[272] Albrecht (soviel wie Adalbert oder Albert, »der an Geschlecht Glänzende«), Name zahlreicher deutscher Fürsten und fürstlicher Personen.
[Deutsche Könige.] 1) A. I., Herzog von Österreich, Rudolf von Habsburgs ältester Sohn, geboren um 1250, gest. 1. Mai 1308, ward 1283 von seinem Vater mit den Herzogtümern Österreich und Steiermark belehnt, die er trefflich verwaltete. Seine Wahl zum Nachfolger auf dem Kaiserthron konnte Rudolf nicht erreichen, als aber König Adolf (s. d. 1) 1298 abgesetzt wurde, nahm A. die Wahl an Adolfs Stelle an und zog mit einem Heer an den Rhein, wo er seinen Gegner 2. Juli bei Göllheim schlug; Adolf fiel in der Schlacht. Hierauf ließ sich A. von neuem wählen und ward im August 1298 zu Aachen gekrönt. Obwohl auch er wie seine Vorgänger den Kurfürsten große Zugeständnisse hatte machen müssen, trat er als Herrscher entschieden auf, hielt streng auf Herstellung des Landfriedens, strebte danach, die Nachfolge im Reiche seiner Familie zu sichern, und verband sich deshalb mit Philipp dem Schönen von Frankreich. Die vier rheinischen Kurfürsten, unzufrieden mit der erstarkten Königsmacht und unterstützt von Papst Bonifacius VIII., empörten sich gegen A., wurden aber mit Hilfe der Reichsstädte, denen der Konia die Abschaffung der Rheinzölle zusicherte, unterworfen. Durch Verzicht auf Italien versöhnte er sich auch mit dem Papste. Weniger glücklich war A. bei den Unternehmungen zur Stärkung seiner Hausmacht. Zwar erlangte er 1306 die Wahl seines Sohnes Rudolf zum König von Böhmen nach dem Erloschen der Premysliden, derselbe starb aber schon 1307, und nun wurde von der Gegenpartei Heinrich von Kärnten zum König gewählt. Als Rechtsnachfolger Adolfs (s. d. 1) verfolgte er die Unterwerfung Thüringens, aber sein Heer wurde 1307 bei Lucka unweit Altenburg geschlagen. Sein Neffe Johann (Parricida) verlangte von ihm vergebens auch nach Erlangung der Volljährigkeit die Auslieferung der ihm von seinem Vater Rudolf, Albrechts Bruder, zugefallenen schwäbischen Hausbesitzungen. Mehrere Ritter verschworen sich mit Johann gegen den König. Als A. 1. Mai 1308 von Bruck nach Rheinfelden ritt, richteten es die Verschwornen so ein, daß sie bei der Überfahrt über die Reuß angesichts der Habsburg mit dem König allein über den Fluß vorauskamen; hier wurde er von ihnen niedergestoßen. Aus seiner Ehe mit Elisabeth, Tochter des Grafen Meinhard von Tirol, hinterließ A. fünf Söhne und ebenso viele Töchter. Vgl. Michelsen, Die Landgrafschaft Thüringen unter den Königen Adolf, Albrecht und Heinrich VII. (Jena 1860). Mücke, A. I., Herzog von Österreich (Gotha 1866); Henneberg, Die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich unter A. I. (Straßb. 1891).
2) A. II., als Herzog von Österreich A. V., geb. 10. Aug. 1397, gest. 27. Okt. 1439, war noch Kind, als sein Vater Albrecht IV. starb und ihm Österreich als Erbe zufiel. Während seiner Minderjährigkeit verwalteten seine drei Oheime, zuerst Wilhelm der Artige (bis 1405), dann Herzog Leopold der Dicke und zuletzt Ernst der Eiserne von Steiermark, unter fortwährenden Streitigkeiten seine Erblande. 14 Jahre alt, durch Andreas Blank, spätern Bischof von Freising, und den biedern Reinprecht von Walse trefflich erzogen, übernahm er 1411 selbst die Regierung und vermählte sich 1422 mit Kaiser Siegmunds Tochter und Erbin Elisabeth. Als Siegmund 1437 starb, erlangte A. die Krone von Ungarn und 1438 auch die von Böhmen durch freie Wahl der Landstände. Aut 18. März 1438 ward er zum deutschen König gewählt; er berief einen Reichstag und schloß sich im Streit zwischen dem Papst und dem Baseler Konzil der kurfürstlichen Neutralität an. Doch hinderten Türkenkriege und Unruhen in Ungarn den tatkräftigen König an weitern Taten. Trotzdem hat der[272] Nürnberger Reichstag von 1438 ein Landfriedensgesetz geschaffen, das den Ausgangspunkt für die spätere Reichsreform bildet. A. starb 27. Okt. 1439 in Langendorf (zwischen Wien und Gran), auf dem Heimwege von einem Zuge gegen die Türken, und ward in Stuhlweißenburg beigesetzt. Erst nach seinem Tode ward ihm ein Sohn, Wladislaw, Posthumus, geboren (22. Febr. 1440). Vgl. Kurz, Österreich unter König A. II. (Wien 1835, 2 Bde.); Altmann, Die Wahl Albrechts II. zum römischen König (Berl. 1886).
[Bayern.] 3) A. III., Herzog von Bayern-München, Sohn des Herzogs Ernst, geb. 27. März 1401, gest. 29. Febr. 1460, wurde in Prag erzogen, lernte um 1430 die schöne Augsburgerin Agnes Bernauer (s. d.) kennen und nahm sie 1432 mit sich auf seine Burg in Straubing; aber sein Vater ließ sie in Albrechts Abwesenheit zum Tode verurteilen und 12. Okt. 1435 in der Donau ertränken. Kaiser Siegmund versöhnte Vater und Sohn, A. heiratete 1436 eine Braunschweiger Prinzessin und folgte 1438 seinem Vater in der Regierung. Durch Reform der Klöster erwarb er sich den Beinamen des Frommen.
4) A. IV., der Weise, Herzog von Bayern, Sohn Albrechts III., des Frommen, aus der Linie München-Straubing, geb. 15. Dez. 1447 in München, gest. 18. März 1508, anfangs zum geistlichen Staude bestimmt, studierte in Italien und ward nach dem Tode seines ältern Bruders, Johann III. (1463), und dem Verzicht Siegmunds (1467) als alleiniger Herzog einer der kräftigsten und umsichtigsten Fürsten Bayerns, ein Freund der Künste und Wissenschaften. Vor allem vergrößerte er sein Territorium: er kaufte die Reichsherrschaft Abensberg, eroberte Landshut mit Burghausen und gewann aus der Erbschaft seines Vetters, Herzog Georgs des Reichen von Bayern-Landshut, 1503 andre 14 Städte und 33 Marktflecken. Doch verlor er nach dem verheerenden Erbfolgekrieg (15041505) große Gebiete an den Kaiser und das pfälzische Haus. Nach Siegmunds Tode (1501) mußte A. seinen jüngern Bruder als Mitregenten annehmen. Überzeugt von den Nachteilen einer gemeinschaftlichen Regierung, errichtete er 1506 das bayrische Hausgrundgesetz (Pragmatische Sanktion), wodurch die Erbfolge nach dem Rechte der Erstgeburt bestimmt ward. A. hinterließ drei Söhne und fünf Töchter von seiner Gemahlin Kunigunde, Tochter Kaiser Friedrichs III. Vgl. Silbernagl, A. IV., der Weise, Herzog von Bayern (Münch. 1857); Hasselholdt-Stockheim, Herzog A. IV. von Bayern und seine Zeit (nur Bd. 1: 145965, das. 1865).
5) A. V., der Großmütige, Herzog von Bayern, Sohn des Herzogs Wilhelm, geb. 29. Febr. 1528, gest. 24. Okt. 1579, folgte, 1546 mit der Tochter des Königs Ferdinand, Anna, vermählt, 1550 seinem Vater in der Regierung, begründete die Kunstsammlungen in München, berief Musiker (Orlando di Lasso), Maler und Kupferstecher an seinen Hof, entwickelte Pracht und Luxus und belastete sich mit ungeheuern Schulden (21/2 Mill. Gulden), obschon er das Land durch Auflagen drückte. Unter jesuitischem Einfluß trat er dem Luthertum feindlich entgegen. Vgl. Rüpprecht, Herzog A. V. von Bayern und seine Stände (Münch. 1883); Zimmermann, Die bildenden Künste am Hof Herzog Albrechts V. von Bayern (Straßb. 1895).
[Brandenburg.] 6) A. I. (Adelbert), der Bär oder der Schöne, Markgraf von Brandenburg, Sohn Ottos des Reichen von Askanien oder Anhalt und Eilikas, der Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen, aus dem Billungschen Hause, geboren um 1100, gest. 18. Nov. 1170 in Ballenstedt, folgte 1123 seinem Vater in dessen Allodialbesitz und Reichsämtern und ward vom Herzog Lothar von Sachsen zum Markgrafen der von ihm eroberten Ostmark und der Lausitz erhoben und nach dessen Königswahl 1125 feierlich mit diesen Gebieten belehnt, die er aber infolge seiner Fehde gegen den Markgrafen Udo der Nordmark schon 1131 durch königlichen Spruch wieder verlor. Dennoch blieb A. dem Kaiser treu und begleitete ihn 1132 nach Italien. Dafür erhielt er 1134 die erledigte Nordmark, welche das den slawischen Völkerschaften nach und nach entrissene Gebiet am linken Elbufer umfaßte. Mit rastlosem Eifer widmete sich nun A. der Germanisierung des Landes und der Bekehrung der Wenden zum Christentum. 1136 eroberte er die Priegnitz, erwarb von dem Wendenfürsten Pribislaw in Brandenburg die Zauche und ward zum Erben von dessen übrigem Fürstentum (Havelland) ernannt. 1138 schloß er sich dem neugewählten Staufer König Konrad III. an und ward nach der Ächtung Heinrichs des Stolzen mit Sachsen belehnt. Dies konnte er indessen nicht behaupten und mußte sogar seine Erblande verlassen und zu dem König Konrad fliehen. Im Frieden zu Frankfurt a. M. 1142 verzichtete A. auf das Herzogtum Sachsen, erhielt dafür seine Erblande und die Nordmark als reichsunmittelbares Lehen und wurde vielleicht schon damals Erzkämmerer. Nun betrieb er mit großem Erfolg die Besiedelung des Wendenlandes durch niederländische Kolonisten und kam, nachdem er 1147 einen Kreuzzug gegen die Wenden befehligt, 1150 durch Pribislaws Tod in den Besitz Brandenburgs und des Havellandes, worauf er sich dauernd, wie bisher schon gelegentlich, Markgraf von Brandenburg nannte. Nachdem er 115052 in einer Fehde mit Heinrich dem Löwen Plötzkau erworben, schlug er 1157 einen Aufstand Jaczos, eines Verwandten Pribislaws, nieder. Nun stellte er die Bistümer Havelberg und Brandenburg wieder her, führte den Prämonstratenserorden in die Mark ein und begründete dadurch den Sieg des Christentums. Er baute deutsche Städte und begünstigte die Einwanderung des niedern deutschen Adels, der neben den niederländischen Bauern auch das platte Land bald den Wenden entriß. Der Markgraf blieb auch dem Kaiser gegenüber fast unabhängiger oberster Grund-, Gerichts- und Kriegsherr, er teilte das Land in Vogteien, und seine Beamten, vor allem seine Vögte, verwalteten das Land nach deutschem Recht und deutscher Sitte. So machte er die slawische Mark zu einem deutschen Lande. 1162 wohnte er der Zerstörung Mailands bei, kämpfte 1164 mit Heinrich dem Löwen gegen die Obotriten und gehörte 116669 dem Fürstenbunde gegen Heinrich an. Er hinterließ zwei Töchter und sieben Söhne, von denen Otto ihm in der Mark Brandenburg folgte, Bernhard Anhalt und später das Herzogtum Sachsen, Dietrich die Güter seiner Großmutter Eilika und Hermann die ererbten orlamündischen Güter erhielt. Sein Enkel Albrecht 11., der Sohn Ottos I., regierte über die Mark 120520. Vgl. v. Heinemann, A. der Bär (Darmst. 1864).
7) A. III., Kurfürst von Brandenburg, wegen seiner ritterlichen Taten Achilles genannt, der dritte Sohn des Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg und der schönen Elisabeth von Bayern, geb. 9. Nov. 1414 in Tangermünde, gest. 11. März 1486 in Frankfurt a. M., war in militärischer, diplomatischer und staatsmännischer Beziehung der hervorragendste deutsche Fürst des 15. Jahrh. Schon bei Lebzeiten des[273] Vaters zog er vielfach, besonders in einem Kriege gegen Böhmen, die Augen auf sich. Nach des Vaters Tode 1440 erhielt er das Fürstentum Ansbach. Im Interesse der weitern Ausbildung der fürstlichen Macht gegen die Reichsstädte war er vielseitig tätig und wurde namentlich mit dem damals mächtigen Nürnberg wegen der von ihm beanspruchten burggräflichen Rechte in Krieg verwickelt; er tat sich zwar auch hier durch persönliche Tapferkeit hervor, doch behauptete die Stadt im Frieden 1453 ihre Unabhängigkeit. Immer im engen Anschluß an die kaiserliche Gewalt und sie kräftigend und hebend, suchte er im Gegensatze zu seinen Mitfürsten, die gleichfalls ihre Macht zu verstärken suchten, seine territoriale Macht zu erhöhen. Durch Ausdehnung der Befugnisse und der geographischen Geltung des alten burggräflichen Landgerichts strebte er danach, sich zum Herzog von Franken zu machen. Als solchen erkannte ihn der Papst, dem er sich mehrfach verpflichtet hatte, an. Doch geriet er hierüber in Streit mit Herzog Ludwig dem Reichen von Bayern und dessen Verbündeten, Pfalzgraf Friedrich und König Georg von Böhmen, und dieser Streit gewann um so mehr eine allgemeine Bedeutung, als die Macht Böhmens unter Georg Podiebrad unendlich gewachsen war, und Georg sich in die innern Parteikämpfe mit der Absicht mischte, die Kaiserkrone für sich zu gewinnen, A. aber die durch Heiraten mehrfach gestützten Hoffnungen seines Hauses auf Böhmen und Ungarn zu verwirklichen trachtete. Weder kriegerische Erfolge noch diplomatische Bemühungen auf allen Seiten lösten die schiefen und schwierigen Situationen, in die nicht nur die Fürsten, sondern auch Kaiser und Reich sowie der Papst gerieten. Dieser belegte 1466 sogar A., als er eine Vermählung seiner Tochter mit einem Sohne Georgs betrieb, mit dem Bann. Erst der Tod des Königs Georg (März 1471) brachte eine gewisse Klärung der einander durchkreuzenden politischen Parteiverhältnisse, und kurz vorher (1470) war A., der schon 1464 von seinem kinderlosen Bruder Johann das Fürstentum Bayreuth geerbt hatte, infolge des freiwilligen Rücktritts seines Bruders Friedrich II. zugleich Kurfürst von Brandenburg geworden, so daß dieses Land und die fränkischen Besitzungen des Hauses Hohenzollern durch ihn wieder unter Einem Herrscher vereinigt waren. Einer der glänzendsten Reichstage (zu Regensburg 1471) schien das kaiserliche Ansehen aufs neue zu befestigen, und auch in Brandenburg gelang es A., die Pommern 1472 zu Prenzlau zu einem Vergleich zu zwingen, in dem sie zwar Stettin behielten, die brandenburgische Oberlehnshoheit aber anerkannten. Von großer Bedeutung für die Mark wurde, daß nach vielfältigen Streitigkeiten das Recht des Landesherrn zur Steuerauflage rechtlich anerkannt wurde, von noch größerer aber das von A. mit seinen Söhnen vereinbarte, noch heute vielfach mißverstandene »Achilleische Hausgesetz« (dispositio Achillea) 1473, wonach die Marken, nicht nur das eigentliche Kurgebiet, ungeteilt nach dem Rechte der Erstgeburt vererbt, die fränkischen Länder in zwei Teile an jüngere Söhne verliehen werden sollten. Bald darauf übertrug A. die Statthalterschaft der Mark seinem ältesten Sohne, Johann, und zog als Reichsfeldherr 1474 gegen Karl von Burgund, indes ohne für sich oder für das Reich Erfolge zu erringen. Unermeßliche Gefahren für das Reich und im besondern für A. entstanden, als König Matthias von Ungarn selbst Schlesien und Mähren eroberte, mit König Wradislaw von Böhmen und mit Herzog Hans von Sagan, der einer Tochter Albrechts das Erbe Herzog Heinrichs von Glogau streitig machte, sich verbündete, als die Pommern aufs neue die Waffen erhoben und der Deutsche Orden die Gelegenheit für günstig erachtete, seine Ansprüche auf die Neumark wieder geltend zu machen. Die Ohnmacht des Reiches unter Friedrich III. trat der slawischen Bedrängung gegenüber zu Tage. Doch gelang es A. 1478, nachdem er in der Mark ein verhältnismäßig sehr großes Heer zusammengebracht, die Pommern wieder zur Anerkennung der brandenburgischen Lehnshoheit und zur Abtretung von 14 Schlössern und Städten, im sogen. Krossenschen Erbfolgekrieg aber, als Matthias durch die Türken bedroht wurde, den Herzog Johann II. von Sagan 1482 zur Abtretung des Fürstentums Krossen mit Züllichau, Sommerfeld und Bobersberg zu zwingen. Seine letzte Tat war 1486 die Wahl Maximilians zum römischen König in Frankfurt a. M. A. war einer der schönsten Männer seiner Zeit, in allen ritterlichen Übungen Meister und von einer solchen Stärke und Gewandtheit, daß er in Turnieren stets Sieger blieb. Seine prächtige Hofhaltung und vielen Kriegszüge hatten auch ihn in Schulden gestürzt, aber im Gegensatze zu seinen Zeitgenossen hatte er als einer der tüchtigsten Finanzmänner sie auch bezahlt, ja er hinterließ seinem Nachfolger sogar einen Schatz. Vgl. »Das Kaiserliche Buch des Markgrafen A. Achilles, vorkurfürstliche Periode 14401470« (hrsg. von Höfler, Bayr. 1850) und »kurfürstliche Periode 14701486« (hrsg. von Minutoli, Berl. 1850; Nachträge etc. von Wagner, 1881); »Quellensammlung zur Geschichte des Hauses Hohenzollern«, hrsg. von Burkhardt, Bd. 1 (enthaltend »Das funfftmerckisch Buech des Churfürsten A. Achilles«, Jena 1857); Franklin, A. Achilles und die Nürnberger (Berl. 1866); »Politische Korrespondenz des Kurfürsten A. Achilles« (147086), hrsg. von Priebatsch (Leipz. 189498, 3 Bde.).
8) Erzbischof von Magdeburg und Kurfürst von Mainz, gewöhnlich A. von Brandenburg genannt, zweiter Sohn des Kurfürsten Johann Cicero von Brandenburg, geb. 28. Juni 1490, gest. 24. Sept. 1545 in Aschaffenburg, studierte in Frankfurt a. O., wurde geistlich und schon 1513 Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt, 1514 Erzbischof und Kurfürst zu Mainz und 1518 Kardinal. Um die für Bezahlung des Palliums aufgenommene Schuld abzutragen, übernahm A. gegen Überlassung der Hälfte des Ertrags den Vertrieb des von Leo X. verkündeten neuen Ablasses, wobei sein Agent, der Dominikaner Tezel, Luther den Anlaß zu den 95 Thesen gab. Dadurch geriet der Gönner der Humanisten (1518 kam Hutten an seinen Hof) von vornherein in einen Gegensatz zur lutherischen Reformation, obwohl er sich selbst an der Kritik der Papstkirche beteiligte. Noch 1530 in Augsburg redete er zum Frieden und vermittelte 1534 mit Herzog Georg von Sachsen zwischen den protestantischen Fürsten und dem römischen König Ferdinand. 1538 trat er dem sogen. Heiligen Bunde gegen den Schmalkaldischen bei, was ebenso wie die rechtswidrige Hinrichtung seines Günstlings Hans v. Schönitz Luther zu einer sehr heftigen Schmähschrift wider A. veranlaßte. Gegen Übernahme seiner Schulden (500,000 Gulden) bewilligte A. seinen protestantischen Untertanen im Stift Magdeburg freie Religionsübung und verließ gleichzeitig seine Lieblingsresidenz Halle; später riet er dem Kaiser zur Gewalt gegen die Protestanten, nahm den 1540 gestifteten Jesuitenorden als erster deutscher Fürst in Mainz auf und beteiligte sich scharf an der[274] Bekämpfung des Protestantismus. A. war ein Freund der Wissenschaften und Förderer der Künste (sein von ihm bei Lebzeiten bestelltes Grabmal s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 13); die Stiftskirche in Halle und den Dom in Mainz schmückte er mit Kunstwerken. Vgl. May, Der Kurfürst, Kardinal und Erzbischof A. II. von Mainz (Münch. 186575, 2 Bde.); Schum, Kardinal A. von Mainz und die Erfurter Kirchenreformation (Halle 1878); Redlich, Kardinal A. von Brandenburg und das Neue Stift zu Halle 15201541 (Mainz 1900).
9) A., später genannt Alcibiades, Markgraf von Brandenburg-Bayreuth, Sohn des Markgrafen Kasimir von Brandenburg, geb. 28. März 1522 in Ansbach, gest. 8. Jan. 1557 in Pforzheim, wurde unter Vormundschaft seines Oheims, Markgrafen Georg von Ansbach, erzogen und erhielt 1541 das Fürstentum Bayreuth. Von lebhaftem, zügellosem Temperament, zu rohen Vergnügungen und Ausschweifungen geneigt, widmete er sich dem verwegensten und wildesten Kriegerleben und wußte sich durch Tapferkeit und lockere Sitten die Anhänglichkeit seiner Söldner zu erwerben, verlor aber nach und nach alle Achtung bei seiner Familie und seinen Standesgenossen; sein protestantisches Bekenntnis hinderte weder seinen politischen Parteiwechsel, noch gab es ihm sittlichen Halt. Schon 1543 warb er eine Schar Reisiger und folgte dem Kaiser in den französischen Krieg. Im Schmalkaldischen Kriege zuerst auf kaiserlicher Seite fechtend, zog er seinem Freunde Herzog Moritz zu Hilfe, geriet aber 2. März 1547 bei Rochlitz in kursächsische Gefangenschaft, aus der ihn die Schlacht bei Mühlberg befreite. Dann belagerte er unter dem neuen Kurfürsten Moritz von Sachsen die Stadt Magdeburg und schloß 1552 den Bund des letztern mit Frankreich zum Schutz der Protestanten und zur Befreiung der vom Kaiser gefangen gehaltenen Fürsten. Er selbst trat dem Bunde gegen den Kaiser nicht bei, versuchte vielmehr auf eigne Faust durch verheerende Fehdezüge Gewinn an Land und Leuten zu machen; weder der Friedensschluß von Passau noch die kaiserliche Acht setzte seinen Unternehmungen ein Ziel. Nachdem er wieder in den Dienst des Kaisers getreten, schlug er 4. Nov. 1552 den Herzog von Aumale bei St.-Nicolas und nahm ihn gefangen, war bei der Belagerung von Metz und deckte dann den Abzug des kaiserlichen Heeres. 1553 erneute A. seine Raubzüge in Franken; alle Versuche des Kaisers und befreundeter Fürsten zu gütlicher Beilegung der Ansprüche Albrechts waren an dessen Starrsinn gescheitert, und auf Bitte der Bischöfe von Bamberg und Würzburg verbündete sich sogar Kurfürst Moritz von Sachsen mit andern Fürsten gegen ihn. Von ihrem Heer wurde A. 9. Juli 1553 bei Sievershausen und 12. Sept. bei Braunschweig geschlagen. Seine Besitzungen wurden erobert, die Feste Plassenburg (22. Juni 1554) genommen und geschleift und A. geächtet. Er floh nach Frankreich, von wo er zwar auf erhaltenes sicheres Geleit wieder zurückkehrte, aber auf Verhandlungen, zu denen er sich jetzt bereit zeigte, mochte niemand mehr eingehen, und mitten in neuen Versuchen, durch Kampf seine Länder wieder zu gewinnen, starb er in Pforzheim bei seinem Schwager, dem Markgrafen von Baden, ohne männliche Erben. Vgl. Voigt, Markgraf A. Alcibiades (Berl. 1852, 2 Bde.).
[Braunschweig.] 10) A. der Große, auch der Löwe, Herzog von Braunschweig und Lüneburg, Sohn Herzog Ottos des Kindes und der Markgräfin Mathilde von Brandenburg, geb. 1236, gest. 15. Aug. 1279, übernahm mit 16 Jahren zugleich für seine Brüder die Regierung (1252). In unaufhörlichen Fehden mit der Stadt Wolfenbüttel, Erzbischof Gerhard von Mainz, den Bischöfen von Hildesheim und den Markgrafen von Meißen suchte er sein Territorium abzurunden. Am 27. Okt. 1263 bei Wettin von den Söhnen des Markgrafen Heinrich von Meißen gefangen, kaufte er sich erst nach 11/2 Jahren los; 1265 machte er eine Heerfahrt gegen die heidnischen Preußen. Bei der Teilung der braunschweigischen Länder 1267 erhielt er Braunschweig-Wolfenbüttel, sein Bruder Johann Lüneburg und Hannover. Er war mit Elisabeth von Brabant (gest. 1261) und seit 1263 mit Adelheid von Montserrat vermählt.
[Mecklenburg.] 11) A. II., Herzog von Mecklenburg, Sohn des Fürsten Heinrich II. von Mecklenburg, geb. um 1317, gest. 19. Febr. 1379, der Ahnherr des gegenwärtig herrschenden mecklenburgischen Hauses, regierte seit 1329 zunächst unter Vormundschaft, ward von Kaiser Karl IV. zum Herzog erhoben (8. Juli 1348), 1358 Graf von Schwerin und wirkte viel für die Landbefriedung im nordöstlichen Deutschland. Neben den in der Kölner Konföderation (1367) geeinten Hansestädten nahm er am Kampfe gegen Waldemar von Dänemark teil. Er war vermählt mit Euphemia von Schweden, dann mit Adelheid, Gräfin von Hohnstein. Vgl. Lisch, A. 11. und und der norddeutsche Landfriede (Schwer. 1835).
12) A. III., Prinz von Mecklenburg, Sohn des vorigen und der Euphemia, Schwester des Königs Magnus Erikson von Schweden, ward 30. Nov. 1363 zum König von Schweden gewählt, konnte sich aber gegen König Magnus II. Erikson und dessen Sohn Hakon nur mit Mühe behaupten. Als er nach dem Tode des Reichstruchsessen Bo Jonsson (1386) selbst die Reichsgewalt übernehmen wollte, lehnte sich der Adel gegen ihn auf und wählte Margarete von Dänemark zur Herrscherin. A. wurde 24. Febr. 1389 bei Axelwalde geschlagen und mit seinem Sohne gefangen. Margarete zwang ihn zur Herausgabe seiner Schlosser und entließ ihn erst im Juni 1395 durch Vermittelung der Hansa aus der Gefangenschaft. Er starb 30. März 1412 im Kloster Dobberan. Val. Lisch, A. III., Herzog von Mecklenburg (Schwer. 1835).
[Meißen.] 13) A. I., der Stolze, aus dem Hause Wettin, Markgraf von Meißen 119095, Sohn und Nachfolger Ottos des Reichen, geb. 1158, gest. 24. Juni 1195. Gegen seinen Vater, der den jüngern Sohn, Dietrich, zum Landeserben bestimmte, empörte er sich, nahm ihn 1188 gefangen und folgte ihm, nachdem Kaiser Friedrich I. die Freilassung befohlen hatte, 1190 in der Markgrafschaft. Aber gegen seinen aus Palästina zurückgekehrten Bruder Dietrich (s. d.), der, unterstützt von seinem Schwiegervater, dem Landgrafen Hermann von Thüringen, Ansprüche auf die Mark machte, mußte er sich aufs neue verteidigen. Bei Reveningen geschlagen, entkam A., als Mönch verkleidet, nach Leipzig und versuchte vergeblich den durch die Erneuerung der Bruderfehde erweckten Zorn Kaiser Heinrichs VI. in Italien zu beschwichtigen. Der Fortsetzung des Bruderkampfes machte sein Tod ein Ende, der ihn zu Krummenhennersdorf bei Freiberg ereilte.
14) A. II., der Entartete (Degener), aus dem Hause Wettin, ältester Sohn Heinrichs des Erlauchten, geb. 1240, gest. 19. Nov. 1314, Landgraf in Thüringen, 128893 Markgraf von Meißen. A. erhielt durch die Länderteilung von 1265 Thüringen und die sächsische Pfalz, sein Bruder Dietrich die Mark [275] Landsberg und das Osterland, während der Vater selbst im Besitz der Mark Meißen und der Niederlausitz blieb. A. war seit 1254 vermählt mit Margarete, Tochter Kaiser Friedrichs II., und für die Mitgift ward dem Hause Wettin das Pleißnerland verpfändet. Seine Leidenschaft für Kunigunde von Eisenberg zwang seine edle Gemahlin, die Mutter seiner Kinder Heinrich, Friedrich, Diezmann und Agnes, 24. Juni 1270 vor der Buhlerin von der Wartburg zu fliehen und nach Frankfurt zu gehen, wo sie 8. Aug. d. J. starb; der älteste ihrer Söhne verschwand 1283 in Schlesien. A., 1274 mit Kunigunde vermählt, ließ den mit ihr erzeugten Sohn Apitz durch den Kaiser legitimieren, wollte ihm Thüringen zuwenden, seine in erster Ehe gebornen Söhne dagegen mit dem Pleißnerlande (dem Erbteil ihrer Mutter) und der Pfalz Sachsen abfinden. Ein Krieg der Söhne gegen den Vater war die Folge. Der Tod ihres Oheims Dietrich (1284) und Heinrichs des Erlauchten (1288) mehrten den Stoff des Zwistes, und Friedrich nahm seinen Vater A. in offener Schlacht gefangen (1288). Durch den Vertrag zu Rochlitz (1. Jan. 1289) wieder in Freiheit gesetzt, verkaufte A., was ihm von Meißen noch geblieben war, an seinen Neffen Friedrich Tutta und, als nach dessen Tode 1291 Friedrich und Diezmann seine Länder besetzten, 1293 Thüringen für den Fall seines Todes an den König Adolf von Nassau (s. d. 1), der auch Meißen und Osterland als durch Friedrich Tuttas Tod heimgefallene Lehen betrachtete, aber ebensowenig wie sein Nachfolger Albrecht I. von Habsburg den Besitz zu erzwingen vermochte. A. hatte sich nach Kunigundens Tod (1290) zum drittenmal mit Elisabeth von Arnshaugk verheiratet; diese wurde 1299 die Schwiegermutter ihres Stiefsohns Friedrich und versöhnte Vater und Sohn. Zuletzt trat A. gegen ein Jahrgeld auch Thüringen an Friedrich ab und zog sich nach Erfurt zurück. Vgl. Wegele, Friedrich der Freidige und die Wettiner seiner Zeit (Nördling. 1870).
[Österreich.] 15) A. II., der Weise oder Lahme, Herzog von Österreich, Sohn des Königs Albrecht I., geb. 1298, gest. 20. Juli 1358, gelangte mit seinem Bruder Otto 1330 zur Regierung aller habsburgisch-österreichischen Länder, die er durch das Erbgut seiner Gemahlin Johanna, die Grafschaft Pfirt und einige Städte, vermehrte. 1335 erwarb A. Kärnten und Krain, deren Besitz er gegen Johann von Böhmen behauptete. Mit den Eidgenossen führte er mehrjährige Kriege. Seit dem Tod Ottos (1339) alleiniger Regent der österreichischen Länder, bewies er dem Kaiser Ludwig trotz der päpstlichen Bannbullen Treue bis an dessen Tod. Im Kampfe Karls IV. mit seinen Gegenkönigen verhielt er sich vermittelnd neutral. Seine Länder beherrschte er fest und klug. Kärnten und Krain erhielten eine neue Landesordnung. Vor seinem Tode hatte er ein Hausgesetz erlassen, demzufolge sein ältester Sohn, Rudolf, als Regent und Vormund seiner Brüder das unteilbare Erbe verwalten sollte. Vgl. Kurz, Österreich unter Herzog A. II. (Linz 1819); Frieß, Das soziale Wirken Herzog Albrechts II. (»Jahrb. der Leo-Gesellschaft«, 1899).
16) A. III., mit dem Zopf, Herzog von Österreich, Sohn des vorigen, geboren Ende 1349, gest. 29. Aug. 1395 auf Schloß Laxenburg, stand anfänglich mit seinen Brüdern unter der Vormundschaft Rudolfs IV. Als dieser 1365 starb und ein zweiter Bruder, Friedrich, schon 1362 im Tode vorausgegangen war, führte A. mit dem jüngern, Leopold, die Regierung, bis Zwistigkeiten unter den beiden 25. Sept. 1379 einen Teilungsvertrag gegen das Hausgesetz Albrechts II. (s. oben) veranlaßten. Demzufolge erhielt A. das eigentliche Österreich, während Leopold Steiermark, Kärnten Krain, Tirol und die schwäbischen Besitzungen bekam. Als Leopold 1386 in der Schlacht bei Sempach gefallen war, führte A. den Krieg gegen die Eidgenossen als Vormund der Neffen fort. Seine Regierung war wohltätig für das Land, Künste und Wissenschaften blühten auf. A. war ein tüchtiger Mathematiker. Für Wiens Verschönerung, für die Erweiterung und Erhaltung der 1365 gegründeten Universität tat er viel. Ihm folgte sein Sohn Albrecht IV. (bis 1404). Vgl. Kurz, Österreich unter Herzog A. III. (Linz 1827).
17) A. (Albert) VII., der Fromme, Erzherzog von Österreich, sechster Sohn des Kaisers Maximilian II., geb. 13. Nov. 1559, gestorben im Juli 1621 in Brüssel, ward am Hofe Philipps II. von Spanien erzogen und widmete sich dem geistlichen Stand. Er wurde 1577 Kardinal, 1584 Erzbischof von Toledo, war bis 1596 Vizekönig von Portugal und ging darauf als Statthalter in die spanischen Niederlande, wo sein maßvolles Wesen viel zur Wiederbefestigung der spanischen Herrschaft beitrug. Nachdem A. den geistlichen Stand verlassen, erhielt er 1599 die Hand der Infantin Isabella, der 32jährigen Tochter Philipps, die ihm die Niederlande als Brautschatz zubrachte mit der Bestimmung, daß sie an Spanien zurückfallen sollten, wenn die Ehe kinderlos bliebe. Die Hoffnung, daß auch die abgefallenen niederländischen Provinzen sich so gewinnen lassen würden, schlug jedoch fehl. A. mußte mit Moritz von Nassau um Nieuport kämpfen und drei Jahre lang Ostende belagern, bevor er es 1604 bezwang. 1609 schloß er einen Waffenstillstand auf 12 Jahre. Vgl. Dubois, Histoire d'Albert et d'Isabelle (Brüssel 1847).
18) A. Friedrich Rudolf, Erzherzog von Österreich, ältester Sohn des Erzherzogs Karl, geb. 3. Aug. 1817, gest. 18. Febr. 1895 in Arco, trat 1837 in den Militärdienst, rückte 1840 zum Generalmajor, 1843 zum Feldmarschallleutnant und 1845 zum kommandierenden General in Österreich ob und unter der Enns und in Salzburg auf. Infolge der Bewegung vom 13. März 1848, wo er den Befehl zum Gebrauch der Feuerwaffe gegen das Volk gab, legte er seine Stelle nieder und begab sich zum Heere Radetzkys nach Italien. Nach dem Gefechte von Santa Lucia (6. Mai), an dem er in hervorragendem Maße beteiligt war, erhielt er ein Kommando bei dem Korps des Feldzeugmeisters d'Aspre und focht bei Gravellona, Mortara und bei Novara, wo seine Division den Feind so lange aufhielt, bis die übrigen österreichischen Streitkräfte heranrücken konnten. Nach Beendigung des Feldzugs ward er zum Oberbefehlshaber des 3. Armeekorps in Böhmen und zum Gouverneur der Bundesfestung Mainz ernannt; 1851 erhielt er den Posten eines Generalgouverneurs und kommandierenden Generals in Ungarn, den er erst 1860, als das absolutistische Regiment in Ungarn ein Ende fand, verließ. Eine vertrauliche Mission an den Berliner Hof im Frühjahr 1859, um für den bevorstehenden italienischen Krieg Preußens Unterstützung oder doch bestimmte Zusagen zu erwirken, hatte keinen Erfolg gehabt; eine ähnliche Mission 1864 fiel nicht besser aus. 186061 war A. Kommandant des 8. Armeekorps in Vicenza, wurde dann Feldzeugmeister und 1863 Feldmarschall, der letzte, der im österreichischen Heere diesen Rang bekleidete. 1866 befehligte er das Heer in Italien, erfocht den Sieg bei Custozza 24. Juni und erhielt nach Königgrätz an Stelle Benedeks den Oberbefehl gegen die Preußen, als der Waffenstillstand[276] eintrat. An die Spitze der nach dem Krieg eingesetzten Reorganisationskommission gestellt und zum Generalinspektor der Armee ernannt, erwarb sich A. um die Neubildung des österreichischen Heeres große Verdienste. Seine Fürsorge für die Armee äußerte sich in mehreren Stiftungen, teils für mittellose Offizierstöchter, teils zur Unterstützung bedürftiger Offiziere mit zinsfreien Darlehen (Albrecht-Fonds). Als Militärschriftsteller trat er auf mit »Wie soll Österreichs Heer beschaffen sein?« (1868) und »Über die Verantwortlichkeit im Krieg« (1869, ins Englische und Französische übersetzt). Kaiser Franz Joseph bediente sich in vielen wichtigen Angelegenheiten seines Rates. Sein von der österreichischen Wehrmacht aus Anlaß des kaiserlichen Regierungsjubiläums gewidmetes und von Zumbusch gegossenes Standbild wurde 21. Mai 1899 vor dem Palais A. in Wien enthüllt. Seine mannigfaltigen Besitzungen umfaßten zusammen ein Areal von 2070 qkm (36 QM.); sie gingen nach seinem Tod an seine Neffen, die Erzherzöge Friedrich und Karl Stephan, über. A. war seit 1844 vermählt mit Hildegarde, einer Tochter König Ludwigs I. von Bayern, die am 2. April 1864 starb. Seine ältere Tochter, Maria Theresia, ist seit 18. Jan. 1865 mit Herzog Philipp von Württemberg verheiratet; die jüngere, Mathilde, erlag 1867 Brandwunden. Vgl. Teuber, Feldmarschall Erzherzog A. (Wien 1895); Emmer, Feldmarschall Erzherzog A. (5. Aufl., Salzb. 1899); v. Duncker, desgl. (Wien 1897); Strobl, Custoza (das. 1897); v. Scudier, Betrachtungen über den Feldzug 1866 in Italien (2. Aufl., das. 1896).
[Preußen.] 19) A., letzter Hochmeister des Deutschen Ritterordens und erster Herzog von Preußen, geb. 16. Mai 1490, gest. 20. März 1568 in Tapiau, widmete sich als jüngerer Sohn des Markgrafen Friedrich von Ansbach dem geistlichen Stand. Er wurde 1511 vom Deutschen Orden in Preußen, der die Verbindung mit einem deutschen Fürstenhause, das zugleich durch Albrechts Mutter Sophie mit dem polnischen Königshaus eng verwandt war, zu schätzen wußte, zum Hochmeister gewählt. Allein Polen bestand trotz der Verwandtschaft auf dem ewigen Frieden von 1466 und forderte vornehmlich von A. den Lehnseid, den dieser ebenso bestimmt verweigerte. Unter den auch auf Polen lastenden politischen Verhältnissen und unter fruchtlosen Verhandlungen Albrechts bei vielen Höfen um Waffenhilfe verzögerte sich die Entscheidung, bis endlich 1519 der Krieg ausbrach, der den schon schwer gedrückten Handel des Ordenslandes tief schädigte, das Land verwüstete und 1521 mit einem Waffenstillstand auf vier Jahre und der Einsetzung eines Schiedsgerichts endigte. Ein Ausweg bot sich erst, als A., der 1522 in Nürnberg von Andreas Osiander für die Reformation gewonnen war, auf Luthers Rat beschloß, den Ordensstaat Preußen in ein weltliches Herzogtum zu verwandeln, die Reformation einzuführen, und als der König von Polen für diesen Gedanken gegen Anerkennung seiner Lehnshoheit gewonnen wurde. Am 8. April 1525 wurde zu Krakau der Vertrag geschlossen, in dem A. Preußen als ein erbliches Herzogtum zu Lehen nahm, und auf dem Landtag, der kurz darauf in Königsberg gehalten wurde, erklärten sich alle Stände für die Anerkennung des neuen Herzogs und für die Annahme der Reformation. A. setzte an die Durchführung seines Werkes alle Kraft. Sofort erschien eine neue Kirchenordnung, und die Versuche des Deutschen Ordens, A. wieder zu verdrängen, sowie die beim Kammergericht in Deutschland 1531 gegen den Herzog ausgewirkte Reichsacht hatten keine andre Wirkung, als daß dieser, seit 1526 mit Dorothea, Tochter des Königs Friedrich I. von Dänemark, vermählt, die Einführung der evangelischen Lehre und die Befestigung seiner Herrschaft durch weltliche Verwaltung um so eifriger betrieb. Doch erregte er durch die Anstellung vieler Ausländer gerade in den obern Stellen sowie durch das notwendige Verlangen nach neuen Steuern, die nach der Verfassung fast allein von den Städten getragen werden mußten, großes Mißfallen. Namentlich förderte er das Schulwesen. In allen Städten legte er lateinische Schulen an, gründete 1540 das Gymnasium zu Königsberg und 1544 die Universität (»Albertina«) daselbst. Deutsche Schulbücher (Katechismen etc.) ließ er auf eigne Kosten drucken, und den Leibeignen, die sich dem Lehrgeschäft widmen würden, gab er die Freiheit. Er selbst wurde tief in die theologischen Streitigkeiten hineingezogen und führte mit einer großen Zahl von Gelehrten überhaupt einen ausgedehnten Briefwechsel. Seine letzten Regierungsjahre wurden ihm durch kirchliche und politische Zerwürfnisse vielfach verbittert. Der Streit des Melanchthon heftig anfeindenden Königsberger Professors Osiander wurde schließlich ein politischer, der für den lebhaft auf Osianders Seite teilnehmenden Herzog ernste Verwickelungen herbeiführte. Auswärtige Streitigkeiten fehlten nicht, Übergriffe der Hofpartei, so des Magisters Funcke, andauernde Geldverlegenheiten, vor allem auch der Kampf um die voraussichtlich nach Albrechts Tod eintretende vormundschaftliche Regierung schürten die Mißstimmung, und sie erreichte ihre Höhe, als A., körperlich und geistig gebrochen, mehr und mehr sich von einem abenteuernden Ausländer, Skalich, beherrschen ließ. Fast das ganze Land stand dem Fürsten feindselig gegenüber. Die Stände suchten Hilfe in Polen. Dieses, der Gelegenheit zur Einmischung froh, sandte 1566 eine Kommission nach Königsberg, welche die landesherrliche Gewalt lahm legte, die Rechte und Bedürfnisse der Städte übersah und dem Adel die Regierung des Landes auch für die Zeiten der Vormundschaft zuwies. Abhängig von der neu eingesetzten Regierung, verlebte A. seine letzten Tage in tiefem Kummer. Seine zweite Gemahlin, Anna Maria, aus dem Hause Braunschweig, starb 16 Stunden nach ihm. 1891 wurde das Standbild des Fürsten in Königsberg i. Pr. enthüllt. Vgl. Rindfleisch, Herzog A. und die Reformation in Preußen (Danz. 1880); Lohmeyer, Herzog A. von Preußen (das. 1890); Hase, Herzog A. und sein Hofprediger (Leipz. 1879); Joachim, Die Politik des letzten Hochmeisters in Preußen (das. 189295, 3 Bde.).
20) A. Friedrich, zweiter Herzog von Preußen, Sohn des vorigen und seiner zweiten Gemahlin, Anna Maria von Braunschweig, geb. 29. April 1553 in Königsberg, gest. 27. Aug. 1618 in Fischhausen, wurde vortrefflich erzogen und schon 1568 mit 15 Jahren regierender Fürst unter Vormundschaft der Oberräte aus der seit 1566 herrschenden selbstsüchtigen und fanatisch lutherischen ständischen Partei, die im Bunde mit der Geistlichkeit, voran der samländische Bischof Heßhusius, den jungen, verwaisten, jeder Stütze beraubten Fürsten so tyrannisierte, daß er bald nach seinem 1571 erfolgten Regierungsantritt in Trübsinn verfiel und schließlich völlig blödsinnig wurde. Am 14. Okt. 1573 wurde A. mit Maria Eleonore von Jülich-Kleve vermählt, die ihm neben andern Kindern zwei Töchter, Anna und Eleonore, gebar. 1577 wurde der nächstberechtigte Erbe, Markgraf Georg Friedrich von Brandenburg-Ansbach-Bayreuth, zum großen[277] Verdruß der Oberräte und Stände, vom König von Polen zum Administrator von Preußen ernannt; ihm folgte 1603 Kurfürst Joachim Friedrich, dann 1608 Johann Sigismund, die sich beide mit den genannten Töchtern A. Friedrichs vermählt hatten. Nach A. Friedrichs Tode wurde Kurfürst Johann Sigismund Herzog und erfolgte der lange vorbereitete Anfall Preußens an Kurbrandenburg.
21) Friedrich Heinrich A., Prinz von Preußen, vierter Sohn des Königs Friedrich Wilhelm III. und der Königin Luise, geb. 4. Okt. 1809, gest. 14. Okt. 1872, trat 1819 in die preußische Armee, in der er 1852 General der Kavallerie wurde. 1865 wurde er zum Inspekteur der dritten Armeeabteilung ernannt. Im Kriege 1866 gegen Österreich befehligte er das Kavalleriekorps der ersten Armee und wohnte den Schlachten bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz bei. Bei Beginn des Krieges gegen Frankreich 1870 erhielt er das Kommando der der dritten Armee zugeteilten 4. Kavalleriedivision und ward nach der Einschließung von Paris beauftragt, die Einschließungsarmee nach Süden gegen die französische Loirearmee zu decken, worauf die Division sich an den Operationen des Generals von der Tann, des Großherzogs von Mecklenburg und des Prinzen Friedrich Karl bis zur Beendigung des Loirefeldzugs rühmlichst beteiligte. Nach Beendigung des Krieges ward Prinz A. zum Generalobersten ernannt. Aus seiner 1830 mit der Prinzessin Marianne, Tochter des Königs Wilhelm I. der Niederlande (gest. 29. Mai 1883 in Reinhardshausen bei Erbach), eingegangenen, 1849 getrennten Ehe sind hervorgegangen der Prinz Albrecht von Preußen, Regent von Braunschweig (s. Albrecht 22), und Alexandrine, geb. 1. Febr. 1842, vermählt 1865 mit Herzog Wilhelm von Mecklenburg-Schwerin (s. d.), Witwe seit 1879. 1853 vermählte er sich morganatisch mit Rosalie (geb. 1820, gest. 6. März 1879). Tochter des Generals v. Rauch, die zur Gräfin von Hohenau erhoben wurde. 1901 ist ihm zu Charlottenburg ein Denkmal errichtet worden.
22) Friedrich Wilhelm Nikolaus A., Prinz von Preußen, Sohn des vorigen, geb. 8. Mai 1837, ward 1860 Major, 1861 Oberst, machte den Feldzug in Schleswig 1864 im Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl mit, avancierte 1865 zum Generalmajor und wohnte 1866 als Kommandeur der 1. schweren Kavalleriebrigade im Kavalleriekorps der ersten Armee den Schlachten bei Skalitz, Schweinschädel und Königgrätz bei. Im Kriege gegen Frankreich 1870 befehligte er die 2. Gardekavalleriebrigade, machte die Schlachten bei Gravelotte und Sedan mit und stieß 24. Dez. mit seiner durch 3 Bataillone und 3 Batterien verstärkten Brigade zur ersten Armee des Generals v. Manteuffel. Für die Operationen an der Somme im Januar 1871 mit dem Oberbefehl über ein aus 2 Infanterie- und 2 Kavallerieregimentern bestehendes Detachement betraut, nahm er Anteil an der Schlacht bei St.-Quentin (19. Jan.). Nach dem Friedensschluß ward er zum Generalleutnant und Kommandeur der 20. Division, 1873 zum General der Kavallerie und Kommandeur des 10. Armeekorps in Hannover befördert und 1883 zum Herrenmeister des Johanniterordens erwählt. Nach dem Tode des Herzogs Wilhelm von Braunschweig wurde er 21. Okt. 1885 von der braunschweigischen Landesversammlung zum Regenten gewählt und übernahm 2. Nov. die Regierung des Herzogtums. 1888 wurde er zum Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der 1. Armeeinspektion befördert; 1889 wurde das Füsilierregiment Nr. 73 nach ihm benannt. Er vermählte sich 19. April 1873 mit der Prinzessin Marie (geb. 2. Aug. 1854, gest. 8. Okt. 1898 zu Kamenz i. Schl.), Tochter des Herzogs Ernst von Sachsen-Altenburg, aus welcher Ehe drei Prinzen entsprossen sind.
[Sachsen.] 23) A. III., der Beherzte (Albertus Animosus), Herzog von Sachsen, jüngerer Sohn des Kurfürsten Friedrich des Sanftmütigen von Sachsen, geb. 17. Juli 1443, gest. 12. Sept. 1500, Stifter der albertinischen, jetzt königlich sächsischen Linie, wurde 1455 mit seinem ältern Bruder, Ernst, durch Kunz von Kaufungen aus Altenburg entführt (s. Sächsischer Prinzenraub), lebte dann am Hofe Kaiser Friedrichs III. zu Wien und wurde 1464 mit Zedena (Sidonie), der Tochter Georg Podiebrads von Böhmen (gest. 1510 in Tharandt), vermählt; doch war seine Bewerbung um die böhmische Krone nach seines Schwiegervaters Tode, 1474, ohne Erfolg. Nach des Vaters Tode (1464) regierten die beiden Brüder Ernst und A. gemeinschaftlich, bis der Anfall Thüringens an Meißen (1483) Anlaß zu dem Leipziger Teilungsvertrag (26. Aug. 1485) gab. A. erhielt Meißen und zahlte seinem Bruder 100,000 Gulden zur Hälfte bar, zur Hälfte durch Abtretung des Amtes Jena. Mit der Teilung trat zwischen beiden Linien eine Spannung ein, die 60 Jahre später unter Albrechts Enkel Moritz zum Bruch führte. Den Habsburgern treu ergeben, ward er von Kaiser Friedrich III. zum »gewaltigen Marschall und Bannerträger« ernannt, focht 1475 genen Karl den Kühnen von Burgund und führte 1480 und 1487 das Reichsheer gegen König Matthias von Ungarn, richtete aber, vom Kaiser ungenügend unterstützt, nichts aus. 1488 zog er zur Befreiung des von den Bürgern zu Brügge gefangenen Marim man 1. gegen das rebellische Flandern; dieser übertrug ihm die Statthalterschaft der Niederlande, und zum Lohn für deren Bewältigung erhielt er, wie bereits 1483 die Eventualbelehnung mit Jülich und Berg, so 1493 gegen Verzicht auf eine Schuldforderung von 250,643 Gulden die Würde eines erblichen Potestaten und ewigen Gubernators von Friesland, das er jedoch erst mit Waffengewalt unterwerfen mußte. Während er eines Landtags wegen nach Leipzig eilte, erh vben sich die Friesen und belagerten seinen zurückgelassenen zweiten Sohn, Heinrich, in Franeker. A. entsetzte Heinrich, starb aber nach der Bezwingung Groningens in Emden. In Sachsen verbesserte er Justiz und Polizei. Dresden war seit der Teilung Albrechts Residenz (vorher hielt er sich meist in Tharandt auf). Seine häufige Abwesenheit und die Aufwendung großer Summen für den Dienst des Kaisers machten ihn bei den Ständen unbeliebt. Sein Testament (eigentlich ein mit Zustimmung seiner Söhne Georg und Heinrich sowie eines landständischen Ausschusses zu Maastricht gemachter und 12. Dez. 1500 vom Kaiser bestätigter Erbvertrag vom 18. Febr. 1499) ist der erste Versuch, die Primogeniturerbfolge in Sachsen einzuführen. Georg sollte danach in den meißnisch-thüringischen Erblanden, Heinrich in Friesland des Vaters Nachfolger sein. Für den Fall, daß einer sein Land verlöre, sollte der andre ihm ein Stück von dem seinigen einräumen. Seinen Namen trägt die von ihm begonnene Albrechtsburg in Meißen, vor der sich sein von Hultzsch entworfenes Erzstandbild erhebt. Vgl. Langenn, Herzog A. der Beherzte (Leipz. 1838); Sperling, A. der Beherzte als Gubernator Frieslands (das. 1892).
24) A. Kasimir, Herzog von Sachsen-Teschen, s. Albert 6, S. 267.[278]
Buchempfehlung
Erst 1987 belegte eine in Amsterdam gefundene Handschrift Klingemann als Autor dieses vielbeachteten und hochgeschätzten Textes. In sechzehn Nachtwachen erlebt »Kreuzgang«, der als Findelkind in einem solchen gefunden und seither so genannt wird, die »absolute Verworrenheit« der Menschen und erkennt: »Eins ist nur möglich: entweder stehen die Menschen verkehrt, oder ich. Wenn die Stimmenmehrheit hier entscheiden soll, so bin ich rein verloren.«
94 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Dass das gelungen ist, zeigt Michael Holzingers Auswahl von neun Meistererzählungen aus der sogenannten Biedermeierzeit.
434 Seiten, 19.80 Euro