Cholĕra

[69] Cholĕra (Cholera morbus, Ch. passie, v. gr.), Krankheit, welche sich wesentlich durch häufiges Erbrechen u. Durchfall äußert, wobei die eine od. die andere Erscheinung vorausgeht, dann beide abwechselnd, mitunter selbst gleichzeitig erfolgen. I. In früherer Zeit den Ärzten nur als ein, obgleich oft sehr angreifendes u. vorzüglich durch plötzliches Auftreten u. seinen stürmischen Verlauf schreckendes, aber doch selten lebensgefährliches Übel bekannt (Sporadische Cholera, Ch. nostras, Ch. sporadica, wie sie auch jetzt noch vorkommt), gewann dieselbe von Ostindien aus, in dessen feuchten Landstrichen sie seit langer Zeit endemisch gewesen war, seit dem Jahre 1817 durch epidemisches Auftreten eine solche Verbreitung u. Bösartigkeit, daß sie zu einer verheerenden Weltseuche wurde, indem sie nicht blos den größten Theil des mittleren u. südlichen, selbst zum Theil des nördlichen Asiens, sondern auch viele Inseln der Südsee heimsuchte u. in nordwestlicher Richtung fortschreitend, 1830 auch Europa, später auch Nordamerika erreichte, bis sie seit 1836 sich in Europa wieder verlor, während sie in Ost indien u. in anderen Gegenden Asiens sich immer wieder zeigte, wiewohl weder so allgemein, noch so verheerend. Mit dem Jahre 1846, wo sie verheerend zuerst wieder in Persien auftrat, begann sie die alte u. neue Welt wieder zu durchziehen u. ist bis jetzt noch in keinem Haupttheile derselben zum voll ständigen Ende dieser Verbreitung gelangt (s. unten). Läßt sie sich nun auch auf diesen beiden Zügen als deutlich der Zeit u. dem Orte nach, letzteres vorzüglich in westlicher u. nördlicher Richtung, fortschreitende Weltseuche (Pandemie) erkennen; so liegen doch in diesem fortschreitenden Gange Ort u. Zeit sich so entfernt, daß man ihr Weitergelangen, für Fälle oft von überraschender Schnelle verlegen, durch gemachte Sprünge zu erklären genöthigt war, aber die entgegenstehende, oftmals höchst langsame u. bisweilen fast zu einem Verlieren des Zusammenhanges führende Progression eines näher berichtigenden Augenmerkes wenig gewürdigt hat, u. es dürfte sich im Hinblick auf diese Bedenken immer mehr bestätigen, daß die Ch., einmal in einem großen Länderstriche eingeführt, nicht blos in einem epidemischen Reisegange hier wieder aufwuchert, sondern auch, ohne diesem Faden zu folgen, von selbst auf einzelnen, ihr bes. günstigen Punkten sich zu entwickeln vermag, wie dies z.B. im Jahre 1845 ganz augenscheinlich in Antwerpen geschah u. auch bereits an anderen Orten schon vorgekommen ist. Daß sie sich auf diese Weise in einzelnen Ländern u. vorzüglich auch in größeren Städten wirklich eingebürgert hat, ergibt sich daraus, daß sie bei öfterer Einkehr in denselben häufig viel später wieder als Epidemie erlischt u. wenn ihr erster, od. ihre ersten Besuche sich auf 1/4 bis 1/2 Jahr erstreckten, jetzt häufig 1–2 Jahre u. länger aushält, entweder in ununterbrochener Fortverbreitung od. in dieser Zeit häufige Rückfälle bildend. Wenn sie ferner auch in großen Städten scheinbar als Volkskrankheit aufgehört hat, so verräth sie doch ihr noch fortwährendes Dasein oft dadurch, daß einzelne[69] Krankheitsfälle derselben auch dann nicht wegbleiben. Für diese Selbstentwickelung der Krankheit auf dem neu gewonnenen Boden, ohne einen nach dem Mutterlande Ostindien führenden Leiter, spricht auch die Thatsache, daß die seit 1846 noch fortdauernde Epidemie derselben zuerst in Persien ausbrach u. von hieraus erst später auf Ostindien überging. Ihre Macht als verheerende Seuche so fort u. fort behauptend u. ausbreitend ist sie sich im Ganzen bis jetzt in dem Charakter ihrer Erscheinungen gleich geblieben u. hat, in ihrem Wesen noch immer unerforscht, die ihrem Einbrechen in die einzelnen Länder entgegengesetzten Regierungsmaßregeln ebenso sehr vereitelt, als sie den verschiedenartigsten Schutz- u. Heilversuchen der Ärzte widerstanden hat.

Genauere geschichtliche Nachforschungen haben es dargethan, daß die Ch. nicht blos seit den älteste 0 Zeiten in den Niederungen Ostindiens, vorzüglich des Gangesdelta, begünstigt durch das heiße u. feuchte Klima mit kalten Nächten, häufige Überschwemmungen u. eminente Witterungskatastrophen, wie auch häufige Hungersnoth, endemisch gewesen, sondern öfter auch epidemisch verbreitet vorgekommen ist u. sich als Epidemie selbst über die Grenzen des Landes hinaus, einigemal über einen großen Theil des Orients, verbreitet hat. Schon im Prediger Salomonis des Alten Testaments wird die Ch. unter diesem Namen als eine aus Unmäßigkeit hervorgehende Krankheit erwähnt, u. die verheerende Seuche, welche um die Mitte des 3. Jahrh. länger als 15 Jahre in den großen Städten des Römischen Reichs namentlich in Afrika wüthete, war auch die Ch. St. Hieronymus bedient sich gleichfalls in einem Briefe an die Furca des Namens Ch., u. die ursprüngliche Bedeutung des Wortes χολέρα, Dachrinne, weißt auf die wesentlichste Äußerung derselben, nach oben u. unten den Körper ausleerend, hin. Von Neueren geben schon im 17. Jahrh. Bontius u. A. von ihr Nachricht, u. weit hinauf reichen die geschichtlichen Nachrichten der Hindus selbst. Nicht weniger geht in China ihre Geschichte bis zu einem hohen Alterthume. Epidemisch verheerend zeigte sie sich namentlich in diesem Lande schon im 16. u. 17. Jahrh. Daß sie auch im Abendlande von früher Zeit an bis auf die neuere bekannt war, selbst in ihrer schlimmern Gestalt gesehen wurde, lehren Beschreibungen derselben von Aretäos u. Sydenham, u. es wird wenige erfahrene ärztliche, noch lebende Praktiker geben, denen sie sich nicht einzeln in dieser selbst tödtlichen Form auch schon vor dem Jahre 1830 gezeigt hatte. Gewiß ist indeß, daß sie zuerst im Jahre 1817 in Bengalen mit einer vorher nicht wahrgenommenen Bösartigkeit sich erhob, dann im Lande weiter u. von hier aus über den größten Theil des Erdkreises sich verbreitete. Als Ursachen davon gibt man zwar mancherlei in jenem u. den vorausgegangenen Jahren in Ostindien vorgekommene Witterungsanomalien, trockene Luftconstitution in der sonst feuchten Jahreszeit u. umgekehrt, sowie ungewöhnliche Hitze u. Überschwemmungen an, allein für jenes Land waren diese Abweichungen weder so ungewöhnlich noch so prägnant, daß man sich davon in seiner Überzeugung nicht für befriedigt erachten kann, u. daß es vielmehr einer umsichtigen Naturforschung würdiger ist, zu bekennen, daß die Entwickelung der Ch. zur Epidemie u. Pandemie noch ebenso räthselhaft ist, wie die aller anderen ähnlichen Krankheiten. Es zeigt sich immer mehr, daß die Ch. in ihrem Verlaufe zwar im Allgemeinen der Richtung nach Westen u. Norden folgt, aber dieser in ihren einzelnen Bewegungen keineswegs treu bleibt. Man sieht sie vielmehr sich abwechselnd auch seitwärts, selbst rückwärts wenden, vorzüglich gern aber der Richtung der Flüsse, mehr ab- als aufwärts gehend, od. den Ufern der Meere u. Seen folgen, oft sich auch, gern die großen Städte, aber auch kleinere Orte zu ihrem Mittelpunkte wählend, von hier strahlensörmig nach vielen Richtungen hin ausbreiten, oft auch dieselbe, sich in ihrer ursprünglichen Richtung haltend, oder davon abweichend, einzelne Orte od. kleinere od. größere Flächen, selbst Länderstrecken u. Meere überspringen. Beim Herannahen derselben läßt sich daher auch über ihren muthmaßlichen Verlauf keine sichere Berechnung im voraus machen. Wählte sie sich früher hauptsächlich größere Städte, so hat sie in der neuern Zeit sich häufig auch kleineren Städten u. Dörfern, hie u. da selbst mit Schonung der erstern, zugewendet, fast immer aber die niedrig gelegenen feuchten, schmutzigen u. durch Elend hervorstechenden Theile der Orte sich auswählend. Wenn die Ch. in Ostindien sich ziemlich genau an die Jahreszeit bindet, indem sie hier im März u. April beginnt, bis zum Mai ihre Höhe erreicht u. dann wieder abnimmt, bis sie im October erlischt, so hat sie bei ihrem Übertritte auf andere Länder, indem sie sich dadurch zu einer Länder- u. Weltseuche ausbildete, sich, ähnlich andern in allen Zonen sich verbreitenden pandemischen Krankheiten, dabei zu einer solchen Selbständigkeit u. Unabhängigkeit von der Jahreszeit, Witterung, Temperatur u. Localität erhoben, daß sie ebenso unverändert u. unter denselben Erscheinungen in der Mitte des Sommers der heißen Länder u. in nordischen Wintern von 25° bis 30° u. unter der nördlichen Breite Archangels von 65°, sowie in Niederungen u. auf einer Höhe von 6000 Fuß ihren Verlauf machte. Sie gewann zwar im Allgemeinen in den gemäßigten u. kalten Landstrichen keine so große u. schnelle Verbreitung, als in Ostindien u. diesen hinsichtlich des Klimas u. des Bodens ähnlichen Ländern, u. forderte verhältnißmäßig dort auch nicht so viele Opfer, deren Anzahl die Nachrichten aus dem Orient aber ohnedies übertrieben darstellen mögen u. welche auch in Europa immer noch mehr als die Hälfte der Befallenen beträgt, sich selbst bis zu 60 bis 70° erhebt u. in Berlin zuletzt einmal selbst 3/4 erreichte, behielt aber doch sonst ganz ihre ursprüngliche hindostanische Physiognomie u. zeigte ihre heimische Bösartigkeit wenigstens auf manchen Stationen u. zu gewissen Zeiten immer noch in ihrer vollen Geltung. Auch in den Ländern der gemäßigten u. kältern Himmelsstriche hat man sie sich aber doch auch mehr nach der wärmern als kältern Jahreszeit hinziehen sehen. Der Streit der Arzte über die Frage, ob die Krankheit ansteckend sei od. nicht, darf gegenwärtig als dahin entschieden betrachtet werden, daß ihre Ansteckungskraft nur auf ein sehr geringes Maß zurückzuführen sein möchte, u. daß man deshalb nicht nöthig hat, sich von dieser Seite weiter zu ängstigen u. unangenehmen, oft peinlichen vorbauenden Maßnahmen zu unterwerfen. Daher konnte denn auch beim Beginn der meisten, in größeren Städten ausgebrochenen Epidemien, selbst in[70] der Zeit des Bestehens strenger Cordous, keine Übertragung der Krankheit von außen durch kranke Personen selbst, od. durch dem Ansteckungsstoffe als Träger dienende, sonst gesunde Individuen, od. leblose Gegenstände nachgewiesen werden. Daher griff die Krankheit, hatte sie einmal eine Person od. mehrere in einem Orte befallen, oft weniger in deren Nähe um sich, sondern befiel schnell den Wohnungen dieser entlegene u. außer Verbindung mit denselben wohnende Personen; daher ereilte sie längere Zeit mit dem Lande od. andern Fahrzeugen außer Berührung gewesene Schiffe; daher starben an ihr verhältnißmäßig so wenig Ärzte u. Krankenwärter, selbst hier u. da weniger als andere Personen; daher erwies sich auch die schärfste Absperrung wiederholt unnütz, so daß nur übertriebene Furcht u. Mißachtung aller Erfahrung bei einzelnen Regierungen den Glauben an deren Nichtigkeit bis auf die neueste Zeit noch hat fernhalten können; daher haben endlich auch absichtlich uternommene Versuche durch Einimpfen, Einreiben, Einspritzen od. Genießen von Ausleerungen Cholerakranker das gewisse Resultat geliefert, daß die Krankheit auf diesem Wege nur in einzelnen Fällen wirklichübertragen wurde. Die von Naturforschern u. Ärzten vertheidigte Annahme eines eigenthümlichen, in der Atmosphäre befindlichen u. von Cholerakranken nicht ausgehenden Stoffs (Choleramiasma), welcher, im menschlichen Körper auf irgend eine Weise durch Athmen, Einsaugung etc. aufgenommen, durch eine giftartige Einwirkung auf denselben die Ch. hervorzurufen vermöge, beruht zwar auf einer, durch ihre in der Arzneikunst geläufige Anwendung für andere ähnliche Krankheiten unterstützten Hypothese, schließt aber freilich das Bekenntniß der gänzlichen Unkenntniß dieses materiell nicht erkennbaren Stoffs in sich. Mit einem solchen noch nicht zufrieden, setzten andere Ärzte bald mikroskopisch unerkennbare, bald auf diese Weise sichtbar sein sollende Luftthierchen (Aërozoen, Cholerazōën) als erzeugende Ursachen der Ch. in Bewegung, welche aber als solche noch nicht nachgewiesen sind, wenn auch den Mikroskopisten die Luftinfusorien nicht entgingen. Wieder Andere lassen das Übel aus, wie sie behaupten, von ihnen durch das Mikroskop entdeckten Luftpilzen (Cholerasungen), welche durch das Einathmen od. die Speisen in den Körper kommen sollen, von Gegenversuche Machenden aber nicht anerkannt werden, od. von, dem Mikroskop entlegenen Staubpilzen entstehen, u. Cowdell, welcher dieselben aufstellt, glaubt dann durch einen vor dem Munde zu befestigenden u. mit einem mit Gewürznelkenöl angefeuchteten Schwamm versehenen Respirator der Krankheit das Eindringen verschließen zu können. Bei Untersuchungen, welche mit der atmosphärischen Luft selbst angestellt wurden, wo die Ch. hauste, fand man weder in der Zusammensetzung der Luft in Bezug auf ihren Gehalt an Sauerstoff u. Stickstoff, noch in der Menge der in ihr enthaltenen Kohlensäure eine Abweichung von dem normalen Zustande, also keine Ursache für das Auftreten der Krankheit. Dagegen hat man beobachtet, daß in Häusern, wo Gas brennt, kein Cholerafall vorkam. Auch große Feuersbrünste sollen der Ch., wie z.B. in Varna, Einhalt thun, u. im Mittelalter will man durch großen Feuer, welche man in den Straßen anbrannte, dem Umsichgreifen der Pest vorgebeugt haben, wonach also das Feuer als Reinigungsmittel der Luft von schädlichen Miasmen anzusehen wäre. Andere Beobachtungen haben erwiesen, daß die Brauhäuser nicht von der Ch. heimgesucht wurden, u. dabei hat man an das in diesen Anstalten aus der Gährung sich entwickelnde kohlensaure Gas gedacht, welches gegen animalisches Miasma antiseptisch wirken möchte. Der Aberglaube der Hindus legt den Religionsschriften die Fähigkeit bei, vor Seuchen u. Krankheiten zu schützen. Inwiefern kosmische Agentien, namentlich Magnetismus u. Elektricität, die Entstehung u. Verbreitung der Ch. befördern, ist noch nicht entschieden. An mehreren Orten wurde allerdings eine auffallende Kraftabnahme der Magnete u. Verminderung der Elektricität während der Epidemie beobachtet, ob es aber gelingen wird, dies für alle Epidemien darzuthun, möchte bei dem erstaunlich wechselnden Verhalten des Magnetismus u. der Elektricität in Bezug auf andere Krankheiten wohl bezweifelt werden. Höchst erfreuliche Fortschritte sind in neuester Zeit in der Erkenntniß der krankhaften Veränderungen in den Leichen der an der Ch. Verstorbenen gemacht worden. So sehr auch diese nun der Erkenntniß des Wesens der Krankheit näher geführt haben, so haben sie auf der andern Seite aber auch wieder die Ärzte verleitet, sie zu vielerlei Theorien zu benutzen, u. für die Praxis konnten sie von nicht entscheidendem Nutzen sein, weil es so schwer ist, sie sicher auszulegen u. darüber zu entscheiden, inwiefern sie die Herde, od. mehr die Folgen der Krankheit seien. Die Leichen zeigen eine lividblaue Färbung, die Muskeln treten stark hervor, die Leichenstarre entwickelt sich bald u. stark, die Fäulniß stellt sich spät ein. Beim Offnen der Leichen wird ein fischartiger Geruch wahrgenommen. In der Schleimhaut des Dünndarms, seltener zugleich auch des Magens u. Dickdarms, zeigt sich eine katarrhalische Reizung mit Auflockerung, bisweilen selbst Erweichung od. Verdickung, mit einem graulichweißen, zuweilen ausgedehnten, manchmal aber auch nur inselförmige Flecke bildenden Exsudate, Verlust des Oberhäutchens (Epitheliums) bis zu wirklicher Erosion. Der Inhalt des Darms besteht aus einer reis- od. grützwasserähnlichen Flüssigkeit; Leber u. Milz sind nicht bes. verändert, die Gallenblase ist mit einer dunkelgrünen Galle reichlich angefüllt; die Nieren sind bisweilen schmutzig geröthet u. mit einem, dem bei der Brightschen Krankheit zu findenden ähnlichen Exsudate auf ihrer Schleimhaut versehen; die Harnblase ist stark zusammengezogen u. enthält eine kleine Quantität eines eigenthümlichen Harns; das Herz ist in seiner rechten Hälfte strotzend mit Blut angefüllt, die linke ist leer, od. enthält davon nur wenig; das fast nur in den Venen angehäufe Blut hat ein schwärzliches od. bläulichschwärzliches Ansehen u. eine zähe theerartige Consistenz u. enthält wenig Blutwasser, im Herzen häufig polypöse Gerinnsel. Wenigere od. unsichere Veränderungen ergaben sich im Gehirn, im Rückenmark, in den Venen u. Lungen.

Über das Wesender Krankheit sind die verschiedenartigsten, oft sich geradezu entgegenstehenden Theorien aufgestellt worden. Man ließ sie bald auf Reizung od. Krampf od. Entzündung des Magens u. der Gedärme, bald auf Reizung od. Krampf od. Entzündung des Magens u. der [71] Gedärme, bald auf Reizung od. Krampf od. Entzündung od. Lähmung der sympathischen Nerven, insbesondere des Sonnengeflechts u. der Ganglien, od. Leiden des achten Nervenpaares, wodurch die Entkohlung des Blutes gestört werde, od. Lähmung des Herzens (Asphyxie), od. Unthätigkeit der Leber mit Krampf in den Gallengängen, woraus sich der Mangel der Gallenabsonderung im Verlaufe des Übels erkläre, ferner auf Reizung, Krampf od. Lähmung des ganzen Nervensystems, od. nur des Gehirns u. Rückenmarks, Vergiftung des Blutes, Vergiftung durch den Magen beruhen, bald erklärte man sie für ein typhöses od. ein Wechselfieber etc., ohne daß eine Ansicht ein bei Vielen vorwaltendes Übergewicht erlangt hätte. Alle mächtigen, sich in mehr od. weniger schnellem Laufe über eine große Menschenmenge u. über einen großen, od. den größten Theil der bewohnten Erde verbreitenden Volks- od. Weltkrankheiten haben das Eigenthümliche, daß sie meist Jahre lang vor ihrem wirklichen Ausbruche einen solchen Einfluß auf die, während dieser Zeit vorkommenden Krankheiten ausüben, daß sie ihnen bereits mehr od. weniger ihren eigenen Charakter mittheilen u. daher auch gewöhnlich nur solche Krankheiten aufkommen lassen, welche die Theile u. Systeme, in denen sie selbst ihren Sitz aufzuschlagen pflegen, betreffen u. sich ihnen im Einzelnen od. auch in ausgedehnterer Weise nähern. Sie haben solche Krankheitszustände aber nicht blos zu Vorläufern, sondern auch zu Begleitern während ihres Bestehens u. zu Nachzüglern. Mit der Hauptkrankheit zusammen bilden diese Zustände eine gewisse für längere Zeit bestehende Krankheitsanlage, od. den epidemischen Krankheitscharakter (Constitutio epidemica). Dieser zeigte sich in Verbindung mit der Ch. in einer Ausbreitung u. Intensität, wie er nur selten bei andern epidemischen Krankheiten gefunden wird. Wie sie selbst den gastrisch-nervösen Charakter in voller Ausbildung an sich trägt, so führten auch die ihr vorhergehenden, während ihres Verlaufs herrschenden u. ihr nach folgenden Krankheiten nur diese Natur. Dieselben sind aber bes. als Vorläufer u. Begleiter der Epidemieen der Ch., wo man die ihr am nächsten stehende Cholerine genannt hat, von der größten Wichtigkeit, weil durch deren sorgsame Beachtung, strenge diätetische Abwartung u. rechtzeitige ärztliche Behandlung, die ihnen so oft, u. zwar um so leichter, je mehr sie selbst gemißachtet werden, auf dem Fuße nachfolgende Ch. in den meisten Fällen glücklich abgewehrt werden kann. Es bestehen aber jene Krankheits zustände od. Zufälle, auf welche nicht genug aufmerksam gemacht werden kann, in folgenden, meist nur leichten Beschwerden: unerwartet eintretendem Gefühl von Unwohlsein u. Verstimmung, Eingenommenheit des Kopfes, Kopfschmerz, Schwindel, erhöhter Empfindlichkeit der Sinne, Ohrenbrausen, Aufgeregtheit, häufiger in Gefühl von Abgespanntheit u. Zerschlagensein in den Gliedern, vorzüglich den unteren, mit Ameisenlaufen, Eingeschlafenheitsgefühl od. Ziehen in denselben, Neigung zu Ohnmachten, Drücken auf der Brust, Frösteln, Neigung zu Schweißen, bald aufgeregtem, bald abgespanntem Pulse, Appetitlosigkeit, Aufstoßen, hauptsächlich auch wiederholtem Kollern, Gefühl von Kälte, Leere u. Unbehaglichkeit im Leibe, leichten Kolikschmerzen mit wenig Austreibung des Unterleibes, Angst in der Herzgrube u. in der Herzgegend, gelblich kothiger Diarrhöe, die leicht anhaltend wird u. erschöpft, zuweilen auch Erbrechen von verschieden gefärbten, meist noch etwas gelblichen Flüssigkeiten. Diese Zufälle dauern 1–8 Tage u. in Gegenden, welche die Ch. noch nicht erreicht hat, welche aber die epidemische Constitution beherrscht, noch länger, verlieren sich entweder, od. werden heftiger, die Kräfte werden bald sehr erschöpft, der Puls wird schwach, sehr schnell, ungleich u. ist oft kaum fühlbar, das Gesicht fällt ein, die Augen sind eingesunken, glanzlos u. mit blauen Rändern umgeben, die Haut wird immer kälter, bleich, schmutzig grau, livid u. ist oft mit einem klebrigen Schweiße bedeckt. Dazu kommen oft noch schmerzhafte Krämpfe in den Extremitäten, vorzüglich in den Waden, auch in den Händen u. Füßen, bisweilen auch in den Bauchmuskeln, Schluchzen, öfters auch anhaltendes Würgen u. Stuhlzwang, Ohnmachten, Strangurie od. Verhaltung des Urins, matte, schwache Stimme u. Halbschlummer, aus welchem der Kranke leicht zu erwecken ist.

Einige der schlimmsten Arten dieser Ch. waren: diejenige, welche bösartige Wechselfieber, oft maskirt begleitet, u. die in die Zahnperiode der Kinder fallende, in Nordamerika einheimische. Die meist günstige Entscheidung dieser Ch. erfolgt unter Nachlaß der heftigen Ausleerungen, vorzüglich durch Rückkehr der Hautwärme u. Schweiß; nur selten endet sie mit dem Tode durch Erschöpfung der Lebenskräfte, Asphyxie, Schlagfluß od. Entzündung des Magens, der Gedärme etc. Diese weitgehende Anlage zu, der Ch. ähnlichen u. in sie überzugehen fähigen Zufällen beweist, wie ausgebreitet, ja fast allgemein sich das Miasma derselben (wenn man sich einmal der Aushülfe eines solchen bedienen will), in den Menschen in einem ihr angehörenden Zeitabschnitte eingenistet hat, so daß es dann nur noch einer bes. günstigen individuellen Beschaffenheit des Körpers mit vorwaltender Geneigtheit in dieser Art zu erkranken od. einer äußeren Gelegenheitsursache bedarf, um sie selbst hervorzurufen. Die indische, orientalische od. epidemische Ch. (Ch. indica, Ch. orientalis, Ch. epidemica), ist von der sporadischen durch keine sichere Grenzlinie geschieden, indem die schlimmsten Formen dieser offenbar in jene übergehen. Sie tritt entweder plötzlich od. nach vorausgegangener Mattigkeit, Niedergeschlagenheit, Schwindel, Angst, mancherlei Störungen der Verdauung, vorzüglich Durchfall, auch Wechselfiebern ein. Brennende Schmerzen in der Magen- u. Oberbauchgegend, Angst u. Beklemmung daselbst u. auch auf der Brust, Kollern u. Grimmen in dem aufgetriebenen Unterleibe, Kälte der Gliedmaßen u. des ganzen Körpers, schneller u. ungemeiner Verfall der Kräfte, große Unruhe mit starkem Umherwerfen u. Entblößen des Körpers, unauslöschlicher Durst nach kaltem Getränk, vorzüglich kaltem Wasser, sehr häufiges Erbrechen u. Durchfall, wovon letzter gewöhnlich vorausgeht, wodurch, wie aus einer Spritze, Anfangs gelbliche, gallige od. bräunliche, später molken- od. reiswasserähnliche Flüssigkeiten mit käsemadenähnlichen Flocken, zuletzt manchmal blutwässerige od. blutige Flüssigkeiten in großer Menge ohne Anstrengung ausgeleert werden, häufigem kleinem, fadenförmigem Pulse, steigend kalter, schmutzig fahler od. graulicher, bläulicher, selbst schwärzlicher, welker, faltiger, klebriger, bisweilen mit zähem Schweiße bedeckter Haut, blauschwärzlicher [72] Farbe der Lippen u. Nägel, höchst eingefallenem, einem Sterbenden ähnlichen, einen eigenthümlichen Ausdruck gewährenden Gesicht (Choleragesicht, Facies cholerica), mit tiefliegenden, mit breiten bläulichen od. blauschwarzen Ringeln umgebenen Augen, kalter, bleifarbiger od. weißer Zunge, heiserer, matter, schwer vernehmlicher Stimme mit einem hellen Tone (Cholerastimme, Vox cholerica), schwerer, langsamer Respiration mit öfterem Stöhnen u. Seufzen u. kaltem Athem, sehr schmerzhaften, mehr tonischen Krämpfen in den Gliedmaßen, vorzüglich in den Waden u. Schenkeln, auch in den Bauchmuskeln, betäubungsartigem Halbschlummer, doch ohne Störung des Bewußtseins, indem der Kranke leicht daraus zu erwecken ist, gänzlichem Mangel der Harnabsonderung. Das aus der Ader gelassene Blut ist dick, zähe, schwarz, pechartig. Nachdem Puls- u. Herzschlag endlich ganz unfühlbar geworden sind (Ch. asphyctica), folgt unter Marmorkälte der Haut, in den schlimmsten Fällen schon nach einigen Stunden, od. den 1. bis 4. Tag der Tod, welchem im Ganzen über die Hälfte der Kranken unterliegt. Zeigt sich die Reizbarkeit des Körpers bei den Erscheinungen der Krankheit mehr erhöht, so nennt man diese Ch. die erethistische (Ch. erethistica); ist sie mehr gesunken od. erschöpft, die torpide, paralytische (Ch. torpida, paralytica), die gefährlichere Gattung. Eine der tödtlichsten Formen ist die sogenannte trockne ch. (Ch. sicca); sie tödtet, ohne daß es zu Ausleerungen kommt, sehr schnell, oft fast plötzlich. Neben den bösartigen kommen aber immer auch leichte Formen vor.

Um die Heilung der Ch. sieht es noch immer so trostlos aus, als früher. Zwar hat es nicht an Anpreisungen neuer Mittel, des Guaco, Natrum u. Ammon. carbonic. (von dem englischen Arzte Maxwell empfohlen), des Chinin, des Chloroform, Tannin, der Rad. sambul., des Tabaks, Höllensteins Liquor ferri oxyd. hydrat., Carbonas trichloratus, der Bastlerschen Ch-tinctur, der Russischen Ch-tropfen (s. b.) als Desinfectionsmittel kohlensaures Gas u. m. a. gefehlt, keines hat sich aber irgend bewährt. Auch die Homöopathie, so sehr sie es mit den Gaben forcirte, sowie die Hydropathie können sich keiner glücklicheren Erfolge rühmen, als die herrschende Medicin. Um so mehr wird es demnach darauf ankommen, ihre so oft in sie übergehende Verwandte, die Cholerine, zu beachten, weil durch deren gewöhnlich leicht erreichbare Beseitigung die Ch., als so häufig aus ihr hervorgehend, gleich in der Wurzel vernichtet werden kann. Es ist daher, so wie sich Spuren jener zeigen, unerläßliches Erforderniß, daß man sich zu Bette begebe u. sich so zeitig wie möglich durch ruhige Lage mit Hülfe von Psessermünzthee, schwarzem Kaffee, Wärmflaschen an die Füße, warmen Breiumschlägen auf den Leib etc. in Schweiß zu versetzen suche. Als innere Mittel bewähren sich gewöhnlich gegen das Erbrechen Brausepulver mit etwas Opium od. Riverische Potion gleichfalls mit solchem, gegen das Leibweh u. den Durchfall Ipecacuanha in kleinen Gaben, Opium u. Rhabarber. Gelingt es bald in Schweiß zu kommen, so wird das Übel unter leichter ärztlicher Hülfe in der Mehrzahl der Fälle sich bald beseitigen lassen u. bei fortgesetzter strenger diätetischer Abwartung sich nicht wieder erheben. Ist die Ch. einmal ausgebildet u. in den Zeitraum der Kälte od. Lähmung (Stadium. algidum s. paralyticum) getreten, so haben die Ärzte bald sich der reizenden Heilmethode mittelst Salmiakgeist, Ammonium, Campher, ätherischen Ölen, Ätherarten etc.; bald der herabstimmenden u. kühlenden durch Aderlaß, Blutegel, Schröpfköpfe, Trinken von kaltem Wasser, selbst mit Eis geschärft, Verschlucken von Eisstückchen, Salzwasser, Säuren, Klystiere von kaltem od. Eiswasser, od. der mehr umstimmenden durch Anwendung von Ipeeacuanha in kleinen Gaben, Calomel, Rhabarber, Wismuth, Nux vomica, Opium, das höchstens in Verbindung mit andern Mitteln nützte, etc. bedient, von denen keine irgend Erhebliches geleistet, die reizende aber im Ganzen noch mehr Tadler gefunden hat, als die andere. Ebensowenig wie gegen die Krankheit im Allgemeinen war man auch gegen die einzelnen wichtigeren Zufälle, das Erbrechen, den Durchfall u. die schmerzhaften Krämpfe glücklich. Über die Heilsamkeit der auf Beförderung der Thätigkeit der Haut u. des Schweißes gerichteten Verfahrungsweisen durch warme Getränke, Psessermünzthee, Reiben der Haut mit der bloßen Hand, od. mit erwärnten wollenen Tüchern, Einreiben spirituöser reizender Salben u. Flüssigkeiten, Abreiben mit kaltem od. Eis- od. Salzwasser, Erwärmung durch warme Breiumschläge auf den Unterleib, od. an die Füße, erwärmte Kleiensäcke od. Kleiendecken, Übergießungen mit kaltem Wasser, warme Wasserbäder sind ziemlich Alle einig, u. es kommt nur darauf an, daß man dabei nichts übereile u. ernst aushalte. Dasselbe gilt auch von dem als Ableitungsmittel auf den Unterleib od. die Füße gelegten Senfteige. In der Periode der Wiedergenesung od. der erwachenden Reaction der Naturkraft muß der zunächst durch hervorbrechenden Schweiß sich offenbarende Heilgang durch fortgesetztes, sorgsames, ruhiges Verhalten des Kranken im Bett u. umsichtiges, aufregende Eingriffe vermeidendes Einwirken des Arztes befördert werden, um nicht durch verkehrtes Verhalten u. Verfahren noch Rückfälle herbeizuführen od. Nachkrankheiten den Weg zu bahnen, von denen vorzüglich nervöse Fieber od. das sogenannte Choleratyphoid die gewöhnlichsten sind. Da es noch kein bewährtes Präservativmittel gegen die Ch. gibt, so bleibt es, um sich nicht Täuschungen hinzugeben, od. wirklich zu schaden, das Sicherste, in einem sorgsamen diätetischen Verhalten das Mittel zu suchen, um sich gegen das Befallenwerden von der Krankheit zu schützen, denn es ist eine ausgemachte Erfahrung, daß durch Abweichungen von einem solchen der Ausbruch der Ch. in den allermeisten Fällen bewirkt wird. Wer schon an eine regelmäßige Lebensweise gewöhnt ist, ändere davon wenig od. nichts, vermeide nur noch mehr die als schwer verdauliche u. leicht störende bekannten Speisen u. Getränke, frisches Obst, Gurken u. Melonen ganz, ferner Erkältungen, Gemüthsbewegungen, bes. Furcht u. Schreck, geistige u. körperliche Anstrengungen, Reisen, Nachtwachen, Gelage, ungesunde Wohnungen u. Wohnplätze.

II. Statistik. Die ersten Spuren der asiatischen Ch., welche seit 1817 sich in Bengalen u., von dort nach Westen vorrückend, über die angrenzenden Länder bis 1823 nach Syrien verbreitete, zeigten sich in Europa zuerst im September d. J. 1829.

[73] Sie erschien damals plötzlich im russischen Gouvernement Orenburg, verbreitete sich 1830 rasch über die südlichen Gebiete Rußlands, brach im September in Moskau, Mitte April 1831 in Warschau aus u. überschritt im Mai die preußische Grenze, zunächst die Stadt Danzig ergreifend u. ein großes Sterben herbeiführend. Dann nahm sie ihren Weg südlich nach Galizien, erreichte im Juli Pesth u. trat im August fast zu gleicher Zeit in Wien u. Berlin auf. Preußen wandte zuerst die Quarantaine gegen die Seuche an; Österreich, welches dem Beispiel folgte, gab indeß bald die Meinung auf, als sei durch sanitätspolizeiliche Cordons den Fortschritten der Ch. Einhalt zu thun. Wirklich zeigte sich das strenge Absperrungssystem als völlig unzulänglich, denn weder in Preußen, noch im Kirchenstaat u. in Neapel, wohin die Seuche gleichfalls vordrang, konnte dasselbe ihrer Verbreitung Einhalt thun. Immer weiter schritt die Epidemie nach Westen zu vor, namentlich in den volkreichen Städten, aus den unteren Klassen zahlreiche Opfer fordernd. In Paris starben an ihr etwa 18,000 Menschen. Von Frankreich drang die Ch. über die Pyrenäen u. erreichte 1834 Lissabon, während sie im östlichen Europa mehr u. mehr erlosch od. doch mit viel geringerer Heftigkeit auftrat. Einen bösartigeren Charakter nahm die Krankheit wieder 1835 an, wo sie im südlichen Frankreich um sich griff u. von dort nach Italien verschleppt wurde. Im Juli 1835 zeigten sich ihre Spuren zuerst in Nizza, im August in Turin u. Genua, dann in Venedig. Ungleich heftiger wüthete sie im folgenden Jahre im Lombardisch-Venetianischen Königreich, im Herzogthum Parma, im Kirchenstaat u. in der Stadt Neapel, wo über 5000 Menschen ihr Opfer wurden. Zu Anfang 1837 war das ganze Königreich beider Sicilien ihren Wirkungen ausgesetzt, u. am Laufe des Jahres richtete sie vorzugsweise auf der Insel Sicilien furchtbare Verheerungen an. In Palermo allein starben an ihr über 25,000, in Catania über 5000 Menschen. Im December war sie in ganz Italien erloschen u. auch in den übrigen Theilen Europas kamen nur noch wenige Fälle vor. Und wenn auch in den folgenden Jahren hier u. da, bes. in großen Städten, z.B. im Sommer 1845 in Antwerpen, einzelne Krankheitsfälle an ein Wiederauftreten der Ch. zu erinnern schienen, so wurde sie doch nirgends mehr zur Epidemie. Jedoch 1848 tauchte sie wieder empor u. steigerte mit den Schrecken ihres epidemischen Umsichgreifens das politische Elend jenes Jahres nicht wenig, denn merkwürdig fiel ihr Auftreten, wie vor 18 Jahren, mit politischen Gährungen zusammen. In Ostindien hatte die Ch. wahrscheinlich seit ihrem Verschwinden aus Europa (1837) alljährlich geherrscht, die mangelhaften Berichte von dort lehren mit Sicherheit nur so viel, daß sie 1842 u. 1843 die Präsidentschaften Calcutta u. Madras abermals heimsuchte. 1845 u. 1846 richtete sie in Afghanistan u. bes. in Kabul große Verwüstungen an. Im Mai 1845 zeigte sie sich in Kandahar u. im Juli d. J. trat sie in Herat auf. In der Bucharei zeigte sie sich im September 1845, im November in Samarkand, dann in Buchara. Mit dem Jahre 1846 trat sie in Persien auf, u. zwar im März in Mesched. Im Mai wüstete sie am Kaspischen Meere, bes. in Asterabad; im Juni in Teheran. Weiter zog sie in 4 verschiedenen Richtungen u. erschien südlich in Ispahan im August, in Schiras im September, nördlich in Räscht in Persien am Kaspischen Meere im Juli, ferner auf russischem Gebiete im Kaukasus in Leukoran, Salian u. Baku im November; südwestlich in Arabien, in Bagdad im September, in Basra im October, in Mekka im December; nordwestlich in Mossul in der Türkei, Urmia, Khoi u. Tauris in Persien im September u. October. Im Jahre 1847 nahm die Ch. ihre frühere Richtung wieder auf, zeigte sich in Russisch Asien im Februar in Kuba, im April in Eriwan, im Mai in Tiflis (hier war sie auch schon im Mai des vorigen Jahres gewesen), im Juni in Gumri, im August in Kutais u. Re, dut-Kale im Kaukasus, am Schwarzen Meere u. trat in demselben Monate auch in Schiras, Bagdad u. Tauris wieder auf. Auf türkischem Gebiete zeigte sie sich 1847 im April in Bajazid, im Juli in Kars, im August in Erzerum, Oltu, Ardahan, u. gelangte erst im November nach dem südlich gelegenen Musch; im September in Trapezunt, zu gleicher Zeit in Samsun u. dann im October in Constantinopel, ohne sich jedoch in letzterer Stadt bis zur Epidemie zu steigern. Auch in Ägypten sah man sie 1847, u. namentlich fielen ihr in Kairo viele Opfer. In Rußland verbreitete sich die Ch. 1847 nach 2 Richtungen: erstens am Kaspischen Meere u. an der Wolga u. dann am Schwarzen Meere u. dem Azowscher Meerbusen hin. Auf ersterem Zuge traf sie im Mai Kisljaer, im Juli Astrachan, im Juli Zarizyn, im August Saratow, machte einen Abstecher im August nach Pensa u. im September nach Kasan, u. kehrtim September an die Wolga nach Samara zurück. Mit dem andern Arme erreichte sie im Juli nach einander Mosdok, Georgiewsk, Rostow, Tscherbask, Taganrog u. fand sich im August in Mariopol, Stauropol, Jekaterinoslaw, Kertsch, Charkow u. Kursk ein; mit September war sie zuerst in Opet, dann in Tula u. am 18. in Moskau. Während des Winters 1847–48 nahm sie bis zum Erlöschen ab, brach jedoch nach dieser kurzen Frist im Frühjahr 1848 stärker los u. breitete sich schnell über den größten Theil des europäischen Rußland. Nach Petersburg kam sie erst Mitte Juni, nahm eine in Europa fast ungekannte Schreckensgestalt an u. blieb bis September 1849, wo erst sie sich zu mindern anfing. Mehr als 100,000 Einwohner, arm u. reich, flohen auf das Land, wurden von den Bewohnern der Dorfschaften abgewiesen, u. Mangel der nothwendigsten Lebensbedürfnisse rieb sie massenweise auf der Landstraße auf. Bis zum 22. Juli waren 20,055 Menschen an der Ch. erkrankt, 11,217 gestorben, 5191 genesen u. 3647 lagen noch darnieder. Vom 16. Oct. 1846 bis 23. Juni 1848 betrug die authentische Zahl der in ganz Rußland bekannt gewordenen Ch-kranken 200,318, von denen 116,658 starben. Die Eigenthümlichkeit der in diesen Jahren in Rußland herrschenden Ch-epidemie war, daß sie ungewöhnlich rasch fortschritt, Sprünge nach entgegengesetzter Richtung machte, lange Zeit hindurch an einem Orte verweilte u. öfter an den schon verlassenen Ort zurückkehrte. Im August 1848 war kein Gouvernement in ganz Rußland, welches nicht von der Ch. heimgesucht wurde, u. sogar bis nach Finniand u. Sibirien (in Tobolsk) erstreckte sie sich. Während siefrüher das platte Land u. [74] hochgelegene u. kleinere Orte verschont hatte, hauste sie diesmal in kleineren Orten wie in großen Städten u. selbst in ansehnlicher Höhe; u. während sie früher gleichmäßig von Osten nach Westen vorwärts schritt, nahm sie diesmal den Weg in ganz entgegengesetzter Richtung. Moskau verließ sie vom September 1847 bis tief in den Herbst nicht u. zwar in gleichmäßiger Heftigkeit andauernd. In Petersburg war sie am 23. Juni auf ihren Gipfelpunkt (1086 Erkrankungen) angelangt, nahm sodann bis zum 8. August ununterbrochen ab, steigerte sich aber vom 9. an zu solchem Grade, daß die Zahl der täglichen Erkrankungen um mehr als das Doppelte zunahm. Nach officiellen Berichten sind im Königreich Polen seit Ausbruch der Ch. bis zum 18. December 1848 51,214 Menschen erkrankt, 26,985 genesen u. 23,560 gestorben. Die Seuche wanderte nun nach den Ostseeprovinzen hinüber u. soll namentlich in Mitau u. Dorpat viele Opfer gefordert haben. Inzwischen hatte sie sich 1848 in Preußen eingestellt. Mit Ausgang Juli bürgerte sie sich in Berlin ein u. hielt sich hier mit Unterbrechung bis 1850; bald nachher zeigte sie sich in Stettin, Magdeburg u. im December in Halle, wo sie mit manchen Schwankungen im Verhältniß gräßlicher wüthete, als zu irgend einer anderen Zeit u. selbst in den größten Städten. In großen Dorfschaften lag die Hälfte, ja 2/3 der Einwohner erkrankt darnieder, u. Halle selbst zählte eine Zeit lang Tag für Tag 50, 60–80 Todte. Unterdessen war sie auch in Ost- u. Westpreußen, vorzugsweise in Königsberg u. Danzig, sowie im Großherzogthum Posen ausgebrochen u. zog verheerend durch Schlesien, ihren Hauptsitz in Breslau nehmend. In Sachsen erschien sie im October 1848 in Glauchau, u. es kamen einige Fälle in Wurzen, Leipzig u. Altenburg vor, jedoch sowohl einzeln als zumeist nicht heftig. Aus Südrußland drang die Seuche 1848 nach den Donaufürstenthümern, Moldau u. Walachei, wo sie Jassy, Bukarescht u. Galacz am härtesten betraf, u. nach den österreichischen Staaten. Galizien u. Ungarn. In Wien verbündete sie sich Ende 1848 mit dem belagernden Heere, um die aufständische Bevölkerung zu zähmen. Im Herbst 1848 zeigten sich die ersten Spuren der Seuche in London, Edinburgh u. mehreren anderen Städten Großbritanniens, ohne jedoch so verheerend wie in Rußland u. an manchen Orten Deutschlands anzutreten. Am härtesten wurde Schottland, bes. Glasgow, betroffen, indem von den in England u. Schottland bis Mitte Januar 18498118 Erkrankten, 3670 Gestorbenen u. 1894 Genesenen allein auf letzteres Land 6817 Erkrankte, 2968 Gestorbene u. 1724 Genesene kamen, u. die Krankheit, als sie Mitte Februar 1849 in England fast aufgehört hatte, in Schottland immer noch ziemlich heftig fortdauerte. Irland wurde vorzüglich in Belfast heimgesucht. Ende 1848 zog sie sich auch nach Norwegen, wo bes. Fälle in Bergen vorkamen. Zu gleicher Zeit fast ergriff die Ch. Holland, bes. Amsterdam, Rotterdam u. Gröningen, breitete sich allmälig mehr u. mehr aus u. steigerte sich in Leyden, bes. aber in den an der See gelegenen armseligen Fischerdörfern, zu einer verhältnißmäßigen Furchtbarkeit, wie sie etwa nur Halle aufzuweisen hat. Anfangs 1849 war sie hier überall im Abnehmen begriffen. Auch Belgien, bes. Lüttich u. Umgebungen, suchte sie heim u. blieb bis ins Jahr 1849 hier. Auch Amerika, namentlich die Seehäfen, blieben nicht von der Ch. verschont, u. vor allen wüthete sie in Neuorleans, Texas etc., ließ jedoch Anfangs 1849 nach. Man war bisher gewohnt gewesen, die Ch. als einen Gast in Europa zu bezeichnen, allein nicht nur ihr langes, an manchen Orten jahre- u. noch längeres Verweilen, sondern auch ihre Rückkehr im Jahre 1849 an den meisten u. ihr neues Auftreten auch an anderen Orten ließen erkennen, daß sie sich einheimisch gemacht habe. So erschien sie Ende Januar 1849 in der Türkei sowohl in Constantinopel, als auch in den Provinzen. In den Donaufürstenthümern suchte sie im Juli wieder die 1848 betroffenen. Orte, bes. Galacz u. Bukarescht, heim. In Österreich trat sie schon Ende Januar wieder in Wien auf, wurde am heftigsten im Juni u. hörte erst Mitte October auf; es kamen viele Erkrankungen, aber verhältnißmäßig weniger Todesfälle vor (im Ganzen starben in dem öffentlichen Krankenhause nur 1466 von 3469 Erkrankten). Im Mai brach sie in Presburg mit großer Heftigkeit aus; im Juni kam sie mit Gefangenen u. Verwundeten aus Ungarn nach Prag. In Ungarn aber u. im Mai in Krakau wüthete sie bes. unter den Russen; außerdem Ende November in der Nähe von Olmütz; einzelne Falle kamen im Juli auch in Teplitz vor; im August u. September wurde sie wieder in Venedig u. Triest heftiger, u. griff bes. seit Ende des Jahres in Böhmen in verschiedenen Gegenden um sich. In Preußen begann sie in Posen, nach 2monatlichem Aufhören, im Februar 1849 wieder, betraf bes. das Militär, u. während sie im August die Stadt verließ, wüthete sie in der Umgegend fort. In Schlesien, bes. in Breslau, wurde sie im Mai wieder sehr bösartig, blieb bis gegen Ende Juli u. forderte diesmal, ganze Gassen bestreichend, ihre Opfer bes. aus dem mittleren u. auch gelehrten Stande. In Berlin begann sie Ende Mai wieder, verbreitete sich allmälig, erreichte im August ihren Höhepunkt u. nahm nach u. nach wieder ab bis Anfang December. In den 4 öffentlichen Ch-anstalten starben 804 von 1498 erkrankt Eingebrachten, in Privatwohnungen 2646 von 3731, in anderen Anstalten 64 von 142. Die Gesammtsumme der Gestorbenen war 3552, größer als in einem der früheren Jahre. Auch in Halle, wo sie im December vorigen Jahres arg aufgetreten war, wurde sie im Juni wieder sehr heftig, so daß schon bis Mitte d. M. 1016 gestorben waren. Auch in den westlichen Theilen der Monarchie, bes. in Trier, trat sie bösartig auf. Auch Sachsen besuchte sie wieder, vom Juni bis September bes. Dresden u. Leipzig, dort milder als hier auftretend. In Norddeutschland zeigte sie sich im Mecklenburgischen, bes. in Schwerin; in Mitteldeutschland noch im Lippeschen, wo sie Ende August bes. in Stadthagen sehr heftig auftrat, seit Mitte September auch in Detmold; in Westdeutschland meist nur einzeln in Württemberg, z.B. in Vaihingen, wo sie im September wieder im Abnehmen begriffen war; in Hessen, zu Mainz, wo sie auch in das Correctionshaus drang, aber ebenfalls im September aufhörte; in Baden, wo sie bes. in Mannheim bösartig war. In Frankreich betraf sie wieder Paris sehr hart u. erreichte ihre Höhe bes. im[75] Juni; in der ersten Hälfte des Jahres waren unter 33,174 Todten 15,677 an der Ch. Verstorbene; auch in Rochefort trat sie im August u. in Marseille im September sehr heftig auf. Sie ging auch über das Meer in die französischen Besitzungen nach Algier u. raffte in Oran im Herbste der Bevölkerung weg. In Italien zeigten sich im August Spuren der Ch. in Rom; in Belgien starben vom Juni bis November zu Brüssel 931 Menschen, u. in den Niederlanden wurden wegen der im August immer noch herrschenden Ch. die Kirchweihfeste nicht gefeiert. Sehr hart betraf sie wieder Großbritannien, u. zwar umgekehrt wie im vorigen Jahre, vorzugsweise England. Sie machte seit dem Juni rasche Fortschritte, in Liverpool u. in London erreichte sie im September eine solche Höhe, daß mehrere Kirchhöfe in der Stadt geschlossen u. ein allgemeines Kirchengebet bis zum Aufhören im ganzen Lande angeordnet wurde. Ende September wurde sie milder. Vom 17. Juni bis 3. October starben in London u. Umgegend 13,181 Menschen. Auch in Nordamerika herrschte sie fort, u. zwar nicht allein mehr in Seeorten, wie Neuorleans u. New-York, sondern sie drang auch nach dem Westen vor u. verbreitete sich seit August überhaupt in den ganzen Vereinigten Staaten u. Canada. In Asien selbst wüthete sie dieses Jahr in Siam u. zwar in einem solchen Grade, daß viele Leichen gar nicht verbrannt werden konnten. Mit Blitzesschnelle erschien sie am 17. Juni, war schon am 19. in voller Wirksamkeit u. hatte bereits nach 12 Tagen über 20,000 Menschen weggerafft. In Bangkok u. Umgegend starben überhaupt in den 2–3 Wochen ihrer Dauer an 30,000 Menschen. Auch im Jahre 1850 zeigte sich die Ch. wieder an vielen der schon gewählten od. bisher noch unberührten Orte, in Leipzig, Pegau, Magdeburg, Berlin etc., hauptsächlich aber im Juli bis September in Braunschweig u. Paderborn. Merkwürdig war ihr Zusammentreffen mit der Kartoffelkrankheit u. an manchen Orten mit einem Sterben unter den Thieren. Im April 1851 nahm die Krankheit in Java, bes. jn Samarang einen epidemischen Charakter an. Über die Hälfte der Erkrankten starben, darunter größtentheils Eingeborene. Auch das Königreich Makassar auf der Insel Celebes wurde von der Seuche heimgesucht. Mit bei weitem größerer Heftigkeit als früher hauste sie 1852 in Polen, drang nach Posen ein u. griff in den Dörfern u. kleinen Städten schnell tödtend um sich. In Kalisch erlagen der Krankheit 60 Procent der Bevölkerung, davon die Hälfte Kinder. Im Juni 1853 war Petersburg der Schauplatz ihrer Verheerungen; von Juli bis August zeigte sie sich in Kopenhagen, zugleich auch in Mexico u. in der Havanna, wo vorzugsweise die schwarze Bevölkerung von ihr zu leiden hatte. Im Jahre 1854 begegnen wir der Ch. zunächst in Griechenland, wo sie im Piräus u. auf der Insel Syra wüthete. Mit Beginn der warmen Jahreszeit treffen wir sie in Unteritalien, in Neapel u. in Palermo. Von dort wendete sie sich nach Norden, u. zeigte sich im October in Mailand. Auch die Schweiz blieb dies Mal nicht unverschont, u. einzelne Fälle, welche in Tessin u. Aargau vorkamen, stießen die Meinung der Arzte um, welche die Schweiz der Seuche unzugänglich erklärt hatten. In Deutschland wurde namentlich Baiern während des Sommers von der Ch. heimgesucht, vor Allem die größeren Städte Augsburg, Nürnberg u. Münster. Zu gleicher Zeit trat sie wieder im südlichen Frankreich, in Marseille, wo man während ihrer Dauer im Juli die Schulen schloß in Strasburg Anfang August u. in den Dörfern des Departements der Oberen Marne verheerend auf. Ferner grassirte sie im ganzen Süden von Andalusien u. in der Hauptstadt Spaniens. Auch im Jahre 1855 kam die Ch., wenn auch mit bedeutend geringerer Heftigkeit sporadisch an verschiedenen Gegenden des mittleren Europa vor. Am gefährlichsten erwies sie sich unter den Truppen, welche in der Türkei u. in der Krim während des orientalischen Krieges angehäuft waren. In Preußen hatte jede Provinz mehr od. weniger von ihr zu leiden. Am meisten Sachsen u. von den Städten Halle. Unter den Orten, welche in diesem Jahre zum ersten Male von der Seuche befallen wurden, ist noch Basel hervorzuheben. Auch nach Brasilien wurde sie im Juli durch Auswanderer geschleppt, welche in Para landeten. Von dort verbreitete sich die Seuche weiter u. raffte von Juli 1855 bis April 1856, wo sie erlosch, in Rio de Janeiro an 5000 Menschen hin. Ende 1856 waren die Spuren der Ch. im mittleren u. südlichen Europa fast gänzlich verschwunden, doch brach sie 1857 plötzlich in Schweden aus. Ende 1857 war sie in ganz Europa erloschen. Seit den letzten Jahren ist für die Statistik der Ch. von Seiten einzelner Regierungen viel geschehen, so sind namentlich in Österreich u. Preußen genaue Nachweise über das Auftreten u. Verlaufen der Krankheit in den verschiedenen Landestheilen zusammengestellt. In Preußen starben von 1831–1855 11,345,879 Menschen, darunter 223,707 an der Ch. od. durchschnittlich im Jahre zwischen 8000 u. 9000, d. i. beinahe 2 Procent der Gestorbenen überhaupt. Das verheerendste Jahr war 1849, in welchem 25,315 der Seuche erlagen. Den größten Menschenverlust hatte die Provinz Preußen, welche in 9 Jahren 73,309 Bewohner an der Ch. verlor.

III. Literatur. Aretäos, De causis acut. morborum 2,5. 14. W. Scott, Report of the epidemic cholera, as it has appeared in the territory subject to the presidency of fort St. Georg, Madras 1824, deutsch Berl. 1832; Wh. Ainslie, Observations on the Cholera morbus of India, Lond. 1825; Tytler, On morbus oryzeus, Calcutta 1820; Lichtenstädt, Die asiatische Ch. in Rußland 1829–31, Berl. 1830–31, 3 Liefer.; Harleß, Die indische Ch., Braunschw. 1831, 2 Thle.; v. Rein, Die orientalische Ch., Jena 1832; Heyfelder, Betrachtungen über die Ch., Bonn 1832, 2 Thle.; Casper, Die Behandlung der asiatischen Ch. durch Kälte, Berl. 1832; R. Froriep, Die Symptome der Ch., Berl. 1832; Phöbus, Über den Leichenbefund in der orientalischen Ch., Berl. 1833; Statistische Notizen in Anton, Die bewährtesten Heilformeln für die epidemische Ch., Lpz 1849. Außerdem sind von den zahlreichen Schriften der Ch-literatur anzuführen: Dieffenbach, Physiologisch-chirurgische Beobachtungen bei Ch-kranken (Preisschrift), 2. Aufl. Güstrow 1839; Jos. Wagner, Medicinisch-praktische Abhandlung über die asiatische Ch., Prag 1836; August Siebert, Zur Genesis u. Therapeutik der epidemischen Ch. etc., Bamb. 1837; Mar. Strehler, Die morgenländische Brechruhr, ebd. 1837; Kopp, Generalbericht[76] über die Ch-epidemie in München im J. 1836, Münch. 1837; Spring, Ursprung etc. der wandernden Ch., ebd. 1837; v. Breuning, Der asiatischen Brechruhr Erkenntniß u. Heilart, Wien 1837; G. L. Dietrich, Beobachtung u. Behandlung des wandernden Brechdurchfalls in München, Nürnb. 1837; C. Endres, Aphoristische Bemerkungen zur Pathologie der asiatischen Brechruhr, Ulm 1837; Pfeufer, Bericht über die Ch. in Mittenwalde, Münch. 1837; Schlaginweit, Erfahrungen u. Beobachtungen über die epidemische Brechruhr in München, ebd. 1837; Isensee, Charte der geographischen Verbreitung u. des Ganges der Ch.; L. Böhm, Die kranke Darmschleimhaut in der asiatischen Ch., Berl. 1838; C. Hergt, Geschichte der beiden Chepidemien des südlichen Frankreichs 1834 u. 1835, Kobl. 1838; Rampoli, Die orientalische Brechruhr in München, Stuttg. 1838; Magendie, Vorlesungen über die epidemische Ch., deutsch von S. Hirsch, Lpz. 1839; A. Petit de Maurienne, Recherches sur les causes etc. du cholera, Par. 1841; Cowdell, A disquisition du pestilent. Cholera, 1848; Heidler, Die epidemische Ch., 1848; Levy, Die Ch-heilung durch salpetersaures Silber, 1849; Heimann, Die Ch-epidemie in Köln, 1850; Stäger, Die Ch. als Krankheit der Haut, 1850; Riecke, Die asiatische Ch. u. die Gesundheitspflege, 1850; Hamernjk, Die Ch-epidemie, Prag 1850; Brochard, Du mode de propagation du Ch. etc., 1851; Pruner-Rey, Die Weltseuche Ch. u. die Polizei der Natur, 1851; Siegert, Das Eis als Heilmittel der asiatischen Ch., 2. Aufl. 1852; C. Becker, Die Ch., Ursachen u. Heilung durch Wasser, Cöthen 1853; F. Brefeld, Die endliche Austilgung der asiatischen Ch., Bresl. 1854; Pettenkofer, Über die Verbreitungsart der Ch., Münch. 1855. Durch die in neuester Zeit zur Ermittelung des Wesens der Ch. aufgenommenen physikalisch-chemischen Untersuchungen des Blutes u. der Secretionen bei Ch-kranken haben sich verdient gemacht: Hermann, Stromeyer, Wittstock, Buchheister u. Noodt, Thomson, O'Shaugnessy, Lassaigne, Rayer, Donné, Meyer, Middeldorpf u. A., welche ihre Mittheilungen in eigenen Schriften od. in Journalen niederlegten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 69-77.
Lizenz:
Faksimiles:
69 | 70 | 71 | 72 | 73 | 74 | 75 | 76 | 77
Kategorien:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Sophonisbe. Trauerspiel

Sophonisbe. Trauerspiel

Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.

178 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon