[75] Rom (ital. Roma; hierzu der Stadtplan mit Registerblatt und Karte der Umgebung Roms), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz (s. oben), zugleich Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Italien und Sitz des Papstes, liegt 1185 m ü. M., unter 41°54´ nördl. Br. und 12°30´ östl. L. in einer welligen Ebene (vgl. Campagna di Roma), zwischen den Sabinerbergen und dem Tyrrhenischen Meer.
Der Tiber, von dessen Mündung R. 27 km entfernt liegt, durchschneidet die Stadt in einer Länge von 4450 m in der Richtung von N. nach S. in drei Windungen und scheidet die eigentliche Stadt vom Gebiete des Vatikans (Borgo oder Citta Leonina) und dem Stadtteil Trastevere (»jenseit des Tiber«). Seine Breite wechselt zwischen 80 und 120 m, seine Tiefe zwischen 3 und 10 m. In neuester Zeit wurde der Fluß einer Regulierung unterzogen und in zwei große Uferkais eingefaßt, wodurch die früher häufigen Überschwemmungen beseitigt sind.
Das milde Klima von R. ist einerseits durch seine Lage inmitten der steppenartigen Campagna, anderseits durch die Nähe des Meeres bedingt. Die mittlere Jahrestemperatur ist 15,3°, im Sommer 23,6°, im Winter 7,5°, selten unter 0°, nie unter -6°. Die Zahl der Regentage (jährlich 115) ist in den Wintermonaten ziemlich groß; die Niederschlagsmenge beträgt im Jahresdurchschnitt 888,4 mm. Schnee fällt nicht alle Jahre und meist nur verschwindend kurze Zeit (wenige Stunden und an wenigen Tagen). Trotz der klimatischen Vorzüge wird R. alle Jahre einige Zeit von der Malaria heimgesucht; sie beginnt im Juli und erreicht ihre Höhe Ende August und Anfang September. Doch ist diese durch gewisse Stechmücken übertragene Infektionskrankheit infolge der Bebauung und Kanalisation des Stadtgebietes sehr zurückgegangen (1881: 650, 1891: 254, 1901: 76, 1902: 53 Todesfälle). In bezug auf Trink- und Nutzwasser gehört R. zu den am reichsten und besten versehenen Städten der Erde. Mit teilweiser Benutzung der alten Aquädukte (s. S. 74 und Art. »Aquädukt«) dienen gegenwärtig die Acqua Vergine, Felice und Paola; hierzu kam die 1870 wiederhergestellte Acqua Marcia. Diese vier Wasserleitungen liefern täglich 235,000 cbm Wasser (im Altertum betrug die tägliche Wassermenge allerdings 1,561,800 cbm).
Die gegenwärtigen Stadtmauern, großenteils noch die restaurierten alten Aurelianischen, aber neuerdings[75] vielfach durchbrochen, umfassen den ganzen Raum, den das antike kaiserliche R. einnahm; dazu die sogen. Città Leonina (mit Vatikan und Engelsburg, s. d. und Leoninische Stadt) und einige Teile von Trastevere, die nicht in der alten Stadt inbegriffen waren. Die Stadt zerfällt in 15 Quartiere (Rioni) und zwar: 1) Monti, das ganze östliche Gebiet, nördlich bis zur Porta Pia; 2) Trevi, das Gebiet des Quirinals, von der Porta Pia und Porta Salara bis zur Piazza di Venezia; 3) Colonna, von der Porta Pinciana über die Piazza Barberini bis zum Pantheon; 4) Campo Marzio, von der Porta del Popolo den Tiber entlang bis Santa Lucia, dann zur Via di Campo Marzio; 5) Ponte, von der Engelsbrücke am Tiber entlang bis Sant' Anna, dann zum Circo Agonale; 6) Parione, westlich vom Circo Agonale und der Piazza San Carlo bis zur Chiesa nuova; 7) Regola, längs des Tiber von Sant' Anna bis zur Via Arenula; 8) Sant'Eustachio, zwischen Sant' Agostino, Sant' Antonio und dem Pantheon; 9) Pigna, vom Pantheon bis zum Corso und zum Palazzo di Venezia; 10) Campitelli, das Gebiet im S. (mit dem Palatinus und Capitolinus); 11) Sant'Angelo, von der Via di San Marco bis zur Tiberinsel; 12) Ripa, südwestlich vom Palatin bis zum Tiber (mit dem Aventinus); 13) Trastevere, der ganze Stadtteil am rechten Tiberufer bis in die Nähe St. Peters; 14) Borgo, die Città Leonina mit dem Vatikan und dem nördlich davon angelegten Stadtteil Prati di Castello; 15) Esquitino e Castro Pretorio, das neubebaute südöstliche Gebiet auf dem Esquilinus, immer mit den angrenzenden neuen Stadtteilen außerhalb der Mauer. Den Umfang der Stadt berechnet man zu 23 km, die von der Mauer umschlossene Fläche zu 1467, 5 Hektar. Der durch den Fluß in zwei ungleiche Teile zerlegte Raum umfaßt ein eigenartiges, wechselndes Hügelbild, wie keine andre moderne Hauptstadt es gewährt. Sämtliche Hochränder ziehen gegen den Tiber und bilden mit ihren Bauten eigentümliche, malerische Reliefabschnitte. Vor der Porta Maggiore (Porta Praenestina) im SW. tritt das Hügelterrain der Stadt mit dem höchsten Teil der Campagna in Verbindung, weshalb hier alle antiken Wasserleitungen zusammenlaufen.
Unter den berühmten sieben Hügeln der Stadt ist der Palatinische Berg (s. d.), 51 m, das Zentrum des alten römischen Reiches, mit den Ruinen der Kaiserpaläste geschmückt. Auf dem Kapitolinischen Hügel (46 m, s. Kapitol), nördlich vom Palatin, befinden sich jetzt die städtischen Behörden, Kunstsammlungen, die Kirche Santa Maria in Araceli und das großartige Denkmal Viktor Emanuels. Der Quirinalische Hügel (auch Monte Cavallo genannt, s. Quirinal), 5564 m, nördlich von jenem, trägt den königlichen Residenzpalast. Der Monte Celio (s. Caelius mons), 51 m, südlich vom Kapitol, wird im äußersten Osten vom Lateran bekrönt. Auf dem Aventinischen Hügel (s. d.), 48 m, südlich dicht am Tiber, liegen Kirchen, Klöster und Bauernhäuser. Der Esquilin (s. d.), 58 m, wird auf seiner nördlichen Höhe von Santa Maria Maggiore sowie von einem neuen Häuserviertel eingenommen; auf seiner südöstlichen Höhe steht San Pietro in Vincoli. Nördlich von ihm erhebt sich der mit dem Quirinal parallel laufende Viminali s. Viminal, Quirinal und Esquilin vereinigen sich im O. fast gänzlich zu einer einzigen Hochebene. Zu diesen sieben Hügeln kommen noch am Nordende der nahe an den Tiber herantretende aussichtsreiche Monte Pincio (52 m, s. Pincius mons), jetzt wieder, wie in antiker Zeit, mit terrassierten Gartenanlagen geschmückt und einer der besuchtesten Spaziergänge der Stadt; ferner in der südlich vom Aventin liegenden Ebene der Monte Testaccio (50 m), ein künstlicher Hügel von 750 m Umfang, aus dem am nahen Emporium abgelagerten Scherbenschutt entstanden. Am rechten Tiberufer erheben sich der Monte Vaticano (65 m) mit der Peterskirche und dem vatikanischen Palast und der bis 85 m hohe Monte Gianicolo (Ianiculum) mit San Pietro in Montorio und der Acqua Paola, der nordsüdlich längs dem rechten Tiberufer hinzieht und dem Aventin gegenüber in die Ebene ausläuft. Der größte Teil des nachantiken R. liegt zwischen den sieben Hügeln und dem linken Tiberufer, vornehmlich auf dem alten Marsfeld, 1120 m hoch. Nach 1870 aber haben sich große, neue, noch immer wachsende Stadtteile gebildet, besonders auf den Hügeln im O., so auf dem Monte Pincio, dem Quirinal, dem Esquilin, in den ehemaligen Sallustischen Gärten und der Villa Ludovisi, ferner in den Niederungen zwischen dem Quirinal und Viminalis sowie zwischen dem Aventin und Monte Testaccio, in den Prati di Castello (im N.), endlich vor Porta Pia und Porta Salara, vor Porta San Lorenzo und Porta San Giovanni. Außerdem wurden in den ältern Stadtteilen seit 1882 auf Grund eines umfassenden Bebauungsplanes (piano regolatore) große, neue Straßenzüge durchgelegt, das Getto und andre winklige Quartiere »ausgewaidet«, der Tiber reguliert und mit mächtigen Travertin-Kaimauern und Kaistraßen eingefaßt, unter denen große Sammelkloaken sich befinden, neue Brücken, Schmuckplätze, Gärten, Markthallen geschaffen und monumentale öffentliche Gebäude errichtet. Die Aurelianische Mauer konnte den neuern Anforderungen an eine Befestigung nicht mehr genügen. Es wurde daher seit 1870 in einer Entfernung von 24 km von der Einfassungsmauer ein Kreis von Forts, je 2 km voneinander entfernt, gebaut, die freilich schon heute unzulänglich geworden sind.
Unter den ältern Toren Roms, von denen mehrere beseitigt sind, während neue Maueröffnungen hinzukamen, sind zu bemerken auf dem linken Tiberufer: die Porta del Popolo, das nördlichste Tor, 1561 erbaut (die äußere Fassade von Vignola), 1878 erweitert; die Porta Pia, 1564 nach dem Entwurf Michelangelos ausgeführt; die Porta San Lorenzo; die Porta Maggiore, ein Doppeltor von 1574, dessen Oberbau aus zwei antiken Aquädukten besteht (s. Tafel »Architektur V«, Fig. 3); die Porta San Giovanni; Porta San Sebastiano; Porta San Paolo; auf dem rechten Tiberufer: die Porta Portese; Porta San Pancrazio, auf der Höhe des Janiculum; endlich zwischen Borgo und Trastevere die von Antonio da Sangallo dem Jüngern begonnene Porta Santo Spirito.
Über den Tiber führen gegenwärtig 13 Brücken, und zwar (von N. angefangen): Ponte Margherita (1892), Ponte Cavour (1902), Ponte Umberto (1895), Ponte Sant' Angelo, zur Engelsburg führend, teilweise antik (136 n. Chr., 189294 erweitert), mit mehreren Statuen (darunter die barocken Engel von Bernini), Ponte Vittorio Emanuele (provisorisch, von Eisen, 1893), die Kettenbrücke ai Fiorentini (1836), Ponte Gianicolense (1906), Ponte Sisto (1474), Ponte Garibaldi (1889), Ponte Quattro Capi (der antike Pons Fabricius) und Ponte San Bartolommeo (der antike Pons Cestius), welche die Tiberinsel mit beiden [76] Ufern verbinden, Ponte Nuovo Palatino, an Stelle des zerstörten Ponte Rotto, endlich die eiserne Brücke der Bahnlinie R.-Civitavecchia. Geplant sind steinerne Brücken in der Verlängerung des Corso Vittorio Emanuele und eine zweite Eisenbahnbrücke.
Unter den Straßen ist die wichtigste die Via del Corso (jetzt Corso Umberto Primo), die von der Piazza del Popolo 1500 m lang, jedoch nur 12 m breit, zur Piazza di Venezia führt und eine beliebte Promenade sowie den Schauplatz der täglichen Spazierfahrten und des (jetzt im Absterben begriffenen) Karnevaltreibens bildet. Vom südlichen Endpunkte des Corso geht eine neue, breite Straßenanlage westwärts als Corso Vittorio Emanuele zum Tiber, ostwärts als Via Nazionale zur Piazza delle Terme. Vom erstern läuft südwärts eine große Verkehrsader als Via di Torre Argentina und Via Arenula zum Ponte Garibaldi und weiter als Viale del Re nach dem Trasteverebahnhof. Außer dem Corso laufen von der Piazza del Popolo noch zwei lange Straßenzüge aus, die Via di Ripetta an der Tiberseite, die Via del Babuino zur Piazza di Spagna. Ihre Verlängerung, die Via Due Macelli, setzt sich (seit 1904) in einem sehr stattlichen Tunnel unter dem Quirinalsgarten bis zur Via Nazionale fort. Mit der Via Nazionale ziemlich gleichlaufend bilden die vom Bahnhof nach dem Forum gehende Via Cavour, die Via Quirinale mit ihrer Fortsetzung, der Via Venti Settembre, und die neue, bis zum Corso (bei der Piazza Colonna) durchgebrochene Via del Tritone große Verkehrsadern. Diese Parallelstraßen werden wieder von einem langen Straßenzüge durchschnitten, der sich von der Piazza della Trinita de' Monti bis zum Lateran hinzieht und die Via Sistina, Via delle Quattro Fontane, Via Agostino Depretis und Via Merulana umfaßt. Hauptstraßen des neuen Ludovisiquartiers sind die Via Veneto von Piazza Barberini nach der Porta Pinciana und Via Ludovisi, Via Boncompagni von Villa Malta nach Porta Salara.
Von den zahlreichen, meist durch Kunstwerke gezierten öffentlichen Plätzen ist vor allen der elliptische Petersplatz (Piazza di San Pietro), 273 m (einschließlich der vorliegenden Piazza Rusticucci 340 m) lang, 240 m breit, zu erwähnen, in dessen Mitte sich außer zwei Springbrunnen (von Maderna) ein ägyptischer Obelisk erhebt. Nördlich und südlich umschließt den Platz die herrliche Kolonnade Berninis (1667) mit 284 Travertinsäulen und 162 Heiligenstatuen. Eine schöne Anlage bildet die nach den Plänen Michelangelos umgestaltete Piazza del Campidoglio mit der bronzenen Reiterstatue Mark Aurels (s. Kapitol). Den Mittelpunkt des Stadtlebens bildet die Piazza Colonna, so genannt nach der Siegessäule des Kaisers Marcus Aurelius, die, 1589 restauriert, seitdem das vergoldete Bronzebild des heil. Paulus trägt. An sie schließt sich westlich die Piazza di Monte Citorio, mit dem Gebäude der Deputiertenkammer und einem antiken, erst 1789 hier aufgestellten Obelisken. Ein besuchter Volksplatz ist der Circo Agonale (Piazza Navona), mit drei Springbrunnen, darunter dem großen Mittelbrunnen (mit einem Obelisken und den Statuen der vier Hauptströme Donau, Nil, Ganges, La Plata) von Bernini. In dem nordöstlichen Fremdenviertel liegt die Piazza di Spagna, mit einem von Bernini in Schiffsform errichteten Brunnen und dem Monument der unbefleckten Empfängnis Mariä (1857). Von diesem Platze führt die Spanische Treppe (1725) zur Kirche Santissima Trinità de' Monti auf dem Pincio empor. Ganz am Nordende der Stadt liegt die äußerst stattliche elliptische Piazza del Popolo mit einem Obelisken von Heliopolis (1587 hierher versetzt) und zwei Brunnen. Andre bemerkenswerte Plätze Roms sind: Piazza di Venezia mit dem venezianischen Palast; Piazza dell' Esquilino; Piazza del Quirinale, vor dem königlichen Palast, mit den antiken Kolossalstatuen des Kastor und Pollux (s. Dioskuren); Piazza della Minerva; Piazza della Rotonda, vor dem Pantheon, und der Lateranplatz, alle mit ägyptischen Obelisken geschmückt; Piazza Barberini mit dem Tritonbrunnen von Bernini; Piazza Farnese mit zwei antiken Brunnen; Piazza Mattei mit der schönen Fontana delle Tartarughe (Schildkrötenbrunnen, 1585). In dem neuen östlichen Stadtviertel beim Zentralbahnhof liegen die Piazza delle Terme mit Anlagen und imposanter Fontäne und die Piazza dei Cinquecento mit einem Obelisken zu Ehren der bei Dogali 1887 Gefallenen; im südöstlichen Stadtteile die große Piazza Vittorio Emanuele mit schöner Gartenanlage und der Ruine der Acqua Julia (sogen. Trofei di Mario) u.a. Ein neuer monumentaler Brunnen ist auch in Trastevere gegenüber dem Ponte Sisto errichtet.
An modernen Denkmälern ist R. nicht reich. Erst in neuester Zeit sind mehrere Standbilder errichtet worden: für Giordano Bruno, auf dem Campo di Fiori (1889, von Ferrari), Cola di Rienzi, in den Anlagen neben der Rampe zum Kapitolplatz (1887, von Masini), die Brüder Cairoli, auf der Terrasse des Monte Pincio (1883, von Rosa), Metastasio, auf der Piazza San Silvestro (1886), Terenzio Mamiani, auf der Piazza Sforza (1892, von Benini), Sella, vor dem Finanzministerium (1893, von Ferrari), Minghetti, auf der Piazza San Pantaleo (1895, von Gaugeri), Garibaldi, an der Passeggiata Margherita auf dem Janiculus (1895, von Gallori), Cavour, vor dem Justizpalast (1895, von Galletti), Spaventa, in Via Cernaja (1898, von Tadolini), König Karl Albert, beim Quirinal (1900, von Romanelli), Spedalieri, bei San Andrea della Valle (1903, von Rutelli), Goethe, in der Villa Borghese (1904, von Eberlein, Geschenk Kaiser Wilhelms II. an die Stadt R.), endlich Victor Hugo, ebendaselbst (1905, von Palez). Das imposante Nationaldenkmal für Viktor Emanuel II. auf dem Kapitol (1885 begonnen, von Sacconi) harrt noch immer der Vollendung.
Unter den 400 Kirchen Roms nimmt die südwestlich an den Vatikan angrenzende weltberühmte St. Peterskirche (San Pietro in Vaticano), die Grabkirche des Apostels Petrus, den ersten Platz ein (s. Tafel »Architektur X«, Fig. 24). Die alte Basilika wurde zur Zeit Kaiser Konstantins d. Gr. auf Bitte des Papstes Silvester I. am Neronischen Zirkus erbaut. Unter Nikolaus V. begann 1452 ein Neubau nach den Plänen Bernardino Rossellinos. Er blieb liegen bis auf Papst Julius II. Dieser wählte unter den eingereichten Plänen den des Bramante (griechisches Kreuz mit großer Mittelkuppel). Am 18. April 1506 wurde der Grundstein gelegt. Nach dem Tode Bramantes (1514) leiteten Raffael, Antonio da Sangallo der Jüngere und Peruzzi den Bau. 154664 leitete ihn Michelangelo Buonarroti. Die große Hauptkuppel wurde nach seinen Zeichnungen 1590 vollendet. Auf Pauls V. Geheiß (1605) wurde der Plan durch Maderna geändert, der Kirche ein Langhaus angefügt und eine massive, 112,6 m breite, 44,3 m hohe Fassade mit imposanter Vorhalle vorgelegt. Am 18. Nov. 1626 erfolgte die Einweihung durch Urban VIII. Die Kosten des Baues betrugen gegen 200 Mill., die Erhaltung beansprucht[77] jährlich 160,000 Lire. Von der Vorhalle (mit Mosaikbild von Giotto) führen fünf Türen in die Kirche, von denen die Mittelpforte noch die Bronzeflügel der alten Basilika, mit Reliefs von A. Filarete (1445), enthält. Die Länge des Innern beträgt 187 m, die des Querschiffs 137 m, die Höhe des Mittelschiffs 46 m, die der Kuppel bis zur Höhe der Laterne 123, bis zur Spitze des Kreuzes 132 m. Die Kuppel ruht auf vier ungeheuern fünfeckigen Pfeilern. In dem von der Kuppel überwölbten Raum befindet sich unter einem 29 m hohen bronzenen Tabernakel Berninis der den alten Altar der Basilika einschließende Hauptaltar, an dem der Papst allein (oder der mit seinem Breve Versehene) Messe liest. Unter dem Altar ist das von 89 immer brennenden Lampen umgebene Grab St. Peters mit der Statue Pius' VI., im Gebet, von Canova. Von den zahlreichen Kunstwerken der Kirche sind hervorzuheben: die Bronzestatue des Apostels Petrus aus dem 5. Jahrh. (s. Tafel »Bildhauerkunst VII«, Fig. 6), Michelangelos Pietà (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 13), die Grabmäler Sixtus' IV. und Innozenz' VIII. von Ant. Pollajuolo, Clemens' XIII. von Canova, Pauls III. von Guglielmo della Porta und Pius' VII. von Thorwaldsen. Den Abschluß der Kirche bildet die den alten Bischofstuhl St. Peters umschließende bronzene, geschmacklose Cattedra Berninis mit den Kolossalfiguren der Kirchenlehrer. Die Kirche enthält Mosaikkopien berühmter Gemälde. In der Sakristei befinden sich gemalte Tafeln von Giotto und Fresken von Melozzo da Forlì; in der Schatzkammer schöne Leuchter von Cellini u.a., dann die sogen. Dalmatika Karls d. Gr., mit der die Kaiser bei der Krönung bekleidet wurden. In der Krypte unter der Kirche (Grotte Vaticane) sind Grabmäler von Päpsten und zahlreiche Denkmäler der alten Basilika aufgestellt. Vgl. Geymüller, Die ursprünglichen Entwürfe für St. Peter in Rom (Wien u. Par. 1875 bis 1879, 70 Tafeln); Letarouilly, Le Vatican et la basilique de S. Pierre (Par. 1882, 2 Bde., mit 264 Tafeln); Mortier, Saint Pierre de Rome. Histoire de la basilique vaticane (Tours 1900).
Im südöstlichen Teil der Stadt, nahe der Porta San Giovanni, liegt die Kirche San Giovanni in Laterano, Kathedrale des Papstes als Bischofs von R. und nach St. Peter die bedeutendste Kirche Roms. Sie wurde unter Papst Silvester 324 (als Basilika Constantiniana oder Salvatoris) im Lateranpalast errichtet, den Konstantin dem Papste schenkte, und gilt deshalb als »Haupt und Mutter aller Kirchen Roms und der Erde«. Durch Sergius III. wurde sie 908 Johannes dem Täufer geweiht. 1308 und 1361 ward sie durch Feuer fast gänzlich zerstört. Urban V., Gregor XI., Martin V., Eugen IV., Alexander VI. unternahmen Restaurierungen u. Umbauten, Pius IV., Sixtus V., Clemens VIII., Innozenz X., Clemens XII. durchgreifende Modernisierungen. 187585 ließen endlich Pius IX. und Leo XIII. ein neues Chor mit Tribüne und neuer Außendekoration herstellen. Das Innere, 130 m lang, ist fünfschiffig, enthält eine prachtvolle Holzdecke, Mosaikfußboden, ein Fresko von Giotto, Marmorstatuen der zwölf Apostel, einen Hochaltar mit gotischem Marmortabernakel (von 1369) und einem schönen Bronzegrabmal Martins V. (gest. 1431) und restaurierte alte Mosaiken (in der Tribuna). Neben der Kirche steht die Taufkapelle San Giovanni in Fonte und die Kapelle mit der Scala Santa (s. Lateran).
Patriarchalbasiliken sind ferner die Kirchen Santa Maria Maggiore, San Paolo fuori le Mura und San Lorenzo fuori le Mura. Die schöne Kirche Santa Maria Maggiore wurde schon 432 umgebaut, erfuhr jedoch vielfache Restaurationen. Ihre mit Loggien versehene Fassade (von Fuga) stammt von 1743. der Glockenturm von 1376. Das Innere enthält 36 antike ionische Säulen aus griechischem Marmor, darüber im Mittelschiff sowie auch am Triumphbogen, in der Halbkugel der Tribüne und in der Loggia der Fassade alte Mosaikbilder, ferner eine schöne Holzdecke und zwei prächtige Kapellen Sixtus' V. und Pauls V. mit den Grabmälern dieser Päpste, die letztere Kapelle auch mit berühmten Fresken von Guido Reni. Die Kirche San Paolo fuori le Mura, an der Via Ostiense südlich außerhalb der Stadt, 388 gegründet, hatte sich von 4401823 fast unversehrt erhalten (s. Tafel »Architektur VI«, Fig. 13) und wird, nachdem sie in diesem Jahre durch Brand größtenteils zerstört wurde, seither im alten Stil prächtig erneuert (die Westfassade nebst dem Vorhof ist noch nicht vollendet). Von der alten Kirche blieben noch unter andern die große Tribüne mit Mosaiken sowie der schöne Klosterhof erhalten. 80 Granitsäulen teilen die fünf Schiffe des Langhauses; die Wände des Mittelschiffs sind mit Fresken und Mosaikbildern der Päpste geschmückt. Die Kirche San Lorenzo fuorile Mura, vor der Porta San Lorenzo, besteht aus einer schon 578 neugebauten Hinterkirche und einer durch Honorius III. (121627) an ihre Rückseite angebauten und durch Entfernung der Apsis mit ihr vereinigten größern Vorderkirche. Sie enthält antike Säulen, einen schönen Ambon und das Grabmal Pius' IX. Zu den von den Pilgern seit Jahrhunderten besuchten Kirchen gehören außer den vorgenannten noch Santa Croce in Gerusalemme, östlich vom Lateran, schon 433 Sitz eines Konzils, 1743 ganz modernisiert, mit Fresken aus dem 15. Jahrh.; dann San Sebastiano, südlich von der Stadt an der Via Appia, im 17. Jahrh. völlig umgestaltet.
Von den übrigen Kirchen sind zu nennen: Sant' Agnese fuori le Mura, vor der Porta Pia, 626 neugebaut, 1479 und 1856 restauriert, mit Mosaik aus dem 7. Jahrh. (unter der Kirche befinden sich Katakomben); Sant'Agostino (von 1483) mit Raffaels Jesaias, Madonna von Jac. Sansovino; die Theatinerkirche Sant' Andrea della Valle (1594) mit Fresken von Domenichino; Santa Cecilia, in Trastevere, aus dem 5. Jahrh., mit großem Vorhof und Vorhalle mit Mosaikfries, im Innern mit Mosaiken aus dem 9. Jahrh., der liegenden Statue der heil. Cäcilia von Stefano Maderna (1600, s. Tafel »Bildhauerkunst XI«, Fig. 6) und gotischem Marmortabernakel von 1294; San Clemente, schon 392 erwähnt, 417 Sitz einer Kirchenversammlung, 1084 zerstört, 1108 erneuert, mit alten Chorschranken und Ambonen, Mosaiken und Fresken von Masaccio, in der 1858 ausgegrabenen Unterkirche Malereien aus dem 9.11. Jahrh.; Santi Cosma e Damiano, 528 errichtet, 1633 umgebaut, mit schönen, alten Mosaiken; Santa Costanza, eine Kuppelrotunde (wahrscheinlich als Mausoleum der Constantia, Tochter Konstantins d. Gr., erbaut, 1256 zur Kirche geweiht), mit Mosaiken aus dem 4. Jahrh.; San Crisogono, eine alte, zuletzt 1624 erneuerte Kirche, mit 22 antiken Säulen; die Jesuitenkirche Gesù, ein gewaltiger, einschiffiger Bau von Vignola (1575); San Giorgio in Velabro, eine kleine, altertümliche Basilika, schon 682 neugebaut; San Giovanni de' Fiorentini, vor 1520 nach dem Entwurfe des Jacopo Sansovino begonnen; Sant' Ignazio (162675), mit virtuosem Deckengemälde des Jesuitenpaters Pozzi; [78] San Lorenzo in Damaso, 370 gegründet, beim Bau der Cancelleria (148695) ganz erneuert; San Marco, 833 neu gebaut, vom Palazzo di Venezia umschlossen, mit schöner Vorhalle in Frührenaissance von 1466; Santa Maria degli Angeli, der basilikenartige Langhaussaal des Mittelraums der Thermen Diokletians, 153366 von Michelangelo zu einem prächtigen Kirchenbau umgestaltet, 1749 von Vanvitelli umgeändert; Santa Maria dell' Anima, die Nationalkirche der Deutschen (1514), mit schöner Fassade und Mittelportal (vgl. Schmidlin, »Geschichte der deutschen Nationalkirche in Rom«, Freiburg 1906); Santa Maria in Araceli, über den Trümmern des Kapitolinischen Junotempels, schon im 8. Jahrh. erwähnt, mit 22 antiken Säulen, schönen Grabmälern aus der Renaissancezeit und Fresken von Pinturicchio; Santa Maria in Cosmedin, im 8. Jahrh. neugebaut, mit malerischem Glockenturm (12. Jahrh.), 20 antiken Säulen und schönem Tabernakel (um 1300, 189499 restauriert); Santa Maria sopra Minerva, die einzige gotische Kirche der Stadt, 1280 als Dominikanerkirche erbaut, mit der berühmten Christusstatue von Michelangelo; Santa Maria della Pace (1484), mit Raffaels Sibyllen (1514); Santa Maria del Popolo (1099 gegründet, 147780 erneut), mit schönen Grabmälern (von A. Sansovino u.a., s. Tafel »Grabmäler«, Fig. 12), Glasgemälden, Fresken (von Pinturicchio); Santa Maria la Rotonda, das wohlerhaltene antike Pantheon, jetzt königliche Grabkirche (s. Pantheon und Tafel »Architektur IV«, Fig. 1416); Santa Maria in Trastevere, eine der schönsten mittelalterlichen Basiliken Roms, schon 499 erwähnt, 1140 neugebaut, mit 22 antiken Säulen und Mosaiken an der Fassade und in der Tribüne (12. und 13. Jahrh.); Santa Maria della Vittoria, zum Andenken der Schlacht am Weißen Berge (1620) erbaut; San Martino ai Monti, 500 erbaut, 1650 prächtig erneuert; Santi Nereo ed Achilleo, eine alte, im 16. Jahrh. modernisierte Basilika, mit Mosaiken von 800; Sant'Onofrio, am Janiculum (1430), mit Fresken von Domenichino und Peruzzi und dem Grabmal Tassos, der in dem dazugehörigen Kloster 1595 starb; San Pietro in Montorio, die spanische Nationalkirche (1472 begonnen), mit Fresken von Sebastiano del Piombo (im angrenzenden Klosterhof steht das reizende, 1502 erbaute Tempelchen Bramantes); San Pietro in Vincoli, 442 von der Kaiserin Eudoxia erbaut und mit den Ketten Petri beschenkt, mit 20 antiken Säulen und dem Grabmal für Julius II. von Michelangelo mit der berühmten Kolossalstatue des Moses (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 3); Santa Prassede, von Paschalis 1,822 umgebaut, mit antiken Säulen und Mosaiken aus dem 9. Jahrh.; Santa Pudenziana, nach der Überlieferung vom heil. Petrus im Hause des Senators Pudens errichtet, mit Mosaiken von 390 und Glockenturm aus dem 9. Jahrh.; Santi Quattro Coronati, am Cäliushügel, sehr alt, auf antiken Unterbauten, 1111 erneuert, mit Wandmalereien byzantinischen Stils; Santa Sabina auf dem Aventin, 425 erbaut, mit 24 antiken korinthischen Säulen und Holztüren mit Schnitzereien aus dem 5. Jahrh.; Santo Stefano Rotondo, eine Rundkirche aus dem 5. Jahrh., auf dem Cälius; Santissima Trinità de'Monti (1495), 1816 hergestellt.
Aus neuester Zeit stammen: Sant' Anselmo, auf dem Aventin, mit dazugehörigem Benediktinerkollegium (1900), und Sant' Antonio di Padova mit dem Kloster der Franziskaner, an der Via Merulana (1893). Eine neue stattliche Synagoge (1904) steht am Lungo Tevere de' Cenci. Über die Katakomben in der Umgebung Roms s. die Artikel »Katakomben« und »Christliche Altertümer« (nebst Tafeln). Der allgemeine römische Friedhof befindet sich bei San Lorenzo fuori le Mura, der protestantische am Südostfuß des Monte Testaccio (bei der Pyramide des Cestius).
Die hervorragendsten Paläste Roms sind: der Vatikan (s. d.), die Residenz des Papstes; der Lateran (s. d.), der zweite päpstliche Palast, gegenwärtig nur als Museum benutzt; der Quirinal (s. d.), seit 1870 Residenz des Königs von Italien. Auf der Piazza di Monte Citorio steht der Palast der Deputiertenkammer, ein imposanter, 1650 von Bernini für die Ludovisi begonnener Bau. Der Senat hat seinen Sitz im Palazzo Madama (von 1492, umgebaut 1642, mit modernen Fresken von Maccari). Das Kapitol (Campidoglio) trägt den Senatorenpalast (jetzt Sitz der Stadtbehörden), das Museo Capitolino und den Konservatorenpalast (Näheres s. Kapitol). Außerdem sind zu nennen: der Palazzo della Cancelleria, der dem Papste verbliebene Palast der apostolischen Kanzlei, 148695 im Frührenaissancestil erbaut, mit mächtiger Fassade und schönem Arkadenhof; der Palazzo della Consulta, jetzt Ministerium des Äußern, 1739 von Fuga erbaut; der Palazzo di Venezia, ein mächtiger Bau der Frührenaissance (vor 1455 begonnen), Sitz der österreichisch-ungarischen Botschaft beim päpstlichen Stuhle; der Palast des Ministeriums des Innern (ehemals Braschi, von 1780), mit schöner Treppe und (an der Westecke) dem Rest einer griechischen Marmorgruppe, dem sogen. Pasquino (s. d.); das ausgedehnte Gebäude der Sapienza (Universität) aus dem 16. und 17. Jahrh., mit schönem Hof; das große Hospital Santo Spirito (1482); die Sparkasse am Corso (1868). Neue, seit 1870 entstandene öffentliche Gebäude sind: das riesige Gebäude des Finanzministeriums, von Canevari (1877), und das gewaltige Kriegsministerium (1888), beide an der Via Venti Settembre; der schöne Kunstausstellungspalast, von Piacentini (1883), und die prächtige Banca d'Italia, von Koch (1894), beide an der Via Nazionale; der Palast der Venezianischen Versicherungsgesellschaft (1906), gegenüber dem Palazzo di Venezia; die eine Fläche von 160,000 qm deckende Poliklinik vor der Porta Pia (1894), der großartige Justizpalast, von Calderini (1905), und die Kaserne der Carabinieri, beide in den Prati di Castello.
Sehr reich ist R. an glänzenden Privatpalästen. Die hervorragendsten sind: die Palazzi Barberini (s. d.), am Quirinal; Borghese (s. d.); Caffarelli, auf dem Kapitol, Eigentum des Deutschen Reiches und Sitz der deutschen Botschaft; Chigi (15621630), am Corso; Colonna (s. d.); Corsini (s. d.), in Trastevere, seit 1884 Sitz der Accademia dei Lincei, mit einer Gemälde- und einer hervorragenden Kupferstichsammlung; Doria, am Corso (15. Jahrh.), mit Barockfassade (1690), schönem Hof und reicher Gemäldesammlung; Farnese (s. d.), Eigentum der Bourbonen von Neapel und Sitz der französischen Botschaft; Giraud-Torlonia, im Borgo Nuovo (14961504); Massimi (alle Colonne), am Corso Vittorio Emanuele, 1535 von Peruzzi erbaut, mit malerischem Doppelhof; Mattei, 1616 von Maderna erbaut; Rospigliosi (s. d.); Sciarra (s. d.); Spada, von 1540, mit Statuen an der Fassade, Sammlung von Antiken, darunter die Statue des [79] Pompejus, an der Julius Cäsar ermordet worden sein soll, und von Gemälden; Linotte (1523), von Ant. da Sangallo d. Jüng. erbaut, seit 1898 restauriert. Von den mit Gartenanlagen umgebenen Privatpalästen, die den Namen Villa führen, sind in letzter Zeit mehrere innerhalb der Aurelianischen Mauer gelegene durch Bebauung verschwunden (so die Villa Ludovisi), andre ihrer Gärten teilweise oder gänzlich beraubt, manche unzugänglich geworden. Nennenswerte Villen sind: Villa Albani (s. d. 1); Villa Borghese (s. d., jetzt in Villa Umberto umgetauft); Villa Doria-Pamfili (diese beiden mit großartigen Parkanlagen, s. Pamfili); Villa Farnesina (s. d.); Villa Madama, am Monte Mario, nach dem Plane Raffaels für Clemens VII. 1516 begonnen, aber unvollendet und verfallen, seit 1731 im Besitze der Könige von Neapel, jetzt ihrer Erben; Villa Medici (s. d.); die Villen Torlonia, Rospigliosi, Wolkonski u.a. Von neuen Privatpalästen sind zu erwähnen: Palazzo Odescalchi (1888), Boncompagni Piombino (1889, von Koch), seit 1900 Witwensitz der Königin Margherita und nach ihr benannt; die berühmte Ludovisische Antikensammlung (s. Ludovisi, Villa) wurde 1900 vom Staat angekauft und im Museo Nazionale untergebracht. Ferner Paläste: Field-Brancaccio (1896), Galitzin, Hüffer, Marignoli, Massimo Voghera, Fiano, das Kaufhaus von Bocconi u.a.
Die Zahl der Einwohner Roms betrug 1860: 184,050, 1870: 226,022, 1881: 284,544, 1901: 424,860, mit den Vorstädten (Suburbio) außerhalb der Aureliansmauer 440,254 und als Gemeinde mit der Campagna (Agro Romano) 462,783, 1904: 503,857 Seelen (darunter 7463 Priester und Klosterinsassen, 10,958 Militärpersonen, 5183 angesessene und 4672 gelegentlich anwesende Ausländer).
Industrie und Handel sind in R. nicht von großem Belang und werden meist nur im kleinen betrieben. Unter den Industrieerzeugnissen sind hervorzuheben: Gold- und Silberarbeiten, Mosaiken, Kameen, Bronzen, künstliche Perlen, Gipsabgüsse und Nachbildungen von Antiken in Marmor und Bronze, von Renaissanceskulpturen in Terrakotta, Gobelins, Tapeten, Photographien, Kupferstiche, Rosenkränze und andre Wallfahrtsartikel, Seidenbänder, Schärpen und andre Seidenwaren, Darmsaiten, Malerutensilien, Kunsttischlerwaren etc. An größern Etablissements bestehen eine staatliche Tabakfabrik, eine Münze, eine Dampfmühle und Teigwarenfabrik, Maschinen- und Eisenbahnbedarfswerkstätten, Blei- und Bronzegießereien, Wagenfabriken, Metallwerkstätten. Bedeutend ist die Ausbeutung der Basaltlava-, Tuff-, Travertin- und Puzzolanlager in der Umgebung der Stadt. Hauptgegenstände der Einfuhr sind: Kolonialwaren, Fische, Vieh, Getreide und Reis, Mehl, Wein, Orangen, Feigen, Manufakturwaren, Brenn- und Baumaterialien, Eisen; Hauptgegenstände der Ausfuhr: Häute und Felle, Wolle, Käse, Artikel der Kunstindustrie, Puzzolanerde etc. Von der größten wirtschaftlichen Bedeutung für R. ist der Fremdenbesuch. Unter den Kreditinstituten ist die Bank von Italien (Emissionsbank) mit einem Aktienkapital von 240 Mill. Lire das bedeutendste. Außerdem bestehen eine Börse, eine Handelskammer, mehrere Kredit- und Volksbanken sowie Sparkassen und eine Abrechnungsstelle. R. liegt an den Eisenbahnlinien R. Orte-Arezzo-Florenz, R.-Civitavecchia-Pisa, R.-Orte-Ancona, R.-Solmona-Castellammare Adriatico und R.-Caserta-Neapel. Lokalbahnen führen in das Albanergebirge (darunter elektrische nach Frascati, Grottaferrata, Rocca di Papa, Marino, Castel Gandolfo, Albano, Genzano), nach Porto d'Anzio (und Nettuno), Fiumicino, Viterbo, Velletri und Terracina, eine Dampfstraßenbahn nach Tivoli, eine elektrische nach Civita Castellana. Für den städtischen Verkehr sorgen elektrische und Pferdebahnen, Omnibusse und Droschken. Als Hafenplatz wird die Ripa Grande am rechten Tiberufer benutzt; für den Seehandel Roms dienen meist die Häfen Fiumicino und Civitavecchia.
Die Unterrichtsanstalten Roms sind seit 1870 einer völligen Reorganisation unterworfen worden. Die Universität wurde 1303 vom Papst Bonifatius VIII. gestiftet. Alexander VI. ließ das jetzige Gebäude (Sapienza) ausführen, das von Leo X. erweitert und unter Alexander VII. 1660 beendigt wurde. Die Universität hat seit 1870 vier Fakultäten (für Rechtswissenschaft, Medizin, mathematische und Naturwissenschaften und philologisch-philosophische Fächer) nebst Kursen für Prokuratoren und Notare, Hebammen und Pharmazeuten und zählte 1903: 2393 Studierende. Mit der Universität sind verbunden: eine von Alexander VII. 1665 gegründete Bibliothek, mehrere medizinische und naturwissenschaftliche Institute, ein Ergänzungskursus für angewandte Landwirtschaft, eine königliche diplomatische und Kolonialschule, eine Archäologen- und eine Apothekerschule, ferner ein meteorologisches Institut und astronomisches Observatorium, ein Botanischer Garten, die königliche Ingenieurschule (1903: 140 Studierende), 2 höhere Lehrerseminare und das Seminar für Lehrerinnen an höhern Schulen (1903: 161 Schülerinnen). An staatlichen Mittelschulen bestehen: 4 Lyzeen, 5 Gymnasien (eins für Mädchen), ein Technisches Institut, 8 Technische Schulen (eine für Mädchen), eine Handelsmittelschule, eine Handelsschule für Mädchen, eine höhere Mädchenschule, eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt. Fachschulen sind: ein Institut der schönen Künste, eine Kunstgewerbe- und eine Ackerbauschule, eine Kadettenanstalt, eine Militärfechtlehrerschule. Auch das Elementarschulwesen hat in R., seit es die Hauptstadt Italiens geworden, erfreuliche Fortschritte gemacht, ohne jedoch, namentlich in bezug auf Zahl und Beschaffenheit der Räumlichkeiten, den wachsenden Anforderungen zu genügen, so daß die geistlichen Unterrichtsanstalten großen Zuspruch haben. Für theologische Bildung bestehen 52 kirchliche Kollegien und Seminare, darunter: das Collegium Urbanum de propaganda fide, zur Ausbildung von Klerikern, auch Missionaren, insbes. aus dem Orient, 1627 von Urban VIII. gestiftet (s. Propaganda), die Pontificia Accademia dei nobili Ecclesiastici (kirchliche Akademie für den diplomatischen und den Verwaltungsdienst); die Università Gregoriana der Jesuiten, das Collegio Romano, das Collegio Germanico-Ungarico, 2 Collegi Teutonici, ein Collegium Bohemicum etc. Unter den Akademien und ähnlichen Anstalten für Kunst und Wissenschaft sind hervorzuheben: die Accademia Reale dei Lincei, seit 1870 zur königlichen Akademie der Wissenschaften umgewandelt (s. Akademie, S. 219); die katholische Accademia degli Arcadi, für Poesie (s. Arkadier); die Accademia di San Luca, für die schönen Künste (mit Gemäldegalerie und Bibliothek); die Artistica Congregazione dei Virtuosi al Panteon, 1512 von Raffael gestiftet; die Accademia Tiberina, 1812 gestiftet, für Geschichte u. Poesie; die Accademia Pontificia di Archeologia; die Accademia Pontificia dei Nuovi Lincei, 1847 von Pius IX[80] für theologische, medizinische und politische Wissenschaften gegründet; die Geographische Gesellschaft etc. Von auswärtigen Regierungen werden in R. mehrere Institute für Künste und Wissenschaften erhalten, so das Deutsche, das Englische und das Amerikanische Archäologische Institut (s. Archäologische Institute); die Französische Schule für Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte, 1873 gegründet; das Österreichische Institut für historische Studien, 1883 gegründet; das Preußischehistorische Institut,1888 gegründet; die Académie Nationale de France für bildende Künste und Musik (1666), in der Villa Medici; die belgische und die spanische Kunstakademie. Der 1844 gegründete Deutsche Künstlerverein besitzt eine Bibliothek und Kupferstichsammlung, er ist zugleich ein geselliger Mittelpunkt der Deutichen; außerdem bestehen verschiedene Künstlervereinigungen, die regelmäßige Kunstausstellungen veranstalten. Unter den zahlreichen öffentlichen Bibliotheken sind die hervorragendsten: die Biblioteca Apostolica Vaticana, mit 220,000 Bänden und über 34,000 Manuskripten (s. Vatikan); die Biblioteca Vittorio Emanuele im Collegio Romano, mit über 500,000 Bänden und 6000 Manuskripten, 1875 aus den Bibliotheken der aufgehobenen Klöster gebildet; die Biblioteca Casanatense, im ehemaligen Kloster von Santa Maria sopra Minerva, 1678 gegründet, jetzt gleichfalls unter Staatsverwaltung, mit 173,000 Bänden und 5400 Manuskripten; die Biblioteca Angelica, im ehemaligen Kloster Sant' Agostino (1605 gegründet), mit 90,000 Bänden und 2326 Manuskripten; die Universitätsbibliothek (Biblioteca Alessandrina), 160,000 Bände; die Biblioteca Lancisiana, im Spital Santo Spirito, hauptsächlich für Medizin, 24,000 Bände; die Biblioteca Vallicelliana, im ehemaligen Klostergebäude neben der Chiesa nuova, mit 29,000 Bänden und 2500 Manuskripten; die Bibliothek der Reale Accademia dei Lincei, mit der die Bibliothek Corsini vereinigt ist, mit 70,000 Bänden, 2500 Manuskripten und einer reichen Sammlung von Kupferstichen (120,000 Stück) und Handzeichnungen (18,000 Stück); die Biblioteca Barberiniana, mit 60,000 Bänden und 10,000 Manuskripten, durch Leo XIII. angekauft und mit der Vaticana vereinigt; die Biblioteca Chigiana, im Palazzo Chigi, mit 25,000 Bänden und 2900 Manuskripten (unzugänglich), die Bibliothek der Accademia di Santa Cecilia, mit 100,000 musikalischen Werken; die Bibliotheken des Deutschen Archäologischen und Preußischen Historischen Instituts. Unter den Volksbibliotheken ist die bedeutendste die Biblioteca Frankliniana. Zu dem reichen vatikanischen Archiv, das durch Leo XIII. der wissenschaftlichen Forschung zugänglich gemacht wurde, ist seit 1870 das Staatsarchiv (im Kloster von Santa Maria in Campo Marzio) getreten, das aus den Archiven der aufgehobenen geistlichen Korporationen gebildet worden ist. In R. erscheinen 16 politische Tagesblätter, darunter eins (die »Italie«) in französischer Sprache; die für die Informierung der Fremden bestimmten Wochenblätter »Roman Herald« und »Roman Messenger« nebst dem »high-life«-Blatte »Carnet Mondain« sind die einzigen fremdsprachlichen weltlichen Zeitschriften; eine lateinische Monatsschrift ist die »Vox Urbis«.
R. ist reicher als irgend eine andre Stadt an Kunstsammlungen. In erster Reihe sind hier die päpstlichen Sammlungen des Vatikans (s. d.) und des Laterans (s. d.) sowie die städtischen Sammlungen des Konservatorenpalastes und des Kapitolinischen Museums (s. Kapitol) zu nennen. Bemerkenswert sind ferner die staatlichen Museen, nämlich: das Museo Kircheriano (im Collegio Romano), mit Antiquitäten, darunter die Ficoronische Cista (s. d.), woran ein ethnographisches und vorgeschichtliches Museum angeschlossen worden ist; das Museo Nazionale delle Terme (in den Thermen Diokletians), das die neuern staatlichen Funde innerhalb des Stadtgebietes enthält; das Museo Nazionale in der Villa di Papa Giulio (nördlich vor der Porta del Popolo), das Altertümer aus der Provinz R. (hauptsächlich aus dem etruskischen Falerii) enthält; die Galleria Nazionale (im ehemaligen Palazzo Corsini, jetzt Accademia Reale dei Lincei), mit Skulpturen, Gemälden und Kupferstichen, durch Ankauf aus Privatsammlungen (namentlich Corsini) hervorgegangen; die Galleria d'Arte moderna, im Kunstausstellungspalast und die Antiken- und Gemäldesammlungen der Villa Borghese. Städtische Sammlungen sind: das 1894 eröffnete »Antiquario« (im Botanischen Garten), eine Sammlung antiker Funde aus dem römischen Stadtbezirk, das vom Baron Barracco 1905 der Stadt geschenkte Museo di Scultura Antica am Corso Vittorio Emanuele; dann das kunstgewerbliche Museum (in dem ehemaligen Kloster von San Giuseppe a Capo le Case) für Gegenstände aus dem Mittelalter und der Renaissancezeit. Eine ansehnliche Gemäldegalerie befindet sich in der Accademia di San Luca (darunter Tizians Eitelkeit, Raffaels St. Lukas). Hervorragende Sammlungen enthalten ferner mehrere Privatpaläste und Villen, so die (unzugängliche) Villa Albani (besonders antike Skulpturen), Palazzo Barberini (Gemäldegalerie), Palazzo Colonna (Gemälde), Palazzo Doria (Gemälde), einiges der Palazzo Rospigliosi (Gemälde) und der Palazzo Spada (Gemälde und Skulpturen). Das (unzugängliche) Museo Torlonia enthält in einem eignen Gebäude an der Via Lungara eine reiche Sammlung antiker Skulpturen.
Die Theater haben in R. sowie zumeist in Italien kein ständiges Personal, vielmehr übernehmen die Impresarii (Theaterunternehmer) die Vorstellungen nur für eine Saison (bis zu Weihnachten, im Karneval und nach Ostern). Die bedeutendsten Theater sind: das städtische Teatro Argentina, subventioniert für Oper und Schauspiel; das Teatro Costanzi, für Oper und Drama, Ballett; Teatro Drammatico Nazionale, 1885 erbaut, und Teatro della Valle, für Schauspiel; Politeama Adriano, für Oper und Schauspiel; Teatro Metastasio, für Volksstücke; Teatro Manzoni, für Oper und Schauspiel; Teatro Quirino, für Operetten und Komödien; Teatro Rossini, für kleine Opern und Schauspiele. Die Musik wird besonders in der Accademia di Santa Cecilia (mit Musiklyzeum), in der Accademia Filarmonica (namentlich für Kirchenmusik) und in der Società Orchestrale, die für die Verbreitung deutscher Musik sehr tätig ist, gepflegt. Die Kirchenfeierlichkeiten haben seit der Besitznahme Roms durch das Königreich Italien an äußerm Glanz sehr verloren. Das größte weltliche Fest ist das Verfassungsfest (am ersten Sonntag im Juni), abends mit prachtvollem Feuerwerk (Girandola). Der Karneval, der früher namentlich in den letzten Tagen vor dem Aschermittwoch mit Korsofahrten, Kostümierungen, Confettiwerfen, mit Moccoli (brennenden Wachskerzchen) etc. in origineller und lebhafter Weise gefeiert wurde, hat im letzten Jahrzehnt seine Bedeutung verloren.
An Wohltätigkeitsanstalten ist R. sehr reich. Öffentliche Spitäler sind: Santo Spirito am rechten Tiberufer, 1201 errichtet, 1482 neugebaut, mit den [81] Kliniken für innere Krankheiten und großem Findelhaus; San Giovanni in Laterano, für Frauen; San Giacomo in Augusta, mit der chirurgischen Klinik; Santa Maria della Consolazione, mit chirurgischen Operationssälen; San Gallicano, für Hautkrankheiten; San Rocco, mit geburtshilflicher Klinik; Santissima Trinità de' Pellegrini, für Rekonvaleszenten, zugleich Hospiz für Pilger; San Michele, für invalide Männer und Frauen, zugleich für Knaben und Mädchen (mit Handwerkerschule) u.a. Ferner besitzt R. ein großartiges neues Militärspital auf dem Caelius, 8 private Krankenhäuser, darunter das Hospital des Deutschen Reiches (auf dem Kapitol), die großartige Poliklinik und etwa 300 Stiftungen (Opere Pie) mit einem Vermögen von über 100 Mill. Lire, unter andern ein Taubstummeninstitut, 5 Blindenanstalten, mehrere Waisenhäuser, Versorgungsanstalten etc. Etwa 150 Stiftungen bestehen zur Aussteuer heiratsfähiger Mädchen. Eine besondere amtliche Congregazione di Carità verwaltet zahlreiche der kleinern Stiftungen. R. ist Residenz des Königs von Italien, Sitz der Volksvertretung (Senat und Deputiertenkammer), des Staatsrats, der Ministerien, des Rechnungshofs, der Botschafter und Gesandten beim Königreich Italien und beim päpstlichen Stuhl, des Generalkommandos des 2. Korps, einer Präfektur, einer Quästur, einer Finanzintendanz, einer Postdirektion, eines Kassationshofes, eines Appell- und Assisenhofes, eines Zivil- und Straftribunals, des obersten Militärgerichts und eines Militärtribunals, einer Handels- und Gewerbekammer und mehrerer auswärtiger Konsulate (darunter auch eines deutschen) und hat ein Zuchthaus und eine Frauenstrafanstalt. Ferner ist R. Sitz des Papstes, des Kardinalkollegiums, der päpstlichen Behörden und Anstalten. Der Papst hat zufolge Gesetzes vom 13. Mai 1871 die steuerfreie Nutznießung der Paläste Vatikan, Lateran, Cancelleria und der Villa in Castel Gandolfo, die der Jurisdiktion des Staates nicht unterworfen sind. Die städtische Verwaltung wird von dem Gemeinderat (Consiglio comunale, 78 Mitglieder) und dem von demselben gewählten Bürgermeister (Sindaco) und Stadtrat (Giunta municipale, 8 Mitglieder) ausgeübt. Das neue Wappen von R. (seit 1888) führt in dem mit einer fünfblätterigen Laubkrone geschmückten roten Schild ein goldenes + und die goldenen Buchstaben S. P. Q. R. (Senatus Populusque Romanus) schrägrechts untereinanderstehend (s. Abbildung, S. 75).
[Anlagen und Umgebung.] Der beliebteste unter den öffentlichen Spaziergängen ist der oberhalb der Piazza del Popolo gelegene Monte Pincio, mit herrlicher Aussicht über die Stadt, wohlgepflegten Anlagen und zahlreichen Büsten berühmter Italiener. Jenseit des Tiber wurde auf dem Rücken des Janiculum in neuester Zeit die schöne Passeggiata Margherita angelegt, die von der Fontana Acqua Paola bis Sant' Onofrio reicht, gleichfalls mit Büsten (sowie dem Garibaldidenkmal) geschmückt ist und eine herrliche Aussicht gewährt. Beliebte Spaziergänge sind die schönen großen Parke der (städtischen) Villa Borghese und der Villa Doria-Pamfili, die verbreiterte, von Villen und Gärten eingefaßte Via Nomentana von der Porta Pia bis zur Aniobrücke und die diese Straße mit der Via Salaria und Via Flaminia verbindende Passeggiata dei Monti Parioli. Die weitere Umgebung von R. fällt zum großen Teil mit dem Agro Romano oder der Campagna di Roma (s. d.) zusammen. Obwohl noch wenig bebaut und angebaut, besitzt auch sie eine eigne Größe und Schönheit und dank den zahlreichen Wasserleitungs-, Grab- und Villenruinen viele malerische Bilder und erinnerungsreiche Punkte. Der Monte Mario mit den Villen Mellini und Madama, die Vigna di Papa Giulio (mit schöner Villa und Gartenanlage), die Via Flaminia und die Via Cassia von Ponte Molle an, das Kloster Tre Fontane, die Via Appia Antica und die Via Appia Nuova bieten dem Natur- und dem Altertumsfreund gleiche Fülle des Genusses. Weitere Ausflüge bilden namentlich Tivoli und das Sabinergebirge, Frascati und das Albanergebirge, die Seeküste und die Ortschaften des alten Etruskergebietes nördlich von R. Vgl. Karte »Umgebung von Rom«.
Als 476 das weströmische Reich in die Gewalt germanischer Herrscher kam, hatte seine Hauptstadt, R., schon viel von ihrem alten Glanz verloren. Zweimal war sie von Barbaren geplündert worden, 410 von Alarich, 455 von den Wandalen; die Einwohnerschaft war beträchtlich vermindert, die antiken Prachtgebäude waren ihres Schmuckes wenigstens zum Teil beraubt, die heidnischen Tempel wurden nicht mehr besucht. R. war eine christliche Stadt geworden, und die öffentlichen Gebäude, die neu errichtet wurden, dienten hauptsächlich kirchlichen Zwecken. Auch unter Odoakers und Theoderichs Herrschaft blieb die äußere Form der Stadtverwaltung bestehen: noch stand der Senat an ihrer Spitze, die Rechte des meist in Ravenna weilenden Königs wahrte ein Präfekt. Theoderich tat viel für die Erhaltung der antiken Bauwerke und der Mauern, ernannte einen eignen Architekten dafür und wies einen Fonds für die Kosten an. Während des Krieges der Ostgoten mit den Byzantinern ist R. in der Zeit von 536552 fünfmal belagert und erobert worden; in diesen Kämpfen wurden viele Bauwerke verwüstet, und die Zahl der Einwohner nahm erheblich ab; sie mochte am Ende der Kriegszeit noch 3040,000 Seelen betragen. An die Stelle des größtenteils zugrunde gegangenen römischen Adels trat die zahlreiche Priesterschaft, an ihrer Spitze der römische Bischof, der durch seinen Supremat über die abendländische Kirche R. zum Mittelpunkt einer neuen Weltherrschaft machte. Besonders seit das übrige Italien dem oströmischen Reiche größtenteils von den Langobarden entrissen, R. aber, obwohl vom griechischen Exarchen nur schwach beschützt, ihrer Herrschaft nicht unterworfen worden war, gewannen die Päpste immer größern Einfluß auch auf die weltliche Regierung der Stadt. Als sie infolge der Schenkung Pippins und Karls d. Gr. den Kirchenstaat (s. d.) erwarben, ward R. seine Hauptstadt, und als 800 Karl d. Gr. sich die Kaiserkrone aussetzen ließ, gab R. dem neuen Weltreich wiederum seinen Namen. Seit langer Zeit war es als die Stadt der Apostel und Märtyrer in den Augen der Gläubigen eine heilige Stätte und Ziel zahlreicher Pilgerfahrten. 846 ward der Stadtteil rechts des Tiber von den Sarazenen geplündert, worauf Papst Leo IV. ihn befestigen ließ (Città Leonina). Die Päpste, beim Verfall des fränkischen Reiches des Schutzes der kaiserlichen Macht beraubt, gerieten bald in schimpfliche Abhängigkeit von dem neu emporgekommenen Feudaladel Roms und seines Gebietes, namentlich von den Grafen von Tusculum, aus der sie erst der deutsche König Otto I. befreite, der 962 die römische Kaiserkrone mit der deutschen Königskrone vereinigte. Otto I. selbst, noch mehr sein Enkel Otto III. hatten mit der Unbotmäßigkeit des römischen Adels zu kämpfen; 998 ward die Empörung des Crescentius[82] grausam unterdrückt, aber nach Ottos III. Tod 1002 riß der Adel wieder alle Gewalt, namentlich die Besetzung des päpstlichen Stuhles, an sich und beherrschte die Regierung der Stadt. Die verödeten und verfallenen Bauwerke des Altertums wurden von den Adelsfamilien zu Burgen und Festungstürmen umgebaut, von denen aus sie die Stadt durch Parteifehden und Raubzüge verheerten. Wiederum war es ein deutscher König, Heinrich III., der 1046 auf der Synode zu Sutri R. und das Papsttum von dieser Adelsherrschaft befreite. Durch den Schutz der deutschen Kaisermacht erstarkt, konnte es das Papsttum, von Hildebrand beraten, bereits 1059 wagen, die Papstwahl dem Einfluß des Adels zu entziehen und dem Kardinalskollegium zu übertragen. Das Volk von R. stand zu den Päpsten und befreite Gregor VII. Weihnachten 1075 aus der Gewalt des Cencius, der als Haupt des erbitterten Adels den Papst unter furchtbaren Mißhandlungen vom Altar weggerissen hatte. Als 1083 Kaiser Heinrich IV. R. erobert und Gregor in der Engelsburg eingeschlossen hatte, rief dieser die Normannen zu Hilfe, die 1084 zwar den Papst befreiten, aber R. mit einer Verwüstung und Plünderung heimsuchten, durch welche die Stadt und ihre antiken Monumente mehr geschädigt wurden als durch alle Eroberungen im Zeitalter der Völkerwanderung. Erst seit dieser Zeit sing R. an, eine Ruine zu werden, und ganze Teile der alten Stadt haben seitdem wüst gelegen. Auch in der Folge blieb R. der Schauplatz häufiger Kämpfe zwischen den Anhängern der Nachfolger Gregors und der Gegenpäpste und verfiel in völlige Anarchie, während welcher der Adel das Volk aufs äußerste bedrückte. Endlich siegte Urban II. mit Hilfe der Familie Pierleone und zog in R. ein. Gelasius I. hatte 1118 wieder arge Mißhandlungen von der kaiserlichen Partei des Adels unter Cencio Frangipani zu erdulden. Frangipani und Pierleone stritten sich um den herrschenden Einfluß bei den Papstwahlen, und 1130 kam es zur Wahl von zwei Päpsten. Innozenz II. und Anacletus II. (ein Pierleone) bekämpften sich acht Jahre lang.
Im römischen Volk erweckten diese Wirren und das Beispiel der lombardischen Städte den Gedanken, die Stadt R. von der weltlichen Herrschaft der Päpste zu befreien und die alte Republik herzustellen. 1143 bemächtigte sich das Volk, dem sich ein Teil des Adels anschloß, des Kapitols und setzte einen neuen Senat ein, dem die Volksgemeinde zur Seite stand. Zu der politischen Revolution gesellte sich seit 1148 eine kirchliche unter Arnold von Brescia (s. d.); auch nachdem dieser 1155 hingerichtet worden war, dauerte der Widerstand der Römer gegen Kaiser und Papst fort; und erst Ende 1156 konnte Hadrian IV. auf Grund eines Vertrags mit Senat und Bürgerschaft in R. wieder einziehen. Während des Kampfes zwischen Friedrich I. und Alexander III. wurde das römische Heer 1167 von dem Erzbischof Christian von Mainz entscheidend bei Tusculum geschlagen, worauf Alexander floh und Senat und Volk sich dem Kaiser unterwarfen. Indes 1178 kehrte Alexander nach dem Frieden zu Venedig siegreich nach R. zurück, und die weltliche Herrschaft der Päpste ward nun fester begründet. Der große Papst Innozenz III. (11981216) beschränkte die Macht des Adels und machte die städtische Behörde zu einem Organ der päpstlichen Regierung. Während des neuen Kampfes zwischen Kaisertum und Papsttum zur Zeit Friedrichs II. machten die Römer 1234 einen Versuch, ihre Freiheit wiederzuerringen. Sie vertrieben Gregor IX. und erklärten das Patrimonium Petri für Eigentum der Stadt. Indes mit Hilfe des versöhnten Kaisers zwang der Papst 1235 die Römer zur Unterwerfung und zog 1237 wieder in R. ein. Nachdem Innozenz IV. 1244 R. wieder verlassen hatte, wurde 1252 der Bolognese Brancaleone als Senator berufen und hielt bis 1255, dann wieder 125758 mit schonungsloser Strenge den Adel im Zaum. Er ließ 140 Adelstürme niederreißen, die zum Teil auf antiken Monumenten erbaut waren, wobei diese zugrunde gingen. Nach seinem Tod entstanden wieder heftige Parteikämpfe: die Ghibellinen riefen 1261 Manfred von Sizilien zum Senator aus, die Guelfen 1263 Karl von Anjou, der 1264 durch Profenatoren vom Kapitol Besitz ergriff und bis 1266, dann wieder 126878 mit Strenge über R. herrschte. Seitdem verfügten die Päpste über das Amt des Senators.
Unter Bonifatius VIII. ward 1300 in R. das erste Jubeljahr gefeiert. Als dieser Papst mit Philipp IV, von Frankreich in Streit geriet, unterlag das Papsttum, und Bonifatius' zweiter Nachfolger Clemens V. verlegte 1309 die Residenz der Päpste nach Avignon. In R. brachen nun von neuem blutige Kämpfe aus; die Stadt verfiel mehr und mehr. Der Traum edler Männer, wie Dantes und Petrarcas, R. könne sich auch ohne die Päpste wieder erheben und die Hauptstadt einer neuen Universalmonarchie werden, erwies sich als unmöglich. Der abenteuerliche Versuch Coladi Rienzis (s. Rienzi) hatte anfangs Erfolg, weil die ideelle Macht des alten Römertums ihn und das Volk einige Zeit mit Begeisterung erfüllte; aber bald scheiterte er an den tatsächlichen Verhältnissen, und Rienzi selbst endete 1354 als weichlicher Tyrann. Der Kardinallegat Albornoz (seit 1357) war daher imstande, mit Hilfe von Söldnern die Ruhe herzustellen, den Fehden ein Ende zu machen und 1362 die Herrschaft des Papstes wieder auszurichten. 1367 zog Urban V. wieder in R. ein, welches das Bild trostlosen Verfalles zeigte. Das Schisma (1378) verwickelte R. wieder in die Kämpfe zwischen Papst und Gegenpapst. Die Colonna und die Orsini stritten sich um die Gewalt in der Stadt, die mehreremal von Ladislaus von Neapel erobert und durch die Pest verheert wurde. Endlich ward durch die Wahl Martins V. zum Papst auf dem Konzil zu Konstanz 1417, die dem Schisma ein Ende machte, auch in R. Ruhe und Friede wiederhergestellt.
Bald trat R. in die Bewegung der Renaissance ein und wurde durch die Anziehungskraft seiner antiken Monumente und die Fürsorge der Päpste zu deren Mittelpunkt. Die Stadt bot allerdings bei Martins V. Rückkehr ein Bild trauriger Verödung dar. Indes Eugens IV. Legaten Vitelleschi gelang es, die großen Barone in Latium zu unterwerfen und die Autorität des Papstes in R. herzustellen, und unter Nikolaus V. begann in R. die Kultur der Renaissance: Baumeister und Maler wurden berufen, die Mauern, Brücken und Brunnen wurden wiederhergestellt, Straßen gepflastert und reguliert, Kirchen restauriert und mit Malereien geschmückt und der Umbau des Vatikans begonnen. Pius II. belegte die Beschädigungen der antiken Monumente mit kirchlichen und weltlichen Strafen. Auch Paul II war für Erhaltung und Restauration der Denkmäler des Altertums tätig; unter ihm wurde der venezianische Palast erbaut, und die ersten Buchdrucker ließen sich in R. nieder. Besonders Sixtus IV. verschönerte die Stadt durch zahlreiche Bauten (Ponte Sisto, Sixtinische Kapelle, Hospital S. Spirito und viele Kirchen) und Erweiterung der Straßen. Unter Alexander VI. (1492-[83] 1503) flossen aus der ganzen Christenheit ungeheure Summen nach R. und dienten zur Ausschmückung der Stadt. Bramante baute mehrere seiner herrlichen Paläste, Pinturicchio schmückte den Vatikan mit seinen Malereien, Michelangelo besuchte damals zuerst R. Unter Julius II. (150313), der Italien unter dem Papsttum einigen und R. auch zur politischen Hauptstadt Italiens machen wollte, wurde der Bau der neuen Peterskirche nach Bramantes Plänen begonnen, Michelangelo mit der Ausmalung der Sixtinischen Kapelle beauftragt, 1508 Raffael nach R. berufen und ihm die von Soddoma und Perugino angefangene Ausschmückung der Gemächer des Vatikans übertragen. Am herrlichsten entfaltete sich aber die Blüte der Renaissance unter dem Mediceer Leo X. Neben den Künsten kam auch die Wissenschaft zur Geltung, indem die Sapienza neu organisiert wurde. Die Päpste und Kirchenfürsten begünstigten und trieben selbst klassische Studien, und die Herrschaft über die Kirche und die Christenheit schien bloß deshalb eifersüchtig gewahrt zu werden, damit mit den aus aller Welt nach R. strömenden Reichtümern die heidnische Kunst und Wissenschaft gepflegt und R. zum prachtvollsten Herrschersitz umgeschaffen werde. Die Einwohnerzahl stieg bis 1526 auf 55,000. Der Bau der Peterskirche wurde fortgesetzt und der Leitung Raffaels unterstellt, der zugleich zum Oberintendanten der antiken Bauwerke Roms ernannt wurde; auch entwarf Raffael damals die Gemälde der Loggien des Vatikans. Clemens VII., der zweite Mediceer auf dem päpstlichen Stuhle, setzte Leos Werk fort, ließ das Jüngste Gericht in der Sixtina durch Michelangelo malen, Peruzzi baute unter ihm prächtige Paläste; aber die Einnahme und Plünderung Roms durch das deutsch-spanische Heer 1527 (Sacco di Roma) brachte eine Stockung in die großartige künstlerische Tätigkeit.
Unter Paul III. (153449) begann bereits die kirchliche Restauration, um die Hierarchie zum Kampf gegen den Protestantismus zu befähigen, und der Humanismus, das klassische Heidentum, wurde aus R. verbannt. Die Kunst, namentlich soweit sie sich in den Dienst der Kirche begab und diese verherrlichte, wurde aber gepflegt: Michelangelo entwarf die Pläne zu den Palästen des Kapitols und zur Kuppel des Petersdoms, deren Modell 1558 unter Paul IV. vollendet wurde. Aber schon unter Pius V. (156672) hatte die streng kirchliche Richtung, die Knechtung des Geistes, den Sieg davongetragen. Pius verbot alle öffentlichen Schauspiele, führte strenge Sittengesetze ein und handhabte die Inquisition mit unnachsichtiger Härte. Sixtus V. (158590) suchte freilich seine absolute Gewalt zur materiellen Hebung Roms zu benutzen; er stellte Sicherheit und geordnete Rechtszustände her und entwickelte eine erstaunliche Bautätigkeit (Acqua Felice, spanische Treppe, vatikanische Bibliothek, Vollendung der Peterskuppel, Quirinal); gegen die antiken Monumente verfuhr er aber mit rohem Fanatismus. Unter seinen Nachfolgern verewigten sich noch große Künstler in R. durch herrliche Werke, wie Carracci (Fresken im Palast Farnese), Caravaggio, G. Reni, Domenichino, Guercino, Maderna, Bernini u.a.; doch zeigte sich bei ihnen auch schon die Entartung der Kunst. Immerhin blieb R. durch seine Traditionen und seine Kunstschätze der Mittelpunkt der bildenden Künste und der Sammelplatz der hervorragendsten Künstler aller Länder. Zugleich aber erlosch im römischen Volk selbst durch den Druck des päpstlichen Despotismus alles freie geistige Leben. Während gewaltige Vermögen sich durch die Gunst der Päpste in den Händen einzelner großer Familien oder im Besitz der Toten Hand sammelten, während die Farnese, Aldobrandini, Borghese, Barberini, Ludovisi, Pamfili in herrlichen Palästen und Villen wohnten und einen schwerfälligen, prunkvollen Luxus entwickelten, versank das Volk in Armut und dumpfe Trägheit. Die Einwohnerzahl betrug 1656 allerdings schon 120,000 Seelen. Einige Bewegung in das öffentliche Leben der Stadt brachten nur die Fremden, die besonders im 18. Jahrh. zahlreich nach R. wallfahrten. Unter Clemens XI. (170021) begannen die ersten Ausgrabungen auf dem Palatin. Clemens XII. (173040) und Benedikt XIV. (17401758) begannen wieder R. mit Bauten zu schmücken, letzterer vermehrte namentlich die Kunstsammlungen, Clemens XIV. errichtete auf Anregung Winckelmanns, der 175567 in R. war, das Museo Pio Clementino. Im Februar 1798 ward R. von den Franzosen besetzt, nachdem Vatikan und Kapitol infolge des Vertrags von Tolentino der herrlichsten Kunstschätze, die nach Paris geschafft wurden, beraubt worden waren, im September 1799 freilich vor den Neapolitanern geräumt, worauf der Papst (Pius VII.) wieder in R. einzog; aber 1808 rückten Franzosen von neuem in R. ein. Die Stadt wurde mit dem französischen Kaiserreich vereinigt und dessen zweite Hauptstadt; zu ihrem König wurde 1811 Napoleons I Sohn erhoben; französische Gesetze wurden eingeführt, die Bettelei abgeschafft und viele Übelstände beseitigt; auch für Ausgrabungen u. Sammlungen geschah viel.
Nach der Rückkehr Pius' VII. (2. Mai 1814) wurden die alten politischen Zustände wiederhergestellt, R., das damals 165,000 Einw. zählte, sollte ein prächtiger Herrschersitz des Statthalters Christi auf Erden sein, aber dieser Ehre jeden Anspruch auf Selbständigkeit, freie Entwickelung, politische Rechte opfern. Der Druck der Reaktion unter Gregor XVI. hielt das Volk im Zaum und verhinderte den Ausbruch jeder Bewegung in R. selbst (vgl. Kirchenstaat, S. 57). Die Reformtätigkeit Pius' IX. 1847 entfesselte aber den Freiheitsdrang der Römer, die eine neue Munizipalverfassung erhielten. Nach Rossis Ermordung (15. Nov. 1848) kam es zur Revolution, welche die Errichtung einer Republik und den Anschluß an das geeinte Italien zum Ziele hatte. Nach der Flucht des Papstes wurde 9. Febr. 1849 die römische Republik proklamiert, aber 4. Juli d. J. nach der Eroberung der Stadt durch die Franzosen gestürzt. Nun ward die päpstliche Herrschaft wiederhergestellt, und im April 1850 zog Pius IX. wieder in R. ein. Zahlreiche Römer wurden verhaftet und zu schweren Kerkerstrafen verurteilt, viele flohen ins Ausland; mit der neu errichteten eignen Armee und französischer Hilfe hielt die päpstliche Regierung R. unterworfen. Als Italien 1859 wieder zu nationalem Leben erwacht war, erstrebte die Nationalpartei R. als Hauptstadt des Reiches, doch wurde die päpstliche Regierung durch die Franzosen geschützt. Als diese R. im Dezember 1866 infolge der Septemberkonvention räumten, machte Garibaldi im Oktober 1867 einen Versuch, durch einen Freischarenzug R. zu befreien, ward jedoch von den zurückgekehrten Franzosen 3. Nov. bei Mentana geschlagen. Aber 20. Sept. 1870 zogen, nachdem die Franzosen den Kirchenstaat verlassen hatten, die Italiener in R. ein, nachdem sie an der Porta Pia Bresche geschossen hatten. Am 31. Dez. besuchte Viktor Emanuel zum erstenmal die Stadt, die am 26. Jan. 1871 zur Hauptstadt Italiens erklärt wurde. Der König schlug[84] seine Residenz im Quirinal auf, die Ministerien und die Kammern verlegten ihren Sitz nach R., wo zahlreiche Klöster expropriiert wurden, um Raum für die Behörden zu schaffen. So begann für R. eine neue Zeit. Der Übergang war freilich mit mancherlei Unbequemlichkeiten und Härten verknüpft. Die äußere Physiognomie der Stadt wurde schnell eine andre. Die Regierung Pius' IX. hatte außer zahlreichen Kirchenrestaurationen auch die antiken Monumente nicht vernachlässigt; die Ausgrabungen der Katakomben, auf dem Palatin und an der Via Appia waren eifrig gefördert worden; auch den Anforderungen der Neuzeit war man mit Telegraphen, Eisenbahnen, Gasfabriken u. dgl. entgegengekommen. Aber erst der italienische Staat ließ die Ausgrabungen auf dem Palatin und auf dem Forum Romanum mit größern Mitteln und systematisch betreiben und errang große Erfolge. Zugleich wurde die Erweiterung der Stadt planmäßig in Angriff genommen; ganze Viertel, besonders am Bahnhof und -jenseit des Tibers, bedeckten sich mit neuen Gebäuden. Da die neuen Gesetze die Majorate und Fideikommisse der alten Adelsfamilien aufhoben, mußten allerdings manche alte Paläste mit ihren Gärten verkauft werden und fielen der Bauspekulation zum Opfer. Auch die Tiberregulierung beseitigte malerische Stadtteile, so daß sich mißbilligende Stimmen über die neue »Zerstörung Roms« erhoben. Die für den Umbau und die Erweiterung der Stadt aufgenommene und vom Staat garantierte städtische Anleihe von 150 Mill. Lire reichte infolge der in die Höhe getriebenen Grundpreise nicht aus; auch ergab sich ein wachsendes Defizit im städtischen Haushalt, so daß sich die Regierung genötigt sah, helfend einzugreifen und zugleich eine Reihe öffentlicher Bauten auf sich zu nehmen. Die Gemeindevertretung wurde 1889 aufgelöst und ein Regierungskommissar an die Spitze der städtischen Verwaltung gestellt. 1891 traten wieder die normalen Verhältnisse in der städtischen Verwaltung ein. Eine Befestigung durch Forts, die im weiten Umkreis um die Stadt liegen, soll R. vor einem feindlichen Handstreich von der See aus schützen, und die Kultivierung der Campagna soll R. mit einer fruchtbaren Landschaft, statt mit einer Einöde, umgeben.
Vgl. außer den im Artikel über das alte R. (S. 75) angegebenen Werken: Kleinpaul, R. in Wort und Bild (Leipz. 1883, 2 Bde.); Schoener, Rom (Wien 1898); Kämmel, R. und die Campagna (Bielef. 1902); W. Müller, R., Römer und Römerinnen (Berl. 1820); Stahr, Ein Jahr in Italien (4. Aufl., Oldenb. 1874, 3 Bde.); Allmers, Römische Schlendertage (11. Aufl., das. 1904); »Monografia della città di Roma e della Campagna romana« (Rom 1881, 2 Bde.); Tommasi-Crudeli, Il clima di Roma (das. 1886); Marchetti, Sulle acque di Roma antiche e moderne (das. 1887); Voß, Aus meinem römischen Skizzenbuch (Leipz. 1896); Ev ers, Römische Mosaiken. Wanderungen und Wandlungen (Regensburg 1897); Petersen, Vom alten R. (Leipz. 1898); Ihme, Römische Kulturbilder (das. 1899); S. Münz, Römische Reminiszenzen und Profile (Berl. 1900); Noack, Italienisches Skizzenbuch (Stuttg. 1900, 2 Bde.); Baracconi, I rioni di Roma (Turin 1905); Letarouilly, E lifices de Rome moderne (3 Bde. Text und 3 Bde. Atlas, Par. 184057); A. de Waal, Roma Sacra. Die ewige Stadt in ihren christlichen Denkmälern (2. Aufl., Münch. 1905); Gsell Fels, R. und die Campagna (in Meyers Reisebüchern, 6. Aufl., Leipz. 1906); Helbig und Reich, Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in R. (das. 1891, 2 Bde.; Bd. 1 in 2. Aufl. 1899); »Moderner Cicerone; Rom« (Stuttg. 190306, 3 Bde.) von Holtzinger und Amelung (antike Kunst), O. Harnack (neue Kunst), Th. v. Scheffer (Umgebung).
Zur Geschichte: Gregorovius, Geschichte der Stadt R. im Mittelalter (5. Aufl., Stuttg. 1903 ff., 8 Bde.); v. Reumont, Geschichte der Stadt R. (Berl. 186770, 3 Bde.); Grisar, Geschichte Roms und der Päpste im Mittelalter (Freiburg 1898 ff.); Rodocanachi, Les institutions communales de Rome sous la papauté (Par. 1902) und Le Capitole Romain antique et moderne (das. 1904); Del Cerro, Cospirazioni romane (Rom 1899); Madelin, La Rome de Napoléon, 1809 à 1814 (Par. 1906); Cadorna, La liberazione di Roma nell' anno 1870 (Turin 1889); Steinmann, R. in der Renaissance. Nikolaus V., Julius II. (Leipz. 1898); Brandi, Die Renaissance in Florenz und R. (das. 1901); Hoffmeister, Die wirtschaftliche Entwickelung Roms (Wien 1899); O. Harnack, Deutsches Kunstleben in R. zur Zeit der Klassik (Weim. 1896); v. Grävenitz, Deutsche in R. (das. 1902); Smidt, Ein Jahrhundert römischen Lebens. Berichte deutscher Augenzeugen (bis 1870, Leipz. 1903); Vogelstein und Rieger, Geschichte der Juden in R. (Berl 1896); »Archivio della Società romana di storia patria« (seit 1878); Calvi, Bibliografia generale di Roma (Rom 1905, Bd. 1).
Brockhaus-1809: Rom · Rom · Das neue Rom
Brockhaus-1911: Röm · Rom [2] · Rom [3] · Heiliges röm. Reich deutscher Nation · Los-von-Rom-Bewegung · Rom
DamenConvLex-1834: Rom (Frauen) · Rom (Geschichte von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten) · Julia, Tochter des röm. Kaisers Augustus) · Rom (die Stadt)
Meyers-1905: Rom [5] · Rom [3] · Röm. et Schult. · Röm. · Rom [2] · Los von Rom-Bewegung · Landwirtschaftliches Institut, internationales, in Rom · Rom [1] · Röm
Pierer-1857: Rom [4] · Rom [5] · Rom [3] · Rom [1] · Rom [2]
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