1. An den Ohren erkennt man den Esel.
2. An den Ohren erkennt man die halben, am Schreien die Stocknarren.
Lat.: Ex verbis fatuos, ex aure tenemus asellum. (Chaos, 951.)
3. Bei tauben Ohren ist jede Predigt verloren.
4. Bei weiten Ohren und kurzer Zunge ist man ein glücklicher Junge.
Viel hören und wenig reden.
5. Besser zweimal die Ohren als einmal die Zunge.
Dän.: Brug heller to gange to øren end eengang een tunge. (Prov. dan., 557.)
6. Das Ohr hat keine Thüren.
Man kann sie nicht verschliessen, also auch nicht hindern, Dinge zu hören, die man nicht hören will oder soll. Dagegen sagen die Neger in Surinam: Das Ohr ist ein (blosses) Thor. Sie wollen damit ausdrücken, wer zu viel Gewicht auf Hörensagen lege, handele thöricht.
[1124] 7. Das Ohr hört sich nimmer satt. – Petri, II, 68.
8. Das Ohr ist nicht länger als das Haupt.
9. Das Ohr muss nicht über das Haupt hinausreichen.
Neger in Surinam, um zu sagen: Das Ei muss nicht klüger sein wollen als die Henne.
10. Das Ohr prüft die Rede und der Mund schmeckt die Speise. – Petri, II, 68.
11. Die grössten Ohren hören am schlechtesten.
12. Die Ohren glauben oft andern Leuten, und die Augen wollen sich selbst nicht glauben.
Frz.: Les oreilles croient bien souvent à autrui et les yeux ne croyent pas à eux-mêmes. (Kritzinger, 493b.)
13. Die Ohren kann der Esel verbergen, aber die Stimme verräth ihn. – Altmann VI, 416.
14. Die Ohren kommen den Hörnern nicht gleich. (Lit.)
Wird gebraucht, um zu sagen, dass sich ein Schwacher gegen einen Starken nicht auflehnen soll; daher, weil das gehörnte Vieh stärker ist als das ungehörnte.
15. Die Ohren sind gefährlicher als die Zungen.
»Nicht fürchterlich wären die Zungen, wären die Ohren es nicht.«
16. Die Ohren sollen hören, die Augen sehen.
Die Dänen sagen bestimmter, was die Ohren hören die Augen sehen sollen: Lad ørene merke lærdom og øyene merke exempler. (Prov. dan., 370.)
17. Durchs Ohr geht der Weg zum Argen, ebenso wie durchs Auge.
18. Ehe ein Ohr abfällt, muss man viel hören.
Die Russen: Die Ohren fallen keinem ab vom zu vielen Hören. (Altmann VI, 486.)
19. Ein offenes Ohr kann jeder haben. – Simrock, 7671; Braun, I, 3149.
20. Ein Ohr, das höret, vnnd ein Auge, das siehet, kommen beyde von Gott. – Lehmann, 574, 95.
21. Ein Ohr hält mehr aus als zwei Zungen.
It.: Un par d'orecchie seccan mille lingue. (Pazzaglia, 253, 1.)
22. Ein Ohr mag man den Leuten wohl leihen, aber Herz und Vernunft muss man für sich behalten.
23. Ein Paar Ohren können (so viel hören als) tausend Zungen ermüden (reden).
It.: Un pajo d'orecchie seccherebbero cento lingue. (Bohn I, 130.)
24. Einem goldenen Ohr wird jedes Geheimniss zugeflüstert. (Kasan.)
25. Es gibt zweierlei Ohren, kurze für Weise und lange für Thoren.
26. Es ist in eines anderen ohr zu schneiden als in einn filtzhut. – Franck, II, 84b u. 100b; Tappius, 150b; Agricola I, 60; Eyering, I, 120; III, 101; Egenolff, 32a; Gruter, I, 51; Petri, II, 404; Lehmann, II, 143, 473; Henisch, 1095, 17; Eiselein, 500; Simrock, 7670; Körte, 4656; Körte2, 5844; Schade, I, 170, 579.
»Ins andern Ohr schneid man so sehr als ob's ein alter filzhut wer.« (Waldis, IV, 35, 27.) Die Letten: Man sticht in der Nachbarin Ohr so leicht wie in einen Pelz. (Reinsberg IV, 103.)
Böhm.: Cizié rucho jako plst' dráti. – Cizí ucho jako plst'. – Řezati snadno, ježto neboli. – Z cizího (panského) krev neteče. (Čelakovský, 183.)
Dän.: At skære i fremmed øre er ikke anderledes end i filtehat. (Bohn I, 348.)
Holl.: In eens anders ooren is te snijden als in eenen vilten hoed. (Harrebomée, II, 149b.)
Poln.: Cudzego nie žal. (Čelakovský, 183.)
27. Es kommt nicht auf die Ohren an, sonst wäre der Hase ein Esel.
Böhm.: Kozel dlouhou bradu má, a není mudrcem. – Zajíc dlouhé uši má a neni osletem. (Čelakovský.)
28. Es wird manches ins Ohr gezischelt und die ganze Stadt erfährt's.
Dän.: Man hvisker stundom een noget i øret, og hører det over den hele by. (Bohn I, 387.)
29. Findet man keine Ohren, so ist alles Reden verloren. – Sonnenstäubchen, 51.
30. Geh mit deinen langen Ohren, sagte das Maul zum Esel.
Span.: Dijo el asno al mulo: Anda para orejudo. (Cahier, 3227.)
31. Habe das Ohr wach und die Zunge hinter den Zähnen.
[1125] 32. Ich stecke bis über die Ohren in Schulden, sagte der Pfaffe, da er eine grosse Alongeperrüke trug, die er noch nicht bezahlt hatte.
33. In eines andern Ohr ist gut schneiden. – Mathesy, 49b.
34. Kleine Ohren haben die Frauen erkoren.
35. Kratze niemand hinter den Ohren. – Chaos, 560.
Holl.: Lange ooren, korte tongen. ( Harrebomée, II, 149b.)
37. Lass dir nicht zu Ohren lauffen. – Petri, II, 431.
38. Leg' die Ohren an den Kopf und zieh' den Zaum ein. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
39. Lieg' auf deim rechten Ohr, dass dir keiner ins linke bohr'. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 300.
40. Löchrigen Ohren muss man keine Heimlichkeit vertrauen.
»Löchrige oren solt du nicht getrauwen heymliche geschicht.« (Werdea, C.)
41. Mach aus deinen Ohren ein Grab und scharr's zu, bis Amt und Pflicht zu reden gebieten.
42. Man lernt mehr mit den Ohren als mit den Augen. – Körte, 4658.
43. Man muss mit den Ohren hören, nicht mit den Augen.
Engl.: Do not observe him who speaks, but him who is the cause of his speaking.
44. Man muss seine Ohren nicht jedem leihen.
Dän.: Laan ikke enhver dit øre, som vil laane dig sin tunge. (Prov. dan., 369.)
45. Man sol die Ohren mehr gebrauchen, denn die Zung. – Petri, II, 466.
46. Man soll die Ohren fegen. – Luther's Tischr., 60a.
Man soll auf das, was geredet wird, genau hören.
47. Mancher suchts mit krawen hinter den Ohren, aber zu spät. – Petri, II, 453.
48. Meine Ohren reichen bis zum Ofen, sagte der Schulmeister, als ein paar Jungen dahinter plauderten.
49. Met den Ohrn, womet m'r 'n annern hêrt, hêrt m'r sich selwer. (Nassau.) – Kehrein, VI, 29; hochdeutsch bei Lohrengel, I, 515.
50. Mit fremden Ohren hören, mit fremden Augen sehen, mit fremden Händen thun, ist nur halb geschehen.
51. Mit welchem Ohr man einen andern hört, damit muss man sich selbst hören. – Petri, II, 481.
52. Mit zwei Ohren kann man doch nur Eine Sache hören.
Aehnlich sagen die Akwapimneger: Man hat zwei Ohren, hört aber nicht zwei Worte auf einmal. Und ein anderer afrikanischer Negerstamm sagt: Im Ohr ist kein Kreuzweg.
53. Offt sagt man einem etwas in ein Ohr vnd hörts hernach ein gantze Statt. – Lehmann, 713, 36.
54. Ohne günstige Ohren ist alles Reden verloren.
Lat.: Semper inutiliter surdas cantatur in aures, nec tacta cithara gaudet asellus ea. (Gaal, 1235.)
55. Ohr und Auge sind die Fenster und der Mund die Thür ins Haus; bewahr' sie wohl, so geht nichts Böses ein und aus.
56. Schmeyss yhn zwischen die ohrn, so feilstu des kopfs nicht. – Latendorf, Jahrbuch, 266.
57. Tauben Ohren ist bös (nach andern: gut) predigen. – Simrock, 10118b.
Frz.: On a beau parler à qui n'a cure de bien faire.
58. Tauben Ohren muss man laut predigen.
59. Tauben Ohren predigt man vergebens.
Engl.: Who so deaf as they, that will not hear. (Gaal, 1235.)
Frz.: On a beau prêcher à qui n'a cure de bien faire. (Cahier, 1450.)
60. Verständige Ohren hören nicht auf dumme Reden.
Böhm.: Moudré ucho nedbá na hloupé řeči. (Čelakovský, 91.)
61. Wann me sik ächter de Ohren krasst, is 't te late. (Sauerland.)
62. Was durch die Ohren kommt, geht durch den Mund fort. – Winckler, VIII, 96.
[1126] 63. Was man ins Ohr sagt, soll nicht auf den Markt kommen.
Die Spanier sagen: Was man ins Ohr dir spricht, sage deinem Manne nicht. Die Chinesen behaupten aber, es bleibe nicht verborgen, indem sie sagen: Was man einem ins Ohr sagt, wird oft hundert Meilen davon in der Entfernung verstanden.
64. Was soll tauben Ohren schöner Gesang!
Die Russen: Das Ohr des Hörenden muss dem Munde des Singenden zu Hülfe kommen. (Altmann VI, 472.)
65. Weite Ohren und eine kurze Zunge ist eine Tugend für Junge.
Engl.: Wider ears and a short tongue. (Bohn II, 6.)
66. Wer die Ohren kitzeln will, muss anders greifen. – Eiselein, 500.
67. Wer ein Ohr wegleiht, dem borgt man auch bald das andere ab.
Frz.: Il faut fermer l'oreille aux médisances.
68. Wer ins Ohr fragt, dem antwortet man auch ins Ohr.
69. Wer jhm gern lest zu Ohren lauffen, der ist vom Teuffel. – Petri, II, 721.
70. Wer kein Ohr hat, dem darf (kann) man keins abschneiden. – Pistor., VIII, 33; Simrock, 7669.
Was jemand nicht hat, das kann man ihm nicht nehmen. Wer wenig besitzt, hat wenig Sorge. Die Hindus: Dem wird die Nase nicht abgeschnitten werden, dem sie abgeschnitten ist. (Reinsberg IV, 7.) Die Neger in Surinam sagen sprichwörtlich, um den Gedanken auszudrücken, dass es kein Unglück gebe, das nicht wieder irgendetwas Gutes im Gefolge habe: Wem die Ohren abgeschnitten sind, der hat nichts mit der Noth derer zu thun, die Ohrringe tragen. In ältern Zeiten wurden entlaufenen und wieder eingefangenen Sklaven die Ohren abgeschnitten.
Frz.: On travaille à vide à saisir un chien qui n'a pas de poil. (Masson, 263.)
71. Wer keine Ohren hat, dem kann man nicht singen lernen. – Gotthelf, Jakobs, 153.
72. Wer nit kan lassen für oren vnd augen gehen vnd durch die finger sehen, taug nit zum regiment. – Tappius, 187a.
73. Wer nur mit fremden Ohren hört und nur mit fremden Augen sieht, der wird oft betrogen.
It.: Chi non sente che con l'altrui orecchie, e non vede che con gl'occhi altrui, spesso vien ingannato. (Pazzaglia, 177, 11.)
74. Wer Ohren hat zu hören, der höre. – Simrock, 7665; Körte, 4660; Braun, I, 3146.
75. Wer sein Ohr dem Armen verstopft, den hört auch Gott (Sanct-Peter) nicht, wenn er klopft. – Gaal, 104; Petri, II, 754.
Lat.: Pauperis in causa non auris sit tibi clausa. (Gaal, 104.)
76. Wer sein Ohr dem Schwätzer leiht, bekommt es mit Unrath zurück.
77. Wer seine Ohren öffnen und schliessen kann, ist ein glücklicher Mann.
Holl.: Hij is gelukkig, die twee ooren heeft, welke openen en sluiten kunnen. (Harrebomée, II, 148b.)
78. Wie die Ohren, so die Gerüchte.
Nicht alles und jedes wird allen mitgetheilt, manche Leute erfahren Dinge, die für andere Geheimniss bleiben. Die Tataren in Kasan haben dafür das Sprichwort: Einem goldenen Ohr wird jedes Geheimniss zugeflüstert. (Altmann V, 82.)
79. Wir haben zway oren vnd ainen mund. – Agricola II, 43.
Mhd.: Won mir got geruocht ze geben ôren zway und einen mund da pey schol euch auch wesen kund, daz einer wenich reden schol, hören vil, sô tuot er wol. (Ring.) (Zingerle, 111.)
80. Wo kein ohr ist, da rede nicht. – Franck, II, 54b.
Lat.: Ubi non est auditus, ne effundas sermonem. (Franck, II, 54b.)
81. Zartem Ohr halbes Wort. – Simrock, 7666; Braun, I, 3145.
82. Zu einem Ohr ein, zum andern wieder hinauss macht selten weiss vnd gelehrt. – Henisch, 1459, 42; Petri, II, 823.
Frz.: Ce qui entre par une oreille, sort par l'autre. (Cahier, 1204; Kritzinger, 493a.)
83. Zu einem Ohr hinein, zum andern wieder 'naus verursacht wenig Gebraus. – Simrock, 7672.
It.: Dentro da un' orecchia e fuori dall' altra. – Per un [1127] orecchio entra, per l'altro esce. (Bohn I, 91; II, 157 u. 120.)
Port.: Entrar por hum ouvido, e sahir pello outro. (Bohn I, 277.)
*84. A gebe a Uhr und a Ôge drümm. – Robinson, 82.
*85. A hot se finger(oder kribel-)dicke hinger a Uhren sitzen. – Robinson, 252; Gomolcke, 39 u. 59; Frommann, III, 244, 75.
*86. A spitzt mächtig die Uhren. (Schles.) – Robinson, 537; Gomolcke, 418; für Franken: Frommann, VI, 321, 384.
*87. Aich ware d'r de Aur'n schoaben. (Kreis Militsch in Schlesien.)
Drohung, wenn jemand aus Faselei oder Zerstreutheit einen Auftrag oder eine Mittheilung falsch oder gar nicht verstanden hat. Ich werde dir die (dicken) Ohren schaben.
*88. Andächtige Ohren finden.
Holl.: Hij vond aandachtige ooren. (Harrebomée, II, 149a.)
*89. Auf beiden Ohren taub sein. – Eiselein, 500.
Lat.: In utramvis dormire aurem. (Eiselein, 500.)
*90. Auf dem Ohr hört er nicht. (Rott-Thal.) – Eiselein, 500.
Ton auf »dem«, um zu sagen, gegen diese Bitte bin ich taub, davon will ich nichts wissen. Von der Seite muss man ihn nicht anfassen, von dieser Sache will er nichts wissen.
Engl.: He cannot hear on that ear. (Bohn II, 165.)
Frz.: Parlez-lui du côté de sa bonne oreille. (Starschedel, 289.)
*91. Auf den Ohren sitzen.
In Pommern: Up de Ôren sitten. (Dähnert, 339a.) Nicht hören wollen, was gesagt wird.
*92. Aufmerksame Ohren haben.
Frz.: Avoir oeil au guet. (Kritzinger, 365a.)
*93. Beiss dir nicht die Ohren ab! (Nürtingen.)
Zu einem, der einen breiten Mund hat, oder von einem Ohr zum andern lacht.
*94. Bet öwer de Ohren im Dreck stecken. – Eichwald, 364.
*95. Bis über die Ohren verliebt sein. – Eiselein, 500.
*96. Dä hät et dübbel hange de Uhren. (Bedburg.)
*97. Das rechte Ohr singet oder klinget mir. – Tappius, 213b; Eiselein, 500; Körte, 4660; Braun, I, 3162.
Auch: Die Ohren lauten mir. Es wird jetzt von mir gesprochen.
Frz.: Quand les oreilles cornent à quelqu'un, c'est un signe qu'on s'entretient de lui.
Lat.: Oculus dexter mihi salit. (Philippi, II, 61.) – Tinniunt aures sono suopte. (Catull.) (Binder II, 3327; Faselius, 257; Wiegand, 279.)
*98. Das wird ihm in den Ohren kitzeln.
Holl.: Hoe zal hem dat in de ooren klinken. (Harrebomée, II, 149a.)
*99. De Ire wossen am. (Siebenbürg.-sächs.) – Frommann, V, 34, 53.
Die Ohren wachsen ihm.
*100. De Iren wôssen em, wää dem Jisel da eme luewt1. (Schässburg.) – Firmenich, III, 425, 18.
1) Da man ihn lobt.
*101. De kan ebes hönder de Ohre före näh. (S. ⇒ Lüge 284.) – Sutermeister, 74.
*102. Dear hot 's a bitzle dick hinter de Ohra. – Birlinger, 995.
*103. Der hat's hinter den Ohren wie der Rothschimmel. – Klix, 55.
*104. Der hat's hintern Ahrna wi der Gässbouk 's Inschelt (Talg, Unschlitt). (Franken.)
*105. Die langen Ohren als Federhalter benutzen. – A. Ruge, Aus früherer Zeit, I.
*106. Die Ohren an den Kopf legen.
»Aber ich werde die Ohren an den Kopf legen und denken müssen, thue recht u.s.w.« (Coler, 781a.)
*107. Die Ohren aufstecken.
Holl.: Hij steekt de ooren op. (Harrebomée, II, 149a.)
*108. Die Ohren einziehen.
Holl.: Hij trekt zijne ooren in. (Harrebomée, II, 149a.)
*109. Die Ohren falschen Zungen leihen. – Schottel, 1117a.
*110. Die Ohren gellen mir darnach. – Schottel, 1116b.
*111. Die Ohren gespitzt. – Eiselein, 500.
Aufgepasst, was gesagt wird, ist wichtig.
Lat.: Arrectis auribus. (Eiselein, 500.)
*112. Die Ohren (Augen) haben auch ihre Zungen. – Winckler, V, 93.
[1128] *113. Die Ohren hängen, wie ein Esel vor der Mühle.
*114. Die Ohren in der Hosentasche tragen. (Leipzig.)
*115. Die Ohren jucken ihm (nach Neuigkeiten). – Körte, 4660h; Braun, I, 3157.
Holl.: Die ooren jeuken hem. (Harrebomée, II, 147a.) – Hebben u de ooren niet getuit? (Harrebomée, II, 147b.)
*116. Die Ohren klingen (summen) mir.
Um zu sagen, es werde von mir gesprochen.
Frz.: Les oreilles me cornent. (Kritzinger, 174a.)
Holl.: Als er van ons gesproken wordt, tuiten ons de ooren. – Het regter oor tuit. (Harrebomée, II, 147a.)
*117. Die Ohren kerben. – Eyering, I, 720.
*118. Die ohren melcken. (S. ⇒ Eiter 2.) – Franck, II, 11b; Egenolff, 15a; Sutor, 925.
Holl.: Hij melkt de ooren van die hem hooren. (Harrebomée, II, 149a.)
Lat.: Adulatoris verba sunt cocquineria. – Demulcere caput. (Binder II, 738; Erasm., 37; Lang, 339.) – Filiae equorum. – Scabies Herculana Lethale multum. (Sutor, 727.) – Ut nos pauca loqui, plura autem audire moneret, linguam unam natura, duas dedit omnibus aures. (Binder II, 3442.)
*119. Die Ohren melken lassen. – Murner, Nb., 90; Eyering, I, 315 u. 720; Eiselein, 500.
Sich Schmeichlern hingeben.
*120. Die Ohren spitzen wie ein alter Wolff. – Simplic., II, 20.
*121. Die Ohren steif halten. – Körte, 4660; Braun, I, 3153.
Gesund bleiben. In Pommern: De Ôren stîv hollen. (Dähnert, 339a.)
*122. Die Ohren verstopfen. – Eiselein, 500.
Lat.: Ceram auribus obdis. (Erasm., 101.)
*123. Die Ohren von etwas voll haben.
Es müde sein, von etwas reden zu hören, etwas bis zum Ueberdruss gehört haben.
Frz.: Avoir les oreilles battues de quelque chose.
*124. Die oren sind mir dünn worden. – Rollwagenbüchlein.
Ich kann jetzt gut hören.
*125. Doss war ich mir hingers Uhr schreiben. – Robinson, 362.
*126. Du hast beottisch Ohrn. – Eyering, I, 811.
*127. Du hast dicke ohren. – Agricola I, 176; Franck, II, 22b; Tappius, 28a; Schottel, 1131b.
Nicht blos vom eigentlichen schweren Hören, sondern auch vom schweren geistigen Verstehen. Von dem, der infolge desselben albern sprach, sagten die Alten, er habe böotische Ohren: Boeotica auris. (Erasm., 491; Tappius, 28a.)
*128. Du hättest deine Ohren sollen hinhalten. – Klix, 55.
*129. Dünne Ohren haben.
Leise, fein hören.
*130. E hôt et faustdäck hangdern Iren. (Siebenbürg.-sächs.)
Er ist ein verdrehter, gefährlicher Mensch, dem nicht zu trauen ist. (Frommann, V, 36.)
*131. Ein geneigtes Ohr finden.
Holl.: Hij vindt een toegenegen oor. (Harrebomée, II, 149a.)
*132. Ein offenes Ohr bei jemand finden (haben).
Ein geneigtes Gehör bei ihm finden.
*133. Ein paar gute Ohren ermüden hundert Zungen. – Winckler, IV, 55.
*134. Einem beständig hinter den Ohren sitzen.
Ihm durch zudringliche Anwesenheit lästig werden.
*135. Einem beständig in den Ohren liegen.
Ihn stets mit seinen Angelegenheiten behelligen.
*136. Einem die Ohren aufsperren.
Ihn empfindlich zum Aufmerken veranlassen.
*137. Einem die Ohren krawen. – Mathesius, Postilla, CLXVIIIb.
» ... Vnd fein sanffte predigen vnd die Ohren krawen.« (Mathesy, 304b.)
*138. Einem die Ohren lausen. – Frischbier, 553.
Ihn empfindlich zurechtweisen.
*139. Einem die ohren reiben. – Mathesius, Postilla, I, XXXIIIa.
*140. Einem die Ohren schaben.
Ihn auf eine empfindliche Weise zu grösserer Aufmerksamkeit auf das, was ihm gesagt wird, veranlassen. (S. ⇒ Heuleiter.) (Schlesisch bei Keller.) Luther wendet einmal in demselben Sinne die Redensart: Die Ohren aufkneufeln, an, indem er in Bezug auf die Bauernaufstände schreibt: »Die Bauern wollten auch nicht hören; da musste man ihnen die Ohren aufkneufeln mit Büchsensteinen.«
[1129] Böhm.: Uřež břucha, nastav cha. (Čelakovský, 178.)
Frz.: On lui a frotté les oreilles. (Starschedel, 289.)
Holl.: Hij heeft hem de ooren gewasschen. – Iemand het oor verscheuren. (Harrebomée, II, 148b u. 149a.) – Ik moet u de ooren eens schrapen. (Harrebomée, II, 149b.)
*141. Einem die Ohren voll kawen vnnd plawen. – Mathesy, 176a.
Frz.: Rompre les oreilles à quelqu'un. (Starschedel, 289.)
*142. Einem die Ohren voll plaudern. – Mathesy, 160b.
*143. Einem die Ohren vom Kopfe herunter fragen. – Altmann VI, 524.
*144. Einem die Ohren warm machen. – Körte, 1660t; Braun, I, 3159.
Ihm mit seinen Reden (Vorstellungen) beschwerlich fallen.
Holl.: Iemand de ooren warm maken. (Harrebomée, II, 149a.)
*145. Einem die oren melcken (kitzeln). – Tappius, 18a; Sutor, 925; Körte, 4660i; Frost, 135.
Ihm schmeicheln; ihm sagen, was er gern hört. »Vnd kützel jm die ohren wol.« (H. Sachs, II, V, 2.)
Frz.: De plume ou de pinceau gratter c'est par beaulx motz aultruy flater. (Bovill, II, 2.)
Holl.: Iemands ooren kittelen. (Harrebomée, II, 149a.)
*146. Einem ein willig Ohr leihen. – Braun, I, 3147.
*147. Einem eins an ein Ohr geben. – M. Zeiler Handbuch, I, 70.
Frz.: Je lui donnerai sur le cap. (Kritzinger, 105b.)
*148. Einem etwas hinter die Ohren geben (schreiben). – Herberger, Hertzpostille, I, 754; Mayer, II, 217.
Einen derben Verweis, einen scharfen Ausputzer.
Frz.: Parler à la barrette de quelqu'un. (Kritzinger, 58b.)
*149. Einem etwas in die Ohren blasen. – Braun, I, 3148; Henisch, 405, 43.
Frz.: Corner aux oreilles de quelqu'un. (Kritzinger, 174a.)
Holl.: Iemand iets in het oor luisteren. (Harrebomée, II, 149a.)
*150. Einem etwas inn dat or seggen oder ruynen. – Tappius, 215b.
Ihm insgeheim einem Dritten nachtheilige Nachrichten von etwas geben.
Lat.: In aurem dicere. (Philippi, I, 191; Tappius, 215.)
*151. Einem etwas ins Ohr raunen.
*152. Einem etwas zu Ohren tragen.
*153. Einem in den Ohren liegen.
Einem durch anhaltende und wiederholte Bitten lästig werden.
Frz.: Il est toujours pendu aux oreilles de ses amis. – Persécuter quelqu'un furieusement. (Kritzinger, 493b u. 527b.)
*154. Einem in die Ohren brunzen.
»Ich wolt dich nider werffen vor, vnd dir selbst bruntzen in ein Ohr.« (Hans Sachs, III, XLVI, 1.)
*155. Einem sein Ohr leihen.
Holl.: Hij leent hem een gewillig oor. (Harrebomée, II, 148b.)
*156. Einem zu Ohren laufen. – Mathesy, 114a.
*157. Einen an den Ohren zupfen.
*158. Einen bei den Ohren fassen (kriegen, nehmen).
Holl.: Iemand bij de ooren krijgen. (Harrebomée, II, 149a.)
*159. Einen beim Ohre haben.
*160. Einen übers Ohr hauen. – Lohrengel, II, 357.
»Es ist allgemein bekannt, dass der Amerikaner durchweg keine grössere Hochachtung hat, als vor dem, welcher ihn selbst betrogen, und niemand mehr verachtet, als den, welcher sich von ihm hat übers Ohr hauen lassen.« (Deutsches Museum, Leipzig 1860, S. 786.)
*161. Einen übers Ohr hauen, dass ihm die Augen übergehen. – Frischbier2, 2841.
*162. Einen zwischen die Ohren hauen. – Parömiakon, 846.
*163. En Ahr im Läupe laten. (Westf.)
Etwas vergessen.
*164. Er darf nur hinter die Ohren langen, so hat er schon ein Lug.
Lat.: Ex se fingit, ut araneus. (Chaos, 562.)
*165. Er drückt die Ohren auf den Hals. (Meiningen.)
Er thut als höre er es nicht, er will's nicht gewesen sein, nicht gethan haben.
*166. Er hat dicke Ohren. – Eyering, I, 275; Körte, 4660g; Braun, I, 3160.
Der langsam hört und nicht hören will.
Holl.: Hij heeft dikke ooren. (Harrebomée, II, 147b.)
[1130] *167. Er hat die Ohren anderswo.
Frz.: Il est à cent lieuës d'ici. – Il n'écoute pas. (Kritzinger, 418b.)
*168. Er hat die Ohren auf dem rechten Fleck.
*169. Er hat die Ohren gespitzt. – Klix, 55.
*170. Er hat die Ohren offen.
Holl.: Hij zet zijne ooren wijd open. (Harrebomée, II, 149.)
*171. Er hat dünne obren. – Tappius, 53a; Eyering, II, 276; Körte, 4660g.
Er hört leise.
Lat.: Purgatis auribus. (Erasm., 99; Philippi, II, 155; Tappius, 53a.)
*172. Er hat es hinter den Ohren. – Frischbier, 325; Frischbier2, 2844; Hennig, 103; Körte, 4660a; für Tirol: Schöpf, 481.
Von einem Menschen, der still und einfältig aussieht, zu seiner Zeit aber sich ganz anders zeigt. Die englischen Neger in Surinam sagen von einem, der es hinter den Ohren hat, wenn er auch aussieht, als könne er nicht auf drei zählen: Sein Mund ist leer, aber er führt Dinge aus. (Wullschlägel.)
Dän.: Han har noget bag øret. (Prov. dan., 448.)
Holl.: Hij heeft ze achter de ooren. (Harrebomée, II, 148a.)
Lat.: Cretensis mare. (Philippi, I, 98.)
*173. Er hat feine Ohren.
Holl.: Gij hebt dunne ooren. (Harrebomée, II, 147b.)
*174. Er hat feine Ohren, er hört das Gras auf dem Monde wachsen.
Lat.: A purgatis auribus. (Sutor, 727.)
*175. Er hat gute Ohren, kennt mich an der Stimme, wie ein Blinder den Kukuk. – Eiselein, 500.
*176. Er hat gute Ohren, wenn er will. – Eiselein, 500.
*177. Er hat ihm das Ohr vom Schafe (als seinen Antheil) gegeben. – Burckhardt, 84.
Von ungerechten oder ungleichen Vertheilungen.
*178. Er hat (dafür) keine Ohren. – Parömiakon, 1195.
Er will es nicht thun. In Pommern: He hett dor nene Ôren to. (Dähnert, 838b.)
Frz.: N'avoir point d'oreille pour quelque chose. (Kritzinger, 493.)
Holl.: Hij heeft er geene ooren naar. (Harrebomée, II, 148a.)
*179. Er hat lange Ohren. (S. ⇒ Hobelspan.) – Lehmann, 818, 1.
»Man weihet heute Ralph, den Gecken, durch Ring und Hut zum Doctor ein. Wie gross muss nicht der Deckel sein, um seine Ohren zu verstecken.« (Witzfunken, IVb, 25.) Jüdisch- deutsch in Warschau von Spionen und Denuncianten: Er hot lange Ohjern.
*180. Er hät Ohre wie Chabisbletter. – Sutermeister, 55.
*181. Er hät Ohre wie em Müller sini Zwee (nämlich Esel). – Sutermeister, 55.
*182. Er hat Ohren, die das Gras wachsen hören.
*183. Er hat Ohren wie Dreckdeckel. – Körte, 4660d; Braun, I, 3163.
*184. Er hat seine Ohren in den Hosen.
Gehorcht nur dem Prügel.
*185. Er hat sich bis unter (über) die Ohren versäuft. – Frischbier2, 2845.
*186. Er hat Venedisch ohrn. – Eyering, I, 812.
*187. Er hat's faustdick hinter den Ohren, wie die polnischen Schweine die Läuse. – Lohrengel, II, 266; Mayer, I, 109; II, 143; Frischbier, 326; Frischbier2, 2843.
In Pommern: He hett dat fûstdick achter de Oren. (Dähnert, 339a.)
*188. Er hat's hinter den Ohren wie die Ziegen das Fett. – Klix, 55.
*189. Er hengt die Ohren. – Eyering, II, 322.
*190. Er ist bis auf ein Ohr geschunden.
Beinahe ab- oder ausgezogen. Aus den Schlachthöfen entlehnt.
*191. Er ist ganz Ohr.
Holl.: Alles was oor. (Harrebomée, II, 147a.)
*192. Er ist noch hinder den ohren nass. – Franck, II, 13a; Gruter, I, 29; Schottel, 1143a; Sailer, 300; Braun, I, 3155.
Noch unerfahren, unreif. In Ostfriesland: Bist je noch hêl nêt drög achter de Ohren. (Kern, 532.)
*193. Er ist noch nicht hinter den Ohren trocken. – Lohrengel, II, 406; Frischbier2, 2846; Schöpf, 481; für Franken: Frommann, VI, 321, 303.
In Pommern: De is nog achter de Ôren nig drôg. (Dähnert, 338b.) Von einem jungen Menschen, der sich [1131] altklug geberdet und naseweis in Dinge hineinredet, die er nicht versteht. (Frommann, VI, 355.)
Frz.: Elle ne fait que de sortir de la coquille. – Il n'a pas encore jetté sa gourme. ( Kritzinger, 172a u. 353b.)
Lat.: Septennis quum sit, nondum edidit dentes. (Hanzely, 151.)
*194. Er ist wol hinter den Ohren trocken, aber die Zähne fehlen ihm noch.
Bei Dietrich (Buch der Weisheit, I, 863) mit dem Zusatz: »vnd lässet sich noch mit dem Donat vorn Hindern schlagen.« D.h. er ist alt genug, verständig zu sein, aber er ist's nicht.
Lat.: Septennis nondum edidit dentes. (Binder II, 3082; Hanzely, 151; Lang, 531; Philippi, II, 177.)
*195. Er kann die Ohren schütteln, dass sie klatschen.
Zur Erklärung dieser Redensart sind von holländischen Schriftstellern verschiedene Ansichten ausgesprochen worden. Tucmann denkt dabei an langohrige Hunde, Mulder an Zug- und Lastthiere, besonders Pferde und Esel, welche dadurch stechende Fliegen u.s.w. vertreiben. Bilderdijk versteht darunter nur das Schütteln mit dem Kopf, um ein entschiedenes »Nein« auszudrücken. In England wird die Redensart gegen die gebraucht, welche einen Verlust erlitten haben: You may go and shake your ears. (Bohn II, 177.)
Holl.: Hij kan zijne ooren schudden dat ze klappen. (Harrebomée, II, 148b.)
*196. Er kratzt öfter hinter den Ohren als ein Hund im Heumonat. – Parömiakon, 2789.
Ueber trüben Gedanken brüten, Grillen im Kopfe haben.
*197. Er lässt sich bei den Ohren ziehen.
Frz.: Il se fait tirer l'oreille. (Starschedel, 289.)
*198. Er lässt sich die Ohren melken.
Von Ohrenbläsern einnehmen.
*199. Er leigt nischt (legt nichts) hinter das Ohr. (Jüd.-deutsch. Brody.)
*200. Er lesst die oren hangen. – Franck, II, 20b; Tappius, 26b; Braun, I, 3156; Körte, 4660e.
In Pommern: De Oren hengen laten. (Dähnert, 339.) Ist muthlos. Franck hat, um die lateinische Redensart Auriculis demissis auszudrücken, auch noch folgende beigefügt: Er henckt das geneil. Er sihet eben als hab man im ghen himmel geleut. Er sihet wie ein gestochens kalb. Er tregt das schindmesser im hindern.
Engl.: To hang one's ears. (Bohn II, 164.)
Frz.: Il a bien baissé l'oreille depuis ce revers. – Il a l'oreille basse; il en a sur l'oreille; il a les oreilles. (Starschedel, 289.)
Holl.: Hij laat de ooren hangen. (Harrebomée, II, 148b.)
Lat.: Demitto auriculas ut iniquae mentis asellus. (Horaz.)
*201. Er liegt ihm in den Ohren. – Mathesy, 381a; Chemnitius, 110.
*202. Er lüngt nume hinder 's Ohr und het wider eini (nämlich ⇒ Lüge [s.d. 284]). – Sutermeister, 74.
*203. Er möcht ihr etwas ins Ohr sagen, da 's Wasser ausfliesst. – Eiselein, 500.
*204. Er muss vor hinter den Ohren trocken werden.
Der Junge, Unerfahrene.
*205. Er schläft auf beiden Ohren.
Sehr ruhig und sorglos.
*206. Er schüttelt die Ohren wie ein Hund, der Enten aus dem Wasser geholt hat. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 312.
*207. Er sitzt bis an die Ohren im Fett.
Holl.: Hij zit tot de oren in het vet (geld). (Harrebomée, II, 149a.)
*208. Er spitzt die Ohren.
Sehr aufmerksam zuhören. Auch die Römer hatten die Redensart: Arrige aures, Pamphile, sagt Terenz (Andria), und Virgil (Aeneide): Arrectis auribus astant.
Frz.: Il dresse les oreilles. (Kritzinger, 493a.)
Holl.: Hij scherpt zijne ooren. (Harrebomée, II, 149a.)
Lat.: Aures arrigere. (Faselius, 25.)
*209. Er spitzt die Ohren wie ein Hase.
Holl.: Hij spitst zijne ooren als een haas. (Harrebomée, II, 149a.)
*210. Er steckt bis über die Ohren in der Wäsche. (Jeremtowitz.)
Von einem, der auffallend hohe Vatermörder trägt.
*211. Er steckt bis über die Ohren in Schulden. – Eiselein, 500; Lohrengel, II, 54.
In Ostfriesland: Bet aver de Ohren in Schulden sitten. (Kern, 534.)
Frz.: Être dans une affaire jusqu'aux oreilles. (Starschedel, 289.) – Il a des dettes jusqu'aux oreilles. – Il a des dettes par dessus la tête. (Masson, 309.) – Il est noyé de dettes.
[1132] Holl.: Hij zit tot over de ooren in de schulden. (Harrebomée, II, 149a.)
Lat.: Ad ambas usque aures. (Eiselein, 500.) – Animam debet. (Masson, 309.)
*212. Er steckt die Ohren auf wie ein Hase.
*213. Er würde die Ohren vergessen, wenn sie nicht angewachsen wären.
Holl.: Hij zou zijne ooren nog vergeten (oder: t' huis laten) indien ze niet vast zaten. (Harrebomée, II, 149a.)
*214. Es fällt in sein Ohr wie Wasser in ein Sieb. – Eiselein, 500.
*215. Es gehet dir zu einem ohr eynn, zum andern widder aus. – Agricola I, 153; Schottel, 1131a; Mayer, I, 877; Braun, I, 3150; Frischbier2, 2847.
Etwas ohne Aufmerksamkeit und ohne Einfluss auf den Willen anhören.
Mhd.: Zeinem ôren în, zem andern für. (Parzival.) – Er lât ez durch diu ôren gar zem einen în, zem andern uz. (Wigalois.) – Al sam geschiht dem boesen man; swaz man im seit, daz wert vür die wârheit, zeim ôren ûz zem andern in. (Welscher Gast.) (Zingerle, 111.)
*216. Es ist mir zu Ohren gebracht worden (gekommen).
Man hat mich davon in Kenntniss gesetzt.
*217. Es jucken jm sein Ohrn, dass er meint, Küdreck sei schmalz worn. – H. Sachs, IV, XXX, 2.
*218. Etwas um die Ohren schlagen. (Breslau.)
Nur in Beziehung auf Zeit, d.h. sie nutzlos, ohne den beabsichtigten Zweck zu erreichen, verlieren. So sagt man: Ich habe mir eine Stunde, einen Vormittag, eine Nacht u.s.w. um die Ohren geschlagen. Eine junge Dame, die auf dem Balle war und dort wenig oder gar nicht zum Tanzen gekommen ist, auch sonst nicht die erwartete Aufmerksamkeit gefunden hat, klagt, dass sie die Nacht um die Ohren geschlagen habe.
*219. Etwas zu Ohren nehmen.
Frz.: Cela est bien imprimé dans son esprit. (Kritzinger, 693a.)
*220. Hä iss noch nett hennern Oarne tracke. (Henneberg.)
Holl.: Hij is nog nat (nog niet droog) achter de ooren. (Harrebomée, II, 148b.)
*221. He hät emme (ihm) in 't Auer knîpen. (Lippe.)
Er hat sich durch irgendetwas ihm geneigt gemacht, ihn von seinem strengen Vorhaben abgebracht.
*222. He hett de Ohren noch all dicht bi de Kopp. – Kern, 533.
Er hört gut und fasst schnell auf.
*223. He hett der gên Ohren an. – Kern, 538.
Er will nichts davon wissen. In Pommern: He hett der nene Oren to. (Dähnert, 338b.)
*224. He hett se dumdicke achter de Ohren. – Eichwald, 1452.
*225. He is dört Ohr brennt. – Eichwald, 1450; Kern, 539.
Buchstäblich: er ist als ein Verbrecher gebrandmarkt; uneigentlich: er ist klug, listig, durchtrieben, gefährlich; man hat sich vor ihm zu hüten.
*226. He kann sök selwst wat önt Ohr segge. (Ostpreuss.)
Er hat einen grossen Mund.
*227. He kleijt sick achter de Ôren. – Dähnert, 339a.
Er ist verdriesslich über sein Versehen oder über den erlittenen Verlust.
Frz.: Il se gratte l'oreille. (Kritzinger, 495b.)
*228. He sitt aver de Ohren in schôn (rein) Linnengod. – Kern, 1052.
Von jemand, der weisse Vorhemdchen, Vatermörder, Handmanschetten u. dgl. feine Wäsche trägt.
*229. He spetzt de Ohren wie de Sêg (Sau) in de Arften. (Danziger Nehrung.) – Frischbier2, 2849.
*230. Hett di dat Ôr nich klingt? – Dähnert, 339a.
Es ist viel von dir gesprochen worden.
*231. Hett i si bi den Ohre, sie müesste mer Herr Jesis pfîfe. – Sutermeister, 25.
Drückt eine Drohung aus, wofür sich a.a.O. auch folgende Redensarten finden: Jez han i de gnue! Mach, i git der eis! I nimm di vor de Fridesrichter! Mach nid, i lo d' Chatz us em Ermel. Der Widerfez (Vergeltung) wird au cho! Es ist no nid aller Chelle Abed. Er müesst verschränzt si wien en Birewegge. Du chumst i Rollhafe. Du chumst is Runggelis Hafe. Du chumst zu 's Hänis Gizzi. Du chumst sibe Schue unger d' Platte. (S. ⇒ Nagel 112.)
*232. Hi hea't beaft a Uaren üsh Fister. (Nordfries.) – Johansen, 70; für Amrum: Haupt, VIII, 354, 84.
Er hat's hinter den Ohren wie Fäuste, d.i. faustdick.
*233. Holt de Ôrn stîf. (Altmark.) – Danneil, 212.
Werde nicht krank oder muthlos.
[1133] *234. Ich habe mehr Ohren zu hüten als du Mauls zu schmähen. – Sailer, 329.
Zu einem Schmähsüchtigen.
*235. Ich habe mir's hinter die Ohren geschrieben.
»Er hat sich mein Gesuch recht hinters Ohr geschrieben, drum ist es ihm auch stets unleserlich geblieben.« (Witzfunken, IIIa, 44.)
Engl.: I bear him on my back. (Bohn II, 149.)
*236. Ich habs mit meinen ohren gehört. – Agricola I, 628.
Zur Bekräftigung der Aussage.
Dän.: Jeg har hørd det med disse mine ørene, seet det med disse mine øinene. (Prov. dan., 307.)
Holl.: Ik heb het met mijne ooren gehoord. (Harrebomée, II, 149b.)
*237. Ich lasse mir die Ohren abschneiden.
Zu ergänzen: wenn es nicht so ist. Eine sprichwörtliche Betheuerungs- und Versicherungsformel. Das Abschneiden der Ohren scheint eine auf Lügen und falsche Behauptungen gesetzte Strafe gewesen zu sein. Einem englischen Juristen, W. Prynne (geboren 1600), der in seiner Histriomastix (London 1633) behauptet hatte, Komödien wären Werke des Teufels, Aristophanes und Terenz befänden sich unter den Verdammten, Brutus habe den Cäsar ermordet, weil dieser ein Theaterstück geschrieben habe, Theaterbesucher seien keine Christen, wurden wegen dieser und ähnlicher Behauptungen in majorem Comoediae gloriam die Ohren abgeschnitten. (Witzfunken, IVa, 133.)
Holl.: Hij zou zich laten kortooren. (Harrebomée, II, 149a.)
*238. Ich schneide dir die Ohren ab.
Die Redensart: Ich schneide dir ein Ohr, oder die Ohren ab, ist in Schlesien stark verbreitet, wo sie jetzt wol nur als scherzhafte Drohung gegen Kinder, besonders muthwillige Knaben, angewandt wird. Ueber die Quelle derselben scheint historisch noch nichts festzustehen. Wenigstens wird in einem Artikel der Schles. Provinzialblätter (Historische Sprichwörter, S. 29) die Frage unbeantwortet gelassen, ob sie aus einem frühern Strafverfahren oder aus dem Tatareneinfall in Schlesien im Jahre 1241 entsprungen sei. In dem letztern, wenn auch dessen Geschichte nicht mehr urkundlich feststellbar ist, findet das schlesische Ohrabschneiden einen Beleg. Die Mongolen sollen, um ihren Heerführern die Anzahl der von ihnen erschlagenen Feinde beweisen zu können, jedem derselben ein Ohr abgeschnitten haben. Thebes (Liegnitzer Jahrbücher) und Klose (Bresl. Briefe) bezweifeln die Sage; Stenzel (Gesch. Schlesiens) erklärt, dass man von der Tatarenschlacht urkundlich weiter nichts als Ort und Datum weiss, während der Stadtbibliothekar Dr. Külb in Mainz noch in jüngster Zeit in einer Schrift angibt, dass die Tataren den Besiegten neun Säcke Ohren abgeschnitten haben.
*239. Ich werde dich etwas hinter den Ohren krimmen.
Dich zausen.
*240. Ich werde dir die Ohren schleifen. – Klix, 55.
*241. Ich will ihm die Ohren abreissen.
Grosssprecherische Drohung.
Frz.: Je lui couperai les oreilles.
*242. Ich will jhm die ohr vmbdrehen, dass er nicht weiss, was es hat geschlagen. – Ayrer, IV, 2653, 23.
In dem Sinne: ich will ihm eine Nase drehen.
*243. Ich will's ihm hinter die Ohren schreiben.
*244. Ick düer (darf) mîn Ôren schüdden, dat se klappt (Ostfries.) – Frommann, VI, 283, 113; Bueren, 759.
*245. Ick war di de Ôren upknöpen. – Dähnert, 338b.
Wenn jemand einen Auftrag nicht gehört haben will.
*246. Ick will det achter 't Ôr schriwen. – Dähnert, 338b.
Ich will nicht vergessen, dir es einmal zu vergelten.
Frz.: Il est sur mon catalogue. (Kritzinger, 112b.)
*247. Ihre Ohren haben sich in Zungen verwandelt.
So pflegte Zeno von Schwätzern zu sagen. (Einfälle, 512.)
*248. Ik lêt't det ian Uar în an't ööler weller üütj gung. (Amrum.) – Haupt, VIII, 368, 304.
Ich lasse es zu einem Ohr hinein, zum andern wieder herausgehen.
*249. In deine Ohren könnte man Erdäpfel setzen ohne Dung. (Rott-Thal.)
*250. In die ohren bleuen. – Henisch, 416, 32.
Mit Geschwätz betäuben.
*251. In ên Ur geit't rin un ut'n annern werrer rut. (Strelitz.) – Firmenich, III, 73, 109; für Schlesien: Frommann, III, 415, 579.
[1134] *252. In't Ôr raunen, dat et im Kopp bullert. (Holst.)
Einem heimlich etwas Verdriessliches sagen.
*253. Jemand bei den Ohren nehmen.
Sich seiner Person bemächtigen, ihn verhaften.
*254. Jemand um die Ohren hauen. (Schles.)
*255. Jemandes Ohr haben.
Holl.: Iemands oor hebben. (Harrebomée, II, 149a.)
*256. Keine Ohren zu etwas haben.
Nichts davon hören wollen.
*257. Keusche Ohren haben.
Nichts Unanständiges, Unsittliches hören können.
Frz.: Avoir les oreilles chastes. (Kritzinger, 495.)
*258. Lât di gên Ohren anneien. – Kern, 531.
Lass dir keine Eselsohren anheften, d.h. dich nicht anführen.
*259. Ma werd d'r gewiss sulln'n de Ûren schoaben, doss de nischte hîrscht. (Schles.) – Frommann, III, 246, 150; Gomolcke, 766.
*260. Mit beiden Ohren hören (horchen).
Holl.: Hij luistert (hoort toe) met beide ooren. (Harrebomée, II, 149a.)
*261. Mit gespanntem Ohr hören.
*262. Mit heilen Ohren davonkommen.
*263. Muess der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänke und d' Hut über 's Füdle abe hänke. – Sutermeister, 32.
*264. Schreib' dir's hinters Ohr, dass es kein Huhn auskratzt.
*265. Schreib's hinter die Ohren (oder: auf Pergament). (Nürtingen.)
*266. Sein Ohr vor jemand verstopfen.
Ihn nicht anhören wollen. Die Griechen sagten: Seine Ohren mit Wachs verschmieren. Vom Ulysses entlehnt, der seine und seiner Gefährten Ohren verstopfte, um nicht durch den Gesang der Sirenen verführt zu werden.
*267. Seine Ohren an den Kopf drücken. – Lohrengel, 431.
Sie den Bitten anderer verschliessen.
*268. Seine Ohren sind (für alles Gute) offen.
Dän.: Gode mænds øren er altid aabne for retfærdig mands bøn. (Prov. dan., 245.)
Engl.: His ears are open.
*269. Seine Ohren sind warm geworden.
Holl.: Zijn ooren zijn rood geworden. (Harrebomée, II, 150a.)
*270. Seine Ohren stehen allzeit offen wie ein Bauernschoppen.
Dän.: Hans ørne staae aabne som en procurators taske. (Prov. dan., 448.)
*271. Sich achter den Ohren kleien. – Eichwald, 1449.
*272. Sich an das gute Ohr jemandes wenden.
Zur günstigen Zeit mit ihm reden.
*273. Sich auf das rechte Ohr legen.
Man hält es für gesund, sich beim ersten Schlafe, welcher der festeste sein soll, aufs rechte Ohr zu legen, und aufgewacht, wenn man wie der einzuschlafen wünsche, auf das linke.
*274. Sich aufs Ohr legen.
Holl.: Hij ligt op één oor. (Harrebomée, II, 148b.)
*275. Sich die Ohren ausspülen.
Widerwärtige Eindrücke daraus entfernen. Ein bigoter Musikdirector war im Theater, als der Postillon von Lonjumeau gegeben wurde, ging aber schon nach dem ersten Acte fort. Als man ihn den folgenden Tag nach dem Grunde fragte, antwortete er: »Ich ging nach Hause, um mir mit einer Bach'schen Fuge die Ohren auszuspülen.« (Anekdotenjäger, Nordhausen 1861, Hft. 67.)
*276. Sich die Ohren melken lassen. – Murner, Nb., 90; Schelm., 14.
Von denen, die ihre Ohren Schmeichlern öffnen. »Alle Herren seind des gewon, das sie jhre Oren melcken lon, vnd hören, was da ist erlogen, das sie mit willen seind betrogen.« – »Man hats vor zeiten auch gethan das Keyser, König haben lan also jre oren melcken von lugenhafftigen schelcken, das sie sich liessen beten an vnd hiessen sich vor götter han.« (Murner, Schelm., in Kloster, IV, 844.) – »Das ampt das ich haiss ohren melcken, das hört nur zu den grossen schelcken, die bey Fürsten vnd bey herren sich mit ohrenmelcken neren vnd sagen nur was der Prelat von jnen gern gehöret hat.« – »Ohren melcken ist ein kunst, die manchen bringt vor herren gunst, der so vil drauss ermolcken hat, das er sich müssig gonds begat.« (Murner, Nb., in Kloster, IV, 863.)
[1135] *277. Sich etwas hinter die Ohren (hinters Ohr) schreiben (stecken). – Körte, 4660k; Lohrengel, II, 440; Braun, I, 3151.
Sich etwas gut merken, besonders eine Beleidigung, um sie zur geeigneten Zeit zu vergelten. »Je nu latten og (lasst ihn nur), 's verschlêt im nischte (verschlägt nichts, hat nichts zu sagen), a verstihts halt nicht besser. Ich war mer's glech wul hinder a Uhr schreiben.« (Keller, 143a.)
Frz.: Il a mis cela sur son grimoire. – Marquer quelque chose sur les tablettes.
Holl.: Hij heeft het achter zijne ooren geschreven. (Harrebomée, II, 148a.)
Lat.: Aurem vellere. (Philippi, I, 50.)
*278. Sich hinter den Ohren kratzen. – Körte, 4460e; Schottel, 1118a; Braun, I, 3154.
Reue über einen begangenen Fehler, Unwillen über einen Verlust zu erkennen geben.
Holl.: Hij krabt zich achter de ooren. (Harrebomée, II, 148b.)
*279. Sie haben Ohren und hören nicht.
»Der Weise wusste wol, dass nicht alle Ohren zum Hören haben, und die grössten Ohren hören am schlechtesten.« (Clemens, Manifest der Vernunft, 16.)
*280. Sini Ohre händ au 's Mäs. – Sutermeister, 55.
*281. Sperr' die Ohren auf. – Klix, 55.
*282. Tauben Ohren predigen. – Körte, 4660m; Braun, I, 3152.
Mit seinen Vorstellungen und Ermahnungen kein Gehör finden. In demselben Sinne sagt man in Italien: Dem Lauch predigen; in Griechenland: Für den Tauben läuten; in Venetien: Seine Gründe der Polizei vortragen, seine Noth der Stiefmutter klagen; die englischen Neger in Surinam: In den Busch schreien. (Reinsberg IV, 71.) Die Aegypter sagen: Du liesest die Psalmen den Bewohnern der Gräber. Die Psalmen werden bei den Moslemim selten gelesen, weil sie behaupten, die Christen hätten sie verfälscht; doch geben sie zu, dass David sie unter göttlicher Eingebung verfasst und gesungen habe. Dessenungeachtet wird aber doch niemand den Todten etwas vorlesen. (Burckhardt, 164.)
Frz.: Il vaudrait autant parler à un sourd.
Holl.: Voor doove ooren prêken. (Harrebomée, II, 150a.)
Lat.: Canere surdo. (Virgil.) – E mortuo verba facere. (Plautus.) – Fabulam surdo narrare. (Binder II, 409, 945 u. 1060.) – Frustra canis. – Inaniter aquam consumis. (Philippi, I, 164 u. 191.)
*283. Und wenn er bis über die Ohren im Golde sässe, ich möchte (wollte) ihn nicht. – Frischbier2, 2848.
*284. Vel um de Ohren hebb'n. – Eichwald, 14.
*285. Verschone meine Ohren damit. – Eiselein, 500.
Mit dieser Botschaft, Nachricht.
Lat.: Procul auribus nuncius veniat. (Eiselein, 500.)
*286. Wart, i will der d' Ohre lo stoh und 's Läbe schänk. – Sutermeister, 32.
*287. Weane in't Ohr kniypen. (Westf.)
Ihn für irgendetwas willig zu machen suchen.
*288. Wenn du dich selbst mit den Ohren hörtest, hettest du lengst geschwiegen. – Henisch, 1549, 31.
*289. Wie spitzt a de Uhren, a denkt, 's giht öber ihn. – Gomolcke, 1120; Frommann, III, 244, 75.
*290. Zâ enem Îr änen, zâ enem erous. – Schuster, 990; hochdeutsch bei Eiselein, 560; Parömiakon, 1639; Simrock, 7872; Körte2, 5849.
*291. Zu eim Uhre gieht's nei, zum andern wieder 'raus. – Robinson, 764.
»Wer do was begreyfft mit dem rechten ore, gibt ers wider mit dem linken, er ist ein thore.« (Werdea, Aiiij.) »Zu einem Ohr lassen eingehen vnd zum andern wider hinaus.« (Pauli, Postille, I, 20a.) »Vnd geht jnen zu einem ohr ein vnd zu dem andern wider aus.« (Pauli, Schimpff, Va.) »Geht zu eim Ohr ein nach der pauss vnd zum andern Ohr wieder auss.« (H. Sachs, IV, LXXXIII, 1.) »Das geet jm zu ainem oren ein vnd zu dem andern wid' auss.« (Himmelstrass, II, 2a.)
Jüd.-deutsch: In ein Ojer herein ün vün 'm andern heraus.
Lat.: Surdis narratur fabula. (Terenz.) (Philippi, II, 207.)
292. Das eine Ohr gehört dem Kläger, das andere dem Beklagten. – Kornmann, VIII, 108.
293. Ha 'r ne 'n Poar Oahren, denn ging em 't Mul rund äm 'n Kopp. – Schlingmann, 1049.
294. Man soll mit den Ohren heirathen, nicht mit den Augen.
Böhm.: Než se ženíš pošli uši mezi lidi. (Rybička, 2149.) – Který se ne tak rukama a očima jako ušima a srdcem oženiti míní, dobré manželky dochází. (Rybička, 2151.)
*295. Darnach hanget sein Ohr. – Franck, Weltbuch, XXXVIIIa.
Steht sein Wille.
*296. Einem stätigs vmb die ohren bleuwen. – Aventin, Chronik, XXXIXa.
D.i. in den Ohren liegen.
[1642] *297. Er steckt bis über die Ohren in Federn.
Engl.: He is covered up in his bed.
Frz.: Il est là comme coq en pâte.
It.: Sta in barba di miccio.
Schwed.: Han mår som perla i guld. (Marin, 14.)
*298. Es wird ihm heiss um die Ohren. – Carlén, Einsiedler, 167.
*299. Etwas mit halben Ohren hören.
*300. Sein Ohr ist ein Loch. – Merx, 137.
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