1. Alles umb der Wurst willen. – Gruter, III, 4.
2. Bratest (gibst) du mir ein Wurst, so lesch ich dir den Durst, sagt der Kellner zum Koch. – Gruter, III, 11; Lehmann, II, 52, 62; Zinkgref, IV, 500; Siebenkees, 227; Gaal, 847; Geiler, Alsatia, 1862-67, 481; Sutor, 79; Grubb, 578; Simrock, 11942; Körte, 7040.
Wurst und ⇒ Sauerkraut (s.d.) lassen sich von einem guten Deutschen nicht trennen; weiter gen Norden wird Speck und Thran national. Noch ehe der naturwissenschaftliche Satz: »Was der Mensch isst, das ist er«, sprichwörtlich wurde, hatten die Völker bereits den Einfluss der Speise auf den Charakter eines Volkes erkannt und verspottet. So behauptet der Franzose, dass Sauerkraut und Wurst, nebenbei auch die Pfeife auf die Nerven Michel's nicht ohne Einfluss gewesen sei, während der Deutsche wiederum bei Beurtheilung des leichtlebigen Franzosen der Lieblingsspeise derselben, den leichten Froschschenkeln und den sonstigen Eigenthümlichkeiten des Thierchens, einen ziemlich weitgehenden Einfluss zuschreibt. Wie mit dem Begriff des Nordländers Thran und Speck, so verbindet sich mit dem des Südländers Reis und Dattel. Mehr oder weniger in der Mitte liegt der Plumpudding und das Roastbeef Englands. Auch der flüssigen Nahrung, dem Getränk, ist ein grosser Spielraum gegönnt. Der Branntwein dominirt im Norden, Bier in der Mitte und Wein im Süden. (Wächter am Erie, Wochenblatt vom 13. November 1873.)
Frz.: A la pareille ou je te rendrai la pareille. – Passez-moi la casse (la rhabarbe) et je vous passerai le séné. – S'il me donne des pois, je lui donnerai des fèves.
Lat.: Est natura coquis et promis semper iniqua. (Binder II, 985; Eiselein, 128.) – Mutuo mudi scabunt. (Sutor, 196.) – Salvia cum ruta faciunt tibi pocula tuta. (Chaos, 223.)
Poln.: Pies psu blechy wybera. – Ręka rękę umywa, noga nogę wspiera. (Masson, 166.)
3. Brät'st du mie enne Wost, löschk die den Dost. (Waldeck.) – Firmenich, I, 325, 4; Hoefer, 591.
4. De besten Wörste sind, wo än gräut Holl (Loch) in is. (Sauerland.)
[466] 5. De Worst is mi to krumm, säd' de Voss; da satt de Katt met 'ner Worst oppem Bôme.
6. De Wurst is doch to krumm, sä de Voss, do hung se hum to hoch. – Kern, 877.
7. Die nach fremden Würsten hinken, verlieren drob die eigenen Schinken.
Böhm.: Kdo stojé o cizi, přichózi o své. (Haug.)
8. Die Wurst hat mehr als Einen Zipfel.
9. Die Wurst ist das sauberste Essen, sagte Jerms, sie ist oben und unten zu, da kann nichts hinein.
10. Die Wurst ist mein König. – Körte, 7040b; Bentzel-Sternau, IV, 195.
Jeder hält gern seine Wurst für die gute Sache, die er verfechtet. – Da es mir erst jetzt gelungen ist, von dem Inhalt der Sprichwörterspiele des Grafen Bentzel-Sternau Kenntniss zu nehmen, so haben bisher Verweisungen darauf bei den betreffenden Sprichwörtern nicht erfolgen können. Ich will dies hier im Zusammenhange nachholen. Das Werk besteht aus vier Bänden, in denen zusammen 25 Sprichwörter dramatisch behandelt sind. Die Sprichwörter sind fortlaufend gezählt. Band I enthält folgende: 1. Was ein Nessel werden will u.s.w. 2. Biedermann's Erbe liegt in allen Landen. 3. Offene Hand macht offene Hand. 4. Gott gibt nicht mehr Frost als Kleider. 5. Das Messer macht nicht den Koch. 6. Jung gewohnt, alt gethan. 7. Zeit bringt Rosen. Band II. 8. Mit grossen Herren ist nicht gut Kirschen essen. 9. Was Rechts leidet nichts Schlechts. 10. Wo kein Salz im Hause ist, da mangelt das beste Gewürz. 11. Narrenschiff fährt aller Ecken an. 12. Es ist keiner so stark, er findet einen Stärkern. 13. Wenn der Bauer aufs Pferd kommt, reitet er schärfer als der Edelmann. Band III: 14. Selig sind die Einfältigen. 15. Die Schwiele an der Hand hat mehr Ehr', als der Ring am Finger. 16. Lang Mundwerk, schlechter Gottesdienst. 17. Das Werk lobt den Meister. 18. Den Seinen gibt's der Himmel im Schlafe. Band IV: 19. Frisch gewagt, ist halb gewonnen. 20. Besser spät als gar nicht. 21. Gescheite Hündlein trägt der Wolf ins Holz. 22. Gleiche Brüder, gleiche Kappen. 23. Viele sind berufen, wenige auserwählt. 24. Die Wurst ist mein König. 25. Hinter dem Kreuze steckt der Teufel.
11. Die Wurst ist verschwiegen.
»Denkt der Wurstfälscher, der Unsagbares in die Wurst steckt und die fragwürdige Farbe mit Anilinroth auffrischt. Es würde weit weniger Wurst gegessen werden, wenn man wüsste, womit sie gefüllt ist. Denn es sind oft Dinge ganz anderer Art, als die, welche den Italiener zum Preise seiner Salami zu dem Ausruf veranlasste: ›Es ist eine Speise für Götter, diese allein mögen wissen, was alles dazu gehört.‹«
12. Diese Wurst ist wol noch gar nicht todt, sie blutet ja noch, sagte der berliner Reisende zur Wirthin im bairischen Gebirge.
13. Du bist eine geschickte Wurst, es ist schade, dass du nicht heissest Darm.
14. Ein gebratene Wurst hat zween Zipffel. – Historie von Dr. Joh. Fausten etc., Frankfurt a.M. 1587; Simrock, 11945b.
15. Eine verschrumpfte Wurst und eine verwelkte Blume gehören zusammen wie zwei Beine zur Hose.
16. Eine Wurst über den Zaun und eine Wurst herüber, erhält die Freundschaft.
Lat.: Amfora per sepem (persepe) data si redit equat amorem. (Reuterdahl, 36.)
Schwed.: Kanna offuer yardh oc annur i geen gör godhan winskap. (Reuterdahl, 36.)
17. Eine Wurst und ein Greis ernten Spott und geben Speis.
»Er im Rath und sie in der Atzung, das ist der Welt gemeine Satzung.«
18. Einige Scheiben Wurst machen den Kohl nicht fett.
Nordfries.: Högh Ringhlar Istarbinjs mâgi a Kual egh feat. (Johansen, 68.)
19. Es heisst immer: Wurst wieder Wurst, und der Magd ein Trinkgeld. – Simrock, 11938.
20. Es ist nicht alles Wurst, wo man Wurst kauft. – Neuyorker Staatszeitung vom 17. November 1863.
21. Giff mui 'ne Wost, still' eck dui den Dost. (Lippe.) – Firmenich, I, 267.
Gib mir eine Wurst, so lösch' ich dir den Durst. (Mayer, I, 82.) Gefälligkeit und Gegendienst. – Die englischen Neger in Surinam drücken den Gedanken: Man solle für Gefälligkeiten keine Gegendienste erwarten, [467] durch das Sprichwort aus: Man muss nicht Tomtom stampfen, weil man ⇒ Blaff (s.d.) von andern erwartet. (Wullschlägel.)
22. In eine Wurst kommt mancherlei Gewürze.
Dän.: Allehaande som qvinder kommer i pölse. (Prov. dan., 25.)
23. Ist die Wurst dem Hunde zu lang?
24. Keine Wurst, keine Weihe.
Bei der 1868 in einem kärntner Dorfe abgehaltenen »Fleischweihe«, einem katholischen Gebrauch, weigerten sich die Pfarrkinder, den Segen ihres Pfarrers zu bezahlen. Dieser aber stritt, unterstützt durch seine treue Köchin, heldenmüthig für Kirche und Recht, stürmte einen Fleischkorb nach dem andern, nahm hier eine Wurst, dort eine Speckseite gefangen und zog damit in die Speisekammer des Pfarrhofs. Die tapfere Köchin aber rief den Besiegten zu: »Wir, die Religion, lassen uns nicht foppen. Keine Wurst, keine Weihe.« (Vgl. Freiheit, II, Nr. 3, S. 23, Graz 10. Januar 1869.)
25. Könnte manche Wurst sprechen, es würde mancher Fleischer brummen.
26. Lange Würste, kurze Messen, ist das beste Pfaffenfressen. (Westf.)
27. Lehr' mich doch nicht die Wurst kennen, wenn sie mir vor der Nase hängt. (Ermland.) – Frischbier, II, 2971.
28. Legt man die Wurst auch in eine silberne Pfanne, es brät sich doch keine Kalbskeule daraus. – Altmann VI, 476.
29. Man findet wol eine Wurst, aber nicht auch eine Flasche Bier dazu. – Altmann VI, 487.
30. Man hängt die Wurst hier auch an die Wand, gerade wie bei uns zu Land. – Eiselein, 653; Simrock, 11944.
Frz.: C'est partout comme chez nous. (Eiselein, 653.)
Lat.: In nostra villa tingo suspenditur hilla. (Eiselein, 653.)
31. Man muss die Wurst braten, wie die Leute sie essen wollen.
32. Man muss die Wurst essen, so lange sie warm ist.
Dän.: Aed pølsen mens hun er varm. (Prov. dan., 7.)
Lat.: Dum calidum sentis farcinem mande bibentis. (Reuterdahl, 226.)
Schwed.: Man skal aeta korwin niaen han ær heether. (Reuterdahl, 226.)
33. Man muss (pflegt) die Wurst nach der Speckseite (zu) werfen. – Simrock, 11941.
Lat.: Est ubi profecto damnum praestet facere quam lucrum. (Plautus.) (Philippi, I, 138.) – Munera qui mittit, sperat majora remitti. (Binder I, 1042; II, 1948.)
34. Man muss nicht in die Wurst beissen, ehe man sie hat.
Dän.: Smacke ikke för du faaer, oc aed ei den der levendes gaaer. (Prov. dan., 513.)
35. Man muss sehen, für wen die Wurst gebraten wird. – Frischbier, 4132.
Besonders in Beziehung auf das rechte Maass bei Strafen.
36. Man schickt keinem würst, man weiss dann, dass er auch ein Saw werde schlachten. – Lehmann, 290, 47.
37. Me maut niene Wüörste im Rüenstalle saüken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 80, 370.
Schwed.: Man söker intet korfven i hunde huset. (Grubb, 516.)
38. Mit einer Wurst hofft mancher eine Speckseite abzuwerffen. – Petri, II, 476.
It.: Si dà spesso un ago, per aver un palo di ferro. (Biber.)
Lat.: Quisquis magna dedit, voluit sibi magna remitti. (Martial.) (Binder I, 1495; II, 2853; Philippi, II, 139; Seybold, 501.)
39. 'N langen Wurst is wal to körten. – Bueren, 941.
40. Ooch e luthersche Wurscht kann in-na katholische Pfann' gebrate wäre. (Ermland.) – Frischbier, 4130.
Dies Sprichwort soll, wie der Einsender sagt, im Ermlande sehr gebräuchlich und verständlich sein. Welchen Sinn der Volksmund damit verbindet, war leider nicht bemerkt.
41. Pâpe is dôte, nû is de Worscht 'egetten, seggte sine Frûë, als se vör êne noch wât betâlen solle. (Quedlinburg.)
42. 'S heest Wurst, wieder Wurst. – Robinson, 101.
[468] 43. So mannge Wuorst, so manngen Pinn1; so manngen Kopp, so manngen Sinn. (Iserlohn.) – Firmenich, III, 187, 82; Woeste, 80, 356.
1) Hölzerner Nagel, Pflock, Speil; hochdeutsch Pinne.
44. Uf de Worst gêt's Dorst; uf den Schinken muss man drinken. (Waldeck.) – Curtze, 366, 635.
45. Von einer Wurst kompt ein gantzes Hauss voll Rauch. – Lehmann, II, 793, 139; Petri, II, 580; Simrock, 1743.
Lat.: De rebus minimis fit saepe molestia grandis. (Sutor, 649.)
46. Wä hät de Worscht frôäten, söä' de Bû'r; hie moal all up'n Emmer. – Schlingmann, 177.
47. Wenn auch die Wurst im Dreck gelegen, ein hungriger Hund frisst sie.
48. Wenn die Wurst bis auf den einen Zipfel verzehrt, ist's Sparen zu spät.
Ung.: Késö a' kolbászt akkor kémélleni, midön el fogyott. (Gaal, 1428.)
49. Wenn die Wurst die Katze frisst, wird sich die unbesiegte Stadt ergeben.
Nach Zeitungen vom 17. oder 18. März 1874 und einem Placat in Bilbao ein landläufiges Sprichwort.
50. Wer de Wurst gôd wesen, so har se de Hund nich krägen. – Volksbote.
51. Wer hat de Wost fräten? reip de Bûr, hier mal all up 'n Emmer. (Lüneburg.) – Hoefer, 134.
52. Wer wird die Wurst der Katze zu hüten geben.
Die Finnen: Die Katze lässt man nicht die Wurst hüten. (Bertram, 40.)
53. Wer wird Würste im Hundestall suchen!
Bei Tunnicius (519): Men sal neine worste soken in des hundes stal. (Sunt quaerenda canum in stabulo farcimina nunquam.)
Böhm.: Neptej se u kočky po koblihách a u psa po koláčích. (Čelakovsky, 292.)
54. Wer Wurscht isst und trinkt druf, dem schwillt der Bauch ûf. (Schles.)
55. Wer Wurst will essen mit Appetit, der sehe nicht, was beim Hacken (Füllen) geschieht.
Holl.: Die weten wil, wat er in de worst gekapt is, moet an penswijf den worm uit den neus halen. (Harrebomée, II, 483a.)
56. Wo Würsch send, do komm Würsch. (Düren.) – Firmenich, I, 483, 41.
57. Wost is 'ne rîwe1 Kost. – Schambach, II, 616.
1) Bequeme, gleich fertige, schnell zu verzehrende. »Wollen die Frauen sich keine Mühe machen, nicht in der Küche ein Essen bereiten, so bringen sie Wurst auf den Tisch.«
58. Wost, wärrer Wost. (Altmark.) – Schwerin, 67; Danneil, 277.
59. Würst machen feist, sagen die Weiber. – Grimmelshausen, Vogelnest, II.
60. Wurst macht Durst.
Der übermässige Genuss führt zum Darben.
61. Wûrst on (und) Weck es e gût Geleck. (Meiningen.) – Frommann, II, 408, 24.
62. Wurst stillet den Meydlin den Durst. – Fischart, Gesch. in Kloster VIII, 300.
63. Wurst wider Wurst und dem Chind en Batze. – Sutermeister, 23.
Böhm.: Vetu za vetu dávati. (Čelakovsky, 555.)
Kroat.: Šilo za ognjilo. (Čelakovsky, 555.)
64. Wurst wider Wurst und en Batze i d' Schüssle. – Sutermeister, 23.
65. Wurst wider Wurst und en Schillig i d' Platte. – Sutermeister, 23.
66. Würst wider würst, Korn vmb saltz. – Franck, II, 169b; Petri, II, 819.
67. Wurst wieder wurst. – Franck, II, 69; Simplic., IV, 543; Gruter, III, 117; Siebenkees, 226; Lehmann, II, 859, 479; 885, 343; Pistor., VIII, 16; Eiselein, 653; Blum, 534; Bücking, 134; Simrock, 11937; Steiger, 430; Mayer, II, 82; Lohrengel, I, 915; Dove, 176, 696, 1019, 1115; Gaal, 1473; für Waldeck: Curtze, 326, 155; für Hannover: Schambach, 47; für Franken: Frommann, VI, 327, 428; für Preussen: Frischbier, II, 2973.
Von der Gewohnheit, sich beim Schlachten der Schweine gegenseitig mit Wurst zu beschicken. In [469] Schlesien: 'S hêsst immer: Wurst wieder Wurst, und der Maid a Trinkgeld. (Gomolcke, 664; Frommann, III, 244, 84.) Im Oberharz: Worscht wieder Worscht. – Die Neger in Surinam drücken fast denselben Gedanken durch das Sprichwort aus: Hand geht, Hand kommt.
Böhm.: Dar za dar, slova za slova. – Nĕco za nĕco, nic za nic. – Vĕc za vĕc, řeč za řeč. (Čelakovsky, 49.)
Dän.: Kande af gaarde og kande i gaarde. (Prov. dan., 219.)
Engl.: A rowland for an oliver. (Körte, 7027; Gaal, 1773.) – Claw me, and I'll claw thee. – Such a welcome, such a farewell. – You shall have as good, as you being. (Masson, 61.)
Frz.: A beau jeu, beau retour. (Leroux, II, 1; Masson, 161; Cahier, 893.) – A vilain, vilain et demi. (Kritzinger, 715b.) – C'est chou pour chou. (Leroux, I, 41; Gaal, 1773; Kritzinger, 144a.) – Comme il te fera, fais-lui. (Kritzinger, 301a.) – Rien pour rien. (Čelakovsky, 49.)
Lat.: Frangenti fidem, fides frangatur eidem. (Chaos, 285.) – Fricantem refrica. (Philippi, I, 183; Seybold, 194.) – Par pari refecto. (Philippi, II, 82; Hauer, kija..) – Res vis, res porta; pro verbis verba reporta. (Čelakovsky, 49.)
Poln.: Dar za dar, słowo za słowo. – Datkiem datak się wysili. – Kto mały datek chwali, do większego zachęca. – Wet za wet, darmo nic. (Čelakovsky, 48, 49.)
Ung.: Viszsza adgyák a' költsönt. (Gaal, 1773.)
68. Wurst wieder Wurst, sagte der dicken Anne Marie ihr Mann, da küsste er des Pfarrers Köchin. – Hoefer, 724; Simrock, 11940.
69. Wurst wieder Wurst, sagte die Frau, und warf ihrem Mann das Schlüsselbund an den Kopf.
70. Wurst wieder Wurst, sagte Hans, und warf Greten mit Rosinen für Schafkötel.
Holl.: Dat is tot represaille, zei Pleuntje tegen Joor, en zij smeet hem al den marse pein tegen zijne tronie. (Harrebomée, I, 366a.)
71. Wurst wieder Wurst – schlachtet ihr 'ne Sau?
72. Wurst wieder Wurst und einen Zipfel dazu. – Binder III, 4149; Simrock, 11939; Körte, 7037.
73. Wurst wieder Wurst und en Halbbatze-n- is Chrättli. – Sutermeister, 23.
74. Wurst wieder Wurst, und zwei Groschen Trinkgeld. – Körte, 7037.
75. Würste sind bald angebissen. – Frischbier, II, 2972.
76. Wust is en Lust, is en ewig Éten, de dat itt, salt nich vergêten. (Holst.) – Schütze, IV, 381.
Spruch der Wurstliebhaber.
*77. Ain wurst an aine bachen werffen.
»Meer wöllen einnemen denn aussgeben.« (Granatapfel, 142a.)
*78. Alles der Würste wegen. – Eiselein, 653.
*79. Als die Würste auf Erden herumliefen.
Wird gesagt, wenn jemand einen albernen Wunsch äussert, da sich kaum etwas Ungestalteteres denken lässt, als eine wandelnde Wurst.
*80. Äm de Wurscht de Bâchen. – Schuster, 1006.
*81. Ar wirft di Worscht nach 'n Säusoak.1 (Franken.) – Frommann, VI, 327,429.
1) Hochdeutsch: nach der Speckseite. In Nürnberg: Das hasst die Wurscht nauch 'n Säusoak werfen. (Frommann, VI, 416, 27.)
*82. Auf der Wurst herumfahren (reisen, reiten).
Nacheinander auf mehreren Höfen einen Besuch abstatten, auch in der Gesellschaft mehrerer Personen umherschmausen. »Die Venus merkte das bei zeiten; sie schalt: Du kleiner Bösewicht, dass du willst auf der Wurst rumreiten, gefällt mir keinesweges nicht.«
*83. Das geht über die lange Wurst.
Es ist wahrscheinlich die Wurst gemeint, welche nach der königsberger Chronik die dortigen Fleischer am 1. Januar 1601 im Festzug der Gewerbe mit sich führten. Dieselbe war 1005 Ellen lang, wog 885 Pfund. Es war dazu gekommen kein anderes Fleisch als 81 Schweineschinken (118 Mark 10 Groschen), 11/2 Tonne Salz (3 Mark 5 Groschen), 11/2 Tonne Bier (3 Mark), 181/4 Pfund Pfeffer (24 Mark 13 Groschen). Es hatten daran gearbeitet: 3 Meister und 87 Gesellen = 90 Personen, die bei der Arbeit 40 Fass Bier ausgetrunken haben. Zu dieser Wurst hatten die Kuchenbäcker 8 Striezel von 91/2 Fuss Länge und 6 grosse Kringel gebacken, wozu ausser den sonstigen Zuthaten 2 Pfund Anis und 12 Scheffel Weizen erforderlich waren.
*84. Das ist eine andere Wurst. – Keller, 155b.
Eine ganz andere Angelegenheit, Sache.
Frz.: C'est une autre paire de manches. (Kritzinger, 435b.)
*85. Das ist eine andere Wurst mit zwei Zipfeln.
Ist etwas anderes.
[470] *86. Das ist mir (wie) Wurst. – Klix, 122.
Ist mir gleichgültig oder eine leichte Sache, weil in diesem Lieblingsessen keine Knochen sind, die im Halse stecken bleiben. Es ist nicht wie Goethe sagt: »Harte Bissen gibt es zu kauen, wir müssen erworgen, oder sie verdauen.« Bei der Wurst hat es keine Noth, sie lässt sich essen mit schlechten Zähnen und bei schwachem Magen. (Vgl. Hausblätter, Stuttgart 1867, III, 315.) In Berlin: Det is mir allens Wurscht. (Trachsel, 65.) In neuester Zeit sagt man in Breslau in demselben Sinne: Das ist mir Bannbulle. (S. ⇒ Nachtrag.)
Lat.: Juvat et melli est. (Horaz.) (Binder II, 1606.)
*87. Das ist zu viel Wurst von Einem Schweine.
*88. Deam brot ma a-n-extra Wurst. (Augsburg.) – Birlinger, 1082.
*89. Die Wurst nach dem Säusack (grosse Magenwurst) werfen. – Körte, 7039; für Franken: Frommann, VI, 327, 429 u. 418, 27.
Lat.: Pileum dat (donat) ut pallium recipiat. – Tribus minis insumtis duodecim imputat. (Suringar, CCXXVII; Binder I, 1755; II, 3345; Philippi, II, 223; Seybold, 609.)
Holl.: Hij gooit met eene worst naar eene schonk. (Harrebomée, II, 483a.)
*90. Die Wurst nach der Speckseite werfen. – Blum, 160; Meisner, 72, 4; Eiselein, 653; Dove, 744; Körte, 7038; Frischbier, II, 2970.
Ein kleines Geschenk machen, um ein grösseres wieder zu erhalten. »Die Wurst nach dem Backen (Schinken) werfen.« (Simplic., I, 380.) » ... Dass dieser verfluchte, schlaue, hinterlistige Teuffel recht gleichsam (wie man im Sprichwort redet) die Wurst nach dem Backen (Schinken, Speckseite) werffe.« (Simplic., 447.) »Eine Wurst an einen Bachen werffen«, d.i. dreimal so viel wieder haben. (Mathesy, 121b.) »Und es muss hie gewaget sin: die Wurst wol an den Baken.« (Kaspar v.d. Rhön.)
Engl.: To give a lark (sprat), to catch a kite (herring).
Frz.: C'est un petit poisson pour en avoir un gros. – Donner un œuf, pour avoir un bœuf. – Il donne un pois pour avoir une fève. – Jetter la manche après la coignée.
Holl.: Hij geeft eene muts, om eenen rok weder te krijgen. (Harrebomée, II, 111b.) – Hij ziet op een goed weêr om. (Harrebomée, II, 445b.)
Lat.: Albo reti aliena captare bona. (Plautus.) (Binder II, 108; Philippi, I, 16; Wiegand, 148.) – Donare iis, qui donare maxima possunt. (Plinius.) (Binder II, 845.)
Schwed.: Ge ett ägg för att få en höna.
*91. Die Wurst schmeckt nach der Herberge.
Die Därme sind nicht gehörig gereinigt.
*92. Die Wurst zoigt ne. (Lausitz.)
Wer sich durch Geschenke nicht bestimmen lässt; auch wenn der Ton auf »die« liegt, das Geschenk ist zu klein, um zu wirken.
*93. Doa es nicks inne as warme Wüörste. – Woeste, 90, 210; Neues Schweizerisches Museum, Jahrg. V, S. 339 (Basel 1865).
*94. Du suchest würst in eim hundestal. – Franck, II, 103a; Tappius, 159b; Schottel, 1115a; Gesner, I, 235; Eyering, II, 442.
In der Schweiz: Er suecht d' Wurst im Hundsstaal. (Sutermeister, 89.)
Lat.: Aquam e pumice postulas. (Faselius, 19.)
*95. E du g'schickte Wurst, gist übers Johr en Schüblig. – Sutermeister, 15.
Verwunderung ausdrückend.
*96. Ein wurst an (oder nach) dem backen werffen. – Franck, II, 68a.
*97. Einem die Wurst anschneiden. – Frischbier, 4131.
Ihm die Börse erleichtern helfen.
*98. Einem eine hölzerne Wurst aufs Kraut legen. – Klein, II, 239.
In Baiern für: ihn prügeln.
*99. Entweder Wurst oder Schale. – Klix, 122.
*100. Er gheit e Wurst i Bach, as er cha e Hamme-n use zieh. – Sutermeister, 81.
*101. Er greift nach der Wurst, 's sind keine Knochen drin. (Görlitz.)
*102. Er goht au gern der Wurst noh. – Sutermeister, 81.
*103. Er hat Wurst zu machen von sieben Gänsen.
*104. Er ist eine gescheite Wurst, er wird bald Sausack werden.
Der Klügling.
*105. Er ist schnell von der Wurst zum Durst gekommen. – Parömiakon, 1640.
Aus einem glücklichen Zustande in einen unglücklichen, vom Genuss zum Darben.
[471] *106. Er nimmt die Wurst sammt den Bendeln.
*107. Er nimmt eine Wurst vnd hilfft eine gantze Saw fressen in ein paar Tagen. – Herberger, II, 523.
*108. Er sticht e Wurst a.
*109. Er will immer aparte Würste gebraten haben.
*110. Er wirft a Wurst noch a ma Blunza. – Schwäbischer Michel, 266.
Mit einem kleinen Geschenk sucht er ein grösseres.
*111. Es ist bei ihm allzeit mit der Wurst gebunden. (Baiern.) – Klein, II, 239.
»Man sagt offt etwas von einem für Wahrheit aus, wenn man's aber bey dem Licht besichtigt, so ist alles mit der Wurst gebunden.« (Herbert von Saluen in Dominicali, I, 47 u. 336.) D.h. es ist unrichtig, verkehrt. (Schöpf, Tiroler Idiotikon, S. 822.)
*112. Frisch auf, es regnet Würst. – Eyering, III, 298.
Spricht man, wenn einer sehr hungert oder durstet.
*113. Hä wirf met er Wohsch no er Sick Speck. (Köln.) – Weyden, II, 6; für Altmark: Danneil, 206.
*114. Hans Wurst. (S. ⇒ Hanswurst.) – Germania, V, 322.
Auf dem Titel von Luther's Schrift gegen Heinrich von Braunschweig 1541 wie Wurst-Hans bei Hans Sachs. (Schmeller, IV, 158.) – »Auch Walter Scott (Die Braut von Lammermoor, 1. Kap.) kennt Hans Wurst und sein Gretel als stehende Figuren im Puppenspiel.« (Cholevius, 18.)
*115. Ich thu' dir für die wurscht ein Knotten. – Hans Sachs, IV, XIX, 2.
Du bekommst nichts dafür.
*116. Ich will ihm die Wurst anschneiden.
*117. Leg jm auch ein wurst ein. – Franck, I, 50a.
*118. Man wird ihm eine Wurst braten.
Ironisch.
*119. Man wird ihm keine (besondere) Wurst braten.
Holl.: De synode te Dortrecht zal om zijnent wil niet gehouden werden. (Harrebomée, II, 321a.)
*120. Miet 'ner Woast nâ 'ner Suie Speck smuiten. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 48.
Ostfries.: Mit 'n Wurst na 'n Sîde Speck smîten. (Kern, 1003.)
*121. Mit der Wost na der Siehe (Seite) Speck smieten. (Hildesheim.) – Firmenich, I, 185, 12; hochdeutsch bei Schottel, 1115b.
In Tilsit: Möt e End Worscht na e Sid Speck schmite. (Frischbier, II, 2970.)
*122. 'S ist Wurst wie Schale (einerlei). (Leipzig.)
*123. Sich mit einer frischen Wurst an eine Eisenbahn stellen und sie so lange in den niederschlagenden Rauch halten, bis sie geräuchert ist.
Zur Bezeichnung grosser Ausdauer und Geduld.
*124. Sie sollen einander keine Würste senden.
*125. Umb ein Wurst ein Hammen geben.
*126. Up de Wust reisen. – Dähnert, 560b.
Kleine Gewinne als Vortheile sammeln.
*127. Wer hat ihm die Wurst so angeschnitten.
*128. Worscht, Worscht! Bit' rop, dat 't gnorscht. – Frischbier, II, 2974.
*129. Wurst oder Pelle (Schale). (Anhalt.)
Dr. E. Jacobsen in Berlin, der in Nr. 4 des Deutschen Montagsblatt, vom 23. Juli 1877, die Wurst im Sprichwort behandelt, hat sich nicht geirrt, wenn er meint, sie möge wol darin mit einer Centurie vertreten sein.
Lat.: Rex aut asinus. (Philippi, II, 157.)
130. Wenn die Wurst erst angeschnitten ist, wird sie auch bald alle. (Köthen.)
*131. Er will de Worscht nit, weil se krumm isch. (Rheinpfalz.)
Wenn jemand auf etwas verzichtet, weil er es nicht bekommen kann, wie der Fuchs in der Fabel.
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