1. Alte Bäum' lassen sich nicht (oder: eher brechen als) biegen. – Lehmann, 8, 27.
2. Alte Bäum' leiden's nicht, dass sie die jungen wollen überschatten. – Lehmann, 57, 13.
3. Alte Bäume ersticken mit jhrem überschatten die jungen auffschösslinge. – Lehmann, 57, 13.
4. Alte Bäume seynd böss zu biegen. – Lehmann, II, 26, 21; Simrock, 852; Satter, 193.
Lat.: Erigere durum est, qui cadit juvenis, senem.
5. Alte Bäume sind schwer zu verpflanzen (lassen sich nicht umsetzen). – Körte, 462; Steiger, 111.
Personen in vorgerückten Jahren leben sich in neue Verhältnisse schwer ein. Auch von denen, die spät und am Ende des Lebens vergessen wollen, woran sie in der Jugend gewöhnt sind. Die Alten meinten, kein Baum dürfe umgesetzt werden, der unter zwei und über drei Jahre alt sei.
Holl.: Men moet geene oude boomen verzetten. (Harrebomée, I, 78.)
Lat.: Annosa arbor non transplantatur. – Dagegen Seneca: Etiam vetus arbustum transferri potest. (Wiegand, 706.)
6. An den hohen Bäumen merkt man am besten, woher der Wind kommt.
7. An einem starken Baume ist gut anhalten.
Frz.: Il faut se tenir au gros de l'arbre.
Holl.: Men moet zich altijd vasthouden aan het dikste van den boom. (Harrebomée, I, 78.)
8. An jungen Bäumen muss man immer etwas abhauen, wenn sie gerade wachsen sollen. – Simrock, 853; Sailer, 190.
Von der Zuchtbedürftigkeit der Jugend.
Frz.: A jeune arbre, si l'on veut qu'il soit d'une bonne venue, il y a toujours à retrancher. (Cahier, 4092.)
[273] 9. Andere Bäume, andere Holzhauer. (Lit.)
10. Auch ein guter Baum bringt ungleich Obst (mancherlei Früchte). – Eiselein, 58; Simrock, 840.
11. Auch mit grossen Bäumen spielt der Wind (die Axt). – Sprichwörtergarten, 239.
12. Auf dem Baume ist kein Blatt, das nicht seinen Nutzen hat.
It.: Non vi è cosa per vile che sia, che a qualche cosa utile non sia.
13. Auf den ersten Hieb fällt kein Baum.
Frz.: Au premier coup ne chet pas l'arbre. (Leroux, I, 37.)
14. Auf einen Baum, der sich neigt, klettern auch die Ziegen.
15. Auf unfruchtbare Bäume wirft man keine Steine.
Nur die Tugend ist den Schlägen des Neides ausgesetzt.
16. Bäume, die nahe beieinander stehen, reiben sich.
Ein ähnliches Sprichwort haben auch die Akwapimneger, deren Land nördlich von Akkra liegt und eine zu Aschanti gehörige Provinz der Goldküste Afrikas ist.
17. Bäume, die zeitig grünen, verlieren die Blätter früh.
18. Bäume sind allweg ins zukünftige Jahr reich. – Körte, 464.
19. Bäume, welche die meisten Blätter haben, tragen oft die wenigsten Früchte.
20. Bô de Baum hinfällt, dô ligget hei auck. – Curtze, 354, 497.
21. Böm, de oft knack'n, bräk'n nich licht. – Danneil, 205.
Leute, die viel klagen, halten es oft lange aus.
22. Dat is en slechten Baum, de op den ersten Hau fällt. (Westf.)
Z.B. in Bezug auf den ersten Antrag eines Freiers.
23. Den Baum an der Frucht, den Buben an der Zucht. – Eiselein, 58; Simrock, 839.
Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu.
24. Den Baum, darunter man schauern will, soll man ehren. – Simrock, 849.
25. Den Baum, der dir Schatten gibt, lass nicht niederhauen. (Aegypt.)
26. Den Baum kennet man an den Früchten. – Matth., 12, 33; Luc., 6, 44; Schulze, 210; Zaupser, 389; Lehmann, II, 60, 66; Simrock, 838; Gaal, 173.
Die Denkart eines Menschen an seinen Handlungen.
Engl.: A tree is known by its fruit.
Frz.: On connaît l'arbre à son fruit. (Kritzinger, 33.) – On connaît le cerf par ses abattures. – On connaît l'homme par ses actions.
Holl.: Aan de vruchten kent men de boom. (Harrebomée, I, 77.)
It.: L'albero si conosce dal frutto.
Lat.: Arbore de dulci dulcia poma cadunt. – E fructu cognoscitur arbor. (Wiegand, 840.)
Ung.: A fát gyümölcséröl, az embert erkölcséröl könnyen megismerheted.
27. Den Baum muss man stutzen, der zu hoch will wachsen. – Eiselein, 58.
28. Den baum soll man biegen, weil er jung ist, wirt er alt, so will er vngebogen sein. – Henisch, 222; Vogel, 48; Simrock, 851; Körte, 457.
29. Den baum soll man in ehren halten, davon man schatten hat. – Henisch, 222; Eiselein, 58; Lehmann, 57, 14; II, 404, 52.
30. Den Baum, worauf die Ehre wächst, schüttelt jeder gern.
31. Der Baum, der edle Frucht bringt, wächst langsam.
Holl.: De boom, daer ghy nu onder zit dat was een rijsken, als een lidt. (Brunes, 180.) – De boom, waar gij nu vrucht van leest, die is wel eer een rijs geweest. (Harrebomée, I, 77.)
32. Der Baum des todten Nimmergrün hängt immer voller Früchte.
So heisst der Galgen in der englischen Kunstsprache. Da es in England noch gegen den Anfang unsers Jahrhunderts hundertsechzig Verbrechen gab, die mit dem Tode bestraft wurden, so konnte es diesem Baume nie an Früchten fehlen.
33. Der Baum fällt nicht auf Einen Hieb. – Bücking, 232; Siebenkees, 101; Sailer, 186.
Von der zur Erreichung eines grossen Zwecks nothwendigen Beharrlichkeit und Ausdauer. – Es gibt Bäume, die zu fällen viel Zeit und Mühe erfordern. So [274] waren mit der Fällung einer der Riesentannen in Californiens Mammuthshain (Cataveras County) fünf Mann 25 Tage beschäftigt und brachten weitere drei Wochen damit zu, die Rinde auf einer Länge von nur 52 Fuss abzustreifen. (Vgl. Ausland, 1857, S. 158.)
Frz.: Al premier cop arbres ne chiet. (Leroux, II, 345.) – L'arbre ne tombe pas du premier coup. (Kritzinger, 33.) – Paris n'a pas été bâti en un jour.
Holl.: Allengskens slaan velt den boom. (Harrebomée, I, 77.)
It.: Al primo colpe non cade (casca) l'albero.
Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum.
34. Der baum felt nicht vom ersten schlag. – Henisch, 222.
35. Der Baum geniesst seiner Aepfel nicht. – Simrock, 842; Grimm, I, 1189.
36. Der Baum, in einen Topf gesetzt, wurzelt nicht weit. – Eiselein, 59.
37. Der baum muss zuvor gut sein, ehe er gute früchte bringt. – Henisch, 222.
38. Der baum tregt jm selbst kein öpfel. – Tappius, 58; Henisch, 222; Lehmann, II, 61, 87; Körte, 455.
Sowie schon nach Plato keiner sich selbst, sondern den Aeltern, dem Freunde, dem Vaterlande, der Menschheit geboren wird.
Holl.: De boom draagt voor zich zelven geene appelen. (Harrebomée, I, 77.)
Lat.: Nemo sibi nascitur.
39. Der Baum wird zu spät geschüttelt, wenn der Wind das Obst verjagt hat.
40. Der Baum zum Ast. – Schweiz; Kirchhofer, 57; Eiselein, 59; Körte, 452.
Von denen, die zum Theil nothgedrungen das Ganze hergeben müssen. – Ein Wortspiel mit Ast und Asti. Franz I. von Frankreich verlangte vor der Schlacht von Marignan (1515) die Grafschaft Asti und nach der Schlacht musste ihm der Herzog sein ganzes Land überlassen.
41. Der beste Baum bringt auch wol eine kröpliche Frucht. – Körte, 454.
42. Der beste Baum bringt ungleiche Frucht.
43. Der knarrende Baum steht am längsten.
44. Der stärkste Baum war auch ein Reis.
45. Der verbotene Baum hat die süsseste Pflaum'.
46. Des bawmes frucht hat vns verderbt. – Agricola II, 281.
Erbsündentheorie.
47. Die ältesten Bäume haben die süssesten Früchte.
Holl.: De beste wier ook komt van de oudste boomen. (Harrebomée, I, 77.)
48. Die Bäum' müssen erst blühen, ehe sie Frucht tragen. – Lehmann, 57, 17.
49. Die Bäume werden im Winter auch grau und der Stamm bleibt doch gesund.
50. Die grössten Bäume im Lande waren einmal schwache Reislein. – Sailer, 189.
Die Jugend trägt die Zukunft in sich.
51. Dürre Bäume schützen nicht vorm Blitz.
Wenn man da Zuflucht und Schutz sucht, wo Verderben droht.
52. Dürre Bäume tragen keine Früchte.
53. Edler Baum bringt zeitig Frucht.
Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est.
54. Ein alter Baum ist schwer zu verpflanzen. – Simrock, 854.
Lat.: Antiquam arborem transplantare difficile est.
55. Ein alter Baum lässt sich schwer herausreissen.
Frz.: Vieil arbre d'un coup ne s'arrache. (Leroux, I, 38.)
56. Ein baum blühet wol schön vnd voll, aber es felt vil ab. – Henisch, 222.
57. Ein baum bringt gute frucht, zugleich dem gartner vnd den sewen, die sich an bäum reiben. – Henisch, 222.
Lat.: Bonus vir prodest tam amicis quam inimicis.
58. Ein Baum, den Gott begiesst, verdorrt nicht.
59. Ein Baum, der allein steht, verkrüppelt leicht.
Der unbewegliche Stein am Felsen bleibt immer derselbe, wenn er auch langsam fortwächst. So der isolirte Mensch. Gleichwie aber die Kiesel im Bache von der ewigen Bewegung des Wassers die mannichfaltigsten Formen erhalten, so kann auch der Mensch nur im Strom des wirklichen Lebens vielseitig ausgebildet werden. Nur im Walde gibt es schlanke Stämme.
60. Ein Baum, der am Wege steht, behält seine Pflaumen nicht lange.
[275] 61. Ein Baum, der bittere Früchte trägt, bringt keine süssen, auch wenn man ihn mit Honig begiesst.
Natur lässt sich nicht ändern.
Lat.: Naturam expellas furca, tamen usque recurrit.
62. Ein Baum, der dies Jahr ruht, trägt das folgende doppelt gut.
63. Ein Baum, der einmal alt geworden ist, bekommt keine junge Haut mehr.
Holl.: Eeen boom (oder: vrijster), eens veroud, krijgt niet weêr jeugdig hout. (Harrebomée, I, 77.)
64. Ein Baum, der goldene Aepfel trägt, steht nicht lange.
65. Ein Baum, der in einen Scherben gesetzt ist, kann nie gross werden.
66. Ein Baum, der nicht durch den Stamm nützt, der nützt durch seine Blätter.
Die, wenn man auch nicht gerade Salat daraus machen kann, doch dadurch segnen, dass sie die Luft reinigen.
67. Ein Baum, der nicht Frucht bringt, wird abgehauen. – Matth., 3, 10; Schulze, 181.
Lat.: Omnis arbor quae non facit fructum bonum exciditur.
68. Ein Baum, der oft versetzt wird, trägt wenig Früchte. – Gaal, 175; Winckler, XII, 27.
Frz.: On ne voit pas croître un arbre qui change souvent de place, ni une famille qui déménage souvent prospérer. (Recueil.) – Arbre souvent transplanté rarement fait fruit à planter. (Kritzinger, 33; Leroux, I, 37.)
Holl.: Een boom, die gedurig verplant wordt, gedijt zelden (draagt zelden goede vrucht, kan geene wortelen schieten). (Harrebomée, I, 77.)
It.: Albero spesso trapiantato, mai di frutti è caricato. (Bohn, I, 69.)
Lat.: Planta saepius translata non coalescit.
Span.: Planta muchas veces traspuesta ni crece ni medra.
Ung.: A ki sokat hordozóskodik nehezen gazdagúl
69. Ein Baum, der schöne Blätter, hat nicht immer gute Früchte.
Holl.: Alle boomen, die schoone blâren hebben, dragen daarom geene goede vruchten. (Harrebomée, I, 77.)
70. Ein Baum, der viel Früchte hat, neigt sich.
71. Ein Baum, der vom Wetter geschlagen, schlägt doch wieder aus.
72. Ein Baum geht nicht verloren, wenn auch ein Ast verdorrt.
73. Ein Baum muss Blätter und Zweige haben.
74. Ein Baum ohne Aeste, ein Wirth ohne Gäste, ein Wagen ohne Rad, ein Mensch ohne Bad, werden die lange erhalten, so lass ich's Gott walten.
75. Ein Baum ohne Wurzel wird weder Blätter noch Früchte tragen.
76. Ein Baum trachtet von Natur in die Höhe. – Eiselein, 59.
77. Ein Baum trägt sich selbst keine Früchte. – Gaal, 168.
Lat.: Non nobis solum nascimur, sed et alii partem sibi vindicant.
78. Ein böser Baum gibt kein gut Reis.
Frz.: De faulx arbre mauvais syon. (Leroux, I, 38.)
79. Ein Boum mit schoner Bliut treit unedel Obes dike. (Misnere.) – Eiselein, 57.
Lat.: Arbor quaeque bona producit dulcia poma.
80. Ein dürrer Baum kracht, ein grüner (junger) bricht. (Lit.)
81. Ein fauler (böser, schlechter) Baum kann nicht gute Früchte bringen. – Matth., 7, 18; 12, 33; Schulze, 198; Zehner, 442.
Dän.: Ond rod giver ei godt æble. (Bohn, I, 394.)
It.: Da cattiva pianta non nasce mai buon frutto.
Lat.: Non nascitur ex malo bonum. – Non potest arbor mala fructus bonos facere. (Seneca.)
82. Ein fauler Baum macht mit seinen Blättern mehr Geräusch, als ein ganzer Wald mit seinen Feigen.
83. Ein gesunder Baum stirbt nicht, wenn er auch sein Laub verliert.
84. Ein glatter Baum wird nicht beschnitten.
85. Ein guter Baum bringt gute Früchte.
Frz.: Au fruit on connaît l'arbre.
Holl.: Een goede boom brengt goede, maar een kwade boom brengt kwade vruchten voort. (Harrebomée, I, 77.)
86. Ein guter Baum bringt vngleiche (mancherlei) Epffel. – Lehmann, 57, 25.
[276] 87. Ein guter Baum gibt sein nutzen dem Gärtner, den Säwen vnd bösen Buben. – Lehmann, 57, 18.
D.h. dem, der ihn pflanzt, der sich daran reibt und der die Aeste abbricht.
88. Ein guter Baum muss seiner Frucht entgelten. – Lehmann, 57, 24.
»Daas (nämlich) Dieb oder Buben das Obst abwerfen vnd dazu offt die Est verbrechen.«
89. Ein guter Baum steht unter sauern Schlehen und trägt doch süsse Frucht.
90. Ein guter Baum trägt (treibt) doch wieder, wenn man auch die Früchte abgebrochen. – Eiselein, 58; Lehmann, 57, 19.
91. Ein guter Baum trägt Frucht, wenn man auch mit Prügeln hineinwirft.
92. Ein herber Baum gibt keine süssen Früchte.
Frz.: De doulx arbre doulces pommes. (Leroux, I, 37.)
93. Ein hoher Baum fängt viel Wind. – Sailer, 370.
Hohe Stellung ist mit vielen Gefahren und Lasten verbunden.
Engl.: Huge winds blow on high hills.
Lat.: Feriunt altos fulmina montes. – Ima tenent pacem, perflant altissima venti.
94. Ein krummer Baum trägt oft bessere (mehr) Früchte, als ein gerader.
It.: Spesso sotto rozza fronde, soave frutto si nasconde.
95. Ein umgehauener (verdorbener) Baum gibt keinen Schatten.
Holl.: Een gevelde boom geeft geene schaduw meer. (Harrebomée, I, 77.)
96. Ein wilder baum bringt wilde Früchte; man pflege sein wie man wölle. – Henisch, 222.
97. Einen Baum, den man nicht haben will, muss man wegschaffen, ehe man Aexte und Beile dazu braucht.
98. Einen Baum, der erst verpflanzt ist, kann ein Knabe ausreissen.
Eine Einrichtung, die erst gemacht ist, ein Werk, das erst begonnen, ist bald wieder aufgehoben, vernichtet, und bedarf es dazu keiner grossen Kraft.
99. Einen Baum, der zu hoch wachsen will, muss man früh stümpfen.
100. Einen Baum, der zu sehr ins Laub treibt, muss man beschneiden.
Wenn er nämlich Früchte tragen soll. Man hat die Einbildungskraft mit einem solchen Baum, dessen Aeste man beschneiden müsse, um nicht die Triebkraft der Natur zu erschöpfen, verglichen.
101. Einen Baum mit reifen Früchten darf man nur leise schütteln.
Wenn alles für ein Ereigniss vorhanden ist, so bedarf es nur eines geringen Umstandes und es tritt ins Leben.
102. Einen groben Baum muss der Zimmermann behauen und nicht der Schreiner behobeln.
103. Eines Baumes wegen verzichtet man nicht auf den Wald. – Eiselein, 59.
104. Eines wilden baumes rhum ist vergeblich. – Henisch, 222.
105. En allen (alter) Baum lätt sik nit op'ne annere Stiye setten. (Westf.)
106. En Baum, dar man sik under schüren will, den mott man ehren. (Münster.) – Firmenich, I, 297, 27; Frommann, VI, 430, 22.
Einen Baum, der uns Schutz gegen Regenschauer, gegen Wind und Wetter gewährt.
107. En Baum fället nit vam'me esten Högg. – Curtze, 336, 285.
108. Erwachssne bäume lassen sich ehe brechen, denn beugen. – Henisch, 491; Lehmann, 56, 7.
109. Es fällt kein Baum vom ersten (von Einem) Streich. – Eiselein, 57; Simrock, 861; Lehmann, II, 126, 109; Sailer, 186; Grimm, I, 1189.
Frz.: D'un seul coup on n'abat pas un chêne.
Lat.: Arbor per primum quaevis non corruit ictum. – Non annosa uno quercus deciditur ictu. – Non uno ictu cadit quercus. – Quercus multis ictibus dejicitur.
110. Es ist besser, man schaff ein Baum ab, weil er mit einer Hand vmb zu reissen, als wenn man Ext vnd Beil dazu muss brauchen. – Lehmann, 56, 3.
[277] 111. Es ist besser sich an den Baum zu halten, als an den Zweig.
Frz.: Il vaut mieux se tenir au gros de l'arbre qu'aux branches. (Lendroy, 225.)
112. Es ist dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen. – Simrock, 855; Grimm, I, 1189.
113. Es ist kein Baum, der nicht zuvor ein Sträuchlein gewesen. – Luther, 468; Simrock, 858; Grimm, I, 1189.
Luther empfiehlt damit den Muth zum Beginnen; denn »keiner wird bald Doctor«.
Lat.: Sub qua nunc recubas arbore, virga fuit.
Ung.: Minden nagynak apró a kezdete.
114. Es ist kein Baum, er hat mehr Blätter als Früchte.
115. Es ist kein Baum so glatt, er hat einen Ast. – Simrock, 12274; Körte, 451; Kirchhofer, 305.
116. Es ist kein Baum so gut, er bringt wurmstichig (knorrig, beflecktes) Obst. – Lehmann, 57, 22.
Also ist einer in seinem Beruf ein guter Baum und bringt in seiner Art gute Früchte, obschon ein kleiner Mangel zuweilen daran ist.
117. Es ist kein Baum so stark, die Axt dringt ihm ins Mark.
Frz.: De petit coups répétés abattent de grands chênes.
118. Es ist nicht allen Bäumen Eine Rinde gewachsen. – Sailer, 62; Simrock, 862; Körte, 466; Grimm, I, 1189.
Nicht alle haben Einen Charakter, Eine Ansicht; darum Achtung der abweichenden Meinung.
119. Es kommt etwa, dass der Baum gelogen und die Reb' betrogen. – Eiselein, 57.
120. Es mag leicht ein baum sein, davon man schatten hat. – Henisch, 223.
121. Es müst ein schöner baum sein, daran einem gelüstete zu hangen. – Henisch, 223; Lehmann, II, 157, 173; Gaal, 170; Winckler, XVII, 21.
Ung.: Egy fa se tetszik senkinek, hogy reá akasszon.
122. Es trägt kein baum so gute frucht, es ist was wurmstichs darunter. – Henisch, 223.
123. Es wachssen nicht alle bäume grade. – Henisch, 223.
124. Faule Bäume – faule Früchte.
125. Gross Bäum fällen, muss mit vortel geschehen. – Lehmann, 56, 6.
126. Grosse Bäume geben grosse Späne.
127. Grosse Bäume geben mehr Schatten als Früchte. – Simrock, 846; Körte, 465; Winckler, VII, 81; Grimm, I, 1189.
128. Grosse Bäume haben grosse Wurzeln sowie kleine Bäume geringe und schwache. – Lehmann, 56, 5.
129. Grosse Bäume lassen sich nicht umrennen.
Mächtigen Personen muss man nicht geradezu widersprechen.
Frz.: Il no faut pas aller de droit fil contre les sentimens des personnes puissantes.
130. Grosse Bäume verdämmen die kleinen.
131. Gute bäum tragen zeitlich. – Egenolff, 314b; Blum, 266; Siebenkees, 60; Ramann, Unterr., III, 9; Simrock, 844; Körte, 461; Gaal, 174.
Holl.: Goede boomen dragen vroegtijdig goede vruchten. (Magazijn.)
Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Fabius.) (Erasm., 712.)
Ung.: A jó fának ága idején virágzik.
132. Gute Bäume haben immer Früchte und Blüten.
133. Haue den Baum unten ab, oben sind sie alle los.
Sprichwort deutscher Holzhauer, das aber, wenn sie sich in den Urwäldern Brasiliens niederlassen, nicht unbedingt angewandt werden kann. Schlingpflanzen und Dornen sind dort oft so durcheinander gewachsen, dass man gewöhnlich erst einige Bäume ganz abhauen muss, ehe man zu dem Stamme gelangen kann, von dem die bereits abgehauenen abhängen. Ist dieser dann gefällt, so stürzt ein halbes Dutzend mit einem male zusammen. (Vgl. Das Ansiedlerleben in der Colonie Blumenau, Leipzig 1859, S. 2.)
134. Hohe Bäume fassen (fangen) viel Wind. – Eiselein, 58; Simrock, 856; Körte, 458; Grimm, I, 1189.
Holl.: Hooge boomen (masten) vangen veel wind. (Harrebomée, I, 78.)
135. Hohe Bäume trifft der Blitz.
Lat.: Feriunt summos fulmina montes. (Hor.)
[278] 136. Hohe Bäume werfen lange Schatten.
Holl.: Hooge boomen geven meer schaduw dan vruchten. (Harrebomée, I, 78.)
137. Ich bin an keinen Baum gepisst.
Nicht von schlechter Herkunft. (S. ⇒ Stein, ⇒ Stock.)
Holl.: Die zijn aan een' boom gepisst. (Harrebomée, I, 77.) – Meendi dat ick aen een boom gepyst bin. (Tappius, 131b.)
138. In leere Bäume wirft man keine Steine.
139. Ist der Baum faul (morsch), so hält der Ast. – Bertram.
140. Ist der Baum gefallen, sammelt jeder Holz. – Gaal, 169.
141. Je edler der Baum, je mehr biegen sich seine Aeste.
Holl.: Hoe edeler boom, hoe buigzamer tak. (Harrebomée, II, 78.) – Hoe eeler boom, hoe boeghsamer twiegh. (Sprenger, I, 19.)
142. Je fruchtbarer Baum, je mehr Würme. – Winckler, VII, 82.
143. Je gröder de Bom, je gröder de Woddel1. (Rendsburg.)
1) Wurzel.
144. Je grösser (höher) der Baum, je schwerer der Fall. – Körte, 459; Gaal, 176; Kirchhofer, 158.
Engl.: The greater the tree, the harder the fall.
Holl.: Hoe hooger boom, hoe zwaarder val. (Harrebomée, I, 78.)
It.: Chi troppo alto sale dà maggior percossa.
Lat.: Celsae graviore casu decidunt turres. – Magnae molis magna ruina cadit.
145. Je höger Bôm, je swârer Fall. – Eichwald, 146.
146. Je höher baum, je ehe er felt. – Henisch, 223.
147. Je höher Baum, je grösser Schatten.
Der Ruf eines Mannes ist wie sein Schatten, der bald folgt, bald vorangeht, und zuweilen grösser, zuweilen kleiner ist als er.
148. Je höher Baum, je näher Blitz.
149. Je höher baum, je schwerer fall. – Henisch, 223; Simrock, 857; Grimm, I, 1189.
Lat.: Tolluntur in altum, ut lapsu graviore ruant.
150. Je höher der Baum die Zweige reckt, je mehr wird er vom Winde geneckt.
151. Je mehr me den Bäum stuiwet, je kriuser werd 'e. (Westf.)
152. Je schöner der Baum von Epheu umschlungen ist, desto eher stirbt er.
Holl.: Hoe meer de boom door het klimop omvat wordt, hoe nader hij aan zijnen dood is. (Harrebomée, I, 78.)
153. Jeder Baum hat seine Früchte.
154. Jeder Baum hat seine Rinde.
155. Junge Bäume haben auch Mark.
156. Junge Bäume reisst ein Kind heraus.
Der stärkste Mann erschüttert am alten Baume kaum die Rinde.
157. Kein Baum, der böser Früchte trägt als der Mensch. – Eiselein, 58.
158. Kein Baum, er schüttelt jährlich seine dürren Aeste.
Wenigstens sein Laub. Auf dieselbe Weise sollte jeder einzelne Mensch, jedes Volk verfahren.
159. Kein Baum fällt auf den ersten Streich.
Lat.: Multis ictibus dejicitur quercus. – Non uno ictu cadit quercus.
160. Kein Baum gefällt dem, der daran hangen soll.
161. Kein Baum ohne Schatten, keine Sünde ohne Reue.
162. Kein Baum so klein, er hat seinen Schatten.
Frz.: Il n'y a si petit buisson qui ne porte son ombre. (Lendroy, 257.)
163. Kein Baum trägt sich selber Aepfel.
Lat.: Non sibi poma gerit, verum mortalibus arbor.
164. Kein Baum wächst, der seinen Platz oft verändert, noch eine Familie wird glücklich, die oft auszieht.
165. Krumme Bäume tragen auch Früchte. – Straub, 15.
166. Krumme Bäume tragen, so viel Obst als die geraden. – Simrock, 845; Lehmann, 56, 11; Grimm, I, 1189.
167. Liegt der Baum, so klaubt jedermann Holz. – Eiselein, 58; Simrock, 860; Grimm, I, 1189.
Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit.
168. Ligt der baum, so gibt der baum, leg' er nicht, so geb' er nicht. – Henisch, 223.
[279] 169. Man ehrt den Baum um des Schattens willen. – Simrock, 847; Körte, 453; Eiselein, 58; Henisch, 223; Gaal, 167.
170. Man kann sich selbst keine Bäume pflanzen. – Simrock, 12275; Kirchhofer, 305.
171. Man kennt den Baum besser an seinen Früchten als an seinen Blättern.
172. Man muss auf keinen Baum sehen, worauf ein Mädchen steht, sonst wird man blind.
Ein Wort, das unsere Alten gewöhnlich zu Knaben sagten und das die Bildung des Schamgefühls und der Züchtigkeit zur Absicht hat.
173. Man muss den Baum besser beschneiden.
174. Man muss den Baum biegen, weil er noch jung ist. – Eiselein, 57; Gaal, 177; Kirchhofer, 193; Lehmann, II, 408, 20.
»Im Alter können wir uns erst recht lebhaft überzeugen, wie viel auf die Erziehung in der Jugend ankommt. Wer einen eigenen schönen Obstgarten ziehen will, fängt mit der Baumschule an. Alte Stämme lassen sich schwer biegen und fast ebenso schwer pfropfen.« (Seume.)
Engl.: Best to bend, while it is a twig. – The tree must be bent whilst it is young.
It.: Finche la pianta è tenera, bisogna drizzarla. – L'albero quando ha presa cattiva piega, difficilmente può raddrizzarsi.
Lat.: Est arbuscula, non truncus curvandus in uncum. – Faxit arbitrio ut crescat illa tuo. – Flectere dum virgam poteris et reddere curvam. – Quae praebet latas arbor satiantibus umbras quo posita est primum tempore virga fuit. Tunc poterat manibus summa tellure revelli, nunc stat in immensum viribus acta suis.
Ung.: Amíg gyenge, addig bírhatsz vele.
175. Man muss den Baum, der zu hoch will wachsen, stumpffen. – Lehmann, 56, 2.
176. Man muss den Baum nicht eher schütteln, bis seine Früchte reif sind.
Auch, wie der Dichter sagt, den Schicksalsbaum nicht.
177. Man muss den faulen Baum erst kennen und dann verbrennen.
178. Man muss keinen Baum umhauen um der Raupen willen. – Lehmann, 56, 10.
179. Man muss sich am Baume halten, wo er am stärksten ist.
Frz.: Il faut toujours se tenir au gros de l'arbre. (Lendroy, 55; Kritzinger, 33.)
180. Man muss sich immer an den dritten Baum halten.
181. Man muss um eines Baumes willen nicht den ganzen Wald ausrotten. – Simrock, 859.
182. Man neigt (sich) dem Baum, der Nutzen bringt. – Simrock, 848.
Holl.: Hij buigt den boom (neigt naar den boom) daar hij baat van heeft. (Harrebomée, I, 77.)
183. Man sieht wol, was der Baum für Früchte bringen wird. – Eiselein, 58.
Lat.: Protinus apparet, quae fructum planta datura est.
184. Man wirft einen Baum nicht weg, wenn er auch wurmstichig Obst bringt.
185. Manchem ist's wie Marculfo, der fand keinen Baum schön genug, daran zu hängen. – Eiselein, 59.
186. Mancher Baum blühet schön, aber es fället viel ab. – Lehmann, 57, 17.
187. Mancher Baum blühet schön, vnd trägt doch kein Frucht. – Lehmann, 57, 17; Eiselein, 57.
Von denen, die sich wohl anlassen, aber nicht fortfahren.
188. Mit dem Baume stirbt die Frucht.
189. Nicht alle Bäume wachsen gerade. – Gaal, 171; Lehmann, 57, 12.
It.: Tutte le palle non riescon tonde.
190. Nicht von jedem Baume kann man Chinarinde schälen.
191. Nicht von jedem Baume kann man Kirschen pflücken.
192. Nur auf Bäume, welche Früchte haben, wirft man mit Steinen.
193. Nur durch seine eigenen Bäume brennt der Wald ab. (Tunesisch.)
Jedes Volk liefert die Griffe zu den Hämmern, durch die es zerschmettert wird.
[280] 194. Nur in Bäume, welche Früchte haben, pflegen Buben zu schlagen.
195. Oft ist's nur am Baum gelegen, oft an des Gärtners schlechtem Pflegen.
Wenn aus manchen Kindern durch die Erziehung nichts wird, liegt es entweder an der Natur des Zöglings oder an der verkehrten Erziehung, oder an dem Zusammenwirken beider Momente, wozu allerdings auch alle Einflüsse gehören, unter denen er aufwächst.
196. Osse men den baum in der Jugend tüht, sau blîwet hei im Alter. – Curtze, 318, 54.
197. Sau as man den Bâm in der Jugend tüt, sau blift he in 'n Older. – Schambach, 18.
So gross man auch den Einfluss der Erziehung und frühen Gewöhnung annehmen mag, so kann man doch nur zu oft bemerken, dass gute Aeltern schlechte Kinder und umgekehrt haben; dass die Kinder, herangewachsen, gerade das Gegentheil dessen sind, wozu man sie machen wollte.
198. Starke Bäume geben starke Balken.
199. Unter alten Bäumen ist gut schauern. – Simrock, 850.
200. Unter dem Baume, unter dem mein Mann Wild erlegt hat, werde ich wieder weinen. (Neger in Surinam.)
Was mich heute fröhlich macht, kann mich morgen betrüben.
201. Unter den Bäumen regnet's zweimal. – Henisch, 223.
202. Viele verlieren den Baum des Lebens wegen des Baums der Erkenntniss. – Winckler, V, 6.
203. Von einem dürren Baume kann man keine Früchte sammeln.
Lat.: Nunquam ex malo patre bonus filius. (Euripides.)
204. Von einem leeren Baume schüttelt der stärkste Wind keine Pflaume. – Sprichwörtergarten, 63.
205. Von kleinen Bäumen kann man nicht viel Späne hauen.
206. Vor dem Baume, von dem man Schatten hat, soll man sich neigen. – Sailer, 240.
Frz.: Un arbre qui t'abrite, salue-le, il le mérite. (Cahier, 3888.)
207. Was madig auf dem Baume hangt, das fällt auch madig herunter.
208. Wegen Eines Baumes fällt der Wald nicht um.
209. Welcher sich an einen wolgewachssnen baum laint, der empfacht guten schatten. – Henisch, 222.
210. Wem der Baum gehört, der bekommt oft die wenigsten Aepfel.
211. Wenn auch die Bäume verstümmelt sind, die Aeste können wieder wachsen.
212. Wenn de Bôm is grôt, is de Planier dôt. – Goldschmidt, 158; Körte, 456; Eichwald, 149.
Nur wenige erleben die Früchte selbstgepflanzter Bäume, daher sind der eigennützigen Nichtpflanzer so viel.
213. Wenn der Baum abgeleert ist, sieht ihn niemand an.
Von der Undankbarkeit, die empfangene Wohlthaten vergisst, wenn der Geber ausser Stande ist, sie fortzusetzen.
214. Wenn der Baum am Boden liegt, will jeder Holz auflesen. – Kirchhofer, 305.
215. Wenn der Baum am schönsten blüht, zerbricht ihn der Sturm.
216. Wenn der Baum auch blüht, was nützt es, wenn er keine Früchte zieht.
217. Wenn der Baum behält lang sein Blatt, man einen strengen Winter zu fürchten hat.
218. Wenn der Baum bis spät sein Laub behält, so gibt es viel und grosse Kalt'.
219. Wenn der Baum die Blätter verliert, so verliert er auch die Früchte.
220. Wenn der Baum fellet, so klaubt jedermann Holz auff. – Henisch, 223; Körte, 449; Sailer, 245; Franck, I, 20a.
Wenn das Unglück einen gestürzt hat, so laufen alle herzu, und jeder nimmt, was er kann, weil jeder es ungestraft thun zu können glaubt.
[281] Engl.: When the tree is fallen, every man goeth to it with his hatchet.
Frz.: Chacun court pour faire du bois à l'arbre qui tombe en terre. – Quand l'arbre est déraciné, chacun y vient à la ramée. (Cahier, 3887).
Holl.: Wanneer een boom ter aarde zijgt, maakt ieder dat hij takken krijgt. (Harrebomée, I, 78.)
It.: Ad albero che casca ciascun dice: taglia, taglia! – Cascato l'albero ogn' uno fa legna. – Quando l'arbore è caduto, ognun gli corre sopra con la scure (oder: dall' albero che cade ogn' uno fa legna).
Lat.: Dejecta quivis arbore ligna legit.
221. Wenn der Baum Früchte hat, sieht jeder hinauf.
222. Wenn der Baum gefällt ist, fehlt es nicht an Holzsammlern.
Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Wiegand, 1164.)
223. Wenn der baum gepflantzet ist, alsdenn wachssen äpffel. – Henisch, 223.
224. Wenn der Baum liegt, will jeder Späne lesen. – Winckler, X, 86.
225. Wenn der Baum neigt, so eile ihn aufzurichten, sonst fällt er zu Boden. (Neger in Surinam.)
Hilf, ehe Hülfe zu spät kommt. Eine kleine Hülfe zu rechter Zeit kann grosses Unglück verhüten.
226. Wenn der baum noch blühet, so tregt er auch wol früchte. – Henisch, 223.
227. Wenn der Baum umgehauen ist, so verschwindet der Schatten, den er warf. (Chin.)
Das Bild der Schmarotzer, welche die Grossen verlassen.
228. Wenn der Baum voll Apfelsinen hängt, warum sollte ich um fauler Orangen willen sterben!
Wer wird, wenn er das Beste ohne Mühe haben kann, sich in Gefahr begeben, um Schlechtes zu erlangen!
229. Wenn der Baum zu früh blüht, erfriert die Blüte.
230. Wenn die Bäume auch auswendig grünen und blühen, inwendig ist doch oft das Mark verdorrt.
So geht es mit dem Menschen nach Gemüth und Schein, nach Lebensgesundheit und äusserlicher Gestalt.
231. Wenn man den jungen Baum gar zu sehr beschwert, so muss er umfallen.
Zu viel Pflege erdrückt, tödtet, so gut wie wenig oder keine.
232. Wenn man einem Baume die Blätter abzupft, so wird er dadurch nicht entwurzelt.
233. Wenn man einen guten Baum setzt, so wird die Frucht gut. – Schulze, 198.
234. Wer den Baum der Freundschaft nicht mit dem Regen der Rechtschaffenheit tränkt, dem verdirbt er bald.
235. Wer den Baum gepflanzt, dem gehört die Frucht. – Simrock, 841.
236. Wer den Baum liebt, liebt auch den Ast. – Winckler. XV, 84.
Frz.: Qui aime l'arbre, aime la branche. (Leroux, I, 38.)
237. Wer den Baum pflanzet, geneusst gar selten seiner Frucht. – Eiselein, 58.
Holl.: Waar men vruchtboomen zet, valt niet altijd op vruchten te rekenen. (Harrebomée, I, 78.)
238. Wer den baum will fellen, muss in die hände speyen vnd vil streich thun. – Henisch, 223.
239. Wer einen Baum erhalten will, muss einen Wald fordern.
240. Wer seinen Baum blühen sieht, muss nicht hoffärtig sein.
Tausend Unfälle können noch Blüten und Früchte zerstören. Dasselbe gilt von unsern Hoffnungen, Plänen und Entwürfen.
241. Wer sich an gute Bäume hält, hat guten Schatten.
Holl.: Die tegen een' goeden boom leunt, heeft goede schaduw. (Harrebomée, I, 77.)
242. Wer sich zwischen Baum und Rinde steckt, klemmt sich. – Hollenberg, II, 62.
Von denen z.B., die sich in Streitigkeiten anderer mischen u. dgl.
243. Wer wird eines Baumes wegen des ganzen Waldes müssig gehen.
244. Wie Baum, so Raum.
Je grösser die Kraft, je grösser der Wirkungskreis.
245. Wie der baum, also die frucht. – Henisch, 223; Simrock, 836.
Frz.: Tel arbre, tel fruict. (Leroux, I, 38.)
Holl.: Zulke boomen, zulke peren. (Harrebomée, I, 78.)
[282] 246. Wie der baum blühet, so bringt er frucht. – Henisch, 223.
247. Wie der Baum fällt, so bleibt er liegen. – Kirchhofer, 305; Lehmann, II, 880, 278.
Holl.: Zoo als de boom valt, blijft hij liggen. (Harrebomée, I, 78.)
248. Wie der Baum, so die Birne, wie die Frau, so die Dirne. – Eislein, 58; Simrock, 837; Körte, 463.
Lat.: Serit arbores, quae alteri seculo prosunt. (Cicero.)
249. Wie der Baum, so (schmeckt) die Frucht. – Eislein, 57; Körte, 450.
Von dem innigen Verhältniss zwischen Charakter und Handlung.
Engl.: Such as the tree is, such is the fruit.
Holl.: Alle vrucht smaakt naar haren boom.
It.: Qual albero, tai frutti.
Lat.: Arbor naturam dat fructibus atque figuram.
Russ.: Kakowo derewo, takowa i otrassl.
Ung.: Vad fának vad a gyümölcse.
250. Wie man in den Baum haut, so fallen die Splitter (Späne).
251. Wilde Bäume, herbe Früchte. – Sprichwörtergarten, 156.
252. Wo de Bôm henfallt, da ligt he ok. (Oldenburg.) – Goldschmidt, 56.
253. Wo man Bäume behaut, da fliegen auch Splitter.
254. Zu oft fortgesetzter Baum bringt langsame Früchte. – Winckler, XII, 27.
255. Zwei Bäume machen noch keine Allee.
*256. Alte Bäume verpflanzen.
Lat.: Annosam arborem transplantare. ( Cicero.) (Erasmus, 515.)
*257. Am nächsten besten Baume aufknüpfen. – Eiselein, 58.
*258. Auf dem Baume sitzen.
Der Baum ist ein Gefängniss in Hamburg für Schuldner und andere nicht criminelle Verbrecher.
*259. Auf den Bäumen fischen wollen.
Holl.: Het is kwaad visschen op de boomen. (Harrebomée, I, 77.)
*260. Das geht durch den Baum. (Ostpreuss.)
Von einer Sache, von der man zwar einsieht, dass sie nicht völlig nach dem Gesetz ist, die man aber nicht weiter untersuchen will. Baum ist hier eine Kette oder ein willkürlicher Baumstamm über den Fluss, um den Schiffern den Weg zu versperren. (Hennig.)
*261. Dat geit nich in'n hollen Baum. – Eichwald, 147.
*262. Den Baum auf baiden achseln (Schultern) tragen. – Agricola, II, 112.
*263. Den Baum draufgehen lassen. – Kirchhofer, 305.
*264. Den Baum umhauen, um die Früchte abzupflücken.
*265. Den dürren Baum reiten.
D.h. gehängt werden. So einfach eigentlich die Hinrichtung des Hängens ist, so wurde sie doch von der Phantasie der Vorzeit mit schauerlichen Symbolen und unheimlichem Ritus ausgeschmückt. So nahm man nicht den ersten besten Baum des Waldes, sondern suchte vielmehr laublose, verdorrte Bäume dazu aus.
*266. Den unrechten Baum anbellen.
In Nordamerika, um ein Verfehlen des Ziels auszudrücken. Von der Jagd entlehnt, bei welcher ein Hund ein Eichhörnchen oder ein anderes Wild bis an einen Baum verfolgt, vor welchem er bellt, bis der Jäger kommt; zuweilen bellt er aber vor dem unrechten Baume.
Engl.: To bark up the wrong tree.
*267. Der hat aach nit vom Baum der Erkenntniss (Ez-haddáas) gesse. (Jüd.-deutsch.) – Tendlau, 126.
Von einem geistig Beschränkten.
*268. Die Bäume hinter den Wald verstecken.
*269. Ein Baum wäre wol mit ihm gekleidet. – Eiselein, 58.
*270. Einen in den Baum setzen. (S. 258.)
*271. Er hat vom Baume der Erkenntniss gegessen (gekostet).
Die Griechen sagten: Er hat vom Lotos gekostet.
Lat.: Lotum gustavit. (Erasm., 372.)
*272. Er kann grosse Bäume ausreissen. – Sailer, 175.
Von einem sich selbst Ueberhebenden.
*273. Er kann keinen Baum finden, an dem ihm zu hängen gelüstet.
*274. Er meint, es sei auf allen Bäumen Kilbi. – Kirchhofer, 336.
[283] *275. Er steckt zwischen Baum und Borke. – Körte, 466.
Unschlüssigkeit, Verlegenheit.
*276. Offn Bâm schteing un of dr Walt nischt meh ze suchsn ha'n.(Oberharz.) – Lohrengel, 411.
Verächtlich von armen Leuten.
*277. Risk dör den Bom gan. – Eichwald, 150.
*278. Sich nach dem Baume neigen, der den meisten Schatten gibt.
*279. Sie hat vom verbotenen Baume gegessen (gekostet, genascht).
Frz.: Cette fille a laissé aller le chat au fromage. (Lendroy, 334.)
*280. Sie ist ein Baum, der aus der Mauer wächst. (Pers.)
Von einer Frau, die ihres Mannes Ehre untergräbt, wie ein Baum durch seine Wurzeln eine Mauer zerstört.
*281. Unter fremden Bäumen Früchte lesen.
Lat.: Sub aliena arbore fructum legere. (Wiegand, 898.)
*282. Von allen Bäumen pflücken und keinen begiessen.
Ueberall Nutzen ziehen, gewinnen wollen, ohne irgendein Opfer dafür zu bringen.
*283. Vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen.
Vor lauter Nebendingen nicht die Hauptsache; oder vor einer so grossen Menge von Gegenständen nicht zur Betrachtung der einzelnen gelangen können.
Frz.: Les maisons empêchent de voir la ville.
zu1.
Sloven.: Mlado drevuce se da zravnati, staro drevo se ulomi.
zu5.
Dän.: Gammelt traec taol ikke flytning. (Prov. dan., 553.)
Engl.: Remove an old tree and it will wither to death. (Bohn II, 17; Marin, 3.)
Schwed.: Gammalt träd tal ej flyttning. (Marin, 3.)
zu26.
Böhm.: Strom po ovoci poznán bývá. (Čelakovský, 18.)
Dän.: Tracet kiendes paa frugten. (Prov. dan., 554.)
zu29.
»Die alten den Baum in Ehren halten, der für die sonne gab külen schatten.« (Waldis, II, 83.)
Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Altdorf, 254; Binder II, 219; Seybold, 34.)
zu32.
Die Franzosen nennen den Galgen, oder die Leiter zum Hängen, die Abtei von Rauberg. (L'abbaye de Monte-à-Regret. Leroux, 1, 1.)
zu34.
»Merck eben recht, was ich dir sag: der baum felt nicht vom ersten schlag.« (Loci comm., 102.) – Bei Tunnicius (215): De bôm en velt nicht van dem êrsten slage. (Caede pirum decies, non uno frangitur ictu.)
Lat.: Primitus inflictum non corruit arbor in ictum. (Reuterdahl, 761.)
Schwed.: Trae fallir ey at första hugh. (Reuterdahl, 761.)
zu38.
Bei Tunnicius (236): De bôm en drecht neine appel to syner bate. (Non sibi poma gerit, verum mortalibus arbor.)
zu81.
Dän.: Ondt trae baer ond frugt. (Prov. dan., 553.)
Lat.: A radice mala non procedunt bona mala. (Reuterdahl, 74.)
Schwed.: Ondh roth födhe aldhre godha fructh. (Reuterdahl, 74.)
zu85.
Mhd.: Ein guoter boum gît guote fruht. (Lehmann, 106, 57.) – Un merket, waz ich spreche hie, ich hân gehort sagen ie, der guote boum bring schoene bluot unt frühte baere süeze unt guot. (Lehmann, 118, 15-48.)
Dän.: God rod baer gjerne gode aeble. (Prov. dan., 479.)
Lat.: Bona ut a bonis oriuntur, ita mala a malis. (Sailer, Sprüche, 122.) – Arbore de dulci dulcia poma cadunt. (Gaal, 173.)
zu94.
Ein krummer Baum ist auch kein Schaden, er trägt oft besser als die graden. (Sonnenstäubchen, 77.)
Dän.: Kroget trae baer og god frugt. (Prov. dan., 361.)
zu109.
It.: Ad un sol colpo non cade l' albero. (Giani, 42.)
zu112.
Motto von Goethe's Wahrheit und Dichtung. (Büchmann, 8. Aufl., S. 40.)
zu127.
Die Walachen: Zu einem Birnbaum gehe nicht mit grossem Sack, von dem man rühmend spricht. (Schuller, 24.)
It.: Gli alberi grandi fanno piú ombra che frutto.
zu131.
Lat.: Generosioris arboris statim planta cum fructu est. (Philippi, I, 168; Hauer, 69.)
zu136.
Die Russen: Hohe Palmen schatten weit. (Altmann VI, 482.)
zu169.
Lat.: Arbor honoretur, cujus nos umbra tuetur. (Gaal, 167.)
zu174.
Altfries.: (Best de Drääng sin Hear, da) bügh de Boom, went er green es. (Hansen, 8.)
zu182.
Bei Tunnicius (700): Men nyget dem bôm, dâr men bate af heft. (Arbor honoratur, quae nobis exhibet umbram.)
zu187.
Dän.: Mange trae blomstres vel, men giver liden frugt. (Prov. dan., 553.)
zu189.
Dän.: Adde traer voxe ikke ret. (Prov. dan., 21.)
zu192.
Frz.: On ne jette des pierres qu'à l'arbre chargé de fruits. (Bohn I, 42.)
It.: I migliori alberi sono i più battuti. (Giani, 88.)
zu206.
Holl.: Men nighet den boom, daer men die bate af hevet. (Tunn., 17, 119.)
zu214.
Lat.: Ruente queru ligna quivis colligit.
Holl.: Dardet een op hickt, daar hickense al op. – Wanneer een boom ter aerden eygt maekt jeden dal hij tacken krijgt. (Cats, 280.)
Als Rechtssprichwort drückt es den Satz aus, dass es den armen, unvermögenden, unbehoften, d.i. nicht angesessenen Leuten gestattet sei, bei Windbrüchen und ähnlichen Fällen Holz zu lesen, wenn sie auch sonst am Gemeindegut kein Recht haben. (Graf, 68, 31.) – »... und wollte also fast jedermann von dem gefallenen Baum Holtz auflesen.« (Gottfried, 780a.) – In Armenien: Wenn ein Baum fällt, finden sich viele Holzhauer. (Ausland, 1871, S. 403.)
It.: Sopra l' albero caduto ognuno corre a far legna. (Giani, 39.)
Lat.: Arbore dejecta quivis ligna colligit. (Faselius, 21.)
Schwed.: När trädet faller, hemtar hwar och en wed ät sig. (Marin, 22.)
zu222.
Die Rumänen: Ist der Baum erst umgehauen, laufen sie, die Aeste abzuhauen. (Schuller, 23.)
zu236.
It.: Chi ama l' arbore, ama il ramo. (Bohn I, 78.)
zu241.
Bei Rabener (Satiren, IV in der Zueignungsschrift an den Esel): Wer sich an einen guten Baum lehnt u.s.w.
Span.: Qui en à buen arbol se arima, biena sombra la cobija. (Don Quixote.)
zu242.
Dän.: Man skal ey trauge seg imellem barg og traee. (Prov. dan., 46.)
zu245.
In Luxemburg: We de Bàm, eso den Apel. (Dicks, I, 6.)
zu249.
Lat.: Qualis quaeque arbor, tales solet edere fructus. (Binder II, 2724; Palingen, 3, 543.) – Quale sit arbustum talem dant arbuta frustum. (Reuterdahl, 792.)
Schwed.: Tholik aer fructh som traesins dygdh aer. (Reuterdahl, 792.)
zu252.
Frz.: Où l'arbre choit, il demeure.
284. Alte Bäume sind zähe; sollen sie weichen, thuts ihnen wehe. – Braunschweiger Kalender, 1861.
285. Bäum, die man offt versetzt, bekleiben nicht. – Lehmann, 809, 8.
286. Bäume ohne Frucht, schöne Weiber ohne Zucht, die findt man vngesucht. – Wehlt's Tagebuch.
287. Beerende Bäume und gezweiete sind gebannt. – Graf, 68, 32.
Beerende d.i. fruchttragende, und gezweiete d.i. veredelte, gepfropfte Bäume waren im Gegensatz zu den edeln Bäumen der Mark (Eichen und Buchen) und dem unfruchtbaren (weichen) Holze überhaupt der gemeinen Nutzung entzogen, da sich an ihr Bestehen selbstverständlich immer nur die das Sondereigenthum begründende Kultur des Einzelnen knüpft; sie durften daher auch nicht auf Almende- oder Gemeingut gepflanzt werden; sie waren aus dem Bereich desselben gebannt. – Alt gébärende böm vnnd zwystok sindt verbannen. (Schweiz.) – Kothing, 207.
288. Besser am Baume seine Sache führen, als bei einem Strick. (S. ⇒ Reis 11.)
In der Freiheit kann man sich besser vertheidigen als im Gefängniss.
Schwed.: Baetra aer thinga widh buskan aen widh boya. (Reuterdahl, 828.)
289. Besser der Baum biegt sich, als dass er gebrochen wird.
Lat.: Arbor lentescat (lente stat) pocius quam fracta grauescat. (Reuterdahl, 45.)
Schwed.: Baetra arthz thrae, som böghis aen thz som bristir. (Reuterdahl, 45.)
290. Böser Baum, böse Frucht.
Dän.: Ondt trae, ondt frugt. (Prov. dan., 436.)
291. De Bôm fällt nicht von en Schlag. – Bueren, 109; Hauskalender, I.
292. De Böme, de oft knacket, de fallt nicht licht. (Braunschweig.)
Bäume, die oft knacken, fallen nicht leicht.
293. Den Baum soll man abhawen, der keine gute Frucht bringt. – Lehmann, 100, 51.
294. Den Bôm, de mi Schatten gift, mutt ich nich verachten. (Bremen.) – Köster, 281.
295. Der Baum, der oft knarrt, bricht (fällt) nicht (so leicht). – Frischbier, I, 289.
296. Der Baum folgt den Enden. – Graf, 85, 130.
Es galt, wenn auch nicht allgemein, der Grundsatz, dass derjenige das Recht auf den ganzen Baum habe, auf dessen Grund sich die Wurzeln befinden.
Mhd.: Der baum folgt den enden. (Grimm, Weissthümer, III, 102.)
297. Der Baum, vor dem du ruhest, ist nie der, auf dem du sitzest. – Westermann's Monatsschrift, Nr. 1862.
298. Dess baums art gibt seine frucht zu mercken, den schalck erkennt man bei den wercken.
Lat.: Arbor ut ex fructu, sic nequam noscitur actu. (Loci comm., 11.)
299. Die Bäume wollen einen faulen Setzer und einen gitigen (thätigen) Ausstecker. (Luzern.)
[930] 300. Die Beume wachsen und die wasser fliessen nicht alle gerade. – Monatsblätter, VI, 135.
301. Die höchsten Bäume fasst der Wind am meisten.
Dän.: De hogeste traeer i skoven staaer störste fare for vinden. (Prov. dan., 157.)
302. Die unfruchtbaren Bäume machen mit ihren Blättern und grossen Aesten mehr Geräusch als die fruchtbaren. – Harssdörffer, 534.
303. Ein alter Baum, der an einen jungen sich lehnt, kann hundert Jahre stehen.
304. Ein alter Baum gibt nicht gute Witen. – Herberger, I, 521.
305. Ein alter Baum hat viel Wurzeln und fällt nicht auf Einen Hieb.
Dän.: Et stor trae staaer paa mere end een rood, falder ey for eet pugg. (Prov. dan., 553.)
306. Ein Baum bringt destmehr frucht allzeit, so er nicht steht vom wasser weit.
Lat.: Cernitur uberior prope fontem quaelibet arbor. (Loci comm., 30.)
307. Ein Baum, den man oft fortsetzet, verdirbt leicht. – Oec. rur. 6, 192.
308. Ein Baum, der erst gepflanzt ist, kann leicht herausgezogen werden, aber einen tief eingewurzelten ziehen viel Pferde nicht heraus. – Pers. Rosenthal.
309. Ein Baum, der in einen Topf gepflanzet ist, kann nicht weit von sich erwurzeln. – Petri, II, 837.
310. Ein baum, der ruw vnd schatten geit, soll man werd halten alle zeit.
Lat.: Arbor honoretur, cuius nos umbra tuetur.
311. Ein Baum muss erst blühen, ehe er Früchte trägt.
Dän.: Traeet maa blomstres förend det baer frugt. (Prov. dan., 554.)
312. Ein Baum ohne Wurzeln bringt keine Frucht, es sei denn die Birke.
Welche die Ruthe als Zuchtmittel liefert.
Dän.: Rodelös traee baer ejelden frugt uden det er birken. (Prov. dan., 553.)
313. Ein dürrer Baum hat nicht weit zum Fall.
Lat.: Casum flore careus arbor cito nouit et arens. (Reuterdahl, 110.)
Schwed.: Ao aer gamblo trae fal i vaanum (falt i wane). (Reuterdahl, 110.)
314. Ein fauler Bawm bringt arge Frucht. – Petri, II, 183.
315. Ein groben Bawm muss der Zimmermann behawen vnd nicht der Schreiner. – Lehmann, 350, 11.
»Er verderbt sonst alle seine Hobel, ehe er geschlacht würde.«
316. Ein grosser Baum muss viel Wind aussstehen. – Petri, II, 192.
317. Ein guter Baum bringt (treibt) auch wol Wasserreiser. – Petri, II, 103.
318. Ein guter baum bringt gute frücht, 's Widerspil an eim bösen gschicht.
Lat.: Arbor quaeque bona producit dulcia poma, a radice mala nascuntur pessima mala. (Loci comm., 11.)
319. Ein knarrender Baum steht länger. – Schleicher, 151.
320. Ein unfruchtbarer Baum steht gern bei einem Dornstrauch. – Löwenheim, 108.
321. Einem fallenden Baume gibt jeder einen Stoss.
It.: Ad albero caduto accetta, accetta. – Ad arbor che cade ognun grida dágli, dágli. (Bohn I, 67.)
322. Es ist ein Baum, gepflanzet an den Wasserbächen. – Ps. 1, 3; Jer. 17, 8; Fabricius, 49.
323. Et fält niche Bûm aw eme Schträch. – Schuster, 881.
324. Faule Bäume lassen sich nicht pfropfen. – Gotthelf, Wanderungen, 240.
325. Ham skal a Buumer büüg wiltzers letj san. (Amrum.) – Haupt, VIII, 367, 269.
326. Henger 'ne aue Bôm es got schulle. (Aachen.) – Firmenich, I, 493, 81.
Hinter einem alten Baum ist gut Schutz suchen gegen das Wetter.
[931] 327. Hohe Bewme thun schwere felle. – Petri, II, 383.
328. Is de Bôm grôt, is de Planter dôd. – Schambach, II, 245.
329. Ist der Baum gesund, so bringt er Blätter und Früchte.
330. Je krümmer deär Boem, je besser die Krücke. (Neumark.) – Engelin, 219, 79.
331. Junge Bäum muss man beschnitzeln, wenn sie grad sollen wachsen. – Lehmann, 410, 43.
332. Junge Bäume wachsen leicht aus.
333. Junge Bewme lassen sich wol beugen. – Petri, II, 410.
334. Kan man ohne schaden ein Baum nicht aussrotten, so soll man jhn beschneiden vnd stümmeln, dass der vberfluss nit zu starck wachse. – Lehmann, 85, 2.
335. Kein Baum tregt jhm selber die Frucht. – Eyering, II, 81; III, 116.
336. Kên Boem felt uppen ierschten Schlach. (Neumark.) – Engelin, 223, 100.
337. Kleine Bäume tragen auch Frucht.
Dän.: Smaa gryder have og ören. (Prov. dan., 513.)
338. Kleiner Baum trägt auch Epffel. – Lehmann, 262, 14.
339. Man haut den Baum nicht ab, wenn auch ein Wurm im Apfel ist.
Dän.: Traeet hugges ikke af, om end ormen kommer i aeblet. (Prov. dan., 554.)
340. Man helt ein Baum in ehren, von dem man schutz vnd schatten hat. – Lehmann, 157, 10.
341. Man lass die Beume erst blühen, ehe sie Früchte tragen. – Luther's Tischr., 177b.
342. Man muss den Baum die äst stumpfen. – Lehmann, 775, 14.
343. Man muss die jungen Bäume beschnitzeln, sonst wachsen grosse Est auff alle seiten. – Lehmann, 129, 9.
344. Man schäzt den Baum nicht nach der Rinde.
It.: Dell' albero non si giudica della scorza. (Giani, 40.)
345. Man sol nicht ertz auff den beumen suchen, sagen die bergleut. – Mathesius, Sarepta, XLb.
346. Man soll den Baum nicht vom Gute schneiden ehe zu Lichtmess. – Graf, 75, 63.
Drückt den Rechtssatz aus, nach welchem der Pächter von seinem Gut vor Lichtmess nicht entfernt werden soll, damit er die Frucht seiner Arbeit geniessen könne. Die Zeit um Lichtmess schien für den Wechsel der Wirthschaftspächter von jeher die geeignetste, weil um diese Zeit die alte Feldwirthschaft zum Abschluss gelangt, und die neue beginnt.
347. Man soll sich vor dem Baume neigen, von dem man Schatten hat.
348. Nach einem Baume ohne Obst wirft man keinen Stein.
Nur Leute, die sich durch Verdienste auszeichnen, werden angefochten, verleumdet.
349. Nicht jeder Baum trägt Früchte. – Schlechta, 941.
350. So lang der Baum blüehet, cha-n-er Frucht träge. (Solothurn.) – Schild, 567.
351. Steht der Baum im Hag, so nimmt jedweder Theil. – Graf, 85, 125.
Wenn ein Baum mitten auf der Grenze steht, so haben beide Nachbarn gleiches Anrecht daran. In Schwyz: »So aber der Baum im Hag Stadt, so sol Jetwederen theil nem.« (Kothing, 299.)
352. Süsse Bewme geben süsse Aepffel. – Petri, II, 543.
353. Tiefer darf man den Baum nicht pflanzen, als er gestanden hat.
354. Von einem dürren Baume bricht man keine frische Pflaume.
355. Vor dem Baum, den ich brauche, muss ich mich beugen. (Tolkemit.) – Frischbier, I, 290.
356. Wann de Bâm lank sein Bläder behäld gödd ed vil on grûs Käld. (Trier.) – Laven, 196, 131; Firmenich, III, 546, 72.
357. Wann der Baum fellt, er falle gegen Mittag oder gegen Mitternacht, auf welchen Ort er fellt, da ligt er. – Henisch, 989, 40; Petri, II, 633.
[932] 358. Wat in guoder Boem is, draet balle. (Neumark.) – Engelin, 221, 114.
359. Weär sich jeden Boem betracht, hat no ni veäl Holt gebracht. (Neumark.) – Engelin, 219, 63.
360. Weil Ein Baum krumm ist, deshalb sind sie nicht alle krumm.
Dän.: For et trae er kroget i skoven, derfor ere de ikke alle. (Prov. dan., 553.)
361. Wenn a grausser Bom fällt, schlägt er viel kleine. – Nefflen, 469.
Wenn ein grosser, einflussreicher Mann stirbt, oder ausser Wirksamkeit gesetzt wird, verlieren Viele, die von ihm geschützt wurden.
362. Wenn andere Bäume pflanzten für mich, so pflanze ich Bäume für andere.
Böhm.: Lidé pro nás stromy sázeli, sázejme my též. (Čelakovský, 49.)
Poln.: Ludzie dla nas budowali, a my dla ludzi. (Čelakovský, 49.)
363. Wenn der Baum die Blätter verliert, so stirbt er.
Lat.: Homo toties moritur, quoties amittit suos. (Philippi, I, 181.)
364. Wenn der Baum jung ist, lest er sich zähmen, nicht wenn er gewachsen. – Lehmann, 130, 125.
365. Wenn der Baum verderwe will, so feht 'n by de Würze-ne a. (Solothurn.) – Schild, 57, 9.
366. Wenn der Baum verdorrt ist, hilft kein Pfropfen.
367. Wenn die Bäume kranken, muss man sie umpflanzen.
Dän.: At salte kjödet naar det begynder at surne, og flyth traeer naar de visne. (Prov. dan., 487.)
368. Wenn die Bäume Schnee halten, werden sie im Frühjahr wenig Knospen entfalten. – Egerbote, 1876, November.
369. Wenn die Bäume zweimal blühen, wird der Winter sich lang hinziehen. – Egerbote, 1876, November.
370. Wenn doch alle Bäume solche Früchte trügen, sagte jener weise Mann, als er an einem Aste ein Weib hangen sah.
371. Wenn ein ault Baum ümme plant wercht, dam hät hei nau sellen goe Ort. (Lippe.)
Er hat dann noch selten gute Art.
372. Wenn einem Baum die Rind wird abgeschaben, so verdirbt er. – Lehmann, 546, 3.
373. Wenn man an einem Baum viel rüttelt, so gedeiht (wächst) er nicht.
374. Wenn man einen Baum biegen will, muss man es bei zeiten thun.
375. Wenn man einen Baum umhauen will, so macht er zu viel Schatten.
Im Orient: Wenn man die Palme umhauen will, so trägt sie zu viel Datteln. (Altmann VI, 484.)
376. Wenn man von Bäumen redet, so bewegt sich der Mast.
Er fühlt sich getroffen, wie die Russen sagen. (Altmann V, 83.)
377. Wenn olde Bômen umplant werden, so gân se ût. – Hauskalender, II.
378. Wenn 't in die ledigen Böme dondert, sau gerâet de Gösseln nicht. – Schambach, II, 629.
Wenn es in die unbelaubten Bäume donnert, so gerathen die Gänseküchlein (jungen Gänse) nicht, weil dann in der Regel Kälte eintritt, der sie erliegen.
379. Wenn 't üöwer de kelen Böme dunnert, dat soll nitt guet sin. – Woeste, 58, 5.
380. Wer auf den Baum steigt, nimmt den Schuh mit. – Ausland, 1872, S. 1204.
Es kann dadurch eine Fussverletzung abgewehrt werden, und dann wird dadurch der Schuh auch vor Dieben gesichert.
381. Wer dem Baum die Rinde nimmt, tödtet ihn.
Dän.: Taeger man backen af träet, saa visnerdet. (Prov. dan., 46.)
382. Wer den Baum pflanzt und pflegt, verdient von seiner Frucht zu essen.
Lat.: Suavissimus post laborem fructus. ( Sailer, Sprüche, 123, 96.)
383. Wo (wu) de Böme, sau de Bêren (Birnen); wo (wu) de Frûen, sau de Dêren. – Schambach, II, 590.
[933] 384. Wo der Baum fällt, da muss man ihn wieder aufrichten. – Graf, 437, 312.
385. Wo man Bäume niederhaut, da fallen Späne ab.
Masur.: Gdzio drzewo z cinają, tam i wiori padają. (Frischbier, II, 3039.)
*386. Am nördlichen Baum reiten. – Graf, 344.
So hiess im Mittelalter der Galgen. Das Gesicht des Verbrechers wurde gegen Norden gerichtet.
*387. Ar will alli Bâm raussreiss'n. (Franken.) – Frommann, VI, 164, 27.
Von einem, der viel thun will.
*388. Bäme ai a Pûsch träân. (Oesterr.-Schles.) – Peter, 443.
*389. Dar find sich aus drei Bejmern nie raus, wenn mer nie erscht en ümsagt. – Larisch, 16.
Der findet sich aus drei Bäumen nicht heraus, wenn man nicht zuvor einen umsägt. Von einem sehr Beschränkten, Unbeholfenen.
*390. Das geht durch den Baum. – Frischbier, I, 288.
Von einer Sache, die zwar dem Gesetz nicht völlig entspricht, die man aber hingehen lässt. Baum ist hier die aus Baumstämmen gebildete Kette über einen Fluss, um den Schiffern den Weg zu versperren. Ein Wasserthor. (Vgl. Hennig, 22.)
*391. Den hohen Bäumen steuern, dass sie nicht in den Himmel wachsen. – Luther's Tischr., 83b.
'T is gôd, dat de Böm' nich in 'n Häven (Himmel) wasst. (Rastedt.) (Firmenich, III, 29, 128.)
*392. Der Baum hangt zwischen Tod und Leben.
Geschieht, wenn man einen frisch gepflanzten Baum sogleich an den Pfahl befestigt, sodass er nicht einwurzeln kann, weil sich das frische Erdreich senkt, wodurch die Wurzeln bodenlos werden.
*393. Do mächt ma doach of d' Bäme klettern. – Peter, 455.
Ausruf der Verwunderung.
*394. Er hackt den Baum schon klein, der noch im Walde steht. – Breslauer Zeitung, 1864, Nr. 23.
*395. Er ist bald beim dürrn Bömla. – Nefflen, 457.
Auf dem Wege der Verarmung, bald bankrott.
*396. Es ist ein Baum ohne Frucht.
In Aegypten: Eine Palme ohne Datteln, ein guter Vorsatz ohne That haben beide gleichen Werth.
*397. He wârd ôk kên Böm ümrîten. (Mecklenburg.)
Nichts Besonderes leisten.
*398. Hir waardt eg laang am a buum haauen. (Amrum.) – Haupt, VIII, 368.
Hier wird nicht lange um den Baum gehauen.
*399. Jemand auf den Baum spannen. (Westf.)
Die Pferde werden auf den Baum gespannt.
*400. Sie fallen nicht von den Bäumen, wie die isländischen Gänse. – Fac. pennalium, 52.
*401. Twöschen Bom und Bork hucken. – Frischbier, II, 296.
Nicht aus und ein wissen.
*402. Von einem dürren Baum Frucht hoffen. – Merx, 238.
*403. Wenn der auf den Baum steigt, hat er auf der Erde nichts mehr zu suchen. – Klix, 16.
*404. Zu bösen Bäumen gehen (Galgen). – Sanders aus Hebel.
*405. Zwischen Baum und Wolke schweben.
Bodenlose Mitte, Unentschiedenheit, Schwanken zwischen zwei Parteien. (Wochenblatt der Neuyorker Staatszeitung vom 13. December 1862.)
Adelung-1793: Dianen-Baum, der · Judas-Baum, der · Behen-Baum, der · Cōcos-Baum, der · Senes-Baum, der · Terpenthin-Baum, der · Muskaten-Baum, der · Salamander-Baum, der · Ambra-Baum, der · Angēliken-Baum, der · Abrahams-Baum, der · Amarellen-Baum, der · Baum-Malve, die · Baum-Pēlikan, der · Baum, der · Bāum-Achāt, der
Brockhaus-1911: Paw-Paw-Baum · Baum
Eisler-1904: Porphyrischer Baum
Lueger-1904: Baum [2] · Baum [1]
Meyers-1905: Baum [3] · Grünender Baum · Hoffmanns Baum · Baum [2] · Baum der Reisenden · Baum des Lebens · Baum [1]
Pagel-1901: Baum, Wilhelm · Baum
Pataky-1898: Baum, Mathilde · Baum, Elisabeth
Pierer-1857: Baum des Lebens · Baum [1] · Baum [2] · Baum der Diana · Baum der Erkenntniß des Guten u. Bösen · Baum der Reisenden
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