1. Allein der Arme thut unrecht und hat das Kalb ins Auge geschlagen.
2. An des Armen Barte lernt der Junge scheren. – Körte, 264.
3. An der Armen Truh wischt jedermann die Schuh.
Holl.: Aan den arme will ieder zijne schoenen afwisschen. (Harrebomée, I, 20.)
4. Arme haben die Kinder, Reiche die Rinder. – Simrock, 471.
Engl.: Beggars breed, and rich men feed.
It.: Le ricchezze de' poveri sono i fanciulli.
5. Arme mag man haben, Bettler nicht. – Körte, 255.
Hülfe den Hausarmen, die nicht arbeiten können und zu betteln sich schämen.
6. Arme neidet man nicht.
Frz.: Pauvres et chétifs et malheureux ne sont subjects aux envieux.
It.: La miseria è franca d'invidia.
7. Arme schlafen sicher.
Lat.: Tuta est hominum tenuitas, magnae periclo sunt opes obnoxiae. (Phaedr.)
8. Arme sind auf dem Wege des Reichen Felsen im Meere. – Bertram.
Sind ihm hinderlich.
Sie preisen sich schon glücklich, wenn sie erlangen können, was zu ihres Leibes Nahrung und Nothdurft dient.
10. Arme und Kranke müssen viel ertragen.
11. Arme wissen, wo ihre reichen Vettern wohnen.
It.: La povertà spesso guarda amistà.
12. Armen geben armet nicht. – Körte, 248.
13. Armen geben ist eine gewisse Einnahme. – Körte, 250.
14. Armen geht's nimmer wohl, als wenn das Unglück sich vollgesoffen und schlafen gegangen ist.
Frz.: Le feu prend aisément aux haillons.
It.: A cenci va fuoco.
15. Armen hat nie kein Geld gebrochen, als nur am Sonntag und die ganze Wochen. – Simrock, 522.
[132] 16. Armer Hoffart ist ein Spott, Reicher Demuth liebet Gott.
17. Auch ein Armer hat noch einen Lappen, den ihm das Unglück abschneiden kann.
18. Bei den Armen will sich jeder eine Kappe kaufen.
19. Bekommt der Arme ein Stück Brot, so reisst es ihm der Hund aus der Hand. – Sailer, 197.
It.: La gallina è del povero, e il ricco se la mangia.
20. Dem Armen beschert Gott alle Jahre ein Kind und dem Reichen ein Rind.
21. Dem Armen entfällt selten etwas.
22. Dem Armen fällt das Brot nimmer auf die Butter.
23. Dem Armen helfen in der Qual, ist das beste Kapital.
24. Dem Armen läuft die Armuth nach. – Tendlau, 788.
25. Dem Armen mangelt viel, dem Geizigen alles. – Broma, I, 3; Ramann, Unterr., IV, 4; Steiger, 99; Magazijn, 90.
Weil der letztere nicht Herr über das Seinige ist und aus thörichter Besorgniss, dass er einmal in Nothdurft kommen könne, mitten im Ueberflusse zum voraus hungert.
Lat.: Avaro tam deest quod habet quam quod non habet. – Inopiae pauca desunt, avaritiae omnia.
Ung.: A fösvény embernek semmie nincsen.
26. Dem Armen steht jedes Kleid wohl.
27. Dem Armen trag', den Bettler verjag'.
28. Dem Armen wie dem Reichen rath, so find' dein' Seel' im Himmel Statt.
29. Dem Armen wird immer das Aergste zu Theil. – Körte, 265.
30. Den Armen bittet niemand zur Hochzeit.
Worüber er sich gar nicht zu ärgern braucht; für die Hochzeitsgeschenke kann er eine schlesische »gelbe Suppe« zu Hause essen.
It.: La. povertà non ha parenti, nè amici.
Lat.: Quam raro egregios pauper sortitur honores.
31. Den Armen gegeben ist wohl gesäet. – Körte, 252.
Engl.: Giving to the poor, increases the store.
32. Den Armen ins Feld, den Reichen ins Geld.
Lat.: Dat veniam corvis, vexat censura columbas. (Juvenal.)
33. Den Armen machet reich der Wein, drum sollt' er allzeit trunken sein.
34. Der Arme baut ein kleines Haus.
35. Der Arme bedarf wenig zum Leben im Land: den Weg vor sich und den Stock in der Hand. – Bertram.
36. Der Arme behält seine Hühner, der Reiche seine Töchter nicht lange. – Siebenkees, 256; Blum, 188.
Jener muss seine Hühner aus Noth verkaufen, dieser findet für seine mitgiftreichen Töchter bald Schwiegersöhne.
37. Der Arme friert, der Geizige erfriert. – Sprichwörtergarten, 207.
Dän.: Den fattige lider mod sin villie, den gjerrige med sin villie. (Prov. dan.)
38. Der Arme gehört hinter die Thür.
39. Der Arme hat die meisten Kinder.
40. Der Arme hat ein hübsches Weib, der Narr ein gutes Pferd für den Junker in der Nachbarbarschaft. (Finn.)
41. Der Arme1 hat keine ruhige Stunde2. – Tendlau, 794.
Jüd.:
1) Dalfen;
2) Schoh.
42. Der Arme hat überall das schlechte Ende vom Seil in der Hand.
43. Der Arme heisst, dass Gott erbarme (Gotterbarme). – Eiselein, 37.
44. Der Arme isst, wann er was hat, der Reiche wann er will, ist er auch satt. – Simrock, 480.
Holl.: De rijke kan eten als hij wil, de arme, als hij 't heeft. (Harrebomée., I, 20.)
45. Der Arme ist bald mit seinem Mahl fertig.
46. Der Arme ist ein König zu Hause. – Bertram.
47. Der Arme ist gestorben, ehe der Reiche in die Tasche greift.
Engl.: Before the rich man is willing to give, the poor man dies.
48. Der Arme ist Gottes Glückstopf.
49. Der Arme ist reich, wenn er satt ist. – Bertram.
[133] 50. Der Arme ist wohl geborgen, denn er hat nur für wenig zu sorgen.
Engl.: Little wealth, little sorrow.
It.: Poca roba, poco pensiero.
51. Der Arme kann nicht, der Reiche will nicht.
52. Der Arme krebst, wenn der Reiche fischt.
53. Der Arme lebt so, wie nasses Holz brennt. (Finn.)
D.i. ziemlich schlecht.
54. Der Arme lebt von einem Tage zum andern. (Dän.)
55. Der Arme leidet, weil er muss, der Geizige weil er will. (Dän.)
56. Der Arme liegt immer hart, auf welche Seite er sich legt. – Tendlau, 789.
57. Der Arme muss den Reichen erhalten.
58. Der Arme muss sein Wort halten und der Reiche hält's, wenn er Gewinn (Nutzen) davon hat.
59. Der Arme muss überall in den Sack. – Brandt; Eiselein, 38.
Lat.: Pauper ubique jacet.
60. Der Arme schenkt ein und der Reiche trinkt den Wein.
61. Der Arme slaft in Sicherheit. – Boner.
62. Der Arme, so es bedarf, nimmt, was man vom Tische warf.
64. Der Armen Braten und der Reichen Krankheit riechen weit.
65. Der Armen Ehre ist mehr werth als der Reichen Gold. – Bertram.
66. Der Armen Hand ist Gottes Beutel.
67. Der Armen Herberg' ist bei Helfdirgott. – Lehmann.
Frz.: Pour pauvre personne guères on ne sonne.
68. Der Armen Hühner bluten in des Reichen Küche.
69. Der Armen ist das Himmelreich.
70. Der Armen Kleid ist überall durchlöchert, wo er will steckt er die Hände durch (um anzunehmen).
71. Der Armen Kühe muss man melken, nicht schinden.
72. Des Armen Klête1 ist voll bis zur Schwelle. (Livl.)
1) Klête = Magazin, Speicher, Vorrathshaus; Kornklête = Kornspeicher, Mehlklête = Mehlmagazin u.s.w.
73. Des Armen Mahl ist kurz und schal.
74. Des Armen Speck ist bald geschmolzen.
75. Des Armen Zorn ist sein eigenes Unheil.
76. Die Armen fangen die Füchse, und vor der Reichen Pelzen macht man die Knixe.
77. Die Armen haben die Ostern näher als die Reichen. – Fischart. Prakt.
Das macht, die Fasten kommt eher zu ihnen.
78. Die Armen helfen alle, dass kein Reicher falle. – Lehmann.
It.: Sono parente del asino, che porta il vino e beve l'acqua.
79. Die Armen helfen die Füchse fangen, damit die Reichen in Pelzen prangen. – Venedey, 128.
80. Die Armen kennen Freund und Feind. – Geiler.
Lat.: Vos inopes nostis, quis amicus, quisve sit hostis.
81. Die Armen kochen mit Wasser, die Reichen mit Wein.
82. Die Armen müssen die Reichen ernähren.
It.: Bisogna che 'l povero mantenga il ricco. – La gallina è del povero, e il ricco se la mangia.
83. Die Armen müssen frieren, um den Reichen das Feuer zu schüren.
84. Die Armen müssen geben, dass die Reichen können leben.
85. Die Armen müssen tanzen, wie die Reichen pfeifen. – Geiler.
86. Die Armen sitzen im Paradiese auf der ersten Bank.
87. Ein Armer der ist wohlgeboren, der rechte Fuore in Tugenden hat. – Wernher.
88. Ein Armer, der nur Leckerbissen essen will, muss lange hungern können.
[134] 89. Ein Armer, der selbst, werkelt, übertrifft den Hoffärtigen, dem Brot mangelt.
90. Ein Armer, der sich schämt, bekommt nichts. – Simrock, 492.
91. Ein Armer, der viel Hoffart treibt, ein Knecht, der nicht im Dienste bleibt, ein Bettler, der gross Ehr' begehrt, ein Prasser, der sein Gut verzehrt, die müssen Spott zum Schaden han, wenn sie gleich Gutes fangen an.
92. Ein Armer hat mehr Störche im Haus als Frösche.
D.h. mehr Verzehrer als Verdiener.
93. Ein Armer hat wol alle Jahre Geld, aber nicht alle Tage.
94. Ein Armer kann schwelgen, wo ein Reicher vom Darben spricht.
95. Ein Armer mit dem Hoffartsspan wird verlacht von jedermann.
It.: Non vi è mostro più orrido al mondo, chè un povero superbo.
96. Ein Armer mit Tugend ist besser als ein Reicher mit einem Narrenkopf.
97. Ein Armer muss sich nach seiner Decke strecken.
Holl.: De rijken te willen nadoen, staat den armen even zoo gek, als den kikvorsch, die zich opblies, om zoo groot te zijn als een os. (Harrebomée, I, IV.)
98. Ein Armer singt frei durch den Wald. – Brandt.
Lat.: Abs re qui vadit, res sibi nulla cadit. – Habet et sua gaudia pauper.
99. Ein Armer wirft eine Erbse durch ein Nadelöhr.
100. Ein Armer will wol auch hoch fliegen, aber die Schwungfedern fehlen.
It.: Molti disegni guasta la povertà.
101. Ein Armes ist besser als zwei Arme.
102. Einen Armen, der reich, und einen Bauer, der edel worden, soll man wie die Pest fliehen.
It.: Dio ti guardi da un ricco impoverito, e da un povero, quand' è arricchito.
Lat.: Paupere ditato nil acrius esse putato.
103. Einen Armen schmähn ist leicht geschehn.
Lat.: Facile est miserum irridere. (Plaut.)
104. Eines Armen Ochse und eines Reichen Tochter bleibt nicht lange im Hause. (Dän.)
105. En Armen ward en Staal baden, en Deef ward en Galgen baden. (Holst.)
Schütze erklärt es so: Auf den Armen wartet Verzweiflung (der Stahl), auf den Dieb aber der Galgen.
106. Es hat's Kaaner besser als der Arme (Dalfen). (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 796.
107. Es ist besser die Armen sitzen vor deiner Thür als du vor ihrer. – Lehmann.
108. Es ist besser einem Armen Geld schenken als leihen.
109. Hat der Arme nur ein paar Stüber, so bekommt er schon das (Reichthums-) Fieber.
Mit den Verdiensten geht es gerade wie mit dem Gelde. Arme Teufel halten sich schon durch ein paar Groschen für unendlich reich.
110. In des Armen Tasche verdirbt viel Weisheit. – Schonheim, S, 2.
»In der Armuth leerem Beutel mehr versiegte Weisheit steckt, als der Reichthum dicke Thorheit in dem vollen Kasten heckt.«
It.: Le ragioni del povero non pescano.
Lat.: Saepe sub palliolo sordido summa sapientia est.
111. In eines Armen Küche riecht's nicht nach Braten.
Höchstens nach dem Essigbraten des Elends.
112. Je mehr man dem Armen abschneidet, desto grösser wird das Brot.
113. Keines Armen Rath verachten thu', er schlägt dir oft am besten zu. – Aus einer Handschrift der Marienbibliothek zu Rendsburg, 1700.
114. Lass dem Armen auch sein Brot. – Simrock, 479.
115. Lat den Ârmen äuk liäwen, hadde de Schulte (Schulze) saght. (Hemer in der Grafschaft Mark.) – Frommann, III, 254.
116. Man hilft dem Armen nicht mit Augen, die weinen, sondern mit Händen, die geben (thun). (Span.)
117. Man muss dem Armen auch sein Brot lassen.
118. Verschämter Armer bekommt nichts.
Lat.: Pudor egenti inutilis.
[135] 119. Von Armen ist nicht grosses Rühmen.
Lat.: In miseri vitia nulla contumelia est. (Publ. Syr.)
120. Von des Armen Bier und des reichen Krankheit hört man weit.
121. Wäre der Arme eine Mokkabohne, der Reiche tränke ihn als Kaffee. – Altmann II.
122. Was man dem Armen entzieht, holen die Schergen (Gerichtsdiener).
123. Was man dem Armen gibt, wächst in der Furche wieder. (Wend. Lausitz.)
124. Was man den Armen gibt, fehlt nicht im Beutel.
125. Was man den Armen gibt hinaus, bringt Gottes Segen wieder ins Haus.
Lat.: Munera ne numera, miseris quaecunque dedisti, in coelis numerat, munerat illa Deus. – Pauperibug fessis tua dextera seminet escas, ut segetes tractu fertiliore metas.
126. Was man den Armen Gutes thut, ist wohl angelegt.
127. Was man den Armen Gutes thut, kommt Christo selbst zugut.
Holl.: Wat gij den arme geeft, leent gij den Heer. (Harrebomée, I, 20.)
Lat.: Pervenit, ad Christum, quicquid largiris egens. (Fortun., I, 5, Prov., 17.)
128. Wenn de Ahrmen dat Leawen beadeln un de Riyken käupen könnden, dann wören de Middelslägtigen1 üewel deranne. (Westf.)
1) Die dem Mittelschlage Angehörigen.
Holl.: Konden de rijken het afkoopen, en de armen het ontloopen, er stierf geen mensch. (Harrebomée, I, v.)
129. Wenn de Arme hett watt, so hett he keen Fatt.
130. Wenn der Arme auf ein Pferd kommt, hält er straffer als ein Herr.
131. Wenn der Arme dem Reichen gibt, so lacht der Teufel.
132. Wenn der Arme einen Diamant trägt, so sagen die Leute, es sei ein Kiesel; trägt aber der Reiche einen weissen Stein, so nennen sie ihn einen Diamanten. (Neger in Surinam.) – Wullschlägel.
Die Welt urtheilt nach dem Ansehen der Person.
133. Wenn der Arme ein Sprichwort macht, verbreitet es sich nicht.
Sprichwort der Odschineger in Westafrika.
134. Wenn der Arme ein Stück Brot bekommt, so reisst es ihm der Hund aus der Hand.
135. Wenn der Arme kommt, ist der Reiche blind.
136. Wenn der Arme reich wird, so geht das Dorf zu Grunde.
Sprichwort der Odschineger in Westafrika.
137. Wenn der Arme Schulze (Dorfrichter) wird, ist's Zeit, dass der Reiche auswandert (die Gemeinde verlässt). – Altmann III.
138. Wenn der Arme spricht, so ist's eine schlechte Geschicht'.
139. Wenn der Arme stirbt, sie werden wenig läuten, stirbt der Reiche, so erzählen's die Glocken allen Leuten.
140. Wenn der Arme weint, dann lacht der Bäcker.
141. Wenn der Arme zu Teppichen (Kis) gelangt, so weiss er sich nicht darauf zu strecken. – Altmann III.
142. Wenn die Armen theuer verkaufen wollen, schenken sie es den Reichen. (S. 144.)
143. Wenn ein Armer dem andern was schenkt, so freuen sich die Engel im Himmel.
Der Italiener dagegen; Quando il povero dona al ricco, il diavolo se ne ride.
144. Wenn ein Armer dem Reichen was gibt, so will er mehr wiederhaben. (S. 142.)
Lat.: Pauper diviti dans petit.
145. Wenn ein Armer vom Boden aufspringt, so hat er nichts mehr auf der Welt.
146. Wenn man schon einem Armen unrecht thut, so lacht jedermann.
147. Wer Arme nicht mag hören, ist ein Klotz zum Regieren. – Alphonsus.
148. Wer Armen gibt, gibt Gotte. (Türk.) – Spr. Sal., 14, 31.
[136] 149. Wer Armen gibt, wird nimmer arm. – Simrock, 485.
150. Wer bei den Armen will zu Tische gehn, muss sich selber mit Brot und Wein versehn.
151. Wer bittet den Armen zur Hochzeit?
152. Wer dem Armen das Brot nimmt, dem wird es zu Kieselsteinen.
153. Wer dem Armen die Decke nimmt, wird bald im Doppelpelz frieren.
154. Wer dem Armen gibt, dem wird sein Korn zu Weizen.
155. Wer dem Armen gibt, dem wird's nicht mangeln. – Spr. Sal.. 28, 27; Schulze, 102.
156. Wer dem Armen gibt, der leihet Gott auf Wucher.
Lat.: Foeneratur domino, qui miseretur pauperis.
157. Wer dem Armen leiht, dem zahlt Gott die Zinsen. – Simrock, 481.
Engl.: Never be weary of well-doing.
158. Wer dem Armen schenkt, leiht dem Reichen (d.h. Gott). – Schweiz.
It.: Chi donna al povero, presta al ricco.
159. Wer dem Armen sein Ohr verstopft, den hört Sanct-Peter nicht, wenn er klopft. – Simrock, 486; Schulze, 82.
160. Wer den Armen gait, der petlet nicht. – Mone's Anz., VIII.
161. Wer den Armen gibt, wird einen Schatz im Himmel haben. – Matth., 19, 21; Schulze, 224.
Engl.: Giving to the poor increases the store.
162. Wer den Armen verachtet, der verachtet Gott.
163. Wer die Armen liebt, schafft böse Hunde aus seinem Hause fort.
164. Wer einem Armen hilft, gedenkt an sich selbst. Körte, 253.
Lat.: Homo, qui in hominem calamitosum est misericors, meminit sui.
165. Wer einen Armen speist, dessen Schüsseln werden nicht leer.
166. Wer für die Armen sorgt, der ist Gottes Helfer. – Bertram.
167. Wer gern den Armen gibt, da wuchert Gottes Segen.
168. Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn. – Spr. Sal., 19, 17 und 28, 27; Härlin, 34.
Lat.: Qui dat pauperis non indigebit.
169. Wer sich des Armen erbarmet, dess erbarmet sich Gott wieder. – Matth., 5, 7; Schulze, 183.
170. Wer stillt der Armen Begehren, dem wird's Gott wieder bescheren.
171. Wie Arme was verdienen, das lehrt die Armuth ihnen.
172. Wie sich der Arme legt, liegt er nit gut. – Tendlau, 789.
173. Willige Armen wollen nicht darben.
174. Wo de Arme sât, was et kâld un nat. (Westf.)
175. Zehn Arme können wohnen in Einem Hause zugleich, aber nicht zwei Könige in Einem Reich.
*176. He hett ok eens 'n poar Aarmen 'n Drier (Dreier) gäben wullt. (Strelitz.) – Firmenich, III, 72.
zu3.
Böhm.: O chudého se každý otře. (Čelakovský, 174.) – Ubozí nebozí. Na kohož všecko zlé, než na chudčho? (Čelakovský, 173.)
Kroat.: Kam íe vse zlo, neg na bogca? (Čelakovský, 173.)
Böhm.: Chudemu se nedostava všeličcho, la komci všcho.
Dän.: Den Fattige fattes meget, men den gierige alt. (Bohn I, 353.)
Lat.: Desunt egeno multa, avaro omnia. ( Sailer, Sprüche, 94.)
zu29.
Böhm.: Na chudého všady teče. (Čelakovský, 174.)
Poln.: Na ubogiego wszędy kapie. (Čelakovský, 174.)
zu37.
Lat.: Pauper ubique jacet. (Ovid.) (Binder II, 2502; Kruse, 817; Froberg, 523; Philippi, II, 87; Fischer, 171, 28.)
zu38.
Böhm.: Chudý všude musí za dvéře aneb pod lavici se vtis knouti. (Čelakovský, 174.)
Poln.: Kto niema codal, musi u drzwi staí. (Čelakovský, 174.)
zu44.
Dän.: Den fattige aeder naar han haver, den rige naar han vil. (Prov. dan., 11.)
zu55.
Dän.: Den fattige lider mod sin villie, den gierige mod sin villie. (Prov. dan., 384.)
zu57.
Ung.: A' szegény ember marbúja hizla lyn a' gazdagot. (Gaal, 102.)
zu63.
Dän.: Fattig mand boer trygest. (Prov. dan., 160.)
zu67.
Böhm.: Za chudinou pán bůh. – Za chudým (sirotkem) s pokladničkou pán bůh. (Čelakovský, 168.)
Poln.: Za chudziną pan bôg. (Čelakovský, 168.)
zu78.
Dän.: De arme flittig hielper alle, at den rige ey skal falde. (Prov. dan., 35.)
zu110.
»Ein armer vermag offt viel kunst, die doch veracht wird vmb seiner armuth willen.« (Petri, II, 167.) – »In der Armuth leerem Beutel mehr versiegte Weisheit steckt, als des Reichthums dicke Thorheit in dem vollen Kasten heckt.« (W. Müller, 45.)
zu118.
Holl.: Den behoeftige is de schaamte onnut. (Hamb., I, 44.)
zu125.
Kroat.: Kaj se siromáku da, ni nigdar zgubljeno. (Čelakovský, 10.)
Wend.: Štož khudomu daš, na tžicy ći narośče. (Čelakovský, 10.)
zu130.
Dän.: Stakkarl er staadder vaerst, naar han mogt fanger. (Bohn I, 399.)
zu131.
It.: Quando il povero dona al ricco, il diavolo se ne ride. (Pazzaglia, 300, 17.)
zu134.
Böhm.: Chudobnému i z hruce vyvře (vykypí). (Čelakovský, 174.)
zu142.
Port.: Se te dà o pobre, he para que mais te tome. (Bohn I, 294.)
zu143.
Dän.: Naar den fattige giver den rige, vil han enten have noget, eller han en aviis. (Prov. dan., 16.)
zu155.
Engl.: Giving much to the poor doth increase a man's store. (Bohn II, 97.)
Dän.: Hvo som giver den arme han agrer Gud vel signelse. (Prov. dan., 34.)
zu161.
Die Russen: Wer einem Armen den Zipfel seines Hemdes gibt, dessen Kaftan verlängert Gott über Nacht. (Altmann, VI, 417.)
Holl.: Wat gij den armen geeft, leent gij den Heer. (Bohn I, 343.)
zu168.
Böhm.: Na úrok pánu bohu dává, kdo se nad chudým smilo vává. (Čelakovský, 44.)
zu174.
Curtze, 322, 106; Woeste, 65, 3. Wo der Arme sass, da ist es entweder kalt oder nass, d.h. immer schlecht.
176. Ain armer redet mit flehen, aber ein reicher antwort stoltz. – Agricola II, 39.
177. An Armen weiss man nichts zu gewinnen. Henisch, 1601, 57.
178. Arme müssen den Hunger durch Schlaf vertreiben.
Lat.: Vulpi surienti somnus obrepit. (Diogenes.) (Philippi, II, 262.)
179. Arme und Reisende sind überall (oder nirgends) zu Hause.
Dän.: En fattig og reysende har allesteds hiemme. (Prov. dan., 291.)
180. Auch der Arme hat seine Freuden.
Lat.: Habet et sua gaudia pauper. (Philippi, I, 173.)
181. Bei den Armen gilt das Salz für Zucker. – Altmann VI, 408.
182. Bekompt ein armer gwalt vnd gut, so tregt er eins Tyrannen mut. – Loci comm., 156.
Lat.: Fiunt Nerones miseri facti locupletes. (Loci comm., 156.)
183. Crispin macht den Armen um Gotteslohn Schu, er stahl aus Erbarmen das Leder dazu.
184. Da der Arm sass, da war es entweder trucken oder nass. – Dietrich, I, 213.
185. De Aarme ittet, wann hei wot hät, de Rîke, wenn hei will. – Curtze, 323, 107.
186. De Arem de droen hirt Kreiz um Bockel, de Reich de fêren et an der Kutsch. – Dicks, I, 6.
187. De Arme mot deinen, un de rîke köft sek einen. – Schambach, II, 32.
Während der Arme, wenn ihn das Los trifft, selbst Soldat werden muss, kauft sich der Reiche einen Stellvertreter. Nämlich nach dem ehemaligen Wehrsystem Hannovers.
[808] 188. Dem Armen als dem Reichen rath, so find dein Seel im Himmel stat. – Lehmann, II, 77, 38.
189. Dem Armen fehlt Brot, dem Reichen Appetit.
Dän.: Fattig mand söger ommaden; den rige om lyst til at aede den. (Bohn I, 368.)
190. Dem Armen gegeben, ist wohl gesät. – Simrock, 483.
191. Dem Armen hilf, den Bettler verjag. – Simrock, 490.
192. Dem Armen kommt der Wind immer iu die Augen. – Frischbier, I, 4239.
Poln.: Biednemu zawsze wiatr w vizy.
193. Dem Armen schmeckt sein Kartoffelbrei besser, als dem Reichen sein Braten.
Die Russen sagen ähnlich: Dem Armen seine Šči (Kohlsuppe) besser als dem Reichen dessen Ucha (Fischsuppe). (Altmann V, 125.)
194. Dem Armen schliesst man die Thüre vor der Nase zu.
Lat.: Dum pauper clamat, janua limen amat. (Binder II, 873.)
195. Dem Armen schmeckt sein Speiss viel bass, denn dem, der teglich Wildpret ass. – Petri, II, 73.
196. Dem Armen schmeichelt niemand. – Altmann VI, 427.
197. Dem Armen soll man geben, dass er mit vns esse vnd nicht wir mit jhm. – Lehmann, 236, 77.
198. Dem Armen Thaler, den Bettlern Pfennige.
Die Russen: Dem Armen gib's rubelweise, dem Bettler in Kopeken. (Altmann VI, 453.)
199. Dem Armen wie dem Reichen, dem Reichen wie dem Armen. – Graf, 381, 509.
Soll derselbe Rechtsschutz zu theil werden.
200. Dem Armen will jeder eine kappe kauffen vnd vber jhm herlauffen. – Mathesy, 250b.
201. Dem armen wird das ärgst zu teil allenthalben vnd alle weil. – Loci comm., 158.
Lat.: Pauper pecorem restis tenet undique partem. (Loci comm., 158.)
202. Dem Armen wird weder geklatscht, noch gepfiffen. – Altmann VI, 493.
203. Den Armen blässt der Wind ins Gesicht. (Deisslingen.) – Birlinger, 19.
204. Den Armen gilt der Groschen für einen Thaler.
Böhm.: Chudému i dva česká hromádka hezká. – Chudému skýva za bochník. – Nuznému i kousek za celý krájc. (Čelakovský, 176.)
205. Den armen ist's leben lang, den reichen kurtz. – Franck, I, 72b.
206. Den armen jn den galgen, den riken vnder dat hoge altar. – Mohnike, Stralsunder Chronika, I, 51.
207. Den Armen kennt niemand, der Reiche hat überall Vettern.
Span.: Quien pobreza tiene, de sus deudos es desden; y el rico, sin serlo, de todos es deudo. (Cahier, 3656.)
208. Der arm leidt vnd wird verdruckt durch Wucher, geitz vnd böse tück. – Henisch, 1448, 5; Petri, II, 81.
209. Der Arme bedarf Gottes so gut, als wer hat. – Graf, 543, 58.
Dän.: Sva tharf fataeke mader Guds, sem hiem er meira a. (Gulath, 440.)
210. Der Arme bedarf viel Hülfe.
Bei Tunnicius (26): De arme behovet vele hulpe. (Indiget auxilio pauper regumque favore.)
211. Der Arme bittet an vielen Thüren, aber er bekommt nicht vor jeder eine Gabe.
Lat.: Indigus implorat sed eum qui malit honorat. (Reuterdahl, 432.)
Schwed.: Han bedhis ther thorff thaen wether som wil. (Reuterdahl, 432.)
212. Der arme bleibt doch stäts dahinden, thut er kein gelt im beutel finden.
Lat.: Pauper ubique iacet, dum sua bursa tacet. (Loci comm., 158.)
213. Der Arme bleibt nicht vngespottet. – Petri, II, 81.
214. Der Arme fastet gern zu Gottes Ehren, so oft er nichts hat zu verzehren. – Schuller, 22.
215. Der Arme findet überall eher einen Frosch im Netz als einen Krebs.
Böhm.: Cbudému vždycky spíše v saku žábanež rak. (Čelakovský, 173.)
[809] 216. Den Armen friert überall.
Böhm.: Chudému vždycky zima. (Čelakovský, 173.)
Wend.: Khudomu wječuje zyma. (Čelakovský, 173.)
217. Der Arme freut sich dreimal über sein Kleid: wenn's neu, wenn's alt und dann, wenn's neu geflickt. – Sanders, 110.
218. Der Arme geht ohn Gelt, wie ein Schaf. – Lehmann, 44, 37.
219. Der Arme gibt ein Hühnerei, um ein Gansei wieder zu erhalten.
Lat.: Quem galline fert pauper vt auferat ance. (Reuterdahl, 681.)
Schwed.: Fatigh kona före höna aeg at hon maffa gaas aegh. (Reuterdahl, 681.)
220. Der Arme hat alle Tag' drei Gerichte: Kerscht, Kroom und drög' Brod. – Ueber Land und Meer, 1876, I, 193.
221. Der Arme hat immer Gegenwind. – Frischbier, I, 114.
222. Der Arme hat kein Brot, der Reiche sorgt sich todt.
Dän.: Saa stor fortrydelse ved fattigdom, saa stor bekymring ved rigdom. (Prov. dan., 159.)
223. Der Arm hat keinen Nutzen, wenn er dem Reichen (Mächtigen) will trutzen.
Span.: Al pobre no es pro vechoso, acompañarse con el pederoso. (Cahier, 3654.)
224. Der Arme hat nur Eine Krankheit, der Reiche täglich eine andere.
Böhm.: Chudý nemoeí hledá, a k bohatému samy se hmou. (Čelakovský, 300.)
225. Der Arme hat sein Gut immer bei sich.
Lat.: Pauper habet (abit) quorsum sequitur sua mantica dorsum. (Reuterdahl, 706.)
Schwed.: Fatigh man hawer ae bo a bachi. (Reuterdahl, 707.)
226. Der Arme hat sein Haus auf dem Rücken.
Dän.: Fattig mand haven boe paa bog baer medwig huus og gaand. (Prov. dan., 160.)
227. Der Arme hat seinen Platz hinter der Thür. – Winckler, VIII, 24.
228. Der Arme ist glücklich, dem die Gabe kommt.
Der die Unterstützung nicht suchen darf.
Böhm.: Blahoslavený chudý, kterého almužna hleden. (Čelakovský, 170.)
229. Der Arme ist Gottes Glückstopf; wer Erde einlegt, zieht den Himmel heraus. – Harssdörffer, 1528.
230. Der Arme ist längst des Todes verblichen, eh' des Reichen Hülfe kommt geschlichen. – Schuller, 47.
231. Der Arme ist überall im Wege.
Böhm.: O chudobo, i vsi obtížna jsi; čím pak vice chalupč v které jsi. (Čelakovský, 174.)
232. Der Arme kommt, er weiss nicht wie, durchs Leben ohne Parapluie.
233. Der Arme lebt aus der Hand in den Mund.
Dän.: Fattig mand haver ikk un af kaand til mund. (Prov. dan., 160.)
234. Der Arm muss allenthalben das liecht halten, das Gelag bezalen, vnnd noch darzu sein Haar lassen vnd jedermans fusstuch seyn. – Dietrich, I, 213.
235. Der Arme muss halten, was man ihm gestellt, der Reiche hält, was ihm gefällt.
Dän.: De fattige skulle holde fordrag, de rige saa vidt det gaaer. (Prov. dan., 164.)
236. Der Arme muss mit dem Reichen nicht schmausen, der Weise mit dem Narren nicht scherzen und hausen.
Böhm.: Chudý s bohatým nehoduj, moudrý s bláznivým nežertuj. (Čelakovský, 169.)
237. Der Arme muss überall den Hund heben. – Birlinger, 24.
238. Der Arme muss überall der Katze die Schelle anhenken. – Birlinger, 23.
239. Der Arme und der Bucklige tragen mit sich herum, was sie besitzen.
Böhm.: Nebohatý jako hrbatý; co má, to nosí. (Čelakovský, 170.)
[810] 240. Der arme vnd reich haben beide daruon gleich. – Henisch, 256, 68.
241. Der Arme wird verschmäht.
Bei Tunnicius (91): De arme wert vorsmadet. (Pauper ubique iacet, nulli vestitur egenus.)
242. Der Armen brot schmeckt wol, gedeihet aber übel. – Monatsblätter, V, 160, 32.
243. Der Armen gibt, wirt nimmer arm. – Franck, I, 117b.
244. Der armen hoffart komt zu kauffen auf den Treiddelmarckt mit hauffen. – Monatsblätter, V, 158, 13.
245. Der Armen Kraut bedarf auch Säck. – Kirchhofer, Wendamut, II, 4.
246. Der Armen Schultern tragen alle Last.
Böhm.: Na chudobných svĕt stojí. (Čelakovský, 171.)
247. Der Armen Vater sein, ist die schönste Ahnenprobe.
Lat.: Ingenui animi et celsi est, fovere miserrimos. (Sailer, Sprüche, 13.)
248. Der armen trost sol allzeit werden, dass Gott auch armut trug auff erden. – Loci comm., 157.
Lat.: O bona pauperies, nisi te Deus ipse tulisser, tunc tua duricies multis ingrata fuisser. (Loci comm., 157.)
249. Der eim armen hilfft, der gedenckt an sich selbs. – Franck, I, 69a; Schottel, 1126b.
250. Des Armen Bier wird sehr leicht sauer. – Altmann VI, 481.
251. Des Armen Ostertag ist, wenn er ein frisches Hemd anzieht. – Neue Freie Presse, 4581; Schuller, 46.
Sagen die Rumänen.
252. Des Armen Thränen erweichen keine Steine.
Böhm.: Málo dbá se, když chudý pebĕc. (Čelakovský, 178.)
253. Des Armen Worte sind nicht nischme. (Jüd.-deutsch.)
Werden nicht gehört.
254. Dess armen wird bald vergessen. – Petri, II, 116.
255. Die armen müssen das Creutz tragen, die Reichen geben nichts. – Petri, II, 123; Schottel, 1126.
256. Die armen müssen füchss helff fangen, die reichen in ihren beltzen prangen. – Eyering, I, 645.
Dän.: Den fattige maae hielpe til al fange reven, den rige praler med belgen. (Prov. dan., 161.)
257. Die Armen sind vor Dieben sicher. – Altmann VI, 413.
258. Ein armer, der reich ist worden, vnnd ein Bauer, der Edel ward, soll man nicht zu freunden wünschen. – Lehmann, 685, 66.
259. Ein Armer, der singt, ist reich.
Ein Mensch, der trotz seiner Armuth stets in guter Laune ist, heisst in Warschau jüdisch- deutsch: A lustiger Dalles (Armuth).
260. Ein Armer, der stolz ist, ist des Teufels Arschwisch. – Monatsschrift von und für Schlesien, 1829, S. 92.
261. Ein Armer, der stolz, und ein reicher Filz sind von gleichem Holz.
It.: Brutta cosa è il povero superbo e 'l ricco avaro. (Bohn I, 75.)
262. Ein Armer gibt oft guten Rath, gleichwol wird er nicht gehört.
Bei Tunnicius (196): Ein arm gift vake guden rât, wowol is he nicht gehôrt. (Saepius est olitor vel quam pulcherrima fatus.)
263. Ein Armer isst alles. – Faselius, 195.
264. Ein armer kompt ehr zum hauss, dann ein graff zur graffschafft. – Henisch, 1725, 49; Petri, II, 166.
265. Ein armer muss sich schemen nicht, Hilff suchen, wenn jhn noth anficht.
Lat.: Juste laudatur, quid inops Cunrad uocitatur. (Loci comm., 157.)
266. Ein Armer muss sich seiner Armuth nicht schämen. – Lehmann, II, 121, 9.
267. Ein armer muss zwen feyrer nehren, zwey brot einem gewinnen zu verzehren. – Henisch, 523, 36.
[811] 268. Ein armer ohn gelt, wirdt gar verschoben. – Henisch, 1470, 44; Petri, II, 166.
269. Ein Armer ohne Geduld ist eine Lampe ohne Oel.
270. Ein Armer ohne Kopf hat einen leeren Topf.
Dän.: Ilde strider hovedlös haer. (Bohn I, 380.)
271. Ein Armer ohne Schulden ist reich wie ein Fürst.
Die Türken: Ein schuldenfreier Armer ist besser als ein Bey. (Vgl. Türkische Sprichwörter und Weisheitssprüche von Dr. Sandreczki im Ausland, 1872, S. 1202-7.)
272. Ein armer sol nicht verzagen. – Petri, II, 167.
273. Ein Armer soll keine Geldbörse finden, man kann ihn für einen Dieb halten.
Aehnlich die Russen. (Altmann VI, 454.)
274. Ein Armer und ein Reisender sind überall daheim. – Wirth, II, 532.
275. Einem armen, der nicht zuhalten kan, muss man einen Noth- oder Eheschuss zu gut hal ten. – Petri, II, 173.
»Oder wenn er etwa aus Noth vnter die Tauben schüsste.«
276. Einem armen wird allzeit das argeste. – Petri, II, 175.
Lat.: Pauper pejorem restis tenet undique partem. (Gaal, 100.)
277. Es gilt gleich, ob der Arme auf den Reichthum schilt oder der Reiche auf die Armuth schmäht. – Altmann VI, 452.
278. Es ist der arme wie der reich in eigennutz ersoffen gleich. – Petri, II, 258.
279. Es ist für den Armen ein Trost, dass andere auch Noth leiden.
Böhm.: Snáze bídnému nesam ému. (Čelakovský, 159.)
Poln.: Lžej nędznemu nie sameu. (Čelakovský, 159.)
Slov.: Lžej bol cierpiemy społny s drugiemi. (Čelakovský, 159.)
280. Findet der Arme eine Wurst, so schnappt sie ihm des Reichen Hund weg. – Altmann VI, 484.
281. Für Arme sind die Kuttelflecke theurer, als für Reiche die Pasteten. – Altmann VI, 507.
282. Gib den armen bey deinem leben, nach deinem todt hast nichts mehr zu geben.
Lat.: Da tua, dum tua sunt: post mortem tunc tua non sunt. (Loci comm., 19.)
283. Hat der Arme nicht vollen Tisch, so hat er guten Schlaf.
Böhm.: Miló chudobo, nenajíš-li se, ale se vyspíš. (Čelakovský, 172.)
284. Hat der arme was, so hat er noch kein Fass. – Petri, II, 573.
285. Käm ein armer in Schlaraffenland, so wer er doch arm. – Petri, II, 419.
286. Kein armer soll verachtet werden, denn Christus war auch arm auff erden. – Loci comm., 160.
Lat.: Si sum semper egens, non debes supernere megens, Christus pauper erat, qui nunc super omnia regnat. (Loci comm., 160.)
287. Kommt ein Armer ins Dorf, so kennen ihn selbst seine Brüder nicht; kommt ein Reicher, so nennt ihn jeder Herr Vetter. – Altmann VI, 453.
288. Kumpt dir ein armer für die thür, so denk, Christus erzeig sich dir, von dem du hast dein gut vnd haab, daruov mittheil jhm auch ein gab.
Lat.: Pauperis in specie dum Christus uenerit ad te, impertire sibi, quod dedit ipse tibi. (Loci comm., 159.)
289. Lass dir keinem Armen beyten, wenn du jhn bezahlen kannst. – Lehmann, II, 372, 42.
290. Man gibt den armen allzeit das hartest end am stuck. – Henisch, 886, 7; Petri, II, 446.
291. Man hilfft dem Armen, dass keiner bei seinem Gut bleibt. – Petri, II, 447.
292. Man schenkte dem Armen eine Gurke, aber er fand sie nicht schön; sie ist krumm, sprach er. – Merx, 79.
293. Man soll den Armen so geben, dass man selber was behält.
Dän.: Giv den arme at han aeder med dig, og du ey med han. (Prov. dan., 35.)
[812] 294. Vber den armen wil jederman herlauffen. – Petri, II, 553.
295. Von Armen hat man offt mehr rath als von reichen. – Petri, II, 579.
296. Was man den Armen gibt, armet nicht.
297. Wenn der arme ein gut öchslein hat, so greiffen zehen hende darnach; hat er ein stuck brotes, so kompt ein Hund, vnd nimpts jhm. – Henisch, 517, 45.
298. Wenn der Arme eine Kuh erhält (findet), so fehlt ihm der Strick.
Dän.: Naar fattig mand fonger kede, da fonger han wlede. (Prov. dan., 173.)
299. Wenn der Arme einen Groschen findet, so ist's ein falscher. – Altmann VI, 485.
300. Wenn der Arme einen Stör fängt, so ist es einer ohne Rogen. – Altmann VI, 479.
301. Wenn der Arme etwas hat, so gibt er gern.
Span.: Quando pobre, franco; quando rico, avaro. (Bohn I, 244.)
302. Wenn der Arme Fische bekommt, so sind's Schlammbeisser.
Böhm.: Chudému všude pískoř. (Čelakovský, 174.)
Poln.: Chudobie (ubrgiemu) wszędy piskorz. (Čelakovský, 174.)
303. Wenn der Arme klopft, soll man ihm aufthun.
Böhm.: Ide nouze (chudy) otvirej vrata. (Čelakovský, 10.)
304. Wenn der Arme schenkt, so bettelt er. (Karlsbad.)
305. Wenn der Arme stösst an was mit seinem Fuss, so ist's 'ne taube Nuss.
Das Glück begünstigt ihn so wenig, dass, wenn er etwas findet, es des Aufhebens nicht werth ist. Derselben Ansicht sind auch die Neugriechen. (Sanders, 106.)
306. Wenn der Arme zum Geizhals kommt, dann merkt er, dass es noch einen Aermern gibt als ihn. – Altmann VI, 452.
307. Wenn ein armer dem reichen schenckt, so lacht Gott im Himmel.
»Denn das ist nicht anders als Wasser in den Brunnen getragen, oder will mit einer Bratwurst eine seite speck abstossen.« (Zinkgref, IV, 82.)
308. Wenn ein Armer einen Diamant am Finger trägt, so hält man ihn für falsch; wenn ein Reicher einen unechten Saphir in einem Ringe trägt, so hält ihn jeder für echt. – Harssdörffer, 1714.
309. Wenn ein armer fellt, so stossen jhm auch seine freunde zu boden. – Henisch, 1063, 59; Petri, II, 632.
310. Wenn ein armer wirt erhöht, die gantze Welt vertrückt er, so er's vermöcht. – Theatrum Diabol., 401b.
311. Wenn man schon gibt den Armen, so gibt man ihnen, dass sie arm bleiben. – Richter, Axiomata, II, 491, 256.
312. Wer den Armen geben kann, ist fürwahr ein reicher Mann.
Dän.: Den or riig nok, som kand give den arme. (Prov. dan., 35.)
313. Wer den Armen gibt, beschenkt sich selber. – Altmann VI, 417.
314. Wer den armen nicht gern gibt, weil er lebt, der gibt auch das vngern, was er jhm nach seinem todt verschafft. – Lehmann, 237, 86.
315. Wer den Armen nichts gibt, der wird arm. – Lehmann, 909, 21.
316. Wer den Armen vnrecht thut, das seins guts vil werde, der wirt auch ein Reichen lassen mangeln. – Agricola, II, 243.
317. Wer gibt den armen geren, dem thut Gott wieder bescheren. – Henisch, 304, 6.
318. Wie man den armen gibt, ist gesäet. – Lehmann, II, 142, 159.
319. Wiér dem Uorme git, net uorem wit. – Schuster, 671.
320. Wo man sich der armen schempt, da suchet man ehr. – Franck, I, 127b.
[813] 321. Zeige mir einen Armen, ich will dir einen Schmeichler zeigen.
Port.: Dai-mo pobre, dar-vo-lo-hei lisonjeiro. (Bohn I, 273.)
322. Zu den Armen gehe nicht zu Gast, so du kein Kost bei dir hast. – Lehmann, 232, 30.
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