Hamburg [2]

[680] Hamburg (hierzu der Stadtplan »Hamburg-Altona« mit Registerblatt und die Tafel »Hamburger Bauten I u. II«), Hauptstadt des gleichnamigen Freistaates (s. oben), nimmt der Einwohnerzahl nach unter den Städten Europas die neunte Stelle, unter denen Deutschlands die zweite Stelle ein und ist Deutschlands größte See- und Handelsstadt.

Stadtwappen von Hamburg.
Stadtwappen von Hamburg.

Die Sternwarte am Millerntorwall liegt 53°33´5´´ nördl. Br. und 9°58´24´´ östl. L. (demnach Reduktion von Ortszeit auf M. E. Z.: +20m6s). H. ist im W. unmittelbar mit der holsteinischen Stadt Altona, im O. mit Wandsbek zusammengebaut. Im S. begrenzt die Norderelbe die Stadtteile St. Pauli, Altstadt, St. Georg u. Hammerbrook, so daß zur Erweiterung nur nach N. Raum ist. Die größte Ausdehnung der Stadt beträgt von S. nach N. 10,75 km, in der Richtung von O. nach W. 9,9 km und der Umfang des Stadtgebietes 55,8 km. Über die Bevölkerung s. oben S. 677.

[Stadtteile, Straßen. Plätze, Anlagen.] Die innere Stadt bildet ein Kreissegment, auf der Elbe als Sehne stehend. Sie war bis zu Anfang des 19. Jahrh. mit Bastionen und Gräben umgeben, deren Spuren noch in den Wallanlagen von den St. Pauli-Landungsbrücken bis zum Steintor zu erkennen sind. Die innere Stadt ist eingeteilt in die Bezirke Altstadt Nord, Altstadt Süd, Neustadt Nord, Neustadt Süd. An die Neustadt schließt sich weiter westlich und nördlich St. Pauli an, dann Eimsbüttel, Rotherbaum, Harvestehude, Eppendorf, auf dem linken Alsterufer folgen Winterhude, Barmbeck, Uhlenhorst, Hohenfelde, Eilbeck, Borgfelde, Hamm, Horn, Billwärder-Ausschlag, St. Georg Nord und Süd, jenseit der Elbe Veddel, Kleiner Grasbrook und Steinwärder. H. hat in der innern Stadt meist schmale und gebogene Straßen, eine Folge der frühern Umschnürung durch die Festungswerke und der Durchleitung von Alster und Bille mit ihren Fleeten und Kanälen. Infolgedessen haben in den letzten Jahrzehnten mehrere Durchbrüche durch ganze Viertel und zahlreiche Straßenverbreiterungen gemacht werden müssen (Wexstraße, Kaiser Wilhelm-Straße, Brandstwieten, Poststraße-Gerhofstraße, Michaelisstraße etc.). In nächster Zeit steht noch ein bedeutender Durchbruch vom Rathausmarkt nach dem Glockengießerwall bevor. Durch einen Bebauungsplan ist die weitere Bebauung der äußern Stadtteile festgestellt. Die Zahl der bebauten Grundstücke betrug zu Ende 1903 in der Stadt 22,700, auf dem Landgebiet 8037, die der Wohngebäude in der Stadt 35,484. – Außer den Wallanlagen gibt es zwischen Neustadt und St. Pauli als unbebauten Grünplatz noch das Heiligengeistfeld von ca. 20 Hektar Größe. In der innern Stadt sind die Plätze verhältnismäßig klein. Der Hopfenmarkt, auf dem die gotische Nikolaikirche steht, dient zur Abhaltung der Gemüse- und Fruchtmärkte. Ein zweiter Marktplatz ist der kleine Meßberg, der bei Fertigstellung der Zentralbahnhofsanlagen durch einen großen Marktplatz vor dem Deichtor ersetzt werden soll. Auf dem Rathausmarkt steht das Rathaus, davor das Kaiser Wilhelm-Denkmal. In der Neustadt sind der Großneumarkt, der Zeughausmarkt und der Scharmarkt zu nennen, in St. Georg der große Rasenplatz zwischen der Großen Allee und dem Besenbinderhof, auf dem die Turnhalle des ältesten deutschen Turnvereins, der Turnerschaft von 1816, steht. Der Pferdemarkt erstreckt sich von der Alster nach der St. Jakobikirche, der Gänsemarkt in der Nähe des Jungfernstieges ist mit dem Lessingdenkmal geschmückt. Große freie Wiesenflächen, von herrlichen Baumalleen, meist alten Kastanien und Rüstern (Ulmen), umgeben, liegen vor dem Dammtor auf der Abfahrtsseite des neuen Dammtorbahnhofs. Der Botanische Garten und der Zoologische Garten, beide vor dem Dammtor, sind parkartig ausgestaltet. In den äußern Stadtteilen gibt es eine ganze Anzahl von öffentlichen Anlagen, die zusammen über 300 Hektar umfassen, und 1903 hat der Staat einen über 130 Hektar großen Platz zwischen Winterhude und Barmbeck gekauft, um dort einen Stadtpark anzulegen. – Neben den freien Plätzen dienen als gewaltige Lungen von H. auch Alster und Elbe mit ihren vielen Nebengewässern. Die beiden Alsterbecken verleihen dem Stadtbild einen überaus reizvollen landschaftlichen Charakter, und die Fleete mit ihren malerischen alten Speichern berechtigen zu dem Ausspruch, daß H. das nordische Venedig sei. Der bauliche Charakter Hamburgs ist in rascher Wandlung begriffen. Überall werden die alten nüchternen Fronten durch moderne ersetzt, und in die Häuserblocks wird durch Umbau Luft und Licht gebracht. Die alten Fachwerkbauten verschwinden mehr und mehr. Ein großer Teil wird auch durch die in großem Umfang zunächst in der Neustadt unternommene Sanierung ganzer Stadtviertel beseitigt. Auch die alten Speicher werden durch moderne Bauten ersetzt. Die ursprünglich sehr schmalen und tiefen Grundstücke mit dem hohen, spitzgiebeligen Kaufmannshaus an der Straße und dem Fachwerkspeicher am Fleet werden mehr und zu breitern Fronten kombiniert und entsprechend bebaut. In den früher ländlichen Stadtteilen Barmbeck, Eppendorf, Winterhude etc. gibt es noch vereinzelte Strohdächer, die aber alle auf dem Aussterbeetat flehen. In den die Alster umgebenden äußern Stadtteilen, in Harvestehude, Rotherbaum, Uhlenhorst etc., herrscht die Einzelvilla mit schön gehaltenem Garten vor. – Einen ganz eigenartigen baulichen Charakter hat das Speicherviertel im Freihafen. Ein riesiger Speicher mit gotischer Front reiht sich an den andern mit kräftiger malerischer Wirkung sowohl von der Straßen-als von der Wasserseite aus. Am Südufer der Elbe liegen auf den Inseln Kleiner Grasbrook, Steinwärder und Kuhwärder die Werften und zahlreiche bedeutende Fabriken, die man vom Stintfang, dem Hügel, auf dem an der Elbe die Deutsche Seewarte steht, überblicken kann. Auch im Hammerbrook (Süd-St. Georg) und am obern Alsterlauf befinden sich viele Fabrikanlagen. An der Hauptstraße von St. Pauli, der Reeperbahn und dem Spielbudenplatz, ist Haus bei Haus ein Theater oder Vergnügungslokal. Sie sind an dieser Stelle errichtet, weil früher vor St. Pauli und der Neustadt die Seeschiffe verankert waren und der Verkehr der Seeleute sich naturgemäß nach St. Pauli (dem Hamburger Berg) wandte. Von den St. Pauli-Landungsbrücken, wo die meisten unterelbischen Flußdampfer landen und abgehen (auch die täglichen Dampfer nach Helgoland, Sylt und Norderney), ist durch den frühern Stadtgraben eine breite Fahrstraße nach dem Millerntor geführt, die sich dann an die Ringstraße um die innere Stadt anschließt.[680]

[Bauwerke.] Von den Kirchen ist die St. Jakobikirche baulich die älteste. Einzelne Bauteile stammen noch aus dem 14. Jahrh. Später ist sie mehrfach erweitert und zu einer vierschiffigen Kirche umgebaut worden. Der Turm ist an Stelle eines frühern 1827 neu erbaut. Die St. Petrikirche, ursprünglich das älteste Gotteshaus, ist 1842 im großen Brande zerstört und an derselben Stelle wieder erbaut worden. Der Turm ist 132,56 m hoch. Die St. Katharinenkirche mit ihrem 111,7 m hohen Renaissanceturm besteht in ihrer jetzigen Gestalt seit dem 17. Jahrh. Die gotische St. Nikolaikirche, mit einem herrlichen, 147 m hohen Turm, ist an Stelle einer 1842 ebenfalls abgebrannten ältern Kirche von 1846–1863 von dem englischen Architekten G. Scott erbaut. Die große St. Michaeliskirche ist das Meisterwerk des hamburgischen Architekten Sonnin und ebenfalls an Stelle einer infolge Blitzstrahls abgebrannten ältern Kirche 1757–62 errichtet. Ihr Turm, ein Wahrzeichen Hamburgs, ist 131,56 m hoch und steht auf einem der höchsten Punkte der Stadt. Sie ist eine echte evangelische Predigtkirche. Das ganze Innere ist ein ungeteilter Raum, ohne Pfeiler. Neben diesen fünf Hauptkirchen sind als baulich hervorragend noch zu erwähnen: die Dreieinigkeitskirche in St. Georg mit wundervoll grün patiniertem Turm, ein Zentralbau wie die große Michaeliskirche, die St. Gertrudkirche am Kuhmühlenteich, 1882–84 nach den Plänen von Professor Otzen erbaut, die Johanniskirche in Harvestehude, 1880–82 erbaut von dem hamburgischen Architekten Hauers, die Christuskirche in Eimsbüttel (Tafel II) von Otzen, die Apostelkirche in West-Eimsbüttel, 1894 nach den Plänen der hamburgischen Architekten Jürgensen und v. Melle errichtet, die turmlose Borgfelder Kirche von dem hamburgischen Architekten Georg Thielen; die übrigen neuern Kirchen sind in einfachen Formen gehalten, ohne deshalb völlig schmucklos zu sein. Von den katholischen Kirchen ragt keine als Bauwerk hervor.

Unter den Profangebäuden nimmt das neue Rathaus (Tafel II) den ersten Platz ein. Es ist nach gemeinsamen Plänen von neun hamburgischen Architekten von 1892–97 errichtet und äußerlich wie innerlich reich ausgestattet worden. Das Material ist Sandstein; ein Turm von 111 m Höhe mit dem Reichsadler auf der Spitze krönt das Gebäude. Die Giebelfiguren und die Statuen von 20 deutschen Kaisern an der Vorderfront sind aus Kupfer getrieben. Im sogen. Ehrenhof, zwischen Rathaus und Börse, die durch Flügelbauten verbunden sind, steht ein schöner Brunnen mit der Gestalt der Hygiea und mehreren allegorischen Bronzefiguren von Professor Kramer in München. Das Innere, das rechts die Räume der Bürgerschaft, links die des Senats und in der Mitte einen großen Festsaal mit Nebenräumen birgt, ist auf das solideste und reichste ausgestattet. Der Ratskeller, ein Weinrestaurant, ist sehr reich mit Wandmalereien geschmückt. – Die Finanzdeputation und die Deputation für Handel und Schiffahrt sind im Rathaus untergebracht. Die übrigen Behörden haben an verschiedenen Stellen der Stadt ihre Gebäude. Die Börse (s. Tafel »Hamburger Bauten II«; Grundriß s. Tafel »Börsengebäude II«, Fig. 1) ist 1836–41 auf dem Adolfsplatz errichtet und blieb als fast einziges Gebäude in dem ganzen Stadtviertel vom großen Brande verschont. 1859 wurde sie nach der Johannisstraße, 1879–84 nach dem Altenwall hin erweitert. Die drei Versammlungssäle, die Fonds-, Waren- und Kornbörse, haben eine Gesamtgrundfläche von 3400 qm. Unter den Arkaden sind Maklerkontore und Geschäftszimmer von Reedereien und andrer großer Firmen eingerichtet. In den obern Räumen sind die Lesezimmer der Börsenhalle und ein Frühstücksrestaurant, verschiedene Versammlungsräume, die Bureaus der Handelskammer, das Dispachekontor und die Kommerzbibliothek. Der Börse gegenüber an der Johannisstraße und dem Adolfsplatz liegt das einfache Gebäude der Reichsbank, früher von der Hamburger Bank benutzt. Die Girobanken haben sämtlich recht stattliche Gebäude: die Vereinsbank und die Hamburger Filiale der Deutschen Bank am Altenwall, die Norddeutsche Bank an der Adolfsbrücke, die Dresdener Bank am Jungfernstieg, die Kommerz- und Diskontobank am Neß, die Volksbank an der Schauenburger- und Großen Johannisstraße. Das Stadthaus am Neuenwall, in dem der als Polizeiherr fungierende Senator wohnt, enthält die Polizeibureaus und das Medizinalamt. Die Justizgebäude für Straf- (Tafel II) und Ziviljustiz stehen sich gegenüber auf einem freien Platz vor dem Holstentor. Ein neues Gebäude für das Oberlandesgericht der drei Hansestädte ist im Bau. Die Schulen haben solide, aber architektonisch keineswegs hervorragende Gebäude. Sehr umfangreich und hübsch ausgestattet ist das Gebäude der Hauptpost am Stefansplatz und nicht weit davon am Wall die Gebäude der General-Zolldirektion und der Behörde für Krankenversicherung, in deren nächster Nähe eine von dem verstorbenen Reeder Karl Laeisz gestiftete Musikhalle erbaut wird. Am Glockengießerwall steht die Kunsthalle (Tafel II), eine Schöpfung der Architekten Schirrmacher und von der Hude, weiter hinauf an derselben Straße das Naturhistorische Museum von Semper und Krutisch, gegenüber das Museum für Kunst und Gewerbe mit Gewerbeschule, vom hamburgischen Hochbauwesen errichtet. Ein gotischer Backsteinbau ist das Haus der Patriotischen Gesellschaft an der Ecke von Börsenbrücke und Trostbrücke. Gegenüber liegt der Laeiszhof, eins der vielen in neuester Zeit errichteten Geschäftshäuser mit den verschiedensten Geschäftsbetrieben. Die Turnhallen der Hamburger Turnerschaft von 1816 und des St. Pauli-Turnvereins sind stattliche Gebäude. Die Seewarte ist in malerischer Lage am Hafen auf der Höhe des Stintfanges erbaut. Umfangreiche Gebäude sind die Krankenhäuser. Das Eppendorfer (s. Tafel »Krankenhäuser II«) besteht aus Einzelpavillons, das alte St. Georger wird ebenfalls nach diesem System umgebaut. Von Privatgebäuden sind noch zu erwähnen das neue Verwaltungsgebäude der Hamburg-Amerika-Linie an der Binnenalster (Tafel I) und mehrere Hotels. Auch das Konzerthaus Hamburgs und Hornhardts Konzerthaus in St. Pauli sind sehenswert. Unter den Villen an der Außenalster und an der Elbe sind viele reich und geschmackvoll.

H. hat über 100 Brücken, von denen viele sehr schön sind, z. B. die Lombards-, die Reesendamms-, die Mundsburger Brücke etc. Die große Straßenbrücke über die Elbe hat außerordentlich reiche gotische Portalbauten (Tafel I). Auch die Kornhausbrücke über den Zollkanal und die mit Statuen hamburgischer Seehelden geschmückte Kersten Miles-Brücke bei den St. Pauli-Landungsbrücken sind hervorragende Bauten.

Erst in neuester Zeit hat H. einige bedeutendere Denkmäler bekommen. Von ältern sind zu nennen das Denkmal des Grafen Adolf IV. von Schauenburg vor dem Marien-Magdalenenkloster in der Richardstraße (1821), das Büsch-Denkmal auf dem Wall bei der Lombardsbrücke (1801), das Repsold-Denkmal[681] bei der Sternwarte (1830) und das Kugeldenkmal auf dem Gertruden-Kirchhof, sämtlich ohne Figuren. Neuere Denkmäler sind das Schiller-Denkmal von Lippelt vor der Kunsthalle (1866), das Meyer-Denkmal (ein Obelisk) beim Museum für Kunst und Gewerbe, das Jungmann-Denkmal auf dem St. Jakobi-Friedhof an der Wandsbeker Chaussee, das Kirchenpauer-Denkmal von Peiffer (1889), das Kriegerdenkmal von Schilling auf der Esplanade (1877), das Lessing-Denkmal von Schaper (1881), das Bugenhagen-Denkmal im Hof des Johanneums von Peisser (1885), das Hagedorn-Denkmal in Harvestehude (1897), das Denkmal des Bürgermeisters Petersen von Tilgner vor dem Stadthaus (1897), das Kaiser Wilhelm-Denkmal von Schilling vor dem Rathause (1903), das Denkmal des Branddirektors Kipping im Hof der Hauptfeuerwache von Peiffer (1893) und das Laeisz-Denkmal im Laeiszhof an der Trostbrücke von Scharff (1903). In Ausführung begriffen ist ein Kolossaldenkmal Bismarcks von Lederer und ein Brahms-Denkmal, für das die Mittel gesammelt sind. Großartige Brunnen anlagen sind der Hansabrunnen auf dem Hansaplatz von Peiffer (1869), der Hygieabrunnen im Rathaushof von Professor v. Kramer, der Kaiser Karl-Brunnen auf dem Fischmarkt von Vollmer und der Welcker-Brunnen in der Welckerstraße von Architekt Thielen (1886).

[Hafenanlagen.] Der Schwerpunkt Hamburgs liegt naturgemäß in den Hafenanlagen.

Die neuen Hamburger Hafenanlagen.
Die neuen Hamburger Hafenanlagen.

Am 15. Okt. 1888 wurde H., das bis dahin für Deutschland »Zollausland« gewesen war, dem deutschen Zollgebiet angeschlossen, nachdem mit einem Kostenaufwand von 120 Mill. Mk. ein Freihafengebiet hergestellt worden war, in dem Schiffahrt, Handel und Industrie sich ungehindert von Zolleinschränkungen bewegen können. 24,000 Bewohner mußten deshalb ihre Wohnungen verlassen, die gänzlich beseitigt wurden, und sich in andern Stellen des Stadtgebiets niederlassen. Zu den schon damals bestehenden Kaihäfen, dem Sandtor-, Schiffbauer-, Grasbrook- und Strandhafen, wurden am rechten Elbufer der Baaken- oder Dampfschiffhafen, der Kirchenpauer- und der Magdeburger Hafen, am linken der Segelschiffhafen für Seeschiffe, der Oberländer-, Saale- und Spreehafen für Flußschiffe gebaut. Bald genügte der Raum für den stark wachsenden Verkehr nicht mehr, und man schuf auf dem linken Ufer den India- und den Hansahafen, die, ebenso wie die ältern, mit Kaimauern und Warenschuppen besetzt wurden. 1894 betrug die Gesamtfläche der Seehäfen 133 Hektar mit 15,5 km Schiffskais und 172,500 qm überdachtem Lagerraum. Die Gleise der Hafenbahnen, die an der Rückseite aller Schuppen vorbeiführen, waren 120 km lang. Die Zahl der Dampfkrane war 266, darunter der Riesenkran von 150 Tons (150,000 kg) Tragfähigkeit, die der elektrischen Krane 84 und die der Handkrane 95. Auch für Holzhäfen zum Lagern der Floßhölzer war gesorgt, und für die Schuten, die nicht gerade mit Warentransporten beschäftigt sind, ist gegenüber St. Pauli auf dem linken Ufer neben dem Köhlbrand ein besonderer Liegeplatz hergestellt, der etwa 600 dieser großen Fahrzeuge aufnehmen kann. Von den übrigen Häfen vollkommen getrennt und nach allen Seiten mit hohen Wällen und Wassergräben sowie mit eisernen Abschlußtoren versehen ist der Petroleumhafen. Das fast nur noch in Tankdampfern eintreffende Petroleum lagert in sieben eisernen Tanks von je 12,000 Faß Inhalt.

Ende 1903 sind die neuen Häfen auf Kuhwärder (linkes Elbufer) eröffnet (s. obenstehendes Plänchen). Sie heißen Kuhwärderhafen (nördliches Bassin), Kaiser Wilhelm-Hafen (mittleres Bassin), Ellerholzhafen (südliches Bassin) für Seeschiffe und Oderhafen für Flußschiffe. Jeder der drei Seeschiffhäfen ist ca. 1000 m lang und 225 m breit. Ihre Wasserfläche ist zusammen 75,8 Hektar groß. Sie sind mit Kaimauern und Schuppen umgeben, die zusammen 2650 m Länge und 211,120 qm Bodenfläche haben. 138 elektrische Krane von 3000, bez. 2560 kg, einer von 75,000, einer von 20,000 und einer von 10,000 kg Hebekraft, sind vorhanden. Kaiser Wilhelm- und Ellerholzhafen werden von der Hamburg-Amerika-Linie (Paketfahrt) für ihren Betrieb allein benutzt gegen eine jährliche Pachtsumme von 1,300,000 Mk. Die Kais der Kuhwärderhäfen sind sämtlich an die Eisenbahn angeschlossen. Am linken Ufer des Köhlbrand ist ein besonderer Hafen für die Kohlendampfer eingerichtet. Die Gesamtlänge aller Kais ist 26,05 km, die der Kaischuppen 12,21 km, ihre Lagerfläche 401,860 qm. Die Länge der Eisenbahngleise im Freihafengebiet ist[682] 163 km. Für die Flußschiffe stehen 31,80 km Uferstrecken und rund 60 Hektar Hafen- und Kanalflächen zur Verfügung.

Außer in den Häfen sind noch zahlreiche Liegeplätze für Seeschiffe in der Elbe vor St. Pauli und der Neustadt bis zum Strandhafen hinauf an eingeschlagenen Pfahlgruppen, Ducdalben (Dykdallen = Deichpfähle) genannt, hergestellt, bei denen die Beladung und Entlöschung direkt mit Schuten und oberelbischen Fahrzeugen erfolgt. Die Freihafen-Lagerhäuser haben eine Grundfläche von über 50,000 qm, was bei 6–8 Geschossen eine Lagerfläche von mehr als 300,000 qm ergibt. Alle sind mit hydraulischen oder elektrischen Aufzügen versehen und enthalten auch die Kontore der sie benutzenden Kaufleute. Die meisten sind von der Freihafen-Lagerhaus-Gesellschaft erbaut, die auch die staatlich erbauten Speicher gemietet hat.

[Industrie und Gewerbe.] Unter den für H. bedeutungsvollsten Industriezweigen ist der Schiffbau am wichtigsten. Die bedeutendste Werft ist die von Blohm und Voß auf Kuhwärder, die außer Handelsdampfern bis zu 12,500 Tons auch Kreuzer und Panzerschiffe für die kaiserliche Marine gebaut hat. Sie besitzt mehrere Schwimmdocks mit einer Tragfähigkeit bis zu 20,000 T. und beschäftigt durchschnittlich 5000 Arbeiter. Auf den Hellingen können Schiffe bis 200 m Länge gebaut werden. Die Reiherstieg-Werft auf dem Kleinen Grasbrook ist schon 1857 errichtet und baut ebenfalls Kriegs- und Handelsschiffe, unter denen die der Hamburg-Südamerikanischen Gesellschaft die bekanntesten sind. Außerdem sind noch zu nennen die Werften von Heinrich Brandenburg, die Schiffswerft und Maschinenfabrik vorm. Janssen und Schmilinsky sowie die Werft von Stülcken Wwe. und Sohn. Die Hamburg-Amerika-Linie hat ein eignes Trockendock für ihre kleinern Dampfer. Im ganzen liegen auf den Elbinseln 7 Werften. Als Hilfs- und Ergänzungs-Industrien sind Eisengießereien (1902 wurden in 13 Gießereien 7579 Ton. Erzeugnisse zweiter Schmelzung gewonnen), Maschinenbauanstalten, Kesselschmieden, Metallwalzwerke, Nagel-, Schrauben- und Nietenfabriken, Holzbearbeitungsanstalten etc. zu nennen, die teils im Freihafen, teils im Fabrikgebiet des Hammerbrook oder an der Peripherie der Stadt liegen. Auch Fabriken von Kakes und Schiffszwieback sind hier zu nennen. Andre Industrien dienen der Verarbeitung eingeführter Produkte, z. B. Reis- und Getreidemühlen, Zuckerraffinerien (1902 wurden in 6 Anstalten 5979 dz Zucker hergestellt), Schmalzraffinerien, Schokoladefabriken, Kaffeeröstereien, Wollwäschereien, Spiritusraffinerien, Elfenbeinverarbeitung, Gummifabriken, Jutespinnereien, Farbholzmühlen und verschiedene großartige chemische Fabriken (1902 wurden in 4 Fabriken 28,011 Ton. Schwefelsäure gewonnen). Sehr bedeutend ist auch die Aufbereitung von Edelerzen: Gold, Silber, Kupfer, in der »Norddeutschen Affinerie«. Die Tabakverarbeitung ist ein sehr umfangreicher Industriezweig. 22 Brauereien, von denen einige auch außerhalb des Staatsgebietes liegen, obwohl sie in H. domiziliert sind, brauen hauptsächlich für die Ausfuhr (1902/03 Produktion 781,020 hl). Auch die Branntweinbrennerei (Produktion 1901/02: 19,093 hl Alkohol) und Hefefabrikation (Produktion 1901/02: 11,262 dz Preßhefe) sind zu nennen. Die Möbelindustrie hat einen alten wohlbegründeten Ruf; daneben steht der Musikinstrumentenbau auf hoher Stufe. Faßfabriken dienen dem Bedarf der Brauereien und Brennereien wie der Schmalz-, Petroleum- und Schmierölraffinerien. Mechanische und optische Apparate sowie Chronometer werden in bedeutenden Anstalten angefertigt. Geldschrankfabrikation und künstlerische Bearbeitung des Eisens (Kunstschmiederei) stehen auf hoher Stufe. Lederproduktion und -Verarbeitung, speziell auch seine kunstgewerbliche Verwertung, haben großen Umfang angenommen, ebenso die Konfektions-, Pelzwaren- und Hutindustrie. Bei der Berufszählung von 1895 wurden an Gewerbebetrieben 58,069 Haupt- und 1891 Nebenbetriebe ermittelt. Davon benutzten 2156 Betriebe Motoren von 22,886 Pferdekräften. Die Zahl der gewerblichen Großbetriebe und Fabrikanlagen aller Art war Ende 1903: 2294 mit 41,531 Arbeitern und 10,794 Arbeiterinnen.

[Handel und Schiffahrt.] H. ist die bedeutendste Seehandelsstadt des europäischen Festlandes und wird überhaupt nur von London und New York übertroffen. Die hervorragende Stellung Hamburgs beruht auf seiner günstigen geographischen Lage, gerade an jener Stelle des langen Elbstroms, wo die Flußschiffahrt und Seeschiffahrt zusammentreffen. H. besitzt eine stattliche Handelsflotte für die See-wie für die Flußschiffahrt und den Lokalverkehr. Zahl und Tragfähigkeit der in H. beheimateten Seeschiffe:

Tabelle

Die Besatzung der hamburgischen Seehandelsflotte bestand 1870 aus 6900 Mann, 1890 aus 13,072 und 1903 aus 25,200 Mann (einschließlich Kapitäne etc.). Von den für 1903 angeführten Seeschiffen sind in der Seefischerei 10 Dampfer (337 Reg.-Tons) und 130 Segelschiffe (3916 Reg.-Tons) beschäftigt.

Die größte Segelschiffreederei ist die von F. Laeisz, die 17 Schiffe mit 36,855 Reg.-Tons (darunter den größten Fünfmaster Preußen) besitzt. B. Wencke Söhne haben 17 Schiffe mit 33,064 Reg.-Tons, Knöhr und Burchard Nachf. 13 Schiffe mit 25,135 Reg.-Tons, die Aktiengesellschaft Alster 8 Schiffe mit 20,558 Reg.-Tons, die Reederei-Aktiengesellschaft von 1896: 7 Schiffe mit 14,994 Reg.-Tons, C. F. A. Flügge 6 Schiffe mit 8094 Reg.-Tons, M. G. Amsinck 5 Schiffe mit 6753 Reg.-Tons, Wachsmuth und Krogmann 5 Schiffe mit 6655 Reg.-Tons etc. Von den Dampfschiffreedereien steht die Hamburg-Amerika-Linie mit 129 Seedampfern von 622,060 Reg.-Tons Brutto nicht nur an der Spitze der hamburgischen Reederei, sondern aller Reedereien der Welt. Außerdem sind noch 10 Dampfer mit 72,400 Reg.-Tons im Bau, von denen einer, die Amerika, 22,500 Reg.-Tons haben soll, also das größte Schiff der Welt sein wird. 171 Flußdampfer, Schlepper, Leichter, Schwimmkrane, 3 Getreideheber etc. von zusammen 33,480 T. sind im innern Dienste der Gesellschaft tätig. Die Gesamtflotte wird also nach Fertigstellung der Neubauten 139 Ozeandampfer und 171 Flußdampfer etc. mit zusammen 727,948 Reg.-Tons Brutto umfassen. Für die Auswanderer fremder Nationalität, die über H. reisen, hat die Hamburg-Amerika-Linie 1902 ein besonderes Obdach auf der Elbinsel Veddel geschaffen, wohin sie direkt, ohne H. zu[683] berühren, gebracht und so lange verpflegt werden, bis sie das Schiff besteigen. In der umfangreichen Anlage, die 1903 von über 100,000 Personen benutzt wurde, befinden sich auch eine evangelische, eine katholische u. eine griechisch-katholische Kirche und eine Synagoge sowie die nötigen Lazaretteinrichtungen. Das zweitgrößte Schiffsunternehmen ist die Hamburg-Südamerikanische Dampfschiffahrtsgesellschaft mit 29 Schiffen von 122,313 Reg.-Tons; dann folgen die Deutsche Dampfschiffahrtsgesellschaft »Kosmos« mit 27 Schiffen von 110,742 T., die Deutsch-Australische Dampfschiffsgesellschaft mit 26 Schiffen und 106,674 T., die Woermannlinie mit 36 Schiffen von 74,778 T., die Deutsche Ostafrikalinie mit 21 Schiffen von 70,993 T., die Deutsche Levantelinie mit 28 Schiffen von 64.087 T. und viele kleinere Gesellschaften. Die größte Privatreederei ist diejenige von Rob. M. Sloman junior mit 22 Schiffen von 41,044 T. 66 Bugsier- und Bergungs-Seedampfer von 120–1500 Pferdestärken stehen für den Schlepperdienst, besonders für die ein- und auslaufenden Segler und für den Rettungsdienst in der Elbmündung zur Verfügung. Alle Dampfer zusammen hatten Maschinen von 872,400 indizierten Pferdestärken. (Weiteres s. Textblatt zur Weltverkehrskarte beim Artikel »Dampfschiffahrt« im 4. Bd.)

Die Seeschiffahrt Hamburgs hat seit 1870 einen riesigen Aufschwung genommen. Während damals nur 5100 Seeschiffe von 1,260,675 Reg.-Tons einliefen, ist diese Zahl 1903 auf 14,028 mit 9,155,926 Reg.-Tons gestiegen, wogegen 14,073 Seeschiffe mit 9,221,261 Reg.-Tons abgingen. Davon waren beladen: 10,046 angekommene Schiffe von 8,365,050 Reg.-Tons und 10,603 abgegangene Schiffe von 6,411,905 Reg.-Tons. Unter allen angekommenen Schiffen waren 8727 Dampfer von 8,371,921 Reg.-Tons. Der Hauptverkehr war mit Großbritannien und den Vereinigten Staaten von Amerika; es folgen andre deutsche Häfen, ferner Skandinavien und Rußland, Ostindien, Afrika, die La Plata-Staaten, die Niederlande und Belgien, Brasilien. Unter den angekommenen Schiffen gehörte mehr als die Hälfte Deutschland (8127 von 4,905,186 Reg.-Tons, davon 4341 von 3,968,464 Hamburg) an, 3589 von 3,175,859 Reg.-Tons waren britisch.

Flußwärts auf der Oberelbe kamen 1903 an: 19,424 Fahrzeuge (darunter 5056 leere), nämlich 14,802 Kähne, 3181 Frachtdampfer, 1441 Schleppschiffe u. 11 Holzflöße. Die gesamte Tragfähigkeit betrug 7,766,933 Ton., die Menge der ausgeladenen Güter 33,869 Mill. dz (gegen 26,798 Mill. in 1901 und 4,841 in 1871–1880 durchschnittlich). Die Zahl der nach der Oberelbe abgegangenen Flußschiffe war 19,151 (2966 leere) von 6,634,479 Ton., die Menge der eingeladenen Güter 38,925 Mill. dz (gegen 35,687 Mill. in 1901 und 4,918 Mill. in 1871–80 durchschnittlich). Der direkte Flußverkehr geht bis nach Böhmen, sowohl mittels Schleppdampfer wie der Kettenschiffahrt. Mit Berlin wird ein reger Schleppdampferverkehr unterhalten. Auf der Unterelbe ist der Flußverkehr mit Gütern wenig bedeutend. – Einen erheblichen Teil der Ab- und Zufuhr bewerkstelligen auch die Eisenbahnen (s. unten). Der gesamte Warenverkehr Hamburgs zu Wasser und zu Lande belief sich 1903 in der Einfuhr auf 16,308,282 Ton. im Werte von 4,034,992,210 Mk., in der Ausfuhr auf 10,292,068 T. im Werte von 3,547,909,460 Mk., außerdem Kontanten 22,432,620, bez. 9,638,730 Mk. Ein- und Ausfuhr 1903 nach Warengattungen und Wert ergeben sich aus folgender Übersicht:

Tabelle

Die Zunahme der Einfuhr seewärts gegen 1902 betrug 100,777,820 Mk. oder 4,89 Proz., die mit den Eisenbahnen und auf der Oberelbe 166,636,220 oder 11,33 Proz., die Zunahme der Ausfuhr seewärts 125,641,710 Mk. oder 6,61 Proz., mit den Eisenbahnen und auf der Oberelbe 110,461,320 Mk. oder 7,82 Proz.

Die Hauptartikel waren bei der Einfuhr zur See: Kaffee, Schafwolle, Getreide und Mais, Baumwolle, Felle und Pelzwerk, Garne, Rohtabak, Erze, Maschinen, Wein etc., bei der Ausfuhr zur See: Zucker, Kaffee, Woll- und Baumwollwaren, Eisenwaren, Strumpfwaren, Maschinen, Papier, Rohtabak etc.

Von den wichtigsten Ländern waren an der Ein- und Ausfuhr Hamburgs seewärts (1903) beteiligt:

Tabelle

Nach der Berufszählung von 1895 gab es im Handelsgewerbe 23,084 Betriebe (davon 421 mit je mehr als 20 Personen, aber 10,965 mit nur einer Person), im Verkehrsgewerbe 2303 (davon 130 mit je über 20 Personen). Mit dem Waren- und Produktenhandel beschäftigten sich 40,885 Erwerbstätige, mit dem Geld- u. Kredithandel 2101, mit Spedition 2505, mit der Handelsvermittelung 3940, mit den Hilfsgewerben (Stauer, Schauerleute, Packer etc.) 10,663.

Außer dem Warenverkehr ist auch die überseeische Passagierbeförderung von erheblicher Bedeutung. Die [684] Auswanderung über H. war in den Jahren 1894–1898 sehr zurückgegangen, hat sich aber neuerdings sehr gehoben; 1903 wurden 144,560 Auswanderer (darunter 20,238 Deutsche) über H. befördert.

[Banken etc.] Bis zur Mitte des 19. Jahrh. wurde der größte Teil des Hamburger Geldverkehrs durch die Hamburger Bank besorgt. An Stelle der Barzahlungen trat schon früh der Giroverkehr. Mit Handel und Verkehr wuchs auch das Bankgeschäft. Als bedeutendste Bankinstitute sind zu nennen: die Norddeutsche Bank (1856 gegründet), die Vereinsbank (ebenfalls 1856), die Kommerz- und Diskontobank (1870), die Reichsbankhauptstelle und die Filialen der Deutschen Bank und der Dresdener Bank, die Hamburger Hypothekenbank, Wechslerbank, Waren-Kreditanstalt, Hamburger Maklerbank und Volksbank. Daneben bestehen große Privatbankgeschäfte.

Bei 11 hamburgischen Seeversicherungsgesellschaften waren 1903 mehr als 5 Milliarden Mk. versichert. Die bei auswärtigen Gesellschaften etc. versicherten Summen schätzt man auf etwa 2 Milliarden. Von den in H. Geschäfte treibenden 70 Mobiliarversicherungsgesellschaften haben 8 ihr Domizil in H., 26 in andern deutschen Staaten, 24 in England etc. Die Immobiliarversicherung hat (seit 1891 auch im ganzen Landgebiet) bei der Hamburger Feuerkasse zu geschehen, die einer Staatsbehörde, der Feuerkassendeputation, unterstellt ist. Hervorzuheben sind die Pensionskasse für die Witwen und Waisen der Angestellten des hamburgischen Staates und die Lebens- und Pensionsversicherungsgesellschaft Janus (seit 1847). Auf dem Gebiete der reichsgesetzlichen Arbeiterversicherung ist zu erwähnen die Hanseatische Versicherungsanstalt für die Invaliditäts- und Altersversicherung, für die drei Hansestädte gemeinsam (Sitz in Lübeck). Von der berufsgenossenschaftlich organisierten Unfallversicherung deckt sich nur die Hamburgische landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft genau mit dem Staatsgebiet.

[Schulen und Bildungswesen.] Abgesehen von dem schon 1529 von Bugenhagen eingerichteten Gymnasium, Johanneum genannt, und einem später damit verbundenen Realgymnasium sind öffentliche höhere Schulen für Knaben in H. erst seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts errichtet worden. Öffentliche höhere Töchterschulen sollen erst jetzt eröffnet werden. H. hat 2 Gymnasien, die Gelehrtenschule des Johanneums und das Wilhelmgymnasium, ein Realgymnasium, 2 Oberrealschulen (davon eine mit kaufmännischen Fortbildungsklassen), 5 Realschulen (darunter eine mit Oberrealschulklassen) sowie in Bergedorf eine Realschule, in Kuxhaven eine Realschule und Progymnasium. Die meisten von diesen Anstalten haben auch Vorschulen. Außerdem gibt es noch mehrere private und auf Grund von Stiftungen eingerichtete höhere Schulen, welche die Berechtigung zu Abgangszeugnissen für den einjährig-freiwilligen Militärdienst haben. Die St. Johannisklosterschule ist eine halböffentliche höhere Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar. Die übrigen Töchterschulen sind sämtlich Privatanstalten. Das Volksschulwesen steht auf hoher Stufe. Die Schulen haben sieben getrennte Jahresstufen. In den Knabenschulen wird als fremde Sprache Englisch gelehrt. Die Zahl der Volksschulen ist etwa 120, davon sind die meisten Doppelschulen mit 16–30 Klassen. 2 Lehrer- und 2 Lehrerinnenseminare mit Präparandenanstalt und Seminarschulen bilden die Lehrkräfte für die Volksschule vor. Das Waisenhaus, die Taubstummen- und die Blindenanstalt haben ihre eignen Schulen. Eine besondre Strafschule und eine Erziehungs- und Besserungsanstalt sind eingerichtet. Durch häusliche Verhältnisse verwahrloste Knaben und Mädchen nimmt das Pestalozzistift auf. Neben den Volksschulen haben sich noch eine Kirchenschule und 3 Stiftungsschulen aus alter Zeit erhalten, die etwa den preußischen Mittelschulen gleichkommen. Fachschulen sind die allgemeine Gewerbeschule mit Kunstgewerbeschule und Abteilungen für die verschiedensten Gewerbe, kaufmännischer Fortbildungsschule auch für weibliche Handelsbeflissene, Baugewerkschule, Technikum für Maschinenbauer, Schiffbauer, Elektrotechniker etc.; eine Gewerbeschule für Mädchen, in der auch Fachlehrerinnen für Zeichnen, Handarbeiten und Turnen ausgebildet werden, wird aus privaten Mitteln erhalten. Mehrere Innungen haben Spezialfachschulen eingerichtet. Ferner bestehen eine Navigationsschule für Seeleute, eine Seemannsschule, eine pharmazeutische Lehranstalt, ein privates Konservatorium der Musik und mehrere private Handelsakademien. Der Arbeiterbildungsverein hat eine Fortbildungsschule und der Verein für Handlungskommis mancherlei Fortbildungsklassen. Ein Reformgymnasium und Gymnasialklassen für Mädchen sind von 2 Frauenvereinsgruppen begründet worden.

Das Volksschulwesen auf dem Landgebiet steht unter einer besondern Sektion der Oberschulbehörde. Die Schulen werden von den Gemeinden mit Staatszuschuß unterhalten.

Vom Staat eingerichtete, unentgeltliche Vorlesungen, die alle Gebiete des Wissens umfassen, sind an Stelle eines früher bestehenden akademischen Gymnasiums getreten. Ein physikalisches und ein chemisches Staatslaboratorium mit Unterabteilungen für Nahrungsmitteluntersuchung und ein hygienisches Institut mit einer besondern Abteilung für Wasseruntersuchung zur Kontrolle des durch Sandfiltration gereinigten Leitungswassers sind mit reichen Mitteln ausgestattet. Mit der Münze ist ein Hüttenlaboratorium verbunden, das Metallproben und Erzanalysen auch für Private ausführt. Die Sternwarte hat neben ihren rein wissenschaftlichen auch praktische Zwecke zu erfüllen, indem sie den für die Schifffahrt überaus wichtigen Dienst der Zeitbälle in H., Kuxhaven und Bremerhaven besorgt. Die Verlegung der Sternwarte aus der dunstigen Atmosphäre der Stadt nach einem Platz bei Bergedorf ist beschlossen. Das Chronometer-Prüfungsinstitut ist der Seewarte unterstellt. Unter den Museen besitzt die Kunsthalle eine Sammlung hamburgischer Bilder von größter Bedeutung für die allgemeine Kunstgeschichte, darunter Werke von Meister Bertram aus dem 14. und von Meister Franke aus dem 15. Jahrh., eine hervorragende Sammlung niederländischer und moderner englischer Gemälde, viele Werke von Menzel, Klinger und andern neuern Meistern, eine umfangreiche Plakettensammlung und eine reiche Sammlung von Kunstdrucken und Photographien. Das Museum für Kunst und Gewerbe hat die umfangreichste Sammlung japanischer Kunsterzeugnisse der Welt, eine ausgezeichnete keramische Sammlung und einen Schatz von Holzarbeiten. Das Naturhistorische Museum ist überaus reichhaltig, nicht minder das Botanische Museum, mit dem ein Laboratorium für Warenkunde und eine Samenkontrollstation verbunden ist. Ein Museum für Völkerkunde, eine Sammlung vorgeschichtlicher Altertümer, eine Sammlung hamburgischer Altertümer sind ebenfalls vorhanden. An [685] Bibliotheken sind zu nennen die Stadtbibliothek mit etwa 380,000 Bänden und 7000 Handschriften, die Kommerzbibliothek mit umfangreicher Handels- und Schiffahrtsliteratur, die Bibliothek der Patriotischen Gesellschaft mit technischer Literatur und viele Fachbibliotheken von Vereinen und Gesellschaften. Sehr viel ist in letzter Zeit auch für die Hebung der allgemeinen Volksbildung geschehen. Eine öffentliche Bücherhalle mit zwei Ausgabestellen, eine Volksbibliothek, ein Volksheim mit allen möglichen Vorträgen, auch musikalischen, verbunden mit Lehrlingsvereinen, Volksunterhaltungsabende, unentgeltliche Konzerte der Kirchenchors und verschiedener Organisten, Volks- und Schülerkonzerte etc. sind eingerichtet und werden stark besucht.

[Musik, Theater, Vereinswesen, Zeitungen.] Die öffentliche Musikpflege in H. hat einen ernsten Charakter. Die philharmonischen Konzerte, die seit 1828 bestehen, pflegen in erster Linie klassische Musik, während die Orchesterkonzerte unter Leitung von Max Fiedler neuere Musik bringen, ohne die klassische zu vernachlässigen. Die Singakademie, 1819 begründet, führt hauptsächlich Oratorien auf, der Cäcilienverein, 1843 von Karl Voigt gestiftet, legt das Hauptgewicht auf a cappella-Gesang, Männergesang wird von der Liedertafel, dem Lehrergesangverein und vielen kleinern Vereinen gepflegt. Volkstümliche Orchesterkonzerte bietet das Konzerthaus H. Das Orchester stellt zu allen größern Konzerten der Verein Hamburgischer Musikfreunde. Im Winter gastiert in acht großen Konzerten das Berliner Philharmonische Orchester in H.-Das Stadttheater, eine der ersten Bühnen Deutschlands, führt Opern, Dramen und Schauspiele, das Deutsche Schauspielhaus (s. Tafel »Hamburger Bauten I«) Dramen, Schauspiele und Lustspiele, das Thaliatheater Schauspiele, Lustspiele und Possen auf. Operetten und Gesangspossen kultivieren das Karl Schultze-Theater und das Neue Operettentheater, eine Volksbühne ist das Ernst Drucker-Theater, eine erstklassige Variétébühne das Hansatheater; auch ein Zirkusgebäude ist vorhanden. Außerordentlich umfangreich ist das Vereins- und Klubwesen. Der älteste Verein ist die Mathematische Gesellschaft, die seit 1690 besteht; dann folgt die Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe (Patriotische Gesellschaft, gegründet 1765) mit eignem Gebäude, ein Verein für Kunst und Wissenschaft, ein Architekten- und Ingenieurverein, ein Verein für hamburgische Geschichte, eine Geographische Gesellschaft, ein Kunst-, ein Ärzteverein, ein Naturwissenschaftlicher Verein, ein Tonkünstler-, ein Journalistenverein, ein Verein für Handlungskommis von 1858 (etwa 60,000 Mitglieder), ein Verein hamburgischer Staatsbeamten, ein Bildungsverein für Arbeiter, Bürgervereine in allen Stadtteilen, Reichstagswahl- und andre politische Vereine, eine Hamburger Ortsgruppe des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins und andre Frauenvereine, schulwissenschaftliche Vereine, ein Gewerbe- u. Kunstgewerbeverein, ein Gartenbauverein, kurz alle nur denkbaren Vereinigungen. Die Freimaurer haben eine größere Anzahl Logen, auch die Odd-Fellows und Guttempler sind mit mehreren Logen vertreten. – An Zeitungen erscheinen in H. die »Neue Hamburger Börsenhalle« (Schiffahrt und Handel), der »Hamburgische Korrespondent« (begründet 1730), die »Hamburger Nachrichten« (s. die besondern Artikel S. 690), das »Hamburger Fremdenblatt« (Abendzeitung), der »Generalanzeiger«, die »Hamburger Neuesten Nachrichten«, die »Neue Hamburger Zeitung« und das sozialdemokratische »Hamburger Echo«.

[Armenpflege und Wohltätigkeit.], öffentliche wie private, sind zu allen Zeiten in H. sehr umfangreich gewesen. Das öffentliche Armenwesen steht unter dem Armenkollegium und ist nach dem Elberfelder System organisiert. Die Stadt ist in 11 Armenkreise und diese wieder in 115 Armenbezirke mit insgesamt 1620 Armenpflegern eingeteilt. Frauen arbeiten fakultativ mit. Für die öffentliche Wohltätigkeit wurden 1904: 6,6 Mill. Mk. in das Budget eingestellt. Die private Wohltätigkeit ist außerordentlich entwickelt. Es gibt über 900 Stiftungen und Vereine für die verschiedensten Wohltätigkeitszwecke, einzelne schon aus dem 15. Jahrh. stammend. Die Heilstätte Edmundsthal bei Geesthacht mit Männer- und Frauenabteilung ist für lungenkranke Hamburger von dem Hamburger Kaufmann E. J. A. Siemers begründet. Außer dem Werk- und Armenhaus, einem Siechen- und Altersheim gibt es zahlreiche private Veranstaltungen für denselben Zweck. Hamburgs Wohnstiftungen (das Schröder-Oberalten-Laeisz-Stift u. v. a.) sind weltberühmt. Darunter befinden sich auch zwei Stifte für Damen, das Johannis- und das Marien-Magdalenenkloster, in die Töchter Hamburger Bürger eingekauft werden können.

Die Sanitätsverwaltung steht unter dem Medizinalkollegium als Zentralbehörde, die auch für das hygienische Institut, die ärztliche Beaufsichtigung des Hafens und der Schiffe, das Seemannskrankenhaus und das Institut für Schiffs- und Tropenhygiene zuständig ist. Die Krankenhäuser in St. Georg und Eppendorf unterstehen dem Krankenhauskollegium, das Hafenkrankenhaus der Polizeibehörde. Auch mehrere große private Krankenhäuser bestehen in H.: das Freimaurer-, das israelitische, das katholische Marienkrankenhaus, die Heilanstalt Bethesda u. a. m.

An Sparkassen hat H. zwei unter staatlicher Aussicht stehende. Die älteste und größte ist die Hamburger Sparkasse von 1827 mit 136,6 Mill. Mk. Einlagen, die zweite die Neue Sparkasse von 1864 mit 89,8 Mill. Mk. Einlagen am 30. Juni 1904. Mit verschiedenen Bankinstituten und Genossenschaften sind ebenfalls Sparkassen verbunden. In Bergedorf, Ritzebüttel und den Vierlanden gibt es örtliche Sparkassen.

[Städtische Einrichtungen.] H. hat zentrale Wasserversorgung durch sandfiltriertes Elbwasser. Der Verbrauch ist durchschnittlich täglich etwa 162 Lit. auf den Kopf der Bevölkerung. Das Sielsystem zur Ableitung der Abwässer ist etwa 350 km lang. Die Röhren haben einen Durchmesser bis zu 3 m. Die Abwässer gehen nach vorheriger Beseitigung aller festen Bestandteile in die Elbe. Der Straßenunrat und der Abfall aus den Häusern wird in einer Verbrennungsanstalt beseitigt, deren Produkt zur Herstellung von Trottoirplatten benutzt wird. – Zur Straßenbeleuchtung wird Gasglühlicht und elektrisches Licht verwendet. Die Feuerwehr steht unter einem Branddirektor; es bestehen eine Hauptfeuerwache und neun Wachen in den verschiedenen Distrikten. H. hat einen Schlacht- und Viehhof, der mit einer Talgschmelze und einem Kühlhause versehen ist.

Das Beerdigungswesen steht unter der Friedhofsdeputation. Der Zentralfriedhof in Ohlsdorf, der älteste und bedeutendste aller städtischen Friedhöfe in Deutschland, ist die Schöpfung des Friedhofdirektors Cordes. Das Terrain ist 180 Hektar, eine abgetrennte jüdische Abteilung 6 Hektar groß. Jeder [686] Konfession oder Religionsgemeinschaft ist freie Ausübung ihrer Begräbniszeremonien gesichert. Die ältern kirchlichen Friedhöfe sind für Beerdigungen geschlossen bis auf den St. Jakobi- und den Hammer Friedhof, wo noch Raum vorhanden ist. Ein Krematorium ist in der Nähe des Ohlsdorfer Friedhofs errichtet (s. Tafel »Leichenverbrennung«); bis Ende 1903 haben dort etwa 600 Einäscherungen stattgefunden.

[Verkehrswesen.] Der Eisenbahnbetrieb in H. ist der Eisenbahndirektion Altona unterstellt. H. hat nur ein Eisenbahnverkehrsamt. Im Fernverkehr ist H. mit Berlin, mit Hannover-Frankfurt a. M., mit Bremen, mit Kuxhaven (Unterelbische Bahn), mit Lübeck (Privatbahn), ferner über Altona mit Kiel sowie mit Kaltenkirchen (Privatbahn) durch besondere Bahnlinien verbunden. Die ganzen Eisenbahnanlagen mit den Bahnhöfen sind im Umbau begriffen, der 1906 beendet sein soll. Die Strecke von Altona bis zur Alster mit den neuen Bahnhöfen Sternschanze und Dammtor ist bereits fertig und im Betrieb. Der alte Berliner Bahnhof ist abgerissen, ein provisorischer Bahnhof an der Lippeltstraße ist für den Lokalverkehr an seine Stelle getreten. Die Schnellzüge nach Berlin gehen über den Klostertorbahnhof, der ebenfalls beseitigt wird, sobald der Zentralbahnhof (Tafel I) zwischen Ernst Merckstraßen- und Steintorbrücke fertig ist. Auch der Lübecker Bahnhof wird in den Zentralbahnhof verlegt, und der Hannoversche bleibt nur für den Lokalverkehr bestehen. Eine Zweigbahn nach dem Ohlsdorfer Friedhof und eine Güterumgehungsbahn sollen gebaut werden. Auch eine elektrische Stadt- und Vorortbahn steht in Aussicht. Die Straßenbahn wird von zwei Gesellschaften, der Hamburger Straßeneisenbahngesellschaft und der Hamburg-Altonaer Zentralbahngesellschaft, betrieben. H. war die erste deutsche Stadt, die elektrischen Straßenbahnverkehr einführte. 1903 wurden 142,440,000 Personen befördert. Das Droschkenwesen ist polizeilich reglementiert. Auf der Alster verkehren nach allen Richtungen etwa 30 Personendampfer. Das Fährwesen auf der Elbe wird von der Hafen-Dampfschiffahrts-Gesellschaft betrieben. Auch Ruderjollen dienen dem Verkehr im Hafen zu den nicht an Kais, sondern im Strom liegenden Schiffen. Der Lokaldampferverkehr auf der Ober- und Unterelbe ist sehr umfangreich. Der Postverkehr im Bezirk der Oberpostdirektion H. steht an Stärke nur hinter Berlin zurück, indem jährlich 143,6 aufgegebene Postsendungen (gegen 73,7 im Reich) auf den Bewohner entfallen. Den Fernsprechverkehr vermitteln ein Hauptamt am Altenwall und mehrere Nebenämter. Ein neues Zentral-Fernsprechamt ist im Bau. Die Zahl der Nebenpostämter ist 21.

Über Verfassung, Verwaltung, Rechtspflege, Kirchenwesen etc. s. oben, S. 678 ff.

Geschichte.

H. ist wahrscheinlich aus einer von Karl d. Gr. um 808 auf der Anhöhe zwischen Elbe und Alster gegen die Slawen errichteten Befestigung entstanden, die nach der umliegenden Waldung (Hamme) Hammaburg hieß; früher mag hier wohl ein sächsischer Opferplatz gewesen sein, an dessen Stelle Karl 811 eine Kirche gründete. Diese wurde fortan der Ausgangspunkt für die Christianisierung und Kultivierung auch der weitern Umgebung; Nordalbingien und Jütland, die dänischen Inseln und selbst Schweden und Norwegen wurden von H. aus der christlich-germanischen Kultur gewonnen. 831 wurde H. zum Bistum, 834 zum Erzbistum erhoben, das dem heiligen Ansgar (s. d.) verliehen wurde. Nachdem die Stadt, die Domkirche und das von Ansgar gegründete Kloster 845 von den dänischen Normannen unter König Horik eingeäschert worden waren, wurde 847 das Erzbistum H. mit dem Bistum Bremen vereinigt und der Sitz desselben nach Bremen verlegt; das bedeutete in gewissem Sinn ein Zurückweichen der Kulturarbeit nach Westen. Wieder aufgebaut, wurde die Stadt bis zu den Zeiten Heinrichs I. noch mehrmals von Verwüstungszügen der Dänen und Slawen heimgesucht. Bei der Erhebung der Slawen nach Ottos II. Tode (983) fiel sie wieder in deren Gewalt und wurde ihnen erst 987 wieder abgenommen. Erzbischof Unwan (1013–29) gründete an Stelle des Klosters ein Domkapitel, und Alebrand (Bezelin, 1035–43) erbaute 1037 den Dom aus Quadern und einen Palast an der Elbe (die Wideburg), die 1072 von den Wenden zerstört wurde. Mit Holstein erwarb Graf Adolf I. von Schauenburg 1110 H.; unter ihm wurde der Dom erneuert. Graf Adolf III. gründete 1188 neben der bisherigen Altstadt (Petrikirchspiel) die Neustadt (Nikolaikirchspiel) und wirkte H. gegen eine bedeutende Geldunterstützung zu einem Kreuzzug bei dem Kaiser 7. Mai 1189 wesentliche Freiheiten aus, namentlich das Weichbildrecht, eigne Gerichtsbarkeit, Zollfreiheit und das Recht der Fischerei auf der Elbe bis zum Meere. Die Regierung der Stadt lag seit 1190 in der Hand eines Rates. Gilden oder Zünfte der Handwerker, den kaufmännischen Organisationen entsprechend, hatten sich bereits gebildet. Nachdem sich die Stadt 1201 Waldemar von Schleswig nach dessen Sieg über den Grafen von Holstein ergeben, stand sie unter der Herrschaft des dänischen Statthalters. 1223 erfolgte die endgültige Verlegung des erzbischöflichen Sitzes nach Bremen, doch behielt H. sein Domkapitel. Nach der Gefangennahme König Waldemars durch Heinrich von Schwerin 1223 geriet H. 1225 wieder in die Gewalt der Grafen von Schauenburg, die sich nun immer mehr in H. festsetzten und 1231 oberhalb der Stadt ein befestigtes Schloß anlegten.

Nach 1300 zählte H. die für eine damalige Stadt stattliche Zahl von 7000 Einwohnern, und neben Viehzucht und Fischerei mehrte sich allmählich die Handelstätigkeit. 1241 schloß es mit Lübeck einen Vertrag (vgl. Hansa), wonach keine Stadt den aus der andern Verwiesenen Schutz gewähren durfte und beide sich zur Vertilgung der Räuber und Friedensbrecher vereinigten, und dieser Vertrag wurde 1255 zu einem Schutz- und Trutzbündnis sowie zu einer Vereinbarung über eine gemeinsame Münze erweitert; 1259 wurde auch mit Bremen ein freundschaftliches Verhältnis angeknüpft. 1270 gaben sich die Bürger eine neue Stadtverfassung. Zwar stand noch immer an der Spitze der Stadt der schauenburgische Vogt; aber 1292 erhielt sie volle Selbständigkeit in innern Angelegenheiten und vergrößerte bald durch den Ankauf Eppendorfs, des Billwärders und des Amtes Ritzebüttel ihr Gebiet. Bereits 1302 verzichteten die Grafen auch auf jede Zollerhebung in der Stadt. Wiederholt mußte die Stadt zur Sicherung ihrer Schiffahrt Seeräuber bekriegen: der berüchtigte Klaus Störtebeker (s. d.) wurde 1401 gefangen genommen, die ostfriesischen Häuptlinge, welche die Elbe blockierten, wurden 1402 auf der Sandbank bei Helgoland völlig geschlagen. 1420 eroberte H. im Verein mit Lübeck die Vierlande. Im Innern erstarkten auch in H. die in Zünften oder Ämtern organisierten Handwerker und erhoben sich gegen die patrizischen Großkaufleute, die bis dahin allein im Rat vertreten waren; sie erzwangen 1410 die Einsetzung der Achtundvierziger[687] und den zwischen diesen Vertretern der Bürgerschaft und dem Senat abgeschlossenen sogen. ersten Rezeß; doch stellte erst ein neuer Rezeß von 1458 die Ruhe vorläufig her, bis 1483 ein Böttcher, Heinrich von Lo, einen Aufstand erregte, der wieder durch einen Rezeß beendigt wurde. Nachdem H. 1461 dem Erben der Schauenburger, König Christian I. von Dänemark, gehuldigt, wurde es 1510 von Maximilian I. zur Reichsstadt erklärt, was nach langen Verhandlungen 1618 auch durch das Reichskammergericht anerkannt wurde.

Die Reformation fand schon 1521 Eingang; nachdem Bugenhagen Kirchen- und Schulwesen geordnet hatte, ward durch den langen Rezeß vom 19. Febr. 1529 die Reformation endgültig eingeführt, eine Kirchenordnung erlassen und dem Rate mit den drei Kollegien der Oberalten, der Achtundvierziger (seit 1685 Sechziger) und der Hundertvierundvierziger (seit 1685 Hundertundachtziger) das Regiment der Stadt übertragen. Die gemeine Bürgerschaft zerfiel in die erbgesessene Bürgerschaft (Grundeigentümer) und die Älterleute (Werkmeister der Ämter). 1536 trat H. dem Schmalkaldischen Bunde bei, mußte aber 1547 nach Besiegung des Bundes 60,000 Gulden zahlen und Abbitte tun. Während die religiöse Unduldsamkeit die Mennoniten und andre sektierende Protestanten aus H. vertrieb, die nun auf holsteinischem Boden Altona gründeten, flüchteten in der zweiten Hälfte des 16. und im Anfang des 17. Jahrh. zahlreiche Niederländer, besonders aus Antwerpen, und Juden aus Spanien und Portugal nach H. und brachten nebst Geldmitteln wertvolle Handelsverbindungen und Übung im Geld- und Wechselgeschäft mit. In Antwerpen hatten aber auch die englischen sogen. Merchant Adventurers ihren Stapel gehabt: auch sie verlegten ihn 1567 nach H., wo bald eine englische Kolonie entstand, die den Handel außerordentlich belebte. Bis zur Zeit der Kontinentalsperre und darüber hinaus hat in H. der englische Einfluß vorgeherrscht, und manche Einrichtung des Verkehrslebens ist englischen Vorbildern nachgebildet oder wenigstens davon beeinflußt worden. Schon 1603 erhielt H. ein Wechselrecht. Mit Innerdeutschland, namentlich mit Lüneburg, Braunschweig, Leipzig und Breslau, stand H. seit Ende des 16. Jahrh. in regelmäßigem Postverkehr, 1615 zog die Turn und Taxissche Post ein, und bald legten alle Nachbarstaaten in H. Posten an; auch ward 1615 die Neustadt mit in die Umwallung der Stadt gezogen und 1619 die Bank gegründet. Obwohl H. während des Dreißigjährigen Krieges direkt nicht zu leiden hatte, wurde sein Handel durch die Verödung seines deutschen Hinterlandes doch schwer geschädigt und ging teilweise an die Holländer über. Die gedrückte Lage vieler Bürger veranlaßte eine Auflehnung gegen den Rat, der die Staatslasten nicht verminderte; zwei Häupter der Bürgerschaft, Schnitger und Jastram, suchten bei Dänemark Hilfe, und die Dänen erschienen 1685 vor der Stadt, die Erbhuldigung verlangend. Sie wurden zurückgewiesen und Schnitger und Jastram hingerichtet. Infolge der Umtriebe der calvinistischen Geistlichkeit brach 1693 ein offener Aufstand aus, in dem die niedere Klasse (Mayerianer nach ihrem Führer Mayer, Hauptpfarrer zu St. Jakobi, genannt) den Sieg davontrug. Doch eine kaiserliche Kommission verwies Mayer aus der Stadt und brachte 1699 einen neuen Rezeß zustande; aber die Mayerianer riefen ihren Anführer zurück und setzten 1708 den Rat ab. Durch Eingreifen kaiserlicher Kommissare kam endlich der große Hauptrezeß von 1712 zustande, der ein dauerndes Einverständnis zwischen Rat und Bürgerschaft herstellte. Friedrich IV. von Dänemark hatte die günstige Gelegenheit für sich benutzen wollen und war 1712 vor die Stadt gerückt, ließ sich jedoch mit 246,000 Reichstalern abfinden.

Der Handel blühte nun von neuem auf; besonders erlangte der Getreidehandel während des Siebenjährigen Krieges große Bedeutung. Aber die Nachwehen des Krieges (der Friede zwischen Preußen und Schweden wurde 22. Mai 1762 zu H. abgeschlossen) und die Spekulationswut führten dazu, daß 1763 fast 100 der angesehensten Häuser Bankrott machten. Der Gottorpsche Vertrag von 1768 sicherte endlich Hamburgs Unabhängigkeit für immer gegen dänische Angriffe, und 1770 erhielt die Stadt auch Sitz und Stimme auf dem Reichstag. Besondern Vorteil brachte H. der nordamerikanische Befreiungskrieg, insofern während desselben die kriegführenden Mächte allen neutralen Schiffen die freie Fahrt nach ihren Kolonien erlaubten. Infolge der französischen Revolution wurde H. von Emigranten überschwemmt, die viel Geld mitbrachten und auf die Verfeinerung der äußern Sitten einwirkten. Die Eroberung Hollands durch die Franzosen (1795) brachte schließlich fast den ganzen holländischen Handel nach H. Durch den Reichsdeputationshauptschluß von 1803 erhielt die Stadt das Domgebiet; der Dom wurde abgebrochen. Nachdem die Stadt 1801 vorübergehend von den Dänen besetzt worden, rückten 1806 die Franzosen erst in das Amt Ritzebüttel, 19. Nov. auch in H. selbst ein, worauf die Engländer die Elbe blockierten. Hierdurch und durch die Kontinentalsperre wurde Hamburgs Schiffahrt und Handel stark geschädigt; nur durch einen genial betriebenen Schmuggel war die Einfuhr englischer Kolonialwaren noch möglich. Um den Handel ganz zu beherrschen, verleibte Napoleon H. mit Nordwestdeutschland 13. Dez. 1810 dem französischen Kaiserreich ein, machte es zur Hauptstadt des Departements der Elbmündung und erklärte es für eine der bonnes villes de l'Empire. Als 1813 die Franzosen 12. März die Stadt räumten und der russische General Tettenborn 18. März einzog, wurde er mit Begeisterung empfangen, aber von dem bedächtigen Senat so wenig unterstützt, daß er sie Ende Mai wieder räumte. Davout, der am 30. Mai H. wieder besetzte, behandelte die Stadt als Rebellin, legte ihr 48 Mill. Mk. Banko Kontribution auf und konfiszierte, da sie nicht bezahlt werden konnten, alle Kassen sowie die Geldvorräte der Bank (7,5 Mill.); die angesehensten Bürger wurden verbannt oder verhaftet, die Befestigungen erneuert und erweitert, wobei die Einwohner selbst mitarbeiten mußten, und bei Beginn des Winters 20,000 ärmere Bewohner aus der Stadt getrieben. Die lange, hartnäckige Verteidigung Davouts gegen die Verbündeten unter Bennigsen legte der Bürgerschaft noch schwere Leiden auf. Erst im Mai 1814 übergab Davout die Stadt, deren Verluste 1813, die geraubten Bankgelder ungerechnet, auf 57 Mill. und von 1806–14 insgesamt auf 140 Mill. geschätzt wurden. Die halbe Million Frank Renten, welche die französische Regierung 1818 H. überließ, bildete nur eine geringe Entschädigung; die Einwohnerzahl war von 100,000 auf 55,000 gesunken.

Durch die Bundesakte vom 8. Juni 1815 trat H. als souveräner Staat dem Deutschen Bunde bei und bildete mit Bremen, Lübeck und Frankfurt a. M. die Kurie der Freien Städte. In der langen Friedenszeit hoben sich Schiffahrt und Handel, noch immer[688] durch die Zollverhältnisse in Deutschland vielfach gehemmt, langsam. Einen schweren Schlag erhielt der wachsende Wohlstand durch die furchtbare Feuersbrunst, die 5.–8. Mai 1842 in 75 Straßen 4219 Gebäude, darunter 3 Kirchen und mehrere andre öffentliche Gebäude, in Asche legte und 20,000 Menschen obdachlos machte; der Gesamtverlust belief sich auf 40 Mill. Mk. Banko. Nicht bloß aus Deutschland, sondern auch aus fernen Weltteilen trafen großartige Unterstützungen, im ganzen 2,5 Mill. Tlr., ein, und durch eine Staatsanleihe von 34 Mill. Mk. Banko ward der sofortige Wiederaufbau der Stadt ermöglicht. Die Maßregeln der zur Leitung desselben eingesetzten Rats- und Bürgerdeputation verstärkten den Wunsch nach einer gründlichen Reform der Staatsverfassung; doch konnte die hierzu eingesetzte Deputation den Senat zu ausreichenden Zugeständnissen nicht bewegen. Nach der Februarrevolution von 1848 kam es daher auch in H. 3. März, 27. Mai und 9. Juni zu Unruhen, und es bildeten sich mehrere demokratische Vereine, die am 7. Sept. den Senat zur Berufung einer konstituierenden Versammlung nötigten. Durch allgemeines Stimmrecht gewählt, trat 14. Dez. 1848 diese Konstituante, 192 Mitglieder stark, zusammen und begann im Februar 1849 die Beratung des schweizerischen und amerikanischen Mustern nachgebildeten Verfassungsentwurfs, der demgemäß eine demokratische Gestalt erhielt. Hiergegen erklärten sich der Senat und die bisherige erbgesessene Bürgerschaft und forderten, als die Konstituante 11. Juli die neue Verfassung dennoch annahm, ihre Revision. Die Konstituante lehnte sie ab, vertagte sich aber 31. Aug. und wurde im Juni 1850 aufgelöst. Die demokratische Partei hatte zwar die Reichsverfassung von 1849 anerkannt, erklärte sich indes gegen die preußische Union, für die Senat und Bürgerschaft entschieden eintraten. Diese Haltung der Demokratie schwächte ihren Einfluß, und so konnten Senat und Bürgerschaft 27. Sept. 1849 eine Kommission, den Neunerausschuß, einsetzen, der den Verfassungsentwurf der Konstituante umarbeitete, die Lebenslänglichkeit des Senats, die Teilung der Gewalt zwischen diesem und der Bürgerschaft festsetzte und die Umwandlung der letztern in eine Volksvertretung bestimmte. Im Mai 1850 wurde der revidierte Entwurf von den Sechzigern, den Hundertachtzigern und 23. Mai auch von der Bürgerschaft zwar genehmigt, doch erst nach langem Streit und wiederholter Umarbeitung des Verfassungsentwurfs wurde er 1859 von den bis dahin widerstrebenden Oberalten und von der Bürgerschaft anerkannt. Die aus allgemeinen direkten Wahlen hervorgegangene neue Bürgerschaft stimmte 28. Sept. 1860 der neuen Verfassung zu, worauf sie 1. Jan. 1861 in Kraft trat (s. oben).

In der deutschen Krisis von 1866 nahm der Senat trotz der geringen Sympathien, die Preußen bei der demokratischen Bürgerschaft genoß, rasch für Preußen Partei, erklärte schon 29. Juni seinen Austritt aus dem Deutschen Bund und ließ sein Kontingent zur preußischen Mainarmee stoßen. H. trat darauf als Freistaat in den Norddeutschen Bund ein und schloß 23. Juli 1867 mit Preußen eine Militärkonvention. Es blieb mit einem Teil seines Gebiets (außer den Vierlanden mit Bergedorf, das nach einem Vertrag mit Lübeck 1. Jan. 1868 in den Alleinbesitz von H. überging) Freihafen und zahlte ein Zollaversum. Als 1879 die neue Zoll- und Wirtschaftspolitik des Deutschen Reiches einsetzte, wurde nicht nur die Aufforderung des Reichskanzlers, in den Zollverein einzutreten, sondern auch der Eintritt in Verhandlungen darüber abgelehnt. Nachdem aber 19. Mai 1880 Altona in den Zollverein aufgenommen und 14. Juni die Zollgrenze von Bergedorf vor die Elbmündung verlegt worden war, ließ sich der Hamburger Senat 28. März in Verhandlungen mit der Reichsregierung ein und schloß mit dieser 25. Mai 1881 einen Vertrag, demzufolge H. 1888 in den Zollverein eintreten, aber ein Freihafengebiet behalten und für die Kosten der neuen Hafen- und Speicheranlagen einen Beitrag von 40 Mill. vom Reich erhalten solle. Diesen Vertrag genehmigte die Bürgerschaft 15. Juni 1881. Nach den Plänen zu den neuen Hafen- und Speicheranlagen war der in das Freihafengebiet mit einbezogene Große Grasbrook in der Altstadt mit mehr als 500 alten Häusern zunächst abzubrechen. Alsdann konnte 1884 mit dem Bau der Hafenarme, Kais und Speicher begonnen werden. Schon 15. Okt. 1888 wurde der Zollanschluß vollzogen und 17. Okt. der freie Verkehr eröffnet. Die Gesamtkosten der fortwährend erweiterten Anlagen belaufen sich zurzeit auf mehr als 200 Mill. Mk. Dazu wurde 1890 noch die Anlage eines großen Not- und Winterhafens in Kuxhaven (Kosten 7,6 Mill. Mk.) beschlossen. Wenige Monate nach dem 50jährigen Gedenktag des großen Brandes brach 16. Aug. 1892 die Cholera in H. aus und verbreitete sich bald über die ganze Stadt, soweit die Wasserleitung reichte, die damals noch mit unfiltriertem Elbwasser gespeist wurde. Insgesamt erkrankten 16,956 Personen an der Cholera, von denen 8605 starben. Handel und Verkehr erlitten schwere Einbußen, und die Bekämpfung der Seuche selbst erforderte bedeutende Opfer; doch erlosch sie Ende Oktober. Die durch ihr heftiges Auftreten hervorgerufene Aufregung hatte eine Reihe von sanitären Reformen zur Folge; am wichtigsten war die Vollendung der Sandfiltrationsanlagen der Wasserkunst (im Mai 1893) sowie die Abänderung des Baupolizeigesetzes.

[Literatur.] Neddermeyer, Topographie der Freien und Hansestadt H. (Hamb. 1832) und Zur Statistik und Topographie der Freien Stadt H. (das. 1847,2 Hefte); Wichmann, Heimatskunde von H. (das. 1863); Gaedechens, Historische Topographie der Freien und Hansestadt H. (das. 1880) und im Anschluß daran: Melhop, Historische Topographie von 1880–1895 (das. 1895); die Veröffentlichungen des Statistischen Amtes: »Statistik des Hamburgischen Staates« (1867–1904, Heft 1–21); »H., die Stadt, Vororte, Gemeinden etc. des Hamburgischen Staats, topographisch und historisch dargestellt« (1875); »Hamburgs Handel und Schiffahrt« (vom Handelsstatistischen Bureau, 1847–1903); die Berichte und »Statistischen Auszüge« der Handelskammer (alljährlich); »H., historisch-topographische und baugeschichtliche Mitteilungen« (Hamb. 1868); »H. in naturhistorischer und medizinischer Beziehung« (das. 1901); »Hamburgs Handel und Verkehr. Illustriertes Exporthandbuch der Börsenhalle« (5. Ausg. 1901–03, das. 1901); Schimpff, H. und sein Ortsverkehr (Berl. 1902); »Jahrbuch der Hamburger wissenschaftlichen Anstalten« (bisher 20 Jahrgänge); »H. und seine Bauten« (hrsg. vom Architekten- und Ingenieurverein, Hamb. 1890); v. Melle, Das hamburgische Staatsrecht (das. 1891); Wulff, Hamburgische Gesetze und Verordnungen (das. 1889–96, 3 Bde.); »Hamburgischer Staatskalender« (amtlich); Lokalführer durch H. und Umgebungen von H. Benrath (20. Aufl., Berl. 1904).[689]

Zur Geschichte: »Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte« (1841 ff.) und die »Mitteilungen« dieses Vereins (1878 ff.); Dehio, Geschichte des Erzbistums H.-Bremen (Berl. 1876, 2 Bde.); Lappenberg: Hamburger Urkundenbuch (Hamb. 1842, Bd. 1), Hamburgische Chroniken (1861), Adam Tratzigers hamburgische Chronik (1865), Briefsammlung des hamburgischen Superintendenten Joachim Westphal 1530–1575 (hrsg. von Sillem 1900–03, 2 Bde.); Koppmann: Kämmereirechnungen der Stadt H. (1869–94, 7 Bde.), Kleine Beiträge zur Geschichte der Stadt H. (1867–68) und Aus Hamburgs Vergangenheit (1885); Gallois, Geschichte der Stadt H. (1853–56, 3 Bde.) und Hamburgische Chronik (1861 bis 1865, 5 Bde.); Mönckeberg, Geschichte der Freien und Hansestadt H. (1885) und H. unter dem Druck der Franzosen 1806–1814 (1864); Marianne Prell, Erinnerungen aus der Franzosenzeit in H.1806–1814 (4. Aufl. 1902); Fleischfresser, Die politische Stellung Hamburgs 1618–1626 (Programm, 1883); Sillem, Die Einführung der Reformation in H. (Halle 1886); Wichmann, Hamburgische Geschichte in Darstellungen aus alter und neuer Zeit (1889); Hitzigrath, H. und die Kontinentalsperre (Programm, 1900); Faulwasser, Der große Brand und der Wiederaufbau von H. (1892); »Die Cholera in H.« (1893, 3 Tle.); Wolter, Das Auftreten der Cholera in H. 1831–1893 (Münch. 1898); Wohlwill, Aus drei Jahrhunderten der hamburgischen Geschichte (Hamb. 1897); Gaedechens, Das hamburgische Militär bis zum Jahr 1811 (1889); Mayer, Geschichte des hamburgischen Kontingents 1814–1867 (Berl. 1874); Uhde, Das Stadttheater in H. 1827 bis 1877 (Stuttg. 1879); Sittard, Geschichte des Musik- und Konzertwesens in H. (Altona 1889); Seelig, Die geschichtliche Entwickelung der hamburgischen Bürgerschaft (Hamb. 1900); »H. an der Jahrhundertwende 1800« (1901); Wohlwill, Die hamburgischen Bürgermeister Kirchenpauer, Petersen, Versmann (1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 680-690.
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