1. Auch in Rom müssen die Leute sterben.
Der Umstand, dass der Papst dort wohnt, schützt vor dem Tode nicht, denn er muss selbst sterben.
Lat.: Romae quoque homines moriuntur. (Eustathius.) (Binder II, 2976; Faselius, 225; Wiegand, 645.)
2. Beides alt und neuw Rom hat mehr Völker durch Fried und Wollust als durch Krieg und Mannheit bezwungen. – Opel, 388.
[1712] 3. Dem wird in Rom eine Feige gewiesen (wird verhöhnt), der nicht nimmt, was ihm gegeben wird.
4. Der Weg nach Rom führt über Herrnhut.
Seit Einführung der Eisenbahnen in Deutschland kann man auch über Berlin reisen. Man will mit der Redensart sagen, dass die orthodoxe, buchstabengläubige Richtung in der evangelischen Kirche ins Papstthum zurückführe.
Holl.: De weg naar Rome gaat over Herrnhut. (Harrebomée, I, 506.)
5. Ehe man nach Rom um Ablass läuft, hat man das Fleisch auf dem Markte gekauft.
6. Es ging gen Rom ein Bidermann vnd kam herwider ein Nequam. – Petri, II, 249; Simrock, 8512.
»Gang geen Rom, Frummer man, kum herwider nequam.« (Ulensp. Historie, 34.) »Gha hen na Rome ein froem mān, und kum ein nequam wedder van dan.« (Reineke, CX.)
Frz.: Tel vient de Rome, qui ne vaut pas mieux qu'en y allant. (Cahier, 1575.)
7. Es ist mancher in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen.
Schwed.: Han haar fulle warit i Rom, man intet sedt Päfwen. (Törning, 55.)
8. Es kan keiner zu Rom sterben, er komme denn erst dahin. – Petri, II, 280; Henisch, 921, 66.
9. Es kann nicht jeder nach Rom gehen.
Holl.: Niet ieder mag naar Rome gaan. (Harrebomée, II, 228a.)
10. Es können nicht alle nach Rom und den Papst sehen. – Eiselein, 531; Simrock, 8500.
Aehnlich bei H. Bebelii, Proverbia; Lappenberg, 249. Rom galt länger als ein Jahrtausend als Mittelpunkt des kirchlichen Lebens der Christen und ist es seit der Kirchentrennung für die Katholiken noch bisjetzt. Es ist für sie, was Jerusalem für die Juden, Mekka für die Mohammedaner, Shassa für die Bhuddisten, Benares für die Hindus.
11. Hüte dich vor Rom, willst du bleiben fromm. – Handschrift aus dem 16. Jahrhundert; Eiselein, 531; Simrock, 8508; Körte2, 6377.
Mhd.: Swer Rômer site rehte ersiht, der bezzert sînen glouben niht. (Freidank.) (Zingerle, 122.)
12. Ich habe nichts in Rom verloren. – Reineke.
13. In Rom ist alles für Geld feil. – Eiselein, 531; Simrock, 8505.
»Ein Papist fragte einen Reformirten von Amsterdam, welches die grösste Kauff- und Handelsstadt were; der antwortet Rom; denn daselbst kauffe man nicht allein Vergebung der Sünde, sondern den Himmel gar.« (Wirth, I, 616.)
Lat.: Romae omnia sunt venalia. (Eiselein, 531.)
14. In Rom ist nicht gut wohnen, wenn man Streit hat mit dem Papst. – W. Scott, Karl der Kühne.
Victor Emanuel hat dessenungeachtet 1871 in den sauern Apfel beissen müssen.
15. In Rom kann man mit einer Zipfelmütze bis an die Hölle graben. – Simrock, 8503; Körte, 5094; Körte2, 6380.
Es muss etwas Wahres an dem Satze sein, dass der Aufenthalt in heiligen Städten die Menschen schlecht macht, denn die Bemerkung haben die Christen an Rom, die Mohammedaner an Mekka gemacht. Th. Mundt (Ital. Zustände, Berlin 1859) sagt: »Das ganze Leben in Rom ist nur Schein und Heuchelei, die von oben bis unten durch alle Volksklassen gehen und nur allein im Stande (gewesen) sind, den (inzwischen zusammengebrochenen) Kirchenstaat (bis dahin) aufrecht zu erhalten. Die Heuchelei ist die einzige Grundlage, auf welcher die päpstliche Verwaltung steht.«
16. In Rom lässt man das eine und andere Gebot unter die zehn eingehen, wie eine faule Birne unter viele Aepfel. – Klosterspiegel, 25, 40.
17. In Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein nützt da nicht viel. – Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143.
»Das diebische und mörderische Gesindel in Trastevere und im Quartier de Monti (in Rom)«, sagt Th. Mundt a.a.O., »ist am meisten fromm und kirchlich. Diese treuesten und gehorsamsten Zöglinge der Priester sind eine bei weitem schlimmere und gefährlichere Volksmasse, als sie in den schmuzigsten Abgründen von Paris und London zu finden ist. Diese Leute, fast alle Verbrecher von Profession, werfen sich sanft und fromm wie ein Lamm vor je'em Madonnenbilde nieder und küssen jedem Priester seine Gewänder. Sie verzehren regelmässig am Freitage nur Fastenspeise, wenn sie auch [1713] die übrigen Tage in Völlerei und Trunkenheit verbringen.« »Die Frömmigkeit in Rom kann sogar mit dem Banditenhandwerk vollkommen bestehen, denn selbst die Mörder sind fromm und verabsäumen den Dienst der Kirche und der Sakramente niemals.«
18. In Rom soll man vier F vermeiden: famina, frigus, fructus et femur (femur pro venere aut copula carnali), d.i. Hunger, Kälte, Früchte und Frauen. – Hesekiel, 35.
19. Ist doch Rum och nich in ey Tag gebaut. – Robinson, 295.
20. Ist man zu Rom, so sol man sich der Römer Religion gebrauchen; ist man zu Wittenberg, so soll man lutherisch seyn. – Sarcerius, 89.
Man soll sich nach der Landessitte richten; vielleicht auch: Man soll mit den Wölfen heulen oder den Mantel nach dem Winde hängen. Si fueris Romae, Romano vivito more. (Philippi, II, 184.)
21. Je näher Rom, je bösser christen. – Fischart, Bewärung und Erklärung des Sprichworts: Die Gelehrten die Verkehrten; Franck, I, 78a; Henisch, 601, 67; Gruter, I, 50; Waldis, IV, 24, 92; Luther, 383; Blum, 84; Petri, II, 395; Eiselein, 531; Simrock, 8509; Körte, 5091.
So sagt der Katholik im Sprichwort. »Je näher Rom, je ärger Christen, sagen selber die Papisten.« Der protestantische Brite sagt sehr ähnlich: »Je näher der Kirche, je ferner von Gott.« »Je näher Rom, je böser Christ. Je näher Mecca, je böser Alcoran ist.« (Breüning, Orient-Reyss, S. 174.) »Je näher Rom, je ärger Christ, wie man pfleget zu sagen.« (Theatrum Diabolorum, 220b.) Seune in seinem Spaziergang nach Syrakus: »Je näher man Rom kommt, desto deutlicher spürt man die Folgen des päpstlichen Segens, die durchaus wie Fluch aussehen.« So war es im vorigen Jahrhundert. Im Jahre 1863 hat Jouris, ein italienischer Schriftsteller, eine Statistik der Geburten, Sterbefälle und Mordthaten aufgestellt. Zahlen haben keine Confession und sind nicht fanatisch. Nach diesen Zahlen kommen in England auf 75000 eheliche 3200 uneheliche Geburten, in Rom auf 1215 eheliche 3160 uneheliche. In England kommt auf 178000 Einwohner, in den gegenwärtigen päpstlichen Staaten auf 750 Einwohner eine Mordthat. Nach Dreydorff (Die Jesuiten im deutschen Reich, Leipzig 1871) kommen auf 100 eheliche Geburten aussereheliche in London 4, in Leipzig 20, in Paris 48, in München 91, in Wien 118, in Rom 243; kommt in England eine Mordthat auf je 178000, in Holland auf 163000, in dem ein Drittel katholischer Preussen auf 100000, in Oesterreich auf 75000, in Spanien auf 4113, in Neapel auf 2750, in Rom auf 750 Einwohner.
Dän.: Jo nærmer kirken, jo længere fra Gud. – Jo nærmer Rom, jo slemmere Christen. (Prov. dan., 424.)
Holl.: Hoe digter by Rome, hoe verder van de kerk. – Hoe nader bij Rome, hoe verder van de kerk. – Hoe nader men bij Rome is, hoe minder houdt men van de mis. ( Harrebomée, II, 227b.)
Lat.: Proximus ecclesiae semper solet ultimus esse. (Seybold, 462; Chaos, 94.) – Quo Romae propiores, sunt Christiani tepidiores. – Vita peiores sunt, qui Papae propiores. (Zinkgref, IV, 250.)
22. Je näher Rom, je näher der Hölle. – Reichenberger Zeitung, 1871, Nr. 143.
23. Je neher Rom, je erger Schalck. – Latendorf, II, 19; Petri, II, 395; Lehmann, II, 276, 14; Henisch, 601, 67; Schaltjahr, III, 487.
24. Je nöjer bie Rom, desto schlechter der Krest. (Siegen.) – Firmenich, I, 520, 20.
25. Je weiter von Rom, je näher bei Gott.
Holl.: Hoe verder van Rome, hoe nader bij God. (Harrebomée, II, 227b; Bohn I, 328.)
26. Jetzt dient Rom dem Knecht der Knechte; einst dienten ihm Herren und ihre Geschlechte.
Lat.: Servierant tibi, Roma, prius domini dominorum; servorum servi nunc tibi sunt domini. (Zinkgref, IV, 286.)
27. Lauffstu nacher Rom, wirstu drumb nicht frömmer. – Lehmann, II, 377, 17.
28. Man kann nicht zugleich in (nach) Rom und Paris sein (gehen). – Harrebomée, II, 228a.
Holl.: Rome en Parijs niet te gelijk. (Harrebomée, II, 228a.)
29. Man sagt vil von Rom, das (nicht) war ist. – Lehmann, 300, 10; Lehmann, II, 403, 43; Simrock, 8505.
Nur nicht viel Gutes. Zur Charakterisirung Roms siehe die betreffenden Sprichwörter unter Ding 654 u.a.
30. Man sihet zu Rom ein Schaf nicht an, wanns nicht viel Wollen geben kan. – Henisch, 1383, 34.
31. Me list z' Rom all Tag e Mess, dass der Grass den Chli nit fress. (Luzern.) – Schweiz, II, 243, 48.
[1714] 32. Nach Rom führen viel Fussstapfen, aber keine zurück.
Erklärt sich daraus der Ausspruch: Alle Durchlauchten münden in der Tiber. »Man hat recht gesagt: keiner (der Keyser) hat können von Rom widerkommen.« (Cramer, Pomm. Chronik, 13.)
33. Nach Rom führen viel Wege.
It.: E' si va per più strade a Roma. – Sono molte le strade che conducono a Roma.
34. Nach Rom ging weder Mann noch Pferd, sie waren, kamen sie wieder, minder werth.
35. Rom bezwingt alles durch drei Dinge: durch Gewalt, List und verstellte Heiligkeit.
Aus Trias romana u.s.w. (S. ⇒ Ding 654.)
Mhd.: Rôme ist ein geleite aller trügenheite. Die heiligen sol man suochen dâ guot bilde suochet anders wa. (Freidank.) (Zingerle, 122.)
36. Rom darf man nur einen Finger bieten, und es nimmt sofort die ganze Hand. – Dove, 745.
37. Rom, das heilige oder die ewige; Genua, das stolze; Florenz, das schöne; Venedig, das reiche.
Wie es in den Clauren'schen Romanen nur Alabasterarme, Engelsköpfchen, Rosenlippen, Veilchenaugen u.s.w. gab; wie die homerischen Helden ihre stehenden Bezeichnungen als Städteverwüster, Rossebändiger, Kampfrufer u.s.w. hatten, so führen die italienischen Städte ihre besondern Beinamen.
Frz.: Rome la sainte, Bologne la docte, Gênes la superbe, Florence la belle, Venise la riche. (Cahier, 1822.)
38. Rom geht über alles.
Span.: A Roma por todo. (Don Quixote.)
39. Rom, hüte dich vor dem Hahne, wenn dieser kräht, weint Petrus!
Dies Sprichwort wurde durch die Französische Revolution (Gallus) wieder auf eine sehr ernste Art bewahrheitet. Das gewaltige Krähen dieses Hahns hat Rom viel Thränen gekostet.
40. Rom ist das Haupt aller Welt. – Graf, 28, 5.
Wie man im Mittelalter annahm, dass alle christlichen Lande von Rechts wegen dem römischen ⇒ König (s.d. 35) unterthan seien, so betrachtete man den Papst als das Oberhaupt der Welt und versuchte auch sogar die kaiserliche Macht der päpstlichen unterzuordnen. Diese Versuche sind aber nie zu Gesetzeskraft gelangt; alle Rechtsquellen des Mittelalters beweisen das Gegentheil: »Der Kaiser hat die Schwertgewalt von Gott«, er konnte sie nie vom Papste erhalten, weil dieser sie nie besessen, keins der Rechtsbücher stellt ihn unter den Papst. Ein Kaiser ist niemand unterthan als Gott und der Gerechtigkeit. Niemand kann sprechen: Ich bin Pfaffe, was geht mich der Kaiser an; denn die Christenheit ist unter des Kaisers Gewalt. (Vgl. Graf, 29 fg.) »Vnd darumb ist auch Rom ein heupt aller welt.« (Klingen, 7a.)
41. Rom ist die Garküche für ungare Geister. – Zehner, Pietistin.
42. Rom ist ein böser neuer Essig von gutem, altem Wein. – Einfälle, 400.
So pflegte J.C. Scaliger zu sagen, wenn man ihn um seine Meinung von Rom fragte. »J.C. Scaliger sagt von der jetzigen Stadt Rom, dass es ein newer, aber böser essig wär, von einem sehr guten, alten Wein, andeutend, dass die Stadt Rom sehr abgewichen von dem Ruhm, Tugend vnd Frömmigkeit der alten Römer. Novum esse acetum pessimum veteris vini optimi.« (Zinkgref, IV, 65; Witzfunken, IVb, 185.)
43. Rom ist ein fruchtbarer Acker, aber voll Vnkraut. – Zinkgref, IV, 191.
44. Rom ist eine fromme Stadt, da heisst's: so viel Klöster, so viel Hurenhäuser. – Klosterspiegel, 57, 2.
45. Rom ist eine heilige Stadt, aber die Römer sind ein schlimmes Volk.
46. Rom ist heilig, aber die Einwohner sind gottloss. – Berckenmeyer, 174.
»Rom«, sagt Seume, »ist oft die Kloake der Menschheit gewesen, aber vielleicht nie mehr als jetzt (1802 oder überhaupt jetzt?). Es ist keine Ordnung, keine Justiz, keine Polizei, auf dem Lande noch weniger, als in der Stadt; und wenn die Menschheit nicht noch tiefer gesunken ist, als sie wirklich liegt, so kommt es blos daher, weil man das Göttliche in der Natur durch die grösste Unvernunft nicht ausrotten kann.« – Ein anderes Sprichwort sagt: Roma la Santa, ma populo cattivo. (Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.) Die Neugriechen sagen ähnlich: O Athen, der Städte erste, was für Esel jetzt ernährst du! (Sanders, 231, 132.)
47. Rom ist heilig, aber die Römer sind abscheulich. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713.
[1715] 48. Rom ist nur mächtig, wenn die Welt dumm ist.
»Die Tage der Geistesknechtschaft sind vorüber. Zwischen den gebrochenen Pfeilern ihres Coliseums sitzt zwar noch die alte Kreuzspinne und spinnt noch immer das alte Gewebe; aber es ist alt und morsch, und es verfangen sich darin nur Schmetterlinge und Fledermäuse, aber nicht mehr die Steinadler des Nordens.« (H. Heine, Reisebilder, Hamburg 1840, II, 9.)
49. Rom liegt in der Mitte der Welt, Pomeisl mitten im Dreck.
Pomeisl ist eine kleine böhmische Stadt im saazer Kreise, der es schwer werden möchte, bei ungünstiger Witterung einen Widerspruch gegen die Behauptung des obigen Sprichworts zu begründen. In der Schweiz sagt man ähnlich: Venedig liegt im Wasser und Sempach im Koth. (Kirchhofer, 94.)
50. Rom oder der Tod!
Die sprichwörtlich gewordene Losung Jos. Garibaldi's im Kampfe gegen Rom. Zu vier malen ist sie bereits erhoben worden, nämlich 1849, 1860, 1862 und 1866. (Vgl. darüber H. Gelzer, Monatsblatt für innere Zeitgeschichte, 1868, Hft. 3.)
51. Rom schliesst den Himmel nur dem auf, der bezahlen kann.
52. Rom ward ynn einem iar nicht erbawet. – Agricola I, 292; Franck, I, 87b u. 163a; Gruter, I, 63; Eyering, III, 290; Egenolff, 172; Petri, II, 514; Latendorf II, 24; Lehmann, 18, 28; Hollenberg, III, 1; Lehmann, II, 832, 97; Wendvnmuth, VI, 55; Schottel, 1145a; Chaos, 812; Blum, 324; Lang, 74; Eiselein, 531; Siebenkees, 103; Simrock, 8496; Gaal, 1316; Mayer, II, 214; Körte, 5089; Struve, 8; Müller, 21; Lohrengel, I, 570; für Waldeck: Curtze, 336, 273.
Dennoch klingt eine Stelle im Plutarch fast so: »An demselben Tage, als Romulus die Stadt erbaute.« »Es ward auch Rom gebuwen nicht in einem Tage, als man spricht.« (Liedersaal.) » ... Darzu is Rom och nich in em Tage gebaut.« (Keller, 163b.) Is doch Rom og nich in am Tage geboot. (Gomolcke, 656.) Im Plattdeutschen: Rom is nich in en Dag boet worn. (Marahrens, 95.)
Mhd.: Es ward Rom gestifftet nicht aines tags, als man gicht. (Clara Hätzlerin, Liederbuch, von Haltaus, II, 7, 278; Zingerle, 122.)
Engl.: Rome was not built in one day. (Bohn II, 128; Gaal, 1316.)
Frz.: Grand bien ne vient pas en peu d'heures. (Bohn II, 128.) – Rome (Paris) ne s'est pas fait en un jour. (Kritzinger, 621b; Bohn I, 55; Lendroy, 708.)
Holl.: Gent en Brugge zijn op eenen dag niet gebouwd. – Rome zoo oud, is op één' dag niet gebouwd. (Harrebomée, I, 274; II, 228a.)
It.: In un sol giorno non si fece Roma. (Gaal, 1316; Pazzaglia, 150, 5; Bohn II, 104.)
Lat.: Alta die solo non est exstructa Corinthus. (Binder I, 322; II, 134; Buchler, 90; Eiselein, 531; Gaal, 1516; Philippi, I, 21; Seybold, 20.) – Roma non fuit una die condita. (Binder II, 2975.)
Poln.: Nie od razu Kraków zbudowany. (Lompa, 24; Masson, 119.)
Schwed.: Rom blef intet alt bygt uppå en dag. (Grubb, 690.) – Rom byggdes icke på en dag. (Marin, 23.)
Span.: De un solo golpe no se derrueca un roble. – No se ganó Zamora en una hora. (Don Quixote.)
Ung.: Nem egy nap épült Buda vára. (Gaal, 1316.)
53. Roma heisst der Christenheit Haupt. – Hesekiel, 35.
54. Rome theilet in mannech Land ihr Blei. – Eiselein, 531.
Rom versendet sein Blei an den Bullen in viele Länder.
55. Roms Republik hätte sich bis heute erhalten, wenn im Senat Windsheimer gesessen. – Gutzkow, Hohenschwangau, II, 22.
56. Seit Rom den äussern Feind besiegt, hat es im Innern einen schlimmern kriegt.
57. Trüg man jn ghen Rom vnnd setzt jn nur vnsanfft nider, es wer alles verschüt vnd auss. – Franck, II, 118a; Eiselein, 531; Sailer, 164.
»Wann einer einen nacher Rom that tragen, und wider heimb, ohn alles Klagen ihn einmal unsanfft nidersetzt, so ist die Wohlthat gantz verletzt.« (Zinkgref, IV, 351; Chaos, 331.)
Mhd.: Nun seh ich, mancher hab das glück, trüg er seinen feind auff dem rück biss hin gen rom ein weiten gang, so verdient er doch keinen danck, wenn er ihn mit eim wort verletzt odr am thor unsanfft niedersetzt. (Froschm., 204 u. 507.)
Böhm.: By jednoho až do Řima nesl, a tam ho neposadil po vůli, všecko po dĕkování sobĕ zkazil čeovĕk. (Čelakovský, 51.)
[1716] Dän.: Om een bar dig til Rom, og tilbage igien, men satte dig siden hart ned, var det alt forlaaret. (Prov. dan., 46.)
Holl.: Draag uwen vriend naar Rome, en zet hem onzacht neder, dan hebt gij uwen dank weg. (Harrebomée, II, 227b.)
58. Viele bekümmern sich um Rom und haben doch kein Haus darin. – Acerra philol.
59. Von Rom kommt niemand besser wieder.
Frz.: Jamais bon cheval, ni méchant homme n'amenda pour aller à Rome. (Lendroy, 27; Gaal, 414.)
60. Wäre Rom in deutschen Landen, Christenheit, sie würd zu schanden. – Freidank.
61. Was geht mich Rom an, hab' ich doch kein Haus darin!
Lat.: Quanto magis sese occulit, magis patet. (Chaos, 565.)
62. Was ist etwas, so Rom nichts ist; was ist gross vnd genug, so Rom klein vnd wenig.
»Es ist ein altes Sprichwort vorzeiten von Rom gewesen: Was ist etwas, so Rom nichts ist, was ist gross vnd genug, so Rom klein vnd wenig.« (Aventin, CXXXIb.)
63. Was macht man zu Rom, wenn man den Bapst nicht sihet. – Henisch, 186, 45.
Lat.: Oportet testudinis carnes edere aut non edere. (Seybold, 417; Zinkgref, IV, 250.)
64. Was Rom nicht schaben und schinden kann, das speit's mit Gift und Geifer (Neid) an.
Lat.: Roma manus rodit, quod tollere non valet, odit. (Binder II, 2974; Loci comm., 124.)
65. Was sol mir Rom, so ich dauor hinge. – Franck, I, 88b; Petri, II, 609; Lehmann, II, 836, 175; Eiselein, 531; Simrock, 8502.
66. Wat hilft (kümmert) mir Rom, wenn ick kên Haus drin habe. (Brandenburg.) – Hochdeutsch bei Frischbier2, 3159.
67. Weder in Rom, noch im Kloster, noch überm Meer findet man es, sondern daheim im Herzen. – Klosterspiegel, 15, 17.
68. Wenn du in Rom bist, so thue, wie du siehst.
Ländlich, sittlich; vielleicht auch: Wer unter Wölfen ist, muss mit heulen.
Frz.: A Rome comme à Rome. (Bohn I, 5.)
Span.: Quando a Roma fueres, haz como vieres. (Cahier, 3691.)
69. Wenn man Rom nennt, kommt Schildberg gerennt.
Wenn das Unbedeutende gegen das Grosse und Wichtige sich in eitler Anmassung vordrängt. Die Aegypter haben ein ähnliches Sprichwort: Man erwähnte Misr zu Kahira, da erhob sich Bab el Luk mit seinem Unkraut. Bab el Luk ist eins der schlechtesten, ein zum Theil mit Gras und Unkraut bewachsenes Viertel von Misr oder Fastat, dem jetzigen Kairo. (Burckhardt, 276.)
70. Wenn nach Rom wandert ein frommer Mann, so kommt gewiss wieder ein Nequam. – Simrock, 8512.
71. Wer dich erschlich1 gen Rom trüg vnd herwidder vnd setzte dich ongefehr einmal vnsanfft nydder, so were es alles verloren. – Agricola I, 374; Eyering, I, 252 u. 611; Lehmann, II, 840, 251; Mathesy, 279a; Simrock, 8517.
1) Bei Tappius (188a wie 223b) steht dafür: erstlich. – Von undankbaren Menschen, die das ihnen erwiesene Gute schnell vergessen, aber ein sehr gutes Gedächtniss für das geringfügigste ihnen zugefügte Böse haben. »Wenn du ein solchen (undankbaren) vberwugst mit wolthat vnd auff henden trügst gen Rom, vnd setzt jn vnsanfft nider, bezalt ers doch mit vnthat wider.« (Waldis, II, 94, 23.) Nach Latendorf (II, 53) ist folgendes Epigramm Phil. Melanchthon's eine Uebersetzung des vorstehenden deutschen Sprichworts, worüber auch Sandvoss (Sprichwörterlese, 155) zu vergleichen ist.
Lat.: Sunt homines, humeris quos si quis gestet ad urbem Ausoniam, domiti quae caput orbis erat, nec tamen ad portam placide deponat eosdem gratia praeteriti nulla laboris erit.
72. Wer einmal gen Rom gehet, der suchet den schalck; wer zum andernmal hyngehet, der findet yhn; wer zum drittenmal hyngehet, der bringt den schalck mit yhm heym. – Agricola I, 719; Franck, I, 81a; Gruter, I, 15; Eiselein, 531; Sailer, 233; Simrock, 8510; Körte, 5092.
Daraus zu schliessen, müssten sehr viele dreimal in Rom gewesen sein; ich glaube aber, dass viele so glücklich sind, ihn gleich das erstemal zu finden. In Luther's Tischreden (484) sagt ein Pastor: »Ich war einmal in Rom: erstlich sucht' ich einen Schalk, zum [1717] andern fand ich ihn, zum dritten bracht' ich ihn, zum vierten trug ich ihn wieder hinein, und setzt' ihn wieder hinter Sanct Peters Altar.« »Wer zcum ersten rom beschawet, der sicht eyn schalk mit seyn augen, wil er zcum andern mal hyn rennen, so lernet er eyn schalk kennen, kümbt er zcum dritten mal do hyn, so brengt er eyn schalk mit ym.« (Werdea, Biiij.)
Frz.: Ceux, qui viennent de Rome, valent pis que devant.
Holl.: Die voor de eerste reis naar Rome gaat, ziet de reis, voor de tweede reis kent hij ze, voor de derde reis brengt hij ze mede. (Harrebomée, II, 227b.)
Lat.: Qui semel it Romam, vult istic quaerere nequam; qui bis it, hunc reperit, qui ter, secum huncque reportat. (Binder II, 2806; Seybold, 178.) – Si quis primum Romam proficiscitur, videbit nequam, si secundum profectus fuerit, cognoscit nequam, tertium redibit nequam et impostor. (Eiselein, 531.)
73. Wer gen Rom zieht, der sieht die erst reis ein schalck, die andere lernt er ihn kennen, die dritt bringt er ihn mit. – Nas, 287a.
Bei Zinkgref (IV, 242): Der gen Rom zeucht, zum ersten mal sucht er einen schalck, das zweyte mal find er jhn, das dritte mal trägt er jhn wider dahin.
74. Wer in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen, der hat Rom nicht gesehen.
Jemand wandte das Sprichwort auf einen Gärtner an, der in Berlin gewesen sei und die Bor sig'schen Gartenanlagen in Moabit nicht gesehen habe, um zu sagen, dass ihm dann das Beachtenswertheste dieser Art entgangen sei. (Der Borsig'sche Garten in Moabit von F.C. Heinemann in der Deutschen Gartenzeitung, 1866, Nr. 49.)
75. Wer in Rom ist, muss leben wie ein Römer (oder: muss römisch leben).
Lat.: Si fueris Romae, Romano vivito more. (Seybold, 560.)
76. Wer in Rom leben will, soll sich den Papst zum Freunde halten.
Frz.: Qui veut vivre à Rome, ne doit pas se quereller avec le pape. (Bohn I, 54.)
77. Wer in Rom mittags wandelt im Sonnenschein, muss ein Hund, ein Narr oder ein Franzose sein. – Deutsche Romanzeitung, III, 45, 713; Hesekiel, 35.
78. Wer mit Rom will kriegen, muss bald stürmen, bald sich schmiegen.
L. Börne sagt: »Wer mit Rom Krieg führen will, muss alle möglichen Gifte vertragen können, nicht blos plumpen Arsenik, sondern auch einschläferndes Opium und gar das schleichende Aquatofana der Verleumdung.« (Heine über Börne, Hamburg 1840.)
79. Wer nach Rom geht, bringt einen Schalk wieder mit nach Hause. – Simrock, 8511.
Lat.: Ne temere Abydum (naviges). (Seybold, 345.)
80. Wer nach Rom geht, den will man auch nach Jerusalem schicken.
Die Russen in der Gegend um Moskau: Gehe nach Moskau und man will dich nach Petersburg schicken. (Altmann V, 115.) Misbrauch der Dienstfertigkeit und Gefälligkeit anderer.
81. Wer nach Rom kommen will, muss erst nach Italien kommen.
82. Wer nach Rom reiten wil, der kauff jhm ein Pferd. – Petri, II, 855.
83. Wer nach Rom will (geht), lasse die Frömmigkeit zu Hause. – Eiselein, 531; Simrock, 8513.
Lat.: Non licet esse probum.
84. Wer zu Rom ist, muss nach römischer Sitte leben. – Lehmann, 318, 63.
85. Wer zu Rom leben will, muss drei T zu gebrauchen wissen: Tempo, Testa, Testoni: Zeit, Verstand und Geld. – Berckenmeyer, 174; Witzfunken, IVa, 179; Hesekiel, 35.
Lat.: Roma caput mundi, regit orbis frena rotundi.
86. Wer zu Rom nur kein Ketzer ist, dem schaden allda keine Sünden.
87. Wer zu Rom sucht Recht, ist ein geschlagener Knecht.
Mhd.: Swenn alle krümbe werdent sleht, sô vindet man ze Rôme reht. (Freidank.) (Zingerle, 122.)
88. Wie nohder bei Rum, wie schlehter (schlechter) der Kres (Christ). (Aachen.) – Firmenich, I, 494, 163.
89. Zu Rom ein Schalck gross Ehr erwirbt, der Fromm' allda verdirbt vnd stirbt.
Fr. Petrarca schildert Rom in den Versen: »Alles kummers ein rechter quell, ein Herberg zornss vnd vngefäll, ein Schul der jrrthumb vielerley, wie Tempel aller Ketzerey, ist die Statt so Rom etwan hiess, aber [1718] jetzt Babel ist gewiss. O du engel alles betriegens, o Kerker alles Neids vnd lügens, allda der fromm verdirbt vnd stirbt, der Schalck die grosse ehr erwirbt, der lebenden ein hell du bist. O Nest aller Verrätherey in dem wirt aussgebrüt ohn schew als vbel das durch die Welt geht.« (Zinkgref, IV, 254.)
90. Zu Rom hat's Sanct-Peter am besten.
So sagte Sancho Pansa, als man verlangte, dass er mit seinem Herrn auf dem hölzernen Pferde reiten sollte. Es gefiel ihm in dem Hause, wo er war, dort wollte er bleiben.
Span.: Bien se está San Pedro en Roma. (Don Quixote.)
91. Zu Rom holt man ein bösen Magen, ein leeren Seckel, böss gewissen, vnd wirdt gar offt vmbs Gelt beschissen. – Waldis, IV, 24.
92. Zu Rom ist alles erlaubt, allein die Wahrheit zu sagen vnd gottselig zu leben ist allda verboten. – Zinkgref, IV, 253.
93. Zu Rom ist alles feil, Boves et oves. – Zinkgref, IV, 220.
»D.i. hohe vnd niedrige prebenden, auch die Columbae, d.i. die Gaben des heiligen Geistes.«
94. Zu Rom ist alles frei, on (ausser) der keyn gelt hat. – Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 19; Zinkgref, IV, 352; Simrock, 8507.
Lat.: Vivere qui sancte cupitis discedite Roma, omnia cum liceant', non licet esse pium. (Seybold, 644.)
95. Zu Rom ist alles Rechtes Kraft und aller Falschheit Meisterschaft.
96. Zu Rom ist die grösste Sünde Armut, Forcht vnd Frombkeyt. – Theatrum Diabolorum, 398b.
97. Zu Rom ist kein grösser sünd, dann arm sein. – Gruter, III, 119; Petri, II, 827; Lehmann, II, 905, 18; Simrock, 8506.
»Die gröste sünd zu Rom man helt, wann einer arm vnd hat kein gelt. All Ding seynd frey in Romul Statt, ohn der, welcher kein gelt drin hat; wer aber das thut haben viel, der mag da thun alls, das er will.« (Zinkgref, IV, 353.)
98. Zu Rom ist keyn grösser sünd, dann keyn gelt haben. (S. ⇒ Wandsbeck.) – Tappius, 207a; Latendorf II, 205; Lehmann, II, 902, 20.
»Habt jr ewr tag von Rom nie ghort, wie man sagt im gemeinen sprichwort, das eim zu Rom kein sünd nit schad, allein so er kein geld mehr hat: das ist die allergreste sünd, welch nit der babst vergeben künd.« (Waldis, IV, 24, 65.)
Lat.: Libera Corcyra: caca ubi libet. (Binder II, 1660; Tappius, 207a; Latendorf, 205.)
99. Zu Rom mag man thun, was man will, nur fromm sein gilt (hilft) da nicht viel. – Petri, II, 827; Körte, 5093.
Und diese Stadt will das Centrum und der Lebenspunkt der christlichen Welt sein. Daher der Dichter: »Weicht alle, die jhr in der Statt Rom begehrt zu leben recht vnd fromm, dann ob wol alles da ist frey, ist fromm seyn doch daselbst ein schew. Man kann da alle sünd vergeben, ohn die, wann man wil ehrlich leben. Man hat zu Rom sonst alles macht, nur fromm seyn, das wirdt da veracht. Wer fromm will seyn, der sich bey leib, dass er zu Rom nicht lange bleib.« »Zu Rom ist die grösste missethat, wann einer nicht ein pfennig hat. Zu Rom ist alles frey gezehlt, ohn der, welcher da hat kein gelt.« (Zinkgref, IV, 253 u. 352.)
100. Zu Rom seynt als ding, auch der Himmel vnd vnser Herr Gott selbst vmb Gelt feil. – Zinkgref, IV, 252.
101. Zu Rom sind Trew vnd Gottesfurcht Gewürtz.
»D.i. ein thewre vnd seltzsame Sach.« (Zinkgref, IV, 44.)
102. Zu Rom wird mancher betrogen. – Eiselein, 531.
*103. Doas is, as woann ma 'r in Rom g'wesen war' und hätt'n Poapst nit g'seg'n. (Steiermark.)
In Bezug auf eine verlorene Gelegenheit, bei der man die Hauptsache unterliess.
*104. Er ist in Rom gewesen und hat den Papst nicht gesehen. – Eiselein, 531; Körte, 5094; Simrock, 8501; Körte2, 6380; Dove, 778; Lohrengel, II, 346.
Seume ist (1802) auch in Rom gewesen und hat ihn nicht gesehen. Er erzählt: »Man kann doch einem ganzen Hausetat schicklich nicht weniger als einen Piaster (Trinkgeld) geben, und so viel wollte ich für den Papst und sein ganzes Collegium nicht mehr in Auslage sein.« Als einst ein Abt aus Rom nach Paris zurück kam, ohne den Papst Innocenz XI. daselbst gesehen zu haben, sagte er: »Er ist nicht mehr das sichtbare Oberhaupt der Kirche.« Zu angestrengtes Studiren hatte den jungen Ganganelli auf ein gefährliches Krankenlager geworfen. Als die Gefahr vorüber war, sagte er: »Mein grösster Kummer war, sterben zu [1719] müssen, ohne Rom gesehen zu haben.« (Witzfunken, VIIb, 111 u. 178.) Die Russen: Er ist in Petersburg gewesen und hat den Zaren nicht gesehen. (Altmann VI, 521.)
Mhd.: Dem ist gleich geschehen, als sei er zu Rom gewesen und hab den babst nit gesehen. (Fastnachtsspiel.) (Zingerle, 122.)
Holl.: Hij is naar Rome geweest, en heeft den paus niet gezien. (Harrebomée, II, 227b.)
Lat.: Non est cujuslibet Corinthum appellere.
Poln.: Jakoby to było: w Rzymie być, a Papierza nie widzieć. (Lompa, 14.)
*105. Er will nach Rom und fährt den Rhein hinab. – Eiselein, 528; Simrock, 8518.
Er schlägt einen Weg ein, auf dem man nicht ans Ziel gelangen kann.
*106. Es ist mir eben, als wanns zu Rom donnert. – Henisch, 727, 39; Eiselein, 531; Sailer, 117; Simrock, 8516; Körte, 5094a.
D.h. sehr gleichgültig. »Welches den kauffmann so wundern that, als obs zu Rom gedonnert het.« (Waldis, IV, 65, 22.)
Lat.: Minus de istis laboro, quam de ranis palustribus. (Erasm., 179; Tappius, 236a.)
*107. I will hindersi ge Rom laufe. – Sutermeister, 18.
Betheuerungsformel mit der Ergänzung: wenn es nicht wahr ist. (S. ⇒ Pfanne 33.)
*108. Ich wollte lieber rücklings nach Rom wallen. – Eiselein, 531.
*109. Man kann darauf nach Rom reiten.
Holl.: Je kunt er wel met je gat op naar Keulen rijden. (Harrebomée, I, 398a.)
*110. Man könnte nach Rom gehen und wiederkommen.
Wenn etwas ungewöhnlich lange dauert.
Holl.: Men zoude eerder naar Rom gaan en wederkomen. (Harrebomée, II, 228a.)
*111. Rom geht jhn nichts an, er hat kein Haus drin. (S. ⇒ Hund 1596.) – Lehmann, 721, 2.
*112. Rom hat gesprochen.
D.h. die Sache ist nun endgültig entschieden. Noch aus der Zeit, in der die Entscheidungen des römischen Stuhls für untrüglich galten. In unsern Tagen, wo es sehr redselig erscheint, ist es für die Wissenschaft gleichgültig, ob »Rom gesprochen hat« oder nicht; denn ihre Forschungen hemmt keine andere Schranke, als »die Bedingung endlicher Natur«. Roms Spruch bleibt jetzt nur für die ein Spruch, die sich demselben unterwerfen, der denkende Mensch will überzeugt sein.
*113. Sie ist nach Rom gereist. (Baiern.) – Zaupser, Idiot., 63; Klein, II, 93.
D.h. sie ist in die Wochen gekommen. Wird, nach Zaupser, nur von Mädchen, nach andern sowol von Mädchen als Frauen gebraucht, weil man ehemals, wie gewöhnlich als Grund dafür angenommen wird, in Gegenwart von Kindern und jungen Leuten diesen Zustand der Frauen beim wahren Namen zu nennen sich scheute. Doch hat die Redensart vielleicht auch eine tiefere Bedeutung. In der Germania (Bd. 6, Hft. 2) hat Wolfg. Menzel die uralte, aus Asien stammende Vorstellung, dass die Seelen aus dem Himmel auf dem Wege der Milchstrasse zur Erde herabkommen, auch für die deutsche Mythologie nachgewiesen. Da nun die Milchstrasse auch den Namen Romstrasse führt, so fragt Prof. Am. Baumgarten in seiner Volksmässigen Ueberlieferung (I, 9), ob mit der letztern Benennung nicht auch die Redensart im Zusammenhange stehe, dass die Wöchnerinnen nach Rom reisen.
114. In Rom bestehen die zehn Gebote in den zehn Buchstaben: Da pecuniam. – Junker und Pfaffen, II, 406.
D.i. Gib Geld her!
115. In Rom gelten die Dirnen vor den Frauen.
It.: A Roma più vale la cortigiana, che la donna romana. (Giani, 1473.)
116. In Rom ist alles frei, nur nicht der, welcher kein Geld hat. – Junker und Pfaffen, II, 409.
117. Man braucht nicht erst nach Rom zu reisen, um sich als Büsser zu erweisen.
It.: Non importa andare a Roma per la penitenza. (Giani, 1313.)
118. Nach Rom darf man kein lahmes Maulthier und keine leeren Beutel bringen.
It.: Chi va a Roma, nè mula zoppa nè borsa floscia. (Giani, 1475.)
119. Nach Rom geht man, um fromm, nach Neapel, um vergnügt zu sein.
It.: A Roma si va per santità, a Napoli per allegria. (Giani, 1472.)
120. Rom hat gesprochen. – Junker und Pfaffen, II, 385.
D.h. die Sache ist abgemacht, entschieden.
Lat.: Roma locuta, causa finita.
121. Rom hat Ueberfluss an Doctoren, Neapel an Räubern, Genua an Wagehälsen, Mailand an [1685] Starrköpfen, Venedig an Fremden, Florenz an Wollkämmern1.
1) Haupterwerbszweig im Mittelalter.
It.: A Roma dottori, a Napoli ladroni, a Genova scavezzi, a Milano tagliacantoni, a Venezia forestieri, a Firenze scardassieri. (Giani, 1476.)
122. Rom herrscht.
It.: Roma doma. (Giani, 1466.)
123. Rom ist die erste Hauptstadt der Welt, Venedig die zweite.
It.: Roma la capitale del mondo, Venezia la seconda. – Roma caput mundi, Venezia – secundi. (Giani, 1467.)
124. Rom, sagte der Amsterdamer, als ihn ein Pfaff fragte, welches die grösste Kauf- und Handelsstadt sei, dort kaufe man nicht allein Vergebung der Sünden, sondern sogar den Himmel. – Wirth, I, 616.
125. Wenn Rom sollt' untergehn, wird's in Krakau wieder auferstehn.
Die Polen halten Krakau für das zweite Rom, indem sie sagen: Gdyby niebyło Rzymu, tedy Kraków byłby Rzymem. (Weryha-Darowski, 149.)
126. Wer Rom gesehen, bei dem ist's um den Glauben geschehen.
It.: Roma veduta, fede perduta.
127. Wer nach Rom reisen will, soll zuvor gute und böse Münzen (Menschen) unterscheiden lernen. – Harssdörffer, 1623.
128. Wer Rom nicht sieht, den Glauben flieht.
It.: Chi Roma non vede, nulla non crede. (Giani, 1468.)
129. Zu Rom thut man drey Dinge nicht gern: Beten, Zahlen vnd (am Wege) Weichen. – Theatr. Diabolorum, 398b.
Brockhaus-1809: Rom · Rom · Das neue Rom
Brockhaus-1911: Röm · Rom [2] · Rom [3] · Heiliges röm. Reich deutscher Nation · Los-von-Rom-Bewegung · Rom
DamenConvLex-1834: Rom (Frauen) · Rom (Geschichte von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten) · Julia, Tochter des röm. Kaisers Augustus) · Rom (die Stadt)
Meyers-1905: Rom [4] · Rom [3] · Rom [5] · Röm. et Schult. · Röm. · Los von Rom-Bewegung · Landwirtschaftliches Institut, internationales, in Rom · Röm · Rom [2] · Rom [1]
Pierer-1857: Rom [4] · Rom [5] · Rom [3] · Rom [1] · Rom [2]
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