1. A Gost mag a Gästel mîte brengen. (Schles.) – Frommann, III, 408, 19.
2. Als Gast soll man das Trinken bemessen, aber wie zu Hause essen.
Dän.: Drik som en gæst, og æd som hiemme er vane. (Prov. dan., 212.)
3. An den Gästen man spürt, wie der Wirth sein Handel führt. – Henisch, 1569, 64; Petri, II, 15; Simrock, 3032; Körte, 1762; Braun, I, 625.
4. An einem Gaste und an einem Weibe hat man nach drei Tagen genug.
Diese Ansicht muss, was den ersten Theil des Sprichworts betrifft, sehr verbreitet sein. Der Geh. Commerzienrath von Rexin, der mehrmals im Auftrage Friedrich's des Grossen in Konstantinopel war, erzählt, dass die vornehmen Türken, wenn sie wünschen, dass ein Besuch sich entferne, plötzlich einige Sklaven mit dampfenden Kohlenbecken eintreten lassen und sie den anwesenden Gästen unter das Kinn halten, worauf diese sich entfernen. Gewiss ein verständlicher und wirksamer Wink. Den Ruthenen scheinen die Gäste nicht lästig zu werden, denn sie sagen: Bei uns sitzt der Gast nicht zu lange und schläft auch nicht zu lange. Sie wollen damit ausdrücken, dass ihnen ein Gast nicht überdrüssig werde, während dem Deutschen ein dreitägiger Gast schon eine Last ist.
5. An ungebatnen Gast steckt man untern Ofen. – Gomolcke, 189.
6. Arme Gäste sendet Gott uns zu. – Simrock, 3055; Sailer, 239.
7. Armer Gast, Gottes Kast'. – Sailer, 70.
8. Bequeme dich, Gast, sonst bist zur Last. – Simrock, 3046.
Dän.: Naar du vil gaae til gæst, prøv vertens øye-meed. (Prov. dan., 212.)
9. Dana (danach) de Gast, dana de Quast. (Holst.) – Schütze, II, 12; III, 258; Diermissen, 276; hochdeutsch bei Simrock, 3040; Körte, 1779.
Wie der Gast ist, so tafelt man ihm auf. Vom Aufräumen, von geschmackvoller Auszierung der Zimmer zum Empfange der Gäste, wozu man ehemals Quäste mancherlei brauchte. Vielleicht sind zierlichere, reichere Gardinenquasten, die man vor den Fenstern wedeln liess, wenn ein vornehmer Besuch kam, gemeint.
10. Dana de Gäst sünd, bradet man de Bückling. – Schütze, I, 179; hochdeutsch bei Simrock, 3037; Körte, 1780.
Jedem wird, was er verdient.
Holl.: Naardat de gast is, wordt er opgedischt. (Harrebomée, I, 203.)
11. Das ist ein böser Gast, der seinen Wirth austreibt.
Dän.: Gæst kommer til gaards, og giør sig til græve. – Ond gæst driver verten ud. (Prov. dan., 212.)
12. Dat sünd darten Gäste, fragen der nich na, wat 't Brot köst, kopen Rogge. (Ostfries.) – Hauskalender, IV.
13. De bäässte Jääs kommen et lääs. (Gladbach.) – Firmenich, III, 516, 23.
Die besten (liebsten) Gäste kommen zuletzt.
14. Dem Gaste, der den Wanst nur füllt und die Zähne spitzt, gebührt's, dass er unter Eseln sitzt. (Poln.)
15. Den Gast nicht einnehmen, ist schand, jhn ausstossen, ist ärger. – Petri, II, 77.
Die Aegypter sagen zu dem, der die Aufnahme oder Bewirthung eines Gastes unter dem Vorwande des schlechten Zustandes seiner Küehe ablehnt: Geh und koche das Sauerste, was du hast. (Burckhardt, 302.)
[1347] 16. Den Gast senden die Götter.
Spruch der alten heidnischen Preussen. Von dessen Anwendung in der neuern (christlichen) Zeit erzählt man sich folgende Anekdote. Ein junger Mann, der mehr brauchte, als er verdiente, wollte einmal bei seinem wohlhabenden Onkel, dem er viel Verdruss machte, einige Tage gut leben und trat mit dem Spruche bei ihm ein: »Den Gast senden die Götter!« worauf er von demselben die Antwort erhielt: »Und 'naus schmeisst ihn der Vetter.«
17. Der arm gast ist gotskast. – Franck, I, 118a; Lehmann, II, 61, 80; Körte, 1778 u. 2189.
18. Der Gast ist am ersten Tage Gold, am zweiten Silber, am dritten kommt das Kupfer 'raus, am vierten packt' er sich nach Haus.
Ruth.: Host perwoho dnia zołoto, druhoho srebo, trehoho mid, a czetwertoho do domu jid'. (Wurzbach I, 82.)
19. Der Gast ist dem Wirth lieb vnd werth, biss der Seckel ist aussgelehrt. – Lehmann, 923, 18.
20. Der Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch. – Eiselein, 207; Körte, 1776; Braun, I, 636.
Frz.: L'hôte et le poisson en trois jours sont poison. (Wurzbach I, 260.)
Lat.: Hospes nullus tam in amici hospitium devorti potest, quin ubi triduum continuum fuerit, jam odiosus fiat. (Eiselein, 207.)
21. Der Gast schlägt einen Nagel in die Wand, wenn er auch eine Nacht im Hause sich befand. (Poln.)
22. Der gast sey wie das Hauss. – Henisch, 1369.
Lat.: Pulchrae domus, pulcher hospes. (Henisch, 1369.)
23. Der Gast soll dem Wirt die Hütten wiedergeben. – Petri, II, 89.
D.i. er soll wieder zu Hause gehen und dem Wirth zu gebührlicher Zeit Raum machen.
24. Der Gast soll dess heimgehens nicht vergessen. – Lehmann, 231, 13.
25. Der Gast soll nicht wie ein vnvernünfftig Thier heimgehen, der ein Mensch ist kommen. – Lehmann, 231, 14.
26. Der Gast vertreibt den Wirth. – Eiselein, 207.
27. Der morgend gast herbergt nicht. – Henisch, 1369, 10; Petri, II, 102.
28. Der muss keine Gäste bitten, dem selber fehl'n die Butterschnitten.
29. Der schlechteste Gast bekommt oft die beste Herberge.
30. Der seltene Gast kommt wol. – Eiselein, 207.
31. Des Gastes Bart wird vom Wirth geschoren.
Das Schröpfen und Aderlassen der Börse wird ebenso besorgt. Die Araber sagen: Der Bart des Gastes ist in der Hand des Zeltbesitzers.
32. Die frühen Gäste (Donner) kommen spät wieder. – Kirchhofer, 320.
33. Die Gäste der Armen können beim Ofen nicht erwarmen.
34. Die Gäste, die selbst kommen, sind die liebsten. – Lehmann, 230, 9.
35. Die Gäste kommen ungebeten.
36. Die liebste Gäst kommen selbs. – Henisch, 1369; Lehmann, 232, 38; Lehmann, II, 71, 47; Simrock, 3039; Körte, 1769.
D.h. ohne besondere Einladung.
37. Die ungeladenen Gäste sind aus allen die besten. – Mayer, I, 134.
Frz.: Hoste qui de soy mesme est convie est bien tost saoul et contenté. (Leroux, II, 122.)
38. Drêdägige Gäste un Fischke de süht me nit gêrne bî Dischke. (Waldeck.) – Curtze, 347, 408.
39. Drei böse Gäste hat, wer eine Maus in der Tasche, eine Schlange im Busen und Feuer im Schos trägt.
40. Dreitägiger Gast ist ein last. – Franck, II, 18a; Latendorf II, 7; Petri, II, 154; Zinkgref, III, 19b; Gruter, I, 67; Körte, 1775; Körte2, 2186; Simrock, 1712; Blum, 646; Pistor., IX, 58; Graf, 59, 239; Wurzbach II, 138; Mayer, I, 134; Sailer, 189; Braun, I, 628.
Nicht allein darum, weil seine Bewirthung mit Kosten und Umständen verbunden ist, sondern weil nach der Verfassung der alten Deutschen der Wirth für das Thun und Lassen eines Gastes, den er länger als zwei Tage beherbergte, verantwortlich war. Von diesem Gesichtspunkte aus konnte freilich der Gast für den [1348] Wirth zu einer Last werden. Die politische Seite raubt ihm aber keineswegs ganz seine gastliche Bedeutung. »Drei Tage, länger nicht, herberg' ich, die ich solle, den vierten tilg' ich aus die Bub' und Bettelrolle.« Herboldus Gutegotus, der um das Jahr 1473 Abt des Klosters zu Murhart war, pflegte Gäste, die ihn zu lange belästigten, zu fragen, ob sie wol wüssten, warum der Herr nur drei Tage im Grabe gelegen. Deshalb, sagte er, weil er als Freund die Patriarchen und Propheten im Paradiese besucht habe; damit er ihnen aber nicht beschwerlich werde, habe er sich zeitlich verabschiedet und sei am dritten Tage schon auferstanden. (Zinkgref, III, 196.) Als sich bei demselben Abte einst eine Anzahl würtembergischer Jäger mit ihren Hunden einquartiert hatte, sich dort gütlich thaten und keine Miene machten fortzugehen, ging der Abt mit einigen seiner Leute nach Stuttgart an den Hof und liess sich dort beköstigen. Als man ihn nach dem Zwecke seiner Anwesenheit fragte, antwortete er: »Ich habe gemeint, der Kaiser Ludwig habe ein Kloster zu Murhart gestiftet; nun sehe ich, dass es ein Hundestall ist; ich darf keiner Mönche mehr, die singen, alldieweil die Hunde drin heulen. So lange sie dort sind, will ich hier bleiben. Mein Herr kann besser einen Abt, als ein Abt seine Hunde halten.« (Zinkgref, I, 179.)
41. Dreitägiger Gast ist eine Last, den vierten stinkt er fast. – Graf, 59, 239.
Holl.: Een driedaagsche gast is een last. (Harrebomée, I, 203.)
It.: L'ospite ed il pesce dopo tre dì rincresce. (Bohn I, 109.)
Lat.: Hospitis mulieris pluviae post triduum nequando satius est. – Quatreduanus est, iam foetet. (Bovill, I, 155.)
Port.: O hospede e o peixe a os tres dias fede. (Bohn I, 288.)
Span.: El huesped y el pez á tres dias huele. (Bohn I, 218.)
Ung.: A harmadnapi vendégnek tzoki a neve. (Gaal, 582.)
42. Dreitägiger Gast ist jedermann zur Last. – Simrock, 3041.
43. Dreitägiger Gast ist Ueberlast. – Kirchhofer, 251; Zinkgref, III, 196.
44. Dreitägiger Gast riecht so angenehm wie Lazarus, als er vier Tage gelegen. – Joh. 11, 39.
45. E Gascht uf e Weil guckt uf e Meil. – Tendlau, 719.
Ein Gast bemerkt in kurzer Zeit oft weit mehr als wir glauben. (S. 52.)
46. E grober Gast kömmt ûgelade. (Meiningen.) – Frommann, II, 409, 55.
47. Ehrliche Geste wöllen ehrlich gehalten vnd tractiert seyn. – Petri, II, 160.
48. Ein Gast, den man erwartet, wird wohl empfangen.
49. Ein gast ist aller ehren werth. – Henisch, 1369, 59; Petri, II, 188.
Holl.: Men zal de gasten eeren. (Harrebomée, I, 203.)
50. Ein Gast ist wie ein Fisch, er bleibt nicht lange frisch. – Simrock, 3043.
51. Ein gast ohne geldt dem wirth nicht gefelt. – Wehlt's Tagebuch.
Dän.: Gæsten er værten kier, mens pengene i pungen er. (Prov. dan., 213.)
52. Ein Gast sieht mehr in einer Stunde als der Herr im Jahr.
Dän.: Gæstens øye er ofte klogagtigt; beseer hver krog og alting nøye. (Prov. dan., 213 u. 445.)
Poln.: Więcej gość za godzinę w całym domu ujrzy, niź gospodarz za rok. (Wurzbach I, 280.)
53. Ein Gast soll mit dem Hausswirth vor gut nemen. – Lehmann, 230, 10.
Holl.: De gast is, moet waard willen wezen. (Harrebomée, I, 203.)
54. Ein Gast soll nicht vngebetten kommen. – Lehmann, 230, 7.
55. Ein Gast von Seiden verdient einen Wirth von Sammt.
Auch die Russen meinen, dass ein seidener Gast einen sammtenen Wirth werth ist. (Reinsberg III, 63.)
56. Ein täglicher Gast ruinirt die Küche.
Holl.: Een dagelijksche gast is een groote dief in de keuken. (Harrebomée, I, 203.)
57. Ein übler Gast ist angenehm wie Salz in den Augen.
Dän.: Ond gæst er velkommen som salt i suurt øie. (Prov. dan., 212.)
58. Ein ungebetener Gast ist der liebste fast.
Frz.: Les convives inattendus sont souvent les plus agréables.
59. Ein ungebetener Gast ist eine grosse Last.
[1349] 60. Ein ungebetener Gast ist so willkommen wie Rauch in den Augen.
Dän.: Ond giæst er velkommen som salt i suur øie. (Bohn I, 394.)
61. Einem Gaste ist der andere zuwider, und dem Wirthe beide.
Die Türken sagen: Ein Gast ist nicht willkommen dem Gaste, aber beide dem Wirthe.
62. Einem lieben Gaste ist gekocht und gebacken, ohne dass (für ihn) gekocht und gebacken ward. (Lit.)
63. Einen Gast soll man ehren.
Holl.: Men sol den gast eren. (Tunn., 18, 22.)
Lat.: Hospes honoretur et honor semper sibi detur. (Fallersleben, 524.)
64. Einen steten gast vnd nächtigen Fisch wünschet jhm niemand an seinem Tisch. – Henisch, 1369, 60; Petri, II, 180.
65. Eines bösen Gastes (auch Wirthes) muss man sich bald losmachen.
Dän.: Ond gæst kiedes man snart ved. (Prov. dan., 212.)
66. Eines solchen gasts hat man bald satt, der nicht fürlieb nimpt, was man hat. – Henisch, 1369.
67. Eins denkt der Gast, ein anderes der Wirth.
68. En dreidägigen Gast is ümmer keine Last; owwer en dreidägigen Fisk stinket op'm Disk. (Büren.) – Honcamp.
69. En ungeladenen Gast finget ennen ungeladenen Staul. (Waldeck.) – Curtze, 346, 407 u. 363, 584.
70. Es haben nicht alle gern Gäste. – Henisch, 1569.
71. Es hat mancher gern Gäste, legt aber nicht gern Teller auff. – Henisch, 1569, 67; Petri, II, 250.
72. Es ist ein schlimmer Gast, der den Wirth vertreibt. – Simrock, 3033; Körte, 1763; Braun, I, 626.
Holl.: Het zijn kwade gasten, die den waard verdrijven. (Harrebomée, I, 203.)
73. Es ist gut Gäste laden in ander Leut Häusser. – Lehmann, II, 154, 131.
74. Es ist gut Gäste laden, wann man anderer Leut Teller aufflegt. – Lehmann, II, 154, 132.
Dän.: Det er godt at byde gester paa en andens pung. (Prov. dan., 225.)
Holl.: Het is goed, vrij gelag te geven uit eens andern buidel. (Harrebomée, I, 216.)
75. Es ist schlimm, Gäste laden, deren man nicht mächtig ist. – Blum, 637; Pistor., X, 19; Simrock, 3056.
76. Es ist schwer zwei Gäste zu ernähren, den einen im Haus, den andern vor der Thür. – Eiselein, 208.
Von schwangern und zugleich säugenden Frauen. Die Toscaner sagen in einem solchen Fall: Mit Eier und Küchlein; die Franzosen scherzweise: Die Milch erneuern. (Reinsberg VII, 16.)
77. Es seindt böse Gäste, die den Wirth auss der stette bringen (dringen). – Henisch, 1569, 49; Petri, II, 293.
78. Es wird manchmal ein Gast gebeten, ohne dass man ihn wünscht.
Man bittet ihn aus Höflichkeit um einen Besuch, in der Erwartung, dass er nicht kommt. Die Perser nennen Einladungen, die in der Hoffnung gemacht werden, dass sie ohne Annahme bleiben: Gastfreundschaft von Schiras. (Reinsberg VI, 109.)
79. Es wird nicht für jeden Gast die Bratpfanne gescheuert und ein Eierkuchen gebacken.
80. Frembder Gest wird man nach dreyen Tagen vberdrüssig. – Petri, II, 314.
81. Für das Befinden der Gäste sind sechs Stücke das Beste: mässige Trachten, vermiedene Prachten, bekannte Gesellen, geruhliche Stellen, vertrauliche Schwänke, beliebige Tränke.
82. Gast mag auf Gast wol zeugen. – Graf, 457, 513.
Von der Befähigung, ein Zeugniss abzulegen. Der Gast, d.h. hier der rechtlose Fremde, konnte ein Zeugniss in Sachen eines andern Fremden ablegen, aber nicht auf einen angesessenen Mann. »Dat gast vp gast wol tugen mochte.« (Michelsen, Der ehemalige Oberhof zu Lübeck, 244, 166.)
83. Gast mag nicht mit Gast handeln. – Hillebrand, 166, 232; Danz, Handbuch des deutschen Privatrechts, 2. Aufl., IV, 458; Graf, 261, 227.
Gast bezeichnet hier einen Fremden, der sich im Inlande aufhält. (Vgl. Grimm, Rechtsalt., 396.) Mögen = [1350] vermögen. Nach dem Sprichwort, dessen Rechtsanschauung überwunden ist, durften Kaufmannsgüter auf Grund des Stapel- und Niederlagsrechts einer Stadt nur an Bürger und erst dann an Fremde verkauft werden, wenn sie einige Zeit gelegen haben.
84. Gäst sollen nit fürwitzig sein. – Franck, I, 60a.
85. Gast und Fisch bleiben kaum drei Tage frisch. – Lohrengel, I, 296.
86. Gast und Fisch stinken nach drei Tagen. (S. ⇒ Fisch 88.) – Wurzbach I, 82.
Frz.: L'hote et le poisson en trois jours puans sont. (Kritzinger, 813.)
Holl.: Een gast is gelijk de visch, hij stinkt op den derden dag. (Harrebomée, I, 203; Bohn I, 317.)
87. Gäste, die nachmittags kommen, bleiben gern über Nacht.
Wird angewandt, wenn man sagen will, dass Regen, der nachmittags beginnt, über Nacht anhalten oder von längerer Dauer sein werde.
88. Gäste im Haus und Mist auf dem Hof zehren alle Tage und manchmal recht groff. (Frankfurt a.O.) – Boebel, 140.
89. Gäste soll man ehren. – Henisch, 1570, 1; Petri, II, 336.
90. Geladner gast kommet bald, vngeladner aussen halt. – Franck, I, 50a; Körte, 1768.
91. Gern gäst, selten Wirth. – Henisch, 1370, 13; Petri, II, 334.
92. Gib dem fremden Gast so gut, als du's hast.
93. Gute Gäste kommen ungeladen. – Henisch, 1569, 51; Lehmann, II, 133, 187; Simrock, 3038; Eiselein, 208; Körte, 1767; Latendorf II, 14; Braun, I, 632.
Lat.: Boni ad bonorum convivia ultro accedunt. – Conviva amico amicus etiam ultro adest.
94. Hast du einen Gasd, gibb ihm, was du hasd, össer Mân vonn Ehr, su verlangd er nichds mehr; öss er äwer e Schallek voan Haus aus, su schaff en aus dem Haus eraus. (Trier.) – Laven, 183, 58; Firmenich, III, 546, 34.
95. Hast du einen Gast, so gib ihm, was du hast, ist er ein Mann von Ehr', so verlangt er nicht mehr. (Eifel.)
96. Ich bin ein Gast auf Erden. – Ps. 119, 19; Schulze, 39.
Mhd.: Mensch, dû bist hie ein gast vnde wenest sîn ein wîrt. (Martina, 145, 72.) – Wir seyn hie geste ende buwen grosse veste. (Mone's Anz., II, 48.)
Lat.: Incola ego sum in terra. (Schulze, 39.)
97. Ist der Gast nicht lieb und werth, so setzt man ihn hinter den Feuerherd.
98. Je geringer der Gast, je kürzer der Willkommen.
99. Je lieber Gast, je voller Teller.
Joseph legte seinem lieben Bruder Benjamin siebenmal mehr vor als seinen andern Brüdern.
100. Jeder muss seine Gäste bewirthen. – Graf, 291, 48.
Der Rechtsspruch: Aldermalk schal sine geste berichten (Kraut, Das alte Stadtrecht von Lüneburg, Göttingen 1846, 34, 3) sagt, dass der Wirth an einzelnen Orten die Verpflichtung hatte, die bei ihm einkehrenden Fremden über die am Orte geltenden Rechte zu belehren und für ihre Uebertretungen einzustehen. In einer Zeit, wo fast jede Stadt ihre eigenen Statuten hatte, konnte man von Fremden solche Rechtskenntniss kaum fordern.
101. Kein Gast mag auf einen Bürger zeugen. (S. 82.) – Graf, 457, 514.
In Oelrich's Sammlung der Gesetzbücher Bremens (Bremen 1771, 72, 10): »Nen gast ne mach tugen oppenen borgere.«
102. Lass den Gast ziehen, ehe das Gewitter ausbricht. – Simrock, 3045; Eiselein, 207.
Lat.: Apage hospitem in tempestate. (Eiselein, 207.)
103. Leid dich gast, sonst bist ein last. – Franck, I, 60a; Henisch, 1370; Lehmann, 232, 35; Körte, 1773; Kirchhofer, 251.
104. Man bittet nit einen jeden (auss lieb vnd freundschafft) zu gast. – Henisch, 1370, 40.
105. Man empfähet die Gäste gemeinigklich zwirend (freundtlich), mit Hand vnd Mund, im Hertzen wie Gott wol waiss. – Henisch, 1570, 2; Petri, II, 445; Simrock, 3047.
[1351] 106. Man muss nicht mehr Gäste laden, als man bewirthen kann (oder als man Raum hat).
Dän.: Besøgelse ud af mange gæster, giør knap tæring for værten. – Mange gæster ondt herberge. (Prov. dan., 213.)
Engl.: Raise no more spirits than you can lay (conjure down). (Gaal, 585; Bohn, II, 127.)
107. Man soll nicht laden frembde Gäst, die vns beissen auss vnserm Nest. – Lehmann, 445, 150.
»Sie verzehren allen vorrath, da man sonst viel Jahr dran hat.«
108. Mancher ladet Gäste zum Kalbskopff, vnnd hat die Kuhe noch nicht gekalbet. – Henisch, 1579, 5; Petri, II, 451; Lehmann, 849, 2; Körte, 1781.
Er hat das Kalb schon, ehe er die Kuh hat, sagen die Russen. Oder: Er verschenkt schon den Caviar und hat noch nicht den Stör. Die Litauer: Das Eichhorn sitzt noch auf dem Baume und man schnitzt schon den Bratspiess. Die Czechen: Schon kümmern wir uns um das Kalb und die Kuh ist noch, wer weiss wo. In der Picardie heisst es: Man soll die Halfter nicht zurechtmachen, ehe man das Kalb hat. In Illyrien: Noch hat die Ziege nicht geworfen und das Zicklein springt schon auf dem Felde. In Kleinrussland: Noch ist der Vogel nicht gefangen und man rupft ihn schon. In Finnland: Wenn du nicht den Griff in Händen hast, so wetze nicht das Messer. Ein afrikanischer Negerstamm sagt: Bevor man die Schildkröte nicht hat, schneidet man nicht den Strick für sie ab. (Reinsberg IV, 24.)
Holl.: Nood geene gasten op het geitje, eer de geit geworpen heeft. (Harrebomée, I, 203.)
109. Nachdem der Gast ist, so richtet man an. – Kirchhofer, 352.
110. Neue Gäste hält man gut. – Simrock, 3051.
111. Newe Gäst traktirt man wol. – Lehmann, 550, 18.
Dän.: Ny giæst trakteres vel. – Ny-kommen er velkommen. (Prov. dan., 432.)
112. Sieben Gäste, ein Mahl, neun eine Qual. – Eiselein, 208.
113. Sieben Gäste, gute Zahl, neune halten böses Mahl. – Simrock, 3052; Eiselein, 208.
Lat.: Septem convivium, novem convicium. (Binder II, 3083; Eiselein, 208; Philippi, II, 177.)
114. Sieben Gäste sind Behagen, neune sind zum Plagen. (S. ⇒ Drei 59.) – Körte, 1783.
Diese Sprichwörter sprechen von Gastmählern in Familien; an ein Festmahl für ganze Gesellschaften und grosse Versammlungen ist ein anderer Massstab zu legen. Zur Einweihung der Eisenbahn zwischen Charleston (Südcarolina) und Memphis (Tennessee) wurde im Jahre 1857 ein Gastmahl gehalten, an dem 15000 Personen theilnahmen, die an einer 3/4 engl. Meile langen Tafel ihren Platz fanden. (National-Zeitung, Berlin 1857, Nr. 273.)
Dän.: Fleere end ni og fleere end tre giøre ei gode lav. (Prov. dan., 168.)
Poln.: Gdzie gości gromada nie smaczna biesiada. (Wurzbach I, 164.)
115. Solchen Gästen setzt man solche Stühle.
Holl.: Zal men zulken gasten nog een' stoel met een kussen zetten? (Harrebomée, I, 203.)
116. Sollen die Gäste besoffen sein, so kann man nicht sparen den Wein.
It.: Querrer sa cuba piena, et i sa muzere imbreaga.
117. Täglicher Gast stinket hast.
118. Um eines Gastes willen streckt kein Wirth die Reifen aus.
119. Ungebädne Gäst' sett't man unner'n Hönerwîm. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 15a.
Gäste, die nicht eingeladen sind, müssen mit den untersten Plätzen am Tische, der sich auf Bauernhochzeiten bis unter den »Hönerwîm« erstreckt, fürlieb nehmen. (Vgl. Bütz. Ruhestunden, XXIV, 60.)
120. Ungebathne Gäste setzt ma hinger a Ufen. – Robinson, 97.
It.: Chi và alle nozze senz' esser invitato se ne torna svergognato. (Pazzaglia, 16.)
121. Ungebbëene Gäste stellt man hinder de Dör. (Hannover.) – Schambach, 283.
122. Ungebetene Gäste setzt man hinter den Feuerherd. – Sailer, 189; Simrock, 3036; für Schlesien: Frommann, III, 244, 80.
Der morgenländischen Gastfreundschaft entspricht diese Anschauung nicht. Wenn dort jemand eingeladen ist, so darf er ohne Erlaubniss des Wirthes einige seiner Freunde mitbringen, die dann mit derselben Aufmerksamkeit, wie er, behandelt werden. Darauf bezieht sich das ägyptische Sprichwort: Der Gast des Gastfreundes übt Gastfreundschaft. (Burckhardt, 384; vgl. auch Polack, Persien, I, 128.)
[1352] 123. Ungebetene Gäste sitzen hinter der Thür. – Körte, 1771; Braun, I, 631.
124. Ungebetenen Gästen keine Bank. (Lit.)
125. Ungebetner Gast findet keinen Stuhl. – Körte, 1770; Braun, I, 630.
Es gibt aber wol Leute, die sich, auch ungebeten, wie Lustigmacher und Tischfreunde (Parasiten), einen Platz zu verschaffen wissen. Als in Xenophon's Gastmahl die Gäste im Hause des reichen Kallias schon beim Mahle sassen, trat ein solcher herein und sagte: »Ich bin, wie ihr wisst, der Spassmacher Philippus und komme, weil ich glaube, dass es lustiger ist, uneingeladen zu Tische zu kommen, als eingeladen.« – In den Gefangenen des Plautus sagt der Schmarotzer Ergasilus: »Wir ernähren uns beständig wie die Mäuse von fremder Kost.«
126. Ungeladene Gäste gehören nicht zum Feste. – Eiselein, 207.
Holl.: Ongenoode gasten zijn zelden welkom. (Harrebomée, I, 203.)
Lat.: Non invitati abstineant prandere parati. (Eiselein, 207.)
127. Ungeladene Gäste setzt man unter den Tisch.
128. Ungeladenen Gästen ist nicht gestuhlet. – Simrock, 3035; Eiselein, 207.
Holl.: Het zijn drooge gasten, die ongenood ten eten komen. (Harrebomée, I, 203.)
Lat.: Assideat portae non invitatus honeste. (Binder I, 96; II, 267; Philippi, I, 45; Schonheim, A, 29; Seybold, 41; Kirchhofer, 252.) – Invocatis nullus est locus. (Eiselein, 207; Binder II, 1560.)
129. Viel Gäste machen Reste.
130. Vil gäste machen gross geschrey. – Henisch, 1369.
Lat.: Septem convivium, novem convitium. (Henisch, 1369.)
131. Vngebeten Gäste lasst man für der Thür sitzen. – Henisch, 1569; Lehmann, II, 791, 93.
132. Vngebeten Gäste setzt man inn den Rauch. – Henisch, 1569, 60.
133. Vngebeten Gäste setzt man nicht feste. – Henisch, 1569, 63.
134. Vngebettene Gäst seynd die liebsten. – Lehmann, 230, 9; Körte, 1765.
Henisch (1569) mit dem Zusatz: wenn sie selten kommen. – Der Eleganten Zeitung (Leipzig 1831, Nr. 79) kommt kein Sprichwort ungereimter vor als dieses. Sie bemerkt, dass es in hundert Fällen auf fünfundneunzig – freilich ein gewaltiger Rabatt – nicht passe; wenn ungebetene Gäste willkommen sein wollten, müssten sie in den Gasthof gehen. Der Gesellschafter von Gubitz (August 1831, S. 619) widerlegt die Ansicht der Eleganten Zeitung.
Frz.: Les convives inattendus sont souvent les plus agréables. (Starschedel, 398.)
Lat.: Non invitati veniunt prandere parati. (Binder II, 2183.) Mit diesen Worten redete ein Arzt den Bischof Sturmerus Neustetter zu Würzburg an, der sich eben zu Tisch setzen – wollte, als jener hereintrat. Der Bischof erwiderte: »Et quia sponte venis gratior hospes eris.« (Zinkgref, III, 243; Binder II, 3200.)
135. Vngeladene Gäste gehören hinter die Thür. – Lehmann, 230, 7; Henisch, 1369; Hollenberg, II, 17; Blum, 174; Hermann, I, 44; Pistor., VIII, 85; Parömiakon, 1638; Kirchhofer, 252; Frischbier, 215.
Wenn es bei einem grossen Gastmahl auch nicht an Speisen fehlt, so kann doch der Fall eintreten, dass es an Platz gebricht; überdies können Personen zutreten, welche bereits geladenen Gästen widerwärtig sind, wodurch die allgemeine Fröhlichkeit, der Zweck des Festes, gestört werden würde.
Holl.: Ongenoode gasten zet men achter de deur. (Harrebomée, I, 203.)
It.: Chi va alle nozze e non è invitato, se ne parte svergognato. (Gaal, 584.)
Lat.: Assideat portae non invitatus honeste. (Fischer, 21, 101; Philippi, I, 45.) – Stabit post valvam non invitatus ad aulam. (Gaal, 584.) – Umbris non est locus. (Horaz.) (Binder II, 3400.)
Ung.: Hivatlan vendégnek ajtó megett helye. (Gaal, 884.)
136. Vngeladener gast ist ein last. – Gruter, I, 69; Henisch, 1369, 34; Schottel, 1124b; Latendorf II, 26; Blum, 632; Steiger, 250; Eiselein, 207; Körte, 1765; Körte2, 2175; Simrock, 3034; Braun, I, 627.:
137. Vnwerthe gäste finden schmalen platz vnd haben dünnen willkomm. – Henisch, 1369, 19.
138. Vor deinem Gast thue nicht gross mit Gesellen, Ross und Weib, so du hast. (Poln.)
139. Wann der Gast am liebsten ist, sol er sich trollen (oder: sol er wegziehen). – Franck, I, 162b; II, 18a; Henisch, 1370, 21; Gruter, I, 71; Eyering, III, 380 u. 381; Eisenhart, 11; Blum, 645; Körte, 1774 u. 2185; [1353] Simrock, 3044; Kirchhofer, 252; Eiselein, 207; Latendorf II, 29; Braun, I, 629; Mayer, I, 134; Sailer, 287.
Dän.: Naar gesten er kierest, skal han takkc af. (Prov. dan., 225.)
140. Wenn die Gäste überfüllen den Magen, so hat der Arzt nicht zu klagen. – Bremser, 13.
Lat.: Praesenti medico non nocet.
Wenn ein Gast bei grosser Tafel sich den Magen überladet, so schadet dem anwesenden Arzte die Ueberladung nicht; wenn der Arzt seinem eigenen Magen mehr zumuthet, als er tragen kann, so hat dies mit dem obigen lateinischen Sprichwort nichts zu thun. (S. ⇒ Fressen.)
141. Wenn man einen zu Gast ladet, stösst man ihm das Maul auf den Tisch. – Simrock, 3048.
142. Wenn man sich Gäste ladet, so muss man ihnen nicht die Thür zuschliessen, sagte der Teufel zum Schelm, der ihm erlaubt in den Arsch zu fahren und hatte dann ein Kreuz davor gemacht.
143. Wenn man zu Gast ist, soll man wenig reden.
144. Wer den Gast nicht leiden kann, nehm' ihn lieber gleich nicht an.
145. Wer ein Gast will sein, muss sich gastlich halten.
Dän.: Onde sæder giør uvillig gæst. (Prov. dan., 212.)
146. Wer einen Gast liebt, füttert auch seinen Hund.
Wenn der Hund mit eingeladen ist.
147. Wer Gast ist, muss auch Wirth sein wollen.
148. Wer Gäste ladet, gehe hübsch vor auf den Fleischmarkt. – Simrock, 3049; Körte, 1772.
149. Wer gern zu Gaste geht, der nimmt jede Einladung an.
Dän.: Den gierre vil gaae til gæst, skal tage ved første bud. (Prov. dan., 212.)
150. Wer nicht gern Gäste hat, halte die Küche (den Schornstein) kalt.
Lat.: Qui respuit hospites signum ex aedibus suis deleat necesse est. (Henisch, 1369.)
151. Wer nicht gern Gäste hat, schliesse die Thür.
152. Wer nicht zu Gaste geht und keine Gäste hält, wird nicht schimpfirt in der Welt (oder: für sein Geld).
Selbst Goethe klagt: »Da hatt' ich einen Kerl zu Gast, nachdem er plump sich satt gefressen, thut ihn der Henker zum Nachbar führen, über mein Essen zu raisonniren.«
Holl.: Niet te gast gaan of te nooden, is het beste middel, om bevrijd te wezen vor oneer, schade, spijt en schande. (Harrebomée, I, 203.)
153. Wer seinen Gästen gibt schlechten Wein, der möchte gern schimpfiret sein.
Die Chinesen sagen: ... der trinkt bei ihnen nur Thee. (Cahier, 2077.)
154. Wer wie ein Gast lebt in der Welt, zahlt keinem einen Heller Geld.
Russ.: Schiwutschi na pogostje, wsjech neoplatschet.
155. Wer zu Gast geht, der vertauscht gemeiniglich einen nüchtern vernünfftigen Menschen umb ein Vollen vnd Tollen. – Lehmann, 232, 39.
Dän.: Mangen kommer til gæste bud som et menneske, gaaer hiem som et beest. (Prov. dan., 212.)
156. Wer zu Gast will gahn, muss auch selber Gäste han.
Holl.: Die dikwijls te gast wil gaan, moet dikwijls nooden. (Harrebomée, I, 203.)
157. Wie der Gast ist, so wird die Wurst gebraten.
Dän.: Retterne efter giesterne. (Prov. dan., 474.)
Holl.: Al naar dat de gast is, braadt men de worst. (Harrebomée, I, 202.)
158. Wie die Gäste, so die Schüsseln (Speisen).
159. Wie die Gest, so ist der Wirt. – Eyering, III, 555; Kirchhofer, 352.
160. Wie Gast, so Kost (Schmaus). – Henisch, 1370, 31; Luther, 129; Körte, 1779; Sailer, 66.
161. Will der Gast nicht zahlen, so kannst du ein X für ein U malen.
Zur Vorsicht für Gastwirthe.
162. Willst du ein guter Gast sein, so geh, wenn man dich gern hat, und komm, wenn man auf dich harrt. (Lit.)
163. Wo zu gross der Gäste Zahl, da schmeckt nicht das beste Mahl.
[1354] 164. Zweinächtger Gast, dritte Nacht (leib-)eigener Hausdiener. – Graf, 59, 237.
Ein angelsächsisches Rechtssprichwort: Tussa nîcte geste, the thirdde nîcte âgen hine. (R. Schmid, Gesetze der Angelsachsen, Leipzig 1858, 504, 23, 1; vgl. auch Grimm, Rechtsalt., 400.)
*165. A ies gor a wormer Gost. – Robinson, 149; Gomolcke, 98.
So sagt man in Schlesien von jemand, den man für wohlhabend hält; man hört auch wol statt dessen: warmer Jünger.
*166. Dat is de rechte Gast. – Schütze, II, 12.
Ironisch.
*167. Damit wird er keine Gäste locken.
Dän.: Han skal ingen glade gester giøre der med. (Prov. dan., 225.)
*168. Den Gästen das Beste zuletzt bringen.
Frz.: Laisser les conviés sur la bonne bouche. (Kritzinger, 81.)
*169. Die Gäste mit ihrem eigenen Fette beträufeln.
*170. Du bist en schönen Gast. – Schütze, II, 12.
*171. Du wüster Gast. (Rottenburg.)
*172. Einen zu Gaste bitten. (S. ⇒ Ellenbogen 6.) – Frischbier, 214; Hennig, 81; Sandvoss, 326.
*173. En rugen Gast. – Schütze, II, 12.
Ein Wüstling.
*174. Er hat gern gäst, legt aber nit gern deller vff. – Franck, II, 101a.
Der Gedanke: freigebig u.s.w. auf fremde Kosten sein, wird auch durch folgende Redensarten ausgedrückt: Er richt gern an, aber auss ander leut häfen. Er tragt gern auff, doch auss andrer leut keller. Er sehe gern mit den zenen tantzen, wans nur vber seinn brotkorb vnd weinfass nit gieng. Er geb einen guten ⇒ Fürstenkoch (s.d.). Er ist kostfrey in eins andern küchen. Er ist milt auff der nemenden seiten. Es ist gut riemen auss ander leut haut zu schneiden. (S. auch 175, 181 u. ⇒ Gastfrei 1.)
*175. Er hat gern geste, wann man den tisch in ein andern winckel setzt. – Franck, I, 48 b; Körte, 1782; Sailer, 297; Braun, I, 633.
*176. Er hat sich selber zu Gaste geladen.
Lat.: Myconiorum more. – Myconius vicinus.
*177. Er ist nimmer on gäst. – Franck, II, 62b.
*178. Er ladet erst die Gäste ein, dann schlachtet er das Schwein.
*179. Er ladet Gäste zum Kalbskopf, eh' die Kuh gekalbet. – Sailer, 299.
*180. Er ladet zehn Gäste auf einen Kalbskopf.
Holl.: Hij noodt twee gasten op een schaapshoofd. (Harrebomée, I, 203.)
Sprenger van Eijk gibt dem Sprichwort eine satirische Spitze, indem er einen dummen Wirth voraussetzen lässt, bei dem die Gäste keine vernünftige Unterhaltung finden; dem widerspricht Harrebomée mit der Behauptung, dass es nur die Kargheit des Wirths, die Dürftigkeit des Mahls andeuten solle.
*181. Er ledt gern gäst inn ander Leuth Heuser. – Henisch, 1369; Eyering, II, 391; Schottel, 1121a; Körte, 1760; Körte2, 2177.
So hat er den Genuss, den geselliger Umgang und Unterhaltung gewähren, ohne Kosten zu haben. Von dem zu Genauen, dem Geizhals.
Holl.: Hij noodt gaarne gasten in anderer lieden huizen. (Harrebomée, I, 203.)
Lat.: Libenter invitat hospites, (pass.) in alienas domos. (Henisch, 1369.)
*182. Es ist ein heimlicher (tückischer) Gast.
Ein Mensch, der sich nicht auslässt, der schwer zu erkennen ist, der hinter dem Berge hält, ein Duckmäuser.
Frz.: C'est un homme, esprit couvert. (Kritzinger, 187.)
*183. Es ist ein schlauer Gast.
Frz.: C'est un rusé manoeuvre. (Kritzinger, 437.)
*184. Es ist ein ungeladener Gast. – Eiselein, 207.
Lat.: Invocatus musca sum. (Eiselein, 207.)
*185. Es ist ein verschlagener Gast.
Frz.: C'est une fine lame. (Kritzinger, 316.)
*186. Es sind unbequeme Gäste.
Mahner, Executoren, auch unruhige Miethsleute.
*187. Es werden Gäste kommen, hast du die Elster vernommen? (S. ⇒ Elster 15.)
Poln.: Sroka przyleciała, będa goscie.
Ruth.: Soroka skrehocze, hosti każe. (Wurzbach I, 110.)
*188. Für einmal Gäste entbehrt er sechsmal das Beste.
*189. Gäste mit Worten speisen. – Schottel, 1115a.
*190. He is'n dörtagen Gast. – Eichwald, 601.
[1355] *191. 'S ies a spitzfindiger Gost. – Robinson, 741.
*192. Solchen Gästen muss man mit solchen Lichtern ins Bett leuchten.
193. Der Gast im Hause ist ein Zeuge gegen dich. – Sanders, 22.
194. Der Gast mag den nachkommenden Gast nicht, der Hausherr verwünscht sie beide. – Merx, 93.
195. Der Gast soll sich nicht in die Geschäfte des Hauses mengen.
Lat.: Hospes, ne curiosus. (Sailer, Sprüche, 115, 76.)
196. Der Gast wird nicht satt davon, wenn der Wirth seine Frau umarmt.
Aehnlich die Russen bei Altmann VI, 467.
197. Des Gastes Auge siehet scharf.
198. Durch Orchim1 git man Kinder aus. (Jüd.-deutsch.)
1) Gäste. – Die gut aufgenommenen Gäste loben dann das gastfreundliche Haus und verhelfen so den Kindern desselben zu guten Heirathspartien.
199. Ein böser Gast in einem Haus ist nicht leicht zu bringen 'raus. – Coler, 1008a.
200. Ein edler Gast adelt das Haus, der Geist den Leib.
Lat.: Magnum hospitium magni hospitis. (Sailer, Spr., 33.)
201. Ein Gast hat zwei Augen, ein Agent aber drei. – Bertram, 57.
202. Ein solcher Gast ist ehrenwerth, der's Geld mit lachendem Muth verzehrt, und keinen Zank und Hader macht und auf das Zahlen ist bedacht.
Eine goldene Wirthshausregel.
203. Ein ungebetener Gast kommt Feld und Wald zur Last.
Der Spruch steht auf einer silbernen Denkmünze. Auf der einen Seite ist eine Heuschrecke abgebildet mit der Unterschrift: »Aus fremden Landen« und der Umschrift: »Ein ungebetner Gast«; auf der Rückseite ein Heuschreckenschwarm mit der Umschrift: »kommt Feld und Wald zur Last.« Darunter 1798.
[1300] 204. Einen solchen Gast muss man mit der Hand willkommen heissen.
In der Niederlausitz und Mark beim Eintritt eines seltenen und angenehmen Gastes.
205. Etliche geste, alsbald sie gessen, so gedenken sie darnach nicht mehr, wer sie geladen hat. – Wachter.
206. Ferne Gäste kommen spät.
207. Gäste, die Ungelegenheiten anrichten, muss man zur Hinterthür hinausstossen.
Wird mit Bezug auf belästigende Blähungen angewandt. (Harssdörffer, 578.)
208. Gäste mit milder Hand sehen die Diener gern.
209. Lieber Gast, komm geschwind herein, hast du Geld, so hab' ich guten Wein; hast du keins, so kannst du drüben einkehren, dort ist ein Brunnen mit zwei Röhren. – Hertz, 52.
Spruch an einem Gasthause der Pfalz.
210. Man soll die Gäste ehren.
211. Solche Gäste liebe ich, die ehrbar diskuriren, essen, trinken, bezahlen mich und freundlich fortspazieren. – Hertz, 52.
Spruch an einem schwäbischen Gasthause.
212. Vel Gäst makt en leddig Nest. – Plattdütscher Husfründ, II, 46.
213. Wenn der Gast den Wirth verdrängt, dann hat die Ordnung (Wirthschaft) umgeschwenkt.
214. Wer viel Gäste will han, der muss viel kochen lan.
*215. Einen z' Gast haben.
Bei Kastelruth (Kreis Bozen, Tirol) für: Einen necken oder ihm feindlich begegnen. (Westermann, 25, 619.)
*216. Er bewirthet seinen Gast mit Schneckenhörnern.
Wurde von einem knauserigen Gastfreunde gesagt.
*217. Er lässt sich gern zu Gaste bitten, in seinem Hause aber isst er lieber allein.
Böhm.: Chvále cizí večeře otvírej také sám dvéře. (Čelakovský, 58.)
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