1. Auch eine Mücke hat ihre Milz. – Eiselein, 476; Simrock, 7115.
Lat.: Habet et musca splenem. (Eiselein, 476.)
2. Auch kleine Mücken haben ihr Gift.
3. Aus ar Micke wird a Pfard. (Kreis Militsch.)
Aus einer Mücke wird oft ein Pferd gemacht.
4. Bässer Möcke gefâng als miesig gâng. ( Trier.) – Laven, 175, 9; Firmenich, III, 546, 9.
Besser Mücken gefangen als müssig gegangen.
5. Besser ein Muck im Honig, dann hundert Hurnussen ohn Honig. – Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 644.
6. Besser eine Mücke auf der Suppe als gar kein Fett. (S. ⇒ Maus 3.) (Eifel.) – Schmitz, 187, 70.
7. Danzen de Möcken im Januar, wet et Foder (Futter) un auch de Botter rar. (Köln.) – Weyden, I, 1.
8. De magern Müggen bîtet (beissen) schârp. (Münster.) – Frommann, IV, 427, 81; für Osnabrück: Lyra, 28.
9. De Mäk schèisst dem Kîser af de Nuoss. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 235.
Mhd.: Soldes der keiser selbe swern, ern kan sich mücken niht erwern. (Freidank.) – Waz sol der muggen swil. (Frauenlob.) ( Zingerle, 104.)
10. De Mäke kun af't Siss (oder: af den Zaker, af det Hînch). (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 234.
11. Der sich der Mucken erwehrt, bekompt mit Hornossen zu thun. – Lehmann, 80, 23.
12. Die kleinste Mücke ist vor dem Frosch nicht sicher. – Altmann VI, 456.
13. Die magern Mücken stechen ärger als die fetten.
14. Die muck gehet so lang vbers Honig, biss sie drinn kleben bleibt. – Lehmann, 580, 9.
15. Die mücke fliegen so lang vmbs liecht, biss sie versengt sein (die Flügel verbrannt haben). – Lehmann, 244, 4; Eiselein, 476; Simrock, 7118; Reinsberg III, 142.
Dän.: Mygget flyer saa længe om lyset til det brændes. (Prov. dan., 422.)
Frz.: La mouche se brusle à la chandelle.
[739] Holl.: De mug zwerft zoo lang om de kaars, tot dat zij er den laatste invalt (zich brandt, oder: hare vleugelen zengt). (Harrebomée, II, 107a.)
It.: La farfalla, che gira intorno al lume alfin vi brucia le ali. (Gaal, 448.) – Tanto và la capra zoppa, ch' il lupo alfin l' intoppa. (Pazzaglia, 47, 4.)
Schwed.: Myggan flyger så länge kring ljuset, at hon en gång bränner wingarne. (Grubb, 533; Wensell, 55; Rhodin, 96.)
16. Die Mücke fürchtet sich nicht vor den Hörnern des Ochsen.
17. Die Mücke gewohnt den Hammerschlag. – Wurzbach II, 167; Blass, 8.
Ein Sprichwort, mit dem sich die Juden über die Zerstörung Jerusalems trösten, weil es an die göttliche Strafe erinnert, die deshalb den Kaiser Titus betroffen haben soll. Es soll demselben nämlich nach der Zerstörung der Stadt eine Mücke mit kupfernem Stachel durch die Nase ins Gehirn gedrungen sein, die ihn ununterbrochen gequält habe. Als er einmal bei einer Schmiede vorbeigezogen sei, habe die Mücke, erschreckt von dem Gehämmer, mit Stechen nachgelassen, was ihn veranlasst habe, neben seinem Palast einen Hammer unterhalten zu lassen. Allein die Mücke gewohnte den Hammerschlag.
18. Die Mücke ist darum kein Hofmann, wenn sie auch einmal dem Fürsten ans Fenster pisst. – Fischart.
19. Die Mücke sticht des Löwen Auge.
Man soll auch den Geringen nicht verachten.
20. Die Mücke verliert den Stachel, wenn sie der Schildkröte zu Leibe will. – Altmann Vl, 457.
21. Die Mücken bleiben in den Spinnweben hängen, die Vögel fliegen durch. – Judas der Erzschelm, II; Parömiakon, 932.
22. Die Mücken fliegen in kein Feuer.
»Etliche halten eine feurige werckstatt von arbeit vnd andacht für ein recept wieder böse gedanken, vnd sagen: Die Mucken fliegen in kein Feuer.«
23. Die mücken haben die gerechtigkeit von alten zeiten, dass sie auff die Pferd vnd Ochsen sitzen vnd sich mit ihrem Blut sättigen. – Lehmann, 657, 63.
Zur Vertheidigung gewisser sogenannter historischer Rechte.
24. Die Mücken sehen einander alle gleich. – Eiselein, 475; Simrock, 7117; Braun, I, 2788.
25. Die Mücken setzen sich gemeiniglich auf die magern Pferd. – Lehmann, 546, 6.
26. Die Mucken sitzen auff ein lauchlichen Hafen, aber nicht auff ein siedenden. – Lehmann, 341, 11.
Zu grosse Milde und Nachsicht taugt nicht. »Ernst schafft offt viel grössern nutzen als zu viel glimpff.«
27. Die Mücken stechen wol, aber nicht das ganze Jahr.
Böhm.: Štípají komáři do času. (Čelakovský, 263.)
28. Die Mücken tanzen, es gibt gut Wetter.
29. Die Mücken wohnen bey vns, sitzen auff vns, essen vnnd trincken mit vns auss einem geschirr, machen sich doch nicht so gemein, das sie sich fangen liessen, wenn man jhrer bedurfftig; also thun auch etliche Freund. – Lehmann, 207, 39.
30. Doss ane Micke sul huppen (niesen) wîe a Fârt, dos îs unmîglich. (Schles.) – Frommann, III, 246, 91; hochdeutsch bei Simrock, 10721.
Gomolcke (292) hat: Husten wie a Pfard. Der Kleine kann nicht durchsetzen, was der Grosse vermag. »A bot recht, den dos anne Mücke niesen soll wie a Pfard, is nich müglich.« (Keller, 163a.)
31. Dürre Mücken, magere Flöhe thun mit dem Stechen trefflich wehe.
32. Ein mück ist klein; wenn sie dem Löwen in die Nass Kreicht, so verkratzt er Maul vnd Nass. – Lehmann, 772, 16.
33. Ein Mück kan kein grossen staup machen. – Lehmann, 261, 3.
34. Ein vnsaubere Mück verderbt einen gantzen Becher vom besten Wein. – Lehmann, 775, 20.
35. Eine kleine Mücke kann einen grossen Kerl stechen, dass er schreit.
Holl.: Eene mug kan een' groot' kerel wel steken, dat hij jankt. (Harrebomée, II, 107a.)
[740] 36. Eine Mücke braucht nicht viel Wasser, um zu ertrinken.
»Gemeine Köpfe ersaufen im Detail wie Mücken in einem Wasserglase.«
37. Eine Mücke macht keinen Sommer. (Mockerau bei Graudenz.)
38. Eine Mücke sticht wol einen Löwen ins Ohr.
Holl.: Een mug steekt wel een' leeuw in 't oog. (Harrebomée, II, 107b.)
39. Es ist ein schlechts, das ein mück in ein Glas mit wein felt. – Lehmann, 506, 39.
40. Es können viel Mücken in eine Schüssel fallen, ehe ein Feldhuhn darin liegt.
41. Flüge d' Mugge teuf, so git's Räge, flüge sie aber höch und hei-n-e Muggetanz, so git's schön's Wätter. (Solothurn.) – Schild, 119, 173.
42. Gross Möcke, feist Vögel. – Sutermeister, 139.
43. Gross Mücken fahren durch spinnen Weben, die kleinen bleiben drinne kleben. – Eyering, II, 697.
44. Heft Müggen ôk Rüggen?
D.i. haben die Mücken auch Rücken? Kleine Kinder müssen nicht mitsprechen.
45. Hungerige mücken beissen (stechen) scharpff (übel). – Tappius, 93b; Henisch, 1156, 60; Lehmann, 45, 50; Schottel, 1120a; Gaal, 1158; Körte, 4317; Simrock, 7116; Reinsberg III, 85; Braun, I, 2784.
Engl.: Hungry flies bite sore. (Gaal, 1158.)
Lat.: Muscae famelicae, vel pulices altius infigunt aculeum. (Henisch, 1156, 61.) – Muscae sitientes importunissimae. (Gaal, 945.)
Ung.: Az éh szunyog nehezebbet szúr. (Gaal, 1158.)
46. Hungerige Mücken vnd mager Leuse stechen vbel (oder: vbler denn volle). (S. ⇒ Fliege 60-63 und Floh ⇒ 7, ⇒ 31 u. ⇒ 32.) – Petri, II, 386.
47. Isset eine Muck auss dess Fürsten Schüssel, so ist sie drumb kein Hofmann. – Lehmann, 168, 33.
48. Je hungriger die Mücke, desto schärfer ihre Stiche.
49. Keine Mücke ist so hungrig, dass sie eine andere sticht.
50. Kleine Mücke, scharfer Stachel.
51. Kleine Mücken bleiben hängen, grosse Käfer wischen durch. – Parömiakon, 3207.
52. Magere Mücken beissen scharf (sehr). – Waldis, II, 85, 30; IV, 52, 32.
Dän.: Magre mygge stikker mest. (Prov. dan., 398.)
Lat.: Macilenti pediculi acrius mordent.
Schwed.: Magra myggor bita wärst. (Grubb, 999; Rhodin, 90; Wensell, 51.)
53. Magere Mücken stechen übel. – Eiselein, 475.
54. Magere Mücken verstehen keinen Spass.
55. Man muss der Mücken sich erwehren. – Eiselein, 476.
56. Man muss nicht nach jeder Mücke schlagen. – Eiselein, 475; Simrock, 7120; Körte, 4314; Körte2, 4421; Braun, I, 2782; Pfeffel, Der Knabe und die Mücke; Auerbach, Dorfgeschichten, III, 285.
Holl.: Men moet niet naar elke mug slaan. (Harrebomée, II, 107b.)
57. Man muss nicht zwei Mücken zugleich schlagen.
Nicht zu viel auf einmal anfangen.
Frz.: Quelle mouche le pique!
58. Man mutt keen Mück vörr'n Elepant hol'n (halten). (Rendsburg.)
59. Man vertreibt die Mücken aus dem Gesicht, aber nicht die Schmeichler aus den Ohren.
Dän.: Man jager myg og fluer fra øyene, men ikke hyklere fra ørene. (Prov. dan., 322.)
60. Mancher kann die Mucken (Mücken) im Hause nicht leiden und hat den ganzen Kopf voll.
Schwed.: Mängen kan intet lijda muggor i huset och haar hufwudet fult deraf. (Grubb, 557.)
61. Mancher presste ein Muggen umb das Blut und schunde ein Floh umb den Pelz.
Lat.: Est casus rarus quod non fit dives avarus. (Chaos, 68.)
62. Mer konn net nôch älle Mucka schla. – Nefflen, 463; Michel, 272.
Man darf nicht alle Fehler anrechnen, man muss auch etwas übersehen können.
[741] 63. Mit Mücken ist bös kämpfen.
Besser ein grosser Feind oder Gegner als viel kleine. Im Morgenlande sagt man: Wenn dich Allah von den Hyänen errettet, so bitte ihn, dass er dich von den Schakals erlöse.
64. Mücken bescheissen alle Ding, und sie selber sind zu nichts nutz. – Eiselein, 476.
65. Mücken ertrinken in einem Wasserglase.
Im Detail gemeine Köpfe.
66. Mücken fangen sich, Schwalben fliegen durch. – Parömiakon, 1568.
67. Mücken kommen ungeladen.
Mhd.: Ez wahsent âne der liute danc müggen unt bremen. (Marner.) (Zingerle, 104.)
68. Mücken, Schmarotzer und Hunde finden sich, wo man ist, zur Stunde.
Lat.: Musca canes mimi sunt ad convivia primi; non invitati, veniunt prandere parati. (Binder I, 1048; II, 1959; Neander, 291.)
69. Mücken setzen sich am liebsten auf die weisse Leinwand und beschmeissen sie. – Einfälle, 282.
Also pflegt auch der Teufel unsere besten Gedanken zu verunreinigen und zu zerstören.
70. Mücken suchen den Milchhafen, Raben und Wölfe die Keiler. – Eiselein, 475.
71. Mücken und Mönche bescheissen alle Ding' und sie selber sind zu nichts nütz. – Klosterspiegel, 36, 5.
72. Müggen, hebb't de ok Rüggen? (Bremen.) – Köster, 254; Bueren, 876; Eichwald, 1333; Kern, 709; Stürenburg, 204b; Hauskalender, III.
Um zu sagen: Junge Leute dürfen nicht über Rückenschmerzen klagen.
Holl.: Muggen hebben ook ruggen. (Harrebomée, II, 107b.)
73. Oft seiht man Mücken durch und schluckt Elefanten hinunter.
74. Spanisch, spanisch Mugge, flüg über de hoh Rugge, flüg über de hoh Berg, dass morn gut Wetter gäb. (Schweiz.)
75. Spielt die Mück' um Habakuk (15. Jan.), der Bauer nach dem Futter guck. (Wohlau.) – Boebel, 1.
76. Stechen dich die Mücken, so lass das Jücken.
77. Um die Mücken zu vertreiben, muss man nicht das Haus (die Scheune) anzünden.
78. Viel Mücken bezwingen einen Elefanten.
79. Wann de Müggen danzet, dann gitt et gut Wedder. (Waldeck.) – Curtze, 315, 20.
Sagt man auch in Tirol. (Reinsberg VIII, 58.) (S. ⇒ Johanniswürmchen.)
80. Wann die Möcke de Petersdoag spiele off de Miste, soll m'r's Hai (Heu) schliesse in de Kiste. (Kinzigthal.)
81. Wenn de Mücke farzen wiel wie a Pfârd, su resst 'rsch Hingergeschirr. (Oberlausitz).
»So reisst ihr das Hintergeschirr.«
82. Wenn de Müggen spälen im hard'n Mân1, sall de Bûer dat Uert2 up de Hillen3 slân. (Mecklenburg.) – Schiller, III, 20b.
1) In einer pommerschen Diätetik aus dem 15. Jahrhundert heisst es vom »hard'n Man«: »Desse Mane beghynnet sick in nyjahres daghes vnde endet sick to lichtmissen.« (Vgl. Kosegarten in den Baltischen Studien, XIX, 51.)
2) Ueert, Uertstroh, Oert, Uress'n Urás; im Bremer Wb.: Ort, Ortele, in der Eifel Urzel, in Schlesien: Ursche (Frommann, IV, 188; V, 478; VI, 20) ist das vom Vieh, namentlich von den Schafen übriggelassene Futterstroh.
3) Hillen, der mit dünnen Baumstämmen (Stangen, Slêten, in Schlesien auch Schwarten) belegte Boden über und neben der langen Hausdiele in unsern Bauernhäusern. (Mussäus in den Mecklenb. Jahrb., II, 113; Frommann, VI, 150 u. 213.)
83. Wenn die Mücke auf der (geschwungenen) Glocke sitzt, hält sie sich für den Glöckner.
84. Wenn die Mücke ein Hühnerei legen will, so ist es ihr Tod. – Eiselein, 475; Simrock, 7114.
Mhd.: So habent die alten gesaget wâr, wenn die muck wil legen ain ay, als die henn, sô pricht sy entzway. (Vintler.) – Diu mücke muoz sich sêre müen, wil si den ohsen überlüen. (Freidank.) (Zingerle, 104.)
85. Wenn die Mücke ein Schildkröte sticht, verdirbt sie den Stachel. – Winckler, XX, 61.
[742] 86. Wenn die Mücke fliegt ins Licht, bleiben ihr die Flügel nicht.
87. Wenn die Mücken heute tanzen und spielen, sie das morgige gute Wetter fühlen. – Schmitz, 174, 68.
88. Wenn die Mücken im Schatten spielen, werden wir bald Regen fühlen.
89. Wenn die Mücken spielen im Januar, so kommt der Bauer in grosse Gefahr.
Holl.: Als de muggen in Januarij dansen, wordt de boer een bedelaar. (Harrebomée, II, 107a.)
90. Wenn die Mücken spielen im Januar, so sind die Schafe in grosser Gefahr. – Bair. Hauskalender.
In Venetien sagt man: Wenn die Mücke im Januar schwärmt, so nimm selbst die Abfälle (von Heu, Kraut u.s.w.) und thue sie in den Speicher (zu Viehfutter). (Reinsberg VIII, 64.)
Frz.: Quand Noël a son pignon, Pâques a son tison. (Kritzinger, 534a.)
Holl.: Als de muggen im Maart dansen, dat doet het schaap den dood aan. (Harrebomée, II, 107a; Bohn I, 298.)
91. Wenn die Mücken spielen, wird schönes Wetter.
Holl.: Als de muggen dansen, geeft het morgen goed weêr. (Harrebomée, II, 107a.)
92. Wenn die Mücken tanzen im Februar, gibt es ein spät Frühjahr.
93. Wenn ein Muck ein Schneck sticht, so bricht der Stachel. – Lehmann, 264, 48.
94. Wenn eine Mücke ins Bier fällt, so ist der Deckel ein Schelm.
95. Wenn man der Mücke ein Bein ausreisst, so kommen die Därme mit.
Jeder Schaden ist dem Armen doppelt fühlbar.
Böhm.: Vytrhni komávu nohu, a hned jsou i střeva venku. (Čelakovský, 176.)
Ill.: Izskubi komani nogu, crjeva mu su na dvoru. (Čelakovský, 176.)
96. Wer mit Mücken kämpft, den stechen sie zu Tode.
97. Wer Mücken fängt, hat schlechte Braten.
98. Wer mücken hat, dem muss man mit mückenpulver helffen, aber Narren wollen sie stracks mit schwerten vnd Degen vertreiben. – Lehmann, 430, 31.
99. Wer schewt Mück vnd Galle, der hat selten ein gut Pferd im Stalle. – Petri, II, 766.
100. Wer zwei Mücken auf einmal jagt, fängt keine.
Frz.: Il ne faut pas chasser deux lièvres à la fois.
101. Wie man sich im Sommer nicht kan der Mucken erwehren, also auch im leben kan sich ein Mensch böser nachred vnd verleumbder schwerlich entheben. – Lehmann, 792, 18.
102. Wun de Mäke stêche, kît Rên. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 47b.
*103. A hot hieren die Micken niesen. – Gomolcke, 79.
*104. Da sind neun Mücken so gut als ein Feldhuhn.
»Das klein geflügel wird vmb S. Veitstag so heunisch werden, dass es frey mit dem gröbsten Bawren die Milch wird auss der schüssel essen; alsdann werden neun Mucken so gut als ein Feldhun sein.« (Fischart, Prakt., in Kloster, VIII, 635.)
*105. Das ist eine alte Muck, die ist vor einem Jahre schon geflogen. (Nürtingen.)
Nichts Neues, es ist eine alte längst bekannte Geschichte.
*106. Das nimmt eine Mück' auf dem Schwanz übern Rhein. – Körte, 4318d.
*107. Dat is so vêl as wenn mi ene Mügge steckt. – Dähnert, 314a.
*108. Dat öss als wenn e Mügg önt Haff pösst. – Frischbier, 508; Frischbier2, 2667.
*109. De Mök wûl den Torn (Thurm) änfläjen. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 948.
Bezieht sich auf ein Lügenmärchen.
*110. Den Mücken die Köpff abbrechen. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 235.
*111. Die Mücke mit dem Elefanten vergleichen.
*112. Die Mücke mit dem Fuchsschwanz abkehren.
*113. Die mucken fahen vnd Elephanten lassen fahren. – Henisch, 870, 11.
[743] *114. Die Mücken pissen. – Frischbier2, 2666.
Wird gesagt, wenn einzelne kleine Regentröpfchen bei Sonnenschein fallen.
*115. Du haost mi âlleweil auff der Muck. – Nefflen, 455; Michel, 261.
Du willst mich necken, zum Gegenstande der Verfolgung oder der Unterhaltung, des Scherzes, des Spotts machen.
*116. Ea mocht aus a Mugg an Hölifounten. (Steiermark.) – Firmenich, II, 771, 188.
*117. Eher frässe die Mücke einen Adler. – Parömiakon, 1829.
»Eher wird die Donau zurückgehen, eher werden Wolf und Schaf Freunde, eher jagt das Lamm einen Löwen, eher werden die Kühe fliegen, eher verfolgt der Hase einen Hund«, ehe das geschieht.
*118. Ein Muck hat mehr Blut als er Verstand. – Lehmann, 819, 1.
Dän.: Et myg har meere blod end forstand. (Prov. dan., 421.)
*119. Ein mucke fueret es auff dem schwantze weg. – Agricola I, 404; Egenolff, 195a; Eyering, II, 149; Fabricius, 70; Schottel, 1136a; Eiselein, 475; Sailer, 113; Braun, I, 2786.
Holl.: De dank en loon, die ik daarvan heb, zijn zoo gering, dat eene mug ze op den staart kan wegvoeren. (Harrebomée, II, 107a.)
*120. Eine Mücke wird eher einen Adler fressen.
*121. Eine Mücke würde eher das Meer aussaufen. – Parömiakon, 3116.
*122. Einem die Mücken vertreiben. – Eiselein, 476.
*123. Einen auf der Mugk haben. – Schöpf, 164; Herrig, Archiv, LV, 310; Pestalozzi, X, 51.
Auf der Visirmücke. In Würzburg: Ich hab'n auf d'r Muck. (Sartorius, 174.) Ihn scharf beobachten. (S. ⇒ Gabel 13.)
*124. Er geht nicht vor der ersten Mücke pissen.
Nicht jede Kleinigkeit jagt ihm Schrecken ein. Von Kühen entlehnt, die durch Mücken, Bremsen u. dgl. in die Flucht getrieben werden.
*125. Er hat die Mücken hinter den Ohren (im Kopfe). – Körte, 43182.
*126. Er hat keine Mücken im Zimmer, aber im Kopfe immer.
*127. Er hört die Mücken niesen.
»Ja, sprächen sie, sie könten Mücken niesen hören, so wird der Ausgang lehren: In dieser Nacht seyn alle Kühe schwartz.« (Keller, 130b.)
*128. Er kann d' Muck an der Wand nicht leiden. (Nürtingen.)
*129. Er kann den Mücken zur Ader lassen.
Der Ueberkluge.
*130. Er kennt die Mücken in der Milch.
*131. Er macht auss einer mucken ein elephant. (S. ⇒ Fliege 93, ⇒ Furz 18 und ⇒ Maus 297.) – Franck, I, 103b; Grimmelshausen, Vogelnest; Mayer, II, 42; Körte, 4316; Bücking, 213; Lohrengel, II, 42; Masson, 138; Wahl, 98, 28.
In Würtemberg: Er macht auss'ra Muck 'n Elefanten. (Nefflen, 458; Michel, 264.) Auch die Czechen aus einem Ameisenhaufen einen Berg. (Reinsberg IV, 76.) – Die Russen: Aus einer Mücke einen Mückenschwarm machen. (Altmann, IV, 517.) Aus einer Kuh eine Rinderheerde machen. (Altmann VI, 515.)
Dän.: At giøre en elefant af en flue. (Prov. dan., 141.)
Engl.: He makes a mountain of a mole-hill. – He changes a fly into an elephant. – You love to make much of naught. (Bohn II, 65 u. 118.)
Frz.: De neant faire grant chose. (Bovill, III, 43.) – Faire d'une mouche un éléphant. (Kritzinger, 468b; Leroux, I, 112; Masson, 138.)
Holl.: Hij maakt van eene mug een' olifant. (Harrebomée, II, 107b.)
It.: Fare d'una mosca un elefante.
Lat.: Arcem facere ex cloaca. – Culicem elephanti conferre. (Binder I, 256; II, 624; Erasm., 271; Philippi, I, 101; Seybold, 89; Masson, 138.) – De nihilo rem facere praegrandem. (Bovill, III, 43.) – E musca elephantum facit. (Apostol., VIII; Binder I, 473; II, 906.) – Elephantum ex musca facere. (Faselius, 74; Hanzely, 17; Hauer, Lííj2; Philippi, I, 132; Schonheim, E, 4.) – Ex ungue leonem. (Faselius, 80.) – Formica camelus. – Si parva licet componere magnis. (Eiselein, 475.)
Schwed.: Göra myggor till elefanter. (Marin, 14.)
*132. Er macht us der Muggen 'n Hengst. – Sutermeister, 75.
*133. Er presst eine Mücke ums Blut und schindet einen Floh um den Balg.
[744] *134. Er sieht eine Mücke in der Luft eher als einen Ochsen auf der Erde.
Holl.: Hij ziet eerder eene mug in de lucht, dan een' os op de aarde. (Harrebomée, II, 107b.)
*135. Er will der Mücke zur Ader lassen.
»Wie man der Mücke solle zur Ader lassen.« (Schuppius, I, 28.)
*136. Er will einer Mücke in den Arsch sehen.
Holl.: Hij zoude eene mug in haren aars zien. (Harrebomée, II, 107b.)
*137. Er will Mücken fangen.
Holl.: Hij wil eene mug vangen. (Harrebomée, II, 107b.)
*138. Es ist so viel, als wenn einem eine Mücke in den Hals hustet.
Frz.: C'est un grain de mil dans la gueule d'un âne. (Kritzinger, 457b.)
*139. Es könnte mich eine müde Mücke umstossen.
»Was wir begynnen geht zuruck, es stiess uns umb eine müde Muck.« (Ritter Gottlieb, Brunntrut 1598, S. 124.)
*140. Et is 'ne magre Mügge. – Lyra, 28.
Begierig andere auszusaugen.
*141. Etwas auf die Muck nehmen.
*142. Hei süht de Mügge vür'n Elefanten an. (Paderborn.) – Firmenich, I, 362, 20.
*143. Mücken im Kopf haben. – Kritzinger, 443a.
*144. Mücken seigen und Kamele verschlucken. – Matth. 23, 24; Simrock, 7119; Schulze, 229; Zehner, 14; Zaupser, 685; Körte, 4315; Wahl, 98, 28.
In Kleinigkeiten ängstlich, genau, und in wichtigen Dingen leichtsinnig und gewissenlos sein.
Böhm.: Komáry cediti, a velbloudy požírati. (Čelakovský, 20 u. 25.)
Engl.: To strain at a gnat and swallow a camel. – To stumble at a straw and leap over a block. (Bohn II, 179.)
Frz.: S'amuser à la moutarde. (Körte, 4315.)
Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas.
Schwed.: Sijla muggor och swälge cameler. (Grubb, 717; Marin, 24.)
*145. Mücken weichen (wägen).
Bei Waldis (IV, 45, 24) in folgender Stelle: » ... Man sieht jezt leider in grossen sachen durch die finger, laufft vbers grass, stosst sich ans gräger, gross kamelthier sie gantz verschlucken vnd weichen doch die kleinen mucken.« Sandvoss (123) gibt den Sinn dahin an: »Die Leute verschlucken heutzutage Kamele von Schwierigkeiten als wären es Pfeffernüsse und legen eine Mücke auf ihre Goldwage.«
*146. Müggen richten, Kamele schonen. – Dähnert, 314a.
Von parteiischer Behandlung, meist in dem Sinne: Die kleinen Diebe hängen und die grossen laufen lassen.
*147. Sie sind wie die Mücken, sie müssen hinzu wenn sie Feuer erblicken.
*148. Welche Mücke sticht ihn! (hat ihn gestochen!)
Was wird ihm, wandelt ihn an?
Frz.: Quelle mouche le pique!
*149. Wie eine Mücke ums Licht fliegen.
*150. Zwei Mücken mit Einem Schlage treffen.
Lat.: Uno saltu duos apros capere. (Plautus.) (Binder II, 3417.)
*151. Zwei Mücken mit Einer Klappe schlagen.
Zwei verschiedene Dinge mit einem abmachen.
Frz.: Faire d'une pierre deux coups.
152. Die schönsten Mücken und Raupen haben das meiste Gift in sich, sagte Klaus, als eine Jungfrau wegen ihrer Schönheit gerühmt ward. – Wirth, I, 473.
153. Mücken, die im Hornung summen, gar bald auf lange Zeit verstummen. (Köthen.)
154. Mücken zu seihen und Kamele zu verschlucken, ist Pharisäerkunst.
155. Spielen die Mücken im Februar, friert Schaf und Biene das ganze Jahr. – Egerbote, 1875.
156. Tanzt die Mücke auf der Bruck, thut das Wetter einen Ruck.
In Herrenchiemsee (Baiern) sollen die dort im Sommer zahlreich verweilenden Künstler aus München den Entwurf zu einem Bauernkalender gemacht haben, in dem sich mehrere Bauernregeln befinden, zu denen die obige gehört. (Illustrirte Zeitung, Nr. 1474, S. 250.)
157. Wenn die Mücken ans Licht fliegen, verbrennen sie sich bald. – Storch, Freiknecht, I, 334.
*158. Auch die Mücke, die an die Wand pisst. – Ayrer, II, 739, 14.
Zu ergänzen: soll sterben u.s.w. »Ihr Schurken, komm' ich 'rein, so wisst, soll hängen, was die Wand bepisst.« (Bürger, Die Weiber von Weinsberg.)
*159. Die Mücke ist grösser geworden.
Vor dem Kreisgericht zu Landshut (Schlesien) war ein Bauer wegen eines Vergehens angeklagt. »Was haben Sie zu Ihrer Vertheidigung zu sagen?« fragte der vorsitzende Richter. »Ich glaube«, antwortete der Bauer, »die Mücke ist grösser geworden«, und führte nun die Sache auf ihr Mass zurück.
*160. Es thut der Mücke so weh wie dem Elefanten, wenn ihr das Fell über die Ohren gezogen wird.
Soll der sprichwörtlich gewordene Ausspruch eines süddeutschen Rechtsgelehrten und Staatsmannes des vorigen Jahrhunderts gewesen sein.
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