1. Allna groade kummt Hans int Wams. (Osnabrück.) – Bücking, 91; für Altmark: Danneil, 69.
Nach und nach bringt einer was vor sich, wird begüterter. – Hans ist eine von den vielen Formen, in denen der Name Johannes in Deutschland vorkommt. Man hat versucht, sie in folgendem Distichon zusammenzustellen: Hännesle, Johannes, Johannesle, Hansele, Hänsel – Hansel, Hansle, Johann, Hänselchen, Hänschen und Hans.
Holl.: Al doende kwam wambuis in Harmen, en hij mouw de zeven jaar over eene trok. (Harrebomée, I, 285.)
2. Bä wet, boa Hans (der Esel) es, wann de Hawer wässet. – Woeste, 70, 125.
Bis dahin kann sich noch manches ändern und ereignen.
3. Der Hans verdänd et, der Hans verzîert et. (Siebenbürg.-sächs.) – Schuster, 310.
Was Hans verdient, verzehrt er wieder.
4. Die grossen Hanse beissen einander nicht gern. – Petri, II, 130; Henisch, 266, 65.
5. Ein Hans bedarff eines Hensels. – Lehmann, 939, 4.
»Die grossen können der kleinen nicht entraten.«
6. Ein Hans in allen Gassen gilt nichts, den soll man hassen.
7. Er heisst und bleibet Hans, lebt mit der wilden Gans ohne Sorgen um die Wette, spät auf und früh zu Bette. – Simrock, 4886.
8. Es sind Hansen in allen Gassen, die des Rocks wöllen fünff zipffel haben. – Luther's Tischreden, 269a.
9. Gross Hanss oder klein Hanss, es gilt eben gleich. – Gruter, III, 45; Lehmann, II, 238, 83.
10. Grosse Hanse schenden heut einander, morgen gibt einer dem andern die Schwester, drumb stecke sich niemand dazwischen. – Petri, II, 358.
11. Habt ihr nicht Hansen von Wansen gekannt, der hat sich die Hosen vom Arsche verbrannt. Wollt ihr's nicht glauben, so seht ihn doch noch; es hängen ihm noch die Zumpeln (Lumpen, Zotten) ums Loch. – Schles. Provinzialblätter, 1866, V, 670.
Hans von Wansen wird eine Person in zerlumpter Kleidung genannt. Der obige Spruch, der neckend von den Kindern gebraucht wird, ist ursprünglich eine Bespöttelung der Armuth der kleinen Stadt Wansen.
[351] 12. Hans bläst die Flöte und Hungers sterben will Grete.
Wenn schöne Künste und leere Küche sich verbunden haben; Flötenklang und leerer Brotschrank.
Ruth.: Iwan w dudu hraje, a Maria z hołodu umywaje.
13. Hans düngte seine Felder schlecht, war Ackersmann, jetzt ist er Knecht.
14. Hans, Hans, hau di nit, 's isch kei Scherer hie; 's isch e Scherer z' Nennigkofe, plätzet syni Lederhose. – Schild, 47, 26.
Dieser Spruch rührt aus den Zeiten der Reformation her und soll sich auf einen der ersten reformirten Prediger beziehen. (S. Prädikant.)
15. Hans heirathet seinen Landesvater.
Wenn Absichten auf Geld die Wahl bestimmten.
16. Hans hinüber, Gans herüber. – Simplic., I, 695.
Lat.: Vestes, non animum mutant, qui trans mare currunt. (Simplic., Nürnberg 1684, I, 695.)
17. Hans in allen Gassen muss (oft) dem Hänslein Haare lassen.
Holl.: Die Hans meent te wezen in alle straten, wordt wel door een Hansje uit den zadel geworpen en landmeter gemaakt. (Harrebomée, I, 284.)
18. Hans ist des alten Hansen Sohn.
19. Hans ist seiner Grete werth.
Frz.: Monsieur vaut bien Madame. (Kritzinger, 463a.)
20. Hans ist so dumm nicht, als er scheint.
21. Hans kommt durch seine Dummheit fort. – Eiselein, 280; Simrock, 4338; Gaal, 307; Braun, I, 1127.
Der Dummheit hilft jedermann aus Mitleid fort, ihr tritt niemand in den Weg, und sie kann überall ungehindert herumtappen. Die Mittelmässigkeit schiebt sich ebenfalls mit der grossen verwandten Masse immer vorwärts; aber das Talent hat mit allen Hindernissen zu kämpfen, welche Neid, Thorheit und Eigennutz zu schaffen vermögen.
Holl.: Hans komt door zijne domheid voort. (Harrebomée, I, 284.)
Lat.: Dicitur a multis, quod sors est optima stultis. (Binder II, 761; Schreger, 42.) – Nihil scire est vita jucundissima. (Gaal, 307.)
22. Hans lacht und weiss nicht warum.
Hans hat nach dem Uebereinkommen, das die Natur mit ihm getroffen hat, keine Verpflichtung, sich um irgendein Warum in der Welt zu bekümmern; er würde sonst aufhören, Hans zu sein.
Frz.: Jean se rit et ne scait de quoi. (Kritzinger, 187a.)
23. Hans mit'n langen Ellbagen kann 'n Düvel ut de Höll jagen. – Diermissen, 304.
24. Hans neckt mich (immer), Mutter, schütte die (Braut-)Betten, sagte das Mädchen. (Schles.)
Von ehelustigen Mädchen.
25. Hans, nim dich selbst bei der Nasen. – Petri, II, 370; Luther's Werke (Jena 1581), VII, 227a.
Lat.: Medice cura et ipsum. (Luther's Werke, VII, 227a.)
26. Hans ohne Haus ist ein Vogel aus seinem Neste heraus.
Frz.: Un homme sans abri est un oiseau sans nid. (Receuil, 1.)
27. Hans ohne Sorge lässt keine Sorge übers Knie wachsen; brennt das Haus, so wärmt er sich bei den Kohlen und bläst sein Anliegen in die Luft.
28. Hans ohne Sorge lebt mit der wilden Gans und lässt die Waldvöglein sorgen. – Simrock, 4335; Braun, I, 1125; Lohrengel, I, 359.
29. Hans, pass uf, 's setzt anne Matze Erdbirn'. (Oberlausitz.)
30. Hans plögt, Hans sögt, Hans êt ôk op. – Frischbier, 302a; Frischbier2, 1488.
So sagt der samländer Bauer, um auszudrücken, dass er nichts vor sich bringen kann.
31. Hans sät's, Hans mäht's, Hans drischt's, Hans frisst's.
Die kleinen Grundbesitzer verzehren selbst, was sie anbauen.
32. Hans speiset mit worten. – Tappius, 146b; Henisch, 607, 66.
Lat.: Verba importat Hermodorus. (Tappius, 146b; Henisch, 607, 67; Binder II, 1239.)
33. Hans verträgt sich mit seinem Landesvater nicht.
Wenn eine aus Geldrücksichten geschlossene Ehe misräth.
34. Hans von allen Gewerben wird niemals reich. – Zeitschrift für vaterl. Geschichte und Alterthumskunde. Herausgegeben vom Verein für Geschichte Westfalens.
[352] 35. Hans von Jena ist in allen Gassen.
Der Volkshumor nannte jeden, der müssig herumläuft, um zu gaffen oder etwas aufzuschnappen einen »Hans (auch ⇒ Schnapphans, s.d.) von Jena«. Im Hoffarts Teuffel von I. Westphal (Theatrum Diabolorum, 395b) ist »Hans von Jena« mit »junger Leffel« und »Pfingstvögelin« zusammengestellt. Schnapphans oder abgekürzt, Hans von Jena ist ein Wahrzeichen der alten Universitätsstadt Jena, das sich, schon im 16. Jahrhundert zum Sprichwort geworden, am dasigen Rathausthurme auf der Marktseite befindet. Es besteht aus einem Kopfe, welcher im Frontispice des Zifferblattes der Uhr zwischen zwei auf Consolen stehenden Figuren angebracht ist. Der eherne Kopf mit ziemlich kräftigem Mundwerk sowol als die beiden Statuen dienen zum mechanischen Begleitungsspiel des Schlagwerks; der links stehende Engel signalisirt den Stundenschlag, und die Figur rechts, einen bärtigen Mann in kuttenartigem Gewande darstellend, führt mit beiden Händen einen an einem Metallstabe befestigten Apfel nach dem mit dem Ausheben des Glockenschlags sich weit öffnenden Munde des Kopfes und zieht ihn sofort wieder zurück, wenn dieser danach schnappt. Dies allstündlich sich wiederholende Schnappen hat nun dem wachsamen Volkswitze zu der Benennung »Schnapphans« oder kurzweg »Hans von Jena« Veranlassung gegeben. Schon Luther erwähnt in der dritten Predigt seiner Hauspostille über Matth. 22, 1-14 das obige Sprichwort, indem er sagt: »Wenn ein mächtiger König auf Erden Hochzeit machte, hätte die Mahlzeit herrlich bereitet und lüde viele dazu, da würde ein Zulaufen werden von allen Orten und ›Hans von Jena‹ würde auf allen Gassen sein.« Wer zu dem Namen Haus Veranlassung gegeben, ob durch den Kopf ein Uhrenbauer Hans Düringer oder nach einer Sage Klaus Narr verewigt worden ist, ist nicht erwiesen. (Vgl. den Artikel Städtewahrzeichen in der Illustrirten Zeitung, Nr. 709, S. 114, vom 31. Jan. 1857.) Anderwärts hat man übrigens auch einen Hans in allen Gassen. So heisst es bei Stoppe (Parnass, S. 240): »Drum liefen wir, wie Hans in allen Gassen.« Ausser dem »Hans in allen Gassen« hat man noch einen Hans Dampf, Hans Hopp. (Weinhold, 33.)
36. Hans von Laudenbach ist mein Nom', die ersten Bücher druckt' ich zu Rom. Bitt' für meine Seel, Gott gibt dir Lohn.
Inschrift auf einem Grabstein im Augustinerkloster zu Heidelberg. (Gottfridi Chronica, 663b.)
37. Hans wär' ein Edelmann, wenn Hans französisch spräche.
Wider die französische Politur, die alle wahre innere Bildung entbehren und durch jene ersetzen zu können glaubt.
Engl.: Jack would be a gentleman, if he could but speak French.
38. Hans weiss es wol, aber Hans sagt's nicht.
Holl.: Hans weet het wel, maar Hans wil het niet zeggen. (Harrebomée, I, 284.)
39. Hans will seinen Pfarrer lehren.
Frz.: C'est Gros-Jean, qui veut instruire son curé. (Lendroy, 1299.)
Dies französische Sprichwort hat folgenden Ursprung. Gros-Jean war ein Schullehrer in einem grossen Dorfe unweit von Paris, ein ebenso redlicher und braver Mensch als tüchtiger Schulmann, sodass er für seine Amtsbrüder als Muster aufgestellt ward. Der Erzbischof befahl sogar, dass jeder Candidat, der sich um eine Lehrerstelle in seinem Sprengel bewarb, sich acht Tage zu Gros-Jean verfügen musste, um von ihm geprüft zu werden und die nöthigen Anweisungen für das Schulamt zu erhalten. Der auf diese Weise ausgezeichnete Lehrer bekam dadurch eine so hohe Meinung von sich, dass er sich erlaubte, seinem Pfarrer Verweise zu geben, wenn er glaubte, dass er nicht orthodox genug gepredigt habe. Während der Predigt stand er am Altar, hörte mit der grössten Aufmerksamkeit zu und gab durch billigende und misbilligende Zeichen des Kopfes zu verstehen, was er von der Predigt dachte. Der Geistliche, mit allen Eigenschaften eines wahren Geistlichen begabt und einer der ersten Theologen und Gelehrten, kannte die Redlichkeit, den Eifer seines Lehrers für Religion zu gut, um ihm deshalb den geringsten Vorwurf zu machen. Anders dachten aber, die Kirchkinder, die es nicht in der Ordnung fanden, dass ein Lehrer sich solche Freiheiten gegen den Geistlichen herausnahm. Eines Tags hielt der Pfarrer eine lange Rede über die Rechenschaft, welche Gott am jüngsten Tage über die ihm anvertraute Heerde von ihm fordern werde. »Was werde ich antworten«, sagte er! Bei diesen Worten schwieg er, zuckte mit den Achseln und sah seinen Gros-Jean verlegen an. Dieser, in der Meinung, sein Pfarrer bleibe wirklich stecken, nahm sogleich das Wort und sprach: »Herr Pfarrer, wir werden sagen: Herr, dumm (bête) hast du sie uns gegeben, dumm (bête) geben wir sie dir wieder.« Diese und ähnliche Begebenheiten gaben zu dem Sprichworte Veranlassung, um einen Menschen zu bezeichnen, der einen höher Gebildeten belehren will.
40. Hans wohnt oft im Haus und Kasper hat's gebaut.
[353] 41. Hänse, hett de Sle'erten ök Schuoken1? frauch de Bûr, doa hadd'e 'nen Paenwie mel2 sluoken. (Grafschaft Mark.) – Woeste, 62, 6; Hoefer, 146.
1) Zunächst Fuss, Bein, dann, wie oben Knochen.
2) Rosskäfer (Gestrupes stercor.) Von Pfad und wiemel (eigentlich wibil = Käfer, weil er sich auf Wegen [Pfaden] bei den Excrementen der Thiere findet).
42. Hansen gilt's, Töffeln trifft's.
43. Hanss ohn fleiss wirdt nimmer weiss. – Gruter, I, 47; Petri, II, 370; Henisch, 1139, 58; Gaal, 471; Simrock, 2517.
44. Hons gib Poss, sunst setzt's Piffe. (Oberlausitz.)
45. Ich heiss' und bleibe Hans, leb' mit der wilden Gans ohn' Sorgen um die Wette, spät auf und früh zu Bette.
46. Ik wull doch lêber dat min guden Hans in de Höll kamen däd; wat ward he bi so 'n Küll im Himmel frêrn, un he wêr jümmers so vör de Warmd, sagte die Frau zum Pastor, der sie getröstet, dass ihr gestorbener Mann in den Himmel gekommen sei. – Piening, 89.
47. Jeder Hans danzt möt siner Trin. (Samland.) – Frischbier2, 1490.
48. Junker Hans von Puttputt, wo kommt er den her! (Brandenburg.)
In einer von der Oder durchströmten Gegend der Mark Brandenburg lebte ohne alle Bildung ein Landedelmann; unter dem Namen Junker Hans von Puttputt hinlänglich bekannt. Einmal jährlich verliess derselbe seinen Viehhof und kam, gewöhnlich zur Zeit des Carnevals, in die Hauptstadt, um sich mit seinen dasigen Freunden zu erlustigen, wo er noch, wenn auch gegen seine Absicht, von diesen seinen lieben Freunden recht wacker gehänselt wurde. Als er einmal auch zu dieser Zeit in der Residenz war, wurde er von dem Baron N. zu Tische geladen. Da er wusste, dass dieser einen sehr guten Weinkeller hatte, nahm er die Einladung an und fand dort eine Gesellschaft lustiger Vögel, die sich auch sogleich brüderlich über ihn hermachten, wie die Krähen über die Eule, wenn sie am Tage ihr Loch verlässt. Nachdem man sich lange Zeit mit dem Landjunker gekurzweilt hatte, machte ein Mitglied der Gesellschaft den Vorschlag, allesammt unter Maske und Domino in die Bedeute zu fahren. Zwar suchte der Junker Hans auszuweichen, allein man liess ihn nicht entwischen. Die Maskenanzüge lagen im Nebenzimmer und für den Junker Hans wurden die auffallendsten Kleider, die man in der Residenz auftreiben konnte, zusammengeholt. Auf einem Streifen Papier hatte man mit grossen Kanzleibuchstaben geschrieben: »Junker Hans von Puttputt, wo kommt denn er her?« Der Kammerdiener des Barons nähte den Zettel gerade auf den Rücken des für den Junker bestimmten Mantels. Bei der Einkleidung wurde ihm derselbe rasch umgeworfen. Man nahm ihn in die Mitte bis zu den bereitstehenden Wagen und schob ihn hinein. So langte man beim Opernhause an, und Junker Hans wurde nun von seinen guten Freunden wie vorhin, nur in umgekehrter Ordnung, erst aus dem Wagen hinaus und dann in den Tanzsaal hinein mehr geschoben als geführt. Hier verliessen ihn aber alle und er stand da, allein und verlassen unter dem bunten Gewühl. Allein, ehe er sich dessen versah, kam beinahe die ganze Versammlung zu ihm her und um ihn herum, ihm gleich alten Bekannten die Hand reichend, ihn grüssend: »Junker Hans von Puttputt, wo kommt denn er her?« Alles Nachdenkens ungeachtet konnte er sich nicht enträthseln, wie er, vermummt, in der Residenz zu so viel Bekannten komme. Als indess der Begrüssungen, wie der Gaffer und Lacher immer mehr wurden, da wurde es ihm doch etwas schwül, und hatten ihn schon beim Eintritt die vielen Masken und Lampen geblendet, so verging ihm jetzt beinahe der Athem. Der Saal fing an sich vor seinen Augen zu drehen, und er wäre zum ersten mal in seinem Leben in Ohnmacht gefallen, hätten nicht seine Freunde, die ihn aus der Ferne beobachteten, es bemerkt, ihn dem Gewühl entrissen, nach Hause geführt und mit Erfrischungen erquickt. Nachdem jedoch Junker Hans am folgenden Tage auf seinen Landsitz zurückgekehrt war, legte er sich selbst das Gelübde ab, »dass ihn der Teufel holen solle, wenn er in seinem Leben wieder in die verfluchte Redoute fahre«. So wird die Entstehung der Redensart, die man anwendet, um in scherzhafter Weise Staunen, und Verwunderung auszudrücken, in Berlin oder der Preussische Hausfreund (Berlin 1810, I, Nr. 24 u. 25, S. 111 u. 115) als eine »wahre Anekdote« erzählt. Ueber Zeit und wirkliche Namen habe ich nichts Näheres finden können. In der Gegend, wo der Junker gelebt hat, sollte man doch Näheres wissen. Ist die Redensart in Brandenburg noch bekannt und wo?
49. Meister Hans von Menz und sein junger Sohn Vincenz.
[354] 50. Nachgerade kommt Hans ins Wams. – Simrock, 7261.
51. Sevenundseventig Hänse, sevenundseventig Gänse, bieten mi nich die Gänse, frag' ick nich en Schiet nan die Hänse (oder: pfeissen nit die Gänse, was sollen mir die Hänse?). – Pistor., I, 41; hochdeutsch bei Simrock, 4337; Eiselein, 281.
So spottete 1362 Waldemar von Dänemark des Kriegs der Hansa. Die »Hänse« nahmen ihm aber alle seine Schiffe weg und machten ihm einen Besuch in Kopenhagen. (Vgl. auch Raabe.)
52. Wär weit, wo Hans is, wenn Gras wösset. – Schambach, II, 584.
Im Harz: War wäss, wu Hans is, wenn Gros wächst! (Lohrengel, II, 501.) Was im nächsten Jahr sein wird, können wir nicht wissen. Wahrscheinlich ist Hans bei der Entstehung des Sprichworts der Name eines Pferdes gewesen.
53. Was dem Hans wehe thut, thut dem Michel nicht wehe.
Was geht's mich an, wenn's dem andern übel geht.
54. Was Hans eingebrockt, muss Hänschen aussuppen.
Holl.: Klein Hansken boet, wat Hans misdoet. (Harrebomée, I, 284.)
55. Was Hans nicht ist, kann Hans nicht werden.
Böhm.: Nečiň bože z Janka pánka. (Čelakovsky, 100.)
56. Wei weit woa Hans ies, wann Haber wässet. (Soest.) – Firmenich, I, 349, 50.
Im Hochdeutschen: Wer weiss, wo Hans ist, wenn 's Gras wächst. (Simrock, 4342; Gaal, 857.) Es ist noch lange hin; es kann noch alles besser werden.
It.: Di qui a là, Dio sa quel che sarà.
Lat.: Deus providebit.
57. Wen der grosse Hans will schlucken, der muss nicht strabeln und zucken.
Holl.: Onthoud geen' Kleinhans 't regt als Groothans onregt doet. (Harrebomée, I, 284.)
58. Wenn grosse Hansen wie Esel thäten, sie wären dann immer grosse Propheten.
Holl.: Wat groote Hansen doen, dat moet men prizen. (Harrebomée, I, 284.)
59. Wenn Hans auf dem Dudelsack spielt, so stirbt Marie vor Hunger. – Kiesewetter, 40.
Macht der Liebe oder der Töne.
60. Wenn Hans die lahme Grete liebt, denkt er sie tanzt.
Die Liebe verschönert alles; Hinken gilt ihr für Tanzen.
61. Wer da het kenen Hans, déi krigt ak kenen Dans. – Bremer Sonntagsblatt, 1855, 4; Schambach, I, 507.
Bespricht das Unglück der Mädchen, die auf dem Tanzplatz ohne Verehrer sind. »Wenn sie also«, bemerkt Schambach, »nicht mit ›Stâstoffel‹ und ›Wandhans‹ oder mit ›Stâstoffel‹ und ›Winkelfos‹ tanzen wollen, so müssen sie sich einen ›Schatz anschaffen‹.«
62. Wer Hans in allen Gassen ist, ist in seiner nicht zu Hause.
*63. A iss wie Hans in allen Gassen. – Gomolcke, 122; Robinson, 341 u. 543; hochdeutsch bei Sailer, 120.
*64. Ar macht überoll 'n grassen Hans. (Franken.) – Frommann, VI, 315, 155.
Es ist ein Prahler.
*65. Da will ich doch Hans heissen!
Wenn das wahr ist oder geschieht.
*66. Das ist einer, der Hans heisst.
Holl.: Dat is er een, die Hans heet, vet en dick. (Harrebomée, I, 284.)
*67. Das wird ihm Meister Hans verbieten.
Der Henker wird ihn an den Galgen bringen. – »Wer sich sein selber nicht kann massen, von böser gwonheit abelassen, den muss man in ein Kloster globen zun dörren Brüdern hoch dort oben, da man mit Leitern steigt ins Chor, darumb sehe sich ein jeder vor vnd sich für böser gwonheit hüten, sonst wirdts jm Meister Hans verbieten.« (Waldis, IV, 43.)
*68. Dat es en rechten Hans in allen Gaten. (Iserlohn.) – Woeste, 85, 90.
*69. Den grossen Hansen spielen. – Mayer, II, 115.
Der Prahler. In fränkischer Mundart bei Frommann, VI, 315, 155.
Holl.: Hij speelt den grooten Hans. (Harrebomée, I, 284.)
*70. Den Hans für den Stoffel ansehen.
Frz.: Prendre Saint-Pierre pour Saint-Paul.
*71. Der heisst Hans. – Mayer, II, 36.
[355] *72. Der isch Hans ob'n im Dorf. – Schweiz, I, 144, 64.
*73. Du Hans!
Gilt unter den Landleuten Schlesiens als starke Verbalinjurie. (Schlesische Provinzialblätter, 1866, 428.)
*74. Ein grosser Hans sein wollen. – Geiler, Nsch., 97.
Einen hohen Rang, eine wichtige Stelle beanspruchen.
*75. Er hält es mit den grossen Hansen.
Holl.: Hij houdt het met de groote Hansen. (Harrebomée, I, 284.)
*76. Er ist Hans im obern Gaden1. (Schweiz.)
1) Das ist Zimmer, Kopf. – Vor lauter Freude nicht bei Kopfe.
*77. Er ist (will) Hans oben im Dorfe (sein). – Jer. Gotthelf, Jakob's Wanderungen, 245; Käthi, 127; Leiden und Freuden, I, 32.
*78. Es ist ein armer Hans.
Holl.: Het is een arme Hans. (Harrebomée, I, 284.)
*79. Es ist Hans ohne Sorge.
Der Immerlustig.
Frz.: C'est un sans-souci, un gros sans-souci.
Lat.: In dextram aurem dormiens. (Plinius.) (Binder II, 1417.)
*80. Es ist Hans von Jena! – Richard, 391; Eiselein, 348.
Von jemand, der stets hin- und hergafft, Maulaffen feil hat, und alles hören oder sehen will. (S. ⇒ Hans 31.)
*81. Es ist Hans was Heiri. (Luzern.)
Einerlei, kein Unterschied.
*82. Et es ennen gelpen Hänns. (Meurs.) – Firmenich, I, 407, 392.
Es ist ein geiler Hans = Kaninchen.
*83. Gross und kleine Hänse.
Holl.: Groote Hans en kleine Hans. (Harrebomée, I, 294.)
*84. Gutten Hanss, Herr Tag. (Schles.)
Zur Charakterisirung oder Ironisirung eigener wie fremder Verkehrtheit. »Ha ha! gutten Girgen, Herr Morgen, gutten Honss, Herr Tag.« (Keller, 142a.)
*85. Hannes, wo ist dei' Säg? – Bairische Schulzeitung, 1864, S. 301.
Diese Redensart ist aus Bruck bei Erlangen und wird dort angewandt, wenn man etwas sucht, das man schon hat.
*86. Hans, das war dumm! – Eiselein, 280.
Lat.: Ah Corydon, Corydon, quae te dementia cepit. (Philippi, I, 15.)
*87. Hans heissen. – Schöpf, 242.
In seiner Art vorzüglich sein.
*88. Hans in eodem.
»Sie (die auf der Schule oder in der Lehre nichts gelernt haben) wären annoch glücklich zu nennen, wenn sie als gebrandte das Feuer fürchteten; so aber bleiben sie immer Hans in eodem; wer sie lehret, der redet zu einem Holze und schlägt mit einem Prügel ins Wasser.« (Keller, 163a.)
*89. Hans mit der Latte könnt' es treffen. – Eiselein, 281; Braun, I, 1124.
Der im Hahnenspiele mit verbundenen Augen nach dem Topfe schlagen muss.
*90. Hans mit der Latte sein. (S. ⇒ Latte.)
Lat.: Simia barbata seu caudata. (Erasm., 861; Philippi, II, 185.)
*91. Hans Namiddag. (Holst.)
Die alles aufschieben.
*92. Hans nimm dich selbst bei der Nase. – Luther, 328.
*93. Hans oba n' im Dorf. – Tobler, 255.
Ein Tonangeber, Einbildling, Stimmführer, einer, der den Meister spielen will.
*94. Hans Pfriem.
Von einem, der alles besser wissen will, wie der Schuster, der über den Leisten hinaus urtheilt. Der Name Hans kommt auch noch in einer Anzahl Verbindungen und Zusammensetzungen sprichwörtlicher Art vor, die, meist an ihrem Orte aufgeführt, hier übersichtlich zusammengestellt folgen: Hans Dampf, Hans Hönerloch, Hans Koch, Hans Kraft, Hans Marter, Hans Wurst, Hans Narr, Hans Puff, Hans vör allen Hägen, Hans Unfleiss, Hans Hasenfuss, Hans Guckindiewelt, Hans Liederlich, Hans Hagel (s. Janjagel), Hans Ohnekopf. Ferner: Grosshans, Schmalhans, Schlamphans u.s.w. (Vgl. auch Waldis, 51.) Man spricht auch noch von einem Hans Obenhinaus, Hans Liederlich, Hans Arsch, Hans Ohnesorg.
*95. Hans, prahl' sachte! – Gomolcke, 1172; Simrock, 4333.
*96. Hans Röhrup. (Holst.)
Von denen, die nichts an seiner Stelle lassen, sondern alles aufwühlen und aufrühren.
*97. Hans rubbel et Gessel. (Pillkallen.) – Frischbier2, 1489.
Ruf der Zuschauer, wenn ein Stärkerer einem Schwächern die wohlverdienten Prügel gibt.
[356] *98. Hans spann1 den Degen an und hâl2 vörn Drêling Semp3. (Holst.) – Schütze, II, 100; Diermissen, 903.
1) Lege.
2) Hole.
3) Dreier Senf. – Spott auf glänzende und stolze Armuth mancher Landjunker; das bedegente Söhnlein holt für einen Dreier Senf.
*99. Hans Streichdenbart versteht die Art.
*100. Hans up der Dröge. (Holst.) – Schütze, II, 102.
Von einem Wirthe, der nichts zu trinken hat.
*101. Hans von der Luft wohnt dort. – Eiselein, 280.
In verfallenen Schlössern und Burgen.
*102. Hans will nicht hervorkommen.
Wenn jemand mit der Sprache nicht heraus will.
*103. Hansen vnd löffelhansen. – Henisch, 554, 31.
»D.i. junge narrende Buler.«
*104. Hanss ynn allen gassen. – Agricola I, 257; Eyering, III, 6; Egenolff, 160a; Gruter, I, 47; Sutor, 931; Fischer, Psalter, 706b; Simrock, 4334; Richard, 391; Eiselein, 207 u. 280; Braun, I, 1126; Frischbier2, 1487a; schlesisch bei Keller, 145b.
Ueberall dabei, mischt sich in alle Händel. »Ein Hanns inn allen Gassen, wil die Händ vberall im sothe haben, wie die jungen Kinder vnd vil aussrichten, was jhm nicht befohlen ist.« (Mathesy, 62a.) Bei Henisch, (1363, 65) mit dem Zusatz: Meister fürwitz vnd der lateinischen Zufügung: Ardelio, homo inquietus et curiosus, alienis se immiscens negotiis.
Holl.: Hans in alle straten. (Harrebomée, I, 284.)
*105. He is egen as Hans, säd' de oll Mann, de sull an'n Galgen un wull nich.
*106. Ich wolt eh nit Hans heyssen. – Franck, II, 37.
In Schlesien: Ja ich wiel Hons hêssen, wenn dos Ding wohr is. (Keller, 144a.) Wenn wir sagen wollen, dass wir an etwas nicht gedenken, dass wir es noch viel weniger thun würden. Franck stellt die obige Redensart mit den folgenden zusammen, um den Sinn der lateinischen: Terra mihi prius dehiscat, in ihren verschiedenen Anwendungsformen deutsch auszudrücken: Ich wolt ehe das mich die erd verschlund. Ich wolt nit dass mich die sonn anschin, die erd trüg. Ich wolt ehe dass mich ein Ent zertrette, das were doch ein schendlicher todt.
Frz.: S'il en vient à bout, j'irai le dire à Rome.
*107. Mit nichten, a heest Hoanss. – Gomolcke, 791.
*108. Sie ist ein rechter Hannes. (Nürnberg.) – Frommann, III, 356.
Von einer derben, starken weiblichen Person, die schwer ins Gewicht fällt, dabei keck, gleichsam männlich auftritt, aber auch noch jung ist.
109. Der blanke Hans klopft ans Fenster.
So sagt man auf den Halligen der Nordsee, wenn das über das Wiesenland getretene Meer seinen Schaum gegen die Häuser der Wurthhügel, d.h. der Erhöhungen, auf denen die Häuser erbaut sind, spritzt. (Vgl. Weigelt, Nordfriesische Inseln, 2. Aufl., S. 35.)
110. Für 'n Hans wär' ein Goldklumpen nichts nütze. (Kamnitz.)
111. Giebt man dem Hans viel Holz, so macht er viel Späne. – Comotovia, 1876, S. 65.
112. Hans, handle, so lernst du die Leute kennen. – Schulfreund, 85, 24.
113. Hans steh'! Wackeln ist schmelzender Schnee. (Hunsrück.)
Wer hin und her schwankt, erreicht sein Ziel nicht.
114. Herzog Hans ohne Lüt und Land hat sich vor Krossen das Maul verbrannt. – A. Matthias, Chronik der Stadt Crossen, 136.
115. Jeder Håns håt a Wimmerl (Hitzblatter) im Hirn. – Zeitschrift für deutsche Philologie, VIII, 86.
116. Jeder Håns håt an Sporn. (Wien.) – Zeitschrift für deutsche Philologie, VIII, 86.
117. Soll ich den Hans holen? (Böhmen.)
Hier in dem Sinne von Gerte, Ruthe, als Drohung gegen Kinder.
118. Wer den Hans Hebt, liebt auch Hansens Hund.
*119. Das Ding heisst Hans. (Baiern.) – Klein, I, 184.
Es ist vortrefflich.
*120. Das hört (weiss) Hans hinter der Mauer. – Hermes, I, 53, 130; II, 306.
*121. Den Hans spielen.
Diese berliner Redensart beruht auf einem geschichtlichen Vorgange. In Berlin heisst man den Scharfrichter Meister Hans. In früherer Zeit hatte er die Berechtigung, äussere Kuren an Vieh und Menschen [1406] vorzunehmen. König Friedrich Wilhelm I. hatte ihn sogar zu seinem Hof- und Leibmedicus ernannt. Die interessanteste Heilung vollzog Meister Hans am Charfreitage 1529. Er war am Gründonnerstage in der Kirche zum schwarzen Kloster gewesen. Der Eingang war von Bettlern aller Art belagert, und er hatte eine Anzahl solcher darunter bemerkt, die sich nur blind, lahm u.s.w. stellten. Meister Hans ging zum Kurfürsten Joachim I. und wirkte sich die Erlaubniss aus, eine Heilung vorzunehmen, die er am folgenden Tage, wo der Eingang zur Kirche in gleicher Weise von Krüppeln belagert ward, derart ausführte, dass er mit seinem Knechte Friedrich vormarschirte, dann einen Knotenstock unter dem Mantel hervorzog und dergestalt auf die, welche sich verstellt hatten, um das Mitleid zu täuschen, einhieb, dass die Lahmen sofort auf die Beine kamen. Der Betrug macht sich auch in unseren Tagen unter den Bettlern breit. In der Lindenstrasse lag ein Mädchen schreiend anscheinend in Krämpfen. Die kenne ich, sagte ein vorübergehender Arzt, ich werde sie heilen. Er ging durch die Menge an sie heran und sagte: Man hole schnell ein glühendes Eisen, ich muss sie brennen, das hilft vortrefflich. Kaum hatte er dies gesagt, so sprang das Mädchen auf und lief davon. »Ich habe den Hans gespielt«, sagte er. (Illustrirte Welt, Stuttgart, 19. Jahrg. S. 622.)
*122. Die grossen Hansen optimatus, primatus, proceres. – Aventin bei Schmeller, II, 215; Germania, V, 321.
*123. Die hübschen Hansen. – Germania, V, 321.
Es sind damit die Leute gemeint, die das Courmachen als Gewerbe betreiben. (Vgl. Narrenschiff, 25, 55.)
*124. Er ist ein Hans Dwall. – Frischbier, II, 593.
*125. Es ist ein reicher Hans. – Waldis, II, 31; Germania, V, 321.
*126. Es sind grosse Hansen.
»Reiche leut, die den nachdruck haben.« (Mathesy, Sarepta, XIa.)
*127. Gewaltiger Hans. – Sittewald, 1, 409; Germania, V, 321.
*128. Hans Frissumsonst.
*129. Hans Guck in die Welt. – Germania, V, 323.
*130. Hans im Schnakenloch. – Germania, V, 323.
Ein grillenhaft unzufriedener Mensch.
*131. Hans mit Einem Bein. – Germania, V, 323.
*132. Hans Ohnefleiss.
*133. Hans ohne Bart. – Frischbier, I, 67b; Germania, V, 321.
*134. Hans, taps in die Grütze.
Spottname.
*135. Hans Puff. – Dähnert, 362b.
Für einen groben Menschen, oder für grobe Leute (den Pöbel) überhaupt gebraucht.
*136. Hans Saufaus.
*137. Hans Springinsfeld. – Germania, V, 323.
*138. Hans und Grete. – Germania, V, 324.
Damit bezeichnet man jedes verliebte Paar.
*139. Hans von Narrenberg. – Germania, V, 315.
»Der heisst wol Hans von Narrenberg, denn er alle Narren übertrifft.« (Narrenschiff, 28, 6; Kloster, I, 376.)
*140. Hans von Selbig. – Germania, V, 323.
*141. Hans vor allen Hägen. – Reuter, Schurr- Murr, 86.
*142. Hans wird helfen.
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