen Kuchen geformtem Brot von Roggen, Butter und Milch. Endlich wird ziemlich viel Branntwein und Kaffee getrunken.

[Bevölkerung.] Die Zahl der Bewohner Islands betrug 1703: 50,444,1769: 46,201,1786 nur 38,142,1801: 47,240 und 1901: 78,489 Seelen, so daß gegenwärtig, wenn man nur den bewohnbaren Teil der Insel (42,068 qkm) rechnet, noch nicht zwei Menschen auf dem Quadratkilometer wohnen. Die Ursachen dieser geringen Dichtigkeit der Bevölkerung sind hauptsächlich in den natürlichen Verhältnissen zu suchen. Die Isländer sind germanischen Stammes, gehören zur skandinavischen Familie und haben noch ihre eigentümliche Nationalität in völliger Reinheit bewahrt. Ihre Sprache ist noch heute die eingeführte alte norwegische, die man die isländische nennt, und besitzt eine alte, reiche und eigenartig bedeutende Literatur sowie eine Fülle von Sagen (s. Nordische Sprache und Literatur). Landschulen gibt es nicht, aber die Eltern unterrichten selbst ihre Kinder. Eine gelehrte Schule besteht in Reykjavik und eine Realschule in Akreyri. In Reykjavik befindet sich außerdem eine theologische und eine medizinische Lehranstalt. Auch erscheinen mehrere Zeitungen. Von Holz erbaute und wohnlicher eingerichtete Häuser findet man nur in Reykjavík und in den Städten und Handelsplätzen. Auf dem Lande dagegen sind die Häuser durchgängig von Erde und Steinen gebaut. Alle Häuser sind mit Grastorf gedeckt.

Die Industrie Islands ist natürlich gering. Der Hausfleiß liefert grobes Wollzeug (Vadmál), Strümpfe und Handschuhe, die aber schlecht gearbeitet sind. Auch das Handwerk ist nicht bedeutend (s. Tafel »Nordische Kultur II«). Der Handel, bis 1786 ein königliches Monopol und bis 1854 dänischen Untertanen vorbehalten, ist jetzt freigegeben. Reykjavík hat zwei Notenbanken, die 1885 errichtete Landesbank und die 1903 gegründete Privatbank »Islands Bank«. Hauptgegenstände der Ausfuhr sind: getrocknete Fische, Wolle, Tran, Salzfleisch, Talg, Federn, Eiderdaunen, Schneehühner, Fuchspelze, Pferde etc. Die Einfuhr besteht in Korn und Mehl, Kolonialwaren, Holz, Steinkohlen, Eisen, Tabak, Spirituosen und allerlei Fabrikaten. Der Wert der Einfuhr beläuft sich auf ca. 10,4 Mill., der der Ausfuhr auf 10,1 Mill. Mk. I. hat nur vier Städte (Reykjavík, Akreyri, Isafjördr und Seydisfjördur). An mehreren Buchten haben Kaufleute ihre Faktoreien und Häuser errichtet, welche Orte dann Handelsplätze genannt werden. Eine regelmäßige Dampfschiffsverbindung Islands mit Kopenhagen findet an bestimmten Tagen statt. Seit 1873 ist auch ein reguläres Postwesen auf der Insel eingeführt. Als besondere Maße dienen zuweilen der Favn zu 3 Alen = 171,19 cm, für Getreide die Tönde zu 136 dänischen Pott = 131,39 Lit., für Flüssigkeiten der Kutting zu 5 Pott = 4,83 L.

Verwaltung. Der höchste Beamte ist jetzt (Gesetz vom 3. Okt. 1903) der Minister für I., der in Reykjavík wohnt und sich nach Kopenhagen begibt, wenn er dem König im Staatsrat Gesetze und wichtige Regierungsakte vorlegen soll. Die Stellen des Landshöfdings und der beiden Amtmänner sind aufgehoben. Der Minister ist dem Althing verantwortlich. I. wird in vier Ämter geteilt: Süd-, West-, Ost- und Nordamt. Diese zerfallen in 18 Sýslur (Einz. Sýsla, Distrikte) und diese in Hreppar (Einz. Hreppur, Gemeinden). In kirchlicher Hinsicht bildet I. ein Bistum (Reykjavík). Das Isländische ist Kirchen-, Schul- und Rechtssprache, und der größte Teil der Beamten besteht aus eingebornen Isländern. Die Insel hat seit 1874 wieder ihre eigne gesetzgebende Versammlung (Althing), die sich alle zwei Jahre in Reykjavík versammelt und seit 1903 aus zwei Kammern besteht (s. unten, Geschichte). Der Staatsvoranschlag für die zweijährige Finanzperiode 1904/05 beziffert die Einnahme auf 1,668,000 Kronen, darunter Zuschuß aus der Staatskasse des Königreichs 120,000 Kronen, die Ausgabe auf 2,069,000 Kronen. Wesentliche Einnahmen sind die Einfuhrzölle von Spiritus, Tabak, Kaffee und Zucker und Ausfuhrzölle von Fischen und Tran. Militär wird auf I. nicht gehalten.

[Geschichte.] Schon gegen Ende des 8. Jahrh. von Irländern entdeckt, aber erst um 850 von dem Norweger Naddod wieder aufgefunden, dann von dem Schweden Gardar umsegelt und von dem Normannen Floke besucht, der die Insel wegen des an den Küsten angehäuften Treibeises I. (Eisland) nannte, ward I. 874 ständiger Wohnsitz des norwegischen Edlen Ingolfr Arnarson. Der Ort seiner Ansiedelung war Reykjavík. Rasch folgten andre Einwanderer nach, zumeist norwegischen Stammes, aber auch einige dänische, schwedische und keltische Männer. 930 wurde durch Ulfljot für den isländischen Freistaat nach norwegischem Muster eine gemeinsame Landschaftsverfassung entworfen, als Vertretung aller Landsgemeinden ein Althing mit richterlichen und gesetzgebenden Befugnissen eingerichtet, das zur Mittsommerszeit jährlich in Thingvellir (Dingstätte) zusammentreten [⇐53][54⇒] sollte, und den Goden, die bisher auch die politischen und juridischen Leiter ihrer Tempelgemeinden gewesen waren, im Althing ein Vorsitzender übergeordnet, 965 I. in 4 Distrikte, 13 Thinge und 39 Godorde eingeteilt, 1000 nach längerm Wirken verschiedener Missionare, besonders Tangbrands, durch Althingsbeschluß das Christentum eingeführt. 1056 erhielt I. in Isleifr seinen ersten Bischof (Sitz in Skálholt), und 1106 entstand in Holar (Holum) ein zweites Stift. Mit beiden Bistümern waren Schulen und Klöster verbunden. Auch in dem von Isländern entdeckten und kolonisierten Grönland machte das Christentum schnelle Fortschritte, während auf der stark bevölkerten Insel selbst Handel, Landwirtschaft und Volksbildung, dank der vorzüglichen Rechtsverfassung, damals in hoher Blüte standen. Erst seit Ende des 12. Jahrh. ward durch die Entstehung eines Hochadels und die Zustände innerhalb der einheimischen Kirche, die 1104–52 unter dem Erzstift Lund, dann unter dem Erzbistum Drontheim stand, namentlich aber durch innere Streitigkeiten zwischen einzelnen Großen (s. Snorri Sturluson) die Kraft des Freistaates allmählich geschwächt, so daß es schließlich (1262) dem norwegischen König Hakon dem Alten (s. Hakon 5) und seinem Nachfolger Magnus Lagaböte gelang, I. mit Norwegen zu vereinigen. 1280 erhielt I. ein neues, im wesentlichen noch heute gültiges Gesetzbuch. Schon 1380, als I. mit Norwegen an Dänemark fiel, war es dem Verfall nahe. Vollends vernichtet ward der frühere Wohlstand im 15. Jahrh. durch Erdbeben, wiederholte Vulkanausbrüche, schwere Steuerauflagen, fiskalische Übergriffe seitens der dänischen Statthalter u. eine Seuche, die 1402–04 zwei Drittel der Bevölkerung hinraffte. Die gewaltsame Einführung der Reformation durch Christian III. (s. Christian 10) vollzog sich nicht ohne Widerstand. Auch im 17. und 18. Jahrh. hatte I. schwer zu leiden. 1627 und 1687 ward es von algierischen Seeräubern, 1707 von einer verheerenden Blatternepidemie, 1784 und 1785 von schweren Hungersnöten, 1698, 1724 und 1783 von furchtbaren Vulkanausbrüchen heimgesucht. Da überdies der Handel 1602–1786 zugunsten der dänischen Kaufleute monopolisiert war, mußten die Bewohner die fortan nicht mehr einträgliche Viehzucht mit dem unsichern Fischfang vertauschen, was eine immer größere Verarmung zur Folge hatte. Die Regierung von Kopenhagen aus war faktisch eine ganz absolute, obwohl das Althing erst 1800 förmlich aufgehoben ward. Während des dänisch-englischen Krieges 1807–14, wo I. sich selber überlassen blieb, machte der dänische Abenteurer I. Jürgensen (s. d.) sich 1809 zum König von I., geriet aber schon im Sommer d. I. in englische Gefangenschaft. 1810 für ein England befreundetes Land erklärt, wurde I. 1814 wieder mit Dänemark vereinigt. Seitdem machte sich in I. eine immer stärkere Selbständigkeitsbewegung bemerkbar, an deren Spitze Ión Sigurdsson (s. d.) trat. Die Wiederherstellung des Althings (1843) als einer Provinzialversammlung mit beratender Stimme bei allen speziell isländischen Gesetzgebungsfragen, ein 1851 in Reykjavík dänischerseits einer »Nationalversammlung« vorgelegter isländischer Verfassungsentwurf, die völlige Freigabe des Handels (1854) sowie andre Reformmaßregeln genügten dem isländischen Volke nicht. Es forderte vielmehr, I. solle als ein selbständiger Staat nur die Erbfolge mit Dänemark gemeinsam, im übrigen aber eine eigne Regierung in Reykjavík haben und unabhängig von Dänemark durch das Althing sein Gesetzgebungs- und Steuerbewilligungsrecht ausüben. Nach langen Kämpfen wurde ein Teil dieser Forderungen vom dänischen Reichstag und von Christian IX. (s. Christian 16) bewilligt: am 2. Jan. 1871 durch ein Gesetz, das die finanzielle Stellung Islands zu Dänemark ordnete, und 5. Jan. 1874 durch Einführung einer neuen Verfassung. die dem aus 36 (6 vom König, 30 vom Volke gewählten) Mitgliedern bestehenden Althing das Gesetzgebungs- und Steuerbewilligungsrecht in innern Angelegenheiten sowie die Kontrolle über die im Namen des Königs durch einen verantwortlichen Minister für I. ausgeübte Verwaltung verlieh. Am 1. Aug. 1874 feierte I. in Gegenwart des Königs die 1000jährige Jubelfeier der ersten Kolonisation. Obwohl der Wohlstand der Insel, trotz eines furchtbaren Erdbebens (26. Aug. bis 5. Sept. 1896), unter dem Schutz der neuen Verfassung stetig zunahm, waren die Isländer doch mit den erlangten Zugestängnissen noch nicht zufrieden. Seit 1885 wurden von den home-rulers im Althing unter Führung Prof. W. Gudmundssons wiederholt erhebliche Verfassungsänderungen angenommen, die jedoch die dänische Regierung meistens verwarf. Erst der Sturz der konservativen Parteiherrschaft in Dänemark (s. d., S. 488) führte einen Umschwung herbei. Anfang Januar 1902 berief der König das Althing auf den 27. Juli zu einer außerordentlichen Tagung, um zwischen einem vom Althing 1901 nach den Vorschlägen Gudmundssons genehmigten Verfassungsentwurf und einer vom dänischen Kabinett Deuntzer ausgearbeiteten, noch radikalern Verfassungsreform zu wählen. Ende August 1902 genehmigten beide Kammern des Althings die dänische Vorlage, wonach künftig der Minister für I., der bis dahin stets mit dem dänischen Justizminister identisch war und demnach in Kopenhagen seinen Sitz hatte, Isländer und in Reykjavik wohnhaft sein, das Althing jedes zweite Jahr zusammentreten, 40 (darunter 6 vom König ernannte) Abgeordnete zählen und in ein Oberhaus und Unterhaus mit 14, bez. 26 Mitgliedern zerfallen, das Wahlrecht eine Ausdehnung erfahren sollte etc. Dieser Beschluß ward von dem im Spätfrühling 1903 neugewählten Althing Ende Juli mit allen gegen eine Stimme endgültig angenommen. Am 25. Sept. erhielt I. eine besondere Nationalbank mit der Berechtigung zur Papiergeldemission. An die Spitze der neuen isländischen Selbstverwaltung trat 1. Febr. 1904 der bisherige Stadthauptmann von Isafjord, Hannes Hafstein, als erster eingeborner Minister für I.

[Literatur.] Sartorius v. Waltershausen, Physikalisch-geographische Skizze von I. (Götting. 1847) und Geologischer Atlas von I. (das. 1853); Schleißner, I., undersögt fra et lägevidenskabligt Synspunkt (Kopenh. 1849); Ebel, Geographische Naturkunde von I. (Königsb. 1850); Winkler, I., seine Bewohner, Landesbildung und vulkanische Natur (Braunschw. 1861) und I., der Bau seiner Gebirge und dessen geologische Bedeutung (Münch. 1863); Preyer u. Zirkel, Reise nach I. im Sommer 1860 (Leipz. 1862); Paijkull, En sommar på I. (Stockh. 1866); Burton, Ultima Thule, or a summer in Iceland (Lond. 1875, 2 Bde.); Kaalund, Bidrag tilen historisk-topografisk Beskrivelse af 1. (Kopenh. 1877–82, 2 Bde.); Coles, Summer travelling in Iceland (Lond. 1882); Lock, Guide to Iceland (Charlton 1882); Thoroddsen, Islands Beskrivelse (Christian. 1883); Keilhack, Reisebilder aus I. (Gera 1885); Poestion, I., das Land und seine Bewohner (Wien 1885); Labonne, L'Islande et l'archipel des [⇐54] [55⇒] Faeroer (Par. 1888); Baumgartner, I. und die Faröer (3. Aufl., Freiburg 1902); Collingwood und Stefánsson, A pilgrimage to the Sagasteads of Iceland (Kopenh. 1899); B. Kahle, Ein Sommer auf I. (Berl. 1899); Jäger, Die nordische Atlantis. I. und Färöer (Wien 1904). – Karten: Olsen und Gunlaugson (in 4 Blättern, 1: 480,000,1845; reduziert auf 1: 960,000,1849; neue Ausg. 1866); Thoroddsen, Geological map of Iceland, 1: 600,000 (2 Blätter, Kopenh. 1901)

Zur Geschichte, Kulturgeschichte etc.: Finn Johannson, Historia ecclesiastica Islandiae (Kopenh. 1772 bis 1878, 4 Bde.; Fortsetzung von P. Peterson, das. 1841); »Diplomatarium islandicum« (Kopenh. u. Reykjavík 1857 ff., bisher 6 Bde.); K. v. Maurer, Die Entstehung des isländischen Staates und seiner Verfassung (Münch. 1852), I. von seiner ersten Entdeckung bis zum Untergang des Freistaats (das. 1874) und Zur politischen Geschichte Islands (Leipz. 1880); Schweitzer, I., Land und Leute, Geschichte, Literatur und Sprache (das. 1885); G. Storm, Islandske Annaler indtil 1578 (Christian. 1888); Finsen, Om den oprindelige Ordning af nogle af den islandske Fristats Institutioner (Kopenh. 1888); Baasch, Die Islandfahrt der Deutschen, namentlich der Hamburger, vom 15.–17. Jahrhundert (Hamb. 1889); Walt. Gudmundsson, Privatböligen på I. i Sagatiden samt delvis i det övrige Norden (Kopenh. 1889); D. Fabricius, I. und Grönland zu Anfang des 17. Jahrhunderts (hrsg. von K. Tannen, Brem. 1890); A. Geffroy, L'Islande avant le christianisme (Par. 1896); Thoroddsen, Geschichte der isländischen Geographie (isländisch, Reykjavík 1892 ff., bisher 3 Bde.; deutsch von Gebhardt, Leipz. 1897–1898, Bd. 1 u. 2); D. Bruun, Fortidsminder og Nutidshjem paa I. (Kopenh. 1897); E. D. Schönfeld, Das Pferd im Dienste des Isländers zur Sagazeit (Jena 1900) und Der isländische Bauernhof zur Sagazeit (Straßb. 1902); O. Schumann, Islands Siedelungsgeschichte während der Landnámatid (Leipz. 1900); Gudmundsson, Islands Kultur ved Aarhundredskiftet (Kopenh. 1902) und Die Fortschritte Islands im 19. Jahrhundert (deutsch, Kattowitz 1902); »Mimir, Icelandic Institutions etc.« (Kopenh. 1903). [⇐55]

Quelle: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 51-55.
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Verweise:

Isländische Sprache und Literatur, s. Nordische Sprache und Literatur.

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[88⇒] Island, 1) Insel im Nördlichen Eismeer, 150 Meilen von Norwegen, 35 von Grönland entfernt, Dänemark gehörig; 1400 (nach Anderen 1800) QM. u. (nach der Volkszählung von 1850) 59, 157 Ew.; bewohnt ist bes. der südwestliche Theil, das Innere ganz unbewohnt. J. ist umgeben von stürmischen, nur kurze Zeit eisfreien Meeren, mit vielen Klippen u. Felsen; die Eisfelder nehmen jährlich zu u. drohen J. gänzlich unbewohnbar zu machen. J. besteht aus einem Gebirge, das in der Mitte der Insel sich zu Gletschern (Jökuls) häuft u. sich bis gegen 7000 Fuß (Snäsial 4572 Fuß mit der Sanghöhle; andere Spitzen: Tor'a, Öråve 6240 Fuß mit dem Gipfel Flaga, ferner Lange Jökul etc.) erhebt, mehre Vulkane (im Süden Eyasiäl 5500 F., Hekla, dreispitzig, nahe an 5000 Fuß hoch, Skaptar, Katlagläa, in Nordosten Krabla, Leihruncker, in Nordwesten Glaama, Råfutinunfiät etc.) enthält, u. meist das ganze Jahr mit Schnee bedeckt ist. Boden vulkanisch, mit heißen Quellen, oft springbrunnenartig in die Höhe geworfen (s. Geiser), nicht unfruchtbar, aber durch rauhes Klima, Stürme etc. zur Erzeugung des Getreides nicht tauglich. Viele Nebel u. Gewitter. Erdbeben ziemlich häufig; die fürchterlichsten 1755 u. 1783. Die Winter sehr lang u. streng, die Kälte scheint von Jahr zu Jahr zuzunehmen; im Sommer einzelne heiße Tage, sogar warme Nächte; die mittlere Jahrestemperatur + 4°. Die Küsten vielfältig u. tief zerrissen (Busen: im Westen Isefiord, Breedebugt, Faxefiord, im Osten Vapnasiord, im Norden On-, Skaga-, Skagestrandsfiord u.a.) mit vielen Vorgebirgen (im Westen Straumnäs, Öndverdarnäs, Reikianäs, im Osten Langannäs, im Norden Kersnäs, Hagannäs, Skagaspitze, Nordcap). Flüsse zahl- u. wasserreich, doch von kurzem Lauf (z.B. Hvitaae, Thiorsaae, Hieratsaae u.a.); Seen: der My (Myvatn, nie zufrierend u. hier u. da rauchend), Thingvalla etc. J. bringt Pferde, viel (gehörnte) Schafe, Rindvieh, Rennthiere, Hunde, allerhand Pelzthiere, Seehunde, Falken (Edelfalken zur Jagd), große Mengen von Seevögeln u. Wasserthieren; an Pflanzen Sandhaargras (Malur), welches die Stelle des Getreides vertritt, Gemüse, Kartoffeln, nutzbare Flechten (isländisch Moos) u. Beeren. Von Mineralien finden sich Obsidian, Gyps, Kieselsinter, Surturbrand (fossiles Holz), Schwefel, Eisen etc. Die Isländer, Nachkommen der Normänner, reden eine eigene Sprache (s. Isländische Sprache); nur an den Küsten wird dänisch gesprochen. Sie sind kräftig, nicht schön, gastfrei, leben mäßig von Fischen u. Producten der Viehzucht, haben bei vieler Armuth eine gute geistige Ausbildung u. sind sämmtlich lutherischen Bekenntnisses; Charakter: der der übrigen Skandinavier, [⇐88][89⇒] schlicht, ernst u. treu. Der Grundbesitz ist in zu roße Theile zerstückelt; das kalte Klima u. die gefährlichen Gewerbe vermindern die Bevölkerung von Jahr zu Jahr. Die Wohnungen sind dürftig u. niedrig, meist roth bemalt; man wohnt in einzelnen zerstreuten Höfen u. nur an bedeutenden Häfen sind deren mehre zusammen; Beschäftigung: Fischfang, Viehzucht, Jagd (auf Vögel), Weberei (Strümpfe, Handschuh ohne Finger), Handel mit Eiderdunen u. Wolle, Ausfuhr ungefähr: 200,000 Thlr. jährlich. Kleidung seit Jahrhunderten wenig verändert, gleich der der norwegischen Bauern, Sammetjacken, Pelzmäntel etc. Verfassung: J. wird mit den Färöer als ein eigenes dänisches Stift angesehen, steht unter einem Stiftsamtmann, dem vier Amtleute, diesen aber die Sysselmänner für die 21 Syssels od. Districte untergeben sind. Die Syssels zerfallen wieder in Kirchspiele. Ein Bischof steht an der Spitze der Geistlichkeit (19 Pröpste, 184 Pfarrer), welche 300 Kirchen besorgt. Zufolge der königlich dänischen Verordnung vom 8 März 1843 erhielt J. eine besondere Ständeversammlung unter dem Namen Althing. Die Organisation derselben ist der der übrigen Provinzialständeversammlungen des dänischen Staates nachgebildet. Die Sprache bei den Verhandlungen der Stände ist ausschließlich die isländische. Die Abgaben werden auf 50, 006 Thlr. gerechnet. Eintheilung (in politischer Hinsicht) in vier Viertel (Fiordunge): Süder-. Wester-, Norder-, Osterviertel; in administrativer Hinsicht ist Oster- u. Norderviertel eins. Hauptstadt ist Reykjavik (der einzige städtisch gebaute Ort der ganzen Insel) außerdem noch die Orte: Leirar (Leyra), Bessestad (Bessastadir) u. Havnefiord. In J. sind noch eine Menge Denkmäler des tordischen Alterthums, bes. Runensteine (s.d.) bewahrt. Vgl. Chr. v. Eggers, Physikalische u. statistische Beschreibung von J., Flensb. 1787; J. G. Gruber, Beschreibung von J., Lpz. 1805; Henoersons Tagebuch des Aufenthalts in J., Berl. 1820 f., 2 Bde.; Th. Gliemann, Beschreibung von J., Altona 1824; Thienemann u. Günther, Reise im Norden Europas, vorzüglich in den Jahren 1820 u. 1821, Lpz. 1827; Sartorius von Waltershausen, Physisch-geograph. Skizze von J., Göttingen 1847; Ebel, Geographische Naturkunde von J., Königsb. 1850. [⇐89]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 88-89.
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[89⇒] Island (Gesch). Der Däne Gardar, von schwedischer Abkunft, war der erste Normanne, welcher im Jahre 863 J. entdeckte; nur einzelne Küstenorte waren etwa 50 Jahre früher von irländischen Eremiten besucht worden. 874 begannen die Norweger Ingolf u. Hiorleis die Colonisation der Insel, welche in 60 Jahren vollendet war. Die Neubauer, zum Theil den angesehensten Familien des Nordens angehörend, errichteten hier einen Freistaat. Hier erhielt sich die Ursprache des Nordens Jahrhunderte lang unentstellt, u. hier wurden in den Eddas die Volkslieder u. Volksmythen u. in den Sagas die historischen Erzählungen, welche die Colonisten aus dem skandinavischen Mutterlande mitgebracht hatten, zuerst aufgezeichnet. Jenen folgte 881 Skallagrim, König Völldufs Sohn. Er besetzte ein großes Stück Land u. ließ sich dort viele Andere ansiedeln. Auch sein Sohn, der Skalde Egil, kam nach J. Die Vermehrung der Colonisten, deren Anzahl auf 80,000 gewachsen war, machte das Bedürfniß einer ordentlichen Regierungseinrichtung fühlbar. Ulfliot, ein angesehner Colonist, ging 925 nach Norwegen u. entwarf 928 nach der Analogie der heimischen Gesetze ein eigenes Gesetz u. eine Verfassung für J. (nur noch in der Tradition übrig); man wählte jährlich ein gemeinsames Oberhaupt, Lagmann (Gesetzmann), welchem die Vollziehung der Beschlüsse u. Anordnungen übertragen war; Ulsilot war der erste Lagmann. Missionarien, wie Stefnir Thorgilsson (996–97), dann der Sachse Dankbrand, kamen nach J., das Christenthum auszubreiten, u. es gelang endlich den Isländern Gissur u. Hjalti Skeggjason, im Einverständniß mit dem Lagmann Thorgeir von Ljosovatn, durch einen Landtagsschluß (1000) das Christenthum zur Landesreligion zu machen, u. 1016–20 wurden die letzten Spuren des Heidenthums vertilgt; die Kathedrale zu Skaalholt wurde vom ersten Bischof Islef erbaut (1057), das Bisthum zu Holum mit einem Dom gestiftet (1106) u. bei beiden eine Schule angelegt. Mit dem Christenthum kam auch Schreibkunst u. Cultur nach J. Die Isländer entdeckten Ostgrönland, wohin sie Colonien sandten u. das Christenthum verpflanzten; sie besuchten des Handels u. des Studirens halber Deutschland, bes. Erfurt, reisten nach Rom u. nach Frankreich, wo sie mit alter Literatur u. der Dichtkunst der Troubadours bekannt wurden. Nachdem die Ulfliotsche Verfassung an 300 Jahre bestanden hatte, suchte sich statt der Demokratie unter blutigen Kämpfen eine Aristokratie geltend zu machen. Damals lebte in J. Snorre Sturleson, der zum Studium der skandinavischen Geschichte nach Norwegen u. Schweden gereist u. dort Minister geworden war; dieser ging jetzt nach J. zurück; er unterdrückte die Zwistigkeit u. wurde Lagmann, ward aber 1241 von seinem Gegner Gissur erschlagen. Um die Ordnung wieder herzustellen, unterwarfen sich die Isländer (1261) dem norwegischen König Hakon V. u. erkannten auch dessen Nachfolger als Jarl an, bis sie zugleich mit Norwegen (1380) an Dänemark kamen, welches Statthalter in J. einsetzte. Aber J. war bereits in Verfall; eine schreckliche Pest hatte die Hälfte der Bevölkerung hingerafft (1350). Über die Einführung der Reformation brachen Unruhen aus (1540–51), die bald durch den Sieg derselben beendet wurden. Im 18 Jahrh. wurde auf J. von Seeräubern große Verwüstung angerichtet, im 18. die Bevölkerung durch zahlreiche Mißernten u. Hungersnoth gemindert u. durch Ausbrüche der Vulkane (bes. 1698 u. 1724), so wie durch Erdbrände (1783) das Land heimgesucht. Von diesen Unglücksfällen hat J. sich nie wieder erholt. Während des Krieges zwischen England u. Dänemark erschien 12. Jan. 1809 der ehemalige dänische Matrose Jörgen Jörgenson mit zwei englischen Caperschiffen vor Reykjavik, nahm den dänischen Gouverneur, Grafen Trampe, gefangen u. schickte ihn so nach London, proclamirte am 21. Juni eine Isländische Republik, bezog das Gouvernementshaus u. hielt sich eine mit langen Messern bewaffnete Garde; wer sich ihm widersetzte, sollte erschossen werden. Im August wurde seine Flagge 3 Stockfische) von einem britischen Kriegsschiff als ungesetzlich vernichtet, er abgesetzt u. gefangen nach London gebracht. 1821 im Dec. heftiger Ausbruch des Eyafiäl u. 1823 des Kattlagiaa; 1824 u. 25 Hungersnoth; 1827 verminderte eine Epidemie die Einwohnerzahl auf [⇐89][90⇒] 40,000. Seit 1831 ist die Bevölkerung wieder gestiegen. 1843 erhielt J. ein den übrigen dänischen Provinzialständeversammlungen nachgebildetes Althing. Vgl. Leo, Einiges über das Leben u. die Lebensbedingungen von J. in der Zeit des Heidenthums, in Raumers Historischem Taschenbuch, Bd. 6, 1835; Finn Johannsson, Historia ecclesiastica Islandiae (bis 1740), Kopenh. 1772–78, 4 Bde., fortgesetzt (bis 1840) von Peter Petersson, ebd. 1841; Harbou, Om reformationen i Island; Peter Petersson, De jure ecclesiarum in Islandia, Kopenh. 1844; Skyrslur um landshagi a Islandi, ebd. 1855 f. [⇐90]

Quelle: Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 89-90.
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[443⇒] Island, 1406 QM. große Insel am nördl. Polarkreise, 150 Ml. von Norwegen, 35 von Grönland entfernt, von stürmischen, selten eisfreien Meeren umgeben, mit zerrissenen Küsten, ganz vulcanisch. Sie ist nur an der Südwestküste bewohnt, das Innere, so weit man es kennt, ist von Gebirgen erfüllt, in Eis und Schnee starrend, mit Lavafeldern, heißen Morästen und Quellen abwechselnd (s. Geiser). Man kennt 19 Vulcane, z.B. Hekla, Eyafiäl, Krabla, Gaitland etc.; die Gebirgsspitzen (Jökul) erheben sich bis gegen 7000'. Die Eisfelder nehmen jährlich zu, so daß sich das Klima mehr und mehr verschlimmert. Die Vegetation ist äußerst spärlich, von Wichtigkeit ist besonders das isländ. Moos; angebaut werden einige Kohl- und Rübenarten, Spinat, Kartoffeln; verkrüppelte Birken sind das einzige Gehölz, man heizt deßwegen mit Torf und Treibholz. Schafe, Pferde, Hornvieh, etwas Hausgeflügel wird fortgebracht und ist sehr ausdauernd; wichtig ist der Fischfang, die Jagd auf Seevögel, das Ausnehmen der Eiderdunen. Einwohner kaum über 60000, norwegischer, geringen Theils dänischer Abkunft; sie wohnen in Hütten, die aus Lava- od. Torfstücken gebaut u. mit Moos ausgestopft sind, führen Eiderdunen, jährlich etwa 15000 Ctr. Wolle u. 200000 Paar Wollestrümpfe aus. Sie sind nicht ungebildet, lieben Geschichte und Poesie, sind schlichten Charakters, aber Keuschheit ist keine in I. einheimische Tugend. I. ist dänisch, steht unter einem Stiftsamtmann mit 4 Amtleuten; einzige Stadt ist Reykjawik; andere Orte sind: Skalholt, Bessestad, Leirar mit einer Druckerei. I. wurde nach 860 durch normännische Seefahrer (Naddod) entdeckt u. bevölkerte sich schnell von Norwegen aus, als Harald Harfagar mit Gewalt sich zum Alleinherrscher Norwegens machte. Die Verfassung war eine republikanische, um 1000 wurden die Isländer christlich, geistige Bildung wurde sorgfältig gepflegt und den Isländern verdanken wir die Erhaltung einiger Ueberlieferungen aus dem höchsten germanischen Alterthum (vgl. Edda). Im J. 1261 unterwarf sich I. Norwegen, wurde 1380 dänisch, 1540 von Christian III. zur Reformation gezwungen. Erdbeben, vulkanische Ausbrüche, Hungerjahre, Pesten haben I. viel heimgesucht (letzte Seuche 1827). [⇐443]

Quelle: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1855, Band 3, S. 443.
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[464⇒] Island, d.h. Eisland, eine zum dän. Staate gehörende Insel, liegt zwischen Norwegen und Grönland unter dem Polarkreise und wird gewöhnlich zu Europa, richtiger aber zu Nordamerika gerechnet. Sie ist durchweg gebirgig und besteht aus einer ungeheuren Felsenmasse, die, wiewol ganz und gar vulkanisch, doch mit ewigem Schnee und Eis bedeckt ist. Die Insel hat nicht weniger als 29 Vulkane, unter denen der Hekla (s.d.) unsern von der Südküste der berühmteste ist. Der Oeräfe Jökul erhebt sich bis 6240 F. Eine Merkwürdigkeit sind die vielen heißen Quellen, namentlich die beiden Geiser (s.d.). In dem heißen Wasser kochen die Isländer ihre Nahrungsmittel. Es ist viel Torf und fossiles Holz vorhanden; die Wälder aber, welche in frühern Zeiten die Thäler an der Südküste bedeckten, sind leider ausgerodet worden; doch fehlt es nicht an Feuerung und Bauholz, weil das Meer ungeheure Massen von Treibholz ans Ufer wirst. Besonders reich ist I. an Schwefel. Das Klima ist rauh, stürmisch und kalt und wenn sich große Eismassen an der Insel stauen, so verbreiten dieselben eine solche Kälte, daß mehre Jahre hintereinander das Getreide nicht reif werden kann und aller Pflanzenwuchs beinahe aufhört; im Laufe eines einzigen Jahrhunderts hatte I. 43 Jahre Miswachs, und 14 Mal herrschte Hungersnoth. Die Hauptproducte sind: das bekannte isländ. Moos, etwas Getreide und Hafer, Pferde, Rindvieh, das keine Hörner hat, während die Widder deren oft drei, ja vier haben, Rennthiere, die aber hier nicht einheimisch waren und erst 1770 eingeführt wurden, Füchse, die ein geschätzes Pelzwerk liefern, weiße Bären, welche zuweilen über das Eis kommen, Eidergänse und weiße Edelfalken. Das Meer und die Flüsse, z.B. die Hvit-aa und andere, sind ergiebig an Fischen, namentlich Salmen, Hechten, Kabeljau, Heringen, Walfischen und Seehunden. Der Flächeninhalt der Insel beträgt etwa 1800 ! M.; bewohnt und angebaut ist sie nur an der Süd- und Westküste; das Übrige ist öde Wüstenei. Die Hauptstadt ist Reikevig oder Reikiawik an der Südwestküste mit 600 Einw. Sie ist Sitz des Oberamtmanns und Obergerichts, hat einen Bischof, ein Lyceum, eine Druckerei, zwei Zeitungen und eine gelehrte Gesellschaft, die sich besonders mit isländ. Literatur beschäftigt und mit der Gesellschaft der Alterthumsforscher in Kopenhagen in Verbindung steht. Die kleine Stadt oder vielmehr das Dorf Holum hatte schon 1530 eine Druckerei, während es den meisten Städten des östl. Europas noch an einer solchen fehlte.

I., das gegenwärtig etwa 55,000 Einw. zählt, ist von Norwegen aus bevölkert worden und die Isländer sind daher skandinavischen Stammes, gut gewachsen, von vortrefflichem Charakter und sehr gastfrei. Ihre Hauptbeschäftigungen sind der Fischfang, Viehzucht (in einem einzigen Hungerjahre, in welchem auch 9000 Menschen starben, verlor die Insel 28,000 Pferde, 11,000 Stück Rindvieh und 190,000 Schafe) und Strickerei. Es werden jährlich 150,000 Paar wollene Strümpfe und ebenso viele Paar Handschuhe ausgeführt. Die Einw. kleiden sich einfach aber sauber, und es herrscht unter ihnen eine so allgemeine Bildung, wie nirgend anderswo. Es ist kein Erwachsener auf der Insel, der nicht wenigstens lesen und schreiben könnte. – I. ist wahrscheinlich schon lange vor dem 9. Jahrh. von Irländern entdeckt worden, es wurde aber erst seit 861, als der Seeräuber Nadodd es auffand, bekannter. Um diese Zeit bezwang in Norwegen König Harald Schönhaar die vielen kleinen Häuptlinge, von denen manche sich seiner Herrschaft entzogen und nach I. flüchteten, wo sie Ansiedelungen gründeten. Sie brachten ihre historischen Traditionen mit sich, ihre Religions- und Götterlehre, ihre Poesie und die Sitten ihrer alten Heimat, und unter dem Polarkreise fangen die Skalden Loblieder zu Odin's Ehre und Preis. Snorro Sturleson, der Verfasser der berühmten Edda, war ein Isländer. Späterhin zeichneten sie sich auch als Reisende aus, und manche von ihnen haben zu den Zeiten der Kreuzzüge Jerusalem besucht; denn schon 981 wurde auf der Insel das Christenthum eingeführt. So lange sie unabhängig war, hatte sie eine republikanische Regierungsform, und die höchste obrigkeitliche Person war ein Lagman, d.h. ein Mann des Gesetzes; 1261 aber, als bürgerliche Zwistigkeiten entstanden waren, unterwarf sich die Insel dem König Hakon VI. von Norwegen und seit der kalmarer Union 1397 ist sie stets in Abhängigkeit von Dänemark geblieben. Die Reformation ward 1540 von König Christian III. eingeführt. [⇐464]

Quelle: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1838., S. 464.
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[490⇒] Island, die große Insel des nördlichen Eismeeres, welche schon den Römern und Griechen unter dem Namen Thule bekannt gewesen sein soll. Wahrscheinlich wurde sie von Norwegen aus bevölkert und kam später mit diesem unter dänische Oberherrschaft. Ihre Größe ist geographisch noch nicht festgestellt, sie schwankt zwischen 1400 und 2700 Quadrat M. Ein stürmisches, selten von Eis befreites Meer umwogt die starren, schwarzen, aus Rissen und Klippen gebildeten Küsten. Tiefer im Lande erheben sich rauhe Felsen und die Mitte desselben bildet eine Bergreihe, deren höchste Spitzen sich in die Schneeregion verlieren. Island ist ein Riese, in dessen Innerm verzehrende Feuer toben, dessen Haupt aber Schnee bedeckt und ewige Eisrinde bekränzt, während in tiefern Thälern Kartoffeln, viele Gemüse, Getreide, Beeren, gedeihen, welche in einem andern Lande von gleicher Breite nicht fortkommen. Die Berge liefern Bimssteine, Schwefel, Lava, Obsidian, Eisen, Gips, Kalkspath, Kupfer, Blei, Zinn und einiges Silber. In den Waldungen hausen Renn- und Elenthiere, Hirsche und Damhirsche, aber auch Wölfe, Bären, wilde Hunde, und während des Winters finden sich Eisbären an den Küsten ein. Die Zucht der Hausthiere ist gering, man hat wenig Pferde und Kühe; die zahmen Rennthiere liefern Fleisch, Milch und Butter; eine besondere Art von Schafen zeichnet sich durch die langen, spiralförmigen Hörner, deren jedes 7–8 trägt, aus. Sie sind nur dieser Region eigen und trotzen der Kälte so sehr, daß sie sich oft heerdenweise ohne Nachtheil einschneien lassen und ihr Dasein nur durch den aufsteigenden Dunst verrathen. Den größten animalischen Reichthum des Landes aber bildet das wilde Geflügel. Unter diesen gibt es Fischreiher, Adler, Edelfalken, Enten, Taucher und namentlich Eidergänse; die letztern liefern die weichen, in ganz Nordeuropa so sehr geschätzten Eiderdunen (s. d.), welche einen der Hauptausfuhrartikel des Landes bilden. Fast eben so reich ist I. an Fluß- und Seefischen aller Art, an Wallfischen, Seehunden, Narvals etc. Für [⇐490][491⇒] Alles dieses erhalten die Isländer Getreide, Südfrüchte, Stoffe aus unsern Manufakturen, einige Luxussachen etc. Island wurde dreimal entdeckt, niemals aber dauernd kultivirt. 870 flüchteten sich edle Norweger hierher, welche der Tyrann Harold Hafagar vertrieben. Sie bevölkerten den südlichen Theil der Insel und ihre Anzahl stieg bald auf 80,000. Das Christenthum wurde eingeführt, Schulen gestiftet, Geschichte und Dichtkunst kamen in Flor. Von den Heldenthaten, den Mythen des Nordens geben die Edda, die Heimskringlasaga etc. Kunde. Wir verdanken sie gelehrten Isländern. Islands Bewohner entdeckten aller Wahrscheinlichkeit nach Grönland und Nordamerika; sie waren Jahrhunderte lang als ein kluges, handeltreibendes, muthiges Volk berühmt. Da überzog eine furchtbare Pest, der schwarze Tod, die Insel, entvölkerte sie und so verschwand die Population beinahe aus der Geschichte. 1261 unterwarfen sich die Isländer dem Norwegerkönig Hakon V. 1350 raffte der schwarze Tod abermals 60,000 M. weg. 1387 kam die Insel mit Norwegen an das dänische Reich, welchem sie seitdem verblieben ist. – Die Zahl der Einwohner betrug 182950,000 Seelen. Das Innere der Insel ist ganz unbewohnt, nur auf den fruchtbaren Küstenstrecken leben die Menschen in einzelnen Höfen und Handelsplätzen, welche jedoch den Namen Stadt kaum verdienen. Ihre Persönlichkeit, ihre Sprache und ihre Gebräuche geben noch heute ein treues Bild der alten Scandinavier. Sie haben an ihren vaterländischen Interessen und ererbten Gebräuchen 900 Jahre lang fest gehalten und fast keine Neuerung angenommen. Ihre Sprache ist eine Tochter der normännisch-scandinavisch-germanischen. Der Isländer ist offen, heiter und fromm, bei vieler Schärfe des Geistes; seine Haupttugend ist die Gastfreiheit. Obgleich im Allgemeinen sich die Wohnungen der Isländer, welche aus mehrern zusammenhängenden Gehöften bestehen, durch Glanz und Reinlichkeit auszeichnen, so ist das Fremdenzimmer doch stets das beste, bequemste und sauberste. Die Isländerinnen [⇐491][492⇒] besitzen den Typus der hochnordischen Schönheiten; sie haben viel Anlage zur Corpulenz und erreichen meist ein höheres Alter als die Männer, welche häufig den Beschwerden und Mühseligkeiten ihrer Lebensart unterliegen. Die Männer kleiden sich in der Regel in eigengewebte Stoffe, tragen Hemden von grober Leinwand, runde Matrosenjacken von blauem Wollzeug, dergleichen Jacken und Schuhe von Seehundsfellen. Der Putz der Frauen ist mehr zusammengesetzter Art. Ein rothes oder schwarzes Leibchen mit Sammet besetzt umschließt den Oberleib, darunter ziehen sie 2–3 Unterröcke von blauem Stoffe an, darüber eine Schürze mit schwarzem Sammetbesatz. Ein Gürtel von gleichem Zeuge umschlingt die Hüften; er ist mit Zierathen von Silber und Steinen besetzt. Den Hals bedeckt eine silbergestickte schwarzsammtne Halskrause, 2 Z oll breit. Ueber diesen ganzen Anzug wird noch die Hempa, ein Kleid von schwarzem Tuche, geworfen, das man vorn mit Haken befestigt. Reiche Frauen hängen silberne Ketten mit großen Schaustücken- um den Hals. Der Kopfputz besteht in einem Turban von weißer Leinewand, der mit einer unzählbaren Menge von Nadeln aufgesteckt wird. Er hat gewöhnlich eine Höhe von 15–20 Zoll und verbirgt das Haar gänzlich. – Die Mahlzeiten der Isländer sind sehr einfach; sie essen geronnene Milch, Sahne, Waldbeeren, getrocknete Fische, Käse, wenig Brod, aber viel Butter, welche sie, besonders wenn sie schon alt ist, lieben. Nur an hohen Festtagen wird Hammelfleisch genossen. Der Isländer ist sehr arbeitsam; die Sorge der Rinder und Schafe fällt den Männern anheim, ebenso Jagd, Fischfang, das lebensgefährliche Aufsuchen der Eidergänse, deßgleichen die Verfertigung aller eisernen und hölzernen Geräthe. Die Frauen spinnen, stricken, weben, sticken und besorgen die Küche. Während der Arbeit erheitern sie sich durch Gesang, oder es liest ein Glied der Familie den Uebrigen etwas vor; Erbauungsschriften, Sagen der Vorzeit etc. Gegen Ende Juni zieht der Landmann in ganzen Karavanen nach den Faktoreien [⇐492][493⇒] oder Handelsplätzen, um dort seine Produkte zu vertauschen. Sie machen die Reise zu Pferde und bedienen sich unterwegs der Zelte, welche denen der Beduinen gleichen und worunter sie sich nomadisch niederlassen. Unter solchen Zelten leben die isländischen Frauen einige Wochen hindurch auf den Bergen, um während der Abwesenheit ihrer Männer das isländische Moos einzusammeln. Der wichtigste Zweig der ländlichen Sommerbeschäftigung aber ist das Heumachen, die eigentliche isländische Erntezeit, Ende Juli und Anfangs August. Island zerfällt in 3 Aemter: das Süd-, Nord- und Westamt. Die Hauptstadt ist Ryikiawig, am Meerbusen Faxasiord zwischen zwei Hügeln gelegen, mit 70 zerstreut liegenden hölzernen Häusern und 450 Einw. Hier residirt der Stiftsamtmann und ein Bischof, befindet sich eine Domkirche, Hafen, Bibliothek, Bibelgesellschaft etc. Im Sommer wird hier lebhafter Tauschhandel getrieben.

V. u.–n. [⇐493]

Quelle: Damen Conversations Lexikon, Band 5. [o.O.] 1835, S. 490-493.
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[246⇒] Island, eine Insel in dem nördlichen Ocean; sie liegt nicht weit von Nordamerika, wird aber dennoch zu Europa gerechnet, und ihre Größe beträgt über 2600 Quadratmeilen. Sie hat ein sehr rauhes Clima und viele Schneegebirge, unter welchen sich zum Theil Vulkane befinden (z. B. der Hekla). Auch giebt es hier viele warme und selbst ganz heiße Wasserquellen, von welchen einige – namentlich der Geiser im südlichen Theile von Island – den künstlichsten Springbrunnen gleichen, indem das Wasser aus denselben oft mehrere hundert Fuß in die Höhe springt; eine Erscheinung, die sich aus der vulkanischen Beschaffenheit der Insel erklären läßt. Im Innern ist sie ganz unbewohnbar, aber an den Küsten giebt es gute Weideplätze. Dörfer und Städte findet man hier nicht, sondern nur einzelne Höfe, welche zusammengenommen ein eignes Stiftsamt ausmachen. Die Einwohner – ungefähr 45,000 – beschäftigen sich hauptsächlich mit Fischerei und Schafzucht, bekennen sich zum Lutherischen Glauben, und reden zwei Hauptsprachen, Dänisch und Finnisch. Die hiesigen Eidergänse liefern die schönsten Eiderdunen. Das so genannte Isländische Moos, welches bei uns ein Arzneimittel ist, dient hier zur Nahrung. Die Insel gehört dem Könige von Dänemark, und wird vorzüglich nur von Dänischen Schiffen [⇐246][247⇒] besucht. Im neunten Jahrhunderte wurde sie von den Norwegern entdeckt, welche sich auch hier niederließen. Anfangs regierten sich die neuen Insulaner durch obrigkeitliche Personen aus ihrer Mitte; nachher aber unterwarfen sie sich ihrem Mutterlande Norwegen, mit welchem sie an Dänemark kamen. Der Name dieser Insel rührt von den ersten Entdeckern her, welche in ihrer Gegend viel Eis antrafen. [⇐247]

Quelle: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 2. Amsterdam 1809, S. 246-247.
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