Australien

[166] Australien (hierzu die Karte »Australien«), der kleinste Erdteil, umfaßt sämtliche vom Indischen Ozean und von den Grenzen Asiens über das Stille Meer bis zur Westküste Amerikas verstreute Ländermassen, ein Areal von 8,258,125 qkm. In neuerer Zeit beschränkt man den Namen A. auf den Australkontinent (nebst Tasmania, 7,929,014 qkm), während man die übrigen Teile (1,129,111 qkm) als Ozeanien (s. darüber den besondern Artikel »Ozeanien« mit Karte) zusammenfaßt. Übersicht des Inhalts:

Tabelle

Lage und Grenzen. A., von seinen holländischen Entdeckern Neuholland genannt, ein bis in die neueste Zeit allgemein gebräuchlicher Name, liegt zwischen 10°47´ (Kap York) und 39° 11´ (Kap Wilson) südl. Br. und zwischen 113°5´ und 153°16´ östl. L. Die Nordküste wird bespült von der Torresstraße, die A. von Neuguinea trennt, vom Golf von Carpentaria, der Arafura-See und dem Indischen Ozean, der auch die Westgrenze und mit der Baßstraße (zwischen Victoria und Tasmania) die Südgrenz e bildet, die Ostküste vom Großen Ozean mit dem Korallenmeer. A. wird vom Wendekreis des Steinbocks so durchschnitten, daß der der tropischen Zone angehörige Teil sich zu dem der gemäßigten angehörigen verhält wie 11:18. Die größte Länge beträgt 4100 km, die größte Breite 3200 km, die kleinste Entfernung zwischen Carpentaria- und Spencergols 1700, vom Ostende des Cambridgegolfs bis zur tiefsten Ausbuchtung des Australgolfs 1850 km.

Küsten und Inseln. Der auf 12,840 km geschätzte Küstenumfang ist sehr einförmig, so daß A. nach Afrika am ungünstigsten gegliedert ist. Außer der Halbinsel York im N., die mit dem Arnhemsland als einzigen tiefern Einschnitt den Golf von Carpentaria[166] einschließt, besitzt A. nur wenige bemerkenswerte Vorsprünge, wie die Peronhalbinsel mit der Sharksbai im W., die Eyria- und die Yorkehalbinsel mit Spencer- und St. Vincentgolf im S. Gute Häfen besitzt die Nordküste im Port Darwin, die Südwestküste im King George-Sund, die Südküste im Port Lincoln, Port Adelaide, die Südostküste im Port Phillip, namentlich aber die Ostküste im Port Jackson und der Moretonbai. Die Inseln der Torresstraße zeigen den ehemaligen Zusammenhang mit Neuguinea, die Klippen und Inseln der Baßstraße denjenigen mit Tasmania. Von Bedeutung sind aber nur die Inseln Mornington und das Groote Eylandt im Carpentariagolf, die Inseln Melville und Bathurst an der Nordküste, die Känguruhinsel an der Südküste und die Frazerinsel an der Ostküste.

Bodengestaltung. A. erscheint als ein großes Plateau, dessen Ränder zuweilen unmittelbar zum Meer abfallen, meist aber durch einen Küstenstreifen von ihm getrennt sind. Dieses Plateau senkt sich bis in die Gegend des Eyresees, wo der Kontinent seine größte Depression hat (12 m unter dem Meer). Auf den durchschnnittlich 650 m über den Meeresspiegel erhobenen Ostrand ist eine Reihe von Bergketten (Australische Kordillere) aufgesetzt, die ihre höchsten, aber noch nicht zur Schneegrenze (hier 2440 m) reichenden Erhebungen in den Australischen Alpen (zwischen 37°40´ und 35° südl. Br.) haben, mit der Kosciuskogruppe (Mount Townsend mit 2241 m der höchste Berg Australiens, Mount Clarke 2213, Müllers Peak 2196 m) und der Bogonggruppe (Bogong 1984, Hotham 1955, Feathertop 1921 m). Doch liegt der Schnee in geschützten Schluchten manchen Sommer hindurch, weil in A. die Temperatur mit der Höhe viel rascher abnimmt als in den europäischen Alpen. Die quartäre Eiszeit hat Gletscherspuren zurückgelassen. Die abgerundeten Berggipfel der Australischen Alpen sind fast alle zu Pferd erreichbar. Ausgedehnte wellige Plateaus sind die vorherrschende Bergform. Die Täler sind meist ganz schmal, ausgedehnte Ebenen finden sich nicht, zur Bildung von engen Schluchten oder Klammen kommt es nirgends. Alles dies bezeugt das hohe Aller des Gebirges. An die Alpen schließen sich nach W. die Pyrenäen und Grampians (Mount William 1166 m) an, nach N. Ketten wie Cullarin, Blaue Berge, Liverpool, New England, Coast Range. Dieses Tafelland hebt sich in Neusüdwales fast unvermittelt aus den schmalen Küstenebenen. Den schmalen, scharfen Einschnitten des Meeresufers entsprechen die tiefen Einkerbungen der zuweilen mauerähnlich emporstrebenden Gebirgswälle. Am auffallendsten ist dieser Charakter ausgesprochen in den 750–1230 m hohen Blauen Bergen östlich von Sydney, die deshalb der Überschreitung anfangs große Schwierigkeiten entgegensetzten. Im nördlichen Neusüdwales erreicht der Ben Lomond 1517, der Mount Seaview 1520 m. An der südlichen Grenze Queenslands erhebt sich Monnt Lindsay zu 1741 m, weiter nördlich in der massigen Bellenden Ker-Kette Centre Peak zu 1650 m. Während sich am Rande des Tafellandes z. T. sehr fruchtbare Ebenen hinziehen, schließen auf ihm die nordsüdlich und einander parallel laufenden Bergketten vorzügliche Weidegründe ein. Die ganze Berglandschaft ist reich an Metallen und Mineralien (Gold, Silber, Zinn, Eisen, Kupfer, Kohle). Auf dem weit niedrigern Westrand (nur 300 m ü. M.) sind eigentliche Gebirgszüge noch weniger erkennbar. Die höchsten Erhebungen sind im S. Mount William 900 m, im N. Mount Labouchere 1036, Mount Augustus 1091 und Mount Bruce 1158 m. Isolierte Bergzüge erheben sich über das ganze Tafelland hin. Der bedeutendste derselben ist die vom Kap Jervis bis an das große Seengebiet (Lake Torrens, Lake Eyre) streichende kupferreiche Flinderskette (Mount Remarkable 969 m). Östlich ziehen in gleicher Richtung die öden Grey- und die Stanley- oder Barrierketten hin, letztere mit sehr reichen Silbergruben. Die dürre Gawlerkette, welche die Eyriahalbinsel im N. begrenzt, die mauerähnliche Mac Donnell-Kette (Mount Giles 1140 m) im Zentrum des Kontinents, die südlichere Jameskette, die Musgravekette (Mount Woodroffe 1370 m), die Rawlinson- und Petermannketten südlich vom Amadeussee, die Leopoldkette in Westaustralien zeichnen sich alle durch Schroffheit und Rauheit aus.

Gewässer.

In dem ganzen großen südwestlichen Plateau, in Süd- und Zentralaustralien, sammeln sich die seltenen, aber heftigen Niederschläge in zahlreichen, fast ausnahmslos salzigen Seen, die aber während des größten Teiles des Jahres Sümpfe sind. Sie bilden ein Gebiet, das noch nicht lange vom Meere verlassen zu sein scheint, wie überhaupt die Südküste noch jetzt in langsamer Erhebung begriffen ist. Die bedeutendsten dieser Seen sind der Eyresee (s. d.) nebst den kleinern Gregory, Blanche, Frome, der Torrenssee, westlich davon eine Gruppe (Gairdner, Island, Macfarlane, Everard), nahe dem Wendekreis, der Amadeus und Macdonald, auf dem westaustralischen Plateau zahlreiche Salzsümpfe: Austin, Moore, Barlee, Lefroy. Auch die Seen Victorias sind meist salzig, dasselbe gilt vom George- und Bathurstsee im Randgebirge von Neusüdwales; Ausnahmen machen von den größern nur Lake Colac und Lake Burrumbeet sowie einige Flußseen (Lake Urana, Benanee, Victoria, Cawndilla) oder Mündungsseen (Alexandrina und Albert). Die großen Strandseen Victorias (Wellington, Victoria, King), von Neusüdwales (Illawarra, Macquarie, Myall) und Südaustraliens (Coorong) sind meist ebenso salzig wie das Meer, mit dem sie in Verbindung stehen.

8,2 Proz. Australiens werden zum Stillen Ozean, 38,35 Proz. zum Indischen Ozean entwässert, 53,48 Proz., d. h. über die Hälfte des Erdteils, sind abfluß-, bez. wasserlos. Sämtliche Flüsse sind mit Ausnahme der kurzen Zuflüsse des Stillen Ozeans sowie einiger Flüsse des Nordterritoriums außerordentlich wasserarm und für den Verkehr unbedeutend. Das gilt selbst vom Murray, der den Abfluß eines ausgedehnten Gebietes in sich aufnimmt, mit Nebenflüssen wieder den Hauptfluß an Länge übertreffende Darling (s. d.) und der Murrumbidgee. Die Flüsse des Innern (Barku oder Cooper) sind oft nur eine Reihe von Wasserbecken oder wasserleere Flußbetten, die in sandigen Ebenen verlaufen oder in salzigen Sümpfen enden. Einen ähnlichen Charakter tragen die Flüsse Westaustraliens (Blackwood, Schwanenfluß, Murchison, Gascoyne, Ashburton, Fortescue, de Grey). Der Murray ist freilich das ganze Jahr hindurch für Dampfer von geringem Tiefgang fahrbar, aber eine Barre sperrt sein Mündungshaff, den Alexandrinasee, gegen die völlig ungeschützte Encounterbai für die Schiffahrt ab. Auf seinen Nebenflüssen Darling und Murrumbidgee ist der Verkehr regelmäßig für einige Monate im Jahr unterbrochen. Die auf der Ostseite mündenden Hawkesbury, Hunter, Clarence, Brisbane, Fitzroy, Burdekin sind eine kurze Strecke von der Mündung aufwärts schiffbar. Die in den Carpentariagolf fallenden Gewässer (Mitchell. Gilbert. Norman, Flinders. Gregory) sowie mehrere des Nordterritoriums (Roper, [167] Daly, Victoria) und des anstoßenden Kimberleydistrikts (Ord, Fitzroy) können vielleicht später dem Verkehr wichtige Dienste leisten. Allen Flüssen ist ein plötzliches Steigen bei periodisch auftretenden gewaltigen Niederschlägen eigen, wodurch sie ihre Uferlandschaften in hohem Maß gefährden. Eine eigentümliche Erscheinung sind die an einigen Stellen des Innern (Lake Eyre) in Gruppen hervorbrechenden kalten und warmen Quellen, die massenhaft Kalksinter, auch Salz ablagern. Wenn sonach die Bewässerung Australiens dürftig ist, so berechtigen doch die durch zahlreiche Bohrungen und Staudämme gewonnenen Ergebnisse zur Hoffnung auf dereinstige Versorgung jetzt noch wasserloser Strecken, seit man, veranlaßt durch eine drei Jahre lang anhaltende Dürre, die Mißernten und Viehsterben im Gefolge hatte (allein in Neusüdwales starben 20 Mill. Schafe), der Wasserversorgung größere Aufmerksamkeit zu widmen begann. Anderseits hat man es verstanden, die Wasser des Murray u. a. zur Befruchtung der Uferlandschaften zu verwerten (Berieselungskolonien Mildura und Renmark).

Geologische Verhältnisse.

Geologisch ist von A. nur die Küste und der östliche Teil genauer bekannt. Hier finden sich kristallinische Schiefer (Gneis und Glimmerschiefer) und Granit, überlagert von silurischen und devonischen Schiefern, Grauwacken und Sandsteinen. In der Australischen Kordillere sind diese Gesteine stark gefaltet, binnenwärts dagegen im allgemeinen nur wenig geneigt. Sowohl an der Küste als weiter westlich legen sich besonders karbonische, aber auch jüngere, z. T. tertiäre Sandsteine mit flacher Lagerung auf und an die ältern Gesteine. Das Karbon ist sowohl wegen seines Reichtums an Steinkohlenflözen als auch wegen seiner paläontologischen Einschlüsse wichtig; in Neusüdwales, Queensland und Westaustralien wird ziemlich lebhaft Kohlenbergbau betrieben. Ein Teil der Kohlenflöze in Queensland gehört aber der Juraformation an. Die Kreideformation ist, zumal entfernter von der Küste, sehr verbreitet. Auch verschiedene Stufen des Tertiärs sind aus den Flußtälern und Küstenebenen, z. T. von diluvialen Bildungen bedeckt, bekannt geworden. Besonders längs des Carpentariagolfs, aber auch an der Nord- und Westküste und im mittlern Teil der Südküste herrschen tertiäre Bildungen, meist Sandsteine, die auch im Innern des Kontinents, namentlich in den ausgedehnten Wüsten, die ältern Gesteine, wie Granit und kristallinische Schiefer bedecken. Nur hier und da, wo die Mächtigkeit der tertiären Sedimente geringer ist, treten jene, besonders an der Nordwestküste, mehrfach zutage. Von Eruptivgesteinen finden sich ältere Porphyre und jüngere Basalte. Basaltische Ströme und Decken werden in größerer Zahl in der Kordillere, von Tasmania bis nach Queensland, angetroffen; im letztern Lande werden sie von dem tertiären Sandstein z. T. überlagert, sind also älter als dieser. Aber auch unzweifelhaft jüngere vulkanische Gesteine, erloschene Krater mit erhaltenen Aschenkegeln, sind in Queensland und besonders in Victoria vorhanden. Großes Interesse besitzen die diluvialen Anschwemmungen wegen der zahlreichen Reste einer untergegangenen Fauna und Flora, die auf ein früher wärmeres Klima schließen lassen. Erwähnenswert sind namentlich in Neusüdwales aufgefundene Knochen ausgestorbener Krokodile, Schildkröten, einer Riesenechse, des den heutigen Emu weit überragenden Dinornis australis und riesiger, dem Elefanten an Größe nahekommender Beuteltiere (Diptrodon). Diese eigentümliche Diluvialfauna ist der jetzigen Fauna Australiens nahe verwandt und steht gleich dieser allen Tiergesellschaften andrer Länder fremd gegenüber. Von einigen fremden Elementen abgesehen (s. unten), besitzt A. jetzt eine Säugetierfauna, wie sie Europa und Amerika in der Jurazeit besaßen. Daraus schließt man, daß A. seit jener Zeit gegen die übrigen Erdteile isoliert war, daß seine Trennung von Asien, mit dem es, wegen der großen Ähnlichkeit seiner jurassischen Landflora mit derjenigen Hinterindiens, Chinas und Südostsibiriens, noch in der Jurazeit zusammen gehangen haben muß, in der spätern Jurazeit bereits stattgefunden hat.

Sehr merkwürdig sind auch die in Ostaustralien am Stony Creek und bei Greta westlich von Newcastle aufgeschlossenen karbonischen Schichten. Sie bestehen aus seinem Sand und Schieferton mit eingestreuten, meist kantigen Blöcken von Schiefer, Quarzit und kristallinischen Felsarten, ähneln den Ekkakonglomeraten Südafrikas und den Talchirschichten Ostindiens, und es muß für sie wie für letztere eine glaziale Entstehungs weise angenommen werden (vgl. Penck, Die Eiszeiten Australiens, in der »Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin« 1901). Auch hier deutet die Fauna auf ein dem Kohlenkalk entsprechendes Alter, während die in denselben Schichten gefundene Flora einen mesozoischen Charakter trägt und manche Geologen veranlaßt hat, den ganzen Schichtenkomplex dem Perm oder der Trias zuzurechnen. Auch sollen sich unzweifelhaft permische und triadische Schichten in Ostaustralien finden. Jedenfalls weist die Ähnlichkeit dieser australischen Karbonschichten mit den Talchirschichten Ostindiens und den Ekkakonglomeraten Südafrikas darauf hin, daß A. noch zur Karbonzeit mit Indien und Afrika zusammenhing und mit ihnen einen großen, jetzt fast ganz in dem Meere versunkenen Kontinent (Indoafrika) bildete, der an Ausdehnung dem jetzigen asiatisch-europäischen Kontinent nur wenig nachgestanden haben mag. Tasmania schließt sich geologisch eng an Südostaustralien an. Granit, kristallinische Schiefer und Silur sind, wie in der Kordillere des Kontinents, in langen Zügen mit nord südlichem Streichen steil ausgerichtet; die Karbonschichten legen sich mit flacher Neigung an. Auch tertiäre Ablagerungen und jungeruptive Basalte sind, zumal aus dem Norden der Insel, bekannt geworden.

Nutzbare Mineralien. Obwohl A. sehr reich an den mannigfachsten Mineralien ist, so ist bis jetzt doch nur auf Gold, Silber, Kupfer, Zinn und Kohlen (Neusüdwales, Colliegruben in Südwestaustralien) ein reger Bergbau in Betrieb gekommen. Gold, das als Berg- und Waschgold sehr verbreitet ist, wurde in großen Klumpen (Nuggets) besonders in Victoria, Neusüdwales, Queensland, Westaustralien, in geringen Mengen auch in Südaustralien und im Nordterritorium gefunden. Seit 1898 hat Westaustralien hinsichtlich der Höhe der Goldproduktion alle australischen Staaten überholt. Sie betrug für Westaustralien 6,246,731, für Victoria 3,473,668, für Queensland 2,850,000, für Neusüdwales 1,936,985, für Tasmania 327,545, für das Nordterritorium 79,041 Pfd. Sterl. 1900 betrug die Goldproduktion 3,802,458 Unzen. Die gesamte Goldausbeute seit der Entdeckung des edlen Metalls (seit 1851) wird auf über 314 Mill. Pfd. Sterl. geschätzt. Vgl. Schmeißer, Die Goldfelder Australiens (Berl. 1897). Großartige Silberfunde wurden in Neusüdwales gemacht. Kupfer hat man namentlich in Südaustralien und Neusüdwales gefunden, Zinn in Neusüdwales, Queensland und Tasmania.[168]

Klima.

Das nördliche Drittel Australiens gehört den Tropen an und hat nur zwei Jahreszeiten: eine nasse (Oktober bis April) mit dem Nordwestmonsun und eine trockne mit dem Südwestmonsun. An der Küste und binnenwärts bis 18° südl. Br. fallen sehr reichliche Regen (stellenweise bis 200 cm), landeinwärts nehmen sie erheblich ab. Bei 30° südl. Br. nimmt die Regenmenge wieder zu und werden die Winterregen wieder reichlicher. Im Sommer herrschen an der Ostküste nordöstliche, an der Südküste südliche, an der Westküste südwestliche und an der Nordküste nordwestliche Winde, also entsprechend einer zyklonalen Luftbewegung der Südhemisphäre. Im Winter dagegen herrschen an der Ostküste westliche und südwestliche, an der Südküste nördliche, an der Westküste nordöstliche und an der Nordküste südöstliche Winde, also einer Antizyklone entsprechend. Die Regenverhältnisse ähneln denjenigen Südafrikas. Die Ostküste hat Spätsommerregen (Maximum im Februar oder März); Victoria hat Frühlings- und Herbstregen, weiter westwärts kommen die Winterregen zur Geltung. Zeitweise treten Dürreperioden auf, die sich zuweilen über den größten Teil des Kontinents erstrecken und ungeheuern Schaden im Viehstande verursachen. Perioden mit trocknen Jahren wechseln unregelmäßig ab mit solchen nasser Jahrgänge mit gelegentlichen Überschwemmungen. Schnee ist an der Küste kaum ein- oder zweimal seit der Besiedelung gesehen worden, auf den Hochebenen, wo alle Fruchtbäume Mitteleuropas sehr gut gedeihen, bleibt er selten tagsüber liegen. Die Niederungen im Innern erhitzen sich im Sommer sehr beträchtlich, daher die von dort kommenden heißen Winde, die sich längs der ganzen Küste fühlbar machen und die Temperatur bis zur Unerträglichkeit steigern. Den extremen Charakter der Wärmeschwankungen mögen folgende mittlere Jahresextreme der Temperatur veranschaulichen: Port Darwin 39°, 15°; Sweers Island 37°, 12°; Kap Moreton 36°, 8°; Brisbane 39°, 2°; Hollow 42°, 3°; Inverell 38°,-5°; Armidale 34°,-7°; Alice Springs 47°,-5°; Bourke 46°, 0°; Sydney 38°, 4°; Scone 41°, – 3°; Windsor 44°,-3°; Kiandra 31°,-18°; Young 41°, – 4°; Melbourne 41°, – 1°; Adelaide 44°, 2°; Perth 42°, 3°. Die höchsten Bergkuppen Südostaustraliens hüllen sich von Juni an in Schnee, der auf dem Munionggebirge mitten im Sommer fällt. In Brisbane Gewittertage 43, Regentage 149, Regenmenge 102 cm jährlich; Hollow (Queensland), Regentage 131, Regenmenge 173 cm; Arthurs Head (Westaustralien), Gewittertage 16, Regentage 111, Regenmenge 92 cm; Windsor (Neusüdwales), Regentage 83, Regenmenge 90 cm jährlich. Vgl. die »Temperaturkarte« bei Artikel »Lufttemperatur«, mit Textblatt.

Pflanzen- und Tierwelt.

Die Flora Australiens setzt sich aus drei Bestandteilen zusammen, dem tropisch-asiatischen im N. Australiens bis 18° südl. Br. im W. und 24° im O., dem antarktischen Element in Tasmania und den Australischen Alpen, der eigenartigen australischen Flora im übrigen A. Der Reichtum an einheimischen Arten ist außerordentlich groß, da von 8839 Gefäßpflanzen nur 15 Proz. außerhalb des Landes vorkommen; die artenreichsten Gebiete sind Westaustralien (3560 Arten), Queensland und Neusüdwales (3753, bez. 3251 Arten), dann folgen Nordaustralien (1956), Victoria (1894), Südaustralien (1892) und Tasmania (1029 Arten). Die klimatisch bedingten Vegetationsgürtel Australiens gliedern sich in die Tropenzone an der Nord- und Ostküste, den mittlern Wüsten- und Steppengürtel und das Gebiet immergrüner Gehölze im SW., S. und SO. mit Einschluß von Tasmania.

Das Tropengebiet entfaltet an der Nordküste Palmenhaine (Caryota) und Urwälder, deren Palmlianen (Calamus australis), Pandaneen, Bauhinien und Arazeen indischen oder malaiischen Vegetations charakter andeuten. Die Yorkhalbinsel sowie die Nordost- und Ostküste vom Wendekreis bis 37° südl. Br. bilden den Hauptsitz der australen Palmengattungen (Livistona, Kentia), die ihre weitere Verbreitung im indischen Florenreich besitzen; Livistona australis stellt am Ostabhang der Australischen Alpen unter 37°30´, ebenso L. Mariae im Innern am Nordhang der Mac Donnell-Ranges die südlichsten Vorposten der Palmenverbreitung auf dem Kontinent dar. Der tropische Charakter der Flora setzt sich auch an der Nordwestküste bis zur Nikolbai (21° südl. Br.) fort, wo sich die tropischen und südwestaustralischen Pflanzenformen begegnen. Nach dem Innern folgt jenseit der Küstenberge ein breiter Gürtel von Baumsavannen (mit Melaleuca, Leptospermum u. a.) und Gebüschen, der mit der Grenze der tropischen Sommerregen abschließt und sich vom Dampierland im NW. über die Mac Donnell-Ranges durch das innere Queensland bis 30° südl. Br. erstreckt. Südlich und südöstlich der Grenze der tropischen Sommerregen beginnt die Wüsten- und Steppenzone. Die Südwestgrenze bildet das Gebiet des Schwanenflusses, die Ostgrenze der Mittellauf des Darling und des Murray. Regenlose, völlig vegetationslose Strecken sind selten; meist bedecken spärliche Grasbüschel (Spinifex) oder Salsolazeen (Rhagodia, Atriplex, »Salzbüsche«) den Boden. Die ausgedehnten, immergrünen Buschbestände, die sogen. Scrubs, treten sowohl in tropischen Gegenden als im Innern auf und überziehen auch in Südaustralien Tausende von Quadratmeilen; pflanzengeographisch und floristisch haben sie je nach Umständen einen ganz verschiedenen Charakter. Der Scrub von Queensland, der sogen. Brigalow, wird vorzugsweise von Acacia harpophylla, einem Strauch mit sichelförmigen, bläulichgrünen Blättern, gebildet, dem sich mehrere andre Akazien, Eremophila-Arten nebst einem oft farbenprächtigen Untergebüsch anschließen; an bessern Stellen sprießen auch gute Futtergräser hervor. In Südaustralien herrscht zwischen dem Murray und der Küste der Mallee-Scrub, der vorwiegend aus dichtstrauchigen Eocalyptus-Arten (E. oleosa, dumosa) zusammengesetzt wird; sie erzeugen hausenförmige, 2–4 m lange, dünne Triebe und rufen durch ihre Massenhaftigkeit ein monotones Landschaftsbild hervor; als Begleiter kommt bisweilen eine Nadelholzart (Callitris verrucosa) hinzu. Die Buschbestände erscheinen als die Ausläufer der Zone immergrüner Gehölze, die, durch besondere Einrichtungen gegen Wasserverlust geschützt, den dritten und wesentlichsten Bestandteil der Vegetation bildet und den Grundstock der speziell australen und antarktischen Flora enthält. Eine Reihe eigenartiger Pflanzenformen tritt auch landschaftlich bestimmend hervor, wie die Grasbäume (Xanthorrhoea, Kingia), deren kurzer, dicker Stamm eine Rosette langer, schilfartiger Blätter trägt, und die schattenlosen, schachtelhalmähnlichen Kasuarinen. Floristisch sind die Myrtazeen, Acacia-Arten, Epakrideen und Proteazeen ihrer Artenzahl wegen bedeutungsvoll; von letztern kommen allein in Südwestaustralien 376 Arten, in A. überhaupt 591 Arten vor, während im Kapland 262,[169] in Südamerika 43 und im indischen Gebiet 25 Arten einheimisch sind. Besonders die Gattungen Banksia und Dryandra sind ausschließlich australisch. Im Berggebiete der südaustralischen Küsten breiten sich Wälder von Fieberbäumen (Gum-trees, meist Eucalyptus odorata, paniculata) aus, deren Blätter wie die vieler australischer Akazien senkrecht gestellt sind. In Südostaustralien ruft die größere Feuchtigkeit eine üppige Vegetation von Baumfarnen (Cyathea, Alsophila, Dicksonia und Todea) hervor, die z. T. das Untergebüsch in den Eukalyptenwäldern bilden. In den Australischen Alpen treten zwischen 1200 und 1600 m alpine Eucalyptus-Formen sowie antarktische Buchen, daneben einige Bergpflanzen Mitteleuropas (Alchemilla, Carex) auf. In Tasmania mischt sich die immergrüne Flora Südaustraliens mit der antarktischen, die hauptsächlich durch Buchenarten (Fagus Cunninghamii und Gunnii) und Nadelhölzer (Arthrotoxis, Dacrydium, Phyllocladus und Fitzroya) charakterisiert wird und pflanzengeographisch einen deutlichen Zusammenhang mit dem antarktischen Südamerika aufweist. Tasmania trägt im übrigen reiche Grasfluren, während an den Berglehnen Eukalyptenwälder mit undurchdringlichem Unterholz von strauchartigen Buchen und Baumfarnen (Dicksonia antarctica) sich ausbreiten. Von wild wachsenden Nahrungspflanzen Australiens ist die Nadelholzart Bunya-Bunya (Araucaria Bidwillii) in Nordaustralien ihrer großen Nüsse wegen geschätzt; auch wird die stärkemehl- und schleimhaltige Sporenfrucht eines Wasserfarns (Marsilia Nardu), die Nardu, von den Eingebornen zur Brotbereitung benutzt. Einheimische Kulturpflanzen fehlen gänzlich. Vgl. die Karte beim Art. »Pflanzengeographie«.

Tierwelt. Das Festland A. bildet eine Unterregion der Australischen Region (s. d., mit Tafel). Außer einigen Fledermäusen und einigen Vertretern der Familie der Mäuse sind lediglich Beuteltiere einheimisch, die sonst in einer einzigen Familie nur noch in Amerika vorkommen. Daneben beherbergt A. Kloakentiere (Schnabeltier und Ameisenigel), die niedrigsten, sich durch die Fortpflanzung mittels Eierlegens sowie durch ihre anatomische Beschaffenheit den Vögeln anschließenden Säugetiere. Neuerdings sind vielfach europäische Tiere nach A. gebracht worden und haben sich hier vollständig akklimatisiert; z. B. die europäischen Haustiere, Vögel, Fische und die zu einer förmlichen Landplage gewordenen Kaninchen. Auch der australische Hund, der Dingo, stammt von verwilderten Haushunden ab. In der Vogelwelt zeichnet sich A. ebenfalls durch interessante Arten wie durch das Fehlen weitverbreiteter Gruppen aus. So fehlen gänzlich die echten Finken, Spechte, Geier und Fasanen; dagegen gehören nur der australischen Region an die Paradiesvögel, Honigsauger, Leierschwänze, Strauchvögel, Kakadus, Grassittiche, Großfußhühner und Kasuare. Tauben und Eisvögel sind durch sehr charakteristische Arten repräsentiert. A. kennt keine geschwänzten Amphibien. Der eigentümlichste Fisch ist der Barramunda (Ceratodus), ein Lungenfisch, der in Europa fossil aus Trias und Jura bekannt ist. Die zahlreichen Insekten sind z. T. ebenso eigentümlich wie die höhern Tiere. Die Küsten sind reich an marinen Tieren. Die früher zahlreichen Wale sind jetzt nahezu ausgerottet, doch erbeutet man den Dugong (Halicore) noch an der Nordostküste, Perlmuschel (Meleagrina margaritifera) sowie Trepang an der ganzen Nordküste. Vgl. die tiergeographischen Karten bei den Artikeln »Säugetiere, Vögel, Reptilien«.

Bevölkerung.

(Hierzu die Tafeln »Australier und Ozeanische Völker«, mit Erklärungsblatt, und »Australisch-ozeanische Kultur«, Tafel I mit Erklärungsblatt, II und III.)

Die Ureinwohner des Festlandes, dazu die ausgestorbenen Tasmanier, bilden eine besondere Menschengruppe. Allgemeine äußere Merkmale sind. eigentümliche Schädelbildung (prognath und phanerozyg, Breitenindex 71, Höhenindex 73, Schädelraum beim Mann 1347 ccm), schwarzes, nicht wolliges (wie bei den Negern), aber stets gelocktes Haar mit stark elliptischem Querschnitt, plattgedrückte Nase, großer Mund mit dicken Lippen, guter Bartwuchs, reichliche Körperbehaarung, dunkle, meist schmutzig braune Hautfarbe. In der Größe unterscheiden sich die Bewohner verschiedener Gegenden wesentlich voneinander. Als Maximalmaß wurden 2,130, als Minimum 1,447, als Durchschnittsgröße 1,6–1,7 m beobachtet. Allen sind breite Brust, Geschmeidigkeit der Glieder, Gewandtheit im Klettern, unterstützt durch eine wunderbare Greiffähigkeit der Zehen, außerordentliche Schärfe des Gesichts und Gehörs gemeinsam. Die geistige Begabung ist nicht unbedeutend. In den Missionsschulen zeigen sich die Kinder der Eingebornen in vieler Hinsicht gleichalterigen weißen Kindern gewachsen. Die Sprachen zerfallen in unendlich viele Bruchteile, so daß die einzelnen Stämme einander schwer verstehen können (s. Australische Sprachen). Die Bekleidung besteht meist nur in einem schmalen Gürtel, Fellstreifen, Decken aus Fellen, Binsenmatten u. dgl. Durch die häufig durchbohrte Nasenscheidewand wird ein geglätteter und zugespitzter Knochen oder Stab gesteckt. Der Körper wird mit Fett ein gerieben (auch gegen Kälte) und bemalt. Narben an Arm und Brust sind Zeichen der Aufnahme in den Stand der Männer. Beschneidung findet bei vielen Stämmen statt, bei mehreren eine eigentümliche Verstümmelung; vielfach üblich ist das Ausschlagen von einem, auch zwei Vorderzähnen. Als Nahrung dienen alle Tiere bis auf die Käferlarven herab. Die ziemlich allgemeine Anthropophagie hat ihren Grund teils im Aberglauben, teils in periodischem Mangel. Die Wohnungen bestehen in Laubschirmen und Rindenstücken, die im Winter mit Gras und Erde bedeckt werden. Die Geräte und meist aus hartem Holz gefertigt, auch hat man rohe Steinbeile, Mulden aus starker Rinde, sehr geschickt gestrickte Netze zur Jagd auf Vögel und Beuteltiere sowie zum Fischfang, wozu auch dreizackige, mit Knochen bewehrte Speere, Haken aus Muscheln oder Vogelklauen mit geflochtenen Leinen und Wehre aus Zweigen oder Steinblöcken dienen. Boote haben die Westaustralier nie gehabt, die Südaustralier nur auf Flüssen und Landseen, die Nordaustralier auch auf dem Küstenmeer, aber stets solche einfachster Art. Hauptwaffe ist der Speer mit in Feuer gehärteter oder mit scharfen Kieseln oder Muscheln bewehrter Spitze. Zum Schleudern desselben dieuk bei einigen Stämmen das Wurfbrett. Andre Waffen sind der Bumerang (s. d.), Keulen, Holzschwerter. Bogen und Pfeile haben die Eingebornen am Kap York den Bewohnern der Dorresstraße entlehnt. Zum Schutz dienen Schilde aus Rinde und Holz. Kunsterzeugnisse, Waffen, Geräte der Australier s. auf beifolgenden Tafeln »Australischozeanische Kultur«.

Die religiösen Vorstellungen der Australier sind roh. Man glaubt an gute und böse Geister; allgemein verbreitet ist auch der Glaube an ein zukünftiges, dem gegenwärtigen ähnliches Leben. Dabei[170] besteht eine Art Schamanismus, wodurch gewisse Personen Kranke heilen, Gesunde durch Zauber krank machen, sogar töten können. Die Leiche der Männer legt man auf ein Gerüst, unter dem ein langsames Feuer das Austrocknen besorgt. Frauen erfahren auch nach dem Tode die schlechteste Behandlung.

Staatliche Organisation besteht nicht. Die Australier leben in kleinen Stämmen auf genau bestimmten Jagdgründen, deren Betreten den Nachbarstämmen ohne Erlaubnis nicht gestattet ist. Mit diesen besteht meist freundschaftliches Verhältnis, das zu gemeinsamen Festen, Tänzen (Corrobbories), Jagden u. a., führt. Als Häuptlinge erscheinen solche Männer, die sich durch besonders hervorragende Eigenschaften auszeichnen. Die Ehe wird meist durch Tausch oder Kauf der Frau geschlossen, doch sind Verbindungen zwischen solchen, die den gleichen Familiennamen führen, streng verboten. Polygamie ist gewöhnlich, und die nicht selten grausam behandelte Frau befindet sich völlig in der Gewalt des Mannes. Die Kinderzahl ist sehr klein, nicht aus Mangel an Fruchtbarkeit der Frauen, vielmehr weil sie durch Kindermord und andre Mittel verhindert wird. Die Erfolge der protestantischen englischen und deutschen (Brüdergemeinde, Hermannsburger, Neuendettelsauer Gesellschaft) sowie katholischen Missionen sind nicht bedeutend. Aus den angesiedelten Bezirken sind die Eingebornen fast ganz verschwunden, in den Weidegebieten leisten sie gelegentlich als Hirten, auch als Polizisten gute Dienste. Leider sind die Beziehungen zwischen ihnen und den Ansiedlern nicht immer gute gewesen, so daß ihre Zahl sehr abgenommen hat und in Tasmania völlig verschwunden ist. Jetzt wird seitens der Regierungen für die Überlebenden einigermaßen gesorgt. Dennoch darf man deren Gesamtzahl höchstens auf 200,000 veranschlagen.

Die Kolonisten.

Die ersten Kolonisten waren 757 Sträflinge und deren Hüter, die am 20. Jan. 1788 unter dem Befehl von Kapitän Phillip in der Botanybai landeten, die aber bald mit Port Jackson vertauscht wurde, wo man den Grund zu dem jetzigen Sydney legte. Von Sydney aus gründete man Sträflingskolonien an verschiedenen Küstenstellen. Nachschübe von Sträflingen folgten, aber auch Freie wanderten in wachsender Zahl ein. Von solchen wurden die Kolonien Süd- und Westaustralien gegründet; das jetzige Victoria wurde von Ansiedlern aus Tasmania kolonisiert. Aus dem nördlichen Teil von Neusüdwales wurde 1859 die Kolonie Queensland gebildet und 1863 das nördlich von Südaustralien bis zum Indischen Ozean gelegene Gebiet, Alexandraland und Nordterritorium, Südaustralien einverleibt, so daß der Kontinent jetzt unter fünf Staaten verteilt ist. In Neusüdwales nahm die Deportation 1848, in Vandiemensland (das seinen Namen 1856 in den von Tasmania umänderte) 1853 ein Ende. Für Westaustralien, das, von freien Einwanderern gegründet, sich 1848 um Sträflinge bewarb, wurde die Deportation 1868 eingestellt. Damit hörte die Deportation für ganz A. auf. Neusüdwales empfing von 1787–1839: 59,788, Tasmania von 1803–53. 67,655, Westaustralien 1849–68 über 9700 Sträflinge. Sie sind längst als Freie in der übrigen Bevölkerung ausgegangen. Vgl. die Karte »Entwickelung des britischen Kolonialreiches« bei Art. »Großbritannien«.

Areal und Bevölkerung der australischen Staaten betrugen nach der Zählung vom 31. März 1901 (gegen 1,141,336 Einw. im J. 1860):

Tabelle

Dazu kommen noch 55–200,000 Ureinwohner auf dem Festlande. Die früher sehr starke Einwanderung hat bedeutend nachgelassen. Die Auswanderung betrug 1900: 246,271, die Einwanderung 252,460, Überschuß der letztern nur 6189 Seelen, so daß die Volksvermehrung in der Hauptsache auf natürlichem Wege durch Geburtenüberschuß erfolgt. Am ansehnlichsten war der Bevölkerungszuwachs in dem neuen, rasch aufblühenden Goldland Westaustralien. In einigen Staaten ist die Einwanderung von Asiaten und Farbigen aufs äußerste erschwert. Der jährliche Geburtenüberschuß (151,7 Proz.) ist bedeutend. Das männliche Geschlecht (1,983,698) überwiegt noch immer das weibliche (1,799,317). Die Städtebevölkerung beansprucht einen unverhältnismäßig großen Teil der Gesamtbevölkerung (Melbourne 43,09 Proz.). – Die größten Städte waren 1901: Melbourne 494,394, Sydney 487,900, Adelaide 162,261, Brisbane 119,428, Ballaarat 43,710, Hobart 34,604, Perth 36,199 (1891: 8447), Bendigo 31,020. Einw.

Die Nationalität der Kolonisten ist zu 90 Proz. die britische; von Nichtbriten sind nennenswert die Deutschen (120,000, am stärksten in Queensland und Südaustralien), Chinesen und Südseeinsulaner (als Plantagenarbeiter in Queensland). Das Religionsbekenntnis ist weitaus überwiegend das protestantische (über 2,5 Mill.), das sich in außerordentlich viele Sekten zersplittert. Keine Religionsgemeinschaft empfängt jetzt staatliche Beihilfe. Für Volksbildung ist umfassend gesorgt. Der Unterricht ist konfessionslos, ganz oder nahezu unentgeltlich, und es herrscht Schulzwang. Die höhern sogen. Grammar Schools, Collegiate Schools oder Colleges sind meist von Privaten oder religiösen Gemeinschaften errichtet, ohne aber den Angehörigen andrer Konfessionen den Zutritt zu verwehren. Lehrerseminare bestehen in den meisten Hauptstädten. Die Universitäten in Sydney, Melbourne, Adelaide, Brisbane, Hobart entsprechen keineswegs ihrem Namen. Bibliotheken bestehen in den meisten Orten. Museen besitzen alle Hauptstädte; in Sydney, Melbourne, Adelaide ist mit ihnen gewerblicher und künstlerischer Unterricht verbunden. Gelehrte Gesellschaften bestehen in Sydney, Melbourne, Hobart, Adelaide. Hochwichtig für die Landesforschung ist die Royal Geographical Society of Australasia in Sydney mit Zweiggesellschaften in Victoria, Südaustralien und Queensland. Die Zahl der Zeitungen und Zeitschriften beträgt 964. Je eine deutsche Zeitung erscheint in Adelaide, Sydney und Brisbane.

Erwerbszweige.

Die Haupterwerbszweige sind ihrer Wichtigkeit nach Viehzucht, Berg- und Ackerbau. Für die Viehzucht bietet A. wegen des trocknen Klimas außerordentlich günstige Bedingungen. Die kleine Zahl der von den ersten Kolonisten mitgebrachten Haustiere ist so gewachsen, daß man 1901:1,609,946 Pferde, 8,640,828 Rinder und 70,600,951 Schafe zählte. Die Scha zucht ist weitaus am wichtigsten; Wolle, wovon 1807 zuerst 2,5 Ztr. ausgeführt wurden, bildet jetzt den[171] Hauptausfuhrartikel. Konserviertes Fleisch wurde schon lange nach England versendet, in neuerer Zeit führt man Millionen von geschlachteten Schafen und Rindern in eigens dazu eingerichteten Schiffen in gefrornem Zustand aus, wenngleich noch lange nicht in dem Maße wie Neuseeland u. Argentinien. Pferde finden in steigenden Zahlen in Indien einen guten Markt.

Der Bergbau ist die nächstwichtige Erwerbsquelle (vgl. S. 168). Auch der Landbau, obwohl durch die Trockenheit beschränkt, schreitet schnell fort. 1901 umfaßte das in Kultur genommene Land 10,891,729 Acres. Im S. baut man vorwiegend Weizen (1901: 5,666,614 Acres, Produktion 48,353,402 Bushels), im N. Mais u. Zuckerrohr; sonst überall Hafer, Gerste, Kartoffeln. Da das Land keine natürlichen Wiesen besitzt, so sät man Mischkorn (Weizen und Hafer) und mäht es vor dem Reifwerden. Am ausgedehntesten wird der Ackerbau betrieben in Victoria, Südaustralien, Neusüdwales und Tasmania. Victoria und Südaustralien versorgen nicht nur A. mit Weizen, sie führen auch in günstigen Jahren bedeutend nach England aus. Von Früchten zieht man Orangen, Zitronen, Feigen, Pfirsiche; im N. reisen Bananen, Papaus, Granadillas. Ausgedehnter als der nur auf Tasmania in größerm Umfang getriebene Obstbau ist der Weinbau (64,577 Acres), 1837 in Neusüdwales durch Winzer aus dem Rheingau eingeführt, jetzt namentlich in Victoria, dann in Südaustralien und Neusüdwales gepflegt. Die Ausfuhr von Wein ist vorläufig noch gering. Die früher wichtige Fischerei sowie Wal- und Robbenfang sind jetzt kaum erwähnenswert. Dagegen ist die Perlen- und Trepangfischerei wichtig. Die Forstwirtschaft wurde früher sehr vernachlässigt; jetzt trägt man für die Erhaltung des noch vorhandenen Waldbestandes und die Aufforstung andrer Strecken von Staats wegen Sorge.

Die Industrie ist in einigen Zweigen schon recht ansehnlich. Dies gilt namentlich von der Mühlenindustrie, von Bierbrauereien, Ziegeleien, Fleischkonservefabriken, Ausfuhrschlächtereien; in Sydney und Melbourne bestehen großartige Schuhzeug- und Kleiderfabriken, ferner Schiffswerften, Wollenzeug-, Seife-, Lichte-, Tabakfabriken, Gerbereien. Doch muß der größte Teil aller Industrieprodukte aus Europa zugeführt werden. – Der Handel hat einen erstaunlichen Aufschwung genommen; es betrug der Gesamthandel 1900: 69,356,843 Pfd. Einfuhr u. 72,822,777 Pfd. Ausfuhr. Die Einfuhr besteht in Fabrik- und Manufakturwaren, Spirituosen, Bier, Eisen, Bauholz, Zucker, Tee, die Ausfuhr vornehmlich in Wolle (1901 im Wert von 18 Mill. Pfd.), dann in Talg, Häuten und Fellen, Fleisch, Gold, Zinn, Kupfer, Kohle, Mehl, Pferden nach Indien, Harz, Gerberrinde. Den Schiffsverkehr mit Europa vermitteln sieben Postdampferlinien, von denen vier von A. Subsidien empfangen. Zwischen den Haupthäfen der Kolonien bestehen gleichfalls zahlreiche Dampferlinien. Die 1901 ein- und auslaufenden Schiffe hatten einen Gehalt von 23,704,204 Tons. Die schon recht bedeutende australische Handelsflotte (2402 Schiffe mit 333,550 Reg.-Tons Gehalt, darunter 933 Dampfer mit 190,301 Tons) übt ihre Tätigkeit meist an den Küsten Australiens. Auf dem Murray verkehrt eine größere Zahl von Dampfern, die zuzeiten auch den Darling und Murrumbidgee befahren. – Eisenbahnen bestehen seit 1850; 1900 betrug das Netz 20,913 km. Der Ausbau der Überlandbahn Adelaide-Port Darwin und der westöstlichen Verbindungsbahn Adelaide-Perth ist geplant. Durch Telegraphen sind alle Staaten verbunden; die Länge der Linien war 1899: 71,203 km, der Drähte 158,371 km. Die bedeutendsten Telegraphenlinien sind der ganz A. umziehende Gürteltelegraph und der große Überlandtelegraph von Adelaide nach Port Darwin am Indischen Ozean quer durch den Kontinent, der sich an die Kabel von Java anschließt. Drei Kabel führen nach Europa; eins geht von Victoria nach Tasmania, ein andres von Neusüdwales nach Neuseeland, ein viertes nach Neukaledonien. Eine Kabelverbindung mit Nordamerika ist geplant. – Der Postverkehr mit Europa wird alle 8 Tage, mit Amerika alle 4 Wochen durch regelmäßige Dampferlinien vermittelt; im Innern des Landes besteht ein solcher überall, selbst bis zu den entlegensten Stationen. Seit 1891 hat sich A. dem Weltpostverein angeschlossen. – Bankinstitute besitzen alle Hauptstädte; in A. und Tasmania gibt es jetzt 22 Notenbanken (mit Ausnahme von 6 sämtlich australische Institute). Über 1500 Zweiganstalten und Agenturen bestehen in kleinern Orten. Die Sparkassen (auch Postsparkassen) werden von der Bevölkerung ausgiebig benutzt. – Münzen, Maße und Gewichte sind die englischen. Die Errichtung einer eignen Münzanstalt zu Sydney wurde 1853, zu Melbourne 1869 verfügt.

Staatsverfassung

Die ursprüngliche Deportationskolonie regierten die Gouverneure völlig unumschränkt und rein autokratisch. Aber mit dem Anwachsen der freien Bevölkerung wurde den Kolonisten eine der britischen entsprechende Verfassung zugestanden. Die Volksvertretung besteht aus einem Oberhaus und einem Unterhaus. Das erstere wird in einigen Staaten von der Krone auf Lebenszeit ernannt, in andern aus der besitzenden Klasse auf eine Anzahl von Jahren gewählt; für das Unterhaus haben in einigen Staaten weder die Kandidaten noch die Wähler eine andre Qualifikation nachzuweisen als die, englische Bürger zu sein; in andern ist für beide ein gewisses Einkommen erforderlich. Die Minister sind dem Parlament verantwortlich; der Gouverneur wird von der englischen Krone ernannt, aber von den Kolonien bezahlt. Abgaben entrichten die Staaten an das Mutterland nicht, das auch, ab gesehen von einer Flotte von acht Schiffen, keine Ausgaben für diese macht. Die Gesetze bedürfen zu ihrer Gültigkeit der Majoritätsbeschlüsse beider Häuser sowie der Zustimmung des Gouverneurs, in besondern Fällen der englischen Krone. Seit 1901 sind die fünf Kolonien des Festlandes mit Tasmania als »Staaten« vereinigt (s. unten).

Finanzen. Die Einkünfte der australischen Staaten fließen namentlich aus Einfuhrzöllen, Steuern und dem Verkauf der Staatsländereien. Die Ausgaben überschreiten die Einnahmen häufig, und die Kolonien haben bedeutende Aufnahmen gemacht, um öffentliche Bauten, namentlich Eisenbahnen und Telegraphen anzulegen, so daß die Schulden erstaunlich hoch sind. Die Finanzverhältnisse der sechs Staaten waren 1900 in Pfund Sterling:

Tabelle

Heer und Flotte. Englisches Militär steht in A. längst nicht mehr; es haben sich in allen Staaten[172] freiwillige Milizen gebildet, die von britischen Offizieren im Dienste der Staaten befehligt werden. 1901 belief sich die Wehrmacht des Staatenbundes auf 32,878 Mann. Die Häfen von Sydney, Melbourne, Hobart, Launceston, Brisbane und Adelaide sowie mehrere andre Küstenpunkte sind befestigt. Außer einer englischen Flottenabteilung besitzen die Staaten 24 Kriegsfahrzeuge mit 160 Geschützen und 1899 Mann Marinetruppen und denken an die Schaffung einer größern australischen Flotte.

[Der australische Staatenbund.] Die Anfänge der auf Herstellung eines australischen Bundes hinzielenden Bewegung fallen in den Anfang der 50er Jahre des 19. Jahrh. Aber alle föderalistischen Versuche, deren Seele seit 1890 Henry Parkes (s. d.) war, scheiterten an dem Eigensinn der Kolonien gegenüber dem Mutterland und an dem Auseinandergehen der wirtschaftlichen Interessen, bis es 1897 vorläufig und 1899 endgültig gelang, die Kolonien Neusüdwales, Südaustralien, Victoria, Queensland und Tasmania zusammenzubringen; als sechstes Glied schloß sich der Einung Westaustralien an, während Neuseeland fernblieb. Laut Gesetz vom 17. Sept. 1900 bilden seit 1. Jan. 1901 die bisherigen Kolonien, nunmehr »Staaten« Neusüdwales, Victoria, Südaustralien, Queensland, Tasmania und (das in inner-zollpolitischen Dingen bis 1906 eine Sonderstellung behauptende) Westaustralien ein unauflösliches Gemeinwesen (Commonwealth of Australia) mit eigner Flagge, eigner Verfassung und eignem Parlament, doch unter britischer Oberaufsicht. Der erste von der britischen Krone ernannte Generalgouverneur war (bis Mai 1902) Earl Hopetoun (1889–95 Gouverneur von Victoria); der erste Premierminister des Staatenbundes Edmund Barton (s. d.). Dem Gouverneur steht ein Senat von je acht von den Parlamenten der Einzelstaaten auf 6 Jahre gewählten Mitgliedern und ein Abgeordnetenhaus, zu welchem je 50,000 Einw. einen mindestens 21 Jahre alten Abgeordneten auf 3 Jahre wählen, zur Seite. Als Bundeshauptstadt, die in einem »Commonwealth-Territorium«, das Staatseigentum bleiben soll, innerhalb des Staates Neusüdwales mindestens 160 km von Sydney entfernt liegen soll, ist Bombala vorgeschlagen; vorläufig tagt das am 9. Mai 1901 in Anwesenheit des britischen Thronfolgerpaares eröffnete Bundesparlament in Melbourne. Das erste Föderationsministerium neigte auf die Seite eines ausgesprochenen Schutzzollsystems. Für die europäischen Kolonialmächte überraschend war die energisch einsetzende ozeanische Expansionspolitik des neuen Staatenbundes: bei der Frage einer Besitznahme der von Franzosen nur kolonisierten Neuen Hebriden durch A. wurde der erste Schritt zur Betätigung einer australischen Monroe-Doktrin getan. Ferner beschloß die Bundesregierung im Einvernehmen mit den Premierministern der Einzelstaaten, einen schon 1883 von Queensland ausgemachten Vorstoß wieder ausnehmend, die bisher von Neusüdwales, Victoria und Queensland durch jährliche Zuschüsse unterstützte Verwaltung von Britisch-Neuguinea ganz zu übernehmen. In der Behandlung des Problems der Verwendung von Farbigen (Kanakas) war die von den in A. besonders einflußreichen Trade-Unions beherrschte Mehrheit, trotz der Einsprüche des zuckerbauenden Queensland, für die Verhinderung der Einführung (von 1903 ab) und das Verbot der Verwendung von schwarzen und gelben Arbeitern (von 1906 ab), d. h. für die baldige Anbahnung eines »Weißen Australien«. Literatur über den Staatenbund s. unten (S. 175).

Entdeckungsgeschichte.

Als erster Europäer sah die Küste Australiens der Portugiese Godinho de Eredia, der 1601 die Gegend um Kap Vandiemen besuchte. 1606 entdeckte das holländische Schiff Duyfken die Ostseite des Carpentariagolfs, und der Spanier Torres durchfuhr die nach ihm benannte Straße. Dirk Hartog entdeckte 1616 die Sharksbai. Tasman, der 1642 die Südspitze der jetzt nach ihm benannten Insel fand, stellte 1644 zwar nicht die Inselnatur Neuguineas fest, weil er die Torresstraße für einen Meerbusen hielt, bewies aber, daß alles Land von dieser an bis zur Mitte der Südküste zusammenhängt. Im 18. Jahrh. geschah wenig. Erst Cook, neben Tasman als der eigentliche Entdecker des Kontinents, erforschte die ganze Ostküste und durchfuhr zum zweitenmal die Torresstraße. Dann untersuchten Marion 1772, Furneaux 1773, Cook auf seiner dritten Reise 1777 Tasmania, Bligh 1789 und Edwards 1791 die Torresstraße, M'Clure 1791 einen Teil der Nordküste. Vancouver entdeckte 1791 den King George-Sund, d'Entrecasteaux forschte 1792 im Archipel Recherche und im südlichen Tasmania. Von der inzwischen im Port Jackson gegründeten Kolonie aus entdeckte Baß 1797 die Baßstraße und umschiffte 1798 Tasmania mit Flinders, der 1799 die Moretonbai erforschte; 1800 nahm Grant die Küste Victorias auf. Baudin erforschte von 1801 an Tasmania und die ganze Süd- und Westküste des Kontinents, Flinders (1802) verdankt man die trefflichen Aufnahmen der Südküste, der Ostküste von Port Stephens bis Kap Palmerston, des Barrierriffs und des Carpentariagolfs. King erforschte 1817–24 in vier Reisen die nordöstliche, nördliche, nordwestliche und westliche Küste, Wickham entdeckte 1837 den Victoriafluß, Stokes 1841 den Albert und Flinders, Blackwood untersuchte 1842–45 die Nordostküste, das Barrierriff und die Inseln in der Torresstraße, welche Entdeckungen durch Owen Stanley 1847–50 eine bedeutende Erweiterung erfuhren. Denham erforschte 1859–60 das Korallenmeer und stellte den besten Weg durch dasselbe zur Torresstraße fest.

Die ersten Versuche, in das Innere einzudringen, scheiterten an der Rauheit der hinter den ersten Ansiedelungen sich erhebenden Blauen Berge; erst 1813 erfolgte deren Überschreitung und die Entdeckung der Flüsse Lachlan und Macquarie, die Oxley 1817–18 weiter erforschte. In den nächsten zehn Jahren richtete sich die Forschungstätigkeit auf das Gebirgsland längs der Küste. Allen Cunningham reiste 1827 über die Liverpoolebenen nach den Darling Downs, dem Küstenlande des Brisbaneflusses und der Moretonbai, Hume, Howell und Hilton entdeckten den Murrumbidgee und Murray, die Sturt 1828–29 vollständig befuhr. Mitchell wies 1831 die Entstehung des Darling aus der Verbindung der Flüsse Namoi und Barwan nach, bestimmte 1836 dessen Verbindung mit dem Murray und entdeckte das jetzige Victoria, das er Australia felix nannte.

Von dem 1836 gegründeten Adelaide drang Eyre zum Torrenssee und zur Gawlerkette vor; 1840 erforschte er das nördliche Ende der Flinderskette und wanderte unter unsäglichen Beschwerden längs der Küste bis zum King George-Sund. – Die 1829 gegründete Kolonie Westaustralien ward Veranlassung zur Entdeckung der Darlingberge, des untern Murchison und der Küsten der Sharksbai. 1858 erforschte Gregory das Tal des Gascoyne und 1861 die Flüsse Ashburton, Fortescue und De Grey.[173]

Seit der Mitke des 19. Jahrh. begannen die Versuche, den Kontinent, und zwar zuerst von S. gegen N. zu durchqueren. Der Deutsche Leichhardt unternahm 1844 seine große Reise von der Moretonbai nach Port Essington und entdeckte Queensland und Nordaustralien. Ein Versuch, den Kontinent von O. nach W. zu durchziehen, schlug 1846 gänzlich fehl, bei einem zweiten 1847 durch das inzwischen entdeckte Tal des Barku ist Leichhardt spurlos verschollen. Ebenso unglücklich war Kennedy 1848, der von der Rockinghambai aus das Land bis zum Kap York erforschen wollte. Dagegen untersuchte Gregory 1855 den von Wickham entdeckten Victoriafluß, drang in das westliche Tiefland Australiens ein und kehrte am Carpentariagolf nach Queensland zurück. Mitchell glaubte 1845 im Barku einen zum Golf von Carpentaria ziehenden Fluß gefunden zu haben; doch zeigte Gregory 1858, daß er mit dem Cooper identisch ist. Sturt kam 1847 über die Stanley- und De Grey-Kette bis an den Barku (seinen Cooper) und ins Mündungsland dieses Flusses. Zur Durchquerung Australiens von S. nach N. zog 1860 Burke von Melbourne in die Nähe des Carpentariagolfs. Aber bei der Rückkehr verhungerte er am Cooper mit seinem Begleiter Wills. Der überlebende King wurde gerettet. Von den zur Aufsuchung der Verunglückten entsandten Hilfsexpeditionen ging Landsborough zur See nach der Mündung des Albertflusses, untersuchte das Tal des Gregory und kehrte durch die Täler des Flinders und Thomson zum Barku zurück. Walker zog von Queensland aus zur Mündung des Albert in entgegengesetzter Richtung aus und durchschnitt auf der Rückreise das nördliche Queensland im Tal des Burdekin. M'Kinlay begab sich von Südaustralien ins Mündungsland des Barku und erreichte auf einem nur wenig östlich von dem von Burke eingeschlagenen Wege die Küste von Carpentaria. Stuart durchzog mit nur zwei Begleitern 1860 vom Eyresee aus das zentralaustralische Bergland, bis ihn die Feindseligkeit der Ureinwohner zur Rückkehr nötigte. Eine zweite Reise führte ihn bis an das äußerste Ende desselben Berglandes, auf der dritten erreichte er endlich den Bandiemengolf. Das wichtigste Resultat war neben der Ansiedelung des Nordterritoriums die Anlage der 1872 vollendeten Überlandtelegraphenlinie von Port Augusta bis Port Darwin, die zur Basis oder zum Ziel einer ganzen Reihe von Erforschungsreisen diente. Warburton, der schon seit 1866 den Eyresee und untern Cooper erforscht hatte, erreichte 1873 von der Alice-Telegraphenstation aus nach unsäglichen Beschwerden den De Grey-Fluß an der Nordwestküste. John Forrest hatte schon 1869 von Perth aus einen Vorstoß nach NW. über die Salzsümpfe Barlee u. a. unternommen, war dann 1871 an der Südküste entlang Eyres Route in umgekehrter Richtung nach Adelaide gefolgt und zog 1874 von der Westküste bis zum Überlandtelegraphen. Parallele Linien mit dieser letzten Reiseroute zog Giles, der 1872 den Amadeussee entdeckt hatte, zuerst 1875 im S. von O. nach W. und 1876 in umgekehrter Richtung nördlich von Forrests Reiseroute. Es ergab sich, daß das ungeheure Gebiet westlich vom Überlandtelegraphen bis nahe an die Westküste hin eine Wüste mit weitverstreuten Quellen und Oasen ist Hodgkinson bereiste 1876 die an der Westgrenze Queenslands gelegenen Striche, während Barclay und Winnecke 1878 die Gegend westlich von dem Überlandtelegraphen bis zur queensländischen Grenze erforschten. John Forrest bereiste 1878 die Nordwestküste am Ashburton, Fortescue und De Grey, und Alexander Forrest entdeckte 1879 auf seiner Reise vom Kingsund am Fitzroy aufwärts und sodann zur Catherinestation des Überlandtelegraphen den wohlbewässerten und grasreichen Kimberleydistrikt. Pennefather untersuchte 1880 die Ostküste des Golfs von Carpentaria. Im Nordterritorium erforschten Favenc und Carrington 1882–83 den in den Golf von Carpentaria mündenden Mac Arthurfluß, Lindsay Arnhemsland, Winnecke das unbekannte Gebiet an der Grenze zwischen Südaustralien und Queensland. Die Australischen Alpen bereiste 1885 v. Lendenfeld. Vom Überlandtelegraphen erreichte Lindsay 1886 den Mac Arthurfluß, Giles und Laurie den Kimberleydistrikt; die Mineralschätze des Nordterritoriums untersuchte Tenison Woods. Lindsay, Brown und East forschten 1888 im zentralen A. Der Norweger Lumholtz weilte unter den Eingebornen von Queensland 1886–90. Eine von Sir Thomas Clder ausgerüstete Expedition zur Erforschung der noch unbekannten Gegenden Westaustraliens und zur Aufklärung des Geschicks Leichhardts unter Lindsay ging 1891 vom Überlandtelegraphen aus, erreichte aber infolge der Uneinigkeit der 14 Mitglieder und großer Dürre sehr wenig.

Auf Kosten des australischen Herdenbesitzers Horn erforschte Winnecke 1894 die im Zentrum Australiens liegende Mc Donnell-Gruppe und fand dabei die Spuren eines ehemaligen großen Binnensees. Um die Möglichkeit eines Viehtransports nach Westaustralien zu untersuchen, zog 1895 Hübbe von Oodnatta, der Endstation der südaustralischen Nordbahn, durch z. T. unbekanntes Gebiet nach Coolgardie in Westaustralien, begegnete aber großem Wassermangel. Eine 1896 von Calvert zur Erforschung des nordöstliches Teiles von Westaustralien und zur Wiederaufnahme der Forschungen der verfehlten Elder-Expedition mit 20 Kamelen ausgesandte Expedition unter Wells endete unglücklich, da Wells die 1873 von Warburton entdeckten Joanna Springs nicht auffand und unter Preisgabe aller Sammlungen und zweier Gefährten sich nach dem Fitzroyfluß rettete. Eine Hilfsexpedition unter Wells fand 1897 nur die Leichen der Vermißten. Einen erfolgreichen Zug machte 1896 Carnegie von Coolgardie nach den Goldfeldern des Kimberleydistrikts und der Mündung des Fitzroy. Die Murchisongoldfelder untersuchte 1896 Fletcher und entdeckte dabei den Fluß Bloomer. 1897 durchquerte Jerome Murif A. längs des Überlandtelegraphen in 72 Tagen von S. nach N. auf dem Zweirad. Ethnographische Forschungen auf den Inseln der Torresstraße stellte 1898 Haddon von der amerikanischen Universität Cambridge an. Das Innere von A. besuchten 1901 Gillen und Spencer zum Studium der Eingebornen. Im Becken des Eyresees untersuchte 1901 Gregory die Reste ausgestorbener Wirbeltiere.

[Literatur.] Neben den Berichten der Forschungsreisenden und der wissenschaftlichen Gesellschaften in Sydney, Melbourne, Adelaide und Hobart nennen wir aus der umfangreichen Literatur für die Entdeckungsgeschichte: Woods, History of the discovery and exploration of Australia (Lond. 1865, 2 Bde.); Howitt, The history of discoveries in Australia, Tasmania and New Zealand (das. 1866, 2 Bde.); Favene, History of Australian exploration. 1788–1888 (Sydney 1889); Calvert, The discovery of Australia (Lond. 1893); Derselbe, The exploration of Australia, 1844–1896 (das. 1895–96, 2 Bde.); Laurie, The story of Australasia, its discovery, [174] colonisation and development (das. 1896). Für die Geographie: Sievers und Kükenthal, A., Ozeanien etc., eine allgemeine Landeskunde (2. Aufl., Leipz. 1902); E. Jung, Der Weltteil A., Bd. 1 u. 2 (das. 1883); Lauterer, A. und Tasmanien (Freib. i. Br. 1900); A. R. Wallace, Australia and New Zealand (neue Ausg., Lond. 1893); Rob. Wallace, The rural economy and agriculture of Australia and New Zealand (das. 1891); v. Lendenfeld, Australische Reise (Innsbr. 1892); Lumholtz, Unter Menschenfressern (Hamb. 1892); Semon, Im australischen Busch etc. (Leipz. 1896); M. Schanz, A. und die Südsee an der Jahrhundertwende (Berl. 1900); Daiber, Eine Australien- und Südseefahrt (Leipz. 1902); »The Australian Handbook« und »The Yearbook of Australia« (beide jährlich in London erscheinend); »Statistical account of the seven colonies of Australasia«, hrsg. von Coghlan (zuletzt Sydney 1900). Über die Ureinwohner vgl. Waitz, Anthropologie der Naturvölker, Bd. 5 (Leipz. 1871); R. Brough Smyth, The aborigines of Victoria (Melbourne 1878, 2 Bde.); Curr, The Australian race (Lond. 1888, 4 Bde.); Cunow, Die Verwandtschaftsorganisationen der Australneger (Stuttg. 1894); Spencer u. Gillen, The native tribes of Central Australia (Lond. 1899). Zur Geschichte: Weule, A. und Ozeanien, im 2. Bande von Helmolts »Weltgeschichte« (Leipz. 1902); Jenks, History of the Australasians colonies (2. Aufl., Lond. 1902). Über den australischen Staatenbund vgl. »Papers relating to the Federation of the Australian Colonies« (Lond. 1900); Park in, The Australian Commonwealth (das. 1899); W. H. Moore, Constitution of the Commonwealth of Australia (das. 1902); Krauel in den »Preußischen Jahrbüchern« (1902) und Ratzel in Hettners »Geographischer Zeitschrift« (1902).

Karten: Williams, Philips handy volume a las of Australasia (Lond. 1888); Bartholomew, The royal atlas and gazetteer of Australasia (das. 1890) und Map of Australia (Edinb. 1899); die jährlich im »Australian Handbook« erscheinenden Karten; Skene, Continental Australia (Melbourne 1894), die Blätter in den Atlanten von Stieler, Kiepert, Andree, Debes und in Berghaus' »Physikalischem Atlas«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 166-175.
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