1. Alte Hure und neuer Wirth scheren am schärfsten. – Winckler, I, 58.
2. Alte Huren, fleissige Kirchgängerinnen.
Holl.: Oude hoeren kruipen vlak onder den preêkstoel. (Harrebomée, I, 312.)
3. Alte Huren sind der Buhler beste Boten. – Eiselein, 336; Simrock, 5128.
In alten breslauer Chroniken finden sich für das widerwärtige Wort »Hure« ein paar Bezeichnungen, die wol verdienten der Vergessenheit entzogen zu werden: »Freiweiber und glatte Weiber.« Die erstere kennt auch Luther; er sagt (IV, 438b): »Es hat zuweilen ein Freiweib solche gute Art an sich, als sonst kaum zehn eheliche Matronen haben.« Und aus Luther findet sich das Wort auch bei Grimm, Wb., IV, 124.
Dän.: Gamle horer ville gierne være unge skiøger. (Prov. dan., 300.)
5. An einer Huren ist nichts guts zu sehen. – Petri, II, 16.
6. Auch eine Hure hat oft ein fromm Kind. – Eiselein, 336; Simrock, 5135; Reinsberg VII, 51.
Lat.: Nulla tam prava mater, quae non filiam honestam esse velit. (Eiselein, 336.)
7. Auf Huren, die weinen, Diebe, die leugnen und schwören, muss man nicht hören.
8. Aus einer (argen) Hur' wird selten ein gut Eheweib. – Pistor., V, 66; Eiselein, 336; Simrock, 5110.
Lat.: Servus erit, qui ducit pravam uxorem. (Eiselein, 336.)
9. Bei einer Hure ist man vor eigenen Kindern sicher, aber nicht vor fremden. – Altmann VI, 393.
10. Bei Huren, Spiel und Most ein Narr nicht gar viel kost't. – Nass. Schulbl., XIV, 5.
11. Bei Huren und bei Tisch darf man nicht schüchtern sein.
12. Biss hur oder dieb, hast gelt, so bistu lieb. – Franck, II, 9b; Tappius, 12a; Gruter, I, 8; Petri, II, 46; Henisch, 1469, 45; Eiselein, 336; Körte, 3083; Braun, I, 1589.
In Ostfriesland: Bist du Hôr of (oder) Dêf (Dieb), mit Geld bist du lêf (lieb.) (Bueren, 63; Eichwald, 814; Hauskalender, I; Latendorf II, 6; Frommann, II, 390, 77; Firmenich, I, 18, 6.)
Holl.: Zijt gij hoer of zijt gij dief, hebt gij geld, men heeft u lief. (Harrebomée, I, 313.)
Lat.: Generosus es ex crumena. (Tappius, 11b.) – Scilicet uxorem cum dote, fidemque et amicos, et genus et formam regina pecunia donat. (Seybold, 542.)
13. Dai 'ne Hor sik niemt te Aeren, es en Schelm oadder well enen wären. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 70, 129.
14. Darum kên Hôr, wenn't Kind man god is. – Frommann, II, 536, 129; Bueren, 203; Eichwald, 815; Hauskalender, II.
15. Dass doch niemand den Huren steuert, sagte die Metze, als sie einen Tag daheim geblieben war und keinen Mann gesehen hatte.
Ein ägyptisches Sprichwort schildert die Tugend derer, die selbst am meisten gesündigt und dann in der Regel die wenigste Nachsicht mit andern haben, sich vielmehr bei einem leichten Anfluge von Reue schon für Tugendhelden halten, ähnlich, indem es sagt: Eine Hure enthielt sich eine Nacht; ist denn keine Polizei [925] da, sprach sie, um die Huren festzunehmen. (Burckhardt, 156.)
Lat.: Meretrices vetulae optimae sunt amasiorum internuntiae. (Eiselein, 336.)
16. De mit Wêten 'n Hore nimmt, is 'n Schelm of word ên. – Goldschmidt, 163; Bueren, 242; Frommann, IV, 42, 23; Eichwald, 817; Hauskalender, II.
17. Der Huren beut man den Krug, dem Dieb den Galgen. – Petri, II, 94.
18. Der Huren Feiertag und Fasttag treffen zusammen.
Die Russen: Wenn die Huren feiern, dann fasten sie auch.
19. Der Huren Leib ist eben so wol Gottes Creatur als einer ehrlichen Matrone. – Luther's Tischreden, 121a.
20. Der Huren mund ist eine tieffe gruben. – Henisch, 1760, 14; Petri, II, 94.
21. Der Huren reden sind Bech vnnd Vogelleim. – Lehmann, 400, 97.
22. Der Huren Thränen fliessen aus keiner reinen Quelle. (S. ⇒ Hurenthränen.)
Die Russen: Der Huren Lachen ist theuer. (Altmann VI, 475.)
Holl.: Als de hoeren huilen, zoo lagchen de schouten. (Harrebomée, I, 311.)
It.: Lacrime di puttana son di malizie la fontana. (Pazzaglia, 314, 1.)
23. Die ärgsten Huren werden die besten Eheweiber. – Bücking, 66.
Bücking findet das in der Natur begründet, weil zu einer ausschweifenden Lebensart kein Temperament geneigter als das sanguinische ist. Wie sich aber alles abstumpft und das heftigste Feuer endlich erlischt, so auch hier. Das brausende Temperament entschwindet, und es bleibt blos die ihm eigene Sanftheit, Biegsamkeit und eine gewisse einschmeichelnde Munterkeit zurück, Eigenschaften, welche einem Manne sein Weib allerdings empfehlen können, und sie selbst zur guten Frau machen müssen.
24. Die arme Hure hat's um Gottes Willen thun müssen. – Meisner, 30.
Wird gesagt, wenn niemand Vater zum Kinde sein will.
25. Die eine Hur wird, die thut auch wol mehr. – Petri, II, 126.
26. Die Hur' ist absolvirt, man lässt sie sein, was sie ist. – Körte, 3084.
27. Die Hur' (Uhr) ist wol recht, aber die Seiger (Zeiger) taugen nichts. – Eiselein, 336.
Volkswitz, um die Aussprache der Franzosen lächerlich zu machen.
28. Die Hur kompt leicht ins Hauss, aber langsam wider drauss. – Petri, II, 132; Henisch, 744, 6; Gruter, I, 20; Lehmann, 400, 50; Eiselein, 336; Simrock, 5112; Körte, 3078; Braun, I, 1585.
29. Die Hure begnügt sich weniger mit Einem Buhlen, als der Bettler mit Einem Hause. – Eiselein, 336.
30. Die Huren empfangen gern, aber nur Geld.
Die Russen: Es ist eine böse Hure, die von jeder Umarmung ein Kind bekommt. (Altmann VI, 501.)
31. Die Huren schmücken sich auf den Finkenstrich.
Die Russen: Hat sich die Hure durch nichts anderes verrathen, so verräth sie sich durch ihre Fertigkeit sich zu enthüllen. (Altmann VI, 478.)
32. Die nicht will für eine Hure gehalten sein, die soll nicht führen Hurenschein. – Körte, 3090.
33. Die sich mit Huren befassen, müssen Federn lassen.
Holl.: Hoeren zijn als vogellijm, wat te nabij komt, moet er eene veêr laten. (Harrebomée, I, 312.)
34. Ein Hur auff einem Schloss, ein Bettler auff eim Ross, ein Laus auff einem Grindt, nicht findt sich stolzers Gsindt. – Frommann, IV, 470.
Historisches Sprichwort aus dem lichtenberg- buchsweilerschen Kriege, 1416. (Vgl. Bernh. Hertzog, Elsasser Chronik, V, 32.)
35. Ein Hur auffm Schloss, ein Bub auffm Ross, ein Laus im Grind ist ein hochmüthig gesind. – Petri, II, 198.
36. Ein Hur bringt einen vmbs Brot. – Petri, II, 198; Henisch, 524, 38.
37. Ein Hur eines Sacks. – Lehmann, II, 123, 52.
[926] 38. Ein Hur ist ein grundloses Meer, verschlucket Leib vnd Gut vnd Ehr. – Petri, II, 199.
39. Ein Hur ist gern bey der andern. – Petri, II, 199.
40. Ein Hur ist wie ein Kol, sie schwertzt oder brent. – Lehmann, 399, 18.
41. Ein Hur nicht liebt, wenn man nicht gibt. – Petri, II, 199; Henisch, 1382, 32.
42. Ein Hur wolt gern, das alle frommen Frawen Hurn weren. – Petri, II, 199; Henisch, 1196, 9.
43. Eine Hur' geht nach der Uhr.
Engl.: Whores and thieves go by the clock. (Bohn II, 51.)
44. Eine Hur' in einem Schloss, eine Laus in einem Grind sind zwei stolze Hofgesind.
45. Eine Hur' ist jederman gerecht. – Lehmann, 408, 38.
Die Russen: Eine Hure öffnet ihren Schos als wär' es eine Holzthür. (Altmann VI, 501.) Eine Hure findet jeder, der sie braucht. (Altmann VI, 489.)
46. Eine Hur' liebt, so lang man gibt.
Die Russen: Eine Hure jauchzet nicht mehr, auch wenn sie feurig umarmt wird. (Altmann VI, 458.)
Böhm.: Nevĕstka tam se kloní, kde zlato zvoní. (Čelakovsky, 122.)
Poln.: Póty kurwa miłuje, póki w mieszku czuje. (Čelakovsky, 122.)
47. Eine Hur spinnt so gut garn als ein from Kind. – Petri, III, 5.
48. Eine Hure nimmt lieber mit Einem Auge fürlieb als mit Einem Buhlen. – Eiselein, 336; Simrock, 5124; Braun, I, 1593.
49. Eine Hure spitzt ehe nicht die Goschen, bis sie klingen hört die Groschen.
Die Russen: Huren sind die Sprödesten, so lange man des Goldes schont. – Ein Hurenherz öffnet sich, sobald man die Hand öffnet. (Altmann VI, 501.)
50. Eine Hure wollen schmähen, heisst ins Wasser säen.
51. Eine schöne Hur' ist ein lebendiger Sarg. – Simrock, 5142; Braun, I, 1597.
Der Keuschen Schönheit, sagen die Russen, ist eine Tugend, der Huren Schönheit eine Eigenschaft. (Altmann VI, 437.)
52. Eine schöne Hure ist der Augen Paradies, der Börse Fegfeuer und der Seele Hölle.
Dän.: Glat hore er øynenes paradiis, pungens skiærsild og siælens helvede. (Prov. dan., 29.)
Frz.: Une putain perd l'ame, ruine le corps et vuide la bourse. (Kritzinger, 627.)
53. Eine schöne Hure ist ein gefährlich Gift.
Dän.: De glatte og smukke horer have mest anfegtning. (Prov. dan., 29.)
54. Einer Hur' ist der Psalter ein gar schweres Malter.
Die Russen: Wer einer Hure die Bibel schenkt, der schenkt ihr Papier. (Altmann VI, 492.)
55. Einer Hure Schos, eines Esels Rücken und eines Mönchs Gewissen tragen, was man ihnen auflegt. – Klosterspiegel, 27, 10.
56. Einer Hure Tugend, blauer Himmel im April und Märzengrün sind bald dahin.
Die Russen: Eine Hure kann wol ehrbar sein, aber nur so lange die geilen Burschen fehlen.
57. Einmal Hure, immer Hure. – Eiselein, 336; Simrock, 5130.
Engl.: Once a whore, ever a whore. (Eiselein, 336; Gaal, 1456.)
58. Es hat auch ein hur offt ein fromm kindt. – Franck, II, 56a; Gruter, I, 31.
Holl.: Eene hoer heeft wel een deugdzaam kind. (Harrebomée, I, 312.)
59. Es ist böss Hurn schmuck abkauffen, sie schmücken sich selbst gern. – Petri, II, 257.
60. Es ist eine arme Hure, die sich selber schilt.
Holl.: Het is eene arme hoer, die zich zelve laakt. (Harrebomée, I, 312.)
61. Es ist eine arme Hure, die Wasser trinken muss.
Dän.: Ondt at vaere hore og drikke vand. (Prov. dan., 299.)
62. Es ist eine armselige Hure, die ein grobes (zerrissenes) Hemd trägt.
Dän.: Ondt at være hore i hampe-saerken. (Prov. dan., 299.)
63. Es ist einer jeden Hure Trost, dass sie die erste und letzte nicht sei. – Sirach 7, 17 u. 33, 29; Pistor., V, 68; Simrock, 5143.
Engl.: I am not the first and shall not be the last. (Bohn II, 54.)
64. Es ist kein alte hur' am Rein, sie wöllent alle grempen sein. – Murner, Nb., 66, in Kloster, IV, 806.
65. Es ist kein so böse Hure, sie wollt dennoch gern ein gut kind ziehen. – Tappius, 56a; Simrock, 5136; Körte, 3087; Braun, I, 1587; Reinsberg VII, 51.
»Es ist kein Hur so verrucht, sie zög dennoch gern ein fromb Kind.« (Fischart in Kloster, VIII, 422.)
Holl.: Eene hoer voedt dikwijls een goed kind op. (Harrebomée, I, 312.)
66. Es ist keine Hure, die nicht einmal fromm gewesen.
Zu einem, der meint, er hätte ein fromm Weib und hoffte nichts Böses von ihr, sagte Geiler von Kaisersberg: »Aber auss frommen Weibern werden Huren, und ist kein Hur, die nicht einmal sey fromm gewesen, zum wenigsten in der Wiegen. So werden gemeiniglich die gantze und beste Keess von den Mäusen angebissen.« (Zinkgref, I, 187.) Die Russen: Es ist noch keine als Hure geboren worden. (Altmann VI.)
67. Es ist nirgends ein alte Hur vnnd Spitzbub, er wil ein Artzt sein. – Petri, II, 276; Lehmann, II, 135, 42.
68. Es kan auch wol ein hur ein from kind zeugen. – Tappius, 56a; Lehmann, II, 136, 67.
Lat.: Etiam inter vepres rosae nascuntur. (Tappius, 55b.)
69. Es sey eines Hur oder Dieb, hat man Gelt, so ist man lieb. – Lehmann, 254, 13.
70. Es sind nicht alle Huren, die einem Mann zu willen sind. – Petri, II, 294; Lehmann, II, 139, 103; Eiselein, 336; Simrock, 5023; Körte, 3086.
Holl.: Ten sijn niet al hoeren, die enen man te wille sijn. (Tunn., 25, 51; Harrebomée, I, 312.)
Lat.: Non meretrix vocatur, que soli consociatur. (Fallersleben, 715.)
71. Es würdt keine kein hur von eines mans wegen. – Franck, II, 70a; Körte, 3085; Simrock, 5125; Braun, I, 1588.
Die Russen: Es wird keine zu einer Hure um Gottes willen. (Altmann VI, 501.)
72. Gross horn, gross thorn. – Nas, 48b.
73. Hat auch eine Hur' ein schön Gesicht, es ist doch eine Leuchte ohne Licht.
Holl.: Al heeft een hoer een schoon gezigt, 't is een lantaarne zonder licht. (Harrebomée, I, 311.)
74. Hinter den Huren trägt man die Schuhe, hinter den Schelmen dreht man die Stricke. (Lit.)
75. Horen un Dêve arbeit am besten. – Goldschmidt, 107.
Scheint eine locale Erfahrung zu sein, im allgemeinen stehen Huren und Diebe nicht in dem Rufe, ein besonderes Interesse an der Arbeit zu haben.
76. Hur' an der Hand führt an Bettelrand.
Holl.: Eene hoer brengt er velen tot den bedelzak. (Harrebomée, I, 312.)
77. Hur vnd böser Man wollen doch gern from kinder han. – Eyering, II, 492.
78. Hur vnd Stockfisch vngeblewet, die nutzen weder Vieh noch Leut. – H. Sachs, II, XXIII, 1.
79. Hure ist einem Raben gleich, je mehr sie sich wäscht, je schwärzer sie wird.
80. Huren bedenken, womit sie die Leut betriegen vnd fangen. – Lehmann, 335, 50.
81. Huren, Buben und Bäckerknecht sind fürwahr ein gross Geschlecht.
82. Huren, Buben vnd filzläuse, Fliegen, Flöhe vnd Fledermäuse, wo die nemmen vberhand, verderben sie ein gantz land. – Henisch, 1146, 63.
83. Huren, die weinen, Dieben, die Leugnen vnd schweren, denen glaub nimmermehr. – Lehmann, II, 270, 134.
84. Huren geben geschmierte falsche Wort. – Petri, II, 386; Henisch, 994, 14.
85. Huren haben das beste Leben.
»Die Huren sind besser gehalten denn eine ehrbar Fraw bei den Alten.« (Froschm., Ss., Vb.)
86. Huren haben die schweren Seckel lieb. – Petri, II, 386.
87. Huren haben eine grosse Gesell- vnd Freundschafft. – Lehmann, II, 279, 135.
[927] 88. Huren haben kurtze Schritt, gehen bald widerumb hinder sich. – Lehmann, II, 270, 129.
89. Huren haben Mausfallen mit Specklein drauf. – Eiselein, 337; Simrock, 5131; Braun, I, 1595.
Lat.: Sub vestimentis habent retia. (Eiselein, 337.)
90. Huren haben mehr Maussfallen als Meuss. – Lehmann, 400, 45.
Lat.: Meretrix gestat sub vestimentis sua retia.
91. Huren ist böss zu warten. – Petri, II, 386.
92. Huren ist niemand gebessert, nur einer, der war am Galgen gehenckt. – Petri, II, 386.
93. Huren lieben keinen frommen Mann, wie auch kein feiste vnd geyle Hänne einen kappaun. – Lehmann, II, 270, 131.
94. Huren, Lügner vnd Diebe sind schwester Kinder; was einer thut, das thun sie alle drey vnd samblen sich zuletzt auf einem dürren Eichstamm (Galgen). – Petri, II, 387; Henisch, 694, 60; Grimm, II, 1089.
95. Huren pfeifen. – Pistor., V, 6.
»Jungfern sollen spinnen, nähen; Spindeln, Nadeln sind ihre Waffen, womit sie einstens in den Ehen sich was Rechtes können schaffen. Weg mit andern Instrumenten, Huren pfeifen den Studenten.«
Holl.: Hoeren vervoeren. (Harrebomée, I, 315.)
96. Huren schmucken sich auff den Finkenstrich. – Lehmann, 401, 63.
97. Huren seynd nimmer gute Freundin. – Lehmann, II, 270, 130.
98. Huren sind des Teufels Krämerinnen.
99. Huren sind ein nothwendig Uebel.
Wenigstens bei der gegenwärtigen Einrichtung der Gesellschaft; doch werden sie jetzt als »sociales Uebel« bezeichnet. J. Rodenberg (Alltagsleben in London, Berlin 1861, S. 28) sagt: »Regentstreet und Haymarket sind am Tage die Fahrstrassen der Aritoskratie, nachts der Sitz des ›socialen Uebels‹.«
100. Huren sind gern geschmückt. – Fischart, Bkb. (1591), 40.
Die Russen behaupten: Einer schönen Hure Hauptschmuck sei Nacktheit. (Altmann VI, 411.)
101. Huren sind huren vnd wöllens doch nicht sein. – Petri, II, 387.
102. Huren sind Kohlen, die schwärzen und brennen. – Simrock, 5107.
It.: Le puttane sono com' il carbone, o abbruggiano, o tingono. (Pazzaglia, 314, 2.)
103. Huren sind so rein nach dem Bad als zuvor. – Petri, II, 387.
104. Huren sind theuere Möbel.
Die Russen: Eine Hure ist ein Egel, der das Mark aus den Knochen und das Geld aus dem Seckel saugt. (Altmann VI, 500.)
Holl.: Lekkere hoeren kosten veel van onderboud. (Harrebomée, I, 312.)
105. Huren und Buben fressen und saufen, wollen keinen alten Mann ziehen. – Zinkgref, III, 370.
106. Huren und Buben kommen leicht miteinander überein. – Simrock, 5118.
Lat.: Malus cum mala colliquescit voluptate. (Binder I, 945.)
107. Huren und Buben sind leichte Waare.
Holl.: Hoeren en boeven zijn eene ligte vracht. (Harrebomée, I, 312.)
108. Huren und Buben sind schwer zu scheiden.
»Der Hund lath sich schwerlich iagen von eym fetten leder das er begint zcu nagen; also weder frawen noch man Hurn vnnd buben scheyden kan.« (Werdea, C.)
109. Huren und Buben sprechen immer von ihrer Ehre. (S. ⇒ Hurentugend.) – Schottel, 1132b; Sailer, 370.
110. Huren und Buben thun mehr Schaden und Abbruch als der Feind. – Opel, 334.
Frz.: Contre putain et larron u'y a rime ni raison. (Kritzinger, 572.)
111. Huren und Buben verkriechen sich in die Winkel.
Lat.: Lydus ostium claudit. (Seybold, 288.)
112. Huren und Buben verstehen sich bald. – Eiselein, 337; Braun, I, 1594.
113. Huren und Gänse sind schwer zu hüten.
Die Russen: Wenn man der Hure eine Schildwacht vor die Thür gibt, so gibt man sie ihr ins Bett. (Altmann VI, 501.)
[928] 114. Huren und Hasen sind schwer zu zähmen. – Simrock, 5122; Körte, 3071.
Dän.: Horer og harer ere onde at temme. (Prov. dan., 300.)
Holl.: Hoeren ende hase sijn quaet te temmen. (Turn, 14, 5.)
115. Huren und Herrn haben sich gern.
Holl.: Hoeren en heeren zijn van eender veren. (Harrebomée, I, 312.)
116. Huren und Kohlen schwärzen und brennen.
117. Huren und Raben, je mehr sie sich waschen, je schwärzer werden sie.
Dän.: Kragen og horen toer sig aldrig hvide. (Prov. dan., 300.)
118. Huren und Schelme sind ein alt Geschlecht.
Dän.: Hore og skælke-slægt er dan ælste. (Prov. dan., 299.)
119. Huren und Thürklinken fasst jedermann an.
Dän.: En hore sidder i fred for ingen som en knekt paa en stue-dør den tagen hver mand til. (Prov. dan., 196.)
120. Huren und Wein fegen den Geldkasten rein.
Lat.: Pisces, perdices, vinum nec non meretrices corrumpunt cistam, vel quidquid ponis in istam. (Gaal, 1293.)
121. Huren und Wirthe muss man bezahlen, dass man wiederkommen darf. – Meisner, 32.
122. Huren verführen. – Schottel, 1132b.)
123. Huren vnd buben, diss gesindlein scheidet sich nimmermehr. – Mathesius, Sarepta, LVIIIa.
»Saget man im Sprichwort.«
124. Huren vnd bnben (sind) eyn gespann. – Franck, II, 10b u. 131b; Tappius, 13a u. 227b; Petri, II, 387; Lehmann, II, 270, 127; Eiselein, 336; Simrock, 5120; Körte, 3073.
Holl.: Hoeren en boeven zijn één gespan. (Harrebomée, I, 312.)
Lat.: Crobyli jugum. (Binder II, 615; Philippi, I, 98; Tappius, 426a.)
125. Huren vnd Buben gleich vnd gleich. – Eyering, II, 48.
126. Huren vnd buben kan niemand scheyden. – Franck, II, 10b.
Holl.: Hoeren en boeven zijn gaarne bij elkander. (Harrebomée, I, 312.)
127. Huren vnd Buben seynd gern beysammen. – Gruter, III, 51; Lehmann, II, 270, 125.
Holl.: Hoeren en boeven vergaderen ligtelijk. (Harrebomée, I, 312.)
128. Hurn vnd bufen kommen auch vngeruffen. – Loci comm., 117; Henisch, 1525, 36; Sutor, 429; Lehmann, II, 270, 128; Körte, 3072; Simrock, 5119; Braun, I, 1581.
Dän.: Horen og skalken kommer vel ubudne. (Prov. dan., 300.)
Holl.: Hoeren ende boeven comen wael sonder roepen. (Tunn., 15, 11; Harrebomée, I, 312.)
Lat.: Scurro vel scortum veniunt bene non vocitata. (Fallersleben, 426; Sutor, 429; Loci comm., 117; Anzeiger für Kunde deutscher Vorzeit, 1854, Sp. 270.)
129. Huren vnd Spielleuth geben kein gelt wider. – Henisch, 1474, 24; Petri, II, 387.
130. Huren wollen Geld haben. – Petri, II, 387.
131. Huren wollen immer das letzte Wort haben. – Petri, II, 387.
132. Huren wollen nicht Huren seyn und führen doch den Hurenschein. – Simplic., 476, 551.
133. Iek si et allene nitt, es der Horen iär trost. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 114.
134. Je mer man die Huren schlecht, ie lieber sie einen haben. – Schade, II, 168, 2.
Was für ein Schlagen und welches Züchtigungswerkzeug hier gemeint ist, erfährt man aus Waldis (IV, 40), wo er davon handelt, wie das Liebesfeuer einer Nonne gelöscht worden ist. Es heisst dort: »Doch halt ich, hat man jr gezwagen, mit einer fleischgabeln wol geschlagen, vnd hat sie in ein Kloster than, da zwey par Schuh vorn Bette stahn, vnd jr all nacht die Laudes glesen, wer wol von solcher Krankheit gnesen.«
135. Jo slimmer Hor, jo biäter Glück, jo grötter Daif, jo dünner Strick. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 69, 106.
136. Jung hur, alte kuplerinn. – Franck, II, 193a; Eyering, III, 110; Petri, II, 410; Gruter, I, 51; Körte, 3076; Simrock, 5127; Eiselein, 336; Braun, I, 1580.
Lat.: Malus cum malo colliquescit facile. – Pulchra convenit improbis cinaedid. (Seybold, 297 u. 464.)
[929] 137. Junge Hôre, âle Bädswester. (Hannover.) – Schambach, 32; hochdeutsch bei Eiselein, 336; Körte, 3077 u. 3818; Simrock, 5126; Braun, I, 1579; Mayer, I, 136; Lohrengel, I, 422.
Junge Huren, alte Betschwestern.
Engl.: A young whore, an old saint. (Eiselein, 336.)
Holl.: Jong eene hoer, oud eene profetes. – Jonge hoeren, oude pilaarbijtsters. (Harrebomée, 312.)
138. Junge Huren, alte Wettermacherinnen (Wetterhexen). – Eisenhart, 479; Bücking, 84; Eiselein, 336; Simrock, 5129; Volkmar, 359, 304.
Wenn eine Frauensperson, die in ihrer Jugend ein ausschweifendes Leben geführt und ihre Ehre eingebüsst hatte, durch das Alter den Reiz ihres Gesichts, wodurch sie andere verführte, verloren hatte; so glaubte man in jenen finstern, uns wegen ihrer Gläubigkeit kirchlich angepriesenen. Jahrhunderten, dass sie sich nun auf die Kunst, Wetter zu machen, legte, um doch auf eine Weise ihr Brot zu verdienen. Gegen die Wiederkehr solcher Zeiten kann nur eine auf Naturkunde gegründete Volksbildung schützen.
139. Kommt die Hur' ins Herz, so kommt sie auch ins Säckel. – Eiselein, 336; Simrock, 5113; Braun, I, 1582; Körte, 3064.
Leicht bethören die Koketten, darum sagen die Russen: Eine spröde Hure ist am gefährlichsten. (Altmann VI, 501.)
140. Man kann vor den Huren nicht dazu kommen, einem Mann einen Dienst zu thun, klagte die Frau. – Lehmann, 401, 66.
Die Russen behaupten: Es gibt mehr geheime Huren als öffentliche. (Altmann VI, 405.)
141. Man muss sich mit Huren behelfen, wenn man keine ehrliche Frau kriegen kann.
Holl.: Die geene eerlijke vrouw kan krijgen, moet zich met eene hoer behelpen. (Harrebomée, I, 312.)
142. Mit Huren ist böse handeln, sie geben für gut Geld faule Waare.
143. Mit Huren und Buben hausen, heisst im Grinde lausen.
144. 'Ne Hor schännet sik selwer, en Deiw sine Fröndskop. (Büren.)
145. 'Ne Hor schennt iäre egene Fuet, awwer en Daif schännet sinne Familge. – Woeste, 70, 123.
146. 'Ne truie Häuer is better es en schlecht Wuif. (Sauerland.)
147. Ob die Huren pfeifen, Künstler sind sie nicht.
Die Russen: Darum heisst die Hure noch nicht Künstlerin, weil sie das Handwerk des Reibens versteht. (Altmann VI, 481.)
148. Of ik glîk si Hoer edder Dêf, hef ik Geld, so bün ik glîke lêf. – Schütze, I, 209; für Strelitz: Firmenich, III, 70, 11.
»Efft ick gelick si Hôr edder deeff, hebbe ick Gelt, si ick glicke leeff.« (Neocorus, I, 103.)
149. Sitzet mit einer zarten Hur' in der Stube und dienet Gott in Ruhe, sagte der Narr, als der Abt über Mühe und Sorgen klagte. – Klosterspiegel, 34, 3; Eiselein, 451.
150. Thiar as nian Hur' so fülk, of hiyü ment, thiar san noch fülkern. (Nordfries.)
Da ist keine Hure so hässlich, schlecht, oder sie meint, es gibt noch hässlichere. Sinn: Keiner hält sich für den schlechtesten, jeder dünkt sich besser zu sein, als er ist, wie keine Hure so hässlich (schlecht) ist, die nicht meint, es gäbe noch hässlichere.
151. Unten Hure, oben Heilige.
Die Russen warnen vor den letztern besonders, indem sie sagen: Einer weltlichen Hure halte dich nicht zu nahe, eine fromme aber fliehe wie das Feuer. Und: Lieber eine unheilige Hure als eine fromme. (Altmann VI, 392 u. 501.)
Holl.: Onder een hoerhuis, boven eene kerk. (Harrebomée, I, 313.)
152. Van Hôren is quâd Pinken1 kriegen. – Stürenburg, 176b.
1) Pinke = kleiner Finger, eine gerade (nicht krumme) kleine Wurst, aber auch wie im obigen Sprichwort = penis. (Vgl. darüber Stürenburg a.a.O.)
153. Von Hur' und Schwert ward gar mancher versehrt.
Holl.: Eene oude hoer, een nieuwe waard die snijden meer dan eenig zwaard. (Harrebomée, I, 312.)
154. Von hurn geschah nie keinem mann gut, dann einem, der ward gehenckt, der kam der marter [930] ab. – Franck, II, 103a; Tappius, 160b; Lehmann, II, 794, 146; Simrock, 5138.
155. Vor der Huren Gebet, der Weiber wahrheit und alter Weiber glück, behüte mich Gott vor diesen drei Stück.
»Wenn ein Hur alt, hässlich und arm geworden, so betet sie fruh und spat zu Gott, dass er jhr einen Mann gebe, der sie aus ihrem Elend reisse und sie ernähre und kleide u.s.w. Wen aber dieses Gebet trifft, der sage allem Glück lebewol. – Wenn eine Frau, die lang der Buhlerei nachgegangen, in die Wochen kommt, sieht der Mann das Kind sauer an, da er seine Frau wol kennt. Sehen nun solches die Frauen, Freundinnen der Wöchnerin, so rühmen sie, wie ähnlich das Kind dem Vater sey, wie ihm aus den Augen geschnitten u.s.w. Dann wird der Mann so freudenreich, meynt, das Kind seh ihm so gleich. – Alte Weiber machen zu allen bösen Sachen gross Glück daraus, sagen, hat sich einer einen Schenkel ausgefallen: Gross Glück hat er, dass er sich nicht hat zu Tod gefallen u.s.w. Was einem solchen bösen stück zustehet, heissen sie's gross gelück.« (H. Sachs, Fabeln und gut Schwenck, III, LXII.)
156. Vor Huren oft ein ehrlich Weib nicht zukommen mag. – Eiselein, 330.
157. Wann de Hure alt wird, baut se Hellegehüschen. (Bedburg.)
158. Wann de Hure alt wird, pess se Weihwasser. (Bedburg.)
159. Wäre ich ein Hur, mein Mutter ein Sack, mein Vatter ein Dieb, hette ich Gelt, so were ich lieb. – Lehmann, II, 832, 98; Henisch, 1476, 15; Körte, 5083.
Dän.: Er det hore eller tyv, har han penge, er han kier. (Prov. dan., 299.)
160. Wären Huren und Diebe hinaus, es stände leer gar manches Haus.
Die Russen: Wenn jede Hure gestäupet werden sollte, wo wollte man die Besen hernehmen. (Altmann VI, 416.)
Dän.: Vare alle horer og tyve død, da stod mangt et huus øde. (Prov. dan., 300.)
161. Was von Huren geboren, ist zur Huren erkohren. – Gruter, III, 100; Fischart in Kloster, VIII, 41; Lehmann, II, 866, 95; Eiselein, 336; Reinsberg VII, 51.
Die Russen behaupten: Hat eine Hure sieben Töchter, sie werden alle sieben Huren sein. – Einer Hure Kind gewöhnt sich früh ans Kleiderheben. (Altmann VI, 485 u. 497.) Nach dem Hurenalmanach, der 1768 bei Harris in London erschien und worin die öffentlichen Dirnen nach Namen, Wohnung, Herkommen u.s.w. aufgeführt waren, trifft es nicht zu, dass sie vorherrschend die Töchter von Müttern sind, welche dasselbe Leben geführt. Es befanden sich damals 60000 solcher Dirnen in London; davon bezeichnet der Almanach 40000 (vielleicht 4000?) als Predigertöchter. (Gesellschafter, Magdeburg 1785, III, 205.)
162. Was von Hurn seuget, das ist zu Huren geneyget. – Fischart in Kloster, VIII, 41; Petri, II, 611; Latendorf II, 31; Pistor., V, 69; Simrock, 5132; Reinsberg VII, 51; Körte, 3088.
Die Russen: Man verachtet die Huren, seine Kinder aber lässt man ihre Milch trinken. – Hurenmilch ist die theuerste. (Altmann VI, 455 u. 478.)
163. Wei ne Hor will bringen to Ehren, dei is en Schelm oder wil einer weren. (Westf.)
164. Wéi sik nigge Häuren anschaffen well, mott eist de ollen betahlen. (Sauerland.)
165. Welche nicht will ein Hur gehalten sein, die soll nicht führen Hurenschein. – Petri, II, 620; Lehmann, II, 401, 69.
166. Wen eine Hure fasst, den lässt sie nicht leicht los.
Die Russen: Wenn die Hure einen zapft, so zapft sie ihn zweimal. (Altmann VI, 498.)
167. Wenn die Hur' alt wird, will sie fromm werden.
Holl.: Als de hoeren oud worden, worden zij vroom. (Harrebomée, I, 311.)
168. Wenn die Hur truncken ist, so ist sie eine thörin. – Petri, II, 644.
169. Wenn die Hure bereut, wird sie eine Kupplerin. – Burckhardt, 111.
170. Wenn die Huren kosen, meinen sie nicht das Herz, sondern die (das Geld in den) Hosen.
Holl.: Als eene hoer u vriendschap doet, het moet u kosten. (Harrebomée, I, 311.)
[931] 171. Wenn die Huren, nicht locken, verliert der Wirth seine Brocken.
Die Russen: Der Hurenwirth wird wenig Einkünfte haben, dessen Dirnen man zur Umarmung peitschen muss. (Altmann VI, 489.)
172. Wenn die Huren recht heilig blicken, dann wollen sie berücken.
173. Wenn die Huren schimpfen, so bricht die Schande aus. – Simrock, 5139; Körte, 3082; Braun, I, 1590.
Holl.: Als hoeren schelden, brict die schande uut. (Fallersleben, 10; Tunn., 2, 1; Harrebomée, I, 311.) – Als hœren schelden, zoo kijkt het den buik uit. (Harrebomée, I, 311.)
Lat.: Turpia culparum produntur lite putarum. (Fallersleben, 10.)
174. Wenn die Huren spinnen, so ist die Nahrung krank. – Simrock, 5140; Körte, 3081.
Die Russen: Wenn die Huren weben, müssen die Hurer rar sein. (Altmann VI, 485.)
Holl.: Als hoeren spinnen, is die neringhe cranc. (Fallersleben, 11; Tunn., 2, 2; Harrebomée, I, 311.)
Lat.: Filat quando puta, questus malus est ita puta. (Fallersleben, 11.)
175. Wenn die Huren winken, gehen sie auf Finken.
Holl.: Als de hoeren schreijen, wacht u voor haar vleijen. (Harrrebomée, I, 311.)
176. Wenn eine Hure vom Himmel fällt, so fällt sie auf einen Sch., oder auf einen S., oder auf einen P. – Meisner, 31.
Meisner hat, vielleicht um dem Ergänzungsstreben des Lesers keine Schranken zu ziehen, blos durch Buchstaben angedeutet.
177. Wenn eine Hure von Tugend und ein Krämer von Ehrlichkeit spricht, so glaube beiden nicht.
Die Russen: Der Dirnen Keuschheit gilt nur im Dunkeln, aber nicht bei Lichte. (Altmann VI, 392.)
178. Wenn Huren die besten Wort geben, so lügen sie am sehrsten. – Petri, II, 659; Henisch, 328, 29.
179. Wenn Huren in die Kirche gehen, wollen sie nicht die Heiligen sehen.
Die Russen: Wenn die Hure sich kreuzigt, thut sie's über ihrem Schos. (Altmann VI, 466.)
180. Wenn man den Huren die Nase abschnitte, so würde manche Frau und mancher Mann im Lande ohne Nase gehen.
Auf diese Weise hat man die Huren nicht gekennzeichnet, wenn sie auch hier und da gestraft worden sind. So Soll in Bischofswerda von 1589-93 eine besondere Strafe für sie stattgefunden haben. Wenn eine zu Fall kam, musste sie aufs Rathhaus, wo sie von dem Gerichtsdiener auf eine gewisse Art geschleiert wurde, um sie öffentlich als solche zu erkennen. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, II, 51.)
Lat.: Si moechis nasum mos esset tollere rasum, multis per mundum sine nasibus esset eundum. (Eiselein, 132; Binder II, 3119.)
181. Wenn sich die Huren schelten, so kompt die Schand an Tag. – Petri, II, 672.
182. Wer an eine Hur gepicht ist, der ist ein Leib mit jhr. – Petri, II, 682.
183. Wer bey einer Hure niedersitzt, der stehet bey einer Hure wider auff. – Petri, II, 687.
184. Wer ein Hur nimpt zu der Ehe, darff keins vnglücks mehe. – Tappius, 161a; Petri, II, 704; Latendorf II, 31; Simrock, 5109; Körte, 3079; Braun, I, 1584.
185. Wer eine frische Hure mit Bier hätte! – Meisner, 34.
Es wird hier unter Hure ein thönernes Trinkgefäss verstanden, das die Form einer Jungfrau hatte, und aus dessen Haupte man im 17. Jahrhundert Bier zu trinken pflegte.
186. Wer eine Hur' freit wissentlich, der bleibt ein Hundsfott ewiglich. (Würtemberg.)
187. Wer eine Hur zur Ehe nimpt, der hat verrathen oder wil verrathen. – Petri, II, 704.
188. Wer eine Hure bringt zu Ehren, ist ein Schelm oder will einer werden. (Sauerland.)
189. Wer eine Hure verloren, der hat viel gewonnen.
Holl.: Hij wint genoeg, die eene hoer verliest. (Harrebomée, I, 312.)
190. Wer eine Hure zur Ehe nimmt, ist ein Schelm oder will einer werden. – Pistor., IV, 7; Eisenhart, II, 3, 3; [932] Hassl., 6; Sailer, 141; Simrock, 5111; Körte, 3089; Braun, I, 1586.
Die Huren wurden von unsern Vorfahren zu den ehrlosen Leuten gezählt, sowie die Hurkinder für die Schande ihrer Aeltern mitbüssen mussten, indem sie von allen Ehrenämtern ausgeschlossen wurden. »Hurensohn« war das ärgste Schimpfwort. Man war der Meinung, dass derjenige sich einer gleichen Unehre theilhaftig mache, welcher mit ehrlosen Leuten einen genauen Umgang unterhalte. Da nun unter Ehegatten der allerengste Umgang stattfindet, so hat man durch dieses Sprichwort anzeigen wollen, dass der Mann als ein Schelm und ehrvergessener Mensch anzusehen sei, welcher mit einer Hure ein eheliches Bündniss eingehe. In unsern Tagen hat das Sprichwort nur noch moralische, aber nicht mehr seine frühere rechtliche (juridische) Bedeutung. In den alten dithmarschen Gesetzen heisst es: »De êne Hore nimt vorsettlig, de verradet ok wol sin Vaterland.« (Schütze, II, 158.) »Diese Gesetze nahmen das Wort nicht einmal in unserm jetzt gewöhnlichen Sinne, sondern wandten es auf jedes Mädchen an, die ihren Ehrenkranz verloren hatte; und die Empfindlichkeit über die gekränkte Ehre ging bei den Dithmarschen so weit, dass die ganze Familie sie auch auf sich bezog und in zahlreichen Fällen die Gefallene mit eigenen Händen tödtete oder unter dem Eise ersäufte.« (Vgl. Wilda, Strafen der Germanen, S. 812-820.) Die Russen: Wer eine Hure freit, sehnt sich nach Schelmenkindern. (Altmann VI, 501.)
Dän.: Hvo der ægter (videndes) en hore, har enten giort et skielmstykke, eller vil giøre det. (Prov. dan., 299.)
Holl.: De eene hoer trouwt, is een schelm, of wil er een worden. – Eene hoer getrouwd, een' boef aangegeven. (Harrebomée, I, 312.)
191. Wer führet ein Huren vber Sand, der kompt mit jhr nicht leicht zu Land. – Petri, II, 709; Henisch, 1792, 56.
Engl.: Who drives an ass and leads a whore, hath pain and sorrow evermore. (Bohn II, 46.)
192. Wer Huren meydet, der meydet gross vnglück. – Lehmann, 398, 1.
193. Wer mir eine Hure zeigt, dem zeig' ich einen Dieb.
Holl.: Wijs mij eene hoer, ik wijs u een' dief. (Harrebomée, I, 313.)
194. Wer mit einer Huhr von Zucht, vnnd mit einem geitzigen vom geben redt, der schlägt einem Tauben auff der Lauten. – Lehmann, 252, 36.
195. Wer mit einer Hure von Schamhaftigkeit, mit einem Geizigen von Freigebigkeit und mit einem Mönche von Treue redet, der schlägt die Laute mit der Bohnenstange (oder: mit dem Daumen). – Eiselein, 413; Klosterspiegel, 33, 15.
196. Wer mit Huren gen acker gehet, der mag mit Huren nachegen. – Henisch, 792, 56.
197. Wer mit Huren umgeht, der hat kein Glück.
»Das heiss ich in dem grindt gelausst, der mit hurn vnd buben hausst.« (Murner, Nb., 44, in Kloster, IV, 755.)
Holl.: Die hoeren aanhangt, krijgt metten en wormen en verdort. (Harrebomée, I, 312.)
198. Wer mit Huren verkehrt, dem wird die Börse geleert.
Holl.: Die eene hoer houdt, dien wordt de beurs ligt. (Harrebomée, I, 312.)
199. Wer mit Huren viel verkehrt, wird als loser Bub' geehrt.
Die Russen: Wer bei Huren in die Schule geht, wird keine Keuschheit lernen. (Altmann VI, 489.)
200. Wer mit hurn zu acker geht, der egt mit gecken (Buben) zu. – Franck, II, 59a; Gruter, I, 81; Petri, II, 736; Winckler, I, 30; Simrock, 5121; Körte, 3080.
Holl.: Die met hoeren ploegt, moet met vodden eggen. (Harrebomée, I, 312.)
201. Wer nit hurn vnd buben vnder seim geschlecht hab, der zieh ghen Nürnberg vnd wisch den reymen ab. – Franck, I, 77a; Henisch, 1541, 45; Petri, II, 741; Lehmann, II, 849, 309; Hurenteuffel im Theatrum Diabolorum, 308a.
Bei Werdea (Aij): »Der nicht hurn vnd buben in seym gschlecht hab, der lösch frölich dissen reym ab, Byss hir hat yn nymandts aussgethan, darvmb lieber gesell lass yn auch stahn.«
Holl.: Die geene hoer, arme of zot in zijn geslacht heeft, is geboren von de lamp of het lemmet. (Harrebomée, I, 312.)
202. Wer sich an Huren hängt, der hat kein Glück. – Binder II, 3048.
Lat.: Scribatur portis, meretrix est janua mortis. (Binder I, 1603; II, 3048; Seybold, 544.)
[933] 203. Wer sich an Huren hengt, der kriegt Motten vnd Würme zu lohn. – Petri, II, 757.
In Toscana sagt man: Wer zu den Huren geht und nicht strauchelt, kann sicher bis nach Frankreich gehen. (Reinsberg VI, 26.)
204. Wer sich Huren und Gänse hält, hat viel Unruh in der Welt.
Holl.: Die hoeren leidt, of ezels drijft, 't is vreemd, zoo hij in ruste blijft. (Harrebomée, I, 312.)
205. Wer sich lest Huren regieren, dem ist vnglück nicht fern. – Petri, II, 760; Henisch, 1668, 60.
206. Wer sich lest Huren vmbhangen, kan nicht viel Künst erlangen. – Petri, II, 760.
207. Wer sich lest Huren vmbtreiben, kan nicht bey Ehren bleiben. – Petri, II, 760.
208. Wer sich mit Huren nährt und mit alten Rossen zum Acker fährt, der hat sein Güt lein bald verzehrt. (Westf.)
209. Wer sich mit Huren nehret und mit Karren fehret, dem ist alles Unglück beschert. – Petri, II, 761; Coler, 234b; Froschm., PVI; Nass. Schulbl., XIV, 5.
210. Wer von einer huren scheidet, hat ein gute tagreiss gethan. – Tappius, 168b; Petri, II, 775; Lehmann, II, 852, 349; Körte, 3075; Braun, I, 1583.
Die Russen: Wer sich von einer Hure scheidet, begeht keinen Ehebruch. (Altmann VI, 501.)
Dän.: Hvo som forlader horen, giør en god dags-reyse. (Prov. dan., 300.)
Engl.: He who loseth a whore, is a great gainer. (Bohn, II, 45.)
Holl.: Die zich van eene hoer scheidt, doet eene goede dagreize. (Harrebomée, I, 312.)
Lat.: Arduum conficit iter, qui absolvitur a scorto. (Binder II, 230; Philippi, I, 40; Seybold, 35.)
211. Weren keine Huren, so hett niemand dem Herrn Christo die Füss mit threnen gewaschen. – Lehmann, 98, 16.
Sollte vielleicht folgende väterliche Fürsorge, auf dieser Annahme beruhen? Als im Jahre 1703 in Rom ein Erdbeben anhielt und die ganze Stadt Bussübungen anstellte, auch für die dadurch verarmten Familien Geld sammelte, befahl der Papst, dass den öffentlichen Huren Geld ausgetheilt werden sollte, die dessen sehr benöthigt wären, weil sie während der allgemeinen Noth und anhaltenden Andacht nichts hätten verdienen können. Es wurde ihnen zugleich bei 50 Ducaten Strafe verboten, sich in den Hauptkirchen finden zu lassen. (Gesellschafter, Magdeburg 1784, S. 50.)
212. Wird die Hure alt, so geht sie ins Kloster.
213. Wo die Huren spinnen, da ist die Nahrung klein. – Petri, II, 802.
*214. An eine Hure gepicht sein.
»Wir Deutschen reden, wer an eine Hur gepicht ist, der« u.s.w. (Mathesius, Sarepta, LVIIIa.)
*215. Dat is Hoeren Inschlag un Hoeren Schêrgârn. (Ostfries.) – Hauskalender, II.
*216. Die babylonische Hure.
*217. Er hat keine Hure, er behilft sich mit ehrlichen Weibern.
*218. Es hat ein hur ein fromm fraw gescholten. – Franck, II, 20a.
In dem Sinne: Ein Esel heisst den andern Sackträger. (S. ⇒ Haus 590.) Die Russen: Eine Hure bei ihrer Keuschheit fassen. – Einer Hure Keuschheit loben. – Eine Hure schänden (oder: entehren) wollen. (Altmann VI, 518, 520 u. 521.)
*219. Horen un schnoren. – Eichwald, 813.
*220. Ist sie ein hur, so treugt sie mich vbel. – Franck, II, 66a.
Um die Möglichkeit einer Täuschung in Betreff des guten Charakters einer Person einzuräumen.
*221. Sie ist mit erlaub ein hur in der kut. (S. ⇒ König.) – Franck, II, 85b.
Die Engländer haben zur Bezeichnung einer solchen Person folgende Redensarten: A cockatrice. As common as the high-way. A lady of pleasure. A leman. A kind-hearted soul. A light-skirts. She's like a cat, she'll play with her tail. She's as right as my leg. She's loose in the hilts. She's as common as a barber's chair. She lies backword, and lets out her forerooms. She's wagtail. She is one of us. She is neither wife, widow, nor maid. (Bohn II, 64.)
222. A alte Hur låsst's Vögeln net. (Wien.)
223. Die Huren haben manchen in Laster und Schande gebracht.
Bei Tunnicius (747): De horen hebben mannigen to laster unde schande gebrocht. (Illexit plures meretrix ad damna bilinguis.)
224. Die kann leicht zur Hure werden, welche die Hochzeitkosten sparen will. – Wirth, I, 212.
225. Eine gemeine Hure, eine gemeine Tochter.
Bei Tunnicius (256): Eine vule hore, eine vule dochter. (Prostibulam turpis meretrix producit avaram.)
226. Eine Hure hat einen lieb, oder sie hasset einen.
Bei Tunnicius: Ein hôr heft einen leif of se hatet ên. (Diligit aut odit pellex quem lumine cernit.)
227. Es ist keine Hure so gefährlich als eine verschleierte.
228. Gemeiner und ärger ist nichts als eine Hure.
Bei Tunnicius (1140): Vuler unde erger is nicht als ein hore. (Spurcius et peius nil vivit pellice blanda.)
229. Huren sind schwer zu hüten.
Bei Tunnicius (1277): Horen sint quât to waren. (Difficilis nimium turpis custodia lenae.)
230. Huren zahlt man voraus.
231. Jeder hüte sich vor den Huren.
Bei Tunnicius (1153): Man hode sik vor den horen. (Audeat ingenuus scorto se credere nunquam.)
232. Man muss manche Hure Jungfer nennen.
233. Spei der Hure ins Gesicht, so sagt sie: es regnet.
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