1. Besser helfen, dass einer nicht falle, als die Hand reichen zum Aufstehen.
Dän.: Den bør større tak som hielper, at man ei falder end den som opreyser den faldne. (Prov. dan., 290.)
2. Dat härr gefährlick hulpen, säd' de Paster, harr vör'n Kranken bäd't, de was dôd blêben. (Hamburg.) – Hoefer, 819.
[486] 3. Dat helpt nich, mie lew Herr, säd' Schering wenn ick doch Släge hebben sall, ik krîg se hüt oder morgen. (S. ⇒ Reden.) – Hoefer, 909.
4. Dat helpt, os wann 'ne Mügge in'n Rheïn piss't. (Paderborn.)
5. Dat helpt! sä jener Knecht, as he dre Dâch op én Füörwenn mei't har. (Süderdithmarschen.)
Das hilft, sagte jener Knecht, als er drei Tage auf einer Furchenwende gemäht hatte.
6. Dem ist gut helfen, der sich helfen lassen will.
7. Diar helpt öntökrammin, mut uk help of tö ieten. (Sylt.)
Wer da hilft einkrumen (einbrocken), muss auch helfen aufzuessen.
8. Die nicht helfen wollen, hindern gern. – Simrock, 4526.
9. Einer hilft dem andern über den Zaun. – Eiselein, 309; Simrock, 4530; Braun, I, 1307.
10. Ênmal hett't man hulpen, säd' de Fru tau'n Docter, mor'ns üm söben ging he tô Stôl un abens tein sêt he noch. (Hamburg.) – Hoefer, 315.
11. Es hilfft alles, was man zu den Schiffen thut. – Lehmann, II, 127, 132.
12. Es hilfft kein alter für torheit. – Gruter, I, 31.
13. Es hilfft kein Gut für den Geitz. – Lehmann, II, 127, 133.
14. Es hilfft kein krantz für hauptweh. – Gruter, I, 32.
15. Es hilfft kein küris für den todt. – Gruter, I, 31.
16. Es hilfft kein pantzer für den galgen. – Gruter, I, 31.
17. Es hilfft nicht, dass man ein ding anschlegt, da es nicht hafften wil. – Petri, II, 252.
18. Es hilfft nicht viel flickens vnd plackens am Pelz, da Haut vnd Haar nicht gut ist. – Petri, II, 252.
19. Es hilfft nicht, vil güter haben vnd wol können arbeiten, wo Gott nicht sein Segen dazu spricht. – Henisch, 1786, 12.
20. Es hilfft nit, das man den stall schleusst, so dz viehe herauss ist. – Tappius, 40a.
Lat.: Grege amisso septa claudere. (Tappius, 40a.)
21. Es hilfft nit wol spannen, sondern wol abschiessen. – Petri, II, 253; Gruter, I, 31.
22. Es hilfft viel, wenn die Herren mit im Rath sitzen. – Petri, II, 253.
23. Es hilfft, was es kan. – Egenolff, 191b; Gruter, I, 31; Schottel, 1135b.
24. Es hilft dem Hund nicht, dass er die Kette beisst.
25. Es hilft hier kein Zittern vors Fieber. (Schles.)
Es ist eine Nothwendigkeit, du kannst dem Uebel nicht entgehen.
26. Es hilft kein Koller vor dem Galgen.
27. Es hilft kein Zittern vor dem Tode.
28. Es hilft nicht, dass man wider die Sonne und den Himmel redet.
29. Es hilft nicht, den Taubenschlag zuschliessen, wenn die Tauben erbissen sind.
Die Russen: Wenn der Iltis die Hühner gewürgt hat, schliesst man den Stall zu spät. (Reinsberg IV, 27.)
30. Es hilft nicht, in einen kalten Ofen blasen.
31. Es hilft wenig, was man in Nussschalen eingiesst und mit Masskannen weglässt.
32. Es mag leicht seyn, das da hilfft. – Agricola I, 362.
Wurde früher spottweise gebraucht, um zu sagen, dass auch etwas Kleines helfe, wie wenn man sagt: der Ertrinkende hält sich an einen Strohhalm.
33. Es mag sich jeder helfen, wie er kann.
Lat.: Destitutus ventis remos adhibe. (Philippi, I, 116; Seybold, 121; Binder I, 308; II, 748.)
34. Et kann nix helpen, tiégen den Backofen te blosen. (Soest.)
35. Et mot mehr helpe wie schade, sagt jen' Bauer, und führt die Kuh zum Ochsen. – Frischbier2, 1559.
36. Hälf, wat helfe kân! schprächt hikt ze Duoch Frä uch Mân. – Schuster, 802.
[487] 37. Hälpt et nich mi, so hälpt et doch mînem Bîdel (Beutel). (Ostpreuss.) – Frischbier, 323; Frischbier2, 1561.
Wie Frischbier (a.a.O.) mittheilt, soll diese Redensart, als Besprechungsformel angewandt, dem Bischof Borowski in Königsberg einmal das Leben gerettet haben. Er war an einem Halsübel schwer erkrankt und von den Aerzten bereits aufgegeben, als ihm eine alte Frau, der er manche Wohlthaten erwiesen, ihre Hülfe anbot. Er ging darauf ein. Die Frau bestrich ihn mit einem Stahle den Hals und murmelte in feierlichem Ernst die obigen Worte. Der Bischof musste laut lachen, das Halsgeschwür brach auf, und er war gerettet. Etwas Aehnliches erzählt man aber auch von Erasmus von Rotterdam, der ein Geschwür am Auge hatte, das er sich nicht schneiden lassen wollte, das aber von selbst aufsprang, als er in den Epistolis obscurorum virorum las und über das schlechte Latein einer Stelle laut auflachen musste. Endlich wird Aehnliches auch von dem Cardinal Antonio Salivian erzählt, der an einem Halsgeschwür tödlich krank lag und, obschon er sonst ganz gesund war, nach der einhelligen Ansicht der Aerzte daran sterben musste. Weil man nun den Tod des Cardinals vermuthete, so fingen seine Bedienden an, fortzutragen, was ihnen zusagte. Der Cardinal sah es, musste aber wegen Verstopfung des Halses schweigen. Als er nun also lag und zuschaute, sprang sein Affe, der sich von der Kette losgerissen hatte, auf einen Sessel und sah sich um, ob nicht auch etwas für ihn da sei, um es fortzutragen. Da aber alles ziemlich leer war, schlich er sich an des Cardinals Bett, nahm dessen Cardinalshut, und setzte ihn auf. Da er ihm aber zu weit war, so hielt er ihn mit den Vorderpfoten, wandte den Kopf um und fing an, nach der Thür zu laufen. Ueber diese Posituren des Affen musste der Cardinal so stark lachen, dass durch die gewaltige Erschütterung sein Geschwür im Halse zersprang, woran er sonst hätte ersticken müssen. (Braun, Bibliothek des Frohsinns, Bd. 3, Hft. 2, Nr. 380.)
38. Helfe hie, was helfen mag: ein Kyrie eleison am Ostertag. – Eiselein, 297.
39. Helff vns Gott, so ist vns geholffen. – Gruter, III, 49.
40. Helffen ist offt enthelffen. – Lehmann, 374, 12.
41. Helffen muss so geschehen, dass man nicht auff der andern seit wider abfall. – Lehmann, 374, 5.
42. Helffet euch selbst, so hilfft euch Gott. – Tappius, 94a; Lehmann, II, 261, 14.
43. Helpt et nich, so schad't et nich. – Frischbier, 321; Frischbier2, 1562.
44. Helpt nuscht, ôk schad't nuscht, säd Jochem, as he bîm Bälgetreten en Furz lêt. (Danzig.) – Hoefer, 486; Frischbier, 322; Frischbier2, 1563.
45. Helpt't nich, so schadt't ôk nich, säd' de oll Frû, un schöw't Kind in'n Backâwen. – Hoefer, 324.
46. Hilf dir selber, so hilft dir das Glück. – Simrock, 3783; Körte, 2245.
47. Hilf, liebe Frau zu den sieben Eichen und zum Birnbaum. – Eiselein, 309.
48. Hilf, Sanct-Mergen im Grimmenthal, zu Altenöting, zu Heilbrunn in Nesseln und in Pfannenstil. – Eiselein, 309.
49. Hilf, Sanct-Rambold, Sanct-Jakob von Compostell mit deinen Muscheln. – Eiselein, 309.
50. Hilf, schwarze Muttergottes.
So redet das Volk das weltberühmte, sogenannte wunderthätige Marienbild zu Einsiedeln im Canton Schwyz an, dessen Gesicht und Hände schwarz sind. (Reinsberg V, 82.)
51. Hilff bey zeit, ehe es kompt weit. – Gruter, I, 48; Sailer, 71; Simrock, 4528.
52. Hilff dir vor selbest, ehe du andere arzneyest. – Petri, II, 381.
53. Hilff, so wirt dir geholffen! – Franck, II, 192b; Egenolff, 272b; Petri, II, 381; Gruter, I, 48.
54. Hilfft es nicht, so schadet es doch nicht. – Agricola I, 361; Egenolff, 191b; Gruter, I, 48; Guttenstein, 64, 75; Bücking, 326; Bremser, 14; Struve, I, 5; Simrock, 4533; Mayer, II, 78; Braun, I, 1369; Berliner Monatsschrift, XVI, 271.
Frz.: C'est de l'onguent miton mitaine qui ne fait ni bien ni mal. (Kritzinger, 432a.)
55. Hilft etwas nicht allein, so hilft's doch im Gemein. – Körte, 2004; Simrock, 3385; Braun, I, 722.
[488] 56. Hilft's nix, so schadt's nix, sprach der Mönch, als er den Bauern mit der Bohnenstange den Segen gab. – Klosterspiegel, 67, 19.
57. Hülff dir selbst, so hülfft dir Gott. – Lehmann, 376, 36; Schulzeitung, 429; Bücking, 90; Broma, I, 11; Blum, 44; Eiselein, 309; Sailer, 275; Körte, 2306; Simrock, 9489; Egenollf, 71b; Sutor, 77; Seybold, 42; Mayer, I, 203; Gaal, 874; Reinsberg II, 99; III, 38; Braun, I, 1368.
Die Venetier sagen: Hilf dir, so werde ich dir helfen, sagt der Herr. Die Isländer: Rühre Hand und Fuss, so hilft dir Gott. (S. Gott ⇒ 648-649 u. ⇒ 661.)
Mhd.: Waist nicht, daz man spricht gemain: hilf dir selb, sô hilft dir got. (Ring.) (Zingerle, 196.)
Dän.: Hielp dig selv da hielper dig God. (Bohn I, 374.)
Engl.: Help thyself and God will help thee. (Gaal, 874.)
Frz.: Aide-toi, Dieu (le ciel) t'aidera. (Cahier, 54; Lendroy, 19; Bohn I, 2; Kritzinger, 15a; Leroux, I, 12 u. 13; Venedey, 111.)
Holl.: Help u zelven, zoo helpt u God. (Bohn I, 321.)
It.: Ajutati dice Dio, che ti ajuterò anch'io. (Gaal, 874.)
Lat.: Assiduos Deus ipse juvat. (Binder I, 97; II, 268; Buchler, 181; Philippi, I, 45; Seybold, 41.) – Ipse tibi fer opem, Deus afferet ipse salutem. (Binder II, 1566; Buchler, 181.) – Cum Minerva manum quoque move. (Seybold, 101.) – Dii facientes adjuvant. (Gaal, 874.)
58. Hülft et uch nit, se schuod et doch nit. – Schuster, 1035.
Dän.: Hielper det ikke, saa skader det dog ikke. (Prov. dan., 290.)
59. Im helffen soll man sehen auf Gottes gebot vnnd auf des nechsten noth. – Lehmann, 378, 66.
60. Kân em der nit hälfen, se kân em der doch schuoden. – Schuster, 1034.
61. Lass dir nicht helfen von einem kleinen Kinde und heirathe keine Witwe. (Span.)
Räth ab, eine Witwe mit Kindern zu heirathen.
62. Man hilfft dem Armen, das keiner bei seinem gut bleibt. – Henisch, 1799, 11.
63. Man hilfft dem nicht, dessen vntergang einem andern nutzen kan. – Lehmann, 379, 88.
64. Man muss sich zu helfen wissen, sprach der Mönch, als ihm die Bauern für seine Reliquien Heu in den Sack geschoben, und sagte: es sei aus der Krippe Christi, worauf der Heiland als Kind gelegen. – Klosterspiegel, 30, 24; Eiselein, 297.
65. Schall mi doch mal verlangen, op dat hölpen ward, sagte der Bauer, als ihm der Apotheker ein paar Ohrfeigen gegeben, da er ein Mittel gegen Zahnschmerzen forderte.
66. Sik te helpen wiéten is beáter, as viel wiéten. (Büren.)
67. Viele können einem leicht (wohl) helfen.
Dän.: Mange kunne hielpe een, een kand sielden hielpe mange; Gud kand hielpe alle. (Prov. dan., 289.)
68. Was dem einen hilft, das schadet dem andern.
69. Was Helfen Dem Auge Leuchter Und Brill, Der Sich Selbst Nicht Rathen Und Kennen Will.
Vgl. Jo. Mich. Heineccius, Numorum Goslariensium Sylloge in Heineccius et Lenkfeld, Scriptores Rerum Germanicorum, Frankfurt a.M. 1707. Die gross gedruckten Buchstaben finden sich auf den sogenannten Brillenthalern des Herzogs Julius von Braunschweig, welche derselbe in Lüneburg hat schlagen lassen. In der Tabelle des angeführten Werks Nr. 65 u. 66.
70. Was helfen die Strassen, wenn die Häuser fehlen!
71. Was hilfft es, dass einer ander Leut lehren wil, vnnd thuts selbst nicht. – Lehmann, II, 834, 144.
72. Was hilfft genaw rechnen, wann man vbel bezahlen wil. – Lehmann, II, 835, 147.
73. Was hilffts, das der Teuffel gross ist, wann er sonst nicht taugt. – Henisch, 1756, 41.
74. Was hilffts, das der vil kunst kan, dem Gott kein Glück gan. – Henisch, 1664, 55.
75. Was hilffts, das man den Huht helt, wann der Kopff ab ist. – Gruter, III, 99.
Dän.: Hvad hielper det naar hovedet er af, at man beholder huden. (Prov. dan., 290.)
76. Was hilfft's, dass man viel sagt; an der That ligt die Macht. – Lehmann, II, 834, 146.
[489] 77. Was hilffts dich, wenn man dich mit einer grossen Gesellschafft henckt. – Sutor, 566.
Lat.: Solamen miserum est, socios habuisse malorum. (Sutor, 566.)
78. Was hilffts, wenn einer in gut vnd Ehren sitzt vnd muss darnach zur Helle. – Petri, I, 90.
79. Was hilft es, den Bären entgehen, wenn man nachher von den Wölfen gefressen wird.
80. Was hilft es, gross sein und leer, wie das heidelberger Fass.
81. Was hilft es, zum Fenster hinauskriechen, wenn man nachher wieder zur Thür hereinkommt.
Die Russen sagen, um nutzlose Anstrengungen zu charaktersiren: Was hilft es der Toscha, dass sie nach, Murom geht! D.h. dass sie nach Westen geht, da sie doch nachher durch die Oka, in die sie mündet, und Wolga, von der die Oka aufgenommen wird, wieder nach Osten fliessen muss.
82. Was hilft Flickens am Pelz, wenn Haut und Haar nicht gut sind.
83. Was hilft mir der Titel, fehlt mir der Kittel.
84. Was hilft's, auf Stelzen gehen, um die Strümpfe zu schonen, wenn man hernach gar in den Koth fällt!
Spott auf die falsche Rechnung des Eiteln.
85. Was hilft's, dass der Rabe oft badet, er bleibt doch schwarz.
86. Was hilft's, dass man die Kunkel anlegt und nicht abspinnt. – Fr. Hasenow, Vom Flachs bis zum Gewebe, im Bazar (Berlin 1867), Nr. 36, S. 294.
87. Was hilft's, dass man über Eier sitzt und nicht ausbrütet!
88. Was hilft's, der Aeltern Geld erben und nicht ihre Tugend. – Braunschweig. Kalender, 1861.
89. Was hilft's, nach dem Siegel schauen, wenn der Brief verbrannt ist.
90. Was hilft's, sein Leid der Stiefmutter klagen. – Simrock, 6313.
91. Was hilft's, so einer das grosse Fass zu Heidelberg gesehen und hat nicht daraus getrunken.
92. Was hilft's, wenn die Stiefeln vnter der Banck herfür kücken. – Westphal, Hoffartsteuffel, im Theatrum Diabolorum, 393a.
93. Was hilft's, wenn einer gelehrt ist, und es weiss es niemand.
94. Was hilft's, wenn ihn der Teufel holt', und ich muss das Fuhrlohn bezahlen. – Simrock, 1022; Braun, I, 4431.
95. Was kann's helfen, wenn man den Bock zum Gärtner setzt.
Lat.: Pone seram, cohibe, sed quis, custodiet ipsos custodes? (Juvenal.) (Binder II, 2607.)
96. Wat helpet emme allet Ingiewen1, wann me däut is. (Sauerland.)
1) Arznei nehmen.
97. Wat helpt et mi, dat de Hund noch so grot öss, wenn hei nich belle kann. – Frischbier2, 1564.
Nach Frischbier (a.a.O.) ist das Sprichwort in folgender Weise entstanden. In dem Kirchdorf Ottenhagen bei Königsberg waren bald nacheinander drei Pfarrer gestorben. Da sie alle drei körperlich schwächlich gewesen waren, so beschloss die Gemeinde einen Prediger von kräftigem und ansehnlichem Körper zu wählen. Alle Mitglieder der Gemeinde waren mit der Wahl zufrieden; nur ein Bauer erhob mit den obigen Worten Widerspruch gegen dieselbe, weil der betreffende Candidat eine heisere Stimme hatte; die Folge war, dass die Wahl auf einen andern fiel.
98. Wat helpt't, de Koh gifft'n Emmer vull Melk un schmitt hun wer um. (Ostfries.) – Hauskalender, II.
In Westfalen: Wat kann dat helpen, wenn de Kau en Emmer vull Mealke giewt, un stött ne ümme? (Firmenich, I, 270.) Was hift's, dass die Kuh Milch gibt, wenn sie den Kübel umstösst.
99. Wat helpt't mi, dat de Sünn schient, segt de Anner, wenn mi nu dösten dêt? – Hoefer, 17.
100. Wat helpt't? Wat bât't? (Ostfries.) – Hauskalender, II.
101. Wenn einer dem andern hilft, so sind beide stark.
Span.: Ayudándose tres, para peso de seis. (Bohn I, 204.)
[490] 102. Wenn man nicht helfen kann, so kann man doch raffen.
103. Wer allen helfen will, hilft niemand.
Span.: Quien sirve al comun, sirve á ningun. (Bohn I, 252.)
104. Wer allen hilft, wo er nur kann, und niemand schadet, ist mein Mann.
Lat.: Vir bonus est, qui prodest, quibus potest, nocet nemini. (Philippi, II, 252.)
105. Wer andern hilft, leiht auf Zinsen.
It.: Chi aiuto dà, aiuto aspetti. (Pazzaglia, 4.)
106. Wer andern nicht hilft, wird sich auch selber nicht helfen.
It.: A se l'aiuto nega, chi ad altr' il nega. (Pazzaglia, 4.)
107. Wer bald hilft, der hilft doppelt.
Lat.: Gratiaque officio, quod mora tardat abest. (Seybold, 204.)
108. Wer dem andern hilft in der Noth, der treibt Wucher mit Gott.
109. Wer dem einen hilft, kann dem andern nicht helfen. – Graf, 419, 156.
Ein Rechtsanwalt kann in derselben Sache nicht der Beistand beider Parteien sein; er muss vielmehr anvertraute Geheimnisse bewahren, wie der Priester. Einverständniss mit der Gegenpartei ist ein strafwürdiges Verbrechen.
Mhd.: Welcher deme andern helft umbe die clage, der mag deme andern nicht gehelfen umbe die clage. (Ortloff, II, 3, 2.)
110. Wer einem andern nicht helfen kann (will), lege ihm doch keinen Stein in den Weg.
Böhm.: Nemůžeš-li mi dáti podpory, nečiň mi závory. (Čelakovsky, 45.)
111. Wer einem helffen will, der helff so mehr mit beiden henden als mit einer. – Lehmann, 378, 80.
112. Wer geholffen hat, dem wird wieder geholffen. – Petri, II, 710.
113. Wer helfen kann, der helfe bald.
Holl.: Hetgeen gij schenken kunt, zoek daar geen voordeel in, den goeden goed doen, is te reck'nen voor gewin. (Bohn I, 323.)
114. Wer helfen will, muss es nicht blos mit den Lippen thun.
115. Wer helfen will, soll nicht schelten.
116. Wer jhm helffen lassen will, dem ist gut zu helffen. – Gruter, I, 80; Petri, II, 723; Sutor, 57; Schottel, 1146a.
Lat.: Non contra dicens dicitur esse sequens. (Sutor, 57.)
117. Wer kann helfen, wenn Haus und Stube voll ist und vor der Thür auch noch ein Schober!
118. Wer nicht gut helfen kann, kann sehr gut hindern. – Körte, 2733.
119. Wer nicht helfen kann, den bittet man vergeblich.
Dän.: Han bedes forgieves som ei kand hielpe. (Prov. dan., 51.)
120. Wer nicht helfen will, hat leicht eine Ausrede.
In Aegypten hat man dafür das Sprichwort: Dieser Tag ist mein Festtag, sagte der Jude, als man seiner Hülfe bedurfte. (Burckhardt, 78.)
121. Wer sich selber nicht hilft, wie werden dem die Heiligen helfen.
Die Venetianer behaupten: Wer sich nicht selber hilft, ertrinkt. (Reinsberg III, 39.)
Mhd.: Swer im selben hilfet niht, der blibet gar ein boesewiht. (Welscher Gast.) (Zingerle, 65.)
Holl.: Die zich zelven niet helpt, verdient niet, dat de heiligen zich over hem bekommeren. (Harrebomée, I, 297.)
122. Wer zu helffen willig ist, der wart nicht, biss er gebetten wird. – Lehmann, 376, 34.
Dän.: En villig hielper tøver ei til man beder. (Bohn I, 366.)
123. Wie kann der andern helfen, der sich selbst unnütz ist!
Lat.: Non bonus est ulli qui malus ipse sibi. (Philippi, I, 32.)
124. Will eins nit helffen, versuch ein anders. – Sutor, 80.
Lat.: Ventis destitutus, remos adhibe. (Sutor, 80.)
125. Wo die nicht helffen, die den Damm verwahren sollen, so wird ein Zaun die Fluth nicht auffhalten. – Petri, II, 302; Henisch, 1168, 22.
126. Wo man helfen soll, da steht das Schelten übel.
127. Wos hilft's, 's is hoite ze Tage nich anders. (Schles.) – Frommann, III, 249, 291.
[491] *128. Da hilft kein Grobgransen. (Köthen.)
Es hilft alles nichts. Gransen oder granzen für grunzen und dies für heftig weinen.
*129. Da hilft keis Büte nit. (Solothurn.) – Schild, 85, 513.
Wenn etwas unaufhaltsam seinem Ziele entgegengeht.
*130. Da hilft weder Warnen und Weisen. – Stieler.
*131. Das hilfft ebenso vil, als ein bantzer für den galgen. – Franck, I, 71a.
Holl.: Dat komt hem zoo veel te hulp als twee kakhielen. (Harrebomée, I, 374a.)
*132. Das hilfft so vil als ein höltzin (oder für sich gemacht) creutz für den teuffel. – Franck, I, 71a.
*133. Das hilft, als wenn man bei einer Küche (der Thür eines Bäckers) vorbeiläuft. – Reinsberg IV, 73.
*134. Das hilft so viel als wenn man einen ⇒ Betteljungen (s.d.) in die Hölle würfe.
Holl.: Het helpt zooveel, als of men een' Fransman in de hel schopt. – Het helpt zooveel als of men eene doode hoer in de hel schopt. (Harrebomée, I, 299.)
*135. Das hilft wie – Chrisam zum Schuhschmieren. – Eiselein, 106.
*136. Das hilft wie ein Gerstenkorn (eine Bohne) im Braukessel.
*137. Dit helpt üs Weeter üp en Guus. (Sylt.)
Das hilft wie Wasser auf der Gans.
*138. Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen.
Lat.: Qui modo patronus, jam cupit esse cliens. (Ovid.) (Philippi, II, 133.)
*139. Er hilft aus der Pfütze in den Dreck.
Holl.: Hij helpt hem van den kant in de gracht. (Harrebomée, I, 380a.)
*140. Er hilft, dass das Brot nicht schimmelt (vertrocknet). – Mayer, II, 78.
Von einem unnützen Menschen, dessen ganze Thätigkeit im Essen und Trinken besteht.
Dän.: Som hielper til at brødet skal ei mulne. (Prov. dan., 127.)
*141. Er hilft dem andern den Karren in den Koth führen, aber nicht wieder heraus.
*142. Er kan ym selbs weder helffen noch ratten. – Hauer, 117.
Lat.: Nequicque sapit, qui sibi non sapit. (Hauer, Lij.)
*143. Er kann sich selber helfen.
Ist der Sache ohne fremde Hülfe gewachsen.
Lat.: Nare sine cortice. (Horaz.) (Philippi, II, 5.)
*144. Er will andern helfen und weiss sich selbst keinen Rath.
Lat.: Aliorum medicus, ipse holceribus scates. (Faselius, 11.)
*145. Es hilfft nicht oder es darff sein nicht. – Franck, I, 71a.
*146. Es hilfft nicht, wenn du dich gleich am tod legest. – Franck, II, 64b.
*147. Es hilfft, was es kan! – Agricola I, 360; Egenolff, 191b.
Wird gebraucht, um auszudrücken, dass ein uns gegebener Rath wol so viel wie nichts nützen werde.
*148. Es hilft so viel wie ein Tropfen auf einen heissen Stein. – Braun, I, 4601.
*149. Es hilft weder Warnen noch Zuspruch. – Eiselein, 628.
*150. Es hilft, wie wenn man das Wasser mit Scheitern löscht.
Spott auf verkehrte Mittel zur Erreichung eines Zwecks oder auf unzweckmässige Hülfe.
*151. Es ist ihm gut zu helfen, man macht ihn mit einer Zwiebel gesund. – Körte, 7200.
*152. Help de lewe Gottke. – Frischbier2, 1560.
In vielen Gegenden Ruf beim Beginn jeder neuen Arbeit. Ist die Arbeit verrichtet, so heisst es: Help de lewe Gottke up't andre.
*153. Ich werde dir helfen!
*154. It helpt so wol alse Otbertes seghenunge. – Grautoff, I, 194; Köster, 255.
Es hilft als Sanct-Otbert's Segen. D.h. nichts. Otbert war ein schlauer Mann, der die Rolle eines Heiligen, Propheten und Wunderthäters geschickt zu spielen wusste, und dessen Name im 13. Jahrhundert weithin bekannt gewesen zu sein scheint. In den Lübischen Sagen des Prof. Deecke heisst es (S. 35) [492] über ihn: »Anno 1218 kam ein Mann nach Lübeck aus dem Stifte Bremen, Bruder Odebrecht genannt, der hatte dort bei einem Wasser, Namens Bevern, gesessen und eine Segnung gemacht, den Kranken zu helfen; auch wollte er künftige Dinge vorhersagen. Die Bauern hatten ihm allerlei Handopfer gebracht; davon nahm einen Theil der Vogt zu Verden und gab ihm dafür Schutz. Die Stiftsherren aber zu Bremen wollten das nicht leiden, kamen wie Pilgrime gekleidet, um St.-Odebrecht zu besuchen und nahmen das Schloss (Bremervörde) weg. Hierauf musste Odebrecht weichen mit seinem Schutzherrn und kam nach Lübeck. Aber hier wollte sein Segen keinen Fortgang haben, wie er es auch anfangen mochte. Endlich ging er zu Schiff nach Livland. In Lübeck aber hatte man geraume Zeit das Sprichwort: ›Dat helpet so vel als Sünte Odebrecht's Segenunge.‹« (Vgl. auch Köster, Kurze Geschichte von Bremervörde, S. 177.)
*155. Was hilft's!
»Eine der unheilbringendsten Redensarten und das Motto derer, die nie selbst handeln, sondern alles Schwere andern überlassen, das Wiegenlied der Trägheit und Furcht, der Anwalt der Pflichtvergessenen, die Sprache des gröbsten Eigennutzes.« So heisst es in einem Artikel über das Gefährliche und Nachtheilige dieser Redensart im Preussischen Hausfreund, Berlin 1809, I, 224.
*156. Wenn dat nig helpt, so mag Bêr un Brod helpen. – Schütze, I, 83.
Sagt man mit Bezug auf die Arznei, die man dem Kranken reicht.
*157. Wenn dat nig helpt, so mut Water un Brot helpen. – Schütze, I, 154.
Der letzte Versuch vor dem Verzagen.
158. Das hat geholfen, als wenn man Wasser auf eine Gans giesst.
Altfries.: Dit heed holpen, üs wan em Weeter üp en Guus stört. (Hansen, 2.)
159. Dem ist wohl geholfen, dem der König wil helffen. – Pauli, Schimpff, LVb.
160. Es hilft koa bi-in und koa béen. (Böhmerwald.)
161. Es hilft nichts und batt nichts. (Kamnitz.)
[1422] 162. Es hilfft, was es kan, sagte jener, so aus einem Garküchenhunde wollt einen Jagdhund ziehen. – Mathesy, Syrach, 131b.
163. Es wett (wird) nit helfen, wenn der Nussij (Fürst) vün Buwel (Babylon) soll kümmen.
Der Fürst, den die Babylonier während des Exils über die Juden einsetzten, genoss bei letztern eines grossen Ansehens und war sehr einflussreich. Die Redensart drückt demnach aus, dass an einer Sache nichts mehr zu ändern sei.
164. Helf, was helfe(n) mag. (Ulm.)
165. Hilf dir selbst und Gott hat nichts dagegen. – Auerbach, Neues Leben, III, 355.
166. Ich will dir wol helfen, sagt unser Herrgott zum Menschen, wenn du mithilfst.
167. Offt hilfft etwas eben so viel, als wenn mans Liecht ausslescht, dass einen die Flöh nicht solten finden vnd stechen. – Lehmann, 135, 17.
168. Was hilffts, dass die Kirche gross ist, der Cantor singt gleichwol nicht mehr denn er kann. – Petri, II, 599.
169. Was hilffts, dass die Kirche gross ist, wenn kein Volck hineinkompt. – Petri, II, 599.
170. Was hilffts, den Bogen spannen vnd nicht abtrucken. – Lehmann, 803, 6.
171. Was hilffts, die Musquet laden vnd nicht Fewer geben. – Lehmann, 803, 6.
172. Was hilffts einem, wenn er schon viel Gelts in der Kisten hat, vnd der Teufel hat den Schlüssel darzu. – Lehmann, 253, 52.
173. Wem man helfen soll, dem muss man sagen, wo's fehlt.
Holl.: Die voor zijn kwalen raad wil krijgen, moet ook haar gronden niet verzwijgen. (Harrebomée, II, 206b.)
174. Wer sich selbst nicht hilft, der ertrinkt. – Heyse, Frau Marchesa.
*175. Es helft, wie a Todten an Eil-mule-Rachmim1.
1) Eil-mule-Rachmim, »Gott, der voll Erbarmen«, ist der Anfang eines Gebets, welches für die Todten abgehalten wird. – Sinn: Es hilft blutwenig.
*176. Es helft, wie a Todten Bańkis (Schröpfköpfe).
Auch Piaufkis, d.i. Blutegel, vom polnischen Piawki = Blutegel, d.h. es hilft blutwenig.
*177. Es helft, wie an Arbes (Erbse) in der Wand.
Es ist von keinem Erfolg.
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