Jugend

1. Alt Jugend der gewiss todt.Gruter, I, 4; Petri, I, 11; Latendorf II, 6.


2. An der Jugend ist alles lieblich.

Lat.: Pueritia semper amabilis. (Seybold, 464.)


3. Auf die Jugend ist kein Verlass, sie will heut' dies und morgen das.

Abraham a Sancta Clara (Etwas für alle, Nürnberg 1699, I, 377) sagt von der Jugend: »Sie ist ein Geschirr, so bald rinnt, ein Holz, so bald brennt, ein Kerzchen, so bald abfliesst, eine Farbe, so bald abschiesst, ein Fleisch, so bald stinkt, ein Schiffel, so bald versinkt. Die Jugend lauft nicht, sondern springt, sie stolpert nicht, sondern fällt, sie raucht nicht, sondern brennt, sie wälzt sich nicht, sondern stürzt sich in alle Laster wie der verlorne Sohn; sie brennt in Unzucht wie der Ammon; sie fällt in allen Uebermuth wie der Absalon, sie springt in das Verderben wie die Kinder Eli.«

Böhm.: Zelený hrozen není sladký, a mladý človĕk není stálý. (Čelakovsky, 305.)


4. Auf eine gute Jugend folgt ein ruhiges Alter. Seybold, 110; Sutor, 595.


5. Auf eine müssige Jugend folgt ein dürftiges (beschwertes) Alter.Winckler, XI, 14; XVIII, 89.


6. Besser in der Jugend gelitten vnd gezüchtigt, denn im Alter.Henisch, 320, 58; Petri, II, 38; Sailer, 196.


7. D' Jugend muss tobet ha, hätt de Bettelma g'seit, do ist ihm 's Kind zum Bündel uskeit1. (Schweiz.)

1)Keiten = fallen.


8. De in'r Jögd fahrt, mutt up't Older gan.Eichwald, 906.


9. De Juegend mot êst (erst) de Narrenscho uttreaen. (Büren.)


10. De Jugend is wild, hadde de Beadelfrû1 sagt, do was ear dat Kind2 ut der Kipe3 fallen. (Westf.) – Hoefer, 1117a; für Iserlohn: Woeste, 62, 10; hochdeutsch bei Reinsberg VII, 67.

1)An andern Orten auch: Pottwif.

2)Im Sauerland: der Blage.

3)Ein meist aus Holzschienen geflochtenes Gefäss, das an Tragriemen auf dem Rücken getragen wird.


11. Der Jugend Fleiss ist des Alters Preis.Müller, II, 11; Simrock, 2521.

Mhd.: Lâz dich an jugent prîsen, wilt du in tugent grîsen. (Frauenlob.) (Zingerle, 78.)


12. Der Jugend gehört die Zukunft.

Böhm.: Mladým náleží budoucnost. (Čelakovsky, 304.)


13. Der jugend ist man von natur hold.Tappius, 187a; Simrock, 5280.

Lat.: Cum parvula est bona videtur spina. (Tappius, 187a.)


14. Der Jugend Lehre, des Alters Ehre.Simrock, 5287; Körte, 3210; Reinsberg VII, 100.

Je gewissenhafter man in der Jugend die Lehr- und Studienjahre benutzt, desto mehr Ehre wird man sich in der Folge erwerben.


15. Der Jugend muss man ein Ding oftmals sagen, wenn sie's einmal thun (behalten, fassen) soll.

Lat.: Nunquam nimis dicitur, quod nunquam satis. (Seneca.) (Philippi, II, 57.)


16. Der Jugend muss man jhren Lauff lassen. Lehmann, II, 271, 4.

Böhm.: Bujnost mládeže netrpí otĕže. (Čelakovsky, 305.)

Poln.: Młodóść bujna do rządu trudna. (Čelakovsky, 305.)


17. Der Jugend Sorgen haben das Alter geborgen.


18. Der Jugend steht die ganze Welt offen.

Böhm.: Mladost má široký rozhled. (Čelakovsky, 304.)

Poln.: Młodość przestronno patrzy. (Čelakovsky, 304.)


19. Der Jugend Zucht, dem Pferde Zügel und Sporen, sonst sind beide verloren.

It.: Il freno doma il avallo, e la disciplina la gioventù. (Pazzaglia, 294, 2.)


20. Di Jöögas, di Fröögasch. (Amrum.) – Haupt, VIII, 361, 173; Johansen, 144.

Die Jugend, die Freude.


[1042] 21. Die in der Jugend schon hinken, müssen im Alter krücken.


22. Die in der Jugend sich regen, können im Alter sich pflegen.

Lat.: Labor senectuti optimum opsonium. (Seybold, 270.)


23. Die Jügde mot îrst 'n ittelke Paar Narrenschô verschlîten, vor dat se wîs werd.Lyra, 27.


24. Die Jugend ärgern ist die grösseste Sünde.


25. Die Jugend entwächst stets dem Rock.


26. Die Jugend fischt und vogelt gern.

Holl.: Het zoeken van vogeltjes en visschen doet de jongheid, in't leeren missen. (Harrebomée, I, 365a.)


27. Die Jugend fragt nicht, was das Brot gilt. Reinsberg VII, 62.


28. Die Jugend, Freyheit vnd Reichthumb seynd in der Welt die grösst Räuber.Lehmann, II, 272.


29. Die Jugend hat blumen art, wan sie gar kurtzlich wird verkart.

Lat.: Transit sine breui puerilis flosculus aeui. (Loci comm., 101.)


30. Die Jugend hat einen Durchlass, da schreien die alten Hellerlin: lass auss! lass auss! Petri, II, 132; Henisch, 773, 46.


31. Die Jugend im Wachsen hat einen Wolf im Leibe.

Frz.: Jeunesse en croissance, a UN loup en panse. (Kritzinger, 390a.)


32. Die Jugend in Sorgen bringt heitern Tag nach trübem Morgen.


33. Die Jugend ist die Tugend.Petri, II, 132.


34. Die Jugend ist ein Fieber des Verstandes.

Daher sagen die Böhmen, die Jugend dürfe keinen Wein erhalten, weil sonst Feuer zu Feuer komme.

Böhm.: Oheň k ohni přidává, kdo mladému víno dává. (Čelakovsky, 407.)

Lat.: Juvenilis ardor impetu primo furit. (Gaal, 905.)

Poln.: Ognia do ognia przydaje, kto młodemu wina daje (Čelalkovsky, 407.)


35. Die Jugend ist ein kurzweiliger Rausch und das Alter eine langweilige Nüchternheit.


36. Die Jugend ist eine fortwährende Trunkenheit.

Böhm.: Mladost – radost, mladost – nerozum. (Čelakovsky, 304.)

Krain.: Mladost je norost. (Čelakovsky, 304.)

Wend.: Młodosć – tornosć. (Čelakovsky, 304.)


37. Die Jugend ist eine Rosen-, das Alter eine Nesselkrone.

38. Die Jugend ist kein Fehler und das Alter kein Verdienst.


39. Die Jugend ist kurtzweilig.Petri, II, 132.


40. Die Jugend ist so gesint: je frömmer Eltern, je ärger Kind; je weicher Artz, je fauler Wund; je schlechter Jäger, je schlimmer Hund.Lehmann, 169, 11.


41. Die Jugend ist tumküne.Petri, II, 132.


42. Die Jugend ist voll Kraft, das Alter ohne Saft.

Frz.: Enfant, grandet, adolescent, jeune homme parfaict, vieil décrepit. (Leroux, I, 140.)


43. Die Jugend kan jhr selber nicht rathen noch helffen.Lehmann, II, 271, 1.


44. Die Jugend kan nit feyren (stillsitzen).Sutor, 652.

Lat.: Quiescere juventus nescit. (Seybold, 489; Sutor, 603.)


45. Die Jugend lernt das Böse von selbst (ohne Unterricht).

Lat.: Pejora juvenes facile praecepta audiunt. (Philippi, II, 89; Seybold, 434.)


46. Die Jugend muss entweder dess Vaters Ruth oder des Henckers Schwert leiden.Petri, II, 132.


47. Die Jugend muss sich austoben. (S. Kalbzeit.) – Mayer, II, 6; Simrock, 5276; Reinsberg VII, 69.

»Ein sprichwort sagen thut, das die jugent vertoben muss, wenn man sie in einen sack schon stiess.« (Ayrer, IV, 2658, 16.)

FRZ.: Il faut que jeunesse se passe. (Cahier, 903.)

Holl.: De Hollandsche jeugd moet vóór of na mallen. (Harrebomée, I, 358a.)


48. Die Jugend muss verrasen.Meisner, 2.


49. Die Jugend rüstet mit den goldenen Tagen.


50. Die Jugend scherzt gern.

»Man sagt, die Jugent schertz gar gern.« (Ayrer, 985, 11.)


[1043] 51. Die jugend schnell verschwindt gleich wie ein blum oder der wind.

Lat.: Nocte dieque, cave, tempus, consumere, prauet vt flos uel ventus, transibit nostra iuuentus. (Loci comm., 101.)


52. Die Jugend sieht nicht weiter als ihre Nase reicht.


53. Die Jugend sol das alter ehren, das alter die Jugend zum besten halten.Petri, II, 133; Henisch, 329, 47.


54. Die Jugend soll bei den Alten die Ohren brauchen, nicht das Maul.


55. Die Jugend soll drey Stück haben: Weissheit vnd Verstand im Gemüth, Stillschweigen in der Zungen vnd Schamhafftigkeit im Angesicht.Lehmann, II, 272, 7.


56. Die Jugend soll man wohl regieren, dann kann sich das Alter selbst regieren.

Engl.: Youth will have its swing. (Bohn II, 24.)


57. Die jugend sols erwerben, dz dz alter verzere (oder: was das Alter verzehrt).Tappius, 85b; Franck, II, 72a; Eyering I, 698; Petri, II, 133; Lehmann, II, 71, 46; Sailer, 196; Simrock, 5294.

Böhm.: Mladý nabývej, starý užívej. (Čelakovsky, 306.)

Frz.: Acquiers si tu peux en jeunesse, pour reposer en vieillesse. (Kritzinger, 33a.) – On doit querir en jennesse dont on vive en la vieillesse. (Leroux, II, 272.)

Lat.: Opsonium optimum senectuti labor. – Quaere adolescens, utere senex. (Seybold, 417 u. 469.)

Poln.: Młody nabywaj, stary zażywaj (odpoczywaj). (Čelakovsky, 306.)


58. Die Jugend spielt die guten Karten alle anfangs aus der Hand, das Alter aber behält die Trumpfkarten bis zuletzt.


59. Die Jugend springt, das Alter hinkt.

Mhd.: Jugent hât vil werdekeit, daz alter siuften unde leit. (Parzival.) (Zingerle, 78.)

Böhm.: Mladost výší, starost hrbí. (Čelakovsky, 304.)


60. Die Jugend springt übers Gehege, sie kennt weder Berge noch schlechte Wege.

Böhm.: Mladému všude rovno. (Čelakovsky, 305.)


61. Die Jugend thut; das Alter sagt: ich habe gethan; der Narr: ich werde thun.

Frz.: Les jeunes gens disent ce qu'ils font, les vieillards ce qu'ils ont fait, et les sots ce qu'ils feront. (Cahier, 1642.)


62. Die Jugend und die Mispel wird faul, wenn sie reift.


63. Die Jugend weiss nicht, das Alter kann nicht.

Frz.: Si jeunesse savait et vieillesse pouvait. (Lendroy, 893.)


64. Die Jugend wil gebraucht seyn.Petri, II, 133; Henisch, 483, 48.


65. Die Jugend will nicht, das Alter kann nicht.

Holl.: De jongheid wil niet, de ouderdom kan niet. (Harrebomée, I, 365a.)


66. Die Jugend will Zwang, den Zaum nicht zu lang.


67. Die jugent1 hat man lieb.Franck, II, 84b.

1)Franck hat zwar »tugend«, es ist dies aber jeden falls Druckfehler, denn abgesehen davon, dass ein Sprichwort mit der Lesart »Tugend« mir sonst nirgends begegnet, hat Franck selbst es nur gebraucht, um den Sinn des lateinischen: Plures adorant orientem quam occidentem, dadurch auszudrücken.


68. Die Jugent ist wie die Blute der beume.Agricola II, 285.


69. Die Jugent schnell verschwind wie ein blum oder wind.Henisch, 430, 7.

Lat.: At tu, dum primi floret tibi temporis aetas, Utere, non tardo labitur ille pede. (Froberg, 39; Philippi, I, 47.)


70. Es passt der Jugend wol, ein Stündlein klug und zehne toll.

Holl.: Half wijs, half mal, dat past der jeugd wel. (Harrboméee, I, 358a.)


71. Faule Jugend, lausig Alter.Struve, I, 45; Simrock, 5275; Körte, 3208; Lohrengel, I, 273; Reinsberg VII, 70.

»Wann jugend müssig geht, folgt Dürfftigkeit im Alter, ist ein bewährtes Wort.« (Keller, 134b.)

Mhd.: Swer an unzuht sîn jugent wendet der hat sîn alter gar geschendet. – Swer alter wil mit êren leben, der sol nâch êren junger streben. (W. Gast.) (Zingerle, 78.)

Dän.: Doven ungdom giør elendig alderdom.

[1044] Engl.: A lazy youth, a lousy age. (Kritzinger, 507b.)

Frz.: Jeunesse paresseuse, vieillesse pouilleuse. (Cahier, 1248.) – Qui est oisif en sa jeunesse, peinera dans sa vieillesse. (Cahier, 1195.) – Qui n'est diligent en jeunesse, pauvre sera en sa vieillesse. (Kritzinger, 390a.) – Paresseux en jeunesse, souffreteux en vieillesse. (Kritzinger, 507a.)

Holl.: Een luije (dartle) jeugd, een ouderdom, die niet en deugt. (Harrebomée, I, 358a.)

Lat.: Segnis juventa, egens senecta. (Seybold, 546.)

Span.: A mocedad ociosa, vejez trabajosa. (Cahier, 3548.)


72. Hält man die Jugend nicht in Hut, so thut sie selten gut.


73. Harte Jugend, sanftes Alter.

Böhm.: Přebud' z dobré vůle v hoři za mládi, a nebudeš na starost bezdĕky vepsí. (Čelakovsky, 306.)

Dän.: Lider du ondt men du est ung? Det gavner naar du est gammel og tung. (Prov. dan., 385.)


74. Hier erzieht man die Jugend zu jeder Wissenschaft und Tugend.

Der sprichwörtlich gewordene Anfang der Inschrift eines schwäbischen Schulhauses, die weiter dahin lautet: »Auch bearbeitet man unartigen Kindern den widerspenstigen Hintern und zieht daraus zur Noth sein tägliches kärgliches Brot.« (Jer. Gotthelf, Leiden, IV, 116.)


75. In der iugent wol verwart, ist in das Alter wol gespart.Werdea, Aiiij.


76. In der Jugend denk' auf den alten Mann. Mayer, II, 195.


77. In der Jugend eine Hure, im Alter eine Hexe.Pistor., IV, 62; X, 20; Eisenhart, V, 20.


78. In der Jugend etwas lernen, ist der beste Nothpfennig.


79. In der Jugend hängt der Himmel voll Geigen.


80. In der Jugend (immer) Juchhe, im Alter Oweh.

Böhm.: Kdo se v mládí učil leda, bude volat v stáří: bĕda. (Čelakovsky, 216.)


81. In der Jugend muss man sich einen Stecken schneiden, an den man sich im Alter halten kann.

Frz.: Il faut travailler en jeunesse pour reposer en vieillesse. (Leroux, II, 233.)


82. In der Jugend Säcke, im Alter Röcke. (Schwaben.) – Simrock, 5289; Körte, 3211.

Empfiehlt Einfachheit in Lebensweise und Kleidung. Die Jugend bedarf des Putzes nicht, denn Schönheit ist die beste Schminke und Gesundheit das herrlichste Kleid.


83. In der Jugend schmeckt einem manches, worauf man im Alter keinen Appetit hat.


84. In der Jugend verzagt, ist im Alter verzweifelt.Simrock, 5290.


85. In der Jugend wild, alt der Tugend Bild.


86. Jögd hett kên Dögt. (Holst.) – Schütze, II, 193; Eichwald, 905.


87. Jugend entflieht, Schönheit verblüht.


88. Jugend fahet wie Zunder.Lehmann, 409, 6; Sailer, 190; Simrock, 5278.


89. Jugend frä't sich, Alter klä't sich.Körte, 3207.


90. Jugend hat (macht) frohes Herz.

Holl.: Wat jongs verheugt het hart. (Harrebomée, I, 364a.)


91. Jugend hat keine (oder: nicht allzeit) Tugend.Gaal, 913; Eisenhart, 39; Siebenkees, 56; Hermann, I, 6; Pistor., XI, 1; Büttner, 7; Struve, I, 13; Meisner, 2; Eiselein, 351; Mayer, I, 104; II, 6; Körte, 3206 u. 3987; Simrock, 5277; Parömiakon, 3028; Lohrengel, I, 419; Braun, I, 1682; Reinsberg VII, 41; Joh. Gotth. Lorenz, Verbesserte häusliche Bürgererziehung als ein Beitrag zur Bildung des gemeinen Mannes (Berlin 1787), S. 191-237; für Oldenburg: Weserzeitung, 4057; für Waldeck: Curtze, 318, 58.

»O Jugend, hättest du die Tugend, so wärest du aller Ehren werth.« (Keller, 148a.) »O Jugend, hettestu Tugend, wem werest du zu vergleichen.« (Herberger, I, 2, 815.) Man kann schon zufrieden sein, wenn die Jugend sich auf dem Wege befindet, tugendhaft zu werden und sich willig so lange durch die Vernunft anderer führen lässt, bis die eigene erstarkt ist, um den Willen zu bestimmen. Als Rechtssprichwort will es den Richter zur Nachsicht bestimmen, weil die Jugend in der Regel mehr aus Unbesonnenheit und Thorheit, als aus bösem Vorsatz sündigt.

Dän.: Ungdommen regieres af affecterne. (Prov.dan., 16.)

Engl.: Boys will have toys. (Körte, 3206.)

[1045] Frz.: Faute d'age cause LE jeune n'être sage. – Jeunesse est forte à passer. – Jeunesse n'a pas sagesse. – On est rarement sage dans la jeunesse. (Starschedel, 412; Kritzinger, 390a.)

Lat.: Cereus in vitium flecti juvenis. (Horaz.) (Binder I, 188; II, 478.) – Cereus in vitium flecti, monitoribus asper. (Seybold, 73.) – Juventus, ventus.


92. Jugend het kene Tugend un dat Oller den Koller. (Hannover.) – Schambach, I, 33.

Der Jugend wird Mangel an Tugend, dem Alter Thorheit vorgeworfen.

Lat.: Bis pueri senes. (Philippi, I, 60.)


93. Jugend in Zucht bringt im Alter reiche Frucht.

Mhd.: Er lerne zuht in sîner jugent, so kan ers in dem alter wol. (Haslan.) (Zingerle, 78.)


94. Jugend ist allezeit lieblich.

Holl.: Jong is zoet. (Harrebomée, I, 363b.)


95. Jugend ist ein Fehler, der mit jedem Tage besser wird.Weserzeitung, 4057.


96. Jugend ist ein reicher Morgen, bei dem man für den Abend soll borgen.


97. Jugend ist geneigt zur Sünde, wie sich Wachs lässt weich machen zu siglen.Henisch, 1492, 30.


98. Jugend ist Pracht, sagte die alte Jungfer sacht.


99. Jugend ist Rausch (Trunkenheit) ohne Wein, Alter Wein ohne Rausch.Simrock, 5293.


100. Jugend ist Saatzeit.


101. Jugend ist unbedächtig.


102. Jugend lebt in der Herrenstube, sagte der Bettelbube.


103. Jugend muss aussgeschlaffen haben.Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 67.


104. Jugend muss frewd haben.Gruter, III, 56; Lehmann, II, 285, 68.

Mhd.: Swâ diu jugent niht vreude gert, dâ is êre ûz phâde gedrungen. (Neidhart.) (Zingerle, 78.)


105. Jugend muss man beyzeit auff ein Schleiffmühl (oder: Stockfischmül oder zum Zimmermann) schicken, der die grobe Speen abhawet.Lehmann, 130, 33.


106. Jugend muss vertoben.Weserzeitung, 4057; Lohrengel, I, 420; Rossel's Wochenblatt, 1833, S. 82.


107. Jugend ohne Hut thut selten gut.


108. Jugend schadet der Weisheit nicht.Gaal, 833; Simrock, 5308; Körte, 3212; Braun, I, 1683.

So wenig im grauen Haare der Verstand nothwendig sitzen muss, ebenso unrichtig ist der Schluss, dass ein junger Mann weniger zu einem Geschäft tauglich sei als ein alter. Christus hatte mit dreiunddreissig Jahren eine Welt erlöst, Alexander, noch jünger, eine erobert; die ältesten Feldherren unterlagen den Waffen des jungen Napoleon.


109. Jugend schont, Alter lohnt.Körte, 3209; Simrock, 5288.


110. Jugend soll sein regiert mit (muss haben) Tugend.

Böhm.: Jsi-li mladý, užij té rady, ctnostnĕ se chovej. (Čelatovsky, 306.)


111. Jugend soll zu Tisch einen hungrigen Magen und zu Bett müde Glieder tragen.


112. Jugend überwindet Tod und Teufel.

Frz.: La jeunesse revient de loin. (Lendroy, 1312.)


113. Jugend und Kaninchen darf man nur bei den Ohren fassen.


114. Jugend und Tugend sind selten beisammen.Gaal, 973; Parömiakon, 2821.

Frei, frisch, frech, fröhlich und freundlich ist die Jugend, weshalb Jugend und Tugend selten beisammen sind. In der Jugend ist das Blut voller Muth. In der Jugend läuft und rauft man; man sieht nichts als Lust und Gunst. Die Augen alles sehen, die Ohren alles hören, die Nasen alles riechen, die Zungen alles kosten, die Hände alles betasten. Die Jugend ist ein Hafen beim Feuer, voller Hitze; ein Aal in der Hand, voller Schlüpfrigkeit; ein Vogel in der Luft, voller Freiheit; ein Schiff im Meer, voller Ungestüm; sie ist wie ein Krebs im Wasser, hinter sich, für sich; sie ist wie ein Pferd ohne Zaum, voller Muthwillen; sie ist wie eine Fackel beim Strohdach, voller Gefahr. (Abraham a Sancta Clara.)


115. Jugend und verlorne Zeit kommt nicht wieder in Ewigkeit.


116. Jugend und weiss Papier werden leicht fleckig.

Engl.: Youth and white paper take any impression. (Bohn II, 24.)


[1046] 117. Jugend vnd sterck hilfft nicht für den Todt.Petri, I, 64.


118. Jugend vnnd Klugheit findet man selten bey einander.Lehmann, II, 271, 3.


119. Jugend wild, Alter mild.Eiselein, 351; Simrock, 5274; Reinsberg VII, 69.

In Mailand heisst es: Thöricht in der Jugend, weise im Alter. In Toscana: Thörichte Söhne, vernünftige Männer. (Reinsberg VII, 69.)


120. Jugend will aus dem Haus und wächst auch aus dem Hemde 'naus.

Luther sagte von der Jugend, »sie sey wie ein Most, der lasse sich nicht halten, er müsse verjehren und überlauffen; also wolle die Jugend sich auch immer sehen lassen und etwas für andern seyn.« (Zinkgref, I, 201.)

Böhm.: Mladý ze všeho vyroste. (Čelakovsky, 305.)


121. Jugend will austoben, sagte die alte Lise und ritt auf einem Besenstiel.

Holl.: De jeugd wil eruit, zei besje, en zij reed op een' bezemstok. – De jeugd wil eruit, zei besje, en zij sprong over een strootje. (Harrebomée, I, 358a.)


122. Jugend, wo ist deine Tugend.


123. Keusche Jugend, Lebensbalsam des Alters.Sailer, 195.

Segnungen des hohen Alters aus einer fromm durchlebten Jugend.

Frz.: Bien avoir vécu en jeunesse, est le vrai guerdon de vieillesse. (Kritzinger, 390a.)


124. Lerne was in der Jugend, so kanstu was im Alter.Petri, II, 437.


125. Liederliche Jugend, armselig (elend) Alter.

Böhm.: Hýřil za mladu, a pod starost umírá z hladu. (Čelakovsky, 58.)

Engl.: The abundance of money ruins youth. (Bohn II, 14.)

Poln.: Młodošć płochość, starość nie radość. (Lompa, 21.)

- Z młodu w tafcie, a na starość w płachcie. (Čelakovsky, 58.)


126. Man darf's der Jugend nicht oft sagen, wenn's (wo's) Kirschen zu naschen gibt.


127. Man muss der Jugend etwas zugeben (übersehen).Parömiakon, 2736.

»Jugend ist ein Fass voll Most, wenn man demselben nicht Luft lässt, bringt er nur Schaden.« (Abraham a Sancta Clara.)

128. Man muss die Jugend vertoben lassen.Siebenkees, 57.

Ein Aufsatz über dies Sprichwort gegenübergestellt dem andern: Man muss das Bäumchen biegen, weil es jung ist, findet sich in Rossel's Wochenblatte für Volksschullehrer (Februar 1833, S. 82). – »Sag' nur wie trägst du so behäglich der tollen Jugend anmassliches Wesen?« – »Fürwahr, sie wäre unerträglich, wär' ich nicht auch unerträglich gewesen.« (Goethe.)


129. Man muss sich in der Jugend nach einem Stabe umsehen, an dem man im Alter gehen kann.


130. Man soll die Jugend ziehen, aber nicht pressen.

Lat.: Si premis, erumpit. (Sutor, 605.)


131. Müssige Jugend, armselig (hungrig) Alter.

Frz.: Jeunesse oyseuse, vieillesse diseteuse. (Leroux, II, 243; Kritzinger, 390a.)


132. Müssige Jugend führt nicht zur Tugend.

Holl.: Maak, dat de jeugd niet ledig gaat, want niets te doen, leert enkel kwaad. (Harrebomée, I, 358.)


133. O jugend, weil du hast die Zeit, so spar kein fleiss, müh, noch arbeit, leg wol an deine junge jor, dass, du nicht werdest ein alter thor.

Lat.: Cum iuuenes estis, cum tempus habere potestis; cur non proficitis, ne tanquam bestia sitis. (Loci comm., 100.)


134. Rührige Jugend, ruhig (gemächlich) Alter.

Mhd.: Wer gerne hât gemach, der versuochet selten frömdez obedach, wer aber in dem alter wil mit gemache leben, der muoz in sîner jugent nâch dem hûsrâte streben. (Wolfdietrich.) (Zingerle, 197.)


135. So die jugend verstünde recht, was nutz ihr kunst vnd weissheit brecht, sie wurd allzeit fleissig studieren vnd keinen Tag jhr zeit verlieren.

Lat.: Si puer hoc sciret, quantum doctrina ualeret, raro dormiret, sed nocte dieque studeret. (Loci comm., 50.)


136. Verzagte Jugend macht verzweifelt Alter.


137. Wär in der Jugend nits spârt, dei hett in'n Older nits.Schambach, II, 538.


138. Wäre die Jugend klug, sie wäre nicht mit Golde zu bezahlen.

Lat.: Temeritas est florentis aetatis, sapientia senectutis. (Cicero.) (Philippi, II, 213; Schonheim, T, 6; Seybold, 597.)


[1047] 139. Was du in der Jugend einbrockst, mustu aufs Alter aussfressen.Herberger, I, 2, 159.


140. Was du in der Jugend verbrochen, wirft Gott auf deine alten Knochen.

Das ungehörige Leben in der Jugend rächt sich in seinen Folgen im Alter.

Böhm.: Čím se mladý příliš veselí, na starost toho poželí. (Čelakovsky, 306.)

Poln.: Grzechi młodości karze pan Bóg na stare kości.


141. Was einer in der Jugend liebt, hat er im Alter satt. Das ist aber nicht wahr, sprach Pater Beda; hol Wein, Bruder Franz.Klosterspiegel, 19, 6.


142. Was man in der iugent verwart, wirt in das alter wol gespart.Werdea, Aiiij.


143. Was man in der Jugend geliebt hat, das liebt man am längsten.

Lat.: Nimirum quidquid primis insuevit ab annis, non facile aufertur, naturam parturit usus. (Sutor, 597.)


144. Was man in der Jugend gesammelt (gelernt), ist ein Schatz im Alter.

Böhm.: Ndo se z mládí čemu naučí, k stáru jak by to našel. (Čelakovsky, 216.)


145. Was man in der Jugend krümmt, wird im Alter nicht mehr gerade.

Die Maoren auf Neuseeland sagen im Sprichwort, um auszudrücken, dass es sehr schwer sei, frühe Einflüsse zu bewältigen: Der Moavogel (Dinornis giganteus) zertrat den Ratabaum (Metrosideros robusta), wie ist es möglich, dass er gerade wachse! (Reisen der österreichischen Fregatte Novara um die Erde 1857-59, II, 317.)


146. Was man in der Jugend lernt, bleibt am längsten.Sutor, 597; Seybold, 357; Simrock, 5286; Reinsberg VII, 99.

»Was in der jugent würdt genommen ein, wescht jm im alter nit ab der Rhein.« (Waldis, IV, 6.) Die Hebräer sagen: Wer in der Jugend lernt, bei dem geht das Gelernte ins Blut über. (Reinsberg VII, 99.) Und: Das Suchen der Weisheit im Alter ist wie Zeichnen auf Sand, das Suchen der Weisheit in der Jugend wie Eingraben in Stein. Die Araber: Das Gedächtniss der Knaben ist wie Schrift im Stein.

Dän.: Det ung nemmer, gammel ei glemmer. (Bohn I, 363.)

Frz.: Ce qu'on accoûtume de jeunesse, dure jusqu'á la mort. (Kritzinger, 7a.) – Ce qu'on apprend au berceau, dure jusqu'au tombeau.

Lat.: Altera natura est habitus; quam junior artem perdisces tollet nulla senecta tibi. (Philippi, I, 22; Seybold, 20.) – Tenacissimi sumus eorum quae rudibus annis percepimus. (Philippi, II, 216; Seybold, 600.)


147. Was man in der Jugend lustig aufs Kerbholz gesetzt, muss man im Alter mit Schmerzen wieder ausschneiden.Winckler, II, 36.

Dän.: Ungdoms sprung giør alder tung. (Prov. dan., 22.)


148. Was man in der Jugend mit kleinem Gelde geborgt, muss man im Alter mit Bankthalern bezahlen.Winckler, II, 36.


149. Was man in der Jugend säet, das ernd man im Alter.Lehmann, 10, 84.


150. Was man in der Jugend treibet, solches auch im Alter bleibet.Sutor, 549.

151. Was man in der Jugend verbrochen, das müssen büssen die alten Knochen.

Böhm.: Hříchy mladosti kárá bůh na staré kosti. (Čelakovsky, 26.)

Poln.: Grzechy młodości karze pan Bóg na stare kości. (Čelakovsky, 26.)


152. Was man in der Jugend wünscht, hat man im Alter genug.Simrock, 5284; Körte, 6478.

Goethe spricht sich sehr zum Vortheil dieses Sprichworts aus. »Unsere Wünsche«, sagt er, »sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen; Vorboten desjenigen, was wir zu leisten im Stande sein werden. Wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im stillen besitzen.«


153. Was sich in der Jugend nicht will lassen beschneiteln, das wird holtzig vnd dornig oder verdorret wol gar.Petri, II, 607.


154. Was wohl der Jugend steht, nicht für das Alter geht.Eiselein, 351.


155. Wei sick in der Jugend nit will boaügen loaten, mot sick im Aller (Alter) bücken. (Büren.)


156. Wem in der Jugend das Hertz mit Gottesfurcht ist gebölet, bey dem schmeckt sicherlich [1048] der Altmann nach dem Jungen.Lehmann, 131, 42.

Die Chinesen sagen: »Wer des Morgens das Gesetz gehört, kann des Abends freudig sterben; er darf sich seines Lebens nicht schämen und keinen Verdruss von dem Tode empfinden.« (Gryphius, 40.)


157. Wenn die Jugend auf dem Eise schwitz, so friert das Alter hinter dem Ofen.

Böhm.: Mladý se má i na ledĕ zahřáti. (Čelakovsky, 305.)


158. Wenn man in der Jugend das schwartze brot gessen, so schmeckt dann im alter das weisse gut, wenn man sein Schaff hat auffs trockne gebracht.Herberger, II, 557.


159. Wenn man in der Jugend nicht mag greinen, dess muss man im Alter weinen.Petri, II, 628.


160. Wenn's die Jugend wüsste und das Alter könnte, würde kein Bettler sein.

Der Jugend fehlt es an Erfahrung, dem Alter an Kräften.

Engl.: If youth knew what age would crave, it would both get and save. (Bohn II, 146.)

Frz.: Si jeunesse savait, et vieiliesse pouvait, jamais rien ne manquerait. (Cahier, '902; Kritzinger, 390a.) – Si la jeunesse vouloit, et si la vieillesse pouvoit, vertu verrions regner au monde au lieu que toute vice y abonde. (Kritzinger, 290a.)

It.: S' il giovane sapesse e s' il vecchio potesse, non vi è cosa che non si facesse. (Bohn II, 146.)

Span.: El mozo por no saber, el vejo, por no poder, dejan las cosas perder. (Cahier, 3549.)


161. Wer die Jugend für sich hat, dem gehört die Zukunft.


162. Wer die Jugend verschläft, muss im Alter wachen.

In einem andern Sinne sagen die Franzosen, dass wachende Jugend und schlafendes Alter ein Zeichen des Todes sei: Jeunesse qui veille, et vieillesse qui dort, c'est signe de mort. (Kritzinger, 246b.)


163. Wer in der Jugend arbeitet, hat zu zehren im Alter.


164. Wer in der Jugend blind wird, ist und bleibt sein Leben lang blind.Zinkgref, III, 320.


165. Wer in der Jugend das Beissen lernt, schont die Zähn' auch im Alter nicht.

It.: Chi non segue virtù in giovanezza, fugir il vizio non poterà in vecchiezza. (Gaal, 974.)

Lat.: Qui non assuescit virtuti, dum juvenescit, a vitiis nescit desistere, quando senescit. (Gaal, 974.)


166. Wer in der Jugend die Narrheit versäumt, muss sie im Alter einholen.


167. Wer in der Jugend fasten lernt, dem fällt im Alter das Darbfieber nicht schwer.Sprichwörtergarten, 57.


168. Wer in der Jugend faulenzt, der mag im Alter arbeiten.

It.: Chi non fa in gioventù, stenta in vecchiezza. (Gaal, 856.)


169. Wer in der Jugend gesucht hat weisse Bein', sucht im Alter die breiten Stein'.


170. Wer in der Jugend Hans in allen Gassen ist, bekommt im Alter das Krümmen in den Rücken (Nacken).Keller, 162b.

Hier steht Krümmen und die Redensart ist in dem Sinne angewandt: Wer in der Jugend müssig geht, wird im Alter sich zu schwerer Arbeit bücken müssen, Anderwärts steht »krimmen«, und die Redensart wird dann angewandt für: gehängt werden.


171. Wer in der Jugend kein Zaum vnnd Sattel hat gelitten, der taug nicht zu rathen noch thaten.Lehmann, 130, 36.


172. Wer in der Jugend kurz athmet, den drücken weisse Haare nicht.

Mhd.: Swer sich verlêt in sîner jugent, daz schadet dem alter sêre an tugent. (Gut Frau.) (Zingerle, 197.)


173. Wer in der Jugend nicht hören will, muss im Alter fühlen.

Lat.: Vidi jam juvenem, premeret quum serior aetas, moerentem, stultos praeterisse dies. (Tibull.) (Philippi, II, 249.)


174. Wer in der Jugend nicht mit der Leimstang gelauffen ist, der gibt im Alter keinen klugen Mann.Lehmann, 409, 12.


[1049] 175. Wer in der Jugend nicht samlet (oder sparet) der find im Aller nichts.Lehmann, 410, 45; Lehmann, II, 271, 2; Petri, II, 723.

»Wer nicht sammelt in der Jugend ein, der muss im Alter arme sein.« (H. Sachs, V, CXLI, 1.)

Böhm.: Hýřil za mladu, a pod starost umírá z hladu. (Haug.)


176. Wer in der Jugend nicht vertobt, wird zum Narren im Alter.


177. Wer in der Jugend nichts lernt, bleibt sein Leben lang ein ungeschickter Gessell. Zinkgref, III, 320.

Frz.: Qui jeune n'apprend, vieux ne saura. (Gaal, 856.)

Poln.: Zaniedbanie naukij w mlodości, pożałujesz w starości. (Lompa, 35.)


178. Wer in der Jugend reitet, muss im Alter zu Fuss gehen.

Die Verschwendung rächt sich in der Folge.


179. Wer in der Jugend spart, ist im Alter bewahrt.

In Galizien mahut man: Gewöhne dich von Jugend auf an Wirthschaft, so wirst du im Alter den Hunger nicht kennen. (Reinsberg III, 17.)

Holl.: Die jong spaart, lijdt oud geen gebrek. (Harrebomée, I, 363b.)

It.: E saviezza, sparagnar per la vecchiezza. (Pazzaglia, 360, 4.)

180. Wer in der Jugend strebt nach Ehr' und Tugend und lebt ohne Tadel, der ist vom Adel.Seybold, 359.


181. Wer in der Jugend trinkt, braucht im Alter nicht zu dursten.


182. Wer in der Jugend unserm Herrgott in die Augen gespien, hat, der will ihn im Alter auf den Händen tragen.

Dän.: Beflitte dig at leve from i ungdommen, og døe salig i alderdommen. (Prov. dan., 59.)


183. Wer in der Jugend verschüttet, muss im Alter mit den Fingern zusammenklauben. (Wend. Lausitz.)


184. Wer in der Jugend Vogelnester zerstört, zündet im Alter Städte an.Sprichwörtergarten, 292.

Auch dänisch Reinsberg VII, 69.


185. Wer in der Jugent die füss sparet, der hat im alter geruhig bein.Henisch, 261, 63; Petri, II, 723; Sailer, 196.

Holl.: Die in zijne jongheid wel leeft, vindt een' vrolijken ouderdom. (Harrebomée, I, 365a.)


186. Wer inn der Jugendt gebubt, ein Mann, im Krieg vnnd Streit geübt, darzu mit Rechtshändeln wohl gezwagt, der weiss zu geben guten Rhat.Lehmann, 294, 33.

Wer als Knabe ein Knabe gewesen, sich mit seinen Altersgenossen getummelt, als Mann gestritten und gekämpft hat, also das Leben von allen Seiten kennt, der wird im Alter ein geeigneter Rathgeber sein.


187. Wer sich in der Jugend gestossen, fühlt im Alter noch die blauen Male.


188. Wer sich in der Jugend nicht bessert, der bessert sich auch im Alter nicht.

Frz.: Qui ne châtie culot, ne châtie culasse. (Bohn I, 50.)


189. Wer von Jugendt auff den Schnuppen hat, der riecht sein Lebtag nichts.Lehmann, 820, 18.


190. Wer's nicht in der Jugend thut, der thut's im Alter.

Einmal muss es genarret sein. (Luther, Vom ehelichen Leben; Strampf, Luther über die Ehe, Berlin 1857, S. 4.)


191. Wie die Jugend, so das Alter.

Böhm.: Človĕk jeví už v mladostí, jaký chce býti v starosti. (Čelakovsky, 306.)

Holl.: Uit de jeugd kent man den man. (Harrebomée, I, 358a.)

Krain.: Človek kaže že v' mladosti, kar hoće biti v' starosti. (Čelakovsky, 306.)

Poln.: Jaki kto z młodu, taki na sta rość. (Čelakovsky, 306.)


192. Wie man einen in der jugend zeugt, so hat man jhn im Alter.Lehmann, II, 275, 26.

Lat.: A teneris assuescere multum est. (Seybold, 43.)


193. Wilde Jugend bringt im Alter Tugend. Petri II, 793.


194. Wilde (tolle) Jugend, elend Alter.

Holl.: Eene slapelooze jeugd ligt op het ziekbred. (Harrebomée, I, 358a.)


[1050] 195. Willst du in der Jugend dem alten Mann nicht Zehrung, Wegsteuer und Krückengeld schaffen, so geh' im Alter betteln. Sailer, 192.


196. Wo die Jugend reitet, hat die Thorheit den Zügel.


197. Wollüstige Jugend macht unlustig Alter.

Lat.: Libidinosa et intemperans adolescentia effoetum corpus tradit senectuti. (Seybold, 279.)


198. Woran man sich in der Jugend gewöhnt hat, das bleibt im Alter.

Auch in Böhmen und der Lausitz. (Reinsberg VII, 78.)


199. Wozu man sich in der Jugend gewöhnt, das hangt einem zeitlebens an.

Mhd.: Wes sich die jugent hât gebent, daz alter sich darnâch versent. (Wolkenstein.) (Zingerle, 54.)

Böhm.: Čemu kdo z mládí přivykne, to i v stáři k nĕmu lípne. (Čelakovsky, 307.)

Finn.: Se wiis mis norelt öppib se wanalt peab. (Čelakovsky, 307.)

Frz.: Les habitudes contractées dans la jeunesse se quittent difficilement.

It.: Chi giovanetto s'usa a qualche vizio, quand' anch' è vecchio attende a quell' offizio. (Pazzaglia, 415, 2.)

Wend.: Kak se jeden wot mladosći naloži, tak se potom na stare dni zarři. – Kaž so njechtó wo małosći nawući, tak so potom na stare dny zadźerźi. (Čelakovsky, 307.)

*200. Sie hat die erste Jugend hinter sich.

»Die erste Jugend war ihr entflohen.« (Amely Bölte, Ueber Fanny Tarnow.) Sie war bereits vierundzwanzig Jahre alt.


[Zusätze und Ergänzungen]

201. Der Jugend Lob sich mehret, wenn sie das Alter ehret.Hertz, 47.


202. Die in der Jugend nicht gezügelt sind, verzehren, was sie aufs Alter bekommen.

Bei Tunnicius(723): De in der joget nicht gedwungen sint, de vorteren wat se krygen up dat older. (Jam consumit opes patrio non verbere laesus.)


203. Die Jugend geht bald vorüber.

Bei Tunnicius (770): De joget geit bolde vorby. (Illico praetereunt primaevae tempora vitae.)


204. Die Jugend muss auf die Schleifmühle.


205. Die Jugend soll gewinnen, was das Alter verzehren kann.

Bei Tunnicius (1101): Do joget salt winnen dat dat older mach vorteren. (Conquirat juvenis quae consumenda senectae.)


206. Die Jugend wäre gut, wär' nur nicht voll Thorheiten ihr Hut (Muth).


207. In der Jugend der Tod und im Alter die Noth sind bittere Dinge.Merx, 313.


208. In der Jugend glauben wir an Vieles, was falsch ist, und im Alter zweifeln wir an Vielem, was wahr.


209. In der Jugend gut Gewissen, ist des Alters guter Biesen.Gerlach, 77.


210. In der Jugend ist's zu früh zu heirathen und im Alter zu spät.


211. In der Jugend muss man erringen, was im Alter Trost soll bringen.

It.: In gioventù bisogna acquistare, quel che in vecchiezza ti può giovare. (Giani, 779.)


212. In der Jugend zum Fleisse gewöhnt, im Alter mit Ehre krönt. (Rheinpfalz.)


213. Jugend hat keine Weisheit.

It.: Giovanezza non ha saviezza. (Giani, 774.)


214. Jugend in Saus und Braus bringt im Alter Trübsal ins Haus.

It.: Gioventù disordinata fa vecchiezza tribolata. (Giani, 778.)

215. Jugend in süsser Freude, Alter in Herzeleide.

It.: Gioventù in olio, vecchiezza in duolo. (Giani, 777.)


[1471] 216. Jugend ist kein Freibrief gegen den Tod.


217. Jugend sollte das Wort bleich nicht kennen, sagte eine Dame und griff nach dem Schminktopf.


218. Streb' in der Jugend nach Ehr' und Tugend, leb' ohne Tadel, so bist von Adel.Gerlach, 83.


219. Wer in der Jugend sein Leben nicht schont, den drückt das Alter nicht.


220. Wer in der Jugend spart, der hat einen Zehrpfennig im Alter.

»O da thut es sanffte, ein eignes Herdlein, ein Viehlein, ein Zehrpfennig, ein gutes Tränklein haben.« (Mathesy, Syrach, 156a.)


221. Wer in der Jugend zu schwer schafft, nimmt dem Alter seine Kraft.


222. Wer sich die Jugend verpfeffert, dem wird das Leben mit Galle gewürzt.


223. Wer zürnet mit der Jugend, dass sie neigt zu Lieb und Wein, der muss von Kräften dürr und grün von Sinnen sein.Keil, 72.


224. Womit die Jugend sich beschäftigt, das hängt ihr an.


*225. Von Jugend auf.

Lat.: Ab incunabilis. (Frisius, 123.)


Quelle:
Karl Friedrich Wilhelm Wander (Hrsg.): Deutsches Sprichwörter-Lexikon, Band 2. Leipzig 1870.
Lizenz:
Kategorien:

Buchempfehlung

Aristophanes

Lysistrate. (Lysistrata)

Lysistrate. (Lysistrata)

Nach zwanzig Jahren Krieg mit Sparta treten die Athenerinnen unter Frührung Lysistrates in den sexuellen Generalstreik, um ihre kriegswütigen Männer endlich zur Räson bringen. Als Lampito die Damen von Sparta zu ebensolcher Verweigerung bringen kann, geht der Plan schließlich auf.

58 Seiten, 4.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier II. Sieben Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.

432 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon