Georg [2]

[603] Georg, Name zahlreicher fürstlicher Personen, von denen die wichtigsten sind:

[Baden.] 1) G. Friedrich, Markgraf von Baden-Durlach, geb. 30. Jan. 1573, gest. 24. Sept. 1638 in Straßburg, Sohn des Markgrafen Karl II., nach dessen Tode (1577) anfangs von Vormündern, dann von seinem ältern Bruder, Ernst Friedrich, erzogen, erhielt 1595 die obere Markgrafschaft, nach dem Tode seines Bruders Ernst Friedrich 1604 auch den übrigen Teil des Landes und trat 1608 der Union bei. Als eifriger Verfechter des Protestantismus überließ er 1622 das Land seinem Sohne Friedrich, um gegen die Liga zu kämpfen, besiegte in Verbindung mit Ernst von Mansfeld Tilly bei Wiesloch 27. April 1622, wurde aber 6. Mai d. J. bei Wimpfen geschlagen, floh nach Genf, nahm als dänischer Generalleutnant 1627 nochmals am Kriege teil, verlor aber 24. Sept. bei Heiligenhafen in Holstein wiederum die Schlacht. Vgl. Ledderhose, Aus dem Leben des Markgrafen G. Friedrich von Baden (Heidelb. 1889).

[Bayern.] 2) G. der Reiche, Herzog von Bayern-Landshut, geb. 15. Aug. 1455 in Landshut, gest. 1. Dez. 1503 in Ingolstadt, Sohn Ludwigs des Reichen, folgte diesem 1479, schuf die große Landesordnung von 1501, war verschwenderisch und prachtliebend. 1493 trat er in die Dienste Kaiser Maximilians als Hofmeister der Kaiserin. Da er keine Söhne hinterließ, vermachte er seine Lande seinem Schwiegersohn Ruprecht von der Pfalz und veranlaßte dadurch den verderblichen Bayrisch-pfälzischen Erbfolgekrieg.

[Böhmen.] 3) G. Podiebrad, s. Podiebrad.

[Brandenburg.] 4) G. Wilhelm, Kurfürstvon Brandenburg, geb. 3. Nov. 1595, gest. 1. Dez. 1640, Sohn des Kurfürsten Johann Siegmund, folgte ihm 2. Jan. 1620 (neuen Stils; nach dem alten Stil 23. Dez. 1619), war schwach und verschwenderisch und den Anforderungen der Zeit nicht gewachsen. In seiner dem Kaiser günstigen Haltung bestärkte ihn sein Minister, der katholische Graf Adam von Schwarzenberg. Seinem Schwager Gustav Adolf von Schweden versagte er aus Mißtrauen gegen dessen Eroberungspläne auf Pommern zunächst seine Unterstützung und schloß erst, durch Drohungen gezwungen, 1631 mit ihm ein Bündnis, beteiligte sich aber lau am Krieg. Als er 1635 mit dem Kaiser Frieden schloß, besetzten die Schweden das Land, und er zog sich zuletzt nach Königsberg zurück. Sein und seiner Gemahlin Elisabeth Charlotte von der Pfalz einziger Sohn und Nachfolger war der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm. Vgl. Gebauer, Kurbrandenburg in der Krisis des Jahres 1627 (Halle 1896).

5) G. der Fromme oder der Bekenner, Markgraf von Brandenburg-Ansbach, geb. 4. März 1484, gest. 27. Dez. 1543, Sohn Friedrichs des ältern, des zweiten Sohnes von Albrecht Achilles, trat 1506 in die Dienste des Königs Wladislaw von Böhmen und Ungarn, war Vormund und Erzieher von dessen Sohn Ludwig II., regierte 1515–27 in Ansbach gemeinschaftlich mit seinem Bruder Kasimir, dann allein. Bereits 1524 trat er entschieden für die Reformation ein und verbreitete und befestigte sie in seinem Lande sowie in dem 1523 erworbenen schlesischen Herzogtum Jägerndorf. Er bewog seinen Bruder Albrecht, den deutschen Ordenshochmeister, den Ordensstaat Preußen in ein weltliches Herzogtum zu verwandeln, und ebenso Joachim II. zum Übertritt zur Reformation. Vgl. Neustadt, Markgraf G. von Brandenburg als Erzieher am ungarischen Hof (Bresl. 1882).

6) G. Friedrich, Markgraf von Brandenburg, zu Ansbach und Bayreuth, geb. 5. April 1539, gest. 26. April 1603, einziger Sohn des vorigen, trat 1556 die Regierung von Ansbach und Jägerndorf an und erbte 1557 nach dem Tode seines Vetters Albrecht Alkibiades auch Bayreuth. Er war eifriger Anhänger der Reformation, verwaltete seine Lande sorgsam, brachte die Finanzen in vortrefflichen Zustand, begünstigte Künste und Wissenschaften, liebte prächtige Hofhaltung und errichtete stattliche Bauten. 1577 an Stelle seines blödsinnigen Vetters Albrecht Friedrich zur Regierung des Herzogtums Preußen berufen, ordnete er trotz heftigen Widerstandes der Stande auch hier das Staatswesen. Mit ihm erlosch die ältere fränkische Linie der Hohenzollern. Die fränkischen Fürstentümer wurden kraft des Geraer Hausvertrags von 1598 von neuem an jüngere Söhne des brandenburgischen Kurhauses vergeben. Vgl. v. Kurnatowski, G. Friedrich, Markgraf von Brandenburg, und die Erwerbung des Bistums Kurland (Erlang. 1903).

[Braunschweig.] 7) G., Herzog von Braunschweig-Lüneburg, geb. 17. Febr. 1582, gest. 12. April 1641, sechster Sohn Wilhelms von Celle und der dänischen Prinzessin Dorothea, trat zuerst in[603] dänische Kriegsdienste, kämpfte während des Dreißigjährigen Krieges 1626–30 in kaiserlichen Diensten unter Wallenstein, dann in Italien, verband sich jedoch 1631 mit Gustav Adolf und wurde von diesem zum Kriegsobersten des niedersächsischen Kreises und nach des Königs Tode von Oxenstierna zum Kommandanten der in Norddeutschland stehenden Truppen ernannt. Nachdem ihm sein Bruder August von Lüneburg Kalenberg abgetreten hatte, trat er 1635 dem Prager Frieden bei, brach ihn jedoch wieder und focht nun abwechselnd unter schwedischen und kaiserlichen Fahnen bis zu seinem Tod im schwedischen Lager vor Wolfenbüttel. Er war mit Anna Eleonore von Hessen-Darmstadt vermählt. Von ihm stammt das gesamte spätere hannöversche Haus ab. Vgl. v. d. Decken, Herzog G. von Braunschweig-Lüneburg (Hannov. 1833–34, 4 Bde.).

8) G. Wilhelm, Herzog von Braunschweig-Lüneburg, geb. 26. Jan. 1624, gest. 28. Aug. 1705 in Wienhausen, zweiter Sohn des vorigen, erhielt 1648 nach dem Tode seines Oheims Friedrich das Fürstentum Kalenberg mit Göttingen, gab nach dem Tode seines ältern Bruders, Christian Ludwig, 1665 diese Gebiete jedoch auf und empfing bei der Teilung der lüneburgischen Lande mit seinen Brüdern das Herzogtum Celle mit den Grafschaften Hoya und Diepholz. Am Reichskriege gegen Frankreich nahm er 1674 und 1675 persönlich teil und zeichnete sich 2. Okt. 1674 bei Ensisheim, 11. Aug. 1675 bei Konz aus. Gleich seinem jüngsten Bruder, Ernst August, trat er dann gegen die Schweden auf und führte als Kreisoberster die Truppen Niedersachsens. 1685 schickte G. dem Kaiser Hilfstruppen nach Ungarn gegen die Türken und leistete 1688 dem Statthalter Wilhelm von Oranien gegen Jakob 11. von England Beistand. 1689 brachte er Sachsen-Lauenburg an sich. Nachdem er 1658 seine Verlobung mit Sophie v. d. Pfalz gelöst und deren neuem Bräutigam, seinem jüngern Bruder Ernst August, versprochen hatte, sich nicht standesgemäß zu vermählen, um die Zerstückelung der lüneburgischen Lande nicht zu verlängern, schloß er 1665 mit einer französischen Emigrantin, Eleonore d'Olbreuze (s.d.), eine Gewissensehe, ernannte sie zur Frau von Harburg und ließ sich 1676 auch trauen. Dieser Verbindung entsprang 1666 eine Tochter, Sophie Dorothea, seit 1682 Gemahlin Georgs I. von Großbritannien, die unter dem Namen Prinzessin von Ahlden bekannt ist (s. Sophie). Sein Erbe war sein Neffe Georg Ludwig, der Sohn des Kurfürsten Ernst August.

[Griechenland.] 9) G. I., König der Hellenen, geb. 24. Dez. 1845, Sohn des Königs Christian IX. von Dänemark aus dem Hause Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, nahm 6. Juni 1863 die ihm von der griechischen Nationalversammlung durch Beschluß vom 30. März angebotene Krone von Griechenland an, nachdem die drei Schutzmächte Frankreich, Großbritannien und Rußland im Londoner Protokoll vom 5. Juni ihr Einverständnis erklärt hatten. Er landete 30. Okt. im Piräeus und übernahm 31. Okt. 1863 die Regierung. Den Griechen brachte er als Morgengabe die von England abgetretenen Ionischen Inseln mit, deren Vereinigung mit Griechenland er zur Bedingung seiner Annahme der griechischen Krone gemacht hatte. Die Griechen hofften von ihm, daß er auch der Türkei gegenüber den nationalen Wünschen entsprechen werde, und König G. stellte sich auch 1868 auf die Seite der aufständischen Kandioten und legte den Freischarenzügen nach Kandia kein Hindernis in den Weg; aber zu einem Kriege mit der Türkei gegen den Willen der Großmächte durfte G. es nicht kommen lassen. Sein Thron befestigte sich daher nicht. Erst bei seinem 25jährigen Regierungsjubiläum gab ihm die Nation ihre Zuneigung kund, und 1892 konnte er das Ministerium Delyannis zum Rücktritt zwingen. 1897 trug er durch seine Gleichgültigkeit gegenüber den Agitationen der Ultrahellenen zum Ausbruch des unglücklichen Krieges mit der Türkei bei, bemühte sich aber nach dem Frieden, die hauptsächlichsten Schäden des politischen Lebens in Griechenland zu beseitigen. Das von einem Fanatiker 26. Febr. 1898 gegen G. auf seiner Fahrt vom Phaleron nach Athen unternommene erfolglose Attentat hatte keine politische Bedeutung. G. ist seit 27. Okt. 1837 vermählt mit der Großfürstin Olga von Rußland (geb. 3. Sept. 1851), Tochter des Großfürsten Konstantin, die ihm außer der Tochter Maria (geb. 3. März 1876, 12. Mai 1900 mit dem Großfürsten Georg Michailowitsch vermählt) fünf Söhne gebar: Kronprinz Konstantin (s.d.), Herzog von Sparta, geb. 2. Aug. 1868; Prinz Georg (s. Georg 10); Prinz Nikolaus, geb. 21. Jan. 1872, Prinz Andreas, geb. 1. Febr. 1882, und Prinz Christoph, geb. 10. Aug. 1888.

10) G., Prinz der Hellenen und Oberkommissar von Kreta, geb. 24. Juni 1869 in Korfu, zweiter Sohn des Königs Georg I. und der Königin Olga, trat in die griechische Marine, in der er bis zum Fregattenkapitän aufrückte, befehligte 1897 im türkischen Kriege die Flottenabteilung im Ägäischen Meer, richtete aber wegen ihrer völligen Kriegsuntüchtigkeit nichts aus und begab sich nach dem Ende des Krieges auf längere Zeit ins Ausland. Da er 1891 seinen Vetter, den Großfürsten (und spätern Zaren) Nikolaus (II.), auf seiner Weltreise 23. April in Japan vor einem japanischen Fanatiker errettet und sich dadurch seine Freundschaft erworben hatte, setzte Rußland 21. Dez. 1898 Georgs Ernennung zum Oberkommissar von Kreta durch die vier Großmächte England, Frankreich, Italien und Rußland durch, welche die Ordnung der kretischen Verhältnisse übernommen hatten. S. Kreta (Geschichte).

[Großbritannien] 11) G., jüngster Sohn König Friedrichs III. von Dänemark und der Prinzessin Sophie Amalie von Lüneburg, geb. 23. April 1653, gest. 28. Okt. 1708, vermählte sich 28. Juli 1683 mit Anna, der Tochter des Herzogs von York, nachherigen Königs Jakob II. von England, und schloß sich 1688 dem Prinzen Wilhelm von Oranien an, der Jakob vom Throne stürzte und G. zum Herzog von Cumberland ernannte. Als seine Gemahlin 1702 den Thron bestieg, wurde er zum Lord-Großadmiral ernannt, spielte aber in der Politik niemals eine bedeutende Rolle.

12) G. I. Ludwig, König von Großbritannien, geb. 28. Mai 1660 in Hannover, gest. 22. Juni 1727, Sohn des Kurfürsten Ernst August von Hannover und der Kurfürstin Sophie, Enkelin König Jakobs I. von England durch dessen Tochter Elisabeth, Gemahlin des Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, folgte 23. Jan. 1698 seinem Vater als Kurfürst von Hannover. Durch die Sukzessionsakte von 1701 war die Thronfolge in Großbritannien und Irland für den Fall, daß die Königin Anna ohne Leibeserben sterbe, der Kurfürstin Sophie von Hannover und ihren protestantischen Nachkommen zugesichert worden; da Sophie 19. Juni 1714 starb, wurde ihr Sohn G. nach Annas Tode 12. Aug. 1714 zum König ausgerufen und 31. Okt. in London gekrönt, wodurch Großbritannien und Hannover unter einem[604] Herrscherhause vereinigt wurden. G. löste das toryistische Ministerium Annas auf und brachte die ihm ergebenen Whigs an das Staatsruder, die auch in dem am 28. März 1715 zusammentretenden Parlament das Übergewicht hatten. Die Tories unterstützten darauf die Erhebung der Jakobiten zugunsten des Prätendenten Jakob III., der sich in Schottland zum König der drei Reiche ausrufen ließ. G., vom Parlament durch bedeutende Subsidien unterstützt, unterdrückte jedoch den Aufstand ebenso wie alle spätern Verschwörungen zugunsten der Stuarts mit blutiger Strenge. Darauf ward 1716 die Dauer des dem König ergebenen whigistischen Parlaments von 3 auf 7 Jahre verlängert und das stehende Heer erheblich verstärkt. Die Bestimmung der Sukzessionsakte, nach welcher der König nicht ohne Bewilligung des Parlaments das Reich verlassen durfte, ließ G. schon, als er 1716 nach Hannover reiste, widerrufen. Vor den Umtrieben des Prätendenten sicherte er sich 1717 durch den Abschluß einer Tripelallianz mit Frankreich und Holland, die 1718, als infolge der Intrigen des spanischen Ministers Alberoni ein Krieg zwischen Spanien und Österreich wegen Sardiniens ausbrach, durch den Beitritt des Kaisers zur Quadrupelallianz erweitert wurde. In diesem Kriege nahm die englische Flotte nach Vernichtung der spanischen bei Passaro (11. Aug. 1718) einen bedeutenden Aufschwung. Infolge seiner Einmischung in den Nordischen Krieg erhielt G. im Frieden von Stockholm 1719 die den Schweden abgenommenen Fürstentümer Bremen und Verden, die mit Hannover vereinigt wurden. Das 1725 zu Wien geschlossene Bündnis zwischen Österreich und Spanien, durch das letzterm die Restitution von Gibraltar und Menorca versprochen wurde, bewirkte, daß G. 3. Sept. 1725 zu Herrenhausen mit Preußen eine Allianz abschloß, der auch andre deutsche Fürsten sowie Holland, Schweden und Dänemark beitraten; doch ward der Ausbruch von Feindseligkeiten durch die Vermittelung des Kardinals Fleury verhütet. Ehe es noch zum Abschluß der 1726 in Paris eröffneten Friedensverhandlungen tam, starb G. auf einer Reise nach Hannover, vom Schlage getroffen, in der Nähe von Osnabrück. Obwohl er wegen seiner allzu großen Sparsamkeit, seiner häufigen Reisen nach Hannover und seiner Maitressenwirtschaft vielfach getadelt wurde und überdies dem englischen Wesen so fern stand, daß er nicht einmal der englischen Sprache mächtig war und sich daher mit seinen Ministern in schlechtem Latein verständigen mußte, so genoß er doch das Vertrauen der englischen Nation. Vermählt war er seit 1682 mit Sophie Dorothea, der Tochter des letzten Herzogs von Celle (s. Georg 8), durch die er 1705 die lüneburg-celleschen Lande erbte. Sie wurde wegen eines angeblichen Liebesverhältnisses mit dem Grafen Ph. von Königsmark (s.d.) 1694 von ihrem Gemahl geschieden und bis zu ihrem Tod (1726) in das Schloß zu Ahlden verbannt.

13) G. II. August, König von Großbritannien, geb. 30. Okt. 1683, gest. 25. Okt. 1760 in Kensington, Sohn des vorigen, wurde 1706 zum Herzog von Cambridge ernannt und führte seit der Erhebung seines Vaters auf den britischen Thron den Titel eines Prinzen von Wales. 1708 diente er im Spanischen Erbfolgekrieg unter Marlborough. Nach seinem Regierungsantritt verfolgte er eine möglichst friedliche Politik, geriet aber 1739 mit Spanien in Konflikt und erzwang durch Absendung einer bedeutenden Flotte nach dem Mittelmeer die Handelsfreiheit in den amerikanischen Meeren. 1741 verpflichtete er sich gegen die spätere Kaiserin Maria Theresia zur Aufrechterhaltung der Pragmatischen Sanktion und erschien an der Spitze der sogen. pragmatischen Armee in Deutschland, wo er 27. Juni 1743 bei Dettingen die Franzosen unter dem Marschall Noailles schlug. Durch den Sieg der englischen Flotte über die spanisch-französische bei Toulon 22. Febr. 1744 wurde die englische Herrschaft über das Mittelmeer befestigt. Den zugunsten des Prätendenten Karl Eduard bei dessen Landung in Schottland 1745 ausgebrochenen Aufstand der Jakobiten beendete deren Niederlage bei Culloden 27. April 1746. Der englisch-französische Krieg wurde 1748 durch den Aachener Frieden beendigt; aber schon 1755 führten Streitigkeiten über die amerikanischen Besitzungen zu neuen Feindseligkeiten mit Frankreich, infolge deren G., der von dem seit November 1756 ins Ministerium getretenen W. Pitt beraten wurde, sich zum Bündnis mit Friedrich d. Gr. und zur Teilnahme am Siebenjährigen Krieg entschloß. Zwar wurde der Herzog von Cumberland, Sohn Georgs, bei Hastenbeck von den Franzosen geschlagen und schloß mit ihnen 8. Sept. 1757 die Konvention von Kloster-Zeven, die Hannover und Braunschweig preisgab; aber G. vernichtete auf Pitts Rat diese Konvention, rief Cumberland zurück und schickte neue Truppen und Subsidien. Zugleich eroberte die englische Flotte Cape Breton, die Inseln Gorée und Guadeloupe, Kanada und Surate und vernichtete zwei Abteilungen der französischen Flotte. Der Aufschwung Englands unter Georgs II. Regierung war vorzugsweise das Verdienst seiner Minister. Obwohl es dem König an rechtem Verständnis für Kunst und Wissenschaft fehlte, stiftete er die Universität Göttingen 1734 und das Britische Museum 1753. Seine Gemahlin Karoline, Tochter des Markgrafen Johann Friedrich von Ansbach, gebar ihm acht Kinder. Mit seinem ältesten Sohn, Friedrich Ludwig, Prinzen von Wales (gest. 1751), lebte er in beständigem Zwist. Vgl. Lord Hervey, Memoirs of the reign of George II. (hrsg. von Croker, neue Ausg., Lond. 1884, 3 Bde.); Hor. Walpole, George II., memoirs of his reign (das. 1851, 3 Bde.); »History of the reign of George II.« (anonym, das. 1885).

14) G. III. Wilhelm Friedrich, König von Großbritannien, geb. 4. Juni 1738, gest. 29. Jan. 1820, Enkel des vorigen, Sohn des Prinzen Friedrich Ludwig von Wales und der Prinzessin Auguste von Sachsen-Gotha, erhielt, im Alter von 13 Jahren verwaist, unter Vormundschaft seiner Mutter durch den Lord Bute eine ungeeignete Erziehung; namentlich erzeugte die Abgeschlossenheit, in der er seine Jugend zubrachte, eine Hartnäckigkeit des Charakters, die auf seine Regierung oft nachteiligen Einfluß übte. Da er sich als echt englischen König ankündigte, so wurden ihm durch Parlamentsbeschluß eine Zivilliste von 800,000 Pfd. Sterl. und 12 Mill. Pfd. Sterl. Subsidien zur Fortsetzung des Siebenjährigen Krieges bewilligt. Den noch wurde, da Pitt 5. Okt. 1761 zurücktrat und Lord Bute nun die Politik leitete, die Verbindung mit Friedrich d. Gr. abgebrochen und 1763 der Krieg gegen Frankreich und Spanien durch den Pariser Frieden beendigt, durch den England Kanada, Florida, Dominica, Cape Breton und einige westindische Inseln erhielt. Allein schon wenige Monate darauf mußte Bute, im höchsten Maß unpopulär geworden, abtreten, behielt aber immer noch großen Einfluß auf den König. Der durch die Hartnäckigkeit des Königs herbeigeführte Krieg mit den amerikanischen Kolonien, der 1783 im Frieden von Versailles deren Unabhängigkeit[605] zur Folge hatte, vermehrte die durch Georgs absolutistischen Gelüste schon früher hervorgerufene Unzufriedenheit im Volk, die sich nicht nur im Parlament durch eine heftige, von Burke geleitete Opposition, sondern 1780 auch durch einen drohenden Aufstand unter Lord Gordon kundgab, wobei sogar das Leben des Königs in Gefahr geriet, das auch später mehrmals durch Attentate bedroht wurde. G. hatte zwar seit dem Dezember 1783 an dem jüngern Pitt einen umsichtigen Leiter der Politik gefunden, aber Bute und die Königin beeinflußten fortwährend seine Entschließungen. Schon 1765 hatten sich vorübergehend Spuren von Geisteszerrüttung beim König gezeigt, seit 1788 kehrten diese Anfälle heftiger wieder. Doch wurde die schon damals angeregte Regentschaft des Prinzen von Wales durch Pitt so lange verzögert, bis der König wieder für gesund erklärt werden konnte. Um die demokratischen Bewegungen, die infolge der französischen Revolution auch in England sich zeigten, zu ersticken, ließ G. die Fremdenbill (s. Fremdenrecht) und die Treacherous-correspondence-bill, 1794 sogar, nebst mehreren Statuten zum persönlichen Schutz des Königs, die Aufhebung der Habeaskorpusakte durchsetzen. Nachdem ein Aufstand in Irland blutig unterdrückt worden war, kam es zur völligen Vereinigung Irlands mit England (im Herbst 1800). 1804 erneuerten sich die Anfälle des Wahnsinns bei G., doch wurde er wiederhergestellt; 1810 aber erlosch das Licht seines Geistes gänzlich, so daß der Prinz von Wales 29. Jan. 1811 vom Parlament zum Regenten erklärt, der König aber unter Obhut seiner Gemahlin und des Herzogs von York in den Palast zu Windsor eingeschlossen wurde. Hier lebte er noch neun Jahre, zuletzt gänzlich erblindet. Unter Georgs Regierung erhob sich die englische Seemacht zu einer bedeutenden Höhe und nahm das britische Reich nach allen Richtungen den höchsten Aufschwung. Das Privatleben des Königs war musterhaft. Aus seiner 8. Sept. 1761 geschlossenen Ehe mit der Prinzessin Sophie Charlotte von Mecklenburg-Strelitz (gest. 1818) entsprangen sieben Söhne: Georg August, Prinz von Wales (später König Georg IV.), Friedrich, Herzog von York, Wilhelm, Herzog von Clarence (später König Wilhelm IV.), Eduard, Herzog von Kent (Vater der Königin Viktoria), Ernst August, Herzog von Cumberland (später König von Hannover), August Friedrich, Herzog von Sussex, Adolf Friedrich, Herzog von Cambridge, und sechs Töchter. Vgl. Horace Walpole, George III., memoirs of his reign (Lond. 1851, 4 Bde.; neue Ausg. 1894); Herzog von Buckingham, George III., his court and cabinets (1853–1855, 4 Bde.); Jesse, Memoirs of George III. (1866, 3 Bde.); Hughes, History of England from the accession of George III. (3. Aufl. 1855, 8 Bde.); Brougham, Historical sketch of statesmen of the time of George III. (neue Ausg. 1859; deutsch, Pforzh. 1839–40, 2 Bde.); Phillimore, History of England during the reign of George III. (1863); Massey, History of England during the reign of George III. (2. Aufl. 1866, 4 Bde.); »Correspondence of George III. with Lord North« (1867, 2 Bde.); Rae, The opposition under George III. (1873); Anderson, History of George the third's reign (1891).

15) G. IV. August Friedrich, König von Großbritannien und Hannover, geb. 12. Aug. 1762, gest. 24. Juni 1830, Sohn des vorigen, erhielt bei den glücklichsten Anlagen eine sorgfältige Erziehung, ward 1783 für majorenn erklärt und schloß sich den mit der Politik seines Vaters unzufriedenen Whigs an, deren Führer damals Burke, Fox u. a. waren. Bald aber gab er sich gänzlich unedlen Leidenschaften hin. Ein Spieler, Verschwender und Wüstling, vermählte er sich heimlich mit der schönen Katholikin Fitzherbert. Wie wenig Achtung er genoß, zeigte sich deutlich 1789 bei der Verhandlung der Regentschaftsfrage, wobei Pitt gegen Fox für die Einschränkung der Befugnisse des Regenten eintrat. Erst 1794 entschloß sich G. unter der Bedingung, daß man seine Schuldenlast von 682,000 Pfd. Sterl. bezahle und die Apanage vermehre, zur Trennung von der Fitzherbert und heiratete 8. April 1795 seine Kousine, die Prinzessin Karoline von Braunschweig. Diese Ehe war jedoch so unglücklich, daß sich die Gatten schon 1796, nach der Geburt der Prinzessin Charlotte, trennten. Während seine Brüder hohe Militärstellen bekleideten, war G. Oberst geblieben, und als er 1805, bei der beabsichtigten Landung Napoleons, eine seinem Rang angemessene Stellung in der Armee forderte, erhielt er eine abschlägige Antwort. Zwar mußte man ihm als dem Thronfolger im Januar 1811, als sich seines Vaters Krankheit als unheilbar erwies, die Regentschaft übertragen; doch beschränkte das Parlament seine Macht bedeutend. Im Gegensatz zu seiner frühern Verbindung mit der Opposition ließ er jetzt als Regent die Tories schalten. An den Feldzügen gegen Frankreich 1813 und 1814 nahm er persönlich nicht teil; bei dem Besuch, den ihm die fremden Monarchen nach dem Pariser Frieden abstatteten, entfaltete er einen nie gesehenen Glanz. Den Beitritt zur Heiligen Allianz verweigerte er als mit der englischen Verfassung unverträglich. Sein ganzes Regiment aber erzeugte in England immer größern Mißmut, der sich in Tumulten und Meutereien Luft machte. Als G. 1817 zur Eröffnung des Parlaments fuhr, wurde er im Park von St. James von einer wütenden Volksmenge angegriffen und eine Windbüchse auf ihn abgeschossen. Der skandalöse Ehescheidungsprozeß, den er 1821 gegen seine Gemahlin einleitete, vernichtete die Achtung vor seinem Charakter vollends. Nach dem Tode seines Vaters ward er 29. Jan. 1820 zum König ausgerufen und 19. Juli 1821 gekrönt. Er berief nun Canning, Robinson, Peel und Huskisson ins Kabinett, die namentlich wirtschaftliche Reformen herbeiführten, aber auch der auswärtigen Politik eine mehr den Volkswünschen entsprechende Richtung gaben. Nach Cannings Tod hatte die Berufung Wellingtons an die Spitze des Ministeriums zwar die Emanzipation der Katholiken, aber zugleich eine abermalige Reaktion in der auswärtigen Politik zur Folge. Dem Königreich Hannover erteilte G. durch das Patent vom 7. Dez. 1819 eine neue Landesverfassung; die vormundschaftliche Regierung über Braunschweig legte er 1823 bei der Mündigkeitserklärung des Herzogs Karl nieder. In seinen letzten Lebensjahren litt er schwer an der Gicht. Seine einzige Tochter, Charlotte, geb. 7. Jan. 1796, vermählte sich 1816 mit dem Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg, nachmals König von Belgien, starb aber schon 5. Nov. 1817. Vgl. Wallace, Memoirs of the life and reign of George IV. (Lond. 1832, 3 Bde.); Croly, Personal history of George IV. (1846, 2 Bde.); »Journal of the reigns of kings George IV. and William IV.« (hrsg. von Greville, 4. Aufl. 1875), und über das Verhältnis des Königs zu seiner Gemahlin: Charlotte Bury, Diary illustrative of the times of George IV. (2. Aufl. 1844, 4 Bde.); Herzog von Buckingham, Memoirs of the court of George IV. (1859, 2 Bde.); Fitzgerald, [606] The life of George IV. (1881, 2 Bde.); MacCarthy, History of the four Georges (1884–1901, 4 Bde.); »Court of England under George IV., founded on a diary interspersed with letters, written by Queen Caroline« etc. (1896, 2 Bde.).

16) G. Friedrich, Prinz von Wales, zweiter Sohn des Königs Eduard VII. von England, geb. 3. Juni 1865, trat zusammen mit seinem ältern Bruder, dem Herzog Albert Viktor von Clarence, 5. Juni 1877 als Kadett in die britische Marine ein. Nach zweijährigem Dienst auf dem Schulschiff Britannia machte er auf der Bacchante eine dreijährige Reise um die Welt, avancierte 1885 zum Leutnant, 1891 zum Commander und 1893 zum Kapitän und ist jetzt Konteradmiral. 1892 wurde er durch den Tod seines Bruders englischer Thronerbe und 24. Mai 1892 zum Herzog von York ernannt. Am 6. Juli 1893 vermählte er sich mit der Prinzessin Viktoria Mary von Teck; aus dieser Ehe sind drei Söhne und eine Tochter hervorgegangen. Durch die Thronbesteigung seines Vaters (22. Jan. 1901) erhielt er den Titel eines Herzogs von Cornwall, der mit den Einkünften dieses Herzogtums dem jeweiligen englischen Thronfolger zusteht. Am 16. März 1901 trat er mit seiner Gemahlin eine Reise zum Besuch der britischen Kolonien in Australien, Südafrika und Nordamerika an und wurde nach seiner Rückkehr 8. Nov. zum Prinzen von Wales ernannt. Vgl. über diese Reise: Wallace, The web of Empire; a diary of the imperial tour (Lond. 1902) und E. F. Knight, With the royal tour (das. 1902).

[Hannover.] 17) Georg V. Friedrich Alexander Karl Ernst August, König von Hannover, geb. 27. Mai 1819 in Berlin, gest. 12. Juni 1878 in Paris, Sohn des Königs Ernst August aus dessen Ehe mit der Prinzessin Friederike von Mecklenburg-Strelitz, erblindete 1833 infolge eines Unglücksfalles und kam 1837 mit dem Vater, der nach des kinderlosen Königs Wilhelm IV. von England Tod König von Hannover wurde, nach Deutschland. Die Bedenken, ob G. in der Herrschaft folgen könne, beseitige Ernst August, indem er durch Patent vom 3. Juli 1842 anordnete, daß die Unterschrift des dereinstigen Königs durch Zeugen festgestellt werden könne. Mit dieser Formalität führte der Prinz, im Besitze eines recht hohen Souveränitätsgefühls, die Regierung schon während einer längern Abwesenheit seines Vaters in England 1843; doch verheimlichte er seine Blindheit stets und lat auf Paraden, in Galerien etc. so, als ob er wirklich sähe. Nach dem Tode seines Vaters, 18. Nov. 1851, trat er die Regierung des Königreichs Hannover als G. V. an, hob 1. Aug. 1855 die Verfassung vun 1848 auf, und eine im Januar 1857 zusammengebrachte Ständeversammlung genehmigte die oktroyierte neue Verfassung. Erst die Bewegung, die 1862 infolge der Oktroyierungen auf dem kirchlichen Gebiet entstand (s. Borries), führte zur Bildung eines liberalen Kabinetts. In der äußern Politik bekundete G. stets Abneigung gegen Preußen, so in der Bundesreformfrage, in der Angelegenheit wegen des Küstenschutzes und in der Zollvereinskrisis. Seine Preußen abgeneigte Stimmung empfing Nahrung in der letzten Zeit durch die Diskussionen über die Erbfolge im Herzogtum Braunschweig sowie durch den Verlauf der schleswig-holsteinischen Angelegenheit, die neben der Niederlage, welche die deutschen Mittelstaaten überhaupt erfuhren, für G. eine besondere Demütigung bedeutete. Allen Mahnungen der preußischen Regierung wie eines Teiles seiner eignen Umgebung zum Trotz trat er 1866 auf die Seite Österreichs, begab sich persönlich nach der Kapitulation bei Langensalza (29. Juni 1866) auf kurze Zeit nach Altenburg und dann nach Hietzing bei Wien. Am 23. Sept. 1866 erließ G. von Wien aus einen scharfen Protest gegen die Einverleibung Hannovers in Preußen, ließ in Paris eine Zeitlang eine Zeitung, die »Situation«, erscheinen, die täglich in den heftigsten Ausdrücken die neue Ordnung der Dinge in Deutschland angriff und den Haß Frankreichs gegen Deutschland schürte, und organisierte bei den im Frühjahr 1867 wegen der luxemburgischen Frage drohenden Verwickelungen auf französischem Boden eine Legion aus 1400 hannöverschen Flüchtlingen (Welfenlegion), um sein Reich wiederzuerobern. Nach langem Wiederstreben endlich 29. Sept. 1867 zur Unterzeichnung eines Vertrags mit Preußen, den der Landtag 1. Febr. 1868 annahm, bereit, erhielt G. 16 Mill. Tlr. als Entschädigung zugesichert und sollte außerdem einen Betrag von etwa 4 Mill., die er nach England gebracht hatte, behalten. Allein dieser Vertrag wurde 2. März 1868 noch vor seiner Ausführung durch die preußische Regierung suspendiert, da G. bei der Feier seiner silbernen Hochzeit in Hietzing ganz offen seine Zuversicht auf baldige Restauration ausgesprochen hatte und die Welfenlegion nicht aufhob. G. lebte seit 1868 im Sommer zu Gmunden am Traunsee, in den letzten Jahren in Frankreich, teils zu Biarritz, teils zu Paris. Seine Leiche ward 24. Juni 1878 in Windsor beigesetzt. Vermählt war G. seit 1843 mit Prinzessin Maria von Altenburg. Sein Sohn Ernst August (geb. 21. Sept. 1845) nahm nach Georgs Tod unter Wahrung aller seiner Rechte auf das Königreich Hannover 11. Juli 1878 den Titel eines Herzogs von Cumberland (s. d. 2) an, von den Töchtern Georgs V. ist die ältere, Prinzessin Friederike (geb. 9. Jan. 1848), seit 1880 mit Alfons Freiherrn v. Pawel-Rammingen verheiratet und lebt in England, die zweite, Prinzessin Mary (geb. 3. Dez. 1849), ist unvermählt. Vgl. O. Klopp, Das preußische Verfahren in der Vermögenssache des Königs von Hannover (Wien 1869) und dessen Biographie: König G. V. (Hannov. 1878); O. Theodor, Erinnerungen an G. V. (Bremerh. 1878); v. Wehrs, Biographie und Gedächtnisschrift auf König G. V. (Hannov. 1878); Meding, Memoiren zur Zeitgeschichte (Leipz. 1881–84, 3 Bde.).

[Mecklenburg.] 18) Georg Friedrich Karl Joseph, Großherzog von Mecklenburg-Strelitz, geb. 12. Aug. 1779 in Hannover, gest. 6. Sept. 1860, dritter Sohn des Großherzogs Karl Ludwig Friedrich und der Prinzessin Friederike von Hessen-Darmstadt, folgte 6. Nov. 1816 seinem Vater, verschönerte die Residenz, hob die Leibeigenschaft auf, bekämpfte die liberale Verfassung Mecklenburg-Schwerins vom Jahre 1849 und veranlaßte ihre Aufhebung. G. war seit 12. Aug. 1817 mit der Prinzessin Marie von Hessen-Kassel vermählt, die ihm zwei Söhne gebar, den jetzigen Großherzog Friedrich Wilhelm (s. Friedrich 37) und den Prinzen Georg (geb. 11. Jan. 1824, gest. 20. Juni 1876 als russischer General der Artillerie), und zwei Töchter, Luise, die 1842 unvermählt starb, und Karoline (geb. 10. Jan. 1821), die 1841 mit dem damaligen Kronprinzen, nachmaligen König Friedrich Vl I. von Dänemark vermählt, aber 1846 von diesem geschieden wurde und 1. Juni 1876 in Neustrelitz starb. Vgl. »Archiv für Landeskunde des Großherzogtums Mecklenburg«, Jahrg. 1860.

[Preußen.] 19) Friedrich Wilhelm Georg Ernst, Prinz von Preußen, geb. 12. Febr. 1826 in Düsseldorf,[607] gest. 2. Mai 1902 in Berlin. Sohn des Prinzen Friedrich (s. Friedrich 63), des ältesten Neffen des Königs Friedrich Wilhelm III., verlebte seine Jugendjahre meist am Rhein und entwickelte dann auf Reisen in England, Frankreich und Italien seine Neigung für Kunst und Literatur. Bereits 1836 als Sekondleutnant in die Armee getreten, durchlief er die militärischen Chargen und wurde 1861 zum Chef des 1. pommerschen Ulanenregiments Nr. 4,1866 zum General der Kavallerie ernannt. Kränklichkeit veranlaßte ihn jedoch, sich von seinen öffentlichen Stellungen fernzuhalten; gern weilte er auf seiner Burg Rheinstein bei Aßmannshausen. G. hat unter dem Pseudonym G. Conrad eine Reihe dramatischer Dichtungen veröffentlicht, wie: »Phädra«, »Wo liegt das Glück?« (Lustspiel), »Kleopatra«, »Don Sylvio«, »Die Marquise von Brinvilliers« (auch u. d. T.: »Katharina Voisin«), »Yolantha«, »Elektra«, »Rudél und Melisande«, »Lurley«, »Der Talisman«, »Medea« oder: »Christine von Schweden«, »Arion«, »Umsonst« u. a., die zum größern Teil mit günstigem Erfolg ausgeführt wurden und gesammelt in 4 Bänden (Berl. 1870) erschienen. Spätere Stücke sind: »Elfrieda von Monte Salerno« (1875), »Adonia« (1877), »Ferrara« (1878), »Katharina von Medici« (1884), »Konradin«, »Sappho« (1887), »Praxedis« (1896), »Raphael Sanzio« (1896) u. a. G. war ein vorwiegend eklektisches Talent, dem die Nachahmung der verschiedensten dramatischen Stile glückte. G. tat viel, um E. v. Wildenbruch die Wege zu ebnen, war überhaupt ein Förderer junger Talente. Er verfaßte »Vergilbte Blätter, ein Tagebuch aus früherer Zeit« (Berl. 1872, anonym) und beschäftigte sich auch mit historisch-nationalökonomischen Arbeiten; so stammen von ihm Abhandlungen über den ersten Kämmerei- und Salarienetat der Stadt Königsberg von 1724 (»Altpreußische Monatsschrift«, Bd. 25, 1888) und über die Rats- und Gerichtsverfassung von Königsberg um 1722 (ebenda, Bd. 24, 1887). Vgl. v. Olfers im »Hohenzollern-Jahrbuch«, Bd. 6 (Leipz. 1903).

[Sachsen.] 20) G. der Reiche oder der Bärtige, Herzog von Sachsen, geb. 27. Aug. 1471, gest. 17. April 1539, der dritte Sohn Albrechts des Beherzten, war zum Geistlichen bestimmt, vermählte sich aber 1496 mit Barbara, der Tochter des Königs Kasimir von Polen, und folgte seinem Vater 1500 in den sächsisch-albertinischen Landen. Für die Abtretung der Statthalterschaft von Friesland überließ er 1505 seinem jüngern Bruder, Heinrich, die Ämter Freiberg und Wolkenstein, verkaufte aber diesen unruhigen Besitz für 200,000 Gulden an den Erzherzog Karl. Seine politische Stellung bestimmte die ererbte Spannung mit den ernestinischen Vettern, die seinen Gegensatz zur Reformation noch verschärfte. Wenngleich er von der Notwendigkeit einer Reform der Kirche überzeugt war und sie noch 1523 bei der Übergabe der 101 Gravamina in zwölf besondern Beschwerden befürwortete, so wollte er sie doch nur durch die Reichsgesetzgebung vollzogen und nur auf die kirchlichen Mißbräuche bezogen wissen. Der Leipziger Disputation zwischen Eck und Luther 1519 wohnte er als aufmerksamer Zuhörer bei, ging dann streng gegen die ketzerische Lehre vor und ordnete eine Kirchenvisitation für sein Land an, der sich auch die Universität Leipzig unterziehen mußte, die zu seinem Verdruß durch die jüngere Ernestinische zu Wittenberg verdunkelt wurde. Durch den Bauernkrieg und die Wiedertäuferbewegung verbittert, ward er zur Hauptstütze der altgläubigen Partei im Reiche, wodurch er Luthers schonungslose Polemik gegen ihn als den »Meuchler zu Dresden«, den »Teufelsapostel und dummen Junker« veranlaßte. Die von ihm selbst versuchte Abstellung grober Mißbräuche fand nirgends Anklang, und trotz seiner strengen Maßregeln verbreitete sich die Reformation in seinem Land. Als seine Söhne nacheinander starben, suchte er seinen Bruder Heinrich, der dem Protestantismus anhing, von der Nachfolge auszuschließen, aber es gelang ihm nicht. Seit dem Tode seiner Gemahlin (1534) hatte sich G. den Bart wachsen lassen, daher sein Beiname. Von seinen fünf Söhnen und vier Töchtern überlebte ihn nur die Prinzessin Christine, Gemahl in des Landgrafen Philipp von Hessen. In Annaberg ward ihm 1897 ein Denkmal errichtet. Vgl. Adolf Moritz Schulze, G. und Luther oder Ehrenrettung des Herzogs G. von Sachsen (Leipz. 1834); Freiherr v. Welck, G. der Bärtige, Herzog von Sachsen (Braunschw. 1900).

21) G., König von Sachsen, geb. 8. Aug. 1832, zweiter Sohn des Königs Johann und der Königin Amalie, trat frühzeitig bei der Artillerie ein, ward 1856 Major im 3. Jägerbataillon, 1858 Oberstleutnant im Gardereiterregiment, kommandierte 1866 als Generalmajor die 1. Kavalleriebrigade, im deutsch französischen Krieg 187 0/71 anfangs die 1. Division der Sachsen, sodann das 12. (sächsische) Armeekorps an Stelle seines ältern Bruders, des Kronprinzen Albert, der das Oberkommando der Maasarmee erhalten hatte. G. führte das Korps in den Vorgefechten bei Nouart und Beaumont und in der Schlacht bei Sedan, dann während der Zernierung von Paris und in den Ausfallgefechten, die gerade das sächsische Korps sehr mitnahmen. Nach dem Friedensschluß übernahm der Prinz wieder das Kommando der 1. sächsischen Division, während der Kronprinz wieder Kommandant des sächsischen Armeekorps wurde. Als aber letzterer 29. Okt. 1873 den Thron bestieg, wurde Prinz G. 9. Nov. vom Kaiser zum kommandierenden General des sächsischen Korps ernannt. Am 25. Juni 1888 wurde er Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der 3. deutschen Armeeinspektion (7., 8. und 11. Armeekorps) und blieb dies bis zu seiner Thronbesteigung, während er das Generalkommando des 12. Korps im März 1900 niederlegte. Am 19. Juni 1902 folgte er seinem Bruder auf dem Thron. Großes Aufsehen erregte ein vom »Vorwärts« an die Öffentlichkeit gebrachter Erlaß des Prinzen vom 8. Juni 1891 gegen Soldatenmißhandlungen. Am 2. Dez. 1859 ernannte ihn die Universität Leipzig zum Ehrendoktor der Philosophie. Er war seit 11. Mai 1859 mit der portugiesischen Infantin Maria Anna (geb. 21. Juli 1843, gest. 5. Febr. 1884) vermählt, die ihm vier Prinzen: den Kronprinzen Friedrich August (s. Friedrich 73), Johann Georg (s. Johann), Max (s. Maximilian 12) und Albert (geb. 25. Febr. 1875, gest. 16. Sept. 1900), und zwei Prinzessinnen: Mathilde (geb. 19. März 1863) und Maria Josepha, die Gemahlin des Erzherzogs Otto von Österreich (geb. 31. Mai 1867), gebar. Vgl. Dittrich, Generalfeldmarschall Prinz G., Herzog zu Sachsen (Dresd. 1889); v. Schimpff, Prinz G. von Sachsen (das. 1899).

[Sachsen-Altenburg] 22) Georg Karl Friedrich, Herzog von Sachsen-Altenburg, geb. 24. Juli 1796, gest. 3. Aug. 1853 in Hummelshain, zweiter Sohn des Herzogs Friedrich, kämpfte 1813 in Italien im österreichischen Heere, trat dann in bayrische Dienste, die er als Oberst verließ, residierte nach dem Abgang seines Hauses aus Hildburghausen noch eine Zeitlang[608] daselbst mit seiner Gemahlin Marie, Prinzessin von Mecklenburg-Schwerin (vgl. ihre Biographie von Volger, Altenb. 1903), später abwechselnd in Eisenberg und Altenburg und folgte 30. Nov. 1848 seinem Bruder Joseph, der zu seinen Gunsten zurücktrat, in der Regierung.

[Sachsen-Meiningen.] 23) Georg I. Friedrich Karl, Herzog von Sachsen-Meiningen, geb. 4. Febr. 1761 in Frankfurt a. M., gest. 25. Dez. 1803, früh verwaist und von seiner Mutter Charlotte Amalie in Meiningen erzogen, trat 1781 in den österreichischen Militärdienst, übernahm aber 1782 die Regierung in Gemeinschaft mit seinem Bruder Karl, dessen Tod 1783 ihn zum alleinigen Regenten machte. Weise Sparsamkeit und Eröffnung neuer Erwerbsquellen hoben den Wohlstand des Landes und tilgten die nicht unbedeutende Schuldenmasse, Er war seit 1782 mit Luise Eleonore, Prinzessin von Hohenlohe-Langenburg, vermählt und hinterließ außer seinem Nachfolger Bernhard Erich Freund (s. Bernhard 6) zwei Töchter, Adelheid, vermählt mit dem Herzog Wilhelm von Clarence, nachmaligem König Wilhelm IV. von England, und Ida, vermählt 1816 mit dem Herzog Karl Bernhard von Weimar.

24) G. II., Herzog von Sachsen-Meiningen, geb. 2. April 1826 in Meiningen, Sohn des Herzogs Bernhard und Enkel des vorigen, studierte in Bonn und trat in das preußische Heer. Er schied als Major aus, kehrte 1850 nach Meiningen zurück, widmete sich eingehenden Kunststudien und übernahm nach seines Vaters Abdankung 20. Sept. 1866 die Regierung des Landes. 1868 zum preußischen General der Infanterie ernannt, begleitete er 1870/71 das 32. Regiment, dessen Chef er ist, auf allen Märschen. Vor allem aber widmete er sich künstlerischen Bestrebungen, namentlich der Schöpfung eines durch Zusammenspiel und Ausstattung ausgezeichneten Schauspiels (s. Meininger). Er war seit 1850 vermählt mit Prinzessin Charlotte (gest. 30. März 1855), Tochter des Prinzen Albrecht von Preußen, dann seit 1858 mit der Prinzessin Feodore von Hohenlohe-Langenburg (gest. 10. Febr. 1872), seit 18. März 1873 morganatisch mit Helene, Freifrau von Heldburg, geborne Franz. Sein ältester Sohn ist der Erbprinz Bernhard (s. Bernhard 7). Der zweite Sohn, Prinz Ernst (geb. 27. Sept. 1859), der als Maler in München lebt, vermählte sich 20. Sept. 1892 mit der Tochter des Schriftstellers Wilhelm Jensen, Katharina, Freifrau von Saalfeld; ihre Kinder heißen Freiherren und Freiin von Saalfeld. Der dritte Sohn, Prinz Friedrich (geb. 12. Okt. 1861), vermählte sich 25. April 1889 mit der Gräfin Adelheid zur Lippe-Biesterfeld (geb. 22. Juni 1870).

[Schaumburg-Lippe.] 25) G. Wilhelm, Fürst zu Schaumburg-Lippe, geb. 20. Dez. 1784, gest. 21. Nov. 1860, Sohn des Grafen Friedrich aus dessen zweiter Ehe mit Juliane von Hessen-Philippsthal, folgte seinem Vater 13. Febr. 1787 unter Vormundschaft seiner Mutter und des hannöverschen Feldmarschalls Grafen von Wallmoden-Gimborn, studierte seit 1802 in Leipzig, machte dann Reisen nach der Schweiz und Italien, kehrte nach der Schlacht bei Jena zurück und trat 18. April 1807 zu Warschau dem Rheinbund bei, wofür er den Fürstentitel erhielt. Nach dem Frieden führte er manche Verbesserung in der Landesverwaltung ein, wie er früher schon die Leibeigenschaft und zwar zuerst auf den Domänen ohne alle Entschädigung aufgehoben hatte. Auch gab ec durch die Verordnung vom 15. Jan. 1816 eine beschränkte landständische Verfassung. G. war seit 1816 vermählt mit der Prinzessin Ida von Waldeck, die ihm vier Söhne und fünf Töchter gebar.

26) G., Fürst zu Schaumburg-Lippe, geb. 10. Okt. 1846 in Bückeburg, ältester Sohn des Fürsten Adolf und der Prinzessin Hermine von Waldeck, preußischer Generalmajor à la suite der Armee, vermählte sich 16. April 1882 mit der Prinzessin Maria Anna von Sachsen-Altenburg (geb. 14. März 1864) und folgte seinem Vater 8. Mai 1893 in der Regierung. Sein ältester Sohn ist Erbprinz Adolf, geb. 23. Febr. 1883.

[Schwarzburg.] 27) Georg Albert, Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt, geb. 23. Nov. 1838, gest. 19. Jan. 1890 in Rudolstadt, Sohn des Fürsten Albert und der Prinzessin Auguste von Solms-Braunfels, kam 26. Nov. 1869 zur Regierung und machte, wie er schon an den Feldzügen von 1864 und 1866 (damals bei der Mainarmee) im preußischen Heer teilgenommen, den deutsch-französischen Krieg 1870/71 bei seinem zum 96. Regiment gehörigen Bataillon mit.

[Waldeck.] 28) G. Friedrich, Graf, später Fürst von Waldeck, Feldherr und Staatsmann des 17. Jahrh., geb. 31. Jan. 1620, gest. 19. Nov. 1692, Sohn des Grafen Wolrad IV., des Stifters der Eisenberger Linie, reiste 1639 nach Paris, trat nach seines Vaters Tod (1640) in niederländische Kriegsdienste, vermählte sich 1643 mit der Gräfin Elisabeth Charlotte von Nassau-Siegen, wurde 1645 durch den Tod seines ältern Bruders, Philipp Theodor, Haupt der Familie und kehrte nach Waldeck zurück. Schon 1651 Generalmajor in der brandenburgischen Armee geworden, erhielt er das Oberkommando der märkischen Festungen und der Reiterei, ward Mitglied des Geheimen Rates, wirkte bei der Organisation des Beamtentums mit und leitete auch die auswärtige Politik mit weitblickender Einsicht und Energie. Er vermochte den Großen Kurfürsten, sich an die Spitze der protestantischen Opposition im Reich zu stellen und damit Brandenburg eine leitende Stellung zu verschaffen; sein Plan einer förmlichen Union der protestantischen Stände (ohne Sachsen und Pfalz) unter hohenzollernscher Führung, der 1654 eifrig betrieben wurde, scheiterte zwar, wies aber der deutschen Politik des aufstrebenden Staats für die Zukunft die Bahn. Beim Ausbruch des schwedisch-polnischen Kriegs betrieb G. vergeblich den Anschluß an Schweden, leitete dann die Rüstungen in Preußen, brachte 1656 den Marienburger Vertrag zustande, ward aber, bei Lyck von den Polen geschlagen, von seinen Gegnern am Hofe heftig angefeindet. Als der Kurfürst durch seine Aussöhnung mit Polen und Leopolds Kaiserwahl die antiösterreichische Politik Georgs aufgab, schied G. im Mai 1658 aus dem brandenburgischen Dienst und trat als General der Kavallerie in den schwedischen, den er aber nach dem Frieden von Oliva 1660 auch wieder verließ. Nach kurzem Aufenthalt in Frankreich die Gefahr erkennend, die ihm dort drohte, ward er Ludwigs XIV. erbittertster Feind, kämpfte 1664 als Generalleutnant in dem Reichsheer für Österreich gegen die Türken bei St. Gotthardt, trat 1665 als Oberbefehlshaber der Truppen in die Dienste des Herzogs Georg Wilhelm von Celle und betrieb dessen Bund mit den Niederlanden und Brandenburg. Im September 1672 Feldmarschall im niederländischen Heer geworden, leistete er als militärischer Ratgeber des Prinzen von Oranien im Kriege gegen Frankreich die ausgezeichnetsten Dienste durch vortreffliche Organisation der Truppen, teils als Generalstabschef,[609] teils als Oberbefehlshaber, und wurde bei Seneffe (11. Aug. 1674) schwer verwundet. Auch in diplomatischen Missionen war er tätig, besonders in Deutschland, um dessen Kriegseifer anzuspornen und dessen militärische Leistungen zu erhöhen. Nach dem Frieden von Nimwegen bemühte er sich weiter um die Verteidigung des Reiches gegen Ludwig XIV.: die Assoziation der deutschen Reichsstände von 1681, das Laxenburger Bündnis von 1682, endlich das Augsburger Bündnis von 1686 waren wesentlich sein Werk. An der Spitze der Reichstruppen kämpfte G., seit 1682 in den Reichsfürstenstand erhoben und Reichsfeldmarschall, gegen die Türken in Ungarn, seit 1689 wieder in den Niederlanden gegen die Franzosen, wo er 1. Juli 1690 von Luxembourg bei Fleurus geschlagen wurde. Da er keine männlichen Erben hinterließ, erlosch mit ihm die Eisenberger Linie. Vgl. Rauchbar (Sekretär Georgs), Leben und Taten des Fürsten G. Friedrich von Waldeck (hrsg. von Curtze und Hahn, Arolsen 1867–72, 2 Bde.); Erdmannsdörffer, Graf G. Friedrich von Waldeck, ein preußischer Staatsmann (Berl. 1869); P. L. Muller, Wilhelm III. von Oranien und G. Friedrich von Waldeck (Haag 1873–80, 2 Bde.).

29) Georg Viktor, Fürst von Waldeck, Sohn des Fürsten Georg Friedrich Heinrich, geb. 14. Jan. 1831, gest. 12. Mai 1893 in Marienbad, folgte seinem Vater 15. Mai 1845 unter Vormundschaft seiner Mutter, der Fürstin Emma (gest. 1. Aug. 1858), trat 17. Aug. 1852 selbst die Regierung an und erklärte sich 1866 für Preußen. Als der Landtag aus finanziellen Gründen eine vollständige Vereinigung mit Preußen wünschte, ging Preußen zwar darauf nicht ein, doch wurde 18. Juli 1867 der sogen. Akzessionsvertrag geschlossen, durch den (abgesehen von der Hoheit in Kirchensachen) die Regierung tatsächlich an Preußen überging. Durch Konvention vom 6. Aug. 1867 wurde das Kontingent Waldecks der preußischen Armee einverleibt. Der Fürst war seit 1853 vermählt mit der Prinzessin Helene von Nassau (geb. 12. Aug. 1831, gest. 27. Okt. 1888), die ihm fünf Töchter gebar, von denen die dritte, Prinzessin Emma (geb. 2. Aug. 1858), 1880 Königin der Niederlande wurde, und einen Sohn, den jetzigen Fürsten Friedrich (s. Friedrich 81), und in zweiter Ehe seit 1892 mit der Prinzessin Luise von Glücksburg (geb. 6. Jan. 1858).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 603-610.
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