1. Als de Bûk vull is, so is dat Höwet frölik.
2. Am Bauch gross, hinten bloss. – Fischart, Gesch.
[244] 3. An annrer Bauch, an annrer Brauch. (Franken.) – Frommann, VI, 164.
Auf schwangere Frauenspersonen angewandt.
4. As de Buyk opgaet, brickt dat Speelken uyt.
Holl.: Als de buik opengaat, dan breekt het spel uit. (Harrebomée, I, 101.)
5. Auf einem hungrigen Bauche steht kein fröhlich Haupt.
Wie oft wird bei uns nicht durch die Bedürfnisse des Lebens in den besten Köpfen die Wissenschaft in ihrer schönsten Blüte gebrochen. Zu welchen grossen Resultaten würden wir nicht schon gelangt sein, wenn die ausgezeichnetsten Köpfe von Nahrungssorgen befreit gewesen wären!
6. Auf einem vollen bauche steht (gehört) ein fröliches Haupt (Herz). – Henisch, 208; Blum, 600; Sailer, 154; Luther, 227; Winckler, X, 2; Gaal, 158.
Dän.: Paa en fuld bug sidder et lystig hoved.
Frz.: Quand on sort d'un bon repas, que tout est bien ici-bas. (Cahier, 3885.)
Holl.: Als het buikje vol is, is het hoofd blij. – Op eenen vollen buik staat een vrolijk hoofd. (Harrebomée, I, 103.)
Lat.: Dum satur est venter, gaudet caput inde libenter.
7. Auf einen vollen Bauch folgt ein nackter Arsch.
Holl.: Op eenen buik van fluweel volgt een kleed van pij. (Harrebomée, I, 103.)
8. Auf vollem Bauch steht wol volle Andacht.
9. Auff einem vollen bauche ist gut ligen. – Henisch, 208.
10. Auff einem vollen bauch steht ein tölpischer (unbesonnener) Kopf. – Henisch, 208.
Darum hat auch kein Singvogel ein Pfund Fleisch auf dem Leibe.
11. Aus einem verfluchten Bauch kommt kein gesegnet Kind.
12. Besser den Bauch zersprengt, als dem Wirth 'n Tropfen geschenkt. (Schles.)
Engl.: Better belly burst, than good drink lost.
Frz.: Mieux vaut ventre crevé, que bon coup laissé. (Cahier, 4389.)
13. Besser der Bauch platze, als dass das Essen verderbe.
Der Türke drückt denselben Gedanken aus, nur setzt er statt Essen »Thee«.
14. Dem Bauch des Metropolen schadet die Marterwoche nicht. (Petersburg.) – Altmann V.
15. Dem hungrigen Bauch schmeckt alles wohl. – Simrock, 5078; Lehmann, II, 60, 61; 269, 110.
16. Den Bauch füllt man leichter als die Augen.
17. Den Bauch kann man füllen, das Auge füllet nur Grabstaub. (Türk.)
18. Den Bauch verhatscheln, heisst nach dem Kirchhof watscheln.
It.: Chi troppo nutrisce il suo corpo non fa mai vecchie ossa.
19. Der bauch bellet vnd murret ohn vnterlass. – Henisch, 208.
20. Der Bauch bringt manchen an den Galgen. – Lehmann, II, 78, 57.
21. Der bauch fragt, wie viel es geschlagen. – Henisch, 208.
Lat.: Molestus interpellator venter. (Homer.) (Erasm., 285; Wiegand, 76; Faselius, 84.)
22. Der Bauch geht stets voran und der Höcker hintennach.
23. Der Bauch hält den Wein, ist auch das Kleid zerrissen. – Lehmann, 55, 5.
24. Der Bauch hat bald genug, aber die Augen nimmer. – Lehmann, II, 61, 83.
25. Der Bauch hat keine Ohren. – Eiselein, 56; Lehmann, II, 78, 58; Henisch, 208; Simrock, 765; Kirchhofer, 241.
Dän.: Bugen haver ingen eren; taaler ej lang snak.
Lat.: Venter auribus caret.
26. Der Bauch hört keine Predigt.
27. Der bauch ist dem einen so weich als dem andern. – Henisch, 208.
28. Der bauch ist der sichere trost. – Henisch, 208.
29. Der bauch ist dess lebens vnglück. – Henisch, 208; Lehmann, II, 61, 84.
30. Der Bauch, ist ein Auge für Brot, sei es auch hart, aber kein Ohr für Rathschläge, seien sie auch gelind. (Russ.)
[245] 31. Der Bauch ist ein beinloser Gott. – Lehmann, II, 78, 59.
32. Der Bauch ist ein böser (gefährlicher, schlechter) Rathgeber. – Henisch, 208; Simrock, 755; Franck, I, 23a; Winckler, XVI, 74; Lehmann, 55, 4.
Wo die schmerzhaften Empfindungen des Hungers die Vernunft überwältigen, da muss freilich die gewaltsame Befriedigung des Naturtriebes manches Ungebührliche zur Folge haben.
33. Der bauch ist ein grosser schalck, macht vns all zu schelmen. – Henisch, 208; Franck, I, 23a; Simrock, 753.
34. Der Bauch ist ein Krämer, der keinen Credit gibt.
Dän.: Bugen vil intet borge.
35. Der Bauch ist ein lästiger Mahner.
36. Der Bauch ist ein Meister aller Künste. – Winckler, XV, 4.
37. Der bauch ist ein schelm, er macht vmb Tellerleckens willen buben. – Henisch, 208.
38. Der Bauch ist ein Störenfried.
Ein unzufriedener Bauch weiss stets an seine Gegenwart zu erinnern und zu machen, dass man vor seiner Befriedigung keine Ruhe hat.
39. Der Bauch ist ein Wirthshaus, da einer gehet ein, der andre gehet aus. – Eiselein, 56; Lehmann, 55, 1.
Holl.: De buik is een gasthuis. (Harrebomée, I, 102.)
40. Der Bauch ist ein Wirthshaus, wo es gehet ein und aus. – Simrock, 758.
41. Der Bauch ist leichter gefüllt als die Augen. – Henisch, 208; Simrock, 757.
Holl.: De buik is ligt gevuld. – Men zoude hem den buik wel verzadigen, konde men hem maar de oogen vullen. (Harrebomée, I, 102.)
42. Der Bauch ist vielen ein Gott, der gern isst, aber nicht gern drischt.
Und denen gerade, die nicht gern dreschen, ist er ein gefährlicher Rathgeber; denn wer fleissig drischt, hat keinen Hunger zur Unzeit, noch weniger aber arge Gedanken.
43. Der bauch kann der glider und die glider des bauchs nicht entbehren. – Henisch, 208.
44. Der bauch lasst seiner nicht vergessen. – Henisch, 208; Lehmann, 56, 8; Gaal, 155.
Ung.: Nem kérdi a has, hányat ütött az óra.
45. Der Bauch lässt sich mit Worten nicht abspeisen. – Blum, 590; Henisch, 208; Kirchhofer, 241; Gaal, 156.
Eine Mahlzeit ist dem Hungrigen mehr werth als die schönsten Versprechungen.
Engl.: The belly ist not filled with fair words.
Frz.: Le ventre ne se rassasie point de paroles.
It.: Il ventre non si sazia di parole.
Lat.: Mentiri ventri nemo valet esurienti.
Ung.: Üres hasnak nem elég a szép szó, hanem a czipó.
46. Der Bauch lässt sich nichts vorlügen. – Bebel, 13; Fallersleben, 497; Tunn., 18, 15; Simrock, 764.
Holl.: Men mag den buik niet beliegen. (Harrebomée, I, 102.)
47. Der Bauch lehret alle Künste. – Blum, 611; Lehmann, II, 61, 85; Henisch, 208.
Dän.: Bugen gjør at man finder paa adskilligt.
Lat.: Fames artium magistra. – Magister artis ingeniique largitor venter.
48. Der Bauch lehrt Künste und macht den Kopf witzig. – Eiselein, 57.
Lat.: Magister artis, ingeniique largitor venter. (Pers.) – Magistra multorum improborum existit fames.
49. Der bauch lest sich bald settigen, die augen nicht. – Henisch, 152.
50. Der bauch macht den leuten vil zu schaffen. – Henisch, 208; Gaal, 154.
Lat.: Venter curarum causa.
Ung.: A gyomor éhsége nagy gondot ád az embernek.
51. Der bauch macht dieb vnd mörder. – Henisch, 208.
Ung.: Jámbort is lopásra tanit a nagy éhség.
52. Der Bauch macht die Füsse gehen, nicht die Füsse den Bauch.
Frz.: C'est le ventre qui fait aller les pieds, et non pas les pieds le ventre.
53. Der Bauch macht Huren und Buben. – Eiselein, 56; Simrock, 754; Lehmann, 55, 4.
54. Der Bauch macht uns alle zu Schelmen, sagt der Landrath, wenn das zweite Hundert Austern kommt.
[246] 55. Der Bauch macht viel Schelme.
Der Bauch ist ein Gott, der nicht selten ganze Familien und Erbschaften verschlingt, der jedes Gefühl für wahre Grösse tödtet, der jeden Keim menschlicher Empfindungen erstickt.
Dän.: Bugen lærer ondt, gjør skjelmer og tyve.
56. Der Bauch macht zu Pfaffenhuren. – Lehmann, II, 78, 60.
57. Der Bauch regiert den Kopf.
58. Der Bauch treibt die Faulen zur Arbeit. – Lehmann, II, 78, 61.
59. Der Bauch verkocht und verzehrt, was alle Welt gewinnt und verscharrt.
60. Der Bauch vnd seine Glieder hören keine Prediger. – Lehmann, 56, 9.
61. Der Bauch will allzeit sein Recht haben. – Lehmann, II, 78, 62.
62. Der bauch wirt eim ehe voll, denn die augen. – Henisch, 152; Lehmann, II, 61, 86.
63. Dicke Bäuche und rothe Köpfe kommen nicht vom Winde.
Wohlbeleibtheit ist die Wirkung guter Mahlzeiten.
Holl.: Hij heeft om niet zulk een' dikken buik niet. (Harrebomée, I, 102.)
64. Durch den Bauch führt keine Landstrasse.
65. Ein Bauch, der zu lange schwanger ist, erstickt die Frucht und oft die Mutter dazu.
66. Ein dicker Bauch macht keinen spitzfindigen Kopf.
67. Ein fetter bauch, ein grober schlauch. – Henisch, 208.
68. Ein fetter Bauch macht mageres Gehirn.
»Was kann wol«, sagte der Römer Cato, »ein Mensch nützen, an dem der Bauch den ganzen Raum zwischen den Beinen und dem Kopfe einnimmt.«
69. Ein hungriger Bauch hat keine Ohren. – Luther, 428, 463; Lendroy, 15; Gaal, 157; Lehmann, II, 49, 5.
Wo es sich um Befriedigung des Hungers handelt, vernimmt man keine moralischen Gründe. Der Hunger verträgt keinen Widerspruch, auch ist er ein schlechter Zuhörer. Dies Sprichwort soll seine Entstehung einer Antwort verdanken, welche der Hofnarr Adderich seinem Herrn, dem Könige von Neapel, im Jahre 1400 gab. Der König war in seinem Lustgarten und ergötzte sich an dem Gesange eines Sängers, den er in ein nahes Gebüsch geschickt hatte. Adderich war auch zugegen. Der König gab ihm einen scherzhaften Auftrag, ging aus dem Garten und liess diesen verschliessen, gab auch Befehl, dass niemand in den Palast gelassen werden solle. Her Hofnarr 'kam, wurde aber von der Wache abgewiesen und musste die Nacht unter freiem Himmel zubringen. Der König war am folgenden Tage sehr begierig, seinen Adderich zurückkommen zu sehen. Er öffnete die Thür und stellte sich so, dass er bei ihm vorbeigehen musste. »Wohlan«, sagte der König, »wo ist dein Versprechen?« – »Sire«, schrie der Hofnarr, der Küche mit vollen Sprüngen zueilend, »ein hungriger Bauch hat keine Ohren.« Diese Antwort gefiel dem König, sie ward wiederholt und ging endlich in ein Sprichwort über, um zu sagen, dass ein Mensch, welcher hungert, keinen Sinn für etwas anderes habe, als was zur Stillung seines Hungers dient.
Engl.: A hungry belly has no ears.
Frz.: Ventre affamé n'a point d'oreilles. (Bohn, I, 63.)
Holl.: Een hongrige (ledige) buik heeft geene ooren (luistert niet). (Harrebomée, I, 102.)
It.: Il ventre non ha orecchie. (Pazzaglia, 236.) – Ventre affamato non conosce parentato. (Pazzaglia, 366.) – Ventre digiuno non ode nessuno. (Bohn, I, 131.)
Lat.: Aranearum plenus alvus. – Venter auribus caret. – Venter non habet aures. (Plutarch.) (Erasm., 578.)
Poln.: Głodnemu chleb na myśli.
Port.: O ventre em jejum nāo ouve a nenhum. (Bohn, I, 290.)
Span.: El vientre ayuno no oye á ninguno. (Bohn, I, 220.)
Ung.: Nem jó az éhező embernek sokat papolni. – Nincs a hasnak füle.
70. Ein hungriger Bauch lässt sich füttern mit Schwarzbrot besser als (aber nicht) mit Grillen.
Frz.: Tout fait ventre. (Lendroy, 1452.)
71. Ein hungriger Bauch lässt sich mit Worten nicht abspeisen.
Holl.: Er helpt geene reden voor een' hongrigen buik. (Harrebomée, I, 102.)
It.: Il ventre non si pasce di parole. (Pazzaglia, 366.)
72. Ein hungriger Bauch singt einen bösen Alt. – Simrock, 5049; Lehmann, 269, 108.
73. Ein leerer Bauch wagt mehr als ein voller Kopf. – Schulzeitung, 1835, Nr. 30; Sprichwörtergarten, 267.
[247] 74. Ein unzufriedener Bauch macht keine geraden Furchen.
75. Ein voller bauch, ein fauler gauch. – Henisch, 208; Simrock, 759.
Holl.: Buikje goed gevuld, handjes aan het werk, zei de logge meid. (Harrebomée, I, 101.)
It.: Ventre pieno vuol riposo. (Pazzaglia, 310.)
76. Ein voller Bauch ist besser als weisse Manschetten.
77. Ein voller Bauch macht bessre Witze als Flunkern an der Mütze.
78. Ein voller bauch macht, dass man betet ohn andacht. – Henisch, 208.
79. Ein voller Bauch studirt nicht gern. – Simrock, 760; Henisch, 208; Franck, I, 19; Lehmann, II, 793, 128; Gaal, 161.
Engl.: A belly ful of gluttony will never study willingly. (Bohn, 281.) – Fat paunches make lean pates.
Holl.: Een volle buik studeert niet gaarne. (Harrebomée, I, 102.)
Lat.: A studiis venter nimium distentus abhorret. – Plenus venter non studet libenter. (Wiegand, 477; Schulblatt, 491, 36; Faselius, 202.)
Ung.: A teli has nem örömest tanul.
80. Ein voller bauch vnd grober kopff richt wenig auss. – Henisch, 208.
81. Ein voller Bauch weiss nicht wie einem leeren Magen zu Muthe ist.
82. Einem hungrigen Bauche kann niemand vorlügen. – Simrock, 5100; Henisch, 208; Lehmann, II, 133, 3.
83. Einem vollen Bauch schmeckt nicht jede Suppe.
Frz.: A ventre soûl, cerises amères. (Lendroy, 284.)
84. Erst der Bauch, dann kommt das Hemde auch.
It.: Ogn' uno ama piû il suo corpo che la sua camiscia.
85. Es geschieht alles vmb dess Bauchs willen, was man thut vndt redt. – Lehmann, 55, 3.
Jedermann folgt Judas' Regel: Was wollt ihr mehr geben?
86. Es kommt alles in Einen Bauch.
Zu jemand, der beim Essen Bedenken trägt, sehr verschiedene Speisen durcheinander zu geniessen.
87. Es wirt einem der bauch allweg ehe voll, dan die augen. – Henisch, 208; Lehmann, II, 145, 212.
88. Et is beater, de Buuk bäst1 as dat de Kost verderw. (Büren.) – Eichwald, 225. Für Göttingen vgl. Schambach, 235.
1) Berstet.
Holl.: Beter buik geborsten, dan goede spijs verloren. (Harrebomée, I, 101.)
89. Fetter Bauch macht mageres Hirn.
Holl.: Een vette buik maakt geen scherp verstand. (Harrebomée, I, 102.)
90. Heisser (hungriger) Bauch – eingeschlafene Füsse. (Span.)
Bei hungrigem Magen hat man so wenig Lust zum Arbeiten wie zum Tanzen. (S. ⇒ Essen.)
91. Hôl den Bûk di warm, hôl den Bûk di ope, onn lât den Doctor lope. (Königsberg.)
92. Hungriger Bauch gibt kein Gehör. – Winckler, XIX, 50.
93. Im Bauche Schmeer, im Kopfe leer.
Schwelgerei stumpft die Schärfe des Geistes ab.
94. In den Bauch geht alles.
95. In einem hungrigen Bauch kann niemand liegen.
96. In einem kleinen Bauche wohnt oft ein grosses Herz.
97. Is de Buuk vull, is de Kopp dull. (Lübeck.)
98. Ist der Bauch satt, so ist das Herz froh.
99. Ist der Bauch voll, dann ist's gleich, ob voll vom Schinken oder vom Trinken.
Man kann nicht mehr als den Bauch füllen.
Engl.: A belly-full is a belly-full, whether it be meat or drink. (Bohn, II, 281; Cahier, 4388.)
Frz.: Tout fait ventre, pourvu qu'il entre. (Bohn, I, 59.)
100. Langer Bauch und kurze Bein', grosse Bruch und nichts darein.
101. Langer Bauch und kurze Bein' stehen nicht fein.
102. Leichter Bauch und frohes Herz machen behende Füsse.
Holl.: Ik wensch je een' vrijen buik en een vrolijk hart, zei Hansje, en hij maakte twee kabriooltjes. (Harrebomée, I, 102.)
[248] 103. Leerer Bauch rathet nicht wohl.
It.: A pancia piena si consulta meglio.
104. Man kan dem bauch nicht liegen (lügen). – Henisch, 209.
105. Man soll den bauch gemach füllen. – Henisch, 209.
106. Man sorgt mehr vor den Bauch als vor die Seele. – Lehmann, 56, 6.
107. Manchem ist sein bauch sein abgott. – Henisch, 209; Lehmann, II, 405, 66.
108. Me Bouch krimmert mich, die Quärge woarn thoier woarn. – Gomolcke, 783.
109. Mit vollem Bauch ist gut Fastenpredigt halten. – Eiselein, 56; Simrock, 761.
Lat.: Qui satur est, pleno laudat jejunia ventre. (Mantuan.)
110. So lange der Bauch schweigt, sind alle Huren Jungfern.
111. Thue wol dem Bauch, so thustu grosse Ausswerffung, kompt sie nicht von dem Mund, so kompt sie doch auss dem Arss. – Lehmann, II, 627, 6.
112. 'T is bäter dat de Bûk bast, as dat den Wert wat schenkst. – Goldschmidt, 131.
Zeigt, welchen Ton man auf das Essen legt.
113. Uppen vullen Bûk steit'n lustigen Kopp. – Goldschmidt, 129.
Dem Oldenburger hat das Wort »lustig«, da ihm laute Fröhlichkeit nicht zusagt, eine unangenehme Nebenbedeutung; das Sprichwort wird daher nicht als eine Ermunterung zum Trinken, sondern nur dann gebraucht, wenn ihm, der die Ruhe liebt, das Toben der Betrunkenen zu arg wird.
Dän.: Naar bugen er fuld, da er hovedet glad.
114. Vff einen vollen bauch stehet ein frölich haupt. – Tappius, 42b.
»Vil dik fro Haupte stat uf einem Buche sat.« (Freidank.) – Des Kopfes erklärtester Feind ist ein hungriger Magen.
115. Vierzehn Tage auf dem Bauche und vierzehn Tage auf dem Strauche. (Warmbrunn.)
Sagen die Frauen, wenn sie so lange über der Wäsche trocknen, als sie etwa getragen wird.
116. Volle Bäuche machen keine feine Sinne.
Von der grossen Abstumpfung, welche niedere Genusssucht zur Folge hat.
117. Volle Bäuche thun gute (kräftige, wohlgesetzte) Streiche. – Lehmann, 805, 139.
Der englische Soldat schlägt sich bekanntlich sehr schlecht, wenn er nicht gut gegessen hat. Die Spanier scheinen anders zu denken, sie sagen: Tripa llena ni bien huye ni bien pelea. (Bohn, I, 260.)
118. Voller Bauch denkt nicht, dass er wieder leer werde.
Dän.: Naar bugen er fuld, tænker man ikke at den kand blive tom igjen.
119. Voller Bauch – fröhlich Haupt.
120. Voller Bauch, guter Rath.
Erst wenn die natürlichen Bedürfnisse befriedigt sind, hat der Geist die zum Berathen erforderliche Ruhe.
Frz.: Ventre plein conseille bien. (Bohn, I, 63.)
Lat.: Ventre pleno melior consultatio. (Wiegand, 221.)
121. Voller Bauch lobt das Fasten. – Gaal, 160.
It.: E bello predicare il digiuno a corpo pieno. – Ventre pieno non crede al digiuno. (Pazzaglia, 366.)
Lat.: Et quem nulla premit sitis, est sitientibus asper. – Qui satur est, pleno laudat jejunia ventre.
Ung.: Könnyű teli hassal a böjtről papolni.
122. Voller Bauch – lustiger Tanz.
Dän.: Sidden dandser bold kjortel saa vel som mæt bug. (Bohn, I, 397.)
Frz.: De la panse vient la danse. (Bohn, I, 15.)
123. Voller Bauch macht faule Knechte.
124. Voller Bauch studirt übel.
Lat.: A studiis venter nimium distentus abhorret. – Languit vis mentis nimia pinguedine ventris.
125. Voller Bauch, toller Rath. – Lehmann, 56, 7.
126. Voller Bauch – Weinschlauch.
127. Voller Bauch zum Studiren nicht taugt.
Engl.: A fat belly, a lean brain. (Cahier, 4387.)
128. Von des bauchs wegen thut man leib vnd Seele weh. – Henisch, 209.
129. Wenn Bauch und Kopf streiten, behält der Magen recht.
130. Wenn der Bauch aufgeht, hat das Spielchen ein Ende. – Lehmann, II, 826, 23.
[249] 131. Wenn der Bauch noch Bier hält und der Kopf noch oben geht, so hat's noch keine Noth. – Meisner, 47.
132. Wenn der Bauch schwillt, sieht man, wo es gilt. – Eiselein, 57; Simrock, 771; Fallersleben, 6.
Lat.: Quando tumet venter, produntur facta latenter.
133. Wenn der Bauch voll ist, ist das Haupt blöde. – Fallersleben, 5; Tunn., 2, 16; Simrock, 766.
134. Wenn der Bauch voll ist, ist das Herz froh. – Gaal, 158.
Wer sein gutes Auskommen hat, ist zur Freude gestimmt; dem Hungrigen vergeht die Fröhlichkeit wohl.
135. Wenn der Bauch voll ist, will das Herz ruhen. – Henisch, 209; Gaal, 159.
Engl.: When the belly is full, the bones are at rest.
Holl.: Als de buik vol en zat is danst men begeert het hartje rust. (Harrebomée, I, 101.)
It.: Quanto il ventre è pieno, le ossa vorriano riposo. (Pazzaglia, 366.)
136. Wenn mîn Buk 'ne Schün1 wîer un 'ne Avsid2 daran, säd' de Bûr, as he Rîs at. – Hoefer, 121.
1) Scheune.
2) Abseite, Anbau, Nebengelass, Abtritt.
137. Wenn nu Bûk Schün wir un Afsit doanäben. (Strelitz.) – Firmenich, III, 71, 28.
Wenn doch der Bauch eine Scheune wäre und der Abtritt daneben.
138. Wer dem Bauch opfert, der vergisst, wo die Sterne stehen.
139. Wer den Bauch voll hat, meint, dass auch die Nachbarn satt sind.
Holl.: Die den buik vol heeft, meent ook, dat anderen zat zijn. (Harrebomée, I, 102.)
140. Wer sich mit vollem Bauche bläst, weiss nicht wie es mit dem hungrigen Magen steht.
141. Wess der Bauch voll ist, dess geht der Arsch über.
142. Wo Bauch, da Gott.
143. Wo der Bauch Gott ist, da ist der Kopf Schornstein, aus dem nur Rauch kommt.
*144. Alles in seinen Bauch stecken.
Alles verfressen.
*145. Ar hat an Bauch wie a Burgamäst'r. (Franken.) – Frommann, VI, 164. (S. 156.)
Warum sagt das Sprichwort nicht lieber: er hat einen Kopf wie ein Bürgermeister?
Holl.: Hij heeft een' buik als een burgemeester. (Harrebomée, I, 102.)
*146. Bauch, wärst du eine Scheune, und Zunge ein Wagenbret!
Sagt der, welcher auf anderer Kosten schlemmt.
*147. Dem bauch dienen. – Henisch, 207.
Niedern, sinnlichen Genüssen ergeben sein.
Holl.: Den buik dienen. (Harrebomée, I, 102.)
Frz.: Il fourre tout dans son ventre.
*148. Der Bauch ist sein Gott.
Dän.: Deres bug er deres God.
Frz.: Se faire un Dieu de son ventre. (Lendroy, 1520.)
*149. Der bauch ist yhm also weych als mir. – Agricola, 167; Campen, 23; Latendorf, 135; Tappius, 48a; Henisch, 207; Simrock, 774.
Es ist dies Trotz und Trost wider die, so uns mit Drohungen entgegentreten und uns mit hohen Worten einschüchtern wollen. Poche nicht, du hast deine Schwächen auch! Ich mache mir aus seinen Drohungen nichts.
Holl.: De buik is hem zoo week als mij. (Harrebomée, I, 102.)
*150. Der Bauch zwischen den Ohren thut ihm (davon) weh. – Fischart, Trunken Gespräch, Schaltjahr, III.
Wenn er etwa Kopfstücke bekommen hat.
*151. Eck wolle dat min Bûk 'ne Schünendäle wäre. – Schambach.
Ich wollte, dass mein Bauch eine Dreschtenne wäre, d.h. dass ich alle Tage so gute Speise hätte.
*152. Ein kranker Bauch ist schwer zu flicken.
Holl.: De buiklapper is dood. (Harrebomée, I, 102.)
*153. Einem den Bauch zum Vorwurf machen.
Was eben kein unangenehmer Vorwurf ist, weil er voll leichter zu tragen ist als leer.
*154. Er dienet seinem bauch vnd liess das Vöglein sorgen. – Henisch, 205.
*155. Er hat den Bauch eher voll als die Augen.
Holl.: Hij heeft den buik eer vol dan de oogen. (Harrebomée, I, 102.)
*156. Er hat einen Bauch wie ein Schulze. (S. 145.)
Jüd.-deutsch: E Bauch wie e Parnes. (Tendlau, 553.)
[250] *157. Er macht seinen Bauch zum Gott.
Wer den Bauch zum Gott macht, der macht auch seinen Kopf zum Schornstein, aus welchem stets Dampf geht.
Holl.: Hij maakt een afgod van zijn buik. (Sprenger I, 20.)
*158. Er mag's auf den Bauch schreiben, dann kann er's mit dem Hemde auswischen.
Holl.: Schrijf het op uw' buik, dan kunt gij het met uw hemd uitwisschen. (Harrebomée, I, 102.)
*159. Er weiss den Bauch nicht von einem Breitopf zu unterscheiden.
*160. Es ist ein blosser Bauch.
Von fresssüchtigen Menschen, die nur ihrem Wanste huldigen. Die Römer hatten dafür (Plautus im Curculio) die Redensart: Collativus venter. (Faselius, 48.) Der Holländer sagt im Gegensatz davon: De balg is hem zoo dun, als een windhond. (Harrebomée, I, 29.)
*161. Es ist ihm durch den Bauch gewischt.
*162. Es ist mir, als wenn mir's in den Bauch geschneit hätte. (Meiningen.)
So hohl, leer, hungrig fühle ich mich.
*163. Etwas durch den Bauch stechen müssen. – Grimm, I, 1164.
Aufgeben, fahren lassen.
*164. Gegen seinen eigenen Bauch wüthen.
Ein Gericht z.B., wovon man unter andern Umständen mit Lust essen würde, aus Eigensinn verschmähen, oder eine Sache, die man uns anbietet und die man sonst gern hätte, aus demselben Grunde nicht annehmen.
Frz.: Bouder contre son ventre. (Lendroy, 1524.)
*165. He mutt Buk un Back vull hebbn. – Eichwald, 220.
*166. Ich will ihn auf den Bauch schlagen, dass seine Seele auf dem Rücken hängen bleibt.
*167. In den Bauch einsteigen. (Altgr.)
Von denen, die alle Sorge allein nur auf Speise und Trank beschränken.
*168. Man kennt den Bauch des Gebieters nicht.
Eine Redensart der Amhara (ostafrikanischer Negerstamm), um zu sagen, dass ihr Emir ein strenges Regiment führt und alle seine Entschlüsse sehr geheim hält, dass also keine diplomatischen Ausplauderungen vorkommen, kein Depeschendiebstahl möglich ist.
Frz.: Je saurai ce qu'il a dans le ventre. (Lendroy, 1523.)
*169. Mit dem vollen Bauch zur Megille gehen. – Tendlau, 593.
Megille = Trauung. Von einer nicht enthaltsam gewesenen Braut. Megillah ist der Brief Es ther's, der am Abend des Purimfestes in der Synagoge vorgelesen wird. Am Tage vor dem Purimfeste ist der Fasttag Esther's. Wer nun an diesem nicht gefastet hat, der geht mit dem vollen Bauch zur Megille.
*170. Sein Bauch meint, der Hals hätte sich gehängt.
Holl.: De buik meent, dat de keel gehangen is. (Harrebomée, I, 102.)
*171. Sein bauch zum mastschwein machen. – Henisch, 207.
*172. Uppen Buk liggen as'n Plaggenmaiher. – Eichwald, 222.
zu6.
Dän.: Naar bugen er fuld, da er hovedet glad. – Paa en fuld bug sîdder et lystig hoved. (Prov. dan., 94 u. 95.)
Lat.: Tunc caput est laetum, cum dape corpus quando repletum. (Binder, II, 3361; Neander, 316.) – Venter farcitus ludit non veste politus. (Reuterdahl, 1034.)
Schwed.: Ae skopar fulbuk ok ey fagher klaedhe. (Reuterdahl, 1034.)
zu12.
Ostfr.: Beser dat de Bûk barst, as dat de Köst verdarft. (Kern, 443.)
Holl.: Beter buik geborsten, dan goede spijs verloren. (Bohn I, 300.)
zu24.
Dän.: Bugen haver ingen ören. Bugen taaler eg lang snak. (Prov. dan., 95.)
zu25.
Als Cato eines Tages gegen den Aufwand und Luxus im Essen und Trinken eiferte, sagte er: Es ist sehr schwer, einen Bauch, der keine Ohren hat, zur Vernunft zu bringen. (Einfälle, 71.)
zu39.
Lat.: Perdit confestim venter, quid quod accipit. (Binder II, 2545; Lehmann, 55, 1.)
zu45.
Dän.: Bugen vil intet borge. (Prov. dan., 95.)
zu46.
»Dem Bauche kann niemand nicht lügen, noch wenn er hungert jhn betrügen.« (Loci comm., 64.)
Lat.: Venter praecepta non audit. (Seneca.) (Binder II, 3492.)
Bei Tunnicius (719): Dem bûk lücht men nicht. (Crede mihi melius ventri mentitur inani.)
zu47.
Dän.: Bugen gîör al man finden paa adskilligt. (Prov. dan., 94.)
zu50.
Holl.: De keel kost veel. (Bohn I, 305.)
zu51.
Dän.: Bugen laeren ondt. Bugen gîör skielmer og tyve. (Prov. dan., 94.)
zu57.
Frz.: Le ventre emporte la tête. (Bohn I, 36.)
zu58.
Lat.: Interpellator molestus venter. (Gaal, 155; Masson, 206.)
zu67.
Dän.: Affecterne boe i bugen, fornuften i hovedet; dog regiever dit underste tit det överste.
zu69.
Lat.: Venter non impletur chyttmis. (Binder, II, 3491; Weber, 3, 71.) – Venter praecepta non audit. (Masson, 206.)
zu79.
Holl.: Die veel wil weten, moet luttel eten. (Cats, 313.)
It.: Ventre pieno, cervello grosso. (Marin, 12.)
Lat.: Ebrius atque satur stomachus male philosophitum. (Binder, II, 926; Neander, 278.)
Schwed.: Fall mage studerar ej wäl. (Marin, 12.)
zu81.
It.: Corpo satollo non crede al digiuno. (Bohn I, 89.)
zu104.
Holl.: Men mach den buuk niet lieghen. (Tunn., 18, 15.)
Lat.: Mentiri ventri nullus valet esurienti. (Fallersleben, 497.)
zu105.
Holl.: Men sal den buuc mit staden vullen. (Tunn., 18, 14.)
Lat.: Cui carus venter cibat hunc tractimque decenter. (Fallersleben, 498.)
zu121.
»Dem vollen Bauch beliebt das Fasten, der Geizhals geizt bei vollen Kasten.« (Müller, Sprüche, 63.)
zu123.
Dän.: Strase bugen er trind bliver tieneren stiv. (Prov. dan., 95.)
zu124.
Dän.: Studering pau mad er ey godt. (Prov. dan., 535.)
Lat.: Non post cibum lucubrandum, sed post concoctionem.
zu130.
»Wenn der bauch auffgehet behend, so hat das spielchen schon ein end.«
Holl.: Als die buuc opgaet, so brict dat speelken uut. (Fallersleben, 6.)
Lat.: Quando tumet uenter, perdnntur facta latenter. (Loci comm., 61.)
zu133.
Holl.: Als die buuc vol is, so is dat hooft blide. (Fallersleben, 5; Tunn., 2, 16.)
Lat.: Tunc caput est laetum, dope corpus quando repletum. (Fallersleben, 5.)
zu134.
Bei Tunnicius (16): Als de bûk vul is, so is dat hovet vrolik. (Tum caput exultat, satus est dum venter obesus.)
Span.: Barriga caliente, pie dormiente. (Bohn I, 204.)
zu149.
»Ja es haben obgedachte Redleiführer (die sich verschworen hatten ihren Landesfürsten sammt seinen Räthen und den Adel) aus Teuflischen bosshafftigen Vorsatz offentlichen geschreyen ihre Bäuche weren ebenso weich, als ander Leut Bäuche.« (Friedl., I, 78.)
zu156.
»Bin kein übler Kerl, hob' en Bauch wie' Schulz.« (Vgl. Grenzboten, Leipzig 1870, Nr. 51, S. 456.) Jüdisch-deutsch in Warschau: wie a Parnass, d.i. Gemeindevorsteher. Man behauptet, sie zehrten oft vom Fette der Gemeinde und hätten daher auch ansehnliche Bäuche.
173. A Büük as fol iar a Uugen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 365, 240; Johansen, 152.
Der Bauch ist eher voll als die Augen.
174. Bäter de Bük platzt, as dat wat öäwerblivt. (Strelitz.) – Firmenich, III, 70, 29.
175. Bauch, Bauch, du must dich gewehnen, dich nur nach Brot zu sehnen, lass Andern ihren Rücken krumm vnd schief im Dienste bücken. – Pers. Rosenthal, 69.
176. Beter dat de Bûk bast (berstet), as dat de Kost verdarft. – Frommann, II, 390, 61.
177. De Bûk e Schîn, die Mage e Mödfach. – Frischbier, II, 271.
Wunsch eines starken Essers, dessen Bauch eine Scheune und der Magen, ein Mittelfach derselben, eine Art Schüttboden, sein soll.
178. De Bûk öss kein Spegel, on de Arsch öss kein Landstrasse. (Ostpr.) – Frischbier, I, 254.
179. Der Bauch ist der Pfaffen Gott.
»Darumb thun sie anbette Brodt.« (Zinkgref, IV, 71.)
180. Der Bauch ist redend wore. – Eyering, V, 386.
181. Der Bauch, so mit hunger ist beschwert, zu studieren nicht fast begehrt.
Lat.: Esuriens uenter non uult studere libenter. (Loci comm., 63.)
182. Der Bauch trägt die Füsse. – Jüd. Volksblatt 1865, S. 144.
183. Der Bauch will nicht borgen. – Petri, II, 82.
184. Der hungrig Bauch wollt gern essen. – Eyering, I, 432.
185. Der volle Bauch lobt das Fest. – Schottel, 1123a.
Bei Henisch (1015, 9) steht wol irrthümlich: Ein voller Bauch lobt nicht das Fest.
186. Det Buke öss voll, dat Kôrnke öss bötter. – Frischbier, I, 255.
187. Dicke Bäuche, leere Köpfe.
Engl.: Fat paunches make lean pates. (Bohn II, 123.)
Lat.: Pinguis venter non gignit sensum tenuem. (Bohn II, 123.)
188. Ein hungriger Bauch hat keine Scham.
Böhm.: Hladové břicho nestyda, a syté ještĕ víc. (Čelakovský, 121.)
189. Ein hungriger Bauch hat (kennt) weder Bruder noch Schwester.
It.: Ventre affamato non conosce parentado.
190. Ein hungriger Bauch und ein kalter Ofen sind keine Freunde.
Dän.: Det er ondt naar bugen og oonen traettes. (Prov. dan., 95.)
191. Ein hungriger Bauch vnd mund macht rohe bonen süss vnd gsund. – Loci comm., 64.
Lat.: Ori dulcescit faba frigida, quam fames scit. (Loci comm., 64.)
192. Ein wüster Bauch gebürt einen dummen synn. – Geiler, Seelenparadies, XXXXVa, 1.
Lat.: Venter pinguis non generat tenuem sensum.
193. Grosse Bäuch, frühe Leich. (Würtemberg.)
194. Hôlt jû Bûk on Fête warm; föllt söck dêg wat ön e Darm, lât de Arschport âpe stân' so brûk jû nich tom Doktor gân. (Königsberg.) Frischbier, II, 272.
195. Je voller Bauch, je leerer Kopf.
Holl.: Een voerladen lijf maakt een ligt hoofd. (Harrebomée, II, 30.)
196. Man füllet einem jeden ehe seinen Bauch als seine Augen. – Petri, II, 446.
197. So der Bauch ist voll vnd sat, ein leichter sinn das haupte hat. – Loci comm., 179.
Lat.: Dum satus est uenter, gaudet caput inde libenter. (Loci comm., 179.)
198. Vollem Bauch kann kein Koch recht kochen. – Franck, I, 144a.
[910] 199. Vollem Bauch schmeckt Alles bitter. (S. ⇒ Maus 195.)
It.: A ventre pieno ogni cibo è amaro. (Giani, 1726.)
200. Voller Bauch denkt nicht an die leeren.
Dän.: Naar bugen er fuld taenker man ikke at den kand blive tom igien. (Prov. dan., 95.)
201. Voller Bauch, fauler Gauch.
»Wo du siehst ein stät vollen bauch, denck gewiss, es sey ein fauler gauch.« (Loci comm., 180.)
Lat.: Repletus uenter, non vult sudare libenter. (Loci comm., 180.)
202. Wann der Bauch voll ist, so ist er vil leichter vnd ringer, als so er leer ist. – Henisch, 1285, 30.
203. Wäre der Bauch nicht zu füllen, so könnte man den Arsch vergolden.
Dän.: Var ikke bugs-fylde, da kunde man sin bug forgylde. (Prov. dan., 95.)
204. Wen de Buek 'ne Schüen wia, un noch en Uetlont (Auslass, Anbau) bi an, säd uns Mutta, as et uns ens goed schmekt, un wi uns düchtig sat eten. (Ukermark.) – Engelien, 215.
205. Wenn der Bauch voll ist, freut sich der Arsch.
Jüdisch-deutsch in Warschau: As die Kischke (von poln. kiszka = Darm) is satt, freut sich der Tuches (Hintere).
206. Wenn der Bauch voll ist, sehnt sich der Diener nach anderem Futter (nach einer andern Küche).
Dän.: Naar bugen er fuld kand lieneren ey taale godt haus hustaaer paa et andet graes. (Prov. dan., 95.)
207. Wenn der Bauch voll ist, so ist's gleich, womit man ihn gefüllt hat.
Frz.: Tout fait ventre, pourvu qu'il entre. (Bohn I, 59.)
208. Wenn der Bauch zu satt ist, so zerblehet er. – Eyering, III, 379.
209. Wenn nich wör Bûk on Bak, so hedde man gôd Gemâk. (Osnabrück.)
Wenn man nicht essen müsste, so dürfte man nicht so viel arbeiten und könnte doch gemächlich leben. Bak = Unterleib.
210. Wer den Bauch füllen kann, ist ein guter Mann.
Dän.: Den er god som glevy fylden. (Prov. dan., 243.)
*211. Alles durch den Bauch jachen. – Mathesius, Postilla, CCXIa.
*212. Dei heft e Bûke, hotata, wî e Drommel. (Plibischken.) – Frischbier, II, 274.
*213. Der Bauch wird ihm auch warm bleiben. (Franken.)
Wenn er dies auch nicht weiss oder hat.
*214. Der hat einen Bauch wie ein Beichtzettel. (Rott-Thal.)
*215. Er hat einen Bauch, es können ein paar Schuster drin wohnen. (Danzig.) – Frischbier, I, 253.
*216. Er hat einen Bauch, man kann eine Laus drauf todt schlagen. (Alt-Pillau.) – Frischbier, II, 268.
*217. Er hat einen Bauch wie ein Laubsack.
Auch wie ein Prälat, Probst. (Vgl. Klosterspiegel, 38, 10.)
*218. Es füllt den Bauch wol, aber es nährt nicht (setzt kein Fett).
In Mecklenburg sagt man: dat is Mûl – Brüderie. Von brüden = necken.
*219. Es ist seines Bauchs Gegentheil.
» ... wie werden wir schmuck von unsers Bauchs Gegentheilen empfangen werden, was wird sich da für ein Affektionsreiben erheben!« (Köhler, 111, 9) – »Ich muss meines Bauchs Gegentheil zu Rathe ziehen.« (Köhler, 244.)
*220. Freu dich, Bauch, da setzt's wieder einmal einen Platzregen. – Frischbier, II, 269.
Wenn es tüchtig zu trinken gibt. Die Redensart findet sich nach Hagen, Geschichte des Theaters in Preussen in: Das Puppenspiel von Dr. Faust, Leipzig 1850. Auf einem berliner Bilde von Gropius hat der Platzregen die Gestalt eines Glases berliner Weissbieres.
*221. He hett 'n Bûk as 'n Ammann (Amtmann). – Kern, 262a.
*222. He hett nich Bûk noch Bak.1 – Stürenburg, 9.
Er ist ganz hager.
1) Eigentlich Rücken; hier sind aber die Sitzbacken gemeint.
[911] *223. He mut Bûk un Back (Rücken) vull hebben. – Kern, 1578.
Er muss nach allen Seiten wohlgesättigt sein.
*224. He schmêrt söck den Bûk. – Frischbier, I, 256.
*225. Irem Bauch das wort thun. – Franck, I, 6b.
Viel versprechen und wenig halten. »Irem bauch das wort thund, vnnd mit allen winden seglen.«
*226. Man soll den Bauch allmählich füllen.
Bei Tunnicius (718): Men sal den bûk mit stade (allmählich, nach und nach) vullen. (Paulatim venter dapibus replendus obesus.)
*227. Mit dem Bauche zürnen (schmollen).
Aus Aerger, Bosheit, Eigensinn etc. nicht essen.
Frz.: Soy vourtoucer a son ventre.
Lat.: Irasci ventri. (Bovill, II, 196.)
*228. Mit vollem Bauch in Nobis ⇒ Krug (s.d.) fahren. – Lauterbeck, LIb.
*229. Möt dem Buk (Bauch) över de Frent1 schwema. – Röttscher, 88.
1) Ein kleiner Bach bei Krefeld. D.h. gar nicht schwimmen können.
*230. Wenn doch de Bûk 'n Schüündäl wêr. (Altmark.) – Danneil, 26.
Ruft der aus, dem etwas sehr gut schmeckt und er gern noch mehr davon ässe.
*231. Wenn nu de Bûk e Schîn wä, on dichterbi twê Fäker. Frischbier, I, 259; II, 273.
Wunsch angesichts einer reich und gut besetzten Tafel: Wenn nur der Bauch eine Scheune wär und noch ein paar Anbaue dran. Bei Schlingmann (145) lautet es: Wenn mîn Bûk 'ne Schün wier un 'ne Awsied dran, söä de Bûr, doa fratt 'r Rîs.
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