1. Ade, Tugend, hab ich Geld, so bin ich lieb. – Petri, III, 1.
2. Alle Tugend hat aufgehört, Gerechtigkeit ist auch zerstört; der Geistlich irrt, das Geld regiert, die Simonie hat die Welt verführt. – Sutor, 190.
3. Alle Tugend muss sich an den stab der bestendigkeit halten, sonst stehn sie wie ein schatten. – Lehmann, 86, 1.
4. Alle Tugenden haben einen löblichen Ursprung, allein die Vorsichtigkeit wurde von einem schändlichen Vater, dem Misstrauen, und von einer abschewlichen Mutter, der Widerwertigkeit, geboren. – Grimmelshausen, Ewiger Kalender.
Lat.: Virtus, justicia, clerus, mammon, Simonia cessat, calcatur, errat, regnat dominatur. (Loci comm., 166; Zinkgref, IV, 250.)
5. Allein die Tugend Adel bringt; der edel ist, so darnach ringt.
Lat.: Non census, ares, nec clarum nomen avorum, sed probitas magnos, ingenium que facit. (Chaos, 626.)
6. Allzeit dich zu tugendt kehre, witu haben zucht vnd ehre.
Lat.: Disce bonos mores, sic te comitantur honores. (Loci comm., 125.)
7. Alte Tugend soll man ehren.
Holl.: Oude deugd moet zijne geheugd. (Harrebomée, I, 126b.)
8. An der Tugend Blüte denken, macht alle Seufzer kränken. – Hlawatsch, 227.
9. Arme Tugend ist besser als reiche Schande.
10. Auch die Tugend hat ihre Helden.
Dän.: Dyyd faær vel forsvar. (Prov. dan., 132.)
11. Auch durch Tugend kann sich einer zu Grunde richten.
Die Russen fügen hinzu: Die meisten richten sich durch Laster zu Grunde. (Altmann VI, 1196.)
12. Auch hohe Tugend ist vorm Fall nicht sicher.
Schwed.: Höga dygder, storra feel. (Grubb, 370.)
13. Besser an Tugenden als an Jahren alt sein.
Lat.: Quae caruit vitiis, dulcis solet esse senectus, contra morosa est, quae vitiosa fuit. (Chaos, 862.)
14. Besser Tugend als Tugenden.
It.: La virtù de i santi è passare da una virtù ad un altro. (Pazzaglia, 411, 5.)
[1357] 15. Bistu an tugendt wol gethan, acht nicht, was red ein böser man.
Lat.: Si decus est morum, ne cures uerba malorum. (Loci comm., 205.)
16. Das ist Tugendt, dass man vor Tugend exercirt vnd nicht davon man disputirt. – Lehmann, 762, 36.
17. Der mit tugent bewert ist, den solt du loben zcu aller frist. – Werdea, Biiij.
18. Der Tugend Baum trägt gute (schöne, täglich) Frucht.
Schwed.: Dygdens trää bär dägelig frucht. (Grubb, 161.)
19. Der Tugend Berg ist hart zu steigen.
Lat.: Virtus sudore paratur. (Sutor, 677.)
20. Der Tugend geben die Leute die Hände, aber nicht das Herz.
21. Der Tugend Glanz geht nimmer unter.
Frz.: Le soleil de la vertu ne se couche jamais. (Kritzinger, 710a.)
22. Der Tugend Heimat ist die ganze Welt.
Böhm.: Cnostného vlastí jest celý svĕt. (Čelakovsky, 24.)
Poln.: Wszystek swiat ojczyzna onotliwego. (Čelakovsky, 24.)
23. Der Tugend ist kein Ziel zu hoch.
Lat.: Nihil tam alte natura posuit, quo virtus non enitatur. (Seybold, 351.)
24. Der Tugend lob besteht in Wercken, nicht in worten. – Lehmann, 759, 1.
25. Der Tugend Lob reizt zur Tugend.
It.: La virtù cresce frà le lodi. – La virtù lovata prende augmento. (Pazzaglia, 411, 19 u. 21.)
26. Der Tugend Lob stirbt nimmermehr. – Simrock, 10560.
Holl.: De lof der deugd sterft nimmer. (Harrebomée, I, 125.)
27. Der Tugend Pfad ist steil, aber er führt zum Heil.
Nach Gellert's schönem Liede.
Dän.: Intet er saa høyt, hvor dygd og kunst ei kand naae. (Prov. dan., 132.)
Lat.: Arcem ad virtutis longis ambagibus itur. (Philippi, I, 39.) – Virtutem posuere dii sudore parandam. (Philippi, II, 256; Seybold, 638.)
28. Der Tugend Pflichten gründen sich auf fünf Stück: auf die Gerechtigkeit zwischen Regenten und Unterthanen, auf die Liebe zwischen Aeltern und Kindern, auf die Treue zwischen Eheleuten, auf die Ordnung unter Brüdern, und auf Einigkeit wie Dienstfertigkeit unter Freunden. – Hlawatsch, 198.
29. Der Tugend Schatten ist die Ehr', sie folgt ihr allzeit hinterher.
Lat.: Glorial spernentem fovet aversatur amantum. (Chaos, 477.) – Virtutem necessario gloria sequitur. (Cicero.) (Seybold, 638.)
Schwed.: Dygden föllier ähra. (Grubb 163.)
30. Der Tugend Weg führt durch Dornen.
Frz.: La voye de vertus ressemble à la Pyramide.
Lat.: Difficiles aditus virtus habet. (Palingen, V, 722; Binder II, 772.)
Lat.: Via virtutis similis Pyramidi. (Bovill, I, 198.)
31. Der Tugend Weg geht zwischen zu viel und zu wenig. – Dove, 900.
Lat.: Virtus est medium vitiorum et utriumque reductum.
32. Der Tugend Weg ist schmal und steil.
Lat.: Non est e terris mollis ad astra via. (Philippi, II, 53.)
33. Der tugent schadt keyn glück. – Franck, I, 109b; Gruter, I, 18; Eyering, I, 570.
Sie hat ihren Lohn in sich selbst.
Lat.: Theatrum virtutis conscientia. (Franck, I, 62b; Sutor, 108.)
34. Der tugent schat(ten) ist ehr. – Franck, I, 59a; Lehmann, II, 67, 186.
Dän.: Paa dyd følger ære. (Prov. dan., 129.)
Lat.: Gloria virtutum tanquam umbra sequitur. (Cicero.) (Binder II, 1240.) – Virtutis umbra gloria. (Franck, I, 59a.)
35. Der tugent schawplatz sey das Gewissen – Franck, I, 62b; Gruter, I, 18; Egenolff, 328a; Schottel, 1142b; Petri, II, 110; Henisch, 1106, 29.
36. Der tugent stehet mehr zu trawen, denn dem glück. – Henisch, 1661, 19; Petri, II, 110.
37. Die in Tugend und edler Abkunft blüht, ist genugsam geziert.
[1358] 38. Die lebenden Tugenden sind frei vom Tode. – Eiselein, 606.
39. Die schönste Tugend ist Masshalten in allen Dingen.
Böhm.: Ctnost' v protřední míře stojí. (Čelakovsky, 22.)
40. Die schönsten Tugenden am Menschen besudelt der Teuffel mit falschen Farben. – Lehmann, 761, 20.
41. Die studirte Tugend kan der natürlichen nicht das Wasser reichen; die Natur gibt Gold, die Kunst Betrug. – Lehmann, 764, 49.
42. Die Tugend adelt mehr als Geblüt. – Pistor., II, 8; Simrock, 84.
43. Die Tugend armer Leut' gilt nicht ein Deut.
Lat.: Virtus inops contempta. (Seybold, 637.)
44. Die Tugend besteht, die Schönheit vergeht. – Parömiakon, 250 u. 257.
45. Die Tugend der Aeltern ist der Kinder Heirathsgut.
Die Chinesen: Die Tugend der Mütter sichern den Kindern Tugend, die Tugend der Väter sichert ihnen Ruhm. (Cibot, 154.)
46. Die Tugend, die man bezahlen muss, ist nicht werth einen Judaskuss.
47. Die Tugend dringt überall durch.
Lat.: Invia virtuti nulla est via. (Seybold, 257.)
48. Die tugend erkendt man bey dem end, dein lob nur auff das letzte wend.
Lat.: Laus in fine sonatj, uirtus in fine coronat. (Loci comm., 204.)
49. Die Tugend führt einen offenen Helm; sie lässt sich nicht verbergen.
Lat.: Ex fructu, ut palma virtus cognoscitur alma. – Gloria virtutem sequitur, ut corpus umbra Gloria virtutis comes.
50. Die Tugend glänzet schön, kann sie auf hohem Berge steh'n.
Bei hochgestellten Personen leuchtet sie am meisten.
Frz.: Vertu est plus relu aisante en haut lieu. (Kritzinger, 710a.)
51. Die Tugend hat eine ewige Jugend. – Sailer, 237.
52. Die Tugend hat reine Hände und führt zu einem guten Ende.
Holl.: Deugd geeft een goed einde. (Harrebomée, II, 125b.)
53. Die Tugend in der Mitte, sagte der Teufel, als er zwischen zwei Juristen sass.
Dän.: Dyden i midten, sagde Fanden, han sad imellen to Procutorer. (Bohn I, 364.)
54. Die Tugend in der Mitte, sagte der Teufel und ging zwischen zwei Kapuzinern.
Holl.: De deugd in het mitten zei de duivel, en hij ging tusschen twee kapucijnen. (Harrebomée, I, 125b.)
55. Die Tugend ist der theuerste Schatz.
It.: Più prezioso dell' ore i della virtù il tesoro. (Pazzaglia, 411, 20.)
56. Die Tugend ist ein Freund, der nicht untreu wird.
57. Die Tugend ist ein Heer, das nicht überwunden wird.
58. Die Tugend ist ein Kleid, das um so schöner wird, je länger man's trägt.
Lat.: Propter virtutum jare laudamur et in virtutis rate gloriamur. (Chaos, 1063.)
59. Die Tugend ist ein Magnet, der bei Hofe keine Kraft.
60. Die Tugend ist ein Schatz, der nicht abnimmt.
61. Die tugend ist ein so hoher baum, das jhr kein streich schadet. – Henisch, 912, 68.
62. Die Tugend ist eine Bürde, die nicht müde macht.
63. Die Tugend ist eine Festung, die unüberwindlich besteht.
64. Die Tugend ist eine Quelle, die nie aufhört zu fliessen.
65. Die Tugend ist eine Tochter Gottes, eine Schwester der Heiligen, eine Mutter aller Glückseligkeit. – Sutor, 671.
Lat.: Pietas est amica parentibus grata deo, dominium concilitat, necessitudines fovet dei cultura, merces parentum, filiorum stipendium, justorum tribunal, miserorum suffragium, indulgentia peccatorum. (Sutor, 671.)
[1359] 66. Die Tugend ist in der Mitte, sagte die Dirne.
67. Die Tugend ist mit sich selbst vergnügt.
68. Die Tugend ist nicht schöner, als wenn sie mit dem Laster kämpft.
Dän.: Dygd kiendes best of henseende til last. (Prov. dan., 132.)
69. Die Tugend ist nicht stets bei schönem Ansehen. – Wirth, II, 436.
70. Die Tugend ist theuer, wo der Rauch werther ist als das Feuer.
71. Die Tugend ist wie ein Kieselstein, der Feuer gibt, wenn man darauf schlägt. – Sutor, 683.
72. Die Tugend ist wie ein Oel; man schütte es ins Wasser oder sonst wohin, überall schwimmt es oben. – Sailer, 334.
73. Die Tugend ist wie eine Flamme, die sich nicht verbergen lässt.
74. Die Tugend kann das Glück entbehren.
Holl.: Deugd alleen kan het gelak missen. (Harrebomée, I, 125b.)
75. Die Tugend leuchtet wol, aber sie glänzt nicht.
Böhm.: Ctnost' jako havř, zlata dobývá, a za sebou, lampičku mívá. (Čelakovsky, 23.)
76. Die Tugend lieben ist der erste Schritt zur Tugend.
Dän.: Det første trin til dyd, er at elske dyd hos en anden. (Prov. dan., 129.)
77. Die Tugend lobt ein jeder Mann, doch wenige gehen ihre Bahn.
Lat.: Magno ubique pretio virtus aestimatur. (Seybold, 291.)
78. Die Tugend lobt ein jeder Mann und lässt sie betteln gahn.
Dän.: Mange love dyden, men faa leve efter den. (Prov. dan., 130.)
79. Die Tugend siegt.
80. Die Tugend sieht ihm aus den Augen heraus, wie dem Scharfrichter das Erbarmen.
Holl.: De deugd ziet hem ten oogen uit, gelijk den beul de barmhartigheid. (Harrebomée, I, 125b.)
81. Die Tugend sieht viel schöner aus, schaut sie aus einem schönen Haus.
Lat.: Gratior est pulchro veniens e corpore virtus. (Seybold, 205.)
82. Die Tugend strebt nach hohen Dingen, wenn sie gleich schwer sind zu erringen.
83. Die Tugend sucht nach keinem Schmuck, sie ist schon schön genug.
Die Chinesen: Die Tugend ist schön in der Hässlichsten, das Laster hässlich in den Schönsten. (Cibot, 155.)
Lat.: Nullo honestamento eget virtus, ipsa sui decus est. (Seybold, 391.)
84. Die Tugend trägt ihren Lohn in sich selbst.
Böhm.: Ctnost' se s človekem nerodí, náhodou se nenahodí kdo ji hledá, v ni uhodí. (Čelakovsky, 22.)
Holl.: De deugd beloont zich zelve. – Deugd is zich zelve een prijs. (Harrebomée, I, 125b.)
Lat.: Ipsa quidem virtus pretium sibi. (Binder II, 1561.) – Ipsa quidem virtus sibi met pulcherrima merces. (Sil. Ital.) (Binder I, 805; II, 1561; Egeria, 128; Seybold, 260; Frob., 399; Philippi, I, 210.) – Judice me, mercede caret, per seque petenda est, externis virtus incomitata bonis. (Ovid.) (Philippi, I, 216.) – Virtutum omnium pretium in ipsis est. (Seneca.) (Binder II, 3573.)
Poln.: Cnota się s człekiem nierodzi, trafunkiem się nienagodzi, kto jéj szuka, w nię ugodzi. (Čelakovsky, 22.)
85. Die Tugend und das Glück kehren selten in einem Wirthshause ein.
Böhm.: Ctnost' a štĕstí zřídka v jedné hospodĕ tráví. (Čelakovsky, 23.)
86. Die Tugend vor aller Tugend geht, die bösem Muthe widersteht. – Graf, 515, 204.
Mhd.: Dy togent vor alle togent geet, wer bosem mut wider steet. (Zöpfl, II, 418.)
87. Die Tugend, welche bewacht werden muss, ist der Wächter nicht werth. – Sprichwörtergarten, 420.
Die Chinesen: Die Tugenden, welche man kauft, sind immer zu theuer. (Cibot, 154.)
Holl.: De deugd, welke altijd moet bewaakt worden, is geen' schildwacht waard. (Harrebomée, I, 125b.)
88. Die Tugenden der Heiden sind glänzende Laster.
Nach Hase's Hutterus redivivus (7. Aufl., § 92) soll Augustinus das Wort ausgesprochen haben; aber eine [1360] Beweisstelle hat Hase nicht beigebracht. Büchmann (8. Aufl., 193) vermuthet, dass es aus Augustinus' De civitate Dei (19, 25) entstanden sein möge, wo es heisst, dass Tugenden, die nicht auf dem Grunde der Religion ruhen, Lastern gleich zu achten seien. Ohne Zweifel ist heidnische Tugend sittlich werthvoller als christliche Heuchelei. Die Chinesen sagen: Die Tugenden schöner Menschen sind gefährlicher als ihre Laster. (Cibot, 154.)
Lat.: Virtutes paganorum splendida vitia?
89. Die tugent dörfft nit des glücks. – Franck, I, 54a.
Lat.: Virtus citra fortunam valida. (Franck, I, 54a.)
90. Die tugent hat eine tieffe wurtzel. – Franck, I, 596b; Lehmann, II, 626, 42; Simrock, 10548.
Lat.: Virtutis radices altae. (Franck, I, 59b.)
91. Die tugent hat hend vnd augen. – Franck, I, 54a.
Lat.: In virtute oculi et manus. (Franck, I, 54b.)
92. Die tugent ist ein Angel der Ehr. – Petri, II, 146.
93. Die tugent ist schnöd, dann sie beut sich iedermann selbst an. – Franck, I, 150a; Gruter, I, 21.
94. Die Tugent ists gar oder alles. – Franck, I, 54a.
Lat.: Virtus instar omnium. (Franck, I, 54a.)
95. Die tugent kan sich selbs nit sehen. – Franck, II, 735a.
96. Die tugent kent man beim end. – Petri, II, 146; Henisch, 887, 9.
Dän.: Dyden kiende naar det gielder. (Prov. dan., 129.)
97. Die tugent sihet vnd kennt sich selbs nit. – Franck, I, 100b; Gruter, I, 22; Egenolff, 354b; Eyering, I, 731.
Lat.: Virtus sui ipsius nescia.
98. Drei Tugenden hat die Rede der Weissheit: Zucht, Kunst, Lehr. – Ottow's Ms.
99. Drei Tugenden hat die Weissheit: giebet das lehen, nimbt auf, die sie suchen, geht eim vor in dem Wege der Gerechtigkeit. – Ottow's Ms.
100. Drei Tugenden soltu haben: dem armen Neige dein Ohr, wass du schuldig bist, das zahle, antworte jedem senftiglich. – Ottow's Ms.
101. Du darfst Tugend wählen und müsstest du sie aus den Händen Allahs stehlen. (Arab.)
102. Durch der Tugend Tempel zu dem Ehrentempel.
Holl.: Door deugd verkrijgt men eer. (Harrebomée, I, 126a.)
It.: Come l' ombra il corpo, cosi l' honore seguita la virtù. (Pazzaglia, 411, 2.)
103. Durch Tugend, Schweiss und Laufen erwirbt man Gut mit Haufen.
Frz.: Par vertu et grand' diligence, l'on acquiert biens en affluence. (Kritzinger, 710b.)
104. Ein edle tugent ist gedult, wer sie tregt ohne schult. – Latendorf, Jahrbuch, 265.
105. Eine Tugend nimmt (sucht) die andere.
Die Chinesen: Tugend für Tugend, die des Dorfes sind einfacher, wahrer, edler und reiner. (Cibot, 156.)
Holl.: De eene deugd zoekt de andere. (Harrebomée, I, 125b.)
106. Es ist eine grosse Tugend des Fürsten, nicht jedem Schwätzer zu glauben.
Holl.: Geen grooter deugd in vorsten, dan elken zwetser geloof te weigeren. (Harrebomée, I, 126a.)
107. Es ist keine Tugend mit einem guten Manne auszukommen, sondern mit einem bösen.
108. Es ist keyn tugent on fähl vnd keyn gut werck on nachteyl. – Franck, I, 100b; Gruter, I, 35; Henisch, 1045, 40.
109. Es ist nicht alles Tugend, was so scheint.
Schwed.: Icke all dygd i fagerleken. (Grubb, 575.)
110. Es ist schon Tugend, das Laster meiden.
It.: Sensa fallo è virtù fuggire il vizio.
111. Fast niemand die Tugend mehr kennt, so sehr hat Geld die Leute verblend't.
Lat.: Vis fieri dives? Christi mandata sequaris; diminiasque animi gaudia nota tui. (Chaos, 187.)
112. Gereizte Tugend gibt ihr selber Zusatz und Mehrung. – Eiselein, 606.
113. Gezwungen Tugend ist kein Tugend. – Henisch, 1612, 61; Petri, II, 338.
114. Gross Tugend vnd Reichthumb vertragen sich schwer mit einander. – Petri, II, 362.
[1361] 115. Grosse Tugenden, grosse Fehler.
Die Russen: Keine Tugend ohne ein schlimmes Anhängsel. (Altmann VI, 398.)
Dän.: Store dyder, store lyder. (Prov. dan., 130.)
116. Gute Nacht, Tugend, habe ich Geld, so bin ich lieb. – Simrock, 3257.
117. Halt dich an die Tugend, das Glück ist rund. – Petri, II, 369.
Bei Tunnicius (1301): Holt dy an de dogede, dat gelucke is runt. (Fidito virtuti semper: fortuna rotunde.)
118. Je höher die Tugend steigt, desto mehr glänzt (leuchtet) sie.
It.: La virtù è più cente quand' è posta in luogh' alto, et eminente. (Pazzaglia, 411, 6.)
119. Je mehr die Tugend leiden muss, je steifer hält sie ihren Fuss.
Lat.: Virescit vulnere virtus. (Binder I, 1855; II, 3563; Schonheim, V, 14; Philippi, II, 252; Kruse, 1286; Fischer, 237, 64; Seybold, 635.)
120. Je mehr jemand in der Tugend zunimmt, desto sparsamer ist er in seinen Worten. – Hlawatsch, 120.
121. Je mehr man die Tugend tritt, desto mehr grünt sie.
Die Böhmen lassen sie dagegen vom Lobe wachsen und erstarken: Čim více ctnost' chválena bývá tim vĕtší zrůst a posilu přijímá. (Čelakovsky, 23.)
122. Je mehr Tugend, je mehr Feinde.
Dän.: Dyd haver fiender. – Jo større dyd, jo større uvenner. (Prov. dan., 128.)
123. Je reiner (höher) Tugend, je grösser Neid.
Lat.: Ictibus obnoxia virtus.
Schwed.: Dygden föllier afwund. (Grubb, 765.)
124. Kein grosser tugend an einem herren vnd Fursten, denn einem yeden schwetzer vnd orenbleser nicht glauben. – Agricola I, 279.
125. Keine Tugend ohne Kampf. – Altmann VI, 405.
126. Keine Tugend ohne Mühe, wer sie will, der ziehe.
Strenge sich an.
Frz.: Nulle vertu vient sans fatigue, qui la veut, il faut qu'il la brigue. (Kritzinger, 710b.)
127. Keine Tugend über die der Scham.
128. Man ehrt die Tugend, wo sie sich zeigt.
Dän.: Man tager der dygden, som hun er. (Prov. dan., 130.)
129. Man gibt der Tugend die Hände, aber nicht das Herz. – Sailer, 179.
130. Man soll nach Tugend streben allzeit im ganzen Leben.
Lat.: Virtutem cole, dum vivis; famam invenies in sepulchro. (Seybold, 638.)
131. Man soll sich auf seine Tugend, aber nicht auf seinen Stammbaum verlassen.
Lat.: Virtute ambire oportet, non fautoribus. (Seybold, 637.)
132. Mancher ist mit Tugend beladen, wie ein Krebs mit Baumwolle. – Lehmann, 762, 34.
133. Mit der Tugend und gutem Glück überwindet man der Welt Tück'.
It.: Chi s'arma di virtù, vince ogni offetto. (Pazzaglia, 409, 9.)
Lat.: Virtute duce, comite fortuna. (Philippi, II, 255; Schonheim, V, 18; Seybold, 638; Sutor, 678.)
134. Nach der Tugend soll man nicht gehen, sondern laufen.
135. Nach Tugend streben heisst selig leben. – Petri, II, 488.
136. Nach Tugenden und nicht nach Gunsten. – Graf, 518, 264.
Bei der Besetzung von Aemtern soll allein die Befähigung entscheiden.
137. Niemand besitzt alle Tugenden1.
1) Oder Vollkommenheiten, wie die Osmanen sagen. (Schlechta, 151.)
138. Ohne Tugend ist aller Adel eitel Ding.
Holl.: Niemand edel zonder deugd. (Harrebomée, I, 126b.)
139. Ohne Tugend ist ein armes Leben.
Schwed.: Odygd gjör tungt lefwerne. (Grubb, 606.)
140. Ohne Tugend ist ein Mensch wie ein ungeprägter Pfennig.
141. Ohne Tugend ist keine Freude.
Schwed.: Dygden gjör wällefvadt. (Grubb, 164.)
[1362] 142. Ohne Tugend kann niemand glücklich sein.
Lat.: Beatus esse sine virtute nemo potest. (Philippi, I, 55.)
Will sagen, dass wahres Glück ohne Tugend nicht möglich ist, sonst ist die Tugend sehr oft ohne das, was man gewöhnlich Glück nennt. Die Dänen sagen sogar, dass oft der eine die Tugend und der andere das Glück hat.
Dän.: Tit haver den eene dyden og den anden lykken. – Uden dyd kand ei leves vel. (Prov. dan., 129 u. 132.)
Holl.: Buiten de deugd bestaat geen vreugd. – Daar is noch deugd noch vrengd in. (Harrebomée, I, 125a u. 125b.)
Lat.: Dilige virtutem, si vis retinere salutem. (Egeria, 48.)
144. Selbst die Tugend hat ihre Feinde (Tadler).
Böhm.: Každá ctnost' ma svého hánce. (Čelakovsky, 23.)
145. Tugend adelt.
It.: Gentiluomini son quelli, che fanno le cose gentili. (Gaal, 19.)
Lat.: Virtus nobilitat. (Schonheim, V, 16; Seybold, 637.)
146. Tugend adelt mehr als das Geblüt.
Mhd.: Got selbe spricht: swer tugende pfligt, den sol man edel nennen, eins kunges kint ist edel niht, daz sich untugende flizet. (Colm.) (Zingerle, 189.)
Dän.: Den dyd som er virkelig, har rang for den titular. (Prov. dan., 129.)
Frz.: Il n'y a que la seule vertu qui rende un homme noble. (Kritzinger, 710a.)
It.: Bisogna che la virtù faccia testa alla nobilta. (Pazzaglia, 411, 1.)
Lat.: Nil tam alte naturna posuit, quo virtus non enitatur. – Nobilis est is qui nobilitanda facit. (Sutor, 238.) – Nobilitas sola est atque unica virtus. (Juvenal.) (Philippi, II, 29.) – Virtute decet, non sanguine niti.
Schwed.: Dygd gjör ädel. (Grubb, 162.)
147. Tugend altert nie. – Eiselein, 606; Simrock, 10550; Braun, I, 4623.
Die Russen: Die Tugend verjüngt sich mit jedem Jahre.
Frz.: La vertu ne vieillet jamais.
148. Tugend bedarf des Glücks nicht. – Körte, 6087; Venedey, 104; Braun, I, 4622.
Schwed.: Dygden behöfwer intet härole. (Grubb, 162.)
149. Tugend bedarf keines Ausrufens.
Die Chinesen: Talente brauchen Schutz und Lobredner, die Tugend würde dadurch verlieren. (Cibot, 171.)
Lat.: Virtus non eget haedera. (Chaos, 1057.)
150. Tugend bedarff keinen, der sie aussrufft, sie kan es selbst. – Lehmann, 759, 5.
151. Tugend beruhet in der mass. – Lehmann, 765, 62.
152. Tugend besteht nicht in Worten.
Böhm.: Ctnost' nezáleží v slovech, alebrž v počestném jednani. (Čelakovsky, 22.)
Holl.: Deugd bestaat in de daad. (Bohn I, 307.)
Poln.: Z uczynku, nie z słow dobrego poznają. (Čelakovsky, 22.)
153. Tugend besteht, wenn alles (Schönheit) vergeht. – Simrock, 10561; Parömiakon, 257.
Lat.: Compendiaria res improbitas, virtus longa. (Philippi, I, 87; Tappius, 52b.) – Non denique naufraga virtus. (Gaal, 1661.) – Nunquam Stygias fertur ad undas inclyta virtus. (Philippi, II, 156.) – Sola manet virtus nullo delebilis aevo. (Gaal, 1661.) – Vivit post funera virtus. (Gaal, 1661; Philippi, II, 259; Sutor, 677.)
154. Tugend bewährt sich im Kampfe.
Böhm.: Ctnost' nejdražší zboźí. (Čelakovsky, 22.)
Dän.: Dyd maa have leylighed til at lade sig see. (Prov. dan., 132.)
155. Tugend bleibt nicht unbelohnt.
Böhm.: Bud' ctonstný, budeš št'astný. (Haug.)
Frz.: La vertu trouve toujours sa recompense.
156. Tugend braucht Gewalt.
Lat.: Virtus in arduo posita. (Chaos, 1058.)
157. Tugend bringt Ehr. – Petri, II, 552.
Lat.: Virtus gloriam parit. (Schonheim, V, 15; Seybold, 637.)
158. Tugend bringt Lob und ewigen Lohn, doch haben viel grosse Mühe davon.
Dän.: Vil du oprette dig en ære-støtte, opreys den ved din dyd-støtte. (Prov. dan., 129.)
Holl.: De deugd baart vreugd. – De deugd verheugt. (Harrebomée, II, 125b.)
Lat.: Praeter virtutum nihil immortale tenemus, mens manet et virtus, caetera mortis erunt. (Chaos, 1062.)
159. Tugend darff nicht gen Hoff kommen. – Petri, II, 553.
Lat.: Sublima virtus exulat aula. (Seybold, 584.)
160. Tugend, die man nicht kennt, kann man nicht ehren.
Holl.: Onbekinde deugd is menigeen luttel waard. (Harrebomée, I, 126b.)
[1363] 161. Tugend duldet keinen Zwang.
Lat.: Coacta virtus non est. – Nihil est virtute formosius, nihil pulchrius, nihil amabilius. (Cicero.) (Philippi, II, 93.) – Virescit vulnere virtus.
Schwed.: Dygd achtar intet twång. – Dygd låter intet kufwa sig. (Grubb, 164.)
162. Tugend erkennt man, wenns zum Treffen komt. – Lehmann, 759, 8.
163. Tugend erbet nicht. – Petri, II, 552.
»Nach dem alten Sprichwort.« (Franck, Zeytbuch, XIIIIb.)
Dän.: Dyyd er ei arvelig. (Prov. dan., 132.)
164. Tugend erlischt nimmermehr.
165. Tugend erscheint im Unglück gross.
It.: Quando la virtù è men felice, è più sublime.
166. Tugend findet allzeit Liebhaber. – Herberger, Hertzpostille, II, 47.
167. Tugend findet man nicht auf dem Lotterbett.
Böhm.: Ctnost' neléhá na peci. (Čelakovsky, 22.)
Poln.: Cnota nie na piecu lega. (Čelakovsky, 22.)
168. Tugend findet überall ihre Ehrenkrone.
Frz.: La vertu trouve par tout son prix et sa recompense. (Kritzinger, 710a.)
Lat.: Virtuti ubique sua praemia, suus honos. (Gaal, 209.)
169. Tugend findet überall Wege.
Schwed.: Dyden finner fulle wägen. (Grubb, 165.)
170. Tugend fleucht den Unfrieden.
Schwed.: Dygd håller sämja. (Wensell, 26; Grubb, 167.)
171. Tugend für allem Adel geht, Adel mit Tugend ganz (wohl) besteht. – Petri, II, 552; Henisch, 332, 62; Zinkgref, IV, 365.
Frz.: La vraie noblesse est celle du coeur. – Noblesse vient de vertu. (Masson, 336.)
Lat.: Tota licet veteres exorment undique cerae atria: nobilitas sola est atque unica virtus. (Juvenal.) (Frob., 594; Philippi, II, 221; Sutor, 239.)
Poln.: Godnośé onocie, nie urodzie mabyé dara. (Čelakovsky, 364.)
172. Tugend gebiert Tugend. – Petri, II, 552.
Holl.: Deugd baart vriendschap en trouw. (Harrebomée I, 125b.)
Schwed.: Dygd föder dygd. (Wensell, 26.)
173. Tugend gehet für ehr, gut vnd schön. – Henisch, 816, 64; Petri, II, 552.
Frz.: Vertu surpasse toutes choses. (Kritzinger, 710a.)
174. Tugend gehet für Gewalt. – Petri, II, 552.
175. Tugend geht über Glück.
Lat.: Bona temporalia vix accipimus, mox amittimus, vix possidenius, mox caremus, vix incipiunt, mox deficiunt. (Sutor, 1061.)
176. Tugend geht über Kunst.
Die Chinesen: Tugend gibt nicht Talente, aber sie ersetzt sie; Talente geben weder noch ersetzen sie Tugend. (Cibot, 155.)
Böhm.: Ctnost' umĕní převyšuje. (Čelakovsky, 22.)
Poln.: Cnota nauke przechodzi. (Škola, 39; Čelakovsky, 22.)
177. Tugend geht über Reichthum.
Frz.: La vertu est preferable aux richesses. (Kritzinger, 710a.)
178. Tugend geht voran, Ehre folgt nach.
Mhd.: Tugent ist vor allen dingen. (Ring.) – Ich weiz niht waz dir bezzer sî dann tugende. (Colm.) (Zingerle, 152.)
Dän.: Den som vil ind i ærens tempel, maae først igiennem dydens tempel. (Prov. dan., 130.)
179. Tugend gibt kein Mehl in den Sack.
180. Tugend gibt keinen Speck in die Würste.
Holl.: Deugd geeft geen spek in de worsten, geen sucker in de riist, geen meel in den sak. (Harrebomée, I, 125b.)
181. Tugend gibt lob vnnd ewigen lohn, aber man isst gar übel daran. – Lehmann, 759, 2; Eiselein, 606.
182. Tugend haben ist der grösste Adel. – Wirth, II, 437.
Holl.: Deugd alleen maakt waaren adel. (Harrebomée, I, 125b.)
183. Tugend hält die Mitte.
Dies Sprichwort wird von der Kreuzigung Jesu zwischen zwei Uebelthätern abgeleitet. Als Christus tusschen twa dengrueten hing aan 't kruis, doen lag de deugd, of nooit, in 't gueden midden t' huis. (Laurillard, 53.)
Frz.: La vertu consiste dans le milieu. – Vertu gît an milieu. (Kritzinger, 710b u. 710a.)
Lat.: In medio consistit virtus. (Seybold, 637.) – Virtus est medium vitiorum et utriumque reductum. (Horaz.) (Binder II, 3562.)
[1364] 184. Tugend hat bittere Wurzeln, aber süsse Frucht.
Dän.: Dyde-trœt bær deylig frugt. – Dyyend har en beesk rod, men sod frugt. (Prov. dan., 132.)
It.: Le radici delle virtù sono amare, li frutti dolci. (Pazzaglia, 411, 13.)
185. Tugend hat ein ehrlich Gesicht.
Schwed.: Dygden skrymter intet. (Grubb, 66.)
186. Tugend hat ewige Jugend und bleibt auch ohne Glück Tugend. – Simrock, 10549; Schottel, 1119a; Lehmann, II, 636, 41.
187. Tugend hat keine bessern Zuseher als das Gewissen.
188. Tugend hat Mühe. – Petri, II, 552.
189. Tugend hat viel mehr Lieblichkeit und Gewalt, wenn sie wohnt in einer schönen Gestalt.
190. Tugend hin und her, ohne Geld bin ich ein armer Herr. – Binder III, 3758.
191. Tugend im Leben wird Lob im Sarge geben.
192. Tugend in Armuth ist besser als sündiger Reichthum.
Böhm.: Lepší ctnost' ve blátĕ, nežli hřích ve zlatĕ. – Milejší ctnost' s chudobou, nežli hřich s ozdobou. (Čelakovsky, 23.)
Poln.: Lepsza cnota we błocie, niż nie cnota w złocie. (Čelakovsky, 23; Lompa, 19.)
193. Tugend in Büchern sind gemahlte Bilder. – Lehmann, 763, 46.
194. Tugend in Noth ist besser als Untugend in Roth (Gold).
D.h. schön geschmückt, in glänzenden Verhältnissen.
195. Tugend is de Hauptsâk, säd' de Frier, mîn Brût hett söss Johr mit'n Inspekter lêwt un doch kên Kind. (Hamburg.) – Hoefer, 310; Schlingmann, 451.
196. Tugend ist auch (gern) bei einfältigen (schlichten, einfachen) Leuten daheim.
Schwed.: Dygd finnes äfwen hos olärdt folk. (Wensell, 26; Grubb, 165.)
197. Tugend ist auch ohn Glück Tugend. – Lehmann, II, 626, 43.
198. Tugend ist das schönste Kleid.
»Ich wil hübsche kleyder machen. Tugent kleydet dich aller best.« (Wachter.) Die Chinesen: Tugend ist das sicherste Erbtheil. (Cibot, 154.)
Schwed.: Dygd winner fägring. (Grubb, 161.)
199. Tugend ist der beste Adel (Adelsbrief). – Simrock, 10543; Steiger, 195; Parömiakon, 24; Sprichwörtergarten, 422.
Mhd.: Grôsz tugent adelt weib und man. (Wolkenstein.) (Zingerle, 152.)
Dän.: Dyd gaaer for adelskabet, dy dig adel vel bestaaer. (Prov. dan., 10.)
It.: Dalle virtù la nobiltà procede. (Pazzaglia, 243, 1.)
Lat.: Virtute decet, non sanguine niti. Philippi, II, 255 – Nobilis est, virtus quem sua nobilitat. (Binder I, 1137.) – Nobilitas sola est atque unica virtus. (Juvenal.) (Binder II, 2107; Gaal, 20.)
Poln.: Cnota trudności się nielęka, i w przeciwnościach niestęka. (Čelakovsky, 22.)
200. Tugend ist der beste Krückenstock.
201. Tugend ist der beste Reisepass.
Holl.: Het beste reisgeld is de deugd. (Harrebomée, I, 126a.)
202. Tugend ist der beste Schatz.
Lat.: Virtus alta ferit sidera vertice. – Virtus efficiet te superis parem. – Virtus nescit humi sordida repere. – Virtutis spatio major habeberis. (Frob., 602.)
203. Tugend ist der beste Schmuck. – Simrock, 10444.
204. Tugend ist der grösste Reichthum.
Holl.: Deugd ist beter dan rljkdom. – Deugd ist de beste munt. (Harrebomée, I, 125b.)
Lat.: Omnia bona adsunt penes quem virtus est. – Tutae divitiae virtutis, caetera fumus. (Seybold, 616.) – Vilius argentum est auro, virtutibus aurum.
Schwed.: Dygderijk är meer än rijk. (Grubb, 162.)
205. Tugend ist der schönste Weg zur Ehre.
206. Tugend ist der Tugend Frucht (Lohn).
Schwed.: Dygd är dygdenes alster. – Dygd föder dygd. (Grubb, 161.)
207. Tugend ist der Ursprung alles Glücks. – Chaos, 1064.
208. Tugend ist des Alters Jugendfreude.
Lat.: Sola virtus praestat gaudium perpetuum. (Philippi, II, 164.)
209. Tugend ist des Geldes Probe.
[1365] 210. Tugend ist des Glückes Sklavin.
Dän.: Dyd er ofte lykkens træl. (Prov. dan., 128.)
211. Tugend ist des Lebens Krone.
It.: La virtù deve esser lo scopo della vita humanu. (Pazzaglia, 411, 4.)
212. Tugend ist des Weibes schönster Schmuck.
Dän.: Dyd er Danne-qvindes kaabe. (Prov. dan., 129.)
213. Tugend ist dess Lands vertrieben, Bossheit ist darinnen blieben. – Gruter, III, 86; Petri, II, 552; Lehmann, II, 629, 26.
214. Tugend ist die beste (stärkste) Waffe.
Schwed.: Dygden får fulle wärn. (Grubb, 165.)
215. Tugend ist die beste (höchste) Zierde. – Tendlau, 558.
216. Tugend ist die Frucht von Lehr' und Zucht.
Lat.: Virtus hominibus persuadendo, non minis et vir traditur. (Philippi, II, 254.)
217. Tugend ist ein Arzt, der bald aufhilfft. – Chaos, 1064.
218. Tugend ist ein Balsam, der auch nach dem Tode noch lieblich duftet.
219. Tugend ist ein Diamant, an dem spitzige Zähne stumpf werden.
220. Tugend ist ein Ehrenkleid, drumb spart's jedermann. – Eiselein, 606; Simrock, 10546.
Mhd.: Die alten frommen hant geseit, daz tugent ist ein êrencleit. (Keller.) (Zingerle, 152.)
Holl.: Deugd is een eerekleed. (Harrebomée, I, 125b.)
221. Tugend ist ein Freund, der nicht untreu wird.
222. Tugend ist ein Heer, das nicht über wunden wird.
223. Tugend ist ein sanftes Ruhebett.
Frz.: La vertu est le répos de la conscience. (Kritzinger, 710b.)
Holl.: Deugd is een zacht rustbed. (Harrebomée, I, 125b.)
224. Tugend ist ein Wegweiser, der nicht irre führt.
225. Tugend ist eine Bürde, die nicht müde macht. – Chaos, 1064.
226. Tugend ist eine Münze, die überall gilt.
Lat.: Magno ubique pretio virtus aestimatur. (Philippi, I, 235.)
227. Tugend ist eine Stadt auf dem Berge, die sich nicht verbergen kann.
Lat.: Major famae sitis est, quam virtutis. – Quis enim virtutum amplectitur ipsam, praemia si tollas? (Sutor, 685.)
228. Tugend ist eine unüberwindliche Festung. – Chaos, 1064.
229. Tugend ist gülden. – Petri, II, 552.
230. Tugend ist ihr selbst bester Lohn.
Lat.: Totus laudatur, si finis laude beatur.
231. Tugend ist kein Erbgut (Erbstück).
Die Russen: Den Lohn der Tugend kannst du erschleichen, die Tugend nicht. (Altmann VI, 498.)
It.: La virtù non s' acquista mai per successione. (Pazzaglia, 411, 17.)
Lat.: Nullum theatrum virtuti conscientia majus est. (Cicero.) (Philippi, II, 54.)
Schwed.: Dygden ärfwes icke altijd. (Grubb, 164.)
232. Tugend ist nicht für Geld feil.
It.: Per rara virtù non si trova nè honor, nè premio convenevole. (Pazzaglia, 412, 16.)
233. Tugend ist nicht ohne Neid.
Böhm.: Ctnost' se závistí chodí. (Čelakovsky, 23.)
Dän.: Paa dyd følger avind. (Prov. dan., 129.)
Frz.: L'envie suit la vertu comme l'ombre suit le corps. (Kritzinger, 175a.)
It.: Ne flammò senza fumo, nè virtù senz' invidia. (Pazzaglia, 411, 15; Gaal, 1269.)
Lat.: Nunquam virtutem deserit invidia. – Virtus obnoxia semper ictibus. (Seybold, 637.) – Virtutis comes est invidia. (Cicero.) (Philippi, II, 356.)
Ung.: Minden jónak vagyon irigye. (Gaal, 1209.)
234. Tugend ist nur ein Schulname. – Opel, 378.
235. Tugend ist schwer, drumb kleiden sich die Leut mit jhrem schein. – Lehmann, 762, 31.
Lat.: Virtus sudore paratur.
236. Tugend ist über Jugend. – Parömiakon, 2941.
237. Tugend ist unverdrossen.
Schwed.: Dygden är altijd mödekiör (kär i möda). (Grubb, 199.)
238. Tugend kennt man, wenn 's zum Treffen kombt.
Lat.: In re praesenti experimentum virtutis. (Chaos, 1058.)
[1366] 239. Tugend kennt sich selber nit. – Gruter, I, 67; Eyering, III, 334; Petri, II, 552; Eiselein, 606; Simrock, 10557.
Holl.: De deugd kent zich zelve niet. (Harrebomée, I, 125b.)
Lat.: Eripit se aufertque ex oculis perfecta virtus. (Seneca.) (Binder II, 964.) – Virtus sujpsius nescia. (Egenolff, 146a.)
240. Tugend kommt nicht ohne Müh'; wer sie will, arbeite spät und früh.
Frz.: Vertu ne vient pas sans fatigue, travail et peine a qui la brigue. (Kritzinger, 710a.)
241. Tugend kommt nicht um. – Simrock, 10553.
Holl.: De deugd komt het al te boven. (Harrebomée, I, 125b.)
242. Tugend lässt sich nicht bezahlen.
Lat.: Tanta est vis honesti, ut speciem utilitatis abscuet. (Cicero.) (Seybold, 595.)
243. Tugend lernt man auss Vbung vnd nicht auss Büchern. – Lehmann, 762, 37; Latendorf II, 26.
244. Tugend lobt sich selbst.
Böhm.: Ctnost' sama se chválí. (Čelakovsky, 23.)
245. Tugend macht mit Worten nicht Staat; sie zeigt sich durch die That.
Dän.: Dyged bestaaer i gierning og ei i ord. (Prov. dan., 132.)
246. Tugend macht und erhält Freundschaft. – Simrock, 10565.
247. Tugend mit Weil, böss stück gehen mit Eil. – Petri, II, 552.
248. Tugend öffnet Himmel vnnd Erd, kein Weg ohn wegsam, sein gefehrten ehrt. – Gruter, III, 86; Lehmann, II, 629, 27.
Dän.: Dyd giør menneskene paa jorden berømmelige, i graven herlige, i himmelen udølige. (Prov. dan., 129.)
249. Tugend ohn Gut ist ein schöner Wintertag, Gut ohn Tugend ist ein Tag ohn Sonnen. – Petri, II, 552.
250. Tugend ohne Geld gibt keinen Speck in die Wurst (oder: kein Mehl in den Sack, keinen Zucker auf den Reis). – Winckler, III, 62; Chaos, 108.
251. Tugend ohne Geld gilt wenig in der Welt.
Die Russen: Gold kann auch ohne Tugend bestehen, aber Tugend ohne Gold kann nicht zu Ansehen gelangen. (Altmann VI, 440.)
Lat.: Et genus et virtus, nisi cum re, vilior alga est. (Horaz.) (Seybold, 156.)
252. Tugend ohne Glück ist wie ein Lahmer ohne Krück'.
Dän.: Dygd uden lykke formaaer lide. – Fattigdom undertrykker tit dyd (Prov. dan., 132.)
253. Tugend ohne Widerstand hat weder Fuss noch Hand.
Frz.: Vertu sans contrarieté n'a vigueur ni autorité. (Kritzinger, 710a.)
254. Tugend reichet nicht.
D.h. sie macht nicht reich an Geld und Gut, da sie die gewöhnlichen Mittel, dazu zu gelangen, verschmäht.
Schwed.: Dygden drifs intet in. (Grubb, 166.)
255. Tugend reitet auf dem Esel und kommt zu allen Sachen zu spät. – Winckler XIII, 43.
256. Tugend schliesst Freundschaft und hält sie zusammen.
Lat.: Virtus conciliat et conservat amicitiam. (Philippi, II, 254.)
257. Tugend siegt über Gewalt.
Böhm.: Ctnost' sílu přemáhá. (Čelakovsky, 22.)
Lat.: Vim vicit virtus. (Egeria, 322.)
258. Tugend sitzt nicht an grosser Herren Tische.
Lat.: Virtus et summa potestas non coeunt. (Seybold, 637.)
259. Tugend spricht (rühmt, preist sich nicht) selbst.
Schwed.: Dygd känner sig intet sjelf. (Grubb, 164.)
260. Tugend stehet in Werck vnd Brauch. – Petri, II, 552.
261. Tugend stirbt nicht an der Pest.
Böhm.: Ctnost' nestonává. – Nemoc ctnosti nevadi. (Čelakovsky, 23.)
Dän.: Dyd er udødlig. (Prov. dan., 130.)
Poln.: Choroba cnocię niewadzi. – Cnota niechoruje. (Čelakovsky, 23.)
262. Tugend stösst keinen von sich. – Eiselein, 606; Simrock, 10563.
Lat.: Virtus omnes admittit. (Eiselein, 606; Philippi, II, 254.)
[1367] 263. Tugend trägt edle Frucht.
Dän.: Deylig er frugten som dyden er i treed. (Prov. dan., 203.)
Lat.: Nihil quicquam sine virtute laudabile. (Cicero.) (Seybold, 350.)
264. Tugend trägt ein Ehrenkleid.
Lat.: Honos praemium virtulis. (Cicero.) (Binder II, 1339.)
265. Tugend überwindet Gewalt. – Simrock, 10558; Körte, 6092; Braun, I, 4620.
Holl.: Deugd overwint list en geweed. – (Harrebomée, I, 125b.)
266. Tugend überwindet viel Trübsal.
Die Russen: Tugend besiegt Drangsal. (Altmann VI, 393.)
267. Tugend und Alter gehen nicht immer zusammen.
Lat.: Canitici non semper comes virtus. – Nihil ad profectum aetas prodest. (Gaal, 46.)
268. Tugend und Ehrbarkeit lassen sich nicht verbergen, denn sie haben einen offenen Helm.
Lat.: Ex fructu ut palma virtus cognoscitur alma. (Chaos, 1065.)
269. Tugend und Ehrbarkeit sind die beste Mitgift.
Lat.: Morata recte veniat, dotata est satis. (Philippi, I, 255.)
270. Tugend und Fleiss führen den Preis.
It.: La virtù prende dal travaglio splendere. (Pazzaglia, 411, 7.)
271. Tugend und Gewerbe sind der Kinder bestes Erbe. – Lohrengel, I, 647.
272. Tugend und Gewürz werden um so stärker, je mehr sie gestossen werden. – Körte, 6091; Simrock, 10559; Winckler, VIII, 56.
Lat.: Non progredi est regredi; et qui non ascendit descendit. (Chaos, 1059.)
273. Tugend und Glas, wie bald bricht das.
Die Russen: Tugend ist zerbrechlicher als Glas. (Altmann VI, 475.)
274. Tugend und graues Haar sind nicht stets ein Paar.
275. Tugend und gute Sitte erben nicht. – Eiselein, 606; Simrock, 10567; Braun, I, 4625.
»Dass edel Tugend und guete Sit niht erbaut, das si Got geklagt!« (Suchenwirth.)
276. Tugend und Handwerk sind der Kinder bestes Erbtheil. – Struve, I, 18; Ramann, Samml., I, 4; II, 1; IV, 1.
277. Tugend und Hoffart wohnen nicht unter Einem Dach.
Schwed.: Dygd och högfärd sämjas ej under samma tak. (Grubb, 165; Wensell, 26.)
278. Tugend und Jugend sind selten beisammen. – Simrock, 10564.
279. Tugend und Kunst hat man nicht umsunst.
Beide werden nicht im Schlafe beschert, sie müssen erworben werden.
It.: La virtù è ben facile du portare, mà difficile da caricare. – La virtù non s' acquista dormente. (Pazzaglia, 411, 4.)
280. Tugend und Laster können nicht in Einem Hause wohnen.
Mhd.: Untugent was ie tugende gram. ( Renner.) (Zingerle, 153.)
281. Tugend und Laster sind Nachbarn.
Dän.: Dyd og udyd bœr hin anden nærmest. (Prov. dan., 131.)
282. Tugend und Oel mag man schütten, wohin man will, sie bleiben oben.
Holl.: De deugd is als olie, men mag ze schudden, zoo veel men wil, zij drifst altijd boven. (Harrebomée, II, 125b.)
283. Tugend und Oel schwimmen immer über Wasser. – Simrock, 10562; Sutor, 683.
»Die Tugend ist wie ein Oel, man schütte es auf Wasser oder sonst wohin, so schwimmt sie allzeit oben.« (Wirth, II, 448.)
Lat.: Ipsa quidem virtus sibimet pulcherrima merces. (Sutor, 683.) – Vilius argentum est auro, virtutibus autum. (Chaos, 1057.)
284. Tugend und schöne Gestalt stehen wohl.
285. Tugend und Schönheit sind Schwestern.
286. Tugend und Schönheit stehen einander wohl an.
Frz.: Vertu a bien plus de grace, reluisante en belle face. (Kritzinger, 710a.)
Lat.: Gratior est pulchro veniens e corpore virtus. (Virgil.) (Binder I, 626; II, 1253; Frob., 338; Schonheim, G, 11; Philippi, I, 171.)
287. Tugend und Tapferkeit führen zu Ehren.
Lat.: Emitur virtute potestas. (Seybold 146.)
[1368] 288. Tugend und Tapferkeit sind überall daheim.
Schwed.: Dygd och mandom får fulle bov. (Grubb, 166.)
289. Tugend und Tapferkeit sind willkommen allezeit.
Dän.: Dyd og mand dom faaer allesteds roe (plads). (Prov. dan., 132.)
290. Tugend und Untugend mögen nicht zusammen.
Bei Tunnicius (833): Dogede unde undogede mogen nicht tosamen. (Virtus cum vitiis nunquam bene convenit ardens.)
291. Tugend und Untugend sind Nachbarinnen.
Schwed.: Dygd och odygd äro nästa grannar. (Wensell, 26; Grubb, 166.)
292. Tugend und Verdienst ist der schönste Weg zu Ruhm und Ehre.
293. Tugend und Wasser durchdringen alles.
Die Chinesen: Die Tugend ist wie das Wasser, sie lässt nichts Leeres in allem, was nicht über ihr Bereich geht. (Cibot, 155.)
294. Tugend und Weisheit sind die besten Führerinnen durch's Leben.
Dän.: Brug viisdom til dit rœr, men dyder til dit seyl. (Prov. dan., 130.)
295. Tugend und Wollust fahren nicht mit einerlei Speichen; wo die eine regiert, muss die andere weichen.
It.: Dove sta sensa adità non può starui l'equità.
296. Tugend veraltet (verliegt sich) nicht.
Frz.: La vertu demeure toûjours en son entier. (Kritzinger, 710b.)
Holl.: Deugd veroudert niet. (Harrebomée, II, 25b.)
297. Tugend verbirgt Misgestalt.
Dän.: Dyd skiuler vanskabelse. (Prov. dan., 132.)
298. Tugend verleitet keinen ins Elend.
Lat.: Medium tenuire beati. (Chaos, 1065.)
299. Tugend vnd ein schöner Leib stehn wol bei einander. – Petri, II, 553.
300. Tugend vnd gute Sitten kleiden am bestens. – Petri, II, 553.
301. Tugend vnd Kunst gelten viel; wer Gelt hat, der hat, was er will. – Lehmann, 759, 3.
302. Tugend vnnd Laster sind offt so gleich als ein Storck vnnd Störckin, ein Hase vnnd eine Häsin. – Lehmann, 762, 40.
»Die rechte ware Tugend ist schwerlich vor der geferbten zu erkennen.« »Der fromb wird offt für ein Gleissner angesehen, der wahrhafft vor widerspänstig; der bedachtsam vor verzagt, der sparsam geitzig.«
It.: La virtù non hà commercio col vizio. (Pazzaglia, 411, 3.)
303. Tugend wächst nicht auf den Bäumen.
Schwed.: Dygden wäxer intet på träd. (Grubb, 164; Wensell, 26.)
304. Tugend will erworben sein.
Die Chinesen: Die Tugend neigt sich nicht dem Menschen zu, aber der Mensch kann sich zur Tugend neigen. (Cibot, 154.)
305. Tugend will reine Herberge haben.
Dän.: Dyd vil have reent herberge. – Dyd vil have god lede-svend. (Prov. dan., 132 u. 192.)
Schwed.: Dygden wil haa reent herberge. ( Grubb, 164.)
306. Tugend wird da schlecht gehalten, da Gelt vnnd Reichthumb in hohem werth ist.
307. Tugend wird erst verhöhnt, ehe sie wird gekrönt.
Holl.: Deugd wordt niet gekroond voor ze met ondeugd wordt beloond. (Harrebomée, I, 125b.)
308. Tugend wird nur durch Uebung erhalten. – Wirth, II, 445.
309. Tugend wohnt (lieber) in Hütten wie (als) in Palästen.
Dän.: Dyd findes endog hos gemeene folk. (Prov. dan., 129.)
310. Tugend wurtzelt tief. – Schottel, 1319a.
311. Tugend ziert das Alter und die Jugend.
Mhd.: Tugent ziert alter und jugent. (Renner.) (Zingerle, 152.)
312. Tugend ziert das Kleid, aber das Kleid nicht die Tugend.
Dän.: Dyden pryder dragten, men dragten ikke dyden. (Prov. dan., 129.)
313. Tugendt hat vor zeiten Edel gemacht, jetzt thuts der Hoffart vnd der Pracht. – Gruter, III, 86; Petri, II, 552; Lehmann, II, 829, 28; Zinkgref, IV, 375.
314. Tugendt ist des Gelts Knecht. – Lehmann, 759, 4.
[1369] 315. Tugendt vnnd Tapfferkeit muss gelegenheit haben, sich sehen zu lassen. – Lehmann, 761, 16.
316. Tugent darff nit, das mans mit glück vnder steur. – Franck, I, 54a.
317. Tugent hat ein ewig jugent. – Franck, I, 59b.
Lat.: Virtutis aeternum praemium. (Franck, I, 59b.)
318. Tugent ist auch on glück tugent. – Franck, I, 54a; Henisch, 1664, 28; Simrock, 10557.
319. Tugent ist geben, wo man nicht begert. – Franck, I, 73a; Gruter, I, 67; Henisch, 1383, 53; Petri, II, 552.
320. Tugent leidt offt not, aber nimmer den todt. – Franck, I, 56a; Petri, II, 552; Körte, 6088; Simrock, 10554.
Lat.: Virtus exercetur non perit. (Franck, I, 56a.)
321. Tugent macht edel, aber edel macht nicht tugent. – Agricola I, 167; Petri, II, 552; Lehmann, II, 626, 45; Franck, Zeytbuch, XIVa; Schottel, 1119a; Simrock, 10547; Körte, 6086; Venedey, 104.
Engl.: Virtue is the only true nobility.
It.: Dalle virtù la nobiltà viene.
Lat.: Nobilis est virtus quem sua nobilitat. – Nobilitas sine divitiis est fides sine operibus. (Sutor, 238.)
Schwed.: Dygden ger det rätta adelskapet. (Marin, 11.)
322. Tugent ohne Adel wirdt gekrönt, Adel ohne Tugent wirdt verhöhnt. – Henisch, 1450, 19; Petri, II, 552.
Böhm.: Ctnost' nejlepší urozenost. – Hodnostauřad poroučení malé, a ctnost' celé. (Čelakovsky, 23.)
Poln.: Cnota najwspanialsze szlachetstwo. – God nośé urzad za lecenie mate, a conta cate. (Čelakovsky, 22.)
323. Tugent wechsst in eitel vnglück. – Franck, I, 56a; Lehmann, II, 626, 46; Simrock, 10552; Venedey, 104; Körte, 6090; Braun, I, 4621.
Böhm.: Ctnost' a krása velmi spolu svĕdčí, ale řídko bývají. – Ctnost' a pĕknost jest milá společnost. (Čelakovsky, 23.)
Dän.: Dyd voxer i modgang. – Dyden voxer snarest hvor der er haardest. (Prov. dan., 129.)
324. Tugent würt wol gedrückt, aber nit verdrückt. – Franck, I, 66b; Simrock, 10555; Wurzbach I, 16.
325. Um der Tugend willen jagt keiner dem andern den Rang ab.
Die Chinesen sagen: Nicht um der Tugend willen sucht ein Jahrhundert das andere zu übertreffen. (Cibot, 154.)
326. Unter der Tugend Schein schleichen sich oft Laster ein.
Lat.: Vitia nobis sub virtutum nomine obrepunt. (Seneca.) (Philippi, II, 258.)
327. Verdunckelte tugent scheint helle. – Franck, I, 56a; Körte, 6089; Simrock, 10556.
It.: La virtù nell' avversità augmenta sua beltà. (Pazzaglia, 411, 3.)
Lat.: Virtus oppressa altius surgit, ob fuscata clarius emicat. (Franck, I, 56a.)
328. Vier Tugendten hat die Welt: Scham, recht zu thun, Abbruch des Guten, Lieb seiner selbst vnd eygner Nutz. – Gruter, III, 90; Lehmann, II, 801, 89.
329. Von der tugendt redt vnd schreibt man gar vngleich. – Lehmann, 762, 28.
330. Von tugend ohne gelt man wenig helt. – Henisch, 1477, 43; Petri, II, 584.
Die Russen: Die Farbe der Tugend ehrt keiner so, dass er das weisse Gold dem gelben vorzöge.
331. Was hilfft die Tugent zu aller frist, obs schon gross, doch verborgen ist. – Henisch, 291, 10.
332. Was nicht vorher in der Tugend lange geweiht, wird schwerlich die Farbe der Gott seligkeit annehmen.
333. Was Tugend, was Kunst; nur Geld hat Gunst.
Holl.: Geen deugd, geen kunst; maar 't geld heeft gunst. (Harrebomée, I, 126a.)
334. Weder Tugenden noch Laster, weder Weisheit noch Thorheit sind erblich. – Hlawatsch, 98.
335. Wem auf Tugend steht der Sinn, der hat ewigen Gewinn.
336. Wen einer loflik Doget begat, un dede nu eine missedat, de dogent word en gar vorgeten und na der missedat gemeten. – Ebstorf, 25.
[1370] 337. Wenn einer schon die Tugend reimenweiss sagt, wie Hans Sachs, so kan man sie doch nicht den Leuten einschwetzen, dass sie darnach thun – Lehmann, 76, 24.
338. Wenn gleich einer wer von tugent schwer, hilfft jhm nicht, gelt bringt die ehr. – Henisch, 1476, 3.
339. Wenn tugend nicht gluck zum beystand hat, so ist sie wie eine Windmühl ohne Wind vnd ein Ritter ohne Pferdt. – Lehmann, 764, 53.
340. Wer da selber ist in dogenden lam, der ist aller dogende gram.
Aus einer Handschrift in Folio aus dem 15. Jahrhundert; Cod. Nr. LXII der frankfurter Stadtbibliothek. Vgl. auch Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, 1855, Nr. 1-3.
341. Wer der Tugend dient, dem folgt das Glück im stillen nach.
Böhm.: Skrgté štĕsti za ctnostnými codí. (Čelakovsky, 23.)
Poln.: Skryte szeręśeie za cnotliwymi chodzi. (Čelakovsky, 23.)
342. Wer der Tugend dient, ist recht frei.
It.: Servir alla virtù, et all' honestà è sovrana libertà. (Pazzaglia, 350, 11.)
343. Wer der Tugend folgen will, kann nicht mit dem grossen Haufen gehen.
Holl.: Die de deugd wil volgen, die volge den grooten hoop niet na. (Harrebomée, I, 125b.)
344. Wer die Tugend blos auf der Zunge, ist ein arger (böser, schlimmer) Junge.
Lat.: Bonitatis verba imitari major malitia est. (Philippi, I, 62.)
345. Wer die Tugend hasst, muss ihren Glanz doch dulden.
Poln.: Kto cnotę nienawidzi, przeciež onę widzi. (Čelakovsky, 23.)
346. Wer die Tugend im Magen sucht, hat keine im Herzen.
347. Wer die Tugend malen soll, muss beim Laster nicht die Farben borgen.
Dän.: Hove dyd skal tegnes, maae ei bruges U, this U staaer foran, heder det udyt. (Prov. dan., 129.)
348. Wer die Tugend nicht ehrt, ist keines guten Namens werth.
Holl.: Die haren goeden naam niet acht, acht ook de deugd niet. (Harrebomée, I, 125b.)
349. Wer die Tugend tadelt, fordert zur Sünde auf.
350. Wer die Tugend zum Adelsbriefe hat, dess Stammbaum verwelkt nie.
351. Wer die Tugend zum Schilde hat, der ist aus einem guten Hause.
352. Wer die Tugend zum Wegweiser hat, kann nicht fallen (fehlen).
It.: Cader non può, chi hà la virtù per guida. (Pazzaglia, 40, 2.)
353. Wer die Tugend zur Braut haben will, muss nicht mit dem Laster tanzen.
It.: La prima virtù è lo schivar il vizio. (Pazzaglia, 411, 9.)
354. Wer die Tugend zur Wegweiserin hat, der soll ihr auch folgen. – Altmann VI, 468.
355. Wer dvgendt vnd ehr erlangen wil, mvs alle zeit thvn wachen vil.
Dies Sprichwort findet sich im Kolophon des alten Werks Wahrhaftige Beschreibungen alter und mancherley sorgfeltigen Schiffahrten .... Getruckt zu Frankfurt Anno M.D. LXVII. Vor der Jahreszahl befindet sich eine grosse Vignette, und um diese läuft das Sprichwort als Inschrift.
356. Wer für die Tugend stirbt, dess Name vergeht nicht.
Holl.: Die door de deugd sterft, diens naam vergaat niet. (Harrebomée, I, 125b.)
357. Wer in Tugend blüht, ist genugsam geziert. – Eiselein, 606.
358. Wer mit einer Tugend geschmückt ist, dem muss man wol zehen gebrechen dagegen in die Wage legen. – Lehmann, 761, 22.
359. Wer mit Tugend bekleidet ist, der ist genug geziert.
360. Wer mit Tugend ist bekleid't, dess Vaterland ist nirgend weit.
Er ist überall zu Hause.
Lat.: Constans aut levis, sicut res postulat, est temporibus mores sapiens sine crimine mutat. (Chaos, 1061.)
[1371] 361. Wer nach Tugend mit Fleiss anhält, erwirbt Wissenschaft, Ehr' und Geld.
Frz.: Qui est soigneux et diligent, acquiert science honneur et argent. (Kritzinger, 651b.)
362. Wer nach Tugend strebt, gleicht einem Menschen, der einen Berg ersteigt; wer sich dem Laster ergibt, ist einem gleich, der von einer Höhe herabstürzt. – Hlawatsch, 121.
363. Wer ohne Tugend, ist ein ungeprägter Pfennig.
Lat.: Qui virtutem odit, se ipsum perse qui tut. (Chaos, 1058.)
364. Wer sich in tugenden beweiset, wird für leiblich adel gepreiset.
Lat.: Nobilitas morum plus ornat, quam genitorum. (Loci comm., 144.)
365. Wer Tugend ehrt, ist ehrenwerth.
Lat.: Vis at honore tis? virtutem fac veneretis. (Chaos, 360.)
366. Wer Tugend hat, der hat alles.
It.: Chi ha virtu è padron degli altri uomini.
Lat.: Omnia adsunt bona, quem penes est virtus. (Philippi, II, 69; Seybold, 409.)
Schwed.: Dygd och gode seeder gjöra henne rijk nog. (Grubb, 162.)
367. Wer Tugend hat, ist wohlgeboren, an Edli' (ohne Tugend) ist Adel gar verloren. – Simrock, 10565a; Petri, II, 770.
Mhd.: Swer tugende hât, derst wol geborn ân tugend est edele gar verlorn. (Freidank.) (Germania, II, 146.)
Dän.: Hvo dydig er, er og velbaren, udygdig adel er forlaaren. – Som din dyd præger zignetet, saa trykkes dit vaaben i lakket. (Prov. dan., 10 u. 126.)
368. Wer Tugend liebt, der wird geliebt. – Parömiakon, 2035.
369. Wer Tugend lügt, kann Laster treiben, und dabei unbescholten bleiben.
370. Wer Tugend pflanzen will, muss keinen Lastersamen säen.
It.: Le piante della virtù non nascono da i semi del vizio. (Pazzaglia, 417, 11.)
371. Wer Tugendt säet, der erndt Ehre (oder: einen guten Namen). – Lehmann, 672, 29; Winckler, VII, 5.
Mhd.: Man seit, wa tugent blüeje, daz dâ vil richer saelden fruht beginne wahsen mit genuht. (Konrad von Würzburg.) (Zingerle, 153.)
Dän.: Hvo saaer dyd, høster rygte, som bliver endog efter døden. – Hvo som saaer dygd, høster et godt nam. (Prov. dan., 129 u. 132.)
Holl.: Die deugd zaaid, ploekt goeden naam. (Harrebomée, I, 125b.)
It.: Chi semina virtù, fama ricoglie. (Gaal, 317; Pazzaglia, 118, 8.)
Lat.: Honor sequitur fugientem, sequentem fugit. (Chaos, 359.)
Schwed.: Den som ut såår dygd, han upskjär et godt namn. – Man söker dygden der hon är. (Grubb, 143 u. 580.)
372. Wer Tugendt übt, der wird bekanndt bey jedermann durch alle Land. – Gruter, III, 111; Lehmann, II, 878, 252.
373. Wer Tugendt und Ehre will begann, der muss sein eigen Sinn han. – Liedersaal.
374. Wer tugent liebt vnd nicht das gelt, der ist recht edel in der welt. – Henisch, 790, 16; Petri, II, 770.
375. Wer tusend Tugenden begat vnd ueb nur eine Missethat, der alle Tugenden wird vergessen vnd nur die Missethat gemessen. – Henisch, 243, 56.
376. Wer uns Tugend lehrt, der sei uns werth (oder: der sei von uns verehrt).
Böhm.: Ke ctnosti třeba ì od dítĕte dej se véstí. (Čelakovsky, 22.)
377. Wer von der Tugend weicht, der weicht von seinem Glück. – Simrock, 10545.
Die Russen: Wer mit der Tugend bricht, der bricht auch mit Gott. (Altmann VI, 483.)
378. Wer von tugend vnd frombkeit sagt, der redet vom alten Käss. – Lehmann, 763, 41.
379. Wer zur Tugend will gelangen, muss schon früh anfangen.
Mhd.: Swer diheine tugent sol gewinnen, der salis in siner juginde beginnen. (Alexanderlied.) (Zingerle, 152.)
380. Wo die Tugend ihre Freunde hat, ist der Teufel ohnmächtig.
381. Wo die Tugend Wohnung macht, wird das Glücksrad wenig geacht't.
[1372] 382. Wo grosse Tugenden sein, da seind auch grosse Gebrechen. – Lehmann, 761, 21.
383. Wo kein tugendt ist bey eim man, billich jhn auch kein heil geht an.
Lat.: Vir sine uirtute, semper manet absque salute. (Loci comm., 205.)
384. Wo keine Tugend ist, da ist kein Heil. – (Petri, II, 807.)
Holl.: Daar is geen ware roem, waar ware deugd ontbreekt. (Harrebomée, I, 125b.)
385. Wo man die Tugend ehrt, da steigt ihr Werth.
Böhm.: Ctnost' se poctou rozmáhá, a trest zlobu přemáhá. (Čelakovsky, 23.)
386. Wo man die Tugend ehrt und dem Laster wehrt, da baue deinen Herd.
Dän.: Det gaaer vel til hvor dyder lønnes, udyder straffes. (Prov. dan., 131.)
387. Wo man die Tugend inschlagen sol, da ist Mühe vnd Arbeit verloren. – Petri, II, 810.
388. Wo sich Tugend anbaut, da ist immer Frühling. – Sprichwörtergarten, 417.
389. Wo Tugend anklopft, ruft man herein (oder: heisst man sie willkommen).
Dän.: Dygd er altid møde-kjär. (Prov. dan., 132.)
390. Wo Tugend, da folgt ihr der Neid nach.
Lat.: Virtutis comes invidia, plerumque bonos insectatur. (Seybold, 639.)
391. Wo Tugend, da Glück. – Petri, II, 816.
392. Wo Tugend in ist, da fleusst Ehr auss. – Petri, II, 816.
393. Wo Tugend in ist, da kompt sie auch herauss. – Petri, II, 816.
394. Wo Tugend wohnt, kehrt auch das Glück ein.
Holl.: Waar de deugd het werk belegt, daar is de fortuin gedienstig. (Harrebomée, I, 126b.)
It.: Sorte non manca, ove virtù s' annida.
395. Zur tugend darff man nicht viel wissens, sondern ein gut Gewissen. – Lehmann, 763, 42.
Dän.: Til dyd behøves ei god vittighed men god samvittighed. (Prov. dan., 129.)
396. Zur Tugend gehört Müh. – Petri, II, 827.
397. Zur Tugend eile, zum Laster kommst du noch früh genug.
*398. Die Tugend lobt er und das Laster übt er.
Lat.: Video meliora, proboque, deteriora sequor.
*399. Er hat alle Tugenden, nur keine gute (schöne).
Ironisch für Untugenden und Laster.
*400. Er hat mehr (oder: so viel) Tugenden, als ein alt Weib Zän im Maul. – Fischart, Gesch., in Kloster, VIII, 170; Körte, 6093a; Körte2, 7647; Braun, I, 4619.
*401. Er ist mit Tugend begabt, wie der Krebs mit Baumwolle. – Wirth, I, 515.
*402. Ihre Tugend ist Spiegelfechten.
»Wie jhre tugent bissher geschehen nichts den spiegelfechten gewest.« (Rebhuus, 48, 91.)
*403. Seine Tugend und sein (lahmes, blindes u.s.w.) Pferd sind von gleichem Werth.
Poln.: Harcujé cnotą swą, jako siwym na kleparzu. (Lipiński, 74.)
*404. Sich in seine Tugend hüllen.
Meist ironisch von denen, die deren wenig haben. »A. Ich hülle mich in meine Tugend ein. B. Das nenn' ich, nicht gekleidet sein.« (Witzfunken, Vb, 170.)
*405. Sie empfiehlt Tugend und gute Zucht andern.
Die Russen: Die selbst nur einen Schurz um die Lenden trägt, möchte andere gern bis ans Kinn verhüllen. (Altmann VI, 445.)
*406. Sie hat die Tugenden einer Wanze, so lange sie lebt, beisst sie, und wenn sie stirbt, stinkt sie. – Parömiakon, 2325.
407. Die Jungfrau Tugend zu lieben, wird selten übertrieben.
408. Die Tugend ist ein Strahl aus Gott und die Bahn zu ihm.
Lat.: Virtute nihil proprius Deo, hac coelo est iter. (Sailer, Sprüche, 3.)
409. Die Tugend und der Eichbaum stehen fest, denn sie wurzeln tief.
Lat.: Virtutis radices altae. (Sailer, Sprüche, 122, 93.)
410. Dy erst tugend, die man chort (kürt, wählt), dy ist rnässigkeit der wort. – Oesterreichische Blätter, II, 622.
Lat.: Virtutem primam compescere censes linguam.
411. Gekreuzigte Tugend steht nach drei Tagen wieder auf.
412. Heroische Tugenden grenzen mit heroischen Untugenden. – Harssdörffer, 2769.
413. Ringe nach Tugend, sie steht, wenn alles wankt.
Lat.: Tene certum incerto. (Sailer, Sprüche, 118, 82.)
414. Tugend besiegt auch die Gewalt.
Lat.: Vicit vim virtus. (Sailer, Sprüche, 113, 70.)
415. Tugend ersetzt alles fehlende Gut.
Lat.: Virtus instar omnium. (Sailer, Sprüche, 99, 31.)
416. Tugend hat vor Zeyten Edel gemacht, jetzt thuts die Hoffart vnd die Pracht; welcher nit sauffen oder prassen kan, der ist zur Zeit kein Edelmann. – Keil, 13.
Stammbuchspruch aus dem Jahre 1581.
417. Tugend ist der Pfeiler des Glücks.
Lat.: Tibicen fortunae virtus. (Sailer, Sprüche, 111, 63.)
418. Tugend richtet, was Unglück vernichtet. – Hertz, 68.
419. Tugend vnd Zucht ist die beste Haussfrucht. – Dietrich, I, 871.
420. Tugend wird gedrückt, aber nicht erstickt. – Reche, I, 16.
421. Vier künigkliche tugend seind: küenhait, müntigkait; störkh, vermügen; gschwind hait, gäches rahts; lieblich mit grausamhait, grausam mit lieblichen freudigen ansehen. – Rasch, 95.
422. Vier seind der geistlichen tugendten: glaub, hoffnung, lieb, gottesfurcht, gottseligkeit. – Rasch, 23.
423. Vier tugend eines streitbaren, wöhrhafften mannes seind: beherzt, muetig; starkh; gschwind, listig; geyebt, hurtig. – Rasch, 258.
424. Vier tugend gezimben einer hausadiern: der frauen gewärtig sein; gehaimnuss nit offenbaren; züchtigkait, schamhait erhalten; haussgschäfft treulich versorgen. – Rasch, 140.
425. Vier tugend soll ein arzt an jhm haben: krankhaits vrsach fleissig erforschen, offt vnd gedächtlich besuechen, täugliche arzney anwenden, den kranken trösten, stärken. – Rasch, 155.
426. Vierer tugenden wegen wierd der hund gelobt: sein heilsam zung artznet; getreuer freund seinen herren, hüetter dess hauss, verräht die dieb mit bellen. – Rasch, 142.
427. Wer mit seiner Tugend wuchert, steigert Kapital und Zinsen.
Lat.: Quod paravit virtus, retinebis. (Sailer, Sprüche, 127, 105.)
428. Wer Tugend hat und Geld, dess freuet sich die Welt. – Devisenbuch, 49.
429. Wo man die Tugend trägt zur Schau, wird sie vom Winde bald verjagt.
Böhm.: Kde se mnoho plaše dĕje, mnoho se plaše rozvĕje. (Čelakovský, 59.)
430. Wo Tugend herrscht, gibt's nichts zu schämen.
Lat.: Naturalia non sunt turpia.
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