1. Aeten unn Drinken holt Liw un Seel tosamen, bäter as'n isern Band. – Goldschmidt, II, 22.
2. Assa Se, an1 trinka Se, Herr Pforr, sagte der Bauer, 's kriegt's sunst de Kitsche2. (Schles.)
1) Und.
2) Katze.
3. Bei essen und trinken ohne Ruh' setzt man das Leben zu.
4. Bei essen und trinken vergeht die Zeit.
Lat.: Edere et bibere laeta temporis oblivio. (Bovill, III, 50.)
5. Besser essen, was man hat, als sagen, was man weiss.
6. Besser offt vnd wenig essen, denn einmal sich ganz vberfressen. – Henisch, 948.
7. Better etten, drinken un erwerwen, osse hungeren un verderwen. – Curtze, 329, 187.
8. Bey dem ich ass vnd nicht tranck, dem wüst ichs keinen danck. – Petri, II, 41; Henisch, 1241.
9. Bô me sick nit sâtt ittet, do lecket me sick aug nit sât. – Curtze, 328, 170.
10. Da man ass vnd tranck, da war ich gern mank; da man sol ewig sein, da kompt man noch früe gnug hin. – Petri, III, 2.
11. De nich getn hett, de pleggt nich to hungern.
12. De sik nich satt ett, de lickt sik ok nich satt. (Oldenburg.) – Firmenich, I, 232, 7; Eichwald, 456; Bueren, 388; Goldschmidt, 137.
13. Dem ist besser, der gern esse, vnd hat nicht, denn dem, ders hat vnd mags nicht. – Petri, II, 74.
14. Der wol mag essen vnnd wol fartzen, gibt sehr wenig auff die Aertzte. – Lehmann, 83, 136.
15. Die zu viel und zu gut essen, haben bald ausgegessen.
Dän.: Naar man æder for meget, kand man intet siden; eller for lækkert har man intet viden. (Prov. dan., 9.)
16. Drum wird all's g'esse und alls g'schaffet, aber nid alls zahlt. (Luzern.)
17. Einer isst gern Kämme, der andere was drauf und drum läuft. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
Dän.: Somme æde et og somme et andet, fordi bliver all mad ædt. (Prov. dan., 8.)
[889] 18. Einmal essen ist göttlich, zweimal menschlich, dreimal viehisch, viermal teuflisch, fünfmal seine Mutter. – Eiselein, 155.
Lat.: Qui semel est, Deus; qui bis, homo; sed bestia, qui ter; est daemon quater, quoniam quinquies est sua mater. (Eiselein, 155.)
19. Erscht ett Kös, onn dann drink Wien, dann ward dir schmecke de Wien önn Wollin, wie önn Stettin. (Ostpreuss.)
20. Es essen nicht alle das Osterlamm, die ihre Lenden gürten.
21. Es isst sich am besten, wo der Kessel über dem Herde hängt. – Simrock, 5568; Blum, 627; Pistor., V, 52.
Vorzüge des eigenen Hauswesens.
22. Es ist besser alles essen, als alles tätschen1. Kirchhofer, 168.
1) Viel und unnütz reden, waschen, schwatzen, klatschen, Dinge, die verschwiegen bleiben sollen, ausplaudern. (S. ⇒ Tätsch.) (Tobler, 128.)
23. Es ist bös essen, wo nit brot ist. – Henisch, 948; Lehmann, II, 129, 160; Simrock, 2198; Reinsberg IV, 3.
24. Es jsset keiner so satt, er behelt jhm wol einen freundewinckel für einen guten bissen. – Henisch, 1234; Petri, II, 253.
25. Es kan keiner auff einmal mehr essen, denn mit einem Munde. – Henisch, 948; Petri, II, 280.
26. Es können viele aus Einer Schüssel essen.
27. Es lässt sich alles essen; aber Hobelspäne sind zäh, sagte der Tischlerbub.
Holl.: Alle ding laat zich eten, zei de man, en hij at garnaal en krabben. (Harrebomée, I, 134.)
Lat.: Tam male nil cusum, quod nullum prosit ad usum.
28. Es muss gessen sein, wann schon der galge für der thüre stünde. – Tappius, 93a; Sailer, 77.
Dän.: Der skal ædes, var end alle træer galger. (Prov. dan., 11.)
29. Es muss gessen sein, weren schon alle bäume galgen. – Henisch, 1337.
30. Es soll einer auff sein weiss essen vnnd sich nach ander Leut weiss kleiden. – Lehmann, 422, 1.
In deinem Hause lebe nach deinem Geschmacke und Wohlgefallen, aber ausserhalb desselben folge der üblichen Sitte. In Aegypten sagt man: Iss das, was du gern magst, aber kleide dich wie andere Leute. (Burckhardt, 533.)
Dän.: Man skal æde efter sin egen, men klæde sig efter andres viis. (Prov. dan., 7.)
31. Es wird nicht so heiss gegessen, als gebacken. – Reinsberg IV, 91.
32. Es wird nichts so heiss gegessen, als es gekocht (aufgetragen) wird. – Augsb. Allgemeine Zeitung vom 1. Februar 1864; Körte, 1244; Reinsberg IV, 91.
33. Ess' ich mit dir, so schweig' ich. – Petri, II, 292; Körte, 1240.
Holl.: Eet ic mede, ic swighe. (Tunn., 336.)
Lat.: Si comprandesco, de cunctis ipse tacesco. (Fallersleben, 335.)
34. Esse, es wird doch ausgeschütt't! – Tendlau, 992.
Um Geschenke zu bezeichnen, die man deshalb andern gibt, weil man selbst keinen Gebrauch davon machen kann. Eine Frau, die sonst nicht sehr freigebig war, forderte mit den Worten jemand zum Essen auf.
35. Essen in frembder wayde, das ist der jammer, der zanck gebüret. – Henisch, 949; Petri, II, 292.
36. Essen ist leichter als verdauen.
Auch in der Staatskunst, sagt jemand, gilt dies Wort. Unter allen Staatskrankheiten ist die Eroberungsunverdaulichkeit eine der gefährlichsten.
37. Essen lässt sich nicht vergessen.
It.: Chi ha bocca vuol mangiare. (Pazzaglia, 35, 2.)
38. Essen machet stille Leut, trinken, dass man ruft und schreit.
39. Essen macht Appetit, ein Bissen lockt den andern.
Darüber finden sich die entgegengesetztesten Ansichten. Die Engländer sagen: Eating and drinking takes away one's stomach (Bohn II, 88), d.h. der Appetit verliert sich im Essen. Die Franzosen dagegen sagen: En mangeant l'appetit vient. Wie im obigen deutschen ein Bissen den andern lockt, sagen aber auch wieder die Engländer: One shoulder of mutton drives down [890] another. Die Spanier: Comer y rascar todo es empeçar. (Bohn II, 89), d.h. Zu essen und zu kratzen braucht man blos anzufangen.
Holl.: Eten is een goed begin, het eene beetje brengt het andere. (Bohn I, 318.)
40. Essen nach ein Jägerssprung thut wohl, dazu ein guter drunck. – Lehmann, 403, 28.
41. Essen sehen macht nicht satt.
42. Essen und ehrvergessen sitzen beieinander. – Parömiakon, 1447.
43. Essen und schlafen macht keinen zum Grafen.
Dän.: Han æder sig mæt, og sover tæt. (Prov. dan., 10.)
44. Essen und trinken erhält den Leib, und mancher Faule erhält sich gar davon. (Oberlausitz.)
45. Essen und trinken sind des Todes beste Diener.
Dän.: Flere dræbes af mad og drikke end ved sværd. (Prov. dan., 118.)
46. Essen und vergessen. – Eiselein, 153; Kirchhofer, 176.
47. Essen und vermessen sind Freunde, die sich nicht vergessen. – Parömiakon, 1435.
48. Essen und vermessen sind gern beieinander. – Parömiakon, 1155.
49. Essen vnd trincken wermet den leib, der leib die kleider. – Henisch, 949.
50. Esset (vnd trincket) was jr findet (habt) vnd dencket, was jr wöllt. – Franck, II, 114b; Tappius, 124b; Henisch, 949; Petri, II, 292; Gruter, I, 39; Lehmann, 231, 28; Eiselein, 154; Körte, 1237; Schottel, 1144a.
Dän.: Æder og drikker hvad i have, og tænker hvad i ville. (Prov. dan., 9.)
Engl.: Eat at pleasure, drink with measure.
Frz.: Mangez ce que vous trouvez, et pensez ce que vous voulez. (Gaal, 401.)
It.: Mangia quel che trovi, e pensa quel che vuoi. (Gaal, 401.)
51. Esset, was jhr habt vnd lasset den Leuthen die Gänss gehen. – Henisch, 1348; Oec. rur., XIII, 488.
52. Èt se Nabersch, wenn se ôk bit an dat Gêle kumt. – Schütze, I, 293.
Esse Sie, Frau Nachbarin, wenn Sie auch bis ans Gelbe kommt. – Spott auf das Nöthigen geiziger Personen. Von einer solchen Frau, die ihre Nachbarin mit Eiern bewirthete und so weit ging, das Weisse des Eies zu gestatten.
53. Et wat gaud smecket, un hale ut, wat recht is. (Hannover.) – Schambach, 237.
Iss was gut schmeckt, und halte aus was recht ist.
54. Ete di satt un holl1 di glatt un rach2 mi nich bî de Hüs(e). (Ostfries.) – Frommann, V, 430, 457; Bueren, 449; Hauskalender, III; Eichwald, 458.
1) Halte.
2) Rachen = Uebles nachreden, anschwärzen. (Stürenberg, 192.) In Hamburg racken = sudeln, reinigen, fegen; ûttracken = ausmachen, schelten. (Richey, 204; Schütze, III, 207.)
55. Êten, êten, segt Mittendorf. (Hildesheim.) – Hoefer, 756.
56. Eten wat'n mag un lîden wat'n kan (oder: wat der na kumt). – Frommann, IV, 228, 456; Hauskalender, I; Bueren, 423; Eichwald, 457; Goldschmidt, 131.
57. Ett langsam, lêwe Jan, du wêsst nich, wat du laten kanst. – Goldschmidt, 134; II, 32.
Der Oldenburger liebt gehörige Ruhe beim Essen. In Mecklenburg lautet der Schlusssatz: – wat sick dat drücken lett.
58. Ett wat du hast, und sing wat du wettst. (Rügen.) – Ruge, Aus früherer Zeit.
Iss, was du hast und singe, was du weisst.
59. Für essen ist niemand zu weiss. – Henisch, 949.
60. Gegessen muss sein, und wenn jeder Baum ein Galgen wäre. – Körte, 1242; Reinsberg III, 87.
61. Gegessen und getrunken (wäre), aber noch (bin ich) nicht geprügelt, sagte der (Lehr-) Bub.
62. Geh und iss mit den Engeln im Dom. (Würzburg.)
Als die steinernen Engel, welche die Decke des würzburger Doms schmücken, verfertigt wurden, war auf einmal das Geld ausgegangen, und die frommen Bürger Würzburgs wurden um Beisteuer gebeten. Da verfiel ein alter Rathsherr auf einen drolligen Einfall, der auch wirklich zur Ausführung kam. Er schlug vor, die Bürger Würzburgs sollten die Reste ihres Mittagstisches zusammentragen, im Bruderhofe an das Volk verkaufen lassen und das daraus gelöste Geld als Beisteuer zum erschöpften Dombaufond spenden. Dieser Vorschlag fand Anklang, und fast alle reichen Bürger machten es so. Wenn es nun geschah, dass in einzelnen Häusern ein Mitglied der Familie zu spät nach Hause kam und [891] sein Speiseantheil bereits für die Engel im Dome fortgetragen war, so hiess es: Gehet hin und speiset mit den Engeln im Dom. Der Spruch wurde zu einem würzburgischen Sprichwort, das noch jetzt in vielen Familien, die eine strenge Hausordnung handhaben, angewandt wird, wenn Kindern u. dgl., die ohne Grund zu spät zu Tische kommen, kein Essen aufgehoben worden ist. (Schöppner, III, 54.)
63. Gessen vnnd getruncken ist gesuncken, vnnd getruncken ohne Essen ist zwischen zweyen Stühlen niedergesessen. – Lehmann, II, 236, 49.
64. Glücklicher, der gern ässe und hat's nicht, als der's hat und mag's nicht. – Simrock, 2210.
65. Gut essen ohne Kosten ist ein gesuchter (oder: ist der beste) Posten.
66. Gut essen und gut trinken sind gern beieinander.
Dän.: Hvo vel æder, skal vel drikke. (Prov. dan., 9 u. 120.)
67. Halb satt gegessen und in der warmen Stube gesessen, recht sauer gesahn und kemm (keinem) Menschen a gutt Wort gegahn. (Kreis Nimptsch in Schlesien.)
68. Het ich, das ich esse, es möcht leicht, da ich sesse. – Petri, II, 378.
69. Ich esse, was ich habe, vnd wage, was darnach folget. – Henisch, 949; Petri, II, 844.
70. Ich esse, was ich mag, und leide, was ich muss. – Simrock, 2212.
71. Ich esse, was mir wol schmeckt, vnd leide, was dafür gehört. – Henisch, 949; Petri, II, 844; Meisner, 41.
72. Ich esse zwar, sagt der Sabuku1, aber ich kann nicht fett werden, denn die Angst bringt mich um. (Surinam.)
1) Eine Art Reiher. – Von denen, die es zu nichts bringen, weil ihnen Muth und Unternehmungsgeist fehlt.
73. Ich mus essen, ich nehme es, wo ich wöll. – Eyering, III, 70.
74. Iss den selbstgekochten Brei. – Blum, 546.
Der Schaden und Verdruss fällt oft zur gerechten Strafe auf den selbst zurück, der ihn andern zubereitet hat.
75. Iss Gäns Martini, Wurst in Festo Nicolai, iss Blasii Lämmer, Hering Oculi mei semper, iss Eier Pascae, Erdbeer Johannis Baptistä, vom Kitzen Carnes, sind gut Festo Pentekostes, trag Sperber Sixti, fang Wachteln Bartholomäi; bleib wohl Calixti, heiz' stark Natalitia Christi, sä' Korn Egidii, Haber, Gersten Benedicti; grab Rüben Colomanni, sä' Kraut Damiani, heb' an Martini, trink Wein per circulum anni. – Simrock, 8625.
76. Iss Kraut vnnd Suppe, so darffstu nicht heuchlen noch dich reuffen lassen. – Petri, II, 406.
77. Iss nach Belieben, aber trinke mit Mass.
78. Iss nicht soviel, als du kannst; gib nicht soviel, als du hast, und sage nicht soviel, als du weisst. – Winckler, XV, 99.
79. Iss, trinke und haus', mit dem Tod ist alles aus. – Simrock, 5253; Ramann, I. Pred., III, 6.
Der auch ins Deutsche übergegangene Wahlspruch der Epikuräer.
Lat.: Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas. (Binder II, 928; Faselius, 73; Wiegand, 532.)
80. Iss und trink mit Masse und sieh auf deine Kasse.
81. Iss und trink und lass die Welt zu Grunde gehen. – Burckhardt, 551.
82. Iss und vergiss! – (Schweiz.)
83. Iss vnd trinck mässig, so wirst du nicht zum Narren. – Petri, II, 406; Henisch, 949.
84. Iss vnd trinck vnd nimb für gut, denn zeitlich verderben mehr thut. – Henisch, 949; Petri, II, 406.
85. Iss warm und trink kalt, aft wiast hunnast1 Joahr alt. (Innsbruck.) – Frommann, VI, 33.
1) So wirst du hundert.
86. Iss, was du hast, und denke, was du willst.
It.: Mangia quel che trovi, e pensa quel che vuoi. (Pazzaglia, 198, 6.)
[892] 87. Iss, was (wenn) du hast, und faste, wenn du musst.
Die Perser sagen: Krieg' ich, so ess' ich, wenn nicht, so fast' ich. (Reinsberg IV, 89.)
88. Iss, was du hast, vnd sihe, was dir vber bleibt. – Gruter, III, 55; Henisch, 949; Petri, II, 407; Lehmann, II, 284, 54.
89. Iss, was du magst, und leide, was du musst. – Kirchhofer, 160; Simrock, 5255.
90. Iss, was gar ist, trinck, was klar ist, sag, was wahr ist. – Henisch, 949; Petri, II, 4071; Simrock, 5254.
Engl.: Speak the truth, and shame the devil. (Gaal, 402.)
91. Iss wie ein Gesunder und trink wie ein Kranker. – Magazin, 1863, 604.
92. Iss wol, trinck wol, thu wol, so bleibst du wol gesund. – Henisch, 949; Petri, II, 407.
93. Iss zu Mittag mässig, des Abends ehrbarlich, und schlafe ziemlich, so wirst du lange leben.
94. Issestu, so bleibstu. – Petri, II, 406.
95. Je mehr man isst, je mehr muss man verdauen.
96. Je weniger man isset, je länger man isset. – Lehmann, 190, 7; Körte, 1241; Simrock, 2204.
Engl.: Much meat, much maladies. (Bohn II, 115.)
97. Je weniger man isst, je länger kann man essen.
Die Engländer stehen in dem Rufe des Vielessens, sie haben selbst daher das Sprichwort: Englishmen grave their dig with their teeth. (Bohn II, 115.)
Dän.: Jo mindre man æder, jo længere man æder. (Prov. dan., 10.)
98. Je weniger zu essen, desto mehr Appetit.
Holl.: Als die spise mindert, so meerdert den hongher. (Tunn., 2, 19.)
Lat.: Dum cibus abscedit, fama novella redit. (Fallersleben, 23.)
99. Lang essen und viel ist ein schlimmes Spiel.
Lat.: Edere in tres dies seu ventrem facere lupinum. (Bovill, I, 49.)
100. Lasset vns essen vnd trinken, wir sterben doch morgen. – Petri, III, 9.
101. Lieber ein bischen zu viel gegessen, als ein bischen zu viel geschwätzt. (Nassau.)
102. Lieber schlecht gesse', als schlecht gewohnt. – Tendlau, 806.
103. Man isst nicht Brot zu Kess, sondern Kess zu Brodt. – Gruter, III, 65; Simrock, 5446.
104. Man jsset nit vngesaltzens, wenn man es besser waiss. – Henisch, 949; Petri, II, 448.
Dän.: Skulle jeg æde ageren, naar jeg haver brød. (Prov. dan., 8.)
105. Man jsset sich offt am weissen Brot so satt, dass man gern schwartz Brod essen wolte. – Lehmann, II, 402, 19; Petri, II, 448; Lehmann, 706, 29.
Auch der guten Tage wird man überdrüssig.
106. Man kann essen, wenn man etwas hat; aber man muss nicht (stets) reden, wenn man etwas weiss.
107. Man kann nicht alles essen, was ins Maul fliegt.
108. Man kann nicht essen, was man wünscht, man muss essen, was man findet.
109. Man muss essen, was man findet, sagte die Bäuerin, und brachte eine Schüssel Milch mit Fliegen.
110. Man muss essen, was man hat, sagte der Bauer, und strich Speckschnitten mit Butter.
111. Man muss essen, wenn man's hat. – Mayer, I, 154.
112. Man sol sich nimmer so satt essen, dass man nit noch könt fürn Pfenning Brot auffessen. – Petri, II, 468; Henisch, 949.
113. Man soll essen, dass man leb, nicht leben, dass man esse. – Henisch, 949; Petri, II, 467; Eiselein, 154; Simrock, 5252.
Dän.: Man skal æde at man kand leve, ikke leve til at æde. (Prov. dan., 7.) – Man skal æde sig mæt og syg. (Prov. dan., 8.)
Engl.: We must eat to live and not live to eat.
It.: L'huomo non deve vivere per mangiare, ma mangiare per vivere. (Pazzaglia, 198.)
Lat.: Esse oportet, ut vivas, non vivere, ut edas. (Cicero.) – Non vivis ut edas, sed edis, ut vivere possis. – Ut vivas, comede, at non vivas propter edendum. (Binder II, 3452; Palingen, 3, 644.)
114. Man soll essen wie ein Katz vnd trincken wie ein Hund. – Henisch, 949; Petri, II, 467.
[893] 115. Mancher jsset drey Epffel, ehe man einen schelen mag. – Petri, II, 450.
116. Mancher jsset gern die Birn, will aber nicht auff den Baum. – Henisch, 949; Petri, II, 450.
117. Mässig essen und wenig reden hat niemand gereut.
118. Me ietet sik kaine Sünne int Lîf. (Iserlohn.) – Woeste, 70, 134.
119. Me maut1 alles iäten lären2, sach de Junge, doa smiärd 'e sik Bueter oppen Pankauken3. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Firmenich, III, 255, 32.
1) Man muss.
2) Lernen.
3) Pfannkuchen.
120. Me muss esse und vergesse und nit spinne und dra sinne. (Luzern.)
121. Nachdem er gegessen und sich auf das Polster gestreckt hatte, sagte er: Euer Brot riecht nach Mastix. – Burckhardt, 144.
Von Undankbaren, die, wenn sie satt sind, zu schmähen beginnen.
122. Offt isset einer ein speiss vor lust, die dem Leib vngesund vnd verboten ist. – Lehmann, 399, 20.
123. Oek êt alles, ôk Flêsch. (Königsberg.) – Frischbier, 164.
Ich esse alles, auch Fleisch.
124. Quad essen, da kein Brot ist. – Petri, II, 507.
125. Selber essen macht feist. – Simrock, 2209; Eiselein, 153; Kirchhofer, 250; Siebenkees, 218.
It.: Chi per altrui man s'imbocca, tardi si satolla. (Gaal, 391.)
Ung.: Jól nem lakik, ki másnak szájával eszik. (Gaal, 391.)
126. Seu he ett1, seu he lett2. (Werl.) – Firmenich, I, 350, 1.
1) Isst.
2) Lässt, aussieht.
127. Süss gegessen, sauer verdaut, süss getrunken, sauer bezahlt.
128. Süss gessen wird sawer verdawt. – Lehmann, 906, 3.
Dän.: Man æder tit for lyst skyld, usund og forbøden mad. (Prov. dan., 9.)
129. Täglich essen, täglich arbeiten. – Simrock, 2207.
130. Uebel gegessen ist halb getrunken. – Eiselein, 154.
Mhd.: Übel gezzen ist halb getrunken. (Diutisca.) (Zingerle, 30.)
131. Viel essen macht niemand feist, viel studiren macht niemand fromb noch weiss. – Lehmann, 454, 11; Simrock, 9996.
Dän.: Megen æden giør ingen fed, og megen studering ingen from. (Prov. dan., 11.)
132. Viel essen macht vermessen. – Parömiakon, 1718.
133. Viel essen vnd trincken mehrt vntugend. – Petri, II, 571.
134. Vil essen, vil Kranckheit. – Henisch, 949; Petri, II, 571.
135. Vngebettet essen ist Säw vnd Esel essen. – Henisch, 949; Petri, II, 557.
136. Wamme wat ietet1, eh'r me wat ietet, kamme2 niks eaten, wamme3 wat ietet. – Curtze, 328, 169; hochdeutsch bei Petri, II, 659.
1) »Wat eaten« hat sowol die Bedeutung »essen«, als auch »zu Mittag essen«.
2) Kann man.
3) Wenn man. – Wer zur Unzeit isst, dem schmeckt das Essen zur Mahlzeit nicht.
137. Wann man wil essen, so eil zu hauss, wann man Geld zehlt, so drehe dich aus. – Eyering, III, 408.
138. Wär flöck iss1, deit och flöck arbeide. (Köln.) – Firmenich, I, 474, 151.
1) Flink isst.
139. Was ein ieder gern isset, das ist sein speis. – Gruter, I, 75; Simrock, 9690a.
140. Was einer nicht gessen hat, das kan er nicht speyen. – Petri, II, 594; Simrock, 9681.
141. Was man gern jsset, das schmeckt süss. – Henisch, 949; Petri, II, 603.
142. Was man gestern gegessen, das schmeckt man heute nicht mehr.
Die Tataren sagen: Du assest gestern Arbusen, heute, wo du Melonen issest, weisst du nicht mehr wie die Arbusen geschmeckt. (Altmann III.)
143. Was man nicht frisch essen kann, muss man räuchern.
144. Wat me sel'wer iettet, smecket amme besten. (Attendorn.) – Firmenich, 356, 2.
[894] 145. Wei met eaten well, mot äuk met deasken. (dreschen). (Westf.)
146. Wem das Essen soll gedeihn, der muss guter Dinge sein.
147. Wenig essen vnnd wenig reden hat niemand gerewet. – Lehmann, 190, 5.
Eine sehr heilsame diätetische Lehre für Leib und Seele.
It.: Il poco mangiare e poco parlare, non fecere mai male.
148. Wenig essen vnnd wenig sprechen schadet nie.
149. Wenn du issest, so gib den Hunden zuerst, sagte der Weise, der die Mönche noch nicht kannte. – Klosterspiegel, 49, 15.
150. Wenn du issest, wird dein Nachbar nicht satt.
151. Wenn du wohl essen willst, so faste wohl.
152. Wenn einer jsset, so kan er nicht wol reden. – Lehmann, 905, 20.
153. Wenn et all gegeten is, sind de Schötteln ledig.
Holl.: Als te hove gheten is, so sijn dær idel vaten. (Tunn., 3, 21.)
Lat.: Quodlibet est vacuum vas post cenam dominorum. (Fallersleben, 36.)
154. Wenn ik êt, so slap ik nich. (Holst.) – Schütze, I, 293.
Wer seine zweckmäasige Thätigkeit oder Tagesvertheilung andeuten will.
155. Wer allein isst, hustet auch allein. – Burckhardt, 646.
Im Morgenlande gilt, wer allein isst, für einen Geizhals, also: der Selbstsüchtige sieht sich im Unglück verlassen. Es ist hier das Husten gemeint, was erfolgt, wenn etwas in die Luftröhre kommt. – In Venetien sagt man: Wer allein isst, krepirt auch allein. (Reinsberg II, 19.)
156. Wer einmal isst, lebt wie ein Engel; wer zweimal isst, lebt wie ein Mensch; wer dreimal isst und mehr; lebt wie ein Thier.
157. Wer essen sieht, bekommt selbst Appetit.
158. Wer etwas isset und etwas übrig lässet, kann zweimal Tafel halten. – Winckler, VI, 27.
159. Wer gern ässe und hat nichts, ist glücklicher, als der's hat und mag's nicht.
160. Wer gesund isst und gut fist't, den Doctor nicht vermisst.
161. Wer gut isst, weich liegt und nicht soviel sorgt wie eine Maus, mit dessen Küche ist's bald aus.
Dän.: Aede fedt, ligge blødt, tilfreds lad gaae giør snart af med huusholdningen. (Prov. dan., 9.)
162. Wer gut kann essen und gut winden, braucht den Aerzten nichts einzubinden.
163. Wer heit nit isst fir Zorn, der isst fir Hunger mor'n. – Curtze, 362, 574.
164. Wer heut' gegessen, den hungert morgen wieder. – Kirchhofer, 251; Simrock, 12293.
165. Wer isset, ehe er hungert, gibt dem Arzte Handgeld.
166. Wer jhm mit essen vnd trincken zu vil abbricht, der kan sich nirgendt wider erholen. – Henisch, 950; Petri, II, 855.
167. Wer jhm mit essen vnd trincken zu vil gethan hat, der kan mit fasten vnd kranckheit aussbüssen. – Henisch, 950; Petri, II, 855.
168. Wer mehr isst als er braucht, hungert oft, wenn es nicht mehr raucht.
169. Wer mir zu essen gibt und keinen Trank, dem weiss ich keinen Dank. – Bücking, 108.
Dies Sprichwort erklärt sich für den Tischtrunk, der von manchen Aerzten als schädlich, die Verdauung hindernd, angegriffen, von andern, unter der Voraussetzung, dass er ein mässiger sei, vertheidigt worden ist.
Dän.: Hvo som vel eder, han skal vel drikke. (Prov. dan., 134.)
It.: Il mangiare insegna bevere.
170. Wer mit gessen hat, der muss mit zahlen. – Henisch, 950; Petri, II, 736.
171. Wer mittags wenig jsset, dem schmeckt das Nachtessen desto besser. – Lehmann, 190, 8.
172. Wer nicht essen will (mag), dem schmeckt die beste Speise nicht.
Die Russen sagen: Dem, der ihn essen soll, schmeckt auch der Rogen des Störs nicht. (Altmann V.)
[895] 173. Wer nicht isst, als wenn er hungert, und zu essen aufhört, ehe er satt ist, der bleibt von Arzt und Apotheke fern.
Dän.: Hvo ei æder før han hungrer, men holder op før han bliver mæt, behøver hverken doctor eller apotheker. (Prov. dan., 11.)
174. Wer nicht isst, arbeitet auch nicht. (Eifel.)
175. Wer nicht isst, der taugt (arbeitet) auch nicht. – Schmitz, 190, 107; 193, 149.
176. Wer nichts zu essen bei sich hat, soll nicht zu armen Leuten zu Gaste gehen.
177. Wer nur isst am Charfreitage, hat weder Flüsse noch andere Plage.
178. Wer selber nichts zu essen hat, kann andere nicht zu Gaste bitten.
179. Wer sich satt gegessen hat, meint, andere seien auch satt. – Steiger, 158; Kirchhofer, 251.
180. Wer sick nich satt eten kann, de kann sick auk nich satt licken. (Lippe.) – Firmenich, I, 270; für Oldenburg: Goldschmidt, II, 38; für Holstein: Schütze, I, 293; für Köln: Firmenich, I, 473, 105; für Aachen: Firmenich, I, 494, 157; hochdeutsch bei Hollenberg, II, 3; Petri, II, 761.
Wer sich nicht satt isst, leckt sich auch nicht satt. Wer von gewöhnlicher Alltagsnahrung nicht satt wird, den werden auch kostbare Leckereien nicht satt machen.
181. Wer übel isset, fastet gnug. – Lehmann, 190, 4; Simrock, 2275; Eiselein, 161.
182. Wer viel isst, der muss viel trinken.
Frz.: Quand on file beaucoup il faut mouiller.
183. Wer viel jsset, der hungert viel. – Petri, II, 773.
184. Wer wenig isst, wird lange (viel) essen, und wer viel isst, wird wenig essen. – Reinsberg III, 139; Winckler, XII, 66.
Dän.: Hvo æder lidet, æder længe, hvo æder meget, æder stakket. (Prov. dan., 8.)
It.: Chi mangia e beve sobriamente, viver vuole lungamente. – Il mangiar molto fa mangiar poco. – Per mangiar assai conviene mangiar poco. (Pazzaglia, 198, 8 u. 4, 9.)
185. Wer wil wol essen vnd trincken, der muss auch wol klincken. – Petri, II, 781.
186. Wer will mit essen, der muss auch mit dreschen. – Körte, 1235; Petri, II, 799; Simrock, 2208; Venedey, 74; Boebel, 141.
Frz.: Il faut travailler qui veut manger.
187. Wer wohl isst am Abend, der wird wohl schlafen, und wer wohl lebt, der wird wohl sterben.
188. Wer wol zu nacht jsset, der schläfft wol. – Henisch, 950.
Lat.: Qui bene coenat, bene dormit.
189. Wer zu essen sich schämt und zu oren (beten), ist diesseits und jenseits verloren. – Tendlau, 892.
190. Wer zu nacht nicht jsset, der wendet sich die gantze nacht vmb vnd vmb. – Henisch, 950.
Holl.: Wie zonder eten gaat te bed, dien wordt het slapen ligt belet. (Harrebomée, I, 186.)
Lat.: Qui vesperi non coenat, tota nocte se quassat.
191. Wer zu viel gegessen hat, der bekommt leicht Magendrücken.
Dän.: At æde tit vel, giør at man snart æder ilde. (Prov. dan., 9.)
It.: Chi più mangia meno mangia. (Pazzaglia, 198, 9.)
192. Wer zu viel isst, kann's nicht verdauen.
193. Wer zu viel isst und zu viel liest, der weiss zuletzt nicht, was (wer) er ist.
194. Wie einer isst, so arbeitet er auch. – Simrock, 2206; Venedey, 117; Nopitsch, 62 (1747); Eiselein, 154; Körte, 1245.
Vgl. über dies Sprichwort ferner: J. Ph. Treiber, Dissert. med. de eo, quod vulgo dicitur: Wie man isst, so arbeitet man auch (Jena 1701), und: Joh. Hadr. Slevogt, Dissert. de eo quod dicitur: Wie man isst, so arbeitet man auch (Halae 1747). (Nopitsch, 62.)
It.: Chi è pigro a mangiar, è pigro a ogni cosa.
195. Wie man isst, so ist man.
196. Wie sich einer zum Essen schickt, so schickt er sich auch zur Arbeit. – Lehmann, II, 880, 287; Gruter, III, 114.
Ung.: Ki mint eszik, ugy dolgozik. (Gaal, 394.)
197. Will er essen, will sie fasten; will er gehn, so will sie rasten. – Parömiakon, 1791.
[896] 198. Wir haben nichts gegessen, warum sollten wir trinken! – Burckhardt, 342.
Wenn man sagen will, dass zu irgendeiner Handlung kein Grund vorhanden sei, weil die Morgenländer meist nur nach dem Essen trinken, wodurch sie sich nur um so mehr dadurch erquicken.
199. Wir wollten gern mit essen, aber nicht gern mit dreschen. – Henisch, 950; Eiselein, 154.
200. Wo ich ass vnnd nicht tranck, dem wusst ich gar keinen Danck. – Lehmann, II, 887, 447; Simrock, 1497.
201. Wo man ett, da gah ran, wo man Geld tellt, da gah van. (Mecklenburg.)
202. Wo man isst und trinkt, muss man keck sein.
Frz.: Qui a honte de manger, a honte de vivre.
It.: A tavola non bisogna aver vergogna.
Lat.: Verecundari neminem aput mensam decet.
203. Wo man jsset, da gehe hinzu (wie die Deutschen), wo man Gelt zehlet, da gehe von (wie die Welschen). – Tappius, 192a; Gruter, I, 87; Agricola I, 694; Henisch, 950; Egenolff, 264a; Petri, II, 812; Blum, 629; Sailer, 278; Kirchhofer, 251.
Eine Regel ist in der Gastfreundschaft, die an dere in der Ehrlichkeit der Deutschen begründet.
204. Wo man jsset, da soll man zugehen, wo man rahtschlagt, da soll man von gehn, biss man beruffen werde. – Henisch, 950; Petri, II, 812.
205. Wo man jsset, soll man zulauffen, wo man arbeit, soll man sich daruon machen. – Henisch, 950.
206. Wo man schlecht isst, da will man gut trinken.
Frz.: A petit manger, bien boire. (Lendroy, 153.)
207. Wo mehrere essen, isst einer mit. – Blum, 630.
Etwas bleibt immer übrig; und wäre dies auch nicht, so wird ja gern jeder einen Bissen weniger geniessen, um einen Hungrigen zu speisen.
208. Wo sechs essen, da jsset auch (noch) einer. – Lehmann, II, 884, 335; Gruter, III, 117; Agricola I, 694; Henisch, 950; Simrock, 2197; Eiselein, 155; Kirchhofer, 251.
209. Wo zween essen, die halten den dritten frey. – Henisch, 950; Petri, II, 818.
210. Zu viel essen schadet nicht, ist der Doctor beim Gericht. (S. ⇒ Fressen.)
211. Zu vil essen thut dem Leib vbel (vngemach). – Henisch, 949; Petri, II, 828.
Lat.: E magna coena stomacho fit maxima poena. (Binder II, 903; Lehmann, 191, 18.)
212. Zugleich essen vnd reden ist gfährlich. – Henisch, 950; Petri, II, 823.
*213. Da isst man nichts als Schnitz. – Schweiz.
*214. Dî üst mät der foafhärniger Gafel. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 209.
Mit der fünfhömigen Gabel, d.i. mit den Fingern.
*215. E ässt, wä är siwen. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 199.
Isst soviel wie ihrer Sieben.
*216. E ässt wä en Drêscher. (Siebenbürg.-sächsisch.) – Frommann, V, 177, 198.
*217. Eeten wat man mag, un lieden wat dervör hört. (Holst.)
Wahlspruch der Gernesser, die sich nicht an die Folgen des Zuviels kehren.
*218. Eetn asn Smid.
*219. Er ässe es gern, wenn er's nicht bezahlen dürfte.
*220. Er gibt gern zu essen, aber nur seinen Schweinen. – Simrock, 9390.
*221. Er hat essen sehen.
Frz.: Cet homme a dîné par coeur. (Lendroy, 455.)
*222. Er isst allein, wie der Henker.
*223. Er isst alles durcheinander wie der Hallauer. (Schweiz.) – Kirchhofer, 92.
*224. Er isst, dass das Fell die Knochen nicht verliert. (Lit.)
Für Essen haben die Franzosen die Redensarten: Jouer des orgues de Turquie. Jouer des dents. (Leroux, I, 200.)
*225. Er isst gegen Mag und Schnack.
*226. Er isst keine Schuhnägel.
*227. Er isst keinen Bissen, und will auch nicht, dass die andern davon essen.
[897] *228. Er isst mit den Kaninchen durch das Gitter.
Lebt in Dürftigkeit, ist sehr mager.
*229. Er isst mit Sanct-Johann in der Wüste.
*230. Er isst selbst. (Trier.)
Von Personen grosser Wohlbeleibtheit.
*231. Er isst und seufzt. – Burckhardt, 750.
Von denen, welche bei der besten Gesundheit und in den glücklichsten Umständen über Kränklichkeit klagen und mit ihrem Lose unzufrieden sind.
*232. Er isst und spöttelt über das, was er isst. – Burckhardt, 780.
Macht den Wirth lächerlich, anstatt ihm zu danken.
*233. Er isst was da ist, und nimmt andern den Platz. – Burckhardt, 760.
Von einem gemeinen Menschen, welcher Ansprüche geltend macht, die nur einem hohen Range gebühren. Das Sprichwort meint einen gefrässigen und sich breit machenden Menschen.
*234. Er isst, was er findet.
Er ist nicht wählerisch, macht keine Umstände.
Frz.: A la fortune du pot. (Lendroy, 775.)
*235. Er isst wie ein (Scheun-)Drescher.
Wir haben für die verschiedenen Berufsarten ausser obigem noch andere Redensarten, z.B.: Trinken wie ein Bürstenbinder, laufen wie ein Schneider u.s.w., und es würden gewerbliche Uebergriffe und dadurch Veranlassungen zu den scharfsinnigsten und geistreichsten Grenzprocessen auf dem Zunftgebiet entstehen, wenn ein Schuster wollte trinken wie ein Bürstenbinder, ein Bürstenbinder laufen wie ein Schneider, ein Schneider lauschen wie ein Häftlimacher, ein Kärrner schwitzen wie ein Magister und ein Präceptor fluchen wie ein Kärrner, oder ein Drescher lügen wie ein Zahnbrecher, wenn ein Kaufmann seine Kunden leimen, ein Zimmermann seinen Beleidiger versohlen, ein Bäcker einen Fleischergang machen und ein Fleischer Schliff backen wollte.
Dän.: Han æder som en tærsker. (Prov. dan., 11.)
*236. Er isst wie ein Rohrspatz. (Salzburg.)
Sehr wenig.
*237. Er isst wie ein Vögelein. – Kirchhofer, 301.
*238. Er isst wie ne Drescher und schisst wie ne Hund. (Luzern.)
Ein Däne sagt von seiner Frau: Sie isst eine gute Portion, denn sie isst soviel wie ich und du und noch drei andere.
*239. Er jsset weder Fleisch noch Fisch. – Eyering, II, 544.
*240. Er muss essen, was er selbst abgeschnitten hat.
Die Folgen seiner Handlungsweise tragen.
*241. Er sieht niemandt so gern essen, als sein eigen Maul. – Henisch, 946.
*242. Er sihet gern essen in ander leut heuser. – Franck, II, 100b; Henisch, 948; Sutor, 31; Eiselein, 154.
Vom Kargen, Geizigen, Ungastlichen.
*243. Er will nicht essen, weil ihn der Arsch reut.
Holl.: Hij darft niet eten, uit vrees, dat hij k ..... zou. (Harrebomée, I, 409.)
*244. Et't smakelk(?). – Eichwald, 455.
*245. Hä esst, es bann e gehange soll war. (Henneberg.)
*246. He ätt gêrn, wat bî den Ribben steuht. (Lippe.)
D.h. derbe Kost.
*247. He êt sîn Körneken grone.
Frz.: Manger son blé en vert (herbe).
*248. He ett as ennen Plakeheuer1. (Meurs.)
1) Rasenhauer.
*249. He ietet, dat he swettet, un arbett, dat he früset (friert). (Iserlohn.) – Firmenich, III, 188, 94.
*250. He kann êten, wo et bi kâkt is. (Holst.) – Schütze, I, 293.
Er kann essen, wobei es gekocht ist, nämlich Holz, Torf, sagt der Holsteiner zu einem, der in den Speisen wählerisch ist.
*251. Hei ietet, as wann 'e der Geld mit verdeinende. (Westf.)
*252. Ich muss og a moal assen, doss 's nich immer îber's Trinken gît. (Schles.) – Frommann, III, 415, 592.
*253. Idj üüs an Dicker. (Amrum in Nordfriesland.) – Haupt, VIII, 357.
Essen wie ein Deicher.
*254. Ik idj me a gertten an skitj me a letjen. (Insel Amrum in Nordfriesland.) – Haupt, VIII, 354, 57.
Ich esse mit den Grossen und scheisse mit den Kleinen.
*255. Mer zwa esse âch kân grîne Bohne meh mer' nanner. (Nassau.) – Kehrein, VI, 30.
[898] *256. Nôch'm Assen seid mei Gast. (Schles.) – Frommann, III, 248, 245; Gomolcke, 480.
Damit entschuldigen sich entweder die Schlesier, wenn jemand, zufällig zu ihnen kommt, während es mit der Mahlzeit zu Ende geht, oder sie fertigen jemand damit ab, mit dem sie sich in kein Gespräch', keine Verbindung einlassen, dem sie keine Bitte gewähren wollen.
*257. Schon wieder einmal gegessen und nicht genug. (Nürtingen.)
D.h. will zu seiner Zeit wieder essen.
*258. Schon wieder gegessen und nicht geschlagen. (Rottenburg.)
*259. Sie essen aus grossen Löffeln. – Frischbier, 475.
*260. Sie essen auss der faust. – Franck, II, 112a.
*261. Sie essen, dass sie schwitzen (in der Arbeit mögen sie sich nicht erhitzen). – Parömiakon, 1691.
*262. Sie essen miteinander, wie die zwei Jünger Lukas und Kleophas zu Emaus.
*263. Weder essen noch trinken.
Lat.: Nec edo, nec bibo, nec ieiuno. (Bovill, II, 118.)
*264. Wenn du das issest, kannst du mit den Hunden über alle Zäune springen. (Hirschberg.)
Scherzhaft zu jemand, dem man einen Knochen oder Fleisch mit viel Knochen vorlegt oder anbietet.
In den Gelehrten Beiträgen zu den Braunschweiger Anzeigen (1767, Nr. 93 u. 94) befindet sich eine Abhandlung über Sprichwörter, die sich aufs Essen beziehen. – Wie sich die verschiedenen Völker über Essen und Trinken in Sprichwörtern äussern, hat Ida von Düringsfeld unter der Ueberschrift: Das Sprichwort als Gastrosoph im Magazin für die Literatur des Auslandes, 1863, Nr. 47, 48 u. 51, zusammengestellt.
265. An Êten und Drinken lât ek et nit fälen, davor weil eck ak meine gehörige Raie hem. – Schambach, II, 701.
Diesen Ausspruch legt man zur Selbstverspottung solchen Leuten in den Mund, deren ganze Arbeit in Essen und Trinken besteht, und die für solche Anstrengung viel Ruhe und Schlaf bedürfen.
266. Assa an (und) Bata (Beten) schoat nischt (schadet nichts).
267. Essen statt zu trinken, heisst sein eigen Blut verzehren. – Daheim, IV, 59b.
268. Essen und Trinken gefällt Gott wohl, den Ueberfluss man sparen soll.
269. Essen und Trinken ist (darum) nichts, weil man es stets wiederholen muss. – Einfälle, 399.
270. Essen und Trinken ohn Dankbarkeit, als uns die heilig Schrift seit, und ohn Andacht gen Kirchen gangen, mit grosser Hoffart und mit Prangen, und Predigt hörn, und dran nicht kehren, als uns die frommen Priester lehren, und Almosen geben zu Ruhm und Gesicht, als oft von manchem Menschen geschicht, und Rath geben aus falscher Treu, und beichten ohn alle Scham und Reu: die Werk seyn Gott als lieb und genehm, als wenn ein Sau in die Judenschul käm.
Nach einer wolfenbüttler Handschrift in Eschenburg's Denkmälern; vgl. Schaltjahr, V, 8.
271. Esset, was ihr findet, und denkt, was ihr wollt. – Gaal, 401.
272. Jesst iesst irmeinj läf Giest! Ich güén ich det allerbiest; na dit et mer lidäm dât, wat er frisst. – Schuster, 485.
273. Jetzt hett i gesse, wenn i no prüglet wär. (Solothurn.) – Schild, 80, 263.
Ausdruck der Zufriedenheit nach vollem Mahl.
274. Man isst nicht eher, als bis es gekocht ist. (Rheinpfalz.)
275. Man muss essen, wenngleich der Galgen vor der Thür stünde. – Petri, II, 460.
276. Mit gessen, mit gesessen, mit gefangen, mit gehangen. – Herberger, I, 46.
277. Ruch1 essa gie fasst, wees nüd wasst. – Tobler, 451.
1) Eigentlich rauh, vom Brote: nicht fein, grob; doch ist schweizer ruch Brot feiner als der Pumpernickel. Uneigentlich von der Witterung.
278. Sau as äck äte, kann ek âk arbeiden. – Schambach, II, 343.
Ich esse tüchtig, aber ich arbeite ebenso.
279. Vosst diu nit ätten, wo ik van buite (beisse), mosst du doch ätten wo ik in schuite, sagte die Maus. (Sauerland.)
280. Wär wat êt, dä mot âk wat daun. – Schambach, II, 582.
281. Was einer gern isst, das soll man jm gnug geben. – Franck, I, 146b.
282. Wenn einem's Essen und Trinken schmeckt, so ist's besser als in d' Apothek.
283. Wenn man gut essen will, thut man am besten, sich zu Gaste laden zu lassen.
284. Wer isset aus einer Schüssel, darin er selbst gehoviret hat, der ist ein Narr. – Petri, II, 724.
285. Wer mit isset von der gestohlnen Gans, der muss mit hangen. – Petri, II, 736.
286. Wer isset, wenn ihn hungert, und aufhört, eh' er satt ist, darff dem Arzt kein Lohn und [1241] dem Apotheker kein Speis bezahlen. – Wirth, II, 72.
287. Wer isst und übrig lässt, kann den Tisch zweimal decken.
288. Wer isst, zerbeisst seinen Kummer. – Buch der Welt, 1850, S. 50a.
289. Wer lang isset, der lebt lang. – Petri, II, 730.
290. Wer nicht will essen, was de Kelle klikt, der muss essen, was der Hund schit. (Oderbruch.) – Engelien, 222, 152.
291. Wer rasch isst, der arbeitet auch rasch.
292. Willst du nicht essen, was Mäuschen beisst; musst du essen, was Mäuschen scheisst.
293. Wilt du wol essen, so faste; wilt du wol ruhen, so wache. – Harssdörffer, 793.
294. Wir haben nun gegessen, und sind zur Noth auch satt, wir hätten gern mehr gegessen, wir han nich mehr gehat. (Köthen.)
*295. Ass du das salver, das du wakker bleist. (Oberharz.)
Wenn einer dem andern schlechten Rath gibt, so erhält er zur Antwort: Iss du das selbst, damit du wacker (schön) bleibst.
*296. Er isst, als sollte er morgen sterben, und baut, als sollte er ewig leben. – Harssdörffer, 1752.
*297. Er isst mit dem Gesinde, wenn's Fleisch gibt. – Klix, 19.
*298. Er isst's mit Butzen und Stiel. (Rottenburg.)
*299. Er isst's mit Rump und Stump auf. (Nürtingen.)
*300. Er ma essa, was er will, so thut ems Schaffn (Arbeiten) nit guet. (Solothurn.) – Schild, 80, 264.
Er ist ein Faulenzer.
*301. Mit allen essen und mit keinem es halten. – Simrock, 143.
*302. Oess'n nedda as wie enande Fuchs a Mucken facht. (Oberösterreich.) – Baumgarten, 77.
Man sagt dies von denen, welche beim Essen, z.B. als Gäste, gar zu bescheiden thun.
*303. Se äten alle Dog Soaden un Broad. (Mecklenburg.) – Frommann, II, 225.
Gesottnes und Gebratnes, zur Bezeichnung eines üppigen Wohllebens.
*304. Sie essen aus Einem Löffel. – Herberger, II, 319.
Sie sind Herzensfreunde.
*305. Sie isst mit Lust. – Frischbier, I, 490.
Zur Bezeichnung des Zustandes schwangerer Frauen, indem sie absonderlichen Appetit verrathen.
*306. So, gesse(n) und trunke(n) wär jetzt, wär au no scho(n) das Weib geprügelt. (Ulm.)
*307. So, jetzt wärs gessa, wenns no au gschlage war. (Ulm.)
*308. So wenig essen wie eine Braut.
»Bräute essen wenig, weil sie den Männern weiss machen wollen, wie leicht eine Frau zu ernähren sei.«
*309. Wieder einmal gegessen und nicht genug. (Nürtingen.)
*310. Wieder einmal gegessen und nicht geschlagen. (Rottenburg.)
Buchempfehlung
Demea, ein orthodox Gläubiger, der Skeptiker Philo und der Deist Cleanthes diskutieren den physiko-teleologischen Gottesbeweis, also die Frage, ob aus der Existenz von Ordnung und Zweck in der Welt auf einen intelligenten Schöpfer oder Baumeister zu schließen ist.
88 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro